geschichte im zeitlauf, zeitlauf in der geschichte · 2014. 9. 8. · p2 luž (lausche) – die...

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Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte Fenster in die Landschaft oder Besiedlung im Zeitlauf… Auf solcher Weise könnte der Absicht des Autoren (ich) benannt werden, des Autoren, der versuchte, die zerrissene Landschaft von Nordsudeten in Tschechien zu erkennen und zu begreifen. 1 D ie Wanderung über die Trasse Modrá hřebenovka (Kammweg), die aus der deutschen Stadt Eisenach über die Gebirgskämme auf Praděd (Altvater) im Altvatergebirge führte; über die Trasse Vrcholovka (Kegelweg) vom Berg Milešovka (Milleschauer) auf Ještěd (Jeschken) oder die Trasse Hadovka (Schlangenweg) aus Litoměřice (Leitmeritz) nach Wehlen bei Dresden und über viele andere Wege (benannt oder Namenlos), die ich mir aus historischen Landkarten angelesen habe. Die Wege sind längst verschwunden, im glüc- klicheren Fall wurden sie farbig umgezeich- net, was mindestens die bessere Orientierung in der Landschaft erleichtert. Alte Wege führ- ten oft über die heute nicht mehr existieren- den Städte, Ortschafte und Gemeinde (z.B. Fláje – Fleyh, Přísečnice – Pressnitz, Mohel- nice – Müglitz oder Vitín). Die ersten Touris- ten konnten unterwegs Mühlen, Gasthäuser und Einöde bewundern oder Berghütten und Aussichtstürme entdecken. Das ist heute meistens nicht mehr möglich. Ich versuchte eine Atmosphäre von alten touristischen Ausflügen zu schaffen und gleichzeitig die häufig negative Veränderungen zu dokumen- tieren – Änderungen, die die Nordgrenze von Tschechien nach dem Jahr 1945 so schwer bet- roffen haben. Das Ergebnis ist auf den Aufste- llungstafeln zu sehen. Ich möchte mich noch bei allen bedanken, die mit einer Fotografie, einem Ratschlag, einer Provokation oder mit der Bearbeitung geholfen haben. Weiter danke ich allen Beglei- tern auf meinen Wegen und besonders Dir, „Frede“, weil ohne Dich diese Ausstellung wahrscheinlich nie geboren wäre… Milan „Pekky“ Bouška

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Page 1: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte Fenster in die Landschaft oder Besiedlung im Zeitlauf…

Auf solcher Weise könnte der Absicht des Autoren (ich) benannt werden, des Autoren, der versuchte, die zerrissene Landschaft von Nordsudeten in Tschechien zu erkennen und zu begreifen.

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Die Wanderung über die Trasse Modrá hřebenovka (Kammweg), die aus der deutschen Stadt Eisenach über die Gebirgskämme auf Praděd (Altvater) im

Altvatergebirge führte; über die Trasse Vrcholovka (Kegelweg) vom Berg Milešovka (Milleschauer) auf Ještěd (Jeschken) oder die Trasse Hadovka (Schlangenweg) aus Litoměřice (Leitmeritz) nach Wehlen bei Dresden und über viele andere Wege (benannt oder Namenlos), die ich mir aus historischen Landkarten angelesen habe.

Die Wege sind längst verschwunden, im glüc-klicheren Fall wurden sie farbig umgezeich-net, was mindestens die bessere Orientierung in der Landschaft erleichtert. Alte Wege führ-ten oft über die heute nicht mehr existieren-den Städte, Ortschafte und Gemeinde (z.B. Fláje – Fleyh, Přísečnice – Pressnitz, Mohel-nice – Müglitz oder Vitín). Die ersten Touris-ten konnten unterwegs Mühlen, Gasthäuser und Einöde bewundern oder Berghütten und Aussichtstürme entdecken. Das ist heute meistens nicht mehr möglich. Ich versuchte eine Atmosphäre von alten touristischen Ausfl ügen zu schaff en und gleichzeitig die

häufi g negative Veränderungen zu dokumen-tieren – Änderungen, die die Nordgrenze von Tschechien nach dem Jahr 1945 so schwer bet-roff en haben. Das Ergebnis ist auf den Aufste-llungstafeln zu sehen.

