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Tirol Tirol Salzburg Steiermark Kärnten Burgenland Niederösterreich Wien Oberösterreich Voralberg 11. Jg. Special Gründen & Wachsen in Österreich www.vc-magazin.de Private Equity • Buyouts • M&A Das Magazin für Investoren und Entrepreneure Special Juli 2017 powered by

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Tirol

Tirol Salzburg Steiermark

Kärnten

Burgenland

Niederösterreich

WienOberösterreich

Voralberg

11. Jg.

Special

Gründen & Wachsenin Österreich

www.vc-magazin.de

Private Equity • Buyouts • M&A

Das Magazin für Investoren und Entrepreneure

Special Juli 2017

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2 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Der aws Gründerfonds ist eine österreichische Venture Capital-

Gesellschaft und verfügt über Beteiligungskapital in Höhe von

rd. 70 Mio. Euro. Der Fonds ist eine Tochtergesellschaft der

Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH (aws)

Der Investitionsfokus liegt auf österreichischen Start-ups mit großem

Wachstumspotenzial für Anschub- und Anschlussfi nanzierungen in

der Start-up- und frühen Wachstumsphase (Later Seed und

Series-A). In unseren Sweetspot fallen insbesondere Technologie-

unternehmen aus den Bereichen Digital, Deep Tech und Life Science.

Der aws Mittelstandsfonds ist eine unternehmerische Betei-

ligungsgesellschaft mit Sitz in Wien. Für mittelständische

Unternehmen bieten wir fl exible Beteiligungsmodelle in Form

von offenen und stillen Beteiligungen an.

Wir gehen Beteiligungen im Zuge von Wachstumsprojekten

mittelständischer Unternehmen ein, bieten Anschlussfi nan-

zierungen für wachstumsstarke Unternehmen oder beteiligen

uns als Co-Investor bei mittelgroßen Übernahmen oder Unter-

nehmensnachfolgen.

Co-Investoren aus unserem internationalen Netzwerk werden

bei unseren Investments aktiv eingebunden.

Der aws Gründerfonds versteht sich als langfristiger, stabiler

Partner und bietet unternehmerisches Venture Capital mit

aktiver Unterstützung.

www.gruenderfonds.at

Als 100% Tochtergesellschaft der Austria Wirtschaftsservice

(aws) ist es unser Ziel, dem österreichischen Mittelstand

notwendiges Kapital für Investitionen bereitzustellen, langfris-

tige Partnerschaften einzugehen und dadurch unseren Betei-

ligungsunternehmen nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen.

Als Partner stehen wir den Unternehmen zur Seite und unter-

stützen sie bestmöglich bei ihren Vorhaben.

www.mittelstands-fonds.at

Partner der Ausgabe

im Portrait

Service

Die Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation –

AVCO ist die Interessenvertretung der österreichischen Betei-

ligungskapitalgesellschaften und Corporate Finance Dienst-

leister. Sie umfasst Beteiligungskapital-Gesellschaften – von

Venture Capital über Wachstumsfi nanzierung bis zum Buyout

Bereich - sowie Institutionen und Unternehmen – von Service

Providern, Banken, Investoren bis hin zu Portfoliounterneh-

men und Professionals –, die Interesse an der Weiterentwick-

lung der Private Equity- und Venture Capital-Industrie in Öster-

reich haben.

www.avco.at

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VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 3

Liebe Leserinnen und Leser,

die österreichische Gründerlandschaft ist vital wie lange

nicht. Quer durchs Land bilden sich Cluster zu den unter-

schiedlichsten Branchen. Viele von ihnen im Umfeld von

Hochschulen und Universitäten, die einen Forschungs-

schwerpunkt im jeweiligen Segment haben. Einige entstehen

aber auch durch die Ansiedlung spezialisierter Inkubatoren.

Dazu kommen die Gründerzentren, die seit Jahren die

Start-up-Szene im Land vorantreiben.

Doch wo viel Licht ist, ist immer auch Schatten. In diesem Fall

ist es die nach wie vor überschaubare Venture Capital-

Landschaft in Österreich. In der sehr frühen Unternehmens-

phase sorgen eine aktive Business Angel-Szene und ein

engmaschiges Förderangebot für das notwendige Kapital.

Doch sobald es um die nächsten Finanzierungsrunden geht,

wird das Angebot knapp. Es wird spannend zu sehen, ob das

2 Partner der Ausgabe im Portrait

Überblick

4 Gründen und Wachsen in ÖsterreichVitale Start-up-Szene von Wien bis Innsbruck

Standort

6 Interview mit Ralf Kunzmann, aws Gründerfonds„Die Impulse der vergangenen Jahre zeigen offenbar

erste Wirkung“

8 Interview mit Patrizia Zoller-Frischauf, Land Tirol„Vielversprechende Ideen dürfen nicht an der

Finanzierungsfrage scheitern“

10 Kommentar zum MiFiGG 2017Eine neue Chance für den Standort

Dr. Matthias Hallweger, HMW Gruppe

12 Interview mit Henrietta Egerth und Dr. Klaus Pseiner, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft„Bei den Forschungsausgaben liegt Österreich auf

Platz zwei“

14 Case Study | System Industrie Electronic GmbH: Embedded-Computing- und HMI-LösungenDie digitale Zukunft gestalten

15 Case Study | Wikifolio: Der schnelle Weg zum AktienkaufZu jeder Zeit alles im Blick

18. Jg. 2017

„Gründen & Wachsen in Österreich“

ein Special des VentureCapital Magazins

Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: [email protected], Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de

Redaktion: Mathias Renz (Verlags lei tung), Benjamin Heimlich (Redaktionsleitung), Elke Hartmann

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Henrietta Egerth, Dr. Matthias Hallweger, Ralf Kunzmann, Dr. Klaus Pseiner, Patrizia Zoller-Frischauf

Gestaltung: Andreas Potthoff

Titelbild: © Anja Kaiser – stock.adobe.com, Stockninja – stock.adobe.com, eigene Darstellung

Druck: www.wir-machen-druck.de

Impressum VentureCapitalMagazin

Szene mit Licht

und Schatten

kürzlich verabschiedete MiFiGG 2017 und die neu entstehen-

den Beteiligungsgesellschaften hier eine Trendwende einlei-

ten können.

Eine spannende Lektüre wünscht

[email protected]

Editorial

Benjamin Heimlich, Redaktionsleiter

Page 4: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Überblick Österreich

Vitale Start-up-Szene von

Wien bis Innsbruck

Auch wenn die Übernahme für den Schweizer Pharmakonzern

vermutlich eher eine kleine gewesen sein dürfte, könne es den-

noch einer der „größten Digital Health-Deals im engeren Sinne

zumindest in Europa“ gewesen sein, heißt es aus dem nahen

Umfeld der Investoren. Eines lässt sich jedoch sicher sagen:

Dem Start-up-Standort Österreich wird der Verkauf einen weite-

ren enormen Push geben. Jeder Exit tut der aufstrebenden

Szene gut, sie haben eine nachhaltige Wirkung, Geld kommt auf

den Markt und ehemalige Gründer werden selbst zu Investoren.

Bereits die Übernahmen von runtastic aus Linz durch den Sport-

artikelhersteller Adidas oder der Verkauf der Taschenfl ohmarkt-

App shpock aus Wien an den norwegischen Investor Schibstedt

erregten Aufmerksamkeit auch jenseits der Alpen. Ob Zufall oder

nicht: Sowohl runtastic und Shpock als auch

mySugr sind etwa zeitgleich um 2011/12 an

den Start gegangen und der V erkauf fällt

damit in die typische Investphase. „Aus die-

ser Phase kommen nun die ersten Unterneh-

men, die das Potenzial für große Exits haben,

einige andere stehen bereits in den Start-

löchern, die ebenfalls dieses Potenzial ha-

ben“, beurteilt Michael Altrichter, einer der

bekanntesten Business Angels und Impact

Investor aus Österreich, die Meldung.

