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Steiermark formiert sich für Nanotechnologie Forschungsdirigent Leopold Schöggl im Interview Steiermark formiert sich für Nanotechnologie Forschungsdirigent Leopold Schöggl im Interview 1. 2. 3. 4. 2005 5. 6. 7. 8. Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b./ 03Z035165 M CHEMIE REPORT LIFE SCIENCE INSIDE DAS BRANCHENMAGAZIN .at Biosprit: Was Österreichs Bauern rettet REACH: Was unserer Industrie droht Pharmig: Im Clinch mit dem Hauptverband

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Page 1: Kern Chemie 6/04 ok · bekannt, bis 2015 durch den Cluster 70 neue Unternehmen, die Ansiedlung inter-nationaler Headquarters und damit 6.000 neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen

Steiermark formiert sich für NanotechnologieForschungsdirigent Leopold Schöggl im Interview

Steiermark formiert sich für NanotechnologieForschungsdirigent Leopold Schöggl im Interview

1.2.3.4. 20055.6.7.8.

Verlagspostamt: 1060 Wien / P.b.b. / 03Z035165 M

CHEMIEREPORTL I F E S C I E N C E I N S I D E

DAS BRANCHENMAGAZIN.at

Biosprit:Was Österreichs Bauern rettetREACH:Was unserer Industrie drohtPharmig:Im Clinch mit dem Hauptverband

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Aus dem Inhalt

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S T E I E R M A R K

Der steirische Humantechnologie-Cluster wächst: Die Cluster-Gesellschaft bindet kontinuierlich neue Mitglieder ein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

Wie Roche Diagnostics vom steirischen Humantechnologie-Cluster profitiert . . . . . . . . . . . . . . . 7

Die Medizinische Universität Graz will mit einer optimalen Forschungsumgebung internationale Headquarters anlocken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Der Forschungs-Dirigent: LH-Stv. Leopold Schöggl im Interview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Nanotechnologie: Das Potenzial. Und: Österreichs Nano-Initiative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

G A S T K O M M E N TA R

IV-Generalsekretär Markus Beyrer begrüßt die Biopatentrichtlinie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

B I O S P R I T

Biodiesel, Bioethanol, Biogas: Die Potenziale, die Ambitionen, die Hintergründe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Treibstoff maßgeschneidert: Was synthetische Kraftstoffe leisten können . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Hans Peter Lenz: Der Doyen der österreichischen Kraftstofftechnik im Interview . . . . . . . . . 21

W I R T S C H A F T

VTU-Engineering finanziert Lehrstuhl für reaktive Systeme an der TU Graz . . . . . . . . . . . . . . . . 14

AMI expandiert weiter: Melaminwerk in Sachsen-Anhalt eröffnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Meldungen in Kürze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

Poloplast: Mit Innovationen bei Kunststoffrohren erfolgreich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

Polytec: Der oberösterreichische Autozulieferer festigt sich als Tier-1-Lieferant . . . . . . . . . . . 30

REACH: Das Chemikalien-Management-System der EU droht auszuufern: Der gesamten Industrie droht ein Zuviel an Bürokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

SAICM: Bemühungen für ein weltweites Chemikalienmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

L O G I S T I K

Schenker übt sich in der Gefahrgut-Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

ÖBB: Neues Gefahrgut-Managementsystem von Rail Cargo Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

L I F E S C I E N C E S

Best of Biotech: Internationaler Business-Wettbewerb in Wien prämiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber lässt im Gespräch kein gutes Haar am Hauptverband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Die Wunderwaffe Antibiotika wird stumpf: Resistente Keime sind im Vormarsch . . . . . . . . 40

Die Spring Conference von IMP und IMBA Wien: Die Highlights . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Neue Schnelltests für versteckte Allergene in Lebensmitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45

Kremser LKH mit Gelenksknorpelersatz erfolgreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

In der Pipeline: Welche Produkte kurz vor der Marktreife stehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

G Ö C H

Informationen der GÖCH . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

I N T E R V I E W

Rudolf Krska, Leiter des Analytikzentrums am Department IFA-Tulln, zieht Bilanz übererfolgreiche Projekte, Fördergelder und Entwicklungsperspektiven in Tulln. . . . . . . . . . . . . . . . . 54

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NOEST – Innovatives Forschungs- & Förderungsnetzwerk der Steiermark

Das Land Steiermark zeichnet sich durch Spitzen-Know-how imBereich erneuerbare Energieträger aus. Dass die Steiermark immermehr zur EU-weiten Vorzeigeregion wird, geht auch auf die innovati-ve Bündelung von Forschungsförderung, aktivem Netzwerk und derKooperation mit der Wirtschaft im NOEST Netzwerk Öko-Energiezurück.

Das NOEST ist der 1. One-Stop-Shop für Forschungs- und Ent-wicklungsförderung in der Steiermark, welches rund ein Dutzendregionaler Förderschienen zusammenfasst. Innovativ ist auch derZugang, ausgehend von der Förderkoordination alle Akteure zu ver-netzen und eine aktive Wissensdrehscheibe und Community zuermöglichen.

Das NOEST wurde 2002 gegründet und ist am LEV LandesEner-gieVerein Steiermark angesiedelt. Dabei bietet das NOEST nebender zentralen Fördereinreichung v.a. Unterstützung bei der Verwer-tung der Projektergebnisse, persönliche Kontakte beim EnergyLunch sowie umfassendes Wissen unter www.noest.steiermark.at.

Mit dem NOEST wurden bisher 75 Projekte mit Gesamtkostenvon rund 20 Mio. Euro mit 6,4 Mio. Euro Landesmitteln gefördert.Das sind 25% mehr Mittel für das Stärkefeld Energieforschung 2004als im Jahr zuvor, die Gesamtsumme der geförderten Projekte hatsich sogar verdoppelt.

Die steirische Energieforschung dient immer mehr der Wirt-schaft – 90% aller neu geförderten Projekte haben direkten Unter-nehmensbezug. Und auch mit dem aktiven Wissenstransfer zwischenForschung und Wirtschaft wurden marktfähige Innovationen undKooperationen angebahnt.

So ist es mit NOEST-Unterstützung zum Beispiel gelungen, einenumfassenden Biogaspark Steiermark samt Know-how-Führerschaftaufzubauen, wirtschaftliche Sonnenkollektoren für Prozesswärme zuentwickeln, kostbaren Biodiesel aus dem Abfallprodukt Tiermehl zuerzeugen und ein Passivhaus (also Wärme ohne Heizung) in 2.000 mSeehöhe zu errichten. Damit ist die Steiermark einmal mehr die Vor-zeigeregion der EU für Öko-Energien.

Förderungen, Vernetzung und Innovationsunterstützung sinddie zentralen Angebote des NOEST an Forschende und Unter-nehmen.

Eine der vielen und beliebten NOEST-Veranstaltungen ist derEnergy Lunch.

Kontakt: Bernhard Puttinger NOEST Netzwerk Öko-Energie Steiermark, c/o LandesEnergieVerein Steiermark

Burggasse 9/II, A-8010 Graz; Tel.: +43/316/877-4562, Fax: -3391; E-Mail: [email protected] www.noest.steiermark.at

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Editorial

„Ohne weitere Grundlagenforschung wirdes keine weitere Biotechnologie geben –langfristige Investments für die anwendungs-orientierte Forschung der Zukunft sind von-nöten“, sagt Walter Günzburg. Und er musses wissen: Schließlich ist er einerseits Vor-stand des Instituts für Virologie an der Veteri-närmedizinischen Universität in Wien, ande-rerseits Mitbegründer der Austrianova. Unddiese geht mit ihren NovaCaps erfolgreichgegen Bauchspeicheldrüsenkrebs vor. Anstel-le langwieriger Infusionen im Rahmen einerChemotherapie übernehmen dabei gentech-nisch modifizierte Zellen die Verteilfunktionder Leber, wobei diese Zellen in winzigenKapseln – den NovaCaps – eingeschweißtsind und so direkt am Tumor wirken.

13 Millionen Euro konnte die Austrianovabis dato an Risikokapital für ihre Idee gewin-nen. Das Konzept des Spin-offs gründet sichdabei auf die sehr enge Verschränkung mitdem universitären Bereich: „Austrianova istdie angewandte Forschung der Grundlagen-forschung, welche die Universität betreibt.Das heißt, bei erfolgreicher Vermarktungunserer Forschung fließt – vertraglich zugesi-chert – Geld in den wissenschaftlichenBereich zurück.“

Spin-off versus ClusterDiesem Konzept steht die Idee des Clus-

ters gegenüber, die mit Nachdruck in derSteiermark forciert wird. Während die Wie-ner versuchen, für ihre relevante Phase-III-Studie – die zweite Finanzierungsrunde – pri-vate Investoren anzulocken und in zwei, dreiJahren so wie Intercell an die Börse zugehen, werden in der steirischen BioNano-Net GmbH von vornherein die proprietärenIdeen zahlreicher Institutionen und Unter-nehmen gebündelt und unter den gemeinsa-men Stern gestellt.

Sind die Wiener vor allem in Nischen derKrebsforschung (Austrianova) oder bei Impf-stoffen (Intercell) erfolgreich, versuchen dieGrazer insbesondere mit nanostrukturiertenMedikamenten zu punkten. Viel ver-sprechend ist dabei vor allem die Entwick-

lung von Insulinin Tablettenformanstelle mühsa-mer Spritzen –eine Innovation,welche Diabeti-kern das Lebendeutlich erleich-tern könnte.

Wendige CrewsDie Vorantreiber beider Entwicklungskon-

zepte sind sich dessen bewusst: „Wir erlebenhier die Geburt einer neuen Industrie!“ –Einer Industrie, die weniger von den etablier-ten Pharma-Riesen, sondern von kleinen,wendigen Companies getragen wird. Öster-reich hat sich bei dieser Geburt die erstenbeiden Wehen erspart und so einen Großteilder Fehler, die etwa die deutsche Biotech-Szene begangen hat, vermeiden können.

Das Biotech-Business ist ein intensives:zwischen neun und 15 Jahren Entwicklungs-zeit für ein Produkt – „ein Upscaling vonetwas, das noch nie zuvor ein Menschdurchgeführt hat“, so Günzburg – und einFinanzbedarf von rund 100 Millionen Eurobis zur Weltmarktreife. Und das Wissen,dass die Biotechnologie ein bisschen wieHäuselbauen ist: Es dauert genauso langeund kostet doppelt so viel.

Österreichisches Kapital ist dennoch gutberaten, zumindest einen kleinen Anteil desenormen Vermögens, das mittlerweile ange-spart ist, in diese – neue – Industrie zu ver-anlagen. Ob nun via Spin-off oder Cluster.Nicht zuletzt in dem Wissen, dass der Tech-nologie-Hype längst zu Ende ist und deraktuell Hype an Kapitalerhöhungen fürImmobilienhaie in den Ostmärkten ebensoein Pulverfass ist.

Wie die Steiermark ihre Geburt der neuenIndustrie vorantreibt, haben wir diesmalbesonders unter die Lupe genommen. Dazu:Die Biosprit-Ambitionen Österreichs undREACH in der finalen Phase.

Spannende Lektüre!Markus Zwettler

Wir holendas Bestefür Sie raus!

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Chemiereport.at – Chemiereport.at – Das Magazin für Chemie, Labor und Biotechnologie. Offizieller Medienpartner der GesellschaftÖsterreichischer Chemiker. Internet: www.chemiereport.at / Medieninhaber, Verleger, Herausgeber, Verkaufsleitung: Josef Brodacz,1060 Wien, Webgasse 29/26, Tel.: 01/595 55 83, Fax: 01/595 51 58, E-Mail: [email protected] / Chefredaktion: Mag.Markus Zwettler / Redaktion: Mag. Brigitte Krenn, Dr. Stefan May, Josef Müller, Mag. Ronald Scheucher, Wolfgang Schweiger, Dr. KarlZojer / Lektorat: Mag. Andrea Crevato-Szabady / Anzeigenverkauf: Weber Media, Tel.: 01/525 04-0 / Teamassistenz: Marita Leban /Vertrieb und Abos: Anna Brodacz / Produktionsleitung: Mag. Renate Haiden, www.publishfactory.com / Layout, DTP: creative::director.cc, Martin Lachmair / Druck: Ueberreuter Print und Digimedia GmbH, Erscheinungsweise 8x jährlich, Druckauflage 9.200 /Anzeigenpreisliste gültig ab 1. 1. 2005

Die Geburt einer neuen Industrie

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Robert Gfrerer, seit Oktober Chef desClusters, hat mittlerweile die Strategie-entwicklung für den Branchen-Clusterabgeschlossen. Jetzt geht es daran, mög-lichst viele der potenziellen 120 Unter-nehmen und Institutionen als Memberseinzubinden.

„So wie jeder Cluster wird auch derHumantechnologie-Cluster Steiermarkderzeit als so genanntes Netzwerkmodellausgerollt. Er ist dabei einerseits übereinen Kodex, die Gesellschafterstrukturund Kooperationsverträge verankert. Zumanderen funktioniert er nach der in denletzten Monaten genau dokumentiertenBranchenlogik“, erklärt Gfrerer.

LückenschlussSoll heißen: Die Wertschöpfungskette

im steirischen Gesundheitswesen wurdeeiner exakten Analyse unterzogen – Ant-worten auf einen umfangreichen Fragen-katalog wurden gesucht: Wer bezieht vomwem welche Produkte? Wer liefert wohin?Welche Materialien oder Verfahren könn-ten auch in Drittmärkten Einzug halten?Werden sodann innerhalb der vorgefunde-nen Branchenlogik Lücken entdeckt,kommen die Stärken des Clusters zumTragen: Dank seiner Vernetzung kann erweitaus effizienter

• dazu beitragen, neue Absatzmärktezu eröffnen,

• für eine bessere Verwertung vonTechnologien sorgen,

• nahe liegende Lieferanten aus derCommunity identifizieren und nicht zuletzt

• Know-how verteilen.

„Jetzt wird die Community gebildet“,sagt Gfrerer, „und wir erleben einen über-aus positiven Zulauf.“ 80 bis 100 Unter-nehmen und Institutionen – also rund 90%der Zielgruppe – will Gfrerer in den nächs-ten 36 Monaten in den Cluster einbinden.Die Mitgliedschaft kostet – je nach Firmen-größe – zwischen 1.450 und 8.500 Eurojährlich.

Headquarters gesuchtUnd der Cluster hat sich hehre Ziele

gesetzt. In der Declaration of Graz 2005haben sich von der Landeshauptfrau Klas-nic abwärts alle Landesgrößen dazubekannt, bis 2015 durch den Cluster 70neue Unternehmen, die Ansiedlung inter-nationaler Headquarters und damit 6.000neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen.

Die Steiermark soll also künftig als TotalSolution Provider für die Humantechnologieauftreten können und zum Maßstab inSachen ganzheitlicher Medizintechnik wer-den. Gern spricht man von „Weltklassekom-petenzen aus Technik, Medizin und Klinik“,

die hier geboten werden sollen. – EineAmbition, hinter der natürlich auch RobertGfrerer steht: „Wir haben ja bereits heutemit Roche Diagnostics einen Leitbetrieb inder Region – der Bereich Medizintechnik istalso top in der Steiermark. Während andereCluster in Österreich hohe Expertise imPharmabereich oder bei Health-Manage-ment-Systemen aufweisen, verfügen wirdarüber bei den Medical Devices.“

KreisläufeGfrerer sieht vor allem im Wissenstrans-

fer den eigentlichen Vorzug des Human-technologie-Clusters: „So kann beispiels-weise verfahrenstechnisches Know-howder Technischen Universität Graz auch inder Medizintechnik verwendet werden. DieMedizinische Universität hat heute bereitsWeltruf in Sachen Diabetesforschung undkann als medizinisches Hightech-Geländeeine ideale Testumgebung bieten.“

Überhaupt sieht Gfrerer weniger Kon-kurrenz zwischen den mittlerweile zahl-reich formierten Biotech-Clustern in Öster-reich – im Gegenteil: Die innerösterreichi-schen Synergien zwischen den Clusternsollten sogar durch eine separate Vernet-zungsstruktur noch stärker gefördert wer-den, etwa durch das austria wirtschafts

Das Ziel: binnen zehn Jahren 70neue Unternehmen schaffen und mindestens einen Weltkonzern ausder Medizinbranche anlocken. Die Vision: ein Gesundheitstechno-logie-Cluster für die Steiermark. Vorbilder: die Holzbranche, derAutomotive-Sektor. Mittel zumZweck: die im April 2004 gegründe-te Human.technology.styria GmbH.

Markus Zwettler

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Steirischer Humantechnologie-Cluster formiert sich

Robert Gfrerer: „Österreichs Biotech-Cluster konkurrenzieren sich nicht.“

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Profitieren vom institutionalisierten DialogRoche Diagnostics fungiert für denHumantechnologie-Cluster Steier-mark als Leitbetrieb. Chemie-Report.at hat bei Ulrich Kanternachgefragt, welche Rolle der Cluster für Roche Diagnostics selbst spielen kann. Markus Zwettler

ChemieReport.at: Warum beteiligt sichRoche Diagnostics am Humantechnolo-gie-Cluster Steiermark?Ulrich Kanter: Unser grundsätzlichesInteresse gilt dem Aufbau einer Infra-struktur, die für uns langfristig Vorteileschafft. Was wir wollen, ist eine lebendi-ge Kompetenzlandschaft im GrazerRaum.

Wie wichtig ist Ihnen die gemeinsameForschung?Unser Interesse an Kooperationen ist sehrgroß. Medizinische Systeme sind mittler-weile so komplex geworden, dass Zu-sammenarbeit nicht nur Sinn macht, son-dern nahezu unabdingbar geworden ist.

Sie können also dem Ideen-Sharing mitanderen Technologiebereichen durchausetwas abgewinnen?Ja, und zwar insbesondere bei den Kom-plementärtechnologien. Wir wollen keinenPC neu entwickeln oder etwa an Bildschir-men oder Bussystemen forschen – daskönnen andere wesentlich besser als wir.

service/AWS. Immerhin habein dieser Branche niemandBedenken, sich internationalzu vernetzen.

IdeenverwertungBinnen zwei Jahren will

Gfrerer den Cluster durch ent-sprechendes Marketing interna-tional positioniert haben. Lokalerhofft er sich zahlreiche „Aus-flüge in Fremdbranchen“: „Den-ken Sie zum Beispiel an einenHersteller von elektrischenZahnbürsten. Als solcher istdieser ein Experte in SachenSpritzgusstechnologie und weißexakt über das Zusammenspielzwischen Kunststoffen undMetallen Bescheid. So etwaslässt sich garantiert auch in derMedizintechnik nützen.“

Ulrich Kanter: „Gegenüber Deutschland günstiger.“

Die Gesellschafter des Clusters• Industriellenvereinigung Steiermark

• Innofinanz – Steiermärkische Forschungs- und Entwicklungsförderungsges.m.b.H.

• JOANNEUM RESEARCH Forschungs GmbH

• Medizinische Universität Graz

• Roche Diagnostics GmbH

• Neuroth AG

• VTU-Engineering GmbH

• zeta Holding GmbH

Die Forschungsschwerpunkte• Biokatalyse und Signalverarbeitung

• Pharmazeutische Verfahrens- und Prozesstechnik

• Tissue Engineering (Zell- und Gewebetechnologie)

• Materialwissenschaften und Nanotechnologie

• Bioinformatik, Biosensorik, Biometrie, Telemedizin

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Im Sommer 2004 hat die MedizinischeUniversität Graz (MUG) das 34 MillionenEuro schwere Zentrum für MedizinischeForschung (ZMF) eröffnet und kann damitheute exzellente Rahmenbedingungen fürdie klinische Forschung anbieten: Aufrund 4.000 Quadratmetern stehen Spezi-allabore der Sicherheitsklassen S2 undS4, nuklearmedizinische Labore sowieBereiche für biomedizinische und -physi-kalische Messverfahren zur Verfügung.

Gespräche mit den Forschungsabtei-lungen der internationalen Größen inSachen Health Care gibt es zuhauf. Her-litschka spricht von „zahlreichen Interes-

senten“, die gerne Teil der Communityrund um die größte Klinik Österreichs seinmöchten. „Aber es gilt, anfänglich Vor-sicht walten zu lassen“, sagt die Vizerek-torin. „Es ist besser, mit einer kleinerenGruppe zu starten und nicht zu viele anzu-locken.“

FinanzbedarfUm dem einen oder anderen interna-

tionalen Headquarter aber auch dauerhaftgute Rahmenbedingungen bieten zu kön-nen, ist freilich Geld vonnöten. Viel Geld –zusätzliche 1,6 Mrd. Euro bis 2020 hatRektor Gerhard Walter ausgerechnet, um

weiterhin in Lehre, Forschung und Patien-tenbetreuung in der europäischen Spitzen-klasse mitzuspielen. Das wären 103 Mio.Euro jährlich. Bei der Aufbringung desGeldes rechnet der Rektor mit Finanzsprit-zen von Seiten des Bundes und des Lan-des Steiermark.

Derzeit verfügt die MUG über ein Bud-get von jährlich etwa 160 Mio. Euro. Aufrund 100 Seiten hat das Rektorat nun ineinem „Zukunftspaket 2020“ gemeinsammit der steirischen Krankenanstaltenge-sellschaft KAGes festgehalten, wohin mansich bis 2020 entwickeln will – und wieviel das kosten wird.

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„Interaktion mit Partnern entscheidet“Für Sabine Herlitschka, Vize-rektorin an der Medizinischen Uni-versität Graz, soll mit Graz künftig die Assoziation zu „einem Pool an Wissen“ in der Medizin selbstver-ständlich sein. „So wie der Automotive-Cluster ein wesent-licher Faktor der steirischen Wirt-schaft ist – eine solche Rolle sollund wird auch die Humantechnolo-gie für diese Region spielen.“

Markus Zwettler

Was macht die Region Steiermark insge-samt für Sie interessant?Österreich ist insgesamt als Standort alsnicht schlecht zu bewerten. Laut KPMG-Studie haben wir hier etwa 84 Prozentder Kosten in der Biopharmazie gegenü-ber dem US-Niveau. Deutschland liegtimmer noch bei 93 Prozent. Und gegenü-ber Deutschland kommen noch einmalgünstigere Produktionskosten hinzu. Nach der Übernahme der AVL Medizin-technik geht es für uns jetzt darum, wei-tere Partnerunternehmen in unmittelbarerNähe zu haben. Sie müssen bedenken,dass wir ja keine Massenartikel herstel-len, sondern in kleinen bis mittleren Los-größen produzieren. Und das bedeutet,dass eigentlich schon während der Ent-

wicklungszeit die Auswahl der Lieferan-ten erfolgt. Bereits in die Forschung invol-vierte Partner in der Nähe sind daherwesentlich für uns.

Wann soll der Humantechnologie-Clus-terdie ersten Früchte tragen? Was ver-sprechen Sie sich?Ich gehe davon aus, dass binnen fünfJahren die ersten Entwicklungen hier inGraz abgehalten werden. Und ich gehedavon aus, dass wir als Roche Diagnos-tics mindestens ein bis zwei größere Pro-jekte zusätzlich in diesem Zeitraum star-ten. Wie sehr wir darüber hinaus alsSchlüsselloch oder Relais für die großeRoche herhalten können, wird sich zei-gen.

Wann kann man sagen, dass der Clustererfolgreich arbeitet?Jeder Cluster braucht am Anfang Zeit.Aber irgendwann muss er sich freilichrechnen, und zwar ohne öffentlicheZuwendungen. Sinn macht er also dann,wenn er faktischen Nutzen stiftet, kon-krete Projekte sind jetzt also entschei-dend.In diesem Zusammenhang ist für unsauch die Partnerschaft mit den Univer-sitäten sehr wichtig. Die Erfahrung lehrt,dass ein institutionalisierter Dialog ein-fach ungemein befruchtend ist. Sowohldie Universitäten als auch wir könnendabei überaus effizient die künftigen –gemeinsamen – Stoßrichtungen ausloten. Darum geht’s.

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Einen großen Ausgabenbrocken machtdie Vervollständigung des Campus aus:Zwei Drittel der Mitarbeiter arbeiten der-zeit nicht auf dem Klinikareal, was Koope-rationen nicht gerade einfacher macht. Die

Bildung eines einzigen Campus ist dahereine „Überlebensfrage“, rund 115 Mio.Euro sind dafür vorgesehen. Tief in dieTasche wird man auch bei der Renovie-rung des Chirurgie-Gebäudes greifen müs-sen: Das Rektorat rechnet mit rund 100Mio. Euro. Um das Niveau in der Lehrehalten zu können, sind ebenfalls zusätzli-che Mittel erforderlich; zudem gibt es Per-sonaldefizite im wissenschaftlich-klini-schen Bereich. Und nicht zuletzt will manmit „Anschubfinanzierungen“ neue For-schungsgebiete erschließen.

EU-GelderHerlitschka ist aber überzeugt, dass der

Cluster in zwei Jahren – nach der Evaluie-rung durch die Landesregierung – erweitertwird. In dieser Zeit sollte es gelingen, min-destens einen internationalen Konzern anBord zu holen. Gleichzeitig soll eine Reihean unternehmensübergreifenden Forschun-gen an der Grazer Klinik durchgeführt wer-den. Und nicht nur das: Durch den gemein-samen Auftritt innerhalb des Clusters sollauch die Forschungsprojektierung inner-

halb der EU-Rahmenprogramme noch effi-zienter ablaufen. Aktuell werde diesbezüg-lich auch die Kooperation mit der KAGesvertieft, so Herlitschka. Bei all dem gilt:„Was zählt, ist die Interaktion zwischen denPartnern. Wenn diese stimmt, dann istauch der Cluster erfolgreich.“

Bis dato wurde in Graz mehr als einDutzend von der EU geförderte For-schungsprogramme durchgeführt. Einesder spektakulärsten ist Clinicip – ClosedLoop Insulin Infusion in CriticallyPatients. Das im Jänner 2004 gestarteteEU-Projekt wird mit elf Millionen Eurogefördert und vereint 13 Partner aus sie-ben Ländern.

Das Risiko von Blutzuckerschwankun-gen auf Intensivstationen soll dadurchdrastisch gesenkt werden. Und das würdedie Intensivmedizin ähnlich revolutionierenwie die Erfindung der Antibiotika, so dieExperten: Vier von zehn Todesfällen aufder Intensivstation könnten dadurch ver-hindert, Komplikationen wie Nierenversa-gen und Blutvergiftungen sollen drastischreduziert werden.

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Sabine Herlitschka: „Binnen zwei Jahren mindes-tens einen internationalen Konzern anlocken.“

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Das BioNanoNet – 2001 aus einersteirischen Initiative heraus entstanden –ist zur nationalen Dachmarke geworden,die nunmehr ein gemeinsames Forschenüber Fach- und Landesgrenzen hinwegermöglicht. Es bündelt Unternehmen undWissenschafter aus Chemie, Biologie,Pharmazie und Medizin. Jetzt wurden dieSpielregeln des steirischen Nanoclustersnoch klarer gefasst: In Form einer GmbHsollen Forschungen unterschiedlicherInstitutionen und Unternehmen gebündeltund – in Folge – auch gemeinsam ver-marktet werden. Neben Joanneum Re-search gehören die Karl-Franzens-Univer-sität Graz, die TU Graz, die Medizini-schen Universitäten in Graz, Wien undInnsbruck, Fresenius Kabi Austria sowiepiCHEM zu den Gesellschaftern derersten Stunde.

ChemieReport.at: Die Steiermark hatÖsterreich das „Clustern“ vorgelebt. Wasmachen die Steirer besser?Leopold Schöggl: Wir haben versucht, dieTatsache in allen Köpfen festzusetzen, dasswir kein Fremdenverkehrsland schlechthinsind, sondern nach wie vor von Forschungund Produktion vorangetrieben werden.Dabei haben wir uns einige Absätze vonden Schuhsohlen gelaufen. Aber mit Erfolg:Die Überwindung des Kirchturmdenkens inder Steiermark färbt jetzt langsam auch aufandere Länder ab, weil es Erfolg hat. Esverwundert daher nicht, dass uns heutealle anderen Bundesländer in Österreichum den Nanocluster beneiden. Und dasspornt uns wiederum an.

Was war die eigentliche Initialzündung dessteirischen Nanoclusters?Es war vor fünf Jahren die Zeit einfach reifdafür: Zum einen war es das gleichzeitige

Entdecken von überraschenden Eigen-schaften bei Metallpulver und keramischenWerkstoffen im Millionstel-Meter-Bereich,die sich vor allem medizintechnisch ver-werten lassen; zum anderen war da dergenerelle Druck zur Miniaturisierung in derHochtechnologie, sodass mehrere Akteureähnliche Ideen zur Vernetzung verschiede-ner Forschungsaktivitäten hatten. In einemersten Schritt war das große Entdecken dereigenen Kompetenzen angesagt, also dieInventarisierung aller Forschungseinrich-tungen. Der zweite Schritt war dann dieCluster-Bildung.

Das klingt ein bisschen wie ein In-die-Pflicht-Nehmen des universitären Berei-ches. Ist Ihnen der universitäre Bereich zuwenig effizient?Wenn die Universitäten effizienter werden,ist das in ihrem ureigensten Interesse.Zugleich sind die Universitäten in manchenRegionen auch der größte Arbeitgeber inder Steiermark – eine Outputsteigerung isthier natürlich wünschenswert. Vor wenigen Jahren noch war Forschung inForm des Einzelkampfes anstelle von Netz-werken gegeben. Damals wurde dieZusammenarbeit durch resultierende Bud-getkürzungen regelrecht bestraft. Nur irgend-wann stehen dann alle Einrichtungen an,sind in ihren Mitteln blockiert. Also gibt es fürmich gar keine Alternative zur Forschung in

Form des Clusters. Forschung und Entwi-cklung sollen schließlich in wertvolle Produk-te münden und kein Selbstzweck sein.

Eine Alternative wäre, den einen oderanderen internationalen Pharmakonzernanzulocken – so wie die Wiener …Es muss darum gehen, das Interesse derGroßen zu wecken, nicht aber, sich auf die-se zu verlassen. Wohin das führt, lässt sichebenso in Wien studieren. Heute muss manNischen entdecken, in denen man dauer-haft führend sein kann. Einige Leitbetriebein diesen Nischen haben wir bereits – jetztwird es darum gehen, die Spin-offs zu för-dern und – nicht zuletzt – die Forschungauch im öffentlichen Bewusstsein verstärktzu verankern.

