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Innovationsforum
3D-cinema und stereoskopische Medienproduktionen
Dokumentation
GEFÖRDERT VOM
Mitteldeutsches Multimedia Zentrum Halle GmbH 2
Herausgeber Mitteldeutsches Multimediazentrum Halle GmbH Mansfelder Straße 56 D-06108 Halle (Saale) Ansprechpartner: Herr Bernstiel Tel. +49 345-47 80 502 Fax +49 345-47 80 599 [email protected] www.mmz-halle.de www.3d-innovationsforum.de Fotos: Andy Kämmer, David Schöley, MMZ Halle GmbH, KUK-FILM GmbH, BMBF Das Copyright für die vorliegende Dokumentation liegt vollständig bei der MMZ Halle GmbH. Für die in dieser Dokumentation angeführten Internet-Links und den dort enthaltenen Inhalten wird keine Haftung übernommen.
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Inhaltsverzeichnis I Grußworte............................................................................................................................... 4
II Ziele des Innovationsforums............................................................................................... 6
III Durchführung des Innovationsforums.............................................................................. 8
3.1 Die Steering-Group....................................................................................................... 8 3.2 Kick-Off-Meeting ........................................................................................................... 9 3.3 Workshops ................................................................................................................... 11 3.4 Kongress ...................................................................................................................... 14
3.4.1 Zusammenfassung Tag 1......................................................................................... 16 3.4.2 Zusammenfassung Tag 2......................................................................................... 22 3.4.3 Zusammenfassung Tag 3......................................................................................... 26
IV Die Produktion................................................................................................................... 33
4.1 Zusammenfassung des 3D-Regisseurs .................................................................. 33 4.2 Interview mit dem Hip Hopper Smudo..................................................................... 35
V Presse und PR-Maßnahmen ........................................................................................... 38
VI Sponsoren und Unterstützer ........................................................................................... 45
VII Programmheft................................................................................................................... 46
VIII BMBF-Flyer ..................................................................................................................... 47
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I Grußworte
Mit „Unternehmen Region“, der Innovationsinitiative für die Neuen
Länder, stellen wir als Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) die Weichen für leistungsstarke und für
Wirtschaft und Wissenschaft attraktive Innovationsstandorte. Im
Mittelpunkt stehen dabei regionale Bündnisse, die konsequent
und marktorientiert die Stärken ihrer Region ausbauen. Gerade
die Startphase ist für die Zukunft dieser Innovationsbündnisse
ganz entscheidend. Aus diesem Grund unterstützen wir im
Rahmen von „Unternehmen Region“ Innovationsforen, die
regionale Kompetenzen zusammenführen.
Das Innovationsforum „3-D Cinema und Stereoskopische Medienproduktionen“ bietet die
Chance, das thematische Profi l im gegenseitigen Austausch weiter zu schärfen, die
strategische Zusammenarbeit zwischen regionalen und überregionalen Kompetenzträgern
auszubauen und damit nachhaltige Impulse für einen erfolgreichen Innovationsprozess in der
Region Mitteldeutschland zu setzen.
Ich begrüße dabei ausdrücklich das Engagement der Länder und Kommunen, die damit
einen wichtigen Beitrag leisten, die angestoßenen Prozesse langfristig zu verankern.Ich
wünsche den Initiatoren und den Teilnehmern des Innovationsforums „3-D Cinema und
Stereoskopische Medienproduktionen“ viel Erfolg mit ihrem Unternehmen Region!
Prof. Dr. Annette Schavan, MdB
Bundesministerin für Bildung und Forschung
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Das Innovationsevent des Jahres in der deutschen
Medienlandschaft kommt nicht etwa aus Berlin, Köln oder
München. Im Windschatten der Großen der Branche hat die
Händelstadt Halle Ende September Musikgeschichte
geschrieben – mit der weltweit ersten Live-Übertragung eines
Konzertes in 3D. In 88 Kinos in Deutschland, Österreich, der
Schweiz, Luxemburg und Belgien kamen mehr als 30.000 Fans
den „Fantastischen Vier“ trotz der mitunter sehr großen
Entfernung so nah wie noch bei keinem anderen Konzert.
Das Geheimnis: modernste Technik und ein motiviertes Team
im Mitteldeutschen Multimediazentrum Halle (MMZ) sowie
die Pionierarbeit zahlreicher Projektpartner.
Die auch international viel beachtete Konzert-Premiere war der Höhepunkt des
Zukunftskongresses zum 3D-Innovationsforum, das vom Bundesforschungsministerium
maßgeblich unterstützt wurde. Das Forum schlägt dabei eine Brücke zwischen
wissenschaftlich-technischen und kreativen Forschungsprozessen sowie den regionalen
Unternehmen und hat einmal mehr bewiesen: Im Osten geht auch technologisch die Sonne
auf. So muss sich insbesondere das MMZ nicht vor den Großen der Branche verstecken.
Unser Ziel: durch systematische Förderung langfristig mit Medienstandorten wie Köln,
München oder Berlin gleichziehen. Deshalb haben wir mit der Gründung des MMZ einen
wichtigen Schritt getan, um den Medienstandort Sachsen-Anhalt national und international
zu etablieren. Neben einem bedeutenden Imagegewinn sind damit auch große
wirtschaftliche Effekte für die mitteldeutsche Region verbunden. So ist das MMZ schon heute
ein wichtiger Impulsgeber für die Kreativ- und Medienwirtschaft, die zweifelsohne zu den
Zukunftsbranchen in unserem Bundesland gehört.
In diesem Sinne grüßt
Dr. Reiner Haseloff
Minister für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt
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II Ziele des Innovationsforums
Nach Ton und Farbe zeichnete sich ein weiterer Quantensprung im Kino ab: Die Erfolge von
3D-Filmen wie „Avatar“, „Ice Age 3“ und „Alice in Wonderland“ belegen das hohe
wirtschaftliche Potenzial von stereoskopischen Darstellungen für die Film- und Kinobranche.
