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Ratgeber für das Pflege- personal Für betagte Menschen Chronisch Kranke Behinderte Zähne Zahnfleisch Alter Krankheit Handbuch der Mundhygiene

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Page 1: Handbuch der Mundhygiene - dental.uni-greifswald.de · Dr. J. Junge (Referat f. Alters- und Behinderten Zahnheil-kunde der BZÄK) Dorothee Neuhoff (ZÄK Westfalen-Lippe) Elisabeth

Ratgeber für das Pflege-personal

Für betagteMenschen

Chronisch Kranke

Behinderte

Zähne Zahnfleisch Alter KrankheitHandbuch der Mundhygiene

Page 2: Handbuch der Mundhygiene - dental.uni-greifswald.de · Dr. J. Junge (Referat f. Alters- und Behinderten Zahnheil-kunde der BZÄK) Dorothee Neuhoff (ZÄK Westfalen-Lippe) Elisabeth

Die französische und die italienische Version (1991) dieses Handbuchs wurden erarbeitet durch:Dr. med. dent. Michel Deslarzes Susan Padrutt, Dentalhygienikerin Prof. Dr. med. dent. Philippe de Crousaz (Psychiatrische Institutionen der Universität Genf, IUPG)(Zahnärztliche Poliklinik der Universität Genf, PUMD, Leitung Dr. med. dent. Daniel Cotting)(Abteilung für Epidemiologie, Zahn-, und Mundhygiene,Zahnmedizinisches Institut der medizinischen Fakultät ander Universität Genf).

Nach einem Handbuch für Mundhygiene des Gesundheits-ministeriums, Denver, Colorado (USA).In Zusammenarbeit mit Dr. med. dent. Giorgio Menghini, Station für Orale Epidemiologie des Zentrums für Zahn-,Mund- und Kieferheilkunde der Universität Zürich, sowie Liliane Marcos, Zahnmedizinische Assistentin (IUPG)und Pierre-Yves Vallon, Fotograf (IUPG).

Deutschsprachige Version (Schweiz) in Zusammenarbeit mitSDVH (Schweizerischer Dentalhygienikerinnen-Verband).

Deutschsprachige Version (Deutschland) überarbeitet von: Dr. J. Junge (Referat f. Alters- und Behinderten Zahnheil-kunde der BZÄK)Dorothee Neuhoff (ZÄK Westfalen-Lippe)Elisabeth Schulze-Entrup (ZÄK Westfalen-Lippe)Josef Eckert, Fotograf (ZZMK der Charité, Berlin)Gesamtbearbeitung: Dr. S. Ziller MPH (BZÄK)

Herausgegeben mit Unterstützung von:Colgate-Palmolive GmbHGABA GmbHGillette GmbH & Co. oHGPfizer Consumer Healthcare GmbHProcter & Gamble GmbHViatris GmbH & Co. KG

Druck: Köllen Druck+Verlag GmbH, Bonn+Berlin, 2002

Bezug Handbuch:Regional über die(Landes)Zahnärztekammernoder:BundeszahnärztekammerChausseestrasse 1310115 BerlinFax: 030 – 4000 5 159E-mail: [email protected]

Copyright: Bundeszahnärztekammer © BZÄK 2002

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Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

Es gibt vier Grundmaßnahmen gegen Karies und die Zer-störung des Zahnhalteapparates:1. Ernährung: keine zuckerhaltige Speisen und Süßigkeiten

zwischen den Hauptmahlzeiten2. Entfernung der Speisereste: Bürsten oder Spülen sofort

nach jeder Mahlzeit3. Plaqueentfernung:

a) Zähnebürsten: entfernt den größten Teil der Plaque (Ergänzung mit verschiedenen Hilfsmitteln)

b) antiseptische Lösungen: hemmen das Wachstum der Bakterien

4. Fluoride: erhöhen die Wiedereinlagerung von Mineralienin den Zahnschmelz

Zähne und Gingiva in gutem Zustand. Der 69-jährige Patient zeigt jedoch deutliche Abrasionen der Schneidekanten.(Sammlung PD Dr. F. Müller, Mainz)

Zähne und Zahnfleisch krank.

