informationsfreiheit im rechtsvergleich: Österreich, hamburg, slowenien peter parycek, bettina...
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INFORMATIONSFREIHEIT IM RECHTSVERGLEICH:ÖSTERREICH, HAMBURG, SLOWENIEN
Peter Parycek, Bettina Rinnerbauer, Neja Domnik
IRIS 2015Salzburg, 28.02.2015
Bettina RinnerbauerZentrum für E-Governance, Donau Universität Krems
Quellen: siehe Beitrag im Tagungsband
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SpannungsfeldVerschwiegenheitspflichten – Transparenz
• Recht auf Information gegenüber dem Staat > 90 Staaten weltweit (Wirkungsorientierte Folgenabschätzung zur RV vom 2. Dezember 2014)
• Verschwiegenheitspflichten Transparenz Geheimhaltung erforderlich Kontrolle staatlichen "Es bedarf keiner näheren Begründung, daß Handelns (§ 1 Abs 1 HmbTG)die öffentliche Verwaltung nur dann
rechtsstaatlich einwandfrei, zuverlässig und Demokratische Meinungs- u. unparteiisch arbeiten kann, Willensbildung stärkenwenn sichergestellt ist, daß über die dienstlichen Vorgänge von Seiten der Behördenbedienstetennach außen grundsätzlich
Stillschweigen bewahrt wird." (Bundesverfassungsgericht vom 28.4.1970, 1 BvR 690/65, Rn. 21.)
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Geltende Rechtslage in Österreich I
AmtsverschwiegenheitArt 20 Abs 3 B-VG
• Verwaltungsorgane• soweit gesetzlich nichts anderes
bestimmt ist• ausschließlich aus ihrer amtlichen
Tätigkeit bekannt gewordene Tatsachen
• Geheimhaltungsinteresse o z.B. Aufrechterhaltung der
öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit
• VfGH: kein subjektives Recht ableitbar
AuskunftspflichtArt. 20 Abs. 4 B-VG
• Verwaltungsorgane• soweit eine gesetzliche
Verschwiegenheitspflicht dem nicht entgegensteht
• Angelegenheiten ihres Wirkungsbereiches
• gesichertes Wissen • keine Verpflichtung zur proaktiven
Veröffentlichung o (punktuell Ausnahmen: z.B. UIG)
• kein Trennungsgebot• VfGH: kein subjektives Recht
ableitbar
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Geltende Rechtslage in Österreich II
Verfahren zur Auskunftserteilung
o Begehren: schriftlich/mündlich/telefonisch (Art 20 Abs 4 B-VG iVm § 2 Auskunftspflichtsgesetz)
o Erteilung: ohne unnötigen Aufschub (binnen 8 Wochen)
o Rechtsmittel: nur bei Auskunftsverweigerung (nach Antrag auf Erlassung eines Bescheides)
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RV vom 02.12.2014 IArt. 22a neu B-VG
soweit die Geheimhaltung der Informationen „in einer für jedermann nicht aus bestimmten Gründen erforderlich zugänglichen Art und Weise zu bzw. „zur Wahrung anderer gleich wichtiger veröffentlichen“ öffentlicher Interessen durch Bundes- oder Landesgesetz z.B. Online-Datenbanken - ausdrücklich angeordnet“ ist Zurverfügungstellung in Exzessiv: Gefahr Aushöhlung des Grundrechts begünstigt (Bertel) Zustand, der keine Verwendung
zulässt Verletzung des Grundrechts (Bertel)
Verpflichtung zur Veröffentlichung von Informationen von allgemeinem Interesse (Art 22a neu Abs. 1 B-VG) u.a.