Ich möchte mich noch bei allen bedanken, die mit einer Fotografi e, einem Ratschlag, einer Provokation oder mit der Bearbeitung geholfen haben. Weiter danke ich allen Beglei-tern auf meinen Wegen und besonders Dir, „Frede“, weil ohne Dich diese Ausstellung wahrscheinlich nie geboren wäre…

Milan „Pekky“ Bouška

Page 2: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

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P1Zu der Ausstellung. Gegenwärtige Fotografi en wurden in den Jahren 2012 – 2014 gemacht. Hier: Autorenwort und aufgefundene Fragmente.

P2Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka) führte an der deutschen Seite direkt unter dem Gipfel. Der letzte Besitzer der Baude stammte aus Varnsdorf (Warnsdorf) und betrieb das Restaurant bis zum Ende des 2. Welt-krieges. Danach wurden die Grenzen geschlossen und der touristische Verkehr auf Lausche ist still geworden. Am 8. Januar wurde die Baude wahr-scheinlich absichtlich angezündet und brannte bis auf die Fundamente nieder.

Nová Brazílie (Neu-Brasilien) – Das Bergres-taurant, Lužické hory (Lausitzer Gebirge), die Ortschaft Dolní Světlá (Nieder-Lichtenwald). Im August 1929 wurde in der Einöde (früher als Bra-zilka genannt) ein Bergrestaurant Nová Brazílie gebaut. Das Restaurant blieb aber nur kurze Zeit im Betrieb, weil es wenige Gäste hatte. Nach dem 2. Weltkrieg diente das Haus als eine Erholungs-einrichtung, nach 1954 entstand am diesem Ort eine neue Grenzzone und um das Jahr 1958 wurde das Haus abgerissen. Bewachsene Fundamente des Hauses sind heute noch sichtbar.

Na Travnatém břehu (Rasenbankbaude) – Berg-hütte – Besitzer: E. Kunze, der die Hütte während der Vertreibung 1945 angezündet haben soll. Das Haus stand in einem Bergsattel zwischen Großem Kalkberg (Velký Vápenný) und Scheuffl erkoppe auf dem Jeschkenkamm (Ještědském hřebenu). Die nächsten Ortschaften waren Zdislava (Schönbach) im Westen und Kryštofovo Údolí (Christophsgrund) im Osten. Das Gebäude lag in der Höhe 686 m ü. M. Die Trasse Modrá hřebenovka (Kammweg) führte an der Baude vorbei.

P3Počín (Botzen) – auch: Partyzánský vrch (deutsch Botzen, obersorbisch Boczin). Ursprünglich Basalt-Zweigipfelkamm, 543 m ü. M., Šluknovská pahor-katina (Lausitzer Bergland). Über den Gipfel führt die Wasserscheide zwischen der Ostsee und Nord-see, was ich durch dem Schnitt des alten Fotos dar-stellen wollte. Zugleich möchte ich zeigen, was wir ausgebaggert hatten und darauf hinweisen, dass unsere Augen und die Augen von unseren Kin-dern in der Landschaft nichts mehr fi nden, worauf sie sich stützen könnten. Der Berggipfel ist abge-baut, es gibt hier nämlich ein Basaltabbau.

Bynovec (Binsdorf) – Bildsock – um das Jahr 1935, fotografi ert von Franz Queißer, hier seine ursprüngliche Beschreibung: Bildstock am Kamm-wege. Oben an der Säule mit schwarzen verblass-ten Buchstaben: Ignaz Lösel renoviert 1861.

Bynovec (Binsdorf) – Hostinec u Bynovce – Som-merfi sche Binsdorfs. In der Landkarte auch als Hübel Hain genannt. In Sudeten wurden die Wege von verschiedenen Heimatsvereinen gezeich-net, z. B. von Gebirgsverein. Die Form des Weg-zeichens entsprach meistens dem Charakter des Weges: Hřebenovka (Kammweg), Labská hadovka (Hohenweg Elbufer), Vrcholovka (Kegelweg) usw. Einige Zeichen sind auf der Fassade des Gasthau-ses abgebildet. Die Vereine setzten in ihrer Tätigkeit auch zur Zeit der ersten Republik Tschechoslowa-kei fort.