Karies und Zahnfleischerkrankungen werden von Bakterienverursacht, welche auf der Oberfläche von Zähnen und Pro-thesen einen schmierigen, infektiösen, oft schlecht sichtba-ren Belag bilden (Plaque). Gewisse Bakterien wandeln denZucker aus der Nahrung in Säure um. Diese entmineralisierenden Zahnschmelz und führen mit der Zeit zur Entstehung ei-nes Lochs (Karies). Die Plaque-Bakterien setzen auch Substan-zen frei, die für den Zahnhalteapparat giftig sind: das Zahn-fleisch entzündet und rötet sich, schwillt an und es kommt zuZahnfleischbluten. Auch das knöcherne Zahnbett wird ange-griffen und allmählich aufgelöst. Zunehmende Zahnlockerungund möglicherweise Zahnverlust sind die Folgen.

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Zahnbelag (Plaque) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Plaque und Karies. Plaque und Erkrankung des Zahnhalteapparates (Parodontitis).

Bakterieller Zahnbelag, auch Plaque genannt, ist ein schmie-riger, infektiöser, oft schlecht sichtbarer Belag, der auf Zäh-nen und Prothesen haftet. Er besteht hauptsächlich aus Bak-terien, die vorwiegend von Zuckern aus der Nahrung leben.

Plaque ist in zweifacher Hinsicht gefährlich

➜ Karies

➜ Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Zahnfleisch, Bindegewebe, Knochen)

Plaque

Entzündung

Zahnfleischerkr.

Toxine/Enzyme

Speichel Säuren

Verkalkung

Zahnstein

Demineralisation

Karies

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Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

Empfehlungen für eine zahngesunde Ernährung im Alter

1. Viel trinken

Viel trinken bedeutet mindestens 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, ehermehr als weniger.

Um das trockene Gefühl im Mund zu verringern, sollte man regel-mäßig in kleinen Mengen Früchte- oder Kräutertee oder Mineral-wasser trinken.

Milch ist eigentlich kein Getränk, sondern ein Lebensmittel und führtzur Schleimbildung im Rachenraum. Buttermilch, Sauermilch, Kefirund Molke sind jedoch gute Calciumquellen.

Fruchtsäfte sollten mäßig und wenn, dann in verdünnter Form kon-sumiert werden. Fruchtnektare, Fruchtsaftgetränke und gesüsste Li-monaden sind hochverarbeitete Produkte, deren Zuckergehalthöher ist als der Fruchtanteil.

Empfehlen Sie:

– keine gesüßten Getränke zur Einnahme von Medikamenten,

– jede Stunde etwas zu trinken,– sichtbares Aufstellen von Getränken,– immer ein Getränk zu den Mahlzeiten

anzubieten.

2. Maßhalten mit allen gärfreudigen Kohlenhydraten

Keine zuckerhaltigen Süßungsmittel verwenden, wie z. B. Zucker,Fruchtzucker, Traubenzucker, Honig oder Sirup.Auf versteckte Zucker achten, in z. B. Marmeladen, Obstkonserven,verpackten Süßigkeiten, Medikamenten."Süßes" sollte den Hauptmahlzeiten vorbehalten sein.

Empfehlen Sie:

– Zahnschonende Zwischenmahlzeiten, wie z. B. feinge-schnittenes Obst, weiche Käsewürfel, Milchmix-getränke.

– Mit Zucker-Austauschstoffen hergestellten Süßwaren den Vorzug zu geben. (z.B. Diabetiker Süßwaren)

– Zuckerfreie Bonbons mit Anis, Fenchel und Salbei. Sie regen den Speichelfluss an.

Die mit diesem Signet versehenen Produkte werden als zahnfreundlich bezeichnet.

