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Handbuch der Mundhygiene Für betagte, chronischkranke und behinderte Menschen. Ratgeber für das Pflegepersonal

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Handbuch der MundhygieneFür betagte, chronischkranke und behinderte Menschen.

Ratgeber für das Pflegepersonal

Das «Handbuch der Mundhygiene»

kann bezogen werden bei:

SSO-ShopPostgasse 19

Postfach

3000 Bern 8

Fax 031 310 20 82 oder E-Mail [email protected]

Copyright: Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft

© SSO 2008

Lotteriefonds der Kantone

Aargau, Luzern, Solothurn,

St.Gallen und Zug

Die SSO und die Aktion Mundgesundheit Schweizdanken folgenden Institutionen und Firmen fürihre Unterstützung:

Für die Projektgruppe «Aktion MundgesundheitSchweiz» 2008:Felix Adank, Presse- und Informationsdienst SSOChrista Haubensak, Swiss Dental HygienistsDr. Jan Massner, GABA International AG

Dank

Das vorliegende «Handbuch der Mundhygiene»wurde im Rahmen der Aktion MundgesundheitSchweiz 2008 «Gepflegte Zähne kennen kein Alter» neu überarbeitet und gestaltet. Es beruhtauf einem Handbuch für Mundhygiene des Gesundheitsministeriums Denver, Colorado (USA).

Autoren der 1991 (italienisch), 2000 (deutsch) und2001 (französisch) erschienenen Versionen warenDr. med. dent. Michel Deslarzes, Dentalhygieni-kerin Susan Padrutt, Prof. Dr. med. dent. Philippede Crousaz, Dr. med. dent. Daniel Cotting und Dr. med. dent. Giorgio Menghini.

Wir danken Prof. Dr. med. dent. Regina Mericske-Stern, PD Dr. med. dent. Ina Nitschke und Dr. med. dent. Marion Sauter für ihre fachliche Unter-stützung und Bildbeschaffung für die vorliegende Ausgabe. Wir danken weiter Prof. de Crousaz, Dr. med. dent. Philippe Mojon, Dr. med. dent. Tazio Gada und Dentalhygienikerin Rebecca Tas,welche die vorliegende Ausgabe ergänzt und kritisch durchgelesen haben.

Einführung

Karies und Zahnfleischerkrankungen werden durchBakterien verursacht, die auf der Oberfläche vonZähnen und Prothesen einen weisslichen Belag bilden (Plaque). Gewisse Bakterien wandeln denZucker aus der Nahrung in Säuren um, welche den Zahnschmelz entmineralisieren. Bei längererEinwirkung dieser Säuren entstehen Löcher imZahnschmelz (Karies). Die Bakterien in der Plaquekönnen aber auch Entzündungen des Zahnflei-sches (Gingivitis) verursachen. Merkmale einer Gingivitis sind gerötetes und geschwollenes Zahn-fleisch, das bei Berührung leicht blutet. Wird eineGingivitis nicht behandelt, kann sich auch das Gewebe entzünden, welches den Zahn im Kiefer-knochen verankert. Als Folge entsteht eine Zahnbettentzündung (Parodontitis). Gewebe und Kieferknochen werdendurch die entzündlichen Prozesse nach und nachzerstört. Eine unbehandelte Parodontitis führt zueiner zunehmenden Lockerung und schliesslichzum Verlust der Zähne.

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Bilder:Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin,Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,Universität Zürich

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Zähne und Zahnfleisch in gesundem Zustand, es sind jedochdeutliche Abrasionen an den Schneidekanten zu erkennen.

Zähne und Zahnfleisch krank

Karies und Zahnfleischerkrankungen sind vermeidbar. Die vier Grundmassnahmender Prophylaxe sind:

1. Regelmässige Mund- und ZahnpflegeMindestens zweimal täglich die Zähne putzen,am besten nach jeder Hauptmahlzeit. So werdenSpeisereste und vor allem die Plaque zuverlässigentfernt.

2. Fluoride Fluoridhaltige Zahnpasten, Gelées und Mundspülungen sind unentbehrlich für die Kariesprophylaxe. Die Fluoride fördern den Einbau von Mineralien in den entmineralisiertenZahnschmelz und machen ihn widerstands-fähiger gegenüber Säuren.

