großeltern vermitteln werte beziehung die oma auf zeit ......eine leihoma. die eigenen großeltern...

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22 23 | Großeltern | 38 | 20. September 2012 | Großeltern | 38 | 20. September 2012 Foto: istock photo (5) Psychogramm einer besonderen BEZIEHUNG GROSSELTERNSEMINARE „Freude an dieser neuen Rolle wecken“ Erfahren Julia Csongrady (im Bild mit zwei ih- rer insgesamt vier Enkel) bietet seit vier Jahren Großel- ternseminare an. Nächste Termine: 29. 9. (St. Georgen am Längsee), 13. 10. (Schloss Kefer- markt) und 19. 10. (Haus der Frau/ Linz). Nähere Infos: www.freiwux.com J ulia Csongrady hat als Groß- mutter von vier Kindern (13, sechs und drei Jahre sowie sechs Monate alt) beinah alle Fa- cetten des Oma-Seins erlebt. In ih- ren „Großelternseminaren“ unter- stützt die 62-jährige ausgebildete Kindergartenpädagogin und lang- jährige Erwachsenenbildnerin werdende Omas und Opas dabei, in ihre neue Rolle hineinzuwachsen. DIE FURCHE: Frau Csongrady, wo- rum geht es in Ihren Seminaren? Julia Csongrady: Es geht darum, sich mit der Großelternrolle aus- einanderzusetzen, sich zu fragen, was man daraus machen will und wie das mit dem eigenen Lebens- entwurf zusammenpasst. In dieser Phase nehmen ja viele die Endlich- keit des Lebens bewusster wahr. DIE FURCHE: Sie fühlen sich alt? Csongrady: Ihnen wird zumindest bewusst, dass sie nun hinter ih- ren Kindern in der zweiten Reihe stehen. Ich versuche deshalb, den Blick auf die eigenen Ressourcen zu richten und Freude an dieser neuen Rolle zu wecken. Es ist ja ei- ne ganz besondere, positive Bezie- hung, die zwischen Enkelkindern und Großeltern entstehen kann. DIE FURCHE: Was ist das Besondere an dieser Rolle? Csongrady: Zunächst einmal, dass Großeltern die Familientra- dition weitertragen. Es ist ja inte- ressant, dass Omas und Opas mit ihren Enkelkindern oft viel leich- ter über Familiengeschichten re- den können als mit ihren eigenen Kindern. Vor allem aber gehört zu dieser Beziehung Gelassenheit. Die Eltern sind ja gleichsam haupt- amtlich für die Erziehung zustän- dig und stecken selbst mitten im Beruf. Das verstellt ihnen nicht sel- ten den Blick dafür, was ihre Kin- der wirklich brauchen. Die Großel- tern können hingegen ein Ruhepol im Alltag der Kinder sein und ih- nen Verschnaufpausen gönnen. DIE FURCHE: Manche bevorzugen es, sie zu verwöhnen und mit Ge- schenken zu überhäufen, vor allem dann, wenn es mehrere Großeltern und wenige Enkel gibt... Csongrady: Sich Zuneigung er- kaufen zu wollen, ist äußerst pro- blematisch. Es sollte eher darum gehen, Zeit mit den Kindern zu verbringen, vorzulesen, zuzuhö- ren, etwas Gutes zu kochen, ge- meinsam in den Wald zu gehen. Kinder wollen Raum haben, ernst genommen werden. Diese Bedürf- nisse können Großeltern erfüllen. DIE FURCHE: Was ist, wenn Großel- tern diesen Erwartungen nicht ent- sprechen können oder wollen? Csongrady: Dann sollten sie das in klaren Ich-Botschaften ausspre- chen. Man wird ja punkto Kin- derbetreuung sehr schnell in die Pflicht genommen. Aber es geht auch um den eigenen Lebensent- wurf: Nur wenn man das Gefühl hat, ein einigermaßen ausgefülltes Leben führen zu können, kann man selbst auch Vorbild sein. DIE FURCHE: Was sollten Großeltern tun, wenn es zwischen ihnen und ihren Kindern Meinungsverschie- denheiten hinsichtlich der Erzie- hung der Enkel gibt? Csongrady: Sie sollten sich jeden- falls nicht aufdrängen, denn damit erreichen sie meist das Gegenteil. Aber ich halte auch nichts davon, alles schweigend hinzunehmen. Es geht eher darum, eigene Wahr- nehmungen in wertschätzendem Ton – und keinesfalls vor den Kin- dern! – zu schildern. Aber klar ist, dass die veränderte Rollenvertei- lung auch zu Spannungen führt: Die bisherigen Kinder, die nun El- tern sind, wollen oft auf keinen Fall so erziehen, wie sie selbst er- zogen wurden. Und die Großeltern haben viel Erfahrung, sehen rück- blickend aber auch ihre Fehler. In einem meiner Kurse hat etwa eine Mutter ihrem Vater unter Tränen vorgehalten, dass er mit ihr nie am Boden herumgerutscht und Eisen- bahn gespielt hätte, wie er es nun mit seinem Enkel gut. Er hat da- rauf nur gesagt: „Mein Gott, ich ha- be halt wirklich etwas versäumt!