3. Kaufreundliche Speisen

Bei Kauproblemen fasrige Blattsalate, grobe Flocken, harte Krusten,Nüsse, Marmelade mit Kernen, klebriges, frisches Weißbrot meiden.

Empfehlen Sie:

– Speisen, die ein Feedback geben, d.h. einen leichten Kauanreiz bieten, z.B. zartes Gemüse, Salzkartoffeln, weiches Obst, Hackfleisch.

– Speisen, die in mundgerechte Stücke geschnit-ten sind. Sie benötigen weniger Kauarbeit und können besser im Mund kontrolliert werden.

– Speisen, die den Speichelfluss fördern. Generell gilt: Saure Speisen verursachen starken Speichelfluss. Süße Speisen machen den Speichel zäh.

– Nahrung nicht als Brei anbieten, sondern in jedem Falle zum Kauen ermutigen.

4. Kleine Mahlzeiten zu festen Zeiten

Empfehlen Sie:

– Genügend Zeit zum Essen zu geben.– Jeden Tag zur gleichen Zeit die gleiche Menge –

das ist wichtig, wenn die Leistung der ver-dauenden Systeme eingeschränkt ist.

– Flüssigkeitsreiche Lebensmittel, z. B. Obst, Gemüse.

Ein einfühlsames und aufklärendes Gespräch über die Bedeutung ei-ner ausreichenden Flüssigkeitszufuhr kann helfen, die Trinkge-wohnheiten zu ändern.

Für das Würzen von Speisen ist fluoridiertes, jodhaltiges Salz zuempfehlen.

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Warnzeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

Achten Sie bei der Mundpflege auf folgende Punkte:

■ Schleimhäute und Zahnfleisch (a): Blutungen, Schwellungen

■ Weissliche, schmerzhafte Druckstelle (b), z.B. in der Um-schlagfalte des zahnlosen Kiefers, durch die Prothese verursacht – der Zahnarzt muss den Prothesenrand korri-gieren.

■ Verfärbungen: weiss, blau, schwarz oder braun an Schleimhäuten, Zahn-fleisch und Haut.

■ Mundtrockenheit: stark erhöhte Anfälligkeit für Karies und Schleimhaut-erkrankungen.

■ Glatte, rot glänzende Zunge: möglicher Vitaminmangel.

■ Weisse oder rote Schleimhäute (c): Hinweis auf Pilzerkrankungen.

■ Die weissliche Veränderung im Mundboden ist eine Leukoplakie, die sich später zum Mundkrebs entwickelnkann (d).

■ Bei Veränderungen der Mundschleimhaut immer einen(Zahn-)Arzt aufsuchen.

Blutung und Schwellung. Schmerzhafte Druckstelle im Oberkiefer.(Sammlung PD Dr. F. Müller, Mainz)

Mundpilz (Candida albicans, Mundsoor). Leukoplakie.(Sammlung Dr. Dr. M. Kunkel, Mainz)

a b

c d

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Risiken für die allgemeine Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Zahnbelag (Plaque) führt zu:

➜ Karies

und

➜ Zahnfleisch- und Zahnbetterkrankungen (Gingivitis und Parodontitis)

Wenn Karies und Parodontitis nicht behandelt werden, drohen chronische Entzündungsherde an den Wurzelspitzenoder in den Zahnfleischtaschen. Durch den Blutkreislauf können Bakterien aus diesen chronischen Infektionsherdenin verschiedene Organe des Körpers (wie zum Beispiel Herz,Niere oder Gelenke) gelangen. Ernsthafte Krankheiten wieEndokarditis, Glomerulo-Nephritis, akuter Gelenk-Rheuma-tismus können die Folge sein. Diese dentalen Infektionsherde können ausserdem Schmer-zen sowie Abszesse, Phlegmone oder andere Infektionen im Kopfbereich (Augen, Nasennebenhöhlen), aber auch inGelenken, Magen, Herz usw. hervorrufen.

