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Autorin Corinna Fleiß „BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG“ im Kontext Schule und Inklusion MASTERARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts Masterstudium: Sozial- und Integrationspädagogik Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz Rauch Institut: Erziehungswissenschaft- und Bildungsforschung Klagenfurt, 2016

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Page 1: im Kontext Schule und Inklusion · 5.4 Auf dem Weg zu ÖKOLOG – Die zehn Schritte .....78 5.5 Vorteile für ÖKOLOG-Schulen .....80 ... In Österreich wurde schon im Jahre 1995

Autorin

Corinna Fleiß

„BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG“

im Kontext Schule und Inklusion

MASTERARBEIT

zur Erlangung des akademischen Grades

Master of Arts

Masterstudium: Sozial- und Integrationspädagogik

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Dr. Franz Rauch

Institut: Erziehungswissenschaft- und Bildungsforschung

Klagenfurt, 2016

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Eidesstattliche Erklärung

Ich versichere an Eides statt, dass ich

die eingereichte wissenschaftliche Arbeit selbstständig verfasst und andere als

die angegebenen Hilfsmittel nicht benutzt habe,

die während des Arbeitsvorganges von dritter Seite erfahrene Unterstützung,

einschließlich signifikanter Betreuungshinweise, vollständig offengelegt habe,

die Inhalte, die ich aus Werken Dritter oder eigenen Werken wortwörtlich oder

sinngemäß übernommen habe, in geeigneter Form gekennzeichnet und den

Ursprung der Information durch möglichst exakte Quellenangaben (z.B. in

Fußnoten) ersichtlich gemacht habe,

die Arbeit bisher weder im Inland noch im Ausland einer Prüfungsbehörde

vorgelegt habe und

zur Plagiatskontrolle eine digitale Version der Arbeit eingereicht habe, die mit

der gedruckten Version übereinstimmt.

Ich bin mir bewusst, dass eine tatsachenwidrige Erklärung rechtliche Folgen haben

wird.

Klagenfurt, 2016

Corinna Fleiß

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Dank

Herzlichen Dank gebührt meinem Betreuer, Dr. Franz Rauch, für seine kostbare Zeit

und die vielen horizonterweiternden Denkansätze, vor allem aber auch für die

inhaltliche Genauigkeit. Während der Verfassung meiner Diplomarbeit sah ich mich

gut betreut und beraten, was ich sehr zu schätzen wusste.

Mein besonderer Dank gilt vor allem meinen Interviewpartnerinnen für ihre Offenheit

und ihre wertvollen Beiträge.

Abschließend bedanke ich mich bei meiner Familie und meinen Freunden, die mir

während der Zeit des Verfassens dieser Arbeit mit Verständnis, Liebe und vor allem

auch mit ihrer positiven Sichtweise zur Seite standen.

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Abstract

Englisch

The master thesis gives an overview about the meaning of school networks which schools

motivate to take up intiatives like the protection of the environment and the climate,

sustainable consumption and life style as well as social inclusion. The effects of the long-

standing cooperation of two elementary schools at the largest network for schools and

environment in Austria – ÖKOLOG - was examined. One focus of the investigation was the

relevance of social inclusion at these two schools. The results show that the ÖKOLOG-

programme can have essential influence on the quality of teaching, the development of

competences of students and the relations of the school with the immidiate environment.

Inclusion has significance in both elementary schools, especially with respect to the individual

support of the students. Social inclusion is part of ÖKOLOG-school projects and school

measures mainly as play activities, dancing, singing and art activities. The master thesis

contributes to the investigation of the effectiveness of the ÖKOLOG-programme in elementary

schools and might forster further development of the ÖKOLOG-school network.

Deutsch

Die vorliegende Masterarbeit gibt einen Überblick über die Bedeutung von Schulnetzwerken,

die Schulen dazu motivieren, Themen wie bspw. Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltiger

Konsum und Lebensstil sowie Inklusion aufzugreifen. Dabei wurde die Wirkung der

langjährigen Mitarbeit von zwei Volksschulen am größten Netzwerk für Schule und Umwelt in

Österreich – ÖKOLOG – untersucht. Auch wurde die Relevanz des Themas Inklusion an

diesen zwei Schulen hinterfragt, besonders im Bereich der ÖKOLOG-Projekt- und

Maßnahmengestaltung. Die Ergebnisse zeigen, dass das ÖKOLOG-Programm wesentlichen

Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung, den Kompetenzerwerb der SchülerInnen und die

Außenbeziehungen der Schule haben kann. Hinzu kommt, dass das Thema Inklusion an

beiden Volksschulen eine zentrale Bedeutung hat, speziell bezogen auf die individuelle

Förderung der SchülerInnen. Ebenso wird das Thema bei ÖKOLOG-Schulprojekten und

Schulmaßnahmen in Form von Spiel-, Tanz-, Gesang- und Kunstaktivitäten behandelt. Die

Masterarbeit soll einen Beitrag zur Untersuchung der Wirksamkeit des ÖKOLOG-Programms

an Volksschulen leisten, um eine Weiterentwicklung im Bereich der ökologischen

Schulentwicklung zu fördern.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ............................................................................................................ 10

1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen .............................................................. 12

1.2 Gliederung der Forschungsarbeit ................................................................. 13

2 Bildung für Nachhaltige Entwicklung als neue Handlungsmaßnahme im

Bildungsbereich ..................................................................................................... 15

2.1 Nachhaltigkeit – ein inflationärer Begriff ....................................................... 15

2.2 Das Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung und die Rolle der Bildung ..... 16

2.3 Das Bildungskonzept für Nachhaltige Entwicklung ...................................... 28

2.3.1 Von der Bildungsdekade zum Weltaktionsprogramm ............................ 32

2.4 Sustainable Development Goals (SDGs) ..................................................... 39

3 Inklusion .............................................................................................................. 44

3.1 Der Begriff Inklusion ..................................................................................... 44

3.2 Leitidee Inklusion ......................................................................................... 48

3.3 UN-Behindertenrechtskonvention ................................................................ 49

3.4 Nationaler Aktionsplan Behinderung 2012-2020 .......................................... 53

3.4.1 Inklusive Modellregionen ....................................................................... 54

3.5 Inklusive Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung .............. 55

4 Umweltbildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der österreichischen

Schullandschaft................................................................................................... 59

4.1 Umweltbildung als Unterrichtsprinzip im österreichischen Schulwesen ....... 60

4.2 Grundsatzerlass „Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“ .................... 61

4.3 Österreichische BNE-Strategie .................................................................... 63

4.4 Schulnetzwerke als Unterstützungsstrukturen ............................................. 66

4.4.1 Schulnetzwerke in Österreich ................................................................ 68

5 Das ÖKOLOG-Schulnetzwerk ............................................................................ 74

5.1 Entwicklung von ÖKOLOG ........................................................................... 74

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5.2 Was ist ÖKOLOG? ....................................................................................... 75

5.3 Inklusion: eine Kultur des Miteinanders – Praxisbeispiel aus dem

Themenpunkt „Schule trifft Gemeinde“ ......................................................... 77

5.4 Auf dem Weg zu ÖKOLOG – Die zehn Schritte ........................................... 78

5.5 Vorteile für ÖKOLOG-Schulen ..................................................................... 80

5.6 AkteurInnen im Netzwerk ............................................................................. 81

5.7 Ökologisches Schulmanagement ................................................................. 83

5.7.1 Qualitätskriterien der Umweltbildung ..................................................... 84

5.7.2 Qualitätssicherung – Entwicklungsplan (SQA) und Entwicklungs- und

Umsetzungsplan (QIBB) ........................................................................ 86

5.7.3 ÖKOLOG-Qualitätsstern ........................................................................ 88

6 Methodologie der Forschungsarbeit ................................................................... 90

6.1 Bedeutung der Fallanalyse ........................................................................... 91

6.2 Forschungsprozess dieser Arbeit ................................................................. 93

6.3 Vorstellung der zwei Fälle ............................................................................ 94

6.4 Ergebnisdarstellung.................................................................................... 109

7 Beantwortung der Forschungsfragen ................................................................ 132

8 Resümee .......................................................................................................... 136

9 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 139

10 Anhang ............................................................................................................. 155

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Abbildungs-, Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Dimensionen des Leitbilds Nachhaltige Entwicklung (In

Anlehnung an Hauenschild/Bolscho 2005, S. 34)

S. 27

Abbildung 2: Global Goals (Trollbäck + Company 2015) S. 39

Abbildung 3: Exklusion, Inklusion und Integration (BMLFUW 2015b, S. 1) S. 48

Abbildung 4: ÖKOLOG (ÖKOLOG 2015b) S. 74

Abbildung 5: ÖKOLOG-Themen (In Anlehnung an ÖKOLOG 2015f) S. 76

Abbildung 6: Aufbau nachhaltiger inklusiver Strukturen (ÖKOLOG 2013) S. 78

Abbildung 7: ÖKOLOG-Netzwerk (ÖKOLOG 2015j) S. 83

Abbildung 8a: ÖKOLOG-Qualitätsstern-Bereiche (ÖKOLOG 2015g) S. 88

Abbildung 8b: Beispiel einer Entwicklung/Qualitätsstern-Bildung

(ÖKOLOG 2015g)

S. 89

Tabelle 1: Explizite und implizite Anführungen von Menschen mit

Behinderungen in den nachhaltigen Entwicklungszielen (In Anlehnung an

CBM o.J.)

S. 41

Tabelle 2: Gegenüberstellung der Merkmale des Konzepts der Inklusion

und des der Integration (In Anlehnung an Hinz 2010, S. 359)

S. 47

Tabelle 3: Tipps für inklusive Umweltbildung und BNE (In Anlehnung an

Netzwerk Umweltbildung 2013, S. 9)

S. 56

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Abkürzungsverzeichnis

ADA Austrian Development Agency

BLK Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und

Forschungsförderung

BMASK Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

BMBF Bundesministerium für Bildung und Frauen

BMBWK Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und

Wasserwirtschaft

BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und

Reaktorsicherheit

BMUKK Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

BMWFW Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft

BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung

BNE Bildung für Nachhaltige Entwicklung

CBN Christoffel-Blindenmission

CERI Centre for Educational Research and Innovation

CSD Commission on Sustainable Development

DGVN Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen

ENSI Environment and School Initiatives

ESD Education for sustainable Development

GAP Gobal Action Roadmap

IUCN International Union fort the Conversation of Nature

IUS Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung

JB Jahresbericht

MDGs Millenniums Development Goals

NAP Nationaler Aktionsplan Behinderung

NE Nachhaltige Entwicklung

NGO Non-Governmental Organisation

OECD Organisation for Economic Cooperation and Development

ÖGUT Österreichsicher Gesellschaft für Umwelt und Technik

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ÖKOLOG Programm zur Ökologisierung von Schulen – Bildung für

Nachhaltigkeit

QM Qualitätsmanagement

SDGs Sustainable Development Goals

SEED School Development through Environmental Education

UN United Nations

UNCHE United Nations Conference on the Human Environment

UNECE UN-Economic Commission for Europe

UNEP United Nations Environmental Programme

UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization

UNO United Nations Organization

WAP Weltaktionsprogramm

WCED World Commission on Environment and Development

WSSD World Summit on Sustainable Development

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1 Einleitung

Der Begriff der Nachhaltigkeit ist schon sehr alt und fast alle Nachhaltigkeitsfragen, mit

denen sich unsere Gesellschaft heute befasst, waren in abgewandelter Form schon in

der Vergangenheit gängig (vgl. Grober 2010). Die Anfänge der Nachhaltigkeit lassen

sich als Antwort auf die fortgeschrittene Abholzung der mitteleuropäischen Wälder in

der frühen Neuzeit zum einen und den wachsenden privaten, gewerblichen und

staatlichen Holzbedarf unter merkantilistischen Rahmenbedingungen zum anderen

verstehen. In der sich herausbildenden Ökonomie, erst als Agrar- und Forstökonomie

im 18. Jahrhundert und nachher in der aufgehenden Nationalökonomie des 19.

Jahrhunderts, scheint das Thema regelmäßig auf, ohne jedoch einmal kontinuierlich

in den Vordergrund zu rücken (vgl. Radkau 2000). Was auch für die erste Hälfte des

20. Jahrhunderts gilt (vgl. Grober 2013).

Die UN-Konferenz ‚on the Human Environment‘ (1972) erstellte eine erste Liste von

Grundprinzipien des Umweltschutzes sowie der Nachhaltigkeit (vgl. Ohlmeier/Brunold

2015b, S. 11). Doch frühestens seit den ausgehenden 1980er Jahren bekam der

Begriff der Nachhaltigkeit einen beständigen und nun auch vermehrt anerkannten

Platz im Bereich der Wissenschaft und Politik. Auch nahm sich die Pädagogik dieses

Themas an und entwickelte in der Folgezeit eine Fülle an Konzeptionen und einige

bedeutsame Theorien. Der entsprechende pädagogische Zweig wurde zunächst

Umwelterziehung dann Umweltbildung bezeichnet (vgl. Bolscho/Seybold 1996). Die

Umweltbildung bekam nach Jahren stetiger Weiterentwicklung mit der Konferenz der

Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahre 1992 einen

entscheidenden Impuls, der zu einer radikalen Neuausrichtung führte. Hatte sie 1992

den Fokus im Wesentlichen auf ökologische Themenfelder gerichtet, berücksichtigte

sie ab diesem Zeitpunkt in ihren Strategien und Ausführungen vermehrt ökonomische

und soziale Implikationen des Mensch-Natur-Verhältnisses. Der Gedanke einer

„Nachhaltigen Entwicklung“ wurde zu einem fundamentalen Ausganspunkt von sowohl

konzeptionellen als auch empirischen Arbeiten in der Umweltbildung. In der Rio

Deklaration wird im Grundsatz 3 formuliert was unter einer Nachhaltigen Entwicklung

von Gesellschaften verstanden werden soll: „Das Recht auf Entwicklung muss so

erfüllt werden, dass den Entwicklungs-, und Umweltbedürfnissen heutiger und

zukünftiger Generationen in gerechter Weise entsprochen wird“ (Rio Deklaration, zit.

n. Rieß 2006, S. 9). In der Agenda 21 wird in einem Kapitel die Bedeutung von Bildung

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und Erziehung für eine Nachhaltige Entwicklung direkt angesprochen. Demnach war

es von Beginn an klar, dass für eine Verwirklichung der Leitidee ‚Nachhaltige

Entwicklung‘ dringend pädagogische Bestrebungen notwendig sind. Aus der

Umweltbildung entwickelte sich sehr rasch die ‚Bildung für Nachhaltige Entwicklung

(BNE)‘ bzw. ‚Bildung für Nachhaltigkeit’ (Education for/on Sustainable Development

oder Sustainable Education). Neben der starken Annahme des

Nachhaltigkeitsdiskurses ist dieses neue pädagogische Feld dadurch charakterisiert,

dass die Umweltbildung und die entwicklungspolitische Bildung (mit dem Ziel des

globalen Lernens) sich unter dieser gemeinsamen Denkhülse um eine stärkere

Verbundenheit bemühen (vgl. Rieß 2006, S. 9). Die Wichtigkeit, die der Bildung für

Nachhaltige Entwicklung von der Weltgemeinschaft zugesprochen wird, zeigt sich mit

der im Jahre 2005 ausgerufenen Weltdekade „Education for sustainable developement

(2005-2014)“. Im Rahmen der Bildungsdekade sollen „Problemfelder“ der Welt erkannt

werden und vor allem im Unterricht aller Schularten altersgemäß aufgegriffen und

kritisch betrachtet werden (vgl. Ucsnik 2011, S. 19). Nach Auslaufen der Weltdekade

wurde das „Weltaktionsprogramm“ (GAP – Global Action Programme) für einen

Zeitraum von fünf Jahren beschlossen und zielt auf eine Weiterführung der weltweiten

Umsetzung und graduellen Implementierung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung

ab. Die UNESCO koordiniert die Umsetzung der Dekade auf internationaler Ebene.

Daraus leitet die Österreichische UNESCO-Kommission ihren Auftrag ab, Bildung für

Nachhaltige Entwicklung mit allen Kräften zu fördern (vgl. UNESCO 2014b).

Am 25. September 2015 wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen

(UN) auf einem Sondergipfel in New York die 2030 Agenda für nachhaltige

Entwicklung (SDGs – Sustainable Developement Goals) verabschiedet. Sie ist

besonders wegen ihrer universellen Gültigkeit sowie ihrem ökologischen und sozialen

Verständnis von Nachhaltigkeit zu nennen (vgl. CBM o.J.). Doch beachtlich ist ein

weiterer Punkt: Ungleich der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) erstreckt sich

Inklusion wie ein roter Faden durch die 2030-Agenda. Ihr klares Leitmotiv lautet

„Niemanden zurücklassen“ (para. 4 2030-Agenda). Des Weiteren wird in der Literatur

darauf hingewiesen, dass das immer inklusiver werdende Bildungssystem für die

Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung eine große und wichtige

Aufgabe darstellt.

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In Österreich wurde schon im Jahre 1995 das ÖKOLOG-Schulprogramm, mit dem Ziel

der Ökologisierung von Schulen und Pädagogischen Hochschulen (PH), entwickelt.

Dabei soll Umweltbildung im Schulprogramm verankert werden. Mit derzeit 477

ÖKOLOG-Schulen aller Schulstufen und 9 ÖKOLOG-PHs ist es das größte Netzwerk

für Schulen und Umwelt in Österreich. Seit 15 Jahren leisten ÖKOLOG-Schulen und

Pädagogische Hochschulen einen Beitrag zur Bildung für Nachhaltigkeit und zur

Schulentwicklung in Österreich. Schulen sollen dabei gestärkt und motiviert werden,

in den reichhaltigen Aktionsbereichen (z.B. Energie, Wasser, Abfall, Gesundheit,

Schulklima, soziale Angelegenheiten und Werte) noch aktiver zu werden. Dabei wird

neben der Durchführung von vielen Projekten zum Thema Nachhaltigkeit auch

versucht, eine nachhaltige Schulkultur zu etablieren (vgl. ÖKOLOG 2015g). Darüber

hinaus unterstützt das Netzwerk ÖKOLOG Inklusionsschulen und Schulen, die auf

dem Weg dorthin sind bzw. sich verstärkt mit dem Thema auseinandersetzen wollen,

um das Thema BNE und Umweltbildung für alle SchülerInnen zugänglich zu machen.

1.1 Zielsetzung und Forschungsfragen

Die vorliegende Forschungsarbeit setzt sich zum Ziel, einen Beitrag zur Untersuchung

der Wirksamkeit des ÖKOLOG-Programms an Volksschulen zu leisten, um eine

Weiterentwicklung im Bereich der ökologischen Schulentwicklung zu fördern. Ebenso

soll herausgefunden werden, welche Relevanz das Thema Inklusion an ÖKOLOG-

Volksschulen hat und auf welche Art und Weise dieses Thema im Bereich der Planung

und Durchführung von ÖKOLOG-Schulprojekten und Schulmaßnahmen berücksichtigt

wird.

Demnach lauten die Forschungsfragen und die darauf aufbauenden Hypothesen wie

folgt:

Forschungsfrage 1:

Welche Wirkungen erzielt die langjährige Mitarbeit von Volksschulen am

ÖKOLOG-Programm hinsichtlich der Ziele des Programms und der

individuellen Ziele der Schulen?

o Hypothese: Die langjährige Mitarbeit von Volksschulen am ÖKOLOG-

Programm führt zu wesentlichen Weiterentwicklungen in den Bereichen

Unterrichtsgestaltung, Kompetenzerwerb der SchülerInnen und

Außenbeziehungen der Schule.

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Forschungsfrage 2:

Welche Relevanz hat das Thema Inklusion an ÖKOLOG-Volksschulen und auf

welche Art und Weise wird es im Bereich der ÖKOLOG-Projekt- und

Maßnahmengestaltung berücksichtigt?

o Hypothese: Das Thema Inklusion stellt für ÖKOLOG-Volksschulen eine

zentrale Bedeutung dar, vor allem bezogen auf die individuelle

Förderung von SchülerInnen. Dazu wird das Thema Inklusion bei

ÖKOLOG-Schulprojekten und Schulmaßnahmen durch kreative und

spielerische Art und Weise behandelt.

1.2 Gliederung der Forschungsarbeit

Die vorliegende Arbeit gliedert sich im Anschluss an die Einleitung in zwei wesentliche

Teile.

Den ersten grundlegenden Teil der Arbeit bilden die Kapitel 2 bis 5, welche den

theoretischen Rahmen dieser Arbeit darstellen. Darin wird zu Beginn die Etymologie

des Begriffs ‚Nachhaltigkeit’ etwas nähergebracht (2.1). Dazu wird das Konzept

‚Nachhaltige Entwicklung‘ samt geschichtlichen Hintergrund sowie das Konzept

‚Bildung für Nachhaltige Entwicklung‘ ausführlich behandelt (2.1, 2.2). Dazu erfolgt

eine detaillierte Auseinandersetzung mit der bereits für die Jahre 2005-2014

ausgerufenen Weltdekade ‚Bildung für Nachhaltige Entwicklung‘ und dem für den

Anschluss konzipierten UNESCO-Weltaktionsprogramm (2015-2019), welches auf

den Erfolgen der abgeschlossenen UN-Dekade ‚BNE‘ aufbaut. Hierbei wird ein

Überblick über dessen Zielvorstellungen und Handlungsfelder, die mit Beispielen

verdeutlicht werden, verschafft (2.3.1). Das zweite Kapitel schließt mit einer kurzen

Erklärung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs – Sustainable Development Goals) ab,

welche der Sicherstellung einer Nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer,

ökologischer und sozialer Ebene dienen sollen (2.4). Besonderes Augenmerk wird auf

das Thema Inklusion gelegt, da dieses in allen Umsetzungsmaßnahmen als wichtige

Voraussetzung gesehen wird, um die SDGs zu erreichen. Hierzu wird erstmals näher

auf das Wort Inklusion eingegangen (3.1). Darüber hinaus wird versucht,

hervorzubringen, was hinter der Leitidee Inklusion steckt (3.2.). Anschließend erfolgt

eine nähere Auseinandersetzung mit der UN-Behindertenrechtskonvention und dem

österreichischen Aktionsplan Behinderung (NAP) (3.3, 3.4). Zum Schluss dieses

Kapitels erfolgt ein Einblick in die inklusive Bildung für Nachhaltige Entwicklung und

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Umweltbildung (3.5). Das vierte Kapitel beschäftigt sich im Speziellen mit der

Entwicklung der Umweltbildung in der österreichischen Schullandschaft und gibt einen

Einblick in den aktuellen Grundsatzerlass „Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“

(4.1, 4.2). Ebenso wir Bezug auf die „Österreichische Strategie zur Bildung für

nachhaltige Entwicklung“ genommen (4.3), durch welche ein Bewusstseinswandel in

Richtung Nachhaltigkeit bei Lernenden und Lehrenden in allen Bildungsbereichen

gefördert werden sowie eine Vernetzung von BNE-AkteurInnen stattfinden soll. Am

Ende dieses Kapitels wird die Bedeutung von Schulnetzwerken als

Unterstützungsstrukturen dargestellt (4.4) und einige wichtige Schulnetzwerke in

Österreich vorgestellt (4.4.1). Das letzte Kapitel (5) des ersten grundlegenden Teils

dieser Arbeit widmet sich ausschließlich dem Schulnetzwerk ÖKOLOG, dem größten

Netzwerk für Schule und Umwelt in Österreich.

Den zweiten wesentlichen Teil dieser Arbeit bilden die Kapitel 6 und 7. Dabei wird im

Kapitel 6 der methodische Teil dieser Arbeit beschrieben. Es handelt sich um eine

qualitative Forschungsmethode, nämlich um Fallstudien. Zunächst wird die Auswahl

dieser Methode begründet und die wesentlichen Merkmale der Fallstudienforschung

dargelegt (6.1). Sodann wird der Forschungsprozess dieser Arbeit und die zwei

untersuchten Fälle eingehend beschrieben (6.2; 6.3). Weiterführend werden die

Ergebnisse der Interviewbewertung sowie der Informationsgewinn aus den ÖKOLOG-

Jahresberichten und der Schulhomepages übersichtlich dargestellt (6.4). Schließlich

endet der zweite elementare Teil dieser Arbeit mit der Beantwortung der

Forschungsfragen (7).

Im 8. Kapitel wird die Arbeit durch ein Resümee abgerundet.

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2 Bildung für Nachhaltige Entwicklung als neue

Handlungsmaßnahme im Bildungsbereich

In diesem Kapitel wird versucht, die Grundgedanken von Nachhaltiger Entwicklung

(NE) und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) so weit abzuhandeln, wie es für

die Rahmung der Forschungsfragen dieser Arbeit notwendig ist.

2.1 Nachhaltigkeit – ein inflationärer Begriff

Das Wort ‚Nachhaltigkeit‘, das u.a. mit universalethischen Intentionen sowie mit einer

umfassenden Begriffsgeschichte in anfänglich ökologischen Kontexten verknüpft ist,

taucht derzeit in einem inflationären Ausmaß in den unterschiedlichsten

gesellschaftlichen Kontexten und Lebensbeziehungen auf (vgl. Ohlmeier/Brunold

2015b, S. 5). Von Beginn an konnte keine Einigkeit über die Bedeutung des Begriffs

erreicht werden. Es hat den Anschein, als ob nichts so beliebt wäre wie das Reden

und Schreiben über Nachhaltigkeit und zugleich nichts so ausweglos wie die

Bemühung, den Begriff konsensfähig und allgemeinverbindlich zu definieren (vgl.

Tremmel 2014, S. 14). ‚Nachhaltigkeit‘ – so schreibt sich ein weit verbreitetes Vorurteil

– ist laut Grober (2013, S. 15) „ein total unsinnliches Wort“ und wirkt zunächst ein

wenig unklar. Um dem entgegenzuwirken und Aufschluss über die Kernelemente der

Nachhaltigkeit zu erhalten, ist es notwendig, vorerst in die Welt der Sprache

einzutauchen.

Der Herkunftsduden vermerkt zur Etymologie von ‚nachhaltig‘, dass es sich um eine

„Ableitung des heute veralteten Substantivs ‚Nachhalt‘ = etwas, das man für Notzeiten

zurückbehält, ‚Rückhalt‘“ handelt. Die etymologische Bedeutung von ‚nachhalten‘ wird

mit ‚anhalten‘, ‚wirken‘ angeführt (vgl. Tremmel 2014, S. 14). Im Vergleich hierzu findet

sich im Heinrich Campes Deutschem Wörterbuch von 1809 eine sehr interessante

Deutung: „Nachhalt ist das, woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält“

(Campe 1809, S. 403). Ein kurzer Satz, der laut Ulrich Grober (2013, S. 15) aber einen

„Zugang zur Tiefendimension des Wortes“ öffnet. Der Wortstamm des

englischen Verbs (sowie auch des französischen Pendants ‚sountenir‘) geht

auf das lateinische Verb ‚sustinere‘ zurück, was so viel wie ‚aushalten‘,

‚aufrechterhalten‘, ‚tragen‘, ‚stützen‘, ‚bewahren‘ heißt. Jedenfalls setzte sich

‚sustainable‘ (aufrechterhaltbar) anders als das Wort ‚sustained‘ (aufrechterhaltend,

aufrechterhalten werden) erst in den 1980er Jahren im englischen Sprachgebrauch

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durch. Ersteres kennzeichnet einen Prozess, der für die Zukunft denselben

beständigen Ertrag verspricht, im zweiten Fall wird die bisherige Entwicklung beurteilt

(vgl. Tremmel 2014, S. 15). Tremmel hält hierzu fest, dass der etymologische

Sinngehalt von nachhaltig/sustainable auf ein Fließgleichgewicht verweist: „Die

Abnahme einer Ressource durch menschliche Eingriffe ist pro Periode höchstens so

groß wie ihre Zunahme dank (natürlicher) Ressourcen.“ Des Weiteren fügt Tremmel

hinzu, dass die Begriffsbedeutung von nachhaltig kein Wachstum vorsieht. Wachstum

würde besagen, dass statt konstanter Erträge z.B. aus der Waldbewirtschaftung,

kontinuierlich Erträge angestrebt werden würden (vgl. Tremmel 2014, S. 15).

Das Wort ‚nachhaltig‘ wird seit einigen Jahren vielfältig gebraucht, es wurde in

gewissen Maßen zu einem Modewort, das man nicht versteht, das aber durchwegs

häufig verwendet wird. So wird beispielsweise von „nachhaltiger Wirtschaft“,

„nachhaltiger Bauweise“ und von „nachhaltigem Reisen“ gesprochen und geschrieben.

Es wird „nachhaltig gekocht“, „nachhaltig gewohnt“ und „nachhaltig konsumiert“.

Hierbei zieht sich der Grundgedanke durch, nicht auf Kosten kommender

Generationen zu leben, sondern für die zukünftigen Generationen zu denken und zu

handeln – die natürlichen Systeme als Lebensbasis der Menschen sollen bestehen

bleiben (vgl. Ucsnik 2011, S. 48).

2.2 Das Konzept einer Nachhaltigen Entwicklung und die Rolle der Bildung

Wurzeln in der Waldwirtschaft

Die Ursprünge der Nachhaltigkeit reichen weit in die Vergangenheit zurück. Demnach

finden sich beispielsweise Schriftquellen zu ‚forstlicher Nachhaltigkeit‘ im antiken

Ägypten, Griechenland und Rom sowie in der japanischen Forstwirtschaft (vgl.

Tremmel 2003, S. 97f.). Ebenfalls beinhalten die Weistümer des Mittelalters – und zwar

schon in mündlicher Form lange bevor sie ab dem 14. Jahrhundert schriftlich

aufgezeichnet wurden – Richtlinien zu Nutzungsbeschränkungen in den

Genossenschafts- und Allmendwäldern. Diese zielten darauf hin, die Wälder zu

erhalten und eine fortlaufende Bereitstellung an Holz und anderen Waldnutzungen

sicherzustellen (vgl. Ohlmeier/Brunold 2015b, S. 6). Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ geht

auf die ersten Ansätze einer nachhaltigen Forstwirtschaft im 16. und 18. Jahrhundert

in Mitteleuropa zurück, als die Ressource Holz als Brennholz zum Heizen, als

Baumaterial für den Bergbau und als Vorratsreserve für Krieg, Brand und andere

Notfälle einem großen Bedarf ausgesetzt war und zunehmend weniger wurde. Die

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jeweiligen Landherren legten zwischen 1500 und 1800 Forstordnungen fest und

beabsichtigten u.a. den Holzbedarf auf längere Dauer sicherzustellen und stellten die

Forderung nach einer möglichst sparsamen Umgangsweise mit dem knappen Rohstoff

(vgl. Hasel/Schwartz 2006, S. 307). Die erste verfasste Schrift zur Nachhaltigkeit

stammt vom sächsischen Oberberghauptmann Johann „Hannß“ Carl von Carlowitz

(1645-1714) aus Freiburg. Im Jahr 1713 veröffentlichte er das erste in sich

geschlossene Werk zur Forstwirtschaft mit dem Namen „Sylvicultura oeconomica,

oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“,

in welchem er eine Form der Holzwirtschaft fordert, bei der immer nur so viel Holz

geschlagen wird, wie durch Wiederaufforstung nachwachsen kann (vgl. Grober 2013,

S. 27). Daher widmet er sich in seiner Schrift insbesondere den ehemals bereits

geläufigen Techniken der Saat und Pflanzung für Laub- und Nadelholz und besteht auf

eine „continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung“ (von Carlowitz 2000, S.

105) des Rohstoffs Holz, ohne die das Land nicht bestehen könne. Ulrich Grober

(2010, S. 94) spricht diesbezüglich von der „Aufgabe der Gesellschaft“. Von Carlowitz

gilt nicht als der Erfinder der Nachhaltigkeit, doch hat er das Wort geschöpft und den

Begriff geprägt. Als Leistung der Sylvicultura oeconomica wird die ethische

Komponente angesehen. Der Bildungsbegriff und die Gründung des Expertentums

sind in dem Werk dargelegt. Weitere Sprecher der nachhaltigen Waldwirtschaft,

darunter Georg Ludwig Hartig, setzten den Begriff später in die Praxis um (vgl.

Deutscher Forstverein 2013, S. 8). Der Gladenbacher Oberlandforstmeister Georg

Ludwig Hartwig (1764-1837) formuliert in seiner „Anweisung zur Taxation und

Beschreibung der Forste“ seine Definition der Nachhaltigkeit im Jahre 1810 rund 100

Jahre nach von Carlowitz wie folgt: „Keine dauerhafte Forstwirtschaft lässt sich denken und

erwarten, wenn die Holzabgabe aus den Wäldern nicht auf Nachhaltigkeit berechnet ist. Jede

weise Forstdirektion muss daher die Waldungen des Staates ohne Zeitverlust taxieren lassen

und sie zwar so hoch als möglich, doch so zu benutzen suchen, dass die Nachkommenschaft

wenigstens ebenso viel Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation

zueigne“ (Hartwig 1804, S. 1). Hierbei wird erstmals eindeutig die Verpflichtung eines

‚Generationenvertrags‘ benannt. Die gegenwärtig lebende Generation soll auf die

Nutzungsmöglichkeiten verzichten, um zukünftigen Generationen diese Nutzungen

aus dem Wald weiter zu ermöglichen (vgl. Schmidt 2013, S. 11). Im Laufe einer sich

nach und nach etablierenden Forstwirtschaft in Europa brachten neben von Carlowitz

und Hartig auch andere Verfechter der Forstwirtschaft den deutschen

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Nachhaltigkeitsbegriff mit dem gemeinsam geteilten Hauptgedanken auf den Weg,

dass nur so viel genutzt werden sollte, was im selben Zeitraum wieder nachwächst.

Als ökonomische Grundlage für zukünftige Generationen sollte der Wald bewahrt

werden. In diesem Sinne wurde der Begriff schließlich als nachhaltiger Ertrag –

‚maximum sustained yield‘ – ins Englische übertragen und international verbreitet (vgl.

Ohlmeier/Brunold 2015b, S. 7).

Zeitgenössische Entwicklung in der Umweltpolitik

Neben der Forstwirtschaft hat die „neue Umweltpolitik“ der Nachhaltigkeit einen Schub

gegeben. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erfuhr der Umweltbegriff

wiederholt einen Wandel: Er entwickelte sich zu einem technologie-, gesellschafts- und

zivilisationskritischen Begriff. Als Hauptereignis dafür gilt das im Jahre 1962 publizierte

Werk „Silent Spring“ von Rachel Carlson (1907-1964), das dazu verhalf, Umweltschutz

zu einem wichtigen interdisziplinären Thema zu machen und das gesellschaftliche

Umweltbewusstsein weltweit anzuheben (vgl. ÖGUT 2004, S. 31). In den

darauffolgenden Jahren erschienen immer mehr Publikationen zur Bedrohung der

Umwelt. Dazu gehört das berühmte Werk „The Limits of Growth“ („Grenzen des

Wachstums“1) von Dennis Meadows et al., das erstmals über begrenzte Ressourcen

und die Folgen des exponentiellen Wachstums in einer begrenzten Welt diskutiert (vgl.

Zimmermann 2016, S. 4). Die neue globale Umweltpolitik wurde maßgeblich von den

UNO-Umweltkonferenzen beeinflusst. Hier erlangte auch der Begriff der

Nachhaltigkeit seine wesentliche Prägung (vgl. Chasek et al., S. 417ff.). Im Kontext

der UNO-Konferenzen vollzog sich eine von der forstwirtschaftlichen

Begriffsgeschichte überwiegend unabhängige Neuprägung des Verständnisses von

‚Nachhaltiger Entwicklung‘. Das zuvor als ökolog-ökonomisches Prinzip der

Naturbewirtschaftung geläufige Prinzip wurde nun zu einem komplexen Leitbild

ausgebaut, das „Umwelt“ und „Entwicklung“ miteinander verbindet (vgl. Vogt 2009, S.

117). Durch eine schwedische Initiative wurde, mit Unterstützung der USA, 1972 die

erste weltweite Umweltkonferenz in Stockholm2 (UNCHE – United Nations

1 Die Studie ‚Grenzen des Wachstums' war der Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Thematik der Nachhaltigen Entwicklung und wird als „Ur-Studie zu Nachhaltiger Entwicklung“ angesehen (vgl. Sypien 2014, S. 2). Dennoch fand der Bericht einen sehr gegensätzlichen Anklang (vgl. Hauff 2014, S. 7). 2 Die UNO-Weltkonferenz für die menschliche Umwelt 1972 in Stockholm war die erste UNO-Weltkonferenz zum Thema Umwelt überhaupt und gilt als der ursprüngliche Beginn der internationalen Umweltpolitik (vgl. von Hauff 2014, S. 6).

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Conference on the Human Environment) abgehalten. Die Konferenzteilnehmer, 1200

Vertreter aus 113 Staaten, vereinbarten hier u.a. ein gemeinsames und

grenzüberschreitendes Vorgehen zum Schutz der Umwelt und verabschiedeten die

Grundlagen zur Gründung der UNEP (United Nations Environmental Programme) mit

Sitz in Nairobi. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hat sich der politischen

Umsetzung des Nachhaltigkeitsparadigmas verpflichtet und verfolgt ein politisches

Programm auf dem Gebiet der Umweltpolitik und des Naturschutzes3. In weiterer Folge

entwickelten sich in zahlreichen Staaten Umweltministerien. 1980 definierte die

Weltnaturschutzunion (IUCN – International Union for the Conservation of Nature)

gemeinsam mit anderen UN-Organisationen die „World Conservation Strategy“. Dabei

wurde erstmals der Begriff „Sustainable Developement“ in einem breiteren politischen

und wissenschaftlichen Kontext festgehalten. Während ökologische und ökonomische

Fragestellungen behandelt wurden, fehlte die soziale Dimension zu dieser Zeit noch

fast gänzlich (vgl. von Hauff 2014, S. 6). In den 1970er Jahren und in der ersten Hälfte

der 1980er Jahre wären noch viele zentrale Ereignisse auf dem Weg zum Leitkonzept

der Nachhaltigen Entwicklung zu erwähnen, doch erfolgt nun der Übergang zur

Entstehung und den wesentlichen Ausführungen der Brundtland-Kommission, die die

bedeutsame Definition der Nachhaltigkeit aus dem Bereich der Politik hervorgebracht

hat.

Die weltweite Verbreitung des Begriffs wie auch der Idee der Nachhaltigen Entwicklung

in den Wissenschaften und der Gesellschaft nahm ihren Anfang mit dem im Jahr 1987

veröffentlichten Report of the World Commission on Environment and Development

(Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung), der den Titel ‚Our Common

Future‘ (‚Unsere gemeinsame Zukunft‘) trägt. Vor dem Hintergrund der wachsenden

ökologischen, ökonomischen, aber auch sozialen Probleme nahm die Kommission

unter der Leitung der früheren norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem

Brundtland ihre Arbeit auf. Die Kommission sollte Handlungsempfehlungen zur

Erreichung einer dauerhaften Entwicklung konzipieren (vgl. von Hauff 2014, S. 8). Die

Kommission schaffte es, ein Nachhaltigkeitsverständnis zu entwickeln, welches bis

heute weltweit als bewährte Ausgangsbasis für konkretere Strategien anerkannt wird

(vgl. Grunwald/Kopfmüller 2012, S. 24).

3 Der dort beschlossene ‚Action Plan for the Human Environment‘ umfasste auch unterstützende Maßnahmen wie Bildung, Ausbildung und Information der Öffentlichkeit (vgl. Becker 2001, S. 158).

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Der Bericht fasst die wesentlichen und weltweiten Probleme von Umwelt und

Entwicklung zusammen. Eine zentrale Erkenntnis ist die Anerkennung der globalen

Krise: „Es gibt keine Umweltkrise, keine Entwicklungskrise und keine Energiekrise –

sie alle sind Teil einer einzigen Krise“ (Hauff 1987, S. 4). Aus der Erkenntnis der

globalen Krise lässt sich entnehmen, dass die Ursachen für die Weltprobleme

umfangreich sind und dass eine Umkehr aktueller Entwicklungstrends weitgehende,

alle gesellschaftlichen Felder berührende Änderungen umkreisen müsste. Zur Lösung

wird als anzustrebender Entwicklungsweg die Nachhaltige Entwicklung als eine

„Verschmelzung von Ökologie und Ökonomie zu einem Netz von Ursachen und

Wirkung“ (Hauff 1987, S. 5) angeführt. Neben der globalen Perspektive und der

untrennbaren Verbindung zwischen Umwelt- und Entwicklungsaspekten stellt die intra-

und intergenerative Verteilungsgerechtigkeit4 ein maßgebendes Signum des Berichtes

und damit auch der Nachhaltigen Entwicklung dar. In diesem Sinne fand die Definition

Nachhaltiger Entwicklung viel Beachtung und wurde zur Grundlage zahlreicher

Publikationen (vgl. von Hauff 2014, S. 9): „Sustainable Development is development

that meets the needs of the present without compromising the ability of future

generations to meet their own needs” (WCED 1987, S. 43). Die deutsche Übersetzung

hierzu lautet: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der

Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen

Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Hauff 1987, S. 46). Die Kernelemente dieses

Verständnisses von Nachhaltiger Entwicklung sind ein bedürfnisorientiertes

anthropozentrisches Weltbild und eine Ethik, die auf Gerechtigkeit sowohl zwischen als

auch innerhalb der Generation abzielt. Auf diese Weise grenzt sich Nachhaltige

Entwicklung in der Version des Brundtland-Berichts in zweierlei Weise von anderen

Nachhaltigkeitskonzepten ab. Zum einen rückt der Brundtland-Report den Menschen

in den Mittelpunkt. Die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse bildet das Ziel der

angestrebten Entwicklung. Nachhaltigkeit ist hierin als erforderliche Bedingung für die

Erreichung des Entwicklungsziels wahrzunehmen. Zum zweiten wird soziale

Gerechtigkeit, im Sinne eines gleichen Rechts auf Bedürfnisbefriedigung direkt im

4 Die beiden konstitutiven Merkmale der intra- und intergenerationellen Gerechtigkeit lassen sich, in Anlehnung an Michael von Hauff (2014, S. 9), folgend differenzieren:

- Die intragenerationelle Gerechtigkeit beansprucht einen gerechten Ausgleich zwischen den Interessen der Menschen in Industrie- und Entwicklungsländern.