“ Sich Zuneigung erkaufen zu wollen, ist äußerst problematisch. Es sollte eher darum gehen, Zeit mit den Enkeln zu verbringen, vorzulesen, zuzuhören. | Das Gespräch führte Doris Helmberger | Die gemeinsame Lebensspanne von En- keln und Großeltern wächst stetig. Die heutigen Omas und Opas haben mehr Zeit und Geld für ihre Enkelkinder. | Noch nie standen die Chancen für eine lange und intensive Großeltern-Enkel- | beziehung so gut wie heute. Die neuen Rollen tun den Alten sichtlich gut. | Von Sylvia Einöder | O ma Gerda fiebert je- dem Wochenende ent- gegen, an dem ihre beiden Wiener Enkel- kinder sie in Graz be- suchen kommen oder sie zu ihnen fahren kann. Tage vorher stürzt sie sich in Vorbereitungen, besorgt Geschenke, erledigt Haushaltsar- beiten und kocht Essen vor, damit sie dann jede Minute den geliebten Enkeln widmen kann. Wann im- mer es geht, nützt sie das Video- telefon Skype, um mit den Klei- nen zu kommunizieren. So kann sie auf dem Bildschirm in Echt- zeit verfolgen, wie der 2-jährige Philipp gerade einen Maiskolben verspeist oder sein kleiner Bruder Lukas die ersten wackeligen Geh- „Sie sind oft der aktivere Part, spie- len mit den Kindern Fußball, ge- hen Rad fahren oder bauen Lego zusammen. Viele Großväter genie- ßen es, sich die Zeit für ihre Enkel nehmen zu können, die sie für ih- re eigenen Kinder wegen ihrer Be- rufstätigkeit nicht hatten“, berich- tet Psychologin Hanstein. Großeltern vermitteln Werte Großeltern verkörpern Traditi- on und Geschichte, geben ein Mo- dell für gelebtes Leben ab. „Sie ver- mitteln Familientraditionen und Wertvorstellungen. Kinder genie- ßen die Rituale der Großeltern, et- wa das Vorlesen vor dem Einschla- fen oder das gemeinsame Essen, denn sie schaffen Sicherheit und familiäre Zusammengehörigkeit“, sagt Kinderpsychologin Hanstein. In diese Kerbe schlägt auch ei- ne Studie des Humaninstituts über den Einfluss der Großeltern auf die Werthaltung ihrer Enkel: Seit mehr als einer Generation wür- den die Großeltern immer mehr die zentrale Erziehungsfunktion übernehmen. Vor allem, wenn bei- de Elternteile erwerbstätig sind. Die Großeltern geben laut Studie insbesondere ihre Lebenserfah- rungen, zeitgeschichtliche Erin- nerungen, emotionale Sicherheit und Werte wie Respekt an ihre En- kelkinder weiter. „Großeltern be- einflussen zwar nicht punktuell parteipolitisch, aber vermitteln so- ziale und ethische Einstellungen. Außerdem wenden sich Jugendli- che mit persönlichen Problemen gerne an die Großeltern“, so Stu- dienleiter und Psychologe Franz Witzeling. Umgekehrt lernen die Senioren von den „Digital Natives“ einen spielerischen Umgang mit neuen Medien, neue Sprachwen- dungen und Eigenschaften wie Spontanität und Leichtlebigkeit. Das besondere Band, das Großel- tern und Enkel verbindet, scheint sogar genetisch festgelegt zu sein: So überspringen Erbkrankheiten in der Regel eine Generation. Auch bei Äußerlichkeiten oder Verhal- tensweisen entdecken Verwand- te oft auffällige Ähnlichkeiten mit einem Großelternteil. „Ganz der Opa, wie der Kleine lacht“, schwärmt Oma Gerda dann von „ihrem Großen“. Großeltern – Ein Geschenk für Kinder Einblicke in eine besondere Beziehung Von Judith Moser-Hofstadler, Kath. Familienverb. Oberösterr. 2012 156 Seiten, ungebunden, 17,99 versuche wagt. Nächstes Jahr, mit 60, wird die Gymnasiallehrerin in Pension gehen. „Dann kann ich mich noch intensiver den beiden Kleinen widmen und unterstütze so meine Schwiegertochter bei ih- rem beruflichen Wiedereinstieg“, freut sie sich auf die Aufgaben ihres neuen Lebensabschnitts. Mit den Großmüttern von einst hat Oma Gerda nicht mehr viel zu tun. Sie war stets berufstätig, hat ihr eigenes Sozialleben, engagiert sich an ihrer Schule in Integrati- onsprojekten, ist weit gereist, geht jeden Morgen laufen. Wie sie können auch viele an- dere Großeltern heute mit einem Gut aufwarten, das immer knapper und kostbarer wird: Zeit. Die mei- sten Omas sind zur Stelle, wenn es einen Engpass bei der Kinderbe- treuung gibt, manche betreuen wie selbstverständlich regelmäßig und in beträchtlichem Ausmaß ihre En- kel. Andere wiederum sind nicht bereit, die im Alter neu gewonnene Freiheit für ihre Enkelkinder ein- zuschränken. Unterschiedlichste Familienmodelle erlauben es heu- te auch den Großeltern, ihre Rolle individuell zu gestalten. Trend „Bohnenstangenfamilie“ „Noch nie war die Lebensspan- ne, die