Das BioNanoNet hat sich durch Koopera-tionen mit Wiener und Tiroler Forschernvon einer steirischen zu einer nationalenEinrichtung gemausert. Wie soll es weiter-gehen?Durch das starke Wachstum des BioNano-Net ist es notwendig geworden, klar defi-nierte Rahmenbedingungen zu schaffen.Durch die Gründung einer GmbH sind nundie Voraussetzungen gegeben, weitere Mit-glieder aufzunehmen. Als nationale Platt-form soll sie jetzt internationale Auftrags-forschungen an Land ziehen.

Wird das BioNanoNet marktreife Produkteauch selbst vermarkten können? Das Up-scaling der Produktion für den Weltmarktwird gerne mit Kosten von rund 100 Milli-onen Euro angegeben ... Natürlich wollen wir marktreife Produkteentwickeln. Das BioNanoNet soll dabei alsvirtuelle Nano-Firma agieren und so deut-lich billiger zur Marktreife führen. Dieeigentliche Produktion würde dann natür-lich einem Pharmakonzern überlassen.

Die Rechte würden dabei bei den Cluster-Partnern verbleiben?In Form einer „Partnerschaft auf Augenhö-he“, ja. Generell sind die Blockbuster in derPharmabranche selten geworden; Pharma-konzerne entwickeln auch weniger selber,sondern kaufen Ideen lieber zu. Kleine Ein-heiten in einem Verbund können hier deut-lich flexibler agieren.

Gemeinsames Forschen „auf Augenhöhe“Leopold Schöggl, Landeshaupt-mann-Stellvertreter und Vorantrei-ber der Forschungsagenden in derSteiermark, im Gespräch mit demChemiereport: Warum der Cluster-Gedanke „ohne Alternative“ ist.

Markus Zwettler

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Leopold Schöggl: „Universitäten sollen mehr Output liefern.“

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Nanotechnologie: Das Potenzial Österreichs Nano-Initiative

Die Steiermark hat 2001 in SachenNanotechnologie Leitprojekte definiert, diein der Folge zum Anstoß für die nationaleNano-Initiative des Bundes wurden. Ange-dacht waren damals ein NanoCoatingZent-rum in Leoben rund um neue Designs vonOberflächen mit Böhler Edelstahl, ein Nano-TecCenter in Weiz für Opto-Elektronik mitAT&S, NanoPowdersStyria für Nano-Werk-stoffe mit der Montan-Uni Leoben, dieNanoanalytik Steiermark der UniversitätGraz mit der Anton Paar GmbH und schließ-lich das BioNanoNet Graz, das rund umJoanneum Research pharmazeutische undbiotechnologische Produkte im Nanobereichentwickeln sollte.

Drei Jahre später – im Herbst 2004 –wurden die ersten Fördergelder vergeben:Fünf Verbundprojekte erhielten insgesamt11 Mio. Euro, die mit Landesförderungenauf 25 Mio. Euro mehr als verdoppelt wur-den. Drei der fünf geförderten Projekte stam-men aus der Steiermark: • Isotec (im Rahmen des NanoTecCenters):

TU Graz und Joanneum Research dürfensich über das größte Stück des Kuchensfreuen: 3,6 Mio. Euro. Damit sollen neueAnwendungsgebiete in der Sensorikermöglicht werden.

• Nano-Coat (im Rahmen des NanoCoating-Zentrums): Das Werkstoffkompetenzzent-rum in Leoben will Materialien für Oberflä-chen entwickeln, die für Werkzeug- undBauteilbeschichtungen Verwendung fin-den können.

• Nano-Health (im Rahmen des BioNano-Net): entwickelt kleine Partikel, die Medi-kamente im menschlichen Körper zielge-nau an die Stelle transportieren, wo siewirken sollen.

• NSI (nanostrukturierte Ober- und Grenz-flächen) aus Linz: versucht sich an innova-tiven DNA-Analysen und -Diagnosemetho-den.

• Nano-Diamant-Netzwerk: In Tirol ent-stand die Idee, Diamanten für biotechno-logische Anwendungen einzusetzen.Diese fünf Cluster setzen sich aus 39 Ein-

zelprojekten zusammen. Daran sind elf For-schungseinrichtungen, zwölf Unternehmenund zwei Kooperationszentren beteiligt.

Die Zukunft: Nanofähren sollen durchden Körper wandern und anstelle vonViren zielgerichtet Medikamente odergesunde DNA-Sequenzen abliefern. DennViren schädigen oft das Gewebe, zudemist deren Isolierung sehr aufwändig. EinBote in Nanogröße kann hingegen relativunbeschadet durch den menschlichenKörper geschleust werden. Und dieseNanopartikel können Arzneimittel bindenoder umschließen und sie auf diese Weisegetarnt in eine Zelle transportieren. Wirk-stoffe können so direkt an ihr Ziel dirigiertwerden und dadurch die Nebenwirkungenverringern.

Intelligentes Drug Delivery soll denWirkstoff während des Transports zumZielgewebe vor dessen Zersetzung schüt-zen, sich passiv oder aktiv im Zielgewebeanreichern und die Freigabe des Wirkstof-fes mit einem kontrollierten Zeit-Dosis-Profil ermöglichen. Etwas, das im steiri-schen Projekt Nano-Health verwirklichtwerden soll: Wirkstoffe gegen chronischeKrankheiten sollen hier in Nanopartikelverpackt und zielgerichtet durch den Kör-per geschickt werden – ohne Injektion: • Insulin für Diabetes, • Human Growth Factor für Minder-

wuchs, • Calcitonin für Osteoporose, • Vaso Intestinal Peptide (VIP) für

Lungenhochdruck und • Amyloid-Beta-Peptide für Alzheimer.

Insulin, ein Mittel, das man bisherspritzen musste, könnte künftig, wenn dieMethode gelingt, geschluckt werden. Es

würde von den Partikeln geschützt imMagen nicht zersetzt werden und seineWirkung erst im Darm entfalten. DieAngst vor der Injektion würde dadurch beiDiabetikern wegfallen, eine Diabetesbe-handlung somit deutlich früher einsetzenund volkswirtschaftlich deutlich billigersein.

Die geschluckten Nanopartikel bildeneine Art Reservoir an der Leber, sodasssich der Körper immer so viel Insulin neh-men kann, wie er tatsächlich braucht. Einderartiges Reservoir macht jedoch nur fürPatienten mit Altersdiabetes Sinn, weilnur bei diesen Zuckerkranken die Bauch-speicheldrüse noch Reste von Insulin pro-duziert. Derzeit wird an der Erhöhung derWirkstoffverfügbarkeit am Zielgewebegearbeitet – das bereits entwickelte Insu-lin zur Inhalation hat eine Bioverfügbar-keit von acht Prozent.

Im Rahmen von Nano-Health werdenPartikel in Molekülgröße auch für dasfrühzeitige Erkennen sehr kleiner Krebs-zellen oder anderer krank machender Zel-len eingesetzt. Derzeit werden dieMechanismen der Entartung auf Molekül-größe genau studiert. In fünf bis zehnJahren erhofft man sich marktreife Pro-dukte, also Medikamente, die bereits aufdiese Nanostrukturen abzielen.

Im Rahmen des Tissue Engineeringsollen durch den Einsatz von Stammzel-len degenerative Krankheiten geheilt wer-den können – Gewebe wird dabei bio-technisch hergestellt und anschließendan Knorpeln oder Gelenken verpflanzt.

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Was besonders positiv ist: DerBeschluss des Nationalrats ist nicht nurErfüllung einer längst überfälligen Pflicht(21 der 25 Staaten haben schon umge-setzt, zudem wurde Österreich bereitsvom EuGH verurteilt), sondern setztdurch die weitgehend richtlinienkonformeUmsetzung des Regelwerkes auch eindeutliches, international wahrnehmbaresZeichen der Stärkung des Biotech-Stand-ortes. Österreich verfügt im Bereich derZukunftsindustrie „Life Sciences“ übereine ausgezeichnete Ausgangsposition,jedoch bestand im Hinblick auf denSchutz des geistigen Eigentums eine Lü-cke im Rechtssystem.

Durch die nun erlangte Rechtssicher-heit wird ein entscheidender Anreizgeschaffen, in biotechnologische For-schung aus Österreich zu investieren.Und diese bildet wiederum die Basis zurbestmöglichen medizinischen Versor-gung. Gleichzeitig bringt die Richtlinieaber auch Einschränkungen wie klarePatentierungsverbote (z.B. Klonen vonMenschen) mit sich und wird somit auchethischen Bedenken in vollem Umfanggerecht.

Weiter für den Biotech-Standort arbeiten

Diese positiven Nachrichten für die hei-mische Biotechnologie dürfen jedoch nichtdarüber hinwegtäuschen, dass in Öster-reich im Bereich Biotechnologie noch viel

zu tun bleibt. Obwohl im Zugeder Umsetzung besondersdeutlich spürbar wurde, wielange Prozesse der Konsulta-tion und der politischen Mei-nungsbildung dauern können,stellt dies leider keinen Einzelfall dar. Öster-reich scheint in einigen Bereichen dieseswirtschaftlichen Wachstumssegmentesoffenbar eher Verurteilungen durch denEuropäischen Gerichtshof in Kauf zu neh-men (Biopatentrichtlinie, Freisetzungsricht-linie), als den Kurs wichtiger Mitbewerberim Standortwettbewerb einzuschlagen:nämlich die entsprechenden gesetzlichenRegelwerke schon um Jahre früher zuimplementieren und somit für Rechtsicher-heit zu sorgen.

Diese zögerliche Haltung Österreichsführt zur Verunsicherung von Investorenund hat negative Effekte auf den gesamtenWachstumsmotor Biotechnologie. Interna-tional anerkannte Spitzenforscher ausÖsterreich sehen sich leider zu oft mit demZwiespalt konfrontiert, dass zwar ihre For-schungsergebnisse weltweit Beachtungfinden, jedoch die Rahmenbedingungen,die politische und gesellschaftliche Akzep-tanz der Biotechnologie in ihrem Heimat-land, diese Erfolge nicht in entsprechen-der Weise widerspiegeln.

Den Weg des Reagierens verlassenUm mit dem raschen Wandel und der

ungeheuren Dynamik auf diesem Gebiet

Schritt halten zu können, muss proaktivgehandelt werden. Österreich muss denWeg des Reagierens verlassen und zumaktiven Gestalter, ja sogar zum europäi-schen Vorreiter in Sachen Biotechnologiewerden. Denn nur wer bereit ist, eine akti-ve Rolle im Zukunftsfeld Biotechnologieeinzunehmen, wird steuernd eingreifenkönnen, wenn es darum geht, wirtschaftli-che und gesellschaftliche Interessen inEinklang zu bringen. Dadurch kann dasvolle Potenzial der Biotechnologie in ver-antwortungsbewusster Weise ausge-schöpft werden.

Den ersten wichtigen Schritt in dieseRichtung stellt die soeben veröffentlichteLife-Science-Strategie des Rates für For-schung und Technologieentwicklung dar.In ihr wird durch die Analyse der Ist-Situ-ation und die Empfehlung von konkretenMaßnahmen ein erfolgreicher Weg für dieösterreichische Biotechnologie in dennächsten Jahren aufgezeigt. Nun liegt esan der Politik, an die erfolgreiche Umset-zung der Biopatentrichtlinie anzuknüpfenund die Empfehlungen des Rates raschaufzugreifen, um die österreichische Bio-technologie an den Platz zu bringen, derihr zusteht – auf die Überholspur!

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Biotechnologie muss auf die Überholspur!Fast fünf Jahre nach dem Ende der Umsetzungsfrist wurde imMai 2005 die EU-Biopatentrichtlinie auch im österreichischenParlament abgesegnet. Damit wurde endlich ein Schlussstrichunter eine lang andauernde, kontroversielle Diskussion rund umdieses für den österreichischen Biotech-Standort so wichtigeGesetz gezogen.

Gastkommentar vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Markus Beyrer

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Die zerstörungsfreie

Prüfung der

Durchlässigkeit von

Verpackungsmaterial

ist einer der vielen

Schwerpunkte des

Instituts für Chemische

Prozessentwicklung

und -kontrolle in Graz.

JOANNEUM RESEARCHInstitut für Chemische

Prozessentwicklung und -kontrolleUniv.-Doz. Dr. Volker Ribitsch

Steyrergasse 17, A-8010 GrazTelefon: +43(316)876-1220

Fax: +43(316)876-1230E-Mail: [email protected]

http://www.joanneum.at/cpk

Sauerstoffsensoren werden inunterschiedlichsten Bereichenbenötigt: Die Bandbreite ihrer

Einsatzmöglichkeiten reicht von derBestimmung der Sauerstoffkonzent-ration in biotechnologischen undmikrobiologischen Prozessen bis zurBestimmung in Oberflächen und Tie-fenwässern bzw. in Belebtschlamm-becken von Kläranlagen. „JOANNEUM RESEARCH hatumfangreiche Kenntnisse in deroptochemischen Sensorik und ande-ren sensorischen Methoden zu Über-wachung technologischer und biolo-gischer Prozesse. Schwerpunkt istein optochemisches Gesamtsystem,das zur Messung von Sauerstoff inder Gasphase und in der flüssigenPhase entwickelt wurde und das inder industriellen Umsetzungsphaseist. Wir arbeiten aber auch an Sen-sorsystemen für CO2, NH3 und an-deren Analyten“, erklärt Institutslei-ter Univ.-Doz. Dr. Volker Ribitsch.„Die Bandbreite reicht dabei vonder Erfassung metabolischer Vor-gänge bei Intensivpatienten bis zueinem Sensorprinzip für biochemi-sche Analyte, das hohe Selektivitätaufweist.“

Im Forschungsschwerpunkt Senso-rik und Prozessüberwachung webtJOANNEUM RESEARCH an einemNetzwerk an Know-how, um dieProblemlösungskompetenz zu erwei-tern und die Zusammenarbeit mitindustriellen Partnern auszubauen.

Partner für Industrie und Gewerbe

Zweiter Forschungsschwerpunktdes Instituts sind Grenzflächenprozes-se. „Hier haben wir umfassendeKenntnisse, die vom Makro- bis zumNanomaßstab reichen und großeBereiche industrieller bzw. biolo-gisch-medizinischer Prozesse umfas-sen“, so Ribitsch.

Hier reicht die Bandbreite vonNano-Beschichtungsmaterialien fürtechnologische Anwendungen, dieEntwicklung definierter Oberflächen-architekturen für organisch-elektroni-sche Bausteine und für die Sensorikbis zu produktionsintegrierten Trenn-verfahren – besonders von Membran-trennverfahren – für Prozesswässerzum Einsatz in der Lebensmittel- und inder Metall verarbeitenden Industrie.

Das Institut hat umfangreichenationale und internationale Kontakteund Kooperationen aufgebaut. Inten-sive Zusammenarbeit besteht z.B. mitdem Institut für Textilien der Univer-sität Maribor und der ArbeitsgruppeKolloide & Polymere am Institut fürChemie der Universität Graz im„Styrian Interface Science and Engi-neering Center SISEC“.

Dieser Forschungsverbund hat imApril 2005 eine Tagung über „Recentdevelopment in the field of medicaland technological interfaces“ organi-siert, die regen internationalenZuspruch gefunden hat.

Gut verpackt?

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Eine langjährige Kooperation zwischeneinem Hightech-Unternehmen und derTechnischen Universität Graz wird absofort noch intensiver: Seit Mai gibt esam Institut für Thermische Verfahrens-technik und Umwelttechnik einen Lehr-stuhl für reaktive Systeme in der Verfah-renstechnik. Die Finanzierung dieser Pro-fessur wird zum größten Teil von derVTU-Engineering GmbH übernommen.

VTU-Engineering plant Anlagen für diechemische und pharmazeutische Indus-trie. Dabei werden Produktionsverfahrenebenso bearbeitet wie umwelttechnischeAufgabenstellungen. Im Auftrag vonIndustriekunden werden verschiedensteVerfahren entwickelt, beispielsweise zurBiodieselproduktion, zur Rückgewinnungvon Lösemitteln oder zur Abwasserreini-gung. Neben der Auftragsforschung wur-den Verfahrensideen oft in Zusammenar-beit mit dem Institut für Thermische Ver-fahrenstechnik der TU Graz entwickelt.

Grund genug für die VTU-EngineeringGmbH, eine Stiftungsprofessur zu finan-zieren. Nach einer Ausschreibung wurdeschließlich Matthäus Siebenhofer zumProfessor berufen. Er vereint exzellentesGrundlagenwissen in chemischen undpharmazeutischen Produktionsverfahrenmit vielen Jahren Industriepraxis. DieseErfahrung steht ab sofort auch den Stu-denten zur Verfügung. VTU wiederumprofitiert von der Nähe zu den For-schungseinrichtungen und den Entwik-klungen an der TU Graz. www.vtu.com

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Stiftungsprofessur an der TU Graz

Matthäus Siebenhofer

Ein Unternehmen der Thiel-Gruppewww.logochem.at

Optimierung

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Einsparung

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VTU-Engineering finanziert eine Stiftungsprofessur in Graz

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AMI eröffnet größtes Melaminwerk Deutschlands Zwei Anlagen produzieren eine jähr-liche Melamin-Gesamtkapazität von80.000 Tonnen.

Deutschlands modernstes und größtesMelaminwerk wurde nach knapp zweijäh-riger Bauzeit kürzlich in Sachsen-Anhalteröffnet: Mit dem neuen Werk in Piesteritzträgt die OMV-Tochter Agrolinz MelamineInternational der steigenden Nachfragenach Melamin mit einem erweiterten Pro-duktionsvolumen von 80.000 Jahreston-nen Rechnung.

„Als profitables Unternehmen ist dieAMI im Melamingeschäft internationalerfolgreich auf Wachstumskurs und hatdas Potenzial zum Weltmarktführer“,betont OMV-Generaldirektor WolfgangRuttenstorfer. „Die Eröffnung diesesStandortes ist ein weiterer Meilenstein inder globalen Wachstumsstrategie. Mit

einer Produktionssteigerung von über 60Prozent können wir neue Märkte in Ameri-ka und Asien erschließen“, ergänzt Joa-chim Grill, Sprecher des Vorstands derAMI. Das Werk stärkt somit die strategi-sche Position für AMI als globaler Playerin der Produktion und im Vertrieb vonMelamin. Durch den neuen AMI-Standortwurden rund 85 neue Arbeitsplätzegeschaffen; das Investitionsvolumen be–trug 130 Millionen Euro.

„Der Standort Piesteritz in Sachsen-Anhalt zeichnet sich durch seine exzellen-te logistische und geografische Lage aus“,erläutert Grill. Neben idealer Straßen- undSchienenanbindung steht auch die Elbeals Wasserweg zur Verfügung. Die amStandort benachbarte SKW Stickstoffwer-ke Piesteritz GmbH erzeugt die für dieMelaminproduktion erforderlichen Vorpro-dukte, vor allem Ammoniak und Harn-

stoff, direkt vor Ort. Das senkt die Produk-tionskosten und erhöht die Wettbewerbs-fähigkeit.

Die AMI arbeitet mit den beiden Roh-stoffen Erdgas und Luft. Aus dem Wasser-stoff im Erdgas und dem Stickstoff in derLuft erzeugt das Unternehmen Ammoni-ak. Bei diesem Prozess entsteht auchKohlendioxid. Ein Teil davon wird mitAmmoniak zu Harnstoff umgesetzt – demAusgangsmaterial für Melamin. Melaminist ein Rohstoff in Form eines weißen Pul-vers. Es wird weltweit vor allem für Harze,Pressmassen, zur Oberflächenbeschich-tung, in der Textil- und Papierveredelungsowie als Bindemittel für hochwertigePressspanplatten verwendet. Da Melaminnach dem Aushärten kratz- und schlagfestist, sind beispielsweise damit beschichte-te Holzfußböden außerordentlich wider-standsfähig. Info: www.agrolinz.com

Pharmalogistik: Vorsprung mit GNN-TechnologieDie Arzneimittelbetriebsordnung – kurz: AMBO 2005 –, die

seit 1. 1. 2005 in Kraft ist, betrifft Betriebe, die Arzneimittel her-stellen, kontrollieren oder in Verkehr bringen. Durch diese Verord-nung wird eine Reihe von Richtlinien der Europäischen Gemein-schaft umgesetzt, die diese Materie betreffen. Demnach habenArzneimittelgroßhändler und -depositeure die Grundsätze undLeitlinien der „guten Vertriebspraxis“ von Humanarzneimittelnsowie ein Qualitätssicherungssystem einzuhalten.

Ein Schwerpunkt der AMBO 2005 liegt auf den Bedingungenzur Lagerhaltung und Lieferung. So sind etwa die Lieferungen beider Annahme darauf zu prüfen, ob die validierte Transportdauerund die Transporttemperatur eingehalten wurden, die Behältnisseunbeschädigt sind und die Lieferung mit der Bestellung überein-stimmt.

Die innovativen Logistiklösungen der GNN Group habenbereits heute die Zukunft des temperaturkontrollierten Versandeseingeleitet und die veralteten Systeme mit Trockeneis und provi-sorischen Dämmboxen abgelöst. Mit den patentierten Thermo-boxen ist das GNN-Netzwerk weltweit ein System, das tempera-turkontrollierte Transporte in einer echten und ununterbrochenenKühlkette anbieten kann.

Als Spezialist für den Versand von temperatursensitiven Pro-dukten und infektiösen Proben ist GNN auch weltweit führend beider Abwicklung globaler, klinischer Testreihen. Die GNN Grouppositioniert sich damit als professioneller Partner für den Versandvon empfindlichen biopharmazeutischen und biomedizinischenProdukten auf internationaler Basis. www.gnn-group.com

Frans Maas Österreich GmbHCentral Office CEE 4063 Hörsching (Linz), Industriezeile 4T +(43) 7229 63 65 00, F [email protected] www.fransmaas.com

7.500 Mitarbeiter214 NiederlassungenLogistik Transport Zollabwicklung Seefracht Logistik-Consulting

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Die WTO hat entschieden: Schluss mitdem Export der überschüssigen Zucker-ernten zu Welthandelspreisen! Auch derAnkauf und Export von subventioniertemZucker aus Afrika, der Karibik und dempazifischen Raum wird untersagt. DieWTO hat damit am 28. April einer Klagevon Brasilien, Australien und Thailandstattgegeben: Versteckte Subvention hatam Weltmarkt nichts verloren.

Was das mit Biosprit zu tun hat? Eineganze Menge: Denn weder ist die nun for-cierte Substitution von Diesel oder Benzinprimär vom Umweltgedanken getragen,noch sind die benötigten Biokraftstoffeunterschiedlichster Art besonders wirt-schaftlich – nein, es ist vorrangig einLandwirtschaftsproblem. Einmal mehr

muss Europa umstrukturieren und denfreien Gedanken des Welthandels Ge-nüge tun. Und diesen freien Welthandelfordert dieser Tage vordergründig Bra-silien für seinen Zucker ein.

Die RübenbauernUm dem WTO-Entscheid entsprechen

zu können, soll der Zuckerpreis in zweiJahresschritten um 39% und der Rüben-preis um 42,6% gesenkt werden. Damitwürde der EU-Zuckerpreis bei 385 stattbisher 632 Euro pro Tonne landen. DasEnde für 30 Zuckerfabriken und der Ver-lust von 400.000 Hektar Zuckerrübenan-baufläche werden in Europa befürchtet –das entspricht der zehnfachen österrei-chischen Produktion.

Längere Übergangsfristen bei Preis-und Mengenreduktionen sowie Restruktu-rierungshilfen für österreichische Zucker-fabriken werden daher eingefordert. Her-mann Schultes, Präsident der VereinigungDie Rübenbauern, kritisiert: „BrasiliensPlantagenwirtschaft beschäftigt rechtloseArbeiter und hat keinerlei Umweltgewis-sen. Gerade dieses Land legt die Tief-preislatte für Zucker aber nun vor.“ Er willjedenfalls weiter gegen „die Abhängigkeitder Vollversorgung von der südamerikani-scher Revolverlandwirtschaft“ ankämp-fen.

Lex AgranaJedenfalls können die Vorprodukte des

Zuckers – in Österreich von nicht wenigerals 9.600 Rübenbauern an die Verwerterder Agrana angeliefert – auch zu Bioetha-nol verwertet werden. Und eben darumwerden Die Rübenbauern die Investitio-nen der für 2007 geplanten Bioethanol-anlage der Agrana in Pischelsdorf zueinem Viertel mittragen. 105 Mio. Eurowird die für jährlich 200.000 Kubikmeterausgelegte Anlage auf dem Gelände der

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Biosprit: „Wir Bauern sind bereit!“

Biosprit hat viele Facetten: Die Agrana forciert mit einem Millioneninvest-ment die Bioethanolerzeugung. Drei Großanlangen werden die OMV ab 2006mit Biodiesel in Österreich versorgen. Experten sind zudem überzeugt, dassheimisches Biomethan ein Viertel des Kraftstoffbedarfs in Österreich abdek-ken kann. Dennoch bleibt Biosprit eine extrem knapp kalkulierte Ware.

Markus Zwettler

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Donauchemie – nächst günstigem Dürn-rohr-Strom – kosten.

Zur Herstellung des Bioethanols wer-den jährlich nebst Getreide und Maisauch 550.000 Tonnen Rüben verarbeitetwerden können, was einer Anbauflächevon 80.000 Hektar entspricht. 8.000–10.000 Bauern sollen davon profitieren.Und Agrana-General Hans Marihart ver-hehlt auch nicht, dass die Anlage punkt-genau auf das „Steuerzuckerl“ hingeplant ist: „Wir wollen noch im Herbstmit dem Bau beginnen, damit die FabrikMitte 2007 – also vor Inkrafttreten dersteuerlichen Begünstigung der Ethanol-beimischung ab 1. Oktober 2007 –betriebsbereit ist.“ Anders ausgedrückt:Um dem freien Welthandel genügen zukönnen, muss die heimische Landwirt-schaft versuchen, ihre Ernteflächen mitkreativer Steuergesetzgebung zu schützen– wäre es nur um die Umwelt gegangen,hätte die Steuerbefreiung für Bioethanolauch heuer schon zum Tragen kommenkönnen. Das hätte allerdings den Marktfür Fremdlieferanten geöffnet.

Die Agrana selbst erzeugt bereits heu-te in Ungarn neben Stärke- und Isogluko-se auch Alkohol, den die OMV für dendeutschen Markt verwertet. Für die neueAnlage in Pischelsdorf gibt es bis datonoch keine Abnahmeverträge. Offen istderzeit auch noch, ob die OMV das Bio-ethanol selbst destillieren oder das fertigeETBE zukaufen wird (Letzteres wirdbevorzugt). Mehrere Feinheiten bezüglichdes Branntweinsteuergesetzes gilt esebenso noch abzuklären: Dieses schreibtderzeit noch vor, über Alkohol literweiseBuch zu führen – bei der Destillation von120.000 Tonnen allein in Schwechatkönnten Ungenauigkeiten hier zu enor-men Steuernachzahlungen führen.

BiopowerDie ab 1. Oktober 2005 in Österreich

schlagend werdende Biofuels-Richtliniewird sich praktisch aber erst einmal inForm von Biodiesel auswirken. Und hiergilt: „Die Anlagenkontingente für einefünfprozentige Dieselsubstitution durchheimischen Biodiesel werden 2006 fertigsein.“ Walter Böhme, OMV Head of Inno-vation, meint damit vorrangig drei Anla-gen: eine von Neckermann betriebeneAnlage am Ennshafen, eine von BiodieselVienna (Münzer) in der Wiener Lobau

sowie die Ölmühle Bruck von Nova Oil.Zusammen werden diese drei Anlagen diebenötigten rund 300.000 Tonnen Biodie-sel jährlich liefern können. Bis dahin wirddie OMV ihren Biodiesel in Deutschlandzukaufen. Kleinere Biodieselherstellergibt es in Österreich auch noch in Arnold-stein, Zistersdorf und Wöllersdorf, für 13Mio. Euro wird in den nächsten Monateneine Biodieselanlage für jährlich 42.000Tonnen eines deutschen Betreibers imKremser Hafen angesiedelt.

Deutschland ist in Sachen Biodieselbereits etwas fortschrittlicher. UndDeutschland diktiert – aufgrund der höhe-ren Mineralölsteuer als in Österreich –auch den Markt. Böhme erklärt den kom-plizierten Marktmechanismus, der hierzum Wirken kommt: „Wir können keinenationalen Treibstoffmärkte mehr für sichallein behandeln. Daher ist die Beimi-schung von Biosprit erst ab dem Zeit-punkt wirtschaftlich sinnvoll, wennsichergestellt ist, dass der herkömmlicheDiesel in ganz Mitteleuropa teurer ist alsein mit Biodiesel vermischter. Und daserreichen wir, indem wir Biodiesel vonder Mineralölsteuer befreien. Also ist dasLand mit dem höchsten Mineralölsteuer-satz der Preisbildner.“

Anders ausgedrückt: Biosprit ist in derHerstellung deutlich teurer als herkömm-licher Diesel oder Benzin. Ein marktfähi-ges Produkt kann daher nur über dieBefreiung der Mineralölsteuerpflicht beimanteiligen Biokraftstoff erfolgen. Und jehöher die Mineralölsteuer, umso niedrigerder Biospritpreis. „Um mit Deutschlandkonkurrenzfähig zu bleiben, mussteÖsterreich daher den Mineralölsteuersatzfür den Dieselanteil leicht anheben.“Steuerersparnis von 28 Euro je 1.000Liter Diesel und 33 Euro je 1.000 LiterBenzin, lautet daher die österreichischeSteuerverordnung. Und noch deutlicherformuliert: „Wenn wir schon etwas Teure-res als Diesel dem Diesel beimischen,müssen wir das eben auch teurer bezah-len.“

Zahnloses GesetzAufgrund der hohen Mineralölsteuern

muss in Deutschland die Biodieselbeimi-schung nicht verpflichtend gemacht wer-den. Anders in Österreich: Hier schreibtdas Gesetz eine so genannte Substitu-tionsverpflichtung vor. „Eine Verpflich-

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tung“, meint Böhme, „die praktisch aber sogut wie keine Relevanz hat, weil sie nichtkontrollierbar ist.“ Denn der Zwang zur Bei-mischung würde den freien Handel beein-trächtigen: „Es kann niemand vorschrei-ben, ein Produkt anzubieten, das über denüblichen Marktpreisen liegt. So lange derunvermischte Diesel in einzelnen Ländernbilliger ist als der Biosprit – und vor allemin den neuen EU-Staaten wie Tschechienund Ungarn ist dem so –, bleibt die Verord-nung mehr Empfehlung denn Gesetz.“

Die Substitutionspflicht werde also pri-mär vom Goodwill der Großkonzerne getra-gen, die auf dem besten Weg sind, einmöglichst einheitliches 5%-Biodieselpro-dukt zu etablieren. Böhme skizziert dieOMV-Strategie in Sachen Biosprit: „Da derDieselmarkt im Gegensatz zum Benzin-markt ein noch wachsender ist, haben wiruns entschlossen, vorerst ausschließlichDiesel zu substituieren.“ Bereits heute hatdie OMV enorme Überschüsse aus derBenzinproduktion, die bereits „schwierig zuvernünftigen Preisen“ absetzbar sind. Da inden USA keine Dieselfahrzeuge verwendetwerden, fließen mittlerweile enorme Ben-zinmengen der OMV nach Amerika.

