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Glücklich leben - christlicher Glaube im Licht der Glücksforschung
Prof. Dr. Joachim Jickeli
Christliche Gemeinde in Volksdorf, 25.9.2013
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Übersicht
I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
II. Der christliche Glaube
III. Bewertung im Licht der Glücksforschung
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
1. Die Glücksforschung - zum Begriff „Glück“
„gelucke“: leicht Erreichtes, positives Schicksal,günstiger Ausgang eines Ereignisses
Heute: Zufallsglück (luck) vs. Glücksempfinden
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
Kurzfristiges vs. langfristiges GlücksempfindenVergnügen, Freude, Wonne (pleasure) vs.Zufriedenheit mit dem Leben insgesamtEmotionale Reaktion vs. rationale EinschätzungVom objektiven zum subjektiven Glück
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
Großes und kleines GlückPositiv und negativ definiertes Glück(Luststeigerung vs. Abwesenheit von Schmerzen)Absolutes und relatives Glück(Glück und Neid, gegönntes Glück, Glück für Alle)Zufallselement bleibt stets mitgedacht
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
1. Die Glücksforschung: ForschungsgegenstandPhilosophie: Gelungenes Leben insgesamtAuch als Maßgabe der PolitikEmpirische Glücksforschung: Kurz- und langfristige Zufriedenheit („Well-being“) je einzeln oder integrativ betrachtet
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
1. Die Glücksforschung – methodische FragenPositive und Normative FragestellungenEmpirie vs. logische DeduktionenGlücksempfinden: Nachweisbar und messbar?Relevanz der Umfragen: SchwankungsbreiteValidität der Umfragen: ObjektivierbarkeitKorrelationen und KausalitätenAussagekraft der Ergebnisse: 6 Mrd. Wege zum Glück
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
2. Erkenntnisse der PhilosophieGlück als Lebensziel (normativ):- Keine allgemein akzeptierte objektive
Glücksdefinition. Kein Lebensziel für Alle.- Römpp 2012: Gefahren des Strebens nach
subjektivem Glück (Vergleich, Fremdbestimmung, Enttäuschung, unrealistische Vorstellungen)
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
2. Erkenntnisse der PhilosophieWege zum Glück Bewusstes Genießen (Lust maximieren, Schmerz
vermeiden): Aristippos v. Kyrene Idee des Guten – unerreichbar: Platon Das höchste Gut - die objektive Erfüllung unserer
vernünftigen Natur: Aristoteles Vermeiden von Schmerz und Enttäuschung: Epikur Askese: Diogenes
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
2. Erkenntnisse der PhilosophieDas seit der Aufklärung gängige Glücksmodell- Alle streben nach Glück- Glück kann nicht zielgerichtet bewirkt werden- Glück ist subjektiv- Glück ist quantifizierbar und verrechenbar
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
3. Vorab: Zwei grundlegende Erkenntnisse empirischer Glücksforschung- Faktoren, von denen wir Glück erwarten
(steigendes Einkommen, gute Gesundheit, gute Partnerschaft usw.) erhöhen die langfristige Zufriedenheit nicht (hedonistische Anpassung)
(Ausnahme: Engagement für andere) - Bei glücklichen Menschen vermehren sich diese
Glücksfaktoren signifikant (Kausalität)
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
4. Erkenntnisse der Medizin i.w.S.- Alles Glück ist neuro- und molekularbiologisches
Glück. Dopamin, Serotonin, Oxytocin Aber: sagt wenig darüber aus, was Glück auslöst- Genforschung: 30-50% der Glücksneigung sind
genetische Veranlagung. Aber: - der Rest ist weitgehend gestaltbar
- bloße Durchschnittswerte (melancholisches Glück)
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
5. Erkenntnisse der (positiven) Psychologie- Beschreibt das kurzfristige Glück (state) Extrem starke, positive Emotion- Beschreibt das langfristige Glück (trait) als ein Persönlichkeitsmerkmal- Entwirft darauf aufbauend Glücksstrategien
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
5. Erkenntnisse der Psychologie - Beispiel: Flow-Konzept (Mihaly Csikszentmihalyi)Glück als Prozess tritt ein, wenn:- Herausfordernde Aktivität - Konzentration- Konkrete Ziele- Unmittelbare Rückmeldung- Gefühlte Kontrolle über die Aktivität- Keine Sorgen um uns selbst- Gefühl für Zeitabläufe ist verändertKritik: Glück ist nicht Flow, sondern begleitet ihn.