3. Ernährung Auf zuckerfreie Speisen achten und keine Süssigkeiten zwischen den Haupt-mahlzeiten zu sich nehmen.

4. Regelmässige Kontrollen Lassen Sie dieZähne periodisch durch den Zahnarzt oder die Dentalhygienikerin kontrollieren, damit allfällige Probleme rasch erkannt und behobenwerden können.

Zahnbelag (Plaque)

Zahnbelag, auch Plaque genannt, ist ein weiss-licher, oft schlecht sichtbarer Belag, der auf Zähnen und Prothesen haftet. Die Plaque bestehthauptsächlich aus Bakterien und deren Stoff-wechselprodukten sowie aus Nahrungsresten, die einen dichten Verbund bilden (auch Biofilm genannt).

Die Plaque ist in zweifacher Hinsicht gefährlich: – sie verursacht Karies, da die Plaquebakterien

Zucker aus der Nahrung in Säuren umwandeln– sie kann zu Entzündungen des Zahnfleisches

und des Zahnhalteapparates führen, da diePlaquebakterien giftige Stoffe freisetzen, die das Gewebe schädigen

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Bilder:Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin,Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,Universität Zürich

Plaque

Zahnfleisch-erkrankung

Karies

Wurzelkaries

Plaque und Zahnstein, das Zahnfleisch ist stark entzündet.

Toxine/Enzyme

Entzündung Verkalkung Demineralisation

Speichel Säuren

Zahnstein

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Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung ist ein wichtiger Beitrag zur Mundgesundheit.

EiweisseFleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Tofu

FettePflanzliche Fette und Öle mit ungesättigten Fettsäuren, Butter

Kohlenhydrate wenig Zucker und vor allem Stärke: Getreide (Reis, Teigwaren, Brot), Hülsenfrüchte, Kartoffeln

Vitamine, Mineralien, Fasern und Spuren-elementeGemüse, Früchte, Getreide

FlüssigkeitUngesüsste Getränke oder Wasser zur Deckung des Flüssigkeits- und Mineralienbedarfs

Verwenden Sie ausschliesslich fluoridiertes Speisesalz.

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Häufiger Zuckerkonsum begünstigt die Entstehungvon Karies. Besonders, wenn zuckerhaltige Pro-dukte über einen langen Zeitraum, langsam odernach und nach konsumiert werden. Achten Sieauch auf versteckte Zucker: Nur ein kleiner Teil derverzehrten Zuckermenge wird bewusst in reinerForm gegessen (z.B. als zuckerhaltiges Bonbonoder Honig). Der weitaus grössere Teil ist in Süss-getränken und Fertigprodukten enthalten.

Die folgenden Hinweise helfen, den Zucker-konsum zu kontrollieren:

1. Vermeiden Sie zuckerhaltige Speisen oder Getränke als Zwischenmahlzeiten oder zur er-leichterten Einnahme von Medikamenten.

2. Begrenzen Sie den Konsum von zuckerhaltigenProdukten und ersetzen Sie diese durch:a) frische Früchte b) Zuckeraustauschstoffe und künstliche Süss-stoffe (z.B. Sorbitol, Xylitol, Aspartam, Acesul-fam-K, Saccharin). Eine übermässige Einnahmedieser Stoffe kann abführend wirken.

3. Verwenden Sie zahnfreundliche Produkte, welche mit dem «Zahn-männchen» gekennzeichnet sind.

Diese sind wissenschaftlich auf ihre Zahn-freundlichkeit hin getestet und enthalten Zu-ckeraustauschstoffe und Süssstoffe, die von den Plaquebakterien nicht in zahnschädlicheSäuren umgewandelt werden können.

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Warnzeichen

Die tägliche Mund- und Zahnpflege gibt Gelegen-heit, die Mundschleimhaut regelmässig auf krank-hafte Veränderungen zu untersuchen. Erkrankun-gen der Mundschleimhaut sind häufig Folge einerschlechten Mundhygiene. Viele Allgemeinerkran-kungen zeigen sich aber auch in der Mundhöhle.Eine Früherkennung dieser Veränderungen hilft, einer Verschlimmerung oder gar einem Tumor derMundschleimhaut vorzubeugen.