- Die intergenerationelle Gerechtigkeit beansprucht, dass zukünftige Generationen in ihrer Bedürfnisbefriedigung nicht durch die Lebensart der gegenwärtigen Generation benachteiligt werden.

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Begriff ‚Nachhaltiger Entwicklung‘ festgemacht. (vgl. Weiland 2007, S. 25) Die

Brundtland-Kommission vereinigte in ihrem Konzept von Nachhaltiger Entwicklung

mehrere Stränge der vorangegangenen Debatte um Umwelt und Entwicklung. Zum

einen wurde die Divergenz Umwelt versus Wachstum, welche in den 1970er Jahren

zu heftigen Diskussionen führte, überwiegend entladen. Wachstumsziele wurden zur

Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse und besonders der Bedürfnisse der Armen

akzeptiert, im gleichen Moment wurde aber eine Verminderung der umweltschädlichen

Auswirkungen des Wirtschaftswachstums beabsichtigt. Zum anderen wurde das

Konzept der Nachhaltigen Entwicklung, welches bisher nur auf die Länder der Dritten

Welt Bezug genommen hatte, auf die industrialisierte Welt ausgedehnt. Nachhaltige

Entwicklung entsprach nun einer Aufgabe, die alle Nationen betraf und die jedes Land

angesichts seiner eigenen Lage anzugehen hatte (vgl. Weiland, S. 25). Der

Brundtland-Bericht entwarf eine Zukunftsstrategie, in welcher zwischen Ökologie und

Ökonomie, Sicherung und Fortschritt, Gerechtigkeit und Effizienz, zwischen Erster und

Dritter Welt keine unbezwingbaren Hürden mehr stehen (vgl. Weiland, S. 26).

Hinsichtlich der Konkretisierung dieser Grundprinzipien blieb der Bericht allerdings

ziemlich unklar. Dies war wohl primär der Tatsache geschuldet, dass sich die

vorwiegend aus PolitikerInnen bestehende Kommission das Ziel gesetzt hatte,

zwischen den damaligen, zum Teil stark polarisierten entwicklungspolitischen

Positionen5 zu vermitteln und den Bericht in strikter Konkretisierung abzufassen.

Zugleich hat dies aber auch zur breiten Annahme der Ergebnisse beigesteuert. Von

Anfang an wurde kritisiert, dass Reformnotwendigkeiten nicht ausreichend klar

formuliert wurden und dass der Bericht zu wachstumsorientiert sei. Entgegen aller

Kritik kann dieser Leitidee eine enorme Wirkmächtigkeit nicht abgesprochen werden.

Sie stellt noch nach vielen Jahren ein wesentliches Prinzip der internationalen Umwelt-

, Entwicklungs- und Wirtschaftspolitik dar, welches sich indessen in zahlreichen

Dokumenten und Abkommen finden lässt (vgl. Kopfmüller et al. 2007, S. 14).

Zu den Ergebnissen des Brundtland-Berichts zählt auch der Beschluss der UNO-

Vollversammlung im Dezember 1989, im Jahre 1992 in Rio de Janeiro eine Konferenz

mit dem Titel „United Nations Conference on Environment and Development“

5 Es wurde zwischen der jeweiligen Fokussierung auf ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungsaspekte, zwischen mehreren entwicklungstheoretischen Ansätzen, zwischen mehreren Einschätzungen der Rolle des Wirtschaftswachstums und des technischen Fortschritts oder zwischen mehreren Konzepten der weltwirtschaftlichen Ordnung vermittelt (vgl. Grunwald/Kopfmüller 2012, S. 25f.).

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abzuhalten. Sie ist zum Symbol der gemeinsamen Verantwortung aller Staaten der

Erde geworden und hat damit den vormals ökologischen und entwicklungspolitischen

zu einem gesamtgesellschaftspolitischen Diskurs im Sinne einer Grundlagenreflexion

über die Zukunft der Weltgesellschaft ausgedehnt. Der Begriff der Nachhaltigen

Entwicklung wird auch in den 27 Grundsätzen der deklarierten Rio Erklärung über

Umwelt und Entwicklung (Rio Declaration on Environment and Development) nicht

mehr lediglich als Modernisierung durch wirtschaftliches Wachstum und

Industrialisierung erkannt, sondern umschließt ökologische, ökonomische und

gesellschaftliche Komponenten, die gemeinsam als einheitliches Ganzes in

gegenseitiger Abhängigkeit stehen. Entscheidend ist, dass seither nicht allein die

programmatische Etablierung von Nachhaltigkeit im Vordergrund der

wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen steht. Vielmehr erfährt

auch die Frage nach sinnvollen und umsetzbaren Formen der Realisierung von

Nachhaltigkeit als zentrale Herausforderung der gesellschaftlichen

Zukunftsentwicklung große Aufmerksamkeit (vgl. Ohlmeier/Brunold 2015b, S. 11).

Die Agenda 21 als das wichtigste Dokument6 der Konferenz bringt ein erstes

komplexes Programm hervor. Dabei handelt es sich um eine von mehr als 170 Staaten

unterschriebene politische Willenserklärung zur Umsetzung einer Nachhaltigen

Entwicklung. Die Agenda 21 beinhaltet insgesamt 40 Kapitel, in denen eine Vielzahl

an politischen Bekenntnissen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen sowie

Vorhaben abgehandelt werden (vgl. Heinrichs/Michelsen 2014, S. 16). Das Kapitel 36,

das zentrale Gemeinsamkeiten mit den anderen Programmbereichen aufweist, legt

speziell die Möglichkeiten einer Neuausrichtung der Bildung für Nachhaltige

Entwicklung und der Förderung der öffentlichen Bewusstseinsbildung dar (vgl.

UNESCO 2014a, S. 10).

Es wird davon ausgegangen, dass ohne einen maßgeblichen mentalen Wandel bzw.

ohne Bewusstseinsbildung im globalen Maßstab eine Nachhaltige Entwicklung nicht

umsetzbar ist. Der Bildungslandschaft wird hierfür eine bedeutende Rolle

6 Neben der Agenda 21 wurden noch drei Konventionen verabschiedet: die Waldkonvention, Klimaschutzkonvention, Artenschutzkonvention. Darin versprachen die Staaten, die Emissionen von Treibhausgasen weltweit auf den Stand von 1990 zurückzuführen, festgesetzte Schritte gegen die Abnahme der Biodiversität zu realisieren und die Regenwälder zu schützen und ökologisch zu kultivieren. Im Unterschied zur Agenda 21 und zur Rio-Deklaration sind diese Konventionen völkerrechtlich verbindlich. Die bereits erwähnte Deklaration von Rio, enthält 27 Prinzipien, die die Staaten bezüglich Politik, Gesetzgebung, Wirtschaft und Wissenschaft beachten sollen, um den Schutz der Umwelt und eine Nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten (vgl. Becker 2001, S. 156).

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zugesprochen, denn Bildung sei die „unerlässliche Voraussetzung für die Förderung

einer Nachhaltigen Entwicklung und die Verbesserung der Fähigkeit der Menschen,

sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen“ (BMUB: Paragraph

36.3). Im Weiteren wird in der Agenda 21 großes Augenmerk auf Lösungen der

globalen Probleme auf örtlicher Ebene gelegt. So wird im Kapitel 28 „Initiativen der

Kommunen zur Unterstützung der Agenda 21“ ausdrücklich erwähnt, dass die

erwähnten Probleme und Lösungen ihre Ursache in Aktivitäten auf örtlicher Ebene

haben. Aus diesem Grund wird die Mitwirkung der Kommunen als ein entscheidender

Faktor bei der Verwirklichung der Agendaziele gesehen, weil Kommunen die

wirtschaftliche, soziale und ökologische Infrastruktur erschaffen, verwalten und führen

bzw. den Planungsverlauf beaufsichtigen und damit an der Umsetzung der nationalen

und regionalen Umweltpolitik mitwirken (vgl. UN 1992, S. 291). Aus diesem Ansatz

heraus wurde darum jede Kommune der über 170 Unterzeichnerländer aufgefordert,

eine eigene „lokale Agenda“7 zu errichten. Diese „lokale Agenda“ hatte über die Jahre

nur mittelmäßigen Erfolg, weshalb anlässlich des Weltgipfels in Johannesburg 2002

die nächsten 10 Jahre eine verstärkte Umsetzung der „Agenda 21“ – Ziele durch „local

action 21“ Kampagnen beschlossen wurden (vgl. UN 2002). Obwohl die Rio-Erklärung

über Umwelt und Entwicklung nicht den Status einer verbindlichen „Erdcharta“

erlangen konnte, hat sie nach Ohlmeier und Brunold (2015b, S. 11) „das Prinzip der

Nachhaltigen Entwicklung erstmals zur Grundlage einer globalen Konsensbildung

gemacht“. Ein wichtiges Ergebnis der Rio Konferenz war die Festlegung eines

Kontrollorgans, Commission on Sustainable Development (CSD), auf Ebene der

Vereinten Nationen. Dessen Aufgabe besteht darin, den Fortschritt und die Einhaltung

der Vereinbarungen von Rio bezüglich des Konzepts der Nachhaltigen Entwicklung zu

überwachen (vgl. Heinrichs/Michelsen 2014, S. 17f.).

Zehn Jahre nach Rio kam die Staatengemeinschaft im Spätsommer 2002 in

Johannesburg zum Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD – World Summit on

Sustainable Development) zusammen. Mit ca. 20 000 Delegierten von Regierungen,

der Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Kommunen war sie nach

Rio die größte UN-Konferenz. Die Themen des Gipfels sollen die Resultate regionaler,

nationaler und internationaler Vorbereitungskonferenzen berücksichtigen. Demnach

7 In Österreich wurde vom FORUM Umweltbildung in Kooperation mit dem österreichischen Institut für Nachhaltige Entwicklung (ÖIN) ein Modul für Gemeinden erschaffen (siehe FORUM Umweltbildung: NE – Gemeinsam unsere Lebensqualität verbessern).

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waren nicht neue Zielsetzungen gefragt, sondern Finanzierung, konkrete Termine und

verbindliche Vereinbarungen zur Umsetzung der Rio Beschlüsse (vgl. Vogt 2009, S.

120). Folgende Schwerpunkte zeichneten sich ab: Globalisierung und Nachhaltige

Entwicklung, Armutsbekämpfung und Umweltschutz, Energiepolitik und

Wasserwirtschaft, Ressourcenschutz und -effizienz sowie nachhaltige Konsum- und

Produktionsmuster. Der Weltgipfel endete mit der Verabschiedung einer politischen

Erklärung der Staats- und Regierungschefs (The Johannesburg Declaration on

Sustainable Development) und eines Aktionsplans (Plan of Implementation) zur

weiteren Verbesserung der Durchsetzung Nachhaltiger Entwicklung (vgl.

Heinrichs/Michelsen 2014, S. 19). Das zweite Dokument, ein Aktionsprogramm mit

zehn Kapiteln, bestätigt vorerst die Ziele der Millenniumserklärung, die schon zwei

Jahre zuvor auf dem Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen in Kraft gesetzt wurden

und aus denen im Anschluss die acht internationalen

Entwicklungsziele/Millenniumsentwicklungsziele (MDGs – Millenniums Development

Goals) abgeleitet wurden (vgl. Ohlmeier/Brunold 2015b, S. 12).

Neben ausführlichen Vorschlägen zu den unterschiedlichen nachhaltigkeitsrelevanten

Politikbereichen werden im Aktionsplan das innovative Potential und die Schlüsselrolle

von Bildung für die verschiedenen Handlungsfelder einer Nachhaltigen Entwicklung

betont. Dazu wird die Notwendigkeit bestärkt, dieses Potential für eine Neuausrichtung

der Bildung zu nutzen. Ziel dieser Anstrengungen ist es, Bildung für Nachhaltige

Entwicklung in allen relevanten Bildungsebenen zu integrieren und konkrete

Umsetzungswege zu erstellen und anzuwenden (vgl. Barth 2007, S. 41). Zudem stellt

Johannesburg mit der Ausrichtung auf gute Regierungsführung (Good Governance)

und Weltordnungspolitik (Global Governance) als unerlässliche Voraussetzungen für

Nachhaltige Entwicklung die mehrfach bereits in verschiedenen Kontexten

thematisierten Dimensionen der Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft

gewissermaßen in einen politischen Rahmen. In Aufnahme eines Vorschlags des

Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg hat die Vollversammlung der

Vereinten Nationen (UN) mit Beschluss vom 20. Dezember 2002 die Jahre 2005 bis

2014 zur Weltdekade der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Education for

Sustainable Development) erklärt. Damit soll angekündigt werden, dass Bildung und

Lernprozesse die treibende Kraft für Veränderungen und damit das Fundament für die

Annäherung an eine Nachhaltige Entwicklung sind (vgl. Ohlmeier/Brunold 2015a, S.

162). Der Begriff der Nachhaltigkeit und die Aufgaben der Nachhaltigkeitsbildung

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werden von Seiten der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural

Organization) sehr breit gefasst. Dies zeigt sich u.a. durch die für den Zeitraum der

Dekade berufenen „key action themes“ Biodiversity, Climate Change Education,

Disaster Risk Reduction, Cultural Diversity, Poverty Reduction, Gender Equality,

Health Promotion, Sustainable Lifestyles, Peace and Human Security, Water and

Sutstainable Urbanization. (UNESCO 2016a). Das weite Verständnis von

Nachhaltigkeit und Bildung für Nachhaltige Entwicklung wurde auch durch die in

zahlreichen internationalen Dokumenten formulierten Bezüge der Bildungsdekade zu

bereits errichteten UN-Programmen deutlich (vgl. Ohlmeier/Brunold 2015b, S. 14).

Die dritte Nachfolgekonferenz „Rio + 20“ (neben „Rio + 5“ 1997 in New York und „Rio

+ 10“ 2002 in Johannesburg) ereignete sich im Jahre 2012 erneut in der

brasilianischen Metropole Rio de Janeiro. Es ist davon auszugehen, dass die Bilanz

über die seither erreichten Fortschritte ernüchternd ausfällt. Der Klimawandel hat sich

verschärft, die Artenvielfalt nimmt ab, die Zerstörung der Wälder schreitet fort und über

eine Milliarde Menschen leben nach wie vor in Armut. Doch lassen Tendenzen im

Bereich der erneuerbaren Energien, bei der Ausweitung ökologisch bewirtschafteter

Landflächen oder bei der Trinkwasserversorgung vorerst aufatmen aus (vgl. BMUB

2012). Die Konferenz sollte die weltweite Transformation zu einer nachhaltigen

Wirtschaftsweise („Green economy“) forcieren. Dies offenbart die

Staatengemeinschaft in ihrer Abschlusserklärung mit dem Titel „The Future we want“

– „Die Zukunft, die wir wollen“. Die Rede ist von einem Wirtschaftsmodell, das die

natürlichen Ressourcen weniger strapaziert und die Wechselwirkungen zwischen

Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt berücksichtigt. Eine Vereinbarung von konkret

messbaren und zeitlichen Zielen blieb jedoch aus (vgl. BMUB 2012). Hinzukommend

ist die Einigung, bis 2014 die universell gültigen Nachhaltigkeitsziele (SDGs –

Sustainable Development Goals) auszuarbeiten. Die SDGs sollen die

Themenkomplexe, die im Abschlussdokument enthalten sind, abdecken. Sie sollen in

die sogenannte Post-2015-Agenda einbezogen werden. Auf diese Weise soll die

Berücksichtigung aller Dimensionen Nachhaltiger Entwicklung (sozial, wirtschaftlich

und ökologisch) in den künftig globalen Entwicklungszielen gewährleistet werden

(siehe auch Kapitel 2.4). Des Weiteren sind im Kapitel V des Abschlussberichts

mehrere Abschnitte gänzlich dem Bildungsbereich gewidmet. Daraus resultiert, dass

Bildung für Nachhaltige Entwicklung weitere Popularisierung finden soll. Die Vereinten

Nationen appellieren an ihre Mitgliedsstaaten, mit Folgeaktionen zur UN-Dekade

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„Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014), das Thema konsequent in die

Bildungslandschaft zu integrieren. Demnach solle BNE schon in der Schulbildung

thematisiert werden, um die Menschen darauf vorzubereiten, Nachhaltige Entwicklung

mitzutragen, so kann es aus dem Bericht entnommen werden (vgl. UNESCO 2012a).

Darüber hinaus wurden auch institutionelle Reformen innerhalb der Vereinten

Nationen in Rio initiiert. Es kam zu dem Beschluss, das bestehende Umweltprogramm

der Vereinten Nationen (UNEP) zu stärken und aufzubessern. Die UN-

Nachhaltigkeitskommission (CSD – Commission on Sustainable Development) soll

durch ein höhergestelltes UN-Nachhaltigkeitsforum ausgewechselt werden. Zudem

gab UN-Generalsekretär Ban Ki-moon bekannt, einen Sonderbeauftragten für künftige

Generationen zu berufen (vgl. BMZ 2016).

Die Säulen der Nachhaltigkeit

Eines von vielen theoretischen Konzeptualisierungen des Konzepts ‚Nachhaltige

Entwicklung‘ ist unter dem Begriff ‚Säulenkonzepte’ besprochen worden. Die einen

stellen die Stabilisierung wichtiger ökosystemarer Funktionszusammenhänge in den

Vordergrund und stellen dem andere, v.a. ökonomische und auch soziale Ziele als

abhängige Größen gegenüber. Andere stellen die Dringlichkeit eines

gleichberechtigten Abgleichs zwischen den drei ‚Säulen’ Ökologie, Ökonomie und

Soziales in den Vordergrund, sei es als Abgleich zwischen den Säulen, sei es als

Berücksichtigung sämtlicher drei Blickpunkte innerhalb jeder Säule (vgl. Enquete-

Kommission 1998).

Die Begrenzung auf die genannten drei Dimensionen ist jedoch nicht unumstritten. Als

zusätzliche Gefüge des relevanten Beziehungsgefüges wird der kulturelle Aspekt

angeführt: “The basis and foundation for inter linkages of three areas and sustainable

development is provided through the dimension of culture. Culture ways of being, relating,

behaving, believing and acting which differ according to context, history and tradition, and

within which human beings live out their lifes. This is to recognise that practices, identity and

values – the software of human development – play a big role in setting directions and building

common commitments” (UNESCO 2005, S. 13).

In der Diskussion um das Nachhaltigkeitskonzept herrscht überwiegend ein

Kompromiss darüber, dass Nachhaltigkeit nur durch eine Integration der

verschiedenen Dimensionen gesellschaftlicher Entwicklung erlangt werden kann.

Hingegen besteht keine Einigung über die Anzahl und Gewichtung der Dimensionen

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untereinander (vgl. Heinrichs/Michelsen 2014, S. 28). Ebenso wird davon gesprochen,

dass die Richtung des Prozesses zur Nachhaltigen Entwicklung Globalität und

Retinität anzeigen, d.h. die Gesamtvernetzung der Kulturwelt mit der Natur im

weltweiten Maßstab. Mayer (1998, S. 31) nimmt an, dass mit dem Postulat nach

Retinität, dem Zerfall des inneren Zusammenhangs zwischen Ökonomie, Ökologie und

sozialen Systemen in demokratischen Gesellschaften entgegengesteuert werden

kann.

Im Folgenden wird ein Modell dargestellt, dass nach Ott (2001, S. 38) die Gefahr der

„Überfrachtung“ mit sich bringen kann, weil es eine Mehrzahl an Konsequenzen

sowohl im globalen als auch im lokalen Kontext impliziert, dass es jedoch einen

Referenzrahmen zur aktuellen und zukünftigen Auseinandersetzung mit dem Leitbild

Nachhaltige Entwicklung darstellt (vgl. Hauenschild/Bolscho 2005, S. 34).

Abb. 1: Dimensionen des Leitbilds Nachhaltige Entwicklung (In Anlehnung an

Hauenschild/Bolscho 2005, S. 34)

Darüber hinaus bestehen auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene weitere

reichhaltige Bestrebungen, die Thematik systematisch zugänglich zu machen. Es

lassen sich viele verschiedene theoretische Ansätze8 voneinander abgrenzen, die oft

8 Mehr hierzu bei Heinrichs & Michelsen (2014: 24ff.).

Retinität

Globalität

ökonomische Dimension

wirtschaftliche Entwicklung

soziokulturelle Dimension

gerechte Ressourcen-

verteilung

ökologische Dimension

Tragfähigkeit der

Ökosysteme

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mit unterschiedlichen Verständnissen korrelieren. Deshalb ist es wichtig, jeweils zu

klären, auf welches Verständnis von Nachhaltigkeit Bezug genommen wird (vgl. Künzli

2007, S. 28).

2.3 Das Bildungskonzept für Nachhaltige Entwicklung

Bildung als „lebenslanger Prozess und immer wieder neu zu bewältigende Aufgabe“

(Molitor 2012, S. 6) meint eine Beschäftigung mit der Welt im Gesamten. Bildung soll

die lernende Person dazu befähigen, sich in der Welt als eigenständige Person

zurechtzufinden, Verantwortung zu übernehmen, kritisch und handlungsorientiert zu

denken. Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist ein internationales und

werteorientiertes Konzept, welchem im Prozess der Umsetzung einer Nachhaltigen

Entwicklung eine besondere Funktion zugesprochen wird (vgl. Molitor 2012, S. 6).

Dazu schreibt Rauch Folgendes: „Nachhaltige Entwicklung ist Bestandteil einer

allgemeinen Bildungsaufgabe mit der Absicht, die jeweils heranwachsende Generation zur

Humanisierung der Lebensverhältnisse zu befähigen. Dabei wird von einem Bildungsbegriff

ausgegangen, der die Selbstentwicklung und Selbstbestimmung des Menschen in

Auseinandersetzung mit der Welt, mit anderen Menschen und mit sich selbst betont. Bildung

richte sich dabei auf die Fähigkeit zur reflexiven, verantwortungsbewussten Mitgestaltung der

Gesellschaft im Sinne einer nachhaltigen Zukunftsentwicklung“ (Rauch et. al. 2008, S. 10).

Bildung für Nachhaltige Entwicklung hat sich aus der Diskussion um Umwelterziehung

und Umweltbildung sowie um auf ökologische Zusammenhänge gerichtete Ansätze

herausgebildet und basiert auf den Ergebnissen der Konferenz in Rio 1992. Seitdem

werden Fragen nicht mehr ausschließlich unter ökologischen, sondern auch unter

sozialen und ökonomischen Perspektiven verstanden. Nachhaltige Entwicklung wird

als integratives Konzept beschrieben, bei welchem die Funktionsfähigkeit des globalen

Ökosystems die Prämisse für jedes Leben und Wirtschaften darstellt. Auf der Rio+10

Konferenz in Johannesburg 2002 wurde die UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige

Entwicklung“ (2005-2014) ausgerufen und zeitgleich wurden die Bildungsakteure

ersucht, diese konsequent in den Bildungsfeldern zu implementieren (vgl. Molitor

2012, S. 6). Nach De Haan & Harenberg (1999) stellt hierbei das Wesentliche die

Aufrechterhaltung der natürlichen Lebensbasis, weltweite Gerechtigkeit unter den

Lebenden sowie der heutigen Generation und den künftigen Generationen dar. Dazu

sollte Menschen die Möglichkeit gegeben werden, die Zukunft von Gemeinschaften

und die Gesellschaft aktiv im Sinn Nachhaltiger Entwicklung mitgestalten zu können

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(vgl. De Haan/Harenberg 1999). Ein sehr wichtiges Ziel von BNE stellt die Förderung

bzw. die Entwicklung der Gestaltungskompetenz dar (vgl. Michelsen 2009, S. 76).

Präzisiert wird dieses Konstrukt anhand von 12 Teilkompetenzen, welche

„Empathiefähigkeit, Kooperations-, Aushandlungsfähigkeit, den Mut zum Handeln und

den reflektierten Umgang mit ethischen Fragen“ (Michelsen 2009, S. 76) beschreiben.

Eine wertvolle Erweiterung der Diskussion um BNE findet global im Kontext der

UNESCO zur Umsetzung der UN-Dekade „BNE“ statt. Hier spielt vor allem der

Wertbezug und die Essenz der Wertschätzung eine zentrale Rolle (UNESCO 2012b,

S. 9): „Wertschätzung für andere Menschen einschließlich künftiger Generationen, für

Vielfalt und Verschiedenheit und für andere Lebensgemeinschaften und für die

Rohstoffe unseres Planeten“. Mithilfe von BNE sollen diese Werthaltungen in alle

Bereiche des Lernens eingeschlossen werden, um schlussendlich Verhalten und

Handeln für eine gerechte und nachhaltige Gesellschaft zu gewährleisten (vgl.

UNESCO 2006, S. 4).

Gestaltungskompetenz als Ziel

Vergleichende Analysen zeigen, dass es weltweit eine große Diversität an

Zielentwürfen für Bildung für Nachhaltige Entwicklung gibt9. Eine bestimmte Gruppe

an Zielformulierungen orientiert sich am Kompetenzbegriff (vgl. Transfer 21 2008). Mit

Kompetenz ist nach Weinert (2001, S. 27f.) grundsätzlich die Fähigkeit und Fertigkeit

gemeint, in den relevanten Bereichen Probleme zu lösen sowie die Bereitschaft dies

auch zu tun und umzusetzen. Ein weiterer Bezugspunkt sind die Kompetenzbereiche

und Schlüsselkompetenzen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung (OECD – Organisation for Economic Co-operation and Development)10

(vgl. Transfer 21 2008).

Eine Stellungnahme der OECD-BildungsministerInnen sagt aus, dass „Nachhaltige

Entwicklung und sozialer Zusammenhalt entscheidend von den Kompetenzen der gesamten

Bevölkerung abhängen“ – wobei der Begriff „‚Kompetenzen‘ Wissen, Fähigkeiten,

Einstellungen und Wertvorstellungen umfasst“ (Rychen/Salganik 2003, zit. n. Heinrich &

Michelsen 2014, S. 574).

Gerhard de Haan hat dazu einen komplexen Ansatz zur Bündelung mit den BNE

zusammenhängenden Kompetenzen unter dem Konzept der ‚Gestaltungskompetenz‘

9 Eine ausführliche Analyse zu anderen Zielformulierungen für BNE findet sich bei Rieß (2010). 10 Mehr Informationen zu den Kompetenzen der BNE geben Bormann/de Haan (2008).

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entwickelt und festgehalten. Er legt das Bildungsziel einer Bildung für Nachhaltige

Entwicklung als den „Erwerb von Gestaltungskompetenz“ fest (vgl. FORUM

Umweltbildung 2016d). Dieses ist laut de Haan & Harenberg (1999, S. 60) das

Vermögen „die Zukunft von Sozietäten, in denen man lebt, in aktiver Teilhabe im Sinne

Nachhaltiger Entwicklung modifizieren und modellieren zu können".

Bildung für Nachhaltige Entwicklung beabsichtigt unter den bildungstheoretischen

Grundprinzipien von „Offenheit, Reflexivität und Zukunftsfähigkeit“ (de Haan 2002), die

Zusammenstellung einer interessant entwickelten und begründeten Auswahl zu den

Inhalten, Aufgaben und Instrumenten von Nachhaltiger Entwicklung. Über den Beitrag

des Einzelnen über den eigenen Lebensbereich hinaus, will BNE Menschen dazu

verhelfen, an der Gestaltung der Weltgesellschaft verantwortungsvoll und aktiv

beizutragen (vgl. de Haan 2002, S. 14f.). Dafür ist es notwendig, „Wissenschaft zu

nutzen, Wirkungszusammenhänge zu verstehen“ (Stoltenberg/Bolscho 2005, S. 45).

Gestaltungskompetenz benennt somit „eine mehrdimensionale Kompetenzstruktur,

die den Menschen zur Kommunikation und Kooperation in einem komplexen und

dynamischen gesellschaftlichen und natürlichen Umfeld befähigt“ (de Haan/Seitz

2001, S. 63).

Im Rahmen des Schulmodellprogramms der Bund-Länder-Kommission für

Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) „21“ in Deutschland wird

Gestaltungskompetenz als Oberbegriff verstanden, der sich in folgende zwölf

Teilkompetenzen (zugeordnet zu den Kompetenzkategorien der OECD/2005), in

denen die SchülerInnen für die Zukunft ausgebildet werden sollen, unterscheiden lässt

(vgl. Transfer 21 2008):

Interaktive Verwendung von Medien und Tools

Die Kompetenz vorausschauend Entwicklungen einzuschätzen, zu ergründen

und zu entwerfen (Bsp.: Bewertung und Nutzung der Resultate der

Zukunftsforschung für Entwürfe nachhaltiger Entwicklungsprozesse hinsichtlich

ökologischer Systeme, sozialer Gerechtigkeit, ökonomischer Entwicklungen

und politischer Handlungen).

Die Kompetenz zu Weltoffenheit, transkultureller Wahrnehmung und

Verständigung (Bsp.: Beschreibung und Beurteilung der Vielfalt und

Verschiedenheit (Diversität) im kulturellen und ökologischen Bereich).

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Die Kompetenz zu interdisziplinärer Erkenntnisgewinnung und

Problembehandlung (Bsp.: Beschreibung und Erklärung des Aufbaus, der

Funktion und Entwicklung der Biosphäre).

Die Kompetenz der Abwägung und Erkennung von Risiken, Gefahren und

Unsicherheiten (Bsp.: Analyse und Beurteilung von Risiken und Gefahren von

nicht nachhaltigem Handeln).

Integrieren in heterogene Gruppen

Die Kompetenz der gemeinsamen Planung- und Handlungsfähigkeit (Bsp.:

Planung von Formen solidarischen Handelns im Sinne der Zukunftsvorsorge

und im Bewusstsein globaler Verknüpfungen – diese werden an einzelnen

Beispielen umgesetzt).

Die Kompetenz der Berücksichtigung von Zielkonflikten bei der Reflexion über

Handlungsstrategien (Bsp.: Identifizierung und Beschreibung sozialer

Entscheidungsdilemmata in lebensweltlichen Handlungszusammenhängen).

Die Kompetenz an kollektiven Entscheidungsprozessen teilzuhaben (Bsp.:

Beschreibung von Solidarität und Zukunftsvorsorge für Mensch und Natur als

gemeinschaftlicher und gesellschaftlicher Auftrag).

Die Kompetenz sich und andere motivieren zu können, aktiv zu werden (Bsp.:

Anwendung von Verfahren der Selbstmotivation zum Engagement für

nachhaltige Wirtschafts- und Lebensformen).

Eigenständiges Handeln

Die Kompetenz die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren zu können

(Bsp.: Wissen und Erörterung über Kriterien der Produktion und des Kaufs von

Produkten unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten).

Die Kompetenz Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und

Handlungsbasis nutzen zu können (Bsp.: Abschätzung und Beschreibung von

Folgen und Nebenfolgen ihres Handelns für andere).

Die Kompetenz selbstständig planen und handeln zu können (Bsp.: Entwurf

eines eigenen Lebensplans unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und

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Beschreibung persönlicher Projekte, hinsichtlich ihrer möglichen

Ausgestaltung).

Die Kompetenz Empathie für andere zeigen zu können (Bsp.: Beschreibung

und Bewertung von Formen der individuellen, sozialen, wirtschaftlichen und

politischen Verantwortungsübernahme für (nicht) nachhaltige

Entwicklungsprozesse).

Gestaltungskompetenz hat mit den Teilkompetenzen ein Bündel an

Schlüsselkompetenzen zum Inhalt, wie sie ähnlich auch von der OECD beschrieben

werden. Doch sollte berücksichtigt werden, dass die Ausbildung von

Gestaltungskompetenzen weder getrennt von den Inhalten und der Perspektive ihrer

Bearbeitung (der dahinterstehenden Werthaltung), noch getrennt von der Person im

Bildungsprozess zu sehen sind. Inhalte einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung sind

nicht beliebig; demgemäß sind auch die ausgestalteten Kompetenzen in Kontexten

und unter Wertehorizonten zu entwickeln. Sie stehen in Verbindung mit einer Reflexion

der eigenen Situation in einem weltumfassenden Zusammenhang; sie stehen im

Verhältnis mit der Sinnfrage, die auch der Mensch mit seinem Lebensbezug und

Gegenwarts- und Zukunftsinteressen einbezieht (vgl. Stoltenberg 2010, S. 39).

Gestaltungskompetenz (wie z.B. Partizipationskompetenz) wird nicht alleinig durch

das Lesen von Büchern erworben, sondern vielmehr durch Bildungsprozesse, die

diese Kompetenzen als zweckmäßig erweisen. Projektarbeit verbunden mit

ernsthaften Aufgaben kommt deshalb den Ambitionen einer Bildung für Nachhaltigkeit

am ehesten nahe. Es zählen auch Methoden dazu, die in besonderer Art nützlich sind,

um kulturelle Wissensbestände systematisch und kritisch zu durchleuchten, welche

alternatives und antizipierendes Denken begünstigen, wie Zukunftswerkstätten,

Szenarien, oder im Elementarbereich und in der Grundschule ebenso „Was wäre wenn

…“ Geschichten (vgl. Stoltenberg 2010, S. 39).

2.3.1 Von der Bildungsdekade zum Weltaktionsprogramm

Auf der Halbjahreskonferenz zur UN-Weltdekade „Bildung für Nachhaltige

Entwicklung“ (2005-2014), die in Bonn mit über 900 TeilnehmerInnen aus allen

Weltregionen abgehalten wurde, zeigte sich in vielen Gesprächen die Deutung, dass

für die Zeit nach der Weltdekade Ende 2014 ein Rahmen gefunden werden muss, der

ein Weiterbestehen der reichlichen Aktivitäten zur Verankerung von Bildung für

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Nachhaltige Entwicklung in sämtlichen Bildungszweigen weltweit zulässt (vgl.

UNESCO 2014b). Das Abschlussdokument „The Future We Want“ der Rio+20-

Konferenz 2012 enthält die Forderung einer Fortführung der Aktivitäten der UN-

Weltdekade „BNE“ nach 2014. Darin steht: „We resolve to promote education for

sustainable development and to integrate sustainable development more actively into

education beyond the Decade of Education for Sustainable Development” (Art. 233).

Bei der Sitzung des Exekutivrates im Herbst 2012 in Paris sprachen sich die

Mitgliedsstaaten für die Fortführung der UN-Dekade im Rahmen eines

Weltaktionsprogramms aus. Die Federführung würde die UNESCO übernehmen. Das

Weltaktionsprogramm soll alle Bildungsbereiche umfassen, nachhaltig und langfristig

konzipiert sein und es den Regierungen ermöglichen, in ihrem Land eigene

Schwerpunkte zu setzen. Bei der UNESCO-Generalkonferenz 2013 konnte der

Vorschlag weitergetragen und schließlich in die UN-Generalkonferenz 2014

eingebracht werden (vgl. UNESCO 2012a).

Die Bildungsdekade der Vereinten Nationen (2005-2014)

Die bereits für die Jahre 2005-2014 ausgerufene Weltdekade „Bildung für Nachhaltige

Entwicklung (ESD – Education for sustainable Development)“ startete, um die

Prinzipien, Werte und Praktiken der Nachhaltigen Entwicklung weltweit in den

nationalen Bildungssystemen zu verankern (vgl. FORUM Umweltbildung 2016a). Die

Empfehlung dafür gab der Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung 2002 in

Johannesburg. Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft

und Kultur (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization,

UNESCO) wurde als „lead agency“ mit der Koordination dieses Programms beauftragt

und hat gemeinsam mit ihren Partnern einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass

wichtige Erfolge erzielt werden konnten (vgl. UNESCO 2014a, S. 9). In ihrem

Umsetzungsplan umschreibt die UNESCO die „grundlegende Vision“ auch unter einer

„Welt, in der jeder die Möglichkeit hat, von Bildung zu profitieren und die Werte,

Verhaltensweisen und Lebensstile zu lernen, die für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung und

für positive gesellschaftliche Veränderung erforderlich sind" (UNESCO 2014b). Dies sollte

laut Umsetzungsplan mit den folgenden strategischen Zielsetzungen erreicht werden

(vgl. BMBF 2009, S. 8):

Unterstützung von Netzwerken, Austausch und Interaktion zwischen

AkteurInnen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung,

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Qualitätssteigerung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowie

Förderung von Staaten bei der Erreichung der Millenniumsziele durch Bildung

für Nachhaltige Entwicklung und Einbezug von Bildung für Nachhaltige

Entwicklung in Anstrengungen der Bildungsreform.

Die UNESCO war bei der Umsetzung der Dekade auf vielen Ebenen aktiv. Auch wurde

von ihr ein Rahmenplan mit folgenden acht Themenfeldern11, die den Rahmen für

nationale Strategien bilden sollten, beschlossen (vgl. BMBF 2016):

Gleichstellung von Frauen und Männern,

Gesundheitsförderung,

Umweltschutz,

ländliche Entwicklung,

Friede und humanitäre Sicherheit,

nachhaltiger Konsum,

kulturelle Vielfalt und

nachhaltige Stadtentwicklung.

Überdies wurden von der UNESCO pädagogische Prinzipien wie Interdisziplinarität,

Werte-Orientierung, kulturelle Sensibilität, Problemlösungsorientiertheit,

Methodenvielfalt, Partizipation und Lebensnähe formuliert. Es wird darauf hingedeutet,

dass die genannten Prinzipien nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen.

Stattdessen sei es von Wichtigkeit, dass ökologische, soziale und ökonomische

Herausforderungen gemeinsam angenommen werden. Das neue Moment einer

Bildung für Nachhaltige Entwicklung stelle somit die kritische Zusammenschau und

aktive Verbindung der genannten Aspekte mit bestehenden Unterrichtsprinzipien dar

(vgl. BMUKK 2007, S. 7f.).

11 Mit Hilfe der Leitthemen der UNO werden in den Staaten Jahresschwerpunkte erstellt, die als einheitliche thematische Jahresthemen in der Umweltbildung den Ausgangspunkt zur BNE bilden. Nationale Stellen sowie NGOs entwickeln infolge Materialienpakete und Unterlagen in Form von Broschüren, welche die Umweltbildung an Schulen unterstützen, die gleichzeitig eine stärkere Umsetzung von BNE möglich machen und ebenso regelmäßig Impulse für BNE-Schulprojekte geben (vgl. Uscnik 2011, S. 61).

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Die UN-Weltdekade „BNE“ stellte Bildung für Nachhaltige Entwicklung weltweit auf die

politische Agenda. Die im Laufe der letzten zehn Jahre gesetzten Vorkehrungen haben

an vielen Orten dazu verholfen, die bestehenden Bildungspläne zu verbessern.

Anhand vielerlei innovativen Projekten, Strukturerneuerungen und politischen

Veränderungen wurde die praktische Umsetzung der BNE gefördert (vgl. FORUM

Umweltbildung 2016a). Nationale und internationale Diskussionen und ihre Rezeption

in der Öffentlichkeit haben speziell die Rolle der Bildung und das Verständnis von

Bildung für Nachhaltige Entwicklung modifiziert. Heute wird Bildung für Nachhaltige

Entwicklung als Innovationskonzept wahrgenommen, mit dem Lehren und Lernen in

den diversen Bildungszweigen eine neue Wertigkeit erhalten haben (vgl. Michelsen

2013, S. 11).

Unterdessen kristallisieren sich zentrale Herausforderungen heraus (vgl. UNESCO

2014a, S. 33):

Gelungene BNE-Aktivitäten werden oftmals nur mit zeitlicher Einschränkung

und mit begrenzten Budgets durchgeführt.

Politische Strategien und praktische Maßnahmen stehen mehrfach nicht zur

Genüge miteinander in Verbindung.

Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist trotz unzähliger Aktivitäten, Initiativen und

Projekten noch nicht im ‚Mainstream‘ angelangt. Deshalb sind weltweite

Anstrengungen für die Zeit nach Ende der UN-Weltdekade „BNE“ erforderlich. Dazu

sind neue Anliegen, wie z.B. die Förderung der „Global Citizenship“, in den

Vordergrund getreten. Demgemäß besteht die Notwendigkeit einer Verstärkung von

BNE-Aktivitäten (vgl. UNESCO 2014a, S. 33).

