gillian johnson - rowohlt.de fileter halla. gen ters grippe ohn zim mer bo den port mo von der flin...
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Leseprobe aus:
Gillian Johnson
Thora und das kleine grüne Einhorn
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Copyright für die deutsche Übersetzung © 2006 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
L on don
Ha fen von Chelsea
21. MaiTemp : 13 °CRe gen : an-
ge kün digt
Halla-Haut
Hallo ! Hallo ! Das bin ich,
Thora Grün berg, Al ter 10 3/4 –
nach 161 Ta gen auf See
Meine Mut ter
End lich ! !
Filmvorführerring (magisch)
an Bord der
Das sehe ich vom Deck un se res Boo tes aus :
Das ist kein See bad. Das ist ein GROSSER HA FEN und sehr lau t .
THEMSE
HAUS BOOTE IN HÜLLE UND FÜLLE
Das ist meine Mut ter
Halla. Be sorgte Miene we gen Mr Wal ters’ Grippe
Fa mi lien-Pep e ro nipizza-för mi ges Loch im Wohn zim mer bo den
mit Ple xi glas de ckel aus Shreveport
Und un ser Pfau Cos mo von der
Flin dersin sel
Neue Re gen hau be
mit Son nen blu men mus ter,
weil es in Lon don so viel reg net.
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Die ser große Mann ist Mr Wal ters, mein Schutz en gel. Er sagt, er kann Lon don schon im Ra chen schme cken.
Fe der vom Strand in Grimli
Schlim
mer
Hus ten
Shirleys Nord see-
krab ben
Neue Kra watte aus Free port ! Shir ley ist ein neues
Mit glied der Fa mi lie. Sie ist ein Mee res ein horn von der In sel Bo hol.
Größe 49 !
Größe 48
Mr Wal ters sagt, Shir ley ist so sel ten wie ein Geist in der Fla sche (sehr, sehr sel ten).
glitzernde Lichterspur.
Shirley kann ihren Namen schreiben.
Wenn sie schwimmt,
hinterlässt sie eine
Kapitel 1
Wer Thora, Halla und Mr Wal ters nicht kannte und an
einem son ni gen Tag Ende Mai von der Pent housesuite der
Sa li nen-Lu xus woh nun gen aus be ob ach tete, wie sie mit
ih rem Boot zum Kai in Chelsea fuh ren, würde sie für eine
ty pisch eng li sche Fa mi lie hal ten, die einen Aus flug auf
der Themse macht. Aber Pa me la P. Poutine, Die bin,
Schmugg le rin kost ba rer Mee res we sen und ehe ma li ges
Star let, wusste so fort Be scheid.
Und das hat Pa mela durch ihr glit zern des
rosa Opern glas er späht : zu erst den Pfau.
Leuch ten des Meer was serblau. Hockte auf
dem Dach des klei nen Haus boots wie
eine Wet ter fahne. Ohne Han dels wert.
Als Nächs tes den Al ten am
Steuer. Sehr groß, bind fa den dünn
und wie ein Kri cket spie ler von Kopf
bis Fuß weißge klei det. Al les an ihm –
Ge sicht, Nase, Schul tern, Beine – schie n
lang, schmal und weiß zu sein, als ob er
ge bleicht und in die Länge ge zo gen wor-
den wäre. Mit sei nem Spa zier stock aus
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Bam bus und sei nem Filz hut sah er wie ein Vi ze kö nig aus.
Trotz dem hatte man das Ge fühl, dass ein Wind hauch ge-
nügte, um ihn um zu we hen. Der Groß va ter ?
Ein Mäd chen reichte ihm eine Schachtel mit Pa pier-
ta schen tü chern, damit er sich die Nase
put zen konnte. Sie war zehn oder elf
Jahre alt und hatte so einen schwar-
zen Over all an, wie ihn die Sur fer
an der Küste von Corn wall tru gen.
Tau cher an zug ? Sie sah wit zig aus –
braune Haare, die auf dem Kopf zu sam-
men ge bun den wa ren und wie ein Spring brun-
nen nach al len Sei ten fie len, ein fre ches, freund li ches
Ge sicht, weit aus ein an derlie gende Ko bold au gen. Und der
glän zende Ring, den sie an einer Kette um den Hals trug –
was war das ? Gold viel leicht, aber schwer zu er ken nen.
