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DDHV-Journal 2/2011 Deutscher Deutscher DentalhygienikerInnen V DentalhygienikerInnen V erband e.V erband e.V .

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D e u t s c h e rD e u t s c h e r D e n t a l h y g i e n i k e r I n n e n VD e n t a l h y g i e n i k e r I n n e n Ve r b a n d e . Ve r b a n d e . V..

S e i t e 1D D H V - J o u r n a l 2 / 2 0 1 1

INHALT

2 DDHV-Fortbildungstagung 2012

3 Zwei Koryphäen tauschen ihre Erfahrungen aus

6 Wir haben es geschafft: der Widerstand

bröckelt

7 Fortbildungstagung des DDHV 2011

9 Honisoit qui mal y pense

11 Beurteilung der Politur von Zahnoberflächen

aus Sicht des ADHA

14 Ein Gericht definiert eine “chirurgische

Maßnahme”

14 Die P-200/407.

16 IST-Zustand der Parodontologie-Lehrstühle

in Deutschland

16 Zukunft wagen: Die staatlich geprüfte Dental-

hygienikerin (Dipl. DH/BDH)

19 Rund um den Globus

21 Buchbesprechungen

24 “DH-Bachelor-Studiengang”

Schreiben des DDHV an die zahnmedizini-

schen Fakultäten der Universitäten in

Deutschland

25 Gefährliche Süßstoffe. Zurück zum Zucker

26 Veranstaltungskalender

26 Impressum

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in einem Gerichtsurteil wird beschrieben, dass „ein Zahnarzt, der bei derParodontalbehandlung die Kürettage von anerkannten [deutschen] Dentalhygieni-kern durchführen lässt, seine Pflicht zur persönlichen Leistungserbringungverletzt und nicht berechtigt ist, die P 200 BEMA-Z abzurechnen“ (Kassenabrech-nung). Aber als private Rechnung darf er die (delegierten) Leistungen (407) ande-rer als seine deklarieren. Ein ad absurdum sondergleichen. Denn: Eine Positionbzw. Leistung, die von den Zahnärztekammern in einer DH-Fortbildung aufgeführtwird, sollte doch eigentlich komplett vorab abgeklärt sein, bevor sie als Berufsfort-bildung deklariert wird. Hier gälte es ganz einfach einen Musterprozess zu führen.

Aufdeckung von Tatsachen und unsere Kritiken führten nunmehr zu einem erfreu-lichen Ergebnis, auf das wir nicht mehr zu hoffen wagten – obwohl wir 100 Jahrehinter den USA, 40 Jahre hinter der Schweiz und Holland und genauso lange hin-ter der erfolgreichen Durchsetzung in Italien, das heute 32 Bachelor-Studiengän-ge in Dental Hygiene anbietet, zurückliegen. Deutschlands Widerstand gegeneinen Bachelor-Studiengang mit 180 ECTS bröckelt. Viele Parodontologen habenendlich erkannt, dass wir als Teamplayer dringend erforderlich sind. Liest man dasVorwort der neuen DGP-News, so fehlt es hinten und vorne an Parodontitis-Thera-pien und dadurch natürlich massiv an Therapeuten, also auch an Dipl. DH. Schließ-lich liegen Nachweise vor, die bestätigen, dass die Dipl. DH mindestens 73% allerparodontal-chirurgischen Eingriffe verhindern kann.

Dass dies nun eine Kettenreaktion auslösen würde, war vorauszusehen. Die Uni-versitäten Münster und gleichzeitig Witten/Herdecke mit praxisDienste machen denVorstoß, wobei auch der DDHV nicht untätig ist. Lesen Sie hierzu eine kleineAbhandlung auf Seite 8. Auch Berlin würde sich derzeit für einen Umbruch eignen,wobei auch andere Universitäten nachziehen könnten. Allerdings wird dafür daserfahrene Personal, wenn überhaupt, nur noch aus dem Ausland zu holen sein.Klar ist, dass die Zahnärztekammer hier kein Vetorecht hat. Sie ist nicht zuständigfür eine Universitäts-Ausbildung.

Der DDHV machte auf seiner Jahrestagung ganz klar deutlich, dass er sich für alleeinsetzt, ob mit Abitur oder mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Wir Dipl.DH und der DDHV hatten das Gefühl, als wenn wir endlich angekommen seien.Denn: Wir sind und bleiben der Verband, der sich wirklich für die Belange einesunbedingt erforderlichen Berufsbildes einsetzt und nicht die präsenten Umständeals gegeben ansieht – auch wenn uns bekannt ist, dass so manch einer unserenWeg nur kritisiert, anstelle wirklich zu hinterfragen. So haben wir in diesem Journalzusätzliche „heiße“ Neuigkeiten. Schade nur, dass unser nächstes Journal erst abFebruar 2012 erscheinen wird. Denn: Nun hat die Umbruchphase in Deutschlandendlich begonnen, auf die wir leider 38 Jahre warten mussten.

Immer wieder machen wir uns intensive Gedanken - welche Themen soll unserenächste Tagung beinhalten, wobei wir für so viele Themen Erstinitiatoren inDeutschland waren: Rauchen und Ernährungsfehler, alle systemischen Erkrankun-gen, Psychologie [Ganzheitsmedizin], Alkoholmissbrauch, Drogen und Medika-menteneinnahme etc. und der Zusammenhang zu Parodontitis. 75% allerErkrankungen sind heute erwiesenermaßen ernährungsbedingt! Somit beginnt dieGesundheit im Mund. Wir waren erfreut, mit unserer Jahrestagung 2011 voll imTrend zu liegen und werden dies auch 2012 sein. Schließlich bewerkstelligen wirunsere Tagungen ohne Hilfe der Zahnärztekammern, ohne Ausbildungsstelle undohne große Werbung der Industrie und… es lief und läuft super.

Wie sagte schon Perikles: Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, dasGeheimnis der Freiheit aber ist der Mut.

In diesem Sinne grüßt Sie ganz herzlich im Namen des DDHV-Teams

Beate Gatermann, RDH, Dipl. DH, HF

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22 Jahre DDHV

DDHV-Fortbildungstagung 2012Deutscher DentalhygienikerInnen Verband e.V.

08:00 - 09:00 Einschreibung / Produktinformation

09:00 - 09:15 Vorwort zur Tagung Beate Gatermann, RDH, Dipl. DH HF

09:15 - 10:30 Managen wir den Biofilm oder Prof. Dr. Ulrich P. Saxer, CHmanagen die Bakterien uns?

10:30 - 11:00 Produktinformation / Kaffeepause

11:00 - 12:00 An jedem Zahn hängt ein Mensch – Michael H. WarnckeWechselwirkungen zwischen parodontalenund systemischen Erkrankungen

12:00 - 13:15 Produktinformation / Mittagsbuffet

13:15 - 14:00 Slow Food – gut - sauber - fair Karl Schweisfurth

14:00 - 14:45 Die Gesamtlösung N.N.

14:45 - 15:15 Der DDHV steht Rede und Antwort Beate Gatermann und Kolleginnen

ca. 15:15 Ende der Tagung

16:00 - 17:30 Jahresmitgliederversammlung Zutritt nur für (DH)-Mitglieder

Auf Grundlage der Punktebewertung der BZÄK werden 6 Punkte für diese Tagung vergeben.Bitte beachten Sie die Produktpräsentationen unserer Aussteller.

- Änderungen vorbehalten -

Tagungsgebühr inkl. Kaffee und Mittagsbuffet:Teilnehmer: 240,00 Euro; (DH)-Mitglieder und in Dtl. fortgebildete DH: 180,00 Euro;

Frühbucher erhalten einen Nachlass von 25,00 Euro bei Zahlungseingang bis 12.04.2012 (danach verfällt Rechtsanspruch).

Schriftliche Anmeldung: DDHV-Geschäftsstelle, Weichselmühle 1, D-93080 PentlingTel.: 0941 - 91 06 92 10; Fax: 0941 - 99 78 59; [email protected]; www.ddhv.de

Programm für Samstag, 21.04.2012 Hotel Sheraton München ArabellaparkArabellastraße 5, 81925 München

Prof. Dr. med. dent.Ulrich P. Saxer

Aus- und Weiterbildung in derSchweiz, Doktor der Zahnmedizin1970. 1968 - 1972 Ausbildungzum Spezialisten in Parodontolo-gie an der Abteilung für Parodon-tologie der Universität Zürich(Prof. Dr. H. R. Mühlemann). Spe-zialist für Parodontologie der SSOund der European Federation of Periodontology (EFP).Frühere Anstellungen: Allgemeinzahnarzt in der Privat-praxis 1967, Assistent an der Uni Zürich, ODC undParodontologie, 1968 - 1972; Assistent Professor an derUniversity of Michigan School of Dentistry - Proff. S.Ramfjord und M. Ash (Department of Occlusion), AnnArbor, USA, 1972 - 1973; Oberassistent an der Klinik für

Parodontologie der Universität Zürich, 1973 - 1984.Habilitation 1980, Aufbau und Leitung der erstenschweizerischen Dentalhygieneschule in Zürich 1973 -1993. Lehrbeauftragter für Präventivzahnmedizin undParodontologie an der Universität Zürich seit 1973. Re-search Assistent Professor an der University of Pennsyl-vania, 1994.Gründung der ersten privaten Dentalhygieneschule(HF) in Zürich Nord (PZZ). Präsident der Schweizeri-schen Gesellschaft für Parodontologie (SGP) 2000 -2004; Referent am ersten interdisziplinären Meeting mitMedizinern (Hirslandengruppe) und Zahnmedizinern inder Schweiz zum Thema Rauchstopp, April 2000.

Über 100 wissenschaftliche Publikationen auf demGebiet der Epidemiologie, oralen Prävention, konserva-tiven chemischen und pharmazeutischen Therapie vonParodontalerkrankungen.

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Michael H. Warncke, Dipl. Biologe

Jahrgang 1960, von 1975 - 1985Studium der Biologie und DiplomPrüfung an der Technischen Uni-versität Darmstadt. Von 1987 bis1990 wissenschaftlicher Mitarbei-ter, klinische Forschung, G.D.Searle GmbH; seit 1990 medizi-nisch wissenschaftlicher Leiter,Colgate-Palmolive GmbH, Deutschland.Verbandsarbeit: Normenausschuss Dental der deut-schen DIN/ISO Gruppe; Fachberater Stiftung Waren-test; Mitarbeiter im Arbeitskreis Dental des Bundesver-bandes der Arzneimittelhersteller; ArbeitsausschussMund- und Zahnpflege des Industrieverbandes Körper-pflege und Waschmittel (IKW); Deutscher Arbeitskreisfür Jugendzahnheilkunde; Verein für Zahnhygiene.Mitgliedschaft in Wissenschaftlichen Vereinigungen:Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheil-kunde (DGZMK); Deutsche Gesellschaft für Parodonto-logie (DGP); International Association of Dental Re-search (IADR); Féderation Dentaire International (FDI).Gründungsmitglied der Initiative „Gesund im Mund beiDiabetes“. Zahlreiche Vorträge und Gastvorlesungen;Autor und Co-Autor wissenschaftlicher Publikationen.

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Karl Schweisfurth

Jahrgang 1959, Lehre in derLandwirtschaft mit AbschlussLandwirtschaftlicher Gehilfe. Stu-dium der Agrarwissenschaften ander Universität Hohenheim mitAbschluss Agrar-Ingenieur. Nach-diplom Studium der Betriebswirt-schaft an der Universität St. Gal-len mit Abschluss Betriebswirt.Berufliche Tätigkeiten: von 1987 bis 1994 landwirt-schaftliche Beratung für ökologische Betriebe, Schwer-punkt Verarbeitung und Vermarktung. Von 1994 bis1996 Beschäftigung in verschiedenen Unternehmen derLebensmittelwirtschaft. Seit 1996 Unternehmer und Geschäftsführer der Herr-mannsdorfer Landwerkstätten, Glonn, die handgemach-te Lebens-Mittel in ökologischer Qualität mit eigenerLandwirtschaft, Metzgerei, Bäckerei, Käserei undBrauerei herstellen. Das Unternehmen, das sein Vater Karl Schweisfurth(ehemaliger Herta-Wurstfabrikant) 1986 gründete, hatein regionales Netz von 90 Vertrags-Landwirten, dieregelmäßig liefern, 180 Mitarbeiter, 12 eigene Filialenund zählt 80 überwiegend selbstständige Naturkost-fachgeschäfte und Restaurants zu seinen Kunden.

Prof. Wachtel: Ohne Prophylaxe ist die moderne Zahn-heilkunde nicht denkbar. Wir wissen dies eigentlichschon gesichert seit 30 - 40 Jahren. Dennoch hat sichdieser Prozess, dieses Konzept in die Praxen zu inte-grieren, relativ langsam vollzogen und vollzieht sichnoch. Was war Ihrer Meinung nach der Grund der früh-zeitigen Installation der Prophylaxe in der Schweiz?

Prof. Saxer: Die Prophylaxe einzuführen braucht Zeit.Es ist jedoch ganz wichtig, dass man weiß, von wasman spricht. Was wird eigentlich erwartet? Bei derPrävention muss ja der Partner, in diesem Fall der Pati-ent, schlussendlich auch etwas mittun. Da ist es natür-lich in einer Praxis ein Geben und ein Nehmen. Im Prin-zip wird der Patient instruiert und dies muss so erfol-gen, dass der Patient das nicht merkt. Wenn der Patient„geschulmeistert“ wird, dann funktioniert das nicht. Dasist ein Prozess: Was will ich mit der Prophylaxe errei-chen? Es gibt für mich in der Prophylaxe zwei Bereiche.Der eine ist oberflächliche Kosmetik, der andere Bereichist gründliche Prophylaxe. Das eine möchten wohl alle.Davon spricht auch die Praxis und bietet es an. Dasandere hat sich noch lange nicht überall durchgesetzt.

Prof. Wachtel: Wir finden natürlich diese Problematikauch bei uns in Deutschland. Eine zentrale Stellung indiesem Konzept hat nun mal die Dentalhygienikerin.Viele Länder haben hier verschiedene Konzepte. Das

Zwei Koryphäen tauschen ihre Erfahrungen ausProf. U. P. Saxer und Prof. Hannes Wachtel zur Problematik der Dentalhygiene in Deutschland

Konzept in Deutschland geht von der Zahnärztlichen(Fach-)Assistentin zur Dentalhygienikerin und fokussiertauf dem Beruf der Zahnärztlichen (Fach-)Assistentin alsFortbildung. Wir wissen, dass es in der Schweiz neueBestrebungen gibt, dieses geschulte Personal neu zuorganisieren. Wie beurteilen Sie das und was ist nachIhrer Meinung sinnvoll und das ideale Konzept?

Prof. Saxer: Das ideale Konzept ist, so glaube ich, viel-leicht noch nicht gefunden, weil diese Ideale an derRealität scheitern, wenn es an die Umsetzung geht. DieAnforderungen an eine Dentalhygienikerin sind sehrhoch. Und da muss ich wieder von der Zweiteilung spre-chen: In der Praxis und durch den Praktiker wird mehrdas Kosmetische gesucht. Das Kosmetische kann manschnell erreichen. Das erreicht eine Hilfskraft in kurzerZeit, wenn sie angelernt wird. Das kann so, wie das inDeutschland für die Dentalhygiene, wie Sie diesehaben, in einem oder 6 Monaten erlernt werden. Aberda ist mehr die Kosmetik abgedeckt. Wenn Prophylaxeim Sinne der Gesundheitsförderung gemacht werdensoll, für den Bereich, für den ja eigentlich der heutigeZahnarzt ausgebildet werden sollte (das ist alsoZukunftsmusik), nämlich als Allrounder in der oralenPrävention, so braucht es für das einfach ganz gründlichgeschultes Personal und das kann man nicht in ganzkurzer Zeit ausbilden. Sie haben gefragt, wie das in derSchweiz läuft und was für einen Wandel es in der

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Schweiz gibt. Da ist die Situation so: Die Dentalhygie-neausbildung war zuerst eine private Initiative (Anmer-kung: Prof. Saxer war hier federführend am Aufbauinvolviert) von einigen Zahnärzten und die haben dasdann mit wenig Schulen umgesetzt. Heute ist dasBerufsbild Diplom Dentalhygienikerin verankert in derBevölkerung. Man geht zur Dentalhygiene. Man weiß,dass es gut ist. Jetzt haben die Behörden das Ausbil-dungs-Konzept übernommen. Die Behörden machenderzeit aber irgendwie etwas ganz anderes. Sie versu-chen, alles mit Checklisten auszubilden, denn das neueSystem bildet so aus, indem vieles aus dem Netz erar-beitet wird. Aber: Im deutschen Sprachbereich ist imGegensatz zum englischen das schriftliche Wissen, daseine Dentalhygienikerin braucht, jedoch eigentlich garnicht vorhanden. Die Ausbildung der zukünftigen Den-talhygienikerin, wenn sich das in der Schweiz durchset-zen wird, findet maximal auf der Stufe einer gut ausge-bildeten Zahnärztlichen (Fach-)Assistentin statt und daskann nicht die Zukunft sein (Anmerkung: befindet sichim Probestadium).