o Verwaltungsorganeo Organe der Gesetzgebungo Volksanwaltschaft
o Ordentliche und Verwaltungsgerichte, VwGH, VfGH
verfassungsgesetzlich gewährleistetes Recht auf Zugang zu Informationen (Art. 22a neu Abs. 2 und 3 B-VG)
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RV vom 02.12.2014 IIArt. 22a neu B-VG
Verfahren des Zugangs zu Informationen:grundsatzgesetzliche Regelung in zukünftigem Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (Erl), insbesondere:
o Trennungsgeboto Begehren: formal in jeder technisch möglichen Arto Ausführungsgesetzgeber: Frist zur Zugänglichmachung von Informationen
setzeno Ausnahmetatbestand betreffend die Gerichtsbarkeit sowie generell
laufende Verfahreno Rechtsmittel:
o Zugangs-Verweigerung: auf Antrag: Bescheid o dagegen: Beschwerde beim Verwaltungsgericht (bei Unterbleiben der Bescheiderlassung: Säumnisbeschwerde)o VfGH
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Rechtslage in Hamburg I
Informationspflicht
=Pflicht, Informationen =Verpflichtung zur proaktiven Veröffentlichung auf Antrag zu erteilen von Informationen im Informationsregister
(gem § 10 HmbTG unverzüglich im Volltext)Informationen: alle Aufzeichnungen,unabhängig von ihrer Speicherung (§ 2 Abs. 1 HbTG )
§ 3 HmbTG enthält der Veröffentlichungspflichtunterliegende Informationen, z.B. Verträge der
Daseinsvorsorge wie gs alle Verträge, an deren Veröffentlichung ein öffentliches Interesse
besteht
Ausnahmen von der Informationspflicht z.B. für GerichteTrennungsgebot
Auskunftspflicht Veröffentlichungspflicht
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Rechtslage in Hamburg II
Verfahren des Zugangs zu Informationeno Begehren: schriftlich/mündlich/elektronisch(§ 11 HmbTG)
o Erteilung: unverzüglich (binnen 1 Monat) in beantragter Form
o Rechtsmittel: o Bescheiderlassung bei Verweigerung oder Beschränkung des
Zugangs Bekämpfungo Anrufung der/des Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz
und Informationsfreiheit
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Rechtslage in Slowenien I
o Regelungen über die Weiterverwendung von öffentlichen Informationen (RICHTLINIE 2003/98/EG über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors) als auch
in einem Gesetz
o Bestimmungen über Veröffentlichungspflichten und Zugang zu Informationen
• Register der verantwortlichen Personen (https://www.ajpes.si/rzijz) Beweispflicht der Einrichtung, nicht nach sFOIA verantwortlich zu sein
• jede Behörde: Katalog öffentlicher Informationen (elektronisch, öffentlich); Zugang mittels zentralem Portal (http://e-uprava.gov.si/e-uprava/) § 8 FOIA konkretisierende VO: welche Inf
• Staatskatalog öffentlicher Informationen (http://www.ckijz.gov.si/ )
o Gemäß Art. 10 Abs. 2 sFOIA z.B. Entwürfe von Verordnungeno jede öffentliche Information, deren Zugänglichmachung zumindest dreimal beantragt wurdeo "andere öffentliche Information“
Auslegung:Verordnung für die Bereitstellung und Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors: taxative Liste derartiger Informationen
• Trennungsgebot
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Rechtslage in Slowenien II
Jährliche Berichte lokaler Ministerium für öffentl. National-Regierungsbehörden Verwaltung versammlungInhalt z.B. Anzahl erfolgreicher Regierungu. zurückgewiesener AnträgeGrund der ZurückweisungAnzahl der Rechtsmittel
Veröffentlichungim Internet
(Art. 37 sFOIA)
Joint Annual Report über die Durchführung dieses Gesetzes
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Rechtslage in Slowenien III
Verfahren des Zugangs zu Informationen (Art 12 bis 27a sFOIA)
o Begehren: schriftlich, elektronisch oder informell (d.h. mündlich)nur infolge schriftlichen Antrags: Rechtsmittel
o Erteilung: in beantragter Form binnen 20 Werktagen Bei Nichteinhaltung der Frist wird gemäß Art. 22 Abs. 6 sFOIA Verweigerung angenommen, sodass ein Rechtsmittel (wie auch bei Gewährung in einer anderen Form) offensteht.
o Rechtsmittel: Anrufung des/der Beauftragten für Zugang zu öffentlichen Informationen
o diese/r entscheidet, sofern das Rechtsmittel Erfolg hat, auch über den Antrag auf Zugang zu öffentlichen Informationen und erlegt uU Strafen auf.
Bekämpfung dieser Entscheidung vor dem Verwaltungsgerichtshof
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Zusammenfassung & Ausblick
Exemplarisch herausgegriffene
Parallelen• Zweck der untersuchten Regelungen : Förderung der
Transparenz und Offenheit (nicht nur) staatlicher Handlungen
• Interessen, die eine Verweigerung des Zugangs zu Informationen rechtfertigen könneno Österreich, Hamburg und Slowenien: Datenschutz, Internationale Beziehungen und die
Qualifikation als Geschäftsgeheimnis
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Zusammenfassung & Ausblick
Unterschiede• (Kein) Recht auf Zugang zu Informationen gegenüber der Gerichtsbarkeit:
o Österreich: Organe der ordentlichen Gerichtsbarkeit, Verwaltungsgerichtsbarkeit, VfGH, in Zukunft aus dem Anwendungsbereich des Rechts auf Zugang zu Informationen ausgenommen
o Hamburg: keine Informationspflicht für Gerichte als Organe der Rechtspflegeo Slowenien: Gerichte dürfen den Zugang verweigern, wenn Verfahren beeinträchtigt würden
• Art der Veröffentlichung o Österreich: voraussichtlich im Vergleich zu Hamburg und Slowenien die wenigsten
Vorgaben o Trennungsgebot
o Slowenien und Hamburg rechtswirksam, für Österreich geplant (Erl RV vom 02.12.2014)o Nur in Slowenien und Hamburg die/der
o Beauftragte/r für Datenschutz und Informationsfreiheit (Hamburg) bzw. Zugang zu öffentlichen Informationen (Slowenien)
Mit Interesse ist den zu erlassenden Ausführungsbestimmungen und der künftigen Erlassung des Informationsfreiheitsgesetzes des Bundes in Österreich entgegenzublicken.
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www.donau-uni.ac.at/[email protected]@[email protected]
www.donau-uni.ac.at/cedemInternational Conference for E-Democracy and Open Government 20.-22.05.2015
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!