kindersoldaten - darüber muss man sprechen
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Über 300'000 minderjährige Soldaten kämpfen weltweit in bewaffneten Konflikten. Die meisten dieser Kindersoldaten wurden von offiziellen Armeen oder Rebellenverbänden zwangsrekrutiert und müssen als Meldegänger, Spione oder Lastenträger arbeiten. Auch Mädchen werden verschleppt; sie sammeln Brennholz, kochen, waschen und werden als Sexsklavinnen missbraucht. Die achtseitige Infomappe "Kindersoldaten - darüber muss man reden" bietet übersichtliche und fundierte Informationen rund ums Thema.TRANSCRIPT
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
KINDERSOLDATEN – DARÜBER MUSS MAN SPRECHENKINDER MIT EINER VERLORENEN KINDHEIT SOLLEN KEINE VERLORENEN KINDER SEIN.
INHALTSÜBERSICHT1. Worum geht es?
2. Wichtige Begriffe
3. Wie kommt es dazu?
4. Was ist zu tun?
5. Was wird aktuell gemacht?
6. Was kannst du tun?
7. Weiterführende Informationen
WEITERE INFORMATIONEN www.youngcaritas.ch/infoservice
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
1. WORUM GEHT ES?300 000 MÄDCHEN UND BUBEN SIND WELTWEIT ALS KINDERSOLDATEN IM EINSATZWeltweit sind internationalen Schätzungen zufolge rund
300 000 Kindersoldaten in 36 bewaffneten Konfl ikten im
Einsatz. Sie werden meist von offi ziellen Armeen oder
Rebellenverbänden zwangsrekrutiert und zum Kämpfen
gezwungen. Die meisten Kindersoldaten sind zwischen
12 und 18 Jahre alt. Rekrutiert werden aber sogar
6-jährige Kinder.
Rund ein Drittel der Kindersoldaten sind Mädchen, viele
von ihnen müssen wie die Buben mit der Waffe kämp-
fen und töten. Doch die Mädchen werden meist noch
aus einem anderem Grund verschleppt. Als sogenannte
Soldaten- und Rebellenbräute werden sie zwangsver-
heiratet und als «Trostfrauen» oft jahrelang sexuell
missbraucht.
IN ÜBER 20 LÄNDERN GIBT ES KINDERSOLDATEN Weltweit haben zwischen 2001 und 2004 in mehr als 20
Ländern Kinder in bewaffneten Konfl ikten mitgekämpft.
In folgenden Ländern wurden oder werden Kinder als
Soldaten eingesetzt:
Afghanistan, Angola, Burundi, Demokratische Republik
Kongo, Elfenbeinküste, Guinea, Indien, Irak, Israel und
die besetzten Gebiete, Indonesien, Kolumbien, Liberia,
Myanmar, Nepal, Philippinen, Russische Föderation,
Ruanda, Sri Lanka, Somalia, Sudan und Uganda.
Mindestens zehn nationale Streitkräfte setzen Kinder an
vorderster Front ein.
KINDER WERDEN VERSCHLEPPT Die meisten Kinder werden verschleppt. Besonders
leichte Beute für Regierungstruppen oder Rebellen sind
Mädchen und Jungen, die schutzlos sind – Strassenkinder
zum Beispiel. Nur wenige Kinder melden sich freiwillig –
etwa wenn sie ohne Familien dastehen und um das
nackte Überleben kämpfen.
WARUM WERDEN KINDER ALS SOLDATEN MISSBRAUCHT? Kinder sind leicht beeinfl ussbar und willige Befehls-
empfänger;
Kinder sind mangels Erfahrungen furchtloser
Kinder können die Folgen ihres Tuns wenig abschät-
zen;
Kinder sind günstig (sie fordern keinen Sold und
essen wenig).
WELCHE EINSÄTZE WERDEN ERZWUNGEN?Kindersoldaten werden zu einer Fülle von Aufgaben
gezwungen:
Teilnahme an Kampfhandlungen;
Suchen und Legen von Minen;
Einsatz als Spione, Kuriere oder Leibwächter;
Trainieren und Drillen neuer Kindersoldaten;
Einsatz als Träger und/oder Köche;
sie werden sexuell ausgebeutet.
