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Heike Gede | Simone van Kampen | Helen Strebel | Isabella Sulzmann-Dauer Kinder zu Wort kommen lassen Die adaptierte Version des Canadian Occupational Performance Measure für Grundschulkinder (COPM a-kids ) Handbuch und Materialien zur praktischen Anwendung

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Heike Gede | Simone van Kampen | Helen Strebel | Isabella Sulzmann-Dauer

Kinder zu Wort kommen lassen

Die adaptierte Version des Canadian Occupational Performance Measure

für Grundschulkinder (COPMa-kids)

Handbuch und Materialien zur praktischen Anwendung

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Neue Reihe ErgotherapieHerausgeber:

Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.

Reihe 2: Fachbereich PädiatrieBand 13

Heike Gede schloss ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin 1995 in Düren ab. Sie ist Ab-solventin des Bache-lor-Studiums an der Hogeschool Zuyd in Heerlen/NL, Gesund-heitswissenschaftlerin (MPH), Lehrkraft für Medizinalfachberufe sowie CO-OP Trainerin. Seit Abschluss der Be-rufsausbildung ist sie in verschiedenen Ein-richtungen im Fachbe-reich Pädiatrie (Praxis, Schule, Frühförderung, Sozialpädiatrisches Zentrum) sowie seit 2007 als Lehrkraft an einer Berufsfachschule für Ergotherapie tätig.

Simone van Kampen schloss ihre Ausbil-dung zur Ergothera-peutin 2001 an der ETOS Ergotherapie-schule Osnabrück ab und absolvierte im Anschluss das Aufbau-studium in Heerlen/NL. Sie arbeitete ein Jahr am Deutschen Zentrum für Alterns-forschung in Heidel-berg und seit 2003 im Fachbereich Pädiatrie (Sprachheilkindergar-ten, Frühförderung). Sie ist CO-OP Thera-peutin und Trainerin. Lehrend ist sie an der ETOS Schule Os-nabrück und an der Fachhochschule Osna-brück tätig.

Helen Strebel schloss ihre Ausbildung zur Ergotherapeutin 1995 in Würzburg ab. Zu-dem absolvierte sie das Bachelor-Studium an der Hogeschool Zuyd in Heerlen/NL und einen Masterstu-diengang der Sozi-alwissenschaften an der FH Köln. Seit Ab-schluss der Berufs-ausbildung ist sie im pädiatrischen Bereich tätig. Sie arbeitete in verschiedenen Pra-xen und Frühförder-zentren. Seit 2007 unterrichtet sie als Lehrkraft an einer Be-rufsfachschule für Er-gotherapie und im du-alen Studiengang als Hochschuldozentin.

Isabella Sulzmann-Dauer ist seit 1998 Ergotherapeutin, ab-solvierte ihre Aus-bildung in Karlsbad-Langensteinbach und arbeitete in verschie-denen Einrichtungen (Sonderschule, Kin-derspital und Praxis) in Deutschland und der Schweiz. Sie ist Absol-ventin des Bachelor-Aufbaustudiums der Hogeschool Zuyd in Heerlen/NL (2002).Zusammen mit Helen Strebel wurde sie für ihre gemeinsame Ab-schlussarbeit „Don`t tell – ask!“ mit dem Er-gotherapiepreis 2004 ausgezeichnet.

Alle vier Autorinnen arbeiten seit 2002 in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zum COPM, der klienten-zentrierten Praxis sowie der betätigungsorientierten Ergotherapie. 2003 begannen sie mit der Durchführung einer explorativen Studie zur praktischen Durchführung und Anwendung des Canadian Occupational Performance Measure (COPM) in adaptierter Version (COPMa-kids) für Grundschulkinder. Dieses Handbuch und seine Materialien stützen sich auf die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Studie.

