freitag 5. februar 2o16, 9.3o uhr donnerstag 4. februar ... · angestellt und hat sich unter ande...

3
Silber aus ehemals jüdischem Besitz – wie gehen Museen damit um? Symposium anlässlich der Ausstellung „Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg” Raubkunst? Die Teilnahme ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Platzzahl bitten wir um verbindliche Anmeldung bis zum 15. Januar 2o16. Symposium anlässlich der Ausstellung „Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg” In Kooperation mit 4.–5. Februar 2o16 4.–5. Februar 2o16 Telefon: o4o 428 134 1oo E-Mail: [email protected] Fax: o4o 428 134 1o9 Besteckschubladen im Depot des MKG, Foto: Martin Luther/Dirk Fellenberg Moderation Andreas Hoffmann ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg 4 Katharina Fegebank Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg Grußwort Uwe M. Schneede Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg 12 Aufgaben, Absichten, Perspektiven des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste. Impulsvorträge Larissa Förster Universität Köln 2 Sensible Sammlungen und koloniale Provenienzforschung in ethnologischen Museen: Debatten, Projekte und Perspektiven. Jürgen Lillteicher Willy Brandt Haus, Lübeck 7 Vom Nutzen der Wiedergutmachungshistorie für die Beurteilung gegenwärtiger Restitutionsfragen. Das Fallbeispiel Hamburger Silberschatz. KAFFEEPAUSE 11.00 – 11.30 UHR Workshop Leitung Silke Reuther Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 11 Das Publikum erarbeitet Fragen für die anschließende Diskussionsrunde. IMBISS 12.30 – 13.00 UHR Podiumsdiskussion Stefan Koldehoff Deutschlandfunk, Köln 5 Cilly Kugelmann Jüdisches Museum, Berlin 6 Börries von Notz Alleinvorstand Stiftung Historische Museen Hamburg 1o Uwe M. Schneede Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg 12 Sabine Schulze Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 13 Edward van Voolen Abraham Geiger Kolleg, Universität Potsdam 15 DAS SYMPOSIUM ENDET VORRAUSSICHTLICH UM 15.00 UHR Freitag 5. Februar 2o16, 9.3o Uhr Moderation Stephanie Tasch Kulturstiftung der Länder 14 Sabine Schulze Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 13 Begrüßung Silke Reuther Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg 11 Das Silber aus ehemals jüdischem Besitz und die Rolle des MKG. Impulsvorträge Wiebke Müller Museum für Hamburgische Geschichte 9 Das Silber der Hamburger Juden und sein Weg in die öffentlichen Sammlungen der Stadt. Ilse von zur Mühlen Bayerisches Nationalmuseum, München 8 Silber aus ehemals jüdischem Besitz? Die Bestände aus der „Sammlung Göring“ und Münchner „Silberabgaben“ am Bayerischen Nationalmuseum. KAFFEEPAUSE 15.00 – 15.30 UHR Impulsvorträge Marlies Coburger Provenienzforscherin, Berlin 1 und Steffi Grapenthin Provenienzforscherin, Berlin 3 Zum zwangsabgelieferten Silber aus jüdischem Besitz im Märkischen Museum. Nur eine didaktisch angelegte Mustersammlung? Leonhard Weidinger MAK, Wien 16 Eine gute Quellenlage? Zu den Möglichkeiten und Grenzen der Restitution des beschlagnahmten Silbers aus ehemals jüdischem Besitz in Wien. FRAGEN/DISKUSSION 17.00 – 17.30 UHR Donnerstag 4. Februar 2o16, 13.oo Uhr

Upload: ngongoc

Post on 10-Aug-2019

212 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Silber aus ehemals jüdischem Besitz –wie gehen Museen damit um?

Symposium anlässlich der Ausstellung „Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg”

Raubkunst?

Die Teilnahme ist kostenfrei. Aufgrund der begrenzten Platzzahl bitten wir um verbindliche Anmeldung bis zum 15. Januar 2o16.

