hifi hms energia rc-leisten - monomedia.de_records/download_files/hms-rc-leisten.pdf · die...
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hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe
Das Magazin für
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Sonderdruck Ausgabe April 2010
S T R O M V E R S O R G U N G
Mit diesem Thema kann man
sich bei sehr vielen Men-
schen eigentlich nur in die
Nesseln setzen. Die einen meinen, dass
unterschiedliche Verteiler und Netzka-
bel klanglich nichts bringen, andere
sind der festen Überzeugung, dass ein
so »geheimnisvolles« Thema wie Strom
nur mit äußerst speziellen, im Zweifels-
fall seltenen und in jahrelanger Kleinar-
beit »erhörten« Materialien angegangen
werden könne. Und für wieder andere
liegt das einzige Glück in der Anschaf-
fung eines Netz-Sinusgenerators. Und
jetzt komme ich daher und behaupte,
dass die neuen Verteiler aus dem Hause
HMS tatsächlich etwas bringen, dass sie
auch ohne »Künstlerbonus« klangliche
Labsal sind und zudem einen Netz-
Sinusgenerator in ihrer Wirkung über-
treffen können (das ergab ein leider nur
sehr kurzer Vergleich mit einem geliehe-
nen Gerät). Schwere Kost. Ich bin Ihnen
also einige Erklärungen schuldig.
Beginnen wir mit der grundsätzlichen
Frage, ob denn ein Stromkabel oder eine
Netzleiste klanglich etwas drehen kön-
nen. Mein Ohr sagt »ja«, doch wie sieht
es mit der Technik aus? Ein Verstärker
verarbeitet Signale mit einer bestimm-
ten Geschwindigkeit, diese »slew rate«
oder Anstiegsgeschwindigkeit steht in
direktem Bezug zum Frequenzumfang
des Geräts. Wenn nun ein Signal anliegt,
kann es sauber verarbeitet werden, so-
lange seine Kurve innerhalb der Fre-
quenzgrenzen des Verstärkers liegt. Ist
das Signal zu schnell (also zu »hoch«),
wird es vom Verstärker am Rande »sei-
ner« Kurve gekappt. Den überstehenden
Rest kann man freilich nicht hören,
wohl aber die Verzerrungen, die durch
das Abtrennen entstehen. Diese dynami-
schen Verzerrungen wurden erstmals
von Dr. Matti Otala nachgewiesen und
sind heute unter dem Namen TIM-Ver-
zerrungen bekannt.
Nun spielt kein Instrument so hoch,
dass es einen Verstärker derart in Be-
drängnis bringen könnte – es sei denn,
seine Frequenzgrenzen liegen weit un-
terhalb von 20 Kilohertz. Es gibt aller-
dings kleine Übeltäter, die diesen Job
gerne übernehmen: hochfrequente Ein-
streuungen. Diese können aus dem
Stromnetz kommen, an das Netz abge-
gebene Artefakte von anderen Kompo-
nenten der Stereoanlage sein oder
schlicht alles, was die Kabel der Anlage,
die ja auch als Antennen wirken, so auf-
gabeln. Wenn wir also einen Verstärker
nicht nur zum Netz, sondern auch gegen
seine Kollegen filtern und zudem Strom-
und Signalkabel nutzen, die möglichst
resistent gegenüber Einstreuungen und
Resonanzen sind, haben wir schon viel
erreicht: Je weniger unverdauliche Sig-
nale am Verstärker anliegen, desto sau-
berer kann er arbeiten und die ge-
wünschten Kurven – unsere Musik –
klarer, reiner und echter übertragen.
Folglich scheint es sinnvoll, dem Ver-
stärker dieses auch Umfeld zu bieten.
Ein ausführlicher Bericht zu diesem
Thema war übrigens schon in hifi & re-
cords 2/1999 zu lesen.
Kommen wir zu den erwähnten selte-
nen und speziellen Materialien. Mit de-
nen driften wir ab in Richtung Voodoo,
und genau da möchte HMS nicht hin.
Mir hat sich zudem nie erschlossen, was
an seltenen Materialien so besonders
sein soll – ist Seltenheit ein Garant für
besten Klang? Wohl kaum. Bei HMS
sieht man das ähnlich, und so sucht man
in den drei hier vorgestellten Netzvertei-
lern obskure Zutaten vergebens. Allen-
falls weiche Oberflächen aus Gold und
Kupfer gibt es – wo nötig –, um Kontakt-
flächen zu vergrößern und so die Über-
gangswiderstände zu minimieren.
Der dritte Punkt auf der unvollstän-
digen Liste war der Netz-Sinusgenerator.