Prof. Wachtel: Ich kann mir für die Zukunft nicht vor-stellen, mit wenig kompetenten Dentalhygienikerinnenzu arbeiten, da auch die sogenannten einfachen Fälleoft Probleme haben, die Erfahrung voraussetzen. Esgibt einige wenige Länder, die auf zwei Schienen aus-/fortbilden (Holland, Deutschland, jetzt auch die Schweizmit ihren PA): eine gründlich ausgebildete DH und eineweniger gründlich ausgebildete Prophylaxeassistentin.Dann wären die Fälle zu unterteilen. Funktioniert dennso ein System?

Prof. Saxer: Das, was man anbietet, muss auch einegewisse Gewähr bieten. Der Patient erwartet, dass esfunktioniert und nicht nur für ein Jahr, sondern für zehnoder zwanzig Jahre. Und dazu braucht es diese Fach-kräfte, damit diese wertvolle Arbeit aufrechterhaltenwerden kann. Ja, wenn die gut ausgebildete und dieweniger gut ausgebildete nebeneinander arbeiten undwenn dieses Nebeneinander gut funktioniert und durchden Chef getragen wird und jede ihre Grenzen kenntund auch ihre Grenzen akzeptiert, kann das funktionie-ren. Die Prophylaxeassistentin gegenüber der Dipl.Dentalhygienikerin. Sobald sie sieht, dass sie nichtmehr weiterkommt, muss sie an die Dipl. Dentalhygieni-kerin weiter delegieren. Und bei der Dipl. Dentalhygieni-kerin ist es natürlich auch so. Es gibt auch für sie Gren-zen, wo sie nicht weiter therapieren kann. Z.B. wenn dieTaschen beim Parodontitispatient sich nicht reduzierenlassen, dann braucht es den Zahnarzt. Es muss eineTeamarbeit sein.

Prof. Wachtel: Was wir in der Praxis sehen, ist dereigentliche Schwerpunkt, wenn man ein funktionieren-des System - also eine Erhaltungstherapie - aufbaut, inmeiner Einschätzung, der in der orientierenden Diagno-stik liegt. Die DH muss das erst erkennen. Die DH arbei-tet ja heute schon mit Risikopatienten, mit Implantatenund mit allen möglichen Verfahren. Wir brauchen auch

eine Karies-Früherkennung. In der profunden Dentalhy-giene werden die Patienten intensiv untersucht und esist eine Milchmädchenrechnung, dass hier der Zahnarztmehr findet als sehr gut geschulte Fachkräfte. Nachmeiner Meinung müsste die Ausbildung der DH in derDiagnostik intensiv sein, denn die Therapie ist in ihrereigentlichen Bedeutung wichtig, aber eher untergeord-net. Wie sehen Sie das?

Prof. Saxer: Ja, das ist eigentlich richtig für alle dreiStufen, von denen wir jetzt gesprochen haben. Wennich oben beginne, beim Zahnarzt, dann ist die Diagnoseund die anschließende Planung das Wichtigste. Wenner das sorgfältig gemacht hat, dann können alle ande-ren ihre Arbeit den Stufen entsprechend ausführen.Wenn ein Patient in seiner Problematik erfasst ist, d.h.,man erkennt die Risiken, sei es Karies oder Parodonti-tis, dann kann man auch einen langfristigen Plan ent-wickeln. Dann wird das Therapiekonzept und Nachsor-gekonzept auch funktionieren. Dasselbe gilt für die Dipl.Dentalhygienikerin und für die Prophylaxeassistentin.Das ist absolut fundamental.

Prof. Wachtel: Gehen wir auf den Zahnarzt ein: Wirsehen ja auf der einen Seite, dass wir in der Behandlungder Parodontitis flächendeckend in den meisten west-europäischen Ländern eigentlich nicht sehr erfolgreichsind. Die Karies bekommen wir durch Fluoridierungs-maßnahmen relativ gut in den Griff. Wie müsste sichdas Berufsbild des Zahnarztes ändern, sowohl in derAusbildung als auch in den Praxen, damit wir effektiverin der Prophylaxe und vor allem in der Erhaltungsthera-pie werden? Wir sehen in unseren großflächigen Unter-suchungen eine große Zahl (18-20%) von 60-Jährigen,die völlig zahnlos sind, obwohl sie ihr ganzes LebenZahnheilkunde genossen haben. Wie würden Sie ein-schätzen, wie sich das Berufsbild des Zahnarztes in derAusbildung und in der Durchführung in der Praxis ver-ändern sollte?

Prof. Saxer: Fangen wir bei der Therapie an: Prof. JörgMeyle (Univ. Gießen, PAR-Abteilung) hat kürzlich einenVortrag in Zürich gehalten und wir haben ihm die Fragegestellt: Ist die Parodontitistherapie erfolgreich? Er hatdies sehr schön dargestellt. Seine Quintessenz war: Inder Einzel-Praxis erweist sie sich als sehr erfolgreich.Der einzelne Zahnarzt kann das gewährleisten. Aberepidemiologisch in der Breite funktioniert das überhauptnicht. Wir haben die Behandlung in der Parodontitisüberhaupt nicht unter Kontrolle. Das hat sicherlich mitder Ausbildung zu tun. Und wenn ich mich richtig orien-tiert habe, gibt es in Deutschland an den 30 deutschenUniversitäten einen einzigen besetzten Lehrstuhl derParodontologie (Universität Münster, Prof. Dr. B.Ehmke) und es war bis vor kurzem kein eigenes Prü-fungsfach. Diese Bewegung trifft nicht nur auf Deutsch-land zu. Wir hatten vor ca. 10 - 15 Jahren in der Schweiz4 Lehrstühle, die alle mit Parodontologen besetzt waren(Rateitschak, Mühlemann, Lang, Cimasoni). Heute istnur noch einer davon richtig besetzt. Da ist auch der

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Staat und die ganze Zahnmedizin in der Schweiz, dieden Brennpunkt verlagern. In Deutschland kenne ichnur den Bericht des Deutschen Wissenschaftsrates von2005. Der hat damals ganz eindeutig der Regierungempfohlen, dass man Lehrstühle für Parodontologiebesetzt und dass man Dentalhygienikerinnen ausbildensollte. In Deutschland sind all diese Empfehlungen, ichweiß nicht genau wer zuständig war, aber ich habegehört, es sind die Zahnärztekammern oder die Kran-kenkassen, negiert worden. Jetzt, glaube ich, geht vor-sichtig ausgedrückt, in dieser Richtung nicht sehr viel.

Prof. Wachtel: Ja, wir erleben sogar nach einer Eupho-rie vor ca. 10 Jahren, natürlich auch aus dem Grund desMangels an wirtschaftlichen Ressourcen an Universitä-ten, einen gewissen Rückschritt in diese Richtung. Daswürde ich auch eindeutig so sehen. Und es ist auch dasBerufsbild der Dentalhygienikerin nicht gesichert, wiewir es bräuchten. Ich glaube, dass wir in eine Zeitgehen, in der immer mehr Implantate gesetzt werden.Allerdings wird die Verantwortung, die jetzt der Zahn-arzt, die Praxis und das Team trägt, für die Patienten,die mit Implantaten ja älter werden, noch viel größer.Man muss ja sagen, dass vom allgemein gesundheitli-chen Geschehen der zahnlose Patient eigentlich ganzgut dran ist. Er ist pathologisch gesund im Mund. Erkann nicht mehr gut kauen. Wir setzen also Implantate.Nur: Wir wissen alle aufgrund der neuen Daten ausSchweden, aus anderen Ländern und auch aus derSchweiz, dass wir da ein neues Problem auch in derHygiene-Richtung kreieren. Wie sehen Sie das prinzipi-ell im Bereich der Implantate, die in der Chirurgie liegenund nicht im Bereich der Parodontologie? Wird es nichtnoch wichtiger, diesen Bereich gut strukturiert aufzu-bauen?

Prof. Saxer: Es ist richtig, dass der zahnlose Patient inder Mundhöhle gesund ist. Auf den Körper hat das einenrecht großen Einfluss. Aber: In England hat man ja mitdem National Health Service (kostenlose Zahnbehand-lungen) seit vielen Jahren sehr viele 50-Jährige mit Pro-thesen, die aber Probleme mit der Verdauung haben.Also: Im Prinzip wäre es schon gut, wir hätten Zähne imMund, um richtig kauen zu können. Zu den Implantaten: Ich bin aufgeschreckt worden durchdie Versicherungen in Deutschland, die, wenn ich richtiginformiert bin, allen Zahnärzten ein Schreiben zuge-schickt haben, dass die Kostendeckung in der altenForm nicht mehr gültig sein soll, da den Angaben derKassen nach durch die Implantate sich die Kosten mehrals verdoppelt haben. Auf der einen Seite ist es schön,dass es irgendwo noch ein Instrument gibt in einemStaat, das versucht, regulierend einzugreifen. Auf deranderen Seite ist es ein Schwächezeichen gewisseranderer Bereiche (Staat), dass hier eine Regulierungvon den Versicherungen herkommen muss. Die Implan-tatgeschichte ist natürlich etwas sehr Spezielles. Wirwissen heute, wir können in einer gesunden Mundhöhleimplantieren. Wir können einem Patienten helfen. Aberwenn das jeder Zahnarzt macht, obwohl er die Ausbil-

dung dafür nicht hat (an wenigen Wochenendkursenkann man das Implantieren nicht erlernen), dann führtdas natürlich in eine Richtung, in der wir am Schlusseine Welle von Perio-Implantitis haben, die auf unszukommt und die ist natürlich sehr destruktiv. Da gehendie ganzen Kiefer kaputt. Da schaffen wir uns ganzandere Probleme. Es ist schade, dass wir hier nicht sel-ber in der Lage sind, regulierend zu wirken, sonderndass uns das die Versicherung aufzwingen muss.

Prof. Wachtel: Wir sind einer Meinung, dass sich dieVerantwortung des Zahnarztes, wenn wir Implantateverwenden, in der Gesunderhaltung unserer älterenPatienten verändert, die ja mit den Implantaten älterwerden, denn dann ist die Mundhygiene oftmals einge-schränkt. Wie halten Sie in der Schweiz heute dieImplantate bei Ihren älteren Patienten gesund? Da kannman vielleicht ein paar Dinge von der praktischen Seitekurz beleuchten. Wie ist Ihr Konzept in Richtung Implan-tat-Erhalt?

Prof. Saxer: Wir hatten einen Kongress vor 14 Tagenzu diesem Thema. Die bisherigen Konzepte, die geprüftworden sind, haben ja alle versagt. Es gibt kein validier-tes Konzept, um Implantate zu erhalten. Das ist heutenoch eine große Kontroverse. Zum Beispiel gibt es inder Schweiz eine Dentalhygieneschule, da ist es denDentalhygienikerinnen verboten, die Sondierungstiefenum die Implantate herum zu messen. Also, das ist jaeine erste Grundvoraussetzung, die gemacht werdenmuss. Für mich ist wichtig, dass wir es bei Implantatenerst gar nicht dazu kommen lassen, dass diese krankwerden. Man kann Implantate in eine gesunde Mund-höhle integrieren. Und in der Nachfolge sollte die Pro-phylaxe so stark sein, dass das Implantat nicht krankwird, da wir wissen, dass es eine Therapie der Perio-Implantitis nicht gibt. Bzw. es gibt keine konservativeTherapie. Eine chirurgische Perio-Implantitis-Therapiegelingt mir manchmal. Und dies kann man auch in derLiteratur nachlesen. Aber die konservative Perio-Implantitis-Therapie mit all diesen Geräten, die auf demMarkt sind (Ultraschall, Schall, Flow, Perioflow, Ozonoder Lasertherapie) funktioniert nachweislich nicht.Deshalb denke ich, müssten wir viel mehr Prophylaxebetreiben, dass es gar nicht erst zu dieser Entzündungkommt. Aber ein validiertes Konzept habe ich nochnicht. Wir haben ein Konzept aufgestellt, nach dem wirarbeiten wollen. Aber ob das zu etwas führt, da bin ichmir auch noch nicht sicher.

Prof. Wachtel: Also müssen wir die Datenlage abwar-ten. Und das dürfte 5 - 10 Jahre mindestens noch dau-ern. Aber unter diesem Aspekt gerade im Bereich derErhaltungstherapie und Prophylaxe sollten wir einenhohen Standard der Dentalhygienikerin und der Prophy-laxeassistentin haben. Denn hier nichts zu bewegen istwirklich sehr kritisch. Wir wissen alle, was dann pas-siert. Schauen wir in die Zukunft: Dieses Biofilm-Ma-nagement, wie man das heute nennt, auf das es imEndeffekt hinausläuft: Welche Entwicklungen würden

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Sie zukünftig in der Prophylaxe und in der Erhal-tungstherapie sehen? Wo geht der Weg hin und wasgeben uns all die modernen Methoden mit Laser, Anfär-ben oder gar Plasma, über die ich gerade gelesenhabe? Es gibt alle möglichen Arten, mit diesen Bakteri-en fertig zu werden. Wo würden Sie sagen, stehen wirheute und wo sehen Sie die höchste Potenz in derZukunft?

Prof. Saxer: Biofilm-Management in der Mundhöhle istder meist missbrauchte Begriff, der heute in der Zahn-medizin kursiert. Den Biofilm in der Mundhöhle kannniemand und kein Instrument managen. Das ist einManagement für einige Minuten. Man bekommt den Bio-film in der Tasche und um die Problemstellen weg. Undeine halbe bis drei Stunden später ist er wieder da. Unddeshalb gibt es eigentlich nur einen Weg, der zurGesundheit führt. Wir alle wissen, wir haben eine BillionBakterien in der Mundhöhle. Die Problematik vom Bio-film, der destruktiv in Form von Parodontitis oder Perio-Implantitis wirkt, sind gleich doppelt so viele Bakterien,die sich etablieren, sobald Nischen und Taschen da

sind. Wenn 5 - 6 Taschen über 4 mm vorhanden sind,dann ist der Biofilm in einer derart anderen Dimension ineiner Mundhöhle, in der er nicht eliminiert werden kann.Da gibt es nur eines: Elimination aller Taschen umZähne und Implantate bis auf das Niveau von 4 mm.Wenn man das erreicht, dann hat man gesunde Patien-ten mit einer gesunden Mundhöhle und diese wirkt sichauch auf die allgemeine Gesundheit aus.

Prof. Wachtel: Dies ist ein super End-Statement. WasSie gerade gesagt haben, wird unterstützt durch dieneue Literatur. Da gibt es die Carnevale und KlausLang, Winterlach und weitere Studien, die genau dieszeigen. Wir müssen praktisch zu dem ganz alten Kon-zept in der Praxis zurückkommen, die Taschen und dieSchlupfwinkel zu eliminieren und dann sind wir erfolg-reich. Ich danke Ihnen, Prof. Saxer, dass Sie sich dieZeit für dieses Gespräch genommen haben. Es warauch für mich sehr interessant. Ihre Kompetenz istunbestritten und wir danken sehr für dieses Interview.

München, im Januar 2011

Vor nicht allzu langer Zeit nahm der DDHV zu DorotheeNeuhoff (deutsche DH-Fortbildung, ZahnärztekammerMünster) Kontakt auf mit der Bitte, doch in Münster ander Universität ein versiertes DH-Studium nach interna-tionalen Kriterien zu installieren. Schließlich verfügeMünster über ein erstklassiges Parodontologiezentrum.Aus dem müden Lächeln über diese Idee ist ein Bache-lor mit 180 ECTS im Aufbau. Wir gratulieren. Damit wirdallerdings auch die Kritik des DDHV untermauert, dasseine deutsche DH-Fortbildung und ein Bachelor-Studien-gang in Dentalhygiene einfach nicht dasselbe sind. Wirsind hoch erfreut, dass derzeit unglaublich viele Stimmenlaut werden, die unsere hohen Bestrebungen nun dochendlich nach fast 38 Jahren Aufbauarbeit unterstützenund mittlerweile auch euphorisch begrüßen. Die Par-odontologen Deutschlands übermitteln uns nun ganzoffen, dass sie ohne uns nicht vorwärts kommen.Uns war immer bewusst, dass eine Installation auf die-sem Weg eine Kettenreaktion auslösen würde. Allerdingswird der DDHV bestrebt sein, diese Kriterien auch vonallen zu verlangen: Unter 180 ECTS ist ein Bachelornichts wert. Auch nicht, wenn er den undiskutablen Stem-pel einer privaten Firma wie praxisDienste anstelle einerUniversität (Witten/Herdecke) tragen muss.

Angaben über Google:Nach dem European Credit Transfer System (ECTS) sind durch-schnittlich 30 Leistungspunkte (LP, creditpoints) pro Semesterzu erwerben. Bei einem Bachelor-Studium von sechs Semesternergeben sich so 180 LP, bei sieben Semestern 210 LP und beiacht Semestern 240 LP. Es existieren auch Intensivstudiengän-ge, bei denen in sechs Semestern 210 LP vergeben werden, wiebeispielsweise bei der Dualen Hochschule.

Allerdings ist mit dem Abschluss einer Uni-Ausbildungdas Thema Berufsbild dringend erforderlich. Dann mussdie Bundesregierung endlich reagieren, weshalb wir dieVorstöße nun mehr als begrüßen. Bislang sind ja wederdas Bundesministerium für Gesundheit, das im Auslandfür unser Berufsbild zuständig ist, noch das Bildungsmi-nisterium gewillt, uns unter ihre Fittiche zu nehmen.Dabei ist festzuhalten, dass die Bundeszahnärztekam-mer hier kein Vetorecht besitzt, da sie nicht für einen Stu-diengang einer Universität zuständig ist. Das liegt alleineim Ermessen einer Universität und des zuständigen Bun-deslandes. Und: Wenn es nun um die Rahmenbedingun-gen geht, werden wir klar das fordern, was z.B. in derSchweiz schon üblich ist. Nichts weniger und nichtsmehr. D.h. aber auch keine klitzekleine Überschreitung indie Zahnheilkunde (Füllungstherapie), denn dieses istausschließlich Thema in Ländern, in denen Unterversor-gungen präsent sind. Davon ist jedoch in Deutschlandmit seiner Zahnarztschwemme nichts zu spüren.

Wir haben es geschafft: Der Widerstand bröckelt

Aussagekräftiges Foto aus den USA – Bostons Forsythe School ofDental Hygiene: Man beachte die 2 Monitore, die natürlich der Traumschlechthin für eine Ausbildungsmöglichkeit sind. Auf einem erscheintdie Panoramaaufnahme, auf dem anderen Monitor ist der Befundständig präsent.

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Nahezu 70 Teilnehmer waren am 2. April 2011 in dasHotel Sheraton München Arabellapark gekommen, wo –wie jedes Jahr – die Fortbildungstagung des DeutschenDentalhygienikerInnen Verbands e.V. stattfand. Bei ihrerBegrüßung bezog sich die DDHV-Vorsitzende BeateGatermann direkt auf die Jubiläumstagung 2010 undsandte nochmals einen herzlichen Dank an die FirmaHu-Friedy, die vor einem Jahr jedem Teilnehmer einSidekick-Schleifgerät spendierte. Außerdem bedauertesie den letztjährigen nur kurzen Einblick in die „Traditio-nelle Chinesische Medizin“ (TCM), der durch Anfahrts-probleme des Referenten aufgrund der Auswirkungendes damaligen isländischen Vulkanausbruchs dezimiertworden war. Mit dem Schwerpunkt auf Zungendiagno-stik konnte dieses Thema jedoch auf dieser Tagung ver-tieft werden. Beate Gatermann rundete ihr Vorwort mitder Begrüßung einer echten Koryphäe ab, um die wirglühend beneidet werden, und erteilte Prof. Dr. Bern-hard Guggenheim aus Zürich das Wort.

Dieser eröffnete die 21. Jahrestagungdes DDHV mit dem Thema „BringenResultate der Biofilmforschung in derzahnärztlichen Klinik Fortschritte?“. Alserstes widerlegte er bisher scheinbarultimative Erkenntnisse über Biofilm-Entstehung und Aufbau: Alle Arten deran der Biofilm-Entstehung beteiligtenMikroorganismen zeigen eine starkeAdhärenz am Pellikel, seien es primäreoder sekundäre Kolonisatoren. Prof.Dr. Guggenheim betonte, dass dieFähigkeit zur Diffusion den entschei-denden Überlebensfaktor darstellt,nicht die Versorgung über bisher nahe-liegende Kanalstrukturen, welche bis-her einzig und allein durch die Non-Dif-fusion eingesetzter Farbstoffe erkenn-bar zu sein schienen, jedoch offenbarnicht existieren. Sein einzigartiges Zürcher in vivo-Modell belegt, dass Überleben und somit Wachstums-fähigkeit ausschlaggebende Faktoren zum Überlebenim Biofilm sind, nicht jedoch die Erstbesiedelung („To beor not to be is to grow or not to grow!“). Er schloss mitder Herausstellung des wirksamsten Hemmstoffes fürMikroorganismen – des sogenannten Octenidol (Mund-spüllösung) – welches sogar das Chlorhexidin überragt.

Dr. med. dent. Gregor Petersilka referierte anschließend„Über die Möglichkeiten und Limits subgingivalen Pul-verstrahlens“. Initial betonte er die überaus schädigen-de Wirkung des supragingival – leider immer noch vielzu häufig – verwendeten Bicarbonatpulvers auf sowohlDentin als auch Schmelz (gingivale Schäden ließ erhierbei völlig außen vor, da diese allseits bekannt sein

sollten). Die richtige Handhabung mit dem richtigen Pul-ver führt allerdings zu großer Hilfe durch Airflows, vorallem in Ecken und Nischen. Hilfreich ist z.B. das Air-flow-System zum Glätten der Oberflächen; es ersetztjedoch nicht die Feinpolitur. Das ganze System erfordertÜbung und ist nicht für AZUBIS geeignet. Größe, Härte,Konfiguration des Korns und das Gerät selbst bestim-men das Abtragungsmaß dentaler Strukturen. Je mehrWasser zum Glycinpulver beigefügt wird, desto besserist die Politur der Oberfläche. Dr. Petersilka stellte wei-terhin heraus, dass die drei auf dem Markt verfügbarenPulver größtenteils identisch sind, jedoch das Cleanproangeblich gerne die Leitungen verstopft. Das Airflow-Pulver von EMS wird in zwei Körnungen angeboten,was dazu beiträgt, dass das feinere der beiden Pulverauch sub-gingival bei richtiger Handhabung eingesetztwerden kann. Dieses auf Basis von Glycin hergestelltePulver ist mit seiner Körnung von 25 µm nur minimalabrasiv. Das Airflow Soft hat hingegen eine Korngröße

Fortbildungstagung des DDHV 2011Regine Bahr, Dipl. DH HF

von 65 µm und wird supra-gingival angewendet. Auchsollte die Absaugtechnik gut geübt werden, damit wederPatient noch der ganze Raum hinterher mit Pulver ein-gedeckt sind. Hilfreich sind hier große Sauger; dieAugen des Patienten sollten bei der Behandlunggeschlossen gehalten bzw. abgedeckt werden. Hierzuofferiert die Industrie Hilfsmittel.Aufgrund der Zusammensetzung aus Aminosäuren (dassind kurzkettige Eiweißgrundbausteine und Bestandtei-le der DNA-Synthese) ist ein allergenes Potenzial aus-geschlossen. Äußerst wichtige Hinweise gab Dr. Peter-silka in Bezug auf ein möglicherweise auftretendes Luft-

Blick in den sehr gut besuchten Veranstaltlungsraumder DDHV-Jahrestagung in München am 2.4.2011

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emphysem: In der Regel sei diese Schwellung sofortsichtbar, in Einzelfällen jedoch auch noch bis zu 48Stunden post-dentaler Behandlung. Er gab differential-diagnostische Einblicke und Empfehlungen zur Auf-klärung und Weiterversorgung. Generell ist ein Emphy-sem jedoch kein Behandlungsfehler, sondern ein abso-lut unerwünschtes Ereignis, welches meist von selbstabheilt, aber an das BfArM (Bundesinstitut für Arznei-mittel und Medizinprodukte) zu melden sei.Nachfolgend einige Empfehlungen zum Einsatz vonPulverstrahlgeräten:• nicht empfehlenswert bei fehlender keratenisierter

Gingiva,• akut entzündete Bereiche meiden (Handhabung

beachten),• ständiges Bewegen der Düse,• 4 - 6mm Abstand halten,• Winkel beachten.Dr. med. Oliver Gerlach – Allgemeinarzt, ärztlicher Lei-ter des Lehr- und Forschungsinstituts für TraditionelleChinesische Medizin (TCM) in Erlangen – schloss mitdem Thema „Vom Zungenbild zum Therapiekonzept“ ansein vorjähriges Referat an. Die TCM sei ein Systemvon Befindlichkeiten und Befunden mit dem Ziel, einenfunktionellen und vegetativen Status zu erheben. AlsZiel gilt, die Abweichung vom idealen Sollwert (das heißtBefindlichkeitsstörungen) zu erkennen, denn meistmanifestieren sich psychische oder körperliche Belas-tungen in somatischen Befunden. Die Behandlung liegt

in der Regulation dieser überschwachen oder überstar-ken Reaktionen, welche oft sehr individuell ausfallen.Dr. Gerlach gab einen sehr spannenden Einblick undpräsentierte viele exemplarische Zustände in Bildernund Beschreibungen, die in der Dentalhygiene sehr viel-schichtig unser Berufsbild bereichern. Über sein Buch„Praxis der chinesischen Zungendiagnostik“ erschien imJournal 2/2010 eine Buchbesprechung.Abschließend gab Egon Lembke einen grundsätzlichenÜberblick in Instrumentenkunde und stellte Charakteris-tika und Einsatzbereiche unserer alltäglichen Instru-mente vor. Weitere Mitarbeiter der Firma Hu-Friedyschulten anschließend in Kleingruppen den praktischenUmgang mit ihren komfortablen Sidekick-Geräten.In der nachfolgenden Informations- und Diskussions-stunde stellte sich heraus, dass die gesamte deutscheDentalhygienelandschaft äußerst unzufrieden mit ihrerSituation ist: So werde die P 200 für die deutsche DHvon den Zahnärztekammern in Baden-Württembergjuristisch bekämpft, während Münster deren Abrech-nung schon vor vielen Jahren durchgesetzt hat. Die(alte) GOZ ist immer noch ein Kritikpunkt, denn dort wirdnach wie vor die Behandlungsmaßahme der „Kürettage“erwähnt, welche schon seit Jahrzehnten nicht mehr alsfundierte Behandlungsmaßnahme gilt! Des Weiterenwird bei der (neuen) GOZ das Deepscaling als Chirurgiebezeichnet. Deutschland scheint weiterhin ein absolutesEntwicklungsland im Ressort der Dentalhygiene zu sein:Kämpfen wir also alle für eine baldige Veränderung!

Honisoit qui mal y penseWehe dem, der Schlechtes denkt.

Diskussionen während der 21. DDHV-Jahrestagung am 2.4.2011 machten deutlich, dass viele in der Dentalhygiene inDeutschland Arbeitende unzufrieden mit ihrer Situation sind, wobei die Gehälter noch die geringste Kritik darstellten.Nachdem uns jedoch Klagen erreichen, dass sich Dipl. DH in Deutschland mit Gehältern von ZMF abspeisen lassen,hier zwei Listen, davon ein offizieller Auszug aus der Liste des Schweizer Zahnärzteverbandes (SSO). Der Jahres-Umsatz von CHF 181.205,-- dürfte in Deutschland mit seinen unglaublich hohen Preisen für DH-Behandlungen weitüberschritten werden. Nachdem Deutschland keine eigene Liste hat, orientieren wir uns seit Jahren an unserem Nach-barland Schweiz.

Gehaltsliste Schweiz: Dipl. DentalhygienikerinnenBerufsjahr, Monatsgehalt, Jahreslohnsumme in Schweizer Franken, wobei deutsche Dipl. DH dies 1:1 erhalten solltenaus dem Grund heraus, da für Diplom-DH-Leistungen in Deutschland enorm viel mehr Geld verlangt wird als in derSchweiz. Zudem sieht das Nettogehalt in der Schweiz um einiges freundlicher aus. Dies trifft auch auf den Rentenan-spruch zu. Die Schweizer scheinen mit ihren Ressourcen doch besser haushalten zu können als wir in Deutschland…

Berufsjahr Minimum Maximum Minimum Maximum 1 4.930,-- 5.490,-- 64.090,-- 71.370,-- 2 5.140,-- 5.740,-- 66.820,-- 74.620,-- 3 5.290,-- 5.920,-- 68.770,-- 76.960,-- 4 5.430,-- 6.080,-- 70.590,-- 79.040,-- 5 5.560,-- 6.230,-- 72.280,-- 80.990,-- 6 5.690,-- 6.400,-- 73.970,-- 83.200,-- 7 5.860,-- 6.560,-- 76.180,-- 85.280,--8 6.000,-- 6.720,-- 78.000,-- 87.360,-- 9 6.150,-- 6.880,-- 79.950,-- 89.440,--10 6.280,-- 7.050,-- 81.640,-- 91.650,--

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Im Weiteren wird auch auf das Modell „DH-Plus“ verwiesen. Beim Lohnmodell DH+ (Leistungslohnsystem) geht dieWikO von einem erwünschten Leistungsfaktor von 2,5 aus. Bei einem Taxpunktwert von CHF 3,10 und dem angenom-menen Jahreslohn von CHF 72.482.-- müsste die DH also einen Jahresumsatz von CHF 181.205,-- (Sollumsatz) errei-chen. Damit basiert das Modell DH+ auf einem Anteil des Brutto-Lohnes von 40% am erzielten Umsatz.

Gehälter laut Gehaltsvergleich Deutschland, angeblich für deutsche DH?, gefunden unter Google.www.gehaltsver-gleich.com/gehalt/Dentalhygieniker-...

Dipl. DH in Deutschlandund Österreich haben die-ses Ziel längst überschrit-ten. Umso schlimmer ist es,hören zu müssen, dassDipl. DH ein Gehalt proStunde von 27 Euro bruttoerhalten und deren Arbeit-geber noch behaupten, siehätten sich informiert. Dasind sie wohl bei denZahnärztekammern inDeutschland vorstelliggeworden, nicht aber beimDDHV. Allerdings sehen dieGehälter der Dental-Assi-stentin in der Schweiz auchdeutlich besser aus als inDeutschland!

Nummer Leistungstext

0010 Eingehende Untersuchung zur Feststellung von Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen einschließlich Erhebungdes Parodontalbefundes sowie Aufzeichnung des Befundes

1000 Erstellung eines Mundhygienestatus und eingehende Unterweisung zur Vorbeugung gegen Karies und parodon-tale Erkrankungen, Dauer mindestens 25 Minuten

1010 Kontrolle des Übungserfolges einschließlich weiterer Unterweisung, Dauer mindestens 15 Minuten

1020 Lokale Fluoridierung zur Verbesserung der Zahnhartsubstanz, zur Kariesvorbeugung und -behandlung, mit Lackoder Gel, je SitzungDie Leistung nach der Nummer 1000 ist innerhalb eines Jahres einmal, die Leistung nach der Nummer 1010innerhalb eines Jahres dreimal berechnungsfähig.Die Leistungen umfassen die Erhebung von Mundhygieneindizes, das Anfärben der Zähne, die praktische Unter-weisung mit individuellen Übungen und die Motivierung des Patienten. Im Zusammenhang mit Leistungen nachden Nummern 1000 und 1010 sind Leistungen nach den Nummern 0010, 4000 und 8000 sowie Beratungen undUntersuchungen nach der Gebührenordnung für Ärzte nur dann berechnungsfähig, wenn diese Leistungen ande-ren Zwecken dienen und dies in der Rechnung begründet wird.Die Leistung nach der Nummer 1020 ist innerhalb eines Jahres höchstens viermal berechnungsfähig.

1040 Professionelle ZahnreinigungDie Leistung umfasst das Entfernen der supragingivalen/gingivalen Beläge auf Zahn- und Wurzeloberflächeneinschließlich Reinigung der Zahnzwischenräume, das Entfernen des Biofilms, die Oberflächenpolitur und geeig-nete Fluoridierungsmaßnahmen, je Zahn oder Implantat oder Brückenglied. Die Leistung nach Nummer 1040 istneben den Leistungen nach den Nummer 1020, 4050, 4055, 4060, 4070, 4075, 4090 und 4100 nicht berech-nungsfähig.

2010 Behandlung überempfindlicher Zahnflächen, je Kiefer

4000 Erstellen und Dokumentieren eines ParodontalstatusDie Leistung nach Nummer 4000 ist innerhalb eines Jahres höchstens zweimal berechnungsfähig.

Punktezahl

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Neue GOZ (Ausschnitte relevant für die Dentalhygiene, wobei die Dipl. DH keine professionelleZahnreinigung durchführt, sondern eine PARODONTITIS-THERAPIE.)

Gehaltstabelle Bundesland Brutto (min.) Einkommen (max.) Brutto Lohn (ø) Gehälter

Baden-Württemberg 1.500 € 2.100 € 1.836 € 7

Bayern 1.000 € 4.000 € 2.289 € 14

Berlin

Brandenburg 1.770 € 1.770 € 1.770 € 1

Bremen

Hamburg 2.500 € 2.635 € 2.568 € 2

Hessen 1.600 € 1.800 € 1.700 € 2

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen 1.900 € 3.200 € 2.550 € 2

Nordrhein-Westfalen 1.800 € 2.750 € 2.348 € 5

Rheinland-Pfalz

Saarland

Sachsen

Sachsen-Anhalt

Schleswig-Holstein

Thüringen

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Eine Therapie setzt immer eine Diagnose voraus. In der Parodontologie wird diese für die Praxis für Dentalhygiene inder Schweiz vom Zahnmediziner erstellt. Erst danach kann die Dipl. DH sich – delegiert in eine nicht bestimmte Ent-fernung – dem PAR-Patienten widmen. Patienten ohne PAR können jedoch auch in Deutschland schon lange von Dipl.DH ohne Zahnmediziner behandelt werden. In der deutschen Medizin sind „paramedizinische Berufsbilder“ gang undgäbe. In der deutschen Zahnmedizin wehrt man sich mit Händen und Füßen dagegen, wobei das ausschließlich denzu behandelnden Patienten Schaden zufügt und ganz sicher lediglich finanzielle Hintergründe hat.

Die „überarbeitete“ neue GOZ macht deutlich, dass die Dipl. DH eines Tages – wie in der Schweiz schon existent –ihren eigenen Abrechnungskatalog benötigt. Denn: Ein Deepscaling ist lediglich das Entfernen von Giftstoffen/Ablage-rungen, die da nicht hingehören. Es ist jedoch ganz gewiss keine Chirurgie. In der Chirurgie sehen wir einen erforder-lichen „Schnitt“ in den Körper und der ist erst bei einer offenen Kürettage durch den Zahnarzt gegeben.

Auch in der ZM wird über die GOZ berichtet. So z.B., dass die Aufnahme der professionellen Zahnreinigung (mit 28Punkten) neu ist und dass sich in der Parodontologie kaum etwas geändert hätte.Was ist wohl mit der folgenden neuen Leistung gemeint: Lokale Anwendung von Medikamenten mit einem Medika-mententräger in der Prophylaxe? Ich fluoridiere mit Schaum – nach amerikanischem up-to-date Vorbild. Da wird keinTräger benötigt; es hinkt alles gewissermaßen hinterher.

4005 Erhebung mindestens eines Gingivalindex und/oder eines Parodontalindex (z.B des Parodontalen ScreeningIndex PSI)Die Leistung nach Nummer 4005 ist innerhalb eines Jahres höchstens zweimal berechnungsfähig.

4020 Lokalbehandlung von Mundschleimhauterkrankungen gegebenenfalls einschließlich Taschenspülungen, je Sit-zung

4025 Subgingivale medikamentöse antibakterielle Lokalapplikation, je ZahnDie verwendeten antibakteriellen Materialien sind gesondert berechnungsfähig.

4050 Entfernung harter und weicher Zahnbeläge gegebenenfalls einschließlich Polieren an einem ein-wurzeligen Zahnoder Implantat, auch Brückenglied

4055 Entfernung harter und weicher Zahnbeläge gegebenenfalls einschließlich Polieren an einem mehrwurzeligenZahnDie Leistungen nach den Nummer 4050 und 4055 sind für denselben Zahn innerhalb von 30 Tagen nur einmalberechnungsfähig.

4060 Kontrolle nach Entfernung harter und weicher Zahnbeläge oder professioneller Zahnreinigung nach Nummer1040 mit Nachreinigung einschließlich Polieren, je Zahn

4070 Parodontalchirurgische Therapie (insbesondere Entfernung subgingivaler Konkremente und Wurzelglättung) aneinem ein-wurzeligen Zahn oder Implantat, geschlossenes Vorgehen

4075 Parodontalchirurgische Therapie (insbesondere Entfernung subgingivaler Konkremente und Wurzelglättung) aneinem mehrwurzeligen Zahn, geschlossenes Vorgehen

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Fazit: Der nicht-chirurgischen Parodontaltherapie wird hiermit kein dem derzeitigen Stand entsprechender Platz einge-räumt, vor allem nicht mit der Aussicht, dass es nun doch einen Bachelor-Studiengang für Dentalhygiene geben wird.Dies führt voraussichtlich nicht nur zu mehr Missbrauch, sondern auch zu viel mehr Parodontalchirurgie, die nachneuem Ermessen auch nicht notwendig ist.

Unterschiedliche Wege zum Erfolg:Berufstitel in der Dentalhygiene, mit denen sich Deutschland dann im nächsten Jahrhundert anfreunden darf. Jederbekommt es langsam mit: Putzfrau ist heute die Raumpflegerin. Und: Bei allen Tagungen steht heute grundsätzlich dieBerufsbezeichnung auf dem Namensschild. So haben sich in den USA auch in der Dentalhygiene die Berufsbezeich-nungen für die Dentalhygienikerin gewandelt.

Folgende Titel werden in den USA grundsätzlich hinter dem Namen angegeben: RDH = nach Abschluss einer Staaten-Zulassung = Registered Dental HygienistBS = Bachelor in Dental Hygiene Science = zusätzlich 4 Semester, nur TheorieBDH = neue Form für Bachelor in Dental HygieneMA = Master of Arts in Dental Hygiene, MADH; gibt es auch ohne RDHMS = Master of Science in Dental Hygiene, MSDH; gibt es auch ohne RDH

Aus Sicht des ADHA sind nur eine lizenzierte Dentalhy-gienikerin oder der Zahnarzt qualifiziert, um den Bedarfan zu polierenden Zähnen zu bestimmen, denn dasPolieren sollte nur durchgeführt werden, wenn die Not-wendigkeit besteht. Es sollte nicht zu einem Routinever-fahren werden.

HintergrundIn der Vergangenheit ist das Polieren ein routinemäßi-ger Bestandteil des Prophylaxe-Termins geworden.Man glaubte, dass es wichtig sei, glatte, schmutzabwei-sende Zahnoberflächen zu haben, um den Aufbau einesneuen Biofilms zu verhindern. Patienten erwarten, dassihre Zahnoberflächen nach dem Scaling und der Wur-zelglättung glatt sind und alle Flecken entfernt wurden.Die aktuelle Literatur hat jedoch gezeigt, dass dasPolierverfahren aus einem anderen Blickwinkel gese-hen werden muss.Heute wird die Politur als ein kosmetisches Verfahrenmit geringem therapeutischen Nutzen gesehen. (1,2)Leider haben viele Verbraucher in den letzten Jahrendas Polieren mit der oralen Prophylaxe gleichgesetzt.Dennoch ist Polieren nicht so wesentlich für die Prophy-laxe, wie man einst dachte. In der Tat ist es als schlech-te Mundgesundheitsversorgung zu sehen, wenn derPatient glaubt, dass das Polieren der Zähne diehauptsächliche Dienstleistung ist und dass die Reini-gung der Zähne nur darin besteht, Schmutz und Fremd-stoffe auf den Zähnen (1) zu entfernen. Das entsprichteigentlich nicht der „Oral-Prophylaxe", wie sie von derAmerican Academy of Periodontology gesehen wird:„Entfernung von Plaque und Zahnstein und das Entfer-nen von Flecken von den sichtbaren und unsichtbarenFlächen der Zähne durch Scalierung und Polieren alsvorbeugende Maßnahme für die Kontrolle der lokalenIrritanten." (3) Das hier aufgeführte Prophylaxe-Verfah-ren entspricht der Methode, die angewendet werden

muss, um Parodontose zu verhindern.Die aktuelle Literatur zeigt, dass ein gründliches Reini-gen mit Zahnbürsten und der Zahnseide zu Hause diegleiche Wirkung wie Polieren erzeugen kann. (4) Des-halb kann man das Polieren von Kronen-Oberflächenals routinemäßigen Abschluss als zusätzlichen Nutzenfür den Patienten besonders in Frage stellen. Es wirdauch in der Literatur argumentiert, dass ein ständigesPolieren im Laufe der Zeit …„morphologische Verände-rungen der Zähne durch Abschleifen der Zahnsubstanzhervorruft (5); zusätzlich das Fluorid in den äußerenSchichten des Zahnschmelzes entfernt.“ (1) So sindsich Forscher einig, dass das Polieren nicht als routi-nemäßig notwendig gilt. Die Dentalhygienikerin und derZahnarzt müssen beurteilen, wie oft beim Patient dieNotwendigkeit des Polierens vorhanden ist sowie wel-che Art, je nach Lage der vorhandenen Flecken.In der Vergangenheit wurde ein weiterer wichtigerGrund zur Politur als wichtig erachtet: Der Biofilm wirdentfernt, um vor einer Fluoridbehandlung ausreichendeAufnahme von Fluorid im Zahnschmelz zu ermöglichen.Forschungen zeigen, dass das Polieren vor einer pro-fessionell angewandten Fluoridierung keine Verbesse-rung der Aufnahme (6,7) bringt. Steele und Tinanoffzeigten in ihren Studien in den Jahren 1982 und 1974,dass Zähneputzen und die Anwendung von Zahnseideals angemessene Methoden zur Biofilmentfernung vorFluorid-Behandlungen und Fluorid-Aufnahme zu bewer-ten waren und die nicht durchgeführte Politur mit Gum-mikelch sich nicht negativ auswirkte.Eine Politur vor Aufbringen einer „Dichtmasse“ ist einweiterer Bereich, der zur Debatte steht. Früher glaubteman, dass es notwendig ist, Zahnoberflächen vor einerPlatzierung mit Säure-Ätz- und Dichtstoff-/Füllungsma-terial zu polieren. Allerdings haben einige neuere Stu-dien über andere Methoden der Biofilm-Entfernunggezeigt, dass sie gleichermaßen effizient sind. So

Beurteilung der Politur von Zahnoberflächen aus Sicht des ADHAAmerican Dental Hygienists‘ Association ist die Vereinigung, die

enorme Erfahrung und eine exzellente Beurteilung präsentieren kann.

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gehören kräftiges Spülen mit Wasser, Zähneputzen mitZahnpasta, Wasserstoffperoxid und die Verwendungeiner Luft-Poliermaschine dazu. (8-11)Air-Flows wurden in den 1980er Jahren eingeführt undhaben sich als besonders nützlich in bestimmten Fällenerwiesen, vor allem bei kieferorthopädischen Patienten,bei Wurzelglättung, bei Parodontalchirurgie und bei Fül-lungs-Verfahren (Fissurenversiegelung). (11-13) Jedochwerden bei jedem Eingriff angemessene Kenntnisseund Technik vorausgesetzt. Der Behandler muss sichseiner Grenzen, Kontraindikationen und vor allem derrichtigen Benutzung gewiss sein. Generell wird bei Patienten mit vielen Belägen insbe-sondere Chlorhexidin indiziert. Es gibt jedoch zahlrei-che Kontraindikationen und andere Bedenken, die denwahllosen Einsatz von Air-Flows bei bestimmten Patien-tengruppen verbieten. (14) Dies sind: Patienten mitnatriumarmen Diäten, Patienten mit Atemwegs-, Nieren-oder Stoffwechselerkrankungen, Patienten mit Infekti-onskrankheiten, Kinder/Patienten mit Diuretikatherapieoder langfristiger Therapie mit Steroiden, Patienten mitTitan-Implantaten (Forschung ist in diesem Bereichnoch erforderlich).Air-Flows sollten auch nicht bei Patienten mit freiliegen-dem Zementum oder Dentin angewendet werden. EineStudie von Galloway und Pashley im Jahr 1986 zeigte,dass Air-Flows klinisch signifikanten Verlust von Zahn-hartsubstanz verursachen können (15). (Anmerkungdes DDHV: Wenn hier das richtige Material zur richtigenZeit mit richtiger Technik verwendet wird, ist dies zwi-schenzeitlich erlaubt.) Darüber hinaus sollten Air-Flowsum die meisten Füllungsmaterialien herum aufgrund derMöglichkeit des Erodierens, Lochfraßes und Erweite-rung der Spalten nur eingeschränkt zum Einsatz kom-men. (1)

GesetzgebungDerzeit lassen rund 23 Staaten in den USA Zahnarzt-helferinnen coronale Polituren durchführen. (16) Dieswirft ein Problem auf, da nur etwa die Hälfte dieser Staa-ten Ausbildungen oder Prüfungen zum Polieren fürZahnmedizinische Fachangestellte anbietet. Es gibtauch einen Mangel an Standardisierung für Bildung,Prüfung und Zertifizierung für Zahnmedizinische Fach-angestellte innerhalb der Staaten. Ein weiteres Anlie-gen ist es, den Verbraucher in der Hinsicht abzusichern,dass das Potenzial des Betrugs bei Rechnungen füreine Prophylaxe, wenn nur eine Politur durchgeführtwird, vermindert wird. Gemeinsam versuchen nun aucheinige Staaten in den USA, Gesetzgebungen für Zahn-medizinische Fachangestellte bezüglich supragingiva-len Scalings zu schaffen, da dies ja den Verbraucher inder Mundgesundheit vor ernsthafte Probleme stellt.Unvollständige Entfernung von Ablagerungen oberhalbund unterhalb des Zahnfleischrandes kann zu mehrerenProblemen führen: 1) Wenn bakterielle Beläge nichtvollständig entfernt werden, vermehren sich diese undder Krankheitsprozess wird nicht gestoppt. 2) Wenn dieAblagerungen nicht vom Grund aus der Tasche entferntwerden, schrumpft das Gewebe und zieht sich um den

Zahnhals zusammen und bakterielle Toxine bleiben inder Tasche zurück. Dies kann zu einem Parodontalab-szess führen. 3) Wenn Heilung und Gewebeschrump-fung am Zahnhals auftreten, wird das Gewebe straffer.Es ist dann viel schwieriger, ein Instrument in derTasche zu platzieren, um den noch verbliebenen Belagzu entfernen. (17)

FazitPolieren sollte nicht Teil einer Routine der oralen Pro-phylaxe sein. Die lizenzierte Dentalhygienikerin oderder Zahnarzt sind am besten qualifiziert, um die Not-wendigkeit des Polierens zu bestimmen. Ob die Zähnedes Patienten poliert oder nicht poliert werden sollen,sollte sachkundig erörtert werden. Der ADHA ist derMeinung, dass lizenzierte Dentalhygienikerinnen unddie Zahnärzte am besten qualifiziert sind, um Polierver-fahren durchzuführen.

Literaturnachweis: 1. Woodall IR: “Comprehensive Dental Hygiene Care", 4th edition. St.Louis, Mosby-Year Book, Inc., 1993, pp. 648, 660.2. Walsh MM, Heckman B. et al.: Effect of a rubber cup polish afterscaling. "Dental Hygiene" 1985;59(11):494-498.3. American Academy of Periodontology: "Glossary of PeriodonticTerms", 3rd edition. Chicago, American Academy of Periodontology,1992, p. 40.4. Waring MB, Horn ML, et al.: Plaque reaccumulation following engi-ne polishing or tooth brushing – a 90-day clinical trial. "Dental Hygie-ne" 1988;62:282-285.5. Swan RW: Dimensional changes in a tooth root incident to variouspolishing and root planing procedures. "Dental Hygiene" 1979;53:17-19.6. Steele RC, Waltner AW, Bawden JW: The effect of tooth cleaningprocedures on fluoride uptake in enamel. "Pediatric Dentistry"1982;4:228-233.7. Tinanoff N, Wei SHY, Parkins FM: Effect of a pumice prophylaxis onfLuoride uptake in tooth enamel. "Journal of the American DentalAssociation" 1974;88:384-389.8. Donnan MF, Ball IA: A double-blind clinical trial to determine theimportance of pumice prophylaxis on fissure sealant retention. "BritishDental Journal" 1988;165(8):2839. Houpt M, Shey Z: The effectiveness of a fissure sealant after sixyears. "Pediatric Dentistry" 1983;5(2):104-106.10. Christensen CJ: Fluoride made it: Why haven't sealants? "Journalof the American Dental Association" 1992;123(2):89-90.11. Brocklehurst PR, Joshi RI, Northeast SE: The effect of airpolishingocclusal surfaces on the penetration of fissures by a sealant. "Interna-tional Journal of Pediatric Dentistry" 1992;2:157-162.12. Gerbo LR, Barnes CM, Leinfelder KF: Applications of the air-pow-der polisher in clinical orthodontics. "American Journal of Orthodonticsand Dentofacial Orthopedics" 1993:103(1):71-73.13. Horning GM, Cobb CM, Killoy WI: Effect of an air-powder abrasi-ve system on root surfaces in periodontal surgery. "Journal of ClinicalPeriodontology" 1987;14:213.14. Brown SM: A scientific foundation for the clinical use of air polis-hing systems, Part II: Technique. "Practical Hygiene" 1995;4(6):14-19.15. Galloway SE, Pashley DH: Rate of removal of root structure by theuse of the prophyjet device. "Journal of Periodontology"1986;58(7):464-469.16. American Dental Association: "Legal Provisions for DelegatingFunctions to Dental Assistants and Dental Hygienists". Chicago, Ame-rican Dental Association, 1993, p. 16.17. O'Hehir TE: Gross scaling: An antiquated concept. "Dental Hygie-ne News" 1994;7(1):19-20.American Dental Hygienists’ AssociationPosition on Polishing Procedures.

Originaltext:"Dental Hygiene News" 1994;7(1):19-20. American Dental Hygienists'Association Position on Polishing Procedures.

Deutscher DentalhygienikerInnen Verband e.V.

