königl. griech. verordnung über den verkauf von arzneimitteln

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Vereinszeit ung. 261 Konigl. Griecb. Verordnung uber den Verkauf VOD Arzneimitteln. - Otto von G. G. K k i g von Griechenland. Urn dem, aus dem unbeschrankten Verkauf .der Arzneimittel entsprin enden Schaden zu steuern, verordnen Wir auf Vorschlag Unsers ainisteriums des Innern, wie folgt. 5.1. Rlob die Apotheker und Arzneiwaarenhindler lraben die Erlaubnifs, Arzneiwaaren zu verkaufen; diese miissen sie im Grofsen und roh (hierher gehoren auch die Producte der che- mischen Fabriken) verkaufen ; jene Mofs im Kleinen, einfach oder zusammengesetzt, roh oder zubereitet, aufser werln sie die- selben an andere Apotheken oder Arzneiwaarenhsndler abgeben, in welchem Falle sie auch im Grofsen verkaufen diirfen. g. 2. Die Specereihandler (Gewiirzkrzmer, Kleinhindler) diir- fen blors die zu Gewerben dierrlichen Arzneiwaaren vwkaufen ; daher ist ihnen verboten, Senna, Manna, Weinstein, engliscAes Soh U. s. w. zu verkaufen, wie dies bisher geschah. 8.3. Die gegen die beiden erwahnten Q. fehleriden Apothe- ker, Arzneiwaarenhindler und Kleinwaarenhindler werden nach Art. 533. des Strafgesetzbuchs bestraft. Wer immer von Andern ohne Recht und vorghgigc Erlaubnifs der Behgrde Arzneimit- tel zubereitet oder verbraucht, fallt in die unter Art. 564. ange- fuhrte Strafe. 5.4. Auch die Apotlieker diirfen Arzneimittel im Kleinen nur dann verkaufen, wenn ihnran das unterscbriebene Recept eines anerkanntpn Arztes oder Wundarztes vorgewiesen wird. Ausgenommen sind die einfachen, milden und allgemein als un- schiidlich anerkannten Arzneimittel, welche sic auch ohne Re- cept abgeben diirfen. W e r dagegen fehlt, wird nach Art. 56% des Strafgesetzbuches gestraft. 9.5. ‘Ueber den Verkauf der Gifte bestebt eine eigene Ver- ordnung. 9.6. Aerzte und WundHrtte diirfen nur dann Arzneimittel verkaufen, wcnn eine Stunde von ihrcm Wohiiort entfernt sich kein Apotheker befindet. Thierarzte haben die Erlaubnifs, die cur Behandlung der Thiere nothwendi en Arzneimittel zu bereiten und zii verkaufen. Die dagegen Feilenden werden riach Art. 564. bestraft. 5.7. Bader, Hebammen und Pfuscher diirfen durchaus lreine Arzneimittel verkaufen. Hiprunter sind auch alle jene begrif- fen, die durchaus mit der Arzneikunde nichts gemein baben. Die dagegcn Handelnden werden nach Art. 564. gestraft. 5. 8. Der Verkauf von Gebeimmitteln, SO wie die Bekannt- machung derselben durch die Zeitungen, ist ohne oigene Er- laubnifs des Ministeriums des lnnern verboten. Aber selbst, wenn diese Erlaubnifs gegeben ist, darf der Verkauf doch nur von eiiiein Apotheker und nach Vorschrift eines Arztes gesche- hen. Die daween Handelnden fallen in die vom Art. 564. auf- gele te Straf;;. f. 9. Alle Behorden haben auf die genaue Erfiillung des hiermit Verordneten zu wachen. alle dawider laufenden Hand- .. lungen, die 6iC erfahren, am geeigneten Orte ancnzeigen, und

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Vereinszeit ung. 261

Konigl. Griecb. Verordnung uber den Verkauf VOD Arzneimitteln. -

Otto von G. G. K k i g von Griechenland. Urn dem, aus dem unbeschrankten Verkauf .der Arzneimittel

entsprin enden Schaden zu steuern, verordnen Wir auf Vorschlag Unsers a inis ter iums des Innern, w ie folgt.