Österreich zieht Talente aus dem CEE-Raum an„Die Szene entwickelt sich derzeit extrem

dynamisch“, sagt Birgit Reiter-Braunwie-

ser, Ansiedelungsberaterin von der ABA,

der österreichischen Ansiedelungsagentur

in Wien. Heißt: Jeder, der in Österreich ein

Unternehmen gründet, kann sich an die

ABA-Invest in Austria wenden und dort

erste Tipps und Hilfestellung für eine An-

siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr

haben sich in Österreich insgesamt 300

Unternehmen aus dem Ausland angesie-

delt, davon sind 18 Start-ups“, berichtet

sie. Davon stammten insgesamt vier Unternehmen aus Deutsch-

land, je zwei aus der Schweiz und aus Großbritannien. Als Tor

zwischen Ost- und Westeuropa stammt der Rest erwartungsge-

mäß aus dem CEE-Raum (kurz für: Central-Eastern-Europe).

„Auffällig ist, dass sich was in Osteuropa tut“, so Reiter-

Braunwieser. Von gut ausgebildeten ITlern, Programmierern

und akademischen Absolventen dieser Länder profi tiert

Österreich ganz besonders und setzt nun verstärkt auf Initia-

tiven, diese Talente zunächst nach Österreich zu holen und

sie im zweiten Schritt auch im Land zu halten. Hierfür braucht

es attraktive Angebote, die durch die Politik gestützt werden.

Birgit Reiter-Braunwieser,

ABA

Österreich jubelt: Erst vor wenigen Tagen gab das Unternehmen mySugr mit seiner gleichnamigen Diabetes-App den vollständigen Verkauf des Start-ups

an den Pharmariesen Roche bekannt. Über den Kaufpreis wurde zwar Stillschweigen vereinbart, dennoch dürfte das Sümmchen nicht unerheblich gewesen

sein. Bereits vor einiger Zeit war der Schweizer Konzern in das Unternehmen eingestiegen und hatte seit dem Investment eine intensive Kooperation mit

mySugr. Alle Anteilseigner wurden ausbezahlt, darunter die vier Gründer, die zusammen zuletzt rund 45% des Unternehmens besaßen.

Gründen und Wachsen in Österreich

Michael Altrichter,

Speed Beteiligung

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4 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Page 5: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Co-Founder und decken Bereiche ab, die das Gründerteam

benötigt“, so Eisler. Um das zu gewährleisten, haben sich unter

dem Dach der startup300 mittlerweile 130 der bekanntesten

Business Angels Österreichs zusammengeschlossen, darunter

Start-up- Prominenz wie Hansi Hansmann (Hansmen Group, aaia

und Serieninvestor, darunter in Shpock, runtastic und mySugr),

Hans-Peter Haselsteiner (Strabag) sowie Michael Altrichter

(bekannt aus „2 Minuten, 2 Millionen“). Die gleichen Namen sind

es auch, die mit capital300 derzeit einen Fonds aufbauen. „In

einem ersten Closing sollen rund 20 Mio. EUR in das Konstrukt

fl ießen, später soll das Volumen bei 40 Mio. EUR bis 60 Mio. EUR

liegen“, so Eisler. Capital300 soll den enormen Mangel an

Start-up-Anschlussfi nanzierungen in Österreich lindern. Neben

Speedinvest II unter Leitung von Oliver Holle gibt es einen

solchen Fonds derzeit im Alpenstaat nämlich noch nicht. Mit

der Tabakfabrik mitten in Linz ist vor wenigen Monaten ein

weiterer Hotspot in Österreich entstanden. In der sogenannten

factory300 bekommen ausgesuchte Start-ups ab sofort 300 Tage

lang kostenlos Ausbildung, Mentoring, Netzwerk und Arbeits-

plätze. Zudem profi tieren sie von dem Angel-Netzwerk. „In der

factory300 vermitteln wir Start-ups die Werkzeuge und

Methoden, die andere erst nach langjähriger Erfahrung und

vielen Fehlern erlernt haben“, sagt Eisler.

FazitAm schönen Donaukanal, einer der angesagtesten und

hipsten Adressen Wiens, entsteht derzeit eine weitere wichti-

ge One to stop-Anlaufstelle für junge Gründer. Hinter dem

Vorhaben von weXelerate, einer privat geführten Profi tgesell-

schaft, stehen keine Geringeren als die führenden Akteure der

Wiener Start-up-Szene: die Venture-Firmen Speedinvest,

i5invest, Blue Minds Factory und Pass Invest ziehen in das

vierstöckige Gebäude im Herzen der

Donaumetropole. Insgesamt 8.000 Quad-

ratmeter Fläche und vier Etagen umfasst

das Gebäude. Eine Menge Platz, um eine

aufstrebende Szene zu stärken. Ziel ist es

dabei auch, die Sichtbarkeit europä-

ischer Start-ups global zu erhöhen. Um

jungen Unternehmen und ihrer Idee die

Möglichkeit zur Entwicklung zu geben,

hat das Team von weXelerate ein je vier

Monate dauerndes kostenloses Accelera-

tor-Programm erdacht. Dieses soll ab

September zweimal im Jahr für je 50 Start-ups stattfi nden.

„Die Bewerbungen laufen auf Hochtouren“, so weXelerate-

Initiator Hassen Kirmaci, „und viele davon kommen aus dem

CEE-Raum, Israel und UK.“ Mit dem Multi-Accelerator-Ansatz

verfolgt Kirmaci keinen geringeren Anspruch, als damit „Wien

als Gateway nach Westeuropa zu etablieren“.

Christina Cassala

[email protected]

Um diesen die Einstellung weiterer Mitarbeiter zu erleich-

tern, hat Österreichs Bundesregierung zum Jahreswechsel

fi nanzielle Erleichterungen für Start-ups als Arbeitgeber

geschaffen. Seit dem 01.01.2017 können in Österreich ansäs-

sige Start-ups über die staatliche Förderbank aws (Austria

Wirtschaftsservice) in den ersten drei Jahren nach der Grün-

dung eine Bezuschussung der Arbeitgeberlohnnebenkosten

für die ersten drei geschaffenen Stellen beantragen. Im ersten

Jahr werden die anfallenden Lohnnebenkosten zu 100%

erstattet, im zweiten Jahr zu zwei Drittel und im dritten Jahr

zu einem Drittel.

Politisch stehen Start-ups längst auf der AgendaZudem bietet Österreich mit der Rot-Weiß-Rot-Karte ein fl exibles

Zuwanderungssystem. Ziel ist es, qualifi zierten Arbeitskräften

aus Drittstaaten und ihren Familienangehörigen eine nach

personenbezogenen und arbeitsmarktpolitischen Kriterien

gesteuerte und auf Dauer ausgerichtete Zuwanderung nach

Österreich zu ermöglichen. Dennoch sagt Reiter-Braunwieser:

„Wir brauchen weitere gesetzliche Änderungen, um Österreich

noch attraktiver für Innovationstreiber aus Ländern wie Israel

oder den USA zu machen.“

Aber auch die Universitäten machen ihre Hausaufgaben. Über

das ganze Land verteilt bilden sich derzeit vor allem in den

größeren Städten Cluster heraus, beispielsweise in Linz, Graz,

Innsbruck, Klagenfurt und natürlich Wien. Je nach Ausrichtung

der Universitäten und Hochschulen entstehen Unternehmen in

Branchen wie Internet of Things, Robotik, Medizintechnik und

Deeptech (Innsbruck), E-Health und Life Sciences oder

Automotive (Linz) und Fintech (Wien) sowie Energietechno-

logie (Klagenfurt). Auffällig aber: Besonders im Bereich Block-

chain und Bitcoin stellt sich der Alpenstaat stark auf. Beide

Branchen hat sogar die Bundesregierung als regelrechten

Meilenstein und Wachstumsmotor in ihrer digitalen Strategie

benannt.

