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Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Hartwig Klinker
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Schwerpunkt Infektiologie
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
Staphylococcusaureus
Pseudomonasaeroginosa
Clostridiumdifficile
Influenza
Aspergillusfumigatus
HIV
Salmonellaenteritidis
Candidaalbicans
Hepatitis B
Herpes simplex
Lassa
Nosokomiale Infektionen
betreffen
Patienten und Personal
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
2. Spezifische Infektionsprävention
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
•• Schutz vor Kontamination / BarrieremaSchutz vor Kontamination / Barrieremaßßnahmennahmen
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
• Handschuhe• Schutzkittel• Schutzhaube• Schutzbrille• Mundschutz• Isolation/Einzelzimmer• kein Pipettieren mit dem Mund
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
•• Schutz vor Kontamination / BarrieremaSchutz vor Kontamination / Barrieremaßßnahmennahmen
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
Voraussetzung für adäquate Maßnahmen ist die Kenntnis der relevanten relevanten ÜÜbertragungswegebertragungswegeder jeweiligen Infektionserkrankung!
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
•• Schutz vor Kontamination / BarrieremaSchutz vor Kontamination / Barrieremaßßnahmennahmen
•• DesinfektionDesinfektion
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
• Nach jedem Kontakt mit potentiell infektiösem Material:– Händedesinfektion
(Mittel auf Alkoholbasis, BGA-Liste)– Flächendesinfektion / Scheuer-Wisch-Desinfektion
(Mittel nach BGA-Liste)– Schlußdesinfektion (z. B. ORSA, Hepatitis A)
mit Desinfektor
• Instrumente:– Einmalartikel– chemisch / thermische Sterilisation
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
•• Schutz vor Kontamination / BarrieremaSchutz vor Kontamination / Barrieremaßßnahmennahmen•• DesinfektionDesinfektion
•• Sicherer Patiententransport und Probenversand/Sicherer Patiententransport und Probenversand/AbfallentsorgungAbfallentsorgung
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
• Patiententransport:– Krankenwagen: Gruppe 1, 2, 3
Information• Probenversand:
– in bruchsicheren, flüssigkeitsdichten, geschlossenen Behältnissen
– Kennzeichnung infektiösen Materials• Abfallentsorgung:
– Gruppe A, B, C
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
•• Schutz vor Kontamination / BarrieremaSchutz vor Kontamination / Barrieremaßßnahmennahmen•• DesinfektionDesinfektion•• Sicherer Patiententransport und Probenversand/Sicherer Patiententransport und Probenversand/
AbfallentsorgungAbfallentsorgung
•• Schutz vor VerletzungenSchutz vor Verletzungen
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
Verhütung beruflich bedingter Infektionen des medizinischen Personals
•• Schutz vor Kontamination / BarrieremaSchutz vor Kontamination / Barrieremaßßnahmennahmen•• DesinfektionDesinfektion•• Sicherer Patiententransport und Probenversand/Sicherer Patiententransport und Probenversand/
AbfallentsorgungAbfallentsorgung•• Schutz vor VerletzungenSchutz vor Verletzungen
•• AntiviraleAntivirale Therapie Therapie
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
Hepatitis B: 5 Medikamente, dramatische Viruslastabsenkung in 90%
Hepatitis C: 2-3 Medikamente, Heilung in 50-80%
HIV-Infektion: 25 Medikamente, dramatische Viruslastabsenkung in 80-90%
Virushepatitis Klinische Symptomatik
•Uncharakteristisch!: Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Völlegefühl, Inappetenz, Übelkeit, Flatulenz, Druckgefühl im Oberbauch, Juckreiz, Gelenkbeschwerden
Nur selten wegweisend: Gelbsucht, Dunkelfärbung des Urins, Stuhlentfärbung
Das ABC der Virushepatitis
HAV HBV HCV HDV HEV HFV HGV
Übertragung Schmierinf. Blutweg Blutweg Blutweg Schmierinf. Blutweg
Inkubation (Tage) 15-49 25-160 21-84 60-110 10-56 -14?
Akute Hepatitis + + + + + ?
Chron. Hepatitis (%) - 5-10 60-80 5/70-95 - ?
