info lehen ansichten - eboran · 2020. 11. 25. · ausstellungsinformatioon lehen in alten und...

7
Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein architektur technik + schule und dem Bewohnerservice Lehen Gegründet wurde die Galerie Eboran 1984 in der St. Julienstraße, auch die nächsten beiden Standorte waren noch in der Elisabethvorstadt in direkter Nähe zur Lehener Brücke, bis schließlich der Wechsel auf die andere Salzachseite erfolgte. Nach den Räumen der ehemaligen Polizeiwachstube Lehen in der Ignaz Harrer Straße befindet sich die Galerie Eboran seit 2012 fast gegenüber im zweiten Stock der Ignaz Harrer Straße 38. Anstelle der Fallnhauser Garage entstand eines jener Musterprojekte, die Lehen eine neue Dynamik verleihen sollten. Eboran stärkt dadurch die kulturelle Präsenz in Lehen: Literaturhaus, Stadtbibliothek in der „Neuen Mitte Lehen“, Galerie der Stadt und Galerie Fotohof im „Stadtwerk Lehen“. Als Hommage an den Standort ist die Ausstellung „Lehen in alten und neuen Ansichten“ zu verstehen. Sie wurde vom Verein architektur technik + schule (Kurator: Wolfgang Richter) in Kooperation mit dem Bewohnerservice Lehen geplant und zeigt Lehener Impressionen des Fotografen Max Otte (1924‐2013) aus den Jahren 1958‐1997. Diesen sind Ansichten von Alfred Angerer, Klaus Fleischhacker und Andreas Hauch gegenübergestellt. Ausgewählte historische Fotos zu den Themen Ludwig Viktor Brücke, Ignaz Harrerstraße, Wohnbau, Lager, Lehener Stadion runden das vielfältige Bild von Lehen ab. Beispiele aus dem at+s Projekt „Urbanität am Beispiel Lehen“ vermitteln einen Eindruck davon, wie sich Jugendliche der NMS Lehen (Nathalie Hangöbl), des Christian Dopplergymnasiums (Herwig Geroldinger) und des BG Zaunergasse (Klaus Fleischhacker), begleitet von den Architektur ExpertInnen Alfred Angerer, Özgül Coban‐Nagels und Kristina Gimpl mit dem Stadtteil auseinandergesetzt haben. Dazu zwei Links: Blog der NMS Lehen: https://nms‐lehen.salzburg.at/newsmenu/blog‐urbanitaet‐lehen.html Video Soundscape I. Harrerstraße des BG Zaunergasse: https://youtu.be/tDYeKTIoTqU

Upload: others

Post on 02-Mar-2021

0 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

 

 

 

 

Ausstellungsinformatioon 

Lehen in alten und neuen Ansichten 

25.11. 2020 – 22.1. 2021 

Kooperation von galerie eboran mit dem Verein architektur technik + schule und dem 

Bewohnerservice Lehen 

 

Gegründet wurde die Galerie Eboran 1984 in der St. 

Julienstraße, auch die nächsten beiden Standorte 

waren noch in der Elisabethvorstadt in direkter Nähe 

zur Lehener Brücke, bis schließlich der Wechsel auf die 

andere Salzachseite erfolgte. Nach den Räumen der 

ehemaligen Polizeiwachstube Lehen in der Ignaz 

Harrer Straße befindet sich die Galerie Eboran seit 

2012 fast gegenüber im zweiten Stock der Ignaz Harrer 

Straße 38. Anstelle der Fallnhauser Garage entstand 

eines jener Musterprojekte, die Lehen eine neue 

Dynamik verleihen sollten. Eboran stärkt dadurch die 

kulturelle Präsenz in Lehen:  Literaturhaus, Stadtbibliothek in der „Neuen Mitte Lehen“, Galerie der 

Stadt und Galerie Fotohof im „Stadtwerk Lehen“. 