Es fehlt weiterhin an Anschlussfi nanzierungDie Frühphasenfi nanzierung in Österreich ist auch dank staat-

licher Förderprogramme wie der aws oder der Österreichischen

Forschungsförderungsgesellschaft (kurz: FFG) aber allem voran

aufgrund wachsender Anzahl an Business Angels mittlerweile

gut aufgestellt. „Schwer wird es in der

Anschlussfi nanzierung“, weiß Michael Eisler,

Gründer der startup300 AG. Das in Linz an-

gesiedelte Unternehmen versteht sich als

eine Anlaufstelle für Start-ups in einer rela-

tiv frühen Phase. Seit Start 2015 will es

einen strukturierten Zugang zu einem Kreis

erfahrener Business Angels und Unterneh-

mertypen bieten. „In Österreich war es

noch nie so leicht, Geld zu bekommen.

Gleichzeitig sind wir für Start-ups wie ein Michael Eisler,

startup300

Hassen Kirmaci,

weXelerate

VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 5

Page 6: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Interview mit Ralf Kunzmann, aws Gründerfonds

„Die Impulse der vergangenen

Jahre zeigen offenbar

erste Wirkung“

Während die österreichische Start-up-Szene sich weiterentwickelt, ist die Venture Capital-Landschaft noch immer recht überschaubar. Viele

Finanzierungsrunden werden ausschließlich von Business Angels gestemmt – schlicht, weil es zu wenige klassische Wagniskapitalgesellschaften

gibt. Doch auch wenn laut dem Branchenverband AVCO im vergangenen Jahr die österreichischen Beteiligungsgesellschaften im Fundraising 0 EUR

einwarben, gibt es erste Anzeichen, dass auch die Venture Capital-Szene vor Ort wächst.

VC Magazin: Wie bewerten Sie das Gründungsgeschehen in Öster-

reich und dessen Entwicklung in den letzten Jahren?

Kunzmann: Wir sind nun seit 2013 mit dem aws Gründerfonds am

Markt. Damals hat sich die Situation noch ganz anders dar-

gestellt als heute. Wir haben in Österreich ein gut funktionieren-

des und engmaschiges Fördernetz für das Start-up-Ökosystem.

Zudem gibt es in der Pre-Seed- und Seed-Phase gute Finanzie-

rungsmöglichkeiten durch Business Angels. Um Unternehmen

den erfolgreichen Markteintritt zu ermöglichen, ist aber Venture

Capital erforderlich. Nach dem Rückzug der Finanzindustrie aus

dem Wagniskapitalgeschäft ist der Venture Capital-Markt nahezu

ausgetrocknet. Um diesen Nachfrageüberhang auszugleichen,

hat sich die Bundesregierung vor vier Jahren dazu entschlos-

sen, den aws Gründerfonds ins Leben zu rufen, um dieser

Entwicklung konsequent entgegenzuwirken. Wir suchen gezielt

interessante Innovationen, die aufgrund ihres Entwicklungs-

und Skalierungspotenzials wagniskapitalfähig und für private

Co-Investoren interessant werden. Heute sehen wir jährlich

etwa 400 Projekte und sind damit erster Ansprechpartner für

Venture Capital suchende Start-ups in Later Seed- und

Series A-Runden in Österreich. Unser Portfolio umfasst heute

bereits 23 Technologie-Start-ups, in die wir gemeinsam mit unse-

ren Co-Investoren knapp 65 Mio. EUR investiert haben. Wir sind

damit einer der wichtigsten Anschub- und Anschlussfi nanzierer

für österreichische Tech-Start-ups.

VC Magazin: Oftmals entstehen rund um Hochschulen oder

Forschungseinrichtungen entsprechende Branchen-Cluster.

Welche Hotspots gibt es in Österreich?

Kunzmann: Wir sehen hierzulande eine Reihe von Impulsen für

Inkubatoren und Acceleratoren. Inzwischen etabliert sind natür-

lich die AplusB-Zentren wie beispielsweise das INiTS in Wien,

tech2b in Oberösterreich oder das niederösterreichische accent

Gründerzentrum. Aber auch andere Universitäten wie die

TU Wien leisten hervorragende Arbeit. Ein gutes Beispiel dafür

ist die TU Wien mit dem i2c Inkubator. Weitere universitäre

Start-up-Hotspots sind u.a. die TU Graz, die Uni Leoben oder das

oberösterreichische Hagenberg. Im Bereich Life Science hat

Wien in den vergangenen Jahren mit dem Vienna Biocenter und

dem LifeScience Vienna zwei Biotech-Cluster mit internationaler

Strahlkraft hervorgebracht.

VC Magazin: In welchen (Zukunfts-)Branchen sehen Sie den

Standort besonders gut aufgestellt?

6 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Standort

Ralf Kunzmann

ist Geschäftsführer der aws Fondsmanagement GmbH und CEO

des aws Gründerfonds. Davor war er für die internationalen Private

Equity-Aktivitäten der UniCredit Bank Austria-Gruppe verantwort-

lich sowie in der KPMG-Austria-Gruppe in leitender Funktion im

Bereich Financial Advisory Services mit Schwerpunkt Corporate

Finance beschäftigt.

Page 7: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Kunzmann: Die eben angesprochenen Biotechnologie-Cluster

sind sicherlich Vorzeigeprojekte. Hier wird versucht, durch die

Nähe zur Universität Themen zu besetzen. Auch das erwähnte

innovation incubation center (i2c) der Wiener TU ist insbeson-

dere in Zukunftsfeldern wie Industrie 4.0 und Internet of Things

aktiv. Darüber hinaus sind in den letzten Monaten weitere

Impulse und Initiativen zur Errichtung von Acceleratoren zu

beobachten – beispielhaft seien Talent Garden, weXelerate

oder der Start-up-Campus Tabakfabrik Linz genannt –, die

hoffentlich komplementär wirken, jeder für sich bestimmte

Themenfelder adressieren und damit gemeinsam mit dem

aws Gründerfonds sowohl internationale Start-ups wie auch

internationale Investoren nach Österreich holen werden.

VC Magazin: Im österreichischen Beteiligungsmarkt fand 2016

praktisch kein Fundraising statt. Welche Gefahren birgt diese

Entwicklung?

Kunzmann: Für den digitalen Sektor haben wir mit Speedinvest

einen heimischen Venture Capital-Fonds und Co-Investor, der

mit einem Volumen von 90 Mio. EUR erst Ende 2015 geschlossen

wurde. Daneben gibt es mit dem aws Gründerfonds einen

70 Mio. EUR schweren Anschub- und Anschlussfi nanzierer, der

nicht nur digitale Geschäftsmodelle, sondern auch schutzwür-

dige Hochtechnologie und Life Sciences fi nanziert. Dann war es

das leider auch schon mit den klassischen Venture Capital-

Gesellschaften. Daher ist das Vorgehen am Markt aktuell so,

dass wir bei jeder Finanzierungsrunde konsequent Kapital aus

dem Kreis unserer internationalen Co-Investoren mobilisieren.

Wir konnten so in den vergangenen vier Jahren von den ein-

gangs erwähnten rund 65 Mio. EUR gut 40 Mio. EUR aus unserem

Co- Investoren-Netzwerk nach Österreich fl ießen lassen.

VC Magazin: Momentan entsteht mit capital300 ein neuer Fonds.

Ein Zeichen, dass nach der Start-up-Szene auch die Venture

Capital-Branche in Österreich langsam, aber sicher wächst?