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Heike Gede | Simone van Kampen | Helen Strebel | Isabella Sulzmann-Dauer

Kinder zu Wort kommen lassenDie adaptierte Version des

Canadian Occupational Performance Measure für Grundschulkinder (COPMa-kids)

Handbuch und Materialien zur praktischen Anwendung

Das Gesundheitsforum Schulz-Kirchner

Verlag

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Besuchen Sie uns im Internet: www.schulz-kirchner.de

3., aktualisierte Auflage 20142. Auflage 20111. Auflage 2007ISBN 978-3-8248-0325-5Alle Rechte vorbehalten© Schulz-Kirchner Verlag GmbH, Idstein 2014Mollweg 2, D-65510 Idstein, Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Dr. Ullrich Schulz-Kirchner, Nicole HaberkammFachlektorat: Beate Kubny-LükeLektorat: Doris ZimmermannLayout: Susanne KochTitelfoto: Simone van KampenDruck und Bindung: medienHaus Plump GmbH, Rolandsecker Weg 33, 53619 RheinbreitbachPrinted in Germany

Die Nutzung des COPM erfolgt in Übereinstimmung mit Mary Law.

Die Informationen in diesem Buch sind von den Verfasserinnen und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Verfasserinnen bzw. des Verlages und seiner Beauf-tragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

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Inhalt

Vorwort 7Geleitwort 9Danksagung 12

1 Entstehung und Entwicklung des adaptierten COPM für Grundschulkinder – COPMa-kids 131.1 Ausgangslage und Forschungsfrage 131.2 Forschungsdesign und Forschungsablauf 161.3 Theoretische Grundlagen 191.3.1 Theoriebausteine und das originale Messinstrument 191.3.1.1 Das Canadian Model of Occupational Performance and

Engagement (CMOP-E) 201.3.1.2 Das Canadian Process Practice Framework (CPPF) 211.3.1.3 Das Canadian Occupational Performance Measure (COPM) 211.3.2 Terminologie im Rahmen des Handbuches 231.3.3 Klientenzentrierung und Betätigung in der Pädiatrie 251.3.4 Fragen an und Antworten von Kindern 261.4 Notwendige Adaptationen und Modifikationen des COPM 351.4.1 Das kindgerechte Leitfadeninterview 351.4.2 Die kindgerechte Skalierung 371.4.3 Der kindgerechte Erhebungsbogen 37

2 Beschreibung und Darstellung des adaptierten COPM für Grundschulkinder – COPMa-kids 402.1 Der COPMa-kids-Prozess 402.2 Die Materialien des COPMa-kids 422.3 Die Interviewleitfäden des COPMa-kids 472.3.1 COPMa-kids -Leitfaden Kind 472.3.2 COPMa-kids -Leitfaden Eltern 582.4 Der Erhebungsbogen des COPMa-kids – Adaptierter COPM Erhebungsbogen für Grundschulkinder (COPMa-kids) 69

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3 Kritische Überlegungen zur Anwendung des COPMa-kids 743.1 Das COPMa-kids im ergotherapeutischen Prozess mit Kindern 743.2 Weitere Entwicklungen und zukünftige Forschungsbedarfe 77

Anhang 79Adaptierte Skalen 79Abbildungsverzeichnis 80Abkürzungsverzeichnis 80

Literatur 81

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Vorwort

„Kinder zu Wort kommen lassen“, wenn es um die Ziele und Wege in ihrer Therapie geht, das ist mit dem vorliegenden Handbuch und den Materialien zur Adaptierten Version des COPM für Grundschulkinder (COPMa-kids) beabsich-tigt und möglich. In diesem Sinn liegt der Fokus der vorliegenden Arbeit auf der Praxis.

Es geht um Hilfestellungen für die Anwendung des COPM (Canadian Occu-pational Performance Measure) mit Kindern im Grundschulalter (6-10 Jahre), denn für diese pädiatrische Klientel war es bisher nicht oder nur stark einge-schränkt möglich, eigene Betätigungsbedürfnisse systematisch zu benennen.

Eine Mischung aus „gut verdaulichen“ Theorieteilen, die Lust auf mehr Wis-sen machen, und vielen praxisnahen Hinweisen bildet den Leitgedanken des Handbuches. Theoretische Grundlagen und die Beschreibung der wissen-schaftsorientierten Prozesse werden so weit zur Verfügung gestellt, dass der Lesende die Entwicklung der kindgerechten Fassung des COPM (= COPMa-kids) nachvollziehen kann. Dies geschieht im Bewusstsein, dass derartige Zusam-menhänge für eine reflektierte praktische Ausübung und eine zunehmende Professionalisierung des Berufes der Ergotherapie sehr wichtig und wertvoll sind. Durch die Erhebung der alltagsrelevanten Schwierigkeiten aus Sicht der betroffenen Kinder kann sich die ergotherapeutische Behandlung und Beratung noch besser am Alltag der Kinder und ihren Familien orientieren. Eine detaillierte Darstellung der Gesamtstudie kann der weitergehend in-teressierte Leser dem DVE-Bericht „COPM-KIDS“ (Gede, Schmidt, Strebel & Sulzmann, 2005) entnehmen.