Als Hommage an den Standort ist die Ausstellung „Lehen in alten und neuen Ansichten“ zu 

verstehen. Sie wurde vom Verein architektur technik + schule (Kurator: Wolfgang Richter) in 

Kooperation mit dem Bewohnerservice Lehen geplant und zeigt Lehener Impressionen des 

Fotografen Max Otte (1924‐2013) aus den Jahren 1958‐1997. Diesen sind Ansichten von Alfred 

Angerer, Klaus Fleischhacker und Andreas Hauch gegenübergestellt.  

Ausgewählte historische Fotos zu den Themen Ludwig Viktor Brücke, Ignaz Harrerstraße, Wohnbau, 

Lager, Lehener Stadion runden das vielfältige Bild von Lehen ab. 

Beispiele aus dem at+s Projekt „Urbanität am Beispiel Lehen“ vermitteln einen Eindruck davon, wie 

sich Jugendliche der NMS Lehen (Nathalie Hangöbl), des  Christian Dopplergymnasiums (Herwig 

Geroldinger) und des BG Zaunergasse (Klaus Fleischhacker), begleitet von den Architektur 

ExpertInnen  Alfred Angerer, Özgül Coban‐Nagels und  Kristina Gimpl  mit dem Stadtteil 

auseinandergesetzt haben. Dazu zwei Links: 

Blog der NMS Lehen:  

https://nms‐lehen.salzburg.at/newsmenu/blog‐urbanitaet‐lehen.html 

Video Soundscape I. Harrerstraße des BG Zaunergasse: 

https://youtu.be/tDYeKTIoTqU 

Page 2: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

 

Fotos:  

 

Max Otte, I. Harrerstraße im Weihnachtsschmuck, 30 x 40 cm 

Sw Fotografie, 1958  

 

 

Andreas Hauch: Aus der Serie Coronale Werke. Ignaz Harrerstraße 

50x70 cm, 2020 

 

 

 

 

NMS Lehen, Schülerarbeit: Mc Pfarramt, 20x30 cm 

2019 

 

 

 

Biografien der Fotografen: 

Max OTTE (1924‐2013) 

Lehen – Blicke und Rückblicke 1958 ‐1997 

Otte hatte zeit seines Lebens einen Begleiter dabei: die Fotokamera, ob im Zweiten Weltkrieg oder 

später auf Reisen als Handelsvertreter. Er war einer der ersten, die den Westautobahnbau im April 

1938 fotografisch festhielten und der erste, der den ersten Salzburg Konsum‐Markt in der 

Mertensstraße fotografierte. Bis 2004 fotografierte Otte analog und entwickelte selbst in seiner 

eigenen Dunkelkammer. Viele seiner Zeitdokumente befinden sich heute im Stadtarchiv Salzburg. 

Alfred ANGERER 

Ignaz Harrerstraße im Lockdown, Fotoserie je 20x30 cm, 2020 

 *1984 studierte Architektur in Graz, lebt und arbeitet in Salzburg. „Urbane Themen und räumliche 

Erfahrungen stehen häufig im Zentrum meiner fotografischen Arbeiten. Bezugnehmend auf eine 

Fotoserie von Max Otte, die die Ignaz‐Harrer‐Straße Ende der Neunziger Jahre dokumentiert, bot sich 

mir während des 1. Lockdowns im Jahr 2020 eine seltene (fast seltsame) Möglichkeit: Die erneute 

fotografische Erkundung desselben Weges, den Max Otte mit seiner Kamera entlang ging, während 

einer überwiegend verkehrsfreien und fast menschenleeren Zeit. 

 

Page 3: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

Klaus FLEISCHHACKER 

"Zeitbrücke", Agamograph, 30 x 70 cm, 1902/2020 

*1963 in Salzburg, studierte Bildhauerei am Mozarteum; während des Studiums freier Fotograf für 

div. Printmedien; arbeitet am BG ‐ Zaunergasse in Salzburg.  "Die Auseinandersetzung mit Fotografie 

begann in meiner früheren Kindheit, in der Dunkelkammer meines Onkels. Dabei sind Dauer, 

Veränderung und Beständigkeit ein Thema, das mich persönlich berührt und auf das ich sehr gerne 

reagiere ‐ Dauer im Sinne 'einer Synthese von Erinnerung und optischer Wahrnehmung' (U. 