Kunzmann: Die Impulse der vergangenen Jahre – sowohl von

privater als auch von öffentlicher Seite – zeigen offenbar erste

Wirkung und lassen die Erkenntnis mehr und mehr reifen, dass

es hierzulande einen Nährboden für gute Start-ups gibt. Der

Umstand, dass diese dann auch auf dem Radar internationaler

Investoren sichtbar werden, zieht natürlich auch nach sich,

dass mehr Kapitalgeber vor Ort entstehen. Der Platz dafür ist

auf jeden Fall gegeben. Insbesondere wenn man die Start-up-

Landschaft differenziert betrachtet: In den Segmenten Deeptech

oder Life Sciences – also schutzwürdige Technologien – hat die

hiesige Venture Capital-Szene noch erheblichen Aufholbedarf.

VC Magazin: Welche Bedeutung kommt öffentlichen Investoren

zu?

Kunzmann: Das übergeordnete Wirkungsziel ist klar, die öster-

reichische Start-up-Szene mit ausreichend Venture Capital zu

versorgen. Um das zu erreichen, bedienen wir uns zweier kom-

plementärer Instrumente: Mit dem aws Gründerfonds machen

wir österreichische Technologieunternehmen für internationale

Investoren visibel. Wir betreiben aktives Deal Sourcing und sind

damit für internationale Co-Investoren ein attraktiver Partner

mit exzellentem Marktzugang. Wir wollen bei unseren Invest-

ments immer Mehrwert über das Geld hinaus für die Unterneh-

men schaffen. Dazu suchen wir uns auch Partner, mit denen wir

uns idealerweise ergänzen: Während wir uns um die komplette

Finanzierungsseite kümmern, dazu unser Netzwerk und Know-

how einsetzen, das Unternehmen auf Folgefi nanzierungen

vorbereitet und Zugang zu Förderungen und Bankfi nanzierun-

gen ermöglicht, unterstützen komplementäre Partner zum

Bespiel eher beim Vertriebsaufbau oder der industriellen

Skalierung. Auf der anderen Seite ist die aws auch als Fund of

Fund-Investor am Markt aktiv und investiert in Wagniskapital-

fonds, um Kapital für die österreichische Start-up-Landschaft

bereitzustellen. Dabei beteiligen wir uns auch an internatio-

nalen Fonds, die mit diesen Mitteln dann wieder in österrei-

chische Jungunternehmen einsteigen.

VC Magazin: Das Land verfügt über weit zurückreichende Verbin-

dungen nach Osteuropa. Wie können diese für das Gründungs-

geschehen in Österreich genutzt werden?

Kunzmann: Die Verbindung nach Osteuropa wird in Zukunft

vielleicht noch bedeutender werden, als sie heute schon ist.

Insbesondere Wien ist das Drehkreuz zwischen West- und

Osteuropa. Dieser Hebel kann meines Erachtens in beide

Richtungen wirken. Zum einen können Start-ups aus West-

europa Zugang zu CEE-Märkten erhalten. Umgekehrt funktio-

niert dies natürlich genauso. Wir sourcen unseren Dealfl ow

gezielt auch außerhalb Österreichs und zeigen auf, dass wir

hier ein attraktives Ökosystem aufbauen, das es internatio-

nalen Technologieunternehmen attraktiv macht, sich hierzu-

lande anzusiedeln. Inzwischen haben etwa 10% unserer

Portfolio unternehmen ihre Wurzeln außerhalb des Bundes-

gebietes und konnten in Österreich erfolgreich angesiedelt

werden. Der zehnte Platz für Wien beim Ranking der dies-

jährigen Start-up Heatmap Europe beschreibt den ersten

Erfolg dieser Bemühungen und begründet sich unter ande-

rem in den Standortvorteilen eines starken Fördersystems,

einer guten Infrastruktur mit attraktiver Cost-Benefi t-Ratio

und natürlich dem Zugang zu gut ausgebildeten Mitarbeitern.

Diese Entwicklung wollen wir auch mit Blick auf unser Port-

folio in Zukunft weiter ausbauen.

[email protected]

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VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 7

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Interview mit Patrizia Zoller-Frischauf, Land Tirol

„Vielversprechende Ideen

dürfen nicht an der

Finanzierungsfrage scheitern“

Das Bundesland Tirol ist neben Vorarlberg und Oberösterreich eines der Zugpferde der österreichischen Konjunktur. Die Wirtschaftsleistung der rund

740.000 Einwohner liegt bei etwa 41.200 EUR. Um diese Entwicklung weiter fortzuschreiben, will das Land insgesamt 135 Mio. EUR im Rahmen ei-

nes Investitionspakets zur Verfügung stellen. Zu den Zielen gehört u.a. die Förderung von Produkt- oder Verfahrensinnovationen.

VC Magazin: Wie würden Sie den Standort Tirol innerhalb Öster-

reichs und innerhalb Europas in puncto Gründerfreundlichkeit

einordnen?

Zoller-Frischauf: Die Zahl der Unternehmensgründungen in Tirol

liegt konstant bei rund 2.700 pro Jahr. Die heimische Start-up-

Szene entwickelt sich dynamisch, nicht zuletzt aufgrund öffent-

licher und privater Initiativen. Gezielte Kooperationen zwischen

diesen Akteuren treiben diese Dynamik weiter voran. Mit Ser-

vices wie dem Programm „Go Tirol“ oder der Zusammenarbeit

im Global Incubator Network unterstützt die Standortagentur

Tirol junge Start-ups beim Eintritt in den Tiroler Markt. Nationale

und internationale Investoren und Gründer werden gezielt

adressiert und auf Tirol aufmerksam gemacht. Anstatt uns mit

den Hotspots Berlin oder London zu messen, setzen wir konse-

quent auf unsere Stärken und machen diese für Gründerinnen

und Gründer nutzbar.

VC Magazin: Das Land Tirol hat ein Investitionspaket über

135 Mio. EUR aufgelegt, das u.a. Betriebsansiedelungen unter-

stützt. Welche Argumente sprechen für den Standort?

Zoller-Frischauf: 2016 haben sich in Tirol 26 Unternehmen mit

Unterstützung der Standortagentur Tirol angesiedelt. Tirols

zentrale Lage als Bindeglied zwischen Nord und Süd, hochquali-

fi zierte Fachkräfte, ein vorteilhaftes Steuer- und Fördersystem,

fünf Hochschulen, die eng mit der Wirtschaft kooperieren,

schlagkräftige Innovationsnetzwerke wie die Cluster der Stand-

ortagentur Tirol, eine schlanke und effi ziente Verwaltung, öster-

reichweit ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum

sowie Sicherheit und Lebensqualität: Das sind jene Argumente,

mit denen Tirol bei diesen Unternehmen überzeugt.

VC Magazin: Außerdem sollen Produkt- oder Verfahrensinnova-

tionen gefördert werden. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach

dabei die Kooperation zwischen Start-ups und Mittelständlern?

Zoller-Frischauf: Die Zusammenarbeit von „Alteingesessenen“

und „jungen Wilden“ ist für beide vielversprechend: Start-ups

bekommen Zugang zu Netzwerken und den Erfahrungen erfolg-

reicher Unternehmen, diese wiederum spüren frischen Wind

und lernen unkompliziert fl exible Strukturen und neue Techno-

logien kennen. Anfang des Jahres etwa fand in Seefeld der erste

E-Tourism-Hackathon im Alpenraum statt. Start-ups und junge

Tüftler arbeiteten mit dem TVB Seefeld 24 Stunden lang an intel-

ligenten Tourismusprodukten und Wegen, die Digitalisierung für

die Tourismusregion nutzbar zu machen.