OMV-PläneDie OMV werde sich jedenfalls nicht

direkt an Biodieselanlagen beteiligen, son-dern mit lokalen Produzenten Langfristver-träge abschließen, so Böhme. Vorausset-zung dafür: Anlieferung per Bahn oderSchiff, mindestens 100.000 Tonnen proJahr. Allein der Umbau der Raffinerieanla-gen in der Lobau wird die OMV rund acht

Millionen Euro kosten, um den Biodieselbeimischen zu können. Welche Kostenanfallen werden, um ab 2007 auch Bio-ethanol beimengen zu können, wird derzeiterst erhoben.

Insgesamt bekennt sich die OMV freilichnur der gesetzlichen Direktive wegen zumBiosprit: „Wirtschaftlich ist er nur dankSteuerbefreiung – und da auch nur sehrknapp kalkuliert – sinnvoll einsetzbar.Rechnet man nicht in Volumina, sondernenergetisch, ist er überhaupt maximal einNullsummenspiel mit höherem techni-schen Risiko und mehr Verschleißanfällig-keit“, so das eher nüchterne Resümee desOMV-Managers.

Ab 1. Oktober 2005 wird auch dieNummer zwei am österreichischen Mine-ralölmarkt – die BP Austria AG – aus-schließlich 4,4%igen Biodiesel in Öster-reich anbieten, wobei vorgemischte Pro-dukte bevorzugt werden. Den Großteildavon wird BP in Deutschland, einen Teilauch in Österreich selbst einkaufen. „Wennwir das Rapsöl selbst beimischen, kaufenwir den Rapsmethylester in den Ostmärk-ten ein. Ein entsprechendes Großlager wur-de in Linz eingerichtet“, so BP Austria-Vor-stand Hans Strassl.

Biodiesel ist pur – und damit vollständigMÖSt-frei – gerade einmal in Kleinstmen-gen in der Landwirtschaft selbst – also derpolitischen Klientel, von der die Rede ist –von Bedeutung.

Ein „munteres Verestern“ würde aller-dings bei einer Reihe kleinerer Frächter vorsich gehen, die sich die Mühe machen, denBiosprit in kleineren Mengen zu destillierenund so – durchaus legal – an der Mineralöl-steuer vorbeifahren.

Chancen für BiogasNeben Biodiesel und Bioethanol könn-

te künftig vor allem zu Erdgas gereinigtesBiogas als Biosprit eingesetzt werden.Angesichts des Potenzials von Biogas imVerkehr gerät Josef Plank von der steiri-schen Kammer für Land- und Forstwirt-schaft ins Schwärmen: Er sieht in Fahr-zeugen, die mit einem 50:50-Gemischaus Erdgas und gereinigtem Biogasbetrieben werden, eine große Chance,„die heimische Wertschöpfung zu stimu-lieren und gleichzeitig CO2-neutrale Ener-gie zu nutzen“. Als Lenker solcher Erd-gasfahrzeuge sieht er die Fahrer vonöffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis,Zusteller, Entsorger, Servicepersonal undLieferanten im Gewerbefuhrpark.

Doch nicht genug: „Sollte sich diePolitik dazu aufraffen, Biogas als will-kommene Treibstoffvariante dauerhaftsteuerfrei zu stellen, ist es sehr realis-tisch, dass binnen zehn Jahren ein Viertelaller Fahrzeuge auf Erdgasbetrieb umge-rüstet wird“, ist Plank optimistisch. SeineVision für 2012 lautet also neben einerausreichenden Erdgas-Infrastruktur, diedas Einspeisen von entsprechend vorbe-handeltem Biogas ermöglicht: rund250.000 Pkw, 90.000 Kombi-Fahrzeu-ge, 30.000 Lkw und einige Tausend Bus-se, die auf Biogas setzen. Etwas mehr als700 Mio. Normkubikmeter Biogas wärendafür notwendig.

Der Anreiz wäre gegeben: Mit einem50:50-Gemisch aus Biomethan und Erd-gas ließe es sich um rund 30–40% billi-ger fahren als mit Diesel. Ein ausreichen-des Argument, um á la longue auch priva-te Lenker zu überzeugen.

Das Gesetz sieht vor …

… ab Oktober 2005 2,5% aller Otto- und Dieselkraftstoffe für den Verkehrssektor,bis Oktober 2007 4,3% und bis Oktober 2010 sogar 5,75% durch so genannteBiokraftstoffe zu ersetzen. Als solche gelten:

• Bioethanol mit einem Alkoholanteil von mindestens 99 Volumprozent. Auf dessen Grundlage wird Bio-ETBE (Ethyltertiärbutylether) hergestellt – bei einem Biokraftstoff-Volumprozentanteil von 47%.

• Fettsäuremethylester (Biodiesel) – ein aus pflanzlichen oder tierischen Ölen(bevorzugt Raps) oder Fetten hergestellter Methylester.

• Biogas – mittels Pyrolyse oder Gärung hergestelltes und mit dem Ziel, Erdgasqualität zu erreichen, gereinigtes Gas.

• Biomethanol und Biodimethylether sowie Biowasserstoff und reines Pflanzenöl.

Biodiesel versus Bioethanol

• Biodiesel und Pflanzenöl sind nurbegrenzt verfügbar: 1.000–1.200Liter Dieseläquivalent pro Hektarstehen zur Verfügung.

• Bioethanol ist in der Beimengungbegrenzt: 1.000–2.500 Liter Die-seläquivalent pro Hektar könnengenutzt werden.

• Sowohl bei Bioethanol als auchbei Biodiesel wirken die Koppel-produkte – also Eiweißfuttermittel– als Mengenbegrenzer.

• Biomethan nutzt hingegen dieganze Pflanze und kommt so auf 3.000–5.000 Liter Dieseläquiva-lent je Hektar.

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Politik gefordertBis dahin sieht Plank aber noch genü-

gend Handlungsbedarf: „Zunächst müs-sen wir bundesweit einen Erdgaskraft-stoff definieren, der 50:50 aus Biogasund Erdgas besteht. Dieser müsstesodann dauerhaft von der Mineralölsteu-er befreit sein und das Erdgasnetzkostenlos nutzen dürfen.“ Erdgasfahrzeu-ge sollten darüber hinaus auch von der –in Österreich einzigartigen – Normver-brauchsabgabe (NOVA) befreit sein und

von einer niedrigerenKfz-Steuer profitieren.

Optimale Substratezur Biogasproduktionsind vor allem Mais undSchweinegülle. Depo-niegas würde hingegenunverhältnismäßigenMehraufwand durchdas notwendige Beseiti-gen vorhandener Spu-renelemente – der sogenannten Siloxane –bescheren. Werner Pölzvom Umweltbundesamthat dabei in verschiede-nen Szenarien vor allemfür dezentrale Biogas-anlagen mit stromge-führten KWK-Anlagen,welche unmittelbar indas Erdgasnetz einspei-sen, günstige Wertebezüglich Treibhausga-

sen und Luftschadstoffen errechnet: „BeiBiogas aus derart idealen Anlagen könn-ten gegenüber Diesel-Pkw bis zu dreiViertel der Treibhausgase eingespart wer-den.“

PioniereIn Oberösterreich hat Anfang Mai die

Firma Profactor gemeinsam mit der Erd-gas Oberösterreich eine erste Stichleitungzur Biogaseinspeisung in Betrieb genom-men. Drei Jahre lang sollen hier zehn

Kubikmeter Biogas pro Stunde einigeHaushalte versorgen und vor allem Erfah-rungswerte über die Einspeisung liefern.Einspeisungen ins öffentliche Erdgasnetzsind demnächst von der EVN geplant.

Um Biogas als Kraftstoff verwenden zukönnen, muss es bestimmte Werte anMethan, Kohlendioxid, Sauerstoff, Stick-stoff sowie Schwefelwasserstoff über-bzw. unterschreiten. Praktisch bedeutetdas: H2S-Reinigung, CO2-Abtrennung undanschließende Trocknung.

Netzausbau„Die Durchfahrt mit einem Erdgasauto

wurde bereits 2003 ermöglicht“, berich-tet Hartmut Heidinger von OMV Gas.Österreich verfügt aktuell über 28 Erd-gastankstellen. „Ende 2005 soll bereitsin allen Ballungsräumen eine ausreichen-de Betankungsinfrastruktur gegebensein.“ Zum Vergleich: Italien hält derzeitbei 430 Erdgastankstellen, Deutschlandbei 410, die Schweiz bei 50. Erdgas seijedenfalls, so Heidinger, „der einzigealternative Kraftstoff, der mehr als fünfVolumprozent des gesamten Kraftstoffver-brauchs aufbringen kann“. 1,5% wenigerCO2 und 8–10% der nötigen NOx-Reduk-tion könnten durch Erdgas erzielt werden.

Neben dem Tankstellennetz wächstauch das Angebot an Erdgasautos, diederzeit als Fahrzeuge mit bivalentemAntrieb ausgeliefert werden. Vorreitersind hier vor allem Ford, Opel, Fiat undVolvo.

Bis 2010 …

… werden sich neue Standards neben Bioethanol undBiogas auf folgende Kraftstoffe konzentrieren:• Reiner Fettsäureethylester (FAEE) und

FAEE-Mischungen in Diesel• Ethanol vermischt bis zu 15% in Benzin• Alkohole und Alkoholderivate in Diesel• Synthetischer Diesel aus Erdgas• Reines Ethanol

(E95 mit Additiven für Dieselmotoren)

Später sind auch denkbar:• 30%iger Biodiesel• Synthetischer Diesel aus Biomassevergasung• Reines Methanol (M100)• Komprimiertes Erdgas• Methanolmischungen in Benzin (M85)

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Synthetische Kraftstoffe lassen sichmaßgeschneidert und emissionsarmherstellen. Die Technik dafür ist seitden 1920ern bekannt, ihre großeRolle unter den Treibstoffen stehtaber noch bevor. Wolfgang Schweiger

Erdöl wird auch noch in den nächstenJahrzehnten Grundstoff für die Treibstoff-industrie sein. Zumindest wird sich solange noch wirtschaftlich mit denbekannten Vorkommen arbeiten lassen.Bis Alternativen wie der oft zitierte Was-serstoffantrieb Diesel und Benzin ablösenwerden, wird es allerdings noch längerdauern. Mittelfristig setzen daher Petro-konzerne wie Shell auf die Entwicklungvon Treibstoffen, die aus Biomasse oderErdgas gewonnen werden. Damit ließesich eine Reihe von aktuellen Problemenlösen – oder zumindest mildern.

Aus Biomasse kann als Grundstoffenergieeffizient Synthesegas hergestelltwerden. Für GTL-(Gas to Liquid-)Treib-stoffe auf Basis von Erdgas gilt Ähnliches:In einem dreistufigen Prozess wird Syn-thesegas aus Methan durch partielle Oxi-dation hergestellt, daraus werden flüssigeKohlenwasserstoffe gewonnen und diesedann in die verschiedenen Produkte frak-tioniert. Die gewonnenen Verbindungenlassen sich exakt auf die Bedürfnisse von

Motoren und Abnehmern zurechtschnei-dern. Sie stehen den konventionellenTreibstoffen qualitativ um nichts nach,können nach Belieben zukünftigen Ver-brennungsmotoren angepasst werden undsind bei den Schadstoffemissionenwesentlich umweltfreundlicher. Zusätz-lich können die neuen Kraftstoffe prob-lemlos untereinander gemischt bzw. demStandardsprit beigemengt werden.

Umweltschonend …Bei Messungen im Vergleich mit dem

Standard CEN 96-Diesel konnte eingeringerer Kohlenmonoxidausstoß von biszu 90% gemessen werden. Durch diegeringere Dichte der GTL-Treibstoffe unddie höhere Cetan-Zahl lassen sich dieKohlenwasserstoffemissionen auf 60%bei EURO II und EURO IV beschränken.Partikelemissionen sind um 40% (EUROI–III) bzw. 26% (EURO IV) niedriger. DieStickoxidausstöße fallen ebenfallswesentlich geringer aus. Im Bereich desMöglichen sind fünf bis zehn Prozent, dieaber vor allem aus der Neukalibrierungzukünftiger Motoren erreicht werdenkönnten und weniger vom Kraftstoffselbst abhängig sind.

… aber teuerShell ist eines der Unternehmen, das in

diesen Sektor investiert: Der Konzern hat1993 die erste kommerzielle GTL-Anlage

in Bintulu, Malaysia, in Betrieb genom-men. Diese hat etwa die Größenordnungeiner kleineren Raffinerie. Weitere Fabri-ken sollen im Nahen Osten entstehen, wogroße Gasreserven vorhanden sind.Geplant ist eine Investition von fünf Milli-arden US-Dollar. 2011 soll das Projekt miteiner Fabrik, die täglich 140.000 BarrelGTL-Produkte herstellt, abgeschlossensein. Aber auch andere Firmen wie Sasolund Conoco Philips haben angekündigt,Großanlagen zu errichten. Prof. Lenz vomösterreichischen Verein für Kraftfahrzeug-technik geht davon aus, dass bis 2020zehn Fabriken, von denen jede drei Millio-nen Tonnen pro Jahr herstellt, möglichsein könnten, die für regionale Märkte einewesentliche Rolle spielen.

Als zukünftige Märkte sind etwa Bus-flotten von Smog-geplagten Kommunendenkbar, genauso wie jede andere „Fahr-zeugpopulation“, die in einer bestimmtenRegion betankt wird. Denkbar sind auchVorschriften, die eine erhöhte Beimen-gung zu konventionellen Treibstoffen vor-sehen, um in einem bestimmten Emis-sionsbereich zu bleiben. Realisieren ließesich all das aber nur mit staatlicher Unter-stützung. GTL-Produkte sind in Herstel-lung und Logistik empfindlich teurer –man rechnet mit Mehrkosten im Bereichvon 0,06 bis 0,1 Euro pro Liter. Dasbraucht politischen Willen wie auch dieAkzeptanz des Abnehmers.

Treibstoff maßgeschneidert

Synthetische Kraftstoffe stehen den konventionellen Treibstoffen qualitativ um nichts nach.

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ChemieReport.at: Was kann man sichdenn alles unter Biotreibstoffen vorstellen?Hans Peter Lenz: Während normaler Treib-stoff aus Erdölen hergestellt wird, werdenBiokraftstoffe auf pflanzlicher Basis gewon-nen. Die üblichen Biokraftstoffe werdenheutzutage entweder als Bioöle, also ver-esterte Pflanzenöle, die einen sehr gutenDiesel ergeben, hergestellt, oder durch Ver-gärung, dann erhält man Alkohole, die manfür Otto-Motoren verwenden kann.

Welche Vorteile hat eine Erhöhung desBioanteils in den Treibstoffen?Es gibt eine EU-Richtlinie, die verlangt,dass gewisse pflanzliche Beimengungenden Kraftstoffen zugesetzt werden müssen.Das ist die eine Seite; die andere liegt nurin der Förderung der Landwirtschaft. Fürden Autofahrer schadet es technisch nicht,wenn man diese Substanzen dazumischt.Wir haben das schon vor 20 Jahren unter-sucht, das ist kein Problem in diesen Pro-zentsätzen. Der Biokraftstoff ist aber min-destens doppelt so teuer wie der konventio-nelle Kraftstoff, und das muss der Kraftfah-rer zahlen.

Wird der Biosprit trotz Befreiung von derMineralölsteuer teurer werden?Tatsache ist, dass der Staat den gleichenGesamtbetrag einnehmen muss – egal, wieder Kraftstoff zusammengesetzt ist. Wennman nun dem Kraftstoff einen Anteil bei-mengen muss, dessen Produktion doppeltso teuer ist, und dies dann durch Steuerbe-

freiung kompensiert, wird es keine andereMöglichkeit geben, als den anderen Kraft-stoff höher zu besteuern. Der Finanzminis-ter muss das Gleiche einnehmen wie bisher– die Zeche zahlt also der Kraftstoffver-braucher. Das ist das Bedauerliche daran. Der Gewinn an klimawirksamem CO2 istebenfalls äußerst gering, weil durch die ver-stärkte Düngung andere Schadstoffe ent-stehen, die klimawirksam sind. Das deut-sche Umweltbundesamt ist aus Klimagrün-den gegen solche Biokraftstoffe.

Konventioneller Sprit ist umweltschonender?Er ist genauso umweltschonend, aberbilliger.

Welchen Anteil haben die Autos an denCO2-Emissionen?97,5 Prozent des CO2 kommen aus natür-lichen Quellen – nur 2,5 Prozent sind aufmenschliche Aktivitäten zurückzuführenund davon kommen wiederum 20 Prozentaus dem Automobilbereich. Der Beitrag,den der Mensch hier leistet, ist also sehrgering. Auch der Anteil, den wir durchanthropogene Maßnahmen beeinflussenkönnen, ist außerordentlich klein.

Worin liegt die Zukunft der Biokraftstoffe?Technisch gibt es schon jetzt keine Proble-me mehr. Künftige Lösungen – syntheti-sche Kraftstoffe wie Sunfuel – werden abernoch wesentlich besser sein. Wenn heutebei Biodiesel oder Bioalkohol nur die Fruchtder Pflanze verwendet wird, wird bei künf-

tigen Treibstoffen die gesamte Biomasseverwendet werden können. Dabei stelltman aus der Biomasse ein Synthesegas her– und aus diesem lässt sich ein Kraftstoffgewinnen, der ganz genau auf die Bedürf-nisse des Motors zugeschnitten ist undwesentlich weniger Schadstoffe beinhaltet.

Können solche synthetischen KraftstoffeDiesel oder Benzin vom Markt verdrängen?Im Moment gibt es nur eine einzige Raffine-rie, die solche Kraftstoffe herstellt – und diesteht in Malaysia. Aber man kann davonausgehen, dass künftig 20 bis 30 Prozentdes fossilen Kraftstoffes ergänzt werden.

Wann wird das so weit sein?Das könnte schon in den nächsten zehnJahren stattfinden. Wir haben an der TUWien gerade den Porsche-Preis 2005 anzwei Herren verliehen, die sich um dieseTechnik sehr verdient gemacht haben:Wolfgang Steiger von VW und WolfgangWarnecke von Shell. Und die wollen dasProjekt jetzt auch in die Praxis setzen.

Noch bevor das Erdöl aufgebraucht ist?Das wird nicht so bald zu Ende gehen. Wirhaben noch für 50, 60 Jahre Reserven undvermutlich auch noch wesentlich länger,wenn man genauer sucht und die Explora-tionstechnik weiter verbessert. Es ist alsonicht dringend – aber langfristig ist esschon wichtig. Wenn die riesigen ungenutz-ten Flächen in den neuen EU-Ländern lang-fristig für Energiepflanzen verwendet wer-den, schafft man dort auch Beschäftigung.

Lassen sich mit den geplanten Subventio-nen die landwirtschaftlich genutzten Flä-chen wirklich aufrechterhalten?Das ist die große Frage! Jeder ist prinzipielldafür, dass die Landwirtschaft erhaltenbleibt. Gigantische Beträge für die künst-lichen Stützungen einerseits und der dra-matische Mangel an Forschungsgeldernandererseits – da herrscht schon ein großesMissverhältnis. Es sind ja nur noch relativwenige Menschen in der Landwirtschaftbeschäftigt und daher stellt sich die Frage,ob man da nicht doch etwas umschichtensollte, um Arbeitsplätze zu sichern.

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Die Zeche zahlt der KraftstoffverbraucherHans Peter Lenz ist Österreichs

Doyen der Kraftstofftechnik. Als langjähriger Vorstand des

Instituts für Verbrennungskraftmaschinenhat er viel dazu beigetragen, den ausge-

zeichneten Ruf der TU in der Motorentechnikauszubauen. Im Gespräch mit ChemieRe-

port.at erklärt er, worin die Zukunft der synthetischen Kraftstoffe liegt.

Wolfgang Schweiger

Hans Peter Lenz: „In zehn Jahrenkönnten 30 Prozent des Kraftstoffessynthetisch hergestellt werden.“

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Im Gefahrgutlager der Spedition Schen-ker in Werndorf passiert ein Zwischenfall.Beim Umschlag aus dem Gefahrgutlagerist ein 1.000-Liter-Behälter mit gefährli-chem Inhalt vom Stapler gefallen unddadurch undicht geworden. Dabei wird derStaplerfahrer verletzt. Ein Lagerarbeiterkann gerade noch die Feuerwehr alarmie-ren, ehe er wenig später selbst dasBewusstsein verliert und sich nicht mehraus eigener Kraft aus dem Unfallbereichentfernen kann.

Dies war jedoch kein Ernstfall, sondernein mögliches Szenario für einen Gefahr-gutunfall, wie er jeden Tag passieren kann.Es war für Schenker in Werndorf die ersteÜbung dieser Art, an der die lokale Feuer-wehr sowie die Einsatzkräfte der Rettungteilgenommen haben. „Ziel dieser Übungwar es, die richtige Vorgangsweise beiUnfällen mit gefährlichen Stoffen sowie dieKoordination und Kommunikation zwi-schen den Mitarbeitern von Schenker undden externen Einsatzkräften zu üben“, sagtGerald Koß von Schenker.

Das Speditionsunternehmen ist aufdem Areal des Güterterminals Cargo Cen-ter Graz angesiedelt und betreibt in seinereigenen Speditionsanlage ein speziellesGefahrgutlager sowie ein Sicherheitslager,in denen unter besonderen Sicherheitsvor-kehrungen für Speditionskunden Gefahrgü-ter bzw. Airbags für Pkw verschiedener Artumgeschlagen und gelagert werden. DieÜbung diente auch zur internen Schulungder Schenker-Mitarbeiter, damit sie ingefährlichen Situationen besonnen undrichtig handeln. Denn durch optimales Ver-halten im Ernstfall können Schäden undFolgekosten erheblich reduziert werden.

Realitätsnahe ÜbungDer Alarm des bewusstlos gewordenen

Arbeiters erreichte sofort die am CargoCenter Graz angesiedelte Betriebsfeuer-wehr, die rasch am Einsatzort sein konnteund eine erste Überprüfung der Lagedurchführte. „Wir sind die erste Feuer-wehr vor Ort und haben die Einsatzlei-tung am Gelände“, erklärt Feuerwehr-kommandant Bernd Macher und ergänztnicht ohne Stolz: „Wir sind eine kompletteigenständige Feuerwehr mit modernstenGeräten.“ Für jede Halle auf dem Geländegibt es einen ausgefeilten Notfallplan,egal welcher Schadensfall auch immereintritt. Auch wann die Rettung alarmiertwird, ist im Notfallplan genau definiert.In der Praxis heißt das: „Prophylaktischwerden wir immer verständigt“, erklärtMarkus Schobel, Bezirksrettungskom-mandant-Stellvertreter vom Österreichi-schen Roten Kreuz.

Mobiles Krisenteam „Das Rote Kreuz bietet neben der Not-

fallhilfe auch einen Ambulanzdienst füralle Einsatzorganisationen, die mitGefahrgut- bzw. Chemikalienunfällenkonfrontiert sind“, ergänzt Schobel. „Wirkönnen auch ein Kriseninterventionsteamentsenden, das die psychische Betreuungvon betroffenen Personen übernimmt.Denn die Belastung der Betroffenen darfnicht unterschätzt werden“, weiß der Rot-Kreuz-Mann aus Erfahrung.

Die Mitarbeiter des Roten Kreuzeswerden wie bei der Feuerwehr für Gefahr-gut- und Chemikalienunfälle besondersgeschult. Entpuppt sich ein Unfall wieder bei Schenker simulierte als ein echtesWorse-Case-Szenario, tritt ein speziellerKrisenstab in Aktion, der Einsatzkräfte imgroßen Stil koordiniert. Ganz wichtig istes, die Opfer zuerst einmal aus demUnfallbereich herauszubringen und soschnell wie möglich eine Sauerstoffthera-pie einzuleiten bzw. der Vergiftung medi-kamentös entgegenzuwirken. Schobel:„Es gibt eine Vielzahl von möglichen Sze-narien, die man leider gar nicht alle auf-zählen kann.“

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Viel Chemie auf der SIm Logistik-Center der SpeditionSchenker im steirischen Werndorfwurde ein Gefahrgutunfall simuliert,um das Zusammenspiel mit denEinsatzkräften von Rettung undFeuerwehr in einem möglichenErnstfall zu testen. Josef Müller

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Rasche Gefahrgutidentifizierung Bei einem Gefahrgutunfall ist es

besonders wichtig zu wissen, um welchesGefahrgut oder chemische Produkt es sichhandelt. Immerhin gibt es neun Gefahrgut-klassen, in denen Stoffe je nach ihrerGefährlichkeit klassifiziert sind. SchriftlicheUnterlagen, Gefahrentafel oder persönlicheAuskünfte von Mitarbeitern vor Ort lieferndie Basisinformationen für den weiteren Ein-satz. Beim simulierten Schenker-Unfall gabes kein Problem, die Gefährlichkeit der Wareumgehend zu bestimmen, da über die spe-zielle Lagerverwaltungssoftware sofort fest-gestellt werden konnte, dass es sich umeinen entzündbaren flüssigen Stoff mit derUN-Nummer 1993 handelte. Für die Feuer-wehr bedeutete das: Ein Ölstützpunktfahr-zeug mit Chemikalienausstattung mussteher und ein Atemschutzträger-Rettungs-trupp der Freiwilligen Feuerwehr Werndorfarbeitete sich zum Unfallort vor. Gleichzeitigwurde der Chemiealarmdienst des LandesSteiermark angefordert.

Fazit: Die beiden verletzten Arbeiterkonnten gerettet und auf dem von der Feuer-wehr eingerichteten Sanitätsplatz der Ret-tung übergeben werden. Nach der Perso-nenbergung dichteten die Feuerwehrleutedas beschädigte Transportgefäß ab und dieRestmenge wurde abgepumpt. Zeitgleichmusste der Gefahrenbereich aufgrund derGefahr, dass sich entzündbare Dämpfe aus-breiten, mittels so genannter Hydroschilder,sprich Wasserwände, abgesichert werden.

Übungsziel erreichtFeuerwehrkommandant Macher ist

zufrieden mit der Übung, die für ihn sehrrealitätsnah abgelaufen ist. Diese Einschät-zung teilen auch das Rote Kreuz und die Fir-ma Schenker. „Feuerwehr und Rettunghaben bei uns einen sehr guten Eindruckhinterlassen“, zieht Martin Neuwirth,Gefahrgutbeauftragter bei Schenker, positiveBilanz. Sie seien fachlich gut ausgebildet,engagiert und mit guter technischer Ausstat-tung am Unfallort erschienen. Rot-Kreuz-Mann Schobel sieht dies ähnlich: „Aus mei-ner Sicht wurde das Übungsziel erreicht undder Verlauf der Übung war ausgezeichnet.“

Und Florianijünger Macher ergänzt: „Es hatalles perfekt funktioniert, da alle auf ihremGebiet Spezialisten sind. Im Ernstfall mussallerdings alles auch ohne Übung klappen,denn jeder Einsatz ist anders.“

Spezielle Einsatzpläne Was bei Schenker durchgespielt wurde,

könne bei der steigenden Zahl an Gefahr-guttransporten auf der Straße im Groß-raum Graz jederzeit auch in der Realitätpassieren, gibt Schobel zu bedenken. Auf-grund der in der Umgebung von Graz

angesiedelten Chemiewerke sei auch aufden Straßen „sehr viel Chemie unterwegsund daher haben wir spezielle Einsatzplä-ne entwickelt, um in einer Notsituationbestens gerüstet zu sein“. Werden durcheinen Gefahrgutunfall Brunnen oderErdreich verseucht oder andere Zerstörun-gen verursacht, dann tritt nach dem Ein-satz von Feuerwehr und Rettung der Lan-deskatastrophendienst in Aktion, der fürdie Beseitigung der Folgeschäden verant-wortlich ist. Im Regelfall ist das die FirmaSaubermacher mit Hauptsitz in Graz.

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ÖBB verstärken Sicherheit beim GefahrguttransportMit dem Projekt GemoG will RailCargo Austria AG (RCA AG) denGefahrguttransport auf der Schienesicherer und transparenter machen.Kommen Gefahrgüter per Bahn nachÖsterreich, werden sie von den ÖBBeinmal erfasst und damit Abläufeoptimiert. Josef Müller

Der Transport von gefährlichen Güternauf der Schiene verlangt besondere Auf-merksamkeit. Dabei spielt die Sicherheiteine wichtige Rolle, betont Helmut-KlausSchimany, Strategische Steuerung, For-schung & Entwicklung, ÖBB-Holding AG.Das gilt im Besonderen bei grenzüber-schreitenden Verkehren. ZwischenDeutschland und Österreich rollen gefähr-liche Güterwagen seit eineinhalb Jahrenin harmonisch abgestimmter Form überdie Schiene. „Die Sendungsdaten einesGefahrgutwaggons werden beispielsweisebei Railion in Deutschland einmal erfasstund beim Grenzübertritt nach Österreichals Datensatz an Rail Cargo Austria zurweiteren Disposition weitergereicht,ebenso umgekehrt. Die Daten werden aufeinem Server bei Rail Cargo Austriagespeichert und ermöglichen in weitererFolge verschiedene Verwendungs-zwecke“, erläutert Schimany.

Was zwischen Deutschland und Öster-reich seit eineinhalb Jahren erfolgreichpraktiziert wird, soll mit der tschechi-schen Bahn ab 2006 möglich sein. Undeines Tages auch mit anderen Nachbar-bahnen. Doch bis so weit ist, wird esnoch eine Weile dauern, zumal gerade dieöstlichen Bahnverwaltungen im IT-Bereich noch großen Nachholbedarfhaben und der elektronische Datenaus-tausch keine Angelegenheit von heute aufmorgen sein wird.

