gabelstapler-rahmen flexibel beschichten

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PULVERBESCHICHTEN Gabelstapler-Rahmen flexibel beschichten Ende vergangenen Jahres hat Jungheinrich in Maasburg die Lackie- rung der Gabelstaplerrahmen von Nasslack auf Pulver umgestellt. Das selbst entwickelte Anlagenkonzept wurde an vier Projektpartner vergeben und innerhalb weniger Wochen umgeselzt. In Moosburg werden neben Gera- ten der Lagertechnik auch die Gegen- gewichtsstapler produziert. 1m Rah- men der Neuordnung der Produktions- werke hat Jungheinrich in diesem Jahr die Produktion der verbrennungsmoto- risch angetriebenen Gabelstapler nach Moosburg verlagert. 1m Vorfeld dieser Ausgefeilte Planung und Auftragsvergabe Umstrukturierung wurde ftir die Ferti- gungslinie der Gegengewichtsstapler in zwei neue Lackieranlagen inve- stiert. Es galt Beschichtungskapazita- ten ftir jahrlich 15000 Rahmen im 3- Schichtbetrieb zu schaffen. Das im Januar 2004 realisierte Lackierkonzept umfasst neben der neuen Pulverbeschichtungsanlage ftir Rahmen eine weitere Anlage ftir die Nasslackierung von Gegengewichten, die aufgrund ihrer Geometrie nicht ftir die Pulverbeschichtung geeignet sind. Der Auftrag der Wasserlacke erfolgt hier robotergesttitzt. Dass die Staplerrahmen in Zukunft nicht mehr nasslackiert, sondern pul- verbeschichtet werden sollten, stand bei Jungheinrich schnell fest. Ftir die Pulverbeschichtung sprachen vor allem die Reduzierung der VOC-Emis- RANTEN Caldan Rump Nordson Deutsch- land leutenegger+Frei Fordertechnik: Strahlanlage: Pulver- beschichtung: Einbrennofen/ Kuhlzone: D ie Jungheinrich AG ist einer der vier groBten Anbieter in den Bereichen Flurforderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik weltweit. In der Lagertechnik ist Jungheinrich ftihrend in Europa. Seit 1953 bietet das Unternehmen mit Stammsitz in Hamburg Produkte und Dienstlei- stungen "rund um den Stapler". Pro- duziert wird in Deutschland an den Standorten Norderstedt, Ltineburg und Moosburg. 15000 Gobelstopler produziert die Jungheinrich AG pro Jahr im Drei- schichtbetrieb im Werk Moosburg Die bis zu 600 KiJogramm schweren Rahmenteile fahren im 75-Minuten-Takt durch die Beschichtungsanlage. Die Anloge ist so ousgelegt, doss die Bedie- nung von nur einem Mitorbeiter erfolgen konn. JOT 1012004

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Page 1: Gabelstapler-Rahmen flexibel beschichten

PULVERBESCHICHTEN

Gabelstapler-Rahmenflexibel beschichtenEnde vergangenen Jahres hat Jungheinrich in Maasburg die Lackie­rung der Gabelstaplerrahmen von Nasslack auf Pulver umgestellt.Das selbst entwickelte Anlagenkonzept wurde an vier Projektpartnervergeben und innerhalb weniger Wochen umgeselzt.

In Moosburg werden neben Gera­ten der Lagertechnik auch die Gegen­gewichtsstapler produziert. 1m Rah­men der Neuordnung der Produktions­werke hat Jungheinrich in diesem Jahrdie Produktion der verbrennungsmoto­risch angetriebenen Gabelstapler nachMoosburg verlagert. 1m Vorfeld dieser

Ausgefeilte Planung undAuftragsvergabe

Umstrukturierung wurde ftir die Ferti­gungslinie der Gegengewichtsstaplerin zwei neue Lackieranlagen inve­stiert. Es galt Beschichtungskapazita­ten ftir jahrlich 15000 Rahmen im 3­Schichtbetrieb zu schaffen.