8 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Standort

Patrizia Zoller-Frischauf

seit 01.07.2008 Mitglied der Tiroler Landesregierung und als

Landesrätin zuständig für Wirtschaft, Veranstaltungswesen,

Gewerbe und Industrie, Wirtschaftsförderung sowie Hochbau und

Liegenschaften des Landes Tirol. Von 1997 bis 1999 war die Unter-

nehmerin und selbstständige Fotografin Vizepräsidentin des Öster-

reichischen Wirtschaftsbundes und von 2005 bis 2008 Vize-

präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer.

Page 9: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

VC Magazin: Welche Technologien sehen Sie am Standort beson-

ders gut positioniert, wo herrscht Nachholbedarf?

Zoller-Frischauf: Erneuerbare Energien, IT, Life Sciences, Mecha-

tronik und Gesundheit gehören zu den traditionellen Stärke-

feldern Tirols, in denen sich entsprechende Cluster gebildet

haben. Unsere Unternehmen bündeln diese Kompetenzen im

Dreieck aus Technologie, Gesundheit und Tourismus erfolgreich

und bauen ihren Marktvorsprung aus. Eine zentrale Rolle spielt

dabei die Digitalisierung, auch in ihrer Verbindung mit dem

Tourismus. Daher investiert das Land Tirol bis 2024 viel Geld in

den Breitbandausbau. In Zukunft müssen wir unsere Stärken

auch hinsichtlich der kommenden Herausforderungen wie

Klimawandel, Mobilität, Ressourceneffi zienz oder demogra-

fi schem Wandel ausspielen.

VC Magazin: Kapital ist oftmals der beschränkende Faktor für

Start-ups. Wie sehen Sie die Verfügbarkeit von Kapital für

Start-ups in Tirol?

Zoller-Frischauf: Seit 2015 betreut die Standortagentur Tirol das

Investorennetzwerk Tirol. Seither wurden 52 Projekte mit einem

Investitionsvolumen von 37 Mio. EUR betreut, zwölf davon konn-

ten 8 Mio. EUR an privatem Kapital für sich einwerben. Im selben

Zeitraum konnten wir über 150 nationale und internationale

Investoren zum Business Angel Summit nach Kitzbühel holen,

heuer sind es wieder über 100. Neben zusätzlichem Kapital für

Tiroler Unternehmen gewinnt Tirol als Wirtschafts- und Invest-

mentstandort an Sichtbarkeit. Zudem verfügt das Land Tirol

über eine umfassende Wirtschaftsförderung. Es sind mehrere

Hebel, die wir parallel im Sinne unserer Unternehmen bedienen.

Vielversprechende Ideen dürfen nicht an der Finanzierungs-

frage scheitern.

VC Magazin: Inwieweit gibt es hier eine Zusammenarbeit mit

angrenzenden Bundesländern, auch mit denen in Deutschland

und Italien?

Zoller-Frischauf: Ein Beispiel: Die enge Zusammenarbeit Tirols

mit Südtirol und dem Trentino hat eine lange Tradition und

mit der Euregio eine solide Struktur. Mit dem Projekt

„Startup.Euregio“ nehmen wir gemeinsam 1 Mio. EUR in die

Hand, um bis Mitte 2019 ein nachhaltiges Start-up-Ökosystem

aufzubauen und ein interregionales Start-up-Netzwerk mit

mindestens 100 aktiven Mitgliedern zu schaffen. Dabei sollen

insgesamt mindestens 300 Projekte initiiert bzw. begleitet wer-

den, die zu mehr als 80 Gründungen und über 100 Koopera-

tionen führen werden. Zudem sollen mehr als 60 Investoren in

ein Netzwerk integriert werden. Die Europaregion Tirol-

Südtirol-Trentino soll damit zu einem Gründerland auf euro-

päischer Ebene entwickelt werden.

VC Magazin: Wo sehen Sie den Standort Tirol in zehn Jahren?

Welche Maßnahmen leiten Sie hierzu ein?

Zoller-Frischauf: Der Wirtschaftsstandort Tirol ist voller Elan.

Wir verzeichnen ein stabiles Wirtschaftswachstum und stei-

gende Exportzahlen. Bei den privaten Investitionen zeichnet

sich die Trendwende ab, die Arbeitslosenzahlen sinken signi-

fi kant. Die Forschungsquote liegt mit 3,12% deutlich über dem

Österreich- und EU-Schnitt. War Tirol lange das Bundesland

mit dem höchsten Grundlagenforschungsanteil, haben wir

heute im Österreichvergleich den höchsten Anteil der

F&E-Ausgaben für die angewandte Forschung. Unsere konse-

quente Innovations- und Technologiepolitik trägt längst Früchte,

diesen Weg werden wir weiter verfolgen. Angesichts der inter-

nationalen Entwicklungen ist uns auch bewusst, dass wir alles

daran setzen müssen, dass Tirol auch künftig Sicherheit und

Stabilität garantiert.

VC Magazin: Frau Zoller-Frischauf, vielen Dank für das

Interview.

[email protected]

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Page 10: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Kommentar zum MiFiGG 2017

Eine neue Chance

für den Standort

Die Umsetzung der AIFM-Richtlinie im Jahr 2014 wurde seinerzeit von der österreichischen Beteiligungsbranche heftig kritisiert. Für Privatanleger war

die Assetklasse quasi verboten, da die Aufl agen für ein Investment in einen Venture Capital- oder Private Equity-Fonds derart anspruchsvoll waren,

dass sie für einen Großteil der Bevölkerung nicht zu bewältigen waren. Nun hat der Nationalrat die Rahmenbedingungen verändert. Antworten auf

die wichtigsten Fragen:

Was sind die signifi kantesten Änderungen, die sich durch die neue Novelle ergeben haben?Der Nationalrat hat am 27.06.2017 das MiFiGG 2017 beschlossen,

das Mittelstandsfi nanzierungsgesellschaftengesetz 2017. Die

Regierung unter Kanzler Kern hat damit ihr Verständnis für

notwendige Innovationen in Österreich und deren Finanzierung

nicht nur bekräftigt, sondern auch umgesetzt. Nach Jahren der

legislativen Verhinderung von Venture Capital ist ein großer

Schritt getan, dass Österreich Innovationen im eigenen Land

halten, hier Arbeitsplätze schaffen und relevante Unternehmen

entstehen lassen will.

Das MiFiGG 2017 bringt zwei wesentliche Änderungskapitel.

Zum einen wird damit die in Österreich seit den 90er-Jahren

eingeführte MiFiG (Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft)

modernisiert und insbesondere den EU-Beihilfevorgaben

angepasst. Zum anderen wurden im AIFMG die Investitionen

von Privatanlegern in AIF als Private Equity-Dachfonds und

in AIF für direkte Unternehmensbeteiligungen novelliert und

vor allem die Mindestzeichnungssummen auf 10.000 EUR herab-

gesetzt.

Welche Bedeutung hat die neue Gesetzeslage für Investoren?Ob mit dieser Neuregelung die bisher nicht so erfolgreiche

Struktur der bisherigen MiFiG nun tatsächlich den Markt

aufrollt, bleibt abzuwarten. Der Grundansatz jedenfalls ist

begrüßenswert. Hier muss die EU jedoch auch erst noch die

subventionsrechtlichen Aspekte beurteilen, Steuervorteile für

Anleger ebenso wie für die MiFiGG selbst müssen erst noch

genehmigt werden. Weit wichtiger aus aktueller Investorensicht

ist das zweite Kapitel, die Neuregelung des AIFMG. Die Herab-

setzung der Mindestzeichnungssumme für AIF in direkte Unter-

nehmensbeteiligungen auf 10.000 EUR ist der einzig richtige und

längst überfällige Schritt gewesen, um in diesem für Österreich

so wichtigen Segment des Venture Capitals wieder privates

Kapital zu mobilisieren, das dann auch mit höherer Wahrschein-

lichkeit in Österreich investiert werden wird. Steuerliche

Anreize für den Privatanleger in AIF in Unternehmensbeteiligun-

gen fehlen. Die wichtigste Motivation des Anlegers in diese

Investition sollte jedoch auch kein Steuervorteil als solcher

sein, sondern in den Punkten Sicherheit und Transparenz des

Konstruktes, sinnhafte Investitionen und Ausrichtung auf

Rendite für seine Investition sein.