Kopfschmerzen

Augenkrankheiten

Muskelschmerzen

Nebenhöhlen- und Ohrenkrankheiten

Endokarditis

Glomerulonephritis

Neuralgien

akuterGelenkrheumatismus

Parodontal-Herd

Parodontal-Tasche

Karies

Pulpa-nekrose

Apikal-Herd

(Nach einem Schema von Zyma-Novartis AG, Nyon)

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Handzahnbürsten/Elektrische Zahnbürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

HandzahnbürstenGriff:gerade oder gebogen (muss gut in der Hand liegen)

Bürstenkopf: eher klein, abgerundete Formen

Borsten: aus synthetischem Material, weich oder mittel mit abgerun-deten Borstenenden

Soll 1x monatlich ersetzt werden.

Nach dem Gebrauch immer mit kaltem Wasser gründlichspülen, dann an der Luft trocknen lassen.

Elektrische ZahnbürstenSie sind besonders für Personen geeignet, die in ihrer ma-nuellen Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind, für körper-lich und geistig Behinderte, für geriatrische oder auch fürpsychiatrisch-geriatrische Patienten.Diese Patienten können häufig die elektrische Bürste selb-ständig bedienen, oder das Pflegepersonal benutzt sie zurZahnreinigung ihrer Patienten, wobei die Aufsteckbürstennamentlich gekennzeichnet werden sollten. Für bettläge-rige Patienten ist eine aufladbare oder Batterie betriebeneElektrozahnbürste geeignet. Die Bürstenköpfe haben diegleichen Merkmale wie Handzahnbürsten.Der Kopf der elektrischen Zahnbürste wird von Zahn zu Zahnbewegt, ohne dass die für die Handzahnbürste üblichen Be-wegungen (auf und ab oder kreiseln) durchgeführt werden.

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Individuell angepasste Zahnbürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

Handgriff: Griff von einem Fahrrad oder aus einem Stück Moosgummi-Schlauch hergestellt.

Für Patienten mit beschränkten Bewegungsmöglichkeiten des Arms: 2 mit Klebeband aneinander geklebte Bürsten.

Griff abgesägt, auf den Griff einer zweiten geklebt und mit Klebebandgesichert.

Spezialbürste aus dem Fachhandel.

In der Mitte durchstochener Tennisball. Bürste mit abgeschnittenem Griff als Verlängerung des Fingers. Zum Festhalten ein oder zwei Ringe aus Klettband an den Bürstengriffgeklebt.

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Reinigung der Zahnzwischenräume . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Spiralförmige Bürstchen zur Befestigung auf einem Handgriff zur Reinigung breiter Zahnzwischenräume

Spiralförmige Bürstchen für den Handgebrauch

Zahnseide (Superfloss) verwenden.Interdentalbürstchen ohne Zahnpaste benützen.

Für die Reinigung der Zahnzwischenräume sind Brush-Sticksaus Kunststoff Zahnstochern aus Holz vorzuziehen.

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Zahnpasten und Fluoridgelées . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Zur empfehlen bei freiliegenden Zahnhälsen.Für bezahnte und teilbezahnte Patienten geeignet.

Fluoridhaltige Zahnpasten zurKariesprophylaxe(0,1 bis 0,15% Fluorid)

(Fluoridhaltige) Zahnpasten zumSchutz sensibler Zähne

Für die Ergänzung der Kariesvorbeugung mit fluoridhaltigen Zahn-pasten. In der Regel werden sie, soweit nicht anders verordnet, einmalwöchentlich (auf der Zahnbürste) angewendet.

Fluoridhaltige Gelées(1,25% Fluorid, apotheken- bzw. verschreibungspflichtig)

Zu empfehlen bei Entzündungen des Zahnfleisches.

Fluoridhaltige Zahnpasten bei Zahnfleischentzündungen

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Mundspüllösungen und antiseptische Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

1 – 2x täglich oder nach Verordnung anwenden.

Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes. Kosmetikum zur Behandlung von Entzündungen desZahnfleisches und Zahnbettes.

Antiseptische Produkte– für eine zeitlich begrenzte Anwendung, zum Beispiel vor

und nach einer Zahnextraktion, oder bei prothesenbe-dingten Entzündungen.