drei oder mehr Generati- onen zusammen verbringen, so lange wie jetzt“, sagt Rudolf Karl Schipfer, Mitautor der Studie „Drei Generationen – eine Familie“ am Institut für Familienforschung. Man spreche deshalb auch von „Bohnenstangenfamilien“: „Groß- eltern haben weniger Enkelkinder, erleben diese aber bis ins Erwach- senenalter. So bleibt mehr Zeit und Geld für das einzelne Kind“, er- klärt Schipfer. Während Großel- tern früher auf ein halbes Dutzend Enkelkinder aufpassen mussten, buhlen heute oft mehrere Groß- eltern-Paare um die Gunst ihres einzigen Enkels. Außerdem hät- ten Enkelkinder immer mehr die Möglichkeit, als Erwachsene ihren Großeltern quasi etwas zurückzu- geben. „Die längere gemeinsame Zeit eröffnet bessere Chancen für eine intensive Großeltern-Enkel- Beziehung. Mehr Mobilität, mo- derne Kommunikationstechnolo- gien wie Handy oder Internet und eine bessere körperliche Verfas- sung älterer Menschen bieten mehr Raum für gemeinsame Akti- vitäten“, so Studienautor Schipfer. Eine aktuelle Umfrage des Fa- milienministeriums unter 1000 Beziehern von Kinderbetreu- ungsgeld zeigt, wie wichtig die Unterstützung der Großeltern für junge Familien ist: Es sind immer- hin zu 60 Prozent die Großeltern, die das jüngste Kind betreuen. Je- de vierte Oma und jeder vierte Opa sind zumindest wöchentlich in die Betreuung der Enkel eingebun- den. Zehn Prozent betreuen ihre Enkelkinder sogar täglich. Doch die Bereitschaft zur Auf- opferung hat auch ihre Grenzen: Je öfter Großeltern ihre Enkel be- treuen, umso mehr fühlen sie sich in ihrem Freiraum eingeschränkt. „Vor allem jene, die fast täglich im Einsatz sind, leiden unter dieser Verpflichtung: Sogar ihre Gesund- heit und Leistungsfähigkeit ver- schlechtern sich dann oft“, berich- tet Familienforscher Schipfer. Konflikte wegen Erziehungsfra- gen kommen erstaunlich selten vor: „Weil sich Eltern und Großel- tern kaum über Erziehungsfragen austauschen, besteht wenig Kon- fliktpotenzial“, sagt Schipfer. Bei 39 Prozent der Befragten komme es nie zu Erziehungskonflikten, bei weiteren 43 Prozent nur selten. „Wenn Eltern verärgert sind, weil Großeltern den Kindern das Überschreiten von Grenzen erlau- ben, die im Familienalltag müh- sam erarbeitet wurden, sollten grobe Regeln vereinbart werden. Prinzipiell verstehen Kinder aber sehr gut, dass Oma und Opa eben ein bisschen mehr erlauben als Mama und Papa“, meint Familien- psychologin Klara Hanstein. Großmütter sind im Schnitt drei Mal so oft im Einsatz wie Großvä- ter: Von den rund 1,6 Millionen Großelternteilen in Österreichs Privathaushalten sind die Mehr- heit, nämlich 920.000, Großmüt- ter. Falls noch beide Großeltern- teile am Leben sind, werden die Großväter bei der Betreuung der Enkelkinder vielfach einbezogen. Tendenziell übernehmen Großvä- ter immer mehr Verantwortung: Großväter übernehmen zunehmend Verant- wortung: Sie genießen es, ihren Enkeln die Zeit zu schenken, die sie für ihre eigenen Kinder wegen der Arbeit nicht hatten. In Zeiten des Jugendwahns, der Ableh- nung und Verdrängung von Alter und Tod, ist das Oma- oder Opa-Werden eine der we- nigen positiven Alterserscheinungen. | In der eigenen Familie sind oft keine Großeltern vor Ort. Eine beliebte Möglichkeit | zur Betreuung der Kinder in den eigenen vier Wänden ist die Leihoma. | Von Stefanie Stocker | W enn Isabella und Flora ihre Oma Edith sehen, hüpfen sie vor Freu- de an ihr hoch und drücken sich an sie. Sehnlichst wird sie jedes Mal erwar- tet. Mindestens zweimal pro Woche besucht Oma Edith die Familie der zweijährigen Zwillingsmädchen. Sie spielt und singt mit den beiden oder geht mit ihnen spazieren, und greift so der jungen Mutter ein wenig unter die Arme. Oma Edith ist aber nicht die leibliche Großmutter der Zwillinge, sondern eine Leihoma. Die eigenen Großeltern leben in Oberösterreich und in Großbritannien. Zu weit weg, um selbst zu helfen. Seit die Klei- nen wenige Monate alt waren, ist sie regel- mäßig für die Familie da. „Für mich sind die beiden inzwischen wie richtige Enkel- kinder, da gibt es keinen Unterschied“, er- zählt Oma Edith. Das Kinderzimmer als zweites Zuhause Mittlerweile findet sich die 70-Jährige ta- dellos in der Wohnung der Familie zurecht. Sie weiß, wo sich die Windeln, das aktuelle Lieblingsspielzeug und der Babybrei befinden, wann