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Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

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Page 1: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

Page 2: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Vorstellung

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

Page 3: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz3 HfWU NürtingenLars Hauschild

Diplom Kaufmann, Universität Stuttgart

1998 – 2001 DEKRA AG, Konzernstrategie

2001 – 2002 DEKRA International, Projektleiter Fahrzeugprüfwesen EuropaProjekte in Finnland, Dänemark, Spanien und Türkei

Seit 2003 DEKRA International, Regional Manager Latin AmericaProjekt in Brasilien, Peru und ChileDerzeit Projekte in El Salvador und Ecuador

Kontakt: DEKRA International GmbHHandwerkstrasse 1570565 StuttgartTel.: +49 (711) 7861 – 2305

[email protected]

Lars Hauschild - DEKRA International GmbH

Page 4: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Termine der VorlesungSS 2006

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

Page 5: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz5 HfWU NürtingenLars Hauschild

05.04.06 Vorlesung

12.04.06 Vorlesung

26.04.06 Vorlesung

10.05.06 Vorlesung

17.05.06 Gruppenarbeit (Gruppe 1)

24.05.06 Gruppenarbeit (Gruppe 2)

??? Gruppenarbeit (Gruppe 3)

28.06.06 Auswertung Gruppenarbeiten, Prüfungsvorbereitung

Termine SS 2006

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Interkulturelle Kompetenz6 HfWU NürtingenLars Hauschild

Organisatorisches ...

Vorlesung:Jetzt im 2. Semester; nur noch vier Doppelvorlesungen

Prüfungen: mündliche Prüfung: Gemeinschaftsprüfung, 30-Minuten

schriftliche Prüfung: Gemeinschaftsprüfung mit Wirtschaftsrecht (50/50)

Prüfungsinhalte werden in der letzten Veranstaltung besprochen

Gruppenarbeiten sind Bestandteil beider Prüfungen

Gruppenarbeit:Fallstudien in Kleingruppen

Skript:PowerPoint-Präsentationen anstelle Skript

Achtung: Inhalte haben sich gegenüber letztem Semester geändert

Sprechstunde/Fragen:Am Rande der Veranstaltungen oder nach individueller Vereinbarung

Mail: [email protected]

Tel.: +49 711 7861 2305

Page 7: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Literaturempfehlung zur Vorlesung„Interkulturelle Kompetenz“

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

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Interkulturelle Kompetenz8 HfWU NürtingenLars Hauschild

Rothlauf, J. „Interkulturelles Management“, WiSo-Lehr- und Handbücher, R. Oldenbourg Verlag, München und Wien, 1999

Maletzke, G. „Interkulturelle Kommunikaten – zur Interaktionzwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen,Westdeutscher Verlag, 1996

Baumer, T. „Handbuch interkultureller Kompetenz“,

orell füssli Verlag AG, 2002

Primärliteratur

Page 9: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz9 HfWU NürtingenLars Hauschild

Müller, W. G. „Interkulturelle Werbung“, Physica-Verlag,Heidelberg, 1997

Schugk, M. „Interkulturelle Kommunikation“, Vahlen Verlag, 2004

Thomas, A. u.a. „Handbuch Interkulturelle Kommunikation undKooperation“, 2 Bde., Vandenhoeck & Ruprecht, 2003

Sekundärliteratur

Page 10: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Gliederung der Lehrveranstaltung„Interkulturelle Kompetenz“

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

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Interkulturelle Kompetenz11 HfWU NürtingenLars Hauschild

0. Einleitung und Ziel der Lehrveranstaltung1. Kompetenz 2. Kultur

Definition und KulturwissenschaftenMensch und Kultur - Individuum und Kultur3 - Stufen - Modell von ScheinKategorisierung von KulturelementenEthnozentrismus

3. KulturkonzepteDie Modelle von Trompenaars und von HallDas 5- D- Modell von HofstedeKernelemente des kulturellen Umfeldes

4. KommunikationKommunikation und InteraktionVerbale KommunikationNon-Verbale Kommunikation

Gliederung

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Interkulturelle Kompetenz12 HfWU NürtingenLars Hauschild

5. Werbung als Problemstellung der interkulturellen Kommunikation

Grundmodell der interkulturellen Werbewirkung

Gesättigte Märkte und Informations- Überlastung

Emotionale Positionierung

Bildkommunikation

Kulturelle Variation des emotionalen Erlebens

Kommunikation in unterschiedlichen kulturellen Kontexten

Standardisierung internationaler Werbung

Ergebnisse von Analysen

Das High- Tech/ High- Touch Kontinuum

Inhaltsanalysen und Strategieanalysen

Werbestandardisierung für „kulturfreie“ Produkte

Kompromissformel Dachkampagne und Kulturcluster

Interkulturelle Kommunikation -Grenzen der standardisiertenWerbung

Gliederung

Page 13: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz13 HfWU NürtingenLars Hauschild

Vorbereitung der Gruppen- Projekte

Zielstellung und Organisation der Gruppen- Projekte

Vorstellung der Projekte

6. Teamarbeit und Führung

Führung und Teamorganisation

Herausforderung an die Führungskraft

Das Schichtenmodell von Dülfner

Führungsstile / McGrogors Führungstheorien

Herausforderung an das Team

Begegnung der Herausforderungen mit Lernprozessen

Multikulturalität und Teamverständnis

Effektivität von multikulturellen Teams

Phasen der Teamentwicklung

Gliederung

Page 14: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz14 HfWU NürtingenLars Hauschild

7. Unternehmenskultur

Begriff Unternehmenskultur

Entwicklung, Wirkung und Kennzeichen von Unternehmenskultur

Ebenen der Unternehmenskultur

Unternehmenskultur und Internationalisierungsgrad

Prozesse der Kulturanpassung

Internationale Unternehmensleitbilder

8. Entwicklung eines Konzerns vom nationalen zum internationalen Unternehmen am Beispiel der DEKRA

Gliederung

Page 15: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

1 – Kompetenz

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

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Interkulturelle Kompetenz16 HfWU NürtingenLars Hauschild

Definition: Kompetenz

Der Begriff Kompetenz bedeutet

neben Recht, Befugnis, Berechtigung, Zuständigkeit eines Individuums oder einer Institution etc.(institutioneller, juristischer Kompetenzbegriff)

die Fähigkeit bzw. den Umfang der Fähigkeit eines Individuums, selbstständig, effizient und effektiv mit der Umwelt zu interagieren.(instrumenteller, psychologischer Kompetenzbegriff)

Dazu gehören Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten.