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| 15RECHT Nr. 2 | April 2010

In seinen ausführlichen Ent-scheidungsgründen erklärtdas Gericht u.a. folgendelesenswerte Herleitungen:„Nach seinem klaren Wort-laut verlangt die Gebühren-nummer P 200 BEMA-Z einechirurgische Maßnahme. Be-züglich der hier streitigenAbrechnungen von Küretta-gen hat die mündliche Ver-handlung vor dem Senat er-geben, dass dieser Begriff inder zahnärztlichen Praxisweit gefasst wird. Kürettageim weiteren Sinne bedeutetlediglich ‚Auskratzung oderAusschabung‘, während imengeren Sinne darunter eineEntfernung von Weichteilge-webe verstanden wird. Dar-aus folgt entgegen der Auf-fassung des Klägers nicht,dass jede Kürettage als chi -rurgische Maßnahme anzu-sehen ist, sondern dass nurdie Kürettage von Gebühren-nummer P 200 BEMA-Z er-fasst wird, die mit einemchirurgischen Eingriff ver-bunden ist. Somit ist nichtjede Auskratzung von Zahn-fleischtaschen abrechenbar,sondern nur diejenige, beider im Wege eines chirurgi-schen Eingriffs Weichteilge-webe gezielt behandelt wird.Bei Anwendung dieserRechtsgrundsätze ist unterchirurgischer Maßnahme imSinne der GebührennummerP 200 BEMA-Z ein paro-dontalchirurgischer Eingriffzu verstehen, der sichin der Entfernung kli-nisch erreichbarersubgingivalerw e i c h e r

und harter Beläge (Konkre-mente) nicht bereits erschöp-fen darf. Vielmehr muss,unbeschadet der Frage, obdie Therapie offen oder ge-schlossen durchgeführt wird,eine operative, regelmäßigunter Betäubung durchge-führte (und damit auch demArzt vorbehaltene) Tätigkeitvorliegen, wie (hier) nament-lich die Ausschabung vonWeichgewebe in der Zahn-fleischtasche, durch die chro-nisch entzündlich veränder-tes Parodontalgewebe ent-fernt wird, damit auf dergleichzeitig geglätteten Wur-zeloberfläche sich wiedergesunde parodontale Gewe-beverhältnisse bilden kön-nen. Bloße Wurzelreinigun-gen oder Wurzelglättungen(Root planing) als Maßnah-men der professionellenZahnreinigung gehören nichtdazu. Das tritt nach Ein-schätzung des Senats be-reits darin hervor, dass nachder Gebührennummer P 200BEMA-Z ‚die Anästhesie‘zusätzlich berechenbarist. Der Bewertungs-ausschuss geht damitoffenbar vom Vor-liegen einer anäs-thesiebedürfti-gen (Teil-)

Leistung im Zuge der Paro-dontosebehandlung aus. DieRegelbeispiele, die er zurErläuterung des Begriffs‚chirurgische Maßnahmender systematischen Behand-lung der Parodontopathien‘in den Gebührentatbestandaufgenommen hat, unter-streichen diese Auffassung.Denn danach umfasst der‚chirurgische Maßnahmender systematischen Behand-lung der Parodontopathien‘voraussetzende Leistungs-ansatz ‚alle Maßnahmendieser Art‘, wobei als Klam-merzusatz beispielhaft ne-ben der ‚subgingivalenKürettage‘ ‚Zahnfleischver-bände mit Glätten der Wur-zeln, Gingivektomie, Gingi-voosteoplastik, Lappenope-ration einschl. Naht und/oder Schleimhautverbände‘und damit operative (chirur-gische) Maßnahmen aufge-zählt sind. Daran ändert esnichts, dass zwischen demGlätten der Wurzeln (Rootplaning), das man für sich ge-

nommen(wohl)

n i c h tals chirurgische

Behandlungsmaß-nahme einstufen

kann, und demAnlegen vonZahnfleischver-bänden ein auszahnmedizini-scher Sicht nichtnachvollzieh-

barer Zusammen-hang hergestellt ist (vgl.Liebold/Raff/Wissing, BEMA-Kommentar, Stand Februar2000, III/34854), nachdem einZahnfleischverband nach jed-weder parodontalchirurgi-schen Maßnahme notwendigwerden kann und damit

(wiederum) auf chirurgischeEingriffe verwiesen ist. Ausdem Gesagten folgt, dass diein Anspruch genommenesubgingivale Kürettage als‚chirurgische Kürettage‘ zuverstehen ist, um den ange-führten Kriterien zu genü-gen. Andernfalls handelt es

sich nicht um eine die Ab-rechnung der Gebühren-

nummer P 200 BEMA-Z tragende ‚chirurgi-sche Maßnahme‘, wo-

bei es nicht daraufankommt, welche Bedeu-

tung der alltägliche zahn-ärztliche Sprachgebrauchund die Vorschriften inFortbildungsordnungen fürDentalhygienikerinnen demBegriff ‚Kürettage‘ zuschrei-ben. Es geht demgegenübernicht an, wie dies die Klä-ger meinen, gleichsam um-gekehrt von einem der Ge-bührenordnung vorauslie-genden Verständnis dessen,was ‚Kürettage‘ sei, aus-zugehen, und einen nachMaßgabe zahnärztlichenSprachgebrauchs oder fort-bildungsrechtlicher Rege-lungen vorgeprägten ‚nicht-chirurgischen‘ (klinischen)

Kürettage-Begriff in dieGebührenordnung zu über-nehmen, um sodann diese‚nichtchirurgische‘ Kürettagedurch den Gebührentatbe-stand selbst zur abrechnungs-fähigen ‚chirurgischen‘ Maß-nahme zu qualifizieren.Da es sich bei dem Begriffder Kürettage im Sinne vonGebührenziffer P 200 BEMA-Z somit um einen Rechts-begriff handelt, ist es uner-heblich, wie der Begriff um-gangssprachlich in der zahn-ärztlichen Praxis verwendetwurde. Ob es zutrifft, wiedie Kläger vortragen, dasssich hinsichtlich der Be-handlung von Parodontopa-thien die wissenschaftlichenErkenntnisse, Definitionenund Behandlungsmethodengeändert haben, kann derSenat dahingestellt lassen.Denn es wäre Aufgabe desBewertungsausschusses ge-wesen, solchen Erkenntnis-sen durch eine Anpassungder Gebührenordnung Rech-nung zu tragen (wie dies inder ab 1. Januar 2004 gelten-den Fassung von P 200BEMA-Z der Fall ist). Demhilfsweise gestellten Beweis-

antrag des Klägers brauchtebereits aus diesem Grundenicht entsprochen zu wer-den.“Schließlich erklärt das Lan-dessozialgericht, die wiedargestellten „chirurgischenMaßnahmen“ dürften nichtabgerechnet werden, wennsie von einer Dentalhygieni-kerin vorgenommen wordensind. Darüber hinaus würdedarin ein Verstoß gegendie Pflicht zur persönlichenLeistungserbringung zu se-hen sein.

Fazit

Es ist unerlässlich, dass mitmedizinischen Sachverhal-ten befasste Juristen sich mitder Materie auskennen oderan die Inhalte der Leistungenherangebracht werden.

Ein Gericht definiert eine „chirurgische Maßnahme“ Das Landessozialgericht Baden-Württemberg hat in seinem Urteil vom 01.09.2004 (Az. L 5 KA 3947/03) den Begriff einer „chirurgischen Maßnahme“ definiert.

RA Dr. Susanna ZentaiHohenzollernring 3750672 Kölnwww.dental-und-medizinrecht.dewww.goz-und-recht.de

Adresse

Abdruck mit freundlicher Genehmigung von: Dr. Susanna Zentai, Köln, und Oemus Media AG, Leipzig.Gefunden unter: http://www.oemus.com/epaper/pub/sim/pn/2010/pn0210/epaper/pdf/page_15.pdf

In der deutschen DH-Fortbildung wird Folgendesbeschrieben: „Einsatzrahmen der DH: Entfernen von kli-nisch erreichbaren, subgingivalen Belägen“. Das war dasResultat der Kritik am deutschen Fortbildungswesen, dasder DDHV der Umwandlung von der ZMF zur deutschenDH entgegenhielt, indem diese in Deutschland nichtbefähigt war, diese Leistung auszuführen, da nicht langegenug in einer Klinikschulung unter versierter Aufsicht inDeutschland am Patienten demonstriert und erlernt wer-den kann. Das wurde damals sang- und klanglos als„Delegierbare Leistung“ in die Fortbildungskriterien „inte-griert“.

Nun haben wir weit über 10 Jahre die deutsche DH unddie entsprechende Auflistung. In dieser ganzen Zeit ist esder Zahnärztekammer nicht aufgefallen, dass sie sich eineigenes Kuckucksei gelegt hat. Wir haben seit fast 60Jahren kaum Veränderungen – nicht nur in der Zahnme-dizin – in Deutschland zu verzeichnen. Das kann manschon als tragisch bezeichnen. Denn: Gerichte könnensich bekanntlich nur an Vorschriften halten.Mutige Menschen lassen sich erfreulicherweise nichtdavon abhalten, zumindest einen Vorstoß zu unterneh-men. So begrüßen wir das Argument, das diese Ausein-andersetzung brachte, wobei zu bemerken ist, dass es

Die P-200/407

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für Deepscaling keine Abrechnungsposition gibt bzw. bekanntlich eine Kürettageschon seit über 30 Jahren out ist, so auch die mehrfach erwähnten Parodontalver-bände, unter denen das Zahnfleisch wunderbar fault und stinkt und garantiert nichtzur Abheilung beiträgt. Zumindest hat sich ja vor vielen Jahren erfreulicherweise die Freie Mitarbeit für diedeutsche Dentalhygienikerin aufgrund eines gewonnenen Urteils einer DH aus Stutt-gart durchgesetzt, was bekanntlich beiden Seiten gut tut. Diese Art der Zusammen-arbeit wird leider vielfach auch als „Selbstständige Arbeit“ bezeichnet, was oft zuMissverständnissen führt.Daneben hat sich auch die selbstständige Dentalhygienepraxis ausschließlich fürDentalhygienikerinnen mit Diplom durchgesetzt. Fehlte bislang nur noch ein mutigerInitiator, um einen DH-Bachelor-Studiengang auf die Beine zu stellen. Denn esscheint, dass in Deutschland sich erst dann etwas bewegt, wenn man Tatsachengeschaffen hat.Liest man die unten aufgeführten Kommentare der Zahnärztekammern, so ist vorallem das Statement aus Stuttgart total widersprüchlich. Zum einen darf die DH allesdelegiert übernehmen, um es dann doch nicht alles auszuführen, wobei gerade vondieser Zahnärztekammer die Initiative, das Deepscaling mit in die deutsche DH-Fort-bildung zu integrieren, stammt.

Mit E-Mail vom 18.04.2011 richtete der DDHV eine Anfrage an die Zahnärztekam-mer Westfalen-Lippe, ob “Dentalhygienikerinnen die P-200 ausführen” dürfen.

Hierzu hat die ZÄK folgendes mitgeteilt: Dass die Zahnärztekammern nicht Entschei-dungsträger bezüglich dieser und vergleichbarer Fragen der Delegation sind. Es han-delt sich um ein rechtliches Problem, das in einem Streitfall die Gerichte zu beurtei-len hätten. Es ist auch nicht auszuschließen, dass selbst die Instanz “Gerichte” der-artige Fragen zunächst nicht einheitlich beantworten. Die Zahnärztekammern könnendaher zu der Thematik lediglich unverbindliche Einschätzungen abgeben.

„Nach unserer Auffassung ist für die Frage, ob und ggf. von welcher [nicht]zahnärzt-lichen Mitarbeiterin eine bestimmte Leistung ausgeführt werden darf, insbesonderedie Qualifikation des Mitarbeiters maßgebend. Im Rahmen unserer Aufstiegsfortbil-dung zur DH ist die Ausführung der P-200 enthalten, so dass die AbsolventInnen hier-für zumindest förmlich und objektiv qualifiziert sind und die Leistung - die eine Dele-gation vorausgesetzt - auch ausführen dürfen.“

Die Zahnärztekammer Baden-Württemberg gibt folgendes Statement ab: „Die DH ist eine qualifizierte Mitarbeiterin des Zahnarztes, die nach seiner Anweisungsowie unter seiner Aufsicht und Verantwortung Hilfe bei der Behandlung von Zahn-,Mund- und Kieferkrankheiten leistet und auf den Gebieten der Gesundheitsvorsorge,Gesundheitserziehung und Gesundheitsaufklärung unterstützend tätig ist (§ 1 DH-Fortbildungsordnung). Darüber hinaus dürfen wir auf § 1 Abs. 5 des Zahnheilkunde-gesetzes verweisen. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, dass DHs die P-200selbstständig ausführen.Es ist jedoch möglich, dass die DH Teilleistungen im Rahmen der P-200 erbringenkann und somit den Behandler im Rahmen der Gesamtbehandlung unterstützt.Grundsätzlich findet die Unterstützung jedoch darin ein Ende, dass nicht zuletzt Di-agnostik und Endkontrolle einer Behandlung als ureigene Aufgabe des Zahnarztesdefiniert sind. In diesem Zusammenhang dürfen wir auch auf den Delegationsrahmender Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg verweisen.“

Nachdem für die Dipl. Dentalhygienikerin weder das Zahnheilkundegesetz nochVorschriften der Zahnärztekammern greifen, können wir uns nur auf die inter-nationalen Qualifikationen berufen, die der Dipl. DH bei 73% aller „Pardontal-Chirurgien“ bzw. deren Therapien erfolgreiche Ergebnisse zuschreiben. Dazugehören natürlich die P-200 und die 407.

Wenn sich eine Zahnärzteschaft so stur stellt und Chancen für ein eigenesBerufsbild und damit auch für eine Reglementierung nicht nutzt, so geht derSchuss gerne nach hinten los.

Deutscher DentalhygienikerInnen Verband e.V.

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Insgesamt gibt es (noch) 30 universitäre zahnmedizinische Ausbildungsstätten in Deutschland. Davon sind:

1a. Allein der Parodontologie zugeordnete Lehrstühle mit umfangreicher Ausstattung:Prof. Dr. Benjamin Ehmke, Direktor, Poliklinik für Parodontologie (C-4/W-3), Universität Münster Prof. Dr. Anton Friedmann, Direktor, Poliklinik für Parodontologie, Univ. Witten/Herdecke

1b. Allein der Parodontologie zugeordnete Lehrstühle mit eingeschränkter Ausstattung und nachgeordneter Besoldung:Prof. Dr. Peter Eickholz, Direktor, Poliklinik für Parodontologie (C-3/W-2), Universität FrankfurtProf. Dr. Jörg Meyle, Direktor, Poliklinik für Parodontologie (C-3/W-2), Universität GießenProf. Dr. Nicole Arweiler, Direktorin, Abteilung für Parodontologie (C3/W2), Universität MarburgProf. Dr. Thomas Hoffmann, Leiter, Poliklinik für Parodontologie (C-3/W-2), TU Dresden

2a. Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Parodontologie, deren primäre Forschungskompetenz auf dem Gebiet der Parodontologie liegt:Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Direktor, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie (C-4/W-3), Univ. BonnProf. Dr. Christoph Dörfer, Direktor, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie (C-4/W-3), Univ. Kiel

2b. Von Parodontologen kommissarisch geleitete Lehrstühle für Zahnerhaltung und ParodontologieProf. Dr. Th. Beikler, komm. Leiter, Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie (W-3), Univ. DüsseldorfPD Dr. Bernd Sigusch, komm. Leiter, Poliklinik für Konservierende Zahnheilkunde, Universität Jena

3. Selbstständige Abteilungen für Parodontologie:Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf, Abteilungsleiter, Abteilung für Parodontologie in der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie(C3), Universität WürzburgProf. Dr. Holger Jentsch, Leiter, Funktionsbereich Parodontologie in der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie (W2), Uni-versität Leipzig.

Stand: Januar 2011Kommentar DDHV: Wenn das alles ist, was die Parodontologie in Deutschland auf die Beine stellen darf, so ist das nicht hin-nehmbar. Wir schreiben das Jahr 2011 und nicht 1911! Kein Wunder, dass sich die Dipl. Dentalhygienikerin so schleppend entwickelt,wenn unsere wichtigsten Arbeitgeber nicht existent sind.

IST-Zustand der Parodontologie-Lehrstühle in Deutschland

1.Warum wird die DH in Deutschland gebraucht?Eine parodontologisch orientierte Zahnarztpraxis istnicht ohne hochqualifizierte Hilfskräfte denkbar. EinZitat des Wissenschaftsrates vom Januar 2005 weistauf große Mängel in deutschen Praxen beim Hilfsperso-nal hin: „Der Sachverständigenrat stellt zudem fest,dass es zur Umsetzung zahnerhaltender, präventiverStrategien in Deutschland im Vergleich zu anderen Län-dern an weiterqualifizierten Zahnärzten und entspre-chendem Prophylaxepersonal (z.B. DentalhygienikerIn)mangele.“ (Dr. C. Luciak-Donsberger: Origins andBenefits of Dental Hygiene Practice in Europe.Int.J.Dent.Hygiene 1:29-42, 2003).