Page 3: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

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P4Hřebenová bouda na Sněžníku (Kammweg-baude Schneeberg) – In den Jahren 1902 bis 1904 gelang es einigen Berg- und Touristikvereinen im Nordböhmen einen touristischen Kammweg zu erschließen, zu markieren und zu beschreiben. Der Weg fi ng auf Ještěd (Jeschken)an, weiter führte die Trasse über Hvozd (Hochwald), Luž (Lausche), Jedlová (Tannenberg), Studenec (Kaltenberg) und endete auf dem Berg Růžovský vrch (Rosenberg). Im Jahre 1906 wurde der Kammweg über Děčínský Sněžník (Hohe Schneeberg) nach Tisá (Tyssa) ver-längert. Der Kammweg hatte ein spezielles Zei-chen – ein blauer Kamm mit vier Zähnen auf dem weißen Untergrund.

Tisá (Tyssa) – Cihlářský rybník – Lázně (Tyssa Zie-gelteich-Strandbad) – Ein unscharfes Foto aus dem Jahre 1935 von einem unbekannten Autoren. Im Bad konnten sich sowohl Ortsbewohner als auch die von dem Restaurant Bergschank am Kamm-weg kommenden Touristen erfrischen. Das Restau-rant stand unweit von dem Bad in der Ortschaft Horní les. Die Ortschaft und auch das Restaurant existieren heute nicht mehr.

Horní les (Oberwald) – Ins Gasthaus Bergschank am Kammweg wanderte man in den Vorkriegs-jahren aus Tisá (Tyssa) oder Nakléřov (Nollen-dorf) – s.g. „Spazirgänge“, wie uns Herr Harald Richter eine Erinnerung an seinen Opa in Vers-form auf Webseiten na webu www.peterswald.org bewahrte. Herr Harald lebt jetzt in Rostock.

P5Nakléřov (Nollendorf) – Die Kirche des Heiligen Josef (Nollendorf-Kirche), Nakléřov - rozhledna (Nollendorf–Aussichtsturm). Die Kirche des Hei-ligen Josef wurde im Jahre 1382 gebaut. Aus dem Kirchturm beobachtete Napoleon im September 1813 die Schlacht bei Varvažov (Arbesau). Hun-dert Jahre später entschied sich der Gebirgsverein einen Aussichtsturm zum Andenken an Gefallene zu bauen. Der Turm stürzte am 29. Januar 1944 während eines heftigen Schneesturmes ein. Wann der Hof vernichtet wurde, weiß ich nicht.

Nakléřov (Nollendorf) – Nakléřovský průsmyk ist ein Bergsattel mit der Höhe ü. M. von 679 m. Früher führte durch den Bergsattel der Kammweg. Für die Sprengung hat sich zur Zeit der Normalisierung der Vorsitzende des Bezirksnationalausschusses B. Zeman „gesorgt“, am 29. 4. 1975. Fotografi ert von

Václav Loukotka, den Stern mit roten Glühbirnen hat Karel GRSCH fotografi ert.

Habartice (Ebersdorf) – In den Jahren 1869–1930 die Gemeinde im Bezirk Ústí nad Labem (Aus-sig a. E., im Jahre 1950 die Ortschaft der Gemeinde Horní Krupka (Ober Graupen) im Bezirk Teplice (Teplitz), in nächsten Jahren wird sie nicht mehr als Ortschaft angeführt. In 50er Jahren des 20. Jhs. wurden Habartice gewaltsam ausgesiedelt und abgerissen. Es blieb nur ein einziges Gebäude am Kammweg stehen – Richtung Komáří vížka (Mückenberg), einst der Sitz der Finanzwache, in der Sozialismus Zeit die „Höhle“ von halbwüchsi-gen Kommunisten.

P6Žebrácký roh (Battlecke) – Verschwundene Ein-öde westlich von Moldava (Moldau), der Name hängt mit Holzabbau in erzgebirgischen Wäldern und niedrigere Löhne von Flößern und Holzfällern zusammen. Im Jahre 1924 wurde hier ein Gasthaus gebaut, das bald ein beliebter Ausfl ugsort gewor-den ist. Das Gasthaus wurde um das Jahr 1953 wegen der neu entstandenen Grenzzone abgeris-sen. Die Besitzerin, Frau Steffi Rudolfová, musste mit ihren Kindern umziehen. „Im Battlecke bin ich geboren“ – Karel Rudolf.