Page 17: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz17 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kompetenzerwerb

Instrumentelle Kompetenz erwirbt man unter anderem durch

Erziehung

Bildung, Weiterbildung, etc. (Lernen i. w. S.), aber auch durch autodidaktisches und informelles Lernen

Erfahrung und Selbstreflexion dieser Erfahrungen

Page 18: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz18 HfWU NürtingenLars Hauschild

Zur Bewältigung des beruflichen Alltags wird Handlungskompetenz benötigt. Handlungskompetenz setzt sich zunächst zusammen aus folgenden Kompetenzbereichen:

Fachkompetenz: Erledigung der Sachaufgaben, Fachgebiet

Methodenkompetenz: Verschiedene Verfahren und Instrumente zur Problemlösung um das Fachwissen besser nutzen zu können (z.B. Projektmanagement, Entscheidungsfindung, Ideenfindung etc.)

Sozialkompetenz: Entfaltung der eigenen Persönlichkeit als Voraussetzung für ein selbständiges und selbstbewusstes Handeln und die Fähigkeit mit anderen Aufgaben zu erledigen, dabei Verantwortung zu übernehmen und so als mündiger Mensch an der Entwicklung des sozialen Systems mitzuwirken.

Handlungskompetenz

Page 19: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz19 HfWU NürtingenLars Hauschild

Interkulturelle Kompetenz als Handlungskompetenz im kulturellen Umfeld

Kulturelles Umfeld

Fachkompetenz=

„Kontextwissen“

Sozialkompetenz=

„Interaktions-Know-How“

Methodenkompetenz=

„Arbeitstechniken“

Page 20: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz20 HfWU NürtingenLars Hauschild

Erweiterung der Handlungskompetenzen:

Im Zuge einer zunehmenden Globalisierung der Wirtschaft kann den Handlungskompetenzen ein weitere Kompetenzbereich hinzugefügt werden:

Interkulturelle Kompetenz,

als Fähigkeit, Handlungskompetenz selbstständig, kultursensibel und erfolgreich in verschiedenen kulturellen Umfeldern und kulturellen Überschneidungssituationen einzusetzen.

Interkulturelle Kompetenz als Handlungskompetenz im kulturellen Umfeld

Page 21: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz21 HfWU NürtingenLars Hauschild

Voraussetzungen für den Erwerb interkultureller Kompetenz sind u.a.

Empathiefähigkeit als die Fähigkeit eines Individuums, sich in ein anderes Individuum hineinzuversetzen und damit ein Verständnis für dessen Gefühle und Handlungen zu entwickeln.

Rollenflexibilität als die Fähigkeit und Bereitschaft eines Individuums, insbesondere im Rahmen der interkulturellen Kommunikation, verschiedene Rollen anzunehmen, z.B. als Redner oder Zuhörer, als aktiver Teilnehmer oder als Zuschauer, ...

Ambiguitätstoleranz als die Fähigkeit und Bereitschaft eines Individuums, mehrdeutige, missverständliche oder gar widersprüchliche Situationen und Bedürfnisse anderer zu ertragen.

Erwerb interkultureller Kompetenz

Page 22: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz22 HfWU NürtingenLars Hauschild

Interkulturelle Kompetenz ist das Ergebnis von interkulturellen Erfahrungen und interkulturellem Lernen, im Sinne von

einem Verstehen der Normen, Werte, Konventionen und Gewohnheiten der eigenen Kultur.

einem Kennenlernen der jeweils anderen Normen, Werte, Konventionen und Gewohnheiten, sowie die Aneignung der fremden Sprache und deren metakommunikativer Mittel.

einer Selbstreflexion von Erfahrungen aus dem Handeln in fremden Kulturen.

Erwerb interkultureller Kompetenz

Page 23: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz23 HfWU NürtingenLars Hauschild

Interkulturelle Kompetenz als ...

Verstehen der eigenen Kultur

Kennenlernenfremder Kulturen

Handeln infremden Kulturen

Interkulturelle Kompetenz

Page 24: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz24 HfWU NürtingenLars Hauschild

Eine ganze Reihe von Situationen in denen interkulturelle Kompetenz notwendig ist, sind denkbar:

Integration von Ausländern in der eigenen Kultur.

Arbeit in Gruppen, in denen Menschen unterschiedlicher Kulturen vertreten sind.

Kommunikation mit Menschen anderer Kulturen, sei es in der eigenen Kultur als auch in der fremden Kultur (Verhandlungen, Besuche, ...).

Kommunikation in fremde Kulturen hinein (z.B. mit Werbung).

Aufenthalt in fremden Kulturen.

Insbesondere Management muss als kulturgebundenes Phänomen betrachtet werden und setzt deshalb eine besondere Sensibilisierung bezüglicher kultureller Besonderheiten voraus.

Einsatzfelder interkultureller Kompetenz

Page 25: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

2 – Kultur

Lars Hauschild

Hochschule für Wirtschaft und UmweltNürtingen

Page 26: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz26 HfWU NürtingenLars Hauschild

Interkulturelle Kompetenz als ...

Verstehen der eigenen Kultur

Kennenlernenfremder Kulturen

Handeln infremden Kulturen

2. Kultur

Überwinden von Ethnozentrismus

Verstehen und Erkennen von Kulturelementen

Begreifen von Kultur im Allgemeinen

Page 27: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz27 HfWU NürtingenLars Hauschild

Annäherung an den Begriff „Kultur“

Kult(ur)

Kultur i.S.v.verehren, anbeten, feiern

=Kultstätte, kultig, Marienkult,

Kulthandlung, Kultusgemeinde

Kultur i.S.v.bebauen, Ackerbau betreiben

=Kultivieren, Kulturflächen,

Bakterienkultur, Kulturpflanze, ...

Kultur i.S.v.pflegen, schmücken, ausbilden

=Kunst, Hochkultur, Kulturgut,

Geisteskultur, kultiviert

Kultur i.S.v.bewohnen, ansässig sein

=Lebenswelt, Ethnie, ...

Page 28: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz28 HfWU NürtingenLars Hauschild

Annäherung an den anthropologischen Begriff „Kultur“

oderKultur als Gruppe, die durch

eine gemeinsame Lebensweise gekennzeichnet ist.

Kultur als Lebensweise einer Gruppe

Page 29: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz29 HfWU NürtingenLars Hauschild

Die Mehrzahl der heutigen Kulturanthropologen verstehen Kultur

im wesentlichen als ein umfassendes System von geteilten Vorstellungen, Wissensbeständen, Überzeugungen, Einstellungen, Normen und Wertorientierungen, die sowohl im Verhalten und Handeln der Menschen als auch in ihren geistigen und materiellen Produkten sichtbar werden. Das System hat für eine identifizierbare Gruppe dabei sinnstiftende und sozialintegrierende Funktion.

Vereinfacht: Kultur ist die Art und Weise, wie die Menschen leben und was sie aus sich selbst und ihrer Welt machen.

Unterschiedliche Kulturen sind in diesem Sinne unterschiedliche Lebensweisen.

„Die Deutschen haben eine Kultur“

Quelle: Vgl. u.a. Maletzke, G.