Boccioni)." 

 

Andreas HAUCH  

„I.Harrerstraße im Lockdown“ März 2020 

Wien 1963. Berufsfotograf. Lebt und arbeitet in Salzburg. Fotografiert seit ca. 30 Jahren in den 

Bereichen Wirtschaft, Politik, Soziales, Theater und Kunst. Im Zentrum der Arbeit steht der Mensch. 

Aktuelle fotografische Arbeit: CORONALE WERKE, Motive aus der Zeit des ersten Lockdown, 

März/April 2020 

 

 

Drei Meinungen über Lehen 

Eine Schülerin der NMS Lehen 

Der Architekturhistoriker Norbert Mayr 

Der Architekt Max Rieder 

Was die Leute über Lehen denken  

Lehen, ein Stadtteil in Stadt Salzburg, in dem Menschen vieler 

Nationalitäten, unterschiedlicher Kulturen und Religionen leben. Es 

ist fast schon wie eine eigene Stadt. Unzählige Dönerläden, 

Spielwetten, Parks und alles, was man zum Leben braucht. Doch die 

Meinungen der außenstehenden Menschen sind oftmals negativ, 

auch wenn wir mittlerweile im Jahr 2020 leben und Rassismus und 

Vorurteile keine Rolle mehr spielen sollten. (…) 

Doch wenn man in Lehen mal gewohnt hat oder die Menschen dort 

kennengelernt hat, weiß man, wie es dort ist. Manche Menschen 

verstehen nicht, dass es nicht auf die Nationalität, Religion oder 

Kultur ankommt, wie ein Mensch als Person ist, sondern auf die 

inneren Werte. 

Alexa NMS Lehen 

 

 

 

Abbildung 1 Bauernhaus Gailenbachweg 

Abbildung 2 Lürzerhof 

Abbildung 3 Wohnhaus Gaswerkgasse 

Page 4: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

Wo der Speck die Stadt drückt 

Salzburg‐Lehen kämpft mit Strukturproblemen. Dabei birgt der 

Stadtteil zwischen Altstadt und Speckgürtel großes Potenzial. Wie 

man es nutzen kann, zeigen neue Architekturprojekte. 

Lehen – überwiegend im Wiederaufbauboom der 1950er‐ bis 

1970er‐Jahre entstanden – ist ein typisches Quartier einer 

europäischen Stadt. Ohne besondere Sehenswürdigkeit 

ausgestattet, war Lehen österreichweit bekannt durch das 

Fußballstadion der Austria Salzburg (…), die allerdings 2003 in den 

Speckgürtel (heute FC Red Bull Salzburg) absiedelte. Mehrere 

Spekulationsbauten der 1960er‐ und 1970er‐Jahre sind der 

unübersehbare Beweis der damaligen Effizienz des „goldenen 

Dreiecks“ aus Politikern, Bauträgern und Hausarchitekten. Gegen 

weitere massive Verdichtungen begehrten in den 1970er‐Jahren die 

Lehener auf. Die Politik war zur Schaffung von Parks auf teuer 

gekauften Bausparzellen und zu Verkehrsberuhigungsmaßnahmen 

gezwungen. Geblieben ist das Image als ein vom Verkehr 

eingeschnürter und sozial benachteiligter Problemstadtteil. Dieser 

Sicht von außen stehen die Ergebnisse einer Milieustudie von 1996 

über die Lebensqualität gegenüber. So wurde bei 43 Prozent der 

befragten Bewohner ein ausgeprägtes Viertelbewusstsein festgestellt.  

Nichtsdestotrotz hat Lehen mit Problemen zu kämpfen, etwa mit der 

hohen Bebauungs‐ und Bevölkerungsdichte. Auf nur zwei Prozent des 

Stadtgebietes leben 12 Prozent oder rund 14.000 Menschen. Eine 

städtebaulich ausformulierte Mitte fehlt. Allerdings finden sich 

zahlreiche Entwicklungspotenziale.  

 (Die Presse online 18.04.2008) 

Norbert Mayr 

 

Gibt es ein Selbstverständnis von Lehen? 

Was stellt das Selbstverständnis von Lehen dar? Da fällt mir 

eigentlich nur eines ein: Wann Lehen interessant für Salzburger 

gewesen ist, dann nur im Zusammenhang mit der Aktivität des 

Stadions. Man hat sozusagen eine überregionale Bedeutung 

gekriegt, die ist jetzt verloren gegangen – und gleichzeitig: was ist 

jetzt das Besondere von Lehen? Hohes Wohnen, ein paar hohe 

Häuser, und das war das Einzigartige und ist jetzt offensichtlich das 

Dilemma der Identität. Aber das ist letztlich eine großartige Chance. 

(…). Der Lehener Park ist ein Grätzelpark, wo man nicht jetzt so 

hinfährt (…) Also Identität: hohes Wohnen mit Ausblick, schönes 

Wohnen ... Aber sonst eigentlich kein Image, aber auch keine 

Imageträger. (…) Da ist das Problem, dass sich dieses Viertel eben 

die Straße als Rückgrat nimmt und nicht das Viertel, z.B. das 

Lehener Stadion oder die Siebenstädterstraße. Und immer so tut, 

als müsste sie als Identität eine „Lehener“ Straße haben (= Ignaz 

Abbildung 5 Gaswerk 

Abbildung 7 Rauchmühle 

Abbildung 4 Wohnhaus Dopplerstraße 

Abbildung 8  Scherzhauserfeld Siedlung

Abbildung 6 Franz Kuhlstrunk Salzburg 1916, im Alten Rathaus 

Page 5: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

Harrer Straße). Aber sie braucht eigentlich mehrere Identitäten und 

nicht eine Hauptidentität, die sowieso abgegeben ist für München‐

Salzburg. 

(Aus: Öffentlichkeit : Straße : Quartierein Gesprächsprotokolle zu mobiler ort II, vom 

13. und 29.Jun i 2001)  

Max Rieder  

 

 

 

Eine Kurzgeschichte von Lehen 

Bis ins 19. Jahrhundert war Lehen auf Grund vieler Hochwässer von 

Salzach und Glan nur schwach besiedelt. Der Eizenbergerhof (1600) 

ist das älteste Gebäude in Lehen. Erst die Regulierung der Salzach 

1880 und die Errichtung der Ludwig Viktor Brücke (heute Lehener 

Brücke) 1902 wertete die Grundstücke auf und machte eine 

Bebauung des heutigen Stadtteils möglich.  

Der Kernbereich von Lehen war im 19.Jahrhundert die Weilergruppe 

um Rauchmühle, Annahof und Lürzerhof (heute Landeszentrum für 

Hör‐ und Sehbildung). Also eine Ansammlung von Mühlen, Fabriken, 

Gasthäusern und Wohnhäusern entlang des Gailenbachs‐ heute 

Maxglaner Mühlbach und am Gemeindeweg nach Liefering an der 

Lehener Straße.  

1858 erfolgte Bau der privaten Gasfabrik auf den Gründen des 

Niederlguts (heute Stadtwerk). Erst ab 1874 kam es zu ersten 

Bautätigkeiten im Bereich der heutigen Gaswerkgasse, die ersten 

Arbeiter Wohnhäuser in Salzburg entstanden in Lehen. 1902 wurde 

mit dem Brückenbau die Ignaz‐Harrer‐Straße, heute die 

Hauptverkehrsader des Stadtteils, angelegt. Die zu Beginn des 20. 

Jahrhunderts einsetzende Verbauung mit Wohn‐ und 

Geschäftshäusern im Stil der Spätgründerzeit lässt sich heute nur 

noch an wenigen intakten Objekten erkennen. In den Jahren von 

1924 bis 1930 setzte auch im immer bevölkerungsreicher werdenden 

Lehen der soziale Wohnbau ein und prägte maßgeblich das Bild 

dieses Stadtteils. 1920 Anstieg der Bautätigkeit in der 

Gaswerkgasse/ Ignaz Harrerstr. Große kommunale Wohnbauten 

wurden in der  (Nikolaus Lenaustraße, der Rudolf Biebl Str. 44‐48 

errichtet. 1929 entstand  die Scherzhauserfeldsiedlung, 1930 der 

Lindenhof,   1941  „Heeresbau“ ( Wohnungen für das in Salzburg 

eingerichtete NS Wehrkreiskommando) in der Rosengasse.  