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
5. Ergebnisse der empirischen Psychologie- Korrelation von kurz- und langfristigem Glück- Glücksempfinden entsteht, wenn:- Qualitative soziale Einbindung (Werte, Geben), vor allem: Für andere da sein (stärkster Faktor)- Mit Eifer bei der Sache sein (Sinn)- Gesundheit (schwächster Faktor)- Glückskiller sind: Ehescheidung, Arbeitslosigkeit, mangelnde
soziale Integration und psychische Krankheiten, generell Sorgen und Angst
- Glück direkt zu suchen, ist eine falsche Strategie
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
6. Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften- Easterlin-Paradox: die Falle des Vergleichens- Das Glück steigt in den Industriegesellschaften
seit Jahrzehnten nicht weiter an- Experiment mit Harvardstudenten- Ab einer Schwelle steigert höheres Einkommen
nicht das emotionale Wohlfühlen, aber die langfristige Zufriedenheit
- Geld für Andere ausgeben steigert Zufriedenheit
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I. Wesentliche Erkenntnisse der Glücksforschung
6. Erkenntnisse der WirtschaftswissenschaftenTretmühlen des Glücks (Binswanger)- Vergleich (immer hat jemand mehr)- Hedonistische Anpassung (mehr Bedürfnisse)- Optimierungsstreben (in der
Multioptionsgesellschaft)- Zeitökonomie misslingt (Pendlerbeispiel)
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Exkurs: Glücksratgeber- Bauen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auf- Sind dennoch für den Einzelnen kritisch- Beispiel (Lyubomirsky: „Glücklich sein“)
Dankbar sein Optimistisch sein Keine Grübeleien und sozialen Vergleiche Hilfsbereit sein Soziale Beziehungen pflegen Bewältigungsstrategien entwickeln Zu vergeben lernen Flow-Erfahrungen machen Die Freuden des Lebens genießen Lebensträume verwirklichen Ziele setzen Sich mit Religion und Spiritualität beschäftigen
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I. Zusammenfassung
1. Keine Einigung auf ein objektives Glück2. Streben nach subjektivem Glück: problematisch3. Glücksratgeber: zweifelhaft4. 50% Gene, 50% unsere Sache5. Geld nur begrenzt wichtig6. Gefahren: Vergleich, hedonistische Anpassung7. Langfristiges Glück abhängig von: Sinnfindung, Einstellung zum Leben, soziale Einbindung, Ausrichtung auf Mitmenschen und geistige Werte, fähigkeitsentsprechende Herausforderungen
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II. Der christliche Glaube
• Beruht auf Jesus Christus: Glaube an ihn• Persönliche Beziehung, Liebe• Gott liebt uns und gibt alles für uns• Die Annahme als Kind Gottes durch Gnade• Die Familie der Gläubigen: Die Gemeinde• Gottes ewige, vollkommene Gerechtigkeit• Der neue Himmel und die neue Erde• Die Zukunft beginnt heute
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III. Bewertung: Glaube und Glücksforschung
1. Gott und das Glück:• Glück ist kein Begriff des Neuen Testaments• Gott unterliegt keinem irdischen Maßstab• Zufall, Anstrengung etc. – die Begriffe passen
nicht• Die Glückseligpreisungen zeigen ein
vollkommen anderes Glücksverständnis• Umwertung aller Werte
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III. Bewertung: Glaube und Glücksforschung
2. Die Gläubigen und das Glück (1):• Falsche Gottesbilder und gesetzlicher Glaube• Das Evangelium: - Gnade statt Gericht - Befreiung statt Verdammnis - Der Gläubige ist durch und in der Beziehung
zu Gott und Jesus glücklich – er hat das höchste Gut
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III. Bewertung: Glaube und Glücksforschung
2. Die Gläubigen und das Glück (2):• Christen dürfen, ja sollen schon heute glücklich sein:• Glücksstreben wird nicht propagiert• Keine Askese, kein Verschwinden im Nichts• Starkes Engagement in der Welt (Flow)
(Krankenhäuser, Schulen, Gerechtigkeit usw.)• Liebe als der allumfassende Maßstab• Eingebunden in die Gemeinschaft der Gemeinde• Beispiel von Paulus
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III. Ergebnis: Glaube und Glücksforschung (1)
Abschließende Überprüfung anhand der Forschungsergebnisse1. Christen besitzen objektiv das höchste Gut und
haben allen Anlass, subjektiv glücklich zu sein2. Christen leben nicht selbstbezogen und sind
daher frei von eigensüchtigem Glücksstreben3. Glücksratgeber: Gott und die Gemeinde4. Gott ist souverän – die Biologie wird nicht als
Hindernis gesehen
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III. Ergebnis: Glaube und Glücksforschung (2)
5. Christen sind nicht von materiellen Dingen abhängig. Ihr Charakter und die Gemeinde sprechen aber dafür, dass es ihnen wirtschaftlich gut geht
6. Christen sind frei von den Tretmühlen des Glücks, insbesondere dem Vergleichen und der hedonistischen Anpassung
7. Christen sehen einen Sinn im Leben, haben eine realistische Einstellung, leben in soziale Einbindung, in Ausrichtung auf Mitmenschen, richten sich auf geistige Werte aus und sehen sich entsprechend ihren Fähigkeiten herausgefordert
Christen sind glücklich, wenn sie ihren Glauben wirklich leben