hafenfreunde ausgabe 3 | 2011

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DAS GLüCK IST FLüSSIG Robert Matzke im Interview Ateliers, Galerien, Offspace: die kreative Szene unter der Lupe KUNSTSTüCK HAFEN Ausgabe 03 /// umsonst facebook.com/hafenfreunde EINE RUINE BLüHT AUF Gerwin Lohmeyer & Carsten Peters NOTRUF HAFENKANTE Wasser, Schutz und Polizei

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Aller guten Dinge sind drei, sagt man ja … bzw. dieser neunmalkluge Volksmund. Deshalb wurde es Zeit, dass wir endlich mit unserer dritten HAFENfreunde-Ausgabe um die Ecke kommen, bevor es dreizehn schlägt.

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Page 1: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Das Glückist FlüssiG

Robert Matzke im Interview

Ateliers, Galerien, Offspace: die kreative Szene unter der Lupe

kUNststück HaFEN

Ausgabe 03 /// umsonst facebook.com/hafenfreunde

EiNE RUiNEblüHt aUF

Gerwin Lohmeyer & Carsten Peters

NotRUFHaFENkaNtE

Wasser, Schutz und Polizei

Page 2: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 3: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Aller guten Dinge sind drei, sagt man ja … bzw. dieser neunmal-kluge Volksmund. Deshalb wurde es Zeit, dass wir endlich mit unserer dritten HAFENfreunde-Ausgabe um die Ecke kommen, bevor es dreizehn schlägt.

Wir haben uns bisher sehr an-gestrengt, unser Lieblingsviertel zu einem bunten Bündel zu schnüren und dieses dem Leser unter den Arm zu klemmen. In dieser Num-mer entspannen wir uns allerdings mal ein bisschen. Natürlich wird es uns auch in diesem Heft ge-lingen, den Hafen in seiner ganzen Güte zu erfassen, doch gestatten wir uns, einen kleinen Schwer-punkt zu setzen, uns ein bisschen mehr auf etwas zu konzentrieren, das uns in den letzten Tagen be-sonders gekitzelt, gezupft, in die redaktionelle Seite geboxt hat. Nämlich, Achtung: die Kunst!

Das Schöne ist, dass sich vor

allem anhand der Kunstszene des Hafenareals abbilden lässt, in wie viele Richtungen die Kreativität strebt, die auf diesen paar Metern Münster ihren Platz gefunden hat. Die Menschen, die wir für diese Seiten getroffen haben, haben uns absolut fasziniert. Ihr wollt ihre Namen hören? Robert Matzke, Ruppe Koselleck, Oliver Breitenschmidt, Michael Nolte, Stephan US, Tassilo Sturm, Thomas Wrede, Peter Kaiser … Ein bisschen männlich, könnte man mäkeln. Deshalb waren wir auch bei Gail Kirkpatrick, Anetta Küchler-Mocny, Kirsten Kaiser, Elke Dombrowski …

Für Diejenigen, die uns nur wegen unserer lokalpolitischen Exkurse lesen, haben wir übrigens auch den neuesten Stoff zur Hafenentwicklung auf den Wühl-tisch geworfen. Doch sollen sich die Streitthemen in dieser Ausgabe mal schön hinten anstellen. Heute

wollen wir vor allem erfahren, wie schön der Hafen am Ende des Tages doch einfach ist. Hach ja … schön schön.

Bevor es nun endlich losgeht, liegt uns nur noch eins auf der Zunge: Tausend Dank, Anna, für deinen großartigen Einsatz. Du warst super!

/// Die HAFENfreunde

DREiklaNGDer Vorlaut

Chefredakteur: Malte Limbrock

3..... Dreiklang4..... HAFENtratsch7..... Eine Ruine blüht auf10... Das Glück ist flüssig 15... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 116... Das war das Vainstream 201119... Raum für Ideen24... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 226... Kreatives Potenzial29... Mindshot30... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 332... Dazugesetzt35... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 436... Newcomer40... Der Zahn der Zeit(-arbeit)

43... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 544... Wasser, Schutz und Polizei49... Bank am Puls der Zeit53... Fourmove bewegt 54... Die Mannschaft ist der Star58... Bitte lächeln61... Mindshot62... Grüne fordern Wettbewerb65... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 667... I’m in Heaven70... Die Kreativen am Kai73... HAFENfreunde-Freundeskreis No. 773... Impressum 74... Gute Nachrichten78... HAFENFreunde im Netz

Inhalt

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Page 4: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

DiEbE: REttUNGs-RiNGE GEklaUt

Einen gefährlichen Streich er-laubten sich in diesem Sommer unbekannte und vor allem sehr unlustige Strolche ent-lang des Kanalufers: Ende Juli verschwanden innerhalb einer Woche fünf Rettungsringe aus ihren Stationen. Die Polizei sucht nun nach den Tätern, denn der Diebstahl der Lebens-retter ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Die Rettungs-stationen sind unerlässlich, um Menschen, die ins Kanalwasser geraten sind, schnellstmöglich Hilfe leisten zu können. „Wir können in der heutigen Zeit nicht davon ausgehen, dass jede Person schwimmen kann. Kommt es dann zum Sturz ins Wasser, kann dieser Vor-fall ohne am Ufer befindliche Rettungsringe tragisch enden“, sagt Polizeihauptkommissar Christian Seidel. Hoffen wir, dass die Ringgeister schnell zur Besinnung kommen. Hinweise nimmt die Wasserschutzpolizei natürlich gerne entgegen unter 0251/3185-0.

HaFENFoRUm: bilaNz oNliNE Rund 25 Stunden Diskussion hatte das Hafenforum auf dem Kerb-

holz, als es am 31. Mai mit der Bilanzveranstaltung Adieu zu den be-teiligten Bürgern sagte. Alle Ergebnisse, die fein säuberlich zusammen-getragen und protokolliert wurden, gibt es mittlerweile online unter www.muenster.de/stadt/stadtplanung/hafenforum.html.

„Der Diskussionsprozess ist nicht abgebrochen“, betonte Stadt-direktor Hartwig Schultheiß. „Die Ergebnisse werden im Herbst im Planungsausschuss und anschließend mit der Bürgerschaft diskutiert.“ Außerdem kündigte die Stadtverwaltung an, sich nun mit den In-vestoren zusammen zu setzen, um zu sondieren, in welcher Form die Ergebnisse des Hafenforums in die Planung für diese Areale einfließen können. Von verschiedenen Seiten wurde dieses Verfahren bereits kritisiert und ein städtebaulicher Wettbewerb gefordert. „Nur so können die Ergebnisse ungefiltert in anschauliche Pläne und Modelle übertragen werden“, sagt zum Beispiel die Fraktionsvorsitzende der Münsteraner Grünen, Helga Bennink (siehe S. 58).

HaFENFREUNDE im NEtzwww.facebook.com/hafenfreunde

www.flickr.com/groups/hafenfreundewww.youtube.com/hafenfreunde

HaFENtRatscH4

Page 5: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

aUF DEN HaFEN-WiEsN Da wandern’s wieder! Buben in Lederhosen,

Madels im Dirndl und das mitten im Hansa-viertel! In Scharen demonstrieren sie die Welt-offenheit der Domstadt: Ja, auch Bayerns Traditionen sind uns willkommen, solange sie‘s krachen lassen. Drum öffnen sich bereits zum 6. Mal die Tore der Osmohalle und laden zum zünftigen Oktoberfest. Im original-bayrischen Wiesnzelt wird geschmaust, ge-schunkelt und die Maß genossen, bis auch der letzte Wiesnhit zum Besten gegeben wurde. Unter anderem von den „Alpen-Oscar“-prämierten Partyvögeln, die als waschechte Bayern behaupten, auf dem Münsteraner Oktoberfest gehe die Lutzi ärger ab als auf der Wiesn selbst. Ob sie dafür von ihren Lands-männern geteert und gefedert werden, sei dahingestellt, eine Erklärung für den Run auf die Karten ist es allemal. Gott sei Dank gibt es davon noch genug an der Abendkasse. So kann auch der letzte Trachten-Kritiker einen Blick riskieren und Minuten später losgelöst auf den Bänken tanzen, wenn’s ab dem 23.09. heißt: O’zapft is!

appGEFaHREN: HaFENFREUNDE aUF DEm ipaDAuf zu neuen Ufern. So könnte man wohl das

generelle Arbeitsethos der HAFENfreunde beschreiben. Auch in Sachen Technik scheuen wir uns nicht, neue Landschaften anzusteuern, neue Inseln zu erobern. Jetzt haben wir das iPad geentert. Zwei kreative Münsteraner haben uns dabei an Bord geholfen. Nämlich die Jungs von MagApp, Severin Breitkopf und Uwe Clephas. Sie bringen Publishings auf PDF-Basis kostengünstig und unkompliziert aufs iPad. Und das macht ab-solut Sinn, denn der Markt für Tablet-PC wächst und wächst. Immer mehr Verleger und Magazine möchten diesen innovativen Vertriebsweg mit ihrer Publikation erschließen. Bisher war es jedoch eher mit sündhaft teueren Investitionskosten verbunden, ein Magazin für mobile Endgeräte zu optimieren. Severin und Uwe haben ihn nun zugänglich gemacht, auch für die kleinen Leute vom HAFENfreunde-Magazin. Am besten, du lädst dir gleich unsere App auf dein iPad (sofern du eins hast, versteht sich … *zwinker, zwinker). Gib einfach „Hafenfreunde“ im Appstore von Apple ein und …Tata! Dann bekommst du die neueste Magazin-Ausgabe immer gleich auf dein iPad geschickt, sobald wir wieder mal eine produziert haben. Ideal für Exilmünsteraner, die gerne regelmäßig ein Stück Heimat genießen. www.magapp.de

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Page 6: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Kies knirscht unter den Füßen, Vögel zwit-

schern, im Hintergrund zeugen gedämpfte

Geräusche von Betriebsamkeit. Ansonsten

herrscht Ruhe. Am Ende des Weges warten

ein Holztisch und zwei Bänke. „Setz dich“,

sagt Carsten Peters mit einer einladenden

Geste. Dann greift er zum Telefon, wählt

eine Nummer und sagt nach kurzem War-

ten: „Wir sind in deinem Garten, Gerwin.“

Der Hafen in der Selbstverwaltung 6

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EiNE RUiNE blüHt aUFGerwin Lohmeyer und Carsten Peters: Der Kamp ist nicht länger Subkultur

Wir sind am Hawerkamp 31, in

der hinterletzten Ecke des Geländes,

zwar in Rufweite zur Sputnikhalle,

doch gleichzeitig weit davon ent-

fernt. Hier ist es idyllisch – Gerwin

Lohmeyers „Garten“ ist zwar eher

eine Art Terrasse vor seinem Atelier,

doch die Kräuter auf dem Fenster-

brett, der Sonnenschirm und die wild

wachsenden Sträucher ringsum lassen

tatsächlich ein Garten-Gefühl auf-

kommen. „Schön hier!“ sage ich und

meine das auch so.

Gerwin Lohmeyer und Carsten

Peters vom Verein „Erhaltet den

Hawerkamp e.V.“ (EdH) sind heute

hier, um mit mir über den „Kamp“

zu sprechen. Und sie erklären und

erzählen, plaudern aus dem Nähkäst-

chen, wo es sich anbietet und liefern

Fakten, wo es nötig ist. Zum Beispiel

über ihren Verein, ohne den es Favela,

Fusion, Sputnikhalle und Triptychon

wohl genauso wenig gäbe wie das

KCM, die Ateliers und Proberäume,

das Verlagshaus und die Werkstätten,

Der Hafen in der Selbstverwaltung7

Page 8: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

die am Hawerkamp beheimatet sind.

Kurzum: Ohne ihren Verein gäbe es

den Kamp nicht mehr.

Doch so selbstverständlich, wie

sie jetzt über neue Projekte und

Ideen reden, so unsicher war noch

vor wenigen Jahren die Zukunft des

Geländes: Um die Jahrtausendwende

fand die Geschichte des Hawerkamps

als Industrie- und Gewerbegebiet

langsam ein Ende. Nach und nach

wurde ein großer Teil der Gebäude

abgerissen, die Stadt war sogar kurz

davor, das ganze Gelände dem Erd-

boden gleich zu machen. Die Clubs

und das KCM gab es zwar auch

damals schon, doch die Stadt hatte

andere Pläne: „Arbeiten am Wasser“,

ein Konzept, das später ganz ähnlich

am heutigen Kreativkai umgesetzt

wurde.

Dass es nicht so weit kam, ist maß-

geblich dem 1999 gegründeten Verein

„Erhaltet den Hawerkamp e.V.“ zu

verdanken – einem Zusammenschluss

von Leuten aus der Lokalpolitik und

den am Kamp ansässigen Institutio-

nen, die sich ein Ziel auf die Fahne

geschrieben hatten: den Kamp als

Kulturgebiet erhalten.

Vereinsvorsitzender Carsten Peters

war von Anfang an dabei, hat den

EdH wachsen sehen und ihn durch

Höhen und Tiefen begleitet. Wenn

Peters heute darüber spricht, was

in den letzten zwei Dekaden alles

erreicht wurde, wirkt er zufrieden

und auch ein bisschen stolz. Die Be-

werbung Münsters zur Kulturhaupt-

stadt war ein erster entscheidender

Man kann nicht zwanzig Jahre Subkultur bleiben, das funktioniert nicht.

Der Hafen in der Selbstverwaltung

In Gerwins Garten: Carsten Peters (links) und Gerwin Lohmeyer.

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Schritt: „Damals überlegte man:

Was gibt’s hier an kulturellen Ent-

wicklungen? Da wurde das Hafen-

gebiet als Potentialbereich schlechthin

identifiziert.“ Der Hawerkamp wurde

damit Teil der Kulturhauptstadt-

Bewerbung und Anfang 2004 im

„Masterplan Stadthäfen“ zum ersten

Mal auch planerisch als Kulturgebiet

festgesetzt.

2006 überließ die Stadt dann dem

Verein das gesamte Gelände zur

Selbstverwaltung, inklusive Bestands-

sicherung bis 2015 – seitdem sorgt der

EdH dafür, dass hier alles läuft, wie es

laufen soll, finanziert großteils durch

die Mitglieder selbst, die ihre Miete

direkt an den Verein zahlen. Viel ist

das nicht, aber es reicht aus, um den

Kamp nach eigenen Vorstellungen zu

erhalten und zu gestalten.

„Im Jahr 2008 wussten wir dann,

dass die Sache läuft“, sagt Peters.

„Also fingen wir an, auch mal größere

Projekte anzugehen und in die Ge-

bäude zu investieren.“ Lohmeyer

ergänzt: „Wir wollten weg von der

Ruinenverwaltung.“

Die Ruinenverwaltung ist in der Tat

Vergangenheit – heute ist der Kamp

lebendiger denn je. Das Angebot der

Stadt, die Bestandsgarantie bis 2025

zu verlängern, wurde im Verein, der

seit Mitte Juli schlicht „Hawerkamp

31 e.V.“ heißt und nunmehr ein

reiner Mieterverein ist, einstimmig

angenommen. Genau die richtige

Voraussetzung für die Weichenstellung

in Richtung Zukunft: „Das schlechte

Image von damals ist Vergangenheit“,

betont Peters. „Der Hawerkamp ist

mehr – das ist jetzt das Motto für

unsere Arbeit.“

Und unter diesem Motto geschieht

eine ganze Menge: Seit 2010 gibt es

eine neue Ausstellungshalle und ein

Atelierstipendium für Studenten der

Kunstakademie. Ein Lehratelier mit

20 Plätzen für Schüler und geistig

oder körperlich Behinderte wurde ein-

gerichtet. Außerdem ist der

Hawerkamp bei der Aktion „Kultur-

strolche“, die Grundschüler an Kultur

in der Stadt heranführen soll, Anlauf-

stelle für den Bereich der bildenden

Künste. Mit dem Open Air-Kino

„Kampflimmern“ wird die große

Freifläche in der Mitte des Geländes

wieder belebt, und schon bald könnte

hier eine überdachte Open Air-Bühne

installiert werden. Das alles soll auch

für ein positives Image sorgen und

dem Kamp eine noch breitere Klientel

verschaffen.

Ideen und Ansätze gibt es also

genug – der Zukunft sehen Lohmeyer

und Peters entsprechend gelassen

entgegen. Vielleicht liegt es auch an

der idyllischen Ruhe in Lohmeyers

„Garten“, aber wahrscheinlich ist es

einfach die Gewissheit, dass die Arbeit

des Vereins in den letzten zwanzig

Jahren dicke Früchte getragen hat.

Auf die Frage nach einem Wunsch

für die Zukunft lächelt Lohmeyer

sanft und sagt: „Dass sich Dinge ent-

wickeln. Die Außenwirkung kommt

dann von allein. Der Hawerkamp war

immer Subkultur, das ist auch gut so.

Aber man kann nicht zwanzig Jahre

Subkultur bleiben, das funktioniert

nicht. Deshalb halten wir es für sinn-

voll, das weiterzuentwickeln, was jetzt

gerade im Gang ist. Wir müssen aus

den Möglichkeiten hier am Kamp

etwas Neues schaffen. Wir müssen

niemandem mehr beweisen, wie toll

wir sind – das hat sich hoffentlich

erledigt.“

/// Johannes Wallat

Wir müssen niemandem mehr beweisen, wie toll wir sind – das hat sich hoffentlich erledigt.

Der Hafen in der Selbstverwaltung9

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Das Glück ist FlüssiG Robert Matzke leidet unter dem Illustrationsfluch – seine Bilder erzählen Geschichten, der Hafen ist sein Podium.

RobeRt Matzke: Robert Matzke wurde 1979 in Dresden geboren. Nach einer Ausbildung zum Tischler in Dortmund von 1997 bis 2000 kam er nach Münster, um hier an der FH Design mit Schwerpunkt Illustration zu studieren. 2006 beendete er sein Studium mit der Diplomarbeit „Herr Pech im Glück“, seit 2004 ist er als freier Illustrator unter dem Firmennamen Liquid Luck tätig. Neben zahlreichen Ausstellungen und Auftragsarbeiten für prominente Kunden findet er dabei auch immer wieder Zeit, mit seiner Kunst den öffentlichen Raum – vornehmlich den Hawerkamp und das Hafenviertel - zu bereichern.

Der Hafen in der Selbstverwaltung

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Mit wachen Augen durch die Welt gehen

und offen sein für das Skurrile im Alltag –

vielleicht ist das das Geheimnis von Robert

Matzke. Wer im Hafenviertel die Augen of-

fen hält, entdeckt seine Kunst überall. Klei-

ne Lichtblicke in tollen Farben, augenzwin-

kernd, detailverliebt und hintersinnig. Wir

haben den freien Illustrator in seinem Atelier

am Hawerkamp getroffen und mit ihm über

das Dasein als Künstler, über Humor in sei-

ner Arbeit und über die Vergänglichkeit von

Glück gesprochen.

Der Hafen in der Selbstverwaltung

Page 12: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Der Hafen in der Selbstverwaltung 12

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Du hast Illustration studiert, arbeitest viel mit Sprühdosen, zeichnest, malst… Was bist du eigentlich? Illustrator, Maler, Graffiti-Sprüher?

In erster Linie bin ich Künstler. Für Graffiti und für die anderen Sachen bin ich zu illustrativ, des-wegen würde ich sagen, ich mache Pop-Surrealismus…

Was für Materialien benutzt du für deine Arbeiten?

Öl, Acryl, Malerflies – alles, mit dem man malen kann. Sprüh-dosen sind super, weil es mit denen schnell geht. Ich fang gleich mal wieder ein Ölbild an, weil ich jetzt endlich ein bisschen mehr Zeit und Stille hab …

Brauchst du das für deine Arbeit – Zeit und Stille? Tür zu, Handy aus?

Ja, schon, aber auch nicht immer. Wenn man auf der Straße ein Spraybild macht, ist das natürlich was anderes. Wenn man auf Leinwand arbeitet, sind Stille und Konzentration gut. Hier am Hawerkamp ist man schon sehr isoliert. Aber das Handy ist meistens an, weil ich ja selbst-ständig bin, und jeder Anruf kann über Leben und Tod entscheiden. [lacht]

Wann hast du denn begonnen zu zeichnen?

1995 hab’ ich angefangen zu sprayen und hab’ dadurch auch viel gezeichnet. Damals war ich

sechzehn. Mein älterer Bruder war schon in der Subkultur drin und hat mir alles gezeigt und mich überall mit hingenommen.

Hast du dich von vorneherein auf Figuren spezialisiert?

Nee, ich hab auch Styles ge-macht, also Buchstaben. Aber ich hab’ gemerkt, wenn man den Fokus auf beides legt, bleibt irgendwas auf der Strecke – ent-weder du machst ’nen guten Style

und ’nen schlechten Character oder andersherum. Und da viele Buchstaben gemalt haben, dachte ich mir, spezialisierst du dich auf Character, und ja … da fahr ich ganz gut mit. [grinst]

Deine Bilder sind oft sehr detail-verliebt. Da braucht man be-stimmt viel Geduld, oder?

Ich bin eigentlich ein sehr un-geduldiger Mensch, bei mir muss immer schnell alles fertig werden. Deswegen fang ich jetzt auch mal wieder ein Ölbild an, an dem ich dann ein paar Tage male und nicht nur ein paar Stunden … Beim Sprayen geht nämlich alles recht schnell, das arbeitet man wie ein Plotter ab …

Wie ein Plotter? Bist du dann eine Art Mal-Maschine?

[lacht] Naja, wenn man nur noch Maschine wär’, das wäre auch scheiße. Es muss schon Spaß machen, und ‘ne Maschine hat glaub’ ich keinen Spaß bei der Arbeit.

Wusstest du schon immer, dass du diesen Weg einschlagen würdest?

Nicht wirklich. Ich habe erst eine Tischler-Lehre gemacht, aber danach dachte ich mir: Die ganze Zeit Handwerker sein, darauf haste auch keinen Bock. Ich hab’ die Ausbildung zwar abgeschlos-sen, aber danach mein Fach-Abi gemacht und dann studiert, um noch was anderes zu probieren. Ich kann mir nicht vorstellen, konstant in einer Firma zu arbei-ten.

Feste Arbeitszeiten und festes Gehalt wären nichts für dich?

Nein, ich habe lieber meine eigenen Arbeitszeiten. Wenn mir irgendwas zu geregelt ist, fühle ich mich irgendwann eingeengt. Und ich bin kein Sicherheitsmensch. Ansonsten würde ich den Beruf nicht machen.

In der Laudatio zur Ausstellung Querfeldein hieß es „du lebst deine Kunst“. Kannst du denn auch von deiner Kunst leben?

Ja, schon. Natürlich ist es manchmal auch ein bisschen holprig, aber zur Zeit läuft’s eigentlich ganz gut. Ich kann existieren, alles bezahlen, und auch schon einen Monat voraus-denken. Das reicht mir völlig.

„Ich kann existieren, alles bezahlen, und auch schon einen Monat vorausdenken. Das reicht mir völlig.

Der Hafen in der Selbstverwaltung13

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Dein Firmenname „Liquid Luck“ bedeutet übersetzt „flüssiges Glück“. Was bedeutet das für dich?

Das ist wie wenn man einen Wasserhahn aufmacht und eine Hand voll Wasser hat. Das ist schnell wieder weg, und so ist es auch mit dem Glück: Man soll es genießen, solange es da ist, denn es kann auch schnell wieder weg sein. Und alles, was mich glück-lich macht, ist in Flüssigkeiten – Farbe, Tusche und so. Wenn ich ein Bild gemalt hab’, bin ich kurz glücklich. Aber das ist auch schnell wieder weg, und dann muss ich halt ein neues malen …

Deine Auftragsarbeiten sind recht realistisch. In deinen freien Arbeiten begegnet der Betrachter aber ganz anderen Welten, Fabel-wesen, Fantasiefiguren… Woher nimmst du deine Ideen?

Augen aufmachen und durch die Welt gehen, persönliche Sachen verarbeiten und offen sein für skurrile, groteske Sachen … Zu jedem Bild gibt es meistens auch eine kleine Hintergrund-geschichte. Zum Beispiel der aufgebundene Bär, wo ein Bär mit Handymast auf mir steht, was dann mein Handyanbieter war, der mir einen Bären aufgebunden hat mit einer Freundschaftskarte.

Deine Bilder erzählen also auch Geschichten?

Ja, schon, ich probier’s zu-mindest. Und wenn’s kein anderer versteht, dann weiß ich zumindest,

was ich mir dabei gedacht hab. Ich könnte auch nur große Köpfe malen und nix dazu, aber ich habe immer gerne ein biss-chen mehr. Vielleicht ist das der Illustrationsfluch, dass man immer Geschichten erzählen will.

Hast du dir eine kindliche Aura bewahrt – das Kind im Künstler?

Ja schon, sonst würde ich das nicht machen, was ich mache. Man muss schon ein bisschen Spinner sein, um auch mit Ver-zicht leben zu können und mit den ganzen Gegebenheiten. Ein bisschen verrückt muss man schon sein …

Wie wichtig ist dir Humor in deiner Arbeit? Möchtest du die Leute zum Lachen bringen?

Ja, Humor ist wichtig. Ich hatte zum Beispiel eine Phase, wo ich Wortspiele illustriert habe. Da haben die Leute geschmunzelt, das fand ich gut. Ich möchte das Skurrile hervorkitzeln, was im All-tag passiert, wenn man die Augen aufmacht. Das normale Leben ist teilweise ganz schön witzig. Man saugt sich ja nicht herbe was aus den Fingern, das meiste ist schon da.

Du kommst aus Dresden, hast in Dortmund die Ausbildung ge-macht und lebst jetzt in Münster. Was gefällt dir hier?

Ich bin wegen des Illustrations-Studiums hierhin gekommen und bin erst einmal hier hängen geblieben. Vielleicht bin ich zu gemütlich oder zu umzieh-un-freudig, aber ich finde, hier kann man’s ganz gut aushalten. Obwohl ich zwischendurch auch mal was anderes um mich brauche, dann fahre ich ein paar Tage nach Hamburg oder so und kann dann den Input einer größeren Stadt mit in die kleinere nehmen … Zum Abarbeiten der neuen Ein-flüsse ist es hier schon ganz gut. Wo es danach hingeht, weiß ich nicht. Eine richtige Heimat habe ich nicht.

Im Hafenviertel begegnet man vielen Arbeiten von dir – was ge-fällt dir am Hafenviertel?

Also, es hat schon einen ge-wissen Charme, eine gewisses Flair, auch wenn das jetzt immer weniger wird. Wenn die Osmohallen erstmal wegfallen, hat der Hafen leider nicht mehr viel …

Verfolgst du denn aktiv die Ge-schehnisse rund um den Hafen?

Nein, dafür bin ich zuviel auf Achse. Als ich hierhin gezogen bin, hatte der Hafen noch mehr Flair als jetzt. Ich wünsche mir, dass das letzte bisschen bleibt.

/// Johannes Wallat

Wenn man nur noch Maschine wär’, das wäre auch scheiße.

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Page 15: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 16: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Das WaR Das VaiNstREam 2011

Der Juni am Hawerkamp: Beim Vainstream-Festival bekam unser Autor Johannes Wallat ordentlich was auf die Ohren und vor die Linse.

Auf sie mit Gebrüll: Andrew Neufeld / Comeback Kid.

Der Hafen in der Selbstverwaltung 16

Page 17: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Eins auf die Faust: Maja Ivarsson / The Sounds.

„Der Jopi Heesters des Metal“ (Ultimo): Lemmy und Motörhead räumten als Headliner ab.

Der Hafen in der Selbstverwaltung17

Page 18: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Der Hafen im Wandel 18

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RaUm FüR iDEENAuf Entdeckungsreise im Speicher II

Drinnen wird der Flur von unserem vierbeinigen Begleiter, dem zertifizierten Hafenscout Lucky, sofort auf heiße Spuren gecheckt. Hier sieht es erst mal recht unspektakulär aus, aber in der Ecke lädt ein Kartenständer zum ersten Stöbern ein und die nüchterne Atmosphäre hat irgend-wie auch etwas Geheimnisvolles. Dann kommt auch schon Oliver Breitenstein um die Ecke, um

uns in Empfang zu nehmen. Er betreibt das „Büro für Kunst-vermittlung“ bzw. „für un-kontrolliertes Denken“, wo er beispielsweise unter dem Motto „ich schaue Kunst auch für Sie“ anbietet, ihn zu mieten, damit er stellvertretend für den Auf-traggeber Kunst betrachtet. Aber heute schaut er ganz mietfrei mit uns gemeinsam Kunst und führt uns kreuz und quer zu den gerade anwesenden Ateliernachbarn.

Wir starten bei Stephan US, der sich auf unterschiedlichste

Weise mit dem Nichts und der Präsenz

der Abwesenheit beschäftigt. Bei einem Kaffee erzählt er von seinem Projekt „steal the pixel“. In der aktuellen Versuchs-anordnung fordert er dazu auf, die eigenen Bilder abzuhängen, zu Hause oder im virtuellen Raum. Wie sich eine bilderlose Wohnung wohl anfühlt? Während ich darüber nachdenke, wird Lucky aktiv, denn er bietet sich spontan an, für Stephan einen Pixel zu stehlen und so wird er mit einem Klick „part of the art“. Auf Bildern ganz frech Pixel stehlen, gehört nämlich auch zum Projekt. Ganz schön spannend, aber wir stehlen uns dennoch davon, um noch mehr Entdeckungen zu machen.

Ein paar Türen weiter offen-bart sich uns eine Werk-

statt, mittendrin ein seltsames

Kunst am Hafen19

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Kunst am Hafen

Objekt, das teilweise mit Schraub-zwingen fixiert ist. Aber was ist das? Installationskünstler Tassilo Sturm erklärt uns, dass er da gerade einen „Wohnsarg“ baut. Er erschafft mit seinen Arbeiten bizarre Räume, die mit den Themen Wahrnehmungs-verlust und Isolation spielen.

Faszinierend! Und verwirrend …

Bei Kirsten und Peter Kaiser wird es weniger verwirrend und wir lernen völlig andere Installationskunst kennen. Zum Beispiel ein Projekt, bei dem neben jeden Maulwurfshügel ein kleines Haus gestellt wurde und

so innerhalb von vier Wochen über 100 Neubauten entstanden. Oder das charmante Projekt „cosy for art“, das darin besteht, dass Kirsten Kaiser Dinge, die sie schön findet, einstrickt, beispiels-weise einen alten Weihnachts-baum. Nebenbei kassiert Lucky Streicheleinheiten, und wenn wir

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Kunst am Hafen

nicht bloß auf der Durchreise wären, hätten wir auch gerne länger an dem einladenden Tisch Platz genommen, um noch mehr Details über die netten Atelier-bewohner und ihre Projekte zu erfahren. Als ich das Künstler-paar frage, wie man ihre Kunst beschreiben kann, sagt Kirsten

Kaiser sofort: „Fotografie, Installation und Unsinn.“ Auf jeden Fall sehr charmant, finde ich.

Richtig laut wird es bei Thomas Gerhards und Lucky muss einen Sicherheitsabstand einhalten. Hinter einem Wand-

fragment mit Tür befindet sich nämlich ein Mechanismus, der die Tür immer wieder zuschlägt. Thomas Gerhards macht erleb-bare Installationen wie schon das drehbare Sofa, das gefährlich schnell war. Die Tür ist jedenfalls imposant und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. HAFEN-

Thomas Wrede setzt Modelle in der Natur in Szene und erschafft dabei einzigartige Bilder, die von absurden Momenten und vermeintlicher Idylle erzählen.

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Page 22: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

freunde-Fotograf Thomas Schmitz bringt es auf den Punkt: „Klingt evil!“

Danach tut die Ruhe im Atelier von Fotokünstler Thomas Wrede richtig gut. Zwischen kleinen Modellhäuschen, die gedanklich nach Liliput entführen, bastelt er gerade an einem Autobahnkreuz im Zwergenformat. Seine Modelle setzt er in der Natur in Szene und erschafft dabei einzigartige Bilder, die von absurden Momenten und vermeintlicher Idylle erzählen. Hier sollte man mehr als nur einen Blick riskieren.

Dann geht es ein paar Türen weiter zu Malerin Elke Dombrowski. Auch ihre Bilder erfordern einen aufmerksamen Blick und laden zu längerem Verweilen ein. Leidenschaftlich erzählt sie vom Entstehungs-

prozess, bei dem anfangs erkenn-bare Strukturen und Formen immer mehr aufgelöst werden. So macht ein Bild mehrere Phasen bzw. Schichten durch, in denen die Malerin immer wieder Neues entdeckt. Dieser Übergang ins Abstrahierende ist es, der Elke Dombrowski reizt und dessen Er-gebnis den Betrachter beschäftigt.

Nun müssen wir uns aber beeilen, denn unsere nächste Gastgeberin Anetta Küchler-Mocny muss leider gleich weg. In ihrem Atelier taucht man in eine völlig andere Bildwelt ein. Die klassische Malerin befasst sich in ihren Werken mit ihrer polnischen Identität, mit Menschlichkeit und Gefühlen. „Ohne diese Gefühle kann ich gar nicht anfangen“, sagt sie. Sie malt vor allem Porträts, die viel mehr als nur Personen zeigen. Besonders imposant ist

das großformatige Bild „Grenz-knoten“, das nach dem Flug-zeugabsturz des polnischen Präsidenten entstand und fast eine ganze Wand einnimmt. Wir bekommen noch einen Katalog mit und dann geht’s auch schon weiter.

Last, but not least besuchen wir den Berliner Kunstverein, „eine Institution zur Förderung der gesellschaftlichen Auseinander-setzung mit aktuellen Tendenzen der zeitgenössischen Kunst-produktion“. In der westfälischen Peripherie Berlins arbeiten Direktor Oliver Breitenstein und Kurator Ruppe Koselleck an diversen Projekten. Sehr ambitioniert verfolgt Ruppe Koselleck die feindliche Über-nahme von BP. Im Büro des Kunstvereins präsentiert er mir verschiedene Bilder, die er mit

Ruppe Koselleck präsentiert verschiedene Bilder, die er mit gesammeltem Rohölmüll gestaltet hat. Der Verkauf dient dazu, BP-Aktien zu erwerben.

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Kunst am Hafen

gesammeltem Rohölmüll gestaltet hat. Der Verkauf der Bilder dient dazu, BP-Aktien zu erwerben, um irgendwann die Mehrheit zu erlangen und BP zu übernehmen. Klingt vielleicht verrückt, ist aber ungemein sympathisch!

Nach viel zu kurzen zwei Stunden stehen Thomas, Lucky und ich wieder vorm Speicher

und sind um unzählige Eindrücke reicher. Und auch ohne Begleitung von freundlichen Kunstvermittlern empfehle ich jedem, das Reich hinter der Tür mal zu erkunden. Ob spontan angeklopft oder an den regelmäßigen Open-House-Terminen, es lohnt sich bestimmt!

/// Annalena Brix

Speicher ii Seit 2004 wird im Speicher II in 32 Ateliers auf vier Etagen kreativ gearbeitet. Die Bewerbung für die Atelierräume läuft über das Kulturamt der Stadt Münster, über die Vergabe ent-scheidet eine Jury. Bewerbungen können jederzeit beim Kulturamt eingereicht werden. Mehr dazu unter: www.muenster.de/stadt/kulturamt/ateliers.html

Allgemeine Informationen zum Speicher und den Künstlern:

www.speicher2muenster.de

Oliver Breitenstein: www.publicartfactory.de

Stephan US: www.stealthepixel.eu

www.archiv-des-nichts.de

Tassilo Sturm: www.wald-frieden.net

Thomas Gerhards: www.thomasgerhards.de

Thomas Wrede: www.thomas-wrede.de

Elke Dombrowski: www.elkedombrowski.de

Anetta Küchler-Mocny: www.anetta-k-m.de

Ruppe Koselleck: www.koselleck.de

Tassilo Sturm, born in Unna / NRW / Germany, lives and works in Münster and Paris.

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HaFENFREUNDE-FREUNDEskREis No. 2

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Page 25: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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b&V Energy oHG - Ingenieurbüro für PhotovoltaikInhaber: David Volbracht & Philipp Boldog

Page 26: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Was für ein kreatives Potenzial hat Münster?

Wir sind nicht in New York, London, Berlin, nicht mal in Düsseldorf, aber ich glaube, für eine Stadt mit Münsters Größe ist das Angebot an hochkarätiger zeitgenössischer Kunst groß. Durch die Skulptur Projekte, die Kunstakademie Münster, das LWL-Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte, den Westfälischen Kunstverein, die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, aber auch durch die vielen kleinen lebendigen Aus-stellungsprojekte der Off-Szene hat Münster einen überregionalen Ruf als Kunststandort erworben. Die Vielfalt und Eigeninitiative der jungen Szene ist ein Beweis für das „kreative Potenzial“.

Was erwartet den Besucher bei zeitgenössischer Kunst?

Die Begegnung mit zeitgenössi-scher Kunst zu suchen beinhaltet, sich neuen, häufig überraschenden und anregenden Seherfahrungen auszusetzen. Die Auseinanderset-zung mit ihr ähnelt ein bisschen dem Lernen einer Fremdsprache. Das Reizvolle daran ist, dass man

als Betrachter zunächst lernen muss, wie man hinschaut, welche Fragen die Künstler stellen, mit welchen Themen sie sich beschäf-tigen und wie sie damit gestalte-risch und intellektuell umgehen. Manche Besucher, die sich bisher eher weniger mit zeitgenössischer Kunst beschäftigt haben, haben eine „Disneyworld“-Erwartung: Alles soll bunt, anschaulich, sofort verständlich und unterhaltsam sein. Doch das ist nicht die Auf-gabe von zeitgenössischer Kunst.

Und stehen Sie im Austausch mit der Kunstakademie?

Ja, ein Programmpunkt ist der jährliche Förderpreis der Freunde der Kunstakademie. Diese Ausstellung gibt immer interessante Einblicke; für uns ist sie eine schöne Tradition und ein wichtiger Termin im Ausstellungs-kalender der Stadt Münster, ebenso wie der Akademierund-gang. Die Kunstakademie ist für die Kunstszene in Münster eine große Bereicherung. Mit vielen Absolventen habe ich zusammen gearbeitet und beobachte nun ihre Weiterentwicklung. Die Akademie hat eine hervorragende Professorenschaft. Die Lehrenden

sind international arbeitende Künstler. Ich hatte das Vergnügen, mit vielen von ihnen in der AzKM zu arbeiten. Mit einigen, noch bevor sie ihren Ruf nach Münster erhalten haben.

Was macht die Verbindung von Regionalität und Internationalität so reizvoll?

Das Internet und die hohe Mobilität der Kunstmarktteil-nehmer hat die Standortfrage verändert. Regionalität und Internationalität verbinden sich nunmehr neu. Heute ist es für Künstler viel einfacher, inter-national zu arbeiten, ohne in den Kunstmetropolen zu leben. Auch hier gibt es sehr viel zu ent-decken. Solange der Künstler die Möglichkeit hat, seine Kunst in professionellen Zusammenhängen zu zeigen, ist es heutzutage fast egal, welche Postleitzahl er besitzt. Mir als Ausstellungsmacherin macht es großen Spaß, junge und noch nicht international an-erkannte Künstler zu entdecken.

Sie sagen, dass die neue Ausstel-lungshalle Laboratoriumscharak-ter hat. Wie kann man sich das vorstellen?

Kunst am Hafen

kREatiVEs potENzialGail Kirkpatrick spricht über Kunst und die Besonderheiten der AzKM

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Heute ist es viel einfacher, international zu arbeiten und in Warendorf zu leben

Ganz oben, im fünften Stock des Speichers

liegt die Ausstellungshalle für zeit-

genössische Kunst Münster. Fast ist sie dort

etwas versteckt. Was einen unterm Dach

des Speichers II erwartet und warum der

Hafen ein guter Ort ist, um Kunst zu be-

gegnen, erzählt uns Leiterin Gail Kirkpatrick.

Gail KirKpatricK:wurde 1952 geboren und wuchs in Princeton, New Jersey auf. Sie studierte in New York und wollte schon als junge Frau immer im Ausland leben. So kam sie an die Uni Münster und hat dort promoviert. Sie arbeitete im Landes-museum Bonn mit dem renommierten Kurator Klaus Honnef zusammen und dozierte fünf Jahre an der Uni Münster, wo sie ihren Mann kennenlernte. Seit 1991 leitet sie die Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst Münster (ehemals Hawerkamphalle). Arbeitsbedingt und privat reist sie viel und macht dabei gerne Zwischenstopp in New York, um Freunde und die Familie zu besuchen.

Kunst am Hafen27

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Die AzKM ist kein typischer Ausstellungsort im Sinne eines White Cubes. Die Halle befindet sich in einem renovierten Ge-treidespeicher und Spuren dieser ehemaligen Funktionalität sind in den Ausstellungsräumen zu spü-ren. Für die Künstler ist dies eine Herausforderung, die wiederum häufig zu außergewöhnlichen künstlerischen Produktionen führt. Das professionelle Team von Technikern der AzKM be-gleitet die Künstler dabei in ihren Versuchen intensiv. Immer wieder bekomme ich von den Künstlern zu hören: „In der AzKM habe ich die Möglichkeit, frei und ideenreich zu arbeiten“. In einer herkömmlichen Museumssitua-tion würden die Künstler manche Schritte nicht wagen.

Was macht den Hafen als Stand-ort aus?

Der Hafen hat sich in den vergangenen Jahren verändert und eine kulturelle Atmosphäre entwickelt, die sich von der Alt-stadt unterscheidet. Die Kultur hat immer im positiven Sinne mit Muße zu tun. Man braucht Zeit dafür, Freizeit. Der Hafen ist

in diesem Sinne zu einem neuen Stadtviertel geworden. Manchmal gibt es vielleicht ein bisschen zu viel Remmidemmi, aber besser so, als wenn die Straßen unbelebt sind. Sehr schön ist es, die sehr gelungene Ufermauer als Sitz-bank zu nutzen. Ich war erst eine Gegnerin dieser Baumaßnahme. Ich hatte Angst, dass die etwas rauere Qualität des Hafenareals dadurch verloren geht. Aber das ist nicht passiert.

Wie verbringen Sie denn ihre Freizeit?

Ja, ich gebe zu, dass ich ein Stück weit mein Hobby zum Beruf machen durfte! Ein großes Privileg. In meiner Freizeit lese ich nicht nur Fachliteratur, sondern sehr gerne Romane. Mit meiner Familie reise ich und gehe gerne essen. Übrigens bin ich ein sehr großer Fan der Kochkunst meines Mannes! Ein wenig habe ich auch die Gene meines Vaters geerbt: Ich arbeite gerne in unserem Garten in Gremmendorf.

Und was können Sie über Kommendes verraten?

Auf die Ausstellung mit dem Künstler Olaf Nicolai im nächsten Jahr freue ich mich sehr. Mit ihm wollte ich schon lange eine Aus-stellung realisieren. Die nächste große Einzelausstellung zeigt die renommierte Künstlerin Ann Veronica Janssens. Sie arbeitet sehr minimalistisch und mit Licht. Im Herbst dieses Jahres wird die Filmwerkstatt zu Gast sein im Rahmen des Filmfestivals. Solche Kooperationen mit wichtigen kulturellen Partnern in der Stadt Münster sind eine sinnvolle Er-gänzung zu unserem Programm.

Zum Schluss die Frage aller Fragen: Was ist Kunst für Sie?

Gute Kunst ist für mich eine gestaltete Anschauung, die viele und teilweise komplexe Fragen impliziert; ohne festgelegte Antworten zu geben, fordert sie im Gegenteil immer wieder neue Fragen heraus. Diesen offenen Herausforderungshorizont nimmt man in den Alltag mit und über-trägt ihn auf persönliche Er-fahrungen und Begegnungen.

/// Annalena Brix

Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst MünsterHafenweg 28, 48155 Münster

Tel. 0251-6744675 Öffnungszeiten:

Di - Fr 14 - 19 UhrSa - So 12 - 18 Uhr

Kunst am Hafen 28

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miNDsHot Ein Bild, ein Gedanke

Man kann halt nicht alles haben.

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HaFENFREUNDE-FREUNDEskREis No. 3

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Page 31: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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DazUGEsEtztAm Puls der Stadt: Daniela trommelt für den Frieden.

Vor mehr als 20 Jahren rief Faribus zum musikalischen Protest auf. Es war ihm eine Herzensangelegenheit – ihm, der im Iran politisch verfolgt wurde, der aus seinem Heimat-land flüchten musste. Dass seine Trommlergruppe sich zwei De-kaden später noch immer jeden Sonntag am Hafen treffen würde, hätte er sich wohl nicht träumen lassen. Inzwischen sind sie um-gezogen, weg von den Touristen, den Restaurants und dem Kommerz am Hafenweg, unter eines der Silos auf der B-Seite. Ich habe mich dazugesetzt, einen ganzen Abend lang. Und das, ob-wohl ich doch nur ein Stündchen bleiben wollte …

„Wir fangen bei Sonnenunter-gang an“, hatte man mir gesagt. Also trudle ich gegen neun Uhr

ein. Allein. Ohne Trommel. Viel ist noch nicht los, also setze ich mich neben zwei Jungs, die gerade beginnen, sich und ihre Instrumente in Stimmung zu bringen. Ein bisschen fehl am Platz fühle ich mich schon. Aber wo ich schon mal da bin, mische ich mich ins Gespräch und erfahre, dass Plamen schon seit einigen Jahren regelmäßig mittrommelt. Manuel und seine Gitarre hingegen sind noch Neulinge und ein bisschen schüchterner. „Ich bin erst zum dritten Mal dabei. Zugehört habe ich aber schon öfter, von der anderen Seite. Dann habe ich Plamen kennengelernt, bin erst mal einfach so mitgekommen und heute spiele ich auch mit.“

Eine Mischlingshündin kommt,

um mich zu begrüßen. Sie gehört zu Peer und seiner Freundin, die sich hier kennengelernt haben – vor viereinhalb Jahren. Trommeln für den Frieden, für die Liebe. Und auch für das Anderssein: „Für mich ist das hier Subkultur“, sagt Peer. „Das mag ich! Was allerdings fehlt, sind Mülleimer. Wäre toll, wenn die Stadt uns mal welche hinstellen würde. Denn wir würden hier ja gerne regel-mäßig aufräumen, aber wohin mit dem Dreck?“

Nach und nach gesellen sich mehr Leute zu uns: Profi- und Hobbymusiker, Hippies und Punks, Familienväter und Obdachlose, Weltenbummler und Normalos. Hier ist jeder willkommen. Im Gepäck haben sie ihre Trommeln, die Djembes

Kunst am Hafen 32

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Dam dada dam, dada dam. Wer sich

manchmal sonntags am Hafen rumtreibt,

kennt ihn, diesen Klang, der über das Was-

ser schallt. Es sind die Trommler vom Hafen.

Sie trommeln für den Frieden. So zumindest

hat alles angefangen.

Kunst am Hafen33

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heißen oder Tarambukas, aber auch Rasseln, Flöten, ein Didgeridoo und ein Akkordeon. Hier versammeln sich Menschen aus aller Welt, Menschen aller Hautfarben, aller Kulturen, Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen und doch kommunizieren – wenn auch nicht immer problemlos. „Manchmal muss man sich erst mal be-schnuppern. Aber das ist wie bei Hunden. Mal kurz knurren und dann ist auch gut.“ Und so machen sie – ob bewusst oder un-bewusst – noch immer Musik für den Frieden.

Man umarmt sich, freut sich über das Wiedersehen und vor allem auf eins: gemeinsam Musik zu machen und einen Abend jen-seits des heimischen Fernsehers zu verbringen. „Die Kinder sind im Bett, meine Frau guckt den Tatort, und ich komme eben hier-her“, erzählt Diego, der Djembe-Doktor. Und das seit mindestens 15 Jahren, mit Unterbrechungen für Reisen, für das Leben. Er kennt hier jeden und nicht selten auch ihre Geschichten. „Liegt vielleicht an meinen Segelohren, dass die mir alles erzählen“, grinst er und bringt mich nicht das letzte Mal heute Abend zum Lachen.

Und schon bin ich mitten drin. Neben mir spielt Manuel leise auf seiner Gitarre. Ein Rastafari aus Uruguay singt ein spanisches Lied, seine Freundin tanzt im Hintergrund. Andere tragen alte Bretter zusammen, entfachen ein

Feuer. Das Ambiente stimmt bis ins Detail … na ja, fast: Nicht so ganz ins Bild passt der Schweizer Butterfahrtskahn, der genau vor uns angelegt hat und von dessen Deck bebrillte Rentneraugen skeptisch auf uns hinab starren. Ich schaue zurück und mir wird klar, dass ich für sie ein Teil dieses

bunten Haufens bin. Ich freue mich darüber.

Es ist eine gesellige Art zu musizieren. Immer wieder macht jemand Pause, um zu reden, zu trinken, mal den Platz zu wechseln oder die Trommel für einige Minuten ans Feuer zu legen. „So verdampft die Feuchtigkeit und das Fell spannt sich wieder richtig – klingt dann besser.“ Plötzlich fahren zwei fette, stern-tragende Karren vor. Auftritt der Russen. Ihre steinernen Mienen beunruhigen mich. Doch meine Voreingenommenheit schlägt mich mitten ins Gesicht, als die vier ihre Trommeln rausholen und sich fast schüchtern in die Runde setzen.

Die Zeit vergeht wie im Flug. Inzwischen ist die Sonne längst unter- und die Rentnerfraktion schlafen gegangen. Es sind be-stimmt 40 Leute, die mittlerweile hier zusammensitzen. Die Nacht

gibt ihr Bestes. Rund um das Feuer flackert die Musik immer höher. Manuel spielt gerade ein Solo, laut und selbstbewusst. Irgendwie bin ich stolz auf ihn. Der Rhythmus ist unwider-stehlich und auch meine Finger beginnen unwillkürlich ihren Tanz auf meinen Oberschenkeln. „Na komm, ich sehe doch, dass du das auch kannst“, sagt Diego und schon steht eine Trommel vor mir. Ich weiß nicht so recht, versuche verhalten ein paar Schläge, bleibe dann aber lieber Zuschauerin.

Da beginnt die Musik, sich zu verselbständigen. „Der schönste Moment ist, wenn der Rhythmus dich trägt.“ Über den gleich-mäßigen Schlägen schwebt die Melodie eines Saxúns. Die Luft vibriert voll positiver Energie und in den Augen der Musiker blitzt das Feuer. Hin und wieder schauen sie sich an und dann weichen selbst die gemeißelten Gesichtszüge der Russen zu einem strahlenden Lächeln auf, wie es nur Musik hervorbringen kann.

Auch ich kann nicht aufhören zu grinsen. An einem Pfeiler steht „I love Klaus“ und ich kann nicht umhin, mich auch ein bisschen verliebt zu fühlen. Tolle Menschen sind das hier. Ich habe das Gefühl, dazuzugehören, wenigstens ein bisschen. Als ich nach Hause gehe, bin ich schlichtweg glücklich. Und in der Ferne klingen noch immer die Tambore.

/// Daniela Wolff

Die Kinder sind im Bett, meine Frau guckt den Tatort und ich komme eben hierher.

Kunst am Hafen 34

Page 35: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 36: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Newcomer 36

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Die Kunstszene des Hafens ist um eine renommierte Adresse reicher geworden: Im Frühjahr 2011 zog die Galerie

Michael Nolte an den Hafenweg. Die neue Location ist für den Galeristen und die Besucher ein echter Kunstgriff:

Mehr Platz, mehr Licht, mehr Kunst.

Als wir die neuen, weitläufigen Räumlichkeiten der Galerie Nolte am Hafenweg betreten, ist Lucky, der Hund unseres Fotografen Thomas Schmitz, gleich ganz aufgeregt, wälzt sich immer wieder vor Freude auf dem Boden. „Vielleicht riecht er den Postboten“, scherzt Michael Nolte, der im März aus der Innenstadt in die ehemaligen Räume von „Brief und mehr“ gezogen ist.

Seit 40 Jahren ist er im Kunst- und Antiquitätengeschäft in Münster tätig. Dass er nun am Hafenweg gelandet ist, war mehr Zufall als Planung. Sicher war nur, dass er weg wollte aus der

Innenstadt. Zu hohe Mietpreise, zu kleine, zu dunkle Räume. Das neue Umfeld ist geräumiger und heller, spannender und tauglicher für Gegenwartskunst. Die Um-bauarbeiten sind noch nicht ganz abgeschlossen, die Fenster sollen noch bis zum Boden herunter gezogen werden. Man denkt auch über einen neuen Eingang direkt am Hafenweg nach und möchte den Boden schleifen. Aktuell findet der Besucher den Weg in die Galerie noch seitlich vom Treppenhaus aus. Die Stil-richtung liegt vor allem im Be-reich der russischen Avantgarde: Expressionismus, Kubismus, Kubo-Futurismus, Suprematis-mus und Konstruktivismus.

Außerdem vertritt die Galerie zeitgenössische Künstler aus den unterschiedlichsten Kultur-bereichen und widmet sich sowohl etablierten als auch jungen Positionen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. In den Ausstellungen werden Künstler der klassischen Moderne und der internationalen Gegenwartskunst gezeigt. „Der Hafen ist Zu-kunft“, sagt Michael Nolte.

Im neuen Zuhause möchte er „nicht sein eigenes Süpp-chen kochen, sondern daran mitwirken, der Kunstszene des Quartiers ein neues Gesicht zu geben.“

www.galerie-nolte.de

Sympathisches Galerie-Team: Marina Savchenko, Michael Nolte, Barbara Nolte, Simon Nolte, Johannes Nolte und Dr. Dagmar Thesing (v.l.n.r.). Unten in der Mitte: „Der laufende Junge“ von Juan Garcia Ripollés.

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Die Australier machen es, die Südamerikaner ebenfalls, in den USA ist man verrückt danach. Auch in unserem

globalisierten Viertel ist Frozen Joghurt ab sofort kein Tabu mehr.

„Ist das ’ne Kette?“ Professionelles Design, innovatives Produktportfolio, die Becher tragen das Marken-zeichen, manch ein Besucher vermutet beim ersten Blick auf den hübschen Laden „frozen gold“ einen multinationalen Eiskonzern, unschuldig getarnt als charmantes Hafenlokal. Aber falsch geraten, das alles haben sie sich selbst zuzuschreiben. „Iris hat einfach nur unser zweites Wohnzimmer aus dem Laden ge-macht“, erklärt Helmut Kakakis, der Chef. Es steckt viel Liebe drin in der Einrichtung des neuen Ladenlokals am Hansaring, die Tische sind selbst gemacht, die Atmosphäre ist familiär.

Acht Wochen dauerte die Herrichtung bis zur Eröffnung.

Die Idee war schon ein biss-chen älter. Eines Tages hatten sich Iris (25) und Helmut (29) nämlich gedacht: „Geiles Viertel, hier müssen wir irgendetwas machen. Wie wär’s mit einem Eisladen?“ Allerdings sollte es keine Standardeisdiele werden, da musste mehr dahinter stecken. Helmut hatte im Ausland zum ersten Mal Frozen Joghurt probiert. Mama und Papa Kakakis haben viel Gastronomie-Erfahrung. Gemeinsam mit Helmuts Freundin Iris stellten sie das Konzept von „frozen gold“ auf die Beine. „Erst hatten wir die Vorstellung, uns mit einem Eiswagen an den Hafen zu stellen. Wir haben bei der Stadt angeklopft, die allerdings nicht so begeistert war, was ich auch

verstehen kann.“ Also musste ein richtiger Laden her. Vier Häuser weiter wohnten Helmut und Iris zu dem Zeitpunkt bereits selbst, als die Location am Hansaring frei wurde. Helmut ist Vegetarier, ein Freund von ihm Veganer. Dem hatte er früher einmal versprochen: „Wenn ich jemals einen Eisladen aufmache, kriegst du da ein Soja-Eis.“ Gesagt, ge-tan. Jetzt gibt es Frozen Joghurt, Frozen Soft und Frozen Soja. Verfeinert werden die Sorten auf Wunsch mit Schokoladenstücken, Früchten, Gummibärchen und vielen anderen Leckereien.Maßgeschneiderte Schleckkultur könnte man das Erfolgsrezept nennen. Und für die kalten Tage? Im Winter soll's Crêpes und Waffeln geben. Auch gut!

Newcomer 38

Page 39: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Wer in einem Hafenrestaurant ein Glas Wein bestellt, kann relativ sicher sein, dass die Flasche zuvor durch die

Hände von Trixi Bannert gegangen ist. Die Weinhändlerin hat bei vielen Restaurants am Kai ihre Tropfen im

Rennen. Dass sie nun am Hafenweg gelandet ist, war „ein toller Zufall“.

Warum bist du hergekommen?

Das Hafenviertel ist ein-fach das dynamischste Viertel der Stadt, das expressivste, das interessanteste. Als ich mir die Räume damals angesehen habe, ging das hier allerdings gar nicht. Hier war vorher eine Kfz-Werk-statt drin. Es sah verheerend aus. Ich habe ein paar Tage gebraucht, das Potenzial zu er-kennen. Dass das alles geklappt hat, war ein toller Zufall.

Warum ist das Hafenviertel so interessant?

Vielleicht liegt es daran, dass die Leute hier weniger wohnen. Es gibt eine Ballung von Unter-nehmen, die ganzen Archi-tekten, Consulter … der Name Kreativkai passt perfekt. Wenn ich Freunden oder Geschäfts-partnern von außerhalb den Hafen zeige, denken die, sie seien in einer anderen Welt. Die können dann nicht glauben, dass das Münster ist. Die Kulisse hat Dynamik, bietet tolle Kontraste. Der Standort ist für mich perfekt.

Wie kamst du zum Wein?

Wie die Jungfrau zum Kinde. Ich brauchte einen Job während des Studiums und stand des-halb früher bei der Eröffnung von Karstadt im Schlemmerland

plötzlich an der Champagnerbar. Da war eigentlich nur Platz für zwei Leute, trotzdem standen hinterher ständig 30 Personen um mich herum. Das waren die späten 80er Jahre. Einfach nur

klasse. Eine wunderbare Zeit. Da ging richtig die Post ab.

Was machte damals die Faszina-tion für dich aus?

Ich war sehr frankophil, habe Kunstgeschichte studiert. Das hing immer alles sehr eng mit Wein zusammen. Außerdem hatte ich immer schon gerne viel mit Menschen zu tun. Und letztend-lich ist natürlich auch die Sen-sorik wichtig. Ich habe in dieser Zeit am meisten gelernt, Aromen und Stilistiken zu erkennen.

Es reicht also nicht, einfach gerne Wein zu mögen, um Trixi Ban-nert zu werden?

Nein, nicht wirklich. Dann wäre ich bei Kunstgeschichte geblieben.

Was denkst du, wenn du mor-gens zur Arbeit kommst?

Jeden Tag, wenn ich hier rein-fahre, denke ich: Mensch, diese Kulisse ist so schön. Das Wasser, der Elefant, der Kran. Die Wände hier im neuen Geschäft werden Rohbau bleiben, auch die Graf-fitis, die vom Metalltor nebenan auf meine Fassade rübergehen, stören keineswegs. Das bleibt al-les, das hat einfach Atmosphäre.

www.trixibannert.de

Newcomer

Trixi handelt keineswegs „nur“ mit Wein. Sie baut eine

Poggenpohl-Küche in ihre neuen Räume ein. Hier werden

Kochevents mit den besten Köchen Münsters stattfinden. Bis zu 60 Leute können daran teilnehmen.

Außerdem gibt es Weinproben und Kurse, bei denen viel Unterhaltung

auf die Teilnehmer wartet.

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DER zaHN DER zEit(-aRbEit) "So gesehen": Jörg Verfürth und die Hafenentwicklung

Die Augen von Jörg Verfürth funkeln, wenn er vom Hafen spricht. 1939 geboren, hat es ihn berufsbedingt, aber wohl auch aus Liebe zu diesem Stadt-gebiet, nie so richtig vom Wasser weggezogen. „Meine berufliche Laufbahn habe ich hier eindeutig begonnen und auch als kleiner Junge bin ich fast täglich hier ge-wesen. Aus diesen Gründen kenne ich den Hafen schon sehr gut“, sprudelt es aus Verfürth heraus.

Die Verbindung zum Hafen kommt durch den elterlichen Betrieb. Der Vater lernt Holz-kaufmann bei der Firma Heinrich Krüger und gründet 1924 mit 21 Jahren seinen ersten Bau-stoffhandel auf der Emsstraße. „Verfürth & Fietz“ heißt das

Unternehmen, bis der Partner Fietz aussteigt und sich das Projekt 1929 trennt. 1937 pachtet der Vater ein Grundstück am Hafenbecken und setzt ein ein-geschossiges Gebäude darauf – das Geschäft mit Baustoffen wird nun an anderer Stelle angepackt. Der Zweite Weltkrieg kann der Geschichte nichts anhaben. Der Grundstein für die Verbindung zwischen Jörg Verfürth und dem Hafen ist gelegt.

1947 wird das Gebäude nach der Zerstörung im Krieg wieder aufgebaut. In diesen und den folgenden Jahren erlebt der kleine Jörg im Kindesalter einen Hafen, der dreckig und laut ist – damals wurde noch „richtig“ malocht.

„Die ankommenden Schiffe wurden mit großen Dampfkränen, die über die Gleisanlagen fuhren, ausgeladen. Für mich als Kind war das damalige Leben schon sehr spannend.“

Wo heute Geschäftsleute mit Anzug und Krawatte ihrem Job nachgehen, verrichteten in der damaligen Zeit ganz handfeste und bodenständige Arbeiter ihr Tagwerk. Diese stammten aus dem Umkreis von Münster. Außer dass die Menschen hart arbeiteten und sich nicht beklagten, sieht Verfürth keine gesellschaftliche Eigenart bei den Malochern: „Das waren alles ganz normale Westfalen. Mit den Kumpels im Ruhrgebiet kann man das

Jörg Verfürth ist ein Kind des Hafens, auch

wenn er Schwierigkeiten hätte, sich selbst

so zu bezeichnen. Trotzdem hat sich, bis

auf ein paar Auszeiten, sein gesamtes

Leben am Hafenbecken abgespielt. Verfürth

kann Menschen verbinden – das hat die

Geschichte gezeigt. Zum einen durch seinen

Beruf als Personaldienstleister, zum anderen

durch seine ganz eigene Geschichte, die er

gerne an Dritte weitergibt. Ein Leben im

Wandel des Hafens.

Arbeiten am Hafen 40

Page 41: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

nicht vergleichen.“ So schön die Kindheit gewesen sein mag, dunkle Schattenseiten gibt es auch in den Erinnerungen unseres Protagonisten. So erinnert sich Jörg Verfürth, wie er mit seiner Mutter im Zweiten Weltkrieg einen Bombenangriff im Luft-schutzkeller am Hafen überlebt hat. Außerdem wird er nie die Bilder des durch Fliegerbomben trockengelegten Kanals vergessen. Die Schiffe, die auf dem Grund lagen, wurden schonungslos ausgeplündert. Bei einer seiner Geschichten wird Jörg Verfürth innerlich dann ganz still: „Das schlimmste Erlebnis, das ich mit dem Hafen verbinde, ist die Flucht während des Krieges mit meiner Mutter über den Hansaring.

Rechts und links brannten die Häuser lichterloh und für mich als Kind war das ein grausames Erlebnis. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen!“

1961 steigt Jörg Verfürth in den elterlichen Baustoffbetrieb ein. Spannungen zwischen den Generationen sind vor-programmiert, denn als junger Mann sieht man die Dinge halt anders als der alte Herr und die vier anwesenden Prokuristen, die schon als Lehrlinge im Unter-nehmen gewesen sind. Verfürth beißt sich durch und Mitte der 80er Jahre, der Vater ist aus der Firma ausgeschieden, erschüttert die erste Wirtschaftskrise den Be-trieb, der sich inzwischen auf der

Loddenheide befindet. Das alte Firmengebäude am Hafen war zwar immer noch im Familienbesitz, wurde aber verpachtet. „Das erste kleine Kon-junkturtal Mitte der 80er Jahre hat uns ganz schön zugesetzt. Die alten Knaben in der Firma konnten das überhaupt nicht ver-stehen. Von Krisen-Management hatte noch keiner etwas gehört. Die ersten betriebswirtschaftlichen Auswertungen brachten die Wahr-heit ans Licht. Für mich war es unmöglich, den Laden zu halten“, erklärt Jörg Verfürth seinen ersten beruflichen Dämpfer.

Im weiteren Verlauf zieht es ihn durch halb Europa, um Ideen für neue Projekte zu sammeln.

Arbeiten am Hafen

Stadthafen Münster ca. 1930-1935, Quelle: Stadtarchiv Münster

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Page 42: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Mit der Baubranche hatte er zu diesem Zeitpunkt komplett ab-geschlossen. Durch eine Zeitungs-anzeige in der „Frankfurter“ kommt Jörg Verfürth mit einem Hamburger Unternehmer in Kontakt, der ihn in die Geheim-nisse der Zeitarbeit einweiht. Das Ziel vor Augen steht der Ent-schluss nun fest und es kommt zur Gründung eines Zeitarbeits-unternehmens mit einem anderen Partner aus Hamburg. Nach dem Tod des Geschäftspartners und dem Ausstieg als Gesellschafter macht Verfürth auf der Fried-rich-Ebert-Straße bis 1998 alleine weiter. Die Arbeit trägt Früchte und kann sich sehen lassen, denn mittlerweile beheimatet die Firma 1000 Mitarbeiter und hat zehn Niederlassungen. Das weckt natürlich Interessenten und es dauert nicht lange, bis Jörg Verfürth das gesamte Unter-nehmen verkauft. Von nun an konzentriert er sich auf ehrenamt-liche Beratertätigkeiten.

