herr professor h. ludwig

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Literatur. 263 nise des Opium kein derartiger Vorschub geleistet wurde, dass eine Berecbtigung zu einer Kritik der Handbucher, wie Eingangs dee fraglichen Artikels geschieht, gcgeben war. Hen k el. Herr Professor H. Ludwig! Sic haben in dem Marzhefte dieser Zeitachrift gesagt, in inei- ucm Lebrbuche der Chemie sei Ihres ehrlichen Nameme in ver- letzender Weise Erwahnung gescbehen. Ich bitte Sie, recht genau ins Auge zu fassen, was ich gethan; nichts weiter als in einfach- ster Weise die Thatsache berichtet, dass Sie nach Wackenroder's Tode einen Antheil an der Entdeckung der Pentathionsaure in Anspruch genommen. Setzen wir den Fall, man betrachtete diese Reclamation nach W ackenroder's Tode als eine ehrenvolleHand- lung, wiirden Sie auch dann sagen, das Berichten dieser Thatsache sei verletzend fur Sie? Sie machen es wie meine Sachbarn, die ehemaligen Hannoveraner ; die rufen jetzt Zeter uber Preusseu, nicht uber sich, durch die das, was sie Unheil nennen, gekonimen ist. Auf Ihr specielles Verlangen habe ich die fragliche Stelle in mein Lebrbuch aufgenommen, namlich in Folge Ihres Artikels : ,,aur Geschichte der Pentathionsaure" in Bd. LXXXV dies. Archivs. Sie beklagen sich in diesem Artikcl, dass Alle, welche von der Pentathionsaure berichtet, auch ich, h e r uicht gedacht haben ; Sie sagen, so gut wie man Fordos und GBlis ah die Entdecker der Tetrathionsaure gemeinschaftlich nenne, musse man auch Wackenrocler und Ludwig (oder Ludwig und Wsckenroder. da das L vor clcrn W kommt. 0.) gemeinschaftlich 81s die Ent- decker der Pentathionslure anfuhren. Ich hatte nun allerdiugs Neigung zu sagen, mir scheine diese Reclamation nach W a c k e n - coder's Todc nicht passend, ich begniigte mich indess, die That- sacbe zu berichten: Was Sic als fur Sie redend heranziehen, spricbt eben gegen Sie und rechtfertigt vollstandig, dass Ihr Name bei der Pentathion- sauce niemals erwahnt wcrde. Die Abhandlung iiber die Tetra- thionsiiure triigt nicht den Namen Fordos allcin; en ist in der- selben nicht bloss beilaufig gesagt, dass Frennd G Blis wesentlicben Antheil an der Entdeckung habe, sond~rn in der Ueberschrift sintl beide Nameu genannt. So geschieht es bei allen gemeinschaftlichen Arbeiten, z.B. von Gay-Lussac und Wetter, die Sie ebenfalls heranziehen, von L i e b i g und W o h l e r U.S.W. Die Abhandlun-- geu iiber die Pentathionsanre tragen nur Wackenroder's Namen. In der ersten dieser Abhandlungen findet sich die Stelle, welche Sie citirt haben; in der anderii komnit die folgende Stelle vor: Nur dureh das eifrige Bemiihen des Nerrn Assistenten Ludwig ist es moglich geworden, die eben so schwierige, XIS umfangreicbe Untersuchung in verhiiltnissrniissig kurzer Zeit zu beenrlen und zii einem gcniigenden Abscblusse zu bringcn. Hier ist Ihrc Wirksam- keit deutlich ausgedruckt und es ist uberhaupt jedem Saehverstiin- digen bekaniit, dass die Hulfe der Assistenten oft eine recht wesent- liche ist. Man ubt jetzt die Iobliche Sitte, die Rlithiilfe offentlich anzuerkenneu und auch ich komme dicser Sitte mit Vergnugen nach und gewiss stets in sehr ausreichendem Masse (cfr. meine Aus- niittelung der Gifte), aber deshalb wird doch Keinem, der iiber cine Untersuchung berichtet. in den Siun komnien hinxuzrifugen. an der Arbeit hat der Assistent N. K. wesentlichen Anthcil genommen. &ti der Pentathionsiiure zu sagen, die Saure ist von Ludwig und

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Page 1: Herr Professor H. Ludwig

Literatur. 263

nise des O p i u m kein derartiger Vorschub geleistet wurde, dass eine Berecbtigung zu einer Kritik der Handbucher, wie Eingangs dee fraglichen Artikels geschieht, gcgeben war.