Tolštejn (Tollenstein) – Aus Luž (Lausche) führt der Kammweg nach Lesné (Innozenzidorf) und zur Burg hat die Trasse einen Höhenunterschied 200 m auf 1 km. Als eine der Varianten führt der Weg – unter Bezeichnung E3 – bis in die spanischen Stadt Santiago de Campostela – der Wallfahrtsort. Die alte Ansichtskarte stellt einen Felsvorsprung mit der Burg Tolštejn dar. Im Vordergrund sehen wir das ehemalige Vogteihaus mit dem Gasthaus. Heute bleiben nur Fundamente.

Fláje (Fleyh) – Das Dorf lag im Erzgebirge süd-östlich von Český Jiřetín (Georgendorf). Es stand hier eine Holzkirche mit Steinuntermauerung, die Kirche wurde Johannes der Täufer eingeweiht. An der Kirche vorbei führte der Kammweg bis zum Gasthof Zur Sonne – siehe die Ansichtskarte aus dem Jahre 1920. Das Dorf ist in den Jahren 1958 – 1960 wegen des Baus der gleichnamigen Talsperre untergegangen.

Page 4: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

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P7Tisá (Tyssa) – Hřib (Steinpilz) – Fotografi ert von František Krátký aus Kolín (Klin) um das Jahr 1895. Vor dem Steinpilz steht Angehöriger der österrei-chischen Finanzwache.

Libouchec (Koenigswald) – Havraní hostinec (Gasthaus Rabenhaus)oder auch: U Havranů, Hos-tinec Rabenhaus, Babák, Na Babáku. Das Gast-haus und seine anliegende Gebäude besitzte seit 1928 und wahrscheinlich bis Ende des Krieges im Jahre 1945 Rudolf Höhne. Westlich des Gasthauses führte seit 1905 der Manzer Weg, die Libouchec (Königswald) mit dem Weg Modrá hřebenovka (Kammweg)auf Sněžník (Schneeberg)verbunden hat. Heute biegt das gelbe Wanderzeichen nach Tyssa ab.

Tisá (Tyssa) – Dvojitá věž (Doppelturm). Eine Gruppe von Ausfl üglern in Tiské stěny (Tyssaer Wände)auf der Stereofotografi e von Carl Pietzners Filiale, um das Jahr 1900.

P8Tisá (Tyssa) – Cihlářský rybník – Lázně (Tyssa Ziegelteich-Strandbad) auch genannt: Habel‘s Wochendhäuschen am Ziegelteich. Historische Ansichtskarte um das Jahr 1940. Die alte touris-tische Trasse des Blauen Weges führte auf dem Teichdamm entlang, dann aus dem Thüringer Wald am Eisenach bis auf das Berg Praděd (Altva-ter) im Gebirge Jeseníky (Altvatergebirge).

Libouchec (Koenigswald) – Das Restaurant Svo-boda (Gasthof zum Lehngut – Gaststätte und Fleischerei, Gastwirt Paul Schmitz und Fleischer Wenzel Umlauft). In diesem Gasthaus ereignete sich 1979 nach dem Konzert von MCH Band eine große Polizei-Razzia. So bekam der Frontmann Mikoláš Chadima von damaligem sozialistischen Regime einen harten Anlass, seinen berühmten Punk-Rock- Walzer “Libouchec“ zu komponieren.

Tisá (Tyssa) – Cihlářský rybník – Lázně (Tyssa Ziegelteich-Strandbad) auch genannt: Habel‘s Wochendhäuschen am Ziegelteich. Aufblick auf den Strand, wo man kein Eintrittsgeld bezahlt hat, um das Jahr 1943.

P9Hladov (Hungertuch) – Im Jahre 1873 kauften C. Kühnel aus Petrovice (Peterswald) und E. Gott-schald aus Dresden eine in der Einöde Hladov (Hungertuch) stehende Mühle und haben hier eine Fabrik für Knöpfe errichtet. Die Fabrik ist zweimal abgebrannt, zum letzten Mal am Heiligen Abend 1914, wann die ganze Fabrik völlig abgebrannt ist, einschließlich des Wohnhauses für Angestellte. Nach der Erneuerung wurden dort kleine Metall-gegenstände erzeugt, wie z. B. kleine Zahnbohrer, Einzelteile für Regenschirme und Kinderfl inten.