Kultur als Lebensweise einer Gruppe

Page 30: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz30 HfWU NürtingenLars Hauschild

Andere Anthropologen verstehen Kultur allerdings durch aus auch

als eine identifizierbare Gruppe mit gemeinsamen Überzeugungen und Erfahrungen mit Wertgefühlen, die mit diesen Erfahrungen verbunden sind und mit einem Interesse an einem gemeinsamen historischen Hintergrund.

Unterschiedliche Kulturen sind in diesem Sinne unterschiedliche Gruppen.

„Die Deutschen sind eine Kultur“

Kultur als Gruppe, die durch eine gemeinsame Lebensweise gekennzeichnet ist

Page 31: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz31 HfWU NürtingenLars Hauschild

Denkansatz

Insbesondere bei dem Verständnis von Kultur als Gruppe, die durch eine gemeinsame Lebensweise gekennzeichnet ist, bleibt die Schwierigkeit, die Gruppe an sich einzugrenzen und zu beschreiben.

Page 32: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz32 HfWU NürtingenLars Hauschild

Gruppen

Eingrenzung und Beschreibung von Gruppen

Gruppe, zunächst begriffen als Ansammlung von Menschen, kann vielerlei sein: Z. B. das englische Volk, die französische Nation, die deutsche Gesellschaft, die Bourgeoisie oder das Proletariat, die Studentenschaft, die Mitarbeiter eines Unternehmens, die Mönche eines Klosters, die Mitglieder eines Sportvereins, die Jugendlichen oder die Familie.

Die anthropologische Kulturdefinition lässt die Größe und Zusammensetzung der Gruppe grundsätzlich offen.

Sie schließt damit auch Phänomene wie Unternehmenskultur, Branchenkultur, Arbeiterkultur, Studentenkultur oder Jugendkultur in die Untersuchung mit ein.

Die für die Kulturanthropologie interessanten Gruppen zeichnen sich dadurch aus, dass es sich um soziale Gruppen handelt.

Page 33: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz33 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen

Eingrenzung und Beschreibung von Gruppen

Die Anthropologie übernimmt damit ein soziologisches Verständnis von Gruppen in ihre Überlegungen.

In der Soziologie bezeichnet der Begriff „Soziale Gruppe“ nach einer Definition des Sozialpsychologen Henri Tajfel eine Ansammlung von Individuen,

die sich selber als Mitglieder derselben sozialen Systems wahrnehmen,

die ein gewisses Maß an emotionaler Bindung an dieses System aufweisen und

die ein bestimmtes sozialen Übereinkommen über die Beurteilung und ihre Mitgliedschaft in dieser Gruppe aufweisen.

Page 34: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz34 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen

Wesentliche Kennzeichen einer sozialen Gruppe

Zugehörigkeitsgefühl der Mitglieder

Akzeptanz dieser Mitgliedschaft durch die Gruppe.

Mitglieder einer sozialen Gruppe stehen in einem mehr oder weniger kontinuierlichen Kommunikations- und Interaktionsprozess miteinander.

Sie teilen und akzeptieren gemeinsame Normen

Sie bilden eine soziale Struktur aus, d.h. innerhalb der Gruppe kommt es zu einer Rollendifferenzierung.

Ein soziale Gruppe ist die Basis zu Ausbildung einer Kultur gemäß der besprochenen anthropologischen Kulturannäherung.

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Interkulturelle Kompetenz35 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen

Eingrenzung und Beschreibung von Gruppen

Wenn wir oben davon gesprochen haben, dass eine Gruppe zunächst eine Ansammlung von Menschen ist, müssen wir auf Basis der Definition und der Kennzeichen von sozialen Gruppen festhalten, dass nicht jede beliebige Ansammlung von Menschen im Sinne der Kulturanthropologie eine Kultur hat.

Nur soziale Gruppen bilden Kulturen im anthropologischen Sinne aus.

Eine zufällig zusammengekommene Ansammlung von Menschen, z.B. die Passagiere eines Fluges sind keine soziale Gruppe und haben als Gruppe auch keine eigenständige Kultur.

Page 36: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz36 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen

Ingroup und Outgroup

Um unsere eigene Kultur zu verstehen, ist es unabdingbare Voraussetzung, dass wir uns klar machen, was unsere eigene Kultur ist.

Unsere eigene Kultur ist gemäß der o.a. Annährung an Kultur, die gemeinsame Lebensweise unserer eigenen Gruppe oder unserer eigenen Gruppen.

Fremde Gruppen haben entsprechend fremde Kulturen. Fremde Gruppen sind uns fremd.

Die Unterscheidung zwischen eigener Gruppe und fremder Gruppe ist grundlegend für die Untersuchung von Fremdsein und den damit verbundenen Konflikten und Vorurteilen.

Für die Unterscheidung zwischen „innerhalb“ einer Gruppe und „außerhalb“ einer Gruppe nutzt die Soziologie das Begriffspaar Ingroup (Eigengruppe) und Outgroup (Fremdgruppe).

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Interkulturelle Kompetenz37 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen

Ingroup und Outgroup

Als Individuum ordnen wir uns bewusst oder insbesondere unbewusst Gruppen zu.

Diese, für uns Ingroups, grenzen wir von den uns fremden Gruppen (Outgroups) ab.

Die Größe der Gruppe bzw. Gruppen, denen wir uns zugehörig fühlen, ist individuell verschieden.

Eine Gruppe kann für uns die Familie sein, die aus wenigen Familienmitgliedern bestehet, vielleicht sogar nur aus zwei Ehepartnern.

Die Gruppe kann aber auch z.B. die Europäer sein, in dem Sinne, dass wir uns als Europäer fühlen.

Die Gruppe kann für uns die Mitarbeiter des Unternehmens beinhalten, in dem wir beschäftigt sind.

Die Gruppe kann auch nur die Mitarbeiter unserer Abteilung oder die Mitarbeiter mit gleicher Ausbildung im Unternehmens (Kaufleute, Ingenieure, ...) sein.

Page 38: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz38 HfWU NürtingenLars Hauschild

Denkansatz

Definieren wir das ganze Unternehmen als unsere Gruppe, dann ist die Unternehmenskultur unseres Unternehmens, unsere eigene Kultur, die eines fremden Unternehmens eine fremde Unternehmenskultur, der wir eventuell mit Unbehagen und Vorurteilen gegenübertreten. Wenn wir uns gleichzeitig als Deutsche fühlen, ist nicht nur die Unternehmenskultur, sondern auch die deutsche Kultur, unsere eigene Kultur.

Page 39: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz39 HfWU NürtingenLars Hauschild

Zusammenfassung: „Ingroup“ versus „Outgroup“

Die Unterscheidung zwischen „Drinnen“ und „Draußen“ – grundlegend für die Problematik des Fremden und Fremdsein – führt zu dem Begriffspaar von „Ingroup“ und „Outgroup“

„Ich“PartnerFamilie

GroßfamilieFreundeskreisUnternehmen

StadtRegionNation

SprachgemeinschaftKontinent

Welt

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Interkulturelle Kompetenz40 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen: Volk

Eine Gruppe von Menschen, die derselben Sprachgruppe, Kultur und/oder Religion angehören, die sich auf eine gemeinsame Abstammung berufen und sich selbst als Einheit verstehen, bezeichnet man als Volk oder Ethnie.

Der Begriff „Stamm“ oder „Volksstamm“ bezeichnet eine Untergruppe eines Volks, z.B. Indianer (Volk) vom Stamme der Irokesen. Dann erhält der Begriff Stamm eher die Bedeutung von Sippe oder Klan.

Als Sippe oder Klan werden Gruppen, deren Mitglieder miteinander verwandt sind, bezeichnet. Sippen oder Klans sind kleinere soziale Einheiten als Völker. Oft entstanden Völker aus verschiedenen Sippen, die sich miteinander verbunden haben.

Volksgruppen sind einzelne Gruppen desselben Volkes, die getrennt voneinander leben. Die Russlanddeutschen sind als deutsche Volksgruppe zu bezeichnen. Sie nutzen deutsche Sprache, pflegen deutsche Werte und verstehen sich als Deutsche, wenngleich sie getrennt vom Großteil des deutschen Volkes in Russland leben.

Page 41: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz41 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen: Volk versus Bevölkerung

Eine Gruppe von Menschen, die derselben Sprachgruppe, Kultur und/oder Religion angehören, die sich auf eine gemeinsame Abstammung berufen und sich selbst als Einheit verstehen, bezeichnet man als Volk oder Ethnie.

Von großer Bedeutung ist die Unterscheidung von Volk und Bevölkerung. Die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland ist nicht das deutsche Volk.

Die Bevölkerung Deutschlands besteht aus der überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes und aus Angehörigen andere Völker, die in Deutschland leben.

In diesem Sinne kann Bevölkerung eher synonym für „Gesellschaft“ Verwendung finden. Eine Minderheit des deutschen Volkes lebt außerhalb der Deutschlands, wie die oben erwähnten Russlanddeutschen. Diese Russlanddeutschen werden der Bevölkerung Russlands zugerechnet.

Page 42: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz42 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen: Gesellschaft

In der Soziologie wird unter Gesellschaft allgemein das Zusammenleben von Menschen verstanden.

Der Begriff wird aber insbesondere auch für einen strukturierten, räumlich abgegrenzten Zusammenhang zwischen Menschen gebraucht.

Dann spricht man von der britische Gesellschaft oder synonym von der Bevölkerung Großbritanniens.

Der strukturierte, räumlich abgegrenzte Zusammenhang ist das Territorium Großbritanniens.

Die Gesellschaft eines Territoriums oder vereinfacht eines Landes kann aus verschiedenen Völkern bestehen und beinhaltet in der Regel auch Angehörige territorial fremder Völker.

Page 43: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz43 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen: Gesellschaft

In der Soziologie wird unter Gesellschaft allgemein das Zusammenleben von Menschen verstanden.

Beispiel: Die britische Gesellschaft besteht zunächst aus Briten.

Ethnisch gliedern sich die Briten in verschiedene Völker: in die Bevölkerungsmehrheit der Engländer, die nah verwandten Schotten, die Iren Nordirlands und die Waliser, die keltische Bevölkerung des Landesteiles Wales. Hinzu kommen die Einwanderer und deren Nachkommen: darunter sind rund 3 Mio. Angehörige ethnischer Minderheiten, wie Schwarzafrikaner oder Immigranten aus der Karibik, aus Südasien (Indien, Bengalen, Pakistan, Vietnam), Chinesen u.a. ...

Das Beispiel der ethnischen Minderheiten verdeutlicht den begrifflichen Unterschied zwischen den in der Umgangssprache häufig verwechselten ‚Briten’ und ‚Engländer’.

Ein Brite kann ein Weißer oder Farbiger sein, ein Engländer oder Kelte.

Das Volk der Engländer ist lediglich eine unter den zahlreichen Ethnie Großbritanniens, aus denen sich die britische Bevölkerung zusammensetzt.

Page 44: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz44 HfWU NürtingenLars Hauschild

Exkurs: Multikulturelle Gesellschaft

Die Abgrenzung von Volk und Gesellschaft ist im interkulturellen Zusammenhang von großer Bedeutung.

Nicht nur die britische Gesellschaft besteht aus verschiedene Völkern. Praktisch der gesamte amerikanische Kontinent besteht aus Gesellschaften unterschiedlicher Völker. Es gibt beispielsweise eine brasilianische Gesellschaft oder eine brasilianische Nation, aber kein brasilianisches Volk, ebenso kein amerikanisches oder argentinisches Volk und so fort. Die Gesellschaft Brasiliens besteht aus unterschiedlichen Völkern und Volksgruppen. Als Beispiel für ein Volk sollen die Amazonasindianer genügen, als Beispiele für Volksgruppen die Italo-Brasilianer oder die Afro-Amerikaner.

Page 45: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz45 HfWU NürtingenLars Hauschild

Exkurs: Multikulturelle Gesellschaft

Mit dem Verständnis von Kultur als Gruppe, die durch eine gemeinsame Lebensweise gekennzeichnet ist, wird deutlich, dass es in den beispielhaft erwähnten Gesellschaften mehrere bedeutende Kulturen gibt.

Gesellschaften mit mehreren bedeutenden Kulturen werden als tatsächlich multikulturelle Gesellschaften bezeichnet.

Tatsächlich deswegen, weil praktisch alle Gesellschaften Menschen beheimaten, die sich ethnisch, sprachlich oder religiös, von der Mehrheit unterscheiden und somit quasi jede Gesellschaft als multikulturell zu bezeichnen wäre.

Eine tatsächlich multikulturelle Gesellschaft akzeptiert und fördert die kulturellen Besonderheiten aller oder zu mindestens einiger ihrer unterschiedlichen Völker und Volksgruppen.

Page 46: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz46 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen: Nation

Im Verständnis der nationalstaatlichen Bewegungen insbesondere des 19. Jahrhundert bezeichnete Nation eine ethnisch homogene Gruppe: Nation ist gleich Volksnation.

Mit deutscher Nation war somit das deutsche Volk gemeint.

Die Zugehörigkeit zu der deutschen Nation wurde über die deutsche Abstammung definiert.

Das Verständnis von Nation als Kulturnation ist dem der Volksnation nahe. Die Einheitlichkeit, die Gemeinsamkeit und die Tradition der Kultur einer Gruppe von Menschen noch verstärkter zum Ausdruck.

Beim Verständnis des Begriffs der Nation als Volksnation als auch beim Verständnis als Kulturnation spielen territoriale Grenzen einzelner Staaten keine Rolle. Menschen einer Kulturnation können in mehreren Staaten angesiedelt sein.