Das Handbuch ist entsprechend in 3 Abschnitte gegliedert:

I. Entstehung und Entwicklung des adaptierten COPM für Grundschulkinder – COPMa-kids

II. Beschreibung und Darstellung des adaptierten COPM für Grundschulkinder – COPMa-kids

III. Kritische Überlegungen zur Anwendung des COPMa-kids

Die gesamte vorliegende Arbeit gilt als Einladung an ergotherapeutisch ausge-bildete Kolleginnen und Kollegen, COPMa-kids in ihrem Praxisalltag mit Kindern im Grundschulalter durchzuführen und sich mit den theoretischen Bezügen auch in weiterführender Literatur auseinanderzusetzen. Beides ist aus unserer Erfahrung

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8 Vorwort

spannend, wertvoll und bereichernd – gerade weil wir wissen, dass die Ent-wicklung des Assessments für Kinder und die damit verbundene Forschung noch nicht abgeschlossen sind.

Zu den sprachlichen und rechtlichen Gegebenheiten rund um die vorliegende Arbeit ist uns Folgendes wichtig: Das zum Canadian Model of Occupational The-rapy (CMOP) gehörige Assessment COPM ist in seinem Namen und in seiner Funktion als standardisiertes Messinstrument urheberrechtlich geschützt. Ein sorgfältiger und achtsamer Umgang mit dem intellektuellen Eigentum anderer ist in einer Profession unabdingbar, insofern die gemeinsame Wissensbasis er-weitert und vertieft werden soll. Es wird deshalb darauf hingewiesen, dass die der vorliegenden Adaption des COPM zugrunde liegende Studie zwar den Namen „COPM-KIDS“ trägt, dieser aber für das vorgestellte, angepasste Assessment nicht in Anspruch genommen wird. Nach Absprache mit Mary Law als autori-sierter Person bezüglich der Urheberrechte, trägt das nachfolgend präsentierte – derzeit noch nicht standardisierte – Verfahren vielmehr den Titel „Adaptiertes COPM für Grundschulkinder“. Im Kontext dieses Praxishandbuches wird es mit dem Kürzel COPMa-kids ausgewiesen.

Die neuen Entwicklungen des kanadischen Modells vom CMOP zum CMOP-E (vgl. Townsend & Polatajko, 2007) sowie die Weiterentwicklung des OPPM zum CPPF (ebd.) bereichern die ergotherapeutische Denkstruktur und beeinflussen den ergotherapeutischen Prozess in der Praxis. Jedoch haben sie keinen direkten Einfluss auf den Aufbau und die Durchführung des COPM, womit auch das COPMa-kids in seiner Ausführung nicht verändert werden muss.

Konstruktive Kritik zum Handbuch und zu den von uns entwickelten Materialien des COPMa-kids werden wir in Zukunft gerne berücksichtigen. Die von uns ent-wickelten Materialien (Erhebungsbogen COPMa-kids sowie die Skalen) sind im Downloadbereich des Schulz-Kirchner Verlags unter http://www.schulz-kirchner.de/filese/publikationen_gede_kopiervorlagen_copm_skalen.pdf zu finden.

Wir freuen uns, dass dieses Handbuch von vielen Kolleginnen und Kollegen im deutschsprachigen Raum für die praktische Umsetzung des COPM in der Pä-diatrie herangezogen wird. Wir hoffen, dass es dazu beitragen kann, eine kli-entenzentrierte und betätigungsorientierte Arbeitsweise in den Praxisalltag zu implementieren.

Heike Gede, Simone van Kampen, Helen Strebel und Isabella Sulzmann-Dauer

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Geleitwort

Bis zur Mitte der 1990er Jahre bestand in Deutschland eine erhebliche Diskre-panz zwischen den hohen finanziellen Aufwendungen für ergotherapeutische Maßnahmen einerseits und den vergleichsweise geringen berufs- und bildungs-politischen Bemühungen einer theoretischen Fundierung oder eines wissen-schaftlichen Nachweises der ergotherapeutischen Praxis andererseits.