– werden i.d.R. vom Zahnarzt verordnet (apothekenpflichtig).

– Anwendungsarten– als Spray (Hexetidin)– als Spüllösung (Chlorhexidin)– auf einen Gazetupfer aufgetragen– als Gel (auf Zähne und Prothesenklammer); ohne Abb.

– Chlorhexidinhaltige Produkte müssen vor Hitze geschütztaufbewahrt werden.

Produkte zur Gingivitisprophylaxeund EntzündungshemmungKamillosan® Konzentrat (apothekenpflichtig)Zum Mundspülen und Gurgeln. Leicht antiseptisch, geeignetauch nach Zahnextraktionen

meridol® Mundspül-Lösung (Kosmetikum, alkoholfrei)Schützt vor Gingivitis, Parodontitis und Stomatitis. Zur tägli-chen Anwendung.

Natriumbikarbonat/SalzwasserLeicht antiseptisch, kann längerfristig angewendet werden.Ein Kaffeelöffel auf ein Glas lauwarmes Wasser. Nicht bei Patienten mit salzloser Diät verwenden.

1x täglich mit 10ml für 30 Sekunden spülen. Ausspucken und nicht mitWasser nachspülen.

Fluoridhaltige Mundspüllösungenzur Kariesprophylaxe (alkoholfrei)– in Ergänzung zum täglichen Zähneputzen.

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Mundhygiene/Zähnebürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Mundhygiene/ZähnebürstenNach jeder Mahlzeit, mindestens einmal pro Tag.

A Patienten, die imstande sind, ihre Zähne zu bürsten

Man sollte den Patienten keine völlig neue Zahnputztechnikaufzwingen; es genügt meistens, offensichtlich ungünstigeGewohnheiten zu korrigieren. Dazu gehören horizontale Be-wegungen, die durch «auf und ab» oder kleine, kreiselndeBewegungen ersetzt werden sollten (Borsten senkrecht zurZahnoberfläche und zum Zahnfleisch).

B Patienten, die außerstande sind, ihre Zähne zu bürsten

Zahnbürste richtig halten. Den Kopf mit einem Arm gutfesthalten, gleichzeitig auchden Unterkiefer. In diesem Falldient ein gerolltes Tüchleinrechts zwischen den Zähnen alsMundöffner.

Die Zahnbürste senkrecht zuZahnoberfläche und Zahnfleischansetzen und kleine Kreisbewe-gungen ausführen.

C Falls das Zähnebürsten nicht möglich ist

Die gleiche Verfahrensweise giltfür die Innenflächen, aber dieBürste ist schräg anzusetzen.

Falls der Patient den Mund nicht öffnen kann oder will, denDaumen in der Umschlagfaltedes Unterkiefers ansetzen undnach unten drücken. Sodann eingerolltes Tuch zwischen die Zähne schieben, um den Mundoffen zu halten.

1x pro Tag fluoridhaltiges Gelée oder chlorhexidinhaltiges Gel mitdem Finger auf die Zähne (Zungenseite und Wangenseite) auftragen.

Abwechslungsweise 1 Woche fluoridhaltiges Gelée, 1 Woche chlor-hexidinhaltiges Gel.

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Mundhygiene/Zähnebürsten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

D Mundpflege am Krankenbett

Wenn das Zähnebürsten nicht möglich ist, wie folgt vor-gehen:

2x pro Tag Zähne, Zahnfleisch und Schleimhäute mit einemGazetupfer reinigen, der mit Natriumbicarbonat, Kamillosan®

oder meridol® getränkt ist. Nach dieser Reinigung kann man die Schleimhäute beispiels-weise mit milden ätherischen Tinkturen (Salbei, Myrrhe, Pfef-ferminz) benetzen und die Lippen fetten (Panthenol, Vaseli-ne). Dies gilt vor allem bei Patienten, die nicht spülen könnenund trockene Schleimhäute und Lippen aufweisen.