Symposium anlässlich der Ausstellung „Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg”

In Kooperation mit

4.–5. Februar 2o16

4.–5. Februar 2o16

Telefon: o4o 428 134 1ooE-Mail: [email protected]: o4o 428 134 1o9

Besteckschubladen im Depot des MKG,Foto: Martin Luther/Dirk Fellenberg

Moderation Andreas Hoffmann ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Hamburg → 4

Katharina Fegebank Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt HamburgGrußwort

Uwe M. Schneede Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg → 12Aufgaben, Absichten, Perspektiven des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste.

Impulsvorträge

Larissa Förster Universität Köln → 2Sensible Sammlungen und koloniale Provenienzforschung in ethnologischen Museen: Debatten, Projekte und Perspektiven.

Jürgen Lillteicher Willy Brandt Haus, Lübeck → 7Vom Nutzen der Wiedergutmachungshistorie für die Beurteilung gegenwärtiger Restitutionsfragen. Das Fallbeispiel Hamburger Silberschatz.

Kaffeepause 11.00 – 11.30 uhr

Workshop

Leitung Silke Reuther Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg → 11 Das Publikum erarbeitet Fragen für die anschließende Diskussionsrunde.

ImbIss 12.30 – 13.00 uhr

Podiumsdiskussion

Stefan Koldehoff Deutschlandfunk, Köln → 5

Cilly Kugelmann Jüdisches Museum, Berlin → 6

Börries von Notz Alleinvorstand Stiftung Historische Museen Hamburg → 1o

Uwe M. Schneede Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Magdeburg → 12

Sabine Schulze Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg → 13

Edward van Voolen Abraham Geiger Kolleg, Universität Potsdam → 15

Das symposIum enDet vorraussIchtlIch um 15.00 uhr

Freitag 5. Februar 2o16, 9.3o Uhr

Moderation Stephanie Tasch Kulturstiftung der Länder→ 14

Sabine Schulze Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg → 13Begrüßung

Silke Reuther Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg → 11Das Silber aus ehemals jüdischem Besitz und die Rolle des MKG.

Impulsvorträge

Wiebke Müller Museum für Hamburgische Geschichte → 9Das Silber der Hamburger Juden und sein Weg in die öffentlichen Sammlungen der Stadt.

Ilse von zur Mühlen Bayerisches Nationalmuseum, München → 8Silber aus ehemals jüdischem Besitz? Die Bestände aus der „Sammlung Göring“ und Münchner „Silberabgaben“ am Bayerischen Nationalmuseum.

Kaffeepause 15.00 – 15.30 uhr

Impulsvorträge

Marlies Coburger Provenienzforscherin, Berlin → 1

und Steffi Grapenthin Provenienzforscherin, Berlin → 3Zum zwangsabgelieferten Silber aus jüdischem Besitz im Märkischen Museum. Nur eine didaktisch angelegte Mustersammlung?

Leonhard Weidinger MAK, Wien → 16Eine gute Quellenlage? Zu den Möglichkeiten und Grenzen der Restitution des beschlagnahmten Silbers aus ehemals jüdischem Besitz in Wien.

fragen/DIsKussIon 17.00 – 17.30 uhr

Donnerstag 4. Februar 2o16, 13.oo Uhr

7 Dr. Jürgen Lillteicher leitet seit 2oo7 das Willy-Brandt-Haus Lübeck, eine Zweigstelle der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung. Er war wissenschaftlicher Mitarbei- ter am Simon Dubnow Institut für Jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig und bei der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin tätig. Er hat sich intensiv mit der Geschichte der Rückerstattung jüdischen Eigentums in der frühen Bundesrepublik beschäftigt und neben Aufsätzen eine grundlegende Studie zum Thema veröffentlicht.