Jede Veränderung der Mundschleimhaut sollteernst genommen werden: Zur genauen Diagnoseist ein Zahnarzt oder Arzt unabdingbar.

Fortsetzung nächste Seite.

Bilder diese und nächste Doppelseite:Klinik für Alters- und Behindertenzahnmedizin,Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde,Universität Zürich

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Plaque, entzündetes und geschwollenes Zahnfleisch Leukoplakie

Fistel, ausgehend vom linken mittleren FrontzahnProthesenstomatitis

Achten Sie bei der Mundpflege auf die folgenden Punkte:

1. Blutungen und Schwellungen der Schleimhäuteoder des Zahnfleisches

2. Weissliche, schmerzhafte Druckstellen, die z.B. in der Umschlagfalte des zahnlosen Kiefersdurch die Prothese verursacht wurden

3. Weissliche, bläuliche, schwarze oder braune Verfärbungen an Schleimhäuten, Zahnfleisch und Haut

4. Mundtrockenheit, verbunden mit einer stark erhöhten Anfälligkeit für Karies und Schleim-hauterkrankungen

5. Eine glatte, rot glänzende Zunge (Hinweis auf möglichen Vitaminmangel)

6. Weisse oder rote Beläge auf den Schleimhäuten(Hinweis auf Pilzerkrankungen)

7. Weissliche Veränderungen in der Mundhöhle(Hinweis auf Leukoplakie, mögliche Vorstufe von Mundkrebs)

4 Fortsetzung Warnzeichen

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Ulcus (verursacht durch Prothesen-Druckstelle im Unterkiefer)Candidiasis

Risiken für die allgemeine Gesundheit

Erkrankungen des Zahnhalteapparats und gewisseAllgemeinerkrankungen können sich gegenseitigbeeinflussen. Eine gute Mundhygiene ist dahernicht nur für die Gesunderhaltung der Zähne unddes Zahnfleisches wichtig, sondern beugt auchmöglichen Folgeerkrankungen vor. Eine unbehan-delte Karies oder Parodontitis kann zu chronischenEntzündungsherden an den Wurzelspitzen oder in den Zahnfleischtaschen führen. Bakterien ausdiesen Infektionsherden können über die Blutbahnin verschiedene Organe des Körpers gelangen (z.B. Herz und Gelenke) und dort zu ernsthaftenentzündlichen Erkrankungen führen (z.B. Endo-karditis und rheumatoide Arthritis).

Über die Atemwege können die parodontalenKrankheitserreger zu akuten bzw. chronischen Erkrankungen der Lunge führen (z.B. Pneumo-nien). Karies und Parodontitis können auchSchmerzen oder Abzesse und andere Infektionenin unmittelbarer Nähe des Mundes hervorrufen.Kontrollierte Studien belegen auch, dass eine Parodontitis einen hohen Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen darstellt.

Seit langem bekannt ist die Wechselwirkung zwischen der Zuckerkrankheit (Diabetes) und einerParodontitis. Ein schlecht eingestellter Diabetes begünstigt Parodontitis, da bei erhöhtem Blut-zuckerspiegel Entzündungsprozesse gefördertwerden. Auf der anderen Seite beeinflusst die Parodontitis den diabetischen Status, denn bei Entzündungen wird die insulinvermittelte Glucoseaufnahme verringert.

Bestimmte Medikamente vor allem zur Behandlungvon Bluthochdruck- und Transplantations-Patientenkönnen Veränderungen des Zahnfleisches undMundtrockenheit hervorrufen.

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Allgemeine Gesundheit Mundgesundheit

Illustration: Steffen Faust, Berlin

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Handzahnbürsten

Für die unerlässliche mechanische Reinigung der Zähne sind verschiedene Handzahnbürsten auf dem Markt.

Merkmale einer guten Zahnbürste:– Griff liegt gut in der Hand und rutscht nicht– Borsten sind synthetisch, fein und abgerundet– Der Bürstenkopf ist abgerundet und nicht

zu gross

Um Verletzungen an Zahnfleisch und Zähnen zu vermeiden, sollten Zahnbürsten mit weichenBorsten gewählt werden. Nach Gebrauch wird die Bürste gründlich abgespült und an der Luft getrocknet. Die Zahnbürste sollte spätestens nach 8 Wochen ersetzt werden.