sie den Kleinen etwas zu es- sen machen soll oder mit ih- nen spazieren geht und wel- che Spiele die beiden gerade mögen. Die Rituale sind bei jedem Besuch die Gleichen. „Man muss einfach nur für die Kinder da sein“, sagt Oma Edith. Kochen oder Haushaltstätigkeiten gehö- ren nicht zu den Aufgaben einer Leihoma. Immer mit dabei ist ihr Liederbuch. Mit beiden Mädchen am Schoß sitzt Oma Edith da und singt. „Meine kleinen Hosenschei- ßerl“, seufzt sie und lacht. Vor drei Jahren hatte Oma Edith eine Mög- lichkeit gesucht, ihre Pension etwas aufzu- bessern und gleichzeitig etwas Sinnvolles zu tun. Von einer Freundin hat sie vom Oma- Dienst des Katholischen Familienverbands der Erzdiözese Wien erfahren. „Ich habe selbst zwei Söhne und fünf Enkelkinder. Ich hatte also immer mit Kindern zu tun“, sagt die pensionierte Büroangestellte. Der Oma- Dienst schien wie gemacht für sie. Wie ihr ergeht es vielen älteren Damen. In Wien gibt es derzeit mehr als 300 Leihomas, die sich für ein paar Stunden in der Woche um ihre Leih-Enkerl kümmern. Vermittelt werden sie vom Familienverband, bezahlt von den Eltern. Als Richtwert sind neun Euro pro Stunde vorgegeben. Den genauen Wert legen aber Oma und Eltern selbst fest. Welche Leihoma zu welcher Familie pas- sen könnte, entscheidet Andrea Beer. Sie leitet den Oma-Dienst des Katholischen Fa- milienverbandes in Wien. Mit jeder Dame, die sich für diese verantwortungsvolle Tä- tigkeit interessiert, führt sie zuerst ein aus- führliches Gespräch. Wichtig ist ihr bei der Entscheidung, ob jemand Erfahrung mit Kindern hat und vor allem, ob die Lie- be zu ihnen da ist. „Bei uns arbeiten Frauen, die entweder selbst Kinder haben oder die im Berufsleben mit Kindern zu tun hatten. Viele waren Kindergärtnerin, Lehrerin oder auch Krankenschwester“, sagt Andrea Beer. Die typische Leihoma ist um die 60 Jahre alt, körperlich und psychisch fit und noch mög- lichst aktiv. Ein Großteil der Damen besucht vor ih- rer Arbeit als Leihoma einen Kurs, der sie auf ihre Tätigkeiten vorbereiten soll. Fami- lien- und Lebensberaterinnen zeigen, was sie erwarten wird, und wie sie etwa mit Kon- fliktsituationen umgehen können. Auch ein Erste-Hilfe-Kurs, ausgerichtet auf Klein- kinder, wird veranstaltet. „Diese Kurse sind zwar nicht verpflichtend, aber wir raten den Damen dazu, am Kurs teilzuneh- men, und sehr viele nehmen das Angebot auch an“, sagt Andrea Beer. Mehr Erfahrung und Geduld Wenn sie sich mit Eltern trifft, haben diese oft schon sehr klare Vorstellungen, welche Art von Oma sie ger- ne hätten. Viele suchen eine sehr aktive Oma oder eine, die möglichst nahe wohnt. Auch die Betreuungszeiten sind oft schon genau über- legt. „Wir versuchen, diese Wünsche bereits im Vorfeld abzustimmen und eine Oma zu vermitteln, von der wir glauben, dass sie gut zur Fa- milie passen könnte“, erklärt Andrea Beer. Die endgültige Entscheidung trifft aber die Familie selbst. „Wenn die vorgeschlagene Oma nicht passt, suchen wir eben weiter“, so Beer. Im vergangenen Jahr hat das Team rund um den Oma-Dienst an 500 Wiener Fa- milien eine Leihoma vermittelt. Warum ei- nige Eltern eine solche Kinderbetreuung be- vorzugen, ist Andrea Beer klar: „Die Oma kommt nach Hause und hütet das Kind in der gewohnten Umgebung. Es ist die fami- lienähnlichste Form der Kinderbetreuung und es gibt von klein auf eine zusätzliche Bezugsperson.“ Vor allem kleine Kinder zwischen null und zwei Jahren werden so betreut. Viele Eltern wollen ihre Kinder in diesem Alter aber noch nicht zu einer Tages- mutter geben. Dann kommt die Leihoma ge- rade recht. Oma Edith ist sich ihrer Quali- täten bewusst: „Auch wenn ältere Menschen keine Kinder haben, sie haben einfach mehr Lebenserfahrung und Geduld mit Kindern.“ Mehr Zeit für ihre Enkel auf Zeit. Die Oma auf Zeit kommt Viele Eltern haben klare Vorstellungen, welche Art von Oma sie gerne hätten: Eine sehr aktive Oma oder eine, die möglichst nahe wohnt. Wenn die vor- geschlagene Oma nicht passt, suchen wir weiter. Oma-Dienst Rund 500 Leih- omas hat das Team des Katholischen Familienverbandes 2011 an Wiener Familien vermit- telt. Vor allem Ba- bys und Klein- kinder werden so betreut. Bezahlt werden die Leih- omas von den El- tern, der Richtwert liegt bei 9 Euro pro Stunde. Viele besu- chen zur Vorberei- tung einen Kurs.