Impfung aktiv/passiv +/+ +/+ - +/+ - -
X
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Chronische Virushepatitiden und HIV-Infektionen in Deutschland
• Chronische Hepatitis B-Infektion: 300.000 - 500.000
• Chronische Hepatitis C-Infektion: 500.000 - 800.000
• HIV-Infektion: ca. 86.000 (seit Beginn der Epidemie) aktuell: ca. 59.000
RKI 12.07
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Erregerhaltiges Material: Stuhl, Urin (kurzfristig auch Blut)
Schlussdesinfektion: ja, durch den Desinfektor
Geschirr: im Patientenzimmer in Incidin Plus Lösung 0,5% 2 Std.Wäsche: im Patientenzimmer sammeln, „Doppelsack“, außen: Incidin PlusAbfall: Gruppe B
Händedesinfektion: bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material
Schutzkittel/Handschuhe: bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem MaterialMund-/Nasenschutz: nicht erforderlichSchutzbrille: nicht erforderlich
Unterbringung: Einzelzimmer
Hepatitis A/E
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Erregerhaltiges Material: Blut, (potenziell blutige) Körpersekrete
Schlussdesinfektion: nein, nur bei möglicher Kontamination Desinfektor
Geschirr: Geschirrspülmaschine 930CWäsche: nur bei möglicher Kontamination „Doppelsack“Abfall: Gruppe B
Händedesinfektion: bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem Material
Schutzkittel/Handschuhe: bei möglichem Kontakt mit erregerhaltigem MaterialMund-/Nasenschutz: bei Aerosolbildung, Verspritzen von BlutSchutzbrille: bei Aerosolbildung, Verspritzen von Blut
Unterbringung: Einzelzimmer in der Regel nicht erforderlich
Hepatitis B/C/D
Verlauf der HIV - Infektion
200
500
5 Jahre 10 12
Labor- Helfer-ZellenStadium (/µl)
1
2
3
A B C
Klinisches Stadium
Cytomegalie
Atyp. Mykobak.
KryptosporidioseKryptokokkose
Toxoplasmose
Lymphom
Pneumocystose
Kaposisarkom
Tuberkulose
Gürtelrose
Mundsoor
AIDSGeschwindigkeit wird
bestimmt durch:
Viruslast
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
•• Sexualkontakt ( homoSexualkontakt ( homo-- und heterosexuell)und heterosexuell)•• kontaminierte Nadeln (kontaminierte Nadeln (IVIV--DrogenabususDrogenabusus, akzidentell), akzidentell)•• Erregerhaltige BlutprodukteErregerhaltige Blutprodukte•• PeripartalPeripartal•• MuttermilchMuttermilch
Wichtige Übertragungswege der HIV-Infektion
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
• Hautkontakt• Türgriffe, Handtücher, Gläser, Besteck, Toiletten• Tröpfchen - Ingestion• Insekten• Schwimmbad / Sauna• Friseur, Maniküre, Tätowieren, Ohrlochstechen
Arzt, Zahnarzt, Krankenhaus (wenn Hygieneregeln eingehalten werden)
Eine HIV-Infektion wird nicht übertragen durch:
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
HIV-Infektion
Erregerhaltiges Material: Blut, (potenziell blutige) Körpersekrete, Sperma, Vaginalsekret
Ein Verhalten, das eine Hepatitis B-Übertragung
ausschließt, macht eine HIV-Infektion unmöglich!!!
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
HIV-Infektion
Erregerhaltiges Material: Blut, (potenziell blutige) Körpersekrete, Sperma, Vaginalsekret
AIDS- Übertragung des HI-Virus +++- Übertragung opportunistischer Erreger
(z.B. Salmonellen, Mykobakterien)- Infektanfälligkeit
Risiken:
Asymptomatische HIV-Infektion- Übertragung des HI-Virus
Methoden zur Verhütung beruflich bedingter Infektionen des Personals
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
2. Spezifische Infektionsprävention
• Präexpositionell
• Postexpositionell
Methoden zur Verhütung beruflich bedingter Infektionen des Personals
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
2. Spezifische Infektionsprävention
• Präexpositionell
Viele im medizinischen Bereich übertragbare Infektionen gehören zu den impfpräventablen Erkrankungen!