Zum Ende der Weltdekade ereignete sich im November 2014 die UNESCO-

Weltkonferenz zur BNE in Aichi-Nagoya. In einer dort für gültig erklärten Bestimmung

wurden alle Mitgliedstaaten der UNESCO aufgefordert, ihren Einsatz für die BNE

weiterzuführen wie auch zu vertiefen. Dort wurde von internationalen

RegierungsvertreterInnen und weiteren Stakeholdern ein detaillierter Fahrplan für die

weiteren fünf Jahre des Weltaktionsprogramms konzipiert, welcher auf den

Ergebnissen der UN-Dekade aufbaut. Darin folgen sie einer Empfehlung der 37.

UNESCO-Generalkonferenz (37 C/Revolution 12) (vgl. FORUM Umweltbildung

2016a).

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Das Weltaktionsprogramm (WAP)

Die UN-Dekade beabsichtigte die Stärkung der Rolle der Bildung in der Förderung

einer Nachhaltigen Entwicklung. Das sich auf mehrere Bereiche beziehende Ziel des

Weltaktionsprogramm (WAP) ist nun, Aktivitäten auf allen Ebenen und in allen

Bereichen der Bildung anzustoßen und zu intensivieren, um den Prozess hin zu einer

Nachhaltigen Entwicklung zu beschleunigen. Im Mittelpunkt des WAP stehen fünf

Handlungsfelder, die nachfolgend näher betrachtet werden (vgl. BMLFUW 2015a). Ein

Fahrplan (Gobal Action Roadmap – GAP) zum Weltaktionsprogramm zeigt die Ziele

der Nachfolgeagenda zur UN-Weltdekade „BNE“. Der detaillierte Plan richtet sich an

sämtliche AkteurInnen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung – von Regierungen

und zwischenstaatlichen Behörden über zivilgesellschaftliche Organisationen, Lehr-

und Ausbildungskräfte sowie jeden einzelnen lernenden Menschen (vgl. FORUM

Umweltbildung 2016a).

Zielvorstellungen

Das WAP wird einen zweifachen Ansatz anstreben, um die BNE-Bewegung zu

verbessern: Es erfolgt eine Integration der Nachhaltigen Entwicklung in die Bildung

sowie eine Integration der Bildung in die Nachhaltige Entwicklung (vgl. UNESCO

2014a, S. 14). Demgemäß ergeben sich zwei Zielsetzungen (UNESCO 2014a, S. 14):

„Neuorientierung von Bildung und Lernen, sodass jeder die Möglichkeit hat, sich das

Wissen, die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen anzueignen, die erforderlich sind,

um zu einer Nachhaltigen Entwicklung beizutragen.“

„Stärkung der Rolle von Bildung und Lernen in allen Projekten, Programmen und

Aktivitäten, die sich für eine Nachhaltige Entwicklung einsetzen.“

Das WAP soll einen konkreten, fassbaren Anteil zur Post-2015-Agenda leisten. Dazu

wird sich die Implementierung des WAP an der Implementierung der Post-2015-

Agenda ausrichten (vgl. UNESCO 2014a, S. 14).

Handlungsfelder

Im Gegensatz zur Dekade, in der das Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung in

seiner gänzlichen Breite verankert werden sollte, liegt der Schwerpunkt im

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Weltaktionsprogramm auf folgenden fünf Handlungsfeldern12 (vgl. UNESCO 2014a, S.

16ff.):

(1) Politische Unterstützung

Aufnahme der BNE in die internationale Bildungs-, Entwicklungs- und

Nachhaltigkeitspolitik.

Zu den Maßnahmen in diesem Handlungsfeld zählen die Integration von BNE in

internationale und nationale Richtlinien für Bildung und Nachhaltige Entwicklung. Dazu

gehört unter anderem die Einbindung von BNE in Lehrpläne und nationale

Qualitätsstandards und die Entwicklung von Indikatorrahmen, die die Standards für

Lernergebnisse darstellen. BNE soll als wesentlicher Beitrag zur Bildungsqualität

betrachtet und in die nationalen Qualitätsmaßstäbe der Bildungssysteme

eingeschlossen werden.

Beispiel: Nationale Regierungen nehmen BNE in nationale Qualitätsstandards und

Indikatorrahmen auf, die die Standards für die Lernergebnisse vorgeben.

(2) Ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen13

Förderung ganzheitlicher BNE-Ansätze in Institutionen auf sämtlichen Ebenen

und in sämtlichen Kontexten.

BNE stellt viel mehr als nur den Appell an eine Nachhaltige Entwicklung dar. Es geht

darum, Nachhaltige Entwicklung auszuüben. Somit soll in diesem Handlungsfeld eine

Vision und ein Plan zur Umsetzung von BNE in den entsprechenden Bildungs- und

Ausbildungskontexten in Kooperation mit der Gemeinschaft entwickelt werden.

Beispiel: Schulen erstellen einen eigenen Nachhaltigkeitsplan in Kooperation mit der

Gemeinde.

12 Die fünf Handlungsfelder werden im UNESCO-Roadmap (2014a) ausführlicher dargelegt. 13 Initiativen, Netzwerke und Programme, die ganzheitliche Transformationen von Lern- und Lehrumgebungen in Österreich bereits anstoßen und begleiten sind (siehe dazu Kapitel 4.4.1): Das Österreichische Umweltzeichen, ÖKOLOG, Gesunde Schulen, Klimabündnisschulen, UNESCO-Schulen, Pilgrim Schulen und Fairtrade Schulen (vgl. FORUM Umweltbildung 2016a).

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(3) Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und MultiplikatorInnen

Verbesserung der BNE-Kompetenzen von Lehrkräften, ErzieherInnen,

Ausbildenden und weiterer Change Agents, sodass sie MultiplikatorInnen der

BNE werden.

Da Lehrpersonen und MultiplikatorInnen wirkungsvolle Change Agents für die

Ausrichtung von Bildung auf Nachhaltige Entwicklung darstellen, steht die Stärkung

der Kompetenzen von ErzieherInnen und MultiplikatorInnen für effektivere Ergebnisse

im Bereich BNE im Vordergrund dieses Handlungsfelds.

Beispiel: Lehrkräfte werden an Ausbildungsinstituten im Rahmen der Aus- und

Weiterbildung zum Thema BNE unterrichtet.

(4) Stärkung und Mobilisierung der Jugend

Förderung der Jugend in ihrer Rolle als Mitwirkende des Wandels zu

Nachhaltiger Entwicklung durch BNE.

Ein wesentlicher Bestandteil im Rahmen der Planung und Ausarbeitung einer

Nachhaltigen Zukunft ist die Jugend – die Generation, die nicht nur heute, sondern

auch morgen die Auswirkungen einer nicht-nachhaltigen Entwicklung handhaben

muss. Jungen Menschen soll die Möglichkeit gegeben werden, die enormen Vorteile

von Informations- und Kommunikationstechnologien zu nutzen.

Beispiel: Jugendorganisationen errichten eine globale Koalition für einen nachhaltigen

Lebensstil der Jugendlichen.

(5) Förderung Nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene

Forcierung der Suche nach Lösungen hinsichtlich einer Nachhaltigen

Entwicklung auf lokaler Ebene mit Förderung von BNE.

Zu den Maßnahmen in diesem Handlungsfeld zählen die Stärkung von Multi-

Stakeholder-Netzwerken auf lokaler Ebene und die Besserung der Qualität lokaler

Kooperationsplattformen. Es sollen möglichst viele neue AkteurInnen dazugewonnen

werden.

Beispiel: Lokale Behörden bringen neue, lokale BNE-Zentren hervor.

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In der detaillierten Publikation des Roadmaps werden die fünf Aktionsfelder eingehend

betrachtet und die wichtigsten Stakeholder des jeweiligen Aktionsfelds sowie die

Maßnahmen beschrieben, die ergriffen werden sollten. Auch deren erhoffte Wirkung

wird dargestellt. Informationen zur globalen Strategie zur Umsetzung des

Weltaktionsprogramms, Mechanismen auf nationaler und internationaler Ebene und

zum Evaluierungsprozess schließen die Roadmap ab (vgl. FORUM Umweltbildung

2016a).

2.4 Sustainable Development Goals (SDGs)

Die Ziele Nachhaltiger

Entwicklung (SDGs) sind

politische Zielsetzungen der

Vereinten Nationen (UN),

welcher der Sicherstellung einer

Nachhaltigen Entwicklung auf

ökonomischer, ökologischer

und sozialer Ebene dienen

sollen. Die Ziele wurden in

Anlehnung an die

Entwicklungsprozesse der Millenniumsentwicklungsziele14 (MDG) erarbeitet und sind

seit 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030) rechtskräftig. Im

Unterschied zu den MDGs, die sich vor allem auf Entwicklungsländer bezogen,

beziehen sich die SDGs auf alle Staaten – das Zielschema der Agenda 2030 ist daher

universell und gilt für Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer in gleicher Weise

(vgl. BMEIA 2016).

Als Synonym zu den SDGs werden auch globale Nachhaltigkeitsziele, 2030 Agenda

bzw. Agenda 2030 und Post-2015-Entwicklungsagenda gebraucht (vgl. ADA 2016).

14 Auch in den 90-er Jahren verschlechterte sich die Situation in vielen Entwicklungsländern, bestand die Benachteiligung von Frauen in zahlreichen Staaten weiter und wurde die Umweltzerstörung nicht gestoppt. Deshalb wurden 2000 acht sogenannte Millenniumsentwicklungsziele (MDGs – Millennium Development Goals) vereinbart. Sie beziehen sich auf wesentliche Punkte der Agenda 21 und versehen sie mit konkreten Indikatoren und einem Zeithorizont. Demnach setzte sich die internationale Staatengemeinschaft bis 2015 zum Ziel, die extreme Armut und den Hunger zu bekämpfen, allen Menschen die Primarschulbildung zu gewährleisten, die Gleichstellung der Geschlechter zu verbessern und die Rolle der Frauen zu stärken, die Kindersterblichkeit zu senken, die Gesundheitsversorgung der Mütter zu verbessern, HIV/AIDS, Malaria und andere Krankheiten zu bekämpfen und eine ökologische Nachhaltigkeit zu sichern (vgl. Millenniumkampagne 2015).

Abb. 2: The Global Goals (Trollbäck + Company 2015)

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Die SDGs wurden bei der UNO Generalversammlung ab 2015 am

Nachhaltigkeitsgipfel im September in New York offiziell beschlossen. Im Fokus liegt

die Nachhaltigkeit. Darüber hinaus soll der Mensch mehr im Mittelpunkt stehen (vgl.

BMBF 2016). Bildung soll zu allen 17 Zielen15 beitragen, doch richtet sich Ziel 4

ausdrücklich an den Bildungsbereich (BMBF 2016a, Abs. 8): „Inklusive, gerechte und

hochwertige Bildung sichern und die Möglichkeit für lebenslanges Lernen für alle fördern“. Zur

Umsetzung des Bildungsziels wurde von der UNESCO das Weltaktionsprogramm

„BNE“ ausgearbeitet, welches von der UNO auch bei ihrer Generalversammlung 2015

in einer Resolution für gültig erklärt wurde (vgl. BMBF 2016).

Besonders hervorzuheben ist, dass die neuen Weltziele Fortschritte für Personen mit

Behinderungen bringen. In 8 von 17 Zielen werden sie insgesamt 11 Mal explizit

erwähnt und berücksichtigt, besonders in Hinblick auf Inklusion und Gerechtigkeit (vgl.

IUFE 2015).

Hier eine tabellarische Übersicht der expliziten und impliziten Anführungen von

Menschen mit Behinderungen in den nachhaltigen Entwicklungszielen (CBM o.J.):

Oberziel bzw. SDG Unterziele bzw. targets

Ziel 1:

Armutsbekämpfung

Soziale Sicherungssysteme für Personen in vulnerablen

Situationen

Zugang zu Ressourcen für Personen in vulnerablen

Situationen

Widerstandsfähigkeit bei Katastrophen für Personen in

vulnerablen Situationen

Ziel 2:

Ernährungssicherung

Ernährungssicherung für Personen in vulnerablen

Situationen

Ziel 4: Bildung Zugang zu Bildung für Menschen mit Behinderungen

Barrierefreie Lernumgebung für Menschen mit

Behinderungen

Ziel 6:

Sanitärversorgung

Sanitärversorgung auch für Personen in vulnerablen

Situationen

Ziel 8: Beschäftigung Produktive, menschenwürdige Betätigung und gleicher Lohn

für gleiche Arbeit auch für Menschen mit Behinderungen

15 Eine genaue Ausführung der SDGs ist unter https://sustainabledevelopment.un.org/sdgs abrufbar.

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Ziel 10: Verringerung

von Ungleichheit

Politische, soziale und wirtschaftliche Inklusion von

Menschen mit Behinderungen

Ziel 11: Infrastruktur Öffentlicher Verkehr barrierefrei für Menschen mit

Behinderungen

Katastrophenvorsorge für Personen in vulnerablen

Situationen

Öffentliche Bauten zugänglich auch für Menschen mit

Behinderungen

Ziel 17:

Umsetzungsmittel

Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Erhebung

aufgeschlüsselter Daten, auch nach „Behinderung“

Tab. 1: Explizite und implizite Anführungen von Menschen mit Behinderungen in den

nachhaltigen Entwicklungszielen (In Anlehnung an CBM o.J.)

„Das ist ein historischer Erfolg für die inklusive Politik und

Entwicklungszusammenarbeit“, sagt Rupert Roniger, Geschäftsführer der

Hilfsorganisation Licht für die Welt16. Das zentrale Motto der SDGs heißt „leave no one

behind“. Die Ziele müssen alle Menschen erreichen und für alle gültig sein. Bislang

benachteiligte Gruppen von Menschen mit Behinderungen müssen überall

miteingeschlossen werden (vgl. Licht für die Welt 2016). Denn die Realität zeigt

Folgendes (Licht für die Welt 2016):

15% der Weltbevölkerungen sind Menschen mit Behinderungen,

80% der Menschen mit Behinderungen leben in einkommensschwachen

Regionen und

90% der Kinder mit Behinderungen in einkommensschwachen Ländern haben

keine Chance auf Schulbildung.

Inklusion und Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen in allen

Umsetzungsmaßnahmen werden als wichtige Voraussetzung gesehen, um die SDGs

zu erreichen (vgl. Licht für die Welt 2016).

Bildung 2030

16 Licht für die Welt ist eine Organisation, die sich für blinde und andere behinderte Menschen in Entwicklungsländern einsetzt. Mehr zur Organisation und ihrer Arbeit unter www.licht-fuer-die-welt.at.

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„Jeder hat das Recht auf Bildung“ – so lautet es in Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung

der Menschenrechte. Bildung wird als Grundvoraussetzung für soziale und

wirtschaftliche Entwicklung gesehen (vgl. UNESCO 2014c).

Inmitten des Systems der Vereinten Nationen koordiniert die UNESCO die globale

Bildungsagenda 2030. Diese folgt dem 2015 ausgelaufenen Weltaktionsprogramm

‚Bildung für Alle‘ nach und ist essentieller Bestandteil der Ziele nachhaltiger

Entwicklung (SDGs). Bildung 2030 soll das Ziel 4 der SDGs umsetzen und „bis 2030

für alle Menschen eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie

Möglichkeiten zum lebenslangen Lernen sicherstellen“ (UNESCO 2014d, Abs. 1).

Folgende 7 Unterziele werden in der globalen Bildungsagenda erwähnt (UNESCO

2014d, Abs. 2):

(1) „Allen Mädchen und Jungen den Abschluss einer hochwertigen, kostenlosen Primar-

und Sekundarschulbildung zu ermöglichen, die zu relevanten und effektiven

Lernergebnissen führt“

(2) „Allen Mädchen und Jungen den Zugang zu hochwertiger frühkindlicher Bildung,

Betreuung und Erziehung zu sichern, die ihnen einen erfolgreichen Übergang in die

Schule ermöglicht“

(3) „Allen Frauen und Männern einen gleichberechtigten und bezahlbaren Zugang zu

qualitativ hochwertiger beruflicher und akademischer Bildung zu ermöglichen“

(4) „Sicherzustellen, dass Jugendliche und Erwachsene die für eine Beschäftigung oder

Selbstständigkeit relevanten Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben“

(5) „Benachteiligungen aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit auf allen Bildungsstufen

zu beseitigen und allen Menschen gleichberechtigten Zugang zu allen Bildungsstufen

zu sichern, insbesondere benachteiligten und von Benachteiligung bedrohten

Menschen“

(6) „Den Erwerb ausreichender Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten für alle

Jugendlichen und Erwachsenen sicherzustellen“

(7) „Sicherzustellen, dass alle Lernenden die für nachhaltige Entwicklung notwendigen

Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, u.a. durch Bildung für nachhaltige Entwicklung,

Weltbürgerschaftsbildung und Wertschätzung kultureller Vielfalt“.

Der Aktionsrahmen Bildung 2030 beruht auf der Incheon-Deklaration17, dem

Abschlussdokument des dritten UNESCO Weltbildungsforums, das im Mai 2015 in

Incheon (Südkorea) mit dem Ziel stattfand, die Bildungsagenda für die nächsten 15

17 https://en.unesco.org/world-education-forum-2015/incheon-declaration

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43

Jahre zurechtzulegen. Alle Staaten, auch Österreich, haben sich im Aktionsrahmen

Bildung 203018 dazu bindend festgelegt, ihren Beitrag zur Erreichung des Bildungsziel

4 zu leisten und nationale Aktionspläne auszuarbeiten. Regierungen, UN-

Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und die Zivilgesellschaft sollen zur

Erreichung dieser Ziele miteinander kooperieren (vgl. UNESCO 2014d).

18 http://www.unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-international-agenda/education-for-all/

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44

3 Inklusion

Im Kapitel 2.4 wird deutlich gemacht, welche zentrale Bedeutung das Thema Inklusion

und die Berücksichtigung von Menschen mit Behinderungen in allen

Umsetzungsmaßnahmen der neuen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) darstellt, um diese

auch zu erreichen. Das junge Bildungskonzept „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“

und die Umweltbildung spielen hierbei eine wesentliche Rolle und stehen mit der

Forderung nach einem inklusiver werdenden Bildungssystem vor der Aufgabe, die

Bildungsangebote inklusiv auszurichten.

In diesem Kapitel wird das Thema Inklusion eingehend behandelt und des Weiteren

wird auf die UN-Behindertenrechtskonvention sowie den österreichischen Aktionsplan

Behinderung (NAP) eingegangen. Darüber hinaus wird zum Schluss das

Schwerpunktthema ‚Inklusive Bildung für Nachhaltige Entwicklung/Umweltbildung‘

erforscht und Beispiele von Maßnahmen in diesem Bereich beschrieben.

3.1 Der Begriff Inklusion

Bisher gibt es keine allgemein anerkannte Definition von Inklusion, die „trennscharf,

logisch konsistent und widerspruchsfrei wäre“, so Grosche (2015, S. 20). Das nicht

etwa auf das unklare Verhältnis der Begriffe Integration und Inklusion zurück zu führen

ist, sondern auf die konzeptuelle Unbestimmtheit des Konstrukts Inklusion selbst. Viele

Menschen können sich etwas unter dem Begriff Inklusion vorstellen, doch scheint es

vielen schwer zu fallen Inklusion eindeutig definieren zu können. In mehreren Werken

lassen sich zwar allgemeine und auf die Praxis bezogene Zugänge zu Inklusion finden,

doch der Begriff selbst wird nicht eindeutig definiert. Grosche beschreibt Inklusion als

ein multifaktorielles und mehrdimensionales Konstrukt und spricht von der

Notwendigkeit diese Ebenen in theoretischen Diskussionen und empirischen Studien

klar auseinanderzuhalten, denn ansonsten wird über „Äpfel“ und „Birnen“ gesprochen,

die zwar beide „Obst“ seien, im Detail aber gar nicht miteinander übereinstimmen.

Ebenso sind nach Grosche die bisher in den theoretischen Vertiefungen

vorzufindenden Definitionen weder genau noch eindeutig (vgl. Grosche 2015, S. 20).

Mel Ainscow, Tony Both und Alan Dyson setzen sich bereits seit Jahrzehnten mit dem

Thema Inklusion auseinander, doch können sie sich nur auf einige Grundlagen von

Inklusion einigen (vgl. Ainscow et. al 2006, S. 25):

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Inklusion sei der Prozess zunehmender Beteiligung sämtlicher Lernenden und

die Verringerung von Exklusion in Hinblick auf Unterricht, Kultur und

Gesellschaft.

Inklusion sei die Rekonstruierung der Kulturen, Strukturen und Praktiken in den

Schulen, um der Heterogenität aller Lernenden gerecht zu werden.

Inklusion benenne die Präsenz, die Mitwirkung und die Leistung sämtlicher

Lernenden, die gegenwärtig ausgegrenzt sind oder von Ausgrenzung gefährdet

sind.

Im deutschsprachigen Raum versucht sich Hinz (2010) dem Begriff Inklusion

folgendermaßen zu nähern:

„Pädagogisch betrachtet bedeutet Inklusion zunächst einmal, Vielfalt

willkommen zu heißen“ (Hinz 2010, S. 191).

„Inklusion wendet sich der Heterogenität von Gruppierungen und der Vielfalt

von Personen zu …

Inklusion bemüht sich alle Dimensionen von Heterogenität in den Blick zu

bekommen und gemeinsam zu betrachten. … Sie werden jedoch nicht als

quasi natürliche Eigenschaften gesehen, sondern im Kontext ihrer

gesellschaftlichen Konstruktion und den damit verbundenen Wertungen

betrachtet …

Inklusion orientiert sich an der Bürgerrechtsbewegung und wendet sich gegen

jede gesellschaftliche Marginalisierung …

Inklusion vertritt die Perspektive des Abbaus von Diskriminierung und

Marginalisierung und damit die Version einer inklusiven Gesellschaft“ (Hinz

2010, S. 192).

Diese grundlegenden Aussagen fließen in folgender Aussage zusammen: „Inklusion

bedeutet, die tradierte Orientierung auf eine spezifische Klientel sowie spezifische

Einrichtungen und Dienste für sie aufzugeben zugunsten von Gemeinwesenarbeit im Stadtteil

und in der Gemeinde“ (Hinz 2010, S. 193).

Grosche (2015, S. 22) fügt hinzu, dass die Definitionen abstrakt bleiben, nur vage

Aussagen liefern, auf ihre Prämissen rekurrieren oder sich selbst auf nicht genügend

definierte Hilfskonstrukte beziehen, wie inklusive Pädagogik.

Der Terminus der Inklusion, unter welchem Sander (2004, S. 242) eine „optimierte und

umfassend erweiterte Integration“ versteht, wurde in der deutschsprachigen

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Sonderpädagogik vor mehreren Jahren eingeführt (vgl. Werning 2010, S. 284). Im

menschenrechtlichen Kontext herrscht seit längerer Zeit Übereinstimmung, dass der

Terminus Inklusion den Begriff der Integration im Kontext des Rechts auf

gleichberechtigte Bildung abgelöst hat. Integration wird in Zusammenhang gebracht

mit der Anpassung des Kindes an das vorgefundene Bildungssystem, während

Inklusion mit der Anpassung des Bildungssystems an die Fähigkeiten und Bedürfnisse

der einzelnen Kinder in Zusammenhang gebracht wird. Dieser Neugestaltung in der

Wortwahl kann in den UN-Menschrechtsdokumenten näher nachgegangen werden.

So gibt die erste UN-Sonderberichterstatterin zum Recht auf Bildung Katharina

Tomasevksi in ihrer schriftlichen Darlegung aus dem Jahre 2003 an die

Menschrechtskommission die diversen Entwicklungsstadien des Rechts auf Bildung

im internationalen Kontext. Das dritte Stadium umschreibt sie als „Assimilation durch

Integration“: Nach Tomasevski erkenne Integration zwar Differenz an, jedoch nur als

Abweichung von der Norm. Die Gleichberechtigung im Bildungssektor werde erst

durch inklusive Bildung hergestellt (vgl. Dederich/Jantzen 2009, S. 165).

In der Literatur kommt es immer wieder zu Überschneidungen der Begriffe Inklusion

und Integration, deshalb werden im Folgenden Merkmale des Konzepts der Inklusion

und des der Integration gegenübergestellt (vgl. Hinz 2002, S. 359):

Praxis der Integration Praxis der Inklusion

Eingliederung von Kindern mit

Behinderungen in die allgemeine

Schule

Differenziertes System je nach

Schädigung

Zwei-Gruppen-Theorie (mit und

ohne Behinderung)

Aufnahme von Kindern mit

Behinderung

Individuumzentrierter Ansatz

Fixierung auf die institutionelle

Ebene

Ressourcen für Kinder mit

besonderem Bedarf

Leben und Lernen für alle Kinder

in der allgemeinen Schule

Umfassendes System für alle

Theorie einer heterogenen

Gruppe (viele Minderheiten und

Mehrheiten)

Veränderung des

Selbstverständnisses der Schule

Systemischer Ansatz

Beachtung der emotionalen,

sozialen und unterrichtlichen

Ebenen

Ressourcen für Systeme (Schule)

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Spezielle Förderung für Kinder mit

Behinderungen

Individuelle Curricula für einzelne

Förderpläne für Kinder mit

Behinderungen

Anliegen und Auftrag der

Sonderpädagogik und

SonderpädagogInnen

SonderpädagogInnen als

Unterstützung für Kinder mit

sonderpädagogischem

Förderbedarf

Ausweitung von

Sonderpädagogik in die

Schulpädagogik hinein

Kombination von (unveränderter)

Schul- und Sonderpädagogik

Kontrolle durch ExpertInnen

Gemeinsames und individuelles

Lernen für alle

Ein individualisiertes Curriculum

für alle

Gemeinsame Reflexion und

Planung aller Beteiligter

Anliegen und Auftrag der

Schulpädagogik und

SchulpädagogInnen

SonderpädagogInnen als

Unterstützung für Klassenlehrer,

Klassen und Schulen

Veränderung von

Sonderpädagogik und

Schulpädagogik

Synthese von (veränderter)

Schul- und Sonderpädagogik

Kollegiales Problemlösen im

Team

Tab. 2: Gegenüberstellung der Merkmale des Konzepts der Inklusion und des der Integration

(In Anlehnung an Hinz 2010, S. 359)

Inklusion (Einschluss) stellt einen Ansatz dar welcher sich gegen die

Sortierung/Kategorisierung/Etikettierung von Menschen in solche mit und ohne

Beeinträchtigungen stellt. Doch werden in diesem Ansatz Unterschiede nicht ignoriert,

sondern wahrgenommen. Es handelt sich um ein Miteinander verschiedenster Mehr-

und Minderheiten. Inklusionspädagogik wird weitgehend als ein Fortschritt der

integrativen Pädagogik, also das „Einbeziehen besonderer Eigenschaften, Verhaltens-

und Denkweisen in das Bildungssystem“ – insbesondere die Integration von

benachteiligten SchülerInnen in der Sonderpädagogik, erkannt. Das Konzept der

Inklusion grenzt sich hier von Integration ab, die meint, dass eine „abweichende

Minderheit“ existiert, in die eine „normale“ Mehrheit aufgenommen werden soll (vgl.

IMST 2012, S. 1).

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Martin Schenk (2013, S. 2) äußerst sich zu Inklusion folgend: „Inklusion fragt danach,

ob die Institutionen menschengerecht, und nicht ob die Menschen institutionengerecht

sind.“ Im schulischen Kontext bedeutet dies für Schenk, dass es normal sei, dass es

Kinder mit unterschiedlicher sozialer Herkunft gibt. Aus diesem Grund sei eine Schule

ohne Kinder aus ärmeren Elternhäusern keine normale Schule. Auch sei es normal,

dass es Kinder mit mehreren Sprachen gibt, darum sei eine Schule ohne

mehrsprachige Kinder keine normale Schule. Und es sei normal, dass Kinder

verschieden sind – darum sei eine Schule ohne Kinder verschiedener Herkunft keine

normale Schule (vgl. Schenk 2013, S. 2).

Das Eintreten für Inklusion (s. Abb. 3) heißt, „der Marginalisierung und Ausgrenzung

und damit den ungleich verteilten Teilhabechancen entgegenzuwirken“ (BMLFUW

2015b, S. 1). Sodass jeder Mensch die Möglichkeit hat, ganz und gar sowie

gleichberechtigt an allen gesellschaftlichen Prozessen Anteil zu haben (vgl. BMLFUW

2015b, S. 1). Darüber hinaus betrachtet Inklusion Heterogenität

(Migrationshintergrund, Geschlecht, körperliche Einschränkungen, unterschiedliche

Altersstufen usw.) als alltägliche Gegebenheit (vgl. IMST 2012, S. 2).

Abb. 3: Exklusion, Inklusion und Integration (BMLFUW 2015b, S. 1)19

3.2 Leitidee Inklusion

„Was im Vorhinein nicht ausgegrenzt wird, muss hinterher nicht eingegliedert werden!“

(Richard von Weizsäcker, zit. n. BMLFUW 2015b, S. 1)

Der bildungspolitische Anspruch nach Inklusion basiert auf der „Salamanca-Erklärung“

von 1994, in welcher die Integration aller Kinder und Jugendlichen in das Schulsystem

19 Inklusive Pädagogik stellt ein Gegenmodell zur Exklusion (Ausschluss) dar, dessen Ziel die Findung und Bildung homogener Lerngruppen mit einer separierenden, selektierenden Pädagogik ist (vgl. IMST 2012, S. 4).

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verlangt wird, auf der UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 (s. Kapitel 3.3.), die

den Ausschluss von Menschen mit Behinderung aus dem allgemeinen Bildungssystem

untersagt sowie auf den Leitlinien zur Bildungspolitik der UNESCO von 2009, die als

Weiterführung zur Salamanca-Erklärung klare Vorschläge zur Inklusion entwerfen. In

den Dokumenten der Vereinten Nationen und der UNESCO wird keine semantische

Differenzierung zwischen den beiden Begriffen Integration und Inklusion

vorgenommen (vgl. Allemann-Ghionda 2013, S. 126f.); sie werden synonym

gebraucht. In der Zwischenzeit hat sich jedoch der Begriff Inklusion durchgesetzt. Die

ideologischen Inhalte der beiden Begriffe, welche die deutsche Debatte noch

beherrschen, sind international weniger von Bedeutung (vgl. Speck-Hamdan 2015, S.

13).

In den erwähnten internationalen Dokumenten handelt es sich um das Recht jedes

Kindes auf den Zugang zum regulären Bildungssystem20. Betont wird der gemeinsame

Schulbesuch in einer wohnortnahen Schule; sie soll die Regel darstellen. Die gänzliche

Abschaffung aller Sonderschulen wird in keinem der Dokumente gefordert. Es erklärt,

dass die professionelle Kompetenz der Lehrpersonen mit einer sonderpädagogischen

Qualifikation dem Regelschulsystem bereitgestellt wird, damit der mit Inklusion

verbundene Anspruch auf individuelle Unterstützung dort auch erfüllt werden kann.

Dahinter steht als Erklärung neben dem Recht auf Bildung speziell die

gesellschaftliche Hoffnung, dass Inklusion das Bewusstsein für die Vielfalt als

konstituierendes Element heutiger Gesellschaften bestärkt. Gegenüber dieser, einer

sozialen Erklärung, werden in den UNESCO-Leitlinien aus pädagogischer Betrachtung

die Vorteile einer individualisierten Unterrichtsgestaltung betont (vgl. Speck-Hadnan

2015, S. 13). Und letztlich wird eine dritte, ökonomische Erklärung genannt (UNESCO

2009, S. 9): „Es ist weniger kostenintensiv Schulen einzuführen und zu erhalten, die

alle Kinder gemeinsam unterrichten, als ein komplexes System unterschiedlicher

Schultypen zu errichten, die jeweils auf verschiedene Gruppen spezialisiert sind.“

3.3 UN-Behindertenrechtskonvention

Erst Mitte des 20. Jahrhunderts hat der Begriff „Behinderung“ Eingang in den

allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Bis dahin war der Begriff „Krüppel“, der vor

20 Weltweit besuchen 75 Millionen Kinder nicht die Grundschule, in Afrika südlich der Sahara betrifft dies fast ein Drittel aller Kinder (siehe Näheres hierzu auf https://www.unesco.de/bildung/weltbildungsbericht/weltbildungsbericht-2009.html).

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allem für körperbehinderte Menschen und hier vor allem für Kriegsversehrte benützt

und von den Betroffenen schon nach dem ersten Weltkrieg stark abgelehnt wurde.

Nach dem zweiten Weltkrieg bürgerte sich für Personen, die von Geburt oder Jugend

an behindert waren, der Begriff „Körperbehinderte“ ein und wurde durch weitere

Wortschöpfungen differenziert: sehbehindert, hörgeschädigt, sprachbehindert,

lernbehindert, u.a. Ebenfalls weitete sich der Behindertenbegriff nach 1945 auf

Menschen mit geistigen Behinderungen oder Mehrfachbehinderungen aus (vgl.

Schmid 2013, S. 2). In mehreren nationalen und internationalen supranationalen

Regelungen und Normierungen wird auf unterschiedliche Deutungen des Begriffs

„Behinderung“ Bezug genommen. In den späten 70er Jahren hat die WHO21 versucht,

Verständlichkeit in diese Begriffsdiversität zu bringen. Sie differenziert in folgende

Begriffe (vgl. Schmid 2013, S. 2):

„Impairment“ (Schädigung)

„Disability“ (Beeinträchtigung)

„Handicap“ (Behinderung)

Die genannten drei Begriffe werden dabei in Relation zu einer Norm definiert. Dieser

Begrifflichkeit liegt demgemäß immer noch die klassische heilpädagogische

Zielsetzung der „Normalisierung“ zugrunde: „Menschen mit Behinderungen sollen

soweit und so umfassend wie möglich an ‚normale‘ Menschen angeglichen werden –

eine Begrifflichkeit, die letztlich mit der Strategie der Inklusion nicht zu vereinbaren ist“

(Schmid 2013, S. 3). Deshalb wurde von der WHO im Jahre 2001 eine neue Version

der Klassifizierung publiziert, in welcher nur der erste Begriff – Schädigung

(Impairment) – belassen wurde, die zwei anderen wurden durch die Begriffe Aktivität

und Partizipation ausgetauscht. Schmid (2013: 3) spricht davon, dass diese neue

Klassifizierung die Notwendigkeit hervorheben, sich auf die Möglichkeiten eines

Menschen mit Behinderung und seine Eingliederung in die Gesellschaft auszurichten.

In den vergangenen letzten 60 Jahren wurde Menschen mit Behinderung im

internationalen Menschenrechtsdiskurs nur wenig Beachtung geschenkt. In der

21 Die WHO (World Health Organization) setzt sich als Koordinationsbehörde der Vereinten Nationen für das internationale öffentliche Gesundheitswesen ebenso mit Fragen rund um Menschen mit Behinderungen auseinander. Insbesondere die Bemühung der WHO für eine einheitliche medizinische Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit sind für die Fragen der Definition und Einschätzung von Behinderung richtungsweisend. Am 9. Juni 2011 veröffentlichte die WHO in Zusammenarbeit mit den Weltbanken den ersten globalen Weltbehindertenbericht. Der Bericht verdeutlicht, welcher Weg in Zukunft für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen eingeschlagen werden muss (vgl. BMASK 2016).

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Antidiskriminierungsklausel der Menschenrechtserklärung fehlte beispielsweise die

deutliche Anführung von Menschen mit Behinderung, indessen Alter, Geschlecht und

ethnische Herkunft eindringlich hervorgebracht wurden (vgl. Schulze 2001, S. 12).

Am 13. Dezember 2006 hat die 61. Generalversammlung der Vereinten Nationen das

„Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte mit Behinderungen“ (UN-

Behindertenrechtskonvention) samt eines Fakultativprotokolls22 festgelegt (vgl.

BMASK 2010, S. 1). Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit

Behinderungen ist ein internationaler Vertrag, in welchem sich die

Unterzeichnerstaaten verpflichten, die Menschenrechte von Menschen mit

Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten (vgl. BMASK 2016).

Die Meinung, dass erst durch diese Konvention der Versuch unternommen wurde, den

inklusiven Leitgedanken international zu verankern, wäre jedoch nicht korrekt. Als

Vorreiter dieser Konvention können viele Vorstöße von Nichtregierungs- und

Behindertenorganisationen erwähnt werden. Bekanntermaßen fand diese Idee Ende

des 20. Jahrhunderts Platz in mehreren internationalen Aktionsprogrammen und

Bestimmungen (vgl. Lee 2010, S. 40). Hierbei wurde u.a. mit der in Kraft gesetzten

Salamanca Erklärung im Jahre 1994 das Thema Inklusion von Menschen mit

Behinderung zu einem politischen Thema erhoben. Überdies begann das Land Mexico

mit der Verhandlung einer eigenen Konvention über die Rechte von Menschen mit

Behinderungen, die letztlich im Jahr 2006 von einer Staatengruppe von Mexico und

vor allem von Neuseeland vervollständigt wurde (vgl. Flieger/Schönwiese 2011, S. 29;

Schulze 2011, S. 14).

Artikel 1 der UN-Behindertenrechtskonvention23 schreibt vor, „den vollen und

gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen

mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung der ihnen

innewohnenden Würde zu fördern." Zu Menschen mit Behinderungen gehören

Menschen, „die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen

haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen

und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können" (UN 2006, Art. 1).

„Menschenrechte sind jene Rechte, die man kraft Menschseins hat. Sie sind die Grenze, die

das Individuum vis-à-vis dem Staat zieht und die der Staat mit dem Ziel, ein Leben in Würde

22 Anerkennung der Möglichkeit von Gruppen- und Individualbeschwerden 23 Artikel 1 beschreibt den Zweck der UN-Behindertenrechtskonvention

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für jeden und jede zu ermöglichen, zu beachten und zu wahren hat“ (Schulze 2011, S. 11).

Es gibt keinen Lebensbereich, der nicht in irgendwelcher Form von mehr als den 30

Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte24 festgehalten wird (vgl.

Schulze 2011, S. 11).

Als zentrale Leitbegriffe der UN-Behindertenrechtskonvention können „Würde,

Barrierefreiheit, Chancengleichheit, Inklusion, Selbstbestimmung, Empowerment und

Partizipation“ genannt werden (Baumann 2010, S. 9). An diesen Forderungen und

Leitideen der Konvention wird der Paradigmenwechsel von einem medizinisch-

defizitorientierten Modell hin zu einem bio-psycho-sozialen Modell von Behinderung

erkennbar. Behinderung wird durch den Paradigmenwechsel nicht mehr bloß als eine

funktionale Schädigung verstanden, sondern ebenso als eine Beeinträchtigung von

Aktivitäts- und Teilhabemöglichkeiten (vgl. WHO 2005, zit. n. Meyer/Kieslinger 2014).

Damit ist die Verbesserung gesellschaftlicher Teilhabe eines der Hauptanliegen der

Konvention. Die Notwendigkeit einer schlüssigen Verwirklichung dieser Teilhabe im

Sinne von Inklusion zählt deshalb generell als das wesentliche Innovationspotenzial

der Behindertenrechtskonvention (vgl. Meyer/Kieslinger 2014).

Artikel 24 der Behindertenrechtskonvention: Inklusive Bildung

Neuhoff (2015, S. 120) schreibt, dass der Inklusionsanspruch nicht nur ein zentrales

Anliegen von und in Bezug auf Menschen mit Behinderungen sei, sondern ein

genuiner Bestandteil des Menschenrechts auf Bildung selbst. Bereits bevor die

inklusive Bildung mit der Behindertenkonvention 2006 zum direkten Bestandteil des

Menschenrechts auf Bildung wurde, waren die Orientierung an den

Bildungsbedürfnissen der Bildungssubjekte sowie auch das gemeinsame Lernen

genuine Bestandteile des Menschenrechts auf Bildung. Die

Menschenrechtsdokumente argumentieren – begonnen bei der Allgemeinen Erklärung

der Menschenrechte – nicht wortwörtlich von Inklusion im Zusammenhang des

Menschenrechts auf Bildung, trotzdem lassen sich, Grundlagen entdecken, die das

24 "Alle Menschen sind gleich an Rechten und Würde geboren", beginnt die häufig zitierte Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen wurde. Bisher wurde in vielen anderen Verträgen, Verfassungen und auch Gesetzen in verschiedensten Varianten darauf gedeutet, dass alle gleich an Rechten sind und dieselben Chancen haben sollen, diese umzusetzen. Doch die Durchsetzung der Menschenrechte ist ihrer Natur nach nicht einfach und eine Aufgabe, die niemals zu Ende geht (vgl. Schulze 2011, S. 11). Mehr zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist unter http://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf abrufbar.

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Konzept inklusiver Bildung fördern. Hierbei ist besonders der Empowermentgedanke

des Menschenrechts auf Bildung entscheidend (vgl. Neuhoff 2015, S. 120): Bildung

schafft es, Menschen zur effektiven Beteiligung der Gesellschaft zu befähigen.

Zentrale Bedingungen hierfür sind die bestmögliche Entwicklung jedes Kindes und

seine „möglichst vollständige“ soziale Integration.

Aritkel 24 der Behindertenrechtskonvention (siehe Anhang Originaltext) nimmt

erstmals die staatliche Verpflichtung, ein inklusives Bildungssystem zu etablieren, in

den Wortlaut des Menschenrechts auf Bildung auf (vgl. Neuhoff 2015, S. 121):

„Die Vertragsstaaten erkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung an.

Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu

verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein inklusives Bildungssystem auf allen

Ebenen …“ (CRPD, Art. 24, Abs. 1; Übersetzung K.N.)25.