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Eine Auswahl verschiedener Handzahnbürsten mit weichenBorsten.

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Elektrische Zahnbürsten

Wir kennen zwei Typen von elektrischen Zahn-bürsten. Die rotierenden/oszillierenden Zahnbürstensowie die Schallzahnbürsten. Für pflegebedürftigePersonen besonders empfehlenswert sind die Schall-zahnbürsten. Dank ihres hydrodynamischen Effektswirken sie bis unter das Zahnfleisch und zerstörendort den Bakterien einschliessenden Biofilm. Die Schallzahnbürsten entfernen weiche Bakterien-beläge und leichte Verfärbungen schonend undgründlich.

Bei unterstützungsbedürftigen Patienten ist es für das Pflegepersonal einfacher, die Zähne mit einer elektrischen Zahnbürste zu reinigen.

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Bei den elektrischen Zahnbürsten sind für pflegebedürftigePersonen Schallzahnbürsten vorzuziehen.

Individuell angepasste Zahnbürsten

Bei motorischen Einschränkungen sind Spezial-anfertigungen sinnvoll. Es ist empfehlenswert, individuell angepasste Zahnbürsten zusammen mit Fachpersonen der Physio- oder Ergotherapie zu entwickeln.

Mit Hilfe eines Fahrradlenkergriffes aus Gummi wurde der Griffeiner handelsüblichen Zahnbürste vergrössert.

Vergrösserung des Zahnbürstengriffes mit einem StückIsolationsschaumstoff.

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Bürste mit abgeschnittenem Griff als Verlängerung des Fingers.Zur Fixierung am Finger wurde ein Ring aus Klettband an denBürstengriff geklebt.

Individuell angepasste Zahnbürsten lassen sich auch gut mit Hilfe von Knetgummi herstellen.

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Zungenreinigung

Die raue Zungenoberfläche nimmt viele Bakterienund schlecht riechende Abbauprodukte von Speisenauf. Deshalb ist der Zungenbelag Hauptursachevon Mundgeruch (Halitosis). Die Zunge sollte daherin die Mundhygiene mit eingeschlossen werden.Die tägliche Reinigung der Zunge mit der Zahn-bürste oder einem speziellen Zungenreiniger ist daher sehr empfehlenswert. Zungenreiniger weisen eine oder mehrere Lamellen auf, die mitBorsten besetzt sein können.

AnwendungMan nimmt die Zungenspitze zwischen Daumenund Zeigefinger und führt den Zungenreiniger vonhinten nach vorne über die Zunge.

Mit leichtem Druck wird der Zungenreiniger von hinten nachvorne über die Zunge geführt.

Verschiedene Zungenreiniger mit einer oder mehreren Lamellen

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Reinigung der Zahnzwischenräume

Da die Zahnzwischenräume mit der Zahnbürstenicht erreicht werden, müssen diese speziell ge-reinigt werden. Sie umfassen immerhin 40% derZahnoberflächen. Werden die Zahnzwischenräumedurch das normale Zurückgehen des Zahnfleischsgrösser, bieten sich Interdentalbürsten an. Günstigsind Spiralbürstchen in verschiedenen Grössen undmit verschieden geformten Griffen. Für kleinereZwischenräume sind Plastikzahnstocher mit einemtextilen Belag an der Spitze zu empfehlen. Einewirksame Unterstützung ist die tägliche Mund-spülung mit fluoridhaltiger Mundspüllösung.

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Spiralbürstchen zur Reinigung der Zahnzwischenräume sind in verschiedenen Grössen und Griffformen erhältlich.

Austauschbare Typen von Spiralbürstchen mit langem Griffsowie Plastikzahnstocher mit textilem Belag an der Spitze.

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Zur Reinigung werden Interdentalbürstchen vorsichtig in denZahnzwischenraum eingeführt und ein paar Mal vor und zurückbewegt. Die Bürstchen werden ohne Zahnpaste verwendet.