„Die Bundesrepublik Deutschland ist einer der wenigenStaaten (mit Frankreich und Österreich) in der Europäi-schen Union, die den Dentalhygieniker nicht flächen-deckend eingeführt haben. In einzelnen Bundesländerngibt es jedoch eine modulare Fortbildung von Zahnme-dizinischen Fachangestellten (ZFA) über die Zahnmedi-zinische Prophylaxeassistentin (ZMP) hin zur Dentalhy-

Zukunft wagen: Die staatlich diplomierte Dentalhygienikerin (Dipl. DH/BDH)Dr. Jörg Junker

gienikerin (DH).“ In nur wenigen von 16 Bundesländernist die modulare Fortbildung zur DH eingeführt.Die Behandlung der Parodontitis in Deutschland kannnur als dramatisch schlecht bezeichnet werden. Diedeutschen Zahnärzte behandeln die in der Bevölkerungvorhandene Parodontose deutlich zu wenig. Nur ca. 7%der erkrankten Patienten werden behandelt. Ein Zitatzeigt den Zustand der deutschen Bevölkerung, die PAbetreffend, überdeutlich: „Die Daten der bevölkerungs-repräsentativen Studie zeigen, dass Parodontalerkran-kungen weit verbreitet sind und seit 1997 eher zuge-nommen haben. Unter den Erwachsenen leiden 52,7%unter mittelschweren (CPI Grad 3) und 20,5% unterschweren Formen der Parodontitis (CPI Grad 4). Beiden Senioren sind 48,0% von einer mittelschweren und39,8% von einer schweren Erkrankung betroffen. Damitist man von den für 2020 gesteckten Zielen nochweit entfernt.“ Quelle: Michelis W., Schiffner U. VierteDeutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV). Institut derDeutschen Zahnärzte (IDZ Materialreihe Band 31).Deutscher Ärzte-Verlag, Köln (2006!).

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Ô

Dieses Behandlungsdefizit geht auch aus den von denZahnärzten mit den gesetzlichen Krankenkassen abge-rechneten Geldern hervor. Hier ein Zitat von Prof. Dr. Dr.Schlagenauf, dem Präsidenten der Deutschen Gesell-schaft für Parodontologie: „Die deutschen Zahnärzterechnen pro Jahr 13 Milliarden Euro mit den Kassen ab.Aber davon werden nur 350 Millionen Euro für Paro-dontosebehandlungen abgerechnet. (Prof. Ulrich Schla-genauf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Par-odontologie (DGP), in „Apothekenrundschau“, 1.Januar2011, Seite 12-14)

2. Ein neuer Beruf in Deutschland: die staatlichdiplomierte Dentalhygienikerin (Dipl. DH/BDH)?I. Die DH allgemein:1913 wird in den USA der Beruf der Dentalhygienikerin1

(DH) etabliert. Heute sind die DH international in 25Ländern vertreten (siehe IFDH2). Weltweit gibt es ca.350.000 DH: 110.000 in den USA (309,6 Mill. Einwoh-ner), 14.000 in Kanada (34,1 Mill. Einwohner) und 2.000in der Schweiz (7,8 Mill. Einwohner). In Deutschland(81,8 Mill. Einwohner) hat dieses Berufsbild mit ca. 400modular fortgebildeten DH kaum Bedeutung3.

II. Ist-Situation in DeutschlandViele der hier arbeitenden Dipl. DH haben ihr Diplom imAusland erworben. Wenn man die Zahlen der obengenannten 3 Länder in Beziehung zur Bevölkerungszahlsetzt, dann fehlen in der BRD zwischen 23.000 und27.000 DH. Durch die jahrzehntelange Verdrängung derkonsequenten Behandlung der Parodontose undzusätzlich gesteigert durch die Veränderung der Alters-pyramide wird der Bedarf eher noch höher einzuschät-zen sein.

III. Ausbildung und Tätigkeit, wie sie z.B. in derSchweiz stattfindetDie staatlich diplomierte DH ist ein Medizinfachberuf.Ihre Ausbildung dauert 3 Jahre. Als freie oder angestell-te Mitarbeiterin einer Zahnarztpraxis ist ihr Aufgabenbe-reich im Wesentlichen die Tiefenreinigung der Zahn-fleischtaschen und damit die Basistherapie zur Heilungder Parodontitis. Was die DH im Wesentlichen von all den anderen fort-gebildeten Helferinnen in Deutschland unterscheidetund ihre hochwertigere Ausbildung rechtfertigt, sind dreiTätigkeitsbereiche:

a) das subgingivale4 Scaling:Unter subgingivalem Scaling versteht man die sorgfälti-ge Entfernung des Inhalts der oben erwähnten Taschen(Biofilm(!) und Konkremente). Hierzu ist eine genaueKenntnis der anatomischen Gegebenheiten der ver-schiedenen Zahnwurzeloberflächen obsolet. Mitgenormten Instrumenten, mit Ultraschallgeräten undPulverstrahlgeräten mit besonderem Pulver wird dieReinigung der Taschen von Biofilm und Konkrementenvorgenommen. Hierdurch wird ein Großteil der vorhan-denen Bakterien und deren Gifte beseitigt. Das Zahn-fleisch beginnt zu gesunden.

b) das Recall:Das Recall ist die Wiedereinberufung des Patientennach einem mit dem Zahnarzt abgestimmten Zeitraum.Die DH überprüft die Taschentiefen und andere Para-meter (Entzündungsgrad, Blutungstendenz usw).Abhängig von der Schwere der bei Behandlungsbeginnvorhandenen Erkrankung und der Agressivität der Bak-terien wird eine Zahnfleischtasche nicht immer undsofort ausheilen. Bei profunderen Entzündungenbeginnt die Reinfektion der Taschen schon bald. Hiermuss in kürzeren Intervallen kontrolliert und nachbe-handelt werden.Nur regelmäßiges „Recall“ und das dabei vorgenom-mene „subgingivale Scaling“ durch die DH sichern denLangzeiterfolg der Therapie einer Parodontose.

c) die Pathologie:Ein hoher Ausbildungsstandard offeriert einen selbst-ständigen Team-Player in der Pathologie, der bei dermodularen Fortbildung deutlich zu kurz kommt.

Bei der zurzeit herkömmlichen „professionellen“ Pro-phylaxesitzung (durch ZMP, ZMF oder fortgebildeteZFA5 ausgeführt) wird weitgehend nur der supragingi-vale6 Bereich, der sichtbare Teil der Zähne, bearbeitet.Eine bereits vorhandene Taschenentzündung oderParodontitis wird nur geringfügig beeinflusst. Die Thera-pie der subgingivalen Taschen ist nur dem Zahnarztoder der Dentalhygienikerin vorbehalten. Denn nur siehaben die Ausbildung, in den von der Anatomie herhochkomplexen Taschen zu arbeiten. Im Übrigen beein-flussen die im Biofilm vorhandenen Bakterien denmenschlichen Körper negativ: Herz- und Kreislaufer-krankungen und Frühgeburten seien hier als Beispielgenannt.

Staatlich diplomierte DH, die ihre bisher nur im Auslandmögliche dreijährige Ausbildung vollziehen, lernen anFachhochschulen/Hochschulen, in denen sie von Pro-fessoren und Spezialisten unterrichtet werden. Erst imdritten Ausbildungsjahr lernt die DH die zahnärztlichePraxis kennen. Sie hat in der vorangegangenen 2-jähri-gen Unterrichtung den genauen zeitlichen und prakti-schen Ablauf der Behandlung eines Patienten gelernt.Ihre ganze Ausbildung ist darauf ausgerichtet, die Paro-dontose eines Patienten zu therapieren.

Axelson und Lindhe (1981, 1991) haben besonders ein-drücklich den Effekt dieser Taschenreinigung imRecall gezeigt. Wie die Untersuchungen nachweisen,ist bei regelmäßigen und in kurzen Zeitabständendurchgeführten Prophylaxesitzungen durch die Dental-hygienikerinnen praktisch keine neue Karies und nichtder geringste Attachmentverlust7 festzustellen. Diesesich anfänglich über 6 Jahre erstreckenden Modellstudi-en stellen heute die rein reparative Zahmedizin inFrage (zitiert aus Wolf & Rateitschak, Parodontologie,Thieme Verlag 2003).

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3. Wie sieht die Tätigkeit der DH in einer Zahnärztli-chen Praxis aus?Nach Wolf und Rateitschak, Parodontologie, ThiemeVerlag 2003:1) Kann die DH schon bei der Befunderhebung und ins-besondere der Initialbehandlung weit über 80% der not-wendigen Arbeiten erledigen.2) Im Recall8 kann sie über 90% der Behandlung über-nehmen.

Eine Behandlung durch eine DH dauert eine Stunde. ZuBeginn wird der aktuelle klinische Zustand des Zahnflei-sches mittels Messungen, z.B. Taschentiefen, Blutungs-neigung, Plaqueanlagerung, geprüft und schriftlichfixiert. Eventuell werden Röntgenaufnahmen undAbdrücke usw. angefertigt. Daraufhin werden alleTaschen der vorhandenen Zähne sehr sorgfältig gerei-nigt.

Prof. Dr. Dr. Ulrich Schlagenauf, Präsident der deut-schen Gesellschaft für Parodontologie (DGP) be-schreibt das in der „Apothekenrundschau“, 1. Januar2011, Seite 12 - 14, folgendermaßen:„Beginnt die Behandlung frühzeitig, reichen nicht invasi-ve Maßnahmen aus. Mittels spitzer und abgerundeterHandinstrumente (Scaler und Curetten) wird der Belagentfernt sowie die Oberfläche (der Wurzeln, der Autor)gereinigt und geglättet. Dadurch schmiegt sich dasZahnfleisch wieder enger an den Zahn... In 80 - 90 Pro-zent der Fälle gelingt dies ohne eine Operation. (undweiter:) „Wer bei der Stange bleibt und regelmäßig zurNachsorge (hier ist wohl das „Recall“ gemeint, derAutor) kommt, hat gute Karten, seine Zähne zu erhal-ten.“

Durch Zahnarzt und zahnärztliches “Hilfs”personal(einschließlich DH) behandelte und gesund erhaltenePatienten sparen viel Geld. Ein Zahn, der langfristigerhalten wird, ist ein guter Zahn. Ein Zahn, der herausmuss – sei es durch Schmerzen und/oder Lockerung –wird aufwendig ersetzt. Ein Implantat ist eine reine Pri-vatleistung und kostet den gesetzlich Versicherten ca.2.500,-- Euro und mehr. Für dieses Geld kann ein Pati-ent etwa 16 Besuche (ca. 7 - 14 Jahre) bei einer DHfinanzieren. Die Aussicht, dann keinen Ersatz zu brau-chen, ist sehr groß.

4. Welche Vorteile ergeben sich für das deutscheGesundheitssystem? Die Bundeszahnärztekammer geht davon aus, dass imJahre 2020 etwa 90.000 Zahnärzte in Deutschland tätigsein werden9! Zur Zeit sind es etwa 64.000 Zahnärzte,von denen in den nächsten Jahren viele in den Ruhe-stand gehen. Das Studium der Zahnmedizin ist für denStaat finanziell aufwendig. Es dauert 5 - 6 Jahre bis zumExamen. Ein Parodontose-Spezialist zu werden dauertnoch weit darüber hinaus, wie es vom Wissenschaftsratund von der DGP10 gefordert wird.Staatl. Diplomierte DH brauchen nur 3 Jahre. Sie kostenin der Ausbildung deutlich weniger. Die Stunde eines

niedergelassenen Zahnarztes kostet etwa 400,-- Euro(Investitionen, Miete, Löhne). Die DH bekommt je nachStellung (freie oder angestellte Mitarbeiterin) weniger. InMünchen wurde in 2005 einer nach Stunden bezahltenDH etwa 50 - 60 Euro pro Stunde bezahlt. Durch das durch den Staat garantierte Diplom wird dieZahl an jungen Menschen, die diesen Beruf ergreifenkönnen, ganz erheblich erweitert. Dass der Beruf derDH selbst in Ländern wie den USA (ca. 110.000 DH)weiterhin enormen Bedarf an Nachwuchs hat, zeigt fol-gendes im Internet gefundene Zitat: “According to theBureau of US.Labour Statistics, employment of dentalHygienists is expected to grow 36 percent through 2018,which is much faster than the average of all occup-ations.”11

Die Anzahl der staatlich diplomierten DH sollte durchden Arbeitsmarkt in der von allen großen Parteien ange-strebten freien Marktwirtschaft begrenzt werden. Diedurch die Zahnärztekammern initiierte „modulare“ Aus-bildung wird auch langfristig nicht über eine dreistelligeAnzahl von DH hinauskommen.

5. Die Dentalhygienikerin, die sichere (einfache,preiswerte, intelligente) Art sich seine Zähne zubewahren.An einer Heilung ihrer Parodontose interessierte Patien-ten sollten jedes Jahr mindestens einmal zum „Recall“in die Praxis kommen. Etwa 40 bis 50 Prozent der deut-schen Bevölkerung leiden unter einer mittelschwerenbis schweren Parodontitis (siehe oben).Es ist schier unmöglich, etwa 20 Millionen Patienten(vierzig Millionen minus einen großen Unlustfaktor!) unddas bei einer ständig älter werdenden Gesellschaft nurmit Zahnärzten und 400 DH zu behandeln!Selbst die errechneten ca. 25.000 DH können bei einerJahresarbeitszeit von etwa 1.350 Stunden nur etwa 33,8Mill. Behandlungen durchführen. Bei dem gewaltigenRückstand in Deutschland an notwendigen Behandlun-gen ist eine einmalige Behandlung pro Jahr aber völligunrealistisch. Bei dem Rückstand an benötigtenBehandlungen werden schnell mal 2 - 3 oder mehr ein-stündige Behandlungen pro Patient und Jahr notwendig.Ein Vorschlag, dass einzelne Universitätszahnklinikendie Ausbildung von DentalhygienikerInnen übernehmen,hat viel Charme: Es könnten in der Zeit, in der ein Zahn-arzt ausgebildet wird, mindestens zweieinhalbmal sovielDH ausgebildet werden, also anstatt 50 Zahnmedizinernwürden 125 DH die Uni verlassen.

Eine moderne Zahnarztpraxis, die sich parodontolo-gisch orientieren möchte, stößt ohne Dipl. DH schnell anihre Grenzen. Schon die genaue Analyse der Erkran-kung ist zeitintensiv. Es muss die spezifische Erkran-kung durch Bestimmung der Parameter wie Taschentie-fen durch Messen mit der Parodontalsonde, Knochen-abbau durch Auswertung des Rundum- oder Einzel-bildröntgenstatus, eventuell die Bestimmung der Paro-dontose verursachenden Bakterien12 bestimmt werden.Es muss eine zeitintensive Aufklärung und Beratungund Schulung des Patienten erfolgen.

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Die praktische, also instrumentelle Behandlung nacheiner sorgfältigen Diagnose erfordert mehrere Termine.Die Taschen an allen Zähnen müssen extrem sorgfältigFläche für Fläche gereinigt werden vom Biofilm und densehr fest angewachsenen Konkrementen. Hierzu musszeitaufwendig erst mit Ultraschallgerät, dann mit Sca-lern und Curetten händisch gearbeitet werden. DieseFlächen müssen dann geglättet werden. Hilfsweisekann dann mit einem Pulverstrahlgerät gereinigt wer-den. Bei weiteren Sitzungen muss der Erfolg derBehandlung dokumentiert werden. Es muss nachbe-handelt werden. Der Patient sollte in seiner Mundhygie-ne bestätigt oder korrigiert werden. Der Grundlage einerParodontosebehandlung ist investierte Zeit, Zeit undwiederum Zeit. Das kann ein Zahnarzt alleine nichterbringen, wenn er denn mit seiner Praxis wirtschaftlichüberleben will.Nur durch Einsatz von gut ausgebildeten Dentalhygieni-kerinnen ist die Behandlung der Parodontose volkswirt-schaftlich sinnvoll und durchführbar. Mehr als fünfund-zwanzig andere Länder der westlichen Welt haben dieserkannt und die staatlich diplomierte Dentalhygienikerinals Beruf zugelassen.

1 In englischsprachigen Ländern wird die DH dental hygienist genannt. 2 IFDH: International Federation of Dental Hygienists3 Die Zahlen ändern sich ständig. Es geht hier um die Relation derZahlen zueinander. 4 unter dem Zahnfleisch5 ZMP (zahnmedizinische Prophylaxehelferin), ZMF (zahnmedizini-sche Fachhelferin), ZFA (zahnmedizinische Fachassistentin)6 oberhalb des Zahnfleisches7 Attachment: die Verbindung zwischen Wurzel und Knochen. Sieergibt den festen Halt des Zahnes im Kiefer. 8 auch PET (Parodontale Erhaltungs-Therapie) genannt9 www3.idz-koeln.de/idzpubl3.nsf/.../$FILE/Info1-97.pdf –10 Deutsche Gesellschaft für Parodontologie11 Das amerikanische Ministerium für Arbeitsstatistik: Es wird erwartet,dass die Zahl der Anstellungen von DH bis zum Jahre 2018 um 36Prozent wächst. Das ist ein deutlich höherer Anstieg als für alle ande-ren Berufe.12 Als Beispiele seien genannt: A.actinomycetemcomitans, P.gingiva-lis, P.intermedia und T.denticola.Durch Aufnahme des Taschenfluids mit sterilen Papiersaugern kannman durch die PCR-Methode vorhandene Bakterien darstellen undgezielt bekämpfen.

