hygiene im krankenhaus - bibliotheksverband...©dieter wieting 8 geschichte der hygiene 1800-1900...
TRANSCRIPT
Hygiene im Krankenhaus
Dieter Wieting
Fachkraft für Hygiene und Infektionsprävention
©Dieter Wieting
2
Geschichte der Hygiene
Op-Saal um 1880
©Dieter Wieting
3
Geschichte der Hygiene
Op-Saal um 1912
©Dieter Wieting
4
Heute
©Dieter Wieting
5
Hygiene
Hygeia→ griechische Göttin der Gesundheit hygiene→ griech. „gesunde Kunst“
→Die „Kunst“, bzw. Fertigkeit: • Gesundheit zu schützen
• Gesundheit zu fördern
• Eine gesund erhaltende Lebensweise zu führen und andere darin zu unterstützen
• Schaden abzuwenden
• heilend einzuwirken
©Dieter Wieting
Geschichte
• Seuchen wurden durch Räucherungen versucht einzudämmen
• teilweise wurden auch ganze Städte verbrannt (Pest)
• aus dieser Zeit stammen auch die typischen Schutzkleidungen der Ärzte und Pfleger
©Dieter Wieting
Geschichte
• Wasser wurde zur Sicherheit teilweise abgekocht
oder durch Zugabe von säurehaltigen Substanzen (z.B. Essig) genießbarer gemacht.
• die Alster in Hamburg war 16. Jahrhundert durch ihren Fäkaliengehalt eine stinkende Brühe und wurde dennoch zum Bierbrauen genutzt
Ein Zitat aus dieser Zeit:
„Obwohl alles Wüst und Unrat wie auch die Privet (Abortanlagen) in das Wasser gerichtet sind, brauen die Hamburger doch von solchem Wasser sehr gutes Bier, eines von den Besten in den Seestädten.“
©Dieter Wieting
8
Geschichte der Hygiene 1800-1900 Jahrhundert
• Das Ansehen der Medizin stieg, die Zustände in den Krankenhäuser
war aber weiter schlecht.
• Die Sterblichkeit in den Häusern lag bei 20%, in manchen Bereichen, z.B. bei den Neugeborenen bei 50%, bei Amputationen gar bei 80%.
• Louis Pasteur (1822-1895) hatte im Mikroskop gesehen, dass Mikroorganismen durch Hitze abgetötet werden und wies seine Ärzte an, chirurgische Instrumente vor ihrem Einsatz über einer Kerzenflamme zu erhitzen. Des Weiteren entdeckte er die Streptokokken, Pneumokokken und Staphylokokken und erarbeitete die Grundlagen der Haltbarmachung mittels erhitzen (Pasteurisierung).
©Dieter Wieting
9
Hygiene
• Hygiene gab es schon immer
• je nach Kulturbereich, nach Zeitepoche und Wissensstand unterschiedlich
• Sie erfolgte aus Beobachtung, und Erkenntnis dessen, was einem Menschen, einem Tier, einer Gemeinschaft gut tut und was ihm schadet
• Es basiert auf wissenschaftlichen und Erfahrungswerten und auf der Sorgfalt der Umsetzung
Hygiene ist eine Disziplin der „Achtsamkeit“
©Dieter Wieting
Semmelweis – Retter der Mütter
• Der Arzt und Geburtshelfer Ignaz Philipp Semmelweis
war einer der ersten Ärzte, der eine Händedesinfektion
im klinischen Bereich einsetzte.
• Er führte 1847 die Handwaschung mit Chlorkalk,
vor der Untersuchung von gebärenden Frauen ein.
Abb Bild/Foto (Ausschnitt): Quelle → Wikipedia;
©Dieter Wieting
Semmelweis – Retter der Mütter
Der Erfolg gab Semmelweis Recht:
Betrug die mütterliche Sterblichkeit im April 1847 noch
etwa 16%, sank sie nach der Einführung der Maßnah-
men für den Rest des Jahres auf etwa 1,3% und blieb
auch weiterhin niedrig.
©Dieter Wieting
12
Hygiene
Sie braucht immer wieder Überprüfung:
• der Umsetzung
• der Wirksamkeit
• der Aktualität
• der Vorraussetzungen
• Sie braucht immer wieder neue Motivation durch:
• Gespräche, Diskussionen, Schulungen, Aktionen
• Arbeitskreise, neue Ideen
• Wertschätzungen
©Dieter Wieting
Nosokomiale Infektion
Definition:
Nosokomiale Infektion ist eine Infektion mit lokalen oder systemischen Infektionszeichen als Reaktion auf das Vorhandensein von Erregern oder ihrer Toxine, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer stationären oder einer ambulanten medizinischen Maßnahme steht, soweit die Infektion nicht bereits vorher bestand. (IfSG)
©Dieter Wieting
14
Krankenhaus und Antibiotika
• 1929 entdeckte Sir Alexander Fleming (1881-1955) Penicillin und dessen
antibiotische Wirkung, welches ab etwa 1939 medizinisch eingesetzt wurde.
• Bereits 1942 wurden erste Resistenzen beschrieben.
Penicillin kuriert Gonorrhoe in 4 Stunden
©Dieter Wieting
Resistenzen von Bakterien
©Dieter Wieting
16
©Dieter Wieting
17
Multi- resistente- Erreger
• Seit 1990 wächst das Problem resistenter und multiresistenter Keime: – MRSA (Methicilin- resistenter Staphylococcus aureus) – VRE (Vancomycin- resistente Enterokokken) – ESBL (Extended spectrum bata-lactamase bildende Enterokokken) – MRGN multiresistente gram negative Erreger
• Nach neueren Studien ist davon auszugehen, dass etwa 3,5% aller
stationären Patienten (Intensiv ca.15%) in Deutschland eine nosokomiale Infektion erleiden.
©Dieter Wieting
Womit kommt man im Krankenhaus in Berührung?
18
Noro Virus
Clostridien
MRSA MRGN
Adeno Viren
VRE
Pediculus humanus capitis
Ebola
©Dieter Wieting
Grundlagen der Krankenhaushygiene
• Infektionsschutzgesetz
• Niedersächsische Medizinische Hygieneverordnung
• Medizinproduktegesetz
• Medizinprdukte Betreiberverordnung
• Trinkwasserverordnung
• Arzneimittelgesetz
19
©Dieter Wieting
Presse
©Dieter Wieting
Die tödliche Infektionswelle auf einer Bremer
Frühchenstation hat möglicherweise größere Ausmaße als
bisher bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen
wegen sechs toter Babys. Bislang war von drei Todesfällen
im Klinikum Mitte die Rede. "Es gibt Hinweise auf weitere
an dem Keim verstorbene Kinder", sagte
Staatsanwaltschaftssprecher Frank Passade am Mittwoch.
Ein Fall stamme aus dem vergangenen Jahr, die anderen
aus diesem. Ob es sich um die gleiche Variante des
Erregers handele, sei noch offen.
©Dieter Wieting
©Dieter Wieting
©Dieter Wieting
Folgen für den Patienten
• möglicher erneuter Krankenhausaufenthalt
• zusätzliche Eingriffe, Medikamente (Nebenwirkungen)
• Pflegebedürftigkeit/ Unselbstständigkeit/ Ängste
• schwere Krankheit, Folgeschäden oder Tot
©Dieter Wieting
Infektion in Zahlen
• post Operative Infektionen machen 14 % der nosokomialen Infektionen aus
• Kosten von 435 €/ zusätzlichen Behandlungstag
• Beispiel Patient hatte 3 Aufenthalte von 19 Tagen 28 Tagen 17 Tagen
= 27.800 €
©Dieter Wieting
Hygiene im Krankenhaus (Übertragung)
26
Was fehlt?
©Dieter Wieting
Übertragungswege von Mikroorganismen
Mal ne Desinfektion…
Bücher???
©Dieter Wieting
Desinfektion von Büchern ?
28
©Dieter Wieting
Desinfektion von Büchern ?
29
©Dieter Wieting
Sterilisation/ Desinfektion von Büchern ?