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Page 1: Großeltern vermitteln Werte BEZIEHUNG Die Oma auf Zeit ......eine Leihoma. Die eigenen Großeltern leben in Oberösterreich und in Großbritannien. Zu weit weg, um selbst zu helfen

22 23| Großeltern | 38 | 20. September 2012 | Großeltern |38 | 20. September 2012

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)

Psychogrammeiner besonderen

BEZIEHUNG

GROSSELTERNSEMINARE

„Freude an dieser neuen Rolle wecken“ErfahrenJulia Csongrady (im Bild mit zwei ih-rer insgesamt vier Enkel) bietet seit vier Jahren Großel-ternseminare an. Nächste Termine: 29. 9. (St. Georgen am Längsee), 13. 10. (Schloss Kefer-markt) und 19. 10. (Haus der Frau/Linz). Nähere Infos: www.freiwux.com

Julia Csongrady hat als Groß-mutter von vier Kindern (13, sechs und drei Jahre sowie

sechs Monate alt) beinah alle Fa-cetten des Oma-Seins erlebt. In ih-ren „Großelternseminaren“ unter-stützt die 62-jährige ausgebildete Kindergartenpädagogin und lang-jährige Erwachsenenbildnerin werdende Omas und Opas dabei, in ihre neue Rolle hineinzuwachsen.

DIE FURCHE: Frau Csongrady, wo-rum geht es in Ihren Seminaren?Julia Csongrady: Es geht darum, sich mit der Großelternrolle aus-einanderzusetzen, sich zu fragen, was man daraus machen will und wie das mit dem eigenen Lebens-entwurf zusammenpasst. In dieser Phase nehmen ja viele die Endlich-

keit des Lebens bewusster wahr.DIE FURCHE: Sie fühlen sich alt?Csongrady: Ihnen wird zumindest bewusst, dass sie nun hinter ih-ren Kindern in der zweiten Reihe stehen. Ich versuche deshalb, den Blick auf die eigenen Ressourcen zu richten und Freude an dieser neuen Rolle zu wecken. Es ist ja ei-ne ganz besondere, positive Bezie-hung, die zwischen Enkelkindern und Großeltern entstehen kann. DIE FURCHE: Was ist das Besondere an dieser Rolle?Csongrady: Zunächst einmal, dass Großeltern die Familientra-dition weitertragen. Es ist ja inte-ressant, dass Omas und Opas mit ihren Enkelkindern oft viel leich-ter über Familiengeschichten re-den können als mit ihren eigenen

Kindern. Vor allem aber gehört zu dieser Beziehung Gelassenheit. Die Eltern sind ja gleichsam haupt-amtlich für die Erziehung zustän-dig und stecken selbst mitten im Beruf. Das verstellt ihnen nicht sel-ten den Blick dafür, was ihre Kin-der wirklich brauchen. Die Großel-tern können hingegen ein Ruhepol im Alltag der Kinder sein und ih-nen Verschnaufpausen gönnen.DIE FURCHE: Manche bevorzugen es, sie zu verwöhnen und mit Ge-schenken zu überhäufen, vor allem dann, wenn es mehrere Großeltern und wenige Enkel gibt...Csongrady: Sich Zuneigung er-kaufen zu wollen, ist äußerst pro-blematisch. Es sollte eher darum gehen, Zeit mit den Kindern zu verbringen, vorzulesen, zuzuhö-

ren, etwas Gutes zu kochen, ge-meinsam in den Wald zu gehen. Kinder wollen Raum haben, ernst genommen werden. Diese Bedürf-nisse können Großeltern erfüllen. DIE FURCHE: Was ist, wenn Großel-tern diesen Erwartungen nicht ent-

sprechen können oder wollen?Csongrady: Dann sollten sie das in klaren Ich-Botschaften ausspre-chen. Man wird ja punkto Kin-derbetreuung sehr schnell in die Pfl icht genommen. Aber es geht auch um den eigenen Lebensent-

wurf: Nur wenn man das Gefühl hat, ein einigermaßen ausgefülltes Leben führen zu können, kann man selbst auch Vorbild sein.DIE FURCHE: Was sollten Großeltern tun, wenn es zwischen ihnen und ihren Kindern Meinungsverschie-denheiten hinsichtlich der Erzie-hung der Enkel gibt?Csongrady: Sie sollten sich jeden-falls nicht aufdrängen, denn damit erreichen sie meist das Gegenteil. Aber ich halte auch nichts davon, alles schweigend hinzunehmen. Es geht eher darum, eigene Wahr-nehmungen in wertschätzendem Ton – und keinesfalls vor den Kin-dern! – zu schildern. Aber klar ist, dass die veränderte Rollenvertei-lung auch zu Spannungen führt: Die bisherigen Kinder, die nun El-

tern sind, wollen oft auf keinen Fall so erziehen, wie sie selbst er-zogen wurden. Und die Großeltern haben viel Erfahrung, sehen rück-blickend aber auch ihre Fehler. In einem meiner Kurse hat etwa eine

Mutter ihrem Vater unter Tränen vorgehalten, dass er mit ihr nie am Boden herumgerutscht und Eisen-bahn gespielt hätte, wie er es nun mit seinem Enkel gut. Er hat da-rauf nur gesagt: „Mein Gott, ich ha-be halt wirklich etwas versäumt!“