H e n k el.

Herr Professor H. L u d w i g ! Sic haben in dem Marzhefte dieser Zeitachrift gesagt, in inei-

ucm Lebrbuche der Chemie sei Ihres ehrlichen Nameme in ver- letzender Weise Erwahnung gescbehen. Ich bitte Sie, recht genau ins Auge zu fassen, was ich gethan; nichts weiter als i n einfach- ster Weise die Thatsache berichtet, dass Sie nach Wackenrode r ' s Tode einen Antheil an der Entdeckung der Pentathionsaure in Anspruch genommen. Setzen wir den Fall, man betrachtete diese Reclamation nach W a c k e n r o d e r ' s Tode als eine ehrenvolleHand- lung, wiirden Sie auch dann sagen, das Berichten dieser Thatsache sei verletzend fur Sie? Sie machen es wie meine Sachbarn, die ehemaligen Hannoveraner ; die rufen jetzt Zeter uber Preusseu, nicht uber sich, durch die das, was sie Unheil nennen, gekonimen ist.

Auf Ihr specielles Verlangen habe ich die fragliche Stelle in mein Lebrbuch aufgenommen, namlich in Folge Ihres Artikels : ,,aur Geschichte der Pentathionsaure" in Bd. LXXXV dies. Archivs. Sie beklagen sich in diesem Artikcl, dass Alle, welche von der Pentathionsaure berichtet, auch ich, h e r uicht gedacht haben ; Sie sagen, so gut wie man F o r d o s und GBlis a h die Entdecker der Tetrathionsaure gemeinschaftlich nenne, musse man auch W a c k e n r o c l e r und L u d w i g (oder L u d w i g und W s c k e n r o d e r . d a das L vor clcrn W kommt. 0.) gemeinschaftlich 81s die Ent- decker der Pentathionslure anfuhren. Ich hatte nun allerdiugs Neigung zu sagen, mir scheine diese Reclamation nach W a c k e n - c o d e r ' s Todc nicht passend, ich begniigte mich indess, die That- sacbe zu berichten:

Was Sic als fur Sie redend heranziehen, spricbt eben gegen Sie und rechtfertigt vollstandig, dass Ih r Name bei der Pentathion- sauce niemals erwahnt wcrde. Die Abhandlung iiber die Tetra- thionsiiure triigt nicht den Namen F o r d o s allcin; en ist in der- selben nicht bloss beilaufig gesagt, dass Frennd G Blis wesentlicben Antheil an der Entdeckung habe, s o n d ~ r n in der Ueberschrift sintl beide Nameu genannt. So geschieht es bei allen gemeinschaftlichen Arbeiten, z.B. von G a y - L u s s a c und W e t t e r , die Sie ebenfalls heranziehen, von L i e b i g und W o h l e r U.S.W. Die Abhandlun-- geu iiber die Pentathionsanre tragen nur W a c k e n r o d e r ' s Namen. In der ersten dieser Abhandlungen findet sich die Stelle, welche Sie citirt haben; in der anderii komnit die folgende Stelle vor: Nur dureh das eifrige Bemiihen des Nerrn Assistenten L u d w i g ist es moglich geworden, die eben so schwierige, XIS umfangreicbe Untersuchung in verhiiltnissrniissig kurzer Zeit zu beenrlen und zii einem gcniigenden Abscblusse zu bringcn. Hier ist Ihrc Wirksam- keit deutlich ausgedruckt und es ist uberhaupt jedem Saehverstiin- digen bekaniit, dass die Hulfe der Assistenten oft eine recht wesent- liche ist. Man ubt jetzt die Iobliche Sitte, die Rlithiilfe offentlich anzuerkenneu und auch ich komme dicser Sitte mit Vergnugen nach und gewiss stets in sehr ausreichendem Masse (cfr. meine Aus- niittelung der Gifte), aber deshalb wird doch Keinem, der iiber cine Untersuchung berichtet. in den Siun komnien hinxuzrifugen. an der Arbeit hat der Assistent N. K. wesentlichen Anthcil genommen. &ti der Pentathionsiiure zu sagen, die Saure ist von L u d w i g und

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264 Literatur.