• Geht das
• Was ist das
• Kosten
30
©Dieter Wieting
Kein neues Thema
31
1912 Prof. Dr. Flügge
©Dieter Wieting
Grundlagen der Sterilisation
32
©Dieter Wieting
Etylenoxid - Begasung
• Massendesinfektion/ Schränken
• Kosten 250- 300 €/ Regalmeter
Bestrahlung der Bücher
• Schädigung der Substanz
• Vorzeitiger Abbau
©Dieter Wieting
Restaurierung bei Schimmelbefall
• Schimmelschäden können ja in ganz unterschiedlichen Graden vorliegen: Sogenannte schwere Schimmelschäden sind immer nicht nur ein Desinfektionsproblem, sondern auch ein Restaurierungsproblem. Betrachtet man beispielsweise einen stark geschädigten Band mit 500 Blatt. Sehr knapp kalkuliert, benötigt man zur Isolierung der Blätter, Trockenreinigung und Spaltbehandlung - eventuell Anfasern - 20 Minuten pro Blatt. Das ergibt bei einem ebenfalls sehr dürftigen Stundensatz von 60 DM allein nur für die Papierbehandlung einen Aufwand von 10 000 DM. Häufig trifft man allerdings nicht nur auf einen solchen Band, sondern auf ein ganzes Regalbrett davon
ANNA HABERDITZL 1997
©Dieter Wieting
Fazit
• Sehr teuer
• Kosten/ Nutzen
• wenig Möglichkeiten
Schädigung der Bücher
Was kann man noch tun?
©Dieter Wieting
Desinfektion
Desinfektion ist ein Prozess, durch den die Anzahl vermehrungsfähiger Mikroorganismen infolge von Abtötung/Inaktivierung unter Angabe eines standardisierten, quantifizierbaren Wirkungsnachweises reduziert wird mit dem Ziel, einen Gegenstand/Bereich in einen Zustand zu versetzen, dass von ihm keine Infektionsgefährdung mehr ausgehen kann.
©Dieter Wieting
Was ist mit anderen Utensilien?
©Dieter Wieting
Tablet
MHH-Arbeitsgruppe entwickelt App zur Reinigung von Tablet-PC / Beitrag zur Verbesserung der Krankenhaushygiene / Programm kann kostenlos genutzt werden
Eine Studie brachte den Nachweis, dass unter einer solchen standardisierten Desinfektion eine bis zu 99-prozentige Erregerreduktion erreicht werden kann. Als Reinigungsmittel dient eine alkoholische Desinfektionslösung. Die App „deBac-app" führt den Nutzer Schritt für Schritt durch die Reinigung und protokolliert diese. Eine optional einstellbare Alarmfunktion erinnert an die tägliche Desinfektion.
©Dieter Wieting
Was gibt es noch ?
Etwa 1/3 aller nosokomialen Infektionen gilt als vermeidbar
90% der nosokomialen Infektionen werden über die Hände übertragen
hygienische Händedesinfektion ist die wichtigste Prophylaxe nosokomialer Infektionen.
©Dieter Wieting
Hygienische Händedesinfektion
Was spielt sich so alles auf der Hand ab…
o Ungewaschene „Tageshand“ - 10.000.000 Keime
o Gewaschene Hand - 100.000 Keime
o Gewaschene und desinfizierte Hand - 10Keime
©Dieter Wieting
Händedesinfektion
41
ungewaschene Hand desinfizierte Hand gewaschene Hand
©Dieter Wieting
So geht’s…….
42
©Dieter Wieting
Shake Hands…….
43
©Dieter Wieting
Ziel der Händedesinfektion
……..ist die Unterbrechung der Unterbrechung der Infektionskette…..
….und der Schutz von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern……
©Dieter Wieting
Wunderwaffe Handschuh ?
©Dieter Wieting
Anzahl Mitarbeiter
36
93
Handschuhe ja/nein
Mitarbeiter ohne Handschuhe
Mitarbeiter mit Handschuhen
MRSA Nachweis in %
14% MRSA 13% MRSA
Kolonien/ml 930 30
Studie Mc Bryde/ Bradley 129 Mitarbeiter Versorgung MRSA Patient
©Dieter Wieting
Fazit
Handschuhe schützen nicht vor
Kontamination/ Besiedlung,
jedoch senken sie die Keimlast auf den
Händen.
Unabdingbar nach der Nutzung bleibt die Händedesinfektion
Beispiel Vermehrung……….
©Dieter Wieting
48
©Dieter Wieting
49
Trotz aller Bakterien….
haben sie überlebt…..
©Dieter Wieting
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !!!
50
Möchten Sie mal testen wie gut Sie desinfizieren?