In immer mehr Filmtheatern können 3D-Filme gezeigt und erlebt werden. Damit steigt die
Nachfrage nach neuen 3D-Produktionen. Allerdings sind die notwendigen
Netzwerkstrukturen zur Produktion von 3D-content in Deutschland nur rudimentär
ausgebaut. Es fehlte ein verbindendes Element. Das lnnovationsforum sollte den
erforderlichen Brückenschlag zwischen wissenschaftlich-technischen und kreativen
Forschungsprozessen herstellen. Es sollte regionale Unternehmen und deren Know-how mit
nationalen Akteuren vernetzen. Durch einen intensiven Wissenstransfer sollte der regionale
Kompetenzvorsprung ausgebaut und die überregionale Konkurrenzfähigkeit gesichert
werden.
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Es sollten weitere potenzielle 3D-Geschäftsbereiche analysiert und durch eine aktive
Bündnisarbeit erschlossen werden. Die Innovationsthemen und Ergebnisse sollten auf dem
Zukunftskongress zum Innovationsforum, vom 27. bis 29. September 2010 im
Mitteldeutschen Multimediazentrum in Halle präsentiert werden.
Vorrangiges Ziel des Innovationsforums war es die regionale Leistungsfähigkeit im neuen
S3D-Markt zu steigern und unter Beweis zu stellen.
Das Innovationsforum 3D-cinema und stereoskopische Medienproduktionen wurde durch
das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des
Förderprogramms Innovationsforen/Unternehmen Region unterstützt. Das Ministerium
fördert regionale Initiativen, die herausragende technologische, wissenschaftliche und
wirtschaftliche Kompetenzen in den Neuen Ländern ausbauen und es verstehen, diese
nachhaltig in Innovationen, mehr Wirtschaftswachstum und Beschäftigung umzusetzen.
Durchgeführt wurde das Innovationsforum vom Mitteldeutschen Multimediazentrum (MMZ),
das Sachsen-Anhalts wichtigstes Instrument der Medienwirtschaftsförderung ist. Im MMZ
sitzen derzeit über 40 Unternehmen der Medienwirtschaft, darunter namenhafte
internationale Produzenten, Spielentwickler und Dienstleister.
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III Durchführung des Innovationsforums
3.1 Die Steering-Group
Herzstück des Innovationsforums war/ist die Steering-Group. Der Fachbeirat bestand aus 13
Experten und bearbeitete aktuelle Themen und Fragestellungen der 3D-Branche. Die
Steering Group führte das Wissen verschiedener Disziplinen zusammen. Die führenden
Köpfe der deutschen Film- und Werbebranche sowie Wissenschaft und Forschung bündelten
ihre Kompetenzen in einem Team.
Die gemeinsamen Ziele lauteten:
„Die Möglichkeiten von S3D erfassen, sich durch gemeinsame Interessen vernetzen und
neue Entwicklungen im Innovationsthema 3D vorantreiben. Die Mitglieder der Steering
Group lenken das Innovationsforum fachlich und stellen für die anspruchsvollen Aufgaben ihr
ganzes persönliches und professionelles Know-how zur Verfügung. Gemeinsam wurden
Strategien zu allen Fragen der 3D-Wiedergabemöglichkeiten und des stereoskopischen
Workflows vorbereitet, Arbeitspakete formuliert und gemeinsame Projektarbeiten
strukturiert.“
Die Steering Group bestand aus folgenden Mitgliedern:
Ralf Schäfer, Heinrich-Hertz-Institut Josef Kluger , KUK Film Rebekka Garrido , The Post Republic Halle Igor Fürnberg , MotionWorks Markus Wallies , Teltec Daniel Simon , Digital Images Michael Spreemann , Cine Project Alexander Schaefer , MMZ-Halle Stefan Hansen , Dorland/Grey Dieter Heyer , MLU-Halle Gerhard Lampe , MLU-Halle Manuel Laval, Filmton Reinhard Bärenz, MDR
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3.2 Kick-Off-Meeting
Mit einem Kick-Off-Meeting präsentierte
sich das „Innovationsforum 3D-Cinema und
Stereoskopische Medienproduktionen“ am
30. April 2010 zum ersten Mal in großem
Rahmen der Öffentlichkeit. Über 60
Experten aus der nationalen Kino-, Film-,
Games- und Musikindustrie trafen sich im
Mitteldeutschen Multimediazentrum in
Halle. Ziel war es, sich zur
Innovationsfähigkeit des europäischen
Kinos im neuen 3D-Zeitalter
auszutauschen, gemeinsame Strategien zu
erörtern und potenzielle Geschäftsmodelle
der Zukunft kennen zu lernen.
Das Kick-Off-Meeting bildete den Auftakt zu einem innovativen Netzwerkbündnis regionaler
und überregionaler 3D-Experten.
Drei Panels boten Raum diese Themen zu diskutieren: „The Magic World of 3D-Movies -
Wirtschaftswunder oder Eintagsfliege?“, „Regionale 3D-Kompetenzen oder David gegen
Goliath?“ und „Weitere Geschäftsperspektiven und Potenziale oder forward2business!“
Zu diesen Themen sprachen unter anderem Tony Loeser, geschäftsführender Gesellschafter
der Animationsschmiede MotionWorks in Halle, Rebecca Garrido, Geschäftsführerin von The
Post Republic Halle sowie Dr. Lutz Fahrenkrog-Petersen, geschäftsführender Direktor am
Forschungszentrum Populäre Musik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zudem konnten
die Teilnehmer Ausschnitte aus aktuellen Produktionen, Trailer und andere 3D-Kostproben
auf der Leinwand im 3D-fähigen Kinosaal des MMZ´s erleben - natürlich „mit Brille“.
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Die Veranstaltung gab einen ersten Zwischenstand über die bisherigen Ergebnisse des
Forums, berichtete von Möglichkeiten und Grenzen der stereoskopischen Medienproduktion
und machte spannende Szenarien auf: „Das Innovationsforum versteht sich als
Zukunftskongress“, so Katerina Hagen. „Es geht uns vor allem um die Vernetzung in der
Region und mit nationalen Partnern, den Austausch von Wissen. Darüber hinaus wollen wir
natürlich erkunden, wie man den wertvollen Vorsprung, den so eine Expertengruppe bietet,
nutzen kann.“
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3.3 Workshops
Im Rahmen der Workshopreihe zum
Innovationsforum wurden insgesamt drei Veran-
staltungen durchgeführt, bei denen es vor allem
darum ging die brennenden Fragen der Branche
mit der Expertise verschiedener Fachleute zu
beantworten und praktische Kenntnisse zu
vermitteln. So startete die Workshopreihe mit
einer Praxisdemonstration zu neuen Produktions-
bedingungen und –anforderungen, die
insbesondere bei der Aufnahme stereoskopischer
Filmszenen zu berücksichtigen sind. Hierfür
stand ein professionelles 3D-Mirror-Rig mit den
entsprechenden S3D Kameras zur Verfügung.