5.1. Rlob die Apotheker und Arzneiwaarenhindler lraben die Erlaubnifs, Arzneiwaaren zu verkaufen; diese miissen sie im Grofsen und roh (hierher gehoren auch die Producte de r che- mischen Fabriken) verkaufen ; jene Mofs im Kleinen, einfach oder zusammengesetzt, roh oder zubereitet, aufser werln sie die- selben an andere Apotheken oder Arzneiwaarenhsndler abgeben, i n welchem Falle sie auch im Grofsen verkaufen diirfen.

g. 2. Die Specereihandler (Gewiirzkrzmer, Kleinhindler) diir- fen blors die zu Gewerben dierrlichen Arzneiwaaren vwkaufen ; daher ist ihnen verboten, Senna, Manna, Weinstein, engliscAes Soh U. s . w. zu verkaufen, wie dies bisher geschah.

8.3. Die gegen die beiden erwahnten Q. fehleriden Apothe- ker, Arzneiwaarenhindler und Kleinwaarenhindler werden nach Art. 533. des Strafgesetzbuchs bestraft. W e r immer von Andern ohne Recht und v o r g h g i g c Erlaubnifs der Behgrde Arzneimit- t e l zubereitet oder verbraucht, fallt i n die un te r Art. 564. ange- fuhrte Strafe.

5.4. Auch die Apotlieker diirfen Arzneimittel im Kleinen n u r dann verkaufen, wenn ihnran das unterscbriebene Recept eines anerkanntpn Arztes oder Wundarztes vorgewiesen wird. Ausgenommen sind die einfachen, milden und allgemein als un- schiidlich anerkannten Arzneimittel, welche sic auch ohne Re- cept abgeben diirfen. W e r dagegen fehlt, w i rd nach Art. 56% des Strafgesetzbuches gestraft.

9.5. ‘Ueber den Verkauf de r Gifte bestebt eine eigene Ver- ordnung.

9.6. Aerzte und WundHrt te diirfen n u r dann Arzneimittel verkaufen, wcnn eine Stunde von ihrcm Wohiior t entfernt sich kein Apotheker befindet. Thierarzte haben die Erlaubnifs, die c u r Behandlung der Thiere nothwendi en Arzneimittel zu bereiten und zii verkaufen. Die dagegen Fei lenden werden riach Art. 564. bestraft.

5.7 . Bader, Hebammen und Pfuscher diirfen durchaus lreine Arzneimittel verkaufen. Hiprunter sind auch alle jene begrif- fen, die durchaus mi t der Arzneikunde nichts gemein baben. Die dagegcn Handelnden werden nach Ar t . 564. gestraft.

5. 8. Der Verkauf von Gebeimmitteln, SO wie die Bekannt- machung derselben durch die Zeitungen, ist ohne oigene Er- laubnifs des Ministeriums des lnnern verboten. Aber selbst, wenn diese Erlaubnifs gegeben ist, darf de r Verkauf doch n u r von eiiiein Apotheker und nach Vorschrift eines Arztes gesche- hen. Die d a w e e n Handelnden fallen in die vom Art. 564. auf- gele te Straf;;. f . 9. Alle Behorden haben auf die genaue Erfii l lung des hiermit Verordneten z u wachen. alle dawider laufenden Hand- . .

lungen, die 6 i C erfahren, am geeigneten Orte ancnzeigen, und

262 Vereinszeitung.

die wandernden Arzneihindler von den Grenzen des Reichs ab- zuhalten.

$10. Eben SO sind die Provinzialiirzte verpflichtet, auf ih- ren Reisen die Apotheken und Magazine de r Arzneiwaaren- und Gewiirzhindler genau zu untersuchen und den treffcnden Be- harden die Anzei e von Mifsbrauchen, Betrugