klinisch vergleichende untersuchungen Über die kreislaufmittel der adrenalingruppe

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~6. NOVEMBER 1938 KLINISCIIE WOCHENSCHRIFT. ~7. J A H R G A N G . Nr. 48 1695 lassen sich aus der Bestimmung der reduzierten Ascocbin- s~ure, die ffir die klinische Praxis allein wichtig ist, w~hrend sich die Bestimmung der Dehydroascorbins~ure erfibrigt, fol- gende Anhattspunkte f~r die ]3eurteilung der Vitamin C- Versorgung des Menschen aufstellen. Sehr gute Vitamin C- Versorgung:: nm I,o mg% oder darfiber, gute his mittel- m~tBige Vitamin C-Versorgnng: um o,5o mg%, knappe bis sehr geringe Vitamin C-Versorgung: o,35--o,25 mg%~ ~tuBerst mangelhafte Vitamin C-Versorgung: o,2o mg%, Fehlen unter o,15 rag%. Der bisher h6ehste erhaltene Weft betrug 4,5 mg % bei einer Fran, welche seit Monaten Cebion zu sich genommen hatte; die niedrigsten waren nm o bei schwerkranken, kiinstlich ern~hrten oder pr~skorbutischen S~uglingen. (Aus der Kinderk.linik de~' S.taatlichen Akadem~e ]i~r praktische Medizin zu Danzig [ Direktor : Pro/. Dr. H.M eyer]. ) L i t e r a t u r : C. J, FARMER U. A. F. ABT, Proc. Soc. exper. Biol. a. Med. 32, 1625 (1935); 34, 146 (t936). -- H. LUND u. H. LIECX, Klin. Wschr. I937 I, 5.55. -- MARTINI U. BO~SlO~0R~:, Biochem. Z. 273, 17o (1934). ZUR ZENTRALEN WIRKUNG EINIGER PHENYLALKYLAMINE. Von F. HAUSCHILD, Berlin. In der Publikation ,,Die Wirkung einiger Amine auf das zentrale Nervensystem" in dieser Wochenschrift x938, 158o berichten die d~nischen Autoren JACOBSEN, WOLLSCEIN und Cm~ISTENS~I~ fiber die antagonistische Wirkung einiger phenyl- substituierter Miphatischer Amine gegenfiber einem Schlaf- mitre1. Die relative%VeckwirkunginVersuchen an MXusen wurde tabeltarisch festgelegt und gezeigt, dab in dieser Hinsich% das sekund~re Amin, N-Methyl-~-phenylisopropylamin, am ~drk- samsten ist. Abgesehen davon, dab die Erlnittelung minimal wirksamer Dose!~ im Tierversuch nur dann 1Rfickschlfisse auf die Wirkungsbreite zul~Bt, wenn die so erhaltenen Werte in Beziehung zur letalen oder toxischen Dosis gesetzt werden, kann nur sehr bedingt aus den weiteren Versuchen dieser Autoren an gesUnden jungen Menschen ein RfickschluB auf den therapeutischen Weft einer derartigen Substanz gezogen werden. Die Veriasser kommen anf Grund einer prozentualen Zusammenstellung ihrer Versnche am Menschen -- obwohl deren Beurteilung mehr ftir die Methylverbindung Ms Itir das primate Amin spricht --zu dem SctlluB, dab unter diesen Aminen kein Stoff aufzufinden sei, weIcher in dieser Hinsicht einen gr6~;eren therapeutischen Weft als das ~-Phenyliso- propylamin besitzt. Nun enthalten aber die in der genannten Arbeit abgehandelten Amine (auBer VI) ein Asymmetrie- zentrum iln Molekfil, sie k6nnen daher in Form yon Racematen oder als optisehe Antipoden vorliegen. Bei den von den d~nischen Autoren angefiihrten Substanzen handelt es sich offensichtlich um racemische Gemische, die optisch aktiven Komponenten wurden dagegen nicht berficksichtigt. \~"ir prfiften nun tinter rd. 5~ phenytsubsdtuierten aliphatischen Aminen zahlreiche optisch aktive K6rper und kamen -- aul Grund der tierexperimentellen Befunde -- zu dem Urteil, dab dem optisch aktiven, rechtsdrehenden N-Methyl-fl-phenyt- isopropylamin (Pervitin) in bezug auf seine zentrale VVirksam- keit der Vorzug unter diesen Aminen zu geben ist. 13her einige ]3efunde dieser vergleichenden Untersuchungen wurde be- reits kurz berichtet ~, eine eingehendere Mitteilung folgt demn~chst. Zur Festlegung der zentralen Wirkungsbreite dieser Amine wurde eine yon uns bereits bescgriebene Methcde 1 benu• welche die minimal wirksamen Dosen an mit Sedativa oder Narkotica vorbehandelten M~usen im Zitterk~fig mittels Registrierung der SpontanaktivitXt genau zu erfassen gestattet. In diesen vergleichenden Versuehen wurde Iestgestellt, dab dem raeemischer~ N-Methyl-fi-phenylisopropylamin dosismXBig eine geringere zentrate Wirksamkeit zukommt als dem racemischen prim~ren Amin, dab dagegen die optisch al~tive, rechtsdrel~ende N-Methylverbindung starker ats ihr Racemat und auch stgrker Ms das racemische primfixe Amin wirkt. Die Dosis letalis wurde ffir das racemische fl-Phenylisopropyl- amin und das rechtsdr N-Methyl-fl-phenylpropyIamin als gleich gefunden, w~.hrend sie ffir das racemische N-Methyl- fl-phenylisopropylamin deuflich h6her lag. Wichtig zur Beurteilung ist nun neben der Kenntnis der letalen Dosis auch das Verh~tltnis derselben zur minimal wirk- samen Dosis. Der Quotient -- also die Wirlcungsbreite -- betr~gt nach unseren Versuchen ffir das (+) N-Methyl- fi-phenylisopropylamin 5o, fiir diel racemische Nor-Verbin- dung 25 und ffir das racemische N-Methyl-fl-phenylisopropyl- amin nut noch 2o. Einerseits auI Grund dieser Versuchs- ergebnisse Ms auch andererseits in Erkenntnis der Tatsache, dab prim~re Amine dieser Reihe (Nor-Adrenalin, Nor-Ephe- drin) im Gegensatz zu den sekundXren Aminen im allgemeinen recht brfisk wirken, weiterhin aber auch auf Grund der Er- fahrungen am Menschen geben wir dem (+) N-Methyl- fl-phenylisopropylamin den Vorzug. Aueh die genannten Autoren bestAtigen in ihrer Tabelle 2, dab die als Neben- .wirkung angegebenen unerwfinschten Erscheimmgen yon seiten des Herzens bei dem fl-Phenytisopropylamin 3mal h~tufiger auftreten als bei dem racemischen sekund~ren Amin. Dieser Umstand weist bereits auf eine geringere therapeutische Breite des fi-Fhenylisopropylamins him Eine ]~est~tigung unserer tierexperimentellen Befunde ergaben die Versuche am Menschen. Die Dosierung des (+)N-Methylderivates liegt wesentlich niedriger, Nebenwirkungen werden nur selten beob- achtet. 3~6 mg fiben schon krMfige Wirkungen aus, w~hrend das fl-Phenylisopropylamin,welches unter den verschiedensten Namen in zahlreichen L~ndern in den Handel gebraeht wurde auch nach Angaben in der Literatur wesentlich h6her dosiert werden muB. Literatur: 1 I-IAUSCnlLD, Verh. d. Dtsch. Pharmak. Ges., Berlin 1938 -- 1(1in. Wschr. I938, ~257. PRAKTISCHE KLINISCH VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE KREISLAUFMITTEL DER ADRENALINGRUPPE. Von HANS FRANKE. AuS der Medizinischen Universit~tts-Poliklinik K6nigsberg i. Pr. (Direktor: Prof. Dr. O. BRUNS). Wohl kaum eine K6rperklasse besitzt zur Zeit in gleichem AusmaBe das gemeinsame Interesse yon Physiologen, Pharma- kologen und Klinikern, wie die Adrenalink6rper, die urs~t~g~2 lich yon BA_RGER und DALE als ,,sympathieomi~e%~9,, Substanzen angesehen wurden, denen aber hente",ins~son- ERGEBNISSE. dere durch die Forschungen der letzten Jahre n0annigfache Eigenschaften zuerkann• worden sind. Die Adrenalink6rper besitzen neben der bekannten Kreislaufwirkung mit vor- wiegend peripherem Angriff an den Gef~Ben nur geringe direkte Herzwirkung, zum Tell eine zentrale Erregung und Euphorie und zuletzt auch reine spasmolytische Eigenschaf- ten, die durch scheinbar ganz geringffigige Anderungen der chemischen Struktur zum Ausdruek kommen und somit ein gutes Studienobjekt ffir die Beziehungen yon chemischer Kon- stitution und Wirkung darstellen. Ffir den behandelnden Arzt ist es fiberaus schwierig, sich ein begrfindetes Urteil ~erapeutischen Weft, Indikation, geeignete Form fi~ ~5~g~e Daxreichung der in letzter Zeif neu erschie- n~nen Kr~isla~mitteI der 'Adrenalingrnppe Zu bilden, dle