Ziel: Elektronischer Datenaustausch Das Forschungsprojekt GemoG ist ein

Zwischenschritt auf dem Weg zumelektronischen Datenaustausch zwischenRCA und den südosteuropäischen Nach-barbahnen. GemoG steht für Grenzerfas-

sung & Monitoring von Gefahrgutsendun-gen im Schienengüterverkehr und ist einvon RCA initiiertes Forschungsprojekt.Gestartet im Jahr 2004 und vom Ver-kehrsministerium mit Fördergeldernbedacht, konzentriert sich das Konsor-tium auf die elektronische Erfassung vonGefahrguttransporten bei Grenzübertrittauf das ÖBB-Streckennetz. Am Konsor-tium sind neben RCA auch die FirmenScope Consulting, ABC Consulting undLogotrans beteiligt.

„GemoG ist ein frachtgutabhängigesGefahrgutmanagementsystem, das diePlanung, Steuerung und Verfolgung derTransportströme auf Basis von Online-Frachtbrieferfassung an den Grenzüber-gängen zu Österreich unterstützt undeinen sofortigen Zugriff auf die Sendungs-daten möglich macht“, beschreibt Schi-many das Projekt. Die Frachtbriefe wer-den an der Grenze von einem ÖBB-Mitar-beiter auf den Scanner gelegt, eingelesenund als Bilddatei in einer Datenbank aufeinem zentralen Server abgelegt bzw.online bereitgestellt. Was so einfachklingt, benötigt allerdings eine ausgeklü-

gelte IT-Software, für deren Entwicklungbei GemoG Scope Consulting verantwort-lich zeichnet.

Pilotversuch auf zwei BahnhöfenDas 1999 gegründete Unternehmen

hat bei RCA beispielsweise die IT-Soft-ware für den elektronischen Frachtbriefentwickelt. 450 RCA-Kunden geben täg-lich ihre Sendungen mithilfe des elektro-nischen Frachtbriefs auf und 7.000Transaktionen werden täglich bahninternüber das elektronische Frachtbriefsystemabgewickelt. Scope ist auch als Entwick-lungspartner in verschiedene Logistikpro-jekte involviert, wenn es um ausgefeilteSoftwarelösungen geht, wie BernhardNovak, Geschäftsführer von Scope,anmerkt. Und Schimany betont: „In unse-ren Forschungsprojekten sind kleineexterne Partner sehr willkommen, weil sieflexibel, unabhängig und zudem Know-how-Lieferanten sind.“

Ab Sommer dieses Jahres wird an denÖBB-Grenzübergängen Bernhardsthalund Spielfeld mit der praktischen Erpro-bung von GemoG begonnen. Bis Novem-ber 2005 soll das System funktionierenund die Gefahrgutdaten sollen auch übereine offene Schnittstelle bahnexternenStellen zugänglich gemacht werden. Dasbedeutet: Feuerwehren und andere Ka-tastropheneinrichtungen sollen auf dieÖBB-Gefahrgutdaten sofort zugreifenkönnen, um im Falle eines Unfalls raschund punktgenau reagieren zu können.

„Wenn es gelingt, die Sicherheit undTransparenz zu erhöhen und die Datenschneller verfügbar zu machen, sind wirauf dem richtigen Weg“, sind sich Schi-many und Novak einig. Hinter GemoGsteht nach den Worten von Schimanyaber auch der Gedanke der Interoperabi-lität auf IT-Ebene. Viel werde über dietechnische Harmonisierung bei den Bah-nen in Europa geredet und viel Geld zurBeseitigung der Hemmschwellen bereit-gestellt. „Dabei darf man aber nicht ver-gessen, dass die Harmonisierung im IT-Bereich mit deutlich geringeren finan-ziellen Mitteln in viel kürzerer Zeit ver-wirklicht werden kann“, so der ÖBB-Experte abschließend.

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Die zunehmende globale Spezialisie-rung und der damit verbundene Anstiegder Warenströme führen zu einem steigen-den Bedarf an Gefahrgutlagern undGefahrguttransporten. Darüber hinausgeben nationale und internationale Gesetz-geber ständig neue und immer schärfereRahmenbedingungen vor. Das daraus ent-

stehende Gewirr an nationalen und inter-nationalen Richtlinien stellt immer mehrinternational tätige Unternehmen vor dieFrage, ob das dafür notwendige Know-howund das für die Einhaltung der Auflagennotwendige Invest nicht durch die Ausla-gerung an spezialisierte Dienstleister ein-gespart werden könnte.

Aber nicht nur für die großen Produ-zenten der chemischen Industrie ist derrichtige Umgang mit gefährlichen Stoffenund die Einhaltung immer schärfererRichtlinien ein Thema: Nahezu jederBetrieb ist mit Gefahrstoffen etwa in Formvon Lösungs- und Reinigungsmitteln oderÖlen und den damit verbundenen Aufla-gen für Lagerung und Transport konfron-tiert. Wurden früher gefährliche Stoffeeinfach „im Hinterzimmer“ gelagert, wer-den heute die neuen Auflagen von denBehörden streng kontrolliert – mit teurenKonsequenzen bei Nichteinhaltung.

Mit ihren strategisch über ganz Europaverteilten und nach den neuesten Stan-dards errichteten und betriebenenGefahrgutlagern sowie einer Flotte vonspeziell für Gefahrguttransporte ausgerüs-teten Fahrzeugen erfüllt die Royal FransMaas Group alle Anforderungen. Zertifi-zierungen nach SQAS-CEFIC und ISO14001 garantieren auch in Zukunft dieEinhaltung der sich dynamisch verän-dernden Auflagen.

Info: www.fransmaas.com

Maas: Garant für Sicherheit

WIR WISSEN, WAS MELAMIN FÜRIHRE BILANZEN BEDEUTET.

900.000 Tonnen weltweiter Melamin-

bedarf jährlich. Nahezu ein Viertel

davon stammt von der AMI Agrolinz

Melamine International. Tendenz

steigend. wer mit dem zweitgrößten

Melaminproduzenten der Welt zu-

sammenarbeitet, ist für den dynami-

schen Markt gerüstet. Das steht

auch in Ihrer Bilanz. Melamin ist

eben nicht gleich Melamin.

M E L A M I N EMELAMINE IS GREAT

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Gefahrgutlogistiker mit TraditionDie Wiener Spedition Saexingerofferiert einen Service, der von der Vorholung über die Lagerungsamt Zusatzservices bis hin zurDistribution reicht.

Bereits Ende der 80er-Jahre verlagertesich der Schwerpunkt der Spedition inden Bereich Gefahrgut und Firmen wieBayer Austria oder Ciba-Geigy standenschon bald auf der Kundenliste. An derFokussierung auf die ADR-Materie hatsich bis heute nichts geändert. „Wir ver-stehen uns mittlerweile als spezialisierterGefahrgutlogistiker, der seinen Kundenkomplette Transportketten samt Lagerunganbieten kann“, erläutert Karl Böntnerjun., der in Kürze die Geschäftsführungder Spedition Saexinger & Co GmbHübernehmen wird.

Vom eigenen Fuhrpark hat sich Sae-xinger weitgehend getrennt. Lediglich dreiLKWs, die für die Verteilung in Ostöster-reich sowie in Ungarn und der Slowakeizum Einsatz kommen, sind noch unter-wegs. Der übrige Teil der Transporte wirdmit ausgewählten Partnern abgewickelt.Das Gefahrgutlager im südlichen Wien istmit 3.500 Palettenstellplätzen für dieAufbewahrung von ADR-Gütern aller

Klassen mit Ausnahme von explosivensowie radioaktiven Stoffen ausgerüstet.„Auch Substanzen, die einer Temperatur-führung bedürfen, können wir in unserenHallen lagern“, erklärt Böntner.

In diese Kategorie fallen beispiels-weise Galvano-Chemikalien, wie sie etwavon Leiterplattenherstellern oder derBeschlägeindustrie zur Produktion ver-wendet werden. Diese Produktgruppewird in der Gefahrguthalle und auch wäh-rend des LKW-Transports auf einer kon-stanten Temperatur von 15 °C gehalten.Zur Servicepalette im Bereich der Lager-logistik zählen ferner die Kommissionie-rung und alle Arten von Umpackarbeitensowie weitere Value-added-Services wieetwa Displayerstellungen. Die Größe derKunden reicht von Betrieben, die im Sae-xinger-Warehouse 300 bis 400 Paletten-stellplätze belegen, bis hin zu Kleinfir-men, die nur einige Paletten auf Depothaben.

Info: www.saexinger.at

Technologie als ServiceNach zwei Jahren

als Direktor vonPharmaplan Austriahat Manfred Tabordie Betriebsstättevon PharmaplanDeutschland in Wienübernommen undfirmiert nun unterTAS engineering

gmbh. Das Unternehmen ist auch weiter-hin international tätig und hat mit denBereichen Engineering und Validierung inder Pharmaindustrie seine Wirkungsberei-che nun auch auf die Lebensmittel- undKosmetikindustrie ausgeweitet. Die Quali-tätsanforderungen werden immer höherund das bewährte Team um Tabor, dasüber jahrelange Erfahrung verfügt, garan-tiert exzellenten Service sowie professionel-le und termingerechte Projektabwicklung.TAS engineering bietet alle Dienstleistun-gen eines technischen Büros von Consul-tant- bis zu Qualifizierungsleistungen an.

www.tas.eu.com

Neuer Vorstand bei der Allweiler AG

Anfang 2005 hat die amerikanische Col-fax Corporation als Muttergesellschaft derAllweiler AG ihre Managementstrukturen neugeordnet. Das Unternehmen konzentriertsich jetzt ausschließlich auf Technologienund Anwendungen, die unmittelbar mit derFörderung von flüssigen Medien zusammen-hängen. Der Unternehmensbereich „PowerTransmission“ wurde verkauft. In der aktuel-len Konzernstruktur kommt der Allweiler AGdas größte Gewicht zu. Der bisherige Vor-stand Klaus Stahlmann übernimmt den Vor-standsvorsitz des Unternehmens und istunverändert auch als Vice-President der Col-fax-Gruppe für den Vertrieb der gesamtenGruppe in Europa, Afrika, Mittlerer undNaher Osten verantwortlich. Frank Kirchner,bisher Director Finance Europe, wurde neu inden Vorstand der Allweiler AG berufen. Wieschon bisher ist er auch als Finanzvorstandfür alle kaufmännischen und finanziellenBereiche verantwortlich.

www.allweiler.com

Brenntag: JährlichesUmsatzplus von 14%

Brenntag CEE – vormals Neuber GmbH– ist am besten Weg zum führenden Che-miedistributeur in Osteuropa: BrenntagCEE-Geschäftsführer Helmut Struger hatmit seiner Mannschaft in den letzten Jah-ren starke Strukturen aufgebaut und willbis 2010 seinen Umsatz um 14% jährlichsteigern.

An mehr als 50 Standorten in 13 Län-dern in Zentral- und Osteuropa sowie vonder Türkei aus setzten 1.200 Mitarbeiterim letzten Jahr 480 Mio. Euro um. Seit2000 hat Brenntag CEE an diesen Standor-ten kontinuierlich rund 15 Mio. Euro inves-tiert. 22.000 Kunden werden mit rund40.000 verschiedenen chemischen Roh-materialien und Produkten versorgt.

Für 2005 plant Struger eine Ausweitungder Geschäftstätigkeit mit zwei bis drei Fir-menübernahmen im angrenzenden Osten,zudem will er neben der im Jänner gegrün-deten Tochtergesellschaft in Istanbul heuerauch noch in Moskau eine eigene Firma

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gründen. Weiters werden neue Standorte inMähren, Bukarest und Poznan eröffnet, woin Summe rund 7,5 Mio. Euro investiertwurden. Für 2006 stehen Niederlassungenin der Ukraine, in Griechenland und Molda-wien auf dem Plan.

www.brenntag.at

Mahle übernimmt GallusDie ehemalige Wolfsberger Schuhfabrik

Gallus wird Kompetenzzentrum für Mecha-tronik und Kunststofftechnologie sowie fürdie Forschung im automotiven und Filter-bereich. Mahle-Filtersysteme wird gemein-sam mit der Kärntner LandesgesellschaftGIG durch die neu gegründete ProjektGmbH das ehemalige Gallus-Werk inWolfsberg um 2,3 Mio. Euro erwerben. Inden nächsten fünf Jahren wird Mahle 10Mio. Euro für die Produktentwicklunginvestieren, plus 27,1 Mio. Euro für Investi-tionen am Standort. Mahle verpflichtetsich, am Standort mindestens 60 zusätzli-che Dauerarbeitsplätze über einen Zei-traum von zehn Jahren aufrechtzuerhalten.

Im neuen Werk sollen künftig intelligen-te Ventilsysteme, Steuerungen und Schal-tungen für Fahrzeuge und Maschinen pro-duziert werden. Eng zusammenarbeitenwill man auch mit der HTL Wolfsberg. Die-se hat mit Unterstützung des Landes eineneigenen Ausbildungszweig für Kunststoff-technologie und Mechatronik eingerichtet.Die Aufnahme des Produktionsbetriebessoll ab Herbst erfolgen.

Kunststoffrecycling in Niederösterreich

Die US-Company MBA Polymers wird imWirtschaftspark Kematen für rund 18 Mio.Euro eine weltweit einzigartige Kunststoff-verarbeitungsanlage errichten. Das Recyc-lingwerk wird als Joint Venture mit der Mül-ler-Guttenbrunn-Gruppe, die seit 50 Jahrenim Bereich Recycling tätig ist und mit elfStandorten in Europa und rund 400 Mitar-beitern zu den führenden Unternehmen indieser Branche gehört, betrieben.

MBA Polymers ist die weltweit einzigeFirma, die in der Lage ist, aus kunststoffrei-chem Abfall sortenreine Kunststoffe zugewinnen. Nach der Fertigstellung sollen inKematen jährlich rund 40.000 gemischteKunststoffe in sortenreine Fraktionengetrennt werden.

Plastikindustrie will CO2-Ausstoß reduzieren

Das Fraunhofer-Institut für ChemischeTechnologie ICT startet das Projekt RECIPEzur Energieeinsparung in der Kunststoffver-

arbeitung. RECIPE steht für „ReducedEnergy Consumption in Plastics Enginee-ring“. Mehr als 27.000 Unternehmen sol-len daran teilnehmen. Ziel sind mehr CO2-Einsparungen bei der Entwicklung, Herstel-lung und Weiterverarbeitung von Kunst-stoffprodukten. Das RECIPE-Projekt läuftüber einen Zeitraum von drei Jahren. DieHauptaufgabe besteht darin, die bestehen-

den Praktiken in der Kunststoffverarbeitungeuropaweit zu erfassen, zu vergleichen undbesonders gelungene Lösungen als Leitbildfür die anderen Unternehmen zu publizie-ren. Das Projekt wird von der EU gefördertund ist Teil des EU-Programms „IntelligentEnergy for Europe“.

Das Einsparpotenzial ist groß: Mit einerSenkung von nur zehn Prozent des Energie-verbrauchs könnten jährlich drei Mio. Ton-nen CO2-Emissionen vermieden werden.

„Vinyl 2010“ – Fortschrittsbericht 2004

Im Jahr 2000 hatten Rohstoffhersteller,PVC-Verarbeiter und Produzenten vonAdditiven das Zehn-Jahres-Programm„Vinyl 2010“ beschlossen, um die Umwelt-auswirkungen bei der Herstellung, Verar-beitung, Verwertung und Entsorgung desKunststoffes zu verringern. 2004 konnte„Vinyl 2010“ folgende Fortschritte erzielen: • Die PVC-Rohstoffhersteller konnten

2004 eine weitere Reduzierung derEmissionen sowie eine Verbesserung derÖkoeffizienz der Herstellungsprozesseerreichen. Das Ziel, den Verkauf vonBleistabilisatoren bis Ende 2005 um15% zu reduzieren, wurde bereits 2004erreicht.

• Das Recycling von PVC-Abfällen wurdevor allem durch die Aufnahme neuerRecyclingpartner und durch die Optimie-rung bestehender Logistiksysteme ver-bessert. So erhöhte sich die Verwertungvon Alt-Fenstern von 4.817 Tonnen2003 auf 5.429 Tonnen 2004, an Roh-ren und Formstücken aus PVC wurden5.640 Tonnen verwertet. Bei den Dach-bahnen erreichte die Verwertungsmenge568 Tonnen PVC-Abfälle, bei den Boden-belägen 972 Tonnen – eine Steigerungum 68% gegenüber 2003.

• Paradoxerweise scheinen sich steigendeRohstoffpreise sowie die hohe Nachfragenach vor allem langlebigen PVC-Anwen-dungen negativ auf die Verfügbarkeit vonPVC-Abfällen zur Erfassung und Verwer-tung auszuwirken. Während die Techno-logien zur Wiederverwertung von PVCimmer besser werden, mangelt es an derVerfügbarkeit von Altmaterial – nichtzuletzt aufgrund der steigenden neuer-lichen Verwendung alter Baumaterialienetwa durch den Wiedereinbau gebrauch-ter Kunststofffenster.

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Vor wenigen Jahren noch war Poloplastein Mitprofiteur des weltweiten Telekom-Booms: Als Lieferant für die neuen Glasfa-sernetze lieferten die Oberösterreicher kilo-meterweise Kabelschutzrohre für die „aufTeufel komm raus“ verlegten Lichtwellen-leiter. Und zwar nicht pro Strang, sondernauf Vorrat: Allein zwischen Salzburg undWien wurde die achtfache Rohrkapazitätunter die Erde gebracht. „Wir haben das

Ende des Booms vorweggenommen unduns rechtzeitig aus diesem Geschäftsfeldzurückgezogen“, sagt Poloplast-Chef Gunt-ram Bock. „Heute sind wir mit neuen Inno-vationen erfolgreich.“

Damals waren es an der Innenschichtbesonders widerstandsfreie Rohre, die denErfolg bescherten: Sie sorgten für ein leich-tes Einblasen der Lichtwellenleiter überweite Strecken. Und heute? „Heute sindwir leiser als andere. Und nehmen dieEuropäische Bauprodukten-Richtlinie vor-weg“, so Bock.

Aber der Reihe nach: Die zur KärntnerWietersdorfer-Gruppe gehörenden Kunst-stoffprofis mit einem Jahresumsatz von 58Millionen Euro sehen ihre Chance primär inVerfahren, die durch internationale Schutz-rechte mehrjährig exklusiv vermarktet wer-den können. „Alles andere wäre für einenMittelständler mit 270 Mitarbeitern auchsinnlos: Durch lange Rüstzeiten unsererAnlagen für unterschiedliche Produktekönnten wir niemals mit den Big Playernmithalten, die ihre Anlagen nur für ein ein-ziges Produkt betreiben. Eine für 2.000unterschiedliche Artikel ausgelegte Ferti-gung muss sich anderweitig absichern“,erklärt der Poloplast-Chef. Patente haltenbis zu 18 Jahre, Musterschutz etwas weni-ger lang. In den Büchern der Abnehmerstehen die Rohre von Poloplast 50 Jahre,halten sollen sie 80 Jahre und mehr.

Veredelte RohreMitte der 90er-Jahre war es, als die

Poloplast-Ingenieure ihr Dreischicht-Rohr-system in Bezug auf Hygiene, Steifigkeit,Schalldämmung, elektrische Leitfähigkeitund Brandschutz veredelten. Das Resultatsind die heutigen Exportschlager. Im Hoch-

bau zeichnen sich die Rohre durch ihreviskoelastische Zwischenschicht aus, diedas Abwasser nahezu lautlos macht. Einge-setzt werden sie bereits in zahlreichenHotels, Spitälern und im gehobenen Wohn-bau. Poloplast liefert damit eines von fünfSystemen am Markt, die der Bauproduk-ten-Richtlinie hinsichtlich Schallschutzgenügen können. „Wir sind hier den gesetz-lichen Rahmenbedingungen zuvorgekom-men und haben den Markt gemacht, nichtauf ihn reagiert.“ Ein Fünf-Jahres-Vor-sprung wird nun ausgerollt.

Hinzu kommt, dass die Rohre auchden neuen BrandschutzbestimmungenRechnung tragen: „Unsere Kunststoffebrennen nicht – sie tropfen nur und leitendie Hitze nicht weiter. Mithilfe von Brand-schutzmanschetten können nun vollkom-men abgeschottete Brandschutzzonengeschaffen werden: In den Manschettenquillt im Hitzefall ein Laminat auf unddichtet so das Rohr vollständig ab. In derKanalisation sind eher statische Heraus-

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Poloplast: „ Den Markt mitgestalten“Guntram Bock, Chef der in Leondingansässigen Poloplast, berichtet im Chemiereport, wie ein mittelständisches Chemieunter-nehmen aus Österreich am Weltmarkt reüssieren kann. Mit Rohrsystemen. Und Schutz-rechten. In Nischen. Und mit permanenter Innovation.

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forderungen zu meistern“, sagt Bock. „Jedicker ein Rohr wird, desto wenigerDurchfluss hat es, da die Anschlussnormvorgegeben ist.“ Durch die Mineralver-stärkung sind die im Vergleich zu Beton-rohren sehr dünnen Poloplast-Rohre den-

noch für enorme Verkehrslasten aus-gelegt.

Politikum KanalnetzBei einem Anschlussgrad von rund

90% an das Kanalnetz hat Österreichnach wie vor Potenzial: Insgesamt wer-den rund 18.000 km an Rohrsystemenjährlich für die Wasserentsorgung verlegt,7.500 km davon sind aus Kunststoff.„Und dabei sollte endlich vermehrt überdas tatsächliche Preis-Leistungs-Verhält-nis in den Kommunen diskutiert werden“,fordert Bock, „und zwar über die Legisla-turperioden hinaus.“ Kanalgebühren wür-den nach wie vor in zahlreichen Gemein-den nicht kostengerecht angesetzt, son-dern als politischer Hebel benutzt: „Infra-struktur sollte aber einen fairen Preishaben: nicht zu teuer, nicht zu billig.“

Die Vorgaben für die nächste Zeit sindfür Poloplast in Österreich daher klargesteckt: einerseits den Anschlussgrad andas Kanalnetz auf 98–99 Prozent hebenund andererseits mit den jährlich mehr

als 40.000 neuen Wohneinheiten mit-wachsen. Und die andere Hälfte desUmsatzes weiterhin in den Exportmärk-ten einfahren – in den Nachbar- undMittelmeerstaaten und insbesondere imMittleren Osten.

Guntram Bock fordert faire Infrastrukturpreise.

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Drei SchichtenBei im öffentlichen Tiefbau verwende-ten Kanalrohren werden drei Schichtenam Rohr aufgetragen: Die äußere Poly-propylenschicht schützt vor Oberflä-chenverletzungen. Die Mittelschichtaus mineralstoffverstärktem, hochkri-stallinem Polypropylen gewährleistetenorme Widerstandsfähigkeit, Festig-keit und Steifigkeit bei gleichzeitigextremer Zähigkeit. Die Innenschichtschließlich ist besonders beständiggegen Chemikalien im pH-Bereich von1–13 und sorgt durch Rauigkeit füroptimales Abflussverhalten. Das Rohr-system ist auch für die Videoüberwa-chung ausgelegt.

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Polytec: Auf dem Weg zum Systemlieferanten

Die im Vorjahr getätigte Übernahmeder Findlay Industries sei „über die Büh-ne“: Jetzt firmiere mit Polytec Interioreine Company, die „auch internationalnicht mehr zu unterschätzen“ sei, sagtPolytec-Sprecher Karl-Heinz Solly. Ein

Riese wie Johnson & Johnson sei manzwar noch keiner, aber „wir sind dabei,uns kontinuierlich als Tier-1-Lieferant zuetablieren“.

Mit der Eingliederung von Findlay hatsich der Umsatz von Polytec abermals

verdoppelt und ist für heuer mit rund 530Millionen Euro veranschlagt – ein organi-sches Wachstum von 30 Millionen Euroinklusive. Vor allem die Kundenranglistehat sich verändert: „War früher VW vorGeneral Motors unser Hauptkunde, liefern

Die oberösterreichische PolytecHolding – spezialisiert auf Innen-verkleidungen und Spritzgussteilefür die Autobranche – hat seit 2000 den Umsatz mehr als versechsfacht. Und die Konsolidierung in der Autozulieferbranche geht weiter. Markus Zwettler

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wir nun zu mehr als einemDrittel ausschließlich anBMW.“ Rund 150 Millio-nen Euro spielen dieTürinnenverkleidungendes 3er-BMW sowie desX3 (für Magna in Graz)ein. Hinzu kommt eineReihe an Spritzgussteilenfür VW und GM. „Insge-samt sind wir mit den Pro-duktionsstätten in Öster-reich, Deutschland, Süd-afrika, Polen und Englandbestens aufgestellt, umals Systemlieferant beste-hen zu können – als Inte-rior-Zulieferer, der just insequence liefert.“

UmsatzmilliardeDie Umsatzmilliarde

plant Polytec in den nächs-ten drei bis fünf Jahren

durch weitere Akquisitionen zu erreichen.Kandidaten dafür gäbe es genug: „UnserVorstand bekommt jede Woche ein bis zweiKaufofferte.“ Die Konsolidierung unter denZulieferern ist also voll im Gange. Insge-samt sei das Klima vor allem durch diesehr hohen Rohstoffpreise „irritierend“.Nicht überall sei eine Weitergabe der Preis-aufschläge zu 100 Prozent möglich: „Letzt-lich führt jedes Unternehmen momentanseinen eigenen Kampf“, so Solly.

Aktuelle Krisen wie bei GM und Fiatkann Polytec mit insgesamt mehr als 40Abnehmern „durch den Markt wieder aus-tarieren“. Wäre man dagegen auf nur eineneinzigen Hersteller fokussiert, „dann wärees problematisch“. Was den Erfolg vonPolytec aber tatsächlich ausmacht? „Dierichtigen Produkte mit Know-how in derNische sowie ein sehr großer Maschinen-park. Wir setzen bewusst nur auf sehr gro-ße Teile wie Motorendeckel. Und dabeikommen primär nachwachsende Rohstoffewie Hanf und Sisal zum Einsatz.“Karl-Heinz Solly: „Jede Woche ein bis zwei Kaufofferte.“

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Ein Schneeball namens REACHDas von der EU angedachte Chemikalien-Management-System droht auszuufern, befürchtetdie Industrie: Viel Bürokratie würde wenig Nutzengegenüberstehen – bürokratischer Aufwand, der wie ein Schneeball über Tausende Produkte rollen würde. Markus Zwettler

REACH? „Wenn das kommt, sperrenwir zu.“ So der Tenor der von kleinen undmittleren Unternehmen dominierten che-mischen Industrie in Österreich. REACH?„Prinzipiell begrüßenswert, in der aktuel-len Fassung aber ein klarer Klotz am Beinfür Europas Wirtschaft“, sagen Industrie-giganten á la BASF. Und Robert Feierl,Wirtschaftskammer-Experte in SachenChemikalienrecht, spricht kurzerhand„vom falschen Einsatz an Steuermitteln“.Mehr noch: Ein doppelzüngiger Umwelt-schutz werde da betrieben. Aber nur lang-sam beginne es der Politik zu dämmern,„welche Größe dieser Schneeball tatsäch-lich hat“.

Traum und WirklichkeitMehr als 1.300 Seiten stark – ein

Dreiviertelmeter Papier – ist der von derEU derzeit in der ersten Lesung behan-delte Gesetzesvorschlag namens REACH.Das Kürzel steht für Registration, Evalua-tion and Authorisation of Chemicals. Das

Programm hat sich das Ziel gesetzt, einohnehin bestehendes Altstoffprüfpro-gramm mit der Neuregistrierung von Stof-fen zu vereinen und darüber hinaus ent-lang der gesamten Wertschöpfungskettefür transparente Daten zu den verwende-ten Stoffen zu sorgen. Der Traum vomperfekten Chemikalien-Management-System also.

Ein „punktuelles Nachjustieren“ derseit 1967 bestehenden Chemikalienge-setze wäre wesentlich effizienter undnicht zuletzt drastisch billiger gekommen,sind sich die Experten heute weithineinig. Denn hinzu kommt nun, dass dieEU mit ihrem Vorschlag einen übereiltenAlleingang vorhat. Deutliche Produktions-vorteile für die USA und Südostasien wer-den befürchtet. Peter Untersperger,Finanzchef der Lenzing AG und Fachver-bands-Obmann der chemischen Industriein der WKÖ, kommentiert: „Importeurevon Fertigprodukten aus Asien habengegenüber Produzenten innerhalb der EU

einen klaren Produktionsvorteil, wenn siedie sehr rigiden Verpflichtungen, wie sieREACH derzeit vorsieht, nicht erfüllenmüssen. Denn da nur die Einfuhr vonChemikalien als solche beanstandet wer-den kann, bleiben die Schutzwirkungenfür den EU-Binnenmarkt völlig zahnlos.“

Die Einschränkung der Lieferanten-kreise sei da nur eine logische Folge.Generell sei eben die „Bürokratie pro Ton-ne“ in der EU deutlich höher ausgeprägtals etwa in Asien: „Das beginnt bei denLohnnebenkosten und endet eben beiREACH. Und nachdem eine vollständigeDokumentation entlang der gesamtenWertschöpfungskette gewünscht wird,wälzt sich dieser Aufwand über Tausendevon Produkten hinweg.“

SchubumkehrREACH sieht vor allem eine Umkehr

der Beweislast vor: Während die Behör-den bisher nachweisen mussten, dassStoffe schädlich sind, soll künftig die

Peter Untersperger, Finanzchef der Lenzing AG und

Fachverbands-Obmann der chemischen Industrie in der WKÖ:

„Der aktuelle Gesetzesvorschlag würde

definitiv zu viel Bürokratie bedeuten.“ © W

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Industrie den Nachweis erbringen, dassdie angebotenen Chemikalien sicher sind.Und genau das lässt bei Stoffen mit nied-rigeren Produktionsvolumina die Preise indie Höhe schnellen, befürchten die Che-mieunternehmen.