3.4 Nationaler Aktionsplan Behinderung 2012-2020

Am 26. Oktober 2008 ist in Österreich die UN-Konvention über die Rechte von

Menschen mit Behinderung wirksam geworden. Zur Realisierung dieser Konvention

hat das Sozialministerium in Kooperation mit allen anderen Bundesministerien den

Nationalen Aktionsplan Behinderung 2012-2020 (NAP Behinderung) erarbeitet.

Erstmals nach dem Behindertenkonzept der Österreichischen Bundesregierung vom

Dezember 1992, das inzwischen in mehreren Bereichen verwirklicht wurde, steht mit

dem NAP jetzt wieder eine ausführliche Strategie der österreichischen

Behindertenpolitik auf Bundesebene vor (vgl. BMASK 2012, S. 3). Die

behindertenpolitischen Rahmenbedingungen haben sich in diesen zwei Jahrzehnten

wesentlich geändert. Lag in der Vergangenheit der Schwerpunkt auf Fürsorge und

Versorgung behinderter Menschen, steht aktuell der Menschenrechts- und

Gleichheitsansatz im Vordergrund. Ebenso verfolgt die EU den gleichen Ansatz in ihrer

aktuellen EU-Behindertenstrategie 2010-202026 (vgl. BMASK 2012, S. 9).

Die zentralen Zielsetzungen des NAP lauten wie folgt (vgl. BMASK 2012, S. 11):

25 Kritisch ist in diesem Punkt anzuführen, dass der englische Begriff inclusion, der in der Behindertenrechtskonvention insgesamt eine tragende Rolle spielt, in der zwischen Deutschland, Österreich und Liechtenstein abgestimmten amtlichen deutschen Übersetzung beharrlich mit „Integration“ übersetzt wurde. Indessen zählt die deutsche Übersetzung nicht zu den authentischen Sprachfassungen, sie hat insofern keine völkerrechtliche Bedeutung (vgl. Neuhoff 2015, S. 121). 26 Nähere Informationen zur EU-Behindertenstrategie unter http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2010:0636:FIN:DE:PDF.

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Der NAP Behinderung soll die Leitlinien der österreichischen Behindertenpolitik

bis zum Jahr 2020 repräsentieren und die Zielsetzungen und konkreten

Maßnahmen im Behindertenbereich enthalten.

Bedeutsam bei der Entwicklung des NAP war die Einbeziehung der

Behindertenorganisationen und der Zivilgesellschaft. Die Betroffenen hatten

durch jeweiligen Arbeitstagungen und Veranstaltungen zum NAP sowie durch

Arbeitsdiskussionen vielfache Möglichkeiten zur Partizipation und

Beeinflussung der Inhalte des NAP.

Die Steuerung und Begleitung des NAP soll eine Begleitgruppe übernehmen,

in welcher neben der Behindertenanwaltschaft und dem Monitoringausschuss

zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention in Österreich auch die

Behindertenvertretung bzw. die Zivilgesellschaft einzubeziehen ist.

Die Begleitgruppe zum NAP soll vor allem auch eine Prioritätenliste für

Maßnahmen des NAP sowie passende Indikatoren für die Messung der

Fortschritte in Verbindung mit dem NAP erschaffen.

Die Zielverwirklichung des NAP Behinderung soll durch

Zwischenbilanzierungen und eine Evaluierung am Ende der Laufzeit des NAP

analysiert und bewertet werden.

Erbringen die Zwischenbilanzierungen politischen Handlungsbedarf, wird der

NAP entsprechend verbessert. Dieses dynamische Element des NAP verhilft

zu einem Ausbau betreffend der Aufnahme geeigneter Indikatoren und Setzung

von Prioritäten im Maßnahmenfeld.

3.4.1 Inklusive Modellregionen

Der Nationale Aktionsplan Behinderung 2012-2020 bringt Zielsetzungen der

Bundesregierung hervor, die auch im Bereich Bildung die Entwicklung eines inklusiven

Schulsystems beabsichtigen und als ersten Schritt die Umsetzung und Evaluation

modellhafter Initiativen – z.B. Inklusive Modellregionen – abverlangen. Der NAP hat im

Sinn, dass die inklusiven Modellregionen bis 2020 eingerichtet sind, was einen

strukturellen Wandel im Bildungssystem bedingt (vgl. BMB 2016a).

Das gegenwärtige Regierungsprogramm erklärt die "Konzeption von Modellregionen

zur optimalen und bedarfsgerechten Förderung aller SchülerInnen dieser Region mit

wissenschaftlicher Begleitung" als eine der Handlungen zur Weiterentwicklung der

‚Inklusiven Bildung‘. Das Bundesministerium für Bildung hat Anfang September 2015

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eine Richtlinie festgelegt, welche die pädagogischen, rechtlichen und

organisatorischen Rahmenbedingungen für die Entwicklung inklusiver Modellregionen

bestimmt und damit Orientierung für die Länder bringt. Inklusive Modellregionen

werden errichtet, um Erfahrungen mit einer gänzlichen Verwirklichung inklusiver

Bildung zu sammeln (vgl. BMB 2016a). Dies harmoniert mit der in einem partizipativen

Prozess erarbeiteten Zielformulierung der Maßnahmen 124-125 des NAP

Behinderung 2012-2020 (BMB 2016a): „Eine Inklusive Region ist eine Region, die das

Ziel verfolgt, in ihrem Einflussbereich den Artikel 24. 'Bildung' der UN-

Behindertenrechtskonvention vollständig umzusetzen."

3.5 Inklusive Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung

Mit dem inklusiver werdenden Bildungssystem steht auch die Bildung für Nachhaltige

Entwicklung und die Umweltbildung vor der Herausforderung, die Bildungsangebote

inklusiv auszurichten und allen Lernenden die gewünschten Werte, Wissen und

Kompetenzen zu vermitteln, welche sie für ein verantwortungsvolles Handeln im Sinne

der Nachhaltigkeit brauchen. Die Forderung der Inklusion ist, dass alle Menschen an

allen Bereichen des Lebens – ob nun Bildung, Freizeit oder Politik – im gleichen Maße

teilnehmen können. Die Strukturen sollen demnach im Vornhinein unterschiedliche

Bedürfnisse berücksichtigen. Im Bereich BNE und Umweltbildung würde dies

bedeuten, dass alle Angebote für TeilnehmerInnen mit den unterschiedlichen

Vorrausetzungen geeignet oder zumindest ohne große Probleme anpassbar – egal ob

geistig, körperlich oder psychisch behindert, hochbegabt, aus ärmeren Verhältnissen,

der deutschen Sprache nur teilweise mächtig oder verhaltensauffällig sind. Der

Anspruch „Inklusion“ bedeutet für die Arbeitsfelder der Bildung für Nachhaltige

Entwicklung sowie auch der Umweltbildung, dass bei dem was geplant wird und bei

dem wie es geplant wird, an alle Menschen in verschiedenen Lebenssituationen

gedacht wird, so Sozialpädagogin Riccarda Schamberger. Bereits bei der Konzeption

der Programme und Materialien, bei der Wahl der Methoden oder des

Veranstaltungsortes wird auf unterschiedliche Bedürfnisse geachtet (vgl. Netzwerk

Umweltbildung 2013, S. 7).

Riccarda Schamberger und Maria Anna Braunschmidt stellen hierzu zehn Tipps für

inklusive Umweltbildung und BNE zur Verfügung (Netzwerk Umweltbildung 2013, S.

9):

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Zehn Tipps für inklusive Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung

Wenn es möglich ist, sollte im Vorfeld in einer Einrichtung der

Behindertenhilfe hospitiert werden, um Erfahrungen im Umgang mit

Menschen mit Behinderung zu bekommen.

Vor der Veranstaltung sollten ausreichend Informationen zu den

TeilnehmerInnen gesammelt werden. Es kann z.B. mit der betreuenden

Einrichtung oder mit Angehörigen Kontakt aufgenommen werden.

Es ist hilfreich, wenn ein höherer Betreuungsschlüssel (grober Richtwert 3:1)

eingeplant wird. Oft können auch Angehörige, Ehrenamtliche oder

MitarbeiterInnen der betreffenden Einrichtung als zusätzliche HelferInnen

eingeplant werden.

Im Vorfeld sollten die Rahmenbedingungen am Veranstaltungsort

(Barrierefreiheit in Gebäuden, Beschaffenheit des Geländes und der

Wegstrecken, Länge der Wege, Sonnen- und Schattenbereiche

(TeilnehmerInnen mit Epilepsie!), Sitzmöglichkeiten (ältere Menschen!) etc.)

erkundet werden.

Es ist von Nutzen, wenn von vornherein mit einem anderen, eventuell

langsameren Tempo gerechnet wird.

Durch Spiele zu zweit oder bei gemeinsamen kreativen und künstlerischen

Aktionen können Anreize zur Kontaktaufnahme zwischen behinderten und

nicht behinderten TeilnehmerInnen geschaffen werden.

Routinemäßige Abläufe sollten möglichst vermieden werden. Auch ist es gut

auf Überraschungen und Unterbrechungen gefasst zu sein. Menschen mit

Behinderung reagieren manchmal auf Dinge und Erlebnisse ganz

unterschiedlich.

Auf einen altersgemäßen Umgang sollte geachtet werden: Erwachsene

TeilnehmerInnen mit Behinderung wollen nicht wie Kinder angesprochen

werden. Methoden und Sachverhalte können vereinfacht geplant werden,

aber die Inhalte sollten altersgemäß sein.

Regeln sollten für alle TeilnehmerInnen gleichermaßen gelten; jeder sollte

gleiches Rederecht haben, beziehungsweise das gleiche Recht, sich mit

seinen Möglichkeiten einzubringen.

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Die eigene Haltung gegenüber Menschen mit Behinderung sollte geprüft

werden und es ist sinnvoll offen dafür zu sein, diese gegebenenfalls zu

korrigieren.

Tab. 3: Tipps für inklusive Umweltbildung und BNE (In Anlehnung an Netzwerk

Umweltbildung 2013, S. 9)

Darüber hinaus bestehen Möglichkeiten, an bestimmten Seminaren oder Kursen zum

Schwerpunktthema ‚inklusive Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung‘

teilzunehmen, in welchen, wie bereits oben angeführt, Tipps für inklusive BNE und

Umweltbildung gegeben bzw. gemeinsam erarbeitetet werden. Ebenso wurden bereits

bzw. werden Projekte zu dieser Thematik geplant und durchgeführt. Im Folgenden

werden hierzu Beispiele aus Deutschland und Österreich genannt:

Deutschland

In Münster und Frankfurt wurden beispielsweise durch den Verein bezev in diesem

Jahr Fortbildungsseminare abgehalten, in welchen einerseits die globalen

Nachhaltigkeitsziele und das Weltaktionsprogramm BNE sowie die diversen

Bildungskonzepte BNE, Globales Lernen und Global Citizenship Education

thematisiert wurden. Andererseits wurden didaktische und methodische Ideen für die

Umsetzung einer inklusiven BNE in heterogenen Lerngruppen aufgezeigt. Die

Seminar-TeilnehmerInnen sollten unterschiedliche Herangehensweisen für die

Planung und Umsetzung inklusiver Bildungsprojekte kennen lernen, die für ihre eigene

Arbeit von Nutzen sein können (vgl. bezev 2016). (Näheres zu den Seminaren, zum

Verein bezev und dessen Arbeit auf http://www.bezev.de/home.html?L=%3FQ.)

Ein Beispiel eines Projekts in Brandenburg, welches von der UNESCO ausgezeichnet

wurde, nennt sich „Blickwinkel – Inklusion macht Schule“. In Kooperation der Stiftung

WaldWelten mit der Nordend-Förderschule in Eberswalde verfolgt dieses Projekt den

Brückenschlag zwischen lernbehinderten und nicht lernbehinderten Kindern und

formaler und non-formaler Bildung vor dem Hintergrund von BNE zu entwickeln. Das

Projekt verbindet dazu Inklusion und Waldpädagogik. Es orientiert sich dabei an dem

Konzept der Gestaltungskompetenz und verbindet es mit der Einführung inklusiver

Schulbildung im Land Brandenburg. Das Muster-Projekt soll die Chancen und

Möglichkeiten für weitere solcher Projekte erproben und Vorbildfunktion haben. Durch

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die Zusammenarbeit mit weiteren Akteuren wie der Stadt Eberswalde und der

Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde soll ein langfristiger "Lernort

Wald" in Form eines Waldgeländes schulnah geschaffen werden. Das Projekt soll den

Kindern auf spielerische Weise neue Perspektiven und Blickwinkel auf sich, auf andere

und das Ökosystem Wald und damit auf die Bedeutung vernetzten Denkens und

nachhaltigen Handelns ermöglichen. Die Kinder setzen sich u.a. mit Themen wie

Ressourcenknappheit, Raubbau am Wald, Klimawandel sowie mit der lokalen,

nationalen und globalen Bedeutung des eigenen Handelns auseinander. Das

pädagogische Konzept betrachtet den Aufbau einer von Liebe und Respekt geprägten

Beziehung zur Natur als Basis für den Erwerb von ökologischem Wissen und als

Motivation zu nachhaltigem Handeln (vgl. UNESCO 2016b).

Österreich

In Österreich (Wiener Neudorf) läuft seit Februar 2006 ein „Inklusionsprojekt: Inklusion

eine Kultur des Miteinanders“ im Kontext einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (s.

auch Kapital 5.3), welches auf dem Index der Inklusion, einer Materialiensammlung

zur Selbstevaluation und Qualitätsentwicklung auf Basis inklusiver Werthaltungen

basiert. Das zentrale Ziel dieses Projekts ist der Aufbau einer Kultur des Miteinanders

auf Basis der inklusiven Werterhaltung: Anerkennung von Vielfalt, Teilhabe,

Gemeinde, Hilfsbereitschaft, Fairness und Nachhaltigkeit (vgl. UNESCO 2009, S. 7f.).

Die Pädagogin Riccarda Schamberger (Netzwerk Umweltbildung 2013, S. 8) sieht

Inklusion im Kontext von BNE und Umweltbildung als äußerst wichtig an, weil für eine

„Kultur der Toleranz, der Mitmenschlichkeit und der Rücksichtnahme“ – ob nun

gegenüber der „Natur, der Schöpfung oder anderen Menschen“ – sei es bedeutsam

mit Menschen in Kontakt zu treten, die benachteiligt oder in ihren Fähigkeiten

eingeschränkt sind, die ihre Umwelt andersartig erleben.

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59

4 Umweltbildung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der

österreichischen Schullandschaft

Umweltbildung im Wandel der Gesellschaft

In der Umweltbildung an Schulen ereignete sich in den letzten Jahren ein Umschwung

– ausgelöst durch eine enorme Ausdehnung des Themenhorizonts. Nicht mehr

Umweltkatastrophen und Naturschutz stehen im Vordergrund, sondern die Frage, wie

eine Überschreitung in eine nachhaltige Gesellschaft erlangt werden kann (vgl. de

Haan/Harenberg 1998). Das lässt sich als „Hinwendung zur kulturellen Seite der

Ökologie, die die bisher im Vordergrund stehende ‚grüne' Seite der Ökologie ablöst“

begreifen, so de Haan und Harenberg (1998, Abs. 3).

In früherer Zeit bearbeitete der sogenannte Heimatkundeunterricht an Schulen

Themen der engeren Heimat, dazu gehörten die umgebende Natur, die Wirtschaft der

Region, regionale Geschehnisse und die gesellschaftlichen Organisationen. In der

Sekundarstufe implizierte der Lehrplan die Natur, Kultur und Wirtschaft anderer Länder

und Kontinente. Die Inhalte der Schulbücher richteten sich vorwiegend auf das

Pflanzen- und Tierreich der Heimat, auf Naturereignisse jeder Jahreszeit, auf Tradition

und Brauchtum, auf Handwerk, Verkehr und Fahrzeuge u.v.m. Schulmaterialien aus

früherer Zeit lassen die damals vorwiegende Tendenz der Vermittlung von

Faktenwissen an Schulen erkennen (vgl. Ucsnik 2011, S. 42).

Gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts entfaltete sich ein Umweltbegriff, der eine

Erziehung zum Umweltschutz beinhaltete, wobei sich dieser erneut primär auf die

Naturkenntnis und den Naturschutz berief. Im Vergleich dazu wird heute an Schulen

versucht, Natur, Wirtschaft und Kultur in globalen Perspektiven zu betrachten. Bis zum

Jahre 1982 wurden vielmehr „bloß“ bildreiche Bestimmungsbücher herausgegeben.

Wobei in Folge der Entwicklungen Bücher heraus kamen, die die Kinder und

Jugendlichen zu umweltbewusstem Handeln im alltäglichen Geschehen und zum

Schutz des Naturraumes ermutigten (vgl. Ucsnik 2011, S. 42).

Mit dem 1987 veröffentlichten Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft“ (Brundtland-

Bericht) der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Hauff 1987) verstärkte sich

die Diskussion um eine ökologische und sozial „Nachhaltige Entwicklung“ im breiteren

politischen Rahmen (vgl. Harborth 1993, S. 58). Die Vermittlung zwischen

ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen und Zielen stellt ein

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60

wesentliches Merkmal des Berichtes dar (vgl. Kastenholz et al. 1996, S. 1). Im Laufe

dieser Zeit erschienen Sachbücher mit Vorschlägen zu umweltschonendem Handeln.

In Schul- und Sachbüchern lassen sich seit nun über zwanzig Jahren die ersten

Anfänge einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung bemerken. Der Ansatzpunkt einer

BNE fing zu damaliger Zeit in der Umweltbildung an, obgleich erst in der Gegenwart

die Umweltbildung mit dem Appell nach Verantwortung des Einzelnen für eine

gemeinsame Lebenswelt verknüpft wird (vgl. Ucsnik 2011, S. 45).

BNE erweitert die klassische Umweltbildung durch Hervorhebung der ökonomischen

und sozialen Dimension und legt einen Schwerpunkt auf die Bedeutung heutigen

Handelns für zukünftige Generationen. Vielfältige Ziele, Ideen und Konzepte für die

BNE wurden gerade auch in der UN-Dekade für BNE (2005-2014) entworfen. Studien

erbringen den Nachweis, dass sich umweltbildende Maßnahmen im Grundschulalter

positiv auf Wissen, Einstellungen und Handeln auswirken können. Damit aber Themen

in die Breite implementiert werden können, müssen sie auch in offiziellen, rechtlich

bindenden Dokumenten Eingang finden (vgl. Hanisch et al. 2015, S. 168).

4.1 Umweltbildung als Unterrichtsprinzip im österreichischen Schulwesen

Umweltbildung als Unterrichtsprinzip ist im österreichischen Schulwesen seit dem Jahr

1979 verankert. Unterrichtsprinzipien sind bei der Umsetzung jener Bildungs- und

Erziehungsaufgaben der Schule behilflich, die speziell ein fächerübergreifendes

Zusammenspiel mehrerer Unterrichtsfächer beanspruchen. Das Unterrichtsprinzip

Umweltbildung und seine Auslegung im Grundsatzerlass „Umweltbildung für

nachhaltige Entwicklung“ wurden im Jahre 2014 neu verfasst und auf nationale und

internationale Ansprüche angepasst. In diesem Zusammenhang verschaffen das

Bundesverfassungsgesetz 2013 über die Nachhaltigkeit, den Tierschutz, den

umfassenden Umweltschutz, die Sicherstellung der Wasser- und

Lebensmittelversorgung und die Forschung, der Nationale Bildungsbericht 2012, die

Strategien zur Nachhaltigen Entwicklung der Europäischen Union und ein Beschluss

der UNO, gesondert die Anforderungen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, wie

sie von der UNESCO benannt worden sind (vgl. BMBF 2014b, S. 7).

Moderne Umweltbildung leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer Nachhaltigen

Entwicklung der Gesellschaft. Sie unterstützt den Erwerb von Kompetenzen, um die

natürliche Lebensbasis und die Ressourcen in ihrer Begrenztheit zu begreifen.

Lernende werden ausgebildet (vgl. FORUM Umweltbildung 2014), „Umwelt und

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61

Gesellschaft vorausschauend, solidarisch und verantwortungsvoll mitzugestalten“

(FORUM Umweltbildung 2014, Abs. 2).

4.2 Grundsatzerlass „Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“

Im Umweltbildungserlass aus dem Jahr 1994 (vgl. BMBF 2014c) ist zu lesen, dass zu

damaliger Zeit Umweltbildung vor allem mit Natur- und Umweltschutz in Verbindung

gesetzt wurde. Darin steht folgendes geschrieben: „Ökologische Einsichten bereits bei

jungen Menschen auszuprägen und so zur Entwicklung umweltorientierten Verhaltens

beizutragen, ist als ein Anspruch an Bildung und Erziehung neben dem Elternhaus im

besonderen Aufgabe der Schule. Die Auseinandersetzung mit Fragen des Natur- und

Umweltschutzes im Sachunterricht und bei damit verbundenen Aktivitäten wird daher eine

gezielte Bewusstseinsbildung der SchülerInnen anstreben und deren Bereitschaft für den

verantwortlichen Umgang mit den Naturgütern kontinuierlich fördern.“

Das Rundschreiben fördert den Schutz der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren,

schließt Empfehlungen internationaler Organisationen mit ein (Erklärung der Vereinten

Nationen von Stockholm 1972 „Über die Umwelt des Menschen“, Ergebnis der

UNESCO von Belgrad 1975 und Tiflis 1977 sowie „über die Weltcharta der Natur“ der

Vereinten Nationen aus Oktober 1982) (vgl. Ucsnik 2011, S. 70).

Die vielfältigen Entwicklungen und Veränderungen der letzten zwei Jahrzehnte

machten eine Neuformulierung notwendig. Zu ökologischem Wissen schließt sich der

Anspruch nach ökologischem Handeln an (vgl. Ucsnik 2011, S. 71). Im Folgenden wird

der aktuelle Grundsatzerlass „Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“ sinngemäß

zitiert (vgl. BMBF 2014b, S. 2ff.):

Herausforderungen und Ziele der Umweltbildung

Im Grundsatzerlass „Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“ wird Umweltbildung

als ein wichtiger Beitrag zu einer Nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft

beschrieben. Dies setzt voraus, dass Umweltbildung als ein integraler Bestandteil der

Unterrichts- und Schulentwicklung gesehen wird. Der Schulunterricht ist als Lern- und

Erkenntnisgelegenheit zu nützen, um sich den Folgen der steigenden globalen

Komplexität und den Veränderungen der lokalen und globalen Umweltbedingungen

bewusst zu werden. Aufbauend auf dieser Grundlage, ist eine Beschäftigung mit

Zukunftsrisiken und Gefahren notwendig. Im Weiteren sind Chancen für einen

nachhaltigen Wandel aufzuzeigen und Möglichkeiten der Umsetzung zu beachten.

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Von wesentlicher Bedeutung ist die aktive Mitarbeit von SchülerInnen an Projekten

und die Unterstützung ihrer Ideen, denn auf diese Weise lernen sie ihr Wissen und

Können in konkreten Handlungsschritten anzuwenden und zu reflektieren.

Dazu soll Umweltbildung aufzeigen, wie die umfassende Verflechtung diverser

gesellschaftlicher Einflüsse zum aktuellen Zustand unserer Umwelt geführt hat und sie

soll die ökologische Handlungskompetenz der SchülerInnen stärken.

SchülerInnen soll die Möglichkeit gegeben werden,

die Natur mit ihrer Komplexität als Ort persönlicher Erfahrung wahrzunehmen,

die Umwelt interdisziplinär und forschend zu durchleuchten und die Umwelt zu

reflektieren,

Probleme zu erkennen und diese als Chance für neue, langfristig orientierte

Entwicklungen zu betrachten,

ihre eigene Verantwortung zu begreifen und auf aktive und konstruktive Art an

gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen mitzuwirken.

Umweltbildung trägt somit zu einer Förderung des Erwerbs von Kompetenzen bei, um

die natürlichen Lebensgrundlagen und Ressourcen in ihrer Geschlossenheit zu

verstehen und Umwelt und Gesellschaft weitblickend, solidarisch und

verantwortungsbewusst mitzugestalten.

Prinzipien der Umweltbildung

Tätigkeiten der Umweltbildung an Schulen erfordern

eine Sensibilisierung für die Anliegen und Erfordernisse des Natur-, Tier- und

Umweltschutzes;

eine Untersuchung der komplexen Verknüpfungen und Wirkungsmechanismen

unserer Umwelt sowie die Verflechtung ökologischer, ökonomischer und

gesellschaftlicher Einflüsse, Bedürfnisse und Anliegen;

eine interdisziplinäre und gemeinsame Vorgehensweise unter der

Berücksichtigung von sozialwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen

Perspektiven;

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einen bewussten und konstruktiven Umgang mit Emotionen, welche durch die

Beschäftigung mit Umweltthemen hervortreten;

eine Ermöglichung, Interessenskonflikte und Dilemmata zu besprechen und die

Prüfung verschiedener Betrachtungsweisen zu unterstützen;

eine Reflexion der den Aktivitäten und Entscheidungen zugrundeliegenden

Werthaltungen;

eine Verbindung kognitiver und praktischer Aktivitäten;

eine Integration der alltäglichen Umwelt der SchülerInnen in Familie, Schule

und Freizeit und einen respektvollen Umgang miteinander;

eine Förderung der Selbstständigkeit und Zusammenarbeit der SchülerInnen

wie auch ihrer Kreativität;

ein Aufgreifen konkreter Anlässe und eine Nutzung des lokalen Umfelds für

Aktivitäten.

Diese pädagogischen Prinzipien decken sich mit den Ansprüchen der Bildung für

Nachhaltige Entwicklung, wie sie von der UNESCO ausgebarbeitet worden sind.

4.3 Österreichische BNE-Strategie

Im Bereich der Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist Österreich aktiv tätig und hat

schon im Rahmen der EU-Präsidentschaft 2006 mit der Realisierung einer EU-

Fachtagung eine überaus gelungene Initiative gelegt. Österreich lieferte bereits

konkrete Beiträge, um Bildung für Nachhaltige Entwicklung auch auf europäischer

Ebene zu verankern (vgl. Österreichisches Dekadenbüro 2008, S. 2).

Bildung für Nachhaltigkeit baut in Österreich auf zentralen Grundlagen, Erfahrungen

und Initiativen auf. Das trifft vor allem auf folgende Bereiche zu (vgl. Österreichisches

Dekadenbüro, S. 5):

Politische Bildung und Menschenrechtsbildung (Unterrichtsprinzip; UN-Dekade

für Menschenrechtsbildung),

Umweltbildung und Gesundheitsbildung (Unterrichtsprinzipien),

Globales Lernen (entwicklungspolitischer Grundsatzerlass),

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Soziales Lernen (Interkulturelles Lernen, Vereinbarungskultur,

Reflexionsvermögen, Selbstverantwortung, u.v.m.) sowie

Gleichstellung von Mann und Frau.

Die UNESCO-Beratungsgruppe stellte 2002 in Johannesburg fest, dass keine Bildung

für Nachhaltige Entwicklung bestehen könne, wenn nicht all diese Einzelbereiche

zusammenarbeiten (vgl. Tschapka 2004, S. 17).

Die Umsetzung der Ziele der UN-Dekade in Österreich erfolgte im Rahmen einer

„Österreichischen Strategie zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung“. Diese wurde im

Kontext der Weltdekade Education for Sustainable Development (ESD) formal von drei

Ministerien – das damalige Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur27

(BMUKK), das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und

Wasserwirtschaft (BMLFUW), das damalige Bundesministerium für Wissenschaft und

Forschung28 (BMFW) – vorgeschlagen und in der Sitzung des Ministerrats am 12.

November 2008 entschieden. In den Jahren 2005-2006 fand ein offener, partizipativer

Entwicklungsprozess statt, in welchem mehr als 400 Stakeholder aus dem formalen,

non-formalen und informellen Bildungsbereich miteinbezogen wurden. Des Weiteren

wurden fünf regionale Workshops mit einer Beteiligung von verschiedenen

Stakeholdern abgehalten. Zusätzlich wurden Workshops mit der „Arbeitsgruppe

Bildung“ des Österreichischen Komitees für Nachhaltige Entwicklung ausgerichtet.

Dieses Komitee wurde von der Regierung gegründet und setzte sich aus nominierten

VertreterInnen der Ministerien, der Kammern und anderer Interessensgruppen

zusammen (vgl. Heinrich et al. 2007, zit. n. Rauch 2016).

Durch die Umsetzung der „Österreichischen Strategie zur Bildung für Nachhaltige

Entwicklung“ soll der Bewusstseinswandel in Richtung Nachhaltigkeit bei Lernenden

und Lehrenden in allen Bildungsbereichen gefördert und BNE-AkteurInnen vernetzt

werden. Die Strategie umschließt folgende relevante Elemente (vgl. Österreichisches

Dekadenbüro 2008, S. 8f.):

27 heute Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF) 28 heute Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW)

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Verankerung des Themenfelds „Nachhaltigkeit“ im Bildungssystem

BNE soll in den Bildungseinrichtungen inklusive des tertiären Bildungssektors und in

der gesamten Verwaltung auf allen Ebenen verankert werden.

Initiierung und Stärkung von Partnerschaften und Netzwerken

Bei Netzwerken soll auf die regionale Verankerung und auf die Einbindung lokaler

Akteure geachtet werden. Netzwerke sollen Trennlinien zwischen ökonomischen,

sozialen und ökologischen Sektoren überwinden.

Entwicklung von Kompetenzen der Lehrenden

Die Entwicklung von fachlichen und persönlichen Kompetenzen der Lehrenden durch

Aus- und Weiterbildung soll stark gefördert werden, da dies maßgeblich zum Erfolg

von BNE beiträgt.

Verstärkung der Forschung und Innovation

Der Forschung und Innovation soll entsprechende Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Vor allem sollen AkteurInnen zu Innovationen ermutigt werden.

Entwicklung von Szenarien für nachhaltige Entwicklungsmodelle

Auf die Multiperspektivität, also die Einbeziehung verschiedener Sicht- und

Herangehensweisen, wird besonderes Augenmerk gelegt.

Monitoring und Evaluation

Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist ein Prozess, der ständige Weiterentwicklung

voraussetzt. Bestimmte Indikatoren-Systeme (z.B. die UNECE-Strategie Bildung für

Nachhaltige Entwicklung), welche die Weiterentwicklung messbar macht, werden als

Grundlage für Fortschrittsberichte an die Bundesregierung gesehen.

Aus dem Dekadenabschlussbericht ist zu entnehmen, dass Österreich bei der „BNE“,

insbesondere im formalen Bildungsbereich und den politischen Rahmenbedingungen,

ein gutes Bild zeigt: Österreich wird innerhalb der Netzwerkaktivitäten im schulischen

Bereich zu den internationalen Spitzenreitern gezählt. Daneben sagen aber die

Verantwortlichen der BNE-Dekade, dass „ein gesellschaftlicher Wandel hin zu einer

nachhaltigen Gesellschaft, ein langwieriger Prozess sei, dem die Dekade selbst nicht

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gerecht wird.“29 Gegen Ende der Dekade folgte deshalb der Vorschlag für das

Weltaktionsprogramm (vgl. Schmidtner 2015).

4.4 Schulnetzwerke als Unterstützungsstrukturen

Die Bedeutung von Schulnetzwerken

Netzwerke stellen für den Bildungsbereich eine immer höher werdende Relevanz dar,

was unter anderem auf strukturelle Ursachen zurückzuführen ist: Die zentralen

Verwaltungsstrukturen legen vermehrt ihren Fokus auf Kontextsteuerung und deren

Funktionen werden zugleich dezentralisiert, das bedeutet, da mehr Verantwortung auf

Ebene der Schule verlegt wird, entsteht ein Defizit. Hier sind intermediäre Strukturen

erwünscht. Dies wird als eine Hauptfunktion von Netzwerken angeführt. Durch

Netzwerke kommt es zu einer Verknüpfung und einer Bündelung von Kompetenzen

(vgl. OECD 2003, zit. n. Rauch 2013). Die Partizipation basiert dabei nicht so sehr auf

Gemeinschaft, sondern vielmehr auf Differenz. Netzwerke werden durch unabhängige

Akteure und ihre Handlungsstrategien des „Networking“ hervorgerufen (vgl. Rauch

2013).

In der Literatur werden folgende Merkmale als Merkmale von sozialen Netzwerken

angegeben (vgl. Boos/Exner/Heitger 2000, zit. n. Baumfeld 2000; Schäffter 2006,

Czerwanski/Hamayer/Rolff 2002; O′Hair/Veugelers 2005;

Dobischat/Düsseldorf/Nuissl/Stuhldreier 2006, zit. n. Rauch/Rippitsch/Turner 2014, S.

261):

Gemeinsame Intention: Die Orientierung der Netzwerke richtet sich auf ein

gemeinsames Thema bzw. auf ein gemeinsames Ziel.

Personenorientierung: Die Person ist einbezogen, nicht die Funktion oder Rolle.

Die Teilnahme der Person an einem Netzwerk kann nicht delegiert werden.

Freiwilligkeit der Teilnahme: Da es keine Netzwerksanktionen in derartigen

Netzwerken gibt, sind auch die Rechte und Pflichten gering verankert.

Tauschprinzip als die Beziehungsbasis zwischen den AkteurInnen.

29 Eine ausführliche Darlegung der Ergebnisse der BNE-Dekade in Österreich bietet der Österreichische Bericht zur UN-Dekade für Bildung für Nachhaltige Entwicklung 2005-2014 des Umweltdachverbands (2015).

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Polyzentrische Struktur: Es existiert nicht bloß ein wichtiges Zentrum, sondern

eine Vielzahl sich verbindender Knoten.

Synergie: Netzwerke fördern Synergieeffekte durch Strukturaufbau, sie stellen

daher eine Alternative zu klassischen Rationalisierungsstrategien durch

Strukturabbau dar.

Lernen: In Netzwerken tauschen sich die Beteiligten gegenseitig aus, sie

arbeiten im Rahmen gemeinsamer Angelegenheiten, Ziele, Schwerpunkte und

Projekte zusammen. Sie lernen voneinander und miteinander.

Steuerungsplattform: Es handelt sich nicht um gelegentliche

Wechselbeziehungen, sondern um institutionalisierte Konfigurationen.

Netzwerke müssen koordiniert und gepflegt werden, damit reziproke

Austauschprozesse, Zusammenarbeit und Lernen unterstützt werden.

Per Dalin (1999) hat vier Hauptfunktionen von Netzwerken festgelegt:

Informationsfunktion: Netzwerke machen einen direkten Austausch von

Praxiswissen für Unterricht und Schule möglich. Dieses Wissen wird als

maßgeblich für die Weiterentwicklung von Praxis eingeschätzt. Ferner können

ebenso planmäßige Brücken zwischen Praxis und Wissenschaft errichtet

werden.

Lernfunktion: Lernmöglichkeiten und Kompetenzentwicklung werden durch

Vernetzungen erreichbar.

Politische Funktion: Zusammenarbeit wie auch die Schnittstellenposition zur

Verwaltung der Schule führen zu einer Erhöhung der Durchsetzungskraft von

Intentionen.

Psychologische Funktion: Personen werden durch Vernetzung ermutigt, sich

Innovationen zu nähern. Daneben wird zusätzlich das Vertrauen gefördert.

In den wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema „BNE“ wird häufig die Bedeutung von

Netzwerken für die Verbreitung und Institutionalisierung von BNE hervorgehoben (s.

dazu Fischbach et. al 2015). Die Lehrmethoden in Österreich hinsichtlich des

individuellen Unterrichts verändern sich. Bezogen auf die Konkretisierung von

Umweltbildung und BNE wird mehr Wert auf kooperative Entwicklung, kollegialen

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Austausch und Weiterentwicklung in dynamischen Netzwerken gelegt (vgl. Steiner

2011, S. 74).

4.4.1 Schulnetzwerke in Österreich

Um BNE auf möglichst breiter Basis in die Regelpraxis zu integrieren, ist es

erforderlich, dass sich Schulen in Netzwerke einbringen, die einen Ausstauch von

Erfahrungen auf mehreren Ebenen ermöglichen (vgl. Hauenschild/Bolscho 2005, S.

83). Im Folgenden werden fünf Netzwerke mit Österreichbezug vorgestellt:

ENSI – Environment and School Initiatives

ENSI ist ein regierungsunterstütztes, internationales Netzwerk, das sich seit 1986 mit

internationaler Forschung und Entwicklung im Bereich Umwelterziehung und

Schulentwicklung wie auch Bildung für Nachhaltige Entwicklung auseinandersetzt.

Außerdem ist ENSI ein UNESCO Partner und hat zum Ziel, alle Länder in konkrete

BNE-Strategien, in deren Entwicklung und kritische Überprüfung einzubeziehen (vgl.

BMBF 2014a).

Im Jahre 1985 hat Österreich, in Vertretung durch das Unterrichtsministerium, das

Projekt „Umwelt und Schulinitiativen“ im Rahmen der CERI (Centre for Educational

Research and Innovation) der OECD vorgeschlagen. Von Beginn an wirkt Österreich

an der Entwicklung von ENSI entscheidend mit. Des Weiteren wird ENSI als

„Impulsgeber, Lerngebiet und internationale Referenz“ genutzt. Im Auftrag des

Unterrichtsministeriums erbringt das österreichische ENSI-LehrerInnen-Team seit

1986 Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Zweig Umweltbildung und ökologische

Schulentwicklung. Die Arbeiten gewähren Anregungen für Qualitätsentwicklung an

österreichischen Schulen, für Innovationen in der LehrerInnenbildung und leisten somit

auch einen Beitrag zur UN-Dekade „BNE“ (vgl. BMBF 2014a). Durch das

Zusammenwirken von folgenden wesentlichen Partnern entsteht eine neue Qualität

der Entwicklung (vgl. BMBF 2014a):

- Regierungen, welche eine Weiterentwicklung von Umweltbildung und Bildung

für Nachhaltige Entwicklung bekräftigen,

- Pilotschulen mit ihren LehrerInnen und SchülerInnen,

- ForscherInnen und ExpertInnen,

- LehrerbildnerInnen und ihre StudentInnen.

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Des Weiteren wurden im Rahmen von ENSI Qualitätskriterien für die Ökologisierung

von Schulen oder BNE-Schulen – wie sie im internationalen Kontext genannt werden

– erarbeitet und veröffentlicht, die auch für das österreichische ÖKOLOG-Programm

seit Mitte der Neunzigerjahre den Qualitätsreferenzrahmen bilden (vgl. Breiting et al.

2005, S. 13, zit. n. Rauch 2016).

Im Rahmen von ENSI entstand auf internationaler Ebene unter anderem das

thematische Netzwerk SEED („School Development through Environmental

Education“). Dieses EU COMENIUS 3 Netzwerkprojekt (2002-2005) führte zu einer

intensiven internationalen Vernetzung. Das Netzwerk SEED war eine Gruppe von

Verantwortlichen und Instituten im Bildungsbereich, die Umweltbildung als eine

treibende Kraft für die Schulentwicklung voranbringen wollten (vgl. Tschapka 2005, S.

9). Zentrale Ergebnisse sind unter anderem "Qualitätskriterien für Eco-schools/BNE-

Schulen" und eine Grundlagenstudie zur LehrerInnenbildung (vgl. BMBF 2015). Hier

lässt sich das hohe Potential erkennen, welches eine überregionale Netzwerkbildung

für eine beständige Umsetzung von BNE im Bildungsbereich entfalten kann (vgl.

Steiner 2011, S. 75).

Als jüngstes EU-Projekt innerhalb von ENSI ist CoDeS (School and Community

Collaboration for Sustainable Development) zu erwähnen, welches durch das

Programm für lebenslanges Lernen der Europäischen Union finanziert wurde. Der

Schwerpunkt dieses EU-Comenius Netzwerkprojektes liegt auf Schul- und Gemeinde-

Kooperation in Bezug auf Nachhaltigkeit. Ziel ist es, Lernprozesse, Modelle, Werte und

Instrumente erfolgreicher Zusammenarbeit aus einer europäischen Sichtweise (von 33

Partnern aus 18 Ländern) zu entwickeln. Das Netzwerk erstellte, basierend auf der

langjährigen Erfahrung der PartnerInnen und deren Hintergrundwissen in Bildung für

Nachhaltige Entwicklung, von 2011 bis 2014 eine Reihe von Produkten für Schulen,

Gemeinden und Stakeholder. Die Fallstudien, Methoden und Tools zeigen, wie eine

erfolgreiche Umsetzung funktionieren kann und stehen in unterschiedlichen Sprachen

auf der Projekthomepage (http://ensi.org/Projects/Our_Projects/CoDeS/) frei zur

Verfügung (vgl. ENSI 2016).

ÖKOLOG-Netzwerk (s. dazu Kapitel 5)

ÖKOLOG ist das Basis-Programm des Bundesministeriums für Bildung und Frauen

zur Bildung für Nachhaltigkeit und Schulentwicklung an Schulen in Österreich. Im

ÖKOLOG-Netzwerk unterstützen die Beteiligten einander mit ihren Plänen, eine

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70

„nachhaltige Schule zum Wohlfühlen“ zu verwirklichen. Partner im ÖKOLOG-Netzwerk

sind unter anderem (vgl. Rammel et al. o.J., S. 12):

- die ÖKOLOG-Schulen,

- die ÖKOLOG-Regionalteams,

- das FORUM Umweltbildung,

- das Bundesministerium für Bildung und Frauen,

- der wissenschaftliche Beirat sowie

- Eltern, Gemeinden, SponsorInnen u.a.m.

Österreichisches Umweltzeichen für Schulen30

Das seit 2002 bestehende Umweltzeichen für Schulen zeichnet Bildungseinrichtungen

für ihr besonders Engagement in den Bereichen Nachhaltigkeit und Umwelt aus. In

Umweltzeichen-Schulen wird besonderer Wert auf die Qualität der Lernkultur, die

Bewertung des sozialen Schulklimas und die Gesundheitsförderung der SchülerInnen

gelegt (vgl. Rammel et al. o.J., S. 14). Das Umweltzeichen wurde in Kooperation des

Umweltressorts und Unterrichtministeriums initiiert. Der Kriterienkatalog schließt alle

für Schul- und Bildungseinrichtungen relevanten Bereiche ein und verbindet zu

gleichen Teilen Forderungen aus dem ökologisch-technischen sowie aus dem

umweltpädagogischen Bereich. Zur Unterstützung der Schulen erhielten und erhalten

BeraterInnen und PrüferInnen eine entsprechende Ausbildung. Außerdem wurde vom

Lebensministerium ein Umweltzeichenhandbuch als zusätzliche Umsetzungshilfe

entwickelt. Das ÖKOLOG-Programm ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung

der Umweltzeichenkriterien und bietet die pädagogische Basis für Schulen, die das

Umweltzeichen anstreben. Aktuell sind 49 ÖKOLOG-Schulen mit dem Umweltzeichen

ausgezeichnet (vgl. Rauch 2016).

Agenda 21-Netzwerke

Die Agenda 21 stellt das Aktionsprogramm der Staaten dieser Welt für das 21.

Jahrhundert dar. Lokale Agenda 21 bezeichnet die mögliche Umsetzung von

Aktivitäten im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung auf lokaler oder regionaler Ebene.

30 Weitere nützliche Informationen zum Österreichischen Umweltzeichen bietet die Homepage www.umweltzeichen.at/cms/de/bildung/schulen/content.html.

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71

Die Bedeutung von Kindern und Jugendlichen in Prozessen der Nachhaltigkeit wird

auch durch das Abkommen der Agenda 21 hervorgehoben: Das Kapitel 25 richtet sich

völlig auf die Stärkung der Rolle von Jugendlichen und Kindern. Prozesse der Lokalen

Agenda 21 setzen sich mit vertrauten Fragen zu Raumentwicklung, Bauen und

Wohnen, Energie, Mobilität oder Jugendarbeitslosigkeit auseinander. Darüber hinaus

werden auch neue Themenkomplexe angesprochen, wie Globales Lernen, Lebensstil

oder Kommunikation (vgl. Rammel et al. o.J., S. 12f.).

UNESCO-Netzwerk/UNESCO-Projekt-Schulen

Die österreichischen UNESCO-Schulen zählen zum internationalen Schulnetzwerk

der UNESCO. Das Netzwerk wurde 1953 in Paris gegründet und umfasst mittlerweile

mehr als 10. 000 Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten bis zur

LehrerInnenausbildung, in 181 Ländern. Zu den wichtigsten Zielen der UNESCO-

Schulen gehören die Vermittlung von Weltoffenheit und der Fähigkeit zu einem

friedlichen Zusammensein. Dazu soll Bildung mit Tun verknüpft werden, um

Handlungs- und Gestaltungkompetenz zu vermitteln. Das österreichische

Schulnetzwerk umfasst mehr als 80 Schulen verschiedener Schultypen, maßgeblich

geprägt von den vier Säulen des UNESCO-Bildungsmodells: Learning to know,

learning to do, learning to be and learning to live together. Im Unterricht und in der

Projektarbeit liegt der Fokus speziell auf Themenbereichen wie Welterbe, Nachhaltige

Entwicklung, Friedenserziehung, Menschenrechte und Gender-Gerechtigkeit,

Biodiversität und Klimawandel, Toleranz und Interkulturalität. UNESCO-Schulen

besitzen Modellcharakter, der sich in einer bestimmten pädagogischen Denkweise

äußert. Lernen wird als handlungsorientierter Prozess verstanden,

fächerübergreifende, interkulturelle Kooperation und ein hohes Maß an Teamarbeit

werden an der Schule geschätzt. Ein integrativer Erziehungsstil wird angestrebt, der

die Wertschätzung von Divergenz als beachtliche Komponente der Bildungsarbeit

erfasst. Das Einüben von Demokratie kennzeichnet ein vorrangiges Bildungsziel. Als

Informationsgrundlage dienen eine Vielzahl an Publikationen, eine regelmäßig

erscheinende Zeitschrift der Österreichischen UNESCO-Schulen sowie

Unterrichtsmaterialien der UNESCO und der Österreichischen UNESCO-Kommission

(vgl. UNESCO 2011).

Die vorgestellten Netzwerke zeigen Möglichkeiten der Umsetzung von BNE auf der

Unterrichtsebene und Projektebene. Hierfür ist die Integration von BNE in die

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72

LehrerInnenbildung von maßgeblicher Bedeutung (vgl. Hauenschilg/Bolscho 2005, S.

87). Die Förderung von Kompetenzen der Lehrenden und die Weiterbildung der

AkteurInnen stellen einen zentralen Schlüssel für den Erfolg der BNE dar (vgl.

Pfaffenwimmer 2010, S. 7). Die Sicherstellung, dass SchülerInnen die erforderlichen

Kompetenzen erwerben, die sie befähigen, aktuelle Probleme – sowohl vor Ort als

auch global – wahrzunehmen, kritisch zu bewerten und infolge auch aktiv zu handeln

und Prozesse mitzugestalten, setzt voraus, dass ebenso LehrerInnen selbst diese

Kompetenzen aufweisen (vgl. Uscnik 2011, S. 235). Um sich diese anzueignen, wurde

für LehrerInnen in Österreich ein Universitätslehrgang zur Bildung für Nachhaltige

Entwicklung (BINE-Lehrgang) entworfen. Der Universitätslehrgang wird in Kooperation

zwischen der Universität Klagenfurt, dem Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung

und der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich sowie weiteren

Kooperationspartnern (PH Steiermark, PH Niederösterreich, KPH Wien/Krems,

Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, PH Vorarlberg, AECC Biologie der

Universität Wien) durchgeführt (vgl. FORUM Umweltbildung 2016b). Dabei handelt es

sich um einen Universitätslehrgang, dem ein „umfassendes und ganzheitliches

Verständnis von Bildung zugrunde liegt und der auf gesellschaftliche

Herausforderungen, die auch das Bildungssystem in besonderem Maße treffen,

reagiert“ (Steiner/Rauch/Felbinger 2010, S. 9). Es sollen Perspektiven für die

Weiterentwicklung der eigenen Arbeit geschaffen, Kooperationen unterstützt und

Nachhaltigkeit als Themenbereich in der LehrerInnenausbildung verankert werden.

Der BINE-Lehrgang richtet sich an LehrerInnenbildnerInnen, die miteinander und

voneinander lernen und forschen wollen, ihre eigene Arbeit professionalisieren

möchten wie auch Interesse am Thema BNE aufweisen. Es werden LehrerInnen

humanwissenschaftlicher, fachwissenschaftlicher und didaktischer Fächer sowie der

Praxisausbildung angesprochen (vgl. FORUM Umweltbildung 2016b). Hierbei ist zu

erwähnen, dass der hochschulübergreifende Universitätslehrgang BINE kürzlich den

Sustainability Award31 im Handlungsfeld Lehre und Curricula vom Wissenschafts- und

Lebensministerium erhalten hat (vgl. FORUM Umweltbildung 2016c).

31 Um Nachhaltigkeitsprozesse in der österreichischen Hochschullandschaft zu fördern und besser bekannt zu machen, wurde im Herbst 2007 der Sustainability Award als gemeinsame Initiative vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem Wissenschaftsministerium ins Leben gerufen. Der Sustainability Award wird seit 2008 verliehen und rückt nachhaltige Initiativen, die ökonomische, ökologische und soziale Ausgewogenheit anstreben, in den Fokus (vgl. FORUM Umweltbildung 2016c).

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73

Zusätzliche Unterstützungsstrukturen werden auch anhand finanzieller Mittel durch

den Fonds für Gesundheitsförderung und für Nachhaltige Entwicklung geboten.

Darüber hinaus gibt es auch ein Auszeichnungsprogramm, das österreichische

Umweltzeichen, für dessen Einreichung begleitende Unterstützung geleistet wird (vgl.

Steiner 2011, S. 75).

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74

5 Das ÖKOLOG-Schulnetzwerk

In diesem Kapitel wird ausführlich Österreichs größtes Netzwerk für Schule und

Umwelt – ÖKOLOG – behandelt.

5.1 Entwicklung von ÖKOLOG

In den 1990er Jahren wurde an die von Fend (1986) formulierte

Idee von der „Schule als pädagogischer Handlungseinheit“

vielerorts angeknüpft. Damit rückte die Einzelschule als Ort der

Reformanstrengungen in das Zentrum der Aufmerksamkeit.

Einem Aufbau von Gestaltungsspielräumen der Einzelschule

wurde zugestimmt, der diese befähigte,

Entwicklungsplanungen hinsichtlich spezifischer lokaler

Ansprüche und Ressourcen zu erarbeiten. Doch eine solche

Innovationsstrategie setzt neben dem Engagement von LehrerInnen auch

erforderliche organisatorische Rahmenbedingungen voraus. Um diese

Rahmenbedingungen an Einzelschulen zu schaffen und schließlich die Bemühungen

vor Ort auch zu vernetzen, wurde im Jahr 1995 das Schwerpunktprogramm ÖKOLOG

(„Ökologisierung von Schulen – Bildung für Nachhaltigkeit“) als nationales

Unterstützungssystem an Schulen in Österreich entwickelt (vgl. Heinrich/Mayr 2005,

S. 53).

Im Jahr 1996 wurde es vom damaligen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft

und Kultur (BMBWK), dem OECD/ENSI-LehrerInnenteam „Schule und

Umweltinitiativen“ und dem FORUM Umweltbildung initiiert und mit 22 Pilotschulen auf

seine Praxistauglichkeit geprüft. Aus den Erkenntnissen dieser 22 Pilotschulen mit

ÖKOLOG wurden 1997 jene Schritte und Anforderungen geschaffen, die Schulteams

von Schulen sämtlicher Schularten als Wegweiser zu einer neuen ökologischen

Alltagskultur dienen sollten. Aus dieser Pilotphase gingen die ersten vielfältigen

Themenaspekte möglicher ÖKOLOG-Projekte hervor (vgl. Wirnsberger 2001, S. 12).

Ab dem Schuljahr 1998/99 konnten engagierte Schulen in Fragen einer „Bildung für

Nachhaltige Entwicklung“ dem Programm beitreten und auf Unterstützung bei ihren

Schulentwicklungsprozessen hoffen (vgl. Heinrich/Altrichter 2008, S. 213).

Pfaffenwimmer (2005, S. 7) meint hierzu, dass das ÖKOLOG-Netzwerkkonzept

entwickelt wurde, um den ÖKOLOG-Schulen kontinuierlich regionale

Abb. 4: ÖKOLOG (ÖKOLOG 2015b)

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Ansprechpartner, attraktive Fortbildungsangebote, sichtbare Anerkennung von

Leistungen sowie eine ‚Heimat‘ anbieten zu können. Die Netzwerkbildung verlief in den

einzelnen Bundesländern auf unterschiedliche Weise. Gleich war jedoch die Vorgabe

des initiierenden Ministeriums, engagierte PädagogInnen als „KoordinatorInnen“

einzusetzen, die die Prozesse vor Ort organisieren und ein ÖKOLOG-Regionalteam

(ca. 5-9 Personen) aufbauen sollten, das mit verschiedensten Institutionen der

Regionen zusammenarbeiten sollte. Hinzukommend sollte mit den zuständigen

Stellen der Schulaufsicht, dem Landesschulrat sowie den Fortbildungseinrichtungen

in den Bundesländern Kontakt aufgenommen werden, um diese in die Regionalteams

und damit in das Netzwerk einzubinden (vgl. Heinrich/Altrichter 2008, S. 213).

ÖKOLOG entwickelt sich seit der Netzwerk-Tagung im Dezember 2001 in Salzburg zu

einem „dynamischen österreichischen Schulnetzwerk“ (Rauch/Dulle 2012, S. 8), das

bereits über 450 Schulen umfasst (vgl. Rauch 2016). Von Beginn an ist ÖKOLOG auch

in das internationale Programm „Environment and School Initiatives“ (ENSI)

eingebunden. Auf internationaler Ebene bietet ENSI für das ÖKOLOG-Netzwerk

weltweite Kontakte, Informationen und Kooperationspartner, speziell im Rahmen

internationaler Tagungen und Projekte (vgl. ÖKOLOG 2015d). Des Weiteren stellt

ÖKOLOG hinsichtlich schulischer Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung einen

Beitrag zu thematischer Schulentwicklungs- und Schulprogrammarbeit dar. Damit

gehört ÖKOLOG zu den ältesten und nachhaltigsten Programmen im

Bildungsministerium (vgl. Rauch/Dulle 2012, S. 8).

5.2 Was ist ÖKOLOG?

Die Vision von ÖKOLOG ist „die ökologisch, sozial sowie wirtschaftlich nachhaltige

Gestaltung des Lebensraums Schule, an der alle mitwirken und bereit sind, dafür

Verantwortung zu übernehmen“ (Rauch/Dulle 2012, S. 7).

Das ÖKOLOG-Programm verfolgt das Ziel32, Schulen zu bestärken im Bereich

Umweltbildung aktiv zu handeln, dieses Anliegen im Schulprogramm zu verankern und

Schritt für Schritt anhand von konkreten Themen wie Einsparung von Ressourcen,

32 Die Ziele von ÖKOLOG werden in der ÖKOLOG-Deklaration (siehe Anhang) zusammengefasst.

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Abfallvermeidung, ökologische Gestaltung des Schulgeländes, Gesunde Ernährung,

u.v.m. (s. Abb. 5) deutlich zu machen (vgl. ÖKOLOG 2015b).

Abb. 5: ÖKOLOG-Themen (In Anlehnung an ÖKOLOG 2015f)

Das Besondere an ÖKOLOG ist ein weit systematisierter Bildungsanspruch als Beitrag

an eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung. In der Umwelt, ob nun außerhalb oder

innerhalb der Schule, werden eigene Erkenntnisse gewonnen, erfolgt interdisziplinäres

Lernen und Forschen, finden gesellschaftlich entscheidende Handlungsprozesse statt

und ergeben sich Herausforderungen für Initiativen, Eigenständigkeit und

pflichtgemäßes Handeln. Durch die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen und

Fragestellungen in der Umweltbildung lernen SchülerInnen und LehrerInnen und all

jene, die am Leben von ÖKOLOG-Schulen teilhaben, mehr über die ökologischen,

sozialen und ökonomischen Zusammenhänge. Die Entfaltung einer reflektierten

Handlungskompetenz (die Fähigkeit Spuren zu hinterlassen) soll erreicht werden (vgl.

Rauch/Dulle 2012, S. 8f.). Im Bereich zwischen Schulentwicklung, Umweltbildung und

praktischen Umwelthandeln setzt sich ÖKOLOG im Wesentlichen folgende Ziele (vgl.

Rauch/Dulle 2012, S.8f.):

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Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Ökologisierung, sowohl in

materieller Hinsicht als auch bezogen auf die Kultur des Lehrens und Lernens,

Verwirklichung einer nachhaltigen ökologischen Entwicklung an der Schule

(Übergang von Einzelprojekten zu einer ökologischen Alltagskultur),

Schaffung neuer Kooperationen zwischen der Schule mit ihrem Umfeld und

Transfer in die große Anzahl von Schulen im Rahmen des ÖKOLOG-

Netzwerks.

5.3 Inklusion: eine Kultur des Miteinanders33 – Praxisbeispiel aus dem

Themenpunkt „Schule trifft Gemeinde“

In Wiener Neudorf machte sich unter dem Motto „Inklusion bedeutet mehr als Integration:

Statt Menschen bestimmten Kategorien zuzuordnen, geht es um die selbstbestimmte Teilhabe

aller und um den Abbau von Barrieren, die diese Teilhabe behindern“ (ÖKOLOG 2013, Abs.

1) eine ganze Gemeinde auf den Weg. Zwei Lehrerinnen, die einen internationalen

Kongress zum Thema „Inklusion“ besuchten, veranlassten das Inklusionsprojekt. Doch

gab es in Wiener Neudorf bereits zuvor wichtige Aspekte von Inklusion. Es gibt eine

20-jährige Tradition des gemeinsamen Lernens von Kindern mit und ohne

Behinderungen an der Schule, aber auch in den Kindergärten und in den Horten.

Erwachsene mit Behinderungen arbeiten in der Gemeinde bzw. in der

Gemeindeverwaltung und ebenso sind die Vereine im Ort offen für alle Menschen.

Bildung und sozialer Zusammenhalt werden in der Gemeinde bereits seit langer Zeit

als enorm wichtig angesehen. Die Kooperation zwischen den Bildungseinrichtungen

und manchen Vereinen gab es bereits, hingegen punktuell und personenabhängig.

Genauso war Qualität in der Arbeit für alle von großer Bedeutung, doch gab es keine

gemeinsame Diskussion über den Qualitätsbegriff. Ein großes Anliegen besteht darin,

all die positiven Ansätze sichtbar zu machen und zusammen in Richtung Inklusion

weiterzuentwickeln (vgl. ÖKOLOG 2013).

Ziele

Die Absicht, welche hinter dem Projekt steht, ist die Schaffung einer Kultur der

Zusammenarbeit nach den Werten der Inklusion – Fairness, Gleichberechtigung,

33 Nähere Informationen zum Projekt unter http://www.oekolog.at/themen/schule-trifft-gemeinde/gute-beispiele/inklusion-eine-kultur-des-miteinander.html.

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Anerkennung von Vielfalt, Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft. Dies

sollte nicht nur in der Schule geschehen, sondern in und mit allen

Bildungseinrichtungen des Ortes (den Kindergarten, den beiden Horten und der

Musikschule) und schließlich mit der ganzen Gemeinde. Außerdem sollten stressfreie

Übergänge zwischen den Institutionen ermöglicht werden, z.B. zwischen Kindergarten

und Volksschule. Auch sollte ein Netzwerk zwischen allen existierenden Institutionen

und Vereinen in Wiener Neudorf entwickelt werden, um die inklusive Entwicklung zu

unterstützen. Durch laufende Reflexion der Arbeit vor dem Hintergrund des „Index für

Inklusion“34 sollte eine Kultur der Qualitätssicherung erreicht werden (vgl. ÖKOLOG

2013).

Vernetzung im Ort

Abb. 6: Aufbau nachhaltiger inklusiver Strukturen (ÖKOLOG 2013)

5.4 Auf dem Weg zu ÖKOLOG – Die zehn Schritte

Zur Umsetzung von neuen Ideen braucht es eine Mehrzahl an gut und bewusst

gesetzten kleinen Schritten (vgl. Wirnsberger 2001, S. 20). Das Handbuch „Auf los

geht´s los. Schritt für Schritt auf Ihrem gesamten Weg ÖKOLOG-Schule“ (öffentlich

zugänglich auf der ÖKOLOG-Website www.oekolog.at) bietet gute Unterstützung, um

sich auf den Weg zu einer ökologisch nachhaltigen und sozialen Schulentwicklung zu

34 Näheres zum Index für Inklusion ist unter http://wienerneudorf2.riskommunal.net/system/web/sonderseite.aspx?menuonr=223388938&detailonr=223388938 abrufbar.

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79

machen. Im Folgenden werden die 10 + 1 Schritte kurz beschrieben (vgl. Wirnsberger

2001, S. 20ff.):

Schritt 1: Schulkonsens herstellen

Hierbei ist es sehr wichtig, dass alle „Entscheidungsträger“35 ausführlich über

ÖKOLOG informiert werden und die Zustimmung und Unterstützung der

Direktion, der Schulgemeinschaft und der Schulkonferenz sichergestellt wird.

Schritt 2: ÖKOLOG-Schulteam bilden und KoordinatorIn wählen

Der/Die ÖKOLOG-KoordinatorIn ist Antriebskraft für alle Aktivitäten im Sinne

der Nachhaltigkeit.

Schritt 3: Ist-Analyse und Bewertung der ökologischen Situation an der Schule

Die Ist-Analyse verschafft einen Gesamtüberblick sämtlicher Aktivitäten der

Schule und deren Verhältnis zu den Themen der Nachhaltigkeit. Auch bietet sie

Unterstützung beim Aufdecken von Schwachstellen und macht einen

eventuellen Handlungsbedarf deutlich.

Schritt 4: Prioritäten setzen und wichtige Handlungsbereiche auswählen

Durch eine gemeinsame Entscheidung im Schulteam, werden die Bereiche

festgelegt, in welchen mit den ersten Aktivitäten begonnen werden soll. Der

Entschluss ist abhängig von der Problemrelevanz, doch ebenso vom Aufwand,

der für die Problemlösung notwendig ist.

Schritt 5: Klare Ziele formulieren (siehe Punkt 4)

Schritt 6: Konkrete Maßnahmen und Projekte entwickeln und planen

Bei diesem Schritt kommt es zur Planung und Entwicklung von Maßnahmen

und Projekten, bei welchem Aufgaben, Kompetenzen und Termine der

ÖKOLOG-Projekte verbindlich festgelegt werden. Dazu bildet eine begleitende

Dokumentation die Grundlage für die interne und externe Kommunikation.

Schritt 7: Projekte umsetzen und dokumentieren (siehe Punkt 6)

35 Zu den EntscheidungsträgerInnen gehören: DirektorIn, Kollegium, Eltern- und LehrerInnenvertretung im Schulforum bzw. Schulgemeinschaftsausschluss (SGA) und SchülerInnenvertreterInnen (vgl. Wirnsberger 2001, S. 20).

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Schritt 8: Erfolgskontrolle durch Reflexion und Evaluation

Um sich Klarheit über die Qualität der bisherigen Arbeit und die Befindlichkeit

im ÖKOLOG-Team zu verschaffen, werden folgende Fragen als Stütze

vorgeschlagen: Wie verlief die Durchführung der bisherigen Projekte? Welche

Schwerpunkte gab es und welche Probleme traten auf? Wurden die zu Beginn

formulierten Ziele erreicht? Was war einfach zu bewerkstelligen, was besonders

schwer? Bestehen Abweichungen vom anfänglichen Plan? Welche

Lernerfahrungen wurden gemacht? Wie wird die Stimmung im ÖKOLOG-Team

eingeschätzt? Welche Wünsche, Beschwerden und Anregungen für weitere

Projekte sind vorhanden?

Schritt 9: Erfolge präsentieren und feiern, Teamgeist stärken

Erfolge sollen für alle ersichtlich gemacht werden (z.B. durch Schulfeste). Auf

diese Weise kann die Motivation des gesamten Teams gestärkt werden.

Schritt 10: „Transfer“-Maßnahmen und Projekte in den schulischen Alltag übernehmen

Ein wichtiges Ziel von ÖKOLOG ist, dass sich aus gelungenen Maßnahmen und

Projekten eine gelebte nachhaltige Alltagskultur an der Schule entwickelt. Die

laufenden Aktivitäten sollen zu einem transparenten Element des schulischen

Alltags werden.

Begleitender Schritt: Öffentlichkeitsarbeit

Laufende Information und Kommunikation innerhalb und außerhalb der Schule

stellen die Basis für eine gute Öffentlichkeitsarbeit dar.

Sämtliche Inhalte und Ergebnisse, die im Zusammenhang mit ÖKOLOG

hervorgebracht wurden, sind für die gesamte Schulöffentlichkeit zugänglich und

erhöhen damit das Ausmaß der Verbreitung. Die ÖKOLOG-Netzwerkzeitung sowie die

ÖKOLOG-Website stellen laufend aktuelle Informationen bereit (vgl. Rauch/Dulle

2012, S. 10).

5.5 Vorteile für ÖKOLOG-Schulen

ÖKOLOG-Schulen profitieren in vielerlei Hinsicht von ihrem Engagement. Bei ihrer

Anmeldung erhalten sie ein Startpaket, welches Informationen zu einer nachhaltigen

Schulentwicklung und Ideen für konkrete Maßnahmen und Projekte beinhaltet.

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Zusätzliche Publikationen von ÖKOLOG werden den ÖKOLOG-Schulen zur

Verfügung gestellt. Darüber hinaus werden Schulprojekte vom

Bildungsförderungsfond für Gesundheit und Nachhaltige Entwicklung unterstützt.

Dabei ist ein Kostenzuschuss von bis zu 1200€ pro Projekt für ÖKOLOG-Schulen oder

Umweltzeichen-Schulen möglich. Im Vergleich dazu erhalten Schulen, die an keinem

Programm teilnehmen, max. 500€. Auch werden ÖKOLOG-Schulen bei ihrer

Öffentlichkeitsarbeit in vielerlei Hinsicht unterstützt. Nach einjähriger Mitgliedschaft

und nach Abgabe des verfassten Jahresberichtes wird den ÖKOLOG-Schulen ein

ÖKOLOG-Schild verliehen. Des Weiteren verfügen ÖKOLOG-Schulen über alle

pädagogischen und organisatorischen Bedingungen, um das Umweltzeichen für

Schulen und Pädagogische Hochschulen erhalten zu können (vgl. ÖKOLOG 2015e).

5.6 AkteurInnen im Netzwerk

ÖKOLOG-Schulen schließen sämtliche Interessensgruppen in der Schulgemeinschaft

(SchülerInnen, LehrerInnen, DirektorInnen, Eltern und nicht lehrendes Personal) in

relevante Entscheidungsprozesse mit ein. SchülerInnen lernen durch die aktive

Teilnahme am Schulalltag verantwortungsbewusst und eigenständig zu handeln (vgl.

ÖKOLOG 2015b).

Pädagogische Hochschulen (PH) tragen im Bildungssystem auch für ÖKOLOG zur

Umsetzung von wichtigen Maßnahmen bei. So stellen sie auch eine bestimmte

Vorbildfunktion dar. Sie fungieren mit ihren Praxisschulen und den Angeboten der

LehrerInnenfortbildung sowie dem Entwicklungszentrum für pädagogische Forschung

und Innovation als Impulsgeber. Auch bieten sie einen Lernort für StudentInnen und

LehrerInnen (vgl. ÖKOLOG 2015c). Dazu gibt es ein eigenes Sub-Netzwerk von

Pädagogischen Hochschulen, das für die Weiterentwicklung der ÖKOLOG-Ziele an

der eigenen Organisation sowie für beratende Tätigkeiten zuständig ist (vgl. Rauch

2016).

ÖKOLOG-Regionalteams sind in jedem Bundesland zur Unterstützung der Schulen

des ÖKOLOG-Netzwerks organisiert. Die einzelnen Regionalteams sind bedeutende

AnsprechpartnerInnen, bieten die Organisation von Erfahrungsaustausch, verhelfen

zu fachlichen Informationen und ExpertInnen, arrangieren Fortbildungen, geben

Anregungen für regionale Ökologisierungsinitiativen und stellen nützliche Materialen

bereit. Außerdem bilden die neun Regionalteams gemeinsam die ÖKOLOG-

Bundesländerkonferenz, die den Austausch von Know-How zwischen den einzelnen

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Teams möglich macht und an der inhaltlichen Ausgestaltung des Programms teilhat.

Die Regionalteams setzen sich aus VertreterInnen des Landesschulrats, der

Pädagogischen Hochschule und des ENSI-LehrerInnenteams zusammen. In

mehreren Regionalteams beteiligen sich auch VertreterInnen öffentlicher Stellen (z.B.

Umweltamt), der Wirtschaft, der Schulpartner oder NGOs (vgl. ÖKOLOG 2015c). Auf

diese Weise können finanzielle Förderungen für die ÖKOLOG-Netzwerk-Schulen

ausgehandelt werden (vgl. Rauch 2016).

Der wissenschaftliche ÖKOLOG-Beirat ist für die Beratung der Programmleitung im

BMBF zuständig, gibt wissenschaftliche Inputs und formuliert Forschungsfragen

insbesondere im Sinne von Forschungs- und Bildungskooperationen (vgl. Rauch

2016).

Das ENSI-LehrerInnenteam, mit jeweils einer/m VertreterIn aus einem Bundesland,

kommt zwei Mal im Jahr zusammen. Es wird von einer/m MitarbeiterIn im BMBF

koordiniert sowie von einer/m WissenschaftlerIn begleitet. Hervorzuheben ist die

beratende und entwickelnde Funktion für das Bildungsministerium wie auch für die

ÖKOLOG-Regionalteams (vgl. Rauch 2016).

Das BMBF ist der Träger des Netzwerks und kooperiert mit dem Institut für Unterrichts-

und Schulentwicklung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Dazu bietet es

finanzielle Unterstützung für Unterrichtsprojekte durch den Bildungsförderungsfonds

für Gesundheit und Nachhaltige Entwicklung. Auch verbindet das BMBF ÖKOLOG mit

dem ENSI-Netzwerk und zeichnet in jedem Jahr die ÖKOLOG-Schulen mit einer

Urkunde für ihre Aktivitäten aus (vgl. ÖKOLOG 2015a).

Das ÖKOLOG-Netzwerk dient als Plattform für engagierte und aktive Schulen bezogen

auf Information, Kommunikation und beständigen Erfahrungsaustausch. Erfolgreich

gesetzte Maßnahmen werden auf der Website von ÖKOLOG veröffentlicht und somit

für jeden sichtbar gemacht. Die bedarfsgerechte Unterstützung und Beratung durch

LehrerInnenfortbildung, die Website, das Methodenhandbuch und die neuen

Regionalteams tragen zusätzlich zur gelungenen Umsetzung von Maßnahmen bei

(vgl. Rauch/Dulle 2012, S. 8). Um Erfahrungen auszutauschen und aktuelle Themen

und Fragen zu besprechen, treffen sich die genannten Gruppen zwei Mal im Jahr zu

Sitzungen der Bund-Länder-Kommission (BLK) (vgl. Rauch/Dulle 2012, S. 8.).

In Abbildung 7 sind die verschiedenen Netzwerk-Elemente veranschaulicht:

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Abb. 7: ÖKOLOG-Netzwerk (ÖKOLOG 2015j)

5.7 Ökologisches Schulmanagement

Umweltbildung als Beitrag zur Nachhaltigkeit

Im Rahmen des ÖKOLOG-Programms wird Umweltbildung als Beitrag zur

Nachhaltigkeit in einem sehr komplexen Sinn wahrgenommen. Demnach als

„Gestaltung der Beziehung zur Umwelt in intellektueller, materieller, räumlicher,

sozialer und emotionaler Hinsicht, um dauerhafte Lebensqualität für alle zu gewinnen“

(Posch 2014, S. 10). Damit dies möglich ist, sind pädagogische und soziale

Dimensionen ebenso wesentlich wie technisch-ökonomische. Dabei handelt es sich

um die Generierung eines Ausgleichs zwischen verschiedenen und teilweise auch

gegensätzlichen Forderungen (s. u.: Darstellung der ÖKOLOG-Entwicklung). Im

Folgenden werden sie für diese drei Dimensionen konzipiert (vgl. Posch 2014, S. 10f.):

Pädagogische Dimensionen nachhaltiger Entwicklung

Systematische Wissensangebote Auseinandersetzung mit offenen und

kontroversiellen Fragen;

Orientierung am Einzelfach Fächerverknüpfende Bearbeitung komplexer und

lebensnaher Situationen;

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auf Wissenswiedergabe gerichtetes Lehren Förderung einer prüfenden und

reflektierenden Haltung gegenüber Wissensangeboten; Gestaltende

Einflussnahme auf das Umfeld;

Soziale Dimensionen nachhaltiger Entwicklung

autoritative Forderungen Förderung von Zusammenarbeit und sozialer

Kontinuität; Vereinbarung verbindlicher Regelungen und

Verantwortungszuweisung an SchülerInnen;

Abgrenzung zum gesellschaftlichen Umfeld aktive Gestaltung der

Außenbeziehungen hinsichtlich einer Öffnung auf Gegenseitigkeit;

Technisch-ökonomische Dimensionen nachhaltiger Entwicklung

Dazu zählen u.a. Aktivitäten zur Einsparung von Ressourcen; Reduktion von

Umweltbelastung; ökologisch vertretbare Nutzung der Ressourcen; ökologisch,

ethisch, und ästhetisch vertretbare Raum- und Geländegestaltung;

Gesundheitsförderung.

Die genannten Dimensionen betreffen Aktivitäten der Schulentwicklung genauso wie

Maßnahmen zur Gestaltung und Umsetzung ökologisch orientierter Lernarrangements

wie die Aneignung von Kompetenzen bei den Lernenden (vgl. Posch 2014, S. 11).

5.7.1 Qualitätskriterien der Umweltbildung

Eine Sammlung von Qualitätskriterien ist aus Sicht des SEED Netzwerks eine

Methode, welches eine BNE-Philosophie resümiert, die von allen Schulmitgliedern

gemeinsam zusammengestellt und angenommen werden muss. Es soll nicht als eine

Art „Qualitätskontrolle“ wahrgenommen werden, sondern als eine Chance zur

„Qualitätssteigerung“, die jederzeit für eine laufende Diskussion im Sinne der

Partizipation offen ist (vgl. Breiting et al. 2005, S. 10).

Im EU-COMENIUS 3-Netzwerkprojekt „School Development through Environment

Education – SEED“ (2002) wurde in Zusammenarbeit mit ExpertInnen des

internationalen Netzwerks ENSI eine Publikation36 („Qualitätskriterien für BNE-

Schulen“ – Bildung für Nachhaltige Entwicklung in Schulen – Leitfaden zur Entwicklung

von Qualitätskriterien) erstellt, in welcher Qualitätskriterien für die Ökologisierung von

36 Abrufbar von https://www.bmbf.gv.at/schulen/ensi/publikationen/qc_dt_24022.pdf?4dtze2.

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Schulen oder BNE-Schulen – so werden sie im internationalen Kontext genannt –

formuliert wurden (vgl. Posch et al. 2014, S. 11). Diese Qualitätskriterien stellen auch

für ÖKOLOG den Qualitätsreferenzrahmen dar (vgl. Rauch/Dulle 2012, S. 10).

Die Kriterien37 werden in drei Hauptgruppen strukturiert und in folgende Bereiche

aufgegliedert (vgl. Breiting et al. 2005, S. 13f.):

Qualitätskriterien in Bezug auf die Qualität von Lehr- und Lernprozessen

Lehr- und Lernmethoden

Bereich sichtbarer Veränderungen an der Schule und in der örtlichen Gemeinde

Bereich Zukunftsperspektiven

Bereich Kultur der Komplexität

Bereich kritischen Denkens und Sprache der Möglichkeiten

Bereich Klärung und Entwicklung von Werten

Bereich handlungsgestützter Perspektiven

Bereich Partizipation

Bereich Unterrichtsinhalte

Qualitätskriterien in Bezug auf Schulleitlinien und Organisation

Bereich lokale Schulpolitik und Planung

Bereich Schulklima

Bereich Schulmanagement

Bereich Reflexion und Evaluation von BNE Initiativen auf Schulebene

Qualitätskriterien in Bezug auf die Außenbeziehungen der Schule

Bereich Zusammenarbeit mit der Gemeinde

Bereich Vernetzung und Partnerschaften

37 Im Anhang findet sich dazu eine Hilfestellung für einen Qualitätskriterien-Check.

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Von den Autoren der genannten Publikation wird darauf hingewiesen, dass die

Qualitätskriterien in diesen Bereichen niemals ohne eine ernsthafte Diskussion und

Entscheidung unter den wichtigen Mitgliedern der Schule übernommen werden sollten.

Es wird empfohlen, diesen Prozess interaktiv zu durchlaufen (Breiting et al. 2005, S.

15: „BNE heißt, die ganze Schule in einen Prozess analog der Aktionsforschung zu

involvieren und zu akzeptieren, dass Schulentwicklung nicht nur ein komplexer,

sondern zum Teil auch ein unvorhersehbarer Prozess ist. Er benötigt Strukturen mit

regelmäßiger Bewertung und Überarbeitung der vorgeschlagenen Qualitätskriterien

und der konkreten Aktionspläne.“

5.7.2 Qualitätssicherung – Entwicklungsplan (SQA) und Entwicklungs- und

Umsetzungsplan (QIBB)

Im Jahr 2011 wurden gesetzliche Grundlagen38 geschaffen, um die bisherigen

Entwicklungen im Schul- und Qualitätsentwicklungsbereich zu unterstützen und einen

wichtigen Qualitätsschub im Bildungswesen zu bewirken. Dabei bilden die beiden

Initiativen des Bildungsministeriums „SQA – Schulqualität Allgemeinbildung“ (seit

2011/12) und „QIBB – QualitätsInitiative BerufsBildung“ (seit 2004/05) den Rahmen

zur Einrichtung und Umsetzung des gem. BSchAufsG § 18 Abs. (1) alle Ebenen der

Schulverwaltung und die Schulen umfassenden Qualitätsmanagements im

allgemeinbildenden und im berufsbildenden Schulwesen. Dadurch sind sowohl die

Schulen als auch die Ebenen der Schulverwaltung zum Qualitätsmanagement, zur

Verwendung von Instrumenten für die Steuerung und (Selbst-) Evaluierung, zu

periodischen Zielabmachungen auf Basis von Evaluationsergebnissen und zu einem

periodischen Planungs- und Berichtswesen verpflichtet. Schulen, die ökologisch

ausgerichtet sind, können im Rahmen von SQA bzw. QIBB die Qualität der Umwelt

und Umweltbildung an der Schule laufend weiterentwickeln. Das Handbuch für

ökologisches Schulmanagement39 bietet einfache Methoden samt theoretischen

Hintergrund und Beispiele von ersten ökologisch orientierten Entwicklungsplänen (vgl.

Posch et a. 2014, S. 6).

38 Siehe dazu Novelle Bundes-Schulaufsichtsgesetz (BSchAufsG): BGBl. I Nr. 28/2011 vom 20.05.2011 (§ 18) http://www.ris.bka1.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR40128672 und Novelle Schulunterrichtsgesetz (SchUG): BGBl. I Nr. 29/2011 vom 20.05.2011 [§ 56 (2)] http://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Dokumentnummer=NOR40128604. 39 Abrufbar von http://www.oekolog.at/fileadmin/oekolog/dokumente/Publikationen/bmbf_oekolog_handbuch14_web2.pdf.

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„SQA – Schulqualität Allgemeinbildung“ ist eine Initiative des BMBF, die durch

qualitative Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung zu optimalen

Lernbedingungen für SchülerInnen an allgemeinbildenden Schulen beitragen möchte

(vgl. BMBF 2014d). Die Initiative schafft die Möglichkeit planmäßig an der

Weiterentwicklung des Lernens und Lehrens am jeweiligen Standort/ in der jeweiligen

Region/ im jeweiligen Bundesland zu arbeiten. SQA soll dazu verhelfen, gemeinsame

Planung auf möglichst systematische, ökonomische und erfolgsorientierte Weise

durchzuführen. Entwicklungspläne – auf Ebenen der Schulen, Bezirke, Länder – sind

genauso wie die periodischen Bilanz- und Zielvereinbarungsgespräche mit der jeweils

übergeordneten Ebene (z.B. Schulen mit BSI, BSI mit LSI) zwei bedeutungsvolle

Strukturelemente von SQA. Mehr Informationen zu „SQA – Schulqualität

Allgemeinbildung“ bietet die Website www.sqa.at (vgl. ÖKOLOG 2015h).

Schulen wird durch das neue Gesetz zum Qualitätsmanagement die Möglichkeit

gegeben, ihre ÖKOLOG-Aktivitäten als selbstgewähltes Thema des

Entwicklungsplans ihrer Schule zu behandeln. Das ÖKOLOG-Programm zielt auf eine

kontinuierliche Qualitätsentwicklung ab, die jedes Jahr dokumentiert wird und Schritt

für Schritt zu einer ökologischen Alltagskultur führen soll. ÖKOLOG-Aktivitäten zählen

zu den von der Schule frei wählbaren Themen für den Entwicklungsplan (vgl.

ÖKOLOG 2015h).

„QIBB – QualitätsInitiative BerufsBildung“ zielt auf die Verankerung von

systematischen Qualitätsmanagement (QM) im Bereich der berufsbildenden Schulen

zur Sicherung und Weiterentwicklung der Schul- und Unterrichtsqualität und der

Qualität der Verwaltungsleistungen auf den Steuerungsebenen Bund, Land und

Schule. Das eigenverantwortliche und professionelle Handeln der AkteurInnen auf

jeder Systemebene soll durch QIBB unterstützt und intensiviert werden. Die im

Rahmen von QIBB zur Verfügung stehenden QM-Instrumente können und sollen für

die Planung, Umsetzung und Dokumentation, Evaluation und Auswertung der

ÖKOLOG-Maßnahmen verwendet werden (vgl. ÖKOLOG 2015i).

Mehr Informationen zum Qualitätsmanagementsystem des österreichischen

berufsbildenden Schulwesens bietet die Website www.qibb.at. Zusätzlich zur

Qualitätssicherung durch SQA und QIBB wird ein Jahresbericht verfasst. Darin werden

die von den Schulen umgesetzten Maßnahmen zu den Themen wie Wasser, Abfall,

Energie, Schulgelände, Gesundheit, Schulklima oder Partizipation geplant,

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beschrieben und evaluiert. Die Jahresberichte der ÖKOLOG-Schulen sind auf der

ÖKOLOG abrufbar (vgl. ÖKOLOG 2015j).

5.7.3 ÖKOLOG-Qualitätsstern40

Der ÖKOLOG-Qualitätsstern dient als Instrument zur Selbsteinschätzung von

vielfältigen Leistungen im Bereich der Umweltbildung an den Schulen (vgl. ÖKOLOG

2015g). Er bezieht sich auf die in Abbildung 8a dargestellten Bereiche.

Abb. 8a: ÖKOLOG-Qualitätsstern-Bereiche (ÖKOLOG 2015g)

Es sollen eine realistische Bewertung der jeweiligen Schulsituation sowie eine

gemeinsame Weiterentwicklung an der Schule erreicht werden. Durch eine jährliche

Wiederholung der Bestandsaufnahme/Ist-Analyse können Veränderungen der

jeweiligen Schule leicht nachvollzogen werden. Die Bereiche werden durch eine

Anzahl von Aussagen beschrieben und durch Anklicken bewertet. Daraus wird der

Wert für den Bereich berechnet, d.h. die Zusammensetzung des Sterns resultiert aus

vielen einzelnen Bewertungspunkten. Eine Besprechung des Sterns im Team sowie

eine gemeinsame Einschätzung erweisen sich als sehr sinngemäß. Am Ende

verbinden sich die Eingaben zu einer Grafik (s. Abb. 8b). Somit können in jedem Jahr

zentrale Veränderungen in sämtlichen Bereichen erkannt werden (vgl. ÖKOLOG

2015g).

40 Abrufbar von http://www.oekolog.at/.

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Abb. 8b: Beispiel einer Entwicklung/Qualitätsstern-Bildung (ÖKOLOG 2015g)

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6 Methodologie der Forschungsarbeit

Die Fragestellung, welche Wirkungen die langjährige Mitarbeit von Volksschulen am

ÖKOLOG-Programm hinsichtlich der Ziele des Programms und der individuellen Ziele

der Schulen erzielt sowie welche Relevanz das Thema Inklusion an ÖKOLOG-

Volksschulen hat und auf welche Art und Weise es im Bereich der ÖKOLOG-Projekt-

und Maßnahmengestaltung berücksichtigt wird, ist vielschichtig. Hierbei ist es

notwendig, eine umfassende und in die Tiefe gehende Untersuchung von Einzelfällen

durchzuführen. Dafür bieten sich qualitative Forschungsmethoden an.

Im Gegensatz zum quantitativen „Abhaken“ eines zu Beginn der Arbeit vorgefertigten

Untersuchungsplanes, in welchem alle Arbeitsschritte bereits vor Beginn der

empirischen Untersuchungen bis in kleinste Detail ausformuliert werden, fährt die

qualitative Forschung eine „Zirkuläre Strategie“ (Lamnek 2005, S. 194). Mit zirkulär ist

gemeint, „dass eine bestimmte Aufeinanderfolge von Forschungsschritten mehrmals

durchlaufen wird und der jeweils nächste Schritt von den Ergebnissen des jeweils

vorherigen abhängt“ (Witt 2001, Abs. 15).

Aus den qualitativen Forschungsansätzen nach Mayring (2002, S. 20ff.) lassen sich

fünf Postulate ableiten, welche die Grundlagen der qualitativen Denkweise auf einen

gemeinsamen Nenner bringen und das Grundgerüst qualitativen Denkens darstellen.

Nach Mayring sollen diese Postulate zu einem verstärkten Einsatz qualitativen

Denkens im Forschungs- und Erkenntnisprozess beitragen (vgl. Mayring 2002, S.

20ff.):

Subjektorientierung: Der Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften ist

immer der Mensch als Subjekt.

Deskription: Vor der Analyse und/oder Erklärung eines

Forschungsgegenstandes sollte dieser immer erst genau und umfassend

beschrieben werden. Auf diesem Wege wird auch der Kontext der Forschung

dargestellt.

Interpretation: Ein Untersuchungsgegenstand ist nie völlig offengelegt, wenn er

nicht auch interpretiert wird. Diese Interpretationsleistung steht in einem engen

Zusammenhang mit dem hermeneutischen Sinnverstehen.

Alltagsumgebung: Ausgehend von der Erkenntnis, dass Menschen in

konstruierten und im Labor stattfindenden Versuchssituationen anders

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reagieren als in ihrer täglichen Lebenssituation, sollten Untersuchungen in

weitgehend natürlichen Arbeits- oder Alltagssituationen erfolgen. Allerdings

bringt selbst dieser Zugang Verzerrungen mit sich. Die natürliche Situation ist

dadurch gegeben, dass z.B. ein Interview am Arbeitsplatz der Interviewperson

stattfindet. Wird das Interview allerdings auf Video aufgezeichnet, so kann die

ungewohnte Anwesenheit der Kamera die/den Befragte/n in ihren/seinen

Äußerungen hemmen oder einschüchtern.

Verallgemeinerungsprozess: Im Anschluss an eine Untersuchung, in der von

erarbeiteten Ergebnissen auf allgemeine Erkenntnisse geschlossen wird, muss

argumentativ begründet werden; d.h. es muss erörtert werden, warum diese

Ergebnisse auch für andere Situationen und Zeiten gelten sollen. Oder es muss

deutlich gemacht werden, in welchem Fall, für welche Situation und in welcher

Zeit die Ergebnisse Gültigkeit besitzen.

Eine der wesentlichen Untersuchungsmethoden der qualitativen Forschung ist die

Fallstudie oder Fallanalyse. Fallstudien bewähren sich besonders dann, wenn es um

die Suche nach relevanten Einflussfaktoren oder die Interpretation von

Zusammenhängen geht, während die Vielschichtigkeit eines ganzen Falles, die

Verbindungen der Funktions- und Lebensbereiche in der Gesamtheit der Person und

die historische, lebensgeschichtliche Prämisse zum Forschungsgegenstand gemacht

werden (vgl. Mayring 2002, S. 42).

6.1 Bedeutung der Fallanalyse

Unter einem Fall kann Unterschiedliches verstanden werden. Neben klassischen

Gegenständen der Sozialforschung, wie Einzelpersonen, Personengruppen,

Organisationen/Netzwerken, ganze Gesellschaften bzw. Kulturen oder andere Formen

sozialer Zusammenhänge, können Einzelfallanalysen auch soziale Prozesse,

Episoden, einzelne Situationen oder Ähnliches betreffen. Auch gibt es eine Menge von

Anwendungsgebieten und sozialwissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit

Fallstudien beschäftigen, bspw. im Bereich der Evaluation-, Stadt-, Biographie- oder

auch Organisationsforschung (vgl. Hering/Schmidt 2014, S. 529).

Eine Einzelfallanalyse (Case Study) stellt eine „umfassende Forschungsstrategie dar,

bei der eine abgrenzbare Einheit – ein Fall – in ihren Binnenstrukturen und

Umweltverhältnissen umfassend verstanden werden soll“ (Yin 2009, S. 18). Sie kann

sowohl standardisierte als auch nichtstandardisierte Erhebungs- und

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Auswertungsverfahren umfassen, steht in ihren Erkenntnisinteressen jedoch eher der

qualitativen Tradition der Sozialforschung nahe (vgl. Hering/Schmidt 2014, S. 529). Sie

beginnt mit einem motivierten Interesse an einer vorerst heuristisch abgegrenzten

Untersuchungseinheit und will diese im Verlauf des Forschungsprozesses umfassend

verstehen und ihre konkrete Ausprägung erklären. Die Qualifikation der

Einzelfallanalyse als Forschungsstrategie basiert darauf, dass sie durch kein

bestimmtes Erhebungs- und Auswertungsverfahren, sondern eher durch ein

umfassendes Forschungsdesign mit dem Zweck eines Tiefenverständnisses des Falls

charakterisiert ist. Dazu erfolgt die Untersuchung des Falls in seiner natürlichen

Umgebung. Anders als im Experiment oder in quasi-experimentellen Designs sind für

Fallstudien die umgebenden Rahmenbedingungen nicht als Störvariablen

auszuschließen, sondern sind vielmehr als ein Teil im Erkenntnisinteresses des

Vorhabens zu verstehen. Praktisches Leitmotiv für die Durchführung einer Fallstudie

sollte es daher sein, in Erhebung, Auswertung und Interpretation immer den

reichhaltigen Aspekten des Falls zu folgen, ihn in seiner Vielschichtigkeit möglichst

eingehend darzustellen und dabei ein Forschungsdesign anzustreben, das die hierfür

nützlichen Verfahrungsstrategien verbindet (vgl. Hering/Schmidt 2014, S. 529f.).

Fallstudien-Forschung baut auf die Hermeneutik, die Erschließung der Bedeutung von

Phänomenen und Handlungen. Der Zugang zu den Phänomenen entsteht durch die

Sammlung von Daten, die so objektiv und frei von Vorurteilen wie möglich gesammelt

und vorerst auf phänomenologisch beschreibende Art dargestellt werden (vgl. Kyburz-

Graber 2004). Yin (1994, S. 80) legt als mögliche Datenquellen vor allem folgende fest:

Dokumente (Briefe, Berichte, Tagesordnungen, administrative Dokumente,

Zeitungsartikel, u.a.),

Archivmaterial und Aufzeichnungen (Teilnehmerzahlen, Auflistung von

Dienstleistungen, Namenslisten, Umfragedaten, u.a.),

Interviews (Interviews stellen eine der wichtigsten Datenquellen dar. Sie können

fokussiert, offen oder strukturiert sein. Dabei ist es wichtig, sich nicht auf eine

Einzelaussage zu verlassen, sondern auch Daten aus anderen Quellen zu

nutzen.)

direkte Beobachtung,

teilnehmende Beobachtung,

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Artefakte (Instrumente oder andere physische Beweisstücke, die in

Zusammenhang mit dem Fall gesammelt wurden.) sowie

Fotos, Videos und Tonbandmitschnitte.

Anders als bei vielen Verfahren der quantitativen Forschung gibt es bisher noch kein

allgemeingültiges Design, keine umfassende Zusammenstellung von

Forschungsabläufen für Fallstudien. Zentral ist es somit, den Forschungsplan

sinngemäß zu beschreiben – die logische Abfolge, wie die empirischen Daten mit der

ursprünglichen Forschungsfrage in Verbindung stehen und wie die

Schlussfolgerungen daraus gezogen wurden. Das Forschungsdesign ist nicht nur ein

Arbeitsplan, sondern es soll sichergestellt werden, ob die Darstellung der Daten

tatsächlich die ursprüngliche Forschungsfragestellung beantwortet (vgl. Yin 2003, zit.

n. Steiner 2011).

6.2 Forschungsprozess dieser Arbeit

Um die Fragestellungen (s.o.) der vorliegenden Arbeit untersuchen zu können, wurde

mit einem durch Literaturrecherche angeeignetes Vorverständnis ein passendes

Erhebungsverfahren, nämlich qualitative Interviews, ausgewählt. Es wurden die

Sichtweisen von Schulleiterinnen, die gleichzeitig auch die ÖKOLOG-Koordination an

den Schulen überhaben sowie die von Lehrerinnen erfasst. Zusätzlich wurden weitere

Informationen aus den ÖKOLOG-Jahresberichten der Schulen und der

Schulhomepages gewonnen. Anschließend wurden die Aussagen der Interviews und

ausgewählte Inhalte der Jahresberichte und der Schulhomepages in einem

Analyseverfahren gegenübergestellt und ausgewertet.

Die zwei befragten Volkschulen liegen in ländlicher Umgebung im Bundesland

Kärnten.

Es wurden folgende Schulen und Personen befragt:

Fall Schule Ort Befragte

Personen

Interviewform

Fall 1 Volksschule Kl. St. Veit/Brückl 1 SL=ÖK; 1 L getrennt

Fall 2 Volksschule Molzbichl/Rothenthurn 1 SL=ÖK; 1 L gemeinsam

(SL = Schulleiterin; ÖK = ÖKOLOG-Koordinatorin; L = Lehrerin)

An diesen Schulen wurden Leitfadeninterviews mit den jeweiligen

Schulleiterinnen/ÖKOLOG-Koordinatorinnen und jeweils einer Lehrerin geführt

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(insgesamt 4 weibliche Personen) und auf Tonband aufgezeichnet. An einer Schule

wurde die Schulleiterin/ÖKOLOG-Koordinatorin und eine Lehrerin gemeinsam befragt,

an einer Schule getrennt.

Die Interviews wurden anschließend transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet

(Mayring 2002). Ebenso wurde zusätzliches Material dieser Schulen (ÖKOLOG-

Jahresberichte und Schulhomepages) in die Analyse miteinbezogen. Beiden Schulen

wurden vor Fertigstellung der Arbeit die Ergebnisse der empirischen Forschung zum

Gegenlesen zur Verfügung gestellt, um eventuelle Missverständnisse zu verhindern.

6.3 Vorstellung der zwei Fälle

In diesem Abschnitt werden beide Volksschulen ausführlich beschrieben. Darüber

hinaus werden ihre bisherigen stattgefundenen ÖKOLOG-Aktivitäten samt den

jeweiligen Lernzielen dargestellt.

FALL 1 – Volkschule Kl. St. Veit

Kontaktdaten

Volksschule Klein St. Veit

9371 Klein St. Veit 7

[email protected]

www.vs-voelkermarkt4.ksn.at

Eckdaten

Schulgröße

An der Schule Kl. St. Veit unterrichten vier Lehrerinnen (darunter die Schulleiterin) in

den vier Klassen der Schule. Darüber hinaus gibt es eine Religionslehrerin sowie eine

Sprachheilkundelehrerin. Zum Zeitpunkt der Befragung betrug die SchülerInnenzahl

24. Damit das Haus stets gemütlich und sauber bleibt, unterstützt eine Schulwartin das

gesamte Team (vgl. VS Kl. St. V. 2016).

Schulinitiativen

Neben der Mitgliedschaft bei ÖKOLOG ist die Volksschule Kl. St. Veit auch anderweitig

engagiert. Sie ist auch eine Umweltzeichenschule und eine WHO-Schule. Für ihre

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besonderen Leistungen erhielt die Schule eine UNESCO-Auszeichnung und die

Schulleiterin wurde als „Zukunftslehrerin“ geehrt (vgl. VS Kl. St. V. 2016).

Schulentwicklungsplan

Der Entwicklungsplan (SQA) und Entwicklungs- und Umsetzungsplan (QIBB) mit

Bezug auf eine ÖKOLOG-Initiative wurden am 30.5.2015 durch das Lehrerkollegium

und Schulforum beschlossen (F1/JB 2015/16).

ÖKOLOGOISIERUNG im Schulprofil

Die Volksschule Kl. St. Veit ist im Jahre 2007 dem ÖKOLOG-Netzwerk beigetreten

(F1/JB 2007/08):

„Im vergangenen Jahr wurde unsere Schule mit dem Prädikat „ÖKOLOG-Schule“

ausgezeichnet. Das bedeutet, dass wir uns um ein hohes Maß an Umwelt-, Gesundheits- und

Verantwortungsbewusstsein bemühen. Und das immer auch ganz praktisch.“

ÖKOLOGISIERUNG im Leitbild der Schule

Der Fokus der Volksschule liegt als ‚Zukunftswerkstatt‘ auf den Schwerpunkten

Eigenständigkeit, umfassender Bildung in musisch-kreativen Bereichen, Informatik,

Erweckung der Freude an sportlichen Aktivitäten durch entsprechendes umfassendes

Angebot sowie an sozialer Entwicklung und sozialem Engagement (ÖKOLOG 2015k).

INKLUSION im Schulprofil

Das Thema Inklusion wird von der Volkschule Kl. St. Veit mit folgenden Merkmalen

charakterisiert:

Offenheit und Toleranz, Förderung von Mehrsprachigkeit sowie Unterstützung

eines jedes Kindes nach seinen individuellen Fähigkeiten und Begabungen;

An der Schule Kl. St. Veit wird versucht auf alle SchülerInnen individuell einzugehen,

daher wird auf Schwächen und Stärken der einzelnen SchülerInnen Rücksicht

genommen. Offenheit und Toleranz wird ebenso als wichtige Voraussetzung gesehen,

um ein harmonierendes Schulklima aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus ist die

Beschäftigung mit verschiedenen Sprachen auch ein wichtiges Anliegen der

Volksschule Kl. St. Veit. Die Lehrerinnen der Volksschule nehmen zusätzlich an Aus-,

Weiterbildungen teil, um in den verschiedensten Situationen geeignete

Lösungsstrategien entwickeln zu können. In den regelmäßigen Teamsitzungen

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werden bestimmte Situationen besprochen und gemeinsam mögliche

Problemlösungsstrategien erarbeitet. Auch wird darauf geachtet, dass das Thema

Inklusion bei einigen der ÖKOLOG-Schulprojekte und Schulmaßnahmen (s. dazu u.

ÖKOLOG-Aktivitäten 4 und 5) in verschiedenen Kontexten behandelt wird (F1/SL=ÖK

2016, S. 10).

Das ÖKOLOG-Schulteam

Das ÖKOLOG-Schulteam an der Volksschule Kl. St. Veit besteht aus fünf Personen

(F1/JB 2014/15).

ÖKOLOG-Handlungsbereiche

Es wurden/werden folgende ÖKOLOG-Handlungsbereiche bei Schulprojekten

thematisiert (F1/JB 2007-2016):

Abfall, Wasser, Schul- und Raumgestaltung, Gesundheitsförderung und Ernährung,

Bewegung, Mobilität und Verkehr, Lebensstil und Fair Trade, ökologische

Schulentwicklung, ökologisches Schulprogramm, Kultur des Lehrens und Lernens,

Öffnung der Schule/Einfluss auf Umfeld und Gemeinde, Artenvielfalt,

Klima/Klimaschutz, Energie, Schulklima und Partizipation, Natur erleben im

Schulumfeld, Zusammenarbeit mit dem Schulumfeld;

ÖLOLOG-Aktivitäten

Im Laufe der letzten Jahre führte die Volkschule Kl. St. Veit eine Vielzahl an

reichhaltigen Aktivitäten durch. Einige davon werden im Folgenden kurz beschrieben.

(1) „Waldreinigungstag“ – „So wie ich bin, gestaltet sich die Welt.“ (F1/JB

2007/08)

Beschreibung

An einem Morgen begaben sich die Kinder der Volksschule Kl. St. Veit, die

PädagogInnen und die Jagdgesellschaft Kl. St. Veit auf den Weg, um die Waldgebiete

rund um Kl. St. Veit zu reinigen. Sie stapften an diesem frischen Morgen in vier

Gruppen mit immer einem/r JägerIn in die gesamte Umgebung. Mit Handschuhen und

Säcken ausgerüstet machten sie sich auf „Umwelt-Forscher-Jagd“ und entdeckten

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einige Dinge, die nicht in den Wald gehören. Diese wurden eingesammelt, um sie

anschließend abtransportieren zu lassen.

Lernziel

Durch diese Aktivität soll den Kindern gezeigt werden, dass jedes Handeln Folgen mit

sich trägt und die Auswirkungen erst in späterer Zeit zu spüren sind. Es soll ihnen

veranschaulicht werden, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen und zu pflegen.

Durch diese Aktivität soll auch der Zusammenhalt gestärkt und in Zusammenarbeit mit

der Jagdgesellschaft und dem Umweltreferat der Gemeinde, das den Abtransport des

Mülls organisierte, eine wunderbare Tat vollbracht werden.

(2) „So bunt kann Schulalltag sein – immer neu!“ (F1/JB 2008/09)

Beschreibung

Das bunte Schulhaus wird regelmäßig zu den Jahreszeiten und Festen des

Jahreskreises gestaltet. Die gesunde Jause der Eltern wird einmal monatlich mit

großer Freude angenommen. Durch die Einbringung der Erwachsenen, die ihre Berufe

vorstellen, Theater spielen, Tiere erklären und mitbringen, musizieren oder aus ihrem

Leben erzählen, wird die Schule Kl. St. Veit bei dieser alljährlichen Aktivität um viele

Dinge reicher.

Lernziel

Mit dieser Aktivität verfolgt die Schule Kl. St. Veit das Ziel Praktisches, Sinnvolles und

Interessantes zu lernen und zu beforschen. Anhand von Erzählungen und Berichten

der Erwachsenen sollen den Kindern verschiedene Berufe nähergebracht werden.

Auch soll versucht werden ihnen die Wichtigkeit von Bildung klar zu machen. Den

Kindern soll durch praktisches Tun der Unterschied zwischen gesunden und

ungesunden Lebensmittel erklärt werden. Dazu soll ihnen die Notwendigkeit einer

Mülltrennung, nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause signalisiert werden.

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(3) „Wir sind die Blüten von Kl. St. Veit.“ (F1/JB 2009/10)

Beschreibung

Die ÖKOLOG-Volkschule Kl. St. Veit initiierte das Projekt „Wir sind die Blüten von Kl.

St. Veit“, welches Bezug zu einem vorherigen Motto „So wie du bist, gestaltet sich die

Welt“ hat. Die Schüler erfuhren, dass jeder Mensch eine Bereicherung für die

Gesellschaft ist und dass gegenseitiger Respekt einen freundlichen und leichten

Umgang mit unseren Mitmenschen mit sich bringt. Dieses Projekt verknüpfte die

Bereiche Kunst, soziales Lernen, Sprache und bildnerisches Gestalten miteinander.

Gemeinsam mit einem lokalen Künstler wurde ein Lebensbaum aus Kork montiert. Die

Blüten des Baums repräsentieren die Kinder und dazu wurden Blüten angebracht, die

wertvolle Eigenschaften und Ereignisse der Kinder aufzeigen.

Lernziel

Die Volksschule sieht sich als „Zukunftswerkstatt“. Den SchülerInnen sollen nicht nur

fachspezifische Kenntnisse näher gebracht, sondern sie sollen auch in ihrer Phantasie,

ihrem Forscherdrang, ihrem Staunen und der Bereitschaft, ihr Leben sinnvoll zu

gestalten, gefördert werden.

(4) „Sprache ist ein wertvolles Mittel der Begegnung!“ (F1/JB 2010/11)

Beschreibung

Die Schule Kl. St. Veit betrachtet Sprache als eine Möglichkeit zur Herstellung von

Beziehungen, die nicht nur über Worte, sondern auch über die Stimme, die

Körpersprache und jede dazugehörende nonverbale Regung mit begleitet wird.

Verschiedenartigkeit gehört für die Schule Kl. St. Veit zu den großen Reichtümern des

Menschseins. Dazu braucht es aber auch die grundsätzliche Freude am Anderen, die

Bereitschaft, Unvorhersehbarem zu begegnen, und an der Veränderlichkeit selbst

immer wieder gute Impulse und wertvolle Samen zu erkennen.

Lernziel

Als einen der Kernpunkte zum Umgang mit Heterogenität wird die Wertschätzung, die

Möglichkeit und auch die Fähigkeit am Anderen nicht nur Qualitäten wahrzunehmen,

sondern sie auch auszudrücken, gesehen.

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(5) „Gesundes und ökologisch Wertvolles aus aller Welt“ (F1/JB 2011/12)

Beschreibung

Dieses Projekt trägt das Thema Kulturverbindung im Zentrum seines Anliegens. Es

braucht dazu jenen natürlichen Zugang von Achtung und Wertschätzung für das

Unbekannte und Fremde und vor allem für den anderen Menschen. Um das Herz für

andere zu öffnen, beginnt die Volkschule Kl. St. Veit bereits sehr für diese Werte zu

fördern. Zu den Unterschieden der Lebensräume, der Lebensgewohnheiten, der

Lebensumstände spüren die Kinder schon sehr bald die Gemeinsamkeiten aller

Menschen dieser Erde. Über die Wertschätzung der eigenen Situation wird eine

natürliche Bereitschaft zur Unterstützung und Hilfestellung geweckt. Das geht am

besten von Mensch zu Mensch. Aus der einfachen Idee, den Kindern den Kontinent

Afrika etwas näher zu bringen, entstand ein wunderschöner Regen von Impulsen und

Zusammenarbeit mit Menschen, die sich für einen weiteren Horizont einsetzen. Eins

ergab das andere, und die Beiträge von Pädagogen, Musikern, Tanzpädagogen,

Eltern und verschiedenen Initiativen brachten eine Vielfalt von Begegnungen und

Eindrücken für die Kinder.

Lernziel

Dieses Projekt trägt die Aspekte Wertschätzung der eigenen Situation, Kennenlernen

von verschiedenen Ressourcen, Aufbau von Achtung für andere Menschen und

Zusammenarbeit mit Afrika-Initiativen zum Lerninhalt.

(6) "Wir pflanzen und pflegen unsere eigene gesunde Jause.“ (F1/JB 2012/13)

Beschreibung

Die Schulkinder legten gemeinsam mit den Pädagoginnen im beginnenden Frühling

einen Gemüsegarten an. Beete wurden bereitet, gesät, regelmäßig beobachtet und

gegossen und in den Pausen das Wachstum mit Interesse verfolgt. Auf einem

nahegelegenen Acker wurden zwei schöne Reihen für Kartoffeln vorbereitet und

gesetzt. Im Laufe des Frühlings konnte die erste Ernte gemacht werden: Radieschen,

Kresse, Schnittlauch auf die selbstgeschmierten Butterbrote geschnitten und verzehrt.

Die Kartoffeln wurden angehäuft. Die Ernte wurde im Herbst mit einer Gemüsesuppe

und mit Bratkartoffeln gefeiert. Der Ausflug zum Acker wurde als Wanderzeit zu Fuß

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umgesetzt. Es entstanden dabei auch gute außerschulische Kontakte zur Umgebung,

zu Familien und der Kinder für Nachmittagsbesuche.

Lernziel

Diese Aktivität beabsichtigt Erkenntnisgewinne in den Bereichen: Einsparung von

Ressourcen (Was selber gemacht wird, braucht nicht gekauft zu werden.), Mobilität

und Verkehr (Gewöhnung an Fußwege, auch wenn sie etwas länger sind.), Gestaltung

von Schul- und Freiräumen (Sinnvolle, gemeinsame Garten- und Pausengestaltung.),

Gesundheitsförderung und gesunde Ernährung (Selbstgemachte, gesunde Jause von

den Eltern und Kindern.), Kultur des Lehrens und des Lernens (Gemeinsames Tun

und Entwicklungen selbst beobachten.), Schulklima und Partizipation (Freudvolles

Gestalten der Schulsituation mit Ergebnissen, die nützlich sind.) sowie

Zusammenarbeit mit dem Schulumfeld (Einbeziehung der Eltern und naheliegenden

Bauernhöfe/Natur erleben im Schulumfeld;).

(7) „Aufbau einer kleinen Imkerschule“ (F1/JB 2013/14)

Beschreibung

Im schulnahen Garten wurde eine kleine Imkerschule zur anschaulichen Darstellung

des sozialen Miteinanders und der Lebensweise eines Bienenvolkes aufgebaut. Es

wurden Nutz-Sträucher und Obstbäume als Nahrungsquelle für die Bienen gepflanzt.

Dazu wurde die Wichtigkeit der Bienen als Bestäuber für Obst und Gemüsepflanzen

erläutert. Es wurden Bienenstöcke bemalen, Wachslatten und Rahmen herstellt und

der Honig wurde durch kurze Vorträge zum Thema „Honig und Gesundheit“ als

gesundes Hausmittel vorgestellt.

Lernziel

Mit dieser Maßnahme soll ein waches Interesse an der Natur und im Besonderen am

Wesen der Bienen geweckt werden. Das Forschen soll ebenso durch altersgemischtes

Lernen in Kleingruppen vertieft werden und den selbstgebastelten Bienenportfolios

hinzugefügt werden. Die gebastelten Gegenstände (z.B. Bienen in ihren

Wachstumsphasen, Wabenbau u.a.m.) werden bei vielen zu Hause weiterverwendet

und ausgestellt.

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(8) „Das Licht der Bienen“ (F1/JB 2013/14)

Beschreibung

Durch praktisches Arbeiten am Bienenstock mit dem Produkt Wachs wurden

Bienenprodukte gewonnen und verarbeitet. Die Klassen besuchten eine Imkerei, wo

Bienenwachs gewonnen und anschließend in Platten gepresst wird. Dort stellten die

Kinder ihre eigenen Bienenwachskerzen her. Dabei drehte jedes Kind seine eigene

Kerze. In der darauffolgenden Zeit organisierte die Schule eine Ausstellung, bei welche

sie die selbst hergestellten Produkte am Adventbasar verkaufte. Der Erlös lief in die

Kassa der Klassen.

Lernziel

Die Arbeit am Bienenprojekt soll bei den SchülerInnen die Auseinandersetzung mit

den Sozialformen der Gemeinschaft und dem persönlichen Verhalten fördern. Die

Kinder sollen durch Praxis und Erfahrung im anschaulichen Unterricht die Analogien

zu positivem und unterstützendem persönlichen, gesundem und sozialem Verhalten

in der Gemeinschaft lernen und üben.

(9) „Melodie des goldenen Nektars“ (F2/JB 2015/16)

Beschreibung

Als ÖKOLOG-Schule am Weg zur „Gesunden Schule“ ist für die Volksschule Kl. St.

Veit Umwelt und Nachhaltigkeit ein zentrales Thema ihres Schulalltags. Das

aufbauende soziale Miteinander ist für sie die Basis für gelingendes Lernen auf allen

Ebenen. In diesem Zusammenhang entwickelt sich ihr bereits dreijähriges Projekt zu

einem äußerst praxisorientierten Unterricht, der den Kindern die Bedeutung und

Kostbarkeit der Natur und das Verständnis für Zusammenhänge in anschaulicher

Weise näherbringt.

Lernziel

Den Kindern soll die Bedeutung und Kostbarkeit der Natur und das Verständnis für

Zusammenhänge in anschaulicher Weise nähergebracht werden.

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Fall 2 – Volkschule Molzbichl

Kontaktdaten

Volksschule Molzbichl

9701 Rothenthurn Molzbichl 20

[email protected]

http://www.vs-molzbichl.ksn.at/

Eckdaten

Schulgröße

An der Schule Molzbichl unterrichten sechs Lehrerinnen (darunter die Schulleiterin)

und ein Lehrer in den vier Schulklassen. Darüber hinaus gibt es eine Werklehrerin.

Zum Zeitpunkt der Befragung betrug die SchülerInnenanzahl 87. Die Schule hat

keine/n SchulwartIn. In diesem Jahr verabschiedet sich die bis zu diesem Zeitpunkt

leitende Direktorin in den Ruhestand. Sie trug maßgeblich zur Planung und

Durchführung der ÖKOLOG-Aktivitäten bei (vgl. VS Molzbichl 2016).

Schulinitiativen

Neben der Mitgliedschaft bei ÖKOLOG ist die VS Molzbichl auch bei anderen

Initiativen aktiv. Sie ist auch eine Umweltzeichenschule und eine WHO-Schule. Für

ihre besonderen Leistungen erhielt die Schule eine UNESCO-Auszeichnung (vgl. VS

Molzbichl 2016).

Schulentwicklungsplan

Der Entwicklungsplan (SQA) und Entwicklungs- und Umsetzungsplan (QIBB) mit

Bezug auf eine ÖKOLOG-Initiative wurden am 17.09.2013 durch das LehrerInnenteam

beschlossen (F2/JB 2013/14).

ÖKOLOGOISIERUNG im Schulprofil

Die Volkschule Molzbichl ist seit dem Jahr 2006 eine ÖKOLOG-Schule (F2/JB

2006/07):

„Da wir seit Februar 2006 eine ÖKOLOG Schule sind, ist ‚Bildung für Nachhaltigkeit‘ für uns

ein Schlagwort.“

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„Pflanze ein Lächeln“ ist seither unser Schulmotto und im Schulprofil verankert. Unter diesem

Titel können unzählige Aktionen durchgeführt werden.“

ÖKOLOGISIERUNG im LEITBILD der Schule

Als ÖKOLOG-Schule im ländlichen Bereich legt die Volksschule Molzbichl viel Wert

auf ihre gute Zusammenarbeit mit den Eltern und auf ihr Mitwirken an den

Feierlichkeiten in den Dörfern. Des Weiteren lassen sie ökologische Grundsätze in den

Unterricht einfließen und gestalten eine Schule zum „Wohlfühlen“. Sie pflegen einen

gegenseitigen Respekt und Wertschätzung untereinander und schaffen ein

angenehmes soziales Klima zwischen allen Beteiligten (F2/JB 2006/07).

INKLUSION im Schulprofil

Das Thema Inklusion wird von der Volkschule Molzbichl mit folgenden Merkmalen

charakterisiert:

individuelle Förderung, soziales Miteinander, keine Ausgrenzung,

Kompetenzvielfalt und Akzeptanz.

Die Volksschule Molzbichl betrachtet Inklusion als Chance, alle Menschen mit einer

Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Regelmäßig werden bei

Teambesprechungen individuelle Erfordernisse für SchülerInnen besprochen, um

diese auch angemessen berücksichtigen zu können. Der Schule Molzbichl ist es sehr

wichtig, dass jedes Kind eine angemessene Grundschulbildung erhält, um für den

weiteren Schulweg gerüstet zu sein. Bei ÖKOLOG-Schulprojekten und

Schulmaßnahmen (s. dazu u. ÖKOLOG-Aktivitäten 2 und 8) wird das Thema Inklusion

auf bestimmte Art und Weise aus mehreren Blickwinkeln angesprochen (F2/SL=ÖK

2016, S. 9-10).

Das ÖKOLOG-Schulteam

Das ÖKOLOG-Team der Schule besteht aus sechs Personen (F2/JB 2013/14).

ÖKOLOG-Handlungsbereiche

Folgende Handlungsbereiche werden bei den Projekten behandelt (F2/JB 2006-2015):

Wasser, Klima/Klimaschutz, Gesundheitsförderung und Ernährung, ökologische

Schulentwicklung, ökologisches Schulprogramm, Öffnung der Schule/Einfluss auf

Umfeld und Gemeinde, Energie, Natur, Artenvielfalt, Schul- und Raumgestaltung,

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Lebensstil und Fair Trade, Schulklima und Partizipation, Reduzierung von Emissionen,

Einsparung von Ressourcen, Zusammenarbeit mit dem Schulumfeld;

ÖKOLOG-Aktivitäten

Die Volksschule Molzbichl beschäftigt sich mit sehr komplexen Themenfeldern, die

einen sehr engen Bezug zur Umwelt haben. Im Folgenden werden einige davon kurz

beschrieben.

(1) „Kinder machen Kunst“ (F2/JB 2005/06)

Beschreibung

Bei diesem Projekt wurde mit verschiedenen Materialien und verschiedenen

Techniken gearbeitet. Dabei wurden die Kinder von Fachleuten unterstützt.

Lernziel

Diese Aktivität soll dazu beitragen, das Schulhaus zu verschönern.

(2) „Pflanze ein Lächeln“ (F2/JB 2006/07)

Beschreibung

Nach diesen Worten des buddhistischen Mönchs Thich Nhat Hanh wurde ein

dreitägiges Friedensprojekt durchgeführt. Die Schüler arbeiteten sich durch neun

Stationen, in denen sie den Umgang mit Provokationen, Lösungen zur

Konfliktbewältigung und Regeln für ein friedliches Miteinander lernten. Alle wissen nun,

wie aus einem schwachen Nein ein starkes Nein wird und wie der friedliche Krieger

seine Angst überwinden kann. Mit Begeisterung wurden „Herzmenschen“ gemalt und

gebastelt und eine Riesensonne mit Strahlen voll mit guten Vorsätzen beklebt. Ebenso

konnten die Schüler ihre Wutgedanken und Zorngesichter zu Papier bringen, erfuhren

wie man Schimpfwörter als Lügen entlarvt und verbrannten zum Schluss diese

negativen Dinge zu den Klängen eines Friedensraps, den Direktorin Elfi Rieder eigens

für dieses Projekt komponiert hatte. Als sichtbares Zeichen nach außen wurde vor der

Schule, Dank der Hilfe einiger Eltern, ein Friedensherz angelegt.

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Lernziel

Diese Aktivität beinhaltet die Lernschwerpunkte: sensibler im Umgang mit Gewalt,

Erkennung und Vermeidung von Gewalt, Beteiligung an der Gestaltung der

Gemeinschaft, Entwicklung von Verantwortung für das eigene Umfeld, Gewinnung von

Vertrauen zueinander, Formulierung von gemeinsamen Verhaltensvereinbarungen

und Bemühung um deren Einhaltung, Erlangung von Wissen, um Ängste zu

überwinden, Erkenntnis über den Umgang mit Provokationen und Feststellung, dass

in den Herzen der Menschen Platz für viel Dinge vorhanden ist.

(3) „Bewahrt den Egelsee“ (F2/JB 2007/08)

Beschreibung

Diese Maßnahme trägt zur Erhaltung des Naturschutzgebietes Egelsee bei und fördert

einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur. Die Volksschule Molzbichl

gestaltete für diese Aktivität Schautafeln. Dazu wurde ein Aktionstag durchgeführt, an

welchem sich alle Klassen der Schule beteiligten. Dort wurden auch die Ergebnisse

präsentiert.

Lernziel

Durch diese Aktivität soll die Bevölkerung über die Notwendigkeit eines Erhalts der

Natur informiert werden.

(4) „Energiespardedektive“ (F2/JB 2008/09)

Beschreibung

In Kooperation mit der Firma Baumax veranlasste die Schule Molzbichl, dass sich eine

Anzahl an SchülerInnen zu Detektiven besonderer Art ausbilden lassen konnten. Die

TeilnehmerInnen lernten Grundsätzliches zum Thema Energie. Der Slogan "Energie

verwenden – nicht verschwenden" wurde der Leitspruch der Detektive auf der Suche

nach Energielecks. Die Schüler gestalteten ein Portfolio über ihre Ausbildung und

Arbeit. Die wichtigsten Energiespartipps wurden den MitschülerInnen nähergebracht.

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Lernziel

Mit dieser Aktion soll die Sozialkompetenz der SchülerInnen gestärkt werden. Ebenso

soll das Thema Energieeinsparung für die Kinder verständlich behandelt werden.

(5) „Lebensraum für Tiere“ (F2/JB 2009/10)

Beschreibung

Bei dieser Aktion wurden Nistkästen für den Schulgarten hergestellt.

Lernziel

Hierbei steht die Aufklärungsarbeit hinsichtlich Tier- und Naturschutz im Vordergrund.

(6) „Energiespardedektive in Aktion“ (F2/JB 2010/11)

Beschreibung

Es galt, die Arbeit der Energiespardetektive für das Stromversorgungsunternehmen

KELAG zu dokumentieren. Die Volksschule Kl. St. Veit stellte einen Videoclip her, der

sowohl im regionalen Fernsehsender (KULT1.tv) als auch auf Youtube angesehen

werden kann. Die sechs Energiespardetektive klärten die SchülerInnen über ihre

Arbeit auf und gaben Energiespartipps. Alle SchülerInnen lernten den Energiesparrap

und präsentierten ihn.

Lernziel

Die SchülerInnnen sollen durch diese Aktivität für das Energiesparen sensibilisiert

werden, die Einsicht gewinnen, dass jeder einzelne dazu beitragen kann, weniger

Energie zu verbrauchen, Wissen erlangen, durch welche Maßnahmen man Energie

spart, erfahren, dass das Stromsparen die billigste Energiequelle ist und ihr Wissen

auch zu Hause anwenden.

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(7) „Ritter Rudi Raubzüge-Musical“ (F2/JB 2011/12)

Beschreibung

Ritter Rudis Raubzüge führen ihn durch halb Europa. Er bringt alles Mögliche mit –

auch sehr viel unnötigen Ramsch. Zum Schluss folgt die Erkenntnis: Man kann alles

Lebensnotwendige auch beim Kaufmann im Ort kaufen. Motto: Das Nahe soll auch in

der Ferne noch Zukunft haben. Der Autor des Stückes ‚Rupert Hörbst‘ bearbeitete mit

allen SchülerInnen den kunstgeschichtlichen Hintergrund und gab Anregungen beim

Entwerfen der Wappen. Alle SchülerInnen bastelten sich eine "Ritterrüstung"

bestehend aus Helm, Wappen (Brustpanzer) und Schwert. Es wurden mit den Kindern

Tänze und szenische Darstellungen einstudiert, was ihnen große Freude bereitete,

weil ihnen die Musik dazu (von Siegmund Andraschek) derart gut gefiel. Die Musik bei

den Aufführungen lieferte der Musikverein TK Molzbichl unter der Leitung von Mag.

Hans Brunner.

Lernziel

Vorrangiges Ziel hierbei ist, die Bedeutung des "Nahversorgers" den Kindern zu

verdeutlichen.

(8) „Pflanze ein Lächeln“ (F2/JB 2012/13)

Beschreibung

Die SchülerInnen erarbeiteten bei diesem Workshop mit einer Mitarbeiterin der GKK

einen achtsamen und wertschätzenden Umgang untereinander.

Lernziel

Durch diesen Workshop sollen die Kinder die Gefühle ihrer MitschülerInnen erkennen

und deuten lernen. Doch ebenso soll ihr Selbstwert gestärkt werden.