Das im Januar 2004 realisierteLackierkonzept umfasst neben derneuen Pulverbeschichtungsanlage ftirRahmen eine weitere Anlage ftir dieNasslackierung von Gegengewichten,die aufgrund ihrer Geometrie nicht ftirdie Pulverbeschichtung geeignet sind.Der Auftrag der Wasserlacke erfolgthier robotergesttitzt.

Dass die Staplerrahmen in Zukunftnicht mehr nasslackiert, sondern pul­verbeschichtet werden sollten, standbei Jungheinrich schnell fest. Ftir diePulverbeschichtung sprachen vorallem die Reduzierung der VOC-Emis-

RANTEN

Caldan

Rump

Nordson Deutsch­land

leutenegger+Frei

Fordertechnik:

Strahlanlage:

Pulver­beschichtung:

Einbrennofen/Kuhlzone:

Die Jungheinrich AG ist einer dervier groBten Anbieter in den

Bereichen Flurforderzeug-, Lager­und Materialflusstechnik weltweit. Inder Lagertechnik ist Jungheinrichftihrend in Europa. Seit 1953 bietetdas Unternehmen mit Stammsitz inHamburg Produkte und Dienstlei­stungen "rund um den Stapler". Pro­duziert wird in Deutschland an denStandorten Norderstedt, Ltineburgund Moosburg.

15000 Gobelstopler produziert die

Jungheinrich AG pro Jahr im Drei­

schichtbetrieb im Werk Moosburg

Die bis zu 600 KiJogramm schweren Rahmenteile fahren im 75-Minuten-Takt

durch die Beschichtungsanlage. Die Anloge ist so ousgelegt, doss die Bedie­nung von nur einem Mitorbeiter erfolgen konn.

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Page 2: Gabelstapler-Rahmen flexibel beschichten

PULVERBESCHICHTEN

Sinnvoller Mix aus

automafischer und manueller

Beschichtung: In der Automa­

tikkabine werden die Seiten

und der obere Bereich derRahmen mit Pistolen auf

Hubgeroten beschichtet.

Fur die geometrisch

komplexe Unterseite und die

Innenseiten sind Fixpistolenmit verschiedenen

Spruhrichtungen installiert.In der darauf folgenden

Grof3raumkabine pulvert

ein Mitarbeiter die

Problemstellen.

GroBraumkabine:Grol3raum-Handkabine fur Verlustbetrieb mit Hub- und Senkeinrichtung zur

manuellen Nachbeschichtung und Abnahme von Abdeckungen beziehungs­

weise Komplettbeschichtung bei SonderfarbenCorona Handpistole Nordson SureCoat mit dlP6 Dichtstromtechnologie im

Versuch

Automatikkabine:Automatikkabine in PVC-Sandwich-Bauweise, unter anderem zur Minimie­

rung des Kreislaufpulvers

Corona Pistolen (Nordson SureCoat) fur die Automatikbeschichtung, seitlich

bewegt, von unten fix

PC-Steuerung (Nordson PowderPilot) mit 15-Zoll-Tastbildschirm fur produktbe­

zogene Beschichtungsprogramme

Volumengesteuerte Luftmengenkontrolle pro Pistole durch iFlow-Module

Einfach erweiterbar mit einem Zyklonabscheider und einer Pulverkuche zueiner Schnellwechselkabine

sionen am Standort Moosburg sowiedie im Vergleich zu Nasslackierungenwesentlich hohere mechanische Be­lastbarkeit der Pulverschicht.

Hinsichtlich der Qualitiit derBeschichtung richtete der Staplerher­steller besonderes Augenmerk auf einekonstante Schichtdickenverteilung, dieDeckkraft sowie die Kantendeckungund das Eindringverhalten des Pulvers.