4 Dr. Andreas Hoffmann ist Kulturmanager und Klassi-scher Archäologe. Seit 2oo7 ist er Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums und Programmleiter Kunst und Kultur der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius (verantwortlich für die Förderbereiche Musik und Denkmalpflege). Er war wissenschaft- licher Mitarbeiter in der Antiken-sammlung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und 2oo4 bis 2oo6 Geschäftsführer der Freunde der Hamburger Kunsthalle und des Bundesverbandes der Freundeskreise deutscher Museen für Bildende Kunst. Seit 2o12 ist er Dozent für Museums-, seit 2o15 auch für Stif-tungs management am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

5 Stefan Koldehoff ist Journalist und Autor. Die Provenienzforschung ist ein Schwer- punkt seiner publizistischen Tätig-keit. Er arbeitet als Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln und schreibt für die „Die Zeit“, FAZ und die „Sonntagszeitung“ in Zürich. Von 1998 bis 2oo1 war er Redak-teur und zuletzt stellvertretender Chefredakteur des Kunstmagazins „art“ in Hamburg. 2oo8 wurde er für seine investigativen Recherchen mit dem puk-Journalistenpreis des Deutschen Kulturrats, 2o12 mit dem „Prix Annette Giacometti“ und dem „Otto Breuer-Preis für Kritischen Journalismus“ ausgezeichnet.

6 Cilly Kugelmann ist seit September 2oo2 Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin und Stellvertreterin des Direktors. Als Leiterin der Bil- dungsabteilung, später auch der Ab-teilung Wissenschaft und Forschung sowie der Ausstellungsabteilung war sie bereits seit Mai 2ooo im Museum tätig. Sie kommt aus Frankfurt am Main, wo sie am dortigen Jüdischen Museum von 1986 bis 2ooo das Bil- dungsprogramm und die Öffentlich- keitsarbeit betreut hat und als Kura- torin für historische Ausstellungen tätig war. Seit 198o gibt sie mit einem Redaktionskollektiv die Zeitschrift „Babylon, Beiträge zur jüdischen Gegenwart“ heraus und war an der Herausgabe mehrerer Bücher zur Nachkriegsgeschichte der Juden in Deutschland und zum Antisemitismus beteiligt.

9 Wiebke Müller M.A. ist seit 1993 im Hamburg Mu-seum/Museum für Hamburgische Geschichte tätig. Seit Sommer 2o11 ist sie dort für die Provenienzfor-schung zuständig. Sie untersucht die Gemälde- und Silberzugänge zwi-schen 1933 und 1945 auf mögliche NS-verfolgungsbedingte Zusam-menhänge. Ein Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Recherchen ist die Erforschung der Geschichte des Silbers der Hamburger Juden.

8 Dr. Ilse von zur Mühlen ist Kunsthistorikerin und Mitbegründerin des Arbeitskreises Provenienzforschung. Von 1999 bis 2oo2 war sie als Provenienzforscherin an den Bayerischen Staatsgemälde- sammlungen tätig. Sie arbeitete für amerikanische Institutionen und die Deutschbaltische Kulturstiftung in Lüneburg. Seit 2o12 ist sie mit der Erforschung der Herkunft von Wer-ken aus dem ehemaligen Besitz von „Reichsmarschall“ Hermann Göring am Bayerischen Nationalmuseum beauftragt. Sie hat zur Provenienz-forschung publiziert, zuletzt die Kurzangaben zu den Provenienzen der Skulpturen aus der Sammlung Göring auf der Website des Bayeri-schen Nationalmuseums.

1o Börries von Notz leitet seit 2o14 als Alleinvorstand die Stiftung Historische Museen Hamburg und ist für die inhaltliche und strategische Ausrichtung der zur Stiftung gehörenden Museen verant- wortlich. Er ist Jurist und war seit 2oo1 in Berlin für verschiedene Muse- umsinstitutionen wie dem Deutschen Museumsbund, dem Institut für Museumsforschung und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz tätig. 2oo8 wechselte er als Geschäftsführen-der Direktor zur Stiftung Jüdisches Museum Berlin.

12 Prof. Dr. Uwe M. Schneede war Direktor der Hamburger Kunsthalle. Er leitete das Museum von 1991 bis zur Pensionierung 2oo6. Seit 2oo8 ist er Vorsitzender des Beirats der Arbeitsstelle für Prove-nienzforschung in Berlin und seit Anfang 2o15 Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums Kulturgutver-luste in Magdeburg.