„ Sich Zuneigung erkaufen zu wollen, ist äußerst problematisch. Es sollte eher darum gehen, Zeit mit den Enkeln zu

verbringen, vorzulesen, zuzuhören.“

| Das Gespräch führte Doris Helmberger |

„ Die gemeinsame Lebensspanne von En-keln und Großeltern wächst stetig. Die heutigen Omas und Opas haben mehr Zeit und Geld für ihre Enkelkinder.“

| Noch nie standen die Chancen für eine lange und intensive Großeltern-Enkel- |beziehung so gut wie heute. Die neuen Rollen tun den Alten sichtlich gut.

| Von Sylvia Einöder |

Oma Gerda fi ebert je-dem Wochenende ent-gegen, an dem ihre beiden Wiener Enkel-kinder sie in Graz be-

suchen kommen oder sie zu ihnen fahren kann. Tage vorher stürzt sie sich in Vorbereitungen, besorgt Geschenke, erledigt Haushaltsar-beiten und kocht Essen vor, damit sie dann jede Minute den geliebten Enkeln widmen kann. Wann im-mer es geht, nützt sie das Video-telefon Skype, um mit den Klei-nen zu kommunizieren. So kann sie auf dem Bildschirm in Echt-zeit verfolgen, wie der 2-jährige Philipp gerade einen Maiskolben verspeist oder sein kleiner Bruder Lukas die ersten wackeligen Geh-

„Sie sind oft der aktivere Part, spie-len mit den Kindern Fußball, ge-hen Rad fahren oder bauen Lego zusammen. Viele Großväter genie-ßen es, sich die Zeit für ihre Enkel nehmen zu können, die sie für ih-re eigenen Kinder wegen ihrer Be-rufstätigkeit nicht hatten“, berich-tet Psychologin Hanstein.

Großeltern vermitteln Werte

Großeltern verkörpern Traditi-on und Geschichte, geben ein Mo-dell für gelebtes Leben ab. „Sie ver-mitteln Familientraditionen und Wertvorstellungen. Kinder genie-ßen die Rituale der Großeltern, et-wa das Vorlesen vor dem Einschla-fen oder das gemeinsame Essen, denn sie schaffen Sicherheit und familiäre Zusammengehörigkeit“, sagt Kinderpsychologin Hanstein.

In diese Kerbe schlägt auch ei-ne Studie des Humaninstituts über den Einfl uss der Großeltern auf die Werthaltung ihrer Enkel: Seit mehr als einer Generation wür-den die Großeltern immer mehr die zentrale Erziehungsfunktion übernehmen. Vor allem, wenn bei-de Elternteile erwerbstätig sind.

Die Großeltern geben laut Studie insbesondere ihre Lebenserfah-rungen, zeitgeschichtliche Erin-nerungen, emotionale Sicherheit und Werte wie Respekt an ihre En-kelkinder weiter. „Großeltern be-einfl ussen zwar nicht punktuell parteipolitisch, aber vermitteln so-ziale und ethische Einstellungen. Außerdem wenden sich Jugendli-che mit persönlichen Problemen gerne an die Großeltern“, so Stu-dienleiter und Psychologe Franz Witzeling. Umgekehrt lernen die Senioren von den „Digital Natives“ einen spielerischen Umgang mit neuen Medien, neue Sprachwen-dungen und Eigenschaften wie Spontanität und Leichtlebigkeit.

Das besondere Band, das Großel-tern und Enkel verbindet, scheint sogar genetisch festgelegt zu sein: So überspringen Erbkrankheiten in der Regel eine Generation. Auch bei Äußerlichkeiten oder Verhal-tensweisen entdecken Verwand-te oft auffällige Ähnlichkeiten mit einem Großelternteil. „Ganz der Opa, wie der Kleine lacht“, schwärmt Oma Gerda dann von „ihrem Großen“.

Großeltern – Ein Geschenk für Kinder Einblicke in eine besondere Beziehung

Von Judith Moser-Hofstadler, Kath. Familienverb. Oberösterr. 2012

156 Seiten, ungebunden, €17,99

versuche wagt. Nächstes Jahr, mit 60, wird die Gymnasiallehrerin in Pension gehen. „Dann kann ich mich noch intensiver den beiden Kleinen widmen und unterstütze so meine Schwiegertochter bei ih-rem berufl ichen Wiedereinstieg“, freut sie sich auf die Aufgaben ihres neuen Lebensabschnitts.

Mit den Großmüttern von einst hat Oma Gerda nicht mehr viel zu tun. Sie war stets berufstätig, hat ihr eigenes Sozialleben, engagiert sich an ihrer Schule in Integrati-onsprojekten, ist weit gereist, geht jeden Morgen laufen.

Wie sie können auch viele an-dere Großeltern heute mit einem Gut aufwarten, das immer knapper und kostbarer wird: Zeit. Die mei-sten Omas sind zur Stelle, wenn es einen Engpass bei der Kinderbe-treuung gibt, manche betreuen wie selbstverständlich regelmäßig und in beträchtlichem Ausmaß ihre En-kel. Andere wiederum sind nicht bereit, die im Alter neu gewonnene Freiheit für ihre Enkelkinder ein-zuschränken. Unterschiedlichste

Familienmodelle erlauben es heu-te auch den Großeltern, ihre Rolle individuell zu gestalten.