Zwar nahmen Forderungen nach und Konzepte zur „Akademisierung“ und „Pro-fessionalisierung“ des Berufsstandes in Deutschland seit Anfang der 90er-Jahre zu, aber bis zur Jahrtausendwende existierten keine konkreten Möglichkeiten, sich im eigenen Fach wissenschaftliche Kompetenzen und Forschungsmetho-diken anzueignen. Dies ist allerdings zweifellos eine Voraussetzung dafür, bei-spielsweise bei einer veränderten Interessenlage der Kostenträger in der Ge-sundheitsversorgung, kurzfristig verwertbare Befunde und Ergebnisse vorlegen zu können. Zeitgleich fanden nämlich weltweit erhebliche strukturelle Verände-rungen im Gesundheitswesen statt und dauern noch an: Die demografische Ent-wicklung und die Zunahme chronischer Erkrankungen führen zu immer knapper werdenden Ressourcen, die parallel eine Erhöhung der Effizienz und Rationali-sierung in den Versorgungssystemen verlangen.

Vor diesem Hintergrund war das Interesse seitens der Kollegen groß, als 1998 Prof. Helene Polatajko die ersten deutschen Workshops zum „Canadian Model of Occupational Performance“ (CMOP) und zum „Canadian Occupational Perfor-mance Measure“ (COPM) in Heidelberg und Berlin hielt. Für viele deutschspra-chige Ergotherapeuten stellten diese Veranstaltungen die erste Begegnung mit einem facheigenen theoretischen Konzept und einem facheigenen Befundungs-instrument dar. In den Seminaren ging es um die Verbindung von Theorie und Praxis und den praktischen Nutzen von Forschungsergebnissen, die unmittelbar in der täglichen Arbeit berücksichtigt werden sollten. Im Fokus stand jedoch vor allem die Identifikation von “occupation“ als Gegenstand der ergotherapeu-tischen Arbeit.

Viele Jahre lang hat das Selbstbewusstsein der Ergotherapie an der mangeln-den Fähigkeit gelitten, die Einzigartigkeit der Ergotherapie gegenüber anderen Fachdisziplinen erkennbar darzustellen. Dennoch kann heute festgestellt wer-den, dass zu keiner Zeit in der Geschichte der Ergotherapie das allgemeine Ge-sundheitsverständnis so kongruent mit den Annahmen der Ergotherapie – und konkret mit dem Konzept des CMOP als Praxismodell – war wie in den letzten Dekaden.

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10 Geleitwort

Da zwischenzeitlich der Akademisierungsprozess in Deutschland vorange-schritten ist, hat der Bekanntheitsgrad von Praxismodellen und dazugehörigen Assessments rasch zugenommen. Im Rahmen von Studienleistungen und Ab-schlussarbeiten beschäftigt sich die neue Generation von akademisch ausge-bildeten Ergotherapeuten kritisch mit ihnen. Die Autorinnen des vorliegenden Handbuches gehören zu diesen „Pionieren“.

Bereits während ihres Studiums haben sie sich mit dem CMOP-Praxismodell und dessen Einsatz in der Pädiatrie beschäftigt. Mit dem vorliegenden Handbuch möchten sie nun einen wissenschaftlich fundierten, praxisrelevanten Vorschlag eines Befundungsansatzes für die pädiatrische Praxis der Ergotherapie vorstel-len. Primär für Praktiker konzipiert, verbindet dieses Werk theoretische und praktische Inhalte. Hierdurch unterstützt es das Konzept des „reflective practio-ner“: Wie sie selbst schreiben, soll ausreichend Theorie vorhanden sein, um die wissenschaftliche Orientierung der Arbeit zu erkennen und den gedanklichen Nachvollzug der Inhalte gewährleisten zu können. Gleichzeitig sollen die entwi-ckelten Materialien praxisnah vorgestellt und handhabbar dargeboten werden.