Unter der Leitung des international erfolgreichen
Stereographers Michael Laakmann wurden
Grundbegriffe der stereos-kopischen Darstellung, des
Aufbaus und der Einrichtung der Technik erklärt, sowie
die gestalterischen Möglichkeiten und Fehlerquellen
von S3D-Produktionen benannt.
Durch diesen praktischen Exkurs wurde den
Workshopteilnehmern sehr schnell klar, wie wichtig die
neue Produktionsschnittstelle des Stereographers für
eine erfolgreiche S3D Produktion ist. Somit bildete der
Auftaktworkshop die praktische Basis für den
nachfolgenden zweiten Workshop, der sich mit den
Möglichkeiten und Notwendigkeiten von
Bewertungskriterien bei S3D-Filmen beschäftigte. Denn
nicht erst seit der Veröffentlichung des amerikanischen Blockbusters „Kampf der Titanen“,
der ein abschreckendes Beispiel für schlechtes S3D ist, beschäftigt sich die Branche mit der
Frage, welche Qualitätskriterien eine hochwertige stereoskopische Produktion erfüllen muss.
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Michael Laakmann (rechts) bei der Technikeinweisung
Im zweiten Workshop, der sich mit genau dieser Frage befasste, mahnte Produzent und 3D-
Pionier Josef Kluger, dass gewisse technische Regeln unbedingt eingehalten werden
müssen, um qualitativ hochwertiges 3D zu produzieren. So müssten aus seiner Sicht alle
Objekte im Bild von vorn bis hinten scharf sein, da Unschärfen nicht vom Auge ausgeglichen
werden könnten. Außerdem müsse die so genannte „1 Grad Regel“ unbedingt eingehalten
werden: Bei den 3D-Aufnahmen dürfen die beiden parallel aufgenommenen Bilder nicht zu
weit divergieren. Weiterhin sollte unbedingt die vertikale und rotierende Disparität beachtet
werden: Bilder, die nicht parallel auf der horizontalen Ebene liegen, oder rotierende Bilder,
führen zu Störungen, da das Auge diese Diskrepanz nicht ausgleichen kann. Durch falsche
Kameraeinstellung kann es zudem zu unterschiedlichen Helligkeiten kommen, die ebenfalls
schwer verarbeitet werden können. Alles in allem sollte dem Auge so wenig wie möglich
Anstrengung durch Fehlerkorrektur in der Wahrnehmung zugemutet werden. Das
menschliche Gehirn reagiert bei 3D-Bildern ohnehin sensibler auf Abweichungen als beim
natürlichen Seherlebnis.
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Projektleiterin Katerina Hagen während des 2. Workshops
Gegenstand des dritten Workshops war es die Diskussionsbeiträge des unmittelbar
bevorstehenden Innovationskongresses vorzubereiten und mögliche Fehlerquellen bei der
geplanten 3D-Live-Konzertübertragung zu identifizieren. Ein besonderes Augenmerk wurde
dabei auf die zu leistende Koordinations- und Kommunikationsarbeit gelegt. Denn nie zuvor
gab es so viele unterschiedliche Produktionsschnittstellen. So musste neben der Band und
der Regie vor Ort auch die 3D-Bildbearbeitung und Signalübertragung absolut synchron
funktionieren. Hinzu kam die Vorbereitung des gesamten technischen Ablaufs. Hier zeigte
sich die Leistungsfähigkeit der Steering Group und ihrer Mitglieder, die mit dem gebündelten
Fachwissen verschiedener Disziplinen den technischen Ablaufplan des weltweit ersten 3D-
Live-Konzerts präzisierten.
Eindrücke vom 3. Workshop
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3.4 Kongress
Höhepunkt des Innovationsforums war der
zweieinhalbtägige Innovationsfachkongress
vom 27. bis 29. September 2010, der im
Mitteldeutschen Multimediazentrum Halle
(Saale) statt-fand. Es trafen sich über 100
Entscheider (+ ca. 90 Gäste) der nationalen
Kino-, Film-, Musik-, Werbe- und
Gamesbranche, um die regionale Kompetenz
in Sachsen-Anhalt kennen zu lernen.
Während des Kongresses wurden die
Arbeitsergebnisse der Steering-Group als
ShowCase vorgestellt und diskutiert.
Technologische Innovationen, wie bspw. eine
Fotokamera mit integriertem
autostereoskopischen Display, konnten vor
Ort besichtigt und hinterfragt werden.
Inhaltlich wurde der Kongress durch unterschiedliche Panel gestaltet, die in Form von
Podiumsdiskussionen stattfanden. Als Referenten konnten hierfür u. a. namenhafte
Produzenten, Wissenschaftler und Verleiher gewonnen werden. Auf viel Zuspruch stießen
zudem die gezeigten Produktionsnotizen, von zum Teil noch nicht veröffentlichten Filmen.
Auf zwei Abendveranstaltungen (ein Galaabend und ein Kinoempfang) bot sich die
Möglichkeit sich informell auszutauschen oder sich schlicht kennen zu lernen. Ein Bild von
der Leistungsfähigkeit des Forums konnten sich alle Kongressteilnehmer bei einer
exklusiven Besichtigung der Live-Produktionsstätte im halleschen Steintor-Varieté machen.
Von dort wurde am 28.09.2010, im Rahmen des Kongresses, das weltweit erste 3D-
Livekonzert übertragen.
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Eindrücke vom Kongresszelt
Welcome Counter
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3.4.1 Zusammenfassung Tag 1
„Das Thema 3D eröffnete dem Unterhaltungsmedium Kino eine ganz neue Dimension.“ Mit
diesen Worten begrüßte Katerina Hagen, Geschäftsführerin des Mitteldeutschen
Multimediazentrums Halle (MMZ) die Gäste des Innovationsfachkongresses Die Magie der
Dritten Dimension. Rund 180 Vertreter der Medienbranche, 3D-Experten und kreative
Vordenker tauschten sich darüber aus, wie die neue 3D-Zukunft aussehen könnte. Es wurde
diskutiert, welche branchenübergreifenden Geschäftsmodelle zwischen Kino, Fernsehen,
Spiele- und Musikindustrie erfolgsversprechend sind.