Die gesamte Planung erfolgte imeigenen Haus. Ftir die Auftragsvergabeunterteilte man die Anlage in vierHauptkomponenten: Fordertechnik,Strahlanlage, Ofentechnik sowie Kabi-

ne und Applikation. Ftir jede Kompo­nente wurden Grobkonzepte mit dreibis vier verschiedenen Herstellernerortert. Nach der Einigung auf einKonzept bezog man jeweils zweiAnbieter in die Feinplanung mit ein,bevor die Angebote dem Einkauf vor­gelegt und schlieBlich die Auftragevergeben wurden.

Der Terminplan ftir die Realisie­rung war denkbar eng: Zwei WoehenZeit waren ftir den Abbau der altenLackieranlage vorgesehen, zwei weite­re Wochen standen ftir die Bodensanie­rung und neue Fundamente zur Verfti-

gung. Vnd nur vier Wochen spatermusste die neue Beschichtungsanlagemontiert sein.

Bedienungdurch einen Mann

Viel Wert legte Jungheinrich bei derPlanung und Realisierung auf einenhohen Bedienkomfort und auf Service­freundlichkeit. Vnter anderem wurdedarauf geachtet, Staub-, Larm-, undTemperaturbelastung ftir die Bedienerauf ein Minimum zu reduzieren.

Die geschweiBten, 2200 x 1400 x1000 (L x B x H) groBen und bis zu600 kg schweren Rahmen werden aufRollenbandern in die Lackierhalle trans­portiert und mittels einer Hebevorrich­tung auf das Schwerlastgehange aufge­geben. AnschlieBend erfolgt der Trans­port der senkrecht hangenden Rahmenvon der Power+Free-Kette in die Han­gebahn-Strahlanlage. Dort werden sieunter Drehbewegungen gestrahlt.

1m darauf folgenden Abblasbereichwird das Teil yom Strahlgut gereinigtund in die richtige Position ftir dieBeschichtung gebracht.

In einem Zwischenpuffer, der auchzur Zwischenabnahme beziehungswei­se Aufgabe dient, werden bei BedarfAbdeckungsarbeiten sowie die Codie­rung der Rahmen ftir die anschlieBen­de Pulverbeschichtung vorgenommen.

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Page 3: Gabelstapler-Rahmen flexibel beschichten

PULVERBESCHICHTEN

Aus dem Speicher fahren die Rah­men im IS-Minuten-Takt in die Auto­matikkabine ein, in der die Seiten undder obere Bereich mittels Koronapisto­len (auf Hubgeraten) beschichtet wer­den. Ftir die geometrisch komplexeUnterseite und die Innenseiten sindFixpistolen mit verschiedenen Sprtih­richtungen installiert. Die Pulverkabi­ne ist PC-gesteuert. Programme ftir die

verschiedenen RahmengroBen sindtiber den Tastbildschirm einmal hinter­legt worden und werden automatischvia Schnittstelle zur Fordertechnik auf­gerufen.

In der darauf folgenden GroBraum­kabine pulvert ein Mitarbeiter die Pro­blemstellen der Rahmenteile, nimmtAbdeckungen ab und kontrolliert dieBeschichtung. Die Anlage wurde so

ausgelegt, dass die Bedienung von nureinem Mitarbeiter erfolgen kann.Transport- und Staplerarbeiten tiber­nimmt ein weiterer Mitarbeiter. BeiBedarf kann die Anlagen-Kapazitatdurch Aufstockung des Bedienperso­nals flexibel gesteigert werden.

Sinnvoller Mix aus Automatik­und Handbeschichtung

Uber die Vorteile der eigenen Planung und Erfahrungen im Anlagenbelrieb

sprach JOT mil dem zustondigen Projektleiter bei Jungheinrich in Moosburg,

Alexander Baldauf.

Herr Baldauf, Sie haben die Anlage selbst geplant und die Auf­trage fur die einzelnen Komponenten der Anlage vergeben.Warum haben Sie nicht einfach die Anforderungen definiert unddie Realisierung einem Generalunternehmer uberlassen?

Wir haben zWischen 1995 und 1997 zwei Lackieranlagen selbsl geplanl und

im gleichen Slil die Auftroge vergeben. Dabei haben wir sehr gule Erfahrun·

gen gemacht.