Diesem Ziel entsprechend ist der Aufbau des Buches gestaltet: Basierend auf der Erfahrung, dass es Kindern bisher nur eingeschränkt möglich war, eigene Betä-tigungsbedürfnisse systematisch zu benennen, beschreiben die Autorinnen die Entwicklung ihrer kindgerechten Fassung des COPM. Sie zeigen, wie die nötigen Modifikationen oder Adaptationen der deutschen Übersetzung des COPMs aus Erkenntnissen der Literatur und eigenen empirischen Untersuchungen identifi-ziert und entwickelt wurden. Sie geben Hilfestellungen für die Handhabung des Assessments mit Kindern und deren Eltern. Die entwickelten Adaptationen haben die Autorinnen praktisch erprobt, um ihre situationsbezogene Anwendbarkeit zu ermitteln. Alle Modifikationen sind innovativ und – so wie man es von einem Handbuch erwartet – in der Vorgehensweise klar und strukturiert dargestellt. Abschließend wird der Einsatz der „Adaptierten Version des COPM für Grund-schulkinder (COPMa-kids)“ im ergotherapeutischen Gesamtprozess reflektiert.

Diese kreative Arbeit ist aus der Praxis entstanden, wurde in der Theorie verankert und wendet sich nun erneut der Praxis zu. Sie bietet eine Hilfestellung, Kinder zur Beteiligung an ihrer Therapie zu ermächtigen. Und obwohl – oder vielleicht gerade weil – auch Fragen offenbleiben, geht es für die Zukunft darum, dieses pädiatrische Assessmentverfahren umzusetzen und vielfältig anzuwenden! Auf-bauend auf weiteren Erfahrungen und kritischen Überlegungen der ergothera-

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11Geleitwort

peutischen Leserschaft kann und wird der ergotherapeutische Wissensfundus dann wachsen. Die Autorinnen stehen für diese Zuversicht. Ich freue mich auf den nächsten Schritt ...

Angela Harth, Kirchheim a.d. Weinstr., im Februar 2007

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Danksagung

Wir bedanken uns herzlich bei allen Menschen und Or-ganisationen, die uns bei der Realisierung der zugrunde liegenden Forschungsarbeit sowie bei der Fertigstellung dieses Handbuches begleitet und unterstützt haben.

Ein ganz besonderer Dank gilt dabei den Kindern und El-tern, die sich an unserer Studie beteiligt und somit die inhaltliche Basis für dieses Projekt gelegt haben. Den Trägern und Beschäftigten der Einrichtungen, in denen wir unsere Interviews durchführen konnten, danken wir entsprechend für ihr interessiertes Entgegenkommen und ihre „offenen Türen“.

Für die fachliche und kritische Diskussion unseres Vor-habens und ausgewählter Teilergebnisse danken wir den Kolleginnen und Kollegen der deutschen COPM Experten-gruppe. Ines Pätzold danken wir für ihre tatkräftige Unter-stützung bei der Suche nach Interviewpartnern, Daniela Selvestrel für die Gestaltung der Skalen und Dr. Matthias Leder für seine Beratung bei der Datenauswertung.

Ein weiterer Dank geht an Helen Polatajko und Mary Law, die mit ihrer Arbeit den Grundstein für klientenzen-triertes Arbeiten in der Ergotherapie gelegt haben. Angela Harth danken wir für ihre wohlwollenden kritischen An-merkungen zum ersten Manuskript des Handbuches, mit denen sie einen lehrreichen Veröffentlichungsprozess angestoßen hat. Birgit M. Stubner danken wir hierbei für ihr konstruktives Textcoaching und ihr sach- und fachver-ständiges Lektorat der einzelnen Fassungen.

Und schließlich bedanken wir uns beim Deutschen Ver-band der Ergotherapeuten (DVE) e.V., ohne dessen finan-zielle Förderung unser Forschungsvorhaben nicht hätte umgesetzt werden können.

Heike Gede, Helen Strebel, Simone van Kampen und Isabella Sulzmann-Dauer

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1 Entstehung und Entwicklung des adaptierten COPM für Grundschulkinder – COPMa-kids

1.1 Ausgangslage und Forschungsfrage

Für Ergotherapeuten ist es nicht zuletzt mit Blick auf die zunehmend reglemen-tierte Ausgabenpolitik des öffentlichen Gesundheitswesens in Deutschland von enormer Bedeutung, die Erfolge ihrer fachpraktischen Arbeit zu evaluieren und zu beweisen. Hierzu sind überprüfbare Therapieziele als Kennwerte einer Quali-tätskontrolle unabdingbar.