Welche entscheidenden Neuerungen ergeben sich für die Start-up-Szene und die Unternehmer vor Ort?Diese beiden neuen Regelungen werden die Venture Capital-

Szene in Österreich spürbar beleben. Österreich hat damit die

eigene internationale Isolation vom privat fi nanzierten Venture

Capital-Geber beendet, sich endlich wieder geöffnet. Österreich

hat Geld, nun kann es von den Bürgern auch wieder sinnvoll in

direkte Unternehmensbeteiligungen investiert werden. In der

Folge sind z.B. die Möglichkeiten, internationale Finanzierungs-

konsortien zu gründen, um einzelne Unternehmen zu fi nan-

zieren und Investitionen in Österreich umzusetzen, damit

10 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Standort

Dr. Matthias Hallweger

ist Vorstand der HMW Gruppe aus Pullach in Deutschland. Die

HMW ist Producer der MIG Fonds und auch für deren Fundraising

zuständig. Dr. Hallweger ist Rechtsanwalt, Fachanwalt für Handels-

und Gesellschaftsrecht und seit Gründung der MIG Fonds für deren

Konzeption und Fundraising verantwortlich.

Page 11: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

sprunghaft angestiegen. Jetzt kann im Fund-

raising wieder daran weitergearbeitet werden,

dass AIF in direkte Unternehmens betei li-

gungen bei den meisten Privatanlegern ins

Portfolio gehören.

Warum war die neue Novelle nötig?Österreich steht in Europa gemeinsam mit

Deutschland an der Spitze der technologiege-

triebenen Innovationen. Genau hier liegt der

Wohlstand der Republik von morgen begrün-

det. Und genau hier hat vor einigen Jahren mit

dem AIFMG der Gesetz geber die wichtigste

Vertrauens- und Finanzierungsquelle, das

Kapital der Bürgerinnen und Bürger, bewusst

zum Versiegen gebracht. Millioneninvestitio-

nen konnten so in den vergangenen Jahren

nicht durchgeführt werden. Damit sind Inno-

vationen abgewandert, Arbeitsplätze nicht

in Austria entstanden, Unternehmen nicht

gewachsen, oder sie sind gar untergegangen.

Mit dem MiFiGG 2017 hat die Regierung Kern

ein klares Statement abgegeben und die

Rahmenbedingungen wieder an international

übliche Standards angepasst. Der falsch

gesetzte Bremsklotz altes AIFMG wurde korri-

giert, Österreich kann im Fundraising wie im

Venture Capital-Bereich wieder sein volles

Potenzial entfalten.

Wie ist der Standort Österreich durch die neuen Richtlinien im internationalen Vergleich aufgestellt?Österreich hat sich mit dieser Neuregelung

aus der Ecke der Venture Capital-Verweigerer

herausbewegt und gehört wieder zum Club.

Der erste und wichtigste Schritt ist damit

getan, international zumindest wieder Normal-

null zu erreichen. Österreich kann nun bewei-

sen, dass Fundraising und Investitionen in

Venture Capital Fahrt aufnehmen. In der Folge

liegt der nächste Schritt auf der Hand: Öster-

reich kann in Europa in Sachen Venture Capi-

tal in Führung gehen. Maximal einfache

Regulierungen unter dem Regime des AIFMG

mit den Steuer vorteilen der MiFiG zu verbin-

den, ohne eigene neue und komplexe Kons-

trukte zu schaffen, das sollte das Ziel sein.

Dann ist der Grundstein gelegt, dass Öster-

reich europaweit zur Venture Capital-Spitze

aufschließt.

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Page 12: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Interview mit Henrietta Egerth und Dr. Klaus Pseiner, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft

„Bei den Forschungsausgaben

liegt Österreich auf Platz zwei“

Die Forschung an Universitäten und Hochschulen bringt immer wieder Ergebnisse hervor, die sich in der Wirtschaft als äußerst lukrativ erweisen. Das

Überführen dieser Ergebnisse in eine Ausgründung bzw. die Ermunterung von Studenten und Wissenschaftlern für das Thema Unternehmertum ist

daher eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe.

VC Magazin: Standort Österreich: Der forschungsintensive

Bereich hat an Qualität und Quantität in den Unternehmens-

gründungen zugenommen.

Egerth: Die FFG wurde 2004 gegründet, allerdings nicht „auf der

grünen Wiese“, sondern als Zusammenschluss von vier Vorgän-

gerorganisationen. Das Ziel war, mit der Bündelung von

Ressourcen die Effektivität, also Wirksamkeit, und die Effi zienz

in der Forschungsförderung und Forschungsorganisation zu

erhöhen. Heute ist die FFG die zentrale Organisation zur

Förderung von wirtschaftsnaher Forschung und Innovation in

Österreich.

VC Magazin: Die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) besteht

seit nunmehr 13 Jahren. Wie hat sich Ihrer Einschätzung nach

die Start-up-Landschaft in Österreich – insbesondere im Bereich

Forschung – verändert?

Pseiner: Die österreichische Innovationslandschaft hat sich in

den letzten Jahren sehr verbessert, und wir glauben, dass wir

dazu einen positiven Beitrag leisten konnten. So hat sich in 15

Jahren die Zahl der Forscherinnen und Forscher deutlich erhöht

und die Anzahl der innovativen Unternehmen etwa verdoppelt.

Bei den Forschungsausgaben liegt Österreich mittlerweile auf

Platz zwei in der EU, und auch andere Rankings zeigen den

Trend nach oben. Auch die Start-up-Landschaft hat sich in den

letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Wir sehen, dass

gerade im forschungsintensiven Bereich die Qualität und auch

die Quantität der Unternehmensgründungen stark zugenommen

haben.

VC Magazin: Welches sind die Leuchtturmunternehmen in den

jeweiligen Regionen?

Egerth: Die in Österreich führenden Wirtschafts- und Industrie-

regionen sind – rein statistisch gesehen – Oberösterreich, die

Steiermark und der Großraum Wien. Das heißt aber nicht, dass

Unternehmen nicht auch in anderen Regionen gegründet

werden und erfolgreich wachsen können. In Innsbruck sitzt

beispielsweise eines der ältesten und auch erfolgreichsten

Spin-offs einer österreichischen Hochschule, die Innsbrucker

Firma Med-El, die in der 1980er-Jahren an der TU Wien

gegründet wurde und heute mit über 1.800 Mitarbeitern und

Mitarbeiterinnen das weltweit führende Unternehmen für

Gehörimplantate ist.

Pseiner: Ein anderes, ebenfalls sehr erfolgreiches Spin-off der TU

Wien ist die Firma TTTech, die sichere, zeitgesteuerte Systeme

für den Einsatz in der Automobilbranche, in der Luft- und Raum-

fahrt und in anderen Anwendungsgebieten entwickelt. TTTech

wurde 1998 gegründet und hat heute mehr als 500 Mitarbeiter

und Mitarbeiterinnen. Große Beachtung in der österreichischen

Öffentlichkeit hat das Unternehmen runtastic gefunden, das mit

Fitness-Angeboten erfolgreich geworden ist. Gegründet 2009

von vier Absolventen der Fachhochschule Oberösterreich,

Henrietta Egerth

ist Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungs-

gesellschaft (FFG). Zuvor war sie u.a. für die Industriellenver einigung

und im Ministerium für Wirtschaft und Arbeit tätig, wo sie für

Wirtschaftsförderungen sowie Forschung und Entwicklung

zuständig war.

Dr. Klaus Pseiner

ist neben Henrietta Egerth Geschäftsführer der Österreichischen

Forschungsförderungsgesellschaft. Er bekleidet zudem Aufsichts-

ratsmandate, darunter beim AIT Austrian Institute of Technology,

und ist Mitglied des Universitätsrates an der Universität Salzburg.

Frühere Stationen seiner beruflichen Laufbahn waren die ESA/

ESTEC und die Austrian Space Agency.

12 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Standort

Page 13: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

erwarb 2013 die Axel Springer AG 50,1% des Unternehmens.

2015 übernahm Adidas alle Anteile von Springer und den ande-

ren Eigentümern um einen Gesamtkaufpreis von 220 Mio. EUR.

VC Magazin: Mit welcher Universität arbeiten Sie besonders eng

zusammen und warum?

Egerth: Die FFG arbeitet grundsätzlich mit allen Universitäten in

Österreich zusammen, wobei unser Schwerpunkt natürlich auf

den technischen und medizinischen Hochschulen liegt. Es gibt

aber auch eine enge Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen

und außeruniversitären Forschungsinstituten, wie dem Austrian

Institute of Technology (AIT), der Grazer Joanneum Research

oder den kooperativen Forschungs instituten, die unter der ACR

gebündelt sind.

VC Magazin: Wie gut sind die Universitäten in Österreich

hinsichtlich der Beratung unabhängig der FFG aufgestellt? Gibt

es ausreichend Anlaufstellen für Studierende?

Pseiner: Es gibt an allen Universitäten Einrichtungen wie

Außeninstitute und Transferzentren, und darüber hinaus auch

Inku batoren, Technologiezentren, Beratungsstellen und ähn-

liche Organisationen. Diese werden zum Teil von den Hochschu-

len selbst betrieben, teils als eigenständige Organisationen, teils

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mit regionaler Zuständigkeit oder als Einrichtungen der Länder

und des Bundes. Unsere Erfahrung ist, dass Österreich in dieser

Hinsicht gut aufgestellt ist und diese Einrichtungen auch gut

miteinander vernetzt sind. Studierende wiederum werden eben-

falls engmaschig betreut, sowohl durch ihre eigene Vertretung,

die österreichische Hochschülerschaft, als auch durch

Beratungsstellen an den Hochschulen und durch spezialisierte

Bundesagenturen wie beispielsweise den ÖAD (vergleichbar

dem DAAD) für das Thema Mobilität.

VC Magazin: Welche Branchentrends erkennen Sie anhand der

Anträge bzw. anhand der Bewilligungen?

Egerth: Ganz allgemein können wir feststellen, dass Infor mations-

und Kommunikationstechnologien, Energie und Umwelt,

Mobilität und Produktion zu den wichtigsten Themen zählen.

Aktuell ist Industrie 4.0 mit Sicherheit unser „stärkstes“

Forschungsthema.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Frau Egerth, Herr Dr.

Pseiner.

Christina Cassala

[email protected]

Wie ticken Investoren? Wie lassen sich Schwachstellen in Geschäftsmodel-

len identifi zieren? Was befl ügelt den Startup-Erfolg? Sven von Loh sensibili-

siert Gründer und Investoren für die jeweils andere Perspektive. Unterschied-

liche Erwartungen werden transparent – Grundvoraussetzung, damit die

Zusammenarbeit auf Zeit erfolgreich gelingt. Gründer erfahren, was ein gutes

Startup auszeichnet, welche Faktoren den Erfolg beeinfl ussen, wie sie ihr

Vorhaben fi nanzierungsfähig machen und den passenden Investor fi nden.

Der Autor deckt auf, wie Investoren Startup-Projekte wirklich bewerten. Er

zeigt, wie der Kapitalgebereinstieg gelingt, das Miteinander funktioniert und

wann ein Exit beiden Seiten einen maximalen Nutzen bietet. Risikokapitalge-

ber erfahren einen innovativen Startup-Bewertungsleitfaden, den sie nutzen

können, um Investitionsrisiken zu analysieren und zu minimieren. Anlei -

t ungen und Tipps, Beispiele und Hintergrundinformationen, die bislang nur

wenige kennen, garantieren den Lesern einen zusätzlichen Nutzwert.

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Page 14: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

System Industrie Electronic GmbH: Embedded Computing- und HMI-Lösungen

Die digitale Zukunft gestalten

„Realizing digital visions together“ ist das Motto von Udo Filzmaier, dem Gründer und CEO der österreichischen System Industrie Electronic Group.

Der Unternehmer glaubt an eine digitalisierte Zukunft und möchte dieser mit seinen Embedded Computing-Lösungen die nötige Sicherheit geben.

Die System Industrie Electronic GmbH (S.I.E) wurde 1994 ursprüng-

lich als Handelsunternehmen für elektronische Bauteile gegründet.

Heute realisiert der österreichische Anbieter von Embedded Com-

puting-Systemen und Human-Maschine-Interface-Lösungen (HMI)

als Full Service-Dienstleister individuelle Produktideen für die Medi-

zintechnikbranche. Die Hardware- und Software-Lösungen des

Unternehmens werden in zahlreichen medizinischen Geräten für die

Bildgebung, Diagnostik, Augen- und Dentalheilkunde, bei Labor-

geräten und in der Mikroskopie am Point of Care bei Ärzten, in

Laboren und Kliniken eingesetzt. Seit März 2009 sind die Unterneh-

men der S.I.E-Group unter der System Industrie Electronic Holding

AG zusammengefasst, einem Verbund von Unternehmen mit mehr

als 415 Mitarbeitern und Niederlassungen in Österreich, Deutsch-

land, Hongkong und den USA.

Baukasten- und Plattformmodule mit klarem Fokus auf dem Kosten-Nutzen-FaktorDer gelernte Betriebselektriker und Steuerungstechniker Udo Filz-

maier hat das Vorarlberger Unternehmen anfangs vollständig aus

eigenen Mitteln fi nanziert und aufgebaut. Inzwischen ist der Gründer

nicht mehr operativ im Unternehmen tätig,

sondern führt die Holding im österreichischen

Lustenau als Hauptaktionär und CEO. „Wir

haben ein zertifi ziertes Baukastensystem ent-

wickelt, das dem Kunden verkürzte Entwick-

lungszeiten und Time-to-Market, niedrigere

Entwicklungskosten und Planungssicherheit

ermöglicht“, erklärt Filzmaier. Das Team von

S.I.E bietet ein komplettes Life Cycle-

Management der Produkte an und arbeitet

von der Konzepterstellung bis zur Serienfer-

tigung eng mit den Kunden zusammen.

Hidden Champion wächst mit österreichischem MinderheitsgesellschafterUm die Expansion voranzutreiben und die Position in der Medizin-

technik- und Sicherheitsbranche weiter zu stärken, entschied sich

der Unternehmensgründer dazu, einen Investor mit an Bord zu

holen. „Wir haben uns bewusst nicht für einen asiatischen Investor

entschieden, sondern wollten mit einem europäischen Kapitalgeber

wachsen“, erklärt Filzmaier. Die Investoren aus Fernost hätten meist

die Mehrheit übernehmen wollen, was für den Unternehmer keine

Option war. Im April 2017 beteiligte sich der aws Mittelstandsfonds

an dem Vorarlberger Unternehmen und übernahm 11% der

Geschäftsanteile. Karl Lankmayr, Geschäftsführer der österrei-

chischen Beteiligungsgesellschaft aws Fonds-

management GmbH und des aws Mittel-

standsfonds, war sofort von der HMI-Techno-

logieplattform des Unternehmens beein-

druckt. „Die frühe Einbindung in den Ent-

wicklungsprozess neuer Medtech-Produkte

erlaubt das Erreichen höchster Standards un-

ter Einhaltung aller relevanten Normen. Damit

bleiben die Entwicklungszeiten kurz und die

Marktreife der Technologien wird rascher

erreicht“, erklärt Lankmayr. „Nach den ersten

Gesprächen haben wir bald erkannt, dass es sich bei der S.I.E um

einen der Hidden Champions Österreichs handelt“, so der Geschäfts-

führer der Beteiligungsgesellschaft.