WAS PASSIERT MIT EHEMALIGEN KINDERSOLDATEN?Drohungen und Gewalt halten die Kinder davon ab, sich
zu wehren oder zu fl iehen. Wenn sie trotzdem weglau-
fen und gefasst werden, sind die Strafen brutal, bis
hin zum Tod – auch als abschreckendes Beispiel für die
anderen Kinder.
Kindersoldaten, denen die Flucht gelingt oder die frei-
gelassen werden, leiden körperlich und seelisch unter
den Folgen des Soldatenlebens. Ohne Hilfe können sie
mit ihrer Vergangenheit nicht umgehen lernen und kei-
ne Zukunftsperspektive entwickeln. Daher sind in den
letzten Jahren Einrichtungen als Zufl ucht und Anlauf-
stelle für frühere Kindersoldaten in den Krisengebieten
aufgebaut worden.
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
2. WICHTIGE BEGRIFFEKINDERSOLDATEN: KEIN NEUES PHÄNOMENDie aktive Teilnahme von Kindern in bewaffneten Kon-
fl ikten ist kein neues Phänomen. Wenn im Mittelalter
ein Junge Ritter werden wollte, konnte er ab dem
14. Lebensjahr als Knappe dienen und das Kriegshand-
werk bei «seinem» Ritter erlernen. Zu allen Zeiten
wurden Kinder als Wachtposten, Spione oder Boten
eingesetzt. Für aktive Kampfeinsätze konnten die
Kinder wenig benutzt werden. Die Waffen waren schwer
und unhandlich. Das hat sich seit dem Ende des Zwei-
ten Weltkrieges dramatisch verändert. Heute sind die
Waffen im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht zu
bedienen und können problemlos in die entlegensten
Ecken der Welt transportiert werden.
OPFER UND TÄTER: KINDERSOLDATEN SIND BEIDESSchon im Grundschulalter, wenn anderswo ihre Alters-
genossen als Cowboys den Spielzeugcolt ziehen, sind
Kampf und Krieg für viele Kinder bittere Realität. Im
Busch werden sie nach dem einfachen Prinzip «Wenn
du nicht tötest, töten wir dich» zu Tätern gemacht und
zum Morden gezwungen. Als Täter sind sie zugleich Opfer
der Rebellen, welche die Kinder zum Töten zwingen.
Zum Zeitpunkt der Entführung sind die Kinder ganz
eindeutig Opfer. Als Opfer und Täter werden die Kinder
zweifach traumatisiert.
TRAUMATISIERTE KINDERMit «bitteres Herz» übersetzt der Stamm der Acholi in
Norduganda das Wort Trauma. Bei Menschen, die
Gewalt erlebt haben, brechen die seelischen Wunden
immer wieder auf. Nachts schlafen sie schlecht und
werden von Alpträumen gequält, am Tag fühlen sie sich
matt – schon Kleinigkeiten versetzen sie in Angst. Ihr
Vertrauen in die Mitmenschen, in die Welt ist dahin.
Eine Wunde in der Seele bedarf der Heilung. Fachper-
sonen mit therapeutischem Wissen und spezifi schen
Kenntnissen über die kulturellen Besonderheiten der
Region begleiten die Kinder beim Verarbeiten der seeli-
schen Wunden.
REBELLEN- UND REGIERUNGSTRUPPEN: BEIDE SETZEN KINDERSOLDATEN EINIn den meisten bewaffneten Konfl ikten sind Rebellen-
und Regierungstruppen involviert.
Die Rebellengruppe besteht aus Widerstandskämpfern,
die einer bestehenden Regierung bewaffneten Wider-
stand leistet. Die Grenze zwischen den Bezeichnungen
«Rebell» und «Terrorist» verläuft häufi g fl iessend.
Die Regierungstruppen sind ein Bestandteil der Armee,
welche die offi zielle bewaffnete Streitmacht eines
Landes ist. Der Kernauftrag der Armee ist die Raum-
sicherung und Verteidigung des Landes gegenüber
«Eindringlingen».
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
3. WIE KOMMT ES DAZU?ZEITALTER DER KINDERSOLDATEN BEGANN NACH DEM ZWEITEN WELTKRIEG Kriegerische Konfl ikte haben sich seit dem Zweiten
Weltkrieg unter anderem in zwei Punkten radikal
verändert. Erstens: Der «traditionelle» Krieg zwischen
Staaten ist heute eher die Ausnahme denn die Regel.