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~6. NOVEMBER 1938 K L I N I S C I I E W O C H E N S C H R I F T . ~7. J A H R G A N G . Nr. 48 1695

lassen sich aus der Best immung der reduzierten Ascocbin- s~ure, die ffir die klinische Praxis allein wichtig ist, w~hrend sich die Bestimmung der Dehydroascorbins~ure erfibrigt, fol- gende Anhattspunkte f~r die ]3eurteilung der Vitamin C- Versorgung des Menschen aufstellen. Sehr gute Vitamin C- Versorgung:: nm I,o mg% oder darfiber, gute his mittel- m~tBige Vitamin C-Versorgnng: um o,5o mg%, knappe bis sehr geringe Vitamin C-Versorgung: o,35--o,25 mg%~ ~tuBerst mangelhafte Vitamin C-Versorgung: o,2o mg%, Fehlen unter o,15 rag%. Der bisher h6ehste erhaltene Weft betrug 4,5 mg % bei einer Fran, welche seit Monaten Cebion zu sich genommen hat te ; die niedrigsten waren nm o bei schwerkranken, kiinstlich ern~hrten oder pr~skorbutischen S~uglingen. (Aus der Kinderk.linik de~' S.taatlichen Akadem~e ]i~r praktische Medizin zu Danzig [ Direktor : Pro/. Dr. H . M eyer ]. )

L i t e r a t u r : C. J, FARMER U. A. F. ABT, Proc. Soc. exper. Biol. a. Med. 32, 1625 (1935); 34, 146 (t936). -- H. LUND u. H. LIECX, Klin. Wschr. I937 I, 5.55. -- MARTINI U. BO~SlO~0R~:, Biochem. Z. 273, 17o (1934).

ZUR ZENTRALEN WIRKUNG EINIGER PHENYLALKYLAMINE.

Von

F. HAUSCHILD, Ber l in .

In der Publ ika t ion ,,Die Wirkung einiger Amine auf das zentrale Nervensystem" in dieser Wochenschrift x938, 158o berichten die d~nischen Autoren JACOBSEN, WOLLSCEIN und Cm~ISTENS~I~ fiber die antagonistische Wirkung einiger phenyl- substituierter Miphatischer Amine gegenfiber einem Schlaf- mitre1. Die relative%VeckwirkunginVersuchen an MXusen wurde tabeltarisch festgelegt und gezeigt, dab in dieser Hinsich% das sekund~re Amin, N-Methyl-~-phenylisopropylamin, am ~drk- samsten ist. Abgesehen davon, dab die Erlni t telung minimal wirksamer Dose!~ im Tierversuch nur dann 1Rfickschlfisse auf die Wirkungsbreite zul~Bt, wenn die so erhaltenen Werte in Beziehung zur letalen oder toxischen Dosis gesetzt werden, kann nur sehr bedingt aus den weiteren Versuchen dieser Autoren an gesUnden jungen Menschen ein RfickschluB auf den therapeutischen Weft einer derartigen Substanz gezogen werden. Die Veriasser kommen anf Grund einer prozentualen Zusammenstellung ihrer Versnche am Menschen - - obwohl deren Beurteilung mehr ftir die Methylverbindung Ms Itir das primate Amin spricht - - z u dem SctlluB, dab unter diesen Aminen kein Stoff aufzufinden sei, weIcher in dieser Hinsicht einen gr6~;eren therapeutischen Weft als das ~-Phenyliso- propylamin besitzt. Nun enthalten aber die in der genannten Arbeit abgehandelten Amine (auBer VI) ein Asymmetrie- zentrum iln Molekfil, sie k6nnen daher in Form yon Racematen oder als optisehe Antipoden vorliegen. Bei den von den d~nischen Autoren angefiihrten Substanzen handelt es sich offensichtlich um racemische Gemische, die optisch aktiven Komponenten wurden dagegen nicht berficksichtigt. \~"ir

prfiften nun tinter rd. 5 ~ phenytsubsdtuier ten aliphatischen Aminen zahlreiche optisch aktive K6rper und kamen - - aul Grund der tierexperimentellen Befunde - - zu dem Urteil, dab dem optisch aktiven, rechtsdrehenden N-Methyl-fl-phenyt- isopropylamin (Pervitin) in bezug auf seine zentrale VVirksam- keit der Vorzug unter diesen Aminen zu geben ist. 13her einige ]3efunde dieser vergleichenden Untersuchungen wurde be- reits kurz berichtet ~, eine eingehendere Mitteilung fo lg t demn~chst.

Zur Festlegung der zentralen Wirkungsbreite dieser Amine wurde eine yon uns bereits bescgriebene Methcde 1 benu• welche die minimal wirksamen Dosen an mit Sedativa oder Narkotica vorbehandelten M~usen im Zitterk~fig mittels Registrierung der SpontanaktivitXt genau zu erfassen gestattet. In diesen vergleichenden Versuehen wurde Iestgestellt, dab dem raeemischer~ N-Methyl-fi-phenylisopropylamin dosismXBig eine geringere zentrate Wirksamkeit zukommt als dem racemischen prim~ren Amin, dab dagegen die optisch al~tive, rechtsdrel~ende N-Methylverbindung starker ats ihr Racemat und auch stgrker Ms das racemische primfixe Amin wirkt. Die Dosis letalis wurde ffir das racemische fl-Phenylisopropyl- amin und das rechtsdr N-Methyl-fl-phenylpropyIamin als gleich gefunden, w~.hrend sie ffir das racemische N-Methyl- fl-phenylisopropylamin deuflich h6her lag.

Wichtig zur Beurteilung ist nun neben der Kenntnis der letalen Dosis auch das Verh~tltnis derselben zur minimal wirk- samen Dosis. Der Quotient - - also die Wirlcungsbreite - - betr~gt nach unseren Versuchen ffir das (+) N-Methyl- fi-phenylisopropylamin 5 o, fiir diel racemische Nor-Verbin- dung 25 und ffir das racemische N-Methyl-fl-phenylisopropyl- amin nut noch 2o. Einerseits auI Grund dieser Versuchs- ergebnisse Ms auch andererseits in Erkenntnis der Tatsache, dab prim~re Amine dieser Reihe (Nor-Adrenalin, Nor-Ephe- drin) im Gegensatz zu den sekundXren Aminen im allgemeinen recht brfisk wirken, weiterhin aber auch auf Grund der Er- fahrungen am Menschen geben wir dem (+) N-Methyl- fl-phenylisopropylamin den Vorzug. Aueh die genannten Autoren bestAtigen in ihrer Tabelle 2, dab die als Neben-

.wirkung angegebenen unerwfinschten Erscheimmgen yon seiten des Herzens bei dem fl-Phenytisopropylamin 3mal h~tufiger auftreten als bei dem racemischen sekund~ren Amin. Dieser Umstand weist bereits auf eine geringere therapeutische Breite des fi-Fhenylisopropylamins him Eine ]~est~tigung unserer tierexperimentellen Befunde ergaben die Versuche am Menschen. Die Dosierung des (+)N-Methylder ivates liegt wesentlich niedriger, Nebenwirkungen werden nur selten beob- achtet. 3 ~ 6 mg fiben schon krMfige Wirkungen aus, w~hrend das fl-Phenylisopropylamin, welches unter den verschiedensten Namen in zahlreichen L~ndern in den Handel gebraeht wurde auch nach Angaben in der Literatur wesentlich h6her dosiert werden muB.

L i t e r a t u r : 1 I-IAUSCnlLD, Verh. d. Dtsch. Pharmak. Ges., Berlin 1938 -- 1(1in. Wschr. I938, ~257.

P R A K T I S C H E

KLINISCH VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE KREISLAUFMITTEL

DER ADRENALINGRUPPE.

Von

HANS FRANKE. AuS der Medizinischen Universit~tts-Poliklinik K6nigsberg i. Pr.

(Direktor: Prof. Dr. O. BRUNS).

Wohl kaum eine K6rperklasse besitzt zur Zeit in gleichem AusmaBe das gemeinsame Interesse yon Physiologen, Pharma- kologen und Klinikern, wie die Adrenalink6rper, die urs~t~g~2 lich yon BA_RGER und DALE als , , sympa th i eomi~e%~9 , , Substanzen angesehen wurden, denen aber hente", i n s~son-

E R G E B N I S S E . dere durch die Forschungen der letzten Jahre n0annigfache Eigenschaften zuerkann• worden sind. Die Adrenalink6rper besitzen neben der bekannten Kreislaufwirkung mit vor- wiegend peripherem Angriff an den Gef~Ben nur geringe direkte Herzwirkung, zum Tell eine zentrale Erregung und Euphorie und zuletzt auch reine spasmolytische Eigenschaf- ten, die durch scheinbar ganz geringffigige Anderungen der chemischen Struktur zum Ausdruek kommen und somit ein gutes Studienobjekt ffir die Beziehungen yon chemischer Kon- st i tution und Wirkung darstellen. Ffir den behandelnden Arzt ist es fiberaus schwierig, sich ein begrfindetes Urteil ~ e r a p e u t i s c h e n Weft, Indikation, geeignete Form f i ~ ~ 5 ~ g ~ e Daxreichung der in letzter Zeif neu erschie- n~nen Kr~isla~mitteI der 'Adrenalingrnppe Zu bilden, dle

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immer wieder auf Kongressen und in der Literatur Gegen- stand lebhaftesten Interesses sind. Wunsch und Ziel der herstellenden Industrie ist es, neben der Suche nach neuen Eigenschaften, solche Wirkstoffe zu sehaffen, die chemisch best~indiger sind, weitgehend physiologisch wirken und vor allem eine bessere orale Wirksamkeit enffalten. Die Not- wendigkeit solcher Stoffe ffir den therapeutischen Arzneischatz ist unbestr i t ten und erstreckt sich in erster Linie auf die F~lle yon rein peripher bedingter Kreislaufschw~iche mit Ge- f~iBregulationsst6rungen u n d drohender Kollapsbereitschaft, insbesondere nach Infektionskrankheiten, wie Grippe, Pneu- monie, Seharlach, Diphtherie, Typhus, nach allgemeinen Er- schSpfungszust~inden, vor und nach Operationen, bei der Lum- balan~sthesie, nach Vergiftungen u. dgl.

Vor Besprechung der einzelnen K6rper seien ffir die kli= nisch-internistische Beurteilung kurz ~olgende Gesichtspunkte hervorgehoben, die yon der zahlreichen pharmakologischen Literatur kaum berficksichtigt werden. Die systolische Blut- drucksteigerung kann kardial und peripher bedingter Natur sein, und zwar I. durch Vermehrung der F6rderleistung des Herzens bei gleichbleibendem Str6mungswiderstand und 2. durch Ansteigen des Str6mungswiderstandes bei gleichbleiben- der oder vermehrter tterzleistung und 3. dutch Vermehrung der zirkulierenden Blutmenge. Im gegenteiligen Falle kommt es zu systolischen Blutdrucksenkungen. Die diastolische ]31ut- drucksteigerung kommt zustande durch ein verschlechtertes AbflieBen in die Peripherie, d. h. die Arterio]en sind eng und vermindert dehnbar (Nephrosklerose, ,,blasser Hochdruck") oder abet bei IKreislaufdekompensation kommt es durch ver- mehrte Rfickstauung zu einem erh6hten diastolischen Druek. Sind die Arteriolen weir und gut dehnbar, ist der arterielle Abfiug also ein guter, so kommt es zu leichten diastolischen Blutdrucksenkungen, deren Bedeutung nur dann roll beur- teilt werden kann, wenn gleichzeitig die H6he des systoli- schen ]31utdrucks bekannt ist. Aortenvitien sowie erhebliche Verminderung der Aortendehnbarkeit seien hierbei wegen an- deter Zusammentfiinge ausgeschlossen.

Prinzipiell miissen wir unter diesen Gesichtspunkten ein ,,peripheres" Kreislaufmittel dann ffir den ambulanten und Idinischen Gebrauch als ideal ansehen, wenn in erster Linie in der Peripherie dutch Tonisierung ant der ven6sen Seite und Entspeicherung der ven6se ZufluB zum Herzen verst~irkt wird, indem es unter Erh6hung der zirkulierenden ]31utmenge zu einem systolischen t31utdruckanstieg m~igigen Grades kommt nnd 2. ein verbesserter AbfluB in die Peripherie mit weiten und gut dehnbaren Arteriolen besteht, der sich in einem leichten Absinken des diastolischen Druckes ausdrfickt und sicher eine gute Sauerst0ffausnutzuflg gew~ihrleistet. Hierzu sei im einzelnen folgendes bemerkt: Pharmaca, die eine starke Verengerung der peripheren arteriellen Strombahn und damit eine periphere Widerstandserh6hnng hervorrufen und somit zu einer starken systolischen und diastolischen t31utdruck- steigerung ffihren, bedeuten ffir das Herz einen enorm ver- mehrten Energieaufwand, der unter Umst~inden gef~ihrlich werden kann, wenn das Herz anderweitig, z. t3. nach Opera- t ionen, toxischen Sch~idigungen bei Infektionskrankheiten u. dgl. noch speziell belastet ist. Diese starke Belastung wird dutch das erschwerte arterielle Absinken bei erh6htem dia- stolischen Druck nochmals vermehrt. Der Ventrikeldruck steigt und das Herz mug durch Heranziehung seiner 1Re- servekraft eine besondere Mehrarbeit leisten, deren Folgen bei entsprechend langer Zeit hinreichend bekannt sind, wenn auch t3OtINENKA~P zeigte, dab bei vermehrtem Widerstand eine v erminderte W~irmebildung des Herzens eintri t t und dadurch der Nutzeffekt der Herzleistung s t e i g t . . E w m und HINSBERG zeigten aber auch, dab mit steigendem Wider- stand eine immer unvollkommenere Herzenfleerung eintritt . Sinkt hingegen der diastolische Druck leicht ab, so bedeutet dies einen verbesserten AbfluB in die Peripherie und somit Ent!astung ffir das I-Ierz, allerdings ist diese Annahme nur richtig, wenn man gleichzeitig den Verlauf des systolischen Blutdrueks kennt, Nut bei leichtem Steigen des systolischen und leichtem Sinken des diastolischen Blutdruckes werden bei gleicher oder verringerter Pulsfrequenz kreislaufphysio-

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logische und therapeutisch gfinstigste Verh~ltnisse geschaifen. Diese sind charakterisiert durch leichten AbfluB in die peri- pheren weitge6ffneten Arteriolen, wodurch in den Capillaren groBe Mengen Blur aufgenommen werden k6nnen, das dann durch Tonisierung auf der ven6sen Seite erneut und voll dem Herzen zugeffihrt wird. Sinkt jedoch der diastolische Druck, der die Verh~ltnisse auf der arteriellen Seite wieder- gibt zugleieh mit dem systolischen Blutdruck, der beson- ders die Herzkraft darstellt, ab, so bedeutet dies ein Ver- sacken des Blutes in die Peripherie bis zum Eintreten des IKollapses. Gerade auf die Wichtigkeit der Rfickflul3regula- tion machte GOLLWITZER-MEIER aufmerksam.

I)er 131utdruck ist eine komplexe Gr6i3e und somit eine Resultante aus inehreren Faktoren, die keine befriedigende Beurteilung der Kreislaufverh~Itnisse zul~tBt. Insbesondere sind aueh die Sehlfisse aus dem Amplitudenfrequenzprodukt ffir die ]3eurteilung des Minutenvolumens nur sehr bedingt verwertbar. Wir sind weir davon entfernt, den Blutdruck als das alleinige MaB fiir die Kreislaufbeeinflussung zu fiber- werten, dennoeh abet bildet er ffir den I~liniker das schnellste und wichtigste Kriterium, solange wir fiber das AusmaB der fibrigen Faktoren noch relativ wenig aussagen k6nnen. Sehlag- und Minutenvolumen, peripherer und elasfischer Ge- samtwiderstand, ven6se Tonisierung, Venendruck u. a. seien in ihrer Bedeutung nur hervorgehoben. I)urch weiteren metho- dischen Ausbau, insbesondere durch FRANK, BI~6MSEJa, ]B0~R, WETZL]~R U. a. wird auch am Menschen unter physiologischen Bedingungen und ohne psychisch be]astende I~ingriffe ein besseres Gesamtbild der mechanischen I~reislaufgr6i3en er- m6glieht, auch unter ]Bcrficksichtigung sehnell abMingender Reaktionsabl~iufe, die mit den Gasmethoden nicht erfaBbar sind. iKan neigte iln UnterbewuBtsein, besonders yon pharrna- kologischer lind ehirurgischer Seite dazu, die St~irke der systo- lischen Blutdruckwirksamkeit zugleieh mit der Giite des Mit- tels in ]~inklang zu bringen. Naeh klinischen Gesichtspunktell is t jedoch nicht immer eine starke 131utdruckwirkung erforder- lich, z. ]3. naeh Operationen wegen Blutungsgefahr sogar gef~hrlich, sondern erwfinscht ist in erster Linie eine Bes- serung der h~imodynamischen Verh~iltnisse unter dem beson- deren Gesichtspunkte der Kreislauf6konomie.