Katerina Hagen zur Kongresseröffnung
In seinem Grußwort äußerte Dr. Reiner Haseloff, Minister für Wirtschaft und Arbeit des
Landes Sachsen-Anhalt, die Überzeugung, dass die Kreativ- und Medienwirtschaft des
Bundeslandes das Potenzial habe, sich von einem Wachstumskern zu einem bedeutenden
Wirtschaftscluster zu entwickeln. „Das Ziel unserer Förderaktivitäten ist es, langfristig mit
Medienstandorten wie Köln, München und Berlin gleichzuziehen und greifbare wirtschaftliche
Effekte für die Region generieren“, so Haseloff.
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Für Hans-Peter Hiepe, Leiter des Referats „Regionale
Innovationsinitiativen; Neue Länder“ im
Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) zeichnet sich nach 20 Jahren Aufbau Ost ein
Paradigmenwechsel hin zum Thema „Zukunft Ost“ ab.
Dabei gewännen neben innovativen Ideen und der
Vernetzung der Akteure zunehmend
unternehmerische Strategien an Bedeutung.
„Innovationsforen wie dieses standen dabei schon oft
am Beginn einer erfolgreichen wirtschaftlichen
Entwicklung.“
Wirtschaftliche Fragen zur Produktion und Verwertung von 3D-Inhalten für das Kino
bestimmten auch die Diskussionen auf dem Leadpanel, das den inhaltlichen Schwerpunkt
des ersten Kongresstages bildete. So verwies Torsten Koch, Geschäftsführer Constantin
Film Verleih, auf die 20-30 Prozent Mehrkosten für 3D-Produktionen, die durch die
Verwertung wieder eingespielt werden müssten. Knapp 700 3D-fähige Leinwände in
Deutschland seien dazu noch zu wenig.
Eine ähnliche Position vertrat auch Thomas Menne, Geschäftsführer der Walt Disney
Studios Motion Picture Germany: „Wir haben in Deutschland kein Problem bei den
Produzenten oder Verleihern sondern bei der Distribution.“ Er plädierte vor dem Hintergrund
der noch geringen Zahl an 3D-Leinwänden deshalb auch für eine flexiblere Gestaltung des
Zeitfensters für die Kinoverwertung: „Das Gros der Filme ist nach 6-8 Wochen wieder aus
den Kinos raus, warum sollen die Zuschauer dann noch Monate auf die DVD bzw. Blu-Ray
warten?“ Hier könne eine flexiblere Handhabung bessere Verwertungschancen sowohl für
Kinobetreiber als auch für Verleiher bieten.
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Dagegen sah Kim-Ludolf Koch, Geschäftsführer Cineplex Deutschland, die teuren
Investitionen in die Digitalisierung durch eine mögliche Kürzung des Auswertungszeitraums
in den Kinos gefährdet.
Kim-Ludolf Koch (links) im Gespräch
Das Thema 3D habe sich als wichtiger Treiber für die Digitalisierung der deutschen Kinos
erwiesen. Allein sein Unternehmen habe bereits 120 Leinwände mit der neuen Technologie
ausgerüstet. Angesichts der damit verbundenen Investitionen von rund zehn Millionen Euro
brauche es nun dringend eine langfristige Investitionssicherheit. Dies gelte auch für die
Etablierung eines gemeinsamen technischen Standard auf Basis der Richtlinien der „Digital
Cinema Initiatives“.
Für große Unsicherheit in der Branche sorgten auch die Diskussionen und rechtlichen
Auseinandersetzungen, um die Filmförderungsanstalt FFA und die durch sie von den
Kinobetreibern erhobene Filmabgabe. Deren Vorstand Peter Dinges verteidigte die
derzeitigen Förderkriterien für die Digitalisierung, die eine Beschränkung auf Programmkinos
mit einem Jahresumsatz zwischen 40.000 und 260.000 Euro vorsehen.
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„Wir fördern als erstes die kleineren Kinos, die es wirklich brauchen, um sie bei der
Digitalisierung mitzunehmen“, so Dinges.
Kongresseröffnung
Auf die Bedeutung der FFA verwies auch Alexander Thies, Vorstandsvorsitzender der Allianz
Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen. „An Ihrer Existenz hängt nicht nur der weitere
Prozess der Digitalisierung. Ohne diese Institution und ihre Förderung würde es keinen
deutschen Kinofilm geben!“ Thies zeigte sich überzeugt, dass ein großer Teil der Branche
die großen, mit Digitalisierung und 3D verbundenen Chancen sehe und die Entwicklung
weiter voranbringen wolle. Den Weg dahin gelte es nun im gemeinsamen Dialog zu
gestalten. Einig waren sich die Panelteilnehmer hinsichtlich der hohen Bedeutung
einheitlicher Qualitätsstandards für den Erfolg der 3D-Technologie. Hier müssten sich alle
Marktteilnehmer Ihrer hohen Verantwortung gegenüber den Konsumenten bewusst sein und
deren Erwartungen an das Erlebnis 3D nicht durch minderwertige Produktionen enttäuschen.
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Sektempfang zum Galaabend am ersten Kongresstag
Liveband während des Galaabends
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Impressionen des Galadinners
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3.4.2 Zusammenfassung Tag 2 Der zweite Tag des S3D-Innovationskongresses widmete sich alternativem Content oder
alternativen Contents für Kinos, neuen Konzepten in der Musikbranche und 3D im
Fernsehen.
Verschwindet mit der Digitalisierung die Vielfalt der deutschen Kinolandschaft? Oder bietet
sich damit auch für kleine Arthouse-Kinos die Chance auf neue Geschäftsmodelle? Diese
Fragen standen zu Beginn des zweiten Tages beim S3D-Innovationskongress „Die Magie
der dritten Dimension“ im Panel Filmwirtschaft: „Die Revolution frisst ihre Kinder:
Wirtschaftswunder 3D oder Büchse der Pandora?“ auf der Tagesordnung.
Podiumdiskussion
Für Christian Sommer, Geschäftsführer der CineMedia Film AG wird 3D seinen festen Platz
im Kino der Zukunft haben: „Ich rechne langfristig mit einem Marktanteil von 20-40 Prozent.
Dabei werden bestimmte Genres kaum noch ohne 3D auskommen.“ Trotzdem sei die
Technologie aber in erster Linie ein dramaturgisches Mittel, das dazu diene, die Geschichte
des Films zu unterstützen. „Einen Film von Woody Allen wird man sich auch zukünftig nicht
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in 3D ansehen müssen“, ist Sommer überzeugt. Für sein Unternehmen, das als Post-
Production-Dienstleister 3D-Filme wie „Die Konferenz der Tiere“ betreute, bedeute die
Digitalisierung erst einmal erhebliche Investitionen. „Trotzdem sehe ich in der Entwicklung
nur Chancen. Das Kino der Zukunft wird viele neue Geschäftsmodelle bereithalten, etwa
individualisierte Werbung ohne Streuverluste, über die wir noch gar nicht sprechen“.
Das sah Johannes Klingsporn, Geschäftsführer des VdF – Verband der Filmverleiher e. V.,
ganz ähnlich. Wer die Entwicklung nur auf die digitale Projektion reduziere, übersehe das
weitreichende Innovationspotenzial der Technik, etwa in Form elektronischer
Abrechnungssysteme und digitaler Infokanäle. „Die Kinos müssen endlich im digitalen
Zeitalter ankommen, welches für ihr jüngeres Publikum längst selbstverständlich ist“.
Besonders bei den Programmkinos sehe er stattdessen oft nostalgische Verweigerung.
Dabei spielten aber auch die Kosten für die Digitalisierung eine Rolle. Zwar seien die
Verleiher bereit, Ihren Anteil an notwendigen Investitionen für Digitalisierung zu leisten.
„Doch bei einem Jahresumsatz von weniger als 40.000 Euro sehe ich in der Tat kaum
sinnvolle Geschäftsmodelle, um die Investitionen von 60-70.000 Euro zu schultern“, so
Klingsporn.
Vorführung einer Produktionsnotiz im MMZ-Kinosaal
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Auch Michael Spreemann, Filialleiter Berlin der CineProject GmbH, welche Kinos mit
digitalem Equipment ausrüstet, sieht die Existenz vieler kleiner Häuser gefährdet: „Da
werden ein paar auf der Strecke bleiben“. Die erneuten Diskussionen um „einfachere“
Alternativen zum DCI-Standard finde er persönlich erschreckend. „Hier eine deutsche
Insellösung zu schaffen, wäre international eine Sackgasse“, so Spreemann. Die meisten
Verleiher würden auf DCI bestehen, weil dies der einzige Qualitätsstandard sei und
Sicherheit gegen illegale digitale Kopien biete. Noch wichtiger sei für ihn allerdings die
Frage, wer die Einhaltung des neuen Standards kontrolliere. „Hier ist ein digitaler TÜV
notwendig, um eine hohe Qualität zu gewährleisten.“ Nur so könne sich das Kino als
Premium-Marke gegenüber anderen Medienangeboten behaupten.
Bringt die 3D-Technologie neue geschäftliche und kreative Perspektiven für die seit Jahren
unter Druck befindliche Musikwirtschaft? Was technisch heute möglich ist, zeigte die
Weltpremiere des 3D-Livekonzertes der Fantastischen Vier am 28.09.2010. „Die Fantas
waren technisch schon immer weit vorn, haben als erste deutsche Band eine CD-ROM
veröffentlicht. Deswegen wollten wir von Anfang an hier dabei sein“, erklärte Bandmanager
Andreas Läsker bereits am Nachmittag im Panel Musikwirtschaft: „Popcorn und Brille: Neue,
innovative Konzepte für die Musikbranche“. Ob 3D-Kinokonzerte bald zum Standard in der
Popmusik werden können, bezweifelte Läsker allerdings. „Es sind spektakuläre Bilder, es
macht einen Riesenspaß und es ist einfach noch unbezahlbar“, scherzte der Manager der
Fantastischen Vier.
„Als eine der wenigen Zukunftschancen für die Musikindustrie“ bezeichnete dagegen Dr. Lutz
Fahrenkrog-Petersen, geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums Populäre Musik
an der Humboldt-Universität zu Berlin, die 3D-Live-Konzerte im Kino. Diese böten gute
Chancen neue Zielgruppen zu erreichen. Die Branche müsse deshalb jetzt intensiv in das
Thema investieren. “Hier sehe ich viel Raum für radikale Ideen und strukturelle
Veränderungen”, so die Auffassung des Wissenschaftlers.
Für Ronald Horstman, Director Business Development bei Sony Music Entertainment & New
Business Division sind 3D-Produkte besonders im Rahmen der Zweitverwertung interessant.
Er verwies dabei auf die 3D-Blu-Ray des Konzertes der Fantastischen Vier, die bereits jetzt
bei Amazon bestellbar ist. Ebenfalls denkbar sei eine Verwertung von 3D-Inhalten im Bereich
von Pay-TV und IPTV. Sein Unternehmen beobachte diese Entwicklung sehr genau.
Dagegen sah Sebastian Kahlich, Group Account Director Music & Entertainment bei MTV
Networks Germany, im Thema 3D-Liveübertragungen derzeit noch kein Geschäftsmodell. So
gehe es bei Konzerten um die Atmosphäre eines Live-Erlebnisses, welche die Technik noch
nicht bieten könne. „Auch 2D-Konzertausstrahlungen haben nur begrenztes
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Publikumspotenzial und der Markt für Musik-DVDs ist so gut wie nicht existent“, so Kahlich.
Darüber hinaus sehe er ein mögliches Konfliktpotenzial mit Musikern und Veranstaltern, zu
deren letzten lukrativen Geschäftsfeldern die Tourneen und Festivalauftritte gehören.
„Trotzdem könnten 3D-Konzerte als singuläres Event, etwa zum Release eines neuen
Albums gut funktionieren“. Auch die MTV „Unplugged“-Reihe mit ihren ungewöhnlichen
Locations wäre in 3D vorstellbar, wenn sich Sponsoren für die Übernahme der Kosten
fänden.
Angesichts des 3D-Hypes auf der IFA stellt sich für viele Experten die Frage: Verliert das
Kino das grade erst erworbene Alleinstellungsmerkmal 3D bereits wieder an das Fernsehen?
„Das Fernsehen steht in den Startlöchern und die Kinos müssen in ihr Angebot investieren,
um nicht am Ende in die Röhre zu schauen“, meinte dazu Carsten Schuffert, Geschäftsführer
der Bewegte Bilder Medien AG, im dritten Panel des gestrigen Konferenztages zum Thema
„Perspektive S3D – Wie geht’s weiter mit der dritten Dimension?“ Auch wenn Kinos primär
Filmabspielstätten blieben, böten sich zahlreiche Chancen für alternativen Content, wenn
dessen Qualität, Frequenz und die technische Umsetzung stimmten. „Hier kann Kino mit der
großen Leinwand und dem Angebot eines Gemeinschaftserlebnisses gegenüber dem
Fernsehen punkten“, ist sich Schuffert sicher.
Stephan Heimbecher, Head of Innovations & Standards / Technology bei der Sky
Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG, bietet schon heute alternativen Content an. Sein
Sender startete am 3. Oktober 2010 einen 3D-Kanal. „Wir beginnen mit Sportübertragungen
in 3D, später sollen Live-Events, Blockbuster und Dokumentationen folgen. Zum Start ist
aber weniger mehr, denn wirklich guter 3D-Content ist derzeit noch rar“, erklärte Heimbecher
während des Panels. Auch die Wirtschaftlichkeit sei angesichts hoher Kosten und aktuell
rund 25.000 verkauften 3D-Fernsehgeräten noch ein Problem. In dieser frühen Phase gehe
es vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln, welche Formate und Inhalte sich für 3D
eignen.
Lerneffekte identifizierte Günther Farrenkopf, Technischer Leiter Bavaria Studios &
Production Service, während der Diskussion auch beim Umgang mit der gewachsenen Zahl
an Distributionskanälen. Der Nutzer sei heute in der Lage den gewünschten Content zu einer
Zeit seiner Wahl auf vielen verschiedenen Wegen zu beziehen. „Wir werden dabei auch
lernen müssen, dass nicht jeder Content zu jedem möglichen Vertriebsweg passt“, so
Farrenkopf.
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3.4.3 Zusammenfassung Tag 3
Der S3D-Innovationskongress endete mit Diskussion über die Qualität von 3D-Produktionen
und wie diese in Zukunft zu gewährleisten ist.
Kopfschmerzen, Augenprobleme, Übelkeit und Desorientierung – so manche
Erfahrungsberichte von Zuschauern nach dem Besuch eines 3D-Films lesen sich
stellenweise wie der Beipackzettel zu einem Medikament. Welche Ursachen liegen dem
zugrunde? Brauchen wir ein neues Gütesiegel für 3D-Produktionen, um die Erfolge der
neuen Technik nicht zu gefährden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Panels „3D-
Tüv: Innovationen sichern: Qualität und Gütesiegel für die dritte Dimension“, mit dem der
Innovationsfachkongress “forward2business: Die Magie der Dritten Dimension“ am Mittwoch
in Halle/Saale endete.
Für Dr. Thomas Negele, Vorstandsvorsitzender des HDF Kino e. V., war die Antwort
eindeutig: „Als Kinobetreiber verlangen wir vom Zuschauer drei bis vier Euro mehr, da muss
die Qualität auch stimmen.“ Deshalb hätten nachträglich in 3D konvertierte Filme keine
Zukunft. „Wenn mir eine handwerklich schlechte 3D-Fasssung nicht gefällt, zeige ich den
Film eben nur in 2D“, so Negele. Er räumte allerdings auch ein, dass Kinos ohne große
Marktmacht diese unabhängige Haltung gegenüber den Verleihern in der Praxis nur schwer
durchsetzen könnten. Zur Durchsetzung eines hohen Qualitätsstandards für 3D-
Produktionen in Deutschland plädierten, statt eines weiteren Qualitätssiegels für den
verantwortungsvollen Umgang aller Akteure mit der neuen Technologie sowie für die
Schaffung von Weiterbildungsangeboten für Regisseure, Kameraleute und Produzenten.
Die Ursachen für verminderten 3D-Genuss oder sogar mitunter auftretende körperliche
Beschwerden können aber nicht nur in der minderwertigen Qualität mancher Produktionen
liegen. „Menschen die Probleme mit dem beidseitigem Sehen haben oder bei denen der
Brechwert beider Augen um mehr als 2 Dioptrien differiert, haben generell Probleme 3D zu
sehen“, erklärte Dr. Andreas Berke vom Zentralverband der Augenoptiker. Je enger der
Augenabstand sei, umso besser werden dagegen 3D-Effekte wahrgenommen. Deshalb
seien die standardisierten Brillen in den Kinos mitunter nicht nur ein Problem in Sachen
Tragekomfort. Speziell bei Kindern dauere es bis zum fünften Lebensjahr, bis die Fähigkeit
zum räumlichen Sehen voll ausgeprägt sei. „Sich vorher einen 3D-Film anzusehen, macht
daher nicht viel Sinn“, so Berke.
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Referenten des „Qualitäts-Panels“
Tony Loeser, Geschäftsführer MotionWorks GmbH, dessen Unternehmen bisher durch
erfolgreiche 2D-Animationsfilme bekannt wurde, kündigte auf dem Panel an, die nächsten
Produktionen in 3D zu planen. Bei der Gestaltung von 3D-Filmen sei zu beobachten, dass
nach einer anfänglichen Phase des Ausprobierens aller möglichen Effekte, 3D jetzt
zunehmend sparsamer und gezielter eingesetzt werde, was insgesamt der Qualität zugute-
komme. Im Bereich des Animationsfilms gebe es darüber hinaus derzeit eine breite
Diskussion in der Branche, ob und in welcher Form stereoskopische Filme für Kinder
geeignet seien.