Bei Patienten, die unter Mundtrockenheit leiden, empfiehltsich die Benutzung von speziellen Mund- und Rachenthera-peutika. Diese Mundhygienemassnahmen sind auch bei Pa-tienten durchzuführen, die durch eine Magensonde ernährtwerden.

Mittel für die Mundhygiene der Patienten

– Zahnbürste (vorzugsweise elektrische)– fluoridhaltige Zahnpaste

– Nierenschale– wenn vorhanden Fricar-Aseptor (Pumpe), um überschüssi-

ge Mundflüssigkeit abzusaugen

– Natriumbicarbonat, Kamillosan®, meridol® oder andereMundspüllösungen (evtl. chlorhexidinhaltige Produkte)

– milde ätherische Tinkturen für die Schleimhäute

– Vaseline oder Panthenol für die Lippen

Sofern möglich, gleiche Bürsttechnik anwenden, wie auf vorhergehen-der Seite beschrieben.

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Prothesenreinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

Warummüssen Prothesen gereinigt werden?

Damit der Zahnbelag entfernt wird, der sich sowohl auf dem Kunststoff oder dem Metall der Prothese als auch aufden künstlichen Zähnen ablagert. Wird diese Reinigung vernachlässigt, kommt es zu Zahnstein, Mundgeruch und es drohen Komplikationen wie Mundpilz und offene Stellen,die sich zusätzlich infizieren können.

Mit einer speziellen Prothesenbürste und flüssiger Seife reinigen.Möglichst Handschuhe verwenden. Nach der Reinigung gut spülen.

Das Waschbecken zur Hälfte mit Wasser füllen, um zu verhindern, dassdie Prothesen beim Fallenlassen zu Bruch gehen.

Ein Tuch in das Waschbecken legen.

Wiewerden die Prothesen gereinigt?

PROTHESENBÜRSTE

vom Patienten oder vom Pflegepersonal anzuwenden

Wannreinigt man die Prothesen?

Nach jeder Mahlzeit:Speisereste mit einer Prothesenbürste entfernen und Pro-thesen unter fließendem Wasser abspülen.

Einmal am Tag:Die Innen- und Aussenseite der Prothesen mit einer Prothe-senbürste gründlich reinigen.

Für Heime und Krankenhäuser empfiehlt sich die Anschaf-fung eines Ultraschallgerätes für die Reinigung der Prothesen.

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Prothesenreinigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

Mit beiden Daumen: Prothese anheben oder daran ziehen, wenn möglich ohne an eventuell vorhandenen Klammern zu ziehen.

Mit beiden Zeigefingern: gleiches Vorgehen.

Während der Nacht

Haftpulver, Haftcreme und Prothesenreinigung

Diese Hilfsmittel werden vom Zahnarzt nur für diejenigenPatienten verordnet, bei denen weder Unterfütterungen deralten Prothese vorgenommen noch eine neue Prothese an-gefertigt oder ein besserer Sitz der Prothesen nicht erreichtwerden kann. Bei Mundtrockenheit ist die Anwendung einerHaftcreme dem Haftpulver vorzuziehen.

Bevor erneut Haftcreme oder Haftpulver aufgetragen wird,müssen die Prothesen und die Schleimhaut gründlich gerei-nigt werden.

Die meisten Prothesenträger sollten ihre Prothesen nachtsherausnehmen, gut reinigen und in einem Glas mit Wasseroder einer antiseptischen Lösung aufbewahren. Am nächsten Morgen nochmals gut spülen, bevor man siewieder in den Mund setzt.

In bestimmten Fällen – zum Beispiel bei speziellen Prothe-sen – sollten diese dagegen auch nachts getragen werden:unbedingt den Zahnarzt fragen!

Die üblichen Prothesenreiniger sind nicht besonders wirksamgegen die Bakterien der Plaque und können unter Umstän-den Farbveränderungen an den Prothesen verursachen.