Nový Dvůr, Rájec (Neuhof, Raiza) – Die Ortschaft liegt östlich der Gemeinde Petrovice (Peterswald). Heute bildet mit der Ortschaft Rájec ein Ganzes. 1921 ist eine tschechische Bezeichnung Nový Dvůr angeführt. Die erste Erwähnung ist aus dem Jahr 1824. Zu dieser Zeit ist sie schon 6 Jahre von Zigeu-nern besiedelt worden. Nach dem Jahr 1950 wird sie nicht mehr als eine Ortschaft bei Rájec ange-führt.

Telnice (Tellnitz) – Das Schloss Ledebour (Schloss Ledebour) – Das Jagdschloss des Grafen August Ledebour-Wicheln aus dem Jahr 1832 stand über der Nollendorfer Straße. Nach 1945 wurde nach und nach gestohlen, begann zu verwahrlosen und um das Jahr 1960 wurde es abgerissen. Unweit des Schlosses blieben nur die Kapelle, das Forsthaus und das Grab von den Schlossherren.

Page 5: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

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P10Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Bělehradská Str. 2 – die atypische abgerundete Gebäude wurde für Elfriede Arnold gebaut. Autor des Bauentwurfs könnte F. J. Arnold sein – Stadtarchitekt und Baukom-misär. Am 31. 7. 1945 überlebte wunderbarweise das Massenmord an der deutschen Bevölkerung – unter dem Feuer von Scharfschützern hat ihn sein Sohn aus dem Leichenhaufen geholt. Später wurde er, wie die meisten Deutschen, gezwungen, die Tschechoslowakei zu verlassen. Im Erdgeschoss der Gebäude ist schon einige Jahre das Antiquariat von Herrn Hodek.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Die im neogotischem Stil gebaute Mariä-Himmelfahrt-Kirche (kostel Nane-bevzetí Pany Marie) mit dem schiefem Turm als Folge des Luftangriff es im Jahre 1945 – die Kirche wurde ABGESTÜTZT; am Ende 2009 infolge des Baues eines neuen Einkaufszentrums mit der Seil-bahn als ein der letzten historisch sichtbaren Stütz-punkte den Bewohnern ABGENOMMEN.

Chabařovice (Karbitz) – Evangelische Kirche, am 14. Juli 1901 feierlich geweiht und unter der musi-kalischen Begleitung von Bergmannskapelle im Jahre 1987 bei dem Umbau der Kreuzung „feier-lich“ abgerissen.

P11Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Kramoly (Krammel) auch genannt: Kramola, manchmal auch Křemelná (siehe Ortsbezeichnung Kamenný vrch). Diese Bezeichnung entstand angeblich aus dem Sub-stantiv „kramola = hádka, svár, váda (dt. Streit, Zank)“. Einst standen in Krammoly etwa 40 Häu-ser, ein Bootshaus, ein Sägewerk und auch ein Frei-bad am Fluss und ein Theater Činoherák. Auf dem schwarzweißem Bild ist der Abriss von Gebäuden im Jahre 1985 dargestellt.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Červený vrch – schwarz-weißes Foto aus dem Jahre 1985, Hornická – Stará Straße zur Zeit der häufi gen und mehrfach über-schrittenen Luftschadstoff -Limits.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Kramoly (Krammel) – Im Jahre 1921 die Ortschaft der Gemeinde Novosed-lice (Obersedlitz), im Bezirk Ústí nad Labem. In den nächsten Jahren wird Krammoly nicht mehr als eine Ortschaft angeführt – sie gehört zum Stadt-teil Ústí nad Labem-Střekov (Aussig an der Elbe-Schreckenstein). Auf dem schwarzweißes Bild ist der Abriss von Gebäuden im Jahre 1985 dargestellt.

P12Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Am Mittwoch den 8. Feb-ruar 1989 kurz vor drei Uhr kam im Atrium des Gebäudes des Kreisnationalausschusses zur mäch-tigen Explosion. Die Explosion verursachte einen erheblichen materiellen Schaden, doch niemand wurde verletzt. Der Täter wurde nie entdeckt. Das schwarzweiße Foto meiner Tochter aus diesem Ort, um das Jahr 1985.

