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wieder weitere Transporte; bis die Endziele errehht waren. Der folgende Landkartenausschnitt unserer unmittelbaren alten Heimat zeigt zur besseren Orientierung, neben den vielen vertrauten Orten und Bergen, auch die Strecke der drei Hennersdorfer Vertriebenentrecks zur Bahnstation Oberroder- witz. o.1ü -X", t" Die meisten Hennersdorfer gelangtenin den Bahntransporten in die damals noch bestehenden Landesgebiete von Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg. Nur einige wenige Familienkamen auf direktem Wege in damaligeWestzonenge- biete. Viele Hennersdorfer setzten sich erst in den Jahren nach 1g4S dorthin ab. Bei der Zuteilung von Wohnraum konnte man zu der Teit nicht wählerisch sein. Aus heutiger Sicht scheint es unfaßbar, was man den Menschen damals an Wohnkultur zumutete. Doch was war in den durch lange Kriegsjahre ausgezehr- ten meist ländlichen Gebieten schon zu erwarten? Es bedurfte einer gewaltigen Umstellungund Einschränkung, um mit den oft primitiven und immer räumlich be- A-PDF Split DEMO : Purchase from www.A-PDF.com to remove the watermark

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Kronik von Hennersdorf

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wieder weitere Transporte; bis die Endziele errehht waren. Der folgende Landkartenausschnitt unserer unmittelbarenalten Heimat zeigt zur besseren Orientierung,neben den vielen vertrauten Orten und Bergen, auch die Strecke der drei Hennersdorfer Vertriebenentreckszur Bahnstation Oberroderwitz.

o.1 -X",

t"

Die meisten Hennersdorfergelangtenin den Bahntransporten die damals noch in bestehenden Landesgebiete von Sachsen-Anhalt,Thringen und Mecklenburg. Nur einige wenige Familienkamen auf direktem Wege in damaligeWestzonengebiete. Viele Hennersdorfersetzten sich erst in den Jahren nach 1g4S dorthin ab. Bei der Zuteilung von Wohnraum konnte man zu der Teit nicht whlerisch sein. Aus heutiger Sicht scheint es unfabar, was man den Menschen damals an Wohnkultur zumutete. Doch was war in den durch lange Kriegsjahreausgezehrten meist lndlichen Gebieten schon zu erwarten? Es bedurfte einer gewaltigen Umstellung und Einschrnkung, um mit den oft primitivenund immer rumlich be-

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engten Quartieren und den drftigen Ernhruhgsverhltnissen fertig zu werden. Besonders-lterenMenschen'fiel es malos schwer, in der neuen Umwelt zu bestehen. Zu viele Hennersdorferverstarben in den ersten Jahren nach 1945, die zu Hause unter heimatlichen Verhltnissennoch manches Lebensjahr vor sich gehabt htten. In den 10 Jahren von Mai 1945 bis Ende 1954 verstarben 1O7 Hennersdorfer. lm Ergebnisder Ausweisungder Hennersdorfer und ihrer Suche nach neuen Existenzen,verteiltensich die Familienzu Ende der sechzigerJahre auf 10 Gemeinden in der DDR und 68 Gemeindenin der BRD. 12 Familienverbliebenvorerst in der Tschechoslowakei, waren zu Arbeitsleistungen noch zu Hause oder auerhalb eingesetzt,wurden in den Jahren nach 1945 aber auch ausgewiesen. Eine Familie verschlug es nach sterreich. Vom Tage der Ausweisungan, waren alle Hennersdorfer dem Wege in eine auf ungewisseZukunft. Doch wo immer sie sich zu der Zeit endgltQ niederlieen, nirgendwo fanden sie ihr Heimatdorfwieder, mit seinen Menschen, dem Fortschritt und der Kultur.

Gedanken zu den Geschehnissen Es waren im Zusammenleben der Tschechenmit dem sudetendeutschen Volksteil in Bhmen-Mhrenseit dem 13. und 14. Jahrhundertsowohl religise als auch nationaleBeweggrnde, im Geschichtsablauf Spannungen die zu fhrten. Karl lV. (1347 - 1378), zur groen Zeit Bhmens zog deutsche Ansiedlerheran, lie sie an der Kultivierungdes Landes mitwirken und sehaft werden.,Seine Hauptsorge galt insbesonderedem Erbland Bhmen..ln Prag wurden der St. Veitsdom, die Burg Hradschinund die Karlsbrckeerbaut. Schon 1348 stiftete Karl lV. in Prag auch die erste deutscheUniversitt Europamit vier Fakultten. in Bhmens Hauptstadt wurde so die Metropolein Mitteleuropa. Auch an Lndereien nrdlich der Gebirgsschwelle von Bhrnen und Mhren erweiterteer das Land um die Gebiete in Schlesien und die beiden Lausitzen.Doch in der Nachfolge zerfiel vieles, was der groe Kaiser, Sohn einer tschechischenMutter und eines deutschen Vaters, aufgebauthatte. Wenzel, der lteste Sohn Karl lV., trug die Kaiserwrde des Reichesvon 1378 bis 1400. Seiner Reichswrden entbunden starb er 1419 nur noch als Knig von Bhmen. Whrend dieser Zeil, nach Karl lV. Tode, entstsandenin den ErblandenBhmen-Mhren religiseund nationale Strmungen,deren Wortfhrerund geistigerTrger Jan Hus war, der als erster Tscheche bis zum Professoran der PragerUniversitt avancierte. Fr Bhmen und die umliegendenLnderwar es eine schicksalhafte falsche Entscheidungder Kirchenversammlung Konstanz(1414 - 1418),Jan Hus als Ketin ze( zu verurteilenund am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrennen. zu Erstmals wurden Deutsche und Tschechen im Lande, auch aus Religionsgrnden, gegeneinanderernsthaft konfrontiert. Von Bhmen aus begann der Hussitenkrieg (1419 - 1436). Verheerende Zge richtetendie hussitischenHeerhaufen in die umliegendenLnder Bhmens,nmlichsterreich,Bayern,Franken,Sachsen, die Lausitzen,Schlesienund Brandenburg. Ende desselbenzog 1496 SiTu gismund,der letzte Knig Bhmensaus slawischerDynastie,in Prag ein. Endgltig wurde fedoch durch WladislavlV. von Bhmen, im Jahre 1491 im Friedenzu Preburg, die Nachfolge dem Hause Habsburg zugesichert, wodurch die Herrschaft slawischer Frsten in ihren Lndern Bhmen-Mhrenfr die folgenden Jahrhunderteendgltigerloschen war.