© Dr. Jörg Junker, Am Großen Wannsee 43a, 14109 [email protected]

Dr. Jörg Junker, der heute in Pension ist, hatte viele Jahre einegut gehende Praxis am renommierten Promenadenplatz inMünchen. Über diesen ganzen Zeitraum beschäftigte ererfolgreich Dipl. DH aus dem Ausland. Dass sich Deutschlandzum Dritte-Welt-Land in puncto Parodontitis und deren dauer-haft erfolgreiche Behandlung entwickelte, kann er heute nichtverstehen, vor allem nicht, da der große Erfolg aufgrund derZusammenarbeit mit Dipl. DH in anderen Ländern evident ist.Unverständlich für ihn ist, dass sich nach all den Jahren desanerkannten Erfolges die Situation in Deutschland bezüglichdieser im Ausland anerkannten Ausbildung noch immer soabsolut schlecht darstellt. Nachdem er die Meinung vertritt,dass Jammern nichts hilft, sondern nur Kämpfen, bewarb ersich mit dem vorliegenden Bericht beim Wettbewerb “Ideen-park 2011” der Financial Times Deutschland. Wir wünschenihm viel Glück und Erfolg mit seinem Antrag.

Rund um den GlobusLiebe Kolleginnen, oft berichtet Ihr mir, dass Ihr diese

Rubrik zuerst lest.Aber: Auch das Vorwort ist lesenswert ☺!

KanadaSeit dem 31.12.2010 gibt es 2.200 selbstständige Pra-xen für Dentalhygiene in Kanada. Noch ist es in Kanadanicht möglich, flächendeckend Dentalhygienikerinnenzu präsentieren. Somit ist auch dieses Land noch imAufbau, obwohl es dort schon 1970 eine Ausbildungs-möglichkeit an der Universität von Toronto gab. Aber:Für solche, die günstig zu einer Dentalhygiene-Behand-lung kommen möchten, gibt es immer die Ausbildungs-institutionen, die diese Behandlungen in einem aufwän-digeren Zeitraum als in den Praxen, jedoch sehr vielgünstiger anbieten. In anderen Worten: Jeder Patientkann sich die Behandlung bei einer DH in Kanada leis-ten (20 - 40 Canadian Dollars).

ADHADer ADHA (American Dental Hygienists‘ Association)führte eine Umfrage zur Ausbildung auf „akademi-schem“ Level – College- oder Universitätsausbildung –zum Berufsbild Dentalhygienikerin durch. Deutschlandkonnte sich hier mal wieder nicht platzieren, da wir keineAusbildung, noch einen College-Level noch eine akade-mische Ausbildung vorweisen können.

ADHA MeetingSchade, dass dies für uns unerreichbar scheint: In denUSA fand der 88. Jahreskongress ‚Dental Hygiene‘ statt,dieses Mal in Nashville vom 15. - 21. Juni 2011. Für dieamerikanischen DH ist diese Fortbildung ein Muss,nachdem seit mehr als 40 Jahren Fortbildungspunktevorgeschrieben sind, die akribisch kontrolliert werden.So erhalten die Teilnehmer erst beim Verlassen der Vor-träge ihren individuellen Stempel. In Deutschland hatdas für die Zahnmediziner einen relativen Neuwert.Nachdem die USA diese Art der Fortbildungen somitschon lange präsentieren, ist deren Zusammensetzungund Angebot auch auf höchstem Niveau. Zu dieserTagung wurden mindestens 2.000 Dentalhygienikerin-nen erwartet. Leider erreichen uns die Zeitschriften ausden USA immer etwas später, da diese immer noch überden Seeweg verschickt werden.

Esther Wilkins, RDH, BS, MDM – nun Professorin in DentalhygieneEine der berühmtesten Dentalhygienikerinnen weltweit,die renommierte Bücher über Dentalhygiene veröffent-licht hat, ist mit über 80 Jahren zur Professorin an derForsythe School of Dental Hygiene am MassachusettsCollege in Boston ernannt worden. Sie hat nicht nur ihreAusbildung zur DH mit Bachelor absolviert, sondernnach einem Master noch den Doktortitel in Zahnheilkun-de erworben. Da sind wir wieder bei dem Punkt ange-langt: Was will Deutschland verhindern, was es nichtschon gibt?

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Die DH-Forsythe-School hat 24 Behandlungsstühle undist mit allem Notwendigen für eine DH-Ausbildung nachdem letzten Stand ausgerüstet. Die Studenten sind vonden Vorlesungen von Esther Wilkins begeistert.

USADie Dentalhygienikerin in den USA hat es übernommen,auch Sportschutz-Schienen selbst in ihrer eigenen Pra-xis herzustellen. Nachdem dies keinen großen Aufwanddarstellt und Schienen in Deutschland viel zu teuer sind,ist das eine überlegenswerte Option. Eine Sportschieneherzustellen fällt nicht in das Zahnheilkundegesetz, daheute jeder selbst in jedem Sportgeschäft die „Zutaten“dafür kaufen kann.

DZW 05/9/11In genannter Ausgabe publiziert Dr. Swaczyna, der jähr-lich über das Midwinder-Meeting in Chicago berichtet,folgende Fakten: 67% aller US-Praxen beschäftigen lautADA (American Dental Association) eine RegisteredDental Hygienist (Dipl. DH). Legt man 100 % der Praxenzugrunde, so ist zu beachten, dass es viele spezialisier-te Zahnarztpraxen (Endodontie, Chirurgie, Kieferor-thopädie, Parodontologie, normaler Zahnarzt) gibt. Inanderen Worten: Jeder US-Parodontologe hat sogarmehrere Dipl. DH und operiert deshalb auch ganz sel-ten. Tja, davon ist Deutschland noch drei Generationenentfernt.

www.ddhv.deNach der letzten IDS-Jahrestagung, an der wir DDHV-Journale verteilten, besuchten 250 Personen unsereInternetseite an einem Wochenende. Schön, dass wirendlich in die Diskussion kommen.

FortbildungskriterienIn Kanada und den USA dürfen nur Dipl. DH zur spezi-fischen Fortbildung für Deepscaling etc., nicht jedoch zuKongressen gehen. Zu diesen darf das ganze Personal.So dürfen allerdings alle zu den Tagungen des DDHV.Wir sind für alle offen.

BleachingWeiterhin öffnen Bleaching-Zentren – im Hintergrundziehen Zahnarztpraxen die Fäden – und schließen wie-der. Bedenkt man die Kriterien, die nicht hoch genugangesetzt werden können bezüglich des Bleichens beiKronen, Veneers und Füllungen, so kann man die sichgerne selbstständig machenden Damen nicht genug vorRegressen warnen: Das kann ganz schnell sehr teuerwerden, wenn ein Patient bei einem Bleaching-Zentrumeine Klage wegen z.B. einer „verfärbten Füllung“ ein-reicht. Deshalb sollten wir dies lieber nicht selbstständigdurchführen, sondern nur und ausschließlich Zahnarzt-praxen überlassen.In der ZM 101, Nr. 7A, 1.4.2011(1025), wird zudem dar-auf aufmerksam gemacht, dass Weiß nicht mehr „in“ ist.Auffällig ist ja, dass gerade die gebleichten Zähne meistextrem künstlich aussehen. Jeder, der sich ein wenigdafür interessiert, erkennt sofort, ob Zähne ihre natürli-

che Farbe haben oder nicht. Individualität ade! Anderer-seits kann man über die Industrie etwas ganz andereslesen: Sie behauptet, dass Bleaching „in“ sei. ReineVerkaufsstrategie. Dabei genügt es oft, sich in einemBiergarten gemütlich etwas Bräune ins Gesicht zuholen. Dann erscheinen die Zähne gleich viel heller ☺.

DGP-NewsDa freute sich der Experte: Im Editorial der neuen DGP-News wird beschrieben, dass die Parodontitis -Therapiein Deutschland bei weitem noch nicht flächendeckendangekommen ist. Zudem wurde die neu gestaltete DH-Fortbildung in Berlin mit einem exzellenten Bericht vor-gestellt. Allerdings glaubt keiner daran, dass in einerdeutschen DH-Fortbildung „keine Repetitorien der ZMFoder ZMP stattfinden“.Ein Highlight stellt der Vortrag des wissenschaftlichenDGP-Programms am 17. September 2011 mit folgen-dem Thema dar: „You are what you eat! Nutrition andperidontal health.“ Wir DH wünschen uns, dass vieleZahnmediziner sich in diese Richtung fortbilden, denndie meisten schenken dem Thema Ernährung und Paro-dontolgie viel zu wenig Beachtung. Der DDHV machtauf dieses Thema seit Jahren aufmerksam.

SchweizEine in „Stuttgart fortgebildete DH“ ersuchte über ihreArbeitgeberin, in der Schweiz anerkannt zu werden.Dies wurde mit der Begründung abgelehnt, dass diedeutsche Fortbildung keine höhere Fachschul-Ausbil-dung (HF, kommt einer Fachhochschule gleich) dar-stellt, die in der Schweiz seit zwei Jahren Vorschrift ist.Das ist das absolute Aus für die deutsche DH-Fortbil-dung, sich in der Schweiz zu etablieren.

SchwedenDurch eine E-Mail aus Schweden erfuhren wir, dassSchweden nun 3.000 Dipl. DH hat und davon nur 10%eigene Praxen führen. Das sollte der deutschen Politikzu denken geben, denn eine eigene Praxis aufzubauenkostet enorm viel Geld, weshalb sich in Deutschlandauch nicht viele selbstständig machen würden, solltedieser Beruf mal existent sein in diesem Land. Schwe-den hat dieses Berufsbild immerhin schon seit ca. 35Jahren. Die Ängste sind – wie die Beispiele Holland unddie Schweiz zeigen – komplett unbegründet, dassdadurch eine große Konkurrenz entstehen könnte. Dasseinige wenige aus dem Angestelltensystem heraus“fal-len“ ist immer noch besser, als aus Frustration diesenwunderschönen Beruf an den Nagel zu hängen. Denn:Die nächsten 40 Jahre wird in jedem Land jede dieserDH dringend gebraucht.

Neu unter www.ddhv.de/Logo IFDH NewsletterNepal wird als nächstes Land voraussichtlich dem IFDHbeitreten. Wie man unter o.g. Angaben im neuen News-letter des IFDH nachlesen kann, hat Nepal zwei DiplomDH-Schulen, die mit holländischer Hilfe nach derenSystem aufgebaut wurden. Da kann man direkt neidischwerden.

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Dass es in Russland auch Dipl. DH gibt, haben wirschon vor einigen Jahren berichtet. Wir legen allen ansHerz, diesen neuen Newsletter selbst zu lesen. Er istwirklich superb! Deutschland hat z.Zt. keine Informatio-nen publiziert. Sobald sich jedoch Details bezüglicheines Bachelors in Dentalhygiene bewegen, werden wirdies natürlich über diesen Newsletter international publi-zieren.Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns folgendeNachricht: Sogar in der Mongolei, im Oman und in Jor-danien gibt es DentalhygienikerInnen Verbände. Nacheiner Studienzeit ab 2 Jahren werden diese DH in denInternationalen Verband aufgenommen, und zwar han-delt es sich um eine Direktausbildung nach US-Modellund nicht um eine Fortbildung über die ZahnärztlicheAssistentin.

Behandlungs-KostenübernahmePraxis für DentalhygieneUnser Verbandsanwalt RA Ferdinand Hornung in Mün-chen hat die DH-Kostenübernahme für die Praxis fürDentalhygiene nach Übergabe des Vergleichs vor demVerwaltungsgericht München und der Androhung einerKlage bei der Allianz-Zusatzversicherung durchgesetzt.Vorausgegangen war, dass die wesentlichen Kosten inden letzten Jahren problemlos nach Vorlage der Rech-nung übernommen worden waren. Der Versicherungwurde außerdem klargemacht, dass die Kosten beimZahnarzt um einiges höher liegen als in besagter Praxisund die Prophylaxe notwendig ist, um eine Parodontal-behandlung zu vermeiden.

Wichtig für ein Bachelor-DH-StudiumAus den USA wird von Maria Perno-Goldie, Präsidentindes IFDH, Folgendes gemeldet: „most of the DH pro-grams in dental schools in university settings shareclinicspace.“ In anderen Worten: Viele DH-Programmein den USA werden interaktiv mit den Zahnmedizin-Pro-grammen verknüpft. Deutschland produziert zu vieleZahnmediziner, ja, es wird sogar von einer Schwemmegesprochen, wobei uns mehrfach übermittelt wurde,dass viel zu wenig Patienten für die Zahnmedizin-Stu-denten an den Unis vorhanden sind, um das ganzeSpektrum live zu erlernen. Angaben aus der Fachpres-se bestätigen dies. Ein Umdenken wäre hier dringenderforderlich. Aachen scheint alleine 80 Einheiten für diezahnmedizinische Ausbildung zu haben. 20 davon fürdie DH umzuwandeln hieße, sich der Zukunft zu stellen.Im Ausland wird ja sowieso in vielen Ländern dasGesundheitsministerium in der Form aktiv, dass es dieAnzahl der ZÄ- und der DH-Ausbildungen je nachBedarf reguliert.

Für manche sind wir Spezies aus einer anderen Weltoder auch: Man kann auch auf der Stelle treten.Bei einem Gespräch mit einem mir bekannten Münch-ner Zahnarzt (60) erzählte ich ihm, dass nun doch nachvielen Jahren ein Bachelor in Dentalhygiene in Deutsch-land kommen soll. Seine erste Reaktion: Das trifft michnicht mehr. Sein Zahnarztkollege (Alter schätzungswei-

se mental bei 70) berichtete daraufhin, dass einzahnärztlicher Verband bei einer Sitzung letzthin davongesprochen hätte, dass dies die Zahnkosmetik betreffenwürde. Er war maßlos erstaunt, als ich ihm erklärte,dass nicht die Zahnkosmetik unser Berufsbild beträfe,sondern die Parodontologen unsere wichtigsten Arbeit-geber wären. Es erstaunt immer wieder, wie wenig oftalteingesessene Zahnärzte sich um die Parodontologiekümmern. Den jüngeren Zahnärzten wird hoffentlichbald klar, dass die DH sich wunderbar „für die Drecks-arbeit“ eignet, wie das Dental Cleaning letzthin voneinem Profi bezeichnet wurde. Ich nenne uns gerneEdel-Putzfrauen. Und am besten üben diesen Berufkeine Messies, sondern Putzteufel aus.Dabei fällt noch etwas auf: In den neuen Fachzeitungenwird publiziert, dass die Zahnärztin für einen Teilzeitjobeine zu teure Ausbildung präsentieren würde, schließ-lich wollen die meisten Frauen ja auch noch Familiehaben. Vielen ist nicht bewusst, dass z.Zt. sowohl 80%aller Studierenden der Zahnmedizin als auch der Medi-zin, Studentinnen sind (Der Spätentwicklung der männ-lichen Spezies “sei Dank”!!!). Dabei ist uns bekannt,dass viele Zahnmedizinerinnen uns um unseren mögli-chen „Teilzeit“job glühend beneiden. Es wäre wirklichZeit, hier ein Umdenken zu initiieren.

Buchbesprechungen

Mikroskopische Anatomie derZähne und des ParodontsBirte Steiniger / Hans Schwarzbach / Vitus Stachniss

Endlich ein Histologie-Buch fürZahnmediziner und zukünftigeDipl. DH-Ausbildungen

• Atemberaubender Spaziergangdurch den dentalen Mikrokosmos:einzigartige Ansichten und Präpa-rate von Zähnen und Parodont• Perfekt zur Vorbereitung derHistologie-Prüfung • Anschauliche Grafiken verdeutli-chen die Zusammenhänge: So

kann man Histologie erleben und verstehen • Alle für die vorklinischen und klinischen Prüfungenrelevanten Begriffe der aktuellen internationalen histolo-gischen Terminologie zum Thema Zahnmedizin • Einzigartig: Zahnschliff-Präparate und HE-gefärbteParaffinschnitte speziell auf die Bedürfnisse der Zahn-medizinstudenten zugeschnitten • Die ideale Ergänzung zum klassischen Histologie-Lehrbuch

Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 201064 Seiten, 101 Abbildungen, kartoniertEuro/D 29,95 // Euro/A 30,80 // CHF 50,90ISBN 978-3-13-147141-3

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Rund um den Globus

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Parodontitis 2010 - Das RisikokompendiumSeit der Publikation des ersten„Risikokompendiums“ der Deut-schen Gesellschaft für Parodonto-logie ist das Verständnis der Paro-dontalerkrankungen um eine Fülleneuer Erkenntnisse erweitert wor-den, die eine Neufassung nötigund überfällig machen. Die Neu-auflage legt zum einen den aktuel-len Kenntnisstand über die Ätiopa-thogenese und Risikofaktoren derParodontitis dar. Zum anderen

werden neue Erkenntnisse der Assoziationen der Par-odontitis mit systemischen Krankheiten, wie solchendes Herz-Kreislaufsystems, der Lunge, der Nieren, mitDiabetes etc., erörtert. Der konzise Text wird von zahl-reichen Tabellen begleitet, die eine gute Übersicht überdie aktuelle klinische Evidenz bieten.Das Buch soll in der Praxis dabei helfen, sich einenÜberblick über den aktuellen Wissensstand zu ver-schaffen. Denn neue Erkenntnisse haben über die ver-änderte Betrachtungsweise auch einen mittelbaren Ein-fluss auf die tägliche Arbeit am Patienten.

Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin, 2010168 Seiten, 20 Abbildungen (farbig), SoftcoverEuro 32,00, ISBN 978-3-86867-031-8

Gesunder Darm, gesundes Leben:Gesund werden, Gesund bleibenJoachim Bernd Vollmer

Der Darm ist das Zentrum unsererGesundheit. Nicht nur Verdau-ungsbeschwerden, sondern auchchronische Kopfschmerzen, Aller-gien oder Hautleiden sind häufigauf ein Ungleichgewicht im Darmzurückzuführen. Doch kennen wirdie Funktionsweise dieses so oftunterschätzten Organs Darmüberhaupt? Der Autor beschreibteine kleine anschauliche Reisedurch unsere Verdauungsorgane

– und er gibt schlüssige Antworten auf Fragen wie: SindBallaststoffe tatsächlich so gesund? Sollte man auf Kuh-milch besser verzichten? Und welche Lebensmittel för-dern wirklich die Gesundheit?Dieses Buch beinhaltet enorm viel gute Themen, aller-dings auch ein paar Ungereimtheiten. Denn wer Milchkomplett verdammt, der mag oder verträgt sie einfachnicht. Das ist plausibel. Aber: Viele Menschen lebensehr gesund mit ihr. Zudem: Müsli unerhitzt ist totalungesund aufgrund der Spelzen, die die Zotten desDarms verkleistern und dadurch den Stoffwechselblockieren. Anders ist es, wenn man die Flocken entwe-der einweicht oder erhitzt. Kein Volk der Welt isst Kornin rohem Zustand. Nur die Müsliesser meinen, dass diesgesund sei. Dabei reizt das rohe Korn zudem extremden Darm. Weiter: Colontherapien sind, wenn man sie

nicht ordentlich anwenden kann, eine Crux. Kann mandies allerdings korrekt, dann sind sie eine große Hilfebei der Heilung, aber eben nur dann. Und wir wissenheute, dass das ADHS-Syndrom sehr wohl mit Zuckerund Nahrungsmittelallergien zu tun hat. Aber: Das Buchzeigt deutlich auf, dass die eigentliche Medizin unsereNahrungsmittel sind.

Knaur Verlag, München, 256 SeitenEuro/D 8,95 // Euro/A 9,20 // CHF 16,50ISBN 3-426-87447-9

Die verlogene Politik - Macht um jeden PreisPascal Beucker / Anja Krüger

Von den schwarz-gelben Steuer-senkungsversprechungen bis zuden „humanitären Einsätzen“ derBundeswehr, von Thilo SarazinsÜberfremdungsphantasien bis zuGuido Westerwelles Klagen überdie „spätrömische Dekadenz“ –hier sind alle versammelt: dieLügen und Legenden der Politik.Die renommierten Autoren deckenschonungslos auf, wie und wannwir belogen werden.

Knaur Verlag, München302 Seiten, broschiertEuro 8,99, ISBN 978-3-426-78345-0

FOOD CRASH - Wir werden uns ökologischernähren oder gar nicht mehrFelix zu Löwenstein

„Bio ist Luxus für Reiche. Umneun Milliarden Menschen zuernähren, bauchen wir eine mas-sive Produktionssteigerung durchindustrielle Landwirtschaft!“ SeitJahren bekommen wir das voneiner machtvollen Lobby ausAgrar- und Chemiekonzernen ein-gehämmert. Der Autor – Öko-Fachmann – weist nach, dassgenau das Gegenteil der Fall ist:Die Agrarindustrie verhindert nicht

Hunger, sie produziert ihn. Konzerne sind mitverant-wortlich für die Zerstörung der Natur und der Lebens-grundlagen von Millionen von Bauern weltweit. Und diesorgen dafür, dass das, was wir auf den Teller bekom-men, immer schlechter wird. Nicht nur deshalb mussauch die geplante Energiewende mit einem tiefgreifen-den Bewusstseins- und Kulturwandel bei den Konsu-menten einhergehen.

Droemer Knaur, München, 256 Seitenmit zahlreichen Abb. und DiagrammenHardcover mit SchutzumschlagEuro 19,99, ISBN 978-3-629-02300-1Das Buch erscheint am 12.9.2011!

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Deutscher DentalhygienikerInnen Verband e.V.IFDH + EDHF Member

Korporatives Mitglied DGP

VorsitzendeBeate Gatermann

Veit-Pogner-Str. 2381927 München: 089- 91 24 42: 089- 91 51 62

info hotline: 0700- ddhv [email protected]

24.05.2011

DH-Bachelor-Studiengang

Sehr geehrte Damen und Herren,

um Deutschland flächendeckend mit DentalhygienikerInnen zu versorgen, reicht der Weg über eineFortbildung der Zahnärztekammer nicht aus. Nicht, wenn in Deutschland das Niveau der Schweiz,Schweden, USA oder Kanada in den nächsten 40 Jahren erreicht werden soll. In diesen Ländern sind in67% bis 100% der Praxen DentalhygienikerInnen als Profis angestellt. In allen Ländern herrscht seit vielenJahren ein Mangel an Diplom DentalhygienikerInnen, weshalb wir auch für Deutschland keine aus demAusland organisieren können.

Wie dem DDHV vom BMG und vom Bildungsministerium mitgeteilt wurde, sind beide Institutionen nicht füreinen neuen Studiengang zuständig, sondern es sind die Universitäten selbst, die hier aktiv werdenmüssten. Es ist auch keine Zulassung durch die Zahnärztekammern notwendig, sondern jedes Bundeslandist selbst verantwortlich. D.h., wenn eine Uni einen Bachelor aufgebaut hat, die nächste Uni dies wiederholenmuss, wobei ein Bachelor sowieso „universitätsbezogen“ ist.

Der DDHV hat seit vielen Jahren intensive internationale Verbindungen und plädiert für einen DH-BachelorStudiengang mit 180 ECTS (wie in fast allen Nachbarländern vorhanden) inklusive einem dualen 3.Praktikumsjahr. Das System des DDHV (eine Kombination aus schweizer- und US-Erfahrungen unddementsprechenden Gastdozenten und Mitarbeitern) wäre nicht nur profund, sondern auch lukrativ für dieUniversität. Dem Erstinitiator winkt ein Kurztrip zu 2 DH-Institutionen in den USA, eine davon legendär.Zudem liegt dem DDHV für die Pionierarbeit einmalig die Zusage der Industrie vor.

Wichtig ist, dass eine separate Klinik dazu erforderlich ist, die jedoch so nah wie möglich an der jeweiligenZahnklink positioniert sein sollte.

Wenn Sie an einer Installation dieses Berufsbildes definitiv Interesse haben, so senden wir Ihnen gernedementsprechende Unterlagen zu, wobei diese geistiges Eigentum des DDHV sind. Bei einer Erst-umsetzung sollten alle Mitarbeiter – darunter auch einige Koryphäen auf diesem Gebiet – miteinbezogenwerden. Der DDHV denkt dabei z.B. an zwei Chef-Instruktorinnen, die in den USA und Kanada ausgebildetsind und nichts an Professionalität vermissen lassen. Der DDHV wäre nur zu Beginn und am Randeinvolviert (Verbandswesen), um die Vorstands-Tätigkeiten des Verbandes damit weitergeben zu können.

Falls Sie Interesse haben, so bitten wir um Kontaktaufnahme. Wir dürfen Sie jedoch bitten, vorab mit demDekan eine Eventualität abzuklären.

Mit freundlichen Grüßen

DDHV, Weichselmühle 1, 93080 Pentling, Vorsitz: Beate Gatermann, VM Ulrike Hemmerich, VM Lise BacherVR 1492 Registergericht Regensburg, Steuernummer 244/107/60211.

DDHV, Veit-Pogner-Str. 23, 81927 München

An alle zahnmedizinischeFakultäten derUniversitäten in Deutschland

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Süße Ersatzstoffe wie Sorbit schonen zwar dieZähne, aber keineswegs den restlichen Körper. Vorallem Kindern können sie gefährlich werden.

Auf der Packung stand eine Warnung: "Kann bei über-mäßigem Verzehr abführend wirken". Aber dass dasKleingedruckte auf den geliebten Kaugummis derBeginn ihres Unglücks war, damit hatte die junge Fraunicht gerechnet, deren Leidensweg vor Kurzem Aufse-hen erregte und "zuckerfreie" Leckereien in Verrufbrachte.

Berliner Mediziner berich-teten im British MedicalJournal über die jungeFrau: Die 21-Jährige littseit etwa acht Monatenunter Durchfall und Unter-leibsschmerzen und hatte22 Pfund verloren. DieÄrzte dachten, sie hätteeine Colitis entwickelt,eine entzündliche Darmer-

krankung. Doch die Spezialisten der Berliner Charité umHerbert Lochs konnten im Darm nichts finden. Dafür fielihnen auf, dass die Patientin eine Menge Stuhlgang pro-duzierte: 1,9 Kilogramm pro Tag. Normal wären 250Gramm. Die Ursache: Die junge Frau kaute ständigzuckerfreie Kaugummis – 16 Stück pro Tag. Damit nahmsie etwa 20 Gramm von dem Zuckeraustauschstoff Sor-bit zu sich – viel zu viel.

Weil der Dünndarm Stoffe wie Sorbit kaum aufnehmenkann, bleiben sie im Verdauungstrakt, binden dort Was-ser und verflüssigen so den Stuhl. Das ständige Kauenverstärkt das Problem wahrscheinlich, denn dabei bil-den sich eine große Menge Speichel und verdauungs-fördernde Magensäure.

In Maßen gegessen, gilt der kulinarisch wenigbeglückende Zuckerersatz als unbedenklich. Er hatsogar einen klaren Vorteil: Die Substanzen schmeckenjenen Bakterien nicht, die Karies fördern. Deshalbmischt die Industrie sie in Kaugummis, Lutschbonbons,Zahnpasta für Kinder und kennzeichnet die "zuckerfrei-en" Produkte mit einem glücklichen Zahn untermRegenschirm.

Für Kinder seien diese Süßungsmittel aber schon garnicht empfehlenswert, betont Irmgard Lütticken von derErnährungsberatung des Landes Rheinland-Pfalz, dennKinder reagieren noch viel empfindlicher als Erwachse-ne. Die Großen sollten nicht mehr als zehn bis 15Gramm Zuckerersatz zu sich nehmen, die Kleinen ent-sprechend weniger. Wie viel Bonbons oder Kaugummisdas sind, lässt sich aber kaum sagen, da die Rezepturleider meist nicht auf der Packung angegeben ist.

"Zuckeraustauschstoffe sind für gesunde Kinder über-haupt nicht nötig", sagt Mathilde Kersting vom For-schungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund. Elternsollten Zucker als Genussmittel akzeptieren: "Zehn Pro-zent der Kalorien einer optimierten Mischkost für Kinderdürfen aus Süßigkeiten stammen. Und: Der Süßhungerder Kinder wird durch den Ersatz nur größer."Nicht einmal Zuckerkranken empfehlen Ärzte heutenoch, auf Sorbit, Fruktose & Co. auszuweichen. Zwarwird der Zuckerersatz ohne Insulinverbrauch abgebaut.Aber Zuckeraustauschstoffe erhöhen, was sich wederEltern noch Ernährungsexperten wünschen: den Blut-fettspiegel. Das Fazit der Experten: Zuckeraustausch-stoffe sind überflüssig.

Mit freundlicher Genehmigung:aus dem SZ Wissen vom 12.03.2008

Der DDHV hat folgende Unterlagen zusammenge-tragen, die einen DH-Bachelor-Studiengangrechtfertigen.So gibt es:1. Parallelen zu einem DH-Bachelor-Studiengangder staatlichen Hochschule für GesundheitBochum. Sie hat leider keine Klinik, sonst wären wirbei unserer Anfrage dort weiter gekommen.2. Es gibt eine EFP (European Federation of Peri-odontology)-Curriculum-Empfehlung zu einem Stu-diengang DH.3. Prevalence of periodontal disease and treatmentdemands based on a German dental survey (DMSIV), Journal of Clinical Peridontology; Holtfreter,Kocher, Hoffmann, Desvarieux, Micheelis, UniversitätGreifswald, bestätigen zudem die dringende Notwen-digkeit von viel mehr Parodontal-Therapien.4. Die DZZ publizierte einen Bericht: Zur epidemiolo-gischen Einschätzung der Parodontititslast inDeutschland – Versuch einer Bilanzierung. Michae-lis, Hoffman, Holtfreter, Kocher, Schroeder.5. Epidemiology of periodontal disease in the study ofhealth in Pomerania (SHIP-Studie): Holtfreter,Schan, Biffar, Kocher; Universität Greifswald.6. und der Wissenschaftsrat: hat schon vor Jahreneinen Ausbau empfohlen, wobei uns das BMG lapidarsagte, dass der Wissenschaftsrat nur eine beratendeFunktion hätte.7. Bedarfsstudie DentalhygienikerIn (Bachelor) imeuropäischen Ländervergleich: Dr. ClaudiaLuciak-Donsberger, RDH, BS. Dieser Bericht erklärtdie dringende Notwendigkeit, einen Bachelor zu initi-ieren, wenn wir nicht komplett den Anschluss anEuropa verlieren wollen.

Gefährliche Süßstoffe. Zurück zum ZuckerChristina Berndt

"Der Süßhunger der Kinder wirddurch den Ersatz nur größer."

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Dies ist die 56. Ausgabe des DDHV-Journals. Das DDHV-Journalerscheint als erste und einzige unabhängige Fachzeitschrift derDentalhygienikerInnen seit 1990 in Deutschland.

I m p r e s s u m

Herausgeber Deutscher DentalhygienikerInnen Verband e.V.www.ddhv.de; Hotline: 0 700- 33 48 46 36

Redaktion DDHV-Vorstand

Geschäftsstelle DDHV, Weichselmühle 1, 93080 PentlingFax: 089- 91 51 62, [email protected]

Vorsitzendeund IFDH-Delegierte Beate Gatermann, RDH, Dipl. DH HF, USA, CH

VM/Kasse Ulrike Hemmerich, Dipl. DH HF, CH

VM/Schriftführerin Lise Bacher, Dipl. DH, RSA

Kontrolllesung Heidi Wissing, Dipl. DH HF, CH

IFDH-Delegierte Margaret Schilz-Klotz, RDH, BS, USA

Journal/ DDHV, Weichselmühle 1, 93080 PentlingAnzeigenservice (bei Regensburg)

Tel: 0941- 91 06 92 10, Fax: 0941- 99 78 [email protected]

Juristische Beratung RA Ferdinand HornungSendlinger Straße 22, 80331 MünchenTel: 089- 26 40 40, Fax: 089- 260 73 [email protected]

Steuerbüro RCS MaurerPatrick Maurer, Dipl. Kfm., SteuerberaterGlockengasse 2 / 1.OG, 93047 RegensburgTel: 0941-59 57 99-01, Fax: 0941-59 57 [email protected]

Ideen, Beiträge und berufsbezogene Anzeigenwünsche richten Siebitte an die Geschäftsstelle des DDHV.Die Redaktion ist weder verantwortlich für inhaltliche Angaben derBerichte noch für Angaben der Inserenten. Die Redaktion ist frei in derAnnahme von Berichten/Briefen und behält sich sinnwahrende Kür-zungen vor. Unser Journal will informieren. Es spiegelt nicht unbedingtdie Meinungen des DDHVs wider.

Mitglieder/Abonnenten des DDHV e.V. werden dringend gebeten,Änderungen des Namens und/oder der Adresse sowie der Bankver-bindungen umgehend dem Verband in schriftlicher Form zu übermit-teln.

DDHV members/Subscribers are kindly requested to inform the asso-ciation of changes in name and/or address or bank changes immedia-tely in written form.

Der DDHV verfügt über einen Newsletter: “Die DentalhygienikerIn”,der nur bei wichtigen Anlässen zur Publikation kommt.

V e r a n s t a l t u n g s k a l e n d e r

2011

11.-12.11. Jahreskongress Swiss Dental Hygienists St. Gallen/Schweiz www.dentalhygienists.ch

02.-03.12. ipi-Praxistage 2011 München www.ipi-muc.de

2012

21.04. DDHV-Fortbildungstagung 2012 München www.ddhv.de

201319. IFDH Symposium on Dental Hygiene Kapstadt/Südafrika www.ifdh.org

2016IFDH Symposium on Dental Hygiene Basel/Schweiz www.ifdh.org

Weitere deutschsprachige Fortbildungen für DentalhygienikerInnen finden Sie unter:www.dentalhygienists.ch/kongress; www.dent.unizh.ch; www.pszn.ch (Prophylaxeschule Zürich Nord);

www.parodontologie.ch (Schweizerischer Parodontologenverband); www.dgparo.de (Deutsche Gesellschaft für Parodontologie)

Bitte lassen Sie sich als Dipl. DHunter www.ddhv.de

als Ansprechpartnerin “registrieren”.

Es gibt noch einige Bundesländer, die keine Ansprechpartnerinnen haben.Installationsgebühr: 50,00 Euro einmalig

Wir erhalten immer wiederdiesbezügliche Anfragen!