Zahnpasten und Fluoridgelées

Zahnpasten sind unerlässlich für die tägliche Mund-hygiene. Zentraler Bestandteil sind zum einen diePutzkörper zur Unterstützung der mechanischenPlaqueentfernung, zum anderen aber auch zusätz-liche Wirkstoffe für den Schutz vor Karies, Gingi-vitis und Parodontitis.

Bei der Auswahl der Zahnpasta sollte Folgen-des beachtet werden:

1. Die ausgewählte Zahnpasta sollte Fluoride enthalten (unerlässlich für eine optimale Kariesprophylaxe).

2. Verwenden Sie eine Zahnpasta, die nicht zu abrasiv ist – dies besonders bei freiliegendenZahnhälsen zur Schonung des Dentins.

3. Bei Unsicherheiten hinsichtlich der Auswahloder Anwendung berät Sie Ihr Zahnarzt oderIhre Dentalhygienikerin gerne.

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Fluoridhaltige Gelées sowie spezielle Zahnpastenmit hohem Fluoridgehalt eignen sich gut zur Karies-Intensivprophylaxe und zur Behandlung vonÜberempfindlichkeiten der Zahnhälse. Diese Pro-dukte werden in der Regel einmal wöchentlich in Ergänzung zur täglichen Mund- und Zahnpflegeoder über einen zeitlich begrenzten Zeitraum an-gewendet. Besprechen Sie die Anwendung dieserProdukte mit Ihrem Zahnarzt oder der Dental-hygienikerin.

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Fluoridhaltige Zahnpasten mit weiteren Wirkstoffen für frei-liegende, empfindliche Zahnhälse.

Fluoridhaltige Zahnpasten zur Kariesprophylaxe sind für allePatienten mit natürlichen Zähnen geeignet.

Fluoridhaltige Gelées sowie spezielle Zahnpasten mit hohemFluoridgehalt für die Intensivprophylaxe von Karies.

Mundspülungen und antiseptische Produkte

Fluoridhaltige Mundspüllösungen verstärken denSchutz vor Karies, indem Sie das von der Zahnpastaaufgebaute Fluoriddepot vergrössern. Sie um-spülen auch jene Stellen, die mit der Zahnbürstenur schwer zu erreichen sind (z.B. Zahnzwischen-räume). Mundspüllösungen können zusätzlicheWirkstoffe enthalten, welche die Schmerzempfind-lichkeit freiliegender Zahnhälse vermindern.

Antiseptische Produkte für die Mund- und Zahn-pflege enthalten Wirkstoffe gegen bakterielle Entzündungen. Weit verbreitete antibakterielle Inhaltsstoffe mit klinisch nachweisbarer Wirkungsind Chlorhexidin (Konzentration 0,1– 0,2%),Aminfluorid/Zinnfluorid und Triclosan.

Diese Produkte sollten nur für einen begrenztenZeitraum und nach Rücksprache mit dem Zahnarztoder der Dentalhygienikerin verwendet werden,z.B. nach chirurgischen Eingriffen oder bei pro-thesenbedingten Entzündungen. Angewendetwerden antiseptische Produkte entweder alsMundspüllösungen oder lokal, zum Bespiel als Gel auf Zähnen und Prothesenklammern.

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Fluoridhaltige Mundspülungen. Wenn nicht anders empfohlen, einmal täglich mit 10 ml während einer Minutespülen, ausspucken und nicht mit Wasser nachspülen.

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Antiseptische Produkte mit Chlorhexidin in Form von Mund-spüllösungen, Gels oder Sprays. Die Anwendung erfolgt inRücksprache mit dem Zahnarzt oder der Dentalhygienikerin in der Regel über einen kurzen Zeitraum.

Andere Produkte mit antiseptischer Wirkung

Mundhygiene/Zähnebürsten

Nach jeder Mahlzeit, mindestens zweimal pro Tag,sollten die Zähne ohne Druckausübung gereinigtwerden.

Patienten, die imstande sind, ihre Zähne selber zu putzenMan sollte älteren Menschen, die ihre Zähne noch selber putzen, keine neue Zahnputztechnikaufzwingen. Meistens genügt es, ungünstige Gewohnheiten zu korrigieren. Dazu gehören vorallem waagrechte (horizontale) Bewegungen: Das Zähneputzen sollte durch kleine kreisendeoder durch auf- und abgehende Bewegungen erfolgen (Borsten senkrecht zur Zahnoberflächeund zum Zahnfleisch).