Šluknov (Schluckenau) – Vor dem 2. Weltkrieg befand sich die Stadt im Gebiet von vorwiegend deutschsprachigen Einwohnern. 1938 setzten sich die Einwohner gegen die tschechoslowakischen Behörden zur Wehr. Deutsche Aufständischen übernahmen die militärische Kontrolle über dem Gebiet und am 1. Oktober wurde Šluknov von der deutschen Armee besetzt. Zum Höhepunkt der Besetzung wurde der Besuch Adolf Hitlers am 4. Oktober.

Potůčky (Breitenbach) – Bezirk Karlovy Vary (Karlsbad). Über die Grenzen des Erzgebirges hin-aus bekanntes Gasthaus, das in seinem Lied aus dem Jahre 1904 Anton Günther verewigte – nach Vlasta Třešňák der berühmteste Sänger und Lied-macher (im Erzgebirge). Das Gasthaus heute und Anton Günther auf seiner Liedpostkarte.

P13Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Vor dem Kaufhaus Labe erscheint Herr Růžička aus der Galerie Suterén. Auf der zeitgemäßen Fotografi e aus der Hälfte der 80er Jahre des letzten Jhs. ist Herr Pryl, der legen-däre Ober aus dem Restaurant Chaloupka (Masa-ryk Straße).

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Kaufhaus Labe, der Hinterausgang in der Zeit des Aufbaus der neuen Markthalle (Nová tržnice), die heute schon zerstört und von dem neuen Einkaufszentrum Forum mit der Seilbahn ersetzt ist.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Auf dem schwarzwei-ßem Bild ein Verkäufer der Lotteriescheine in der Hrnčířská Straße, ungefähr im Jahr 1984.

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P14Děčín (Tetschen-Bodenbach) – Nach einigen Jahren in der Teplická Straße Nr. 126. Auf dem schwarzweißen Bild von links Jirka Key Kej-dana, Milan Hodek, Milan Pekky Bouška, Milan Koudelka Zavřel – Ausfl ug auf Sněžník (Hoher Schneeberg)im Jahr 1977.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Stadtpaltz Mírové nám. – Auf dem Bild: „Zufällige Begegnung vor der Gale-rie Dílo“ (fotografi ert von Karel Havránek) Von links: Milan Pekky Bouška, Míla Fous Hujer und Maler Herbert Kisza aus Kadaň – der begann sich mehr mit der Grafi k zu befassen, weil es ihm – nach seinen Worten – „leid tat, Bilder zu verkaufen“.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – die Siedlung Severní Terasa, das Areal der Mittelschule, wo sich ganz unorganisiert Fußballtennisturniere abgespielt haben.

P15Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Masaryk Krankenhaus, der Pavillon A des ehemaligen Bezirkskrankenhau-ses, später Masaryk Krankenhaus, in der Vergan-genheit diente als Gebärklinik, feierlich eröff net am 1. März 1930, im Herbst 2013 das Krankenhaus zer-stört, fotografi ert am 16. September 2013 11:53:41.

Ústí n/L (Aussig a.d.E.) – Am Bahnhof, der Stra-ßenbahnfahrer ist angeblich Herr Dočekal aus Přední Olšinky (Wolfschlinge) – sagt Míra Polesný. Weiter auf dem Bild die Oma von Míra Löbel, sie hält seine Mutter. Das sind Ergebnisse von mei-ner E-Mail-Forschung nach Informationen zu die-ser Fotografi e, die Herr Stanislav Bauer besitzt.

Ústí na/L (Aussig a.d.E.) – Am Hauptbahnhof, Anfang 60er Jahre des 20. Jhs. – Straßenbahn-Endstation, drei Wagen, Registriernummer 26, die Linie Nr.1 fuhr die Trasse nach Telnice (Tellnitz), die Linie Nr. 2 und 3 nach Trmice (Türmitz).

P16Verneřice — Boží vrch (Wernstadt — Gottesberg) – Die Wallfahrtkirche der Heiligsten Dreifaltigkeit (kostel Nejsvětější Trojice) wurde in den Jahren 1732–33 gebaut. Nach dem 2. Weltkrieg ist gemein-sam mit anderen sakralen Bauten in diesem Gebiet verwahrlost. Im Jahr 1970 wurde entschieden, die Kirche nicht mehr reparieren zu lassen. Man hat sich auch um eine Konservierung der Kirche bemüht um die Dominante der Landschaft zu behalten. Trotz aller Bemühungen wurde die Kir-che am 16. 1. 1975 abgerissen und der Platz folglich bewaldet.