Dieser Wandel hat dazu geführt, dass die Zahl der
zivilen Opfer gestiegen ist: Seit 1990 sind 84 Prozent
der Opfer Zivilisten. Die Kriege werden in Dörfern und
Städten geführt – die zivile Bevölkerung wird in die
kriegerischen Auseinandersetzungen involviert.
Zweitens: Die Entwicklung von leichten Kleinwaffen
ermöglicht es den Kriegsparteien, bereits junge Kinder
in bewaffnete Auseinandersetzungen zu schicken. Noch
vor fünfzig Jahren waren die Waffen schwer, kompli-
ziert zu bedienen und unhandlich. Heute gibt es im Ver-
gleich zum Knappen im Mittelalter für die Kinder keine
physischen Barrieren mehr. Von Kindesbeinen an kann
an der Seite von Erwachsenen gekämpft werden.
ARMUT – URSACHE VIELER KONFLIKTE Viele kriegerische Konfl ikte sind begründet in Armut,
wirtschaftlicher und sozialer Ungerechtigkeit. Zugleich
sind es wiederum die Armen, die den höchsten Preis
zahlen müssen – sie sind es, die eingezogen und
zwangsrekrutiert oder von Rebellengruppen verschleppt
werden. Die Armen sind nicht in der Lage, die Rekrutie-
rungsoffi ziere zu bestechen.
Die Konfl ikte fi nden hauptsächlich in armen, ländlichen
Gebieten statt. Als Folge davon werden diese Regionen
noch stärker zurückgeworfen, Ausbildung und Be-
schäftigung werden noch unwahrscheinlicher, Familien
werden umgebracht oder vertrieben. Damit wächst für
die Kinder die Gefahr sowohl der freiwilligen als auch
der zwangsweisen Rekrutierung.
ZEITDAUER DES KONFLIKTS IST ENTSCHEIDEND FÜR DIE KINDER-REKRUTIERUNG Für die meisten Kriege gilt: Je länger ein Krieg dauert,
desto mehr Kinder werden rekrutiert. Je mehr Kinder
rekrutiert werden, um so jünger werden die Opfer
dieser Praxis. Nicht selten kommt es zum «Wettlauf»
der Kriegsparteien bei der (Zwangs-)Rekrutierung von
Kindern. Die Rekrutierung von Kindersoldaten dient
in manchen Konfl ikt- und Kriegsregionen auch als
Instrument zur Unterdrückung von oppositionellen
Gruppen und Ethnien. In diesem Fall werden Kinder von
Oppositionellen oder ethnischen Minderheiten rekru-
tiert. Anschliessend werden sie in entfernte Landesteile
gebracht, ohne dass die Eltern wissen, wo ihre Kinder
sind.
GRÜNDE FÜR FREIWILLIGES ENGAGEMENT Es gibt nur wenige Kindersoldaten, die aus religiöser
oder politischer Überzeugung mitkämpfen. Die grosse
Masse hat andere Motive:
Angst vor Übergriffen des Gegners;
Angst vor Strafen und Misshandlungen durch eine
Kriegspartei;
Hoffnung auf Schutz, Sicherheit und Versorgung.
Mit der Waffe in der Hand hoffen die Kinder, sich Re-
spekt verschaffen zu können. Kinder melden sich auch
freiwillig, weil sie sich für die Ermordung der Eltern
oder von Familienangehörigen rächen wollen.
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
4. WAS IST ZU TUN?RECHTLICHEN SCHUTZ DER KINDER EINFORDERNKinder haben Rechte – zum Beispiel darauf, ihre Mei-
nung frei zu sagen, eine Schule zu besuchen, aber auch
darauf, vor ihrem 15. Geburtstag nicht in den Krieg
ziehen zu müssen. Das hält die Kinderrechtskonvention
der Vereinten Nationen fest. Sie wurde 1989 von der
UN-Generalversammlung in New York angenommen,
aber viele Staaten und Organisationen kritisierten das
Mindestalter für den Soldatendienst als zu niedrig. Ein
im Jahr 2002 beschlossenes Zusatzprotokoll verbietet
deshalb, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren obli-
gatorisch zum Wehrdienst einzuziehen. Bis heute haben
über 100 Staaten dieses Papier unterzeichnet.