Patienten, die ausserstande sind, ihre Zähnezu pflegenDie Aussenflächen wie gezeigt putzen. Bei den Innenflächen soll die Zahnbürste jeden Zahn einzeln reinigen. Der Griff der Zahnbürste soll dabei steil nach oben bzw. unten zeigen.

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Falls der Patient den Mund nicht öffnen kann oderwill, ist die «Open Wide»-Mundstütze ein gutesHilfsmittel. Eine andere Möglichkeit ist, den Dau-men in der Umschlagfalte des Unterkiefers an-zusetzen und nach unten zu drücken.

Falls das Zähneputzen nicht möglich istEinmal pro Tag von der Zungen- und Wangenseiteher chlorhexidinhaltiges Gel mit dem Finger oderdem Dental Swab (Wattestäbchen für die Mundhy-giene) auftragen; möglich ist auch die Anwendungeines Chlorhexidin-Sprays.

Ergänzend kann einmal pro Woche fluoridhaltigesGelée verwendet werden.

Fortsetzung nächste Seite.

Bilder obere Reihe und unten links:Bernita Bush Gissler, Universität Bern

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Zahnpflege bei pflegebedürftigen Patienten: Kopf undUnterkiefer gut festhalten, ein gerolltes Tüchlein wirkt alsMundöffner.

Die Kauflächen werden mit senkrecht aufgesetztem Bürsten-kopf gereinigt.

Ansetzen der Zahnbürste zur Reinigung der Aussenflächen. Korrekte Position der Zahnbürste zur Reinigung der Innen-flächen.

Mundpflege am Krankenbett

Mundpflege am KrankenbettSofern möglich, gleiche Bürsttechnik anwendenwie auf vorheriger Seite beschrieben.

Wenn das Zähneputzen nicht möglich ist, wie folgtvorgehen: Zweimal pro Tag Zähne, Zahnfleisch undSchleimhäute mit einem Gazetupfer, einem gynä-kologischen Stäbchen oder Dental Swab reinigen,jeweils getränkt mit Mundspüllösung oder Kamil-losan.

Trockene Lippen sollten mit Vaseline oder Vita-Merfen bestrichen werden.

Bei Patienten, die unter Mundtrockenheit leiden,empfiehlt sich die Verwendung eines Speichel-ersatzmittels, z.B. Aldiamed-Spülung oder -Gel. Diese Mundhygiene-Massnahmen sollten auch beiPatienten durchgeführt werden, die durch eineMagensonde ernährt werden. In der Palliativpflegeist es wichtig, die Schleimhäute und den Mundfeucht zu halten.

Die «Open Wide»-Mundstütze ist ein gutes Hilfsmittel für die Mundhygiene bei pflegebedürftigen Personen.

13 Fortsetzung Mundhygiene/Zähnebürsten

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Dental Swab und Wattestäbchen (gynäkologisches Stäbchen) Verschiedene Produkte zur Befeuchtung des Mundes bei Mundtrockenheit.

Anwendung der «Open Wide»-Mundstütze Falls das Zähnebürsten nicht möglich ist, sollte 1x pro Tag fluoridhaltiges oder chlorhexidinhaltiges Gel (wöchentlich ab-wechselnd) mit dem Finger auf die Zähne aufgetragen werden.

Prothesenreinigung

Auch auf Zahnersatz siedeln sich Bakterien, Plaqueund Zahnstein an, auch Zahnersatz kann sich ver-färben. Um sowohl die Mundschleimhaut vor Entzündung und Pilzbefall wie auch die Restzähnevor Karies und Parodontitis zu schützen, muss derabnehmbare Zahnersatz täglich gereinigt werden.Es empfiehlt sich, den Zahnersatz in trockenem Zustand zu kontrollieren: Weissliche Verfärbungenauf der Prothese sind Stellen, die nicht ausreichendgereinigt wurden. Verkalkungen oder Zahnsteinkönnen mit einer Lösung aus 1/3 weissem Speise-essig und 2/3 Wasser gelöst werden: Prothese für1 bis 2 Stunden einlegen, dann reinigen wie untenbeschrieben. Die Prothese sollte zusätzlich von Zeitzu Zeit im Ultraschallgerät gereinigt werden.