Doch der Kreis sollte sich schließen und die Familie Verfürth an den Hafen zurückführen. Sohn Ingo ist auf den Geschmack gekommen und will ein eigenes Unternehmen gründen, aber nur mit Hilfe und der Erfahrung seines Vaters. Gesagt, getan! Seit 2005 gibt es nun wieder ein Unternehmen der Familie Verfürth am Hafen. Wieder dreht sich alles um die Personaldienstleistung Zeitarbeit.

Dass es am Wasser nicht mehr vergleichbar mit der vermeint-lich guten alten Zeit ist, stört das Familienoberhaupt gar nicht: „Ich bin mit der Hafenentwicklung,

genauer gesagt der wachsenden Gastronomie, den Dienstleistern wie zum Beispiel Architekten, Rechtsanwälten, Werbeagenturen, dem Coppenrath Verlag, dem Borchert-Theater und der Ballett-schule Interdance sehr zufrieden. Mir wäre lieber gewesen, diese Entwicklung wäre schon zehn Jahre eher möglich gewesen. Leider wurde dies von bestimmten Kreisen gehemmt.“

Man könnte sagen: Jörg Verfürth ist am Ziel und trotzdem wieder am Anfang seines Lebens angekommen – am Hafen!

/// Claus Hensel

Arbeiten am Hafen

Verfürth Zeitarbeit Gmbh & Co. KG Seit 2005 gibt es das Unternehmen Verfürth Zeitarbeit GmbH & Co. KG am Münsteraner Hafen. Als Personaldienstleister für gewerbliche und kaufmän-nische Bereiche sowie das Gesundheitswesen hat man sich im Münsterland schnell etabliert. Ob Elektroinstallateur, Bilanzbuchalter oder Krankenpflege-rin, hier sollte jeder seine Berufung finden. Die Geschäftsführung des Unter-nehmens haben Ingo Verfürth und Vater Jörg Verfürth inne, wobei Letzterer hauptsächlich nur noch beratend tätig ist. www.verfuerth-zeitarbeit.de

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HaFENFREUNDE-FREUNDEskREis No. 5

Hafenweg 13 | 48155 Münster | Telefon: 0251 - 686615-0 www.verfuerth-zeitarbeit.de

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Page 44: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

WassER, scHUtz UND polizEi„Notruf Hafenkante“ – Hier sitzen alle in einem Boot

Die größte Badeanstalt der Westfalenmetropole Münster ist und bleibt der Dortmund-Ems-Kanal. So ein Badeparadies braucht gewisse Bademeister mit erweiterten Kompetenzen, denn nicht nur Wasserratten tummeln sich an und auf der besagten Bundeswasserstraße, sondern auch diverse Güter werden hier verkehrt. Was auf dem heißen Stadtpflaster von Polizeibeamten aus dem Streifenwagen heraus

oder vom Einsatz-Fahrrad aus erledigt wird, regeln die Kollegen der Wasserschutzpolizei Münster von ihren zwei Kanalbooten „WSP 16“ und „WSP 18“.

Bootsstreifendienst, Be-kämpfung von Schiffsunfällen, Durchführung von Schiffs-kontrollen, Überwachung von Transport und Umschlag gefähr-licher Güter, Sicherheits- und Ordnungsdienst auf dem Wasser und Umweltschutz (Bekämpfung

von Gewässerverunreinigungen) gehören zur Beamten-Routine auf dem Kanal. Fehlende Raub-überfälle, nicht vorhandene Schlägereien und nur wenig zu behandelnde Ruhestörungen machen den Job nicht weniger attraktiv und spannend.

Beim täglichen Früh- und Spätdienst sind die Kollegen der WSP immer mit einer Streife unterwegs. Hierbei muss sich das Geschehen nicht unbedingt

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„Wenn der Schutzmann ums Eck kommt,

nimmt der Ede reißaus, weil der Ede den

Schutzmann nicht mag. Jeder fischt gern

im Trüben und der Schutzmann treibt’s ihm

aus, rund um die Uhr, Tag für Tag. Große

Haie, kleine Fische, viel Schatten, viel Licht,

hier im Großstadtrevier.“ Es scheint so, als

hätte die legendäre Band Truck Stop die-

se Textpassage der Wasserschutzpolizei

(WSP) Münster auf den Leib geschrieben.

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auf einem Einsatzboot abspielen, denn auch der PKW steht bei der Wasserschutzpolizei Münster nicht nur auf dem Trockenen. Zum Beispiel konnten die Beamten im vergangenen Winter aufgrund der Kanalvereisung fast vier Wochen nicht mit dem Boot auslaufen.

Dass die Jungs von der WSP Münster bei Streifenfahrten in ihren weißen Uniformhemden aussehen, als würden sie in einem Urlaubsparadies arbeiten, während ganz Münster bei tropischen Temperaturen am Kanal brutzelt, kann als Fehl-interpretation angesehen werden. Natürlich bezeugen die Beamten der Wache am Wilhelmshaven-ufer, einen Traumberuf ausüben zu dürfen, doch der Leiter der

Dienststelle, Polizeihaupt-kommissar Christian Seidel, stellt klar: „In einigen Bereichen haben die Münsteraner Bürger ein ganz falsches Bild von uns. Das beginnt damit, dass die Leute uns nur bei Sonnenschein und warmen Temperaturen arbeiten sehen. Nämlich dann, wenn sie sich selbst am Kanal- oder Hafen-bereich aufhalten.“ Schmunzelnd fügt Seidel hinzu: „Leider sieht keiner, dass wir auch bei Regen und Minusgraden unsere Arbeit auf dem Kanal verrichten.“

Diese Arbeit will natürlich einwandfrei erlernt sein. In erster Linie ist jeder Wasserschutz-polizist ausgebildeter Schutzmann. Will man dann Mitglied der WSP Münster werden, steht an erster Stelle natürlich die Bewerbung.

Außerdem bedarf es bestimmter Voraussetzungen wie Einzeldienst-erfahrung und noch einmal einer dienstbegleitenden Fortbildungs-phase, die bis zu vier Jahren dauert.

Die WSP-Beamten in Münster haben also einige Sachen gemein: eine Fortbildung zum Erwerb allgemeiner Grundkenntnisse, eine dreiwöchige Fahrt mit dem Streifenboot „WSP1“, um die Wasserstraßen in NRW kennen zu lernen, einen Fachlehrgang an der Wasserschutzpolizei-Schule in Hamburg, die Prüfung zum Bootsführer, den Erwerb des Be-hördenpatents sowie den Erwerb des Radarpatents.

Im Durchschnitt passieren 75 Binnenschiffe am Tag den Kanal in Münster. Genau wie

Wasserschutzpolizei Münster Die Wache der Wasserschutzpolizei Münster liegt direkt am Kanal, genauer gesagt am Wilhelmshavenufer 20, 48155 Münster. Von hier aus sorgen 18 Beamte für Recht und Ordnung auf dem Dortmund-Ems-Kanal. Das Einsatzgebiet von Dienststellenleiter Polizeihauptkommissar Christian Seidel und seinen Kollegen erstreckt sich etwa von Lüdinghausen bis nach Dörenthe. Mit den Kanalbooten „WSP 16“ und „WSP 18“ sind die Beamten schnell am gewünschten Ort und haben das Tagesgeschehen im Griff. www.polizei-nrw.de/wasserschutz/

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die Kollegen an Land führt die WSP tägliche Standard-kontrollen durch. Hierbei werden technische Details, Besetzung der Fahrzeuge sowie Personen-daten und Fahrtzeiten überprüft. Auch die Geschwindigkeits-kontrollen kommen nicht zu kurz. Mit speziell für die Schiff-fahrt getakteten Lasern können Unterschiede bei langsameren Geschwindigkeiten herausgestellt werden. Wen es interessiert: Die Höchstgeschwindigkeit auf dem Kanal bei Münster beträgt 12 km/h. Aber keine Sorge, auf dem Wasser gibt es keine Punkte für Flensburg. Es drohen nur Buß-gelder. Auch sonst kommen die Berufsschiffer in manchen An-gelegenheiten besser weg als ihre Kollegen auf dem Asphalt. Die Promillegrenze ist auf dem Wasser wie zu Lande gleich, obwohl die Kapitäne bei Trunkenheit nicht beim ersten Vergehen den Lappen verlieren. Beim ersten Alkohol-konsum am Steuerrad wird der

Fall noch moderat behandelt. „Ein Binnenschiff ist ein mittel-ständiger Betrieb, der Millionen-umsätze im Jahr erwirtschaftet. Entzieht man dem Schiffer, der in den meisten Fällen auch noch Eigentümer ist, das Patent, wird das schon existenzbedrohend“, stellt Polizeihauptkommissar Christian Seidel klar. Selbst das berühmte Handy am Ohr zieht kein Einschreiten der WSP-Beamten nach sich.

Man sieht also, dass man sich auf die Cops im Boot verlassen kann. Und genau das würden sich die Wasserschutzpolizisten auch von den Bürgern wünschen, denn mit vermeintlichen „Streichen“ fängt der Ärger schon an. So sind in den letzten Wochen und Monaten immer wieder Rettungs-ringe um den Münsteraner Hafen und entlang des Kanals verschwunden. Ob ins Wasser ge-worfen oder als Souvenir mit nach Hause genommen, ein Kavaliers-

delikt ist so etwas auf keinen Fall. „Wir können in der heutigen Zeit nicht davon ausgehen, dass jede Person schwimmen kann. Kommt es dann zum Sturz ins Wasser und Schwimmkenntnisse sind nicht vorhanden, endet dieser Vorfall ohne am Ufer befindliche Rettungsringe tragisch“, sagt Seidel.

Auch in der für Münsteraner wichtigsten Sache kann der Hauptkommissar Aufklärungs-arbeit betreiben: „Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung als Eigen-tümerin der Wasserstraße duldet das Schwimmen im Kanal, aber nur an nicht gefährlichen Stellen. Also nicht unter Brücken, nicht im Hafen, nicht vor Schleusen oder Wehren. So lange sich die Leute dann nicht im Fahrwasser aufhalten und die Schiffe an-schwimmen, ist das für uns auch kein Problem.“

/// Claus Hensel

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Von außen sieht die PSD Bank Westfalen-

Lippe am Hafenplatz beeindruckend aus.

Schick und modern, eine 200 Quadratme-

ter große LED-Wand verleiht dem Gebäude

futuristischen Glanz. Seid ihr eigentlich von

innen genauso spannend, wie ihr von außen

ausseht, liebe Leute der PSD Bank? Ja, ha-

ben wir festgestellt. Denn wir sind einfach

mal rein …

Sonderveröffentlichung 48

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baNk am pUls DER zEitDie HAFENfreunde zu Gast in der PSD Bank am Hafenplatz

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Thorsten König trägt heute grün. Keine Angst, nicht als Anzugfarbe. Am Morgen hat er spontan eine Krawatte in PSD-grün von einem Vertreter erstanden, perfektes Timing für das Foto der HAFENfreunde. Generell sei man aber völlig frei in der Krawattenwahl, sagt der junge Mann für Marketing und Vertriebssteuerung. Auf Flexibili-tät wird bei der PSD Bank großen Wert gelegt, nicht nur bei der Wahl des Outfits. Ohne Thorsten König kämen wir nicht weit im PSD-Gebäude. Die komplette Schließanlage funktioniert durch einen kleinen „Blue Key“, den die

Mitarbeiter bei sich tragen und an einem kleinen Detektor vorbei-ziehen, um Räume zu öffnen oder Aufzug zu fahren. Die Direktbank für Privatkunden zählt zwar zu den ältesten in Deutschland, in Sachen Modernität ist das Unter-nehmen - und das bezeugt bereits der erste Eindruck - absolut up to date.

Das Bankhaus direkt am Hafen-becken ist ein echter Blickfang, nicht zuletzt wegen der Medien-fassade am Albersloher Weg. Seit 2008 strahlt die Wand kunstvolle Bilder aus, die Münsters Fach-hochschule für Design liefert.

Auf den gebogenen Stahlrahmen an der europaweit einzigartigen Fassade sind rund eine Viertel-million Leuchtdioden aufgesetzt. Was der Betrachter von außen nicht ahnt, wir aber von Thorsten König auf unserer kleinen Reise gezeigt bekommen: Von innen kann man durch die LED-Wand hindurchsehen, wie durch die Lamellen einer Gardine.

Das Erscheinungsbild des Unternehmens ist schon auf den ersten Metern mehr als imposant, von außen und innen. „Wir verbinden die klassische Bank vor Ort mit einer modernen Direktbank. Die Kunden wollen

Morgens raus, abends rein: Das Empfangspult im Foyer der PSD Bank lässt sich automatisch ein- und ausfahren. Morgens rein, abends raus heißt es stattdessen für Christin Koeseling (links) und Thorsten König (rechts).

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heutzutage ihre Bankgeschäfte immer und überall erledigen und trotzdem einen kompetenten Ansprechpartner in ihrer Nähe wissen.“

Auch die unsichtbaren technischen Betriebsabläufe des Gebäudes sind innovativ. Computergesteuert werden Lüftungs- und Klimatechnik aufeinander abgestimmt. So spart die Bank Energie bei der Klimatisierung. Wenn am Abend von Tag- auf Nachtbetrieb um-geschaltet wird, verschwindet der Kundenschalter aus dem Foyer vollautomatisch, um am nächsten Morgen per Knopfdruck wieder

zu Tage zu treten. Wer zu später Stunde an den Geldautomaten geht, kann sich also durchaus fragen, ob dort nicht am Tag noch jemand freundlich grüßte, wo nun die glatte Wand ist.

Während Thorsten König morgens noch seine Krawatte bindet, hat der Tag für Christin Koeseling meistens schon richtig Fahrt aufgenommen: Die Auszubildende muss jeden Morgen eine einstündige Zug-fahrt von Rosendahl-Holtwick nach Münster bewältigen. Bei der PSD Bank durchläuft sie während ihrer Ausbildung alle

Abteilungen. Trotz des täglichen Pendelns würde sie die Ent-scheidung für diesen Berufsweg jederzeit wieder treffen. „Die Zu-sammenarbeit ist sehr persönlich und fachlich sehr kompetent“, berichtet die 22-Jährige. Später würde sie gerne im Vertrieb arbeiten, zudem interessiert sie das Darlehengeschäft sehr. Doch auch in anderen Bereichen des Unternehmens fühlt sie sich wohl. Und sie weiß auch, warum: Bei Gesprächen in der Berufsschule hat sie festgestellt, dass man ihr hier deutlich mehr Verantwortung entgegen bringt, als Mitschüler es zu berichten haben.

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Auch Thorsten König merkt man an, dass er großen Spaß daran hat, die Erfolgsgeschichte PSD mitzugestalten. Er gesteht, auch von zu Hause ab und zu die medialen, überwiegend internetgestützten Vertriebs-kanäle, zu kontrollieren, für die er verantwortlich ist. Im Früh-jahr wurde seine Bank vom Magazin „Euro“ als Regional-bank des Jahres ausgezeichnet. Eine Bank, die erfolgreich ist, unmittelbar nachdem riesige Rettungsschirme eine Reihe von Kreditinstituten vorm Untergang retten mussten, erntet leicht Miss-trauen. „Verständlicherweise“, findet König. „Leider gibt es in jeder Branche schwarze Schafe.“ Genossenschaftsbanken wie die PSD Bank sieht der 28-Jährige als Gewinner der Finanzkrise. „Hier ist günstig sicher“, schreibt sich die Bank auf die Fahnen. Als Direktbank lässt sie den Kunden alles selbst machen, was er selbst machen kann, dafür bekommt er beste Konditionen. Wer ein PSD-Konto hat, kann seine Bank-geschäfte weltweit via Telefon oder Internet selbst erledigen, 24 Stunden an sieben Tagen der Woche.