Umgekehrt würden die von den Men-genschwellen abhängigen Evaluierungs-pflichten auch völlig harmlose und seitlangem bestens erprobte Produkte tref-fen. Stattdessen fordert die Industrie nuneine Evaluierungspflicht, die sich an derjeweiligen Exposition von Stoffen orien-tiert. WKÖ-Mann Christian Gründlingerklärt: „Alles, was über 1.000 Tonnen inVerkehr gebracht wird, erfordert einkomplettes Risk Assessment. Allein beiNickel haben wir den Fall, dass sich dieEvaluierung unnötig in die Länge ziehtund daher auch enorm viel Geld kostet.“

Die volle Austestung eines Stoffes lässtdurchaus Kosten zwischen einer und dreiMillionen Euro auflaufen. Kleine Unter-nehmen haben immer noch mindestens20.000 Euro pro Test zu kalkulieren.BASF hat für sich errechnet, binnen elfJahren rund 500 Millionen Euro fürREACH aufbringen zu müssen. Die Indus-trie meint jedenfalls: „Jahrzehntelang amMarkt befindliche Produkte nun noch ein-mal einer sündteuren Evaluation zuunterziehen, ist wenig zielführend.“

Das bisherige Prüfprogramm der EUhatte die Prüfwut bereits deutlich einge-grenzt. So wurden solche Stoffe zurück-gestellt, die entweder durch anderegesetzliche Bestimmungen bereits gere-gelt werden (Pestizide, Arzneimittel), dieüberwiegend in der Natur vorkommenoder die sich besonders rasch zersetzen.Für die verbleibenden rund 800 als prio-ritär erkannten Stoffe wurde unterBerücksichtigung der Expositionshöhe,des Vorkommens, des abiotischen undbiotischen Abbauverhaltens, des Bioak-kumulationspotenzials und der gefähr-lichen Stoffeigenschaften (aquatischeFisch- und Daphnientoxizität, Säugetier-toxizität, Hinweise auf Mutagenität undKanzerogenität) ein Ranking für die wei-tere Bearbeitung vorgenommen. Stetig

wollte man sich hier durchkämpfen undohne zeitlichen Druck allmählich eineverlässliche Datenbank erstellen.

Doch das war der Politik allmählich zuwenig. Zu wenig, zu langsam und zugefährlich: Denn nicht zuletzt sollte mitREACH auch ein Anreiz für die Industriegeschaffen werden, besonders gefährlicheChemikalien durch andere Stoffe zu sub-stituieren.

Eine Tonne pro JahrEine wesentliche Neuerung von

REACH besteht aber nun darin, dassnicht mehr vermarktete Stoffe, sondernproduzierte bzw. importierte Stoffe rele-vant sind. Insgesamt sind derzeit etwasmehr als 100.000 Chemikalien in Ver-wendung. Rund 30.000 Stoffe – ohnePolymere – werden von der Industrie mitmehr als einer Tonne pro Jahr in Umlaufgebracht und sind damit registrierungs-pflichtig. Rund 5.000 Stoffe besitzen einjährliches Produktionsvolumen von mehrals 10 t/Jahr und damit ein Marktvolu-men von 90%. Davon sind etwa 1.000für REACH besonders relevant. Werdenmehr als 100 t/Jahr in Umlauf gebracht,muss der Stoff nicht nur registriert, son-dern auch evaluiert werden.

Ursprünglich war ein Chemieunfall derdamaligen Hoechst in Deutschland derAnlass, für alle hergestellten und verwen-deten Chemikalien Stoffdatensätze ineiner speziellen Datenbank anzulegenund diese laufend zu aktualisieren. Diese

Datenbank wurde inzwischen weiterent-wickelt und weltweit unter der Bezeich-nung IUCLID (International Uniform Che-mical Information Database) etabliert.

Sowohl in Deutschland als auch inÖsterreich existiert längst eine Grund-stoff-Datenbank, welche die Wirtschaftselbstverpflichtend eingeführt hat. EinSystem, das Wissen bereithält, aber nichtvon Gesetz wegen an Dritte auslagert.Denn REACH sieht vor, dass entlang dergesamten Produktionskette – also für alleDownstream-User – die Stoffdatensätzeoffen gelegt werden.

RechtskonflikteUnd genau dieses zwangsweise Abtre-

ten geistigen Eigentums ist noch einäußerst umstrittener Punkt. Denn derzeitsieht REACH für jeden Verwendungs-zweck eines Stoffes eine zusätzliche Re-gistrierung vor. An deren Stelle mahnt dieIndustrie vielmehr Expositions- und Ver-wendungskategorien ein, um das Proce-dere für alle Beteiligten deutlich zuvereinfachen (derzeit ist für eineRegistrierung mit einer Vorlaufzeit vonfünf bis zwölf Monaten zu rechnen).

Völlig ungeklärt ist jedoch, ob dabeiauf bereits bestehende Registrierungs-und Evaluationsdaten anderer Unterneh-men rekurriert werden darf oder nicht.Wäre dem so, würde der Erste für seineInnovationsfreude durch teure Bürokratiebestraft werden. Für kleinere Unterneh-men würde dies womöglich überhaupt

Bestehende Datensammlungen:

• Die Altstoffbewertung der EU-Kommission hat seit 1993 118 von 141 als prio-ritär ausgewählte Altstoffe in umfangreichen Risk Assessment Reports hinsicht-lich ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt bearbeitet. Insider sprechenallerdings davon, dass – seit REACH in aller Munde ist – zig Disketten in Brüs-sel herumliegen und keiner diese Daten mehr auswertet, da man längst auf dasneue System wartet.

• Auch in der Concise International Chemical Assessment Documentation derWHO wurden 62 Berichte erstellt. Das ThresholdLimitValueCommittee in denUSA kann 661 Stoffberichte aufweisen. Dazu kommen Bewertungen durchnationale Gremien.

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eine Marktbarriere bedeuten. Auch würdedas In-die-Pflicht-Nehmen aller Down-stream-User teilweise an die Grenzen derMachbarkeit stoßen: Wenn etwa Airbusfür alle Flugzeugteile, für die Sublieferan-ten Chemikalien beigesteuert haben, eineRechenschaftsdokumentation einführenmüsste, wie es REACH in der ursprüng-lichen Version vorgesehen hatte, wärenmehr als 15.000 zusätzliche Prozessevonnöten.

Fachverbands-Obmann Unterspergerpocht daher auf weitere Einschränkun-gen: „Wir plädieren dafür, alle wirklichenGefährlichkeiten exakt zu dokumentieren.REACH sollte sich also auf das Wesentli-che beschränken.“ Und nicht notwendi-gerweise in bereits bestehende Rechts-materien eindringen: „Überall dort, wobereits einmal ein Zulassungsverfahrendurchlaufen wurde, halten wir einen wei-teren Registrierungsprozess für überzo-gen.“ Und Gründling ergänzt: „Freilichwürde das Lebensministerium über denUmweg REACH auch einen Fuß ins Arz-neimittelgesetz hineinbekommen, alsoseine Kompetenzen ausdehnen können,aber letztlich ist mit den überlagerndenRechtsmaterien niemandem geholfen.“

Unnötiges Geweine?Thomas Jakl leitet die Abteilung Che-

miepolitik im Lebensministerium. Für ihnist das Geweine der Industrie wenig nach-vollziehbar: „Offensichtlich weiß die Indus-trie zu wenig. Denn würde sie geltendemRecht genügen, müsste sie bereits heuteüber umfassendes Datenmaterial zu ihrenverwendeten Stoffen verfügen. Und dannhätte sie durch REACH auch so gut wiekeine Kosten.“ Also sei es offenkundig,dass jetzt vielmehr die jahrelangen Ver-säumnisse der Industrie eingefordert wer-den: „Es ist nur das Generieren neuerDaten teuer. Was sollte das Ausfüllen vonein paar Formularen einem Unternehmengroß Sorgen bereiten?“ Ein Risikoab-schätzungssystem wie REACH mit einersehr engen Datendichte würde zudemauch einen enormen volkswirtschaft-lichen Nutzen bringen, ist Jakl überzeugt:„Die Vorteile für das Gesundheitssystem

sind monetär nur schwer fassbar. Wirgehen aber davon aus, dass sie dieKosten von REACH vielfach übersteigen.“

Ein Land wie Österreich hätte zudemgerade einmal mit einigen Tausend Re-gistrierungen und rund 200 Evaluierun-gen zu rechnen – überschaubare Kostenfür einen Zeitraum von elf Jahren also.Darauf angesprochen, gerät Peter Unter-sperger in Rage: „Das ist eine ungeheuer-liche Polemik zum Quadrat! Keine Indu-strie wird strenger geprüft als die chemi-sche Industrie! Das Lebensministeriumunterstellt uns ja nachgerade, dass wir imrechtsfreien Raum agieren – außerhalbvon Gewerberecht, wasserrechtlichenBestimmungen und Umweltverträglich-keitsprüfungen!“ Natürlich habe dieIndustrie mehr Daten zur Verfügung, alsöffentlich zugänglich sind, aber seineGeschäftsgeheimnisse lege eben niemandgerne offen.

DoppelzüngigFür die Industrie ist Europas Vorpre-

schen mit einem übertrieben ausgefeiltenChemikalienmanagement jedenfalls halb-herzig. Denn während nach Inkrafttretenvon REACH zwar die Produktion vonFeinchemikalien innerhalb der EUwomöglich zu kostspielig wird, ändertdas nichts daran, dass fertige Produkteproblemlos importiert werden können.„Wir können dann zwar einen bestimmtenLack nicht mehr hier fertigen, importierenaber ein Auto aus Singapur oder Malay-sia, das genau mit denselben Chemika-lien hergestellt wurde. In Summe ist dasalso eine zwangsweise verordnete Pro-duktionsverlagerung eines für die Wert-schöpfungskette äußerst kritischen Wirt-schaftssegments“, meint Feierl.

„Interessenvertretungen vertretennicht das gesamte Spektrum der Wirt-schaft“, kontert Jakl. So gäbe es bei-spielsweise auch Handelsketten, die einstarkes REACH einfordern, um demSicherheitsbedürfnis der ÖffentlichkeitRechnung zu tragen. Mehr noch: „Europaübt mit REACH enormen Druck auf Über-see und Fernost aus – die Bevölkerungdort wird sich sehr rasch gleiche Mecha-

nismen wünschen. Ein Label wie,REACH-geprüft‘ wäre dann sogar einweltweites Verkaufsargument.“

Dass es insgesamt zu Portfolioverän-derungen durch REACH kommen könnte,sei freilich nicht auszuschließen. Unddass sich die Feinchemie rund um Singa-pur ansiedelt, gibt auch Jakl zu – „abernicht wegen REACH, sondern weil dortdie Lohnkosten um den Faktor 5 billigersind“. Untersperger rechnet dagegen vor:„Jeder gut geschulte Mitarbeiter, der nurfür die Dokumentationsnotwendigkeitenvon REACH abgestellt werden muss,kostet 50.000 Euro. Hier in Europa.“

Summa summarum: Eine ausuferndeDatenbank zu etablieren ist unterUmständen brauchbar, wenn sie finan-zierbar ist und vor allem wenn alle Wirt-schaftsregionen der Erde harmonisiertmitspielen. Heikle Stoffe exakt zu doku-mentieren sollte selbstverständlich sein,die Verpflichtung zur Weitergabe vonGeschäftsgeheimnissen entlang dergesamten Produktionskette ist aber mehrals problematisch.

Laut Untersperger steht sehr viel aufdem Spiel für die chemische Industrie inEuropa: „Es werden die bestehendenAnlagen nicht über Nacht abgebaut wer-den, dazu sind sie viel zu kapitalintensiv.Worum es aber geht, das ist der Kapital-stock von morgen. Ein Investitionsklimamuss erhalten bleiben, das eingedenk drei-prozentiger KV-Verhandlungen und Öko-stromzuschlägen noch Spielraum lässt,auch Geld zu verdienen.“

Das erste Quartal 2005 war lautUntersperger äußerst schwierig, wobei vorallem die Inlandsnachfrage ganz schlechtausfiel: „Wir müssen aufpassen, dass hiernicht der Todesstoß für einzelne Industrie-bereiche erfolgt. Im Textilsektor haben unsdie Chinesen nach dem Ende der im WTO-Vertrag vorgesehenen Exportquoten vorge-führt, was man mit einem nationalenMasterplan auf Fremdmärkten anrichtenkann: Wenn die Chinesen ganz gezielt 6,5Millionen Büstenhalter anstelle von bisher100.000 nach Italien liefern werden, dannist das staatlich genau koordiniert und dar-auf ausgelegt, die Textilmärkte in Europa

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und den USA vorzeitig zu ruinieren. Wennwir nicht aufpassen, legen wir uns mitREACH noch darüber hinaus einen Klotzans Bein an.“

„Kommt REACH in der aktuellen Form,wird es zur Wachstumsbremse für denWirtschaftsstandort Österreich – nicht nur

für die chemische Industrie, sondern auchfür den Handel, die Textil-, Leder-, Fahr-zeug- und die Maschinenindustrie. Ohnedie notwendige Einfachheit und Anwender-freundlichkeit von REACH bleibt zubefürchten, dass sich notwendige Rohstoffeverteuern werden bzw. Stoffe für Spezialan-

wendungsbereiche, die besonders von spe-zialisierten Kleinbetrieben entwickelt undvertrieben werden, vom Markt verschwin-den. Damit drohen der Verlust entspre-chender chemischer Entwicklungen undsomit auch negative wirtschaftliche Folgenfür ganz Österreich“, warnt Untersperger.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von REACH werden unterschiedlich eingeschätzt:

• Die Kosten für Chemikalientests und Registrierungsvorgänge beziffert die EU aufrund 2,5 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die chemische Industrie setzt jährlich rund500 Mrd. Euro um.

• Das ARC Seibersdorf darf sich als Prüfstelle jedenfalls schon jetzt die Hände rei-ben: Für jeden Test fallen zwischen 30.000 und 200.000 Euro an Kosten an –bei Chemikalienpreisen von zwei bis vier Euro je Kilogramm mitunter nur schwerwieder zu verdienen.

• Die EU geht von ein bis zwei Prozent weniger an Produkten in Europa aus – Stu-dien von 20% und mehr. Insbesondere bei der Herstellung von Zubereitungenwürden so mitunter enorme Probleme entstehen, wenn plötzlich eine Vielzahl anKomponenten schlicht und einfach nicht mehr erhältlich wäre.

• Auf die gesamte Wirtschaft kommen laut EU-Einschätzung indirekt rund 5,2Mrd. Euro an Kosten zu. Studien von Arthur D. Little und Mercer, wonach bis zu60 Mrd. Euro anfallen sollen, werden mittlerweile als unrealistisch abgetan.

Der Weg zur VerordnungAm 29. Oktober 2003 hat die EU-Kommission den Verordnungsvor-schlag zu REACH beschlossen unddem EU-Parlament zur weiterenBehandlung übermittelt. Derzeit istdie erste Lesung im Gange, derenEnde gegen Ende 2005 erwartetwird. Die entscheidende zweiteLesung wird vermutlich Mitte 2006– unter österreichischem Ratsvorsitz– durchgeführt werden. Eine in voll-zogenes Gesetz gegossene Verord-nung wird es daher frühestens Ende2006/Anfang 2007 geben. Eineinternationale REACH-Agency solldann nach den Plänen der EU-Büro-kraten in Helsinki etabliert werden.

„Grundsätzlich begrüßenwir die Initiative der Kom-mission. Bei der Vielzahlvon Regelungen innerhalbder EU-25 ist eine einheitli-che, den Sicherheitsbedürf-nissen von Mensch undUmwelt adäquate Gesetzes-lage notwendig. Was wiruns allerdings nicht wün-schen, ist, dass Produktenur nach ihrer Produktions-menge beurteilt werden unddas tatsächliche Risiko eineuntergeordnete Rolle spielt.

Wir sind der Meinung, dasses sinnlos ist, einen Stoff,

der etwa aufgrund seiner Handhabung nicht oder kaum mitMensch und Umwelt in Kontakt kommt, auf alle möglichengefährlichen Eigenschaften hin zu untersuchen. Wozu? Würdeman das tatsächlich so durchführen, wie es die EU in ihrem Erst-vorschlag vorsieht, würden wir als Chemieproduzent innerhalbvon elf Jahren rund 500 Millionen Euro an Zusatzkosten haben.Wer soll das zahlen? Was wir brauchen, ist eine vom Sachver-

stand diktierte und für alle praktikable Lösung, die innerhalb derTriade EU-USA-Asien konkurrenzfähig bleibt.

Derzeit haben wir noch zu hohe Kosten und zu lange Zulas-sungszeiten in Europa. Eine effiziente Lösung sollte abseits ideo-logischer Grabenkämpfe nur mehr solche Stoffe zu umfangrei-chen Testverfahren verpflichten, die ein tatsächliches Risiko beiVerarbeitung und Gebrauch darstellen, also gefährliche Eigen-schaften bei gleichzeitigem Kontakt zu Mensch oder Umwelt auf-weisen. Die erforderlichen Tests müssen sich also am Risikoorientieren, das vom jeweiligen Stoff ausgeht.

Für eine sichere Verarbeitungskette sind natürlich auch wir – wirsind jetzt bereits weitaus strenger, als der Gesetzgeber das vor-sieht. Hersteller und Downstream-User sind gleichermaßen fürdie sichere Handhabung und Verwendung verantwortlich. Diesgeschieht via Sicherheitsdatenblatt. Die Angabe einzelnerAnwendungen sollte entfallen. Stattdessen benötigen wir einSystem breit definierter Verwendungs- und Expositionskate-gorien, mit dem möglichst viele Anwendungen abgedeckt wer-den können. Wenn Airbus etwa für alle Flugzeugteile, für dieSublieferanten Chemikalien beigesteuert haben, eine Dokumen-tation einführen müsste, wie es REACH in Version #1 vorgese-hen hatte, wären mehr als 15.000 Prozesse vonnöten. Ein Vor-teil für Mensch und Umwelt würde dadurch nicht erzielt, derbürokratische Aufwand wäre jedoch gewaltig.“

Herbert Frankenstein, Leiter der Zentraleuropa-Region bei BASF, zu REACH:

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In der Wiener UNO-City werden vom19. bis 24. September die interna-tionalen Vertreter zur letzten Vorbe-reitungskonferenz zusammenkom-men, um den „Strategic Approach toInternational Chemicals Manage-ment“ (SAICM) möglichst zu Endezu diskutieren. Markus Zwettler

Auf dieser Preparatory Committee 3sollen die abschließenden Vorbereitungenfür die im Februar 2006 in Dubai stattfin-dende internationale Chemikalienma-nagement-Konferenz getroffen werden.Das bedeutet: Eine Organisation ist zu

gründen und – nicht zuletzt – zu finanzie-ren, die sich weltweit

• der Durchsetzung effektiver – saube-rer – Umgangsregeln (entlang desgesamten Lebenszyklus einer Che-mikalie),

• der Verbreitung entsprechender Auf-klärungskampagnen (für Konsumen-ten, für Arbeiter),

• dem Bereitstellen von Datenbankenzur Toxizität von Chemikalien sowie

• dem Unterbinden illegaler Chemika-liengeschäfte widmen soll.

Erstmals sollen dann weltweit einheit-liche „Spielregeln“ für den Umgang land-

wirtschaftlicher und industrieller – nichtjedoch militärischer – Chemikalien Wirk-lichkeit sein. Gegen ein Verbot spezifi-scher Chemikalien haben sich bisher dieUSA stark gemacht, also sollen zumin-dest „Problemklassen“ definiert werden.

Lange Verhandlungen stehen an„Der ausgearbeitete Maßnahmenkata-

log zum sicheren Umgang mit Chemika-lien umfasst derzeit rund 70 Seiten“,erklärt Matthew Gubb von der Chemieab-teilung der UNEP, „im September wollenwir hier in Wien die Voraussetzungen füreine erfolgreiche Konferenz in Dubaischaffen.“ Sechs Tage dauernde Verhand-lungen stehen an, „die wir auch brauchenwerden“, sagt Gubb, denn letztlich gehe

es ums liebe Geld: Wer soll die notwendi-gen Millionenbeträge für SAICM bezah-len? Sollen bestehende Finanzierungsme-chanismen wie die Weltbank etc. genutztwerden oder zusätzliche Gelder freige-macht werden?

Die bisherigen Überlegungen – in dereinen oder anderen Form wird bereits seit1995 über ein international einheitlichesChemikalienmanagement diskutiert –favorisierten Varianten, der chemischenIndustrie die Hauptlast aufzubürden.„Und diese hat auch schon Bereitschaftsignalisiert, intensiv mitarbeiten zu wol-len“, so Gubb. Ein nicht unwesentlicher

Teil werde aber mit Sicherheit durchnationale Steuern eingehoben bzw. vomKonsumenten getragen werden. Bisherwurden für die SAICM-Vorbereitungenrund sechs Millionen Euro ausgegeben.

Geld sei sowohl im OECD-Raum alsauch in den Entwicklungsländern zuhaufvonnöten, sagt Gubb: „Allein Afrika vonPestiziden zu befreien, wird rund 250Millionen Dollar kosten. Der Bedarf isthoch – aber auch der Enthusiasmus, kon-krete Maßnahmen zu setzen, ist groß.“Letztlich sollen aber vor allem Dritte-Welt-Staaten deutlich mehr Möglichkei-ten bekommen, „Chemikalien artgerechtzu behandeln“.

Deutlicher Schub für Harmonisierungs-bestrebungen

Das, was die Wiener PrepComm 3 imHerbst diskutieren und die Dubai-Konfe-renz im Februar beschließen wird, hatzwar keinen völkerrechtlichen Gesetzes-status und ist daher auch nicht mit Sank-tionen verbunden. Jedoch: Indem sichsowohl die internationale Staatengemein-schaft, die Industrie und auch eine Reihevon NGOs zu gemeinsam anerkanntenSpielregeln bekennen, ist der politischeDruck, diese auch umzusetzen, sehrgroß.

Formell soll es eine High Level Declara-tion sein, der alle Umweltminister derErde ihren Sanctus geben. Bis 2020 wol-len die Unterzeichnenden alle in derDeklaration enthaltenen Maßnahmenumgesetzt wissen. Die Harmonisierungs-bestrebungen für die weltweit einheitliche

Klassifizierung und Kennzeichnung derChemikalien werde durch SAICM ebensoeinen deutlichen Schub bekommen.

Eine ganze Reihe internationaler Orga-nisationen ist in die Vorbereitungen ein-gebunden: das UN Environment Program-me (UNEP), die WHO, die internationaleGewerkschaftsorganisation ILO, die Foodand Agricultural Organization (FAO), UNI-DO und UNITAR, OECD und Weltbank,das UN Development Programme(UNDP), die Finanzierungsinstitution Glo-bal Environment Facility (GEF) und dasIntergovernmental Forum on ChemicalSafety (IFCS). Info: www.chem.unep.ch/saicm

Heißer Herbst in der Wiener UNO-City

SAICM: High Level Declaration für sichere Chemie

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Mit einer großen Abschlussgala in der „Gesellschaft derÄrzte“ in Wien ging der internationale Businessplan-Wettbewerb für Life Sciences mit großem Erfolg zu Ende.„BOB – Best of Biotech“ brachte herausragende Resul-tate aus dem Bereich der medizinischen Biotechnologiesowie zahlreiche Unternehmensgründungen.

Der von der Baxter AG gestifteteHauptpreis in Höhe von 18.000 Eurofür den besten Businessplan ging anUniv.-Prof. Dr. Andreas Kungl und sei-nen Kollegen Dr. Jason Slingsby von derKarl-Franzens-Universität Graz. Überden zweiten Preis in der Höhe von 9.000Euro, gestiftet von VWR International,durften sich der Münchner ProfessorHelmut Wassermann und sein Teamfreuen.

Kampf gegen entzündliche Erkrankungen

Die großen Gewinner von „Best ofBiotech“ kommen aus Graz: Univ.-Prof.Andreas Kungl und sein Team habeneine proprietäre Technologieplattformzur Erzeugung dominant negativer Pro-teinmutanten entwickelt. Mit diesenneuartigen Proteinen sollen sich ent-zündliche Erkrankungen wie z.B. rheu-matoide Arthritis wirksamer und besserverträglich behandeln lassen als mitbereits am Markt befindlichen „Biologicals“ wie etwa gegen TNF-αgerichtete monoklonale Antikörper. Im Unterschied zu diesenMolekülen greifen die von Kungl „engineerten“ Proteine zu einemwesentlich früheren Zeitpunkt in den Entzündungsprozess ein undkönnen mit hoher lokaler Spezifität die Einwanderung von entzün-dungsfördernden Leukozyten ins Gewebe unterbinden – das Übelwird also sozusagen „an der Wurzel“ gepackt. Das Gewinnerteamhat bereits mit Unterstützung des universitären GründercentersINiTS und der Austria Wirtschaftsservice GmbH sein Unterneh-men namens „ProtAffin Biotechnologies AG“ gegründet.

Der zweite Preis ging an Prof. Helmut Wassermann und seinTeam von der Fachhochschule München für ihr Projekt „UroVesi-ca“. Prof. Wassermann entwickelt eine alloplastische Kunstharnbla-se als Ersatzorgan für nicht mehr funktionstüchtige Harnblasen.Damit sollen künstliche Ausgänge durch die Bauchdecke der Ver-

gangenheit angehören. Mithilfe des künstlichen Organs ist eine bei-nahe normale Ausscheidungsfunktion wieder möglich – ein gewalti-ger Fortschritt in Richtung Lebensqualität für Menschen, denen dieHarnblase operativ entfernt werden musste.

Neun der eingereichten Projekte kamen aus Wien, zwei davon –nämlich die Projekte „RepVec – neuartiges Verfahren zur Behand-lung von Gehirntumoren mittels viraler Vektoren“ (Dr. MatthiasRenner) und „onepharm“ (Dr. Bernhard Küenburg) – schafften es

unter die zehn Besten und konnten sich damit für die Jurypräsenta-tion qualifizieren. Das Team um Dr. Küenburg hat mit Unterstüt-zung der Austria Wirtschaftsservice GmbH bereits sein Unterneh-men gegründet. onepharm beschäftigt sich mit der Entwicklunginnovativer Arzneimittel zur Behandlung viraler Infektionen.

Erfolgsgeschichte „Best of Biotech“Unter dem Motto „Best of Biotech – Ideen fürs Leben!“ er-

blickte BOB im Jahr 2001 das Licht der Welt und wurde seitherbereits zweimal erfolgreich durchgeführt. Rechnet man die diesjäh-rige Ausgabe dazu, wurden im Zuge des Wettbewerbs insgesamt154 Projekte eingereicht und 17 Unternehmen neu gegründet, dar-unter so klingende Namen wie „Green Hills Biotech“, „Oridis Bio-med“ oder „Biovertis“. Ein weiteres Zeichen für den Erfolg desWettbewerbs: Im Unterschied zu vielen vergleichbaren Veranstal-

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c h e m i e r e p o r t . a tLIFE SCIENCE INSIDEBOB – Best of Biotech:

Hauptpreis für neue Therapie gegen entzündliche Erkrankungen

BOB-Jury (v.l.n.r.): Peter Reinisch (Global Life Science Ventures), Manfred Stadler (Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft – FFG), Joachim Rothe (Life Science Partners), Renée Schroeder (Universität Wien), Michel Canavaggio (Baxter BioScience), Thomas von Rüden (IMGUS – Institut für Medizinische Genomforschung Planungsgesellschaft)

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tungen gelang es fast allen siegreichen Unternehmen, in der Folgeprivates Risikokapital anzuziehen!

Der Wettbewerb wurde heuer wieder zweistufig durchgeführt,wobei die in der ersten Phase eingereichten Geschäftsideen von denTeams in der zweiten Phase zu vollständigen Businessplänen ausge-arbeitet werden mussten. Um den Gruppen die Arbeit zu erleich-tern, wurden eigens organisierte Workshops angeboten, die zentraleFragen der Businessplanerstellung behandelten. Außerdem standenden Teams während des gesamten Wettbewerbs Industriefachleuteals Coaches zu Verfügung. Von den 17 Einreichungen der zweitenPhase des Wettbewerbs wurden zehn für die Präsentation vor einerinternationalen Fachjury nominiert. Das Spektrum der Entwick-lungen reichte dabei von der Behandlung von Herzrhythmusstö-rungen über Diabetesbehandlung bis zur Schizophreniediagnose.Der Großteil der in der ersten Phase eingereichten österreichischenGeschäftsideen (69%) entstammt dem medizinischen oder medi-zintechnischen Bereich, was einmal mehr Österreichs Stärke aufdiesem Gebiet beweist.

Ziel von „BOB – Best of Biotech“ ist die Mobilisierung der aka-demischen Forschung in Richtung wirtschaftliche Umsetzung und,damit verbunden, die Steigerung der Anzahl an jungen Life-

Science-Unternehmen. „Mit BOB konnte Österreich wie-der einmal zeigen, dass die Life Sciences in unserem Landein wichtiges Zukunftsfeld darstellen“, meint Sonja Ham-merschmid, Bereichsleiterin Technologie & Innovation derLISA Vienna Region, stolz über die Ergebnisse. Dass von 33Projekten 19 aus Österreichs Nachbarländern eingereichtwurden, beweist für Hammerschmid auch, wie sehr „Best ofBiotech“ weit über Österreichs Grenzen hinaus anerkannt

ist und als Kontakt- und Ausbildungsplattform in den Nachbarlän-dern wahrgenommen wird. „Die aktuelle Ausschreibung der StadtWien ,Co-operate enlarged – Vienna 2005‘ kann in diesemZusammenhang dazu beitragen, die Zusammenarbeit zwischenWiener Unternehmen und Partnerorganisationen aus den neuen

EU-Mitgliedsstaaten und Ländern Südosteuropaszu unterstützen“, ergänzt Edeltraud Stiftinger, Co-Geschäftsführerin von LISA Vienna Region.

„BOB – Best of Biotech“ ist eine gemeinsameInitiative der Austria Wirtschaftsservice Gesell-schaft mbH und Life Science Austria ViennaRegion und wurde mit großzügiger Unterstützungdes Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit,der Stadt Wien, der Baxter AG und VWR Interna-tional sowie verschiedener öffentlicher und privaterPartner im In- und Ausland durchgeführt.

Kontakt: Dr. Martin Spatz, MBAAustria Wirtschaftsservice GmbH,

1030 Wien, Ungargasse 37Tel.: 01/501 75 548; E-Mail: [email protected],

www.bestofbiotech.at

ProtAffin (v.l.n.r.): Michel Canavaggio (Baxter BioScience), Jason Slingsby (ProtAffin), Martin Spatz (Austria Wirtschaftsservice)

Martin Spatz (Austria Wirtschaftsservice), Brigitte Niebler (VWR International), Wolfgang Mayer(UroVesica), Helmut Wassermann (UroVesica), (Sonja Hammerschmid (Austria Wirtschaftsservice)

Das war „BOB – Get your business started“!• 33 Einreichungen aus fünf Ländern in Phase 1

• 17 Einreichungen aus vier Ländern in Phase 2

• Arzneimittelentwicklung dominiert

• Höchste Qualität der Businesspläne

• Bereits zwei Gründungen in Österreich

• Weitere Gründungen in Vorbereitung

Österreich42%

Ungarn24%

Tschechien27%

andere 6%

Einreichungen in Phase I(insgesamt wurden 33 Geschäftsideen eingereicht)

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Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber lässt kein gutesHaar am SV-Hauptverband: Keine Transparenz, sinnloseChefarztpflicht, medizinisch nicht begründeter Kodex, Folterinstrument Generika und Uneinheitlichkeit im Systemlauten die Vorwürfe ans heimische Gesundheitssystem.