Abbildung 9 Lager Paumannplatz 

Abbildung 11 Großlehen 

Abbildung 10 Lehener Hochhaus 

Abbildung 12 Heeresbau 1941 

Page 6: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

Nach dem Krieg gab es in Lehen – wie auch in anderen Stadtteilen 

zahlreiche Flüchtlingslager,  für Vertriebene und Zugezogene (1946: 

36.000). Die letzten Lager verschwanden erst in den frühen 

sechziger Jahren.  

1958/ 59 entstand das zweite Hochhaus nach dem Hotel Europa 

(1957). In den 1970er Jahren wurde Lehen zum dichtest besiedelten 

Stadtteil.  1973 eröffnete neben dem Stadion das Großkaufhaus 

Gerngroß. In den 199oer Jahren entstanden in Salzburg fünf 

Shoppingcenter. Die Folge waren Geschäftsschließungen in der 

bisher akls Einkaufsstraße geschätzten I. Harrerstraße.  1992 gab es 

der ersten Kebebstand in der Ignaz Harrerstraße. 

Heute ist Lehen mit rund17.000 Einwohnern zu einem wichtigen 

städtischen Lebensraum von Salzburg geworden. 

Nach 2000 wurden einige Projektvisionen realisiert. Etwa die Neue 

Mitte Lehen mit der Übersiedlung der Stadtbibliothek, das Projekt 

Fallnhauser, das Projekt Parklife auf den ehemaligen 

Mercedesgründen und das STADTWERK am ehemaligen 

Stadtwerkeareal. Aktuell entsteht auch am ehemaligen 

Industriegelände der Rauchmühle im Süden des Stadtteils Lehen ein 

neuer Arbeits‐ und Lebensraum.  

Wolfgang Richter 

 

Wandel und Wahrnehmung des Stadtteils Lehen 

Vom Stadtportal zum innerstädtischen Peripherie‐ und Transitraum 

Lehen galt bis in die 70er Jahre hinein als moderner Stadtteil, der die 

Stadt für das nördliche Einzugsgebiet öffnete. Die Einkaufsmeile der 

Ignaz Harrer‐Straße war solcherart das Portal in den urbanen Raum 

und erfreute sich bei der Bevölkerung der benachbarten Gemeinden 

großer Beliebtheit. Spätestens seit den 90er Jahren wandelte sich 

dieses Image grundlegend. Der Stadtteil Lehen erfuhr seitdem eine 

kontinuierliche Abwertung in der Außenwahrnehmung und einen 

Verlust seiner Standortattraktivität. Dieser Bedeutungs‐ und 

Funktionsverlust wird markiert durch ein externes Image, das vor 

allem mit den primären Verkehrsfolgen wie Lärm und Abgase rund 

um die Durchzugsschneise der Ignaz Harrer‐Straße sowie durch die 

Tatsache einer Abwanderung der führenden Gewerbe‐ und 

Handelsbetriebe gekennzeichnet ist. Die in der 

Wahrnehmungsperspektive der BewohnerInnen nach wie vor 

zentrale Achse der Ignaz‐Harrer‐Straße durch den Stadtteil Lehen ist 

der Nutzung durch BewohnerInnen sowie der Entfaltung 

stadtteilspezifischer Funktionen nachhaltig entzogen. Andererseits 

behindert oder unterbindet die Homogenität des geförderten 

Wohnbaus mit seiner strukturellen Unbeweglichkeit bezüglich 

Nutzung / Typologie / Vielfalt und Freiraum etc. jede freie, 

dynamische Initiative. Der Stadtteil wird von den 

Abbildung 13 Lehener Stadion 

Abbildung 14 Schwarzplan Lehen 

Page 7: Info Lehen Ansichten - Eboran · 2020. 11. 25. · Ausstellungsinformatioon Lehen in alten und neuen Ansichten 25.11. 2020 – 22.1. 2021 Kooperation von galerie eboran mit dem Verein