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(9) „Gesunde Ernährung – Workshops mit den Seminarbäuerinnen und der

KGKK“ (F2/JB 2013/14)

Beschreibung

Um das Leistungspotential der Kinder über den Vormittag verteilt bestmöglich nutzen

zu können, wurde auf die Wichtigkeit des Frühstücks und der gesunden Schuljause

besonders hingewiesen. Außerdem wird in unserer Schule das "Wassertrinken" gezielt

gefördert. Im Workshop mit den Seminarbäuerinnen stellten die SchülerInnen aus

frisch gemahlenem Getreide Dinkelweckerl und Salzstangerl her und gestalteten auch

gleich die Aufstriche dazu. Es wurde auch ein Hirsedessert und ein Beeren-Energie-

Drink zubereitet. Auf dem "Milchlehrpfad" wurde das Melken probiert und Butter

geschüttelt. In den Workshops mit der KGKK erfuhren die Kinder viel zum Thema

"Zuckerfallen" und zur Zahngesundheit.

Lernziel

Die Schulkinder sollen durch diese Maßnahme den Wert der Schuljause als gesunder

Genuss verstehen lernen.

(10) „Kneippweg zum Egelsee“ (F2/JB 2014/15)

Beschreibung

Die SchülerInnen der zweiten Klassen halfen mit, die Winterschäden am Kneippweg

zum Egelsee zu beheben. Sie sammelten Zapfen und Moospolster und kleideten damit

die Fußfühlpfade neu aus. Die Aktion geschah in Zusammenarbeit mit dem

Kneippverein Spittal.

Lernziel

Die SchülerInnen sollen in Aktivitäten des Kneippvereines mit eingebunden werden

und erfahren, dass man diesen Weg achtsam gehen muss.

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6.4 Ergebnisdarstellung

In diesem Abschnitt der Arbeit werden die Ergebnisse der Interviewerhebung sowie

der Informationsgewinn aus den ÖKOLOG-Schuljahresberichten dargestellt und mit

Zitaten illustriert. Für einen besseren Überblick werden jene Ergebnisse, die mehrere

Kategorien umfassen, zusätzlich in tabellarischer Form gezeigt.

Bedeutung von ‚Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung‘ im Kontext Schule

Die befragten Schulen sehen ‚Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung‘ in vielerlei

Hinsicht als wichtigen Gegenstand für das Lernfeld Schule an. Dazu wird Folgendes

gezählt:

‚Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung‘ im Kontext Schule

Verbesserung der Wahrnehmungsfähigkeit Fall 1

Wissensweitergabe von Generation zu Generation Fall 1

Bewusstseinsbildung und Aufklärungsarbeit Fall 2

Schule als wichtiger Ort zur Sensibilisierung für Umwelthemen Fall 1 + Fall 2

Wissensverbreitung in der Gesellschaft Fall 1 + Fall 2

Für eine Schule ermöglicht Umweltbildung, die eigene Umgebung besser wahrnehmen

zu lernen.

„Umweltbildung verhilft dazu, seine Umgebung besser wahrzunehmen und sich als ein

Teil des Ganzen zu fühlen. Das beginnt bei den ganz kleinen alltäglichen Dingen und

setzt sich in größeren Zusammenhängen fort, die auch benannt, erforscht und

angewandt werden. Diese nennt man Sachunterricht, Forschungsstunde, gesunde

Jause – sie haben verschiedene Namen und bedeuten aber immer im Wesentlichen,

dass ich mich als Teil eines größeren Ganzen erleben lerne und darin auch den Schatz

und die Kostbarkeit wahrnehme.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 1)

Nachhaltigkeitsbildung in der Schule wird von einer Schule als wichtig empfunden, weil

auf diese Weise Wissen von Generation zu Generation weitergegeben werden kann.

„Ich gehe davon aus, dass alles was ein Kind oder ein Mensch lernt, was ihn wirklich

tief berührt und was mit ihm als Wesen zu tun hat, auch Samen legt, die fortsetzen. Die

etwas anlegen, was nach und nach zur Ausbildung kommt. In diesem Sinne verstehe

ich nachhaltige Bildung. Das heißt wir legen SAMEN.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 1)

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„Nachhaltigkeitsbildung ist damit verbunden, dass verschiedenes Wissen von

Generation zu Generation weitergegeben wird. Nachhaltigkeit bedeutet zukünftige

Nutzung von Ressourcen. Nachhaltigkeit ist das Weitergeben.“ (F1/L 2016, S. 1)

Umweltbildung in der Schule hat für eine der untersuchten Schule eine zentrale

Bedeutung im Bereich Bewusstseinsbildung und Aufklärungsarbeit.

„Ja…wenn bei den Kindern angesetzt wird, kann auch viel bewirkt werden. Vor Jahren

wurde dieses Thema noch nicht so stark als Notwendigkeit empfunden – z.B.

Mülltrennung. Ich meine, dass Umweltbildung in der Schule eine wesentliche Rolle im

Bereich Bewusstseinsbildung spielt.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 1)

„Unter Nachhaltigkeitsbildung verstehe ich, den Kindern zu erklären, auf welche Weise

Ressourcen geschont werden können. Auch ist es wichtig zu erklären, was für ein

Verpackungsmaterial verwendet werden soll, weil die Auswirkungen auf die

kommenden Jahre hin ersichtlich bleiben oder sogar erst auftreten werden.“

(F2/SL=ÖK 2016, S. 1)

„Lernen, schonend zu handeln, um keinen Schaden für die Zukunft anzurichten. Wenn

in Schulen gelernt wird, kleine notwendige Dinge für die Umwelt zu tun, kann es zu

positiven Veränderungen führen.“ (F2/L 2016, S. 1)

Beide der befragten Schulen erachten die Schule als einen wichtigen Ort, um Kinder

für das Thema Umwelt zu sensibilisieren.

„Umweltbildung signalisiert unser ganzes Umfeld, bezugnehmend auf Tiere und

Pflanzen. Die Vermittlung des Umweltgedankens ist in der Schule äußerst wichtig und

von großem Wert. Denn später ist die Sensibilisierung für Umweltthemen nicht mehr

so einfach…Der Kindergarten und die Volksschule sind zentrale Orte, um den Kindern

die Wichtigkeit der Umwelt näher zu bringen und zu veranschaulichen.“ (F1/L 2016,

S. 1)

„Umweltbildung trägt viel zur Nachhaltigkeit bei und ist in der Schule ein wichtiger

Aspekt, um Kinder für bestimmte Themen zu sensibilisieren.“ (F2/L 2016, S. 1)

Beide Schulen sehen die Behandlung von Umweltthemen in Schulen als

bedeutungsvoll an, da Kinder wichtiges Wissen in der Gesellschaft verbreiten.

„Auch ist die Weitergabe von Wissen an die Familie zuhause von großer Bedeutung.

Es ist sehr wichtig, nützliches Wissen in der Gemeinschaft weiterzugeben. Z.B.

hinsichtlich der Artenvielfalt, Artenerhaltung, Ökologie – Themen die ausschlaggebend

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für die Zukunft sind. Denn sonst werden einige ökologische Fachbereiche wegbrechen

– was einmal weg ist, ist sehr schwer wieder aufbaubar.“ (F1/L 2016, S. 2)

„Das Ziel ist, dass wir über die Kinder und über die Eltern eine breite Masse erreichen,

um Umwelthemen oder andere Themen in die Gesellschaft zu bringen.“ (F2/SL=ÖK

2016, S. 3)

„Die Schule ist ein zentraler Ort, um viele Menschen zu erreichen, denn Kindern tragen

Informationen auch nachhause und beeinflussen ihre Eltern oder sogar ihre

Verwandten und Freunde.“ (F2/L 2016, S. 1)

Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk

Als Motivation für den Einstieg zum ÖKOLOG-Netzwerk, werden folgende Aspekte

angeführt:

Motivation für den Einstieg zum ÖKOLOG-Netzwerk

Namensfindung und Verstärkung der Identität Fall1

Imageverbesserung Fall 2

Stärkung in einem Netzwerk und Informationsgewinn Fall 1 + Fall 2

Schule beschäftigte sich bereits zuvor mit ‚Umweltthemen‘ Fall 1 + Fall 2

An einer Schule wird als Anlass für den Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk die

Namensfindung und die verstärkte Identität für ihr Engagement angegeben.

„Auf diese Weise hat unsere Arbeit einen Namen bekommen und auch eine verstärkte

Identität. Denn es ist eines etwas zu tun, was sowieso für alle selbstverständlich ist und

es ist etwas Anderes etwas so zu benennen, dass alle TeilnehmerInnen auch von

außen, wenn sie zu einem Fest kommen, hören, dass unsere Schule eine ÖKOLOG-

Schule ist. So ist unser Tun nochmals etwas konzentrierter ausgedrückt.“ (F1/SL=ÖK

2016, S. 2)

Eine Schule sieht den Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk als eine Art Imageverbesserung

für die Schule an.

„Auch ist es für das Image der Schule eine Stärkung, wenn wir einem solchem

Programm angehören – es trägt auch zur Öffentlichkeitsarbeit bei. Der ökologische

Gedanke und der Gedanke etwas Gutes für das Image der Schule zu tun, lässt sich

gut verbinden.“ (F2/L 2016, S. 1)

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Beide Schulen befinden den Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk als eine gute Möglichkeit,

um sich in einem Netzwerk zu stärken und zusätzlich nützliche Informationen zu

gewinnen.

„Auch ist es immer gut, sich in einem Netzwerk zu stärken, sich von außen

Informationen zu holen und zentrale Dinge zu benennen, um so mit einem

gemeinsamen Kodex in der Öffentlichkeit aufzutreten.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 2)

„Auch erhofften wir uns durch den Beitritt notwendige Informationen und Unterstützung

bei der Projektumsetzung.“ (F2/L 2016, S. 2)

Beide Schulen beschäftigten sich bereits zuvor mit ‚Umweltthemen‘.

„Wir hatten an dieser Schule eine lange langsame Entwicklung, zu immer größeren

Natürlichkeit dessen, was wir vor Ort an Möglichkeiten hatten und was uns wichtig war.

Im Laufe der Zeit lernte ich zufällig das ÖKOLOG-Programm an einer anderen Schule

kennen, welches damals noch ein Startelement in der Bildungslandschaft war. Damals

dachte ich mir, dass es auch für unsere Schule passen könnte und wir dem was wir

tun, somit einen Namen geben könnten. Das heißt, es war eigentlich eine

Namensfindung für etwas was wir schon längere Zeit aufgebaut haben.“ (F1/SL=ÖK

2016, S. 2)

„An der Schule haben wir ein sehr gutes und idealistisches Team, welches sich schon

zuvor mit wichtigen Themen im Bereich Umwelt, aber auch anderen ‚Lebensthemen‘

beschäftigt hat. Die vorherige Schulleiterin hat das ÖKOLOG-Programm

vorgeschlagen und es wurde mit Lust angenommen.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 2)

Erfolge und Herausforderungen

Seit dem Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk können beide Schulen bemerkenswerte

Erfolge verzeichnen. Die Nennungen liegen in folgenden Bereichen:

Erfolge

Umsetzung von Projekten Fall 1 + Fall 2

Auszeichnungen Fall 1 + Fall 2

Gestaltung der Schulumgebung Fall 1 + Fall 2

Positive Bewusstseinsveränderung bei SchülerInnen, LehrerInnen

und Eltern

Fall 1 + Fall 2

Verstärkung der Gemeinschaftsarbeit Fall 1 + Fall 2

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SchülerInnen setzen das Gelernte auch zuhause um Fall 1 + Fall 2

Im Rahmen der Umweltbildungs- und Nachhaltigkeitsbildungsmaßnahmen setzen

beide Schulen erfolgreich Projekte um.

„Seit langer Zeit haben wir einen Gemüsegarten, den wir im Rahmen der

Umweltbildungsprojekte wunderbar angelegt haben. Wir haben verschiedene

Gemüsesorten gepflanzt und wertvolle Erfahrungen damit gesammelt.“ (F1/SL=ÖK

2016, S. 3)

„Im Weiteren findet im Namen des ÖKOLOG-Programms auch unser Bienenprojekt

statt. Die Biene ist für uns nicht nur ein soziales Vorbild, sondern steht auch mit der

Gesundheit in enger Verbindung – ihr Honig ist sehr wertvoll. Im Zusammenhang mit

dem Bienenprojekt wurde viel gebastelt und es wurden Folder und Arbeitshefte

erstellt.“ (F1/L 2016, S. 2)

„Gesundheitsprojekte ziehen sich über Jahre. Dazu gibt es auch Veranstaltungen, die

das Thema immer wieder behandeln…Hier spielt Ernährung und Bewegung eine große

Rolle – Schwimmtage, Wandertage, Ernährungsworkshops …“ (F2/SL=ÖK 2016, S.

4)

Zu den Erfolgen ordnen beide Schulen ihre Auszeichnungen ein.

„Im Jahr 2011 wurde ich von den Eltern/Landesverband Kärnten auch als

Zukunftslehrerin ausgezeichnet. Auch haben wir für unsere Arbeit eine UNESCO

Auszeichnung bekommen.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 6)

„Eines der Projekte, das sich ‚Bewahret den Egelsee‘ nennt, wurde vom

Bundesministerium ausgezeichnet.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 4)

Beide Schulen zählen die Gestaltung der Schulumgebung zu ihren erfolgreich

gelungenen Maßnahmen.

„… Wir hatten einen schwierigen Schulausgang, der gefährlich war. Daraufhin hat sich

die Dorfgemeinschaft mit der Schule zusammengetan und überlegt, wie es neu

gemacht werden kann, damit es sicherer und schöner wird und als Dorfplatz verwendet

werden kann. Daraus entstand der wundervolle gepflasterte und geschwungene Weg

Richtung Feuerwehrhaus und weiter zum Parkplatz. Wir haben die Sträucher gepflanzt,

wir haben den Spielplatz angelegt und wir haben mit den Kindern den Vorplatz

gestaltet.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 4-5)

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„Die Schulhofgestaltung war eine Maßnahme, die wichtig war und erfolgreich gelungen

ist. In den Pausen wird viel Zeit im Hof verbracht – die bewegte Pause ist ein wichtiger

Punkt bei uns …“ (F2/L 2016, S. 4)

An beiden Schulen wird eine positive Bewusstseinsveränderung, bezogen auf

Gesundheits- und Ressourcenbewusstsein, bei SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern

wahrgenommen.

„Ja es gibt ein starkes Umdenken bei SchülerInnen, aber auch bei uns Leherinnen –

bezogen auf Ernährung u.a. Dazu signalisieren uns auch Elternabende ein Annehmen

von bestimmten Themenfeldern.“ (F1/L 2015, S. 5)

„Wenn Kinder selbstständig an bestimmte Dinge denken, wie z.B. das Wasser nur kurz

laufen lassen, das Licht ausschalten, sich gegenseitig unterstützen oder eine gesunde

Jause mithaben – der Bewusstseinswandel bei Kinder, Eltern und auch beim

Lehrpersonal hat sich in Hinblick auf den Umweltgedanken positiv verändert…Auch ist

die Umstellung auf ökologische Reinigungsmittel ein Erfolg – dadurch wurde auch der

Verbrauch an Reinigungsmittel reduziert.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 3)

„Bei der Kontrolle der Jausenboxen zeigt sich, dass ein Großteil der Eltern bewusst

mitarbeitet.“ (F2/JB 2014/15)

Die zwei untersuchten Schulen können eine positive Veränderung im Bereich der

Gemeinschaftsarbeit feststellen.

„Es hat sehr stark dazu beigetragen, die Verbindung zu stärken. Die Verbindung war

bereits zuvor an der Schule da, aber sie hat sich noch um einiges vertieft. Das Gefühl,

dass die Schule einen wertvollen Beitrag für die Gemeinschaft leistet, wird von den

Menschen angenommen und geachtet. Das bedeutet, dass sie bereit sind, mitzuwirken

– z.B. die gemeinsame Dorfplatzgestaltung…Auch der Brunnen mit Trinkwasser ist im

Sinne der Gemeinschaft entstanden.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 4)

„Die Arbeit im Garten stellt eine wertvolle Gemeinschaftsarbeit dar. Das gemeinsame

Denken, Planen und Umsetzen hat sich an der Schule ausgeprägt. ZUSAMMENHALT

ist hier ein wichtiger Aspekt.“ (F1/L 2016, S. 3)

„Die gemeinschaftliche Arbeit verstärkte sich ein wenig – sie war bereits zuvor schon

sehr gut – durch das ÖKOLOG-Programm kamen ein paar Veranstaltungen dazu, die

uns eben zusammenschweißen.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 4)

An beiden Schulen setzen SchülerInnen das Gelernte auch zuhause um.

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115

„Das wunderbare ist die Weitergabe durch die Kinder an die Eltern zuhause.

Beispielsweise legen die Kinder mit ihren Eltern zuhause auch ein Beet an, versuchen

die gesunde Jause auch zuhause umzusetzen und ein Kind hat sogar zuhause einen

Bienenstock aufgestellt.“ (F1/L 2016, S. 2)

„Wir merken schon, dass die Kinder gewisse erlebte Ereignisse nachhause mitnehmen

bzw. davon erzählen. Viele Eltern denken schon darüber nach und versuchen es auch

mit den Kindern gemeinsam zuhause nachzumachen. Ganz sicher bin ich nicht, weil

ich das ja nicht überprüfen kann. Aber bei den Elternabenden hört man schon das Eine

oder Andere heraus, was vielleicht zuhause ausprobiert wurde.“ (F2/SL=ÖK 2016, S.

6)

Auf die Frage, welche Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Umsetzung von

ÖKOLOG-Maßnahmen bisher aufgetreten sind, führen die Schulen folgende Bereiche

an:

Herausforderungen

Motivation des Lehrerteams Fall 1

Eintreten des gewünschten Wirkungseffekts Fall 1

Lösen von Konflikten Fall 2

Durchführung von Projekten (plus Dokumentationsaufwand) Fall 1 + Fall 2

Eine Schule bezeichnet die Motivation des Lehrerteams, besonders neuer

KollegInnen, als Herausforderung.

„…wenn man ein wechselndes Kollegium hat, immer wieder neu angesetzt werden

muss. Das ist manchmal eine Schwierigkeit, der man ins Auge schauen muss, weil

man jeden so gemäß ansprechen muss, dass überhaupt die Lust besteht, irgendwo

mitzumachen.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 3).

Das Eintreten des gewünschten Wirkungseffekts wird von einer Schule als

Herausforderung angeführt.

„Aber es ist uns auch sehr wichtig, dass die gelernten Dinge hängen bleiben und nicht

gleich vergessen werden. Demnach ist der Wirkungseffekt zentral, aber auch eine

große Herausforderung. Was ich gemerkt habe, ist, dass wir Dinge immer und immer

wieder wiederholen müssen, dass diese auch greifen und fruchten. Aus diesem Grund

sind die Projekte bei uns auf lange Zeit ausgerichtet, damit sie langfristigen Erfolg

erzielen – wichtig ist, dass wir als Lehrpersonal nicht enttäuscht sind, wenn manche

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Dinge nicht so laufen, wie wir es gerne hätten – ein Aufgeben gibt es nicht…wir bleiben

bei der Sache und versuchen es immer wieder.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 4)

Das Lösen von Konflikten wird von einer Schule als Herausforderung angesehen.

„An unserer Schule legen wir viel Wert auf gute Umgangsformen – es wurden auch

Schulregeln aufgestellt, um den Kindern auch zu zeigen, dass ein gewisses Verhalten

nicht in Ordnung ist. Natürlich gibt es auch Konflikte, die uns dann vor die

Herausforderung stellen, dieses Problem zu lösen.“ (F2/L 2016, S. 5-6)

Beide Schulen sehen die erfolgreiche Durchführung von Projekten als

Herausforderung an. Hierbei ist es für die Schulen wichtig, eine passende Lösung für

alle Beteiligten zu finden.

„Der Kern ist, dass man die Dinge so natürlich tut, wie möglich. Dann ist es wesentlich,

dass man sich ja nicht in unnötigen Dingen aufhält. Also sprich, zu genau organisiert,

plant oder zu detailliert verteilt…Was auch manchmal bei Projekten notwendig ist, den

natürlichen Strom vor zu viel Verwaltung zu schützen…es gibt die Tendenz

Schriftstücke zu verfassen, die keinen realen Boden haben, sondern da geht’s dann oft

um das Ausagieren von Wortgefechten. Da muss man dann aufpassen, dass man gute

Motivationen nicht im Keim abwürgt.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 5-6).

„Einmal gab es auch Probleme mit der Nachbarschaft. Ursprünglich war geplant im

Schulgarten einen Bienenstock aufzubauen. Das war im Plan vorgesehen, hat aber

wegen der Anrainerschaft zu großen Sorgen geführt… In diesem Zusammenhang war

es wichtig, eine passende Lösung für alle zu finden.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 3)

„Eine Herausforderung ist manchmal die Gewinnung von Fachleuten für bestimmte

Projektdurchführungen.“ (F2/JB 2005/06)

ÖKOLOG-Schulteam

Das ÖKOLOG-Schulteam an den zwei befragten Schulen besteht aus fünf bis sechs

Lehrpersonen.

Funktionen der Schulleiterinnen/ÖKOLOG-Koordinatorinnen

An beiden Schulen sind die Schulleiterinnen auch die ÖKOLOG-Koordinatorinnen. Ihre

Aufgaben sehen sie in folgenden Bereichen:

Hauptfunktionen der SL/Ö-K

Projektorganisation und -nachbereitung Fall 1 + Fall 2

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Besuch von ÖKOLOG-Veranstaltungen Fall 1 + Fall 2

Aufrechterhaltung der Motivation im Team Fall 1 + Fall 2

An beiden Schulen ist die Schulleiterin/ÖKOLOG-Koordinatorin für die gesamte

Organisation und Nachbereitung der Projekte zuständig.

„Vor allem das organisatorische Hinterland. Sprich die Verschriftlichung der Protokolle,

die Erstellung der Ansuchen, das Besorgen finanzieller Mittel, Begeisterung von

Sponsoren, Begeisterung der Eltern die Mitarbeit an Projekten. Ebenso die

Begeisterung zur Durchführung von Projekten, die gemeinsame

Maßnahmenentwicklung mit dem Schulteam und die Öffentlichkeitsarbeit.“

(F1/SL=ÖK 2016, S. 3)

„Ich übernehme die Weiterleitung von Kontaktdaten, wirke als Multiplikatorin und ziehe

Ideen an Land. Daneben führe ich die Dokumentation der Projekte und halte

regelmäßige Absprachen mit meiner Kollegenschaft über die gelaufenen und

zukünftigen Projekte.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 2).

Die Schulleiterinnen/ÖKOLOG-Koordinatorinnen zählen die Teilnahme an den

regelmäßigen ÖKOLOG-Veranstaltungen zu ihren Aufgaben.

„Ich gehe zu allen jährlichen ÖKOLOG-Treffen.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 9)

„Auch besuche ich die ÖKOLOG-Veranstaltungen und ÖKOLOG-Fortbildungen.“

(F2/SL=ÖK 2016, S. 3)

Die Aufrechterhaltung der Motivation im Team ist eine Aufgabe, die von den

Schulleiterinnen/ÖKOLOG-Koordinatorinnen beider Schulen getragen wird.

„Ich glaube es war auch immer wieder so, dass die Grundschwingung dieses Hauses

und mein Zutrauen zu anderen Personen, sie eher motiviert hat, mitzumachen…Was

ich auch immer wieder gemerkt habe, ist, dass es zu keiner Überforderung oder

Überstrapazierung kommen sollte. Die Bereitschaft etwas zu tun, ist oft größer, wenn

man einfach tun lässt. Und nicht, wenn man etwas Konkretes vorgibt oder ganz klare

Rahmenbedingungen dafür setzt. Das führt oft zu einer Einengung, die den Impuls viel

kleiner hält, als er von sich aus sein könnte.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 3)

„Dazu fungiere ich auch als Motivatorin im Team.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 3)

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(Keine) Unterstützung durch eine/n SchulwartIn

Ein/e SchulwartIn kann für ÖKOLOG-Maßnahmen eine hilfreiche Unterstützung

darstellen. Dabei kann sie/er für Reinigungs-, Aufräum- sowie Gestaltungsarbeiten

zuständig sein. Doch gibt es auch Schulen, die keine/n fixen SchulwartIn an der Schule

haben.

Eine Schule erwähnt, eine beständige Schulwartin an der Schule zu haben, die für die

ÖKOLOG-Maßnahmen als äußerst wertvoll gesehen wird.

„Auch ist unsere Schulwartin sehr wichtig. SchulwartInnen sind im Allgemeinen ein UM

und AUF an jeder Schule – ein Angelpunkt. Sie ist eine Perle für uns. Sie reinigt nicht

nur, sie macht uns wirklich ein Wohnhaus. Sie gestaltet die Räume, den

Eingangsbereich, sie versorgt den Blumengarten. Sie ist für unsere ÖKOLOG-

Maßnahmen eine maßgebende Unterstützung…Sie baut einen persönlichen Bezug

zur Schule auf – das spürt man in vielerlei Hinsicht.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 8)

Die andere Schule gibt an, keine/n fixe/n SchulwartIn an der Schule zu haben.

„Eine/n fixe/n bzw. eigene/n SchulwartIn gibt es nicht an der Schule. Es gibt einen Herrn

zur Unterstützung für bestimmte Dinge, der aber auch an einer anderen Schule einiges

macht…Die Putzfrauen sind hierzu zu erwähnen, die unter anderem mit den

ökologischen Putzmitteln arbeiten.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 7)

Eltern

Die Miteinbeziehung der Eltern stellt bei ÖKOLOG eine wichtige Grundlage für eine

gut funktionierende, partizipative Schulpartnerschaft dar. Beide Schulen beobachten

eine engagierte Mitarbeit der Eltern bei ÖKOLOG-Maßnahmen.

An beiden Schulen wirken die Eltern an Projekten und Veranstaltungen mit.

„Die Eltern sind auch in unsere Projekte involviert. Beispielsweise richten die Eltern

einmal im Monat die gesunde Jause und bringen sie in die Schule mit…die Eltern

spielen eine wichtige Rolle. Eine gelungene Kooperation ist maßgebend, was sich auch

auf das Verhalten der Kinder auswirkt. Sie finden es toll, wenn die Eltern bei den

Projekten mitwirken und wachsen daran.“ (F1/L 2016, S. 2-5)

„Sehr wichtig ist es für uns, dass die Kinder wissen, was eine gesunde Ernährung ist.

Da ist natürlich auch das Bewusstsein der Eltern gefragt…es freut uns immer wieder,

wenn wir merken, dass die ganze Familie mitmacht… Die Eltern werden in die Projekte

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miteinbezogen – z.B. machen sie manchmal das Buffet bei Veranstaltungen – das sich

auch in den letzten Jahren, im Sinne von gesund und bunt, verändert hat. Wir schätzen

die Zusammenarbeit mit den Eltern sehr, da wir wissen, dass es für die Kinder auch

sehr wichtig ist und ihnen große Freude bereitet.“ (F2/L 2016, S. 3-7)

ÖKOLOG-Wirkungsbereiche

Dieser Abschnitt soll zeigen, wie die Komplexität des ÖKOLOG-Programms im

Unterricht umgesetzt wird und in welchen Bereichen die SchülerInnen Wissen

erwerben können. Darüber hinaus soll veranschaulicht werden, welche Wirkung

ÖKOLOG auf die Außenbeziehungen der Schule hat (s. dazu: Erfolge und

Herausforderungen).

Auswirkungen von ÖKOLOG auf den Schulunterricht

Die Einschätzungen der befragten Personen zeigen, dass ÖKOLOG die

Unterrichtsgestaltung beeinflussen kann.

Wirkung von ÖKOLOG auf den Unterricht

Förderung der Teamfähigkeit Fall 1

Behandlung bisher unbekannter Themen und Aneignung neuer

Kompetenzen

Fall 1 + Fall 2

Förderung der Eigenständigkeit Fall 1 + Fall 2

Integration der ÖKOLOG-Themen in allen Schulfächern (mit

unterschiedlicher Intensität von Fach zu Fach)

Fall 1 + Fall 2

Klassenübergreifende Projekte (mit Berücksichtigung

individueller/geschlechtsspezifischer Fähigkeiten/Unterschiede)

Fall 1 + Fall 2

Die Förderung der Teamfähigkeit erfolgt an einer Schule durch gezielte Maßnahmen.

„Die Teamfähigkeit in und unter den Klassen wird durch gezielte gemeinsame

Aktivitäten im Bereich Singen, Musizieren, Bewegen und Kreativität gestärkt.“ (F1/JB

2015/16)

„Auch haben wir für den Duft in der Schule Rosenblätter und Lavendel gesammelt.

Diese wurden zu Seife verarbeitet oder es wurden Duftsäckchen gemacht. Die Kinder

waren hier von Anfang dabei und hatten unendlich viel Freude. Hier spielt auch wieder

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die Gemeinsamkeit eine zentrale Rolle – die gemeinsame Schaffung von etwas.“ (F1/L

2016, S. 3)

Beide Schulen bemerken eine Weiterentwicklung des Unterrichts, indem zuvor

unbekannte Themen behandelt und neue Kompetenzen erlernt werden.

„Die ÖKOLOG-Projekte wirken sich auf die Weiterentwicklung des Unterrichts aus. Es

werden zuvor unbekannte Themen angesprochen und neue Kompetenzen erlernt, von

Seiten der Lehrerinnen und der SchülerInnen.“ (F1/L 2016, S. 4)

„Der Unterricht war zuvor auch sehr gut…er wurde lediglich ein wenig komplexer durch

die ÖKOLOG-Themen. ÖKOLOG ist ein Teil der Schule…beeinflusst uns in vielen

Unterrichtsfächern und trägt dazu bei, uns in gewissen Bereichen weiterzuentwickeln.“

(F2/SL=ÖK 2016, S. 6)

Die Förderung des eigenständigen Denkens und Handelns wird an beiden Schulen

bewusst gefördert.

„Den Kindern werden mehrere Spiele ohne Verlierer gezeigt, um sie auch eigenständig

anleiten zu können.“ (F1/JB 2013/14)

„Bei Kunstprojekten wird den SchülerInnen die Möglichkeit gegeben, das Material für

z.B. Collagen frei zu wählen. Dabei verfolgen die PädagogInnen das Ziel der Förderung

von Eigenständigkeit.“ (F2/JB 2005/06)

An beiden Schulen erfolgt die Integration der ÖKOLOG-Themen in allen

Unterrichtsfächern, wobei sich die Intensität von Fach zu Fach unterscheidet.

„In allen Fächern wird das Thema auf unterschiedliche Art und Weise angesprochen.

In/m Deutsch/Sprachbereich z.B. langes IE – BIENE. In Turnen im Sinne von sozialen

Spielen. Das Klima in der Schule wird durch die ÖKOLOG-Aktivitäten beeinflusst. Wir

arbeiten bei den Projekten gemeinsam und stärken uns gegenseitig. Im Sachunterricht

durch praktisches Herstellen und durch Versuche. In Mathematik durch

Rechenaufgaben, die sich manchmal auf das Thema Umwelt beziehen. Die

Wasserschule war auch eine sehr gelungene Abwechslung für die Kinder. Manchmal

gibt es auch Chemietage – die Versuche kommen bei den Kindern sehr gut an…Die

Intensität ist der ÖKOLOG-Themen ist von Fach zu Fach unterschiedlich. Im

Sachunterricht ist die Intensität höher als z.B. in Mathematik.“ (F1/L 2016, S. 4)

„Im Unterricht ziehen sich die ÖKOLOG-Inhalte auch durch. In den allgemeinen

Lehrbüchern sind auch bestimmte Umweltthemen enthalten, doch versuchen wir es

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dann noch ein bisschen zu verstärken. Im Sachunterricht ist die Möglichkeit, bestimmte

Themen näher zu behandeln, am ehesten gegeben. Da wird dann schon oft einmal

eine Fachperson (z.B. eine Seminarbäuerin) eingeladen. Externe ExpertInnen sind

eine gelungene Abwechslung für die Kinder.“ (F2/SL/ÖK 2016, S. 5)

Die zwei Schulen geben an, fast alle Projekte klassenübergreifend durchzuführen.

Dabei wird auf individuelle/geschlechtsspezifische Fähigkeiten/Unterschiede

Rücksicht genommen.

„Ja immer. Es besteht immer ein Gemeinschaftsaspekt. Natürlich gibt es

Schwerpunkte. Die Großen werden auch Tiger und Bären genannt und haben

manchmal Spezialforschertage. Das ist in jedem Jahr ein anderer Schwerpunkt – heuer

ist es das Wasser. Es kann auch sein, dass sie auch einmal eine Exkursion machen,

die die anderen nicht machen. Aber im Allgemeinen können alle an jedem Projekt

teilnehmen.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 7)

„Es sind alle Klassen in die Projekte integriert. Wir arbeiten auch klassenübergreifend.

Natürlich wird hier auf die individuellen Fähigkeiten Rücksicht genommen.“ (F1/L

2016, S. 4)

„Die Zusammensetzung der Gruppen erfolgte klassenübergreifend durch Auslosung

nach einem Schlüssel. Verantwortungsbewusste Schüler der 4. Klasse übernahmen

die Gruppenführung.“ (F2/JB 2006/07)

„Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt werden geschlechterspezifische

Unterschiede berücksichtigt. Es stellt sich eine mehrdeutige Definition von Gewalt unter

den Kindern heraus.“ (F2/JB 2006/07)

„Die Mädchen hatten die Option, als Ritter oder Burgfräulein mitzuwirken, obwohl alle

SchülerInnen eine Ritterrüstung mit Schwert bastelten. Einige nützten auch diese

Möglichkeit.“ (F2/JB 2010/11)

Auswirkungen von ÖKOLOG auf die SchülerInnen

Die zwei Schulen versuchen den Kindern ein breites Spektrum an ‚Umweltthemen‘

näher zu bringen. Dabei erwerben die Kinder vielfältiges und neues Wissen, dass sie

oftmals auch zuhause anwenden. Die Nennungen der Schulen liegen in folgenden

Bereichen:

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Wirkung von ÖKOLOG auf die SchülerInnen

Soziales Verhalten Fall 1

Gesunde Ernährung Fall 1 + Fall 2

Lernen aus der Praxis Fall 1 + Fall 2

Schonender Umgang mit Ressourcen Fall 1 + Fall 2

Projektorganisation, -gestaltung Fall 1 + Fall 2

Kreativität und Mut Fall 1 + Fall 2

Eine Schule sieht die Durchführung von ÖKOLOG-Projekten als Möglichkeit an,

SchülerInnen näher mit dem Thema Sozialverhalten vertraut zu machen.

„Die Arbeit am Bienenprojekt fördert bei den SchülerInnen die Auseinandersetzung mit

den Sozialformen der Gemeinschaft und dem persönlichen Verhalten. Die Kinder

lernen und üben durch Praxis und Erfahrung im anschaulichen Unterricht die Analogien

zu positivem und unterstützendem persönlichem, gesundem und sozialem Verhalten

in der Gemeinschaft. Dazu gehört auch aneinander Positives und Wertvolles zu

bemerken und auszudrücken sowie Impuls- und Vorbildfunktionen einnehmen zu

können.“ (F1/JB 2014/15)

Im Bereich der gesunden Ernährung geben beiden Schulen an, positive Entwicklungen

bei den SchülerInnen erkennen zu können.

„Wenn wir bei unseren täglichen Rundgängen bemerken, dass die Kinder eine gesunde

Jause, wie selbstgemachte belegte Brote und Obst, mithaben.“ (F1/SL=ÖK 2016, S.

7)

„Die Wirkung unserer Maßnahmenumsetzung im Unterricht oder außerhalb des

Unterrichts messen wir daran, wenn die Kinder z.B. eine gesunde Jause in die Schule

mitnehmen …“ (F1/L 2016, S. 4)

„Wirkungserfolge erkennen wir, wenn Kinder eine gesunde Jause mithaben und Kinder

zwischen gesunder und nicht gesunder Jause unterscheiden können.“ (F2/SL=ÖK

2016, S. 6)

Nach Angaben der zwei Schulen wird den SchülerInnen die Möglichkeit gegeben,

direkt aus der Praxis zu lernen.

„Das Projekt der Gartenarbeit. Bei dieser Arbeit ist die Lernerfahrung bei den Kindern

enorm ersichtlich. Sie lernen aus der Praxis und ebenso lernen sie die Bedeutung der

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Gemeinsamkeit zu schätzen. Beispielsweise sind die Karotten einmal nichts geworden

– hier war das Finden einer Lösung gefragt. Auch mussten wir unser

Schneckenproblem auf natürliche Weise lösen, denn wir arbeiten ohne chemische

Vernichtungsmittel.“ (F1/L 2016, S. 3)

„Die Kinder lieben die Unmittelbarkeit des Lernens und die Sinnhaftigkeit "leuchtet"

ihnen ein! Auch die Zusammenarbeit von Groß und Klein schätzen sie. Wir machen

außerdem öfter Exkursionen in die unmittelbare oder weitere Umgebung, das ist eine

willkommene Ergänzung zum Unterricht in der Schule. Das praktische Tun und

Forschen macht ihnen große Freude. Der Verkauf der selbstgebastelten ersten

Produkte beim Advent Bazar brachte gute Ergebnisse für die Klassenkassa, mit der

wiederum ein Ausflug finanziert wird.“ (F1/JB 2014/15)

„Die SchülerInnen arbeiten mit Begeisterung im Garten. Durch die Arbeit im

Schulgarten (jäten und pflanzen) haben die Kinder mehr Bezug zum Naturgeschehen

bekommen.“ (F2/JB 2014/15)

Beide Schulen bemühen sich, den SchülerInnen auf anschauliche Weise einen

schonenden Umgang mit Ressourcen näher zu bringen.

„ÖKOLOG wirkt sich auf die Nutzung unserer Ressourcen aus – z.B. lernen die Kinder,

dass das Fenster nicht drei Stunden geöffnet bleiben soll, währenddessen die Heizung

an ist – wir bringen ihnen den Sinn einer Stoßlüftung näher. Auch bezieht sich

ÖKOLOG auf unseren Kühlschrank – wir beziehen Milchprodukte von einer

nahegelegenen Molkerei (wird im Tal verarbeitet), die die Kinder in Gefäßen einordnen

und erst dann in den Kühlschrank stellen. Damit bleibt der Kühlschrank nur kurz offen.

Hier liegt das Thema Ressourcenverschwendung im Fokus. Dann erklären wir ihnen

auch, dass die Leuchtstoffröhren gänzlich laufen müssen, weil das Ein- und

Ausschalten mehr Kosten verursachen würde.“ (F1/L 2016, S. 2)

„SchülerInnen drehten unnötige Lichter im Schulhaus ab und hielten auch

MitschülerInnen dazu an.“ (F2/JB 2008/09)

An beiden Schulen werden die SchülerInnen von Anfang an in die Projektorganisation

und Projektgestaltung miteinbezogen, da die Vorarbeiten wesentlich zum Lernerfolg

der SchülerInnen beitragen können.

„Die SchülerInnen werden durch Vorgespräche und Behandlung der Projektthemen auf

die Projekte vorbereitet. Sie werden aktiv in die Planung und Vorbereitung mit

einbezogen, um anschließend tatkräftig an der Umsetzung mitwirken zu können…Die

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Kinder beteiligen sich durch phantasievolles Schreiben und Gestalten von

Projektvorhaben (z.B. Theaterstücke).“ (F1/JB 2014/15)

„Die SchülerInnen waren von Anfang an miteinbezogen…SchülerInnen erarbeiteten

die Dialoge und gestalteten Plakate und Aufkleber.“ (F2/JB 2008/09)

Es finden immer wieder Aufführungen an den zwei Schulen statt. Hierbei werden die

SchülerInnen in ihrer Kreativität und Schauspielfähigkeit gefördert.

„Jedes Kind, unabhängig von seinem Entwicklungsstand, verfügt über ein

bilderreiches, persönliches Bienen-Portfolio, indem es seine Forschungsergebnisse

präsentiert. Kreativität und Mut zum Auftritt waren gefragt: Jedes Kind übernimmt einen

Teil bei dem öffentlichen Theaterstück zum Thema "Bienen – mehr als Honig/Ein Tag

mit Biene Maya".“ (F1/JB 2015/16)

„Die SchülerInnen gestalteten ihr eigenes Wappen, einen Helm und ein Schwert. Sie

halfen beim Herstellen der Bühnendekoration. Sie brachten sich kreativ bei der

Erarbeitung der szenischen Darstellungen ein.“ (F2/JB 2010/11)

Auswirkung von ÖKOLOG auf die Außenbeziehungen der Schule

Beide Schulen geben an, dass sie einen guten Kontakt zu außerschulischen Personen

haben. Nach Erzählungen der Schulen war dieser Kontakt schon vor dem Beitritt zum

ÖKOLOG-Netzwerk sehr gut. ÖKOLOG hat jedoch zu ein paar neuen Kontakten

geführt.

„Wir wurden bereits vor ÖKOLOG und werden auch immer wieder unterstützt…die

Zusammenarbeit mit außerschulischen Personen schätzen wird sehr. Es verhilft uns

bei der Umsetzung von Projekten und ermöglicht uns so einiges. Es zeigen sich

Veränderungen hinsichtlich der Kooperation und auch der Wertschätzung der

gegenseitigen Unterstützung. Natürlich gibt es von manchen mehr und von manchen

weniger Hilfe, doch es gleicht sich immer wieder aus. Aber unsere Maßnahmen werden

sehr wertgeschätzt. Aber auch schon bevor wir eine ÖKOLOG-Schule waren, hatten

wir bereits einen sehr guten Zugang zu außerschulischen Personen.“ (F1/L 2016, S.