W a c k e n r o d e r entdeckt, da W a c k e n r o d e r die Abhandlung uber die Saure uberschrieben hat: Ueber eine neue Saure des Schwe- fels, ron H. W a c k e n r o d e r , ware von mir eine hocbst vermes- sene, ganz unetatthafte Correction geweeen. Ich glaube nicht zu irren, dam Ihr Name auch kunftig bei der Pentathionsaure nicht genannt werden wird, wenn nicht in der Weise, wie ich es gethan.

Ot to .

Bemerkung zu den vorstehenden Worten des Herrn Professor 0 t t 0.

Veranlassung zur Veroffentlichung des Artikels ,,Zur Geschicbte der Pentathionsaure" (im Archiv der Pharmacie, Januar 1856, 11. R. 85.Bd. S. 9) war die gemeinechaftliche Bearbeitung des in d e m - s e l b e n H e f t e des Arch. der Pharm. S.101 abgedruckten ,,bio- g r a p h i s c b e n D e n k m a l s fur H. W. F. W a c k e n r o d e r " von meinem Freunde und Collegen Prof. Dr. R e i c h a r d t und mir. Hierbei musste mir der Umstand auffallen, dass die Bearbeiter cbe- mischer Werke das g e m e i n s c h a f t l i c h e Arbeiten von W a c k e n - r o d e r und seiuen Assistenten nicht hervorhoben, wie es doch der selige W a c k e n r o d e r selbst gethan hatte. . Was specie11 die Arbeiten uber die Pentathionsaure betrifft, so enthalt der erste Artikel (im Arch. der Pharm., Septbr. l€?46) die Ueberschrift: ,,iiber e i n e n e u e S a u r e d e s s c h w e f e l s ; von H. Wackenroder ' : der zweite Artikel (im Arcbiv der Pharm. Novbr. 1846) die Ueberschrift: , , B e s t i m m u n g d e s S a u e r s t o f f g e h a l t s d e r P e n t a t h i o n s a u r e ; von H. W a c k e n r o d e r ' . Ein dritter Artikel (im Arch. der Pharm. Septbr. 1847) mit der Ueberschrift: , , E i n w i r k u n g v o n S a l z b a s e n a u f w a s s e r i g e P e n t a t h i o n - s a u r e ; von H e r m a n n L u d w i g , Assistenten am pharmac.-chem. Institute zu Jena", euthalt die Zusatzbemerkung von H. W a c k e n - r o d e r : ,,Diese mit grosser Ausdauer in meincm Laboratorium angestellte Untersuchung bi 1 d e t e i n e F o r t s e t z u n g d e r bei d e n f r u h e r e n A b h a n d l u n g e n v o n mir in diesem Archive, Bd.47 und 48 vom vorigen Jabre, von denen die erste auch in die A n d . de Chimie et de Physique, S. III. T - X X . p.144 (Juin 1847) uber- gegangen ist.

Also ich habe mit W a ck e n r o d e r vielfaltige Versuche ange- stellt, um die rohe Selzsiiure zu reinigen, dabei die Pentathionsaure' gefunden, in Gemeinschaft mit ihm die Untersuchung derselben, SO- wohl der qualitativen 81s quantitativcn Verhaltnisse, vorgenommen und mit ihm zusammen veroffentlicht ; dass W a ck e u r o d e r dabei zuerat geredet und mir erst die Schlussabhandlung ubcrlassen, kann in den Augen von Leuten, die auf der Oberflache bleiben und ihre Kenntnisse aus Jabresbericbtcn, anstatt aus den Originalen fieha- pfen, den Scheiu erwecken, als hatte Jeder von uns Beideii f u r s i ch gearbeitet. Nein, wir haben zusammen gearbeitet und billig denkende Manner der Wissenscbaft werden mir die Ehre nicht streitig machen, meinen Namen neben den von W a c k e n r o d e r stellen zu durfen, wenn von Entdeekung der Pentathionsaure die Rede ist. Dabei stelle ich mich gern h i n t e r W a c k e n r o d e r , wenngleich L im Alpbabete fruber kommt, denn ,,der Buchstahe todtet, nur der Geist giebt Leben".

Dr. H. Ludwig. Jena, den 7. April 1867.

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