gerhard schweppenhäuser: »naddel« gegen ihre liebhaber verteidigt. Ästhetik und kommunikation in...

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Felicitas Morhart: Der homosexuelle Rezipient. Eine Lebensstil-Analyse zum Fernsehverhalten Homosexueller. – München: Verlag Reinhard Fi- scher 2004 (= Reihe: Rezeptionsforschung; Bd. 5), 160 Seiten, Eur 20,–. Felicitas Morhart hat online das Fernsehverhal- ten Homosexueller erfragt. Zwar sind Umfragen über das Internet wegen des noch nicht repräsen- tativen Zugangs der Bevölkerung problematisch. Morhart geht aber davon aus, dass Homosexuelle das Internet intensiv nutzen, was ihr Vorgehen rechtfertigt, auch wenn sie ihre Ergebnisse als ex- plorativ vorstellt. Insgesamt 6336 Fragebögen wurden ausgefüllt; die Rücklaufquote betrug 54,8 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass (junge männliche) Homosexuelle etwas weniger fernse- hen als der Durchschnitt der Bevölkerung, sich dabei kaum für Sport interessieren und Privat- sender bevorzugen. Mit der Darstellung von Ho- mosexualität sind die meisten Teilnehmer unzu- frieden. Die Autorin entwirft anhand dieser und weiterer Befunde eine Typologie, die Programmmacher zu zielgruppenorientierten Angeboten verwenden könnten. hb Gerhard Schweppenhäuser: »Naddel« gegen ihre Liebhaber verteidigt. Ästhetik und Kommunika- tion in der Massenkultur. – Bielefeld: Transcript Verlag 2004 (= Reihe: Cultural Studies; Bd. 10), 191 Seiten, Eur 23,80. Wie funktionieren die Bild-Text-Kombinatio- nen, mit denen in der Werbung und in den po- pulären Massenmedien gearbeitet wird? Bilden sie die Realität ab oder manipulieren sie ihre Re- zipienten? Diesen und anderen Fragen spürt Gerhard Schweppenhäuser nach. Ausgehend von der Analyse einer Werbekampagne mit »Naddel« beschreibt und analysiert er Wirkungsweisen und Funktionen von Kommunikationsprozessen in der Massenkultur. Dazu bedient er sich einer Vielzahl von Methoden – beispielsweise der der politischen Ikonologie, der Bildsemiotik, der Cultural Studies, der Gender Studies, der Sys- temtheorie und der Kritischen Theorie. Schwep- penhäusers Darstellung gipfelt in dem Entwurf eines Konzeptes ästhetischer Erfahrung, das die Wahrnehmung von populären Trivialprodukten »ent-automatisieren« (vgl. S. 149) und damit von Stereotypen befreien soll. tse Kurt Weichler/Stefan Endrös: Die Kundenzeit- schrift. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 2005 (= Reihe: Praxis PR; Bd. 3), 238 Seiten, Eur 24,90. Mit dem anzuzeigenden Band wollen Kurt Weichler und Stefan Endrös ein Grundlagen- werk zum Thema Kundenzeitschrift vorlegen. Sie stellen die Geschichte, die gegenwärtigen Strukturen und die Entwicklungsperspektiven des so genannten »zweiten Zeitschriftenmarktes« dar und diskutieren anhand von Fallbeispielen, welche Faktoren über Erfolg und Misserfolg ein- zelner Publikationen entscheiden. In einem ver- gleichsweise ausführlichen Anwendungsteil wird Schritt für Schritt der gesamte Workflow der Produktion und Distribution von Kundenmaga- zinen erläutert. Daran wird deutlich, dass die Autoren sich vor allem an Praktiker wenden, die über die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift nachdenken oder bereits für eine arbeiten. tse 392 Buchbesprechungen

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Felicitas Morhart: Der homosexuelle Rezipient.Eine Lebensstil-Analyse zum FernsehverhaltenHomosexueller. – München: Verlag Reinhard Fi-scher 2004 (= Reihe: Rezeptionsforschung;Bd. 5), 160 Seiten, Eur 20,–.

Felicitas Morhart hat online das Fernsehverhal-ten Homosexueller erfragt. Zwar sind Umfragenüber das Internet wegen des noch nicht repräsen-tativen Zugangs der Bevölkerung problematisch.Morhart geht aber davon aus, dass Homosexuelledas Internet intensiv nutzen, was ihr Vorgehenrechtfertigt, auch wenn sie ihre Ergebnisse als ex-plorativ vorstellt. Insgesamt 6336 Fragebögenwurden ausgefüllt; die Rücklaufquote betrug54,8 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass (jungemännliche) Homosexuelle etwas weniger fernse-hen als der Durchschnitt der Bevölkerung, sichdabei kaum für Sport interessieren und Privat-sender bevorzugen. Mit der Darstellung von Ho-mosexualität sind die meisten Teilnehmer unzu-frieden. Die Autorin entwirft anhand dieser undweiterer Befunde eine Typologie, dieProgrammmacher zu zielgruppenorientiertenAngeboten verwenden könnten. hb

Gerhard Schweppenhäuser: »Naddel« gegen ihreLiebhaber verteidigt. Ästhetik und Kommunika-tion in der Massenkultur. – Bielefeld: TranscriptVerlag 2004 (= Reihe: Cultural Studies; Bd. 10),191 Seiten, Eur 23,80.

Wie funktionieren die Bild-Text-Kombinatio-nen, mit denen in der Werbung und in den po-pulären Massenmedien gearbeitet wird? Bildensie die Realität ab oder manipulieren sie ihre Re-zipienten? Diesen und anderen Fragen spürtGerhard Schweppenhäuser nach. Ausgehend vonder Analyse einer Werbekampagne mit »Naddel«

beschreibt und analysiert er Wirkungsweisenund Funktionen von Kommunikationsprozessenin der Massenkultur. Dazu bedient er sich einerVielzahl von Methoden – beispielsweise der derpolitischen Ikonologie, der Bildsemiotik, derCultural Studies, der Gender Studies, der Sys-temtheorie und der Kritischen Theorie. Schwep-penhäusers Darstellung gipfelt in dem Entwurfeines Konzeptes ästhetischer Erfahrung, das dieWahrnehmung von populären Trivialprodukten»ent-automatisieren« (vgl. S. 149) und damitvon Stereotypen befreien soll. tse

Kurt Weichler/Stefan Endrös: Die Kundenzeit-schrift. – Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft2005 (= Reihe: Praxis PR; Bd. 3), 238 Seiten,Eur 24,90.

Mit dem anzuzeigenden Band wollen KurtWeichler und Stefan Endrös ein Grundlagen-werk zum Thema Kundenzeitschrift vorlegen.Sie stellen die Geschichte, die gegenwärtigenStrukturen und die Entwicklungsperspektivendes so genannten »zweiten Zeitschriftenmarktes«dar und diskutieren anhand von Fallbeispielen,welche Faktoren über Erfolg und Misserfolg ein-zelner Publikationen entscheiden. In einem ver-gleichsweise ausführlichen Anwendungsteil wirdSchritt für Schritt der gesamte Workflow derProduktion und Distribution von Kundenmaga-zinen erläutert. Daran wird deutlich, dass dieAutoren sich vor allem an Praktiker wenden, dieüber die Herausgabe einer eigenen Zeitschriftnachdenken oder bereits für eine arbeiten. tse

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