Die Kurden verstehen sich beispielsweise als Kulturnation. Kurden siedeln aber in einer Reihe von Staaten (Türkei, Irak, Iran, Syrien, Libanon).

Dieses Beispiel verdeutlicht, dass durchaus mehrere Kulturnationen in einem Staat leben können, so die Türken und Kurden oder die Perser und die Kurden.

Page 47: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz47 HfWU NürtingenLars Hauschild

Soziale Gruppen: Nation

Das Verständnis von Nation als Kulturnation ging historisch dem Verständnis von Nation als Staatsnation voraus.

Mit Nation ist in diesem Verständnis ein politischer Zusammenschluss als politisch souveräner, verfasster Staat gemeint, als Nationalstaat.

Territoriale Grenzen spielen dann eine entscheidende Rolle.

Innerhalb territorialer Grenzen hat eine Nation die innenpolitische, autonome Handlungsfähigkeit und die außenpolitische Souveränität.

Nation, im Verständnis von Staatsnation, verwenden wir ähnlich wie den Begriff der Gesellschaft. Ethnische, sprachliche und religiöse Konstellationen sind von untergeordneter Bedeutung. Die Angehörigen einer Nation sind die Staatangehörigen, unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen oder welche Religion sie ausüben.

Page 48: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz48 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kulturwissenschaften

Kultur-wissenschaften

(Sozial-) Psychologie

Linguistik

Anthropologie

Kommunikations-wissenschaften

Ethnologie Kultur-anthropo-

logie

Völkerkunde

Sozial-anthropo-

logieSoziologie

Page 49: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz49 HfWU NürtingenLars Hauschild

Anthropologie:

Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen, besonders unter biologischem, philosophischem und theologischem Aspekt.

Die Schwerpunkte der biologischen Anthropologie liegen in der Erforschung der menschlichen Phylogenese (Stammesentwicklung), dem Studium der raumbezogenen Variabilität des heutigen Menschen sowie dem Studium von Ontogenese (Individualentwicklung), Wachstum und Konstitution.

Die philosophische Anthropologie ist die Lehre von den Eigenschaften und Verhaltensweisen des Menschen, die ihm allgemein zukommen sollen.

Kulturanthropologie setzt sich mit dem Menschen in seinem Verhältnis zur Kultur auseinander.

Quelle: Vgl. 2004 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Kulturwissenschaften

Page 50: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz50 HfWU NürtingenLars Hauschild

Sozialpsychologie und Psychologie:

Die Sozialpsychologie ist eine Teildisziplin der Psychologie, die sich mit den sozialen Bedingungen und Konsequenzen des menschlichen Verhaltens befasst.

Themen und Bereiche sozialpsychologischer Untersuchungen sind neben Beziehungen in und zwischen Menschen, Gruppen (Gruppendynamik), Völkern und Nationen: Sozialisation, soziale Einstellungen, Einstellungsänderungen, Vorurteile, soziale Wahrnehmung, Konformität, Rollenverhalten beziehungsweise Rollenkonflikte.

Quelle: Vgl. 2004 Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG

Kulturwissenschaften

Page 51: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz51 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kommunikationswissenschaften:

Die Kommunikationswissenschaften untersuchen u.a. die „Verständigung“ zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen, sei es innerhalb persönlicher Kommunikation oder sei es in der durch technische Medien vermittelten Massenkommunikation.

Linguistik:

Die Linguistik macht sich die Symbolwelt der menschlichen Sprache zum Untersuchungsgegenstand, und zwar sowohl in ihren allgemeinen Grundlagen als auch in ihren konkreten kulturspezifischen Ausprägungen.

Quelle: Vgl. Maletzke, Interkulturelle Kommunikation, Westdeutscher Verlag

Kulturwissenschaften

Page 52: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz52 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kultur ist etwas spezifisch Menschliches. Nur dem Menschen schreiben wir Kultur zu. Der Mensch schafft Kultur.

Das Verhältnis zwischen dem Individuum und seiner Kultur ist als ein komplexes System von Wechselbeziehungen zu verstehen:

Einerseits wird das Individuum als Person und Persönlichkeit durch die Kultur, in der es lebt und der es angehört, wesentlich geprägt,

Andererseits beeinflusst es wiederum seine Kultur und trägt so zum kulturellen Wandel bei.

Den Prozess des Hineinwachsens des Individuums in seine Kultur, des Übernehmens und Verinnerlichens bezeichnet man als Enkulturation. (vergleichbar der „Sozialisation“ als Hineinwachsen in eine Gesellschaft.)

Mensch und Kultur – Individuum und Kultur

Page 53: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz53 HfWU NürtingenLars Hauschild

Definition: Enkulturation

Der Begriff Enkulturation bedeutet

Zunächst die Übernahme einer bestimmten Kultur im Rahmen der Primärsozialisation.

Enkulturation hat also die allgemeine Bedeutung von Lernen der Kultur, Lernen von Kulturmustern, Lernen des Werte- und Normensystems einer Kultur, Lernen spezifischer Technologien, der Sprache, der Fertigkeiten, des kulturspezifischen Denkens, der kulturspezifischen Gefühlswelt usw.,

Enkulturation bezieht sich also auf die typischen Veränderungen und Aufbauprozesse der Persönlichkeit von Heranwachsenden, sofern sie durch kulturspezifische Einflüsse mitbestimmt sind und kulturelle Inhalte implizieren.

Quelle: Vgl. Fend, H., Sozialisierung und Erziehung, Weinheim u. Basel, 1970, 44f.

Page 54: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz54 HfWU NürtingenLars Hauschild

Definition: Sozialisation

Der Begriff Sozialisation bedeutet

Die Sozialisation bezeichnet die Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit einer spezifischen materiellen und sozialen Umwelt. Durch sie wird ein Individuum zu einem vollwertigen Teil der Gesellschaft.

Wenn die Sozialisation erfolgreich verläuft, verinnerlicht das Individuum die sozialen Normen, Werte, Repräsentationen, aber auch z.B. die sozialen Rollen seiner gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung.

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Interkulturelle Kompetenz55 HfWU NürtingenLars Hauschild

Definition: Primärsozialisation

Der Begriff Primärsozialisation bedeutet

Primärsozialisation bezeichnet die erste Phase der Sozialisation, in der der ursprünglich-lernende Erwerb von sozialen und kulturellen Standards stattfindet.

Die Primärsozialisation findet gängigerweise in der Familie statt und wird mit der Herausbildung einer individuellen Identität des Individuums bis zum dritten Lebensjahr abgeschlossen.

Die in dieser Phase verinnerlichten Normen, Werte und Verhaltensweisen gelten als stabil, können sich aber in einer späteren, sekundären Sozialisation noch ändern (z.B. bei Kontakt mit anderen Wertegemeinschaften).