AusblickDurch die Digitalisierung herrsche nach wie vor großes Wachstums-

potenzial in allen Fokusbranchen der S.I.E 2016 konnte der Umsatz

erneut zweistellig gesteigert werden. Nach 22,8% Plus im Jahr 2015

gab es einen Zuwachs von 13,8% auf 20,5 Mio. EUR. „Um dieses

Wachstum weiter vorantreiben zu können, sind wir auf der Suche

nach Akquisitionstargets im Bereich Entwicklung. Unser Ziel ist es,

in den nächsten drei Jahren einen Umsatz von 50 Mio. EUR zu errei-

chen“, verrät Filzmaier. Es bestehen bereits Pläne für den Zukauf

eines IT-Unternehmens, bevorzugt mit Standort in Zentral- oder

Osteuropa, das auf Entwicklungen im Medtech-Bereich spezialisiert

ist. Neben dem Ausbau der bestehenden Technologie ist die Inter-

nationalisierung des Kundenportfolios geplant, da sich die Medtech-

Branche nicht nur im deutschsprachigen Raum schnell entwickelt,

sondern auch auf anderen interessanten Märkten, wie Skandinavien

oder Italien. „Wenn die Wachstumsziele erreicht werden, wird S.I.E

zu einem interessanten Target für strategische Investoren“, so

Lankmayr vom aws Mittelstandsfonds.

[email protected]

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Sys

tem

Indust

rie E

lectronic

Gm

bH

Standort | Case Study

Udo Filzmaier,

System Industrie Electronic

Karl Lankmayr,

aws Mittelstandsfonds

Das neue Betriebsgebäude der System Industrie Electronic im Millennium Park in Lustenau.

14 Gründen & Wachsen in Österreich 2017 | VentureCapital Magazin

Page 15: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

Wiki heißt auf Hawaiianisch schnell. Das kleine Wort ist seit

Wikipedia auf der ganzen Welt bekannt. Ganz ähnlich wie bei

der Online-Enzyklopädie geht es auch bei der von Kern

gegründeten Social Trading-Plattform um Schnelligkeit – und

um Offenheit. Jeder kann mitmachen, als Trader oder als

Inves tor. wikifolio funktioniert so: Zahlreiche professionelle

Trader oder auch erfahrene Privatleute erstellen auf der

Plattform Musterport folios. Jeder, der angemeldet ist, kann

sie einsehen und weiß dann beispielsweise, wie die Gewich-

tung ist, welche Aktien in welcher Menge geordert werden

sollen. Das Musterportfolio funktioniert ohne Geld. Sobald

aber zehn Nutzer ein wikifolio unterstützen, das heißt, sich

dafür vormerken lassen, wird aus dem Musterportfolio ein

Zertifikat gemacht. Diese Zertifikate werden an der Börse

Stuttgart gelistet. Als nunmehr echte Finanzprodukte spie-

geln sie dann genau die Performance der

Musterportfolios wider. Das Musterport-

folio wird in Realtime geführt. Erst wenn

jemand das Zertifikat kauft, wird auch

echtes Geld im Hintergrund transferiert.

„Durch das Listing an der Börse entsteht

eine unglaubliche Glaubwürdigkeit, denn

Schummeln ist unmöglich. Selbst wenn

wir einen Track Record fälschen wollten,

was wir natürlich nicht tun, wir könnten

das nicht, weil alles über die Börse abge-

wickelt wird“, erläutert Kern.

Seed-Investor ist begeistertWikifolio ist seit 2012 am Markt. Als junges, schnell wach-

sendes Start-up erzielt es mittlerweile schon Erträge. Nicht

nur deshalb will der Investor Speedinvest, der das Unter-

nehmen von der ersten Stunde an begleitet hat, auch noch

eine ganze Zeit beteiligt bleiben. „Wiki-

folio hat so viel Potenzial, ich habe das

Gefühl, dass wir immer noch am Anfang

stehen. Ich will noch ein paar Jahre

dabei sein, das wird für Speedinvest gut

sein“, ist Investor Oliver Holle über-

zeugt. Er nimmt dabei in Kauf, dass sein

Anteil mit jedem neuen Anteilseigner der

jungen AG kleiner wird. Denn der Fonds

von Speedinvest kann nicht mehr mitge-

hen. Er ist auf Unternehmen der Seed-

Phase spezialisiert.

Wikifolio: Der schnelle Weg zum Aktienkauf

Zu jeder Zeit alles im Blick

Aus einem Ärgernis ist ein neues Finanzprodukt entstanden. Der Wiener Mathematiker Andreas Kern fand, dass viele Bankprodukte einfach nicht

richtig gebaut sind. Meistens provisionsgesteuert, setzten sie falsche Anreize. Ganz zu schweigen von der mangelnden Transparenz. Deshalb

entwickelte er wikifolio, eine Plattform, auf der alles anders ist.

Standort | Case Study

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: ©

wik

ifolio

Preisstruktur wie ein HedgefondsIn den fünf Jahren seiner Existenz hat wikifolio über 6.000

Produkte – sprich: Zertifi kate – hervorgebracht. Für die Erstel-

lung eines neuen wikifolio-Zertifi kats fallen kaum Kosten an.

„Damit haben wir den weltweit radikal einfachsten, schnells-

ten und günstigsten Weg gefunden, ein börsengelistetes

Finanzprodukt auf Basis einer Handelsidee aus der Community

zu kreieren“, so Kern. Bezahlt wird wikifolio von den Nutzern

mit einem fi xen und einem variablen Anteil. Fix ist die Zerti-

fi katgebühr, das sind 0,95% pro Jahr vom investierten Kapital.

Dazu kommt eine Performancegebühr. Die ist je nach Wikifolio

unterschiedlich. Im Schnitt beträgt sie 10% vom Gewinn. Das

Pricing ist damit vergleichbar dem eines Hedgefonds.

AusblickWikifolio ist nicht die einzige Social Trading-Plattform. Aber

sie hat gegenüber ihrer Konkurrenz nach Kerns Ansicht meh-

rere Vorteile. Da wäre zum einen das Listing der wikifolio-Zerti-

fi kate an der Börse. Das bringe neben der Glaubwürdigkeit der

Track Records auch den Vorteil, dass man sie bei jeder Bank in

Deutschland ordern könne. Zum anderen die Fokussierung auf

leicht handelbare Werte. „Die meisten anderen Plattformen

fokussieren sich auf Fremdwährungen. Bei uns steht der Han-

del mit Aktien im Vordergrund.“

Bärbel Brockmann

[email protected]

Andreas Kern,

wikifolio

Oliver Holle,

Speedinvest

wikifolios sind Musterdepots, in denen private Trader, professionelle Vermögensverwalter und

renommierte Finanzmedien ihre Handelsideen umsetzen.

VentureCapital Magazin | Gründen & Wachsen in Österreich 2017 15

Page 16: Gründen & Wachsen in Österreich - VC-Magazin...ABA-Invest in Austria wenden und dort erste Tipps und Hilfestellung für eine An-siedelung einholen. „Im vergangenen Jahr haben sich

für österreichische Start-ups und Wachstumsunternehmen

www.gruenderfonds.at

aws GründerfondsRalf Kunzmann, GeschäftsführerWalcherstraße 11A | 1020 WienT +43 1 501 75-721E of [email protected] www.mittelstands-fonds.at

aws MittelstandsfondsKarl Lankmayr, GeschäftsführerWalcherstraße 11A | 1020 WienT +43 1 501 75-700E of [email protected]

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