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'ist ist'von Bedeutung,da man nach dem Bezeichnend und diese'Feststellung ansssigen Deutschen das Recht auf ihr erworbenes Land Hussitenkriegeden behebenlie. nicht absprahund sie wiederaufbauenund die Verwstungen Krieges im Jahre 1618 Die folgende Zeit bis zum Ausbruch des Dreiigjhrigen aus relativ ruhig. Es gab zwat Auseinandersetzungen Machtanwar fr Bhmen Die 'Tschechen konnten es nie verhindern,da ihnen die Fhrung sprchen. durch Angehrigeaus slawischerDynastieim eigenenLande entzogenwar; doch Kriege gab es deswegen nicht. lm Jahre 1S1Tbegann die zunchst religis geprgte Reformationdurch tvtrtin sehr kontrrgerichteteGlaubenslehLuther. Seine gegenberdem Katholizismus insbesonderein den weiteren re fand, auer in sterreichund Bhmen-Mhren, Reichgebietenrege Anteilnehmeund Zuspruch. Dennoch griff die lutherische bald auch nach Bhmen ber, wo sie erste Anhnger in Kreisen Glaubenslehre hatte- Die Grundherrschaftund Tschechen hussitischerGlaubensrichtung der und nahmen in Bhmen-Mhren aus Glaubens-und Machtgrnden Spannungen zu. in Nachbarlndern Ereignis,da mit dem Fenstersturzvon der Wieder war es ein geschichtliches Prager Burg und dem Aufstand in Prag am 23. Mai 1618 von Bhmen aus der gegen das Krieg begann.Er war der groe Kampf des katholischen Dreiigjhrige und Lnder kamen bis 1648 zu furchtbaren protestantische Europa.Bevlkerung Schden. Obwohl nach der Schlachtam WeienBerge bei Prag, am 8. November1620, in und slawischgerichteteSeite verlor, in Bhmen die kriegeder die protestantisch setzte ein strengesWalten des Knigs nachlieen, rischen Auseinandersetzungen von ll. von Bhmen,Ferdinand (1619 - 1637),ein. Mit Gewaltund des Einsatzes des Jesuitensetzte er ab 162',die Rekatholisierung f-andesdurch. Mit Ausnahme lausitzer Gebiete berin derer, die aus Glaubensgrnden die protestantischen wechselten,waren alle brigen DeutschenBhmensund Mhrensgesuchte MitKriedie brger, deren folgendeGenerationen Schdennach dem Dreiigjhrigen sollten. wiederauffllen ge mit behebenund das Menschenpotential verwickeltwar: Auch nach allen anderenKriegen,in die Bhmen Krieg 1756 - 1763, Preuengegen sterreich, den Siebenjhrigen 1813 - 1814, Preuen-Osterreich-Ruland den deutschenBefreiungskrieg gegen Napoleon, und Krieg den Preuisch-sterreichischen 1866,Schlachtbei Knigsgrtz - 1918,Endeder Osterreich-Ungarischen Monarhie, den 1. Weltkrieg1914 bein blieb der deutsche Siedlungsraum Bhmen und Mhren uneingeschrnkt stehen.

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Wenn auch zu allen Zeiten, in denen.es Kriege-gab,, Menschendurch die Kriegswirren mit ihrer Habe in Bewegunggerietenund mitunter auer Landes muten, so erreichtediese politischgewollteund befohleneFolgeerscheinungnach dem 2- Weltkrieg einen Hhepunkt.In den dreiigerJahren wurde vom Deutschen Reich die Forderung"Heim ins Reich" geprgt.Da diese weitreichend tragische Forderung Deutschlandsim Verlaufe des 2. Weltkriegesvon alliierter Seite-gierig aufgegriffenwurde, versteht sich von selbst. Was in den Vorkonferenzenwtrrend des Kriegesabgehandelt wurde, gipfeltein der Forderung, Deutschenaus den die Ostgebieten weit zurckzudrngen. Hinzu kamen die Forderungender polen und Tschechen, deren Vertreteraus dem Exil die InteressenihreJ Landes wahrnahmen. Auch sie wollten mit den Deutschenin ihren Lndern nichts mehr zu tun haben, und mit aller Entschiedenheit vertratendie Vertreterder Tschechowlwakei diesen Standpunktab Mai 1g4S. Bekanntlichwurden nach Jalta auf der PotsdamerKonferenz(17. Juli - 2. Augu$t 1945) die Weichen fr die Nachkriegsziele der Siegermchtegestellt und im PotsdamerAbkommen besiegelt.Darin stimmtenauch die Westmchteder Ausweisung der Deutschenaus der Tschechoslowakei, Ungarnund aus den aus Gebieten stlich der Oder-Neie-Linie Eine endgltigeGrezregelung zu. wurde auf eine sptere Friedenskonferenz ohne Terminangabe uertagt.Hlei t