Wir genießen die Mittagssonne und die tolle Aussicht auf der

wunderschönen Dachterrasse. Die Außenwirkung innerhalb eines jungen und dynamischen Stadtgebietes passt zur inneren Unternehmensphilosophie: „Wir haben unser Ohr immer am Puls der Zeit“, sagt König, der hier oben nach dem Mittagessen gerne noch ein bisschen frische Luft schnappt. Seine Aussage kann er belegen: Gerade hat die PSD Bank eine App auf den Markt gebracht, durch die Kunden und Mitglieder ihr Banking immer griffbereit in der Tasche haben. Social Media rückt ebenfalls stärker als Kommunikations-kanal in den Fokus und auch bei konkreten Produkten ist die Bank optimal auf eine Uni-Stadt wie Münster eingestellt. Beim kosten-losen PSD GiroDirekt Start haben junge Menschen bei attraktivem Guthabenzins die Chance, eine Kreditkarte zu bekommen. Im Zeitalter von Interneteinkäufen oder beim Erasmus-Semester im Ausland ist das heute eine nahezu unverzichtbare Zahlungsmöglich-keit. Außerdem funktioniert das Geldabheben im Ausland, ohne dass Gebühren fällig werden.

Am späten Nachmittag macht sich Christin Koeseling auf den Weg zum Zug nach Hause. Bei den Arbeitszeiten richtet sich die

Bank stark nach den Bedürfnissen ihrer Angestellten. Unter 87 Be-schäftigten sind 14 Teilzeitkräfte.

Christin Koeseling ist aktuell eine von fünf Auszubildenden. Sie kann sich momentan durch-aus vorstellen, nach der Aus-bildung bei der PSD Bank zu bleiben. Bisher war für jeden Auszubildenden anschließend auch eine Stelle vorhanden. Ihre Kollegen mag sie sehr. „In jeder Abteilung wurde ich bestens unterstützt.“ Lange nachdem Christin Koeseling in Rosendahl-Holtwick aus dem Zug gestiegen ist und sich der Schalter im Foyer hinter die Wand zurückgezogen hat, gibt die Medienfassade noch einmal alles: Stimmungs-bilder, Animationen, Kurzfilme und Bilderreihen flimmern über die Pixel. Die LED-Wand soll allerdings nicht als Werbe-fläche dienen und die Verkehrs-teilnehmer nicht zu sehr ablenken. Irgendwann am Abend kehrt deshalb vollkommene Ruhe ein in und an der Bank. Alles im grünen Bereich. So wie die Krawatte von Thorsten König.

Weitere Informationen: www.psd-westfalen-lippe.de

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FoURmoVE bEWEGt Am Mittelhafen und mit etwas Glück auch in Táiyuán, China.

Manuel Böwing, Alexander Stellmach, Marcus Duldner, Marion Wolke und Peer Weber: fünf Namen, fünf Freunde, fünf junge Kreativlinge ohne Furcht und zweidimensionalen Schranke im Kopf, aber mit frisch be-zogenem Büro am Mittelhafen.

Im Frühjahr 2011 zieht es die 5 Architekten an den Hafen, wo die räumliche Freiheit die gedank-liche unterstützt. Eine Freiheit, die bitter nötig war für eine Heraus-forderung von zuvor ungekannter Größe.

Denn wenige Wochen zuvor bittet der ehemalige Lehrmeister Prof. Dipl.-Ing. Martin Weischer, von der RHEINSCHIENE architects GmbH, das ungleiche Team um eine Partnerschaft bei einer Projektplanung kolossalen Ausmaßes. Ein Wettbewerbs-konzept für das Shanxi Fernseh-studio für 35 Millionen Menschen

soll über eine Fläche von acht Fußballfeldern als Zentrum der Region Táiyuán in China erstellt werden. Nach kurzem Zögern willigen die jungen Wilden ein und finden sich wenig später in einem dreidimensionalen Tetris-Spiel wieder. Räume und Studios in der Größenordnung von bis zu 3.000 qm müssen optimal ins Rahmenprogramm integriert werden. Bei aller Funktionalität finden die Münsteraner Meister-zeichner dennoch Muße für die Kür des Projektes, die kreative Gestaltung. Hier herrschen Ge-danken vor, die so klar sind, dass man erst mal auf sie kommen muss: Fernsehen funktioniert über Wellen, wieso also nicht ein wellenförmiges Gebäude kreieren? Ein Zentrum muss attraktiv für seine Anwohner sein und schon ist die Idee für das weltweit größte begehbare Gründach geboren.

In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob das be-wegende Konzept den Sprung von Platz 2 der Wettbewerbswertung auf das Siegertreppchen und somit zur tatsächlichen Durchführung schafft.

Falls das letzte Fünkchen Glück hold ist, steigt am Mittelhafen eine nicht enden wollende Party, falls es nicht klappen sollte, bleibt den fünf Weiterdenkern noch so manch anderes spannendes Projekt: Da wäre z. B. die un-sichtbare Küche, die noch in der Schublade schlummert oder auch der ganzheitliche Ausbau ex-klusiver Einfamilienhäuser. Denn durch die erfolgreiche Verbindung von Architektur- und Projekt-entwicklung öffnen fourmove nicht nur geografische Grenzen, sondern vor allem auch jene der Vorstellungskraft.

/// Anna Lohmeier

Sonderveröffentlichung53

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Elisabeth Papesch hat sich einen Rauch-

melder zugelegt. Das wurde auch höchste

Zeit, wie der Assistentin der Geschäfts-

führung schnell bewusst wurde, nachdem

sie ihre Stelle beim Ingenieurbüro nees

antrat. Brandschutz ist hier eine Kern-

kompetenz. Und auch in anderen Bereichen

wissen die nees Ingenieure Rat.

DiE maNNscHaFt ist DER staRBei nees Ingenieure ist Teamplay angesagt

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Wenn Elisabeth Papesch um acht Uhr morgens ihren Arbeits-platz betritt, über den knall-grünen Teppich in das moderne Open Space Office mit Wasser-blick schreitet, ist sie selten die Erste. Oft hat Kai Elberich schon seinen Rechner hochgefahren, die Cappuccino-Maschine angeworfen, Mails gecheckt und seinen Kopf freigeräumt. „Ich bin morgens einfach am produktivsten“, begründet der Experte für Tragwerksplanung den allmorgendlichen Frühstart.

Bevor er mit seinen anspruchs-vollen statischen Berechnungen oder den Baustellenbegehungen beginnt, tüftelt Kai Elberich gerne an spannenden Tragwerks-konstruktionen, um den Kopf auf Betriebstemperatur zu bringen. Elisabeth Papesch hat es da nicht ganz so eilig, dafür bleibt sie abends auch gerne etwas länger und lässt den Tag am Hafen ausklingen. Sie ist für die Ent-wicklung der Bürostrukturen und die effiziente Umsetzung von internen Arbeitsprozessen

zuständig. Hierbei sind ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Ganz im Gegenteil: „Es ist er-wünscht, dass ich meine eigenen Ideen einbringe“.

Neben der Erarbeitung von Brandschutzkonzepten ist die Tragwerkswerksplanung bei nees ein großes Thema. All-gemeiner Hoch- und Industriebau, Projekte im Um- und Neubau, vom statischen Entwurf über die Begleitung des Architekten bis zur Zeichnungserstellung für die Bau-stelle und Ausführung. „Wie trägt

Arbeiten am Hafen

Das Teamwork ist entscheidend: Tragwerksplaner Kai Elberich (links) und die nees Ingenieure legen Wert auf gemeinsame Lösungsstrategien.

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die Idee?“ Das ist die Frage, mit der es die Bauingenieure täglich zu tun haben.

Der Brand am Düsseldorfer Flughafen und das Unglück bei der Loveparade haben die Wahr-nehmung für Sicherheitsfragen in unserer Gesellschaft geschärft und damit die Entwicklung eines weiteren großen Kompetenz-bereiches bei nees auf den Weg gebracht. Unter Brandschutz-planung sind hier Maßnahmen zusammengefasst, die der Ent-stehung eines Brandes und der Ausbreitung von Feuer und Rauch vorbeugen und bei einem Brand die Rettung und Löscharbeiten ermöglichen. „Je früher wir in die Planungsphase eingebunden werden, desto besser können wir das Projekt mit intelligenten Lösungen unterstützen“, sagt

Volker Nees, der staatlich an-erkannter Sachverständiger für die Prüfung des Brandschutzes ist.

Sicherheitskonzepte können dabei aber nicht isoliert von der restlichen Planung entwickelt werden. Bei nees finden sich des-halb Experten aus verschiedenen Bereichen für konkrete Projekte in Arbeitsgruppen zusammen, Kompetenzen werden gebündelt, Synergieeffekte entstehen.

Auch in den Bereichen Bau-physik, wo es heutzutage vor allem um die effiziente Nutzung von Energieressourcen in einem Gebäude geht, und bei der Fachbauleitung stellen die nees Ingenieure in Projekten ihr Know-How zur Verfügung.

Wohl nicht nur wegen seines täglichen Kampfes gegen Brand-gefahr fühlt sich Volker Nees

in Wassernähe wohl. Auch die Hamburger Niederlassung des Ingenieurbüros siedelte er an der Alster an. „Die Hafenatmosphäre ist ein toller Impuls für unser Unternehmen“, sagt der Ge-schäftsführer. In Münster gibt es enge Austauschbeziehungen zu Nachbarfirmen, zu Geschäfts-partnern, die Wege sind kurz, so kommen die Mitarbeiter oft aus dem Büro raus. „Man führt interessante Gespräche in der Nachbarschaft, mit Architekten und Bauherren und statt dauernd zu telefonieren, hat man hier oft die Möglichkeit, sich direkt auszu-tauschen.“ Der Hafen als Stand-ortvorteil. Seit Herbst 2010 ist das Unternehmen im Bürokomplex am Hafenweg 14 ansässig. Hier genießen die zwölf Mitarbeiter einen vorzüglichen Blick auf

Sonderveröffentlichung

Beine baumeln am Kai: Das Arbeiten mit Hafenkulisse ist ein Genuss.

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das Becken. „Es inspiriert, dass man pulsierendes Leben um sich herum hat. Es ist immer kreativer Input da“, erklärt Thérèse Müller. Sie stieß nach ihrem Studium in Magdeburg zum Team und ist im Bereich Brandschutz tätig. Das Ingenieurbüro nees erarbeitet nicht nur Brandschutz- und Sicherheitskonzepte, sondern begleitet auch die Bauphase im Bereich der Fachbauleitung. Ein weiterer Bereich ist die Sicherheits- und Gesundheits-schutzkoordination (SiGeKo), die für ein sicheres Arbeitsumfeld auf der Baustelle sorgt.

In der Mittagspause am Hafen genießen die nees Ingenieure die anregende Umgebung. Gerne frequentieren sie die Restaurants, Imbisse und Cafés. Das Team passt von der Persönlichkeit sehr

gut zusammen: Der Großteil der Belegschaft ist Anfang 30, es herrschen flache Hierarchien, Innovationsfreudigkeit ist eine verbreitete Eigenschaft. Der Zu-sammenhalt stimmt. Bei nees hat man den Eindruck, dass die Mannschaft der Star ist. Eine Mannschaft, die sich im Wachstum befindet. „Wir sind bemüht, qualifiziertes Personal für unsere Fachgebiete zu finden“, sagt Volker Nees. Und auch die Leute, die er schon an Bord geholt hat, möchte er weiterbringen. Deshalb setzt er sich sehr für die Weiterbildung seiner Mitarbeiter ein, stellt diese für entsprechende Maßnahmen frei und sorgt für die Finanzierung der Kurse. „Junge Leute haben bei uns die Chance, ihre Ideen einzubringen, Sachen auszuprobieren und zu

experimentieren.“ Kreativität ohne Grenzen, so interpretiert nicht nur Elisabeth Papesch ihr Jobprofil bei nees. So hat beispielsweise Sarah Lopaczyk im letzten Jahr erfolgreich die Prüfung zur Bautechnikerin be-standen.

Wie sehr sich Privates und Berufliches am Hafen vermischen, nicht nur in Sachen Brandmelder, merkt Elisabeth Papesch schließ-lich nach Feierabend. Nur zu gerne lässt sie den Arbeitstag im Hafenviertel ausklingen, trifft Freunde und geht aus, nachdem sie die Bürotür hinter sich ge-schlossen hat. Wir sagen: Schönen Feierabend und Wohlsein.

Weitere Infos: www.nees-ingenieure.de

Arbeiten am Hafen

Flache Hierarchien und Innovationsfreudigkeit: Volker Nees und Elisabeth Papesch tauschen sich aus.

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Arbeiten am Hafen

bittE läcHElNAnna Lohmeier hat Markus Hauschild im Sucher

Markus, deine Fotos zeigen Prominente wie Katie Melua, Rammstein oder auch die DFB-Spieler, angefangen hat alles an der Fachhochschule Münster.

Richtig, in Münster habe ich zwei Semester lang Grafikdesign studiert, habe dann aber ge-merkt, dass mich Fotografie mehr interessiert. Daraufhin bin ich

nach Dortmund gewechselt und habe angefangen, Fotodesign zu studieren.

Und Dortmund war die bessere Wahl?

Für das Studium auf jeden Fall, gewohnt habe ich weiterhin in Münster. Aber die Fachhoch-schule in Dortmund bot einfach

die besseren Möglichkeiten. Die erste Kamera hatte ich erst mit 18 und mit der ganzen Werbebranche hatte ich mich zuvor auch nicht wirklich auseinandergesetzt.

Du bist also eher blauäugig an das Fotodesign-Studium ran-gegangen?

Eher unvoreingenommen. Währenddessen hat mich aber

„Komm rein, schön dass du da bist,

möchtest du einen Kaffee?“ sind Markus

Hauschilds Worte, als ich sein Fotostudio

betrete. Die Donots grinsen mich im Groß-

format an, Robbie Williams winkt mit einer

Deutschlandfahne in der Hand und Helge

Schneider schmunzelt sich ins Fäustchen.

Mittendrin steht der Meister dieser Bilder

himself und lächelt sie alle buchstäblich an

die Wand.

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Arbeiten am Hafen

ganz schnell der Ehrgeiz gepackt. Diese Zeit war sehr arbeitsintensiv und ich habe auch das eine oder andere Mal „Kuchen“ geschrien, aber es brachte mich letztendlich dahin, dass ich stets einen sehr hohen Anspruch an meine Foto-grafie setze.

Irgendwann hat es also im wahrsten Sinne des Wortes „klick“ gemacht und du wusstest, wo es hingehen würde?

Fotografie ist das Richtige für mich, das habe ich damals gemerkt. Ich hatte das Glück, während meines Studiums in die verschiedenen Fachbereiche reinschnuppern zu können. Also, sowohl in die Still Life Fotografie, als auch Fashion-, Beauty- und People-Fotografie, künstlerische und Architektur-Fotografie. Im Hauptstudium kristallisierte sich dann klar heraus, dass People-Fotografie mein Oberthema werden würde.

Ist das Schönste am Fotografen-Dasein?

Es ist einfach toll, wie viele Türen es öffnet, die sonst ver-schlossen bleiben würden. Sei es nun, ob man den Marketing-chef eines Produktes trifft, über dessen Entstehung man sich noch nie Gedanken gemacht hat, oder Prominente fotografiert, die selten jemanden an sich heranlassen, wie Helge Schneider, der sich meist per Selbstauslöser ablichtet und in den letzten Jahren mit nur fünf Fotografen zusammen-gearbeitet hat. Toll ist es auch, auf

Die Fussballnationalmannschaft exklusiv für den DFB 2010/2011

Die Donots

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Konzerte oder Events eingeladen zu werden, von denen man früher nur geträumt hat und dort eine Perspektive einzunehmen, die einzigartig ist. Dafür bin ich sehr dankbar und daher auch mit Herz und Seele dabei.

Wie gehst du mit Leuten um, die

bei einem Fotoshooting Scheu vor

deiner Kamera zeigen?

Indem ich keine Scheu zeige. Klar bin ich manchmal auch nervös, wie etwa bei dem Shooting mit der Fußballnational-mannschaft letztes Jahr vor der WM. Trotzdem ist es mir sehr wichtig, eine offene Atmosphäre zu schaffen, einfach auch, indem ich mich selber nicht verstelle.

Wie waren denn die DFB-Jungs so drauf?

Wie man sich Fußballer vor-stellt. Der DFB ist nun mal eine riesige Organisation mit massen-haft Verpflichtungen. Die Spieler haben ihren festen Zeitplan und laufen diesen sehr diszipliniert ab, das hat ein bisschen was von einem Stationslauf. Ich war be-geistert, mit welcher Ruhe die das wegstecken.

Inwiefern darfst du bei einzelnen Shootings deine eigenen Ideen einbringen?