Babiny I. (Babina) – Eine untergegangene Ort-schaft bei der Gemeinde Malečov (Malschen) im Landkreis Ústí nad Labem (Aussig an der Elbe). Nach der Aussiedlung der Deutschen nach dem Krieg blieben in der Ortschaft sechs Einwohner und es ist nicht gelungen, die Ortschaft wieder zu besiedeln. Das verlassene Dorf wurde zu einem militärischen Raum. Nach der Aufhebung von Leitmeritzer Besatzung wurde die Übungsplatz verlassen. Auf dem zeitgemäßen Foto Funker aus dem „Klub der militärischen Veteranen Babiny“ im aktiven Dienst im Jahre 1966.

Porta Bohemica – Čechie – Böhmerland von dem Mechaniker Albin Hugo Liebisch – der Konstruk-teur des „längsten“ Motorrades. Wegen der harten Federung wurde diese Maschine als auch „durch-gegangene Bank“ genannt. Im Hintergrund die Gemeinde Malé Žernoseky (Klein Tschernosek) auf dem linken Elbe – Ufer. Trotz der Benennung hat die Gemeinde mehr Einwohner als die Gemeinde Velké Žernoseky (Groß Tschernosek) auf dem rech-ten Ufer. Die Gemeinden verbindet eine Fähre.

Page 7: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

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P17Vysoký kámen (Hoher Stein) – Im Bezirk Sokolov (Falkenau an der Eger) an der deutschen Grenze liegt wohl ein der sehenswertesten Felsgebilde im Erzgebirge. In der Nähe von bizarren Felsen, die in die Höhe von 20 Meter und mehr emporragen und eine wunderschöne Panoramaaussicht anbieten, stand vor dem Krieg eine beliebte Gaststätte. Sie ist spurlos verschwunden, es wurde nur ein tiefer Brunnen erhalten.

Měděnec (Kupferberg) – Bezirk Chomutov (Komotau). In der Gemeinde befi ndet sich die Mariä-Geburt-Kirche (kostel Narození Panny Marie). Auf der Trasse Kammweg ist das Berg Mědník (Kupferhübel, 910 m ü. M.) mit Aussicht auf Doupovské hory (Duppauer Gebirge). Es gibt hier auch zwei Kapellen – Maria-Empfängniskir-che (kaple Neposkvrněného početí Panny Marie), genannt auch „bílá“ und am Abhang die Kappele zum Heiligsten Herzen Jesu (kaple Nejsvětějšího srdce Ježíšova), genannt auch „černá“. Am Südab-hang wurde seit 1873 dreimal ein Gasthaus gebaut, ist aber jedes Mal abgebrannt. Ein untersagter Ort, wo man säuft.

Přísečnice (Pressnitz) – Eine historische Stadt im Erzgebirge, Bezirk Kadaň (Kaaden). Die Stadt-entwicklung wurde von Silber- und Eisenabbau beeinfl usst. Im Jahre 1930 hatte Přísečnice 2606 Einwohner. Im Jahre 1950 – nach der Aussiedlung der Deutschen – lebten in der Stadt 731 Einwohner. Anfangs der 70er Jahre des 20. Jhs. wurde über den Bau der Talsperre entschieden. Die Stadt wurde dann durch den Stausee überfl utet.

P18Mohelnice (Müglitz) – Die untergegangene Gemeinde, nördlich der Stadt Krupka (Graupen) bei Teplice (Teplitz). Der unter dem Berg Lysá hora entspringende Fluss Mohelnice (Müglitz) bil-det ein paar Kilometer lange Staatsgrenze. In die Gemeinde Mohelnice ist man aus Habartice (Egers-dorf) und Fojtovice (Voitsdorf) gefahren. Deutsche Bevölkerung wurde nach dem Krieg ausgesiedelt. Untergangsursache: Grenzzone.

Stoličná hora (Quaderberg) – Ausfl ugsgaststätte über Děčín (Tetschen). Dieser Ort wurde häu-fi g besucht, deshalb baute man hier in Rekord-zeit von 4. 7. – 31. 8. 1901 ein Gasthaus. Gastwirt Ignaz Zappe betrieb es bis 1941 (bis zum alter von 82 Jahre), dann übernahm den Betrieb seine Toch-ter. Sie wurde nach dem Jahr 1945 vertrieben, die Gaststätte wurde nach und nach gestohlen. Die Ruinen wurden 1947 abgerissen.