Bereits seit 2008 untersucht Prof. Dr. Claudia Wegener die Erfahrungen von Zuschauern mit
3D-Filmen. Die Wissenschaftlerin von der Forschungsgruppe PRIME an der Hochschule für
Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg hat dabei auch die Wirkung von
3D auf Kinder untersucht. „Während eines Kinobesuches bei Kindern aufkommende Ängste
sind größtenteils inhaltlich motiviert. 3D-Effekte selbst verstärken dies maximal in
Einzelfällen.“
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Dieser Einschätzung folgt auch Birgit Goehlnich von der FSK – Freiwillige Selbstkontrolle der
Filmwirtschaft GmbH. Die FSK untersucht, ob ein Film eine nachhaltig beeinträchtigende
Wirkung auf Kinder und Jugendliche hat. „Deshalb wird es in Deutschland keine
unterschiedlichen Altersfreigaben für die 2D- und 3D-Fassung eines Filmes geben“, so
Goehlnich. Sie verwies darauf, dass auch Eltern eine entsprechende Medienkompetenz im
Umgang mit der neuen Technologie erlernen müssten. Auch die FBW – Deutsche Film- und
Medienbewertung bewertet den Inhalt und die handwerkliche Umsetzung von 2D- und 3D-
Produktionen mit den gleichen Kriterien, wie ihre Direktorin Bettina Buchler auf dem Panel
ausführte. „Ein guter oder schlechter Film ist auch in 3D gut oder schlecht“, so Buchler.
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Transfer zum Produktionsort mit historischen Bussen und Cityguide
Führung der Kongressteilnehmer am Produktionsort
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Transfer der Kongressgäste zum Übertragungskino mit historischen Straßenbahnen
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VIP-Stehempfang im the light cinema vor der Übertragung
Grußworte von Medienminister Rainer Robra
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Volle Säle im Übertragungskino und im…
Steintor Varieté, wo das Konzert aufgezeichnet wurde
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IV Die Produktion
4.1 Zusammenfassung des 3D-Regisseurs
Am 28. September 2010 um 20.30 Uhr wurde erstmalig ein
Konzert in 91 Kinos in 5 Ländern live in 3D übertragen: das
Konzert der Fantastischen Vier aus dem Steintor Varieté in Halle.
Warum und wieso ein derart komplexes und risikobehaftetes
Projekt in solch überzeugender Weise geklappt hat und sowohl
beim Publikum als auch bei den kritisch beobachtenden
Experten große Begeisterung hervorrief, möchte ich in der
Rückschau näher betrachten.
Die Rezepte dafür, was unser Land, die Wirtschaft und die Welt im allgemeinen nach vorne
bringen könnte, sind gespickt mit Schlagworten wie: Netzwerke bilden, Leitbildern folgen,
Eigenverantwortung stärken, interdisziplinär handeln etc. Und meist bleibt es dabei, dass
diese Schlagwörter in den Raum geworfen werden und dort lösen sie sich nach kurzer Zeit
wieder auf ohne nachhaltig Wirkung zu zeigen. Doch beim genauen Hinsehen haben genau
jene Rezepte zum Erfolg dieses einmaligen 3D Events geführt. Aber was lief diesmal anders,
wie wurden diese theoretischen Worthülsen tatsächlich zur Substanz des Erfolgs?
Es gab ein gemeinsames Leitbild, ein klar definiertes Ziel - und diese Traube hing verdammt
hoch! Den Partnern, die mit viel Eigenleistung und überdurchschnittlichem Engagement das
Projekt unterstützten, bot sich die Perspektive, ein völlig neues Geschäftsfeld für 3D und das
Konzertbusiness zu öffnen - wenn alles klappen würde!
- und wenn nicht....?!?
Uns aktiv Beteiligten war also von Anfang bewusst: das Eis, auf das wir uns wagen, wird
verdammt dünn, die Gefahr des Scheiterns latent bis zum Ende vorhanden sein.
Waren auch viele einzelne Abschnitte der komplexen Produktions- und Übertragungskette im
Vorfeld schon in der einen oder anderen Weise realisiert worden, so war in diesem
speziellen Fall die alte Binsenweisheit „das Gesamte ist mehr als die Summe der Einzelteile“
absolut zutreffend. Wie würden die einzelnen Komponenten zusammenspielen? Wo gab es
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Schnittstellen, die bei noch so intensiver theoretischer Überlegung in der Praxis vielleicht
doch nicht zusammenspielten? Diese Aufgaben waren eben nur im Netzwerk zu lösen.
Die Produktionspartner waren daher gefordert, an die Partner und die gesamten Abläufe
davor und danach in der Kette zu denken. Die Maxime „geliefert wir bestellt“ war längst nicht
ausreichend. Mitdenken und Mitmachen, um die gesamte Kette zu stärken, war
unverzichtbar - interdisziplinäres Handeln par excellence. Und wer immer eine
Schwachstelle ausfindig machte, tat alles, um sie zu beseitigen - ganz eigenverantwortlich.
Jeder Partner wusste, dass letztlich eine positive Beurteilung seines Beitrags nur dann
erfolgen würde, wenn die 3D Live-Übertragung in der Gesamtheit ein Erfolg wird. „Nur der
geringste Fehler und schon kannst Du‘s vergessen“ - besser als in dieser Textzeile der Fanta
4 kann man es gar nicht sagen. Wäre nur eine Leinwand dunkel geblieben, so wäre das
Thema 3D Live-Übertragung erstmal von der Bildfläche verschwunden. Es kam anders und
die mutige Vision der Initiatoren des 3D-Innovationsforums wurde zur überzeugenden
Realität - nach einem Rezept, das ich gerne zur Nachahmung empfehlen möchte!
Josef Kluger
Geschäftsführer KUK Fim
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4.2 Interview mit dem Hip Hopper Smudo
Die Fantastischen Vier traten erstmals 1989 in einem
kleinen stuttgarter Club auf einer selbstimprovisierten
Bühne auf. Heute füllen ihre Auftritte ganze Stadien und
sie zählen zu den erfolgreichsten deutschen Bands
überhaupt. Sie wurden mehrfach mit dem Comet- und
Echo-Award ausgezeichnet und ihr aktuelles
Studioalbum erreichte innerhalb kürzester Zeit
Goldstatus. Das Innovationsforum 3D Cinema und
Stereoskopische Medienproduktion traf sich im Vorfeld der Übertragung mit Smudo von den
Fantastischen Vier und befragte ihn zu dem innovativen Großevent. Lesen hier das
vollständige Interview.
Was reizt die älteste deutsche Hip Hop Band am meis ten an der weltweit ersten 3D
Live-Konzertübertragung?
Smudo: Wir sind immer schon von Natur aus an außergewöhnlichen Projekten interessiert.