Ausnahmen sind bei der Anwerbung von Freiwilligen für
staatliche Streitkräfte zugelassen. Diese Altersgrenze
wurde auf Druck Grossbritanniens, der USA, Russlands
und Chinas auf 16 Jahre festgelegt. Mit dieser Ausnah-
meregel wird der Schutz der Kinder torpediert!
EIN ZUHAUSE FÜR DEN ÜBERGANG GEBEN – RÜCKKEHR IN DIE FAMILIEN VORBEREITENSpezielle Einrichtungen sind für die ehemaligen
Kindersoldaten bereitzustellen, damit eine angemes-
sene Unterstützung für die körperliche und seelische
Genesung gewährleistet werden kann. Dabei sollen die
Kinder nicht bevormundet, sondern vielmehr betreut
werden. Die Betreuerinnen und Betreuer präsentieren
keine fi xfertigen Lösungen. Die Kinder sollen lernen,
ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Häufi g
gestaltet sich die Familienzusammenführung schwie-
rig. Daher werden die Kinder und die Eltern bzw. die
Dorfgemeinschaften bei diesem Prozess von Fachperso-
nen begleitet.
SCHULISCHE BILDUNG ERMÖGLICHENHunderttausenden Kindersoldaten bleibt weltweit jegli-
che Form von Bildung verwehrt. Alles, was für sie zählt,
ist das nackte Überleben. Bildung ist viel mehr als der
mühelose Umgang mit Zahlen und Buchstaben. Zur Bil-
dung gehören auch die Vermittlung von Werten und der
Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterschei-
den. Und Bildung ist schliesslich das Erlernen
scheinbar banaler Alltagsangelegenheiten wie Körper-
pfl ege, Ernährung, Tagesplanung, Spielen usw. Daher
ist für «das Leben danach» die Bildung für die Kinder
so wichtig. Dabei ist zwingend zu berücksichtigen, dass
nicht nur die Ex-Kindersoldaten von dieser Unterstüt-
zung profi tieren. Ansonsten entsteht in der Bevölkerung
leicht der Eindruck, dass die Kindersoldaten, die als
«Rebellen» gelten, nach ihrer Rückkehr auch noch
belohnt werden.
ÖKONOMISCHE UND SOZIALE VERHÄLTNISSE VERBESSERNDer Kolonialismus verursachte in Afrika eine wirt-
schaftliche Rückständigkeit. Beim Eintritt in die Unab-
hängigkeit hofften die afrikanischen Regierungen und
Völker auf eine rasche Besserung der wirtschaftlichen
und sozialen Verhältnisse. Man wollte den Anschluss
an die industrialisierte Welt gewinnen. Dieser Wunsch
hat sich nicht erfüllt. In vielen Ländern geht es der
Bevölkerung heute sogar schlechter als vor der Unab-
hängigkeit. Die hohe Arbeitslosigkeit – insbesondere
bei Jugendlichen –, die daraus resultierende Perspekti-
venlosigkeit und der Kampf um das tägliche Überleben
bilden den Nährboden für neue Konfl ikte.
Die internationale Staatengemeinschaft und die jeweili-
gen Regierungsverantwortlichen der betroffenen Länder
sind gefordert, gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Die Stärkung der staatlichen Strukturen im Sinne von
Demokratie, Rechtstaatlichkeit und ordnungsgemässer
Verwaltung muss das Ziel sein. Dieser Prozess ermög-
licht mittelfristig die Verbesserung der ökonomischen
und sozialen Verhältnisse.
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
5. WAS WIRD AKTUELL GEMACHT?AUFFANGZENTREN FÜR EX-KINDERSOLDATENIn einigen Ländern unterstützen internationale Hilfs-
werke (Caritas, Unicef, Terre des hommes) in Zusam-
menarbeit mit lokalen nichtstaatlichen Organisationen
(NGO = non governmental organisation) Auffangzentren.
Die Anlaufstellen bieten den früheren Kindersoldaten
Zufl uchtmöglichkeiten. Die Mitarbeiter vor Ort leisten
Erste Hilfe an Körper und Seele. Sie versorgen Wun-
den und behandeln Krankheiten. Die verstörten Kinder
bekommen regelmässig zu essen, Kleidung und einen
sicheren Platz zum Schlafen. Die therapeutische Arbeit
psychologisch geschulter Mitarbeiter begleitet den
Alltag im Camp: Die ehemaligen Kindersoldaten lernen,
ihren Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen zu
organisieren und ihm Inhalt zu geben – angefangen
bei der Körperpfl ege bis hin zum kreativen Spiel. Das
Ziel der Arbeit mit früheren Kindersoldaten in den
Auffangzentren ist die Rückkehr in die Familien und
Heimatgemeinden. Dazu müssen ihre Heimatdörfer
und Verwandten ausfi ndig gemacht werden. Bei den
Angehörigen, Freunden und Nachbarn stossen die
Heimkehrer wegen ihrer gewalttätigen Vergangenheit
aber häufi g auf Ablehnung. Die ersten Kontakte und die
Bemühungen, die Kinder tatsächlich zurückkehren zu
lassen, erfordern deshalb grosse Behutsamkeit und die
Betreuung von Fachkräften.
Caritas Schweiz unterstützt in Zusammenarbeit mit
Caritas Deutschland ein Zentrum in Norduganda.
INITIATIVEN GEGEN DIE REKRUTIERUNG VON KINDERNIn den letzten Jahren sind eine Reihe von Initiativen
entstanden, die sich das Ziel gesetzt haben, die Rekru-
tierung von Kindern zu verhindern.
Die «Internationale Coalition»
In der Koalition arbeiten weltweit Nichtregierungsorga-
nisationen, UN-Unterorganisationen und Experten zum
Thema Kindersoldaten zusammen.
Initiative «Straight 18»
Niemand, der das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet
hat, soll angeworben, zwangsweise rekrutiert oder in
bewaffneten Konfl ikten eingesetzt werden.
Graca Machel Studie
Im Jahr 1996 befassten sich die Vereinten Nationen mit
einer Studie über die Auswirkungen von bewaffneten
Konfl ikten auf Kinder.
UN-Kinderrechtskonvention und Zusatzprotokoll
Ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen den Miss-
brauch von Kindern in bewaffneten Konfl ikten ist die
UN-Kinderrechtskonvention. Das Zusatzprotokoll
verpfl ichtet die Unterzeichnerstaaten, keine Kinder und
Jugendlichen unter 18 Jahren als Soldaten einzuziehen.
NEUSTE UNO-RESOLUTION VOM 25. JULI 2005Der Sicherheitsrat hat die Zwangsrekrutierung von Kin-
dern scharf verurteilt und auch eine «schwarze Liste»
derjenigen Regierungen und nichtstaatlichen bewaffne-
ten Gruppen veröffentlicht, die Kinder und Jugendliche
im Kampf einsetzen. Allerdings fehlte es bisher am
politischen Willen, diesen Verurteilungen auch konkrete
Sanktionen zur Durchsetzung der internationalen Nor-
men zum Schutz der Kinder folgen zu lassen.
VERANTWORTLICHE VOR GERICHT STELLENIn Afrika zeigen sich erste kleine Erfolge, die Verant-
wortlichen für die Rekrutierung von Kindern vor Gericht
zu stellen. Ende März 2004 hat ein Gericht in Sierra
Leone Jahren gegen elf Leute Anklage erhoben wegen
Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen einschliesslich
der Rekrutierung von Kindern unter 15 Jahren.
2004 hat der internationale Strafgerichtshof mit Sitz
in Den Haag Nachforschungen zur Rekrutierung von
Kindern in Uganda und Kongo angekündigt.
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
6. WAS KANNST DU TUN?INFORMIEREN, SENSIBILISIEREN UND HANDELNDas Thema Kindersoldaten fand in der Medienbericht-
erstattung bisher wenig Aufmerksamkeit. Wer sich
über das Thema informieren will, muss aktiv Informa-
tionen beschaffen (auf der letzten Seite sind verschiedene
Informationskanäle aufgeführt). Sobald Informationen
auftauchen, löst das Wissen rund um das Thema Be-
troffenheit aus. Diese Betroffenheit birgt eine Chance
für Veränderung. Man will darüber sprechen. Man redet
mit den Freunden, den Nachbarn, den Eltern darüber
und entdeckt Handlungsbedarf. Man will einen Bei-
trag für eine gerechtere Welt leisten und wird aktiv. Je
mehr Leute sich für das Thema einsetzen, desto mehr
werden die politischen Kräfte gefordert, sich mit dem
Thema Kindersoldaten zu beschäftigen.