Obwohl nun chemisch die Adrenalink6rper so nahe ver- wandt sind, so 'sind doch ihre Einwirkungen auf die H~imo- dynamik ganz verschiedene und nur in wenigen FXllen ein- ander Xhn]ich. Aus diesen Tatsachen heraus ergibt sich ffir die klinisehe ]3eurteilung der kreislaufphysiologischen Ver- h~iltnisse die unbedingte Notwendigkeit der Kenntnis der absoluten Lage des systolisehen und diastolischen Druckes, da sich hieraus wieder die absolute Lage der Pulsdruekampli- rude ergibt, aus der sich bei Kenntnis der Frequenz fiber- schlagsweise Schlfisse auf den Energieaufwand des Herzens ziehen lassen. Es ist daher nicht a m Platze, wenn ldinische Arbeiten fiber neue Adrenalink6rper mit reiehlich aufgezeigten Kurven erscheinen, in denen lediglich der systolische Druck allein verzeichnet ist. Auch die Bezeichnung ,,gefS.Bveren- gernd" oder ,,gef~iBerweiternd" ist mit REIN als nichtssagend zuriickzuweisen. Ferner findet man in der jfingsten Literatur fiber Adrenalink6rper immer wieder den Satz, dab das nene Pdiparat zwischen Adrenalin nnd Ephedrin steht, wobei ver- sucht wird, diese beiden K6rper bewul3t als Gegenpole in der Wirkung herauszustellen, was unseres Erachtens nicht berechtigt erscheint. Auch dem Erklfirungsversuch, dab die neuen Wirkstoffe auf das k6rpereigene Adrenalin sensibili- sierend wirken oder an die Anwesenheit yon Adrenalin ge- bunden sind, also indirekt wirken sollen, was R~IN mit Recht ablehnt, k6nnen wir nicht beipflichten.

Zweck und Ziel der vorliegenden Obersicht ist es, eine sinngem/il3e Ausnutzung der Vorteile der einzelnen Stoife ffir den einzelnen Patienten auf Grund klinischer Ergebnisse zu versuchen, da die Unzahl pharmakologischer Ergebnisse nur begrenzt au~ den Menschen fibertragbar und sehr wider- spruchsvoll ist. Die Unterschiede der Kreislaufmittel der Adrenalinreihe bestehen in verschiedener peroraler Wirkung, in der systolischen und diastolisehen sowie in der Daner und H6he der Blutdruckbeeinflussung dutch verschiedene

~6. NOV,E, MBER 1938 t ~ L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr . 48 I697 Ansprechbarkeit der Gef~Be auf der arteriellen oder ven6sen Seite, in verschiedenen Dosierungen, Applikationen, indivi- duellen Reaktionen und Neigung zu paradoxen Reaktionen neben neuen zentralen Stimulanzeffekten. \Vir haben zu diesem Zwecke gemeinsam mit dem Doktoranden KUNELLtS fiber 25o Versuche an Patienten mit typischen hypotonen und hypodynamen Kreislaufverh~ltnissen nach Infekten und anderen Ursachen in waagereehter nnd zum Tell in Schieflage durchgeffihrt, in dem wir lediglich den systolisehen and dia- stolischen D:ruck sowie Puls und Allgemeinwirkung beobach- teten unter Benutzung eines Standarderkameters mit I4 cm breiter Manschette. Genfigende 13bung in der diastolischen Druckmessung war Voraussetzung, Im nachfolgenden sei sum- marisch fiber unsere Ergebnisse berichtet, wobei wit groBen YVert auf eine m6glichst groBe Zahl yon Versuchspersonen legten und keine Versuehsbedingung mit weniger Ms 6 ver- sehiedenen Patienten durchftihrten.

Adrenaline: In letzter Zeit war besonders RXlN bemfiht, darauf hinzuweisen, dab das Adrenalin nicht nut ein Stoff ist, der allein gef~gverengernd oder herzst~rkend wirkt, son- dern in erster Linie ein wichtiges Hormon ist, das die Kreis- laufphysiologie fiberragend beherrscht nnd vor allem ent- scheidende Aufgaben Ms Blutvertei ler und Stoffwechselregler erfNlt. Durch die ausgesprochene periphere Gef~gkonstrik- tion kommt es dutch die Verengerung der arteriellen Strom- bahn zu unerwfinschter starker peripherer \~qderstandser- hShung, die eine groBe HerzbeIastung, zum Teil mit Rhyth- musst6rungen hervorruft, mit verminderter Durchblutung peri- pherer Gef~tl3gebiete und un6konomischer Frequenzsteige- rung. Die a brupte und durch schnellen Abbau flfichtige Wir- kung bei d er nut notfalls durchgeffihrten i.v. Gabe sowie perorale Unwirksamkeit sind die bekanntesten Nachteile. t~ei peroraler Gabe kSnnen sogar Brechreiz und kolikartige Schmer- zen im Oberbauch auftreten.

Lediglich vergleichsweise subcutan injiziertes Adrenalin als Suprarenin , ,Bayer" I : IOOO - - x ccm - - hie intramuskul~r, da sehr beschwerdevoll! - - wirkt nach charakteristischer ini- timer, dutch Pressoreeeptorenreiz bedingter Senkung nach 15 NIinuten beginnend, maximal nach 6o Minuten, allm~hlich systolisch steigernd am 3o--4 ~ mm, diastolisch etwa IO mm, bei einer Pulsdruckvermehrung yon 5o% und einer Puls- frequenzsteigerung yon 6--IO Schl~gen/Minuten.

~or~horrn,o~*: Unter dem Gesichtspunkt, dab das Adrenalin die nattirlichste Substanz ffir die Kreislaufregulation ist, will das Tonhormon bewuBt yon neuen Ersatzstoifen Abstand nehmen. Als ,,enterales Adrenalin" nut ffir peroralen Ge- brauch besfimmt, ist es mit Ascorbins~Lure nnd Sulfhydril- system vor Oxydation geschtitzt, ein Versuch jedoch, dessen Schwierigkeiten noch nicht gel6st zu sein scheinen. Denn das Tonhormon ha t bei Gaben yon 2 Tablet ten -~ o,ooo5 g Adrenalin w~hrend einer Beobachtungszeit yon 3- -4 Stun- den keine sicher feststellbaxe Wirkung auf den Blutdruck und Puls, die seine therapeutische Verwendung als I4reislaufmitteI rechtfertigen wtirden.

S~/mpc~tol: Dem Adrenalin in Wirkungsart am nachsten stehend, chemisch best~tndiger nnd nicht so abrupt wir- kend ist das Sympatol, das eine wesentlich geringere Herz- belastung bewirkt, da die Gef~Bwirkung lange nicht so stark ist.

Perorat ist Sympatol im Gegensatz zu der fraglos groBen Anwendung auf den Blutdruck nut wenig wirksam mit t~ilweiser geringer Pulsverlangsamung, Befunde, die auch frtiher y o n P R E s s , S CHILLING und L ~ H R , KOTTLORS und FiUST, SCI~:O~N u. a. festgestellt wurden. Bei subeutaner Gabe (i Amp. ~ 6o mg) kommt es zu einem leichten systoli- schen Anstieg yon maximal lO--2o mm, wobei der diasto!i- sche Druck leicht mitgeht, maximal nach IO Minuten, um nach 20--30 Minuten wieder normal zu s e i n . Bei intra- muskularer Gabe gleichartiges Verhalten mit ziemlich gleich- artigem Ver lauf und deutlicher diastotischer Steigerung mit Vermehrung der Pulsdruckamplitude um etwa 25 %. Promp- ter systolischer Anstieg yon 6o--70 mm Hg erfolgt bei i.v. Gabe nach 4--5 Minuten, wobei die VVSrkung nach h6chstens 15 Minuten v611ig abgeMungen ist (Abb. I). Hierbei hebt

sich der diastolische Druck um etwa 20 mm bei kurzer maxi- maler Pulsdruckvergr6gerung bis 9o % bei s te ts zuverl~ssiger, doch fiber den physiologischen Rahmen hinausgehender ~q r - kung.