Zum Beispiel?

Wir haben sehr viel Geld gespart, da kein Planer oder Generalunlernehmer

mitverdienl hat. Zum anderen konnten wir uns sehr viel Know-how aneignen,

urn beurteilen zu konnen, was an der Anlage notwendig isl und was nichl.

Welche Alternativen fur das halbautomatische Beschichtungskon­zept in zwei getrennten Kabinen haben Sie diskutiert?

Wir haben uber eine vollautomatische Beschichtung nachgedachl aber auch

eine kompleH manuelle Beschichlung in Erwogung gezogen. Bei der rein aulo­malischen Beschichtung, die nur mil Robotern moglich gewesen ware, halten

wir zwei Roboter benoligt. Der Inveslilionsbedarf ware sehr hoch gewesen und

Flexibililat verioren gegangen. Zudem halten wir auch bei dieser Losung auf

eine Handkabine nichl verzichten konnen. Fur die rein manuelle Beschichtung

ware ein Mann notwendig gewesen, was einem effizienlen Belreiben der

Anlage im Wege geslanden holte.

Was war fUr Sie die grOOte Herausforderung bei diesem Projekt?

Bei solchen Projekten ist es immer spannend, die vier Projeklparlner unler

einen Hut zu bekommen und die Schniltstellen ordentlich zu klaren. Die Schnilt­

stellen haben wir mit den Projektpartnern in zwei Treffen festgelegt. Die Reali­

sierung isl zu unserer Zufriedenheit gelaufen.

Die Anlage ist nun seit uber einem halben Jahr in Betrieb. Wur­den Sie aus Ihrer jetzigen Erfahrung etwas anders machen oderwijrde das Projekt wieder so laufen und die Anlage genau soausfallen?

Das Konzepl ware das selbe, von einigen Details abgesehen. Wir wiirden

zum Beispiel Versuche mil der Dichtslromlechnik machen, die zum Zeitpunkl

der Vergabe noch nichl marktreif war. Bei der Forderlechnik hal sich auch

gezeigl, dass wir ein driltes Bedienpaneel brauchen. Aber das isl leichl nacho

zuruslen. (Ke)

••

Statt aufwendiger und teurer Bewe­gungstechnik ftir Automatikpistolenhat sich Jungheinrich ftir einen sinn­vollen Mix aus automatischer undmanueller Beschichtung entschieden.Damit wurde der gesamte Beschich­tungsbereich kompakt gehalten undftir die Demaskierung, die in der Auto­matikkabine nicht moglich gewesenware, steht ein Raum mit Absaugungzur Verftigung. Zudem konnen in derHandkabine komplette Rahmen inspeziellen Wunschfarben auf Verlustgepulvert werden. Dem Handbe­schichter steht hierbei eine Hub- undSenkvorrichtung zur Verftigung, umauch die Unterseite stehend beschich­ten zu konnen.

Nach dem Beschichten fahren dieTeile in den 220°C heiBen Trocken­ofen. AnschlieBend werden die Rah­men in einer Abktihlzone auf maximal40°C gektihlt und mittel Hubtischabgenommen. Hier schlieBt sich derKreis der Power+Free-Forderkette hinzur Aufgabe-Station.

Da in Moosburg ausschlieBlich auf­tragsbezogen gearbeitet wird, und dieBeschichtung innerhalb eines Tageserfolgen muss, wird die Anlage, in dieJungheinrich etwa eine Millionen Euroinvestiert hat, farbunabhangig, alsochaotisch, betrieben. Die Beschich­tungsanlage wird im 3-Schichtbetriebgefahren und ermoglicht bei einemhohen Automatisierungsgrad groBt­mogliche Flexibilitiit. So werden dieRahmen zu 8S Prozent vollautomatischzu beschichtet. •

PaintTech: Halle1, Stand12l9

Der Aulor: Thomas Grimm, Nordson

Schweiz AG, Tel. +41/79/6756657,

[email protected]

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