Auch die verschiedenen Halteelemente der Pro-these sowie die Restbezahnung müssen mit geeig-neten Mitteln gereinigt werden.

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Was wird benötigt?Eine Prothesenbürste und eine pH-neutrale Seife oder Abwaschmittel sind völlig ausreichend (keine Zahnpaste wegen Kratzspuren),

Wie wird geputzt?Die Prothese wird mit Seife und Bürste gereinigt,bis keine Verschmutzung mehr sichtbar ist. Für Innenflächen den kleinen, für Aussenflächen dengrossen Teil der Bürste benützen.

Wann wird geputzt?Ein Mal pro Tag gründlich mit der Prothesenbürste.Nach jeder Mahlzeit sollte die Prothese unter fliessendem Wasser abgespült werden, um dieSpeisereste zu entfernen.

Fortsetzung nächste Seite.

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Das Waschbecken mit Wasser füllen, um zu verhindern,dass die Prothese beim Fallenlassen zerbricht. Beim Reinigender Prothese Handschuhe verwenden.

Verschiedene Prothesenbürsten zur Anwendung durch denPatienten oder das Pflegepersonal

Für die Reinigung der Aussenflächen wird der grosse Teil der Bürste verwendet.

Der kleine Teil der Bürste wird für die Reinigung der Innen-flächen verwendet.

Wie wird eine Prothese gelagert?Nach gründlicher Reinigung wird die Prothese ineinem Behälter trocken gelagert! Vor dem Wieder-einsetzen der Prothese wird der Mund gut gespültund die Prothese nass gemacht.

MundpflegeBei Benutzung von Haftmitteln müssen die Kiefer-kämme und eventuell Gaumen und Zunge mit weicher Zahnbürste /Tupfer gereinigt werden.

Wenn das Tragen der Prothese Schmerzen verur-sacht, wenn diese schlecht sitzt oder gar beschädigtist, sollte sie dem Zahnarzt gezeigt werden. DieZähne von Teilprothesenträgern sollten einmal proWoche mit Fluorid-Gelée zur Kariesprophylaxe behandelt werden.

14 Fortsetzung Prothesenreinigung

Kontrolle der Mundschleimhaut Beim ersten Verdacht einer Erkrankung der Mund-schleimhaut muss ein Zahnarzt beigezogen werden!Speziell bei Diabetikern werden schmerzendeDruckstellen oft nicht wahrgenommen. Dabei können unbemerkt grössere Schäden an Mund-schleimhäuten und Kieferkämmen entstehen:– Prothesenstomatitis bei mangelnder Hygiene

(chlorhexidinhaltige Präparate)– Entzündliche Veränderungen, z.B. um

Implantate (Periimplantitis)– Andere Veränderungen, z.B. Mundwinkel-

entzündungen, deuten auf schlecht passendeProthesen oder auf Vitamin A-, B-, C-, oder D-Mangel hin.

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Mit beiden Zeigefingern: gleiches VorgehenMit beiden Daumen: Prothese anheben oder daran ziehen,wenn möglich ohne an eventuell vorhandenen Klammern zuziehen.

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Implantate

Immer mehr Patienten sind Implantatträger: Implantate sind künstliche Zahnwurzeln (meist ausTitan), welche im Knochen des Ober- bzw. Unter-kiefers verankert werden. An ihnen wird der festsitzende oder abnehmbare Zahnersatz fixiert.Implantate können grundsätzlich gleich behandeltwerden wie natürliche Zähne. Falls sich Entzün-dungen rund um das Implantat zeigen, muss derZustand durch einen Zahnarzt oder eine Zahnärztinbeurteilt und eine professionelle Therapie durch-geführt werden. In der Heimpflege können Hilfs-mittel wie spezielle Bürsten, Zahnseiden, Zahn-stocher und fluoridhaltige oder antibakterielleMundspülungen oder Sprays verwendet werden.