Das Mäd chen be wegte sich in einem fort. Sie lief, tanzte
herum und quas selte mit der Blon dine, die ne ben dem
Boot schwamm.
Ja, die Blon dine. Pa mela ver stellte ihr Opern glas. Ir gend-
was stimmte da nicht. An einem Mor gen im Mai schwam-
men die Leute nicht ein fach so in der Themse herum. Es
war zu kalt, so gar für Pa mela, ob wohl ihr Schwanz recht
gut iso liert war. Die Blonde schien sich im ei si gen Was ser
aber wie zu Hause zu füh len. Ziem lich ver däch tig. Als ob
es ihr Zu hause wäre !
Ent we der war sie eine un ge wöhn lich gute Schwim me-
rin oder . . .
Pa mela sah ge nauer hin.
Konnte das sein ?
Das Auf blit zen von et was
Schil lern dem – bunt wie ein
Re gen bo gen – be stä tigte es. Die
Blon dine war eine Meer jung frau –
die erste, die Pa mela seit ih rem Ab schied
vom Mee res bo den vor so vie len Jah ren ge se hen hatte.
Das kurze Auf tau chen des Ni xen schwan zes er füllte
Pa mela mit Sehn sucht, die sem trau ri gen, feuch ten Ge fühl,
das man be kommt, wenn man einem al ten Lieb lings song
lauscht.
Dann fiel ihr et was in der Hand der Meer jung frau auf.
Et was Klei nes, Grü nes. Sehr, sehr Grü nes.
Mit zit tern den Hän den drehte Pa mela wie der an ih rem
Opern glas. Ihr Schwanz strahlte plötz lich hell
und (wie sie be merkte) wun der schön. Ein
Lä cheln kit zelte ihre Mund win kel.
Ja, sie hatte Glück.
Sie griff nach dem Te le fon und
wählte Mr Otos Num mer in To kio. Die
Meer jung frau würde sie nicht er wäh nen.
Mr Oto war schon lange nicht mehr an Meer-
jung frauen in ter es siert. Aber ein Mee res ein horn war
et was ganz an de res.
Ka pi tel 2
Das müs sen wir un be dingt mit einer Kanne Dar jee ling
fei ern », ver kün dete Mr Wal ters und blickte auf eine der
vier alt mo di schen Arm band uh ren, die er an sei nem kno-
chi gen Hand ge lenk trug. Man hätte ihn für Tho ras Groß-
vater hal ten kön nen. Er war aber ihr Schutz en gel.
Wie viele Eng län der fei erte Mr Wal ters die meis ten
Er eig nisse in sei nem Le ben mit einer schö nen Tasse Tee.
Mit zu neh men dem Al ter wur den die Er eig nisse, die sich
zu fei ern lohn ten, aber im mer klei ner – das freund li che
Lä cheln eines gu ten, fai ren Kri cket spie lers, die Ent de-
ckung einer Rie sen meeresschild krö te, ein na gel neues
Töpf chen Sar del len paste na mens Gentle man’s Relish. Aber
dies mal war es ein wirk lich gro ßes Er eig nis : die An kunft
der Fa mi lie in Lon don, der Hei mat stadt von Mr Wal ters.
Da für brauch ten sie eine ganze Kanne voll Tee.
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« Sie set zen sich in den Lie ge stuhl », sagte Halla. « Und
wir ma chen den Tee und brin gen ihn raus. »
Halla war Tho ras Mut ter, eine Meer jung frau mit rei ner,
schim mern der Haut und lan gen blon den Haa ren, die
zart nach Kür bis ku chen duf te ten. Sie stellte die Tee tas sen
auf ein Ta blett, und Thora goss ko chen des Was ser in die
Kanne.
Cosmo, Tho ras Pfau, stand in der leich ten Brise ne ben
Mr Wal ters und schlug mit sei nem schö nen blau grü nen
Schwanz ein Rad.
« Gib nicht so an, Cosmo », sagte Thora. Sie langte nach
der Keks dose und warf dem Vo gel ein paar Bröck chen zu.
Thora war froh, wie der an Land zu sein. Sie ver misste
ihre Freunde in Grimli – Holly, Ricky und Lynne –, ob-
wohl sie auf der lan gen See reise, die dem has ti gen Ab-
schied der Fa mi lie ge folgt war, eine et was un ge wöhn li che
neue Freun din ge fun den hatte.