Markus Zwettler

ChemieReport.at: Sind die Rahmenbedingungen für die Pharmaindus-trie in Österreich wirklich so schlecht? Was sollte man ändern?

Jan Oliver Huber: Unser Gesundheitssystem wird nur mehrkostengetrieben verwaltet. Völlig visionslos – es wird nicht mehrdiskutiert, ob wir künftig das bestmögliche Gesundheitssystem wollenoder nur eine Grundversorgung anstreben. Hinzu kommt, dass dasGesundheitssystem zu einemnicht durchschaubaren Molochgeworden ist, dessen Kostenstruk-turen wir von außen nicht mehrnachvollziehen können.

Wo würden Sie sich denn mehrTransparenz wünschen?

Der Hauptverband der Sozial-versicherungsträger weist etwaden Kostenblock „Sonstiges“ mit1,5 Mrd. Euro in seiner Bilanzaus. Wir würden gerne wissen,was sich dahinter verbirgt. Ebensoist die Krankenhausfinanzierungnicht transparent, da hier unter-schiedliche Träger – Bund, Län-der, Gemeinden, Kassen – einzah-len. Würde man all diese Kostenstellen offen legen, wäre auch eineDiskussion über medizinisch sinnvolle Ausgaben möglich. Dass dieMinisterin der Kostenproblematik allerdings nur mit einer rigiderenHandhabung von Arzneimitteln entgegnen will, ist unserer Ansichtnach zu wenig.

Dass es an Geld fehlt, lässt sich aber nicht wegreden: Die Sozialversi-cherungen haben im Budget 2006 ein Minus von 254 Mio. Eurodeklariert. Der Hauptverband geht sogar von 408 Mio. Euro aus.

Der Abgang der Sozialversicherungen war in den letzten Jahrenimmer geringer als ursprünglich dargestellt. Was der Hauptverbandhier praktiziert, ist nichts anderes als Panikmache – verantwortungs-lose Verunsicherung der Patienten. Es wäre besser, würde er an deneigenen Privilegien Einsparungen vornehmen – es würde an derPerformance der Kassen wenig ändern.

Seit 1. 1. 2005 haben die Krankenkassen den neuen Erstattungskodexim Einsatz. Wie sind die ersten Erfahrungen damit?

Es wurde aus rein bürokratischen Gründen einem neuen Kodex dasWort geredet. Von 15.000 zugelassenen Medikamenten kurzerhand2.500 zu streichen, lässt sich medizinisch nicht dokumentieren. Es wer-

den nur noch 24% aller zugelassenen Medikamente von den Kranken-kassen rückerstattet – früher waren es 36%. Von unseren 110 Mitglie-dern sind dadurch vor allem kleinere Firmen in ihrer Existenz bedroht.Was wir jetzt haben, sind deutlich weniger von den Kassen refundierteArzneimittel, zahlreiche Hürden bei der Verschreibung der Medika-mente und – nicht zuletzt – nach Gebietskrankenkassen unterschiedli-che Auslegungen des Kodex und seiner Anwendung.

Wir haben also eine nicht-einheitliche Medikamentenversorgung?Der Kodex ist jetzt dreigeteilt – im roten Bereich werden EU-

Durchschnittspreise bezahlt, im gelben Bereich werden diese maximalbezahlt, im grünen noch deutlich darunter. Medikamente des grünenBereichs sind für alle verschreibbar, gelbe und rote nur mit Einschrän-kungen. Diese Ampelregelung ist aber von Land zu Land verschiedenausgelegt. Überprüft werden die niedergelassenen Ärzte dabei entweder

stichprobenartig, per Fax bei jedemRezept oder durch Verträge zwi-schen Sozialversicherung und Ärz-tekammer, nach denen bestimmteMedikamente maximal 4% überdem Vorjahr verschrieben werden.Kurz: Von Einheitlichkeit keineRede mehr. Der Hauptverband hatseine Koordinierungsfunktiondamit abgelegt.

Was hat die Chefarzt-Hürde anEinsparungen gebracht?

Nachdem 95% aller Chefarzt-Rezepte bewilligt werden, fällt dieEinsparung entsprechend geringaus. 2003 waren es gerade einmal16 Mio. Euro. Bei Ausgaben von

1,95 Mrd. Euro für Medikamente kann die Chefarztpflicht kein adä-quates Werkzeug sein. Medikamente machen im Budget des Hauptver-bandes nur 15,7% aus. Deutlich höhere Einsparpotenziale gäbe es imKrankenhausbereich – wir haben in Österreich je 1.000 Einwohner 6,1Betten, EU-Durchschnitt sind 4,6.

Wie sehr haben sich Generika bisher als Preisdrücker ausgewirkt?Generika sind das Folterinstrument des Hauptverbandes. Finden

sich auch nur geringe Wirkstoffe in Medikamenten, die bereits patent-frei sind, geht der Preis in den Keller. Mit 14% unter dem EU-Durch-schnitt ist in Österreich das Preisniveau für Medikamente bereits soniedrig, dass viele moderne Arzneimittel in Österreich nicht mehr aufden Markt kommen. Was wir besonders kritisieren: Die überaus stren-gen Zulassungsprocedere auf EU-Ebene und durch die jeweils nationa-len Behörden werden vom Hauptverbund noch einmal overruled. Ermaßt sich damit eine Agenda an, die ihm eigentlich nicht zusteht.

Pharmaunternehmen müssen sich also den grünen oder gelben Bereichim Kodex mit deutlich geringeren Preisen erkaufen?

Ja, und das steht einem kontrollierten Wachstum natürlich deutlichentgegen.

Jan Oliver Huber: „Ohne Adaptionen am Kodex am Weg zur Zweiklassen-Medizin.“

Österreichs Pharmabranche stöhnt

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Antibiotikaresistente Keime im Vormarsch

Die Wunderwaffe Antibiotikum wird zunehmend stumpf.Der exzessive Einsatz antimikrobieller Substanzen sorgtfür immer mehr resistente Krankheitserreger. Seit Endeder 1990er Jahre lehren neue multiresistente Bakteriendes Typs Staphylococcus aureus – ein berühmt-berüch-tigter Krankenhauskeim – die Mediziner das Fürchten.

Brigitte Krenn

Der sorglose Umgang mit Antibiotika sorgt für eine rascheZunahme resistenter Keime – ein Problem, das den Medizinernzunehmend unter den Nägeln brennt. Trotzdem stagniert die Ent-wicklung neuer antibiotischer Substanzklassen seit Jahren. Undkaum ist ein neuer Bakterienkiller auf dem Markt, finden sichbereits die ersten unempfindlichen Erreger.

Neue BedrohungenMasseninfektionen in amerikanischen Footballteams brachten

einen neues, heimtückisches multiresistentes Bakterium in denUSA in aller Munde: einen neuen Typus des altbekannten Kranken-hauskeimes, des multiresistenten oder Methicillin-resistenten Sta-phylococcus aureus (MRSA). Methicillin ist ein Antibiotikum – hilftdieses nicht mehr, so versagen auch fast alle anderen Antibiotika.MRSA hat als CA-MRSA (community acquired MRSA) das Kran-kenhaus verlassen und infiziert jetzt junge, gesunde Menschen. Nunerobert der Erreger auch Europa. Waren im letzten Jahr in Deutsch-land noch etwa 1% der untersuchten Proben diesem Infektionstypzuzuordnen, so sind es in Nordamerika bereits an die zehn Prozent– Tendenz weltweit stark steigend.

„Im letzten Jahr haben wir in unserem Krankenhaus bereits fünfPatienten mit CA-MRSA behandelt. Dieser Keim führt zu einerschweren Hautinfektion oder zu einer Lungenentzündung“, zeigtsich Oskar Janata, Chefhygieniker am Donauspital in Wien,besorgt. Infektionen mit multiresistenten Keimen waren bisher einProblem bei kranken, älteren Menschen in Kliniken. Kaum ein Arztdenkt daher bei einem jungen Patienten an CA-MRSA und verord-net Standardantibiotika, die jedoch wirkungslos sind. So hat derKeim in aller Ruhe Zeit sich auszubreiten und ruft eine schwere,manchmal auch tödliche Erkrankung hervor, der nur mit einerlangwierigen und teuren Therapie zu Leibe gerückt werden kann.

Resistenzen im SteigenDer wichtigste multiresistente Erreger, MRSA, breitet sich in

Kranken- und Pflegeanstalten stetig aus, obwohl das Problem schon

seit den 1960er Jahren bekannt ist. In Österreich hat sich die Zahlder widerstandsfähigen Keime in den letzten zehn Jahren verfünf-facht. Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass rund 20% derStaphylokokken in Krankenhäusern gegen herkömmliche Antibio-tika resistent sind.

Die Alpenrepublik ist dabei noch eine Insel der Seligen; in Japansind etwa 50–80 Prozent und in den südeuropäischen Ländern umdie 40 Prozent der Keime vom Typ MRSA. Zunehmend bereiten aberauch andere gefährliche resistente humanpathogene Keime Probleme.So sind 20 Prozent der Pneumokokken – Erreger von Lungen-,Gehirnhaut- oder Mittelohrentzündung – gegen gängige Therapienunempfindlich.

Gleichzeitig ist ein starker Anstieg nosokomialer Infekte, also imKrankenhaus zugezogener Infektionen mit meist multiresistentenBakterien, zu beobachten. In Österreich treten bei vier bis zehn Pro-zent aller stationär behandelten Patienten solche Infekte als Kompli-kationen auf. Dies wird auch zum ökonomischen Problem: DieDauer des Krankenhausaufenthalts verdoppelt sich und dieBehandlungskosten steigen auf das Dreifache.

Hausgemachte Problematik„Das Problem ist hausgemacht“, meint Janata, „der sorglose

Umgang mit Antibiotika in den Spitälern und Arztpraxen ist dieHauptursache.“ Eine umfassende Erregerdiagnostik, wesentlicheVoraussetzung zur gezielten Auswahl des passenden Präparats,wird nur nach Versagen der Standardtherapie durchgeführt. Aberauch bei der Compliance, der richtigen Anwendung von Medika-menten, ist Aufklärungsbedarf gegeben. Nach dem Abklingen derSymptome wird die Antibiotikatherapie häufig verfrüht abgebro-chen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch bei weitem nicht alleErreger unschädlich gemacht wurden. Diese sind nun geradezuprädestiniert, Resistenzen zu entwickeln.

Oskar Janata prangert an: „Sorgloser Umgang mit Antibiotika.“

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Der exzessive Gebrauch von antimikrobiellen Substanzen inder Tiermast ist eine weitere Quelle für die Verbreitung von Resis-tenzen. Unverwüstliche Keime werden besonders effizient„gezüchtet“, wenn Antibiotika über lange Zeit verabreicht wer-den. Die Bakterien lernen sich gegen den Feind zu schützen undentwickeln Mechanismen, um die Substanz unschädlich zumachen, indem sie sie aus der Zelle befördern oder die chemischeStruktur zerstören, bevor diese ihnen schaden kann. War ein Keimerfolgreich, werden die Gene, die die Resistenzmechanismenkodieren, weitergegeben und es entwickelt sich ein resistenterBakterienstamm.

Vor drei Jahren zeigte eine amerikanische Studie einen klarenZusammenhang zwischen dem Auftreten von Resistenzen in Bak-terien der natürlichen menschlichen Mikroflora und dem Einsatzvon antibiotischen Substanzen im Tierstall. Seit findige Landwirteherausgefunden haben, dass Ferkel wesentlich schneller und bessermit einer täglichen Dosis Antibiotikum gedeihen, verbraucht dieLandwirtschaft in der EU bis zu 50% der jährlich produziertenMenge. Und die Folgen ließen nicht lange auf sich warten. „Inheimischen Ställen tummelt sich eine kunterbunte Mischungresistenter Erreger. Die Behandlung bakterieller Entzündungen imtiermedizinischen Bereich, wie z.B. Euterinfektionen, ist mittler-weile eine echte Herausforderung“, beschreibt die TierärztinAngelika Richter die Probleme der veterinärmedizinischen Praxis.Aber ab 2006 ist Schluss damit: Denn dann tritt ein EU-weit gül-tiges Verbot von Antibiotika als Futtermittelzusatz in Kraft.

Antibiotikaresistenz durch genmodifizierte Pflanzen?Manch findige Geister meinen mit den zunehmenden Antibioti-

karesistenzen ein Argument gegen die grüne Biotechnologie gefun-den zu haben: Die Freisetzung genmodifizierter Pflanzen trage zurVerbreitung von Resistenzen bei. Diese Befürchtung verweist Anti-biotika-Spezialist Janata ins Reich der Märchen. Es sei zwar richtig,dass sich durch horizontalen Gentransfer ein Antibiotikaresistenz-Gen – in den Pflanzen als Markergen eingebaut – in eine Bakterieverirren kann. „Doch es ist schon sehr unwahrscheinlich, dass diesesvon dort den Weg in ein Pathogen findet. Ebenso unwahrscheinlichist, dass Resistenz-Gene über den Verzehr von genmanipuliertenNahrungsmitteln in Menschen oder Tieren Schabernack anstellen,werden doch sämtliche Gene im Verdauungstrakt in ihre Einzel-komponenten zerlegt“, so der Experte.

Nichtsdestotrotz war die Angst in Österreich stärker und hat zueiner völligen Ablehnung von genmodifizierten Pflanzen wie demGentech Bt-Mais von Syngenta, einem Schweizer Agrarkonzern,geführt.

Händewaschen und impfen„Bessere Hygiene, vernünftiger Umgang mit Antibiotika in der

klinischen Praxis und Prävention durch Impfung sind die Schlag-worte, um dem Problem Herr zu werden“, meint Janata. Hat sich inden letzten Jahrzehnten ein gewisser Schlendrian im hygienischenAlltag in unseren Krankenhäusern breit gemacht, so ist es nun ander Zeit, diesen neu zu überdenken. Regelmäßige Schulungen vonÄrzten und Pflegepersonal sollen für eine sensiblere Wahrnehmungder Problematik multiresistenter Keime sorgen. Aber um Standardswie in den Niederlanden oder in Dänemark zu erreichen, ist es nochein weiter Weg: Dort ist es gelungen, durch strikte Maßnahmen die

Zahl der MRSA-Infektionen in den Griff zu bekommen. Für jedenKontakt mit einem MRSA-Patienten wappnet sich das Personal mitSchutzkleidung, Mundschutz und Handschuhen. Gleichzeitig wer-den die Ärzte und Krankenschwestern durch regelmäßige MRSA-Tests überwacht. Ist der Befund positiv, müssen sie bis zur Eliminie-rung der Infektion zu Hause bleiben.

Auf innovative neue Antibiotika wartet man seit Jahren vergeb-lich. Der Markt scheint für die großen Pharma-Multis nicht attrak-tiv genug. Aber Biotech-Start-ups wie die Wiener Biovertis – eineAusgründung von Intercell – haben diese Nische für sich entdeckt.Basierend auf einer mithilfe von Bioinformatik generierten Target-Datenbank – ursprünglich für Intercell entwickelt – macht mansich auf die Suche nach neuen chemischen Verbindungen, die spe-ziell die Bakterien unschädlich machen und so keine Nebenwirkun-gen auf den Patienten haben sollen. Diese Idee war den Investorenim letzten halben Jahr sieben Millionen Euro wert. Eine ähnlicheStrategie verfolgt das Mutterunternehmen Intercell mit therapeuti-schen Antikörpern gegen Streptokokken.

Die günstigste und effizienteste Medizin im Kampf gegen Neu-infektionen ist allerdings die Impfung. Mit der Entwicklung neuerVakzine will man bei Intercell Keimen wie den Staphylokokken undStreptokokken erst gar keine Chance geben, sich in einem Patientenbreit zu machen. Bereits nächstes Jahr will man mit diesen Impf-stoffen in die klinische Testphase I gehen.

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Von Fliegen und FischenGero Miesenböck steuert Fliegen perFernsteuerung, Barry Dickson erklärtein Männchen zum Weibchen undChristiane Nüsslein-Volhard schautNervenfasern beim Wachsen zu:Ende Mai luden IMP und IMBA zurjährlichen „spring conference“. Hier die Highlights.

Wolfgang Schweiger

„Laser-controlled headless zombie flies“ – so hat das Gero Mie-senböck noch nie gehört. Tausenden anderen hat die Kult-Internet-plattform boingboing.net seine Experimente mit diesem Wortlautbeschrieben und die dazugehörigen Videos, die Miesenböcks Flie-gen zeigen, wie sie, durch Lichtblitze angeregt, plötzlich zu fliegenbeginnen, mit dem Attribut „Horror-Freakshow“ versehen. Was hatder Mann gemacht?

Aktivierung mittels LaserblitzIm Prinzip haben er und Susana Lima von der Universität of Yale

weiterentwickelt, was Luigi Galvani begonnen hatte, als er ent-deckte, dass ein Froschschenkel unter Strom zu zucken beginnt: DieForscher hatten ein Rattengen so modifiziert, dass es, einmal inNervenzellen der Fruchtfliege eingebaut, speziell für diesen Zelltypals Ionenkanal fungiert und damit der Zelle das Lichtsignal über-mittelt werden kann. Wird dieser durch die Anwesenheit von ATP-Molekülen aktiviert, werden Ionen in das Zellinnere gepumpt unddamit ein Aktionspotenzial ausgelöst.

Der ausgelöste Reiz setzt sich in den Nervenfasern fort, die überSynapsen mit der Flug- und Beinmuskulatur verbunden sind. Dasnotwendige ATP musste allerdings erst mit einem anderen Molekülgebunden und als Verbindung mit einer Kleinstspritze durch dasAuge der Fliege injiziert werden. Unter Einwirkung eines nurBruchteile von Sekunden dauernden UV-Laserblitzes zerfällt diese

Verbindung undeine Reizkaska-de wird ausge-löst, bei derknapp 80 Pro-zent der FliegenFluchtbewegun-gen zeigen. DerVersuch gelingt auch, wenn Versuchstieren der Kopf abgetrenntwird. Diese leben noch bis zu einem Tag, verharren aber regungslos.Kurz nach dem Laserimpuls springen die meisten auf und schlagenmit den Flügeln.

In einem weiteren Versuch haben Miesenböck und sein Teamdiesen Mechanismus in eine Nervenzellgruppe eingeführt, die aufden Botenstoff Dopamin reagiert. Dem Neurotransmitter wird einewichtige Rolle bei Suchterkrankungen und Parkinson zugeschrie-ben. Fliegen, die wiederum per Lichtblitz aktiviert wurden, zeigteneine erhöhte Bewegungsaktivität und begannen bis zu zwei Minu-ten hektisch hin und her zu laufen.

Wieso die Forscher gerade an der Fruchtfliege arbeiten, ist fol-gendermaßen zu erklären: Die Insekten vermehren sich rasch, sindeinfach zu ziehen und sehr gut erforscht. Sie beherrschen eine ganzePalette an noch nicht untersuchten Verhaltensformen, und das trotzdes vergleichsweise „billigen“ Gehirns, zollt Miesenböck Respekt.

Neurobiologe Barry Dickson: „Sind Instinkte genetischprogrammiert?“

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Paradigmenwechsel in der NeuronenforschungDas Fernsteuerungsmodell liefert eine neue Methode, um neuro-

nale Netze erforschen zu können. „Es geht darum, die mechanisti-schen Eigenschaften, die Verbindungen zwischen den Neuronengenauer erforschen, aber auch ein bestimmtes Verhalten mit einerspezifischen Aktivität in Verbindung bringen zu können“, sagt Mie-senböck.

Für den gebürtigen Oberösterreicher sind Galvanis Methodenheute passé: „Die Erforschung von Nervenzellverhalten stützt sichzwar heute noch stark auf die Physik und Elektrotechnik, das wirdsich aber langfristig als nachteilig erweisen.“ Seit der Veröffentli-chung im Wissenschaftsjournal „Cell“ Anfang April hat es bereitsetliche Anfragen anderer Forschungsgruppen gegeben. Das zeigt,dass sich die Neuronenforschung mehr denn je an der Biologieorientiert. „Die großen Durchbrüche“, so Miesenböck, „kommenheute meist aus der Biologie.“

FliegensexEin weiteres Projekt, das auf der spring conference vorgestellt wur-

de, hat es jüngst ebenfalls ins „Cell“ geschafft und ist obendreinhausgemacht. Am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie(IMBA) konnten der Neurobiologe Barry Dickson und seine Dok-torandin Ebru Demir zeigen, dass ein einziges Gen für das komple-xe Sexualverhalten bei männlichen Fruchtfliegen verantwortlich ist.

Das Balzverhalten mag auf den ersten Blicktrivial erscheinen, Ähnliches ist schließlich seitlangem und von vielen Arten bekannt: DasMännchen stellt der empfängnisbereiten Flie-ge nach, vibriert mit den Flügeln und versuchtsie am Genitalbereich zu berühren. Akzeptiertdas Weibchen die Umwerbung, kommt es zurKopulation. Dickson und seine Arbeitsgruppebeließen es aber nicht dabei und stellten eineReihe von Fragen, die für andere Wissen-schaftsdisziplinen als Tabuthemen gelten: Wiewird die Entwicklung dieser angeborenenVerhaltensweisen bei Tieren gesteuert? Gibtes, ähnlich wie bei der Ausbildung von körperlichen Merkmalen,übergeordnete Gene, die wie molekulare Schalter wirken und dieWeichen für männliches bzw. weibliches Verhalten stellen? Sind alsoInstinkte genetisch programmiert?

Geschlechtstrieb steht KopfIm Zentrum des Forschungsinteresses stand dabei das Gen

„fruitless“ (fru), das eine wichtige Rolle im geschlechtsspezifischenVerhalten der Fliegen spielt. Die weibliche und die männliche Flie-ge besitzen davon unterschiedliche Varianten. Schaltet man egalwelches Gen ab, ist das Fortpflanzungsverhalten erheblich gestört.

Gero Miesenböck: „Für die Erforschungneuronaler Netzwerkewerden Methodenaus der Biologieimmer wichtiger.“

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Den Forschern gelang es, die beiden Varianten von „fruitless“ aus-zutauschen, sodass letztlich weibliche Fliegen mit dem Gen desmännlichen Geschlechts ausgestattet waren und umgekehrt. Der-art „umgepolt“ zeigte sich, dass dasMännchen kein Balzverhalten mehran den Tag legt. Ganz anders dieWeibchen: Sie imitierten das Sexual-verhalten des männlichen Tieres undzeigten dabei exakt dieselben Verhal-tensmuster. Für die Forscher istdamit belegt, dass die männlicheForm des fru-Gens nicht nur not-wendig, sondern sogar ausreichendist, um bei Fliegen männliches Sexu-alverhalten hervorzurufen.

„Cell“ veröffentlicht noch eineweitere Arbeit aus der Arbeitsgruppeum Dickson zu einem verwandtenThema: Petra Stockinger und Kolle-gen versuchten die Aktivität des fru-Gens im Fliegengehirn zu lokalisierenund konnten diese in zwei Prozentder Nervenzellen nachweisen. Dabeiwar kein Unterschied in der räum-lichen Anordnung der entsprechen-den Zellen festzustellen. Für Dick-son, der ab Anfang 2006 das Schwes-terinstitut IMP am Vienna BiocenterCampus leiten wird, zeigt diesesErgebnis, dass es „sicher nicht ziel-führend ist, die Unterschiede zwi-schen männlichen und weiblichenIndividuen in der Feinstruktur desGehirns zu suchen.”

Den Fisch zum Leuchten bringenFür das Forschungsprojekt von Christiane Nüsslein-Volhard hat

die Fruchtfliege als primärer Modellorganismus ausgedient. 1995war sie für ihre Arbeit an den Fliegen mit dem Nobelpreis ausge-zeichnet worden, seit wenigen Jahren erforscht sie vor allem dieWachstumsvorgänge im Zebrafisch. In Wien stellte sie drei aktuelleArbeiten ihrer Forschungsgruppe vor. Von besonderem Interesse istdabei die Bewegung der Plakoden. Während Fliegen in „Stufen“wachsen, ist die embryonale Entwicklung beim Fisch wie bei allenWirbeltieren kontinuierlich. Folglich spielen auch wandernde Zell-verbände eine große Rolle, die sich vom Gehirn wegbewegen, umVerbindungen zu knüpfen oder sich später zu Sinnesorganen zuentwickeln.

Diese Plakoden sind ursprünglich Verdickungen in der Haut, dieim Gehirn entstehen. Während der Wanderung hinterlassen sie eineSchnur aus Zellen, die sich später zu Nervenfasern entwickeln. Da-rauf bleiben immer wieder Zellverbände „auf der Strecke“, die sichvom „Kopf“ absondern, um sich zu Sinnesorganen weiterzuentwi-ckeln. Die ganze Reise vom Kopf zum Schwanz des Embryos dauertnicht länger als 24 Stunden.

Im Fall des Zebrafisches geht es um das für den Gleichgewichts-sinn des Fisches zuständige Seitenlinienorgan. Die Arbeitsgruppe

veränderte einzelne Zellgruppen so, dass sie ein bestimmtes „Leucht-protein“ GFP bildeten, welches – durch Licht angeregt – im Mikro-skop leicht erkennbar ist. In einer Serie von Aufnahmen entstanden

Filme, mit denen sich Zellbewegun-gen während des Wachstums beob-achten lassen. Solche Aufnahmenstellen aber auch besondere Anforde-rungen an den untersuchten Orga-nismus. Für den Zebrafisch spricht,dass er fast durchsichtig ist und damit„in vivo“ beobachtet werden kann.„Bei der Maus müssten wir jedes Maldie Mutter töten und der Embryowäre auch nicht lange am Leben“,erläutert Nüsslein-Volhard. „DieZellwanderungen ließen sich so nichtlange beobachten.“ Obendrein ernäh-ren sich die Fische anfangs von einemDottersack, also sind Fütterungsarte-fakte, die im Gewebe stören, nicht zubefürchten.

Die Wanderung der Plakoden wareine mehr oder weniger zufällige Ent-deckung, die erst mit der richtigenTechnik studiert werden konnte. Alsein Mitarbeiter vor drei Jahren dieersten Filme von Farbstoff-markier-ten Zelltypen durch ein Mikroskopaufnahm, sollten eigentlich die Ver-zweigungen der Nervenzellen beob-achtet werden – bis man sich die Fra-ge stellte, wie diese Nerven überhauptan jenen Ort im Körper kommen,von dem aus die Differenzierungstattfindet.

Unerwartete Parallelen zum MenschenDie Zellen finden ihren Weg durch Rezeptoren in ihrer Memb-

ran, die mit so genannten Chemokinen, kleinen Proteinen, binden,die sie auf ihrem Weg auflesen. Das Team um Nüsslein-Volhardkonnte zeigen, dass die Plakoden ohne diese Spur aus Chemokinenorientierungslos sind und ihre Reise entlang der Seitenlinie einstel-len. Solche Rezeptor-Liganden-Paare sind oft in Wanderungspro-zesse involviert, allerdings hatte man nichts von ihrer unmittelbarenRelevanz für den Menschen geahnt: Dort konnten die Rezeptorenin Verbindung mit dem HI-Virus gebracht werden sowie auchdamit, die Krebszellen bei metastasierenden Tumoren auf ihrerWanderung zu leiten. Das Interesse an ihrer Entdeckung stieg plötz-lich sprunghaft an. „Das zeigt, dass man auch über ungezielte For-schungswege plötzlich in ganz wichtige Bereiche vorstoßen kann“,sagt Nüsslein-Volhard.

Inwieweit die Plakodenwanderung beim Säuger eine Rolle spielt,ist noch nicht klar. Im Kopfbereich werden zwar Sinnesorganedurch Plakoden gebildet. „Ob die dann dort auch hingewandertsind und ob die Verbindung zum Gehirn durch die vorher gebilde-te Nervenleitung aufrechterhalten worden ist, wissen wir nochnicht.“

Evolutionsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard: Zuhause kein Aquarium, aber am Institut Zugang zu mehr als 7.000 Tanks

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Neue Schnelltests holen Allergene vor den Vorhang

Im Rahmen der Abschlusskonferenzeines von der Europäischen Kommission geförderten Großpro-jektes stellt das IFA-Tulln zwei neueSchnelltests zum Nachweis von versteckten Allergenen in Lebensmitteln vor.

Allergien gegen Erdnuss und Haselnusssind unter den Lebensmittelallergienbesonders häufig und verlaufen zum Teilmit äußerst heftigen klinischen Sympto-men. Allergenkarenz ist derzeit der einzigeAusweg für Betroffene. Schnelle und leichthandhabbare Tests sind daher gefragt, umeventuell kontaminierte Lebensmittel raschzu testen.

Im Rahmen des von der EuropäischenKommission mit einer Million Euro geför-derten Großprojektes „Allergentest“ wur-den leicht handhabbare Teststreifen zumNachweis von versteckten Proteinen mitallergenem Potenzial entwickelt. Das drei-jährige EU-Projekt wurde vom Leiter desAnalytikzentrums am IFA-Tulln, RudolfKrska, koordiniert.

Einfaches Teststreifen-VerfahrenDie entwickelten Schnelltests – Immu-

noassays – beruhen auf spezifischen Anti-

gen-Antikörper-Wechselwirkungen. ImRahmen des Projektes ist es gelungen,gegen Erdnuss- und Haselnussproteine spe-zifische Antikörper zu gewinnen und imeinfachen Teststreifen-Format (Lateral FlowDevice), ähnlich den herkömmlichenSchwangerschaftstests, erfolgreich anzu-wenden. Die Teststreifen erlauben dieDetektion von allergenen Proteinen imunteren mg/kg-Bereich (ppm). Mithilfedieser neuen Tests werden derzeit verpackteund unverpackte Lebensmittel aus verschie-denen EU-Mitgliedsstaaten auf das Vor-handensein von versteckten – also nichtdeklarierten – allergenen Haselnuss- undErdnussproteinen untersucht. Die Verbrei-tung der Resultate und Ergebnisse erfolgtdurch Publikationen in wissenschaftlichenund Konsumentenjournalen.

Die Verfügbarkeit dieser Schnelltests zurBestimmung von Allergie auslösenden Pro-teinen ist vor allem hinsichtlich der neuenEU-Richtlinien zur Kennzeichnung vonLebensmittelinhaltsstoffen (Directive2003/89/EC) von großem Interesse. DieSchnelltests wurden gemeinsam mit siebeneuropäischen Partnern entwickelt. Der Ver-trieb erfolgt über den bekannten Test-Kit-Hersteller R-Biopharm aus Deutschland inKooperation mit Pocket Diagnostics.