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Eigene Bezugsquellen16

Erzeugnis Markenname Hersteller/Lieferant

Handzahnbürsten

Elektrische Zahnbürsten

Zungenreiniger

Interdentalreinigung

Zahnpasten

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Erzeugnis Markenname Hersteller/Lieferant

Zahnpasten für empfindliche Zähne

Fluoridgelées und Zahnpasten zur

Karies-Intensivprophylaxe

Fluoridhaltige Mundspüllösungen

Antiseptische Produkte

Diverse Hilfsmittel

Produkte zur Mundbefeuchtung

Prothesenbürsten

16 Produktenachweis

Erzeugnis Markenname Hersteller/Lieferant

Handzahnbürsten Dr. Barman’s Super Brush (Dreikopf) Denblanche SA, Lausanne

CANDIDA SENSITIVE Plus Migros

Signal Inter-act Unilever Schweiz

Trisa Organic Soft Trisa

Paro Medic Profimed AG

elmex KARIESSCHUTZ SOFT Kurzkopf GABA International AG

meridol GABA International AG

Elektrische Zahnbürsten Waterpik Sensonic Water Pik Inc.

NAis DentaCare Sonodent (Dreikopf) Panasonic

Philips Sonicare RS980 Philips

Oral-B Sonic Complete Braun

Zungenreiniger Trisa (1 Lamelle) Trisa

Curaprox (2 Lamellen) Curaden

TePe (3 Lamellen) TePe

Interdentalraumreinigung TePe TePe

Trisa Interdent-Set Trisa

elmex Interdentalbürsten GABA International AG

Candida Interdental Migros

paro brush-sticks Profimed AG

Zahnpasten Candida Multicare Migros

Colgate Total Colgate-Palmolive AG

meridol GABA International AG

elmex mentholfrei GABA International AG

elmex KARIESSCHUTZ GABA International AG

Signal Micro-Granuli Unilever Schweiz

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Erzeugnis Markenname Hersteller/Lieferant

Zahnpasten für empfindliche Zähne CANDIDA SENSITIVE Plus Migros

Sensodyne F GlaxoSmithKline

Emofluor Zahnpaste Dr.Wild & Co. AG

Emofluor Gel Dr.Wild & Co. AG

elmex SENSITIVE PLUS GABA International AG

Signal SENSITIVE Extra Unilever Schweiz

Fluoridgelées und Zahnpasten zur Paro Amin-Fluor Gelée Profimed AG

Karies-Intensivprophylaxe elmex gelée GABA International AG

Duraphat Fluorid 5 mg/g Zahnpaste Colgate-Palmolive AG

Fluoridhaltige Mundspüllösungen elmex KARIESSCHUTZ Zahnspülung GABA International AG

elmex SENSITIVE PLUS Zahnspülung GABA International AG

meridol Mundspüllösung GABA International AG

Candida Multicare Migros

Colgate Total Colgate-Palmolive AG

Antiseptische Produkte Corsodyl Mundspüllösung GlaxoSmithKline

Corsodyl Zahn-Gel GlaxoSmithKline

Plak Out Spüllösung KerrHawe SA

Plak Out Gel KerrHawe SA

Plak Out Spray KerrHawe SA

meridol perio Chlorhexidin Lösung 0,2% GABA International AG

Tebodont Mundspülung Dr.Wild & Co. AG

Kamillosan Lösung MEDA Pharma GmbH

Diverse Hilfsmittel «Open Wide»-Mundstütze Specialized Care Co.

Produkte zur Mundbefeuchtung Vaseline Vifor SA

Vita-Merfen Salbe Novartis Consumer Health

Emofluor Mundbefeuchter Dr.Wild & Co. AG

aldiamed Mundgel Thera Plas Institut GmbH

Prothesenbürsten Curaprox Curaden

Fuchs Prothesenbürste Fuchs

Paro Profimed AG

Hilfe/Notfälle17

Name/Adresse Telefon

Ambulanz

Arzt

Zahnmedizinischer Notfalldienst

Zahnarzt

17

Name/Adresse Telefon

Dentalhygienikerin

Zahnarzt-Praxis

Zahntechnisches Labor

Verschiedenes