Im Sinne einer klientenzentrierten Ergotherapie bedeutet dies, mit dem Klienten gemeinsam ergotherapeutische Handlungsziele (Romein, 2004) zu formulieren und zu vereinbaren, die für die Beteiligten klar und in überschaubaren Teilschrit-ten realisierbar sind. Dies wiederum kann nur in Kenntnis der für den jewei-ligen Klienten sinnvollen Betätigungsbedürfnisse und seiner alltagsrelevanten Betätigungsfelder geschehen. Mit anderen Worten: Klientenzentrierung als ein Qualitätsfaktor ergotherapeutischer Dienstleistung fokussiert Ziele auf der sub-jektiven Ebene des Klienten bzw. des erweiterten Klientensystems (z. B. Eltern, Angehörige etc.) und benötigt daher Assessmentverfahren, die subjektive Erfah-rungen und Erlebensweisen – vor dem Hintergrund ergotherapeutischer Rele-vanz – erheben, dokumentieren und in ihrer Veränderung evaluieren.

Das Canadian Model of Occupational Performance (CMOP) wurde 2007 wei-terentwickelt und bietet weiterhin mit dem Canadian Model of Occupational Performance and Engagement (CMOP-E) eine betont klientenzentrierte Ausrich-tung und stellt mit dem Prozessmodell, dem Canadian Process Practice Frame-work (CPPF) ein solches Assessment grundsätzlich zur Verfügung: Das Canadian Occupational Performance Measure (COPM) liefert als spezifisches Messinstru-ment für die Ergotherapie bedeutungsvolle Informationen über konkrete indivi-duelle Betätigungsbereiche und deren Wichtigkeit für den Klienten bzw. seine Angehörigen. Mithilfe des COPM können alltagsbezogene Betätigungsbedürf-nisse formuliert, Therapieziele ausgehandelt, der Therapieablauf strukturiert und abschließend evaluiert werden.

„Viele Fragen, die in der Kinder- und Kindheitsforschung gestellt werden, können nur beantwortet werden, wenn man Kindern zusieht und zuhört, mit ihnen spricht und mit ihnen handelt.“ Friederike Heinzel (2000, S. 17)

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14 Entstehung und Entwicklung des adaptierten COPM für Grundschulkinder – COPMa-kids

Im Rahmen der genannten Eckpunkte ergibt sich für die pädiatrische Ergothe-rapie ein Komplex von Fragen, der sich um die altersgerechte Berücksichtigung von Kindern als Klienten zentriert: Werden Kinder in der Ergotherapie als eigen-ständige Klienten wahrgenommen? Gehen ihre individuellen Bedürfnisse und spezifischen Betätigungsfelder ihrer eigenen Wertschätzung entsprechend in die Planung und Zielsetzung der Therapie ein? Wo und wie können Kinder mit ihren individuellen Belangen selbst zu Wort kommen? Verstehen sie die Ziele der Er-gotherapie und wo sehen bzw. wie erleben sie selbst die Erfolge?

Eine Fragebogenstudie von Stahl (2002) deckt hierzu auf, dass Therapieziele in der Arbeit mit Kindern insgesamt häufig sehr allgemein und unspezifisch defi-niert werden. Gede, Kroll und Meisgeier (2001), die sich für klientenzentriertes Handeln in Ergotherapiepraxen interessierten, ermittelten in ihrer Arbeit, dass selbst Grundschulkinder häufig nicht in das Erstgespräch einbezogen werden.

Der betätigungsorientierte und evidenzbasierte Therapieansatz CO-OP (Kogni-tive Orientierung bei der alltäglichen Betätigungsausführung) (Polatajko et al., 2008), der für Kinder mit UEMF (Umschriebene Entwicklungsstörung der moto-rischen Funktion) in der Deutsch-Schweizerischen Versorgungsleitlinie zu De-finition, Störungsmechanismen, Untersuchung und Therapie bei UEMF (2011) (http:/www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/022-17.html) empfohlen wird, räumt der Perspektive des Kindes einen sehr hohen Stellenwert ein. Da CO-OP ein kli-entenzentrierter Ansatz ist, werden die speziellen Ziele zusammen mit dem Kind ausgewählt. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass es sich wirklich um diejenigen Ziele handelt, die das Kind selbst erreichen möchte oder die von ihm erwartet werden (Polatajko et al., 2008, S. 39). Für die Durchführung einer The-rapie nach CO-OP wird explizit als Anforderung an die Therapeutin beschrieben, dass sie in der Anwendung des COPM erfahren sein muss. Ebenso soll sie mit den Grundlagen der klientenzentrierten Praxis vertraut sein und diese in der Zusammenarbeit mit dem Kind sicher anwenden können (Polatajko et al., 2008).Erfahrungen mit dem CO-OP haben gezeigt, dass Kinder oft Ziele wählen, die als Türöffner bezeichnet werden können, d. h. Ziele, die eine entscheidende Rolle im Leben des Kindes spielen (Polatajko et al., 2008 S. 40).

Jedoch stößt dort, wo das COPM als Assessment zurate gezogen wird, um die pädia trische Arbeit zu stützen, seine Anwendung mit Kindern an praktische Grenzen. Dabei konzentrieren sich die Schwierigkeiten laut Scholz et al. (2002) insbesondere auf die Befragung der Kinder. Aufgrund der Erfahrung, dass Kinder häufig keine Schwierigkeiten benennen konnten, berichteten und interpretierten die in der Studie befragten Experten sogar, Kinder würden zu „eingeschränktem Problembewusstsein“ und „mangelnder Selbsteinschätzung“ neigen. Flaschel (2002), die den Einsatz des COPM bei der ergotherapeutischen Zielfindung in der

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15Ausgangslage und Forschungsfrage

Kinder- und Jugendpsychiatrie untersucht, stößt differenzierter auf Schwierig-keiten der Kinder beim Bewerten der COPM-Skalen. Missiuna und Pollock sehen in den abstrakten Fragestellungen der COPM-Originalversion die Überforderung jüngerer Kinder gegeben, ihre Betätigungsbedürfnisse zu verbalisieren: „Attempts to use the COPM with children younger than 8 years of age have been unsuccessful due to the level of comprehension and abstract thought that is re-quired.” (2000, S. 102)

In der Praxis entscheiden sich viele „klientenorientierte“ Therapeuten in Deutsch-land, die Eltern anstatt der Kinder zu befragen. Sie sollen aus ihrer Sicht bzw. stellvertretend aus der Perspektive ihres Kindes die jeweiligen Betätigungsbe-dürfnisse formulieren und deren Wichtigkeit für eine sinnvolle Alltags- und Le-bensgestaltung des Kindes bewerten. Dieses Vorgehen gibt jedoch weder die Ge-wissheit, tatsächlich die Betätigungsbedürfnisse des jeweiligen Kindes erfahren zu haben, um sie so zu einem Ausgangspunkt motivierter und partnerschaftlicher Therapie mit ihm machen zu können, noch zeigt sich hierbei ein qualitativ befrie-digender reflektierter Umgang mit dem Assessment (COPM) und seinem zugrun-de liegenden Modell (COPM-E) als theoretisch fundiertem Rahmen der Therapie.

Für eine erfolgreiche ergotherapeutische Intervention sind aus klientenzentrier-ter Perspektive aber alle die genannten Aspekte maßgebend: die Beschreibung und Bewertung des Könnens und Nicht-Könnens als alltagsrelevant wahrge-nommener Betätigungen des Kindes aus seiner eigenen Sicht und aus der Sicht seiner Mutter und seines Vaters und die theoretisch fundierte sowie praktisch reflektierte Arbeitsweise des Ergotherapeuten.

Vor dem Hintergrund der geschilderten Ausgangslage entsteht mithin die Frage, wie Kinder – insbesondere Grundschulkinder – als Experten ihrer selbst auf der Grundlage des Canadian Model of Occupational Performance (CMOP) und mit-hilfe des zugehörigen Assessments (COPM) in der Ergotherapie zu Wort kommen können.

In der lizenzierten deutschen Übersetzung des COPM-Handbuches findet sich der Hinweis, dass, unabhängig von der Tatsache, dass das COPM bei allen Kli-enten angewandt werden kann, gelegentlich notwendig sein kann, das COPM zu modifizieren, „um dem Einzelnen gerecht zu werden“ (CAOT, 1998, S. 5). Welche Modifikationen oder Adaptationen des Originals bzw. seiner deutschen Über-setzung (CAOT, 1998) sind also notwendig, um Kindern im Alter zwischen 6 und 10 Jahren die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Betätigungsbedürfnisse selbst zu benennen und zu bewerten sowie die Handhabung des Assessments in der Pädiatrie zu erleichtern?