Dělouš (Tillisch) – Die Gemeinde bei Všebořice (Schöbritz)ist im Jahr 1967, nach Beendigung des Kohlenabbaus, defi nitiv untergegangen. Das reiche Braunkohlevorkommen wurde in der Gemeinde im Jahr 1762 aufgedeckt. Die Kohle wurde durch elektrische Lastbahn von Dělouš bis zum Stadt-kraftwerk Ústí nad Labem befördert. Seit 1961 wurde Dělouš zur Ortschaft der Gemeinde Užín. Die Kapelle wurde 1966 zerstört.

Page 8: Geschichte im Zeitlauf, Zeitlauf in der Geschichte · 2014. 9. 8. · P2 Luž (Lausche) – Die Baude auf dem Berg wurde häufi g besucht. Die Trasse des Kammweges (Modrá hřebenovka)

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P19Studenec — Kinského chata (Kaltenberg — Kinsky Baude) – Im Jahr 1893, fünf Jahre nach der Eröff -nung des metallischen Aussichtsturms, wurde unweit von dem Turm ein hölzernes Unterkunfts-haus „Kinsky Baude“ errichtet, das den Besuchern Erfrischung und auch Übernachtung bot. So diente die Baude noch in 50er Jahren des 20. Jhs. Dann brannte sie ab. Es blieben nur Fundamente mit Resten des Kellers.

Hvozd — Česká bouda (Hochwald — Böhmische Baude) – Auf dem südlichen Gipfel des Berges Hvozd in Lužické hory (Lausitzer Gebirge) waren zwei Gaststäten. Die deutsche Baude aus dem Jahre 1889 (vorne) und die elf Jahre jüngere tschechische Baude, die nach dem 2. Weltkrieg ausbrannte. Die tschechische Gaststäte bot den Besuchern nur Wein und Kaff ee, die deutsche bot auch warme Speise und Bier.

Horní Sedlo (Pass) – Im Sattel neben der Straße steht eine kleine Kapelle mit quadratischem Grundriss, die um das Jahr 1739 gebaut worden ist. Nach dem 2. Weltkrieg verfi el sie langsam. Neu restauriert wurde sie anfangs des 21. Jhs. Bei der Kapelle wächst ein großer, im Jahre 1832 gepfl anz-ter Lindenbaum. Hinter der Linde steht „řopík“. ein kleiner Betonbunker der Grenzbefestigung.

P20Horní Sedlo — U Hřebenovky (Pass — Zur Kamm-wanderung) – Die häufi g besuchte Gaststätte, ihre Besitzerin war um die Wende des 19. und 20. Jhs. Frau Anna Slany, später Franz Fritsche. Nach dem Jahre 1945 wurde die Gaststätte nicht mehr geöff net, und das Gebäude wurde niedergerissen. Nach der Erzählung von Zeitzeugen war hier die allerbeste, im Bächlein gekühlte Schlagsahne zu bekommen.

Jírava — Na Větrníku (Pankraz — Windschänke) – Über den Pass Jíravské sedlo (Windschänke), der das Gebirge Lužické hory (Laussitzer Gebirge) vom Kamm Jestědský hřbet (Jeschkenkamm)trennt, führt die Hauptstraße von Děčín (Tetschen) nach Liberec (Reichenberg). Diesen Ort überquerte die touristische Trasse Modrá hřebenovka (Blauer Kammweg). Früher stand hier ein beliebtes Res-taurant Na Větrníku (Windschänke), das jedoch anfangs der 50er Jahre des 20. Jhs. abgerissen wor-den ist.

Bouda na Ještědském hřebeni (Jeschenkamm-baude) auch: U Horského ševce (Bergschuster Gasthaus) – Das Gasthaus stand am Abzweig von der Trasse Modrá hřebenovka (Blauer Kammweg) nach Liberec (Reichenberg). Das Gasthaus betrieb Franz Moeller, ursprünglich Schuster vom Beruf. Es stand auf der ausgedehnten Wiese, die den Aussicht auf Liberec, Jizerské hory (Isergebirge) und Krkonoše (Riesengebirge) bot. Im Jahre 1930 wurde das Gasthaus in Jeschkenkammbaude umbenannt. Nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung wurde es abgerissen und das Grund-stück bewaldet.