Shir ley war ein phan tas tisch aus se hen des klei nes See-
pferd chen, ge nauer ge sagt, ein Meeres ein horn, halb so
lang wie ein Ba by arm und dop pelt so kräf tig. Sie hatte
eine Mähne aus fun keln den Ko ral len fä den, einen bieg-
sa men, ge wun de nen Schwanz und einen run den klei nen
See pferd chen bauch. Shir ley be nutzte ihre Flü gel und ih-
ren Schwanz als An trieb und ihr silb ri ges Horn und die
lange röh ren för mige Schnauze zum Steu ern. Sie be wegte
sich mit der Leich tig keit und An mut eines Was ser flug-
zeugs im Meer.
Ein hör ner an sich sind schon sel ten. Aber ein Meeres-
ein horn ist schwe rer zu fin den als ein Geist in der Fla sche.
Und je des hat seine Ei gen hei ten. Shir ley zum Bei spiel
hatte drei Ei gen schaf ten, die sie von al len Le be we sen un-
ter schied.
Ers tens ihre Farbe. Grün, aber nicht das Grün von Bil-
lardtischen, Golf plät zen oder Sma rag den und nicht ein-
mal von Jade. Nein, Shir ley war so grün wie das dichte,
kurz le bige Moos, das auf den weit aus ge dehn ten La va fel-
dern von Is land zu fin den ist – fun kelnd und strah lend
wie Dia man ten im Mor gen tau.
Zwei tens zog sie eine glit zernde Sil ber spur hin ter sich
her, wenn sie schwamm, als ob sie win zige Licht punk te
ver streute, die je nach Laune die Farbe wech sel ten.
Und drit tens ihr Horn. Es war ein et was knub be li ges
An häng sel mit einer über ra schend schar fen Spitze.
Shirleys Ur sprung war un klar. Die Non nen im philippi-
nischen See pferd chen-Wai sen haus (das ei gent lich ein
wun der schö ner Man gro ven wald auf der In sel Bo hol war)
hat ten be haup tet, dass ihre El tern
sie als Baby aus ge setzt hät ten, weil
ihr sil ber nes Horn ih nen Angst
machte. (In ei ni gen asia ti schen
Le gen den ist das Horn eines
Ein horns gif tig.) Shir ley passte
auch nicht rich tig ins Wai sen haus.
Die an de ren See pferd chen wai sen
hän sel ten und är ger ten sie. Sie nann-
ten sie Mu tan tin und Miss ge burt.
Im Al ter von zwei Jah ren schwamm sie hin aus in die Welt
und hoffte, einen Ort zu fin den, wo sie hin ge hörte. Thora
hatte Shir ley aus einem Stru del im Süd chi ne si schen Meer
ge ret tet, wo bei Mr Wal ters und Halla ihr ge hol fen hat ten.
Seitdem lebte sie bei ih nen.
Für ihre Größe war Shir ley sehr stark und konnte Thora
mit einer Ge schwin dig keit von fünf Kno ten pro Stunde
zie hen. Nachts schlief sie in einem gro ßen Glas krug, der
mit See gras aus ge pols tert war, ne ben Tho ras Bett. Sie war
dick köp fig und hatte ein hit zi ges Tem pe ra ment, das ih-
ren Pan zer zum Ras seln brachte. Sie war zwar ein biss chen
ver wöhnt, aber we gen ih res Hand ta schen for mats nahm
sie je der in Schutz. Mr Wal ters mochte Shir ley ganz be-
son ders gern und nannte sie « kleine Kai se rin ». Cosmo
neigte zur Ei fer sucht, trug es aber mit Ge las sen heit.
Als sie mit dem Tee trin ken fer tig wa ren, ging Thora mit
dem Ta blett in die Kü che, um die Tas sen zu spü len. Mr
Wal ters aß zurzeit nicht viel, und Thora wun derte sich,
dass er nicht ein mal sei nen Tee aus ge trun ken hatte.
Das war sehr un ge wöhn lich. War der Tee zu dünn ge we-
sen ? Die Blät ter sa hen wirk lich ein biss chen alt und ver-
schrum pelt aus, wie die Ta bak blät ter, die sie in Schlamm-
pfüt zen auf Tobago ge se hen hatte. Sie no tierte sich im
Kopf, in die Tee ab tei lung des Kauf hau ses Fortnum & Ma-
son zu ge hen, um ih ren Vor rat an Dar jee ling auf zu fül len.