11 Dr. Silke Reuther ist Kunsthistorikerin und Pro- venienzforscherin. Am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg ist sie seit 2o1o für die Provenienz-forschung verantwortlich. Sie hat die Herkunft der Kunstsammlung Philipp F. Reemtsma recherchiert und ihre Forschungsergebnisse 2oo6 veröffentlicht. Für die Berliner Sammlung Bettina und Rolf Horn war sie ab 2oo7 als Provenienzfor-scherin tätig. 2o14 hat sie die Ausstel- lung „Raubkunst. Provenienzfor-schung zu den Sammlungen des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg“ kuratiert.

Vitrine mit Silber im Depot des MKG, Foto: Martin Luther/ Dirk Fellenberg

1 Dr. Marlies Coburger ist seit 2o12 als Provenienzfor-scherin für die Erstcheckprojekte des Museumsverbandes Branden-burg tätig, an die sich Projekte beim Heimatmuseum Müllrose und im Museum Fürstenwalde anschlossen. Sie forschte und publizierte insbe-sondere zu Büchern und Landkarten aus Lynarschem Besitz im Heimat-museum Müllrose. Bereits 1997 bis 2ooo befasste sie sich bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin mit dem Silber aus ehemals jüdischem Besitz im Märkischen Museum und veröffentlichte dazu zwei Beiträge. 

2 Dr. Larissa Förster ist wissenschaftliche Mitarbeite - rin der Universität zu Köln (Inter-nationales Kolleg Morphomata) und Sprecherin der AG Museum der Deutschen Gesellschaft für Völker-kunde. Sie arbeitet über koloniale Sammlungsgeschichte und forscht derzeit über Restitution und Repat-riierung im Bereich ethnologischer und naturkundlicher Museen, ins- besondere über Rückgabeverhand-lungen zwischen Deutschland, Namibia und Australien. Im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum hat sie Ausstellungen zu afrikanischer Geschichte und Gegenwartskunst kokuratiert.

3 Steffi Grapenthin ist Diplom-Museologin (FH). Als freiberufliche Provenienzforscherin ist sie seit 2o14 für die „Taskforce Schwabinger Kunstfund“ tätig. Ab 2o1o war sie als Provenienzforscherin bei der Stiftung Stadtmuseum Berlin angestellt und hat sich unter ande rem mit dem Silber aus ehemals jüdi-schem Besitz befasst. Sie studierte Museumskunde an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und war 2oo9 in verschiedenen Museumsprojekten tätig.

Die Silberbestände aus ehemals jüdischem Besitz stellen einen Themenschwer- punkt der Ausstellung „Raubkunst?“ dar, der auf besonderes Interesse stößt. Über die tragische Geschichte dieses Silbers wird hier erstmals öffentlich gesprochen. Aber wie können wir in Zukunft angemessen mit diesen Objekten umgehen? 2o Tonnen Silber wurden 1939 in Hamburg aus jüdischem Besitz beschlagnahmt und zum Einschmelzen bestimmt. Einen Teil dieser Bestände kaufte die Stadt dem Deutschen Reich ab, um „Silber mit Antiquitätenstatus“ für die Museen zu bewahren. Mehr als 3.ooo Stück Silbergerät überwies die Hamburger Finanz- behörde 196o an das Museum für Kunst und Gewerbe, nachdem es der Jewish Trust Corporation abgekauft worden war und keine Hoffnung mehr bestand, die einstigen Eigentümer ausfindig zu machen. Kein anderes Museum beherbergt solche Mengen von Objekten des Alltags, Tafelbesteck für Familienfeste, Geräte, die eng mit dem Leben ihrer ehemaligen jüdischen Besitzer verbunden waren. Was soll aus diesen Beständen werden, die wir nicht verstecken wollen, die aber auf Grund ihrer Geschichte auch nicht als normales Exponat ausgestellt werden können? Diese Frage wollen wir auf diesem Symposium erörtern.