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Interkulturelle Kompetenz56 HfWU NürtingenLars Hauschild

Die vier Kategorien von Kulturelementen

Werte

Symbole

Helden

Rituale

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Interkulturelle Kompetenz57 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Werte

Symbole

Helden

Rituale

Die Weitergabe und Übermittlung kultureller Phänomene erfolgt bei Symbolen über Worte, Gesten, Bilder oder Objekte eines bestimmten Bedeutungsgehaltes, die nur von Personen als solche erkannt werden, die der gleichen Kultur angehören, wobei sie in der Regel auf Konventionen zurückzuführen sind.

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Interkulturelle Kompetenz58 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole der deutschen Kultur: Farben schwarz-rot-gold

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Interkulturelle Kompetenz59 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole der deutschen Kultur: Nationalhymne

„“Einigkeit und Recht und FreiheitFür das deutsche Vaterland

Danach lasst uns alle strebenBrüderlich mit Herz und Hand

Einigkeit und Recht und FreiheitSind des Glückes Unterpfand

Blüh‘ im Glanze dieses GlückesBlühe deutsches Vaterland“

Hoffmann von Fallersleben

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Interkulturelle Kompetenz60 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole der deutschen Kultur: Daten und Jahrestage

3. Oktober(1990 Tag der deutschen Einheit)

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Interkulturelle Kompetenz61 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole der deutschen Kultur: Denkmäler und Staatsbauten

Brandenburger Tor

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Interkulturelle Kompetenz62 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole, die in einigen Kulturen (kulturübergreifend) Bedeutung haben:

Justitia

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Interkulturelle Kompetenz63 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole, die in einigen Kulturen (kulturübergreifend) Bedeutung haben:

Liebe, Verliebtsein

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Interkulturelle Kompetenz64 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole, die in einigen Kulturen (kulturübergreifend) Bedeutung haben:

Victory

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Interkulturelle Kompetenz65 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Symbole

Symbole, die in einigen Kulturen (kulturübergreifend) Bedeutung haben:

Symbole für Glück und Pech

134 888

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Interkulturelle Kompetenz66 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Helden

Werte

Symbole

Helden

Rituale

Als Helden angesehen werden tatsächliche oder fiktive, historische oder zeitgenössische Personen, die innerhalb einer Kultur als Verhaltensvorbilder und Kulturträger fungieren.

Nationen haben ihre nationalen Leitbilder und Volkshelden, oder auch Generationen haben jeweils ihre Vorbilder.

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Interkulturelle Kompetenz67 HfWU NürtingenLars Hauschild

Mögliche Verhaltensvorbilder und Kulturträger in der deutschen Kultur

Quelle: Auszug aus Datenerhebung DataConcept Marketingservices, 2005

„DeutscheHelden“

Michael Schumacher

Boris Becker

Karl Marx

Oskar Schindler

Konrad Adenauer

Johannes Gutenberg

Helmut Kohl

Hans und Sophie Scholl

Claus Graf Schenk von Stauffenberg

Immanuel Kant

Friedrich Schiller

Johann Wolfgang Goethe

Karl der Große

Friedrich Barbarossa

Friedrich II

Heinrich der Löwe

Friedrich der Große

Martin Luther

Willy Brandt

Arminus, Hermann der Cherusker

Friedrich Nietzsche

Richard Wagner

Ludwig van Beethoven

Wolfgang Amadeus Mozart

Johann Sebastian Bach

Albert Einstein

Albert Schweitzer

Otto Hahn

Richard von Weizsäcker

Arthur Schopenhauer

Papst Benedikt XVI.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

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Interkulturelle Kompetenz68 HfWU NürtingenLars Hauschild

Persönlichkeiten aus der deutschen Geschichte: Bis ins späte Mittelalter gab es das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“. Danach gab es für mehrere Jahrhunderte nur Kleinstaaten unterschiedlicher „Nationalitäten“ (Sachen, Preußen, Württemberg, Bayern, ...). Erst im 19. Jahrhundert wurde „Deutschland“ geeint.Es fällt auf, dass fast ausschließlich Persönlichkeiten genannt werden, die geschichtlich national Bedeutung haben. Geschichtliche Persönlichkeiten aus der Zeit der Kleinstaaten werden kaum genannt.

Persönlichkeiten aus geisteswissenschaftlichen Disziplinen werden deutlich überproportional genannt gegenüber Persönlichkeiten aus naturwissenschaftlichen Disziplinen.

Aus dem Bereich der schönen Künste werden nur Lyriker und Musiker genannt, keinerlei Architekten oder Bildende Künstler.

Lebende Persönlichkeiten werden durchaus als Verhaltensvorbilder akzeptiert.

Rückschlüsse aus den Verhaltensvorbilder und Kulturträger in der deutschen Kultur

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Interkulturelle Kompetenz69 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Rituale

Werte

Symbole

Helden

Rituale

Rituale sind kollektive Aktivitäten, die zwar oft technisch überflüssig sind, aber innerhalb einer bestimmten Kultur aus sozialen Gründen notwendig sind.

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Interkulturelle Kompetenz70 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Rituale

Beispiele für Rituale:

Begrüßung, Vorstellung

Verbale und nonverbale Kommunikation

Bräuche, Feste, ...

...

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Interkulturelle Kompetenz71 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von Kulturelementen: Werte

Werte

Symbole

Helden

Rituale

Wertehaltungen reflektieren die tiefste Ebene einer Kultur. Sie repräsentieren breitgefächerte Gefühle, deren man sich häufig nicht bewusst ist und über die man oft auch nicht sprechen kann.

Beispiele sind:

Einstellungen zur Natur

Moralvorstellungen

Wertehaltungen bestimmen über die Bedeutung von z.B.

gut und böse

natürlich und unnatürlich

schön und hässlich

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Interkulturelle Kompetenz72 HfWU NürtingenLars Hauschild

Beispiele für Werte: der gute Wille und der kategorische Imperativ

Immanuel Kant: „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“

„Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außerderselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille“

„Der kategorische Imperativ ist ein einziger und zwar dieser: handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde!“

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Interkulturelle Kompetenz73 HfWU NürtingenLars Hauschild

Beispiele für Werte: Umgang mit Mythen, Helden, ...

Heinrich Heine: „Loreley“

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin,Ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein;Der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar;Ihr goldenes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar.Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei;das hat eine wundersame gewaltige Melodei.Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh; er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh.Ich glaube die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn;und das hat mit ihrem Singen die Loreley getan.“

Vgl. auch Richard Wagner, Gebrüder Grimm, ...