5)

„Es sind schon ein paar Außenkontakte dazugekommen, doch hatten wir zuvor auch

schon relativ guten Kontakt zu schulexternen Menschen. ÖKOLOG hat uns noch ein

paar dazu verschafft. Durch ÖKOLOG treten wir nochmals ein wenig mehr nach außen.

Das ist aber nicht allein ÖKOLOG zu verdanken, sondern dem gesamten Team an der

Schule.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 7)

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Die zwei untersuchten Schulen legen viel Wert auf gut funktionierende Partnerschaften

in verschiedenen Bereichen. Mit manchen dieser Partnerschaften führen sie nur ein

Projekt gemeinsam durch und mit manchen in regelmäßigen Abständen. Die

erwähnten KooperationpartnerInnen werden in der unten angeführten Tabelle

aufgeteilt:

Außenbeziehungen

Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen Fall 1 + Fall 2

Gemeinde und ortsnahe Vereine Fall 1 + Fall 2

Beide Schulen arbeiten mit Fachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen

zusammen, die an die Schule kommen oder besucht werden.

„Ein Vorhaben von uns war die Erstellung eines eigenen Bienenstocks. Doch gab es

hier seitens der Anrainer starke Einsprüche. Um hierbei Problemen auszuweichen,

wendeten wir uns an den nahegelegenen Imker…das war eine geeignete Lösung – ein

Absprechen mit anderen Menschen. Die Zusammenarbeit mit Personen außerhalb der

Schule ist uns sehr wichtig und es stellt für die Schule eine enorme Stütze dar.“

(F1/SL=ÖK 2016, S. 3)

„Manchmal haben wir Unterstützung von Fachpersonen, wie vom Bereich der

Sozialpädagogik, Waldpädagogik, Imker, Tanzpädagogik.“ (F1/L 2016, S. 5)

„Auch gibt es einen Bauern, wo wir hingehen, um Schafe zu scheren. Da gibt es ein

reges hin und her – man weiß die Schule interessiert sich für das und somit entsteht

die Möglichkeit an verschiedenen Dingen teilzuhaben. Ein Zusammenerleben stärkt

immer auch den Entwicklungsprozess. Es ergibt sich aus dem natürlichen Hin und Her,

wo jeder auch seinen Beitrag, den er fähig ist zu leisten, einbringt, ohne Verpflichtung.“

(F1/SL=ÖK 2016, S. 5)

„Es kommen auch Fachpersonen zu uns und arbeiten mit den Kindern zu bestimmten

Sachen, oder wir gehen zu den Fachpersonen, um den Kindern etwas zu zeigen.“

(F2/L 2016, S. 7)

Beide Schulen führen an, Kooperationen mit der Stadtgemeinde und ortsnahen

Vereinen zu haben.

„Die gemeinsame Arbeit ist uns sehr wichtig, denn diese stärkt die Lebensfreude. Ein

Teil einer Gemeinschaft zu sein, wird als gegenseitige Kultur der Achtung und

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Wertschätzung verstanden. Wir haben viele Feste, wie z.B. das Winterfest. Es kommen

viele Menschen zu unserer Weihnachtsfeier, denn das ist für viele ein richtiger Auftakt

für die Weihnachtszeit. Also alle paar Jahre setze ich einen Impuls, um etwas Größeres

zu machen. Dazu sind die Frauengemeinschaft, die Feuerwehr, der Pfarrgemeinderat,

die Pensionisten, der Elternverein – dieser bildet mit der Schule die Basis. Alle

zusammen sind beteiligt ein schönes Fest zu gestalten. Jeder bringt seine Ideen mit

und seine organisatorischen Unterstützungen.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 8)

„Wir unterstützen auch die Ortsveranstaltungen, indem wir daran teilnehmen.

Manchmal machen wir die Kindermessen oder sind bei den Jahreskreisfesten im

Advent, im Frühling, Sommer und im Herbst dabei und sind für die kreative Gestaltung

zuständig.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 6)

„VIELE außerschulische Personen werden bei unseren Projekten miteinbezogen, wie

Vereine, die Gemeinde und die Dorfgemeinschaft.“ (F1/L 2016, S. 5)

„Im Dorf wirken wir an Veranstaltungen der örtlichen Vereine mit.“ (F2/JB 2006/07)

„Die Aktion geschah in Zusammenarbeit mit dem Kneippverein Spittal.“ (F2/JB

2014/15)

„Das unsere Schule so ausschaut, wie sie ausschaut ist auch der Stadtgemeinde zu

verdanken. Auch sorgt die Stadtgemeinde dafür, dass grobe Tätigkeiten, wie Sträucher

schneiden, erledigt werden. Auch haben wir einen Nachbarn, der uns bei der

Gartenarbeit hilft. Wir versuchen unsere Füller überall auszustrecken, damit für die

Schule viel getan wird.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 7)

Reflexion und Evaluation

Das Dokumentieren, Evaluieren und Reflektieren von durchgeführten Maßnahmen,

Projekten und Lehr- und Lernprozessen an der Schule ist ein wesentlicher Bestandteil,

um die Schulentwicklung in Richtung nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Die

Schulen erwähnen hierzu folgende Möglichkeiten:

Dokumentation, Reflexion und Evaluation

Projektmappen, -bücher Fall 1

ÖKOLOG-Jahresbericht Fall 1 + Fall 2

Teambesprechungen Fall 1 + Fall 2

Rückmeldungen der Eltern Fall 1 + Fall 2

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An einer Schule werden zur Vor- und Nachbereitung der Projekte von den

SchülerInnen Mappen oder Bücher erstellt. Auf diese Weise werden sie auf geplante

Projekte gut vorbereitet und können im Nachhinein immer wieder auf stattgefundene

Projekte anschaulich zurückblicken.

„Die ÖKOLOG-Themen werden sehr häufig bei unserer Morgenrunde angesprochen

und reflektiert – z.B. die Wichtigkeit von Bewegung und gesunder Ernährung, sozialer

Akzeptanz, Ressourcenschonung, u.v.m. Themen werden anhand von kreativen

Tätigkeiten vorbereitet und nachbereitet. Dazu werden Mappen von der ersten bis zur

vierten Klasse geführt und die Kinder können immer rückblickend ihre umgesetzten

Maßnahmen betrachten.“ (F1/L 2016, S. 4)

„Durch kreative Eigengestaltung der Informationen in einem Sammelbuch werden die

Geschehnisse bearbeitet und nachbreitet. Zeichnungen, Arbeitsblätter und Texte

werden laufend ergänzt und in einer Flügelmappe aufbewahrt. Die Materialien werden

am Ende der 4. Schulstufe zu einem Buch gebunden.“ (F1/JB 2014/15)

Beide Schulen verfassen jährliche ÖKOLOG-Jahresberichte. Der ÖKOLOG-

Jahresbericht stellt für beide Schulen ein hilfreiches Instrument zur Rückschau,

Zusammenfassung, Dokumentation und Reflexion der Aktivitäten und Projekte der

vergangenen Schuljahre dar.

„Den ÖKOLOG-Jahresbericht halte ich für sinnvoll, weil er eine Art Rückblick gibt, die

auch teilbar ist. Zu Jahresende machen wir immer einen Rückblick und einen Blick in

die Zukunft. Wir behandeln Fragen hinsichtlich Verbesserungsmöglichkeiten,

Zukunftsvorhaben und Ressourcen.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 9)

„Durch den Jahresbericht können wir Veränderungen oder

Verbesserungsmöglichkeiten erkennen. Auch ist es sehr schön zu beobachten, was

wir bereits geschafft haben. Für die Planung ist der Jahresbericht auch ganz sinnvoll,

denn man weiß, was bereits gemacht wurde und wie die Schule sich entwickelt. Für

die Reflexion ebenso, denn wir können feststellen was funktioniert hat und was nicht

funktioniert hat…Der Jahresbericht ist auch wichtig für die Zielvereinbarungen des

nächsten Jahres. Da wir eine kleine Schule sind, stellt der ÖKOLOG-Bericht keine

große Belastung dar. Außerdem erstellt unsere Schulleiterin den Jahresbericht.“ (F1/L

2016, S. 5-6)

„Es wird darauf geschaut, was im vorigen Jahr gemacht wurde, um eventuell im

nächsten Jahr etwas Anderes zu machen. Der Jahresbericht zeigt uns auf, was gut

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funktioniert hat. Wenn ein Thema ein weiteres Mal aufgegriffen wird, schauen wir, was

wir eventuell verändern können, um es den Kindern näher zu bringen. Der

Schulentwicklungsplan und ÖKOLOG-Jahresbericht stehen in Verbindung. Wir achten

schon drauf, dass es die Kinder nicht überrollt…eine Eingrenzung ist uns wichtig.“

(F2/SL=ÖK 2016, S. 8)

Regelmäßige Besprechungen im Schulteam stellen für beide Schulen einen wichtigen

Teil der Reflexionsarbeit dar.

„Wöchentliche Teambesprechungen sind ein fester Bestandteil an der Schule. Diese

stellen einen wichtigen Aspekt für die die Schulentwicklung dar.“ (F1/SL=ÖK 2016,

S. 9)

„Die Projekte und der Unterricht werden mündlich und schriftlich evaluiert. Am Ende

der Woche findet immer eine Teambesprechung statt, die dann auch verschriftlicht

wird.“ (F1/L 2016, S. 6)

„Unsere Projekte werden dokumentiert, um Erfolge und Schwierigkeiten zu erkennen.

Wir versuchen die Evaluation nicht über zu bewerten – wichtig ist uns hierbei, Ziele

festzulegen und herauszufinden in wie fern sie erreicht wurden. In unseren

Teamsitzungen besprechen wir, was getan wurde und was noch gebraucht wird –

Absprachen im Team gehören einfach dazu…damit wir alle wissen, was getan wird

und damit keine Überforderung entsteht. Jede/r muss auch sagen können, wenn

ihm/ihr etwas zu viel wird.“ (F2/L 2016, S. 8)

Rückmeldung der Eltern sind für beide Schulen eine nützliche Informationsquelle, um

Projekte bewerten und eventuelle Veränderungen herbeiführen zu können.

„Auch sind wesentliche Rückmeldungen der Eltern hilfreich, um Projekte bewerten und

eventuell näher auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können.“ (F1/JB 2005/06)

„Ebenso sind Rückmeldungen der Eltern oder anderen Besuchern bei Veranstaltungen

eine wertvolle Informationsquelle, um eventuelle Verbesserungen herbeiführen zu

können.“ (F2/JB 2005/06)

Weitere umweltbasierende Maßnahmen

Beide Schulen sind zusätzlich zu ÖKOLOG auch Mitglied bei anderen umweltbasierten

Initiativen.

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„Wir sind seit einiger Zeit auch im Projekt gesunde Schule. Das zweite Standbein so

zu sagen zu ÖKOLOG im Land Kärnten. Dafür erhalten wir heuer die Auszeichnung.“

(F1/SL/ÖK 2016, S. 6)

„Wir sind auch eine Umweltzeichen-Schule und auch eine Gesunde Schule. Alle

Maßnahmen sind uns wichtig. Sie unterscheiden sich ein wenig voneinander, aber

ergänzen sich auch ganz gut.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 5)

„Auch sind wir eine Schule, die einen musikalischen Schwerpunkt setzt – was ich als

Herzensbildung bezeichnen würde. Ebenso würde ich diesen Aspekt in den

Gesundheitsbereich einordnen, weil die Psyche dadurch positiv beeinflusst wird.“

(F2/L 2016, S. 5)

Unterstützung durch ÖKOLOG

Erhaltene Unterstützung

ÖKOLOG bietet viele Unterstützungsmöglichkeiten auf verschiedenen Ebenen an. Die

Schulen bringen dazu Folgendes an:

Erhaltene Unterstützung

Tipps/Feedback von ÖKOLOG-MitarbeiterInnen Fall 1

Informationsmaterialen (+ Unterstützung bei der ExpertInnensuche) Fall 1 + Fall 2

Informations-, Erfahrungsaustausch bei ÖKOLOG-Veranstaltungen Fall 1 + Fall 2

Eine Schule merkt an, dass die persönliche Einschätzung von ÖKOLOG-

MitarbeiterInnen zu gelaufenen Projekten an der Schule sehr hilfreich ist.

„Sehr freue ich mich über Feedback von ÖKOLOG-MitarbeiterInnen. Beispielsweise

wenn ich ein persönliches Antwort-Mail erhalte, bezogen auf den Jahresbericht, den

ich jährlich verfasse.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 9)

Beide Schulen erachten Informationsbroschüren und die Unterstützung bei der

Vermittlung von ExpertInnen für mögliche Projekte als sehr förderlich.

„Es gibt sehr viele Informationsbroschüren, die einem sehr hilfreich sein können. Es

kam auch einmal eine Vogelforscherin oder auch Fachleute aus der Waldpädagogik.

Doch bin ich mir nicht sicher, ob die vom ÖKOLOG-Team kamen.“ (F1/L 2016, S. 6)

„Wir werden von ÖKOLOG-Personen unterstützt – erhalten Materialien und werden

auch bei der ExpertInnensuche unterstützt.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 9)

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Die ÖKOLOG Veranstaltungen werden von den zwei untersuchten Schulen als

wichtige Quelle für Informations- und Erfahrungsaustausch empfunden.

„Auch freue ich mich, wenn ich mit anderen KollegInnen zusammen bin und wir uns

somit gegenseitig AUSTAUSCHEN können.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 9)

„Auch helfen uns die ÖKOLOG-Veranstaltungen – können uns so mit anderen

ÖKOLOG-Schulen austauschen. Dort erfährt man auch, welche Projekte noch

gemacht werden könnten.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 9)

Beide Schulen sind mit der Unterstützung durch ÖKOLOG zufrieden und gaben somit

keine Wünsche und Vorschläge für mögliche Verbesserungen der Unterstützung an.

Erwartungen an die Zukunft

Beide Schulen schätzen die Weiterentwicklung von ÖKOLOG an den Schulen als sehr

gut ein. Das Programm ist in den zwei untersuchten Schulen sehr gut verankert. Die

Schulen wollen den bisher erreichten Standard halten und darauf aufbauen. Auch ist

ihnen wichtig darauf zu achten, dass es den Kindern auch weiterhin Freude bereitet

und keine Überforderung aufkommt.

„Eine Weiterführung des ÖKOLOG-Programms erhoffen wir uns stark. Ich hoffe wir

können noch viele Maßnahmen umsetzen. Vor allem unser Obstgarten, den wir

begonnen haben anzulegen. Das Aufrechterhalten und Weiterführung der bisherigen

Projekte ist ganz wichtig. Ein tolles Weiterbestehen und weitere Zusammenarbeit mit

den Familien und anderen Menschen, die uns helfen wollen oder uns wertvolle Dinge

zeigen können. KOOPERATION und gegenseitige Unterstützung …“ (F1/L 2016, S.

6-7)

„Die Chancen sind sehr gut, dass ÖKOLOG ein Teil unsere Schule bleibt. Mit der

Integration des ÖKOLOG-Programms an unserer Schule wird den Kindern ein

vielfältiger Schulalltag ermöglicht. Risiken sind, dass die ÖKOLOG-Inhalte nicht

konkret behandelt werden. Kleinschulen können im Gesamten wertvolle Impulse

geben. Sie stellen eine Art Vorbildfunktion dar. Es wäre sehr schade, wenn das

übersehen werden würde. Also ich freue mich sehr, wenn wir weiter unterstützt werden.

Aber im Allgemeinen bin ich sehr dankbar, weil sich so viele Dinge über die Bereitschaft

und Freiwilligkeit ergibt und somit wenig Kosten verursachen. Ein wunderbarer

Kreislauf ist vorhanden.“ (F1/SL=ÖK 2016, S. 10)

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„Auf das aufbauen, was bisher gemacht wurde. Sich nicht zu viel vornehmen, denn

alles was zu viel wird, verdirbt den Spaß. Wir machen so viel, wie es für uns möglich

ist. Das ist schon Aufgabe genug – Kleinigkeiten können schon besser gemacht

werden, aber mehr glaube ich, wäre zu viel.“ (F2/SL=ÖK 2016, S. 9)

„Ich sage nur HALTEN, was bisher gemacht wird. Und eventuell Verbesserungen

anstreben. Die Arbeit mit den Kindern ist nicht immer einfach, weil es immer wieder

Kinder gibt, die nicht mitmachen wollen oder schwieriger zu begeistern sind. Demnach

ist es gut, wenn wir auch versuchen zu schauen, was wollen die Kinder, für was sind

sie bereit und was ist sinnvoll, damit keine Überforderung aufkommt.“ (F2/L 2016, S.

9)

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7 Beantwortung der Forschungsfragen

Nachdem die Ergebnisse der empirischen Forschung im Kapitel 6.4 dargestellt

wurden, werden diese nun zusammengefasst und die Forschungsfragen dieser Arbeit

beantwortet.

Forschungsfrage 1:

Welche Wirkungen erzielt die langjährige Mitarbeit der Volksschulen am ÖKOLOG-

Programm hinsichtlich der Ziele des Programms und der individuellen Ziele der

Schulen?

Hypothese:

Die langjährige Mitarbeit von Volksschulen am ÖKOLOG-Programm führt zu

wesentlichen Weiterentwicklungen in den Bereichen Unterrichtsgestaltung,

Kompetenzerwerb der SchülerInnen und Außenbeziehungen der Schule.

Zusammengefasst kann angemerkt werden, dass beide befragten Volksschulen das

Themenfeld ‚Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung‘ in vielerlei Hinsicht als

bedeutend für das Lernfeld Schule ansehen. Nach dessen Angaben stellt die

Volksschule eine geeignete Lernumgebung dar, um Kinder früh für Umweltthemen zu

sensibilisieren. Zudem können SchülerInnen nützliches Wissen in der Gesellschaft

verbreiten und möglichen Einfluss auf das Umweltverhalten anderer Menschen haben.

An beiden Schulen wurde bereits vor dem Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk das Thema

Umwelt etwas näher behandelt. Doch wird der Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk für

beide Schule als eine Möglichkeit gesehen, sich in einem Netzwerk zu stärken und

nützliche Informationen für weitere Maßnahmen zu gewinnen. Auch wird angegeben,

dass ihre stetige Umweltbildungsarbeit durch den Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk

einen Namen erhalten hat und so auch das öffentliche Bild der Schulen stärkt. Die

Schulen erwähnen noch, dass sie ebenso bei anderen umweltbasierenden Initiativen

aktiv sind.

Festzustellen ist, dass beide Schulen seit dem Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk

bemerkenswerte Erfolge verzeichnen können. Dazu werden die erfolgreich

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umgesetzten Maßnahmen unterschiedlicher Ausrichtungen, die erhaltenen

Auszeichnungen, die Gestaltung der Schulumgebung, die positive

Bewusstseinsveränderung, bezogen auf Gesundheits- und Ressourcenbewusstsein,

bei SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern sowie die positive Entwicklung im Bereich

der Gemeinschaftsarbeit gezählt. Doch gleichzeitig werden von beiden Schulen die

erfolgreiche Umsetzung von Projekten als Herausforderung angegeben, wofür es

wichtig sei, eine passende Lösung für alle Beteiligten zu finden. Hierzu werden die

Motivation des Lehrerteams, besonders neuer KollegInnen, das Eintreten des

gewünschten Wirkungseffektes sowie das Lösen von Konflikten als

Herausforderungen angeführt.

Die Untersuchung zeigt, dass an beiden befragten Schulen das ÖKOLOG-Schulteam

aus 5-6 Personen besteht und die Schulleiterinnen (alle zwei weiblich) auch die

ÖKOLOG-Koordinatorinnen sind. In ihren Aufgabenbereich werden die gesamte

Organisation und Nachbereitung der Projekte, die Teilnahme an regelmäßigen

ÖKOLOG-Veranstaltungen wie auch die Aufrechterhaltung der Motivation im Team

eingeordnet. Darüber hinaus kann nach Angaben der Interviewpersonen ein/e

Schulwartin eine hilfreiche Unterstützung für ÖKOLOG-Maßnahmen darstellen.

Des Weiteren stellt die Miteinbeziehung der Eltern bei ÖKOLOG eine wichtige Basis

für eine gut funktionierende, partizipative Schulpartnerschaft dar. Angesichts dessen

zeigen die Befragungen, dass an beiden Schulen die Eltern bei Projekten und

Veranstaltungen miteinbezogen werden. Eine gelungene Kooperation mit den Eltern

wird von beiden Schulen als maßgeblich bewertet, denn nach Aussagen der

LehrerInnen hat dies positiven Einfluss auf das Verhalten der SchülerInnen.

Das ÖKOLOG-Programm kann wesentlichen Einfluss auf bestimmte schulische

Bereiche haben. So wird von den zwei Volksschulen angegeben, dass das ÖKOLOG-

Programm die Unterrichtgestaltung beeinflussen kann. Die Befragung ergab, dass an

beiden Volksschulen eine Weiterentwicklung des Unterrichts, indem zuvor unbekannte

Themen behandelt und neue Kompetenzen erlernt werden, festgestellt wird. Nach

Angaben der zwei Volksschulen werden ÖKOLOG-Themen in allen

Unterrichtsfächern, unterschiedlichster Intensität, integriert und fast alle Projekte

klassenübergreifend durchgeführt, wobei auf individuelle/geschlechtsspezifische

Fähigkeiten/Unterschiede Rücksicht genommen wird. Auch stellt sich heraus, dass an

beiden Schulen versucht wird, durch bestimmte Spiele oder Projekte die

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Eigenständigkeit der SchülerInnen bewusst zu stärken. Des Weiteren wird von den

Schulen erwähnt, dass das ÖKOLOG-Programm positiven Einfluss auf die

SchülerInnen hat. Positive Entwicklungen sind vor allem in den Bereichen

Sozialverhalten, Gesunde Ernährung, Praxisbezug und Naturgeschehen,

Ressourcenschonung, Projektorganisation und -gestaltung sowie Kreativität und Mut

zu verzeichnen. Ebenso stellt sich heraus, dass das ÖKOLOG-Netzwerk Einfluss auf

die Außenbeziehungen der Schulen haben kann. So meinen die Schulen, dass

ÖKOLOG die schon bisher sehr gute Zusammenarbeit mit außerschulischen Personen

noch etwas verstärkt habe. An beiden Schulen wird großer Wert auf gut

funktionierende Partnerschaften in verschiedenen Bereichen gelegt. Demnach wird in

regelmäßigen Abständen mit Fachpersonen aus diversen Bereichen, mit der

Stadtgemeinde und den ortsnahen Vereinen kooperiert.

Das Dokumentieren, Evaluieren und Reflektieren von durchgeführten Maßnahmen,

Projekten und Lehr- und Lernprozessen erweist sich an den Schulen als sehr hilfreich,

um die Schulentwicklung in Richtung nachhaltige Entwicklung zu unterstützen. Hierfür

wird besonders der zu erstellende ÖKOLOG-Jahresbericht, aber auch

Teambesprechungen und Rückmeldungen der Eltern für sinnvoll gehalten.

Die Untersuchung bestätigt, dass die Unterstützung des ÖKOLOG-Netzwerks als sehr

nützlich gesehen wird. Insbesondere seien die persönlichen Einschätzungen von

ÖKOLOG-MitarbeiterInnen zu gelaufenen Projekten an den Schulen sehr

gewinnbringend. Auch werden die Informationsbroschüren und die Unterstützung bei

der Vermittlung von ExpertInnen für mögliche Projekte als sehr förderlich empfunden.

Dazu ermöglichen nach Aussagen der Schulen die ÖKOLOG-Veranstaltungen einen

nutzbringenden Informations- und Erfahrungsaustausch.

Die Weiterentwicklung von ÖKOLOG an den Schulen wird von beiden Schulen als sehr

gut eingeschätzt. Für beide Schule ist es in erster Linie wichtig, den bisherigen

Standard zu halten und darauf aufzubauen. Im Vordergrund steht für die Schulen

immer die Freude der Kinder und die Vermeidung von Überforderung.

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Forschungsfrage 2:

Welche Relevanz hat das Thema Inklusion an ÖKOLOG-Volksschulen und auf welche

Art und Weise wird es im Bereich der ÖKOLOG-Projekt- und Maßnahmengestaltung

berücksichtigt?

Hypothese:

Das Thema Inklusion stellt für ÖKOLOG-Volksschulen eine zentrale Bedeutung dar,

vor allem bezogen auf die individuelle Förderung von SchülerInnen. Dazu wird das

Thema Inklusion bei ÖKOLOG-Schulprojekten und Schulmaßnahmen durch kreative

und spielerische Art und Weise behandelt.

Beiden Schulen ist es wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse aller SchülerInnen

einzugehen. Demnach wird auf Schwächen und Stärken der einzelnen SchülerInnen

Rücksicht genommen. In regelmäßigen Teamsitzungen werden bestimmte Situationen

besprochen und gemeinsam angemessene Problemlösungsstrategien erarbeitet.

Entsprechende Aus-, Weiterbildungen werden dabei als wertvolle Möglichkeit

gesehen, um situationsgerecht handeln zu können.

Das Thema Inklusion wird von den Volksschulen mit folgenden Merkmalen

beschrieben:

Umgang mit Heterogenität, Offenheit, Toleranz, Förderung von

Mehrsprachigkeit, Unterstützung eines jeden Kindes nach seinen individuellen

Fähigkeiten und Begabungen, individuelle Förderung, soziales Miteinander,

keine Ausgrenzung, Kompetenzvielfalt und Akzeptanz.

An beiden Volksschulen wird bei einigen ÖKOLOG-Schulprojekten und

Schulmaßnahmen das Thema Inklusion in Form von Spiel-, Tanz-, Gesang- und

Kunstaktivitäten u.Ä. behandelt.

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8 Resümee

Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Konzept ‚Nachhaltige Entwicklung‘

zeigt, dass die Wurzeln der Nachhaltigkeit weit in die Vergangenheit reichen. Was die

weitere Entwicklung des Begriffs ‚Nachhaltigkeit‘ betrifft, so konnte anhand der

Literatur in Erfahrung gebracht werden, dass dieser wesentlich durch die UNO-

Umweltkonferenzen geprägt wurde. Dabei ergab sich, dass das zuerst ökolog-

ökonomische Prinzip der Naturbewirtschaftung übliche Prinzip zu einem komplexen

Leitbild – ‚Nachhaltige Entwicklung‘ – ausgebaut wurde, das „Umwelt“ und

„Entwicklung“ zusammenfügt.

Ein wesentliches Ergebnis stellt die Ansicht dar, dass die Bildungslandschaft eine

wesentliche Rolle hinsichtlich der Umsetzung einer Nachhaltigen Entwicklung spielt.

Anhand dieses Befundes kann darauf geschlossen werden, dass ohne eine

elementare Bewusstseinsveränderung im globalen Ausmaß ein Nachhaltige

Entwicklung nicht zu verwirklichen ist. Hieran wird Nachhaltige Entwicklung als ein

wichtiger Teil der allgemeinen Bildungsaufgabe gesehen, wobei die Intention darin

liegen soll, einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung einer nachhaltigen

Gesellschaft zu leisten ohne allerdings eine „Verzweckung des Individuums“ (de Haan

2001, S. 29) vorauszusetzen.

Zu diesem Zweck wurde für die Jahre 2005-2014 die Dekade „Bildung für Nachhaltige

Entwicklung“ ausgerufen, um Nachhaltige Entwicklung als Leitbild in allen

Bildungsbereichen zu verankern. Hierbei kann gesagt werden, dass sich in diesen

zehn Jahren weltweit Menschen engagierten, um herauszufinden, wie sich dieses

strebsame Vorhaben in die Tat umsetzen lässt. Demgemäß wurden Netzwerke und

Wissen erschaffen, auf welche neue und alte BNE-Akteure ebenso in den zukünftigen

Jahren im Rahmen des Weltaktionsprogramms Bildung für Nachhaltige Entwicklung

aufbauen können. Das von der UNESCO ausgearbeitete Weltaktionsprogramm „BNE“

scheint wesentlich zur Umsetzung des Ziels 4 der neuen Ziele Nachhaltiger

Entwicklung (SDGs), „Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung sichern und die

Möglichkeit für lebenslanges Lernen für alle fördern“ (BMBF 2016a), beizutragen. In

diesem Prozess wird auf die Verbesserung für Menschen mit Behinderungen

hingewiesen, speziell im Bereich Inklusion und Gerechtigkeit. Genauer gesagt stelle

Inklusion und Achtung von Menschen mit Behinderungen in allen

Umsetzungsmaßnahmen die dringliche Voraussetzung dar, um die SDGs zu

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erreichen. Was den Inklusionsanspruch betrifft, so kann anhand der Aussage von

Neuhoff (2015, S. 120), Inklusionsanspruch sei nicht nur ein zentrales Anliegen von

und in Bezug auf Menschen mit Behinderungen, sondern ein genuiner Bestandteil des

Menschenrechts auf Bildung selbst, gezeigt werden, wie wichtig es ist, Bildung für Alle

zugänglich zu machen. Jedoch muss festgehalten werden, dass im Bereich der

inklusiven Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung, noch relativ wenig

wissenschaftliche Literatur zu finden ist. Für genaue und umfassendere Aussagen

können Gespräche mit Personen, die sich dafür einsetzen, dass sie dem Anspruch

einer inklusiven Bildung für Nachhaltig Entwicklung und Umweltbildung gerecht

werden, einen Einblick in dieses neue Feld bringen.

Eine für die Arbeit wichtige Ermittlung ist, dass Österreich maßgeblich dazu

beigetragen hat, um „BNE“ auch auf europäischer Ebene zu verankern. Das trifft

insbesondere auf das Unterrichtsprinzip Umweltbildung zu, welches in Österreich seit

dem Jahr 1979 verankert ist und seine Auslegung im Grundsatzerlass „Umweltbildung

für nachhaltige Entwicklung“ im Jahre 2014 neu verfasst und auf nationale und

internationale Ansprüche angepasst wurde (vgl. BMBF 2014b, S. 7). Moderne

Umweltbildung scheint den Erwerb von Kompetenzen zu unterstützen, um die

natürliche Lebensbasis und die Ressourcen in ihrer Begrenztheit zu begreifen.

Lernende werden ausgebildet, „Umwelt und Gesellschaft vorausschauend, solidarisch

und verantwortungsvoll mitzugestalten“ (FORUM Umweltbildung 2014).

Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Konzept „BNE“ lässt des Weiteren

erkennen, dass Netzwerke für die Vorbereitung und Institutionalisierung von BNE und

Umweltbildung als sehr wichtig erscheinen. Angesichts der Bestimmung von BNE und

Umweltbildung wird viel Wert auf die gemeinsame Entwicklung, den

gemeinschaftlichen Austausch und die Weiterentwicklung in dynamischen Netzwerken

gelegt. Für Schulen soll dies bedeuten, dass ihre Einbringung in einem Netzwerk, den

Austausch von Erfahrungen auf mehreren Ebenen ermögliche kann. Hierbei ist im

Speziellen das Österreichische Schulnetzwerk ÖKOLOG zu erwähnen, das Schulen

dazu verhilft, Inhalte und Werte der BNE und Umweltbildung in vielen Bereichen

umzusetzen.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zur Untersuchung der

Wirksamkeit des ÖKOLOG-Programms an Volksschulen zu leisten, um eine

Weiterentwicklung im Bereich der ökologischen Schulentwicklung zu fördern. Ebenso

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sollte herausgefunden werden, welche Relevanz das Thema Inklusion an ÖKOLOG-

Volksschulen hat und auf welche Art und Weise dieses Thema im Bereich der Planung

und Durchführung von ÖKOLOG-Schulprojekten und Schulmaßnahmen berücksichtigt

wird.

Neben den Erkenntnissen aus der Wissenschaft, zeigte die Forschung im Praxisfeld,

dass Schulen von einem Netzwerk wie ÖKOLOG besonders in den Bereichen der

Unterrichtsgestaltung, Kompetenzerwerb der SchülerInnen und Außenbeziehungen

der Schule profitieren können. Es ist jedoch zu ergänzen, dass alleinig der Eintritt in

ein derartiges Netzwerk, keine Garantie darstellt, um langfristige Erfolge im Bereich

BNE und Umweltbildung erzielen zu können. Hierbei ist das Engagement vieler

Menschen gefragt, ob Lehrende, SchülerInnen, SchulwartInnen, Eltern oder

schulexterne Personen, jeder kann wesentlich zu wirksamen Arbeiten beitragen.

Gemeinschaftlichkeit und Kooperation wird von den befragten Schulen als wesentliche

Vorrausetzung gesehen, um Maßnahmen im Sinne aller Betroffenen durchführen zu

können. Auch wenn sich beide Volksschulen bereits vor dem Beitritt zum ÖKOLOG-

Netzwerk mit Umweltthemen auseinandergesetzt haben, konnte ÖKOLOG zu

bedeutenden Weiterentwicklungen an beiden Schulen beitragen. Darüber hinaus

konnte erkannt werden, dass sich die zwei befragten Volksschulen mit dem Thema

Inklusion beschäftigen. In diesem Sinne wird dieses Thema bei ÖKOLOG-Aktivitäten

in Form von Spiel-, Tanz-, Gesang- und Kunstaktivitäten behandelt. Es scheint beiden

Schulen ein wichtiges Anliegen zu sein, individuelle Bedürfnisse ihrer SchülerInnen zu

berücksichtigen und dabei auf jede/n Einzelne/n einzugehen. Zwar stellt Inklusion im

Kontext von BNE und Umweltbildung noch ein relativ junges Anliegen dar, doch

scheint es mir, als sei es ein immer größeres werdendes Anliegen. Die Untersuchung

in den zwei Volksschulen versicherte mir jedenfalls, dass Inklusion im Zusammenhang

mit BNE und Umweltbildung zunehmende Aufmerksamkeit geschenkt wird.

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10 Anhang

Anhang 1: Article 24 – Education (United Nations 2006)

1. States Parties recognize the right of persons with disabilities to education. With a

view to realizing this right without discrimination and on the basis of equal opportunity,

States Parties shall ensure an inclusive education system at all levels and life long

learning directed to:

The full development of human potential and sense of dignity and self-worth, and the

strengthening of respect for human rights, fundamental freedoms and human diversity;

The development by persons with disabilities of their personality, talents and creativity,

as well as their mental and physical abilities, to their fullest potential;

Enabling persons with disabilities to participate effectively in a free society.

2. In realizing this right, States Parties shall ensure that:

Persons with disabilities are not excluded from the general education system on the

basis of disability, and that children with disabilities are not excluded from free and

compulsory primary education, or from secondary education, on the basis of disability;

Persons with disabilities can access an inclusive, quality and free primary education

and secondary education on an equal basis with others in the communities in which

they live;

Reasonable accommodation of the individual’s requirements is provided;

Persons with disabilities receive the support required, within the general education

system, to facilitate their effective education;

Effective individualized support measures are provided in environments that maximize

academic and social development, consistent with the goal of full inclusion.

3. States Parties shall enable persons with disabilities to learn life and social

development skills to facilitate their full and equal participation in education and as

members of the community. To this end, States Parties shall take appropriate

measures, including:

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Facilitating the learning of Braille, alternative script, augmentative and alternative

modes, means and formats of communication and orientation and mobility skills, and

facilitating peer support and mentoring;

Facilitating the learning of sign language and the promotion of the linguistic identity of

the deaf community;

Ensuring that the education of persons, and in particular children, who are blind, deaf

or deafblind, is delivered in the most appropriate languages and modes and means of

communication for the individual, and in environments which maximize academic and

social development.

4. In order to help ensure the realization of this right, States Parties shall take

appropriate measures to employ teachers, including teachers with disabilities, who are

qualified in sign language and/or Braille, and to train professionals and staff who work

at all levels of education. Such training shall incorporate disability awareness and the

use of appropriate augmentative and alternative modes, means and formats of

communication, educational techniques and materials to support persons with

disabilities.

5. States Parties shall ensure that persons with disabilities are able to access general

tertiary education, vocational training, adult education and lifelong learning without

discrimination and on an equal basis with others. To this end, States Parties shall

ensure that reasonable accommodation is provided to persons with disabilities.

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Anhang 2: ÖKOLOG-Deklaration (ÖKOLOG 2015a)

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Anhang 3: Qualitätskriterien-Check (ÖKOLOG 2015h)

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Anhang 4: Interviewleitfaden

1. Warum ist Ihrer Meinung nach Umweltbildung ein wichtiges Thema für die

Schullandschaft?

2. Was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit?

3. Wie begann ÖKOLOG an dieser Schule? Welche Motivation stand dahinter?

4. Welche Funktion war Ihnen als SchulleiterIn/ÖKOLOG-KoordinatorIn/LehrerIn

zugeteilt?

5. Was sind die Ziele dieser Schule hinsichtlich des ÖKOLOG-Programms?

6. Welche Veränderungen (Erfolge/Herausforderungen) sind rückblickend seit

dem Beitritt zu ÖKOLOG an dieser Schule erkennbar und woran lässt sich das

konkret festmachen?

7. Welche Maßnahmen vom Netzwerk ÖKOLOG wurden an dieser Schule bereits

verwirklicht? (Setzen Sie auch andere umweltbasierte Maßnahmen um?)

8. In welchen Bereichen dieser Schule wirkt sich ÖKOLOG aus?

(Unterrichtgestaltung, Lehrplaninhalte, Schulklima und Zusammenhalt)

9. Welche Auswirkungen sind bei SchülerInnen und Eltern erkennbar – besonders

im Bereich Haltungen, Einstellungen und Kompetenzentwicklung? (Woran lässt

sich das erkennen?)

10. Welche Bedeutung hat das Thema Inklusion an Ihrer Volksschule und auf

welche Art und Weise wird es im Bereich der ÖKOLOG-Projektgestaltung und

Maßnahmengestaltung berücksichtigt?

11. Wer wird in die Umsetzung der Projekte miteingebunden? (Nicht lehrende

Personen: Eltern, SchulwartInnen oder Andere)

12. Inwiefern haben sich durch das ÖKOLOG-Programm die Außenbeziehungen

der Schule verändert?

13. Inwieweit ist der ÖKOLOG-Jahresbericht hilfreich für Planung und Reflexion der

ÖKOLOG-Entwicklung an der Schule? (Welcher Zusammenhang besteht mit

dem Schulentwicklungsplan? Ist hierfür der ÖKOLOG-Jahresbericht sinnvoll

bzw. hilfreich?)

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14. Welche Bedeutung hat die Evaluation? (Ist diese wichtig? Warum ist sie

wichtig?)

15. Hörten Sie bereits etwas vom ÖKOLOG-Qualitätsstern?

Antwort JA: Haben Sie schon diese Bestandsaufnahme an der Schule

gemacht?

Welche Bereiche sind bereits gut im Unterricht integriert?

Welche Bereiche möchten Sie noch mehr in den Unterricht

einbinden?

Antwort NEIN: Wollen Sie die Bestandsaufnahme mithilfe des

Qualitätssternes im Team durchführen?

16. Inwiefern ist das ÖKOLOG-Programm im Schulprofil verankert?

17. Wie (von wem) wird die Arbeit an der Schule durch das Netzwerk ÖKOLOG

unterstützt?

18. Was würden Sie dem gesamten ÖKOLOG-Team mitgeben?

(Wünsche/Verbesserungsvorschläge)

19. Wie bewerten Sie die Weiterentwicklung von ÖKOLOG an dieser Schule?

(Chancen/Risiken)

20. Welche Ressourcen werden für ein Weiterbestehen von ÖKOLOG an der

Schule benötigt?

21. Was wünschen Sie sich für die zukünftigen ÖKOLOG-Vorhaben an dieser

Schule?

22. Gibt es von Ihrer Seite noch Ergänzungsbedarf zu gestellten Fragen?

Ich bedanke mich für die Bereitschaft und Mitarbeit.

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Anhang 5: Kategoriensammlung zur Auswertung der Interviews

K 1: Bedeutung von ‚Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung‘ im Kontext Schule

K 2: Beitritt zum ÖKOLOG-Netzwerk

Motivation für den Einstieg zum ÖKOLOG-Netzwerk

K 3: Erfolge und Herausforderungen

K 4: ÖKOLOG-Schulteam

Funktionen der SchulleiterInnen/ÖKOLOG-KoordinatorInnen

Unterstützung durch eine/n SchulwartIn

K 5: Eltern

(keine) engagierte Mitarbeit der Eltern

K 6: ÖKOLOG-Wirkungsbereiche

Auswirkung von ÖKOLOG auf den Schulunterricht

Auswirkung von ÖKOLG auf den Kompetenzerwerb der SchülerInnen

Auswirkung von ÖKOLOG auf die Außenbeziehungen der Schule

K 7: Bedeutung von Inklusion

K 8: Dokumentation, Reflexion und Evaluation

K 9: Weitere umweltbasierende Maßnahmen

K 10: Unterstützung durch ÖKOLOG

erhaltende Unterstützung

(keine) Wünsche und Vorschläge für die Verbesserung der Unterstützung

K 11: Erwartungen an die Zukunft

Weiterentwicklung von ÖKOLOG an der Schule