Das ist sehr unterschiedlich. Sicher ist, dass man immer einen Teil von mir und meiner Hand-schrift in den Fotos wieder-erkennt. Ich glaube, das ist es aber auch, was den Erfolg eines

Fotodesigners ausmacht. Eine eigene Bildsprache zu haben, aber dennoch auch offen für Vor-schläge von außen zu sein. Als ich mal gefragt wurde, ob ich mich als Künstler sehe, habe ich das verneint. Ich sehe mich eher als Designer. Ein Künstler ist jemand, der seine eigenen Ideen umsetzt, komme, was da wolle.

Apropos Wirkung. Du wirkst hier am Hafen sehr zu Hause. Wie kommt’s?

Schon meine erste eigene Wohnung, eine wunderbare 5er WG, war in der Dortmunder Straße und neben meinem Studium habe ich bei der alten Post am Hansaring gejobbt. Ich habe mich hier am Hafen immer sauwohl gefühlt. Seit 2003 bin ich nun schon mit meinem Studio hier. Es ist ein sehr schönes Viertel mit jungen und jung gebliebenen, toleranten Menschen und einer unglaublichen Lebendigkeit. Es gibt eine Fülle an kreativem Input, sei es durch Werbeagenturen, Filmer, TV-Sender oder auch Architekten, wodurch sich ein-fach ein spannendes Miteinander ergibt.

Vielen Dank für das Gespräch!

/// Anna Lohmeier

Sonderveröffentlichung

Vita: Der in Marl geborene Markus Hauschild studierte an der FH Dortmund Visuelle Kommunikation/Fotodesign. Seit dem Jahr 2000 ist er als selbst-ständiger Diplom-Fotodesigner mit dem Schwerpunkt People unter-wegs. Der quirlige Fotograf kann Veröffentlichungen in diversen Magazinen wie dem Stern, Vanity Fair oder 11Freunde vorweisen und hat während der letzten elf Jahre nicht wenige Promis im Format der Rolling Stones, Helge Schneider oder auch Michael Mittermeier abgelichtet. Der Vater einer 17-jährigen Tochter und eines 13-jährigen Sohnes wohnt in Münster und ist nicht selten im Café Med oder im „Teilchen“ zu finden.

Dave Gahan von Depeche Mode

Helge Schneider

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miNDsHot Ein Bild, ein Gedanke

An manchen Tagen fragt man sich, ob es nicht einfacher gewesen wäre, direkt bei IKEA einzuziehen.

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Hafenpolitik

GRüNE FoRDERN WEttbEWERbHelga Bennink und Gerhard Joksch warnen vor Alleingang der Verwaltung

Was mögen Sie an Münster?

Helga Bennink: Münster ist auf der einen Seite großstädtisch, auf der anderen Seite aber auch klein genug, dass man immer viele Menschen trifft. Münster ist eine Stadt der Kommunikation und des Wohlfühlens. Ich lebe hier un-heimlich gerne.

Gerhard Joksch: Was mir ge-

fällt, ändert sich im Laufe der Zeit. Auf der einen Seite finde ich das harmonische Stadtbild, die Kleinteiligkeit der Stadt und der Umgebung, sehr anziehend. Es gibt eine Masse an anheimelnden Situationen. Anderseits wirkt alles recht glatt, es gibt wenig Brüche. Deshalb ist der Hafen ein Juwel. Hier zeigt sich, dass Widersprüch-lichkeit und Disharmonie schön

sein können. Es regt uns mehr an als das ewig zueinander Passende.

Wird es auch in Zukunft viele Brüche am Hafen geben?

GJ: Es gibt natürlich auch die Gegenposition, der bereits auf der Nordseite des Hafenbeckens Ausdruck verliehen wurde: quad-ratisch, praktisch und schön glatt

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Hafenpolitik

nebeneinander. Es ist Teil unserer Hafenpolitik, zu verhindern, dass sich diese Position weiter durch-setzt. Es sind die Investoren, die diese Position vertreten und hier ein Einkaufszentrum bauen oder eine Wohnbebauung hinknallen wollen. Das entspricht nicht mei-nem Bild vom Hafen.

HB: Es wird versucht, etwas von anderen Städten zu kopieren. Wohnen am Wasser, was den Hafen in Hamburg ausmacht, soll übernommen werden. Ich vermisse in der Architektur in Münster, dass etwas Kreatives, Münsterspezifisches entwickelt wird. Wir haben hier die ein-malige Chance, für dieses riesige Areal etwas richtig Gutes für die Allgemeinheit zu realisieren.

Sind Sie mit dem Verlauf des Hafenforums zufrieden?

HB: Ja. Auch wenn das häufig widersprüchlich dargestellt wurde, war die Beteiligung mit 400 bis 500 Bürgern und Fachpublikum sehr gut.

GJ: Sehr zufriedenstellend war die Bandbreite an Ideen, die dabei zustande gekommen sind. Jeder ist zu Wort gekommen, alle Interessen haben Gehör gefunden.

Ist mit der Vielfalt von Meinungen konstruktiv und zielführend um-gegangen worden?

GJ: Nein. Die Verwaltung hat meiner Ansicht nach zu schnell gewisse Positionen als Main-stream-Meinungen deklariert. Dafür hat sie gewisse Kunstgriffe angewendet. Sie hat zum Beispiel die Frage „Ob-Einkaufszentrum“ in ein „Wie-Einkaufszentrum“ umgedreht. Das finde ich falsch, denn die Leute haben sich mit

ganz wenigen Ausnahmen negativ dazu geäußert.

Wurde der Bürger in dieser Sache also vor vollendete Tatsachen gestellt?

GJ: Man hat ihm ein X für ein U vorgemacht. In der Abschluss-veranstaltung war ich erstaunt, als der Leiter des Stadtplanungsamtes sagte: Leute, wir haben Fort-schritte gemacht. Wir reden nicht mehr über das Ob, sondern über das Wie. Wie soll das Einkaufszentrum also aussehen? Da dachte ich nur noch, ich sei in der falschen Veranstaltung. Ich hatte zuvor etwas ganz anderes gehört. Die Verwaltung hat grundsätzliche Er-gebnisse falsch ausgelegt. Sie hat versucht, die Minderheitsmeinung zur Mehrheitsmeinung zu de-klarieren. Das passt uns nicht.

Wie wollen Sie nun verhindern, dass die auf diese Weise dokumentierten Ergebnisse in eine bestimmte Fortschreibung des Masterplans übergehen?

Quadratisch, praktisch und schön glatt nebeneinander. Es ist Teil unserer Hafen-politik, zu verhindern, dass sich diese Position weiter durchsetzt.

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Ohne einen städtebaulichen Wettbewerb

zur Weiterführung des Hafenforums ver-

käme die Bürgerbeteiligung zur Farce.

Diese Meinung vertreten die Ratsmitglieder

der Grünen Helga Bennink und Gerhard

Joksch. Die Ergebnisse des Hafenforums

sollen ungefiltert in anschauliche Pläne und

Modelle übertragen werden, ehe man etwas

entscheidet. Die Befürchtung der Grünen:

Wenn die Verwaltung mit den Investoren im

Alleingang die Planung macht, wird es nur

ein paar Bonbons, aber kein klares Bekennt-

nis zur Bürgermeinung geben.

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Helga Bennink und gerHard JokscH Helga Bennink ist Ratsmitglied und Fraktionsvorstand der Grünen in Münster. 1981 kam sie für das Studium aus dem niedersächsischen Emlichheim in die Domstadt. Die Diplom-Geologin sitzt u. a. im Aus-schuss für Stadtplanung, Stadtent-wicklung, Verkehr und Wirtschaft und ist Aufsichtsratsvorsitzende der Wohn + Stadtbau GmbH.Der Münsteraner Gerhard Joksch, ebenfalls eines von 16 Ratsmit-gliedern der Grünen, ist Stadtplaner und in zahlreichen Ausschüssen (z.B. Abfallwirtschaft, Finanzen sowie Personal) und Aufsichtsräten (z.B. Stadtwerke) vertreten.

GJ: Wir schlagen vor, einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen, in dem man den Teilnehmern die Aufgabe stellt, die Ideen des Hafenforums in Pläne und Modelle zu über-setzen. So kommen verschiedene bildhafte Vorschläge auf den Tisch, wie man aus den zum Teil widersprüchlichen Meinungen ein logisches Ganzes entwickeln kann.

Was würde passieren, wenn dieser Wettbewerb ausbliebe?

HB: Es wurde bereits an-gekündigt, dass sich nun im Anschluss an das Hafenforum die Verwaltung mit den Investoren zusammensetzt und die Ergeb-nisse umsetzt. Wir haben die Befürchtung, dass jetzt hinter verschlossenen Türen verhandelt

wird, und dass es dann ein paar kleine Bonbons gibt, dass aber im Endeffekt das umgesetzt wird, was sich die Investoren ursprüng-lich vorgestellt hatten. Und nirgendwo würde man es deut-licher spüren als an dieser Stelle, wenn Investoren Stadtplanung betreiben.

Welche Chancen räumen Sie Ihrer Forderung nach einem städtebau-lichen Wettbewerb ein?

GJ: Wir werden in naher Zu-kunft den erforderlichen Antrag stellen. Ich glaube, dass viele der Menschen, die sich am Hafen-forum beteiligt haben, auch einem städtebaulichen Wett-bewerb positiv gegenüber stehen. Nun müssen wir schauen, ob wir für unser Anliegen auch eine

politische Mehrheit im Rat finden.

HB: Es wird auch der öffentliche Druck da sein, weil ja alle Parteien für eine Bürgerbe-teiligung zu diesem Thema sind. Und wenn man die Beteiligung an dieser Stelle abwürgt, werden die Bürger in Zukunft fragen: Wozu denn dann überhaupt noch Bürgerbeteiligung, wenn wir am Ende nicht unsere Ergebnisse wiedererkennen? Das ist dann doch eine Farce und die Bürger, die sich beteiligt haben, würden enttäuscht sein darüber, wie man mit ihnen umgeht.

Vielen Dank für das Gespräch!

/// Malte Limbrock

Hafenpolitik 64

Page 65: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 66: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Hafenkombüse 66

Wenn sich weiße Stoffe über weiche Sitz-

landschaften schmiegen, das Kerzenlicht

sich in den funkelnden Augen des Gegen-

übers spiegelt, die knusprige Phuket Ente

und das perfekt gebratene Rinderfilet köst-

lich duften und später am Abend House-

und Elektrobeats erklingen, wird klar, man

ist im Himmel der Sinne.

Page 67: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Hafenkombüse

i’m iN HEaVENSpeis und Tanz im Himmel der Sinne

Gerade noch stand ich auf dem Asphalt vor einer großen, grauen Industriehalle. Ein paar Schritte weiter und ich finde mich inmitten einer Atmosphäre aus Tausend und einer Nacht wieder. Das war-me Licht zahlloser Kerzenleuchter schimmert auf grobe Holztische, Palmen überragen gemütliche Sofaecken. Hier werden keine Vorbilder imitiert oder Trends kopiert, das Heaven hat seinen ganz eigenen Stil, nicht zuletzt durch die Weltoffenheit seiner Betreiber Thomas Pieper, Christof Bernard und Pitti Duyster. An diesem Abend treffe ich Christof Bernard, der tatsächlich frisch aus Ibiza eingetrudelt kommt.

Ihr drei kommt viel rum. Woher stammt die Idee für den Heaven-Look?

Das kann man so genau gar nicht festlegen. Wir gucken natür-lich weltweit ein bisschen rum und da lässt man sich schon gerne inspirieren. Aber da wir zu dritt sind, hat jeder auch seine ganz eigene Vorstellung. Wir haben ver-sucht, die unterschiedlichen Ideen zusammenzubringen und das hat scheinbar ganz gut geklappt. Das Design ist durch das Industrieflair

der Location natürlich ein Stück weit vorgegeben. Wir mussten versuchen, in dieser ehemaligen Lagerhalle eine heimelige Atmo-sphäre zu schaffen. Dazu haben wir mit der Größe der Halle gespielt, große Tücher genutzt und diese mit warmen Tönen hinter-leuchtet. Es war uns wichtig, den morbiden Charme zu erhalten und durch Kerzenlicht und andere Tricks zu pimpen.

Hattet ihr bei der Gründung direkt das Doppelangebot Restau-rant und Club im Kopf?

Das brachte die Location so mit sich. Das Heaven ist in Deutsch-land neben dem Spindler und Klatt in Berlin das erste Clubres-taurant überhaupt gewesen. Wir haben das Konzept mit den Berli-ner Jungs zeitgleich entwickelt.

Es ist doch sicher gar nicht so leicht, eine gemütliche Restaurant-atmosphäre zu bieten und trotz-dem den Ansprüchen an einen stylischen Club zu genügen.

Das sehe ich nicht als schwierig an. Atmosphäre muss sowohl im Club vorhanden sein als auch im Restaurant. Der Gast soll sich

wohlfühlen und wir müssen gute Gastgeber sein, die ihr Konzept leben und es mit Liebe füllen.

Euer Konzept ist ziemlich un-gewöhnlich, gerade auch, was eure Speisekarte angeht. Da tummelt sich die Phuket Ente neben der Dorade und der geschmorten Haxe vom Salzwiesenlamm.

Wie bei unserem Designkonzept schauen wir uns auch für das Restaurant-Angebot verschiedene Dinge in der Welt an, versuchen das Beste zu importieren und dann unseren eigenen Stil zu finden. Wir bieten viel aus der französischen Küche, sehr viele regionale Gerichte und natürlich auch asiatische Spezialitäten. Die vielseitige Küche bringt auch ein bunt gemischtes Publikum mit sich. Es kommen Eltern mit ihren Kindern, jüngere aber auch ältere Leute und gerade das macht den Reiz aus.

Hast du einen heimlichen Favori-ten auf der Speisekarte?

Ich esse immer gerne thailändisch, von unserer Thai-Köchin original zubereitet, mit ordentlich Bums. Ein Favorit

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ist aber auch unser Rinderfilet, welches mit einer sehr schonenden Garmethode zubereitet wird. Das kann ich sehr ans Herz legen. Auf den Einkauf von frischen und guten Produkten legen wir be-sonders viel Wert. Wir verarbeiten größtenteils Bio-Produkte nur ohne Bio-Siegel, da wir die Ge-richte sonst nicht so preiswert an-bieten könnten. Außerdem würde ich immer mal wieder nach Wein-empfehlungen fragen. Wir haben über 100 Weine auf der Karte, und immer wenn wir irgendwo auf der Welt eine besonders gute Sorte entdecken, kommt diese kurzerhand dazu.

Eine Besonderheit des Heaven ist die offene Showküche. Wie kamt ihr auf die Idee?

Also, in Großstädten ist eine Showküche gar nicht so be-sonders. Bei uns passt sie einfach gut ins Konzept. Wir wollen offen zeigen, wie die Gerichte zubereitet werden. So kann sich jeder davon über-zeugen, dass bei uns nicht mit Convenience-Produkten gearbeitet wird. Gleichzeitig kann auch jeder mal die Hektik beobachten, die zwischendurch in der Küche aufkommt. Man geht ja eigentlich nicht mehr nur zum Essen in ein Restaurant, sondern möchte ein bisschen mehr geboten kriegen und das ist dann ein Teil davon.

Dass ihr mehr bietet als manch ein anderes Restaurant, wurde in den letzten Jahren immer wieder durch Auszeichnungen bestätigt.

Sonderveröffentlichung

Das Heaven: Schon im Jahre 1994 wagten sich die Tausendsassa Thomas Pieper & Christof Bernard mit dem Musik-club Dockland an den Hafen. Auch nachdem der Kult-Club im wahrsten Sinne des Wortes dem Erdboden gleichgemacht wurde, blieben sie dem Hafenweg treu und brachten im Sommer 2004, nun-mehr zusammen mit Pitti Duyster, mit dem Beach eine sandige Portion Ibiza-Feeling nach Münster. Ihren großen Wunsch, ein Restaurant zu betreiben, erfüllten sie sich im kleinen Rahmen im Sommer 2005 mit einem arabischen Beduinen-zelt direkt am Beach. Der Sommer ging vorüber, das Zelt musste weichen und die Suche nach einer geeigneten Location für alle Jahres-zeiten begann. Wie so oft im Leben war das Glück so nah und das Heaven öffnete seine Pforten direkt neben dem Beach.

Christof Bernard (links) und Thomas Pieper.

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Ja, das stimmt. Wir wurden als bestes Restaurant in Münster prämiert und letztes Jahr bekamen wir die goldene Plakette für die beste Gastronomie in Westfalen. Beim deutschen Gastronomie-Preis, dem Gastro-Oscar, wurde unser Clubbereich zur zweitbesten Event-Gastronomie gewählt. Erster wurde der Cocoon Club in Frankfurt und gegen den darf

man ruhig verlieren.