Sufrifen: ,Das Suprifen, ein p-Oxyephedrin, das bereits vor IO Jahren yon SCHAIIMA.NN pharmakologisch untersucht wurde, besitzt charakteristische Eigenschaften, die es prinzi- piell yon den anderen Adrenalink6rpern unterscheiden und wichtige kreislauftherapeutische und kreislauf6konomische Prinzipien schon beJ einfacher t31utdrnckmessung erkennen lassen. Bei i.v. Gaben yon 2o mg kommt es zu einer konstanten

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Abb. 1. Typische Blutdruckwirkung nach Sympatol i.v. (3 • 60 nag).

systolischen Blutdrucksteigerung, im Mittel um 30 mm Hg, die langsam, d. h. innerhalb 3o--4 ~ Minuten, abklingt unter gleichzeitigem leichten, nut ffir das Suprifen c!larakteristischen diastolischen Blutdrucksenkung meist nm 2o mm Hg. Dutch dieses gegens~ttzliche und divergente Verhalten des Blut- drucks wird die PuIsdruckamplitude um durchschnittlich 5 ~ mm erh6ht, ~as bei unseren Versuchen im Mittel Steige- rungen um ioo % bedeutet bei zmn Tail geringer Abnahme der Pulsfrequenz um etwa 6 SchlSge/Minute. W~esentlieh ist, dab die Putsdruckamplitude im physiologischen Bereich liegt und kein vermehrter Spannungszustand der GeiXge hervor- gerufen wird, was eine wesentliche Energieersparnis ffir das Herz bedeutet. Der AbfluB des Blutes in die Peripherie

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I I o 20 dO ~/0 EO 60 70 80 gO 700 7~'OMm.

Abb. 2. Typische Btutdruckwirkung nach Suprifen i.v. (3 • 2o mg).

m u B also naeh Suprifen ein guter sein, d. h. die Arteriolen sind weft und vermehr t dehnbar nnd die Verh~ltnisse des gesamten Kreislaufs sind optimal 6konomiseh. Da der systo- lische Blutdruck stets gleichzeitig leicht steigt, mnB auch das 5'Iinutenvolumen gesteigert sein (Abb. 2).

Diese charakteristische und h~modynamisch sehr wichtige Wirkung ist fast konstant bei i.v. Gaben, schw~cher bei i.m. Gaben, noch schw~cher bei subcutanen Gaben und am schw~ch- sten und oft nur augedeutet bei peroralen, besser bei rectalen Gaben.

STIJR• und ST~CKMiN~ meinen auf Grund ihrer stufen- tonosphygmographischen Untersuchungen, dab Suprifen weit- gehend unwirksam auf das Geffi.gsystem ist, da es v61Iig unbeeinfluBt reflelc~orisch auf einen Btutdruckanstieg rnit einer Gef~BerweiterUng reagiert. Andererseits sagt SCHEL- LONG, dab bei verminderfer GefABdehnbarkeit, besonders der

i 6 9 8 KLINISCHE Vr

Aorta, der systolische Blutdruck steigt und der diastolisch e herabgesetzt wird. MEYER zeigte am Menschen, dab das Su- prifen die starkste Vermehrung des Schlagvolumens und den gr6Bten Elastizitatsverlust der Aorta aufweist bei einer Ver- minderung des peripheren Gesamtwiderstandes. Durch diese B~funde k6nnen unsere h~imodynamisch so gfinstig gelagerten Blutdruckbefunde naeh Suprifen erklttrt und erhartet werden und zeigen zugleich, dab keinerlei ~hnliehkeit mit der Sym- patohvirkung besteht, wie KUSCHINSKY beriehtet.

Veritol: ])as Veritol ist experimentell am meisten unter- sucht. Von kliniseher Seite sind die Meinungen geteilt, ins- besondere sind mehrfach, allerdings dureh zu grol3e Dosen, unliebsame Zwisehenf~lle berichtet worden.

Die perorale ~vVirkung war in unseren Versuchen auch in ~lbereinstimmung mit anderen Mitteilungen (SCHNEIDER, SC~OEN u. a.) nicht konstant, die reetale auch nicht sicherer als die perorMe Gabe. In den positiven F~llen nach peroraler Gabe setzt die Wirkung nacb ~5--eo Minuten ein, maximal nach 3o--4 ~ Minuten, mit einer systolischen Blutdrucksteige- rung yon Io - -2o mm Hg ohne nennenswerte Knderung des diastotischen Druckes. Bei subcutaner Gabe war die \Virknng nicht wesentlich anders, wesendich st~irker jedoch bet intra- muskul~ren Gaben, wo Steigerungen um eo- -6o- -8o mm Hg hervorgerufen werden, fast stets unter gleichzeitigem An- steigen des diastolischen Druckes; ]3ei intravenSser GaBe yon ~o mg sah ich einmal eine Steigerung des systolischen Blut- druckes bis ~5 o mm Hg. Ein anderes Mal nut systolisehe Steigerung yon 2o mm Hg. Der diastolische Druck steigt meist fiir kurze Zeit mit an, was auch ROBBERS berichtet. Auch ,adr konnten bet so hohen Dosen unliebsame Neben- wirkungen sehen, wobei ein Pat ient unmittelbar nach Be- endigung der Injektion eine lebhatte Schmerzempfindung im Oberbauch hatte. %Vir k6nnen daher den Ra t der herstellenden Firma nur unterstreichen, die intraven6se Veritolgabe nut in F~llen der Not und dann evtl. nur ~o mg zu geben. Ganz allgemein ist ffir die parenterale Veritolanwendung ein in- taktes Herz Voraussetzung. Bei den subjektiven Empfin- dungen ware noch zu erw~ihnen, dab ein Tell der Patienten fiber eine gewisse innere Unruhe und fiber st~irkeres Herz- klopfen Magte. Die Schlag- Und Minutenvolumenssteigerung (MEYER und SPIEGELHOFF, SCHONDORF, GROSSE-BROCKIIOFF und KALDENBERG) durch Veritol ist insgesamt gfinstig, w/ihrend eine wesentliche Blutdrucksteigerung yore Herzen un6kono- mischen Energieaufwand fordern wfirde.

Tyra, m~.: Pharmakologisch sehr h~iufig untersueht wurde das Tyramin; es b~sitzt Idinisch wegen der vermuteten Zu- sammenhange mit dem ,,blassen I-Iochdruek" Interesse. Wir prfiften die Substanz nicht, doch geben jfingst MEYER und ECKERS an, dab nach IO mg Tyramin i.v. nach 4 Minuten eine maximale Blutdrucksteigerung his auf i6o mm Hg ein- t r i t t und nach 12 Minuten abgeklungen ist, eine Wirkung, die bet subeutaner Gabe protrahierter isL Tyramin soli dem Sympatol in der Vr nahestehen und auch einen geringen Anstieg des diastolischen Blutdruckes bewirken, ohne eine deutliehe perorale Wirksamkeit zu besitzen (s. a. RIFLER und ROTHBERGER).

Das Hordeni~% dessen Pharmakologie zuletzt von RIET- SCIIEL genauer untersucht wurde, ist wegen seiner relat iv geringen Wirksamkeit Ifir die Klinik nicht yon direktem In- teresse.

Ephedrin: Das Ephedrin, das als 1-Ephedrin, meist abet als synthetisches Racemat, als Ephetoni~ oder Racedri~ an- gewandt wird, besitzt volle perorate Wirksamkeit und wirkt vorwiegend fiber I~ngere Zeit peripher-vasomotorisch, d. h. gefagconstrietorisch. Hierdurch kommt es zu einer starken und anhaltenden B~lastung des Herzens, weshalb aueh fifth- zeitig vor k r i t ik loser Ephedrinanwendung gewarnt wurde (H~5DEBRAND, MOGOE U. a.). Daneben aber hat das Ephedrin nach KILLIAN und ~UttLMANN eine erregende Wirkung aui Atmung und Gehirnzentren, die subcorticalen Angriff haben soil.

Nach ~ Tablette -~ 5 ~ mg 1-Ephedrin, Ephetonin oder Race- drin kommt es nach h/iufigen initialen Senkungen zu einem ganz allm~ihlichen Anstieg des systolischen ]3Iutdrucks nach

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30--40 Minuten, um nach 3--4 Stnnden maximale \Verte zu erreichen, die im Mitre1 um 2o--3 ~ mm systolJsch h6her liegen unter gleichzeitigem leichten Ansteigen des diastoli- schen Druckes bet geringer Vermehrung der Pulsdruckampli- rude, die absolut auf ein h6heres Niveau gehoben wird und damit Ifir die Herzleistung eine wesentl/ch h6here Mehranfor- derung an Energie bedeutet, neben gewissen Zeichen zentraler Erregung und un6konomiseher Pulsbeschleunigung um 8 bis IO SehI~ige]Minute. Diese Momente k6nnen an sich, besonders bei der beliebten protrahierten Asthmatherapie mit Ephe- drin, eine wesentliche Gefahrenquelle Ifir das Herz bedeuten. 13ei subcutaner und intramuskularer Gabe besteht lediglich schnellerer ~r Die i.v. Gabe yon Ephedrin ist unbedingt abzuraten wegen der Gefahr akuter Neben- wlrkungen, Me Extrasystolen, Brechreiz, Herzklopfen u. dgl. Im Gegensatz zu KUSCHINSKY fibertrifft die Ephedrinwirkung bet weitem die Veritolwirkung, und zwar um mehrere Stun- den. Bezfiglich der Ephedrinwirkung kann aber nicht ge- sagt werden, dab es weniger stark wirkt, als z. B. Adrenalin, da es eben prinzipiell anders wirkt, ein Unterschied, der viel- Ieicht in dem verschiedenen chemischen Abbau der Sub- stanz begrfindet Iiegt und die lang anhaltende "vVirkung auf die GefaBe bedingt.

Das Ephetonal, ein p-Aminoephedrin, soil besser vertr~ig- lich sein als das Ephedrin und sich besonders bet empfind- lichen Asthmatikern in I~ngeren Gaben besser eignen als Ephedrin. Ephetonal ist in seiner Blutdruckwirksamkeit etwas schwacher, was auch SCtINETZ und SELINGER bei weniger Nebenwirkungen feststellten. Vom Methylephed.ri~ berichten PACK und READ, dab es bet sehr guter Broncho- lyse noeh weniger giftig und schwitcher herz- und kreislauf- wirksam sein soil. Wir haben diese Substanz ebenso wie das Minisch nicht interessierende Mydriatln, das nach BUN- ICHI-HAsANA die gleiche Blutdruckwirkung wie Ephedrin be- sitzen soll, klinisch nicht geprfift. Eine weitere Abwandlung des Ephedrinmolekiils zeigt das Isalon auf, das nach HAN- DOWSKY und KOEHLER weniger blutdrnekwirksam, daf~r aber besser broncholyfisch sein soll und meist als Par-Isalon Ms kombiniertes Antiasthmaticum angewandt wird.

Elastonon: Das bet uns unter dem Namen Elastonon - - in angels~ichsischen L~indern ats Benzedrin, in anderen L~in- dern auch als Aktedron oder Mecodrin - - bekannte fl-Phenyl- isopropylamin wurde erstmalig I9Io yon BARGER nnd DALE untersucht und wird jetzt als oral wirksames blutdruck- erhShendes Spasmolyficum find Euphoricum dekIariert. Das nur peroraI handelsfibliche Elastonon bewiIkt in e~ster L~nie eine zentrale Erregung im Sinne einer Euphorie mit Stimula- tion der Gedankenwelt und Wohlbefinden.

Nach I ccm = 5 mg Etastonon k a m e s bei 7 yon 8 Fallen zu paradoxer Blutdruckreaktion, d. h. es kommt zu leiehten systolischen und diastolischen Senkungen. Nach Dnrchsicht der amerikanisehen Literatur, die sich zum Teil auf erstaun- lich wenige Beobachtungen sti i tzt (KORNS, DAWS und S~u~5.1- WAY-DAvIs, PEOPELS und GUTT~IANIG NATHANSON, GUTT- MANN nnd SARGANT U. a.), k6nnen wir in Analogie mit STORZ und IKIRK sagen, dab kleine Dosen bis io mg keine Blutdrucksteigerung machen, gr613ere Dosen, eiwa 2o mg fiber 5- -7 Stunden hinaus, bluidrnckwirksam sin& Der systolische Blutdruck steigt um etwa 2o ram, der diastolisehe um Io mm bet wesentticher Steigerung der Pulsfrequenz um I 5 - - s 5 Schlgge/Minute, was ffir eine durchaus un6konomi- sche Kreislaufwirkung sp r i ch t Hinzu treten 5tiers Tcm- peraturerh6hungen Ns I ~ die an die Pharmakologie yon / /-Tetrahydronaphthylamin erinnert, t3ei diesen hohen Dosen k6nnen bereits Nebenwirknngen durch zu sta~ke zcnfralc Er- regung mit Schlaflosigkeit, Aufgeregtheit, Schwe-Bausbruch, Zittern und Arrhythmien auftreten. Aus diesem Grunde k6nnen wir die Warnung yon DAVIES sowie die Mahnungen zu vorsichtiger und kritischer Anwendung yon Ma~LO und NARAT nur unterstreichen. Die Dosis ffir die Blutdrueker- h6h~ng liegt also wesentlich h6her als die Dosis ffir die psycM- sche Stimulation, so dab es zweckmaBig erscheint, auf die un- 6konomische Kreiglaufwirkung zu verzichten u~d daffir nur mi t den kleinen und weniger gefahrvollen Dosen den zen-

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tra len Stimutanzeffek~, speziel l in der Psychia• auszu- niitzen.

Pervi~in: l~ber Pervit in, ein Desoxyephedrin, is t klini- scherseits erstmalig yon SCHO~N beri 'chtet worden, der yon einer ephedrinart igen W i r k u n g auI den Kreislanf sp r i c h t HAuscttiLD untersuchte Pervi t in eingehend pharmakologisch und konnte t ierexperimentel l die zentral erregende und peri- pher bedingte blutdrucksteigernde Wirkung auch bet per- oraler Gabe aufzeigen.

B~i 3 ~ F~llen wirkte Pervi t in (2 Table t ten ---- 6 mg Sub- stanz) bei jugendlichen und a l ten Hypo%onikern in der I-I~.lfte der F~lle teicht blutdrucksteigernd, wobei der systolische BlUtdruck um i o - - a o mm Hg steigt und der diastolische Druck sich gleiehfalls Ieieht hebt , wobei das Wirkungsmaxi- mum fas t s tets 2- -3 Stunden nach der Einnahme liegt und bei relat iv gleicher ]Pulszahl im Verlauf weiterer 1--2 Stun- den wieder langsam abf~llt. Die Blutdrucksteigerung wird deutlicher, wenn an Stelle yon 2 Table t ten 5 Table t ten = 15 mg genommen werden uud mi t h~ufig init ialen Sen- kungen die ephedrin{~hnliche Wirkung gezeigt werden kann. Schnellerer Wirkungsein t r i t t mi t analeptischem Effekt erfolgt bet intramuskul~rer Gabe yon 15 rag. Doch im Vordergrund der therapeut isehen Pervi t inanwendung s teht die angenehme psychisehe Stimulat ion mi t l{~ngerer Enphorie , Mfidigkeits- verlust und Anregung der Gedankenwett, die bereits bet Dosen auft r i t t , die noch nicht kreislaufwirksam shad, abge- sehen yon geringer Zweckm~gigkeit der Kreislaufwirkung.

In der AdrenalinkSrperMasse w~ren schlieBlich noch einige Substanzen zu nennen, die sich als b lutdruckwirksame Kreislaufmiftel nicht bew~hrt haben, daffir aber eine aus- gesprochene lokaie und peripher angreifende Gef~Bwirkung besitzen, iEin solcher Kbrper is t z. B. das S~ryphnon, das ftir die Iokale Bhatstillung heute noch eine groBe Nolle spielt nnd bet subcutaner Gabe auch den Blutdruck steigert (L0w~ and MEY~m). Weniger bekannt is t das A~e~enol, ein ent- methylier tes Adrenalin, and das Epinin, dem die alkoholi- sche Hydroxy lg ruppe in der Seitenkette fehlt. Ffir die adre- ualinempfindlichen Pat ienten bei der Lokalan~sthesie h i t sich das qual i ta t iv gleichartige, doch schw~cher wirksame und besser vertr~gliche Corbasil, ein o-Dioxyphenylpropanol- amin, gut eingeffihrt. Ft i r die Therapie entzfindlich erwei- fe t te r Gefi~Be in den Nasenwegen wird mit Erfolg das Adri- anol, ein 1-m-Methylaminogthanol-phenolchlorhydrat , benutzt , wXhrend das Xytidrin, ein Diary-dimethylaminomethyl-car- binol neben der gef~Bconstrictorischen noch eine bactericide and an~sthetische Wirkung besitzt , die sowohl ffir Schwel- hangen bei Schnnpfen sowie bet t t~morrhoidalerkrankungen and als Turgasep$ zur konservat iven B~handlung der Otitis media ausgenutzt wird, ohne hierbei eine verwertbare oder sch~digende Kreislaufwirkung zu besitzen.