Karteikarte im Staatsarchiv Hamburg, Foto: Staatsarchiv Hamburg

13 Prof. Dr. Sabine Schulze ist seit 2oo8 Direktorin des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Mit der Ausstellung „Body and Soul“ formuliert sie 2o1o ihre Vision einer Epochen und Kulturen übergreifenden Sammlungsinterpre-tation. Die thematisch strukturierte Neueinrichtung der Bestände und ein politisch akzentuiertes Ausstel-lungsprogramm reflektieren die Möglichkeiten eines Museums für angewandte Kunst, zu denen auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zählt. Seit 2o1o betreibt das MKG proaktiv Proveni-enzforschung.

14 Dr. Stephanie Tasch ist Kunsthistorikerin. Seit 2o12 ist sie als Dezernentin für die Kultur- stiftung der Länder in Berlin tätig. Ende 1999 wurde sie vom Auktions-haus Christie’s für die im Aufbau befindliche Abteilung für Provenienz- forschung engagiert. Sie hat zur Pro- venienzforschung und zur Geschichte des privaten Sammelns publiziert. Sie ist Mitglied der „Taskforce Schwa- binger Kunstfund“ und seit 2o15 Mitglied des Förderbeirats der Stif-tung Deutsches Zentrum Kulturgut-schutz und des Wissenschaftlichen Beirats des Forums Kunst und Markt am Kunsthistorischen Institut der TU Berlin.

16 Mag. Leonhard Weidinger ist selbständiger Historiker und Multimedia/Web-Producer in Wien. Als Provenienzforscher ist er seit 2oo5 im MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/ Gegenwartskunst tätig. Er hat 2o11 bis 2o13 am Projekt „German Sales 193o –1945“ mitgearbeitet und ist Mitherausgeber der Bände 1 (2oo9) und 2 (2o1o) der Schriftenreihe der Kommission für Provenienzfor-schung. Seit 2o14 ist er im Vorstand des Arbeitskreises Provenienzfor-schung e.V.

15 Dr. Edward van Voolen war von 1978 bis 2o13 Kurator und Kustos des Jüdisch-Historischen Museums in Amsterdam. Seit 2oo2 ist er am Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam als Studien- leiter für praktische Ausbildung und Dozent für Homiletik tätig. Er stu dierte Kunstgeschichte und Geschichte an der Amsterdamer Universität und wurde am Leo Baeck College in London als Rabbiner aus-gebildet und ordiniert. Van Voolen ist Verfasser zahlreicher Bücher und wissenschaftlicher Aufsätze über jüdische Religion, Kunst, Architektur und Geschichte.

Negativschachtel aus der Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte, um 1940, Foto: Svenja Siemsen

Presseinformation: Enteignungsgeschichte erzählen und Forschung vorantreiben. Symposium im MKG entwickelt erste Ansätze

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg | Steintorplatz | D-20099 Hamburg | 9.2.2016 | S. 1

Presseinformation

Enteignungsgeschichte erzählen und Forschung vorantreiben Symposium im MKG entwickelt erste Ansätze für den angemessenen Umgang mit Silber aus ehemals jüdischem Besitz

Hamburg, 9. Februar 2016 – Seit 1960 verwahrt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) rund 3.000

Silberobjekte, die infolge einer Beschlagnahmeaktion während der NS-Zeit in seine Sammlung gelangten. Hamburg

einigte sich mit „Jewish Trust Corporation“ auf die Zahlung eines Ausgleichsbetrags für das verbliebene Silber, das nicht

an die einstigen Besitzer oder ihre Erben zurückgegeben werden konnte. Offen ist jedoch die Frage, wie die museale

Arbeit mit einem Kulturgut aussehen kann, das so unmittelbar mit dem Holocaust verbunden ist und die Museen

zugleich in die Pflicht nimmt, es jederzeit zurückzugeben, wenn Ansprüche geltend gemacht werden. Im Rahmen seiner

Ausstellung Raubkunst? Provenienzforschung zu den Sammlungen des MKG thematisiert das Museum seit Oktober