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Interkulturelle Kompetenz74 HfWU NürtingenLars Hauschild

Beispiele der Beeinflussung der Moralvorstellungen in der deutschen Kultur

„Deutsche“ Moralvorstellungen

Jesus:christliche Nächstenliebe

Neues Testament

J. W. Goethe:Sturm und Drang

Faust

I. Kant:Aufklärung

„Kategorischer Imperativ“

Aristoteles:Tugendlehre

Nikomachische Ethik

Thomas von Aquin:theologische Moral

Über sittliches Handeln

K. Marx:Sozialismus

Kommunistisches Manifest

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Interkulturelle Kompetenz75 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kultur und Religion

Annäherung an Religion:

Im gängigen Sprachgebrauch versteht man unter Religion zumeist die Überzeugung einer übernatürlichen Offenbarung auf der Gefühlsgrundlage gläubiger Gottesfurcht und –liebe.

Religion äußert sich nicht nur individuell, sondern auch in gemeinschaftlicher kultischer Gottesverehrung.

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Interkulturelle Kompetenz76 HfWU NürtingenLars Hauschild

Die Merkmale von Kultur und Religion überschneiden sich und gehen ineinander über:

Kultur und Religion

Werte

Symbole

Helden

Rituale

Werte

Symbole

Helden

Rituale

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Interkulturelle Kompetenz77 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von religiösen Kulturelementen: Symbole

Christen Juden Muslime Hindus Buddhisten

Bibel

Kruzifix

Kirche

Taube

Glocken

Menorah

Davidstern

Devarim

Tora

Synagoge

Klagemauer

Moschee

Koran

Minarett

Säulen des Islam

Kaaba

Kopftuch

Veden

Tempel

Kasten

Lotos

Rad der Lehre

Tripitaka

Bodhi-Baum

Stupatempel

Mandala

Yin und Yang

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Interkulturelle Kompetenz78 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von religiösen Kulturelementen: Helden

Christen Juden Muslime Hindus Buddhisten

Jesus

Evangelisten

Apostel

Heilige

Päpste

Priester

Propheten

Rabbiner

Propheten

Nachfahren des Propheten

„Denker des Propheten“

Imam

Gottheiten

Gurus

Mönche

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Interkulturelle Kompetenz79 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von religiösen Kulturelementen: Rituale

Christen Juden Muslime Hindus Buddhisten

Taufe

Weihnachten

Abendmahl

Ostern

Pfingsten

Gebet

Jom Kippur

Beschneidung

Schabbat

Bar-Mizwa

Beschneidung

Hadsch

Ramadan

Opferfest

Fünfmaliges Gebet

Diwali

Bad im Ganges

Meditation

Gebet

Wesak (Geburtstag des Prinzen Siddharta)

Rad der Lehre

Gebet

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Interkulturelle Kompetenz80 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kategorien von religiösen Kulturelementen: Werte

Christen Juden Muslime Hindus Buddhisten

Nächstenliebe

Streben nach Glückseligkeit

Zehn Gebote

Abstammung

5-Säulen des Islam

Samsara (Wiedergeburt)

Karma

Nirwana (Wiedergeburt)

Dhamma

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Interkulturelle Kompetenz81 HfWU NürtingenLars Hauschild

Die Merkmale von Kultur und Religion überschneiden sich und gehen ineinander über:

Kultur und Religion

Deutsche Kultur Christliche Kultur

Symbole

Frauenkirche Dresden

Kölner Dom

Brot für die Welt

Symbole

Helden

Hl. Bonifatius

Nationale Heilige

Benedikt XVI.

Helden

Rituale

Dreikönigsfest

Fronleichnam Rituale

Werte

Protestantismus

Werte

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Interkulturelle Kompetenz82 HfWU NürtingenLars Hauschild

Ein Kulturbegriff, der die Gesamtheit der Lebensformen, Wert- und Glaubenvorstellungen, sozial-moralischen Leitideen sowie die durch die menschlichen Aktivitäten geformten Lebensbedingungen in ihrer Komplexität erfasst, wird im 3-Stufen-Modell von Schein erkennbar.

Quelle: Vgl. Schein, SLOAN Managament Review, 1984, S. 4

Spezifische Merkmale von Kulturen –Das 3-Stufen-Modell von Schein

1. Stufe: Basisannahmen 2. Stufe: Normen/Standards 3. Stufe: Symbolsysteme

Grundannahmen über die Natur, den Menschen und seine

sozialen Beziehungen

Unsichtbar

Meist unbewusst

Maximen, „Ideologien“, Gemeinsame Werte,

Verhaltensrichtlinien, Verbote

Teils sichtbar

Teils unbewusst

Schöpfungen der Kultur

Sichtbar,aber

interpretationsbedürftig

Page 83: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz83 HfWU NürtingenLars Hauschild

Jede Kultur verfügt über spezifische Merkmale.

Das 3-Stufen-Modell von Schein:

Verstehen der Merkmale von Kulturen –das Modell von Schein

1. Stufe: Basisannahmen 2. Stufe: Normen/Standards 3. Stufe: Symbolsysteme

Grundannahmen über die Natur, den Menschen und seine

sozialen Beziehungen

Unsichtbar

Meist unbewusst

Maximen, „Ideologien“, Gemeinsame Werte,

Verhaltensrichtlinien, Verbote

Teils sichtbar

Teils unbewusst

Schöpfungen der Kultur

Sichtbar,aber

interpretationsbedürftig

Page 84: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz84 HfWU NürtingenLars Hauschild

Grundannahmen über die Natur, den Menschen und seine sozialen Beziehungen

Erklärungen des Sinn des Lebens

Diesseits – Jenseits – Vorstellungen

Umgang mit Zeit: Vergangenheitsorientierung versus Zukunftsorientierung; Polychrone versus monochrone Zeiteinteilung

Lebensgemeinschaftsvorstellungen, Sozialbeziehungen

Natur regelt sich selber versus Natur muss geregelt werden; Wissenschaftsglaube

...

Verstehen der Merkmale von Kulturen –das Modell von Schein: 1. Stufe: Basisannahmen

Page 85: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz85 HfWU NürtingenLars Hauschild

Maximen, „Ideologien“, Gemeinsame Werte, Verhaltensrichtlinien, Verbote

Religion

Menschenrechte

Moralvorstellungen, z.B.Nächstenliebe

Kategorischer Imperativ

Soziale Marktwirtschaft

Generationenvertrag

Ästhetisches Empfinden

...

Verstehen der Merkmale von Kulturen –das Modell von Schein: 2. Stufe: Normen/Standards

Page 86: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz86 HfWU NürtingenLars Hauschild

Schöpfungen der Kultur

SymboleNationalfarben, Nationalhymne, Nationalfeiertage, Bundesadler, ...

KulturträgerLebende oder historische Persönlichkeiten von kulturstiftender Bedeutung

„nationale“ Kulturträger (z.B. Luther, Kant, Barbarossa, ...) und „internationale“ Kulturträger mit Bedeutung für nationale Kultur (z.B. Jesus, Aristoteles, Thomas von Aquin, Kierkegaard, ...)