Info und Kontakt: [email protected]

Effizienter Zugriff auf Produktionsdaten

Rockwell Automation hat eine neueVersion seiner Enterprise ProductionManagement Software für die Life-Science-Industrie entwickelt: Mit „Propack DataPMX MES 4.1“ wird auf Produktionsdatenaus der Automationsebene zugegriffen –vom Eingang der Rohmaterialien über dieProduktion bis hin zur Verpackung.

Pharmaunternehmen können mit die-sem On-Demand-Zugriff auf die Produk-tionsdaten ihre Material- und Betriebsmit-tellogistik besser mit ihrer Auftragserfül-lung koordinieren: mehr Prozessgenauig-keit und erhöhter Durchsatz, indem die

Software sicherstellt, dass an der Anlagejederzeit die richtigen Inhaltsstoffe zur Ver-fügung stehen, verarbeitet und dokumen-tiert werden.

Die neue Version der Software nimmtStatusveränderungen von Anlagen wie Säu-berungsprozesse und Kalibrierungenelektronisch auf und kann diese Informa-tionen reibungslos mit anderen Systementeilen. Zudem ist ein elektronisches Log-buch integriert, um gesetzliche Vorschriftender FDA einzuhalten.

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Europaweite Nachfrage nach Gelenksknorpelersatz aus KremsKnorpelschäden durch Unfälle verursa-chen heftige Schmerzen. Eine spezielleTherapie in Krems verspricht rasche undlangfristige Heilung.

Am Technopol Krems produziert die ArsArthro Biotechnologie GmbH seit 2004 Gelenks-knorpelersatz in speziellen, hochtechnologisiertenLaboratorien (GMP). Am LandeskrankenhausKrems führte kürzlich das Team um OberarztFriedrich Rohrmoser und Wolfgang Hagel die500. Behandlung eines Knorpeldefektes durch.

Diese innovative und höchst effizienteBehandlung wird durch die spezielle Knorpel-Regenerationstechnologie CaReS® der Ars ArthroGmbH ermöglicht. Auf Basis einer 3D-Kollagen-Gel-Matrix entsteht in nur 10–14 Tagen ein indi-viduelles, druck- und formstabiles Transplantat,das intraoperativ der individuellen Defektgrößeangepasst werden kann. Durch Fixierung desTransplantats per Fibrinkleber entfällt die beieiner klassischen ACT erforderliche Deckelung des Defektes, etwadurch Verwendung eines Periostlappens. So reduzieren sich Opera-tionszeit und -trauma erheblich. Das Ergebnis: eine rasche, langfris-tige und optimierte Heilung größerer Knorpelläsionen an Knie,Fuß- und Sprunggelenk mittels gezielter und sicherer Transplanta-tion einer erstmals definierten Menge an steuerbaren autologen Zel-len.

Mit der Ars Arthro Biotechnologie GmbH ist in Krems die phar-mazeutische Produktionsstätte der Unternehmensgruppe angesie-delt. Die Ars Arthro verzeichnet europaweit einen starken Anstiegder Nachfrage nach CaReS® – im Mai 2005 verwendeten bereitsmehr als 70 Transplantationszentren diese Technologie. Geschäfts-führer Martin Hennes erklärt die große Akzeptanz dieser Transplan-

tate mit der anerkannten Produktsicherheit und den hohen Quali-tätsstandards in Produktion und Kundenbetreuung. „500 erfolgrei-che Transplantationen in nicht einmal zwei Jahren sprechen fürsich“, verdeutlicht er den Erfolg der CaReS®-Technologie.

Der Technopol Krems ist neben Tulln und Wiener Neustadteiner der drei Technopol-Standorte und auf medizinische Biotech-nologie wie Zellbiologie, Tissue Engineering, Biochemie, Blutreini-gung, Messtechnik und Adsorptionstechnologien spezialisiert.Gemanagt wird der Technopol Krems von Rupert Körber. DasTechnopol-Programm für Niederösterreich wird seit mehr als einemJahr von ecoplus erfolgreich umgesetzt – durch die Zusammenar-beit von Einrichtungen aus Forschung, Wirtschaft und Ausbildungan einem Standort werden wechselseitig Synergieeffekte genutzt.

Studiengangsleiter Wolfgang Schütt, Studentin der Biotechnologie und FranzKaida vom Verband der österreichischen Sicherheitsingenieure (v.l.)

Sicherheitsvertrauenspersonen an der FH Krems zertifiziertDer Vorsitzende des Verbandes der österreichischen Sicherheits-

ingenieure Franz Kaida übergab vor kurzem im Biotechnologiezent-rum an insgesamt 82 Studierende der IMC FH Krems offiziell dasZertifikat zur Sicherheitsvertrauensperson. Nach insgesamt 28Stunden Theorie über Unfallverhütung und den damit verknüpftengesetzlichen Regelungen erhielten die Studierenden des Studiengan-ges „Medizinische und Pharmazeutische Biotechnologie“ der IMCFachhochschule Krems im Zuge ihres Studiums diese wichtige Aus-bildung. „Die Einbeziehung der Sicherheitstechnik in den FH-Stu-diengang trägt der zunehmenden Bedeutung dieses Gebietes in derIndustrie Rechnung. Der Studiengang Biotechnologie der FHKrems ist der erste und bisher einzige Fachhochschul- bzw. Univer-sitätsstudiengang in Österreich, bei dem die Integration dieser wert-vollen Zusatzausbildung gelungen ist“, so Kaida.

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Durch die Knorpeltransplantation werden Patienten relativ rasch und auf unkompliziertem Wegeschmerzfrei.

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Ziel derStudie, die alsAnwendungs-beobachtungdurchgeführtwird, ist es, die„DendritischeZelltherapie“bei der Be-handlung vong y n ä k o l o g i -schen Tumoren

zu etablieren. In die Studie eingeschlossen sind Patientinnen, die aneinem Tumor erkrankt sind, der durch keine erprobte Methode –wie etwa Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie – zuverlässigbehandelbar ist. Der neue wissenschaftliche Ansatz besteht darin,Zellen des eigenen Immunsystems im Labor so zu behandeln, dassdiese imstande sind, die nicht ausreichend funktionierendeAbwehrreaktion des Körpers gegen den Tumor wieder zu aktivieren.

Blut enthält so genannte Antigen-präsentierende Zellen, die inder Lage sind, Zellen mit gefährlichen Merkmalen zu erkennen unddiese Information den körpereigenen Abwehrzellen (T-Zellen) soanzubieten, dass diese jene Zellen, die das Antigen besitzen, zerstö-ren. Diese Antigen-präsentierenden Zellen werden durch eine Leu-

kapherese gewonnen (Geeig-nete Blutzellen werden ausdem peripheren Blut heraus-gefiltert). Die Fähigkeitendieser Zellen sollen im Rahmen der dendritischen Zelltherapiegenützt werden. Am Menschen konnte unter anderem bei bösarti-gen Hauttumoren der positive Effekt einer derartigen Therapienachgewiesen werden. Ziel der klinischen Prüfung ist es, die Reak-tion des Tumors, die Aktivierung des Immunsystems sowie mögli-che Nebenwirkungen dieser Behandlungsform zu beobachten.

Mit der Anwendung der dendritischen Zelltherapie kann im Ide-alfall der Tumor in seinem Wachstum gebremst, gestoppt oder sogarverkleinert werden, die Beschwerden könnten mäßig oder sogar deut-lich gelindert werden. Diese Art der Tumorbehandlung ist nachweis-lich ärmer an Nebenwirkungen als vergleichsweise eine Chemo- oderStrahlentherapie. Die Ergebnisse der klinischen Studie sollen auchdazu beitragen, für andere Patienten eine passende Behandlung zufinden und zu optimieren. Verbesserte Methoden sollen es künftigermöglichen, die Eigenschaften des Tumors sowie die Reaktion desmenschlichen Immunsystems deutlicher zu erkennen.

Info & Kontakt: Martin Imhof, AKH Wien

Tel.: 01/40 400-2816

www.akh-wien.ac.at od. www.ecoplus.at

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Kooperation Wien-Krems: Etablierung der dendritischen ZelltherapieEin gemeinsames Projekt der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wienund der Donau-Universität Krems beschäftigt sich mit der Immuntherapiebei inkurablen Malignomen durch Applikation von autologen akzessori-schen Antigen-präsentierenden Zellen.

Martin Imhof, AKH Wien

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Das Österreichische Forschungsinsti-tut für Chemie und Technik (ofi) istdurch die Übernahme des Q|LAB|austriaim Oktober 2004 um rund 30% auf 135Mitarbeiter gewachsen. Mit dieser Inte-gration verstärkte das ofi seinen Life-Sciences-Bereich um den SchwerpunktLebensmittelanalytik – es entstand dasmodernste Lebensmittellabor Österreichsmit der einzigartigen Kombination vonLebensmittel- und Verpackungs-Know-how aus einer Hand.

Kunden profitieren in Zukunft vonden zahlreichen Synergien diesesZusammenschlusses: Ihnen steht einOne-Stop-Shop zur Verfügung, derLösungen entlang der gesamten Wert-schöpfungskette anbietet, von der Land-wirtschaft über die Produktion bis zum

Konsumenten. Vor allem die Kombina-tion „Lebensmittel und Verpackung“ ineinem Institut ist einzigartig in Mitteleu-ropa.

Das Österreichische Forschungsinsti-tut für Chemie und Technik (ofi) ist eineakkreditierte Forschungs- und Dienstleis-tungseinrichtung mit den Schwerpunkt-bereichen Polymertechnik, Life Sciences,Bauwesen und Umwelttechnik. In diesenBereichen umfassen die Kernkompeten-zen des ofi umfangreiche Dienstleistun-gen wie Prüfung & Materialcharakteri-sierung, Gütesicherung, Begutachtung &Schadensaufklärung, technisches Con-sulting sowie angewandte Forschung &Entwicklung.

www.ofi.co.at

OFI auf Expansionskurs

Der Studiengang „Medizinischeund Pharmazeutische Biotechnologie“der IMC Fachhochschule Krems, dersich auf regenerative Medizin mit demSchwerpunkt Tissue Engineering spe-zialisiert hat, konnte für sein For-schungsvorhaben „Zellbasierende Test-systeme für bioaktive Substanzen“ dieFörderungszusage von der Österreichi-schen Forschungsförderungsgesell-schaft (FFG) erhalten.

Für die Durchführung von ange-wandter Forschung, die sowohl derAusrichtung des Studienganges alsauch dem Aufbau eines Biotechnolo-gie-Clusters am Standort Krems ent-spricht, ist es erforderlich, die notwen-digen strukturellen, personellen undgerätetechnischen Voraussetzungen imStudiengang zu schaffen. Das Biotech-nologieteam und die Geschäftsführungder IMC FH Krems haben mit demAufbau industrienaher Praktika, derEinrichtung eines Schulungsreinrau-mes der Klasse A sowie teilausgerüste-ten R2-Forschungslaboratorien bereitserhebliche Vorleistungen erbracht.

Die Fördermittel werden für dieErweiterung des wissenschaftlichenund technischen Personals sowie fürden Ankauf einer USSING-Chamberund eines Laser-Rastermikroskops auf-gewendet.

Info & Kontakt:

IMC Fachhochschule Krems

[email protected]

Um Schülern und Jugendlichen einenÜberblick über zukunftsgerichtete Aus-bildungen zu geben, haben der Kunst-stoff- und der Mechatronik-Cluster jetztzwei umfangreiche Broschüren aufgelegt.Darin erfahren Eltern und Jugendlichealles Wissenswerte zum Thema Ausbil-dung in der jeweiligen Branche. „Die bei-den Informationsbroschüren unterstüt-zen Jugendliche und Eltern punktgenaubei der richtigen Berufswahl und dergeeigneten Ausbildungsform“, betonen

die Cluster-Manager Werner Pamminger(KC) und Christian Weinberger (MC).Auf 28 Seiten werden chancenreicheBerufe und Ausbildungsbetriebe desKunststoff-Clusters in (Ober-)Österreichdetailliert vorgestellt. Besonders fürMädchen bieten sich interessante Per-spektiven abseits der gängigen Ausbil-dungen.

Beide Broschüren sind ab sofort

kostenfrei unter [email protected] oder

www.kunststoffkarriere.at erhältlich.

Jobs mit ZukunftJobs mit Zukunft

Erfolg für FH Krems

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IPA-Gütesiegel für Reinraummobiliar

Neues Mitteldruck-UV-System von Hanovia

Kiefer technic wurde als erster Anbietervon Reinraummobiliar mit dem IPA-Güte-siegel des Fraunhofer-Instituts ausgezeichnet.Getestet wurden sowohl die Edelstahlmöbelals auch die pulverbeschichteten Metallmöbeldes österreichischen Marktführers im Kran-kenhausbereich. Beide Produkte haben damitihre Eignung für den Einsatz in der höchstenReinraumklasse 1 unter Beweis gestellt.

Mit dem hochwertigen Sortiment – esreicht von Schränken über Türanlagen bis zuReinraumdecken und -wänden – wendet sichKiefer technic nun auch an die pharmazeuti-sche und biochemische Industrie. Mag AstridKiefer, Geschäftsführerin des Familienunternehmens: „Wenn wirvon Qualität sprechen, dann meinen wir alle Produkteigenschaften,die direkt und indirekt dazu beitragen, dass Hygienebestimmungen

möglichst leicht, nachhaltig und gründlich eingehalten werden kön-nen. Und das macht unsere Produkte so einzigartig und interessantfür den Reinraum.“ Info: www.kiefertechnic.at

Quantum, ein neues Mitteldruck-UV-System von Hanovia,kann in vorhandenen Rohren ohne gewinkelten Einbau installiertwerden. Das Gerät wurde mithilfe von CFD-(Computational FluidDynamics Modeling-)Software entwickelt und erfüllt die strengstenQualitätsanforderungen der Industrie. Außerdem wurden die Syste-me in Österreich biodosimetrisch getestet, um die Desinfektionsleis-tung zu überprüfen.

Das preisgünstige Gerät wurde speziell für kleinere industrielleProzesswasseranwendungen (bis zu 120 m3/h) in der Lebensmittel-,Getränke-, Brauerei-, Pharma- und Elektronikindustrie konzipiert.Es eignet sich aber auch ideal für die Behandlung von Wasser inkleinen Schwimm- oder Heilbädern.

Quantum verfügt über ein radikal neues Design, bei dem dieUV-Lampen in einem 30-Grad-Winkel zur Fließrichtung angeord-net sind, um die Kontaktzeit zu maximieren. Durch das Inline-Design werden nicht nur Druckverluste minimiert, sondern es wirdauch eine optimale Desinfektion garantiert, da das durch die Kam-mer fließende Wasser die erforderliche UV-Dosis erhält. Da zudemdie Leistung pro Anlagenlänge niedriger ist, wird die Lebensdauerder UV-Lampe erhöht. Durch das Design ist auch ein schnelles undleichtes Austauschen der Lampen möglich. Am Bedienfeld werdendie UV-Intensität, Alarme und die Betriebsstunden angezeigt. DieUV-Kammer kann in nassen Bereichen aufgestellt werden, währenddas Netzteil bis zu 30 Meter entfernt in einem trockenen Bereichpositioniert werden kann. Als Zubehör sind ein manueller Wischerund automatische Entlüftungssysteme erhältlich.

Info & Kontakt: www.alldos.com, www.hanovia.com

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INFORMATIONEN DER GÖCHGesellschaft Österreichischer Chemiker,Nibelungengasse 11/6, A 1010 Wien,Tel.: 01/587 42 49 oder 01/587 39 80,Fax: 01/587 89 66, E-Mail:[email protected]

Aktuelles zu den 11. Österreichischen Chemietagen

Die Vorbereitungen für die an der Montan-universität Leoben vom 19.–22. 9. 2005stattfindenden 11. Österreichischen Che-mietage laufen auf Hochtouren. Erfreuli-cherweise sind bisher schon rund 150angemeldete Abstracts eingelangt undrund 200 Teilnehmer gemeldet. DieseZahlen decken sich vom Verlauf her inetwa mit dem der Chemietage 2002 inLinz und lassen so das Erreichen dieserhoch gelegten Messlatte erwarten.

Auch die begleitende Industrieausstellungerfreut sich immer größerer Beliebtheit.Eine Reihe renommierter Unternehmenhat bereits ihre Zusage erteilt, um sichwieder der bestehenden und künftigenChemikergeneration zu präsentieren.Außerdem beteiligen sich auch diesmalwieder namhafte Industriesponsoren andiesem Event.

Die 11. Österreichischen Chemietagebeginnen am Montag, dem 19. 9. 2005,mit einer Reihe von Minisymposien mitden Titeln „Heterogene Katalyse“, „Neuesaus der Polymer-Rheologie“, „Proteinanaly-tik und Proteomics“ und „Chemie undMaterialwissenschaften“. Anschließend fin-det die schon die letzten Male sehr inten-siv besuchte Diskussionsveranstaltung„Chemie nach der Uni“ unter Einbeziehungder Industrieaussteller statt.

Nach der Begrüßung durch den Gastgeber,o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wolfhard Weg-scheider, Rektor der MontanuniversitätLeoben, und den GÖCH-Präsidenten DDr.Haio Harms wird der Festvortrag von o.Univ.-Prof. Dr. Bernhard Kräutler, Dekander Fakultät für Chemie und Pharmazieder Leopold-Franzens-Universität Inns-bruck, mit dem Titel „Zur Herbstverfär-bung – wie die Natur das Grün aus denBlättern holt“ gehalten. Wir freuen uns,dass wir bei dieser Gelegenheit Herrn Prof.

Kräutler die höchste Auszeichnung derGÖCH – die Loschmidt-Medaille – verlei-hen dürfen. Im Anschluss daran laden wirherzlich zur Welcome Party.

Auch die weiteren Tage sind wie immervon Highlights geprägt. Eine Reihe vonhochkarätigen Plenarvorträgen aus demIn- und Ausland werden für spannendeDiskussionen sorgen. Das Wichtigstejedoch – der Grund, warum sich die Che-mietage immer wieder einer so großenTeilnehmerzahl erfreuen – sind die interes-santen Vorträge und Posterpräsentationender Jungchemiker. Die Diskussionsforenzwischen Nachwuchschemikern und arri-vierten Spezialisten sind immer wiederfruchtbringend. Speziell zu erwähnen sindselbstverständlich auch die Präsentationender Preisträger des Wissenschaftspreises2005 und des erstmals vergebenen Anton-Paar-Wissenschaftspreises 2005. Auch siebereichern die wissenschaftliche Aussage-kraft der Chemietage.

Am Dienstag, dem 20. 9. 2005, findetauch die Generalversammlung der Gesell-schaft Österreichischer Chemiker statt,auf die wir im nächsten Heft detailliertereingehen werden. Anschließend an dieGeneralversammlung werden im Rahmender jährlichen Festsitzung die GÖCH-För-derungspreise 2005 für Diplomarbeitenund Dissertationen, gestiftet vom Fachver-band der Chemischen Industrie Österreich(FCIO), der GÖCH-Wissenschaftspreis2005, gestiftet von ChemieReport.at, undder Anton-Paar-Wissenschaftspreis 2005,dotiert aus den Mitteln der Santner-Privat-stiftung, vergeben.

Zu guter Letzt sei noch auf das umfangrei-che Rahmenprogramm, welches in mühe-voller Detailarbeit vom Vorbereitungsteam inLeoben zusammengestellt und organisiertwurde, hingewiesen. Welcome Party, Gesell-schaftsabend und gemeinsamer Abend imArkadenhof runden die intensiven Tage aufangenehme Weise ab. Zum Ausklang derChemietage wurden mehrere interessanteExkursionen vorbereitet, um den Besuchernder Chemietage nicht nur die wissenschaft-liche Seite Leobens, sondern auch die wirt-schaftliche und teilweise auch die kulturelleSeite der Stadt zu zeigen. Wir freuen uns, auch Sie bei den Chemie-tagen begrüßen zu dürfen!

The IUPAC International Chemical Identifier (InChI) is released

InChI, the IUPAC International ChemicalIdentifier, is a computer readable chemicalidentifier defined by an IUPAC standardalgorithm. A program that implements thisalgorithm is now available on the IUPACwebsite. The IUPAC International Chemi-cal Identifier is a significant advance inadapting chemical nomenclature for useon the internet. This implementation of theInChI algorithm is:

• an open source, non-proprietary identifier for chemical substances

• a string of characters uniquely represent-ing a specified molecular structure

• a precise, robust, IUPAC-approved chemical substance tag

• independent of the way the chemicalstructure is drawn

• indexed by Internet search engines• usable in both printed and electronic

data sources• enables reliable structure recognition

and easy linking of diverse data compilations

• accepts input in the form of MOLfiles (or SDfiles) and CML files

• deals with organic compounds with Z/Eand sp 3 configurations, tautomers andisotopes as well as salts, organometalliccompounds and protonated forms

For more information and to download theInChI source code, associated softwareand documentation, please visitwww.iupac.org/inchi/.

Prof. Dr. Ulrich SchubertVienna University of TechnologyInstitute of Materials ChemistryGetreidemarkt 9, 1060 WienTel.: 01/588 01-15320Fax: 01/588 01-16599Internet: www.imc.tuwien.ac.at

KURZ UND BÜNDIG

EuCheMS – eine noch nicht so ganz inFleisch und Blut übergegangene Abkürzung.Was hat es damit auf sich? Die EuropeanAssociation for Chemical and MolecularSciences ist aus der in Teilbereichen sehraktiven, aber nie wirklich integrativen Fede-ration of European Chemical Societies

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(FECS) heraus entwickelt worden. DerSinn liegt darin, bei den Entscheidungs-prozessen in Europa als kompetente Stim-me für die Anliegen der Chemie gehört zuwerden. Das wurde über die formale Kon-struktion erreicht – die Gesellschaften derLänder, also auch GÖCH und ASAC,haben Sitz und Stimme. Inhaltlich soll derChemie in all ihren Erscheinungsformeneine europäische Heimstätte geboten wer-den. Dazu findet auch der 1. Gesamteuropäi-sche Chemiekongress im August 2006 inBudapest statt, zu dem wir alle eingela-den sind, unseren Beitrag zu leisten. Überdie GÖCH-Homepage (Veranstaltungska-lender) sind weitergehende Informationenabrufbar.

Nach dem wirklich erfreulichen Echo derMedien auf die „Woche der Chemie“ imJahr 2004 ist für den Herbst 2006 wiedereine solche vorgesehen. Da diesmal aufdie Erfahrungen der Premiere zurückgegrif-fen werden kann, lassen sich neue Ideenleichter und besser verwirklichen. Wer sichAnregungen für seinen eigenen Beitragholen möchte oder sich auch einfach nurgerne erinnern will, findet unterwww.wochederchemie.at eine Übersichtdes Geschehens vom vergangenen Jahr.

GÖCH/ASAC – Festveranstaltung zu Ehren von em. Univ.-Prof. Dr. Karl Winsauer

Anlässlich des 80. Geburtstags von findetan der Johannes-Kepler-Universität Linzeine Festveranstaltung statt. Im Rahmendieser Veranstaltung hält o. Univ.-Prof.Dipl.-Ing. Dr. Günter Knapp (TechnischeUniversität Graz) den Festvortrag mit demTitel: „Die Mikrowelle – von der Küche in das Chemielabor“.

Die Feierlichkeiten finden am Donnerstag,dem 29. September 2005, um 17.00 Uhrim Hörsaal 15 (Management-Zentrum) derJohannes-Kepler-Universität Linz, Alten-bergerstraße 69, 4040 Linz, statt.

Nähere Informationen:o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang BuchbergerTel.: 0732/2468-8724E-Mail: [email protected]

Termin Veranstaltung / Ort Veranstalter / Information

18. 7. 2005 Universitätslehrgang: Qualitätssicherung im chemischen LaborMontanuniversität Leoben

Montanuniversität LeobenE-Mail: [email protected]:www.unileoben.ac.at/~che-mie/lehrgang.html

11.–14. 9. 2005 6th International Workshop onCatalytic Combustion (IWCC 6)Hotel Continental Terme, Ischia,Italien

Italian Chemical Society –Catalysis GroupIndustrial Chemistry DivisionE-Mail: [email protected]: www.iwcc6.unisa.it

11.–16. 9. 2005 Sommerschule WirkstoffdesignInst. f. Med. & Pharm. Chemie,Althanstraße 14, 1090 Wien

GÖCH AG Medizinische Chemie & ÖPHGE-Mail: [email protected]: www.goech.at

12.–14. 9. 2005 Japanese-European Workshop: Cellulose and Functional PolysaccharidesDept. of Chemistry – BOKU, 1190 Wien

University of Natural Resources and Applied Life Sciences (BOKU)E-Mail:[email protected]:www.chemie.boku.ac.at

18.–23. 9. 2005 3rd International Summer School– Solid State NMR for Liquid State NMR SpectroscopistsNiederöblarn

GÖCH AG NMRE-Mail:[email protected]: www.orc.uni-linz.ac.at/AGNMR

19.–22. 9. 200511. Österreichische ChemietageMontanuniversität Leoben

GÖCH und MontanuniversitätLeobenE-Mail: [email protected]: www.goech.at undInternet: http://chemieta-ge2005.chemit.at

21.–23. 9. 2005 44. Internationale Chemiefaser-TagungKongresshaus Dornbirn

Österreichisches Chemiefaser-InstitutE-Mail: [email protected]: www.dornbirn-fib-con.com

21.–23. 9. 2005 EURO FOOD CHEM XIIIHamburg

Food Chemistry Division ofEuCheMSE-Mail: [email protected]:www.gdch.de/vas/tagungen/tagungen2005/5556.htm

11.–13. 10. 2005 FILTECH 2005Wiesbaden

Filtech Exhibitions GermanyE-Mail:[email protected]:www.FiltechEuropa.com

21.–22. 10. 2005 IUSS-SymposiumAdvances of Molecular Modelling – Perspectives forSoil ResearchUniversity of Natural Resources &Applied Life Sciences, Wien

BOKU, Universität Wien, ARCSeibersdorf & GÖCHE-Mail:[email protected]:www.boku.ac.at/boden/ammsr/ammsr.html

5.–8. 2. 2006 10th International Symposiumon Catalyst DeactivationHarnack-Haus, Berlin

DECHEMA e.V.E-Mail: [email protected]:http://events.dechema.de/CatDeact.html

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WIR GRATULIEREN

ZUM GEBURTSTAG

im Juli

05. 07. 1955 Univ.-Doz. Dr. Peter Blaha

06. 07. 1925 Univ.-Prof. Dr. Gottfried Machata

09. 07. 1955 Dr. Gerhard Zifferer

26. 07. 1965 Dr. Elisabeth Zwickl

27. 07. 1930 Dr. Ernst-Arno Gardziella

30. 07. 1920 Dr. Gertraud Zellner

30. 07. 1935 Dr. Johannes Jörg

im August

01. 08. 1940 Dr. Bruno Mayerböck

06. 08. 1940 Dr. Heinz Rassaerts

07. 08. 1955 Dr. Eduard Alois Lack

07. 08. 1965 Univ.-Prof. Dr. Martin Winter

09. 08. 1940 Dipl.-Ing. Friedrich Haider

09. 08. 1955 Dr. Harald Stüger

10. 08. 1940 Dr. Wolfgang Streicher

13. 08. 1955 Dr. Reinhard Bichler

14. 08. 1935 Ing. Engelbert Kloimstein

19. 08. 1940 Dr. Hartmut Gruber

19. 08. 1940 Dr. Siegfried Waldhör

19. 08. 1965 Dr. Barbara Gaigg

19. 08. 1965 Dr. Thomas Stimpfl

23. 08. 1965 Dr. Harald Siegl

26. 08. 1945 HR Dr. Peter Kubalek

29. 08. 1965 Dr. Christian Hametner

EHRUNGEN

Die GÖCH-Preise für die besten Fachbereichsarbeiten

aus Chemie 2005 wurden vergeben an: Fabian Bauer

(Wien), Edith Hisch (Wien), Nikolaus Krall (Wien),

Markus Sumpich (Wien) und Maximilian Tromayer

(Mödling). Sonderpreise (Agnes-Ruis-, Max-Perutz-

und VCO-Sonderpreis) ergingen an: Armin Thalham-

mer (Hallein), Philip Babcock (Wien) und Stephanie

Flitsch (Graz).

Mit einer Gold-, drei Silber- und vierBronzemedaillen wurden kürzlich diebesten jungen österreichischen Chemieta-lente der AHS im Rahmen der 31. Österrei-chischen Chemieolympiade in Wien geehrt.25 Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren,die sich in österreichweiten Schul- undLandesausscheidungen qualifiziert hatten,bereiteten sich zwei Wochen lang in theo-retischen und praktischen Übungen auf dasRennen um die begehrten Preise vor. „DasWissen aller Teilnehmer war auf überaushohem Niveau“, resümiert ManfredKerschbaumer, Bundesorganisator desWettbewerbs. Armin Thalhammer vomBG/BRG Hallein punktete mit einer Gold-medaille; Maximilian Tromayer, BG/BRGMödling-Keimgasse, Manuel Kriz, pG 18AMS-Gymnasium Wien, und Ralph Koitz,BG/BRG Mössingerstaße-Klagenfurt, beleg-

ten mit jeweils einer Silbermedaille die wei-teren Plätze. Die vier Erstplatzierten stellennun das österreichische Team für die MitteJuli stattfindende 37. Internationale Che-mieolympiade in Taipeh.

Rund 1.500 Schüler aus ganz Öster-reich nahmen in diesem Jahr an der Che-mieolympiade teil. Über den schulischenAlltag hinaus beschäftigten sich die Jung-wissenschaftler mit dem Thema Chemieund erforschten in vornehmlich praktischenExperimenten die Zusammenhänge, Chan-cen und Risiken einzelner Stoffe und Pro-dukte. Ziel ist es, einen tieferen Einblick indie Alltagswelt der Chemie zu bekommen.„Chemie ist ein wichtiger Bestandteil dermodernen Bildung. Durch diese Veranstal-tung können wir interessierte und begabteSchüler an die Chemie heranführen undfördern“, so Kerschbaumer.

Der Sieger und einzige Goldmedaillengewinner des Bundeswettbewerbs der Österreichischen Chemieolympiade, Armin Thalhammer, bei Versuchen

Schüler erklimmen „Chemie-Olymp“

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Der neue Standard in der Flamm-punktbestimmung: ASTM D7094

Beim Transport von Erdölproduktensteht Sicherheit an erster Stelle.