Derzeit werden diese Generatoren land-
auf, landab hochgelobt, meine wenigen
Zusammentreffen fielen hingegen
durchaus zwiespältig aus. HMS-Chef
Hans Strassner hat sich natürlich auch
über diese Gattung ausgiebig Gedanken
gemacht, kann sie für sich nicht akzep-
S T R O M V E R S O R G U N G
zen Ladephasen eines großen Netzteils
einen »unverbeulten« Sinus liefern zu
können. Vereinfacht gesagt sei eine große
Endstufe mächtiger als ein üblicher Ge-
nerator und bringe diesen zu sehr durch-
einander. Baut man einen Netz-Sinus-
generator hingegen so groß und stabil,
dass er sich von kräfti-
gen Verbrauchern nicht
beeinflussen lässt, sin-
ke sein Wirkungsgrad
deutlich unter 50 Pro-
zent, was eine zu große
Energ ieverschwen-
dung sei – ökologisch
also nicht vertretbar.
Strassner wählt einen anderen Weg:
Seine Entwicklungen sind Netzverteiler,
die jedes Gerät individuell filtern, effi-
zient, also passiv arbeiten, einen soliden
Eindruck hinterlassen und der Anlage
beste Arbeitsbedingungen bieten sollen.
Das kleinste Mitglied der neuen Reihe
heißt Energia RC 1/1 und verfügt (daher
der Name) über einen Schuko- und einen
Kaltgeräteanschluss. Strassner sieht in
diesem Modell die ideale Erweiterung
für bestehende Leisten, kann man diese
doch an der ungefilterten Kaltgeräte-
buchse anschließen und ein weiteres
Gerät per Schukostecker. Hier kann man
bei der Bestellung die Art der Filterung
wählen, um der anzuschließenden Kom-
ponente ein passendes Umfeld zu bie-
ten. Auch später kann der Verteiler noch
umkonfiguriert werden, wegen des kom-
plexen Aufbaus des Gehäuses allerdings
nur vom Hersteller selbst.
Die größere Leiste RC 3/1 bietet drei
Schukostecker und einen Kaltgeräteste-
cker-Anschluss. Von den Schukobuch-
sen ist eine für Voll- oder Endverstärker
ausgelegt, die anderen beiden für digita-
le und analoge Quellen. Der Kaltgerä-
teanschluss ist wiederum zum Durch-
schleifen gedacht und daher ungefiltert.
Das Topmodell RC 4/3 dürfte auch bei
komplexen Systemen genügend Mög-
lichkeiten bieten: Es gibt drei Schukoan-
schlüsse für Quellengeräte, einen für
Verstärker, zwei Kaltgerätebuchsen für
Endstufen und eine weitere, wiederum
ungefilterte für den Anschluss eines zu-
sätzlichen Verteilers.
Über eine optionale Fernbedienung
(260 Euro) lassen sich die Leisten ein-
und ausschalten, wobei man einzelne
Steckplätze von dieser Funktion ausneh-
men kann, um Vorstufen, Plattenspieler
oder ähnliche Geräte ständig am Netz zu
lassen. Der eigentliche Einschaltvorgang
geschieht dreistufig. Ein kontrollierter
Softstart schont den heimischen Siche-
rungskasten, und erst wenn die volle
Spannung anliegt, also keine Funkenbil-
dung mehr passieren kann, wird auf die
empfindlichen und wi-
derstandsarmen Gold-
kontakte umgeschaltet.
Die Filterung der einzel-
nen Plätze geschieht in-
dividuell, per Umste-Klare Sicht
tieren und führt dafür auch gute Argu-
mente ins Feld. So sei ein sauberer Sinus
aus der Steckdose natürlich eine feine
Sache, aber die üblichen Generatoren, so
Strassner, seien aufgrund ihrer geringen
Leistungsfähigkeit nicht niederohmig
genug, um trotz der impulshaften kur-
Auf die Referenz-Leiste Energia Definitiva
lässt Hans M. Strassner drei »kleinere«, aber
ebenso wirkungsvolle Netzverteiler folgen.