Kulturgüter, wie Kunst(-werke), Musik(-stücke), Literatur, ...

Sprache

Bauwerke von kultureller BedeutungKölner Dom, Frauenkirche, Brandenburger Tor, ...

Verhaltensmuster, Rituale, Umgangsformen„Knigge“

Verstehen der Merkmale von Kulturen –das Modell von Schein: 3. Stufe: Symbolsysteme

Page 87: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz87 HfWU NürtingenLars Hauschild

Für wirtschaftlich agierende Unternehmen sind nur ein Teil der Merkmale relevant. Folgende haben sich als substantiell erwiesen:

Verstehen der Merkmale von Kulturen –Relevanz von Merkmale für Unternehmen

1. Stufe: Basisannahmen 2. Stufe: Normen/Standards 3. Stufe: Symbolsysteme

Grundannahmen über die Natur, den Menschen und seine

sozialen Beziehungen

Unsichtbar

Meist unbewusst

Maximen, „Ideologien“, Gemeinsame Werte,

Verhaltensrichtlinien, Verbote

Teils sichtbar

Teils unbewusst

Schöpfungen der Kultur

Sichtbar,aber

interpretationsbedürftig

Verhaltensweisen und

Wertvorstellungen

Sprache und Kommunikation

GeschäftspraxisReligion

Ästhetik

Soziale Institutionen

Bildung

Page 88: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz88 HfWU NürtingenLars Hauschild

Denkansatz

Für wirtschaftlich agierende Unternehmen, die in einem fremden Land Produkte, Dienstleistungen oder Ressourcen anbieten oder nachfragen sind eine Reihe von Merkmalen der fremden Kultur weitestgehend nicht von Interesse. Diese Merkmale sind z.B. Symbole, Kulturgüter oder Kulturträger.

Page 89: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz89 HfWU NürtingenLars Hauschild

Definition: Ethnozentrismus

Die eigene Kultur ist Mittelpunkt und Maßstab

Als Ethnozentrismus bezeichnet man die unbewusste Tendenz, andere Völker und deren Kulturen aus der Sicht der eigenen Gruppe zu betrachten und die eigenen Sitten, Moralvorstellungen und Normen zum Standard jeglicher Beurteilung zu machen.

Individuen tendieren dazu, die eigene Kultur als den Mittelpunkt der Welt und als den Maßstab aller Dinge anzusehen. Dieser „Ethnozentrismus“ spielt bei interkulturellen Begegnungen eine außerordentlich bedeutsame Rolle.

Wir stellen uns selbst und unsere rassisch, ethnische oder soziale Gruppe in den Mittelpunkt und stufen alle anderen dementsprechend ein. Je ähnlicher diese uns sind, um so näher platzieren wir sie in unserem Modell; je größer die Verschiedenheiten, um so ferner lokalisieren wir sie.

Page 90: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz90 HfWU NürtingenLars Hauschild

Ethnozentrismus

Interkulturelle Kompetenz zielt darauf ab, den Ethnozentrismus weitestgehend zu überwinden.

Der Ethnozentrismus beinhaltet die folgenden Komponenten:Selbstverständlichkeiten der eigenen Kultur

Überlegenheitsbewusstsein gegenüber anderen Völkern, Nationen und Kulturen

Nationalismus

Fanatismus

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Interkulturelle Kompetenz91 HfWU NürtingenLars Hauschild

Selbstverständlichkeiten

Individuen leben aus einem naiven Realismus heraus

Individuen gehen von der Annahme aus, die Welt sei „an sich“ so, wie sie ihnen erscheint; für sie besteht die Welt aus zahllosen „Selbstverständlichkeiten“, aus Gegenständen, Personen, Vorgängen, Relationen, Kategorien, die „Selbstverständlich“ so sind, wie sie sind.

Individuen ist kaum bewusst, dass individuelle Erlebensweisen und Verhaltenmuster durch die jeweilige Kultur geprägt sind und dass die Individuen anderer Kulturen andere, eigen Sichtweisen, Wertvorstellungen, Normen etc. haben.

Individuen wissen kaum von der Kultur- und Sozialbedingtheit ihrer Weltsicht oder wollen davon auch gar nichts wissen - mit einem guten Grund: Ein solches Wissen könnte die Sicherheit des Denkens und Handelns in Frage stellen.

Selbstverständlichkeiten haben eine wichtige Entlastungsfunktion: Sie ersparen viele Einzelentscheidungen und befreien vom Zwang, unentwegt Grundfragen zu klären.

Page 92: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz92 HfWU NürtingenLars Hauschild

Überlegenheitsbewusstsein

Individuen gehen davon aus, dass die eigene Kultur anderen überlegen ist.

Alle Normen, Sitten, Wertorientierungen, Gewohnheiten, Verhaltensmuster etc., die von den eigenen abweichen, halten Individuen für minderwertig und fragwürdig.

Insbesondere bei Individuen des „Westens“ ist die Meinung weit verbreitet, dass sie die einzige wirkliche Kultur und Zivilisation hervorgebracht haben.

Page 93: Interkulturelle Kompetenz Lars Hauschild Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen

Interkulturelle Kompetenz93 HfWU NürtingenLars Hauschild

Nationalismus und Fanatismus

Nationalismus und Fanatismus im extrem als Ethnozentrismus ohne Toleranz

Solange das Nationalbewusstsein einhergeht mit Achtung und Toleranz gegenüber anderen Nationen, ist Nationalgefühl positiv zu betrachten, da es identitätsstiftend ist.

Wenn sich das Nationalgefühl allerdings ethnozentrisch übersteigert und so zum Nationalismus wird, kennt dieser kaum Toleranz und glorifiziert die eigenen Nation durch Abwerten der anderen Nationen.

Vergleichbar mit dem Nationalismus ist der religiöse Fanatismus: Die Grundhaltung des Fanatismus kennt ebenfalls keine Toleranz gegenüber anderen Religionen. Die eigene Religion wird glorifiziert.

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Interkulturelle Kompetenz94 HfWU NürtingenLars Hauschild

Kulturrelativismus

Der Gegenentwurf zum Ethnozentrismus: Kulturrelativismus

Inhalt des Kulturrelativismus ist die Perspektive, dass es keine höherstehenden und keine minderwertigen Kulturen gibt. Kulturen sind wohl in vielfacher Hinsicht verschieden, aber es wäre verfehlt, sie wertend miteinander zu vergleichen.

Dies ist der hohe Anspruch an interkulturell handelnde Individuen. Wer diesen Anspruch leben und praktizieren will, der muss sich im klaren sein, dass er dafür einen hohen Preis bezahlen muss:

Der Kulturrelativismus hat nämlich den Nebeneffekt, dass er den Durchschnittsmenschen einer wichtigen Orientierungshilfe, nämlich seines Glaubens an die universale Verbindlichkeit der eigenen Wertordnung, beraubt.