2014 zum ersten Mal die Geschichte seiner Silberbestände. Am 4. und 5. Februar lud das MKG in Kooperation mit der

ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Wissenschaftler aus Museen und historischen Forschungseinrichtungen sowie

Vertreter jüdischer Institutionen zu einem Symposium ein, um einen angemessenen Umgang mit diesen Silberbeständen

zu diskutieren. Grundsätzlich liege es, so ein zentrales Fazit der Gespräche, in der moralischen Verantwortung der

betreffenden Museen, immer wieder für das Thema zu sensibilisieren und den Umgang mit den Objekten transparent zu

machen. Für eine fundierte Forschung seien die Zugänglichkeit relevanter Dokumente, ein kontinuierlicher

Informationsaustausch und der interdisziplinäre Dialog wichtige Voraussetzungen. Am Beispiel der in großen Mengen

vorhandenen Silberbestände hätten die Museen außerdem die Aufgabe aufzuzeigen, wie sich die Enteignungsgeschichte

des Nationalsozialismus durch alle Bevölkerungsschichten zog. Dafür sollten geeignete Ausstellungsformen und

Vermittlungsformate gefunden werden.

In der Forschung gelte es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Für eine grundlegende Bestandsaufnahme müsste die

Archivbestände der Museen zur Verfügung stehen und digitalisiert werden. Die Bilddaten der Silbergegenstände sollen

den Opfern und deren Erben, etwa auf dem Online-Portal www.lostart.de, zugänglich gemacht werden. Ebenso sei es

unverzichtbar, Datenbanken in Bibliotheken und Archiven zugänglich zu halten und Forschungsergebnisse für die

öffentliche Nutzung zur Verfügung zu stellen. Für eine fundierte und zeitnahe Herkunftsforschung müssten die

Kulturinstitutionen aber auch mit ausreichenden personellen und finanziellen Mittel ausgestattet werden. Eine zentrale

Aufgabe der Provenienzforscher sei der intensive Austausch etwa mit Wirtschafts-, Rechts- und Zeithistorikern. Wichtige

Impulse kämen auch von Herkunftsforschern ethnologischer Disziplinen, die bereits seit 30 Jahren wertvolle

Erfahrungen in der Aufarbeitung der europäischen Kolonialgeschichte gesammelt haben.

Die Silberbestände aus ehemals jüdischem Besitz bieten den Museen eine Chance, über ein Phänomen der Enteignungs-

geschichte zu sprechen, das bisher kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. Die Beschlagnahme oder der Zwangsverkauf

originaler Gemälde oder Kunstsammlungen spiegeln die Verstrickungen der bürgerlichen Schichten im Nationalsozia-

lismus wider. Die Masse der Silberobjekte zeigt darüber hinaus exemplarisch, dass unzählige Alltagsgegenstände wie

Geschirr, Silber oder Möbel auch aus den Haushalten jüdischer Mittel- und Arbeiterschichten unrechtmäßig entzogen

wurden, etwa durch Beschlagnahme von Umzugsgütern oder Verteilung des Hausrats an Ausgebombte. Neben der

Kommentierung von Exponaten aus ehemals jüdischem Besitz in den Sammlungspräsentationen, sei es auch die Aufgabe

der Museen, in Sonderausstellungen die Enteignungsgeschichte ihrer Stadt oder Region zu erzählen. Hamburg stehe

besonders in der Verantwortung seine Rolle aufzuarbeiten. Als Hafen- und Auswandererstadt veranlasste die Hansestadt

viele Enteignungen und Zwangsauktionen. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, dass die Museen über andere und

neue Präsentationen und Vermittlungsformen nachdenken, um auch junge Generationen zu erreichen.

Informationen zum Programm des Symposiums und zu den geladenen Rednern finden Sie hier.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Pressekontakt: Michaela Hille, T. 040 428134-800, F. 040-428134-999, E-Mail: [email protected]

Pressebilder: Download unter www.mkg-hamburg.de

Öffnungszeiten: Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 Jahre frei ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------