Dieses Interesse führte uns vor knapp 10 Jahren an das erste MTV Unplugged einer
deutschsprachigen Band in eine Natursteinhöhle oder z.B. zu unserem 20-Jahre-
Jubiläumskonzert mit sechzigköpfigen Orchester in Stuttgart letztes Jahr. 3D-Show plus
Live-Übertragung in Kinos ist eine Herausforderung, die wir gerne annehmen.
Werdet ihr eure Bühnenshow für die Zuschauer im 3D- Kino anpassen?
Smudo: Wir werden im Bühnenbild mehr Tiefe einbauen, als wir es z.B. auf der November-
Tour machen werden. Vor allem aber wird sich das Konzert in den Schnitten und den
Kamerapositionen von gewöhnlichen Live-Aufzeichnungen unterscheiden.
Was unterscheidet das Konzert am 28. September im S teintor von euren bisherigen
Auftritten?
Smudo: Es ist gut möglich, dass wir uns auf der Bühne anders positionieren müssen als wir
es bisher gewohnt waren. Wir werden uns bei den Proben mehr auf choreographische
Aspekte als auf Musikalitäten konzentrieren müssen. Hinzu kommt, dass wir auf den ohnehin
engen Raum einen Haufen Technik packen werden.
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Auf eurem neuen Album gibt es einen Song, der „Dann mach doch mal“ heißt. Kam es
so auch zu der ungewöhnlichen Kooperation mit dem 3 D-Innovationsforum?
Smudo: „Dann Mach Doch Mal“; ein Lied gegen den Passiv-Kritisierenden und für den Aktiv-
Handelden. Das Mitteldeutsche Multimediazentrum in Halle suchte nach einem Highlight für
ihren diesjährigen forward2business Kongress und das 3D-Innovationsforum und meldete
sich bei unserem Management. Durch den Radiosender MDR Sputnik, der als
Initialzündungspräsentator eine derartige Sogwirkung entwickelte, dass mittlerweile alle
ARD-Jugendwellen an dem Projekt beteiligt sind, kam es dann zur Zusammenarbeit. Eine
kleine Idee ist nun sehr groß geworden. Das erhöht natürlich unseren Druck. Aber das ist
positiv.
Werdet ihr in Zukunft nur noch in 3D übertragen?
Smudo: Ich denke, dass dieses Event auf lange Zeit hin einmalig sein wird. Es ist mit hohem
Aufwand verbunden und noch gibt das der Markt nicht her; die Leute sind ja gerade eben
erst mehr oder weniger im bezahlbaren HD-Zeitalter angekommen. Es geht in diesem Fall
um eine Darstellung der Möglichkeiten mit 3D- Konzerten nebst Übertragungen die ohne die
breite Front der Unterstützer, nicht möglich wäre.
Wie kommt die Konzertübertragung bei euren Fans und /oder Management an?
Smudo: Sehr gut. Viele Fans haben sich bereits Kinotickets gekauft und freuen sich auf eine
außergewöhnliche Fanta-Sause im Kino. Auf der Bühne kennen Sie uns ja, wie es sich aber
mit Popcorn auf dem Schoß bei Ihrer Band verhält, ist neu. Es gibt natürlich auch ein paar
„Möönsch, müsst ihr auch auf den 3D-Zug aufspringen“-Nörgler, aber die verkennen ja zum
einen den Mörderaufwand und wie gesagt; die gehören auch zu den Passiv-Kritisierenden.
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Eindrücke vom Produktionsort
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V Presse und PR-Maßnahmen
Das gesamte Innovationsforum wurde von
intensiven PR-Maßnahmen begleitet. Es gab
regelmäßige Onlinenewsletter, Interviews mit
beteiligten Akteuren, Pressekonferenzen zum
Kick-Off und zum Kongress, Gespräche mit
diversen Fachredakteuren und 14
verschiedene Pressemitteilungen. Für einen
ausgewählten Kreis von Fachjournalisten
wurde eine Pressereise nach Halle organisiert. Für die angereisten Journalisten wurde ein
Extraprogramm aufgestellt, das ihnen die Möglichkeit gab hinter die Kulissen zu schauen
und exklusive Interviews zu führen.
Die Presse wurde während des gesamten Innovationsforums von zwei PR-Verantwortlichen
betreut. Insgesamt konnten auf diese Weise mehr als 700 Veröffentlichungen in Radio, TV
und Print registriert werden. Hinzu kommen Onlineberichte auf ca. 50 verschiedenen
Internetportalen. Hervorzuheben sind dabei Berichte auf „ntv“, „n24“, „RTL“, in der
„Tagesschau“, in der FAZ, der Süddeutschen und in der BILD sowie ein 3D-Teaser, der
öffentlich und online zugänglich ist. Der Teaser wurde mittlerweile über 8.100 Mal gesehen
(Stand: 13.12.2011).1 Durch die breite Streuung der einzelnen Meldungen konnten viele
unterschiedliche Zielgruppen erreicht werden, was die öffentliche Wahrnehmung erhöhte.
Die wichtigsten Pressemeldungen können nach wie vor im Pressebereich der
Projekthomepage www.3d-innovationsforum abgerufen werden.
Nach Ende des Projekts hat sich die Produktionsfirma der „Fantastischen Vier“ Sony Music
dazu entschlossen, das Konzert auf einer 3D-Blu Ray Disc zu veröffentlichen. Die Disc ist im
Handel erhältlich und sowohl in 2D als auch in stereoskopischen 3D anschaubar. Die Blu-
Ray wurde mittlerweile über 30.000 Mal verkauft.
1 Vgl.: http://www.youtube.com/watch?v=KJb5a-GRG7k
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Pressekonferenz in der Landesvertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Berlin
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Pressekonferenz zum Innovationskongress…
u.a. mit Thomas D
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Zahlreiche Berichte entstanden live
Stets gute Motive
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Die Referenten waren begehrte Interviewpartner
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Zusätzliche Promotion
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VI Sponsoren und Unterstützer
Die MMZ-Halle GmbH und die Mitglieder der Steering-Group bedanken sich beim
Fördermittelgeber (BMBF), dem Projektträger (DLR), bei den Sponsoren und bei den
unzähligen Unterstützen. Ohne die gebündelten Anstrengungen aller Beteiligter wäre ein
solches Projekt nicht realisierbar gewesen.
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VII Programmheft
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VIII BMBF-Flyer