Sehr zahlreich sind aber auch die Kombinat ionspr~pa- rate, wobei meist das Ephedrin mi t einem zentral angreifen- den K6rper kombinier t ist. Hierbei seien yon den st~rkeren K6rpern uur kurz genannt das Ieoral, Ephedralin, Rephrin, Cardiazol-Ephedrin, Lobesym, Reviten, sowie das Epheto~gn liquid, comp., das in groBem Umiange sich besonders peroral bew~hrt hat . Neben diesen Kreislaufmit teln besi tzen aber auch fast s~mtliche As thmami t te l einen mehr oder weniger groBen Gehal t an Adrenalink6rpern, z. 13. Par-Isaton, Asthmo- lysin, Asthmatrin, Pernasthman, Epokan, Taumasth, m an u. dgl., bet denen aber gerade der Ephedr inkomponente wegen ihrer m~ist p ro t rah ie r ten Verabfolgung infolge der herz- und gef~B- sch~digenden \u besondere Beachiung geschenkt werden muB.

Blutz~Jcerbeeinflussung (s, Abb. 3) : Sehr interessant waren aueh die Feststel lungen fiber die Einwirkung ant den Blut- zueker, d. h. somit die Beobachtung, in~deweit die adre- naIinverwandten Substanzen f~hig sind, sozusagen einen ,,StoB in das vegetat ive System der Blutzuckerregulat ion" auszu- ftihren, B~merkt sei fibr]gens, dab vielfach gerade Sport- ~rzte in hypoglyk~mischen Zust~nden die Hauptursache ffir Kollapse erblicken.

Abb. 3 zeigt fiir jedes P rapa ra t die Summenkurve aus ~e 8 Versuchen im Verlaufe yon 2 Stunden nach Eingabe

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des Mit te ls , aus der hervorgeht , dab die Adrenal inhyper- glyk~mie die fibrigen K6rper bei wei tem fiberwiegt. Veritol und weniger das Suprifen zeigen nach 11/2 Stunden deutliche Tendenz zur reakt iven Senkung. Die e inzelnen Befunde stehen im wesentlichen im Einklang mit frfiheren Angaben ,(Lit. PFLUG, ~'ASCHING, SCHNEIDER, FRANKE n. a.). Per- vitin bewirkt kaum wesentliche t31utzuckerver~ndeIungen ebenso wie Elastonon (s. a. STOI~Z and KIm@ GroBe Dosen yon beiden KSrpern k6nnen auch leichte Steigerungen um lO--2o rag% hervorrufen. SchlieBlich konnte das Tonhor- mon, als das , ,enterale Adrenal in" weder nach 2 noch nach 5 Table t ten einen nennenswerten t31utzuckeranstieg anf- weisen, den man aber bet de r postulierten Adrenalinwirkung erwarten sollte, SA~DE~S fand in 3 yon 4 FXllen leiehte Blutzuckersteigerung beim NIenschen, die dennoch nut ein Bruchtei l der Adrenal inwirkung darstel l t .

Tachyphylaxie: Die Ergebnisse der lebhaften Diskussionen fiber das Tachyphylaxieproblem sind ftir den behandelnden Arz t yon gr6gter Wichtigkeit , da er wissen muB, ob das yon ihm verordnete Medikament bei mehrmaliger Gabe an Wir- kung nachl~Bt oder sogar ins Gegenteil umschlfigt. W~h- rend yon pharmakologischer Seiie z. B. tgICHL~!~ und 5'IfTGG~ sich f/Jr das Bestehen einer Tachyphylaxie nach Veritol aus-

~~m_on~-&'iTp~tol 6o~g ira.-----:-

70 0 YO 60 ,qO ls Abb. 3- B1utzuckerbeeinflussung nach Adrenalink6rperm

sprechen, wird sie yon R~IN and ZIpF bet Veritol gelengnet. Xlinischerseits set aber betont, dab gerade bet den Kreislauf- mit teln das f)bertragen yon t ierexperimentellen Ergebnissen ant die menschlichen Verhgltnisse nu t sehr eingeeehrgnkt m6glich ist, da gerade dutch die operativen Eingiiffe (Decere- brierung u. a.) und die erheblichen NIengen Narko t i c i s Ver- h~ltnisse geschaffen werden, die keine normale Ansprechbar- kei t und Reaktionsberei tschaft der Get,Be gewgh~leistet, da jede Narkose eine I terabsetzung der Reflexregulationen und dami t Xollapsberei tschaft hervorrnft .

Zum Tachyphylaxieproblem mnB mi t RmN prinzipiell bemerkt werden, dab die zweite Dosis eines Medikamentes nur dann qual i fa t lv und quant i ta t iv so wirken kann wie die erste, wenn die Voraussetzungen und 13edingnngen die glei- chen sind ,~de bet der ersten Gabe, wobei auch die verabfolgte absolute lVfenge des Pharmakons wiehfig ist, denn aueh R~IN be tont mi t Recht, dab man bet grSBeren Dosen die Vor- t~usehung einer Tachyphylaxie viel h~iufiger sehen mfiBte infolge st~rkerer Vorwegnahme d e r Voraussetzungen ftir die folgende Injektion. \u also die Blutdepots zur Yermeh- rung des Minutenvolumens entspeichert we~den und die Ge- I~Be in s ta rkem Erregungsstadium stud, so ist einleuchtend, dab erst dann wieder der gleiche Kreislaufeffekt erz~elt we~den kann, wenn die Speicher wieder geffillt sind nnd d~e GefiiBe die gleiche Ansprechbarkei t besitzen, d. h. die Wirkung voI1 abgeklungen ist.

Von diesen Vorstellungen geleitet, haben ~dr fiber 5 ~ Ver- suche mi t den gebr~uehliehsten Adrenalink51pern ausgeffihlt, indem wir meist 3real hintereinander die gleich groBe thera- peutische Dosis gaben und konnten feststellen, dab die Tachv- phylaxie ffir den Menschen keine praktische Bedeutung hat . Nach Gaben yon Adrenalin, Sympatol , Supri fen, VeritoI, Ephedrin, Pervi t in und Elastonon ergab sich stets bet den verschiedenen Applikat ionen eine prinzipiell gleiche qualf-

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r a t i n e u n d q u a n t i t a t i v e R e a k t i o n . B e t o n t se t a b e r , d a b d i e e i n z e l n e n . Z e i t a b s ~ n d e b is z u m v611igen A b k l i n g e n d e r ~Vir- k u n g be t d e n v e r s c h i e d e n e n K 6 r p e r n a u c h g a n z v e r s c h i e d e n e s t u d , so z. 13. n a c h S y m p a t o l i .v . n a c h l O - - 1 5 M i n u t e n u n d n a c h E p h e d r i n o d e r E l a s t o n o n p e r o r a l n a c h 6 - - 8 S t u n d e n o d e r n o c h 1/~nger. D i e s e r w i c h t i g e Z e i t f a k t o r e r f o r d e r t j e d e n - fa l l s b e s o n d e r e 1 3 e a c h t u n g .

I n j i i n g s t e r Z e i t b e r i c h t e n i n A n a l o g i e m i t u n s e r e n B e - f u n d e n a u c h ROBBERS u n d GIN&DER, d a b s ie w e d e r n a c h E p h e d r i n ' o d e r V e r i t o l T a c h y p h y l a x i e e r s e h e i n u n g e n b e i m M e n s c h e n g e s e h e n h a b e n . V o m E p h e d r i n b e s c h r i e b b e r e i t s CHEN, d a b m a n d u r c h p r o t r a h i e r t e G a b e n d ie A n f a n g s w i r - k u n g b e i m M e n s c h e n a u f r e c h t e r h a l t e n k a n n , u n d 1ROT~I- SCHILD b e n u t z ~ e E p h e d r i n s o g a r z u r E r z e u g u n g e i n e s e x p e r i - m e n t e l l e n D a u e r h o c h d r u c k e s . D e m g e g e n f i b e r i s t d i e T a c h y - p h y I a x i e n a c h E p h e d r i n z. 13. b e i m K a n i n c h e n e ine b e k a n n t e T a t s a c h e .