Wohnbaugenossenschaften vorrangig „verwaltet“. Die Randzonen 

des Stadtteils werden durch öffentliche Gebäudekomplexe optisch 

und räumlich verriegelt (siehe etwa die Schul‐, Messe‐, 

Krankenhaus‐ und Verwaltungsareale) anstatt quartiersöffnend 

gestaltet. Diese Außensicht auf den Stadtteil Lehen fokussiert 

wesentlich auf das „Durchströmen“, auf die hohe 

Austauschfrequenz zwischen Zentrum und Stadtumland sowie auf 

die Monofunktionalität des Quartiers (Wohnen, Schlafen, Freizeit). 

Lehen ist als zentrumsnaher Stadtbereich in eine Zwischenposition 

gedrängt, der zentrale Straßenzug durch die Transitfunktion 

überlagert und von den passageren NutzerInnen regelrecht 

okkupiert. Somit wird das „Image“ von Lehen belastungsorientierte 

Bilder wie „Verkehrslärm“ und „Stau“, „Beton“ und 

„Massensiedlung“ dominiert. Differenzierte Stadtteilidentität der 

BewohnerInnen Im Gegensatz zur Außensicht wird Lehen sowohl 

von den BewohnerInnen als auch von manchen ExpertInnen der 

Stadtentwicklung (potentiell) gegenteilig beurteilt. In deren 

Einschätzung werden das „urbane Wohngefühl“, ein „städtisches 

Flair“, die gute Infrastruktur und Nahversorgung, die vielen Parks 

und Grünflächen sowie eine gute Durchmischung der Bevölkerung 

als besondere Qualitäten des Stadtteils in den Vordergrund gestellt 

und dem Stadtteil Lehen eine hohe Wohn‐ und Lebensqualität 

bescheinigt. Insgesamt lässt sich bei den befragten 

Geschäftsleuten und BewohnerInnen damit eine positive 

Gesamtsicht und eine hohe Identifikation mit ihrem Stadtteil 

feststellen. Gleichwohl wird auch in diesem Kreis großer Sorge 

über den Verlust der Qualitäten des Stadtteiles und über die 

sinkende Attraktivität als Wirtschaftsstandort Ausdruck gegeben. 

 ( Aus: Mobiler Ort II Ein interdisziplinäres Stadtforschungsprojekt zum Thema: 

Straße ‐ Quartier – Stadtteil SLOWFUTURE – P U B L I C D E V E L O P M E N T 

NETWORK Salzburg 2/2003) 

"Und die Migranten brachten wieder Leben in die Ignaz‐Harrer‐Straße" 

Die Geschichte des jungen Stadtteils Lehen war von den 

politischen und gesellschaftlichen Ereignissen und Prozessen stark 

beeinflusst. Die Wohnungsnot der Nachkriegszeit gab ihm sein 

heutiges Gesicht und machte Lehen zum dichtest besiedelten 

Stadtteil Salzburgs. Nach einer Phase des Sinkens der 

Einwohnerinnenzahl ist im neuen Jahrtausend die Bevölkerung 

wieder gewachsen. Ebenso wurden von der Stadt bauliche 

Maßnahmen umgesetzt um die Attraktivität des Stadtteils zu 

stärken. Diese Entwicklungen bieten gute Voraussetzungen eine 

positive Zukunft gemeinsam zu gestalten, vorhandene Ressourcen 

auszubauen und Defizite zu beseitigen.  

(Aus: Magdalena Oberpeilsteiner: „Und die Migranten brachten wieder Leben in die Ignaz‐Harrer‐Straße" Geschichte des 

Stadtteils Lehen. Diplomarbeit Fachbereich Geschichte. Universität Salzburg Salzburg 2012) 

Abbildung 15 – 23: Max Otte 1997