Impfindikationen bei medizinischem PersonalStändige Impfkommission des Robert Koch-Instituts 7/2003
Hepatitis A: gefährdetes Personal (ärztlich, Pflege-, Küchen-, Reinigungs-),z. B. in der Pädiatrie und Infektionsmedizin passiv (Immunglobulin)/aktiv
Hepatitis B: gefährdetes Personal (diverse Berufsgruppen) im Gesundheitsdienst
passiv (Hyperimmunglobulin): unmittelbarer Impfschutz (Neugeborene HBsAg pos. Mütter, nach Nadelstichverletzung, Lebertransplantation HBsAg pos. Patienten)
aktiv: gesamte Bevölkerung (Ständige Impfkommission 1996)
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Methoden zur Verhütung beruflich bedingter Infektionen des Personals
1. Allgemeine Maßnahmen zur Infektionsprävention im Krankenhaus
2. Spezifische Infektionsprävention
• Postexpositionell
Es gibt bislang keine wirksame Impfung gegen HIV und HCV!!!
Verhalten nach Nadelstichverletzung mit infektiösem Material
Relevante Erreger:
Hepatitis B-Virus
Hepatitis C-Virus
HI-Virus
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Risiko:
30-40%
1-5%
0,3-0,6%
Zahnärzte Kieferchirurgen
Hepatitis B 7,8% 21,2%
Hepatitis C 0,7% 2,0%
Thomas, Am.J.Med. 1996, 100: 41-45
Prävalenz von Hepatitis B und C bei ärztlichem Personal
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Verhalten nach Nadelstichverletzung mit infektiösem Material
Immer:• Induktion einer Blutung• Desinfektion• Dokumentation des Unfallvorganges (D-Arzt)• Blutentnahme für Hepatitis B/C-Serologie, HIV-Antikörpertest:
unmittelbar nach Exposition, nach 6 Wochen, 3, 6, (12) Monaten
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Verhalten nach Nadelstichverletzung mit infektiösem Material
-Postexpositionsprophylaxe-
Hepatitis B: Vorgehen abhängig vom Anti-HBs-Titer
Aktueller Anti-HBs-Titer HB-Impfstoff HB-Immunglobulin≥ 100 IE/l Nein Nein
≥ 10 bis < 100 IE/l Ja Nein< 10 IE/l Ja Ja
Nicht innerhalb von 48 Stunden Ja Jazu bestimmen
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Hepatitis C: Keine spezifische Postexpositionsprophylaxe möglich!
Vorgehen: - ein-zweiwöchige Kontrolle der Transaminasen während der ersten zwei Monate nach Exposition + HCV-RNA nach 4 Wochen.
- Im Falle eines Transaminasenanstiegs: HCV-RNA-Testung- Bei nachgewiesener akuter HCV-Infektion: frühzeitige Behandlung mit Interferon-alfa erwägen(Verhinderung eines chronischen Verlaufs in > 90%!) (Jaeckel et al., N Engl J Med 2001; 345:1452-1457)
Verhalten nach Nadelstichverletzung mit infektiösem Material
-Postexpositionsprophylaxe-
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
HIV-Infektion: Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe (PEP) erwägenZu Bedenken: HIV-Exposition: Wahrscheinlichkeit der HIV-Übertragung
Art d. übertragenen Materials (Blut, Samenflüssigkeit, Vaginalsekret)ViruskonzentrationArt der Exposition (Stich- Schnittverletzung; Kontakt mit offener Wunde
oder geschädigter Haut, Schleimhautexposition)Wirksamkeit der HIV-PEP: Schutzeffekt bis 80%
Zeitspanne bis Beginn der PEP (24 Std. Bildung neuer Viren)
Verhalten nach Nadelstichverletzung mit infektiösem Material
-Postexpositionsprophylaxe-
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
HIV-Infektion: Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe erwägenBeratung und Einverständnis:HIV- Status der Indexperson (Antikörpertest)Aufklärung über Nutzen und Risiken der PEP
sämtliche Substanzen sind für diese spezielle Indikation nicht zugelassen!
Möglichkeit des Prophylaxeversagens und erforderliche Vorsichtsmaßnahmenbis 12 Monate nach Exposition keine Blutspende!bis 3 Monate nach Exposition bzw. Ende der Prophylaxe Kondome benutzen und Safer sex einhalten!
Schriftliche Dokumentation des Einverständnisses zur PEP
Verhalten nach Nadelstichverletzung mit infektiösem Material
-Postexpositionsprophylaxe-
Hygienemaßnahmen bei HIV-Infektion und Virushepatitis
Kontaktaufnahme mit HIV-Zentrum
PEP-Empfehlungen unter: http://www.rki.de/INFEKT/AIDS_STD/EXPO/HIV.HTM?HIVPEPK.HTM&1