Falls die Schleimhaut unter der Prothese entzündet ist (Sto-matitis) oder Mundpilz entdeckt wird, ist ebenfalls sofort derZahnarzt zu benachrichtigen.

Mundpflege

Zusätzlich zur Prothesenreinigung ist es notwendig, denMund zu spülen und die Kieferkämme, eventuell auch denGaumen sowie die Zunge mit einer weichen Zahnbürste (vor-her mit warmem Wasser benetzen) zu reinigen. Die Art derMundspüllösung und der zusätzlichen Maßnahmen hängtvom Mundhygieneniveau und dem Zustand des Patienten ab(siehe Seiten 10 und 12).

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Eigene Bezugsquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Erzeugnis Markenname Lieferant

Zahnbürste

Zahnpaste zur Kariesprophylaxe

Zahnpaste für sensible Zähne

Zahnpasta bei Zahnfleischproblemen

Gelée mit Fluorid

Elektrische Zahnbürste

Mundspüllösung

Haftcrème, Haftpulver undProthesenreinigung

Prothesenbürste

Zahnzwischenraumreinigung

Produkte zur Gingivitisprophylaxeund EntzündungshemmungAntiseptika

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Sponsorennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15a

Erzeugnis Markenname Lieferant

Zahnbürste Colgate Total Professional Colgate Palmolive GmbHelmex inter X Sensitive GABA GmbHelmex inter X Kurzkopf GABA GmbHOral B Cross Action Gillette GmbH & Co. oHGOral B Indicator Gillette GmbH & Co. oHG

Zahnpaste zur Kariesprophylaxe Colgate Total Fresh Stripe Colgate Palmolive GmbHaronal GABA GmbHelmex GABA GmbHblend-a-med complete plus Procter & Gamble GmbHOral B Zendium Gillette GmbH & Co. oHG

Zahnpaste für sensible Zähne elmex SENSITIVE Zahnpasta GABA GmbHOral B sensitive Gillette GmbH & Co. oHGFluorigard Gel-Kam Colgate Palmolive GmbH

Zahnpaste bei Zahnfleischproblemen Colgate Total Colgate Palmolive GmbHmeridol GABA GmbH

Gelée mit Fluorid elmex gelée GABA GmbHElektrische Zahnbürste Braun Oral B 3D Excel Gillette GmbH & Co. oHG

Colgate ACTIBRUSH Colgate Palmolive GmbHMundspülung zur elmex Sensitive Zahnspülung GABA GmbHKariesprophylaxe elmex Kariesschutz Zahnspülung GABA GmbH

Oral B Sensitive Mundspülung Gillette GmbH & Co. oHGHaftcrème, Haftpulver blend-a-dent Super-Haftcreme Procter & Gamble GmbHund Prothesenreinigung blend-a-dent Super-Haftpulver Procter & Gamble GmbH

blend-a-dent 2-Phasen Ultra Procter & Gamble GmbHReinigungstablettenblend-a-dent Hygienic Procter & Gamble GmbH

Prothesenzahnbürste Oral B Prothesenbürste Gillette GmbH & Co. oHGSpiralbürste für Oral B Interdental-Set Gillette GmbH & Co. oHGZahnzwischenräume Oral B Interdental Nachfüllpackung Gillette GmbH & Co. oHGProdukte zur Gingivitisprophylaxe Kammillosan Konzentrat Viatris GmbH & Co. oHGund Entzündungshemmung Meridol Mundspül-Lösung GABA GmbHAntiseptika Hexoral-Spray Pfizer Consumer Healthcare GmbH

Periogard Chlorohex 2000 Mundspülung Colgate Palmolive GmbHOral B Chlorhexidin-Spülung Gillette GmbH & Co. oHG

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Hilfe/Notfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Ambulanz

Arzt

Zahnmedizinischer Notfalldienst

Zahnarzt (z.B. Patenzahnarztder Einrichtung)

Zahnarzt-Praxis

Patientenberatungsstelleder (Landes)Zahnärztekammer

Verschiedenes

Namen/Adresse Telefon