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Stuttgart Eric Gauthier Tanz Interview
INTERVIEW Neue Tanzmesse Dance-World
Eric Gauthier: „DieStuttgarter tanzen heutemehr“Von Jan Sellner 13. Dezember 2018 - 12:00 Uhr
Eric Gauthier, der Tausendsassa des Tanzes,
lässt sich auf ein neues Format ein: eine
Tanzmesse als Teil der Stuttgarter Früh-
jahrsmessen vom 25. bis 28. April 2019. Im
Interview erklärt er, was er damit
bezweckt.
Stuttgart - Der Choreograph und Tänzer Eric
Gauthier wagt sich auf das Messe-Parkett. Bei
Danceworld, Teil der Stuttgarter Frühjahrs-
messen, spielt er gleich eine tragende Rolle.
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Herr Gauthier, im Englischen gibt’s den Aus-
druck „What a mess!“ (Was für ein Chaos!).
Darum geht’s bei Ihrer Messe aber nicht?
(Lacht) No, no. Messe heißt auf Englisch
„fair“. Sie können das Wort aber im Sinne von
„mass“ verwenden: Masse. Wir hoffen, dass
viele Leute kommen und die Tanzmesse besu-
chen.
Ihnen geht es bei dieser Messe um Masse?
Ja, absolut. Die Messe Danceworld ist etwas
ganz anderes als das Tanzfestival Colours, das
nächstes Jahr vom 27. Juni bis 14. Juli stattfin-
det. Bei Colours steht internationale Tanz-
kunst im Vordergrund, die man sonst so in
Stuttgart nicht sieht. Danceworld hat einen
anderen, auch kommerzielleren Charakter.
Dort präsentieren sich Ballett- und Tanzschu-
len aus dem In- und Ausland, auch viele
Shops, die Tanzklamotten anbieten. We just
give everbody a Plattform; jeder, der mit Tanz
zu tun hat, kann sich dort präsentieren. Ziel
ist die Vernetzung der Tanzlandschaft und
das möglichst weltweit.
Es geht um Tanzen im weitesten und breites-
ten Sinne?
Yes. Alle dürfen sich angesprochen fühlen –
Anfänger ebenso wie Fortgeschrittene. Beson-
ders auch die junge Generation. Tango,
Swing, Burlesque – das alles kann man auf
der Messe ausprobieren. Wir haben 65 ver-
schiedene Workshops. So etwas gab es in
Deutschland bisher noch nicht.
Tanzen ihre drei Kinder auch schon?
Der zweitälteste Sohn, Oscar, ist fünf. Er
fängt jetzt gerade damit an. In dieser Woche
hat er seine erste Tanzstunde.
Ballett wie der Papa?
Nee, mehr Kreativtanz. Ich bin ein Pilz, ich
bin ein Eisbär. So in der Art. Das passt zu ihm.
Apropos: Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes
Tanz-Outfit?
(Denkt nach) Eine Shorts – sonst nichts. Aber
es kommt nicht so sehr auf spezielle Kleidung
an. Man kann auch in der Jogginghose tanzen.
Wie kam’s zu der Messe-Idee?
Wir sind ein Team von vier Leuten. Michela
Piviero, Claudia Bauer, my right hand von
Gauthier Dance und Colours, Claus Hähnel
vom Messeladen und ich. Über Claus Hähnel
kam der Kontakt zur Messe Stuttgart zustan-
de. Wir wollten etwas mit denen auf die Beine
stellen. Anfangs dachten die, es geht um ei-
nen Auftritt von Gauthier Dance. Aber wir
dachten tatsächlich an eine ganze Tanzmesse
als Teil der Frühjahrsmessen im April, um et-
was Großes zu schaffen. Bei den Gesprächen
waren die Messeleute sehr enthusiastisch.
Wenn’s gut läuft, kann das Format auch in-
ternational vermarktet werden.
Die Danceworld wird in einer Reihe stehen
mit Verbrauchermessen wie i-mobility, Fair
handeln, Garten, Baby Welt oder Slowfood.
Passt das für Sie?
Oh ja, das ist ein tolles Experiment. Zu den
Frühjahrsmessen, zu der auch die Yoga-
World gehört, kommen mehr als 100 000
Menschen. Meine Vision ist, dass Tanz eine
größere Rolle im Leben einnehmen sollte.
Dazu passt Danceworld perfekt, denn dort
steht die Welt des Tanzes auch Leuten offen,
die sonst nie damit in Berührung kommen.
Mit Colours erreiche ich vor allem das Stutt-
garter Publikum. Danceworld soll viel weiter
strahlen.
Sie werden selbst auch dabei sein?
24 hours, three days in a row (lacht). Ja klar.
Die Danceworld-Messe ist immerhin auch
mein Baby. Ich werde dort Workshops geben,
was ich sonst eigentlich nicht tue.
Sie sind das Gesicht der Tanz-Messe?
Ja, die Messe-Leute finden es wichtig, dass ich
mit meinem Gesicht dafür stehe. Auch wenn
ich längst nicht alles alleine mache, sondern
wir ein tolles Team sind.
Bei der Nacht der Lieder zugunsten der Akti-
on Weihnachten unserer Zeitung haben Sie
vergangene Woche gesagt, Ihr Ziel sei es, Hür-
den zum Publikum abzubauen?
Ja, darum geht’s mir bei allem, was ich ma-
che. Meine Tänzer gehen ins Publikum und
bitten die Leute auf die Bühne, um mit ihnen
zu tanzen, und die Menschen lassen sich dar-
auf ein. Total cool. Everybody should dance
together. Danceworld ist eine Ergänzung die-
ses schönen Gedankens.
„Let’s dance“ – dafür stehen auch Motsi Ma-
buse und Joachim Llambi von der gleichnami-
gen Fernsehshow. Was machen die beiden
auf der Danceworld?
Wir erlauben uns, auch Fernsehstars zu prä-
sentieren. Viele Besucher werden ihretwegen
kommen. Motsi Mabuse gibt Salsa-Work-
shops, Joachim Llambi zeigt, wie Latin geht.
Tanzen die Leute heute eigentlich mehr als
vor zehn Jahren?
Die Stuttgarter? Ja, ich denke schon. Sie sind
aufgelockerter. Die Schwaben brauchen da ja
manchmal ein bisschen. Da hat sich was ver-
ändert.
Kann jeder tanzen?
Ja klar.
Bringen Sie auch jeden Menschen zum Tan-
zen?
Ich habe meine Techniken. Es ist wichtig, den
Menschen zu sagen, dass sie es können.
Ministerpräsident Kretschmann hat auch
schon nach ihrer Anleitung getanzt.
Mehrmals. Spannend war auch eine Tanzrun-
de mit den Chefs großer deutscher Konzerne,
darunter Daimler-Chef Dieter Zetsche. Es hat
wunderbar funktioniert.
Vergangenen Samstag wurde auch im neu er-
öffneten Lern- und Gedenkort Hotel Silber ge-
tanzt – nämlich Swing. Genau an dem Ort,
von wo aus die Gestapo einst Stuttgarter
Swing-Kids verfolgte.
Cool!
Was halten Sie von der Idee, dort regelmäßig
Swing zu tanzen?
Tolle Idee. Außerdem ist Swing bei den jun-
gen Leuten wieder total hip. Also: Let’s swing!
Aktion Weihnachten: Eric Gauthier betörtdas Publikum
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