Test: HMS Energia RC1/1 + RC3/1 + RC4/3
Die »Energia Definitiva« diente
bei der Entwicklung der neuen
RC-Netzleisten als Referenz
und technisches Vorbild.
aus den Endstufenzü-
gen, Laufwerk, Wand-
ler und Vorstufe über
die drei Quellbuch-
sen. Auch hier erlebe
ich das Gleiche wie bei
der kleinen Anlage,
nur diesmal in weit-
aus stärkerer Ausprä-
gung. Hier geht es so-
gar so weit, dass die
Wiedergabe im ersten
Moment subjektiv langsamer, viel ent-
spannter wirkt. Also doch Dynamikver-
luste? Nach einigen CDs komme ich dar-
auf, dass dieser Eindruck durch das
Fehlen eines Großteils der vorherigen
Artefakte erweckt wird, denn ich höre
nun bei komplexen Orchesteraufnah-
men eindeutig mehr Details. Hart ange-
schlagene Becken kommen mächtiger,
explosiver, natürlicher, schwingen freier
aus. Von »gebremst« kann also keine Re-
de sein. Zugleich wird der Raum noch
weiter, ohne »aufgeblasen« zu wirken.
Ich habe einfach eine klarere Sicht.
cken auf der Platine können (nur vom
Hersteller) auch im Nachhinein die Ein-
stellungen geändert werden. Bequemer
wäre es sicherlich, wenn man jeden Platz
per Knopfdruck konfigurieren könnte.
Aber dafür gibt es die große Energia De-
finitiva (hifi & records 3/2008), die »Re-
ferenz-Netzleiste« von HMS, von der die
drei Neuen eindeutig abstammen. Wie
genau gefiltert wird, darüber schweigt
sich Hans Strassner lieber aus. Er wolle
nach so langer Forschungsarbeit nicht die
Blaupausen zum Nachbau liefern.
Die Effizienz der Abschirmung gegen
hochfrequente Signale erlebe ich, als ich
das RC 1/1 vor eine Netzleiste in meiner
Wohnzimmeranlage stecke: Der via D-
Lan (eine Netzwerklösung, welche die
Leitungen des Stromnetzes nutzt) ge-
speiste Receiver des Internetfernsehens
schafft es nun nicht mehr, auch nur
einen Hauch Information aus dem Netz
zu ziehen. Und das, obwohl RC 1/1 auf
geringste Filterung eingestellt ist. Dass
die Anlage dennoch eher matschig und
gestresst klingt, habe ich selbst ver-
schuldet, indem ich ein Filter komplett
vor meine Leiste geschaltet habe: Die von
den Komponenten der Anlage verur-
sachten Störungen können nun auch
nicht mehr »raus« und treiben auf die-
ser so geschaffenen Insel ihr Unwesen.
Lektion gelernt: niemals mehrere Gerä-
te gemeinsam filtern.
Nun kommt die Netzleiste mit den
digitalen Geräten an den ungefilterten
Port, der Vollverstärker McIntosh MA
6500 genießt die leichte Filterung der
Schukodose. Schon diese kleine Maß-
nahme entschlackt den Klang so gründ-
lich, dass ich meine letzten Vorbehalte
herunterschlucke. Der Hintergrund
wird ruhiger, jeder Ton scheint davor
gelassener und dennoch schneller
zu kommen – ein schwer zu be-
schreibendes Phänomen. Faszinie-
rend immerhin, was bei diesen
Komponenten selbst mit der klein-
sten Lösung noch drin ist.
Danach steige ich auf RC 3/1 um,
CD-Player und Vollverstärker ste-
cken in den entsprechenden Buch-
sen. Nun verstärkt sich der eben
gehörte Effekt, es kommt noch
eine tiefere und breitere Raumab-
bildung hinzu. Danach wird die
zweite Anlage über RC 4/3 mit
Strom versorgt. Nun beziehen
aktive Geithain-Monitore Strom
S T R O M V E R S O R G U N G
HMSRC 1/1 + RC 3/1 + RC 4/3
RC 1/1 585 Euro
RC 3/1 1.875 Euro
RC 4/3 2.550 Euro*
Vertrieb HMS Elektronik
Am Arenzberg 42
51381 Leverkusen
Telefon 02171 - 734006
* alle inkl. Energia SLV Netzkabel (separat: 321 Euro)
Ja, die drei RC-Netz-
verteiler von HMS
haben ihren Preis. Da
sie aber universell einsetzbar und jeder-
zeit neu konfigurierbar sind, relativieren
sich die Kosten wieder etwas. Und klang-
lich kenne ich derzeit keine Alternative.
Wenn man seiner Anlage die besten Ar-
beitsbedingungen gönnen möchte, liegt
man mit den Energia RCs ganz weit vor-
ne. Dunkler Hintergrund, ein weiter und
präziser Raum, feinste Obertöne und ge-
waltigste Bassimpulse: Es ist schlicht fas-
zinierend, wieviel Kraft aus der Ruhe
kommen kann. Stefan Gawlick ■
Fazit
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