Trend „Bohnenstangenfamilie“

„Noch nie war die Lebensspan-ne, die drei oder mehr Generati-onen zusammen verbringen, so lange wie jetzt“, sagt Rudolf Karl Schipfer, Mitautor der Studie „Drei Generationen – eine Familie“ am Institut für Familienforschung. Man spreche deshalb auch von „Bohnenstangenfamilien“: „Groß-eltern haben weniger Enkelkinder, erleben diese aber bis ins Erwach-senenalter. So bleibt mehr Zeit und Geld für das einzelne Kind“, er-klärt Schipfer. Während Großel-tern früher auf ein halbes Dutzend Enkelkinder aufpassen mussten, buhlen heute oft mehrere Groß-eltern-Paare um die Gunst ihres einzigen Enkels. Außerdem hät-ten Enkelkinder immer mehr die Möglichkeit, als Erwachsene ihren Großeltern quasi etwas zurückzu-geben. „Die längere gemeinsame Zeit eröffnet bessere Chancen für eine intensive Großeltern-Enkel-

Beziehung. Mehr Mobilität, mo-derne Kommunikationstechnolo-gien wie Handy oder Internet und eine bessere körperliche Verfas-sung älterer Menschen bieten mehr Raum für gemeinsame Akti-vitäten“, so Studienautor Schipfer.

Eine aktuelle Umfrage des Fa-milienministeriums unter 1000 Beziehern von Kinderbetreu-ungsgeld zeigt, wie wichtig die Unterstützung der Großeltern für junge Familien ist: Es sind immer-hin zu 60 Prozent die Großeltern, die das jüngste Kind betreuen. Je-de vierte Oma und jeder vierte Opa sind zumindest wöchentlich in die Betreuung der Enkel eingebun-den. Zehn Prozent betreuen ihre Enkelkinder sogar täglich.

Doch die Bereitschaft zur Auf-opferung hat auch ihre Grenzen: Je öfter Großeltern ihre Enkel be-treuen, umso mehr fühlen sie sich in ihrem Freiraum eingeschränkt. „Vor allem jene, die fast täglich im Einsatz sind, leiden unter dieser Verpfl ichtung: Sogar ihre Gesund-heit und Leistungsfähigkeit ver-schlechtern sich dann oft“, berich-tet Familienforscher Schipfer.

Konfl ikte wegen Erziehungsfra-gen kommen erstaunlich selten vor: „Weil sich Eltern und Großel-tern kaum über Erziehungsfragen austauschen, besteht wenig Kon-fl iktpotenzial“, sagt Schipfer. Bei 39 Prozent der Befragten komme es nie zu Erziehungskonfl ikten, bei weiteren 43 Prozent nur selten.

„Wenn Eltern verärgert sind, weil Großeltern den Kindern das Überschreiten von Grenzen erlau-ben, die im Familienalltag müh-sam erarbeitet wurden, sollten grobe Regeln vereinbart werden. Prinzipiell verstehen Kinder aber sehr gut, dass Oma und Opa eben ein bisschen mehr erlauben als Mama und Papa“, meint Familien-psychologin Klara Hanstein.

Großmütter sind im Schnitt drei Mal so oft im Einsatz wie Großvä-ter: Von den rund 1,6 Millionen Großelternteilen in Österreichs Privathaushalten sind die Mehr-heit, nämlich 920.000, Großmüt-ter. Falls noch beide Großeltern-teile am Leben sind, werden die Großväter bei der Betreuung der Enkelkinder vielfach einbezogen. Tendenziell übernehmen Großvä-ter immer mehr Verantwortung:

„ Großväter übernehmen zunehmend Verant-wortung: Sie genießen es, ihren Enkeln die Zeit zu schenken, die sie für ihre eigenen Kinder wegen der Arbeit nicht hatten.“

„ In Zeiten des Jugendwahns, der Ableh-nung und Verdrängung von Alter und Tod, ist das Oma- oder Opa-Werden eine der we-

nigen positiven Alterserscheinungen. “

| In der eigenen Familie sind oft keine Großeltern vor Ort. Eine beliebte Möglichkeit |zur Betreuung der Kinder in den eigenen vier Wänden ist die Leihoma.

| Von Stefanie Stocker |

Wenn Isabella und Flora ihre Oma Edith sehen, hüpfen sie vor Freu-de an ihr hoch und drücken sich

an sie. Sehnlichst wird sie jedes Mal erwar-tet. Mindestens zweimal pro Woche besucht Oma Edith die Familie der zweijährigen Zwillingsmädchen. Sie spielt und singt mit den beiden oder geht mit ihnen spazieren, und greift so der jungen Mutter ein wenig unter die Arme. Oma Edith ist aber nicht die leibliche Großmutter der Zwillinge, sondern eine Leihoma. Die eigenen Großeltern leben in Oberösterreich und in Großbritannien. Zu weit weg, um selbst zu helfen. Seit die Klei-nen wenige Monate alt waren, ist sie regel-mäßig für die Familie da. „Für mich sind die beiden inzwischen wie richtige Enkel-kinder, da gibt es keinen Unterschied“, er-zählt Oma Edith.

Das Kinderzimmer als zweites Zuhause

Mittlerweile fi ndet sich die 70-Jährige ta-dellos in der Wohnung der Familie zurecht. Sie weiß, wo sich die Windeln, das aktuelle Lieblingsspielzeug und der Babybrei befi nden, wann sie den Kleinen etwas zu es-sen machen soll oder mit ih-nen spazieren geht und wel-che Spiele die beiden gerade mögen. Die Rituale sind bei jedem Besuch die Gleichen. „Man muss einfach nur für die Kinder da sein“, sagt Oma Edith. Kochen oder Haushaltstätigkeiten gehö-ren nicht zu den Aufgaben einer Leihoma. Immer mit dabei ist ihr Liederbuch. Mit beiden Mädchen am Schoß sitzt Oma Edith da und singt. „Meine kleinen Hosenschei-ßerl“, seufzt sie und lacht.

Vor drei Jahren hatte Oma Edith eine Mög-lichkeit gesucht, ihre Pension etwas aufzu-bessern und gleichzeitig etwas Sinnvolles zu tun. Von einer Freundin hat sie vom Oma-Dienst des Katholischen Familienverbands der Erzdiözese Wien erfahren. „Ich habe selbst zwei Söhne und fünf Enkelkinder. Ich hatte also immer mit Kindern zu tun“, sagt die pensionierte Büroangestellte. Der Oma-Dienst schien wie gemacht für sie.

Wie ihr ergeht es vielen älteren Damen. In Wien gibt es derzeit mehr als 300 Leihomas, die sich für ein paar Stunden in der Woche um ihre Leih-Enkerl kümmern. Vermittelt werden sie vom Familienverband, bezahlt von den Eltern. Als Richtwert sind neun Euro pro Stunde vorgegeben. Den genauen Wert legen aber Oma und Eltern selbst fest.

Welche Leihoma zu welcher Familie pas-sen könnte, entscheidet Andrea Beer. Sie leitet den Oma-Dienst des Katholischen Fa-milienverbandes in Wien. Mit jeder Dame, die sich für diese verantwortungsvolle Tä-tigkeit interessiert, führt sie zuerst ein aus-führliches Gespräch. Wichtig ist ihr bei der Entscheidung, ob jemand Erfahrung mit Kindern hat und vor allem, ob die Lie-be zu ihnen da ist. „Bei uns arbeiten Frauen, die entweder selbst Kinder haben oder die im Berufsleben mit Kindern zu tun hatten. Viele waren Kindergärtnerin, Lehrerin oder auch Krankenschwester“, sagt Andrea Beer. Die typische Leihoma ist um die 60 Jahre alt, körperlich und psychisch fi t und noch mög-lichst aktiv.

Ein Großteil der Damen besucht vor ih-rer Arbeit als Leihoma einen Kurs, der sie auf ihre Tätigkeiten vorbereiten soll. Fami-lien- und Lebensberaterinnen zeigen, was sie erwarten wird, und wie sie etwa mit Kon-fl iktsituationen umgehen können. Auch ein Erste-Hilfe-Kurs, ausgerichtet auf Klein-kinder, wird veranstaltet. „Diese Kurse sind

zwar nicht verpfl ichtend, aber wir raten den Damen dazu, am Kurs teilzuneh-men, und sehr viele nehmen das Angebot auch an“, sagt Andrea Beer.

Mehr Erfahrung und Geduld

Wenn sie sich mit Eltern trifft, haben diese oft schon sehr klare Vorstellungen, welche Art von Oma sie ger-ne hätten. Viele suchen eine sehr aktive Oma oder eine, die möglichst nahe wohnt. Auch die Betreuungszeiten sind oft schon genau über-legt. „Wir versuchen, diese Wünsche bereits im Vorfeld

abzustimmen und eine Oma zu vermitteln, von der wir glauben, dass sie gut zur Fa-milie passen könnte“, erklärt Andrea Beer. Die endgültige Entscheidung trifft aber die Familie selbst. „Wenn die vorgeschlagene Oma nicht passt, suchen wir eben weiter“, so Beer. Im vergangenen Jahr hat das Team rund um den Oma-Dienst an 500 Wiener Fa-milien eine Leihoma vermittelt. Warum ei-nige Eltern eine solche Kinderbetreuung be-vorzugen, ist Andrea Beer klar: „Die Oma kommt nach Hause und hütet das Kind in der gewohnten Umgebung. Es ist die fami-lienähnlichste Form der Kinderbetreuung und es gibt von klein auf eine zusätzliche Bezugsperson.“ Vor allem kleine Kinder zwischen null und zwei Jahren werden so betreut. Viele Eltern wollen ihre Kinder in diesem Alter aber noch nicht zu einer Tages-mutter geben. Dann kommt die Leihoma ge-rade recht. Oma Edith ist sich ihrer Quali-täten bewusst: „Auch wenn ältere Menschen keine Kinder haben, sie haben einfach mehr Lebenserfahrung und Geduld mit Kindern.“ Mehr Zeit für ihre Enkel auf Zeit.

Die Oma auf Zeit kommt

„ Viele Eltern haben klare Vorstellungen, welche Art von Oma sie gerne hätten: Eine sehr aktive Oma oder eine, die möglichst nahe wohnt. Wenn die vor-

geschlagene Oma nicht passt, suchen wir weiter. “

Oma-DienstRund 500 Leih-omas hat das Team des Katholischen Familienverbandes 2011 an Wiener Familien vermit-telt. Vor allem Ba-bys und Klein-kinder werden so betreut. Bezahlt werden die Leih-omas von den El-tern, der Richtwert liegt bei 9 Euro pro Stunde. Viele besu-chen zur Vorberei-tung einen Kurs.