Zusc~mmen/a.ssu~g: S u m m a r i s c h e B e u r t e i l u n g d e r VVi rkung d e r A d r e n a l i n k 6 r p e r n a c h k l i n i s c h e n u n d k r e i s l a u i 6 k o n o m i - s c h e n G e s i c h t s p u n k t e n a u f G r u n d y o n f ibe r 25 ~ g e n a u v e r - fo lg~en V e r s u c h e n a n h y p o t o n e n u n d h y p o d y n a m e n P a t i e n t e n , w o b e i d i e j ewe i l s c h a r a k t e r i s t i s c h e n E i g e n s c h a f t e n h e r v o r - g e h o b e n w e r d e n u n t e r 1 3 e r f i c k s i c h t i g u n g d e s A p p l i k a t i o n s - o r t e s , d e r B l u t z u c k e r b e e i n f l u s s u n g u n d d e r T a c h y p h y l a x i e .

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REFERATENTEIL. BUCHBESPRECHUNGEN.

Innere Medizin in der Chirurgie. Von H. F rh . v. K R E S S u. WL K I T T L E R . (Neue d t sch . Chir. B eg r . v. P. v. B R U N S . Hrsg . v. F. S A U E R B R U C H . Bd. 59.) V I I I , 144 S. S t u t t g a x t : Ferd i - n a n d E n k e 1938. Geh. RlW. IO.- - , geb. RM. 11.8o,

Das B u c h b e s p r i c h t die K r e i s l a u f v o r b e h a n d l u n g nor Opera- t ionen , die B e h a n d l u n g der ope ra t i ven oder p o s t o p e r a t i v e n Kreis - l aufschw~che , die V o r b e h a n d l n n g des Diabef ike rs u n d die ik te r i sch Kranke r , YVesen u n d B e h a n d h n g der ft~r die Ch i ru rgen wich t igen E r k r a n k u n g e n der A t m u n g s o r g a n e n n d die t~ehand lung der Sch la f - s t 6 r u n g e n . E in Kap i t e l fiber Vor- u n d N a c h b e h a n d l u n g der lXlagen- D a r m - u n d G a l l e n b t a s e n k r a n k e n f eh I t / e ide r . Das i s t a b e t a n c h der einzige Nachfe i l dieses sons t ganz ausgeze i chne t en Buches , yon d e m m a n n u r w f m s c h e n kann , dab es in den Kre i sen de r Ch i ru rgen eine r e c h t wei te V e r h r e i t n n g u n d B e t r a c h t u n g f inder . Die Dar - Ste l lung isf vorb i ldI ich e in fach u n d M ar u n d dabe i d u r c h a u s e inwandf re i u n d u m f a s s e n d . Das B u c h is t ein Beweis daffir , d ab gu te w i s s e n s c h a f t l i c h e mediz in i sche Bficher d u r c h a u s n i ch t sehwer- vers tAndl ich geschr ieben sein mfissen, u m d e m Stoff ge rech t zu werden . KALE, Berl in.

R h e u m a t i s e h e Kreis laufseh~idigungen, Won S. D I E T R I C H . Mit e inem Gele i twor t v. G, voN 7BERGMANN. (Der IRheunla t i smus . Hrsg . v. R. J 1 J R G E N S . Bd. 7.) 34 T e x t a b b . XIV , 2o 4 S. Dresden u. Leipzig. Theodo r S~ceinkopff 1938. R,M. 9 . - - .

Eine sorgf~lt ige, flfissig geschr iebene D a r s t e l l u n g der h e u t e h e r r s c h e n d e n Lehre yon den r h e u m a t i s c h e n Kreis laufsch~tden u n d i h r e m VerhXtfnis z u m R h e n m a u n d r h e u m a t i s c h e n Fieber . I n de r B e h a n d l u n g der Schw~chezus f~nde bet rheuma• Kard i f i s le is te t die i n t r aven6se S t r o h p h a n t h i n a n w e n d u n g n a c h der Er- f a h r n n g des Ref . so wer tvol le Diens te , dab sie eine e ingehendere Wf i rd igung verd ien te . I m i ibrigen da r t das Bi ichle in w a r m e m p - foh len werden . EDENS, Dfisseldorf,

Der Kreuzschmerz in seiner Beziehung zur Wirbels~iule. Von J. E. w . B R O C H E R . Mit e i nem Vorworf v. V O L H A R D . (Fort- schr . R 6 n t g e n s f r . Hrsg . v. G R A S H E u Erg . -Bd . 55. A r c h u. A t l a s d. n o r m . u. p a t h . A~latomie in t y p l s c h e n R6n tgenb i lde rn . ) t o I TeXtabb. 91 S. Leipz ig : Georg T h i e m e I938. Geh. RSL 19.5 o, geb. RM. 21.5o.

BBOCHERS T e x t b u c h und R 6 n t g e n - sowie a n a f o m i s c h e r At l a s

grei f t m i t d e m ,,Kreuzsehmerz" als z e n t r a l e m G e s i c h t s p u n k t fief in die spezielle u n d a l lgemeine Pa tho log ie hinein. Als CURSCHI~ANN 1929 n o c h in den R h e u m a p r o b l e m e n den M u s k e l r h e u m a t i s n l u s im R u m p f e als e ine u n p r o b l e m a t i s c h e Sache ve r t r a f , s a h ich re ich d a m a l s schon als Re fe ren t gen6t ig t , i hn d a r a u f a u f m e r k s a m zu m a c h e n , dab mi r jene E r k r a n k u n g v6ll ig f r emd set. D e n n in j ed em nlir zu Ges ich t k o m m e n d e n Fa l l set e ine E r k r a n k u n g der %Virbel- s~tule fes fzus te l l en a n d aus sch l aggebend , w~hrend der lVIuskel n u r eine i r r t f lml iche Pro jek t ion des pa tho log i schen Vorgangs dars te l le . An t G r u n d eines mus te rg f f i t igen R 6 n t g e n b i l d m a t e r i a i s u n d a n t bre i te r T a t s a c h e n g r u n d l a g e kommt ]3. zu dem se lb en Ergebnis . Eine Ffille yon M6gl ichke i ten aus der e r k r a n k t e n Wirbe ls~ule ver- m a g der Verf. fflr den K r e u z s c h m e r z ge l tend zu m a c h e n , u n d e s k a n n n i ch t h o c h genug v e r a n s c h l a g f werden , dab er d e m Arz te l f iagst au s unse r e r k l in i schen R6ntgeno log ie h e r a u s g e w a c h s e n e Er - k e n n t n i s s e in wohlbegr f inde te r u n d k la re r F o r m Zeigt u n d aus- e inander se tz t . I n dieser Bez i ehung set n u r eine der b e d e u t n n g s - vol ls ten E r k r a n k u n g e n , die Osteoporose, g e n a n n t . We lch e u n sag - ba ren - - n e n n e n w i r e s ffir die l and l~uf igs te F o r m - - U n b e q u e m - l ichke i ten k 6 n n t e n den yon ihr befa l lenen P a t i e n t e n e r sp a r t werden , w e n n der Arz t a u c h n u t e igent l ich wiiBte, dab es diese E r k r a n k u n g gibt . Ill p a t h o g e n e t i s c h e r t t i n s i c h t f f ihr t B. den t<reuzschmerz au f e inen ~dscerosensorischen Ref l ex zurfick, de r yo n den le idenden Wirbe ls~nlen te i len aus z u s t a n d e k o m m t . , ,Der I s ch i a s sch m erz i s t eine A u s s t r a h l u n g , a n s g e h e n d v o m le tz ten gere iz ten L u m b a l g e t e n k . " Es is t so r i ch t ig und wicht ig , dab de r A r z t s ieh diese Vors t e l lungs - weise, die i h n au f G r u n d s chon seiner e l e m e n t a r e n a n a t o m i s c h e n Kennfn i s se , n a m e n t l i c h a u c h v o m G r e n z s t r a n g n e r v e n s y s t e m , l~ngs t h~ t t e yon irr t~imlichen l a i e n h a f t e n Begriffen f r e imachen k6nnen , zu eigen m a c h t . Dies gi l t ebenso h i e rvon als y o n der v ie l fach yon B. z u m Vergteich he r angezogenen A n g i n a pecforis , de ren noch 1931 a n t d e m In t e rn i s t enkongreB in W i e s b a d e n v e r fo ch t en e ,,Muskelkrampf'-Pathogenese, eine der widers inn igs ten u n d m e h r als d i l e t t an f i s chen Vors t e l lungen gerade yon d e m r h y t h m i s c h s ich k o n t r a h i e r e n d e n Herzen , sei t J a h r e n yon m i r z u g u n s t e n de r s p o n d y l a r t h r o g e n e n u n d fiber den G r e n ~ t r a n g l au fenden P a t h o - genese bekXmpff wird. D e n n o c h a b e t m u g der Verf. dieses s ch 6 n en W e r k e s d a r a u f a u f m e r k s a m g e m a c h t werden , dab se inen k l in i schen