Aus der hiesigen Clubszene seid ihr in der Tat nicht mehr wegzu-denken. Ich kenne niemanden, der das Heaven nicht kennt.

Ja, das Konzept stimmt anschei-nend. Wir versuchen aber auch neben unserem Klassiker, der Full House Night, die jeden zweiten

und vierten Samstag im Monat stattfindet, immer wieder Event-highlights zu bieten. So kommt am 02.10. Grandmaster Flash zu uns, im November präsentieren wir Phil Fuldner und am 03.12. feiern wir unser Sechsjähriges mit den Disco Boys. Es wird eben nie langweilig.

/// Anna Lohmeier

Hafenkombüse

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Page 70: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Leben am Hafen

DiE kREatiVEN am kaiKomm' herein auf eine Flasche Wein

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Leben am Hafen

Und so wie überall im Viertel neue, immer ungewöhnlichere Läden aus dem Boden sprießen, so strömen die Kreativen hier her. Auch Anna-Lena, Marcel und Jonas konnten sich diesem Sog nicht entziehen und sind vor etwa eineinhalb Monaten hergezogen. Wie wohnen sie wohl, diese (zu-künftigen) Designstudenten? Zwei Flaschen Wein sollen mir helfen, es herauszufinden.

„Bist du sicher, dass du diese Baustelle betreten möchtest?“ fragt Marcel, bevor er mir einen Blick in den Flur gewährt. Er ist türkisfarben gestrichen, dazu dunkle Wand- und Decken-paneele. In der Mitte stehen ein schwarzes Ledersofa, zwei Leitern und mehrere Farbeimer. Die Küche erinnert an eine 70er-Jahre-Ferienwohnung. Auch hier alles in dunkelbraunem Holz. Dazu stark vergilbte Tapeten

mit helleren Bilderrahmen-schatten. Bedrückend. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Doch als Anna-Lena mir den Rest der Wohnung zeigt, bin ich beruhigt. „Wir wohnen ja noch nicht so lange hier und haben uns erst mal um unsere eigenen Zimmer gekümmert.“ Und das mit Hin-gabe. Die Räume sind hell, dank herausgerissener Deckenver-kleidung hoch, und versprühen den typischen Charme eines Altbaus. Überall gibt es witzige, stylische, selbstgemalte oder -ge-bastelte Details zu entdecken. Die Drei verbindet eine Vorliebe für Vintage-Kram und Katholiken-Kitsch vom Trödelmarkt.

Wir setzen uns in Jonas‘ Zimmer. Durchs Fenster sieht man die Lichter vom Coconut Beach, hört den Sound aus dem Raketencafé. An der Wand hängt ein großes Jesus-Bild und der Dar-

gestellte beobachtet wohlwollend, wie Anna-Lena die erste Flasche Wein öffnet und in Bit-Tulpen füllt. Für Weingläser hat's noch nicht gereicht.

„Wenigstens trinken wir nicht aus Tetra Paks.“ Marcel ist augenscheinlich Optimist. Mit 19 Jahren ist er der Jüngste und gerade von zu Hause ausgezogen. Es ist seine erste WG, nicht aber seine erste alternative Wohnerfah-rung. In Emsdetten hat er nämlich in einem Wohnwagen im Garten seines Vaters gewohnt, wegen Platzmangel und vielleicht auch wegen dem Plus an Privatsphäre. Find' ich irgendwie cool. Marcel hingegen ist froh, endlich feste Wände um sich zu haben. Auch wenn sie noch etwas kahl sind. An einer Wand steht ein E-Piano und auf mein Bitten spielt Marcel mir was vor. Hört sich toll an und als er erzählt, dass er sich das Spielen selbst beigebracht hat, bin ich

Da wo die Künstler dem Hafen ihren An-strich verleihen, wo immer andere, un-erwartete Dinge auf uns warten, wo Musik und Kunst zur Lebensart gehören, da ist er, der Kreativkai – längst hat er sich über das Nordufer hinaus ins Hansaviertel aus-gebreitet.

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Page 72: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

Die Weine:Rita kann es einfach. Schon zumzweiten Mal hat sie uns wirklichhervorragende Weine empfohlen:einen Rosé und einen Weißwein ausdem Hause Domaine d'Uby aus derGascogne. Frisch, fruchtig, mit einerNote von Grapefruit und Aprikose,somit ideal für den Sommer. Unddas Beste: Keine Spur von Kateram nächsten Morgen. Da lohnen sich die (rund) 6 Euro in jedem Fall. Und letztendlich zahlt man im Supermarkt ohnehin dasselbe, nur dass es ungleich schwieriger ist, was Gutes zu erwischen. Prädikat: empfehlenswert! www.der-weinladen.net

schlichtweg beeindruckt.Anna-Lena und Marcel haben sich auf einem stadtbekannten Dach-boden kennengelernt, wo beide das Mediengestalten erlernen, bzw. gelernt haben. Anna-Lena ist nämlich gerade fertig mit Ihrer Ausbildung und genießt jetzt erst mal ihre freie Zeit. Danach will sie Design studieren. Die geborene Münsteranerin („da bestehe ich drauf“) liebt ihre Heimatstadt und ist jetzt, nach einer eher unglück-lichen WG-Erfahrung, sehr zu-frieden mit ihren Mitbewohnern. Mit 22 ist sie die WG-älteste, aber alles andere als die WG-Ma-mi. „Ich bin noch nicht mal die weibliche Komponente, oder?“ „Nö, das bin ich“, sagt Marcel und lacht. „Aber ‘ne Zicke kann ich schon sein.“ „Oh ja, vor allem morgens, wenn das Bad besetzt ist.“ Während Anna-Lena erklärt, dass das ja auch verständlich sei, denn das morgendliche Aufstehen sei ja nun mal per se ein wider-licher Zustand, öffnet Jonas den zweiten Wein. Dazu gibt’s für jeden ein Pick Up. Ich nutze die kleine Auszeit und schaue mir die Drei an. Ein hübsches Bild geben sie ab, wie sie da auf den Sofas sitzen, alle mit einem Tattoo auf der Oberarm-Innenseite. Könn-ten auch ‘ne Indie-Band sein. Anna-Lena spielt ja passender-

weise Gitarre. Und Jonas? Naja, der müsste wohl singen. Aber so etwas ist wohl nicht geplant. Viel lieber tauschen sie sich über ihre Gestaltungsideen aus, zeigen sich ihre kreativen Werke und inspirie-ren sich gegenseitig.

Jonas studiert im zweiten Semester Design an der FH. Ob es mit der Aufnahmeprüfung direkt geklappt hat? „Ja, ich war selbst überrascht. Hab‘ einfach 'n bisschen rumexperimentiert, das gemacht, was ich wollte. Was anderes eben. Das war wohl ent-scheidend.“ An Münster gefällt ihm das Familiäre, dass es eben nicht Berlin ist und die Freunde in der Nähe wohnen. Dennoch, so ein Semester in Istanbul oder einen Master in Hamburg kann er sich schon vorstellen.

Zur WG ist er mehr oder weniger per Zufall gestoßen – er wollte raus aus seiner Zweck-WG und dann erzählte ihm eine Kommilitonin von Anna-Lena und Marcel, und schwupps, da hatte er das Zimmer. Er begeistert sich für Street Art, hat in seiner Heimatstadt Ahaus selbst Stencils gesprüht – Anna-Lena springt auf und holt ein Buch. „Mit dem Graffiti vor allem als Bestandteil einer suburbanen Jugendkultur

wird Stadtraum als Lebensraum zurückerobert.“ Hört sich gut an. Jeder darf seinen Raum mitgestal-ten. Passt irgendwie zu dieser WG. Und zum Hafen – dem kreativen Zentrum Münsters.

/// Daniela Wolff

Leben am Hafen 72

Page 73: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

HaFENFREUNDE-FREUNDEskREis No. 7

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impREssUm: HaFENfreunde ist eine Publikation der Dachboden Werbeagentur GmbH & Co. KG | Rothenburg 14-16 | 48143 Münster Telefon 0251 481 68 3 | Idee, Konzeption: Thorsten Kambach, Uwe Clephas, Thomas Schmitz, Malte Limbrock Chefredaktion: Malte Limbrock | Grafik: Uwe Clephas | Bildredaktion / Fotos: Thomas Schmitz | titelbild: Lou O‘ Bedlam Redaktion: Johannes Wallat | Claus Hensel | Annalena Brix | Anna Lohmeier | Daniela Wolff Druck: druck- und medienhaus stegemöller GmbH & Co. KG Anzeigen: [email protected] | www.hafen-freunde.de

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Page 74: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

74

FilmFEstiVal müNstER 2011

Nach zwei Jahren Abstinenz steht der kommende Oktober endlich wieder im Zeichen des innovativen Filmschaffens und der Entdeckung junger, vielseitiger Filmkunst. Veranstalter des 14. Filmfestivals ist die Filmwerkstatt – und die wird nun tatsächlich schon 30 Jahre alt! Deshalb startet bereits jetzt eine Reihe von außergewöhnlichen Geburtstags-Events. Seit 1981, damals noch unter dem Titel Filmzwerge, ist das Filmfestival Münster zu einem überzeugenden Festival und einer deutschlandweiten Plattform gewachsen. Unter der Leitung von Nicky Schulte wird das Publikumsfestival nicht müde, nach Stoffen, Formen und Geschichten zu suchen, die heute relevant sind, bewegen und Impulse geben. Für den Kurzfilmwettbewerb im Rahmen des Filmfestivals trafen 550 frische Arbeiten junger Filmemacher in der Filmwerk-statt ein. Das komplette Programm wird vom 12.-16.10. im Cineplex ausgestrahlt. Eine Übersicht, was wann läuft, findet man auf der Homepage des Festivals. Auf der langen Liste der spannenden Zutaten stehen der europäische Spiel-filmwettbewerb, der deutschsprachige Kurzfilmwettbewerb, das Schulprogramm unter der Headline „Freundschaft“, der filmspiegel aus den Niederlanden, die Münster-Connection und flankierende Specials wie „Die besten Kurzfilme aus 30 Jahren Festival“. In der AzKM startet am 30.9. mit der Aus-stellung times are us (11 Positionen zur Videokunst). Hier wird bis Ende Oktober Videokunst das maßgebliche Dar-stellungsmittel sein. Infos: www.filmfestival-muenster.de

pREmiERE: HEimatHaFEN

… und alle so: Ahoi! Trotz echtem Schiet-wetter versammelten sich am vierten Juli-wochenende zahlreiche Leichtmatrosen im Heimathafen am Kanal bei Kilometer 67.2. Die Party-Reeder von Wirso und Schalt-kreis hatten sich mit den Feier-Freibeutern des Scheibenfests und den Kombüsen-Profis vom Teilchen & Beschleuniger zusammen-getan und ein formidables Fest organisiert, das die Planken zum Krachen brachte. Statt Grog und Schiffszwieback wurden Bier und Bagels gereicht, das Schifferklavier wurde durch dicke Beats ersetzt und über die Planke musste auch keiner … Dafür konnte die Besatzung des Party-Dampfers zwischen „Sonnendeck“, „Kajüte“ und „Klabauter“-Zelt während der Kreuzfahrt durch die Nacht ihre wind- und wetterfeste Feiertaug-lichkeit unter Beweis stellen. Erst am grauen Sonntagmorgen krochen die letzten See-männer in ihre warmen Kojen.

Die HAFENfreunde sagen: Erste Sahne, Jungs – wir freuen uns schon jetzt auf Num-mer zwei eures Heimathafen-Festivals am Kilometer 67.2!

GUtE NacH-RicHtEN

Die Überbringer von schlechten Nachrichten

machen sich selten beliebt. Ein gewisser Hiob

schaffte es als echter Unglücksrabe aus der Bi-

bel sogar in die Hitliste der ewigen Sprichwör-

ter. Doch von schlechten Nachrichten haben

wir die Nase nun voll. Es gibt schließlich so

viele schöne Neuigkeiten – vor allem am Stadt-

hafen tragen sich täglich wunderbare Dinge zu.

Ja, es gibt sie noch: richtig gute Nachrichten!

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Page 75: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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lEt’s cElEbRatE mittElHaFEN

Der Mittelhafen bildet die wah-re A-Seite des Hafens, da sind sie sich sicher, die Jungs und das Mä-del von fourmove. Damit auch alle anderen Hafenliebhaber die-sen Tatbestand erkennen, machen die 5 jungen Architekten das, was sie am besten können: sie lassen einer innovativen Idee freien Lauf, schaffen ein Konzept und ziehen es durch, komme wer oder was da wolle. In diesem Fall heißt das Projekt Party zur Einweihung ihres Büros, zur Imagepflege des Mittel-hafens und vor allem zur Freude aller. Und das ist tatsächlich wört-lich zu nehmen. Alle, die den Hafen lieben und gerne auf der kreativen Schiene fahren, sind am 23.09., um 18 Uhr am Mittelhafen 42 herzlich willkommen. Zusammen mit den anderen Bürobewohnern der Haus-nummer 42 haben die fourmove-ler Kurzvorträge im Pecha Kucha Format – 20 Bilder à 20 Sekunden Vortragszeit – organisiert, aber auch die ein oder andere spontane Hafenanektdote von wahren Han-saviertelurgesteinen darf erwartet werden. Und so nah am Wasser wird auch niemand auf dem Tro-ckenen sitzen bleiben. So sieht wahre Nachbarschaftlichkeit aus! www.4move.de

b&V ENERGy WiRD EiNs

Erste Geburtstage sind immer etwas ganz besonderes. Am 1. September wurde das Unter-nehmen B&V Energy ein Jahr alt, ein triftiger Grund zur Freude für die Photovoltaik-Ingenieure aus dem Osmohallen-Büro. Philipp Boldog und David Volbracht lernten sich in Düsseldorf kennen und beschlossen dort, mit einem gemeinsamen Büro zurück in ihre Heimatregion, das Münsterland, zu ziehen. Eine Entscheidung, die beide nach einer nun einjährigen Erfolgsgeschichte jederzeit wieder treffen würden. „Es könnte eigentlich nicht besser laufen“, freuen sich Boldog und Volbracht. Nachdem das erste Quartal noch relativ ruhig verlaufen ist, konnten sich die Jungunternehmer an-schließend vor Arbeit kaum noch retten. „Wir planen zum Bei-spiel gerade eine Anlage in Berlin auf dem Holiday Inn. Dieses und andere schöne Projekte sorgen dafür, dass wir richtig zufrieden mit unserer jungen Geschichte sind.“ Das Unternehmen besteht im Innenbereich aus drei Mit-arbeitern, vier weitere sind im Außeneinsatz tätig. Die B&V Energy ist auf die Projektierung und den Handel von Photovoltaik-Komponenten spezialisiert und realisiert Photovoltaikanlagen für Gewerbe- und Privatkunden. Wir gratulieren herzlich. Weitere Infos: www.bv-energy.com

aiRscREEN macHt GRossEs kiNo

Großes Kino gehört in die große Stadt: In diesem Sommer brachten unsere Hafenfreunde von der AIR-SCREEN Company den werten Herren Charlie Chaplin vor dem Brandenburger Tor auf eine riesige Filmwand. Mit einer Open-Air-Vorführung der legendären Hit-ler-Satire „Der große Diktator“ wurde in diesem Jahr in Berlin das Filmfestival "Chaplin Complete" eröffnet. Zum Auftakt begrüßte Chaplins älteste Tochter Geraldine Chaplin mehrere hundert Gäste zu der Freiluftaufführung. Mittendrin statt nur dabei: Eine Projektions-bildwand von Münsters Hafen. In einer einmaligen Retrospektive zeigte das Babylon-Kino anschlie-ßend alle 80 Filme des großen US-Komikers.

Die AIRSCREEN Company produziert aufblasbare Rahmen und koordiniert die weltweiten Vertriebsaktivitäten von aufblas-baren Projektionsbildwänden und aufblasbaren Rahmen für mobile Werbung. Eine sehr gute Idee, die (natürlich) am Stadthafen ihr Zu-hause hat. Das Kundenportfolio von AIRSCREEN ist hingegen weltweit gestreut, die Möglich-keiten unerschöpflich: Vom Open-Air-Kino auf dem Markt-platz über die Hollywood-Welt-premiere auf dem Markusplatz bis hin zum Strandkino in Dubai. www.airscreen.de

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Page 76: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

the airscreen company Hafenweg 2648155 Münster0251 6090250airscreen.com

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Page 77: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 78: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 79: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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Page 80: HAFENfreunde Ausgabe 3 | 2011

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