Strenge Sicherheitsrichtlinien im Laborund offene Flammen sind ein Widerspruch,daher stellen sichere Instrumente für dieFlammpunktbestimmung eine große He-rausforderung für dieHersteller dar. Grab-ner Instruments hatnun neue Geräteentwickelt, die meh-rere Probleme aufeinen Schlag lösen:Im MiniFlash wird ineinem geschlosse-nen Tiegel eine Pro-benmenge von nur 2ml mit elektrischerZündung getestet.Die Ergebnisse lie-gen schneller vor und Abfall wird vermie-den.

In kritischen Situationen, wie etwa beiUnfällen, muss rasch vor Ort gemessenwerden. Dazu eignen sich die tragbaren,robusten und vollkommen automatisiertenMessgeräte von Grabner Instrumentsbesonders, handelt es sich doch um Gerä-te, die keine Kompromisse bei der Messge-

nauigkeit eingehen. Das beweisen dieDaten der ASTM-Ringversuche: Sie bestäti-gen, dass für reine Treibstoffe, Öle undChemikalien zwischen MiniFlash und Pens-ky-Martens D93A kein signifikanter Unter-schied besteht, obwohl die Messung durchPeltierkühlung und 2 ml Probenvolumendeutlich schneller vor sich geht.

Bei Proben mitVerunreinigungen(Benzin in Diesel,Diesel in Motoröl)ist es besonderswichtig, genau zumessen, weil hierder Flammpunktdeutlich niedrigerist als in den Rein-substanzen. In sol-chen Fällen wirddas doppelte Pro-benvolumen magne-

tisch gerührt und kontrolliert belüftet. Die-se verbesserte Methode wurde letztes Jahrvon der ASTM als D7094 angenommen.Die Ergebnisse des Ringversuches zeigenkeine Abweichung zu Pensky-Martens93B. So ist die verlässliche Bestimmungdes Flammpunktes vor allem dort möglich,wo es wirklich darauf ankommt.

Info: www.grabner-instruments.com

Neue mline-Serie lieferbarBIOHIT setzt ihren erfolgreichen Weg nach Einführung der elektronischen eline-Serie mit elektronisch gesteuertem Spitzenabwurf nunmehr auf dem Sektor manuel-ler Pipetten mit Markteinführung der mline-Serie fort. Die wesentlichen Featuresder mline-Serie: ergonomisch optimal gestaltet und federleicht. Der Opti-Load-Lademechanismus ermöglicht die Aufnahme der Spitzen mit konstantem

Kraftaufwand. Durch den drehbaren Dispen-sierkopf ist die Serie für Rechts- und Links-händer geeignet. Ein eigener Druckknopf zumEntfernen des Filters und ein eigener Sperrme-chanismus verhindern ungewollte Volumsver-stellungen. Lieferbar sind 8- und 12-Kanal-Pipetten der mline-Serie. In jeweils dreiModellen wird der Volumsbereich von 0,5–300 µl abgedeckt.

Die geschlossene Testschale des Flammpunkttes-ters MiniFlash FLP, wie sie für die ASTM-MethodenD7094 und D6450 vorgeschrieben ist

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ChemieReport.at: Sie sind mit Ihremerfolgreich abgeschlossenen Projekt „Aller-gene in Lebensmitteln“ in den Blickpunktder Öffentlichkeit gerückt. Wie gehen Siedamit um?Rudolf Krska: Es ist ein gutes Gefühl, wenndie eigenen Forschungsergebnisse nebenPublikationen in wissenschaftlichen Jour-nalen auch hin und wieder den Weg in dieÖffentlichkeit finden. Bei diesem EU-Pro-jekt zum Nachweis von versteckten Allerge-nen in Lebensmitteln ist meine persönlicheGenugtuung aber besonders groß. Ich habeim Jahr 2000 den ganzen Sommer ge-opfert, um ein geeignetes Konsortiumzusammenzustellen und einen Projektan-trag zu verfassen, der schließlich von derEuropäischen Kommission mit fast einerMillion Euro gefördert wurde. Die im Rah-men des Projektes entwickelten Teststreifenzum einfachen Nachweis von verstecktenErdnuss- und Haselnussproteinen werdennun vom deutschen Test-Kit-Hersteller R-Biopharm unter Gewinnbeteiligung desIFA-Tulln vertrieben.

Dies ist aber nicht das einzige Projekt, dasSie in den letzten Jahren internationalerfolgreich abgewickelt haben …In den letzten fünf Jahren können wir aufeine sehr zufrieden stellende Bilanz zurück-

blicken. Neben vier weiteren EU-Großpro-jekten im Bereich der Lebensmittelanalytikist vor allem das Christian-Doppler-Laborfür Mykotoxinforschung zu erwähnen, dasich seit zwei Jahren leite. Dort studierenwir das Abbauverhalten von Mykotoxinendurch Mikroorganismen und entwickelnClean-up-Säulen und Schnelltests. Fürmich und meine Firmenpartner Biomin undRomerLabs stellt das Christian-Doppler-Labor eine in Österreich einzigartigeArbeitsbasis dar. Wo sonst stehen einemForschungsteam sieben Jahre lang400.000 Euro jährlich zur Verfügung? Das Forschungs-Spin-off Biopure, das ichmitgegründet habe und das sich am Tech-nopol Tulln zu einem gut gehenden Unter-nehmen im Bereich von Mykotoxin-Refe-renzmaterialien und Konjugatsynthesenentwickelt hat, war ebenfalls ein Meilen-stein der letzten Jahre. All diese Erfolgewären aber ohne das hervorragende wis-senschaftliche Team am Analytikzentrumundenkbar.

Beim Zuhören gewinnt man den Eindruck,als wäre es derzeit recht einfach, an För-dermittel heranzukommen?Leider kann man das nicht behaupten! Diegenannten Projekte sind das Produkt jahre-langer harter Arbeit sowohl hinsichtlich der

Generierung guter Forschungsergebnisseals auch in Bezug auf den Aufbau von EU-Netzwerken mit industriellen und universi-tären Partnern. Im 6. EU-Rahmenpro-gramm ist es sehr schwierig geworden, Fußzu fassen. War es im 4. und 5. Rahmen-programm für mich noch möglich, selbstein EU-Projekt als Koordinator einzurei-chen, so fühle ich mich aufgrund der Pro-jektgröße jenseits von 30 Partnern undzehn Millionen Euro vom erforderlichenZeitbudget her kaum mehr in der Lage, einEU-Projekt selbst zu initiieren. Da bleibtnur die Hoffnung auf das 7. Rahmenpro-gramm, in dem es mehr Variabilität in derProjektgröße geben soll. Bezüglich andererFörderungsmöglichkeiten haben wir inTulln mit dem Technopol-Programm derzeitaber sicher einen Standortvorteil.

Sie haben sich sicherlich noch weitereinteressante Forschungsvorhaben für dieZukunft vorgenommen. Können Sie darü-ber schon etwas sagen?In den nächsten paar Jahren wird derSchwerpunkt unserer Forschung im Tech-nologiefeld Bioanalytik bzw. Lebens- undFuttermittelsicherheit liegen. Neben derEntwicklung von LC-MS/MS-Methodenzum Studium der Interaktion Pflanze-Pilzund zum simultanen Nachweis von Konta-

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Der mühsame Weg zum inter

Rudolf Krska, Leiter des Analy-tikzentrums am DepartmentIFA-Tulln, zieht Bilanz übererfolgreiche Projekte, mühe-volle Wege zu Fördergeldernund mögliche Entwicklungs-perspektiven in Tulln. Karl Zojer

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minanten in Lebensmitteln und Wasserwerden wir auch weiterhin im Bereich derImmunoassayentwicklung bis hin zum Bio-chip tätig sein. Dabei kommt uns derUmstand zugute, dass das Land Nieder-österreich dieses Projekt mit 1,4 MillionenEuro fördert. Damit konnte ich auch mei-nen Traum eines eigenen Zellkulturlaborsfür die Gewinnung von monoklonalen Anti-körpern verwirklichen. Darüber hinaus wol-len wir aber auch unsere Kompetenz alsZentrum für externe Qualitätssicherung inder Wasseranalytik mit unserem Kontroll-probensystem ausbauen.

Das IFA-Tulln mit seinem Analytikzentrumist ein sehr komplexes Forschungszentrum.Können Sie die Stellung Ihres Instituts kurzskizzieren?Das Analytikzentrum mit seinen derzeit 27Mitarbeitern ist eines der fünf Institute desInteruniversitären Departments für Agrar-biotechnologie (IFA) in Tulln, das nun zurUniversität für Bodenkultur Wien gehört.Das IFA-Tulln wird von einem Beirat beglei-tet, in den die drei GründeruniversitätenBOKU, TU und VetMed jeweils zwei Vertre-ter entsenden. Das Analytikzentrum koope-riert intensiv mit den anderen Instituten desIFA-Tulln, allen voran den Instituten für Bio-technologie in der Pflanzenproduktionsowie für Umweltbiotechnologie. DasArbeiten im interdisziplinären Umfeld amIFA-Tulln macht unheimlich viel Spaß undist sicher ein wichtiger Grund für den gro-ßen Erfolg des gesamten Departments.Aber auch innerhalb des Analytikzentrumsmit seinen Laborleitern Schuhmacher,Baumgartner, Kandler und Parich herrschtauch nach zehn Jahren immer noch einhervorragendes Arbeitsklima, das nichtüberall selbstverständlich ist.

Sie haben aber nach wie vor eine starkeBindung zur Technischen UniversitätWien?Das ist richtig. Ich habe nicht nur an derTU Wien studiert und mich dort habilitiert,sondern auch meine Tätigkeit am IFA-Tullndem jetzt am JRC Ispra in Italien tätigenTU-Professor Manfred Grasserbauer zu ver-

danken. Zudem habe ich engen Kontaktmit dem sehr aktiven IFA-BeiratsmitgliedDekan Johannes Fröhlich sowie mit vielenanderen Kollegen, beispielsweise im Rah-men eines großen GENAU-Projektes. In derLehre hat man es als Externer aber zuneh-mend schwer, berücksichtigt zu werden,sodass ich nur mehr eine beauftragte Stun-de an der TU abhalte.

Es gab vor kurzem das Gerücht, der Stand-ort Chemie am Getreidemarkt könnte nachTulln abgesiedelt werden. Ist da etwasWahres dran? Vor einigen Monaten wurde tatsächlichauch Tulln als mögliche Option genannt.Über den aktuellen Stand bin ich jedochnicht informiert. Tulln als geförderter Tech-nopol des Landes Niederösterreich wäremeiner Meinung nach ein hervorragenderStandort für die Chemie mit großem räum-lichen Spielraum und enormen Entwick-lungsmöglichkeiten. Der große Erfolg desFachhochschullehrgangs für BiotechnischeVerfahren am IFA-Tulln zeigt außerdem,dass Tulln auch von den Studenten gutangenommen wird und die 20-minütigeZugfahrt von Wien kein Problem darstellt.

Eine Professur für Analytische Chemie istfür Ihre persönliche Zukunft nicht auszu-schließen?Ich bin mit meiner derzeitigen Position alsa.o. Professor und Leiter eines modernstausgestatteten Instituts sehr zufrieden undsehe mich ohnehin eher als Wissenschafterund Manager einer Forschungseinrichtungdenn als Lehrer, wenngleich auch dieseAufgabe Spaß macht. Außerdem ist dasFach Analytische Chemie im deutschspra-chigen Raum kein idealer Steigbügel mehrfür eine Uni-Karriere, was in der Privatwirt-schaft zum Glück anders ist. Neben Perso-nalkürzungen wird diesem Fach immeröfter der Anspruch als eigenständige wis-senschaftliche Disziplin entzogen, unteranderem auch vom FWF, was für michnicht nachvollziehbar ist. Es muss daraufhingewiesen werden, dass der Bedarf nachgeeigneten analytischen Methoden und vie-len anderen Methodenentwicklungen

enorm gestiegen ist, was neben derUmweltanalytik auch im Bereich LifeSciences klar zum Ausdruck kommt, umnur zwei Beispiele zu nennen.

Zum Abschluss noch eine private Frage:Sie sind Extremsportler und Musiker?Damit kann wohl nur gemeint sein, dassich derzeit extrem wenig Sport betreibe! Ichwar aber tatsächlich bis vor ein paar Jah-ren sportlich sehr aktiv. Nach 14 JahrenKarate-Do übe ich diesen Sport seit mei-nem Umzug vor acht Jahren nach Tulln nurnoch gelegentlich aus. In den letzten sie-ben Jahren hatte ich mich vor allem demLaufsport verschrieben. Ich habe aber nachmehreren Marathonrennen eingesehen,dass es mir dafür an Talent und auchzunehmend an Zeit fehlt. Derzeit konzent-riere ich mich auf das Tanzen mit meinerFrau und verschiedene Freizeitaktivitätenmit meinen Töchtern. Musikalisch sindmeine Jahre in diversen Rockbands langevorbei und ich betätige mich nur noch alsLiedtexter und Gitarrist bei Geburtstags-und Abschiedsfesten. Gegenüber denMusikkenntnissen meiner Frau, die jaMusikerin ist, verblassen diese Fähigkeitenjedoch gänzlich.

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Rudolf Krska ist Leiter des Analytikzentrums amDepartment IFA-Tulln der Universität für Boden-kultur und leitet seit Ende 2002 auch das Christi-an-Doppler-Labor für Mykotoxinforschung.

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ernationalen Erfolg

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>> Arthritishemmer von AbbottWeltweit leiden über 5 Mio. Menschen

an rheumatoider Arthritis (RA), die in denFinger-, Hand- und Fußgelenken Schmer-zen, Schwellungen und Steifheit verursachtund oft zur Zerstörung der Gelenke führt.Laut einer zweijährigen Studie von Abbottleiden Patienten mit rheumatoider Arthritis,deren Gelenkschäden durch Kombinations-therapie mit Humira (Adalimumab) undMethotrexat (MTX) bereits im frühen Ver-lauf ihrer Erkrankung eingeschränkt wur-den, zwei Jahre später weniger wahr-scheinlich an weiteren Schäden.

www.abbott.com

>> Stent von BiosensorsBiosensors gab die Ergebnisse einer

zwölfmonatigen klinischen Studie bekannt:BioMatrix, der einen Anti-Restenose-Wirk-stoff freisetzende Stent („DES“ = Drug-elu-ting Stent), ist sicher und wirksam – dasGerät verhinderte das Auftreten einer Reste-nose bei über 97% der untersuchten Patien-ten. Biosensors ist davon überzeugt, dass diebiologisch resorbierbare Wirkstoffbeschich-tung im Vergleich zu Polymerbeschichtungenhöhere Sicherheit und bessere gefäßheilendeEigenschaften bietet. Biosensors will seinenDES in Europa ab 2006 vermarkten.

www.biosensorsintl.com

>> Erfolge gegen MDSRevlimid von Celgene konnte im Rahmen

einer Phase-II-Studie bei jedem zweitenPatienten mit transfusionsabhängigen mye-lodysplastischen Syndromen (MDS) mitniedrigem Risiko eine hämatologische Ver-besserung, bei jedem dritten sogar eineTransfusionsunabhängigkeit erreichen. Mye-lodysplastische Syndrome treten auf, wennBlutzellen innerhalb des Knochenmarks ineiner unreifen Zellvorstufe verbleiben undsich nicht in reife Zellen entwickeln. Bei vie-len Patienten wurde die Reaktion von einerNormalisierung des Knochenmarks beglei-tet. Revlimid zählt zu einer Klasse neuartigerimmunmodulatorischer Medikamente, diesich auf mehrere biologische Pfade zwi-schen Zellen auswirken.

www.celgene.com

>> Stent für DiabetikerDer von Cordis entwickelte und herge-

stellte Cypher Stent – ein Medikamente frei-setzendes Drahtgeflecht für die Innenwandder Arterien – hat sich in einer Studie auchbei Diabetikern mit koronarer Herzkrankheitbewährt. Diese wurden mit einem Cypher-Sirolimus-freisetzenden Koronarstent behan-delt und wiesen dabei ähnliche klinischeund angiographische Resultate auf wie dienicht-diabetischen Patienten im anderen Teil

der Studie. Cordis ist eine Tochter von John-son & Johnson und in der Entwicklung undHerstellung interventioneller Gefäßtechnolo-gie tätig.

www.cordis.com

>> Schonender gegen LungenkrebsPhase-III-Studien von Cell Therapeutics

zu Xyotax bei nicht-kleinzelligem Lungen-krebs ergaben zwar im Vergleich zu Doce-taxel bzw. Gemcitabin/Vinorelbin eine äqui-valente Überlebensdauer, konnten aberschwere Nebenwirkungen wie etwa Haar-ausfall deutlich reduzieren. Das Medikamentwird über eine zehnminütige Infusion ohnePrämedikation verabreicht. Xyotax setzt sichaus Paclitaxel und einem biologisch abbau-baren Polymer – Polyglutamat – zusammen.Diese Polymertechnologie führt zu einer che-misch neuen Einheit, die darauf ausgerichtetist, dem Tumor selektiv höhere und poten-ziell wirkungsvollere Dosen aktiver Chemo-therapeutika zuzuführen. Anders als im nor-malen Gewebe sind Blutgefäße im Tumorge-webe für Moleküle wie Polyglutamate durch-lässig.

www.cticseattle.com

>> Injektion gegen HautkrebsGenta hat das zweijährige Follow-up sei-

ner Phase-III-Studie zur Genasense-Injek-

In der Pipeline ist ...

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tion bei Patienten mit fortgeschrittenemHautkrebs abgeschlossen. Die Ergebnissegeben Grund zur Annahme, dass diezusätzliche Behandlung mit Genasense beiChemotherapie gegen das Metastasen bil-dende Melanom die Chance auf dauerhafteVorteile sowie ein verlängertes Überlebender von dieser verheerenden Krankheitbetroffenen Patienten bietet. Die Analysezeigte, dass der zusätzliche Einsatz vonGenasense zu Dacarbazin das mittlereÜberleben von 7,8 auf 9 Monate erhöhte.Genta will nun eine Vertriebszulassung fürEuropa vorbereiten.

Genasense ist das erste onkologischeArzneimittel seiner Art, das direkt auf denbiochemischen Stoffwechselweg abzielt,wobei Krebszellen durch Chemotherapieendgültig abgetötet werden. Das maligneMelanom ist die tödlichste Form von Haut-krebs. Im Jahr 2000 wurden fast 50.000Fälle von malignem Melanom in den USAdiagnostiziert. Das Melanom ist die bedeu-tendste Ursache für den Krebstod von Frau-en der Altersgruppe 25 bis 30 Jahre.

www.genta.com

>> Erfolge gegen KrebstumoreDas für die experimentelle Forschung

freigegebene Medikament Sutent (SunitinibMalate) von Pfizer ist gegen verschiedensteKrebsarten erfolgreich. Dies ergab einePhase-III-Studie bei Patienten mit Gleevec-resistenten, gastrointestinalen Stromatu-moren (GIST). Auch bei anderen Tumorty-pen wurden ermutigende Phase-II-Ergeb-nisse erzielt, einschließlich bei Metastasenbildendem Hypernephrom, Metastasen bil-dendem Brustkrebs und neuroendokrinenTumoren. Sutent verhindert die Zufuhr vonBlut und Nährstoffen zum Tumor und tötetgleichzeitig Krebszellen ab, die Tumorenbilden können. Ergebnisse einer Phase-III-Studie an mehr als 300 GIST-Patientenzeigten, dass Sutent die Zeit bis zur Weiter-entwicklung des Tumors signifikant verlän-gert (6,3 Monate bei Sutent versus 1,5Monate bei der Kontrollgruppe) und dasTodesrisiko – verglichen mit Plazebo – umetwa die Hälfte reduziert hat.

www.pfizer.com

>> HIV-Dragee zugelassenRoche gab die europäische Marktzulas-

sung für seine neue 500-mg-Formulierungvon Invirase bekannt – einem Protease-hemmer, der zur Behandlung von HIV-

Infektionen eingesetzt wird. Die neueTablette wird das Dosierungsregime fürPatienten vereinfachen, da nur noch halbso viele Tabletten pro Tag eingenommenwerden müssen. Invirase wurde ursprüng-lich von der FDA 1995 zugelassen undwar der erste HIV-Proteasehemmer aufdem Markt. Im Dezember 2003 folgte dieZulassung als Kombinationstherapie mitRitonavir. Die gemeinsame Verabreichungvon Invirase und Ritonavir verbessert dietherapeutischen Blutspiegel des Wirkstof-fes und ermöglicht eine vereinfachteDosierung.

www.roche.com

>> Erfolg gegen SchuppenflechteEine dreijährige klinische 3b-Studie von

Serono zeigte, dass 73% der Patienten mitmittelschwerer bis schwerer Psoriasis, dieeiner kontinuierlichen Behandlung über 36Monate folgten, eine Verbesserung von75% und mehr auf dem Psoriasis AreaSeverity Index erreichten. Raptiva ist einhumanisierter therapeutischer Antikörperzur selektiven und reversiblen Hemmungder Aktivierung, Reaktivierung und desAustausches von T-Zellen, die zur Entwick-lung der Psoriasissymptome führen. Rapti-va wird einmal wöchentlich als subkutaneInjektion verabreicht und kann selbst ange-wendet werden. Raptiva wurde in der EUfür die Behandlung von Erwachsenen mitmittelschwerer bis schwerer chronischerPlaque-Psoriasis zugelassen, die auf ande-re systemische Therapien einschließlichCiclosporin, Methotrexat und PUVA entwe-der nicht ansprechen, diese nicht vertragenoder bei denen diese Therapien kontraindi-ziert sind. Zu Raptiva liegen bisher Datenüber mehr als 3.500 behandelte Patientenin den USA und Europa vor, wodurch diegrößte Datenbasis zum Einsatz eines biolo-gischen Therapeutikums gegen Psoriasisentstanden ist.

www.serono.com

>> Stent der Sorin GroupVorläufige Halbjahresdaten einer klini-

schen Studie bescheinigen dem Tacroli-mus-eluierenden Carbostent Janus vonSorin eine sehr gute klinische Wirksamkeitund Sicherheit. Janus stellt einen Durch-bruch in der Wirkstoff freisetzenden Stent-technologie dar. Im Vergleich zu anderenWirkstoff-eluierenden Stents benötigt erkeinerlei Polymermatrix zur Aufnahme des

Wirkstoffs. Er verwendet ein proprietäresSystem zur Freisetzung des Wirkstoffs mitReservoiren auf der außen liegenden Stent-oberfläche und stellt dadurch sicher, dassdie beabsichtigte Freisetzung lediglich zudem Gefäßwandsegment hin erfolgt, daseine Behandlung benötigt. Aufgrund derCarbofilm-Beschichtungstechnologie elimi-niert Janus zudem das Thromboserisiko.

www.sorin.com

>> Impfstoff hilft bei GürtelroseIn einer umfangreichen Studie konnte

der Prüfimpfstoff Zostivax von SanofiPasteur die Häufigkeit, Stärke und Dauervon Schmerzen sowie unangenehmeBegleiterscheinungen, die durch eine Gür-telrose (Herpes zoster) verursacht wurden,signifikant verringern.

Die Gürtelrose ist eine weit verbreiteteund häufig schmerzhafte Krankheit, die beijedem plötzlich auftreten kann, der Wind-pocken hatte. Mit Erhöhung des Durch-schnittsalters ist auch ein vermehrtes Auf-treten der Gürtelrose zu erwarten. Manschätzt, dass fast die Hälfte aller Menschenbis zum Alter von 85 Jahren an einer Gür-telrose erkrankt.

www.spmsd.at

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Borealis-Innovation aus LinzLeistungsstarker Polypropylen-Weichschaum mit bester Tempera-turbeständigkeit

Der Denkanstoß kam von Kunden ausder Kfz- und Verpackungsindustrie, dieEntwicklung vom Borealis-Forschungs-team am Chemiepark in Linz, die Produk-tion erfolgt bei Borealis in Wien-Schwe-chat: der internationale Kunststoffherstel-ler bringt einen Polypropylen-(PP-)Typ aufden Markt, der einen Meilenstein auf demGebiet der Kunststoffinnovationen dar-stellt: Ein schmelzesteifes PP (HMS-PP),das hervorragende Verarbeitungs- undAnwendungseigenschaften mit sehr gutenRecyclingvoraussetzungen verbindet. DieKunststoffneuheit mit dem Markennamen„Daploy WB260HMS“ trägt dem Wunschnach leistungsstarken Weichschauman-wendungen, wie etwa für Kfz-Sitze oder -kopfstüzen, bei Sportschuhen oder

Sicherheitsverpackungen, Rechnung. Die-ses Material nutzt die hervorragendeTemperatur- und Chemikalienbeständig-keit sowie die Festigkeit von PP, vermei-det aber die Steifigkeit, die HMS-PP bis-her für die Herstellung von Weichschäu-men ungeeignet machte.

Daploy WB260HMS wird bereits vonden ersten Verarbeitungsunternehmengetestet. Der Technologiesprung sichertder Neuentwicklung hervorragendeMarktchancen in Anwendungsbereichen,die derzeit noch von Polyurethan-, Poly-ethylen- und PVC-Schäumen dominiertwerden. Daploy WB260HMS ermöglichtes, geschlossenzelligen PP-Weichschaummit Dichten bis zu 30 kg/m3 kostengüns-tig und mit Eigenschaften zu produzieren,die andere auf dem Markt befindlichePolymere nicht erreichen.

Info: www.borealisgroup.com

Zwei Wasserstoffperoxid-Sensoren – das ideale PaarEin innovativer Sensor erweitert diebisherigen Anwendungen.

Prozessspezialisten in Wasseraufberei-tung und Produktion benötigen Wasser-stoffperoxid als Desinfektions- bzw. Oxi-dationsmittel beim Bleichen, Desodorie-ren oder Entchloren. Die spezifischenEigenschaften dieser Substanz qualifizie-ren sie für den vielseitigen Einsatz, erfor-dern jedoch einen perfekt kontrolliertenUmgang. Exakte Dosierung sowie diesichere und kontinuierliche Konzentra-tionsbestimmung des H2O2-Gehalts imAbwasser, in den Prozessmedien oder imEndprodukt bilden eine wesentliche Vo-raussetzung dazu.

Eine zuverlässige Lösung bietet dieneue Messzelle DULCOTEST® Per 1 vonProMinent. Durch die Ergänzung des

bestehenden Sensors DULCOTEST® PeroxH2.10P mit dem innovativen SensorDULCOTEST® Per 1 gewinnt der Anwen-der vor allem Flexibilität: Schmutz- undTensidresistenz, Unempfindlichkeitgegenüber elektrischen Störgrößen undeine Medientemperatur bis 50 °C ermög-lichen ein breiteres Einsatzspektrum alsbisher. Die integrierte Temperaturkom-pensation und die einfache plug&play-Handhabung sowie ein Preisvorteil sindweitere Pluspunkte gegenüber dem beste-henden Perox-System.

Die Prozessmessstelle mit dem Per-1-Sensor hat sich bei zahlreichen Anwen-dern unter harten Prozessbedingungenbewährt. Wo es hingegen auf schnellesRegeln bzw. kurze Ansprechzeit ankommtund wo Prozesszyklen mit zwischenzeit-licher Abwesenheit von Wasserstoffpero-xid zu beherrschen sind, ist der bewährte

Sensor Perox H2.10P weiterhin ersteWahl.

Mit beiden Messstellen können dieBetreiber Messwerte registrieren unddokumentieren. Den Erfordernissen ent-sprechend, meldet das System z.B.Grenzwertüberschreitungen des Wasser-stoffperoxidgehalts als „Störfall“ und löstAlarm oder andere prozesssteuernde Sig-nale aus. Der innovative Sensor Per 1 alsMessglied vielfältig gestaltbarer Regel-kreise funktioniert auf amperometrischerBasis. Seine wasserundurchlässige undschmutzabweisende Membran qualifiziertihn für den Einsatz in aggressiven undverunreinigten Prozessmedien. BeideH2O2-Prozessmessstellen von ProMinentdecken die unterschiedlichen Anforderun-gen in den üblichen Anwendungen weit-gehend ab.

Info: www.prominent.de

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Detection Limit Ranges< 0.1 ppb0.1-1 ppb1-10 ppb> 10 ppb

Wavelength (nm)

Ionization StatesI = Neutral AtomII = +1 ion

1 H 2 He

3 Li 4 Be 5 B 6 C 7 N 8 O 9 F 10 Ne670.784 313.107 249.772 193.030

I II I I

11 Na 12Mg 13 Al 14 Si 15 P 16 S 17 Cl 18 Ar589.592 280.271 396.153 251.611 213.617 180.669 725.670

I II I I I I I

19 K 20 Ca 21 Sc 22 Ti 23 V 24 Cr 25Mn 26 Fe 27 Co 28 Ni 29 Cu 30 Zn 31 Ga 32 Ge 33 As 34 Se 35 Br 36 Kr766.490 393.366 361.383 334.940 290.880 267.716 257.610 238.204 228.616 231.604 327.393 206.200 417.206 265.118 188.979 196.026 863.866

I II II II I II II II II II I II I I I I I

37 Rb 38 Sr 39 Y 40 Zr 41 Nb 42Mo 43 Tc 44 Ru 45 Rh 46 Pd 47 Ag 48 Cd 49 In 50 Sn 51 Sb 52 Te 53 I 54 Xe780.023 407.771 371.029 343.823 309.418 202.031 249.677 240.272 343.489 340.458 328.068 228.804 230.606 189.927 206.836 214.281 178.215

I II I II II II II II I I I I I II I I I

55 Cs 56 Ba 57 La 72 Hf 73 Ta 74 W 75 Re 76 Os 77 Ir 78 Pt 79 Au 80 Hg 81 Tl 82 Pb 83 Bi 84 Po 85 At 86 Rn455.531 455.403 408.672 264.141 226.230 207.912 197.248 228.226 224.268 214.423 267.595 194.168 190.801 220.353 223.06

I II II II II II I II II I I II II II I

87 Fr 88Ra 89Ac

58 Ce 59 Pr 60 Nd 61 Pm 62Sm 63 Eu 64Gd 65 Tb 66 Dy 67 Ho 68 Er 69 Tm 70 Yb 71 Lu413.764 414.311 406.109 442.434 381.967 342.247 350.917 353.170 345.600 337.271 313.126 328.937 261.542

II II II II II II II I II II II II II

90 Th 91 Pa 92 U 93 Np 94 Pu 95Am 96Cm 97 Bk 98 Cf 99 Es 100Fm 101Md 102No 103 Lr283.730 385.958 385.958

II II II

51 Sb206.836

I

Atomic Number, ElementWavelengthIonization States

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Detection Limit Ranges< 0.1 ppb0.1-1 ppb1-10 ppb> 10 ppb

Wavelength (nm)

Ionization StatesI = Neutral AtomII = +1 ion

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