UNTERSTÜTZUNG INTERNATIONALER HILFSWERKEAktuell sind weltweit verschiedene Organisationen für
Kindersoldaten im Einsatz. Nebst politischen Mani-
festationen und Aufrufen (Amnesty international) sind
einige Hilfswerke direkt vor Ort tätig (Caritas, Unicef,
Terre des hommes). Diese nichtstaatlichen Organisati-
onen können mit einem Mitgliedschaftsbeitrag oder mit
einer Spende unterstützt werden.
PROJEKTE UNTERSTÜTZEN UND INITIIERENInternational tätige Hilfswerke sind mit unterschiedli-
chen Projekten in den Krisengebieten tätig und
unterstützen die Kinder bei der körperlichen und
seelischen Genesung und ihrer sozialen Reintegration.
Die Finanzierung der Projekte leisten Spenderinnen
und Spender, die sich mit dem Projektauftrag aus-
einandergesetzt haben und sich mit den Zielen iden-
tifi zieren können. Als Paradebeispiel möchten wir die
Sekundarschule in Eglisau erwähnen, die sich intensiv
mit dem Thema Kindersoldaten auseinandergesetzt
hat. So haben die Schülerinnen und Schüler mit einem
«Sponsorenlauf» das Projekt in Norduganda mit einem
grossen fi nanziellen Beitrag unterstützt. Die Schüle-
rinnen und Schüler suchten sich für den Lauf Gönner
und Gönnerinnen, die für jede Runde einen bestimmten
Geldbetrag bezahlten. Diese Geldsammelaktion hatte
folgende positive Auswirkungen:
Sie förderte den Spirit in der Schule (gemeinsam ein
Ziel haben).
Im Sportunterricht wurde auf ein gemeinsames Ziel
hin trainiert.
Die Verwandten und Bekannten der Teilnehmenden
sind mit dem Thema Kindersoldaten in Berührung
gekommen.
Weiterführende Informationen zu dieser Projektidee
können über [email protected] angefordert
werden.
INFOMAPPE: KINDERSOLDATEN
7. WEITERFÜHRENDE INFORMATIONENyoungCARITAS-INFOVERANSTALTUNG: EIN ANGEBOT DER CARITAS SCHWEIZyoungCaritas wendet sich an junge Erwachsene, die sich
für eine solidarische Gesellschaft einsetzen und etwas
bewirken wollen. Die Website www.youngcaritas.ch bietet
fundierte Informationen zu aktuellen sozialen Themen
und gibt Einblick in die Arbeit der Caritas Schweiz.
So bietet youngCaritas interessierten Schülerinnen/
Schülern und Lehrpersonen Infoveranstaltungen zu unter-
schiedlichen Themen an.
Weitere Infos unter www.youngcaritas.ch/school
WEITERFÜHRENDE LINKSIm Internet sind unter dem Stichwort „Kindersoldaten“
viele Informationen zu fi nden.
www.lost-children.de
Informationen über den Dokumentarfi lm LOST CHILDREN.
www.caritas-international.de
Informationen zum Kindersoldaten-Projekt der Caritas in Pajule,
Norduganda
www.kindersoldaten.de
Informationen von Terre des Hommes mit Newsletter und Archiv.
www.soldiers.org
Die Coalition to Stop the Use of Child Soldiers vereinigt nationale,
regionale und internationale Organisationen und Koalitionen in
Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und dem Nahen Osten. Die
deutsche Zweigstelle ist unter www.kindersoldaten.info zu fi nden.
www.humanrights.ch
Weiterführende Informationen zu den Kinderrechten und zur
UN-Kinderrechtskonvention von 1989.
WEITERFÜHRENDE LITERATUR Rachel Brett, Margaret McCallinn:
«Kinder: Die unsichtbaren Soldaten»
Book on Demand, 2001, ISBN 3-8311-2641-0
Coalition to Stop the Use of Child Soldiers:
«Weltreport Kindersoldaten 2004»
China Keitetsi:
«Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein
Gewehr. Mein Leben als Kindersoldatin»
Ullstein-Taschenbuch, 2003, ISBN 3548364810
Loung Ung:
«Der weite Weg der Hoffnung»
Fischer Taschenbuch, 2002, ISBN 3596152879
Ahmadou Kourouma:
«Allah muss nicht gerecht sein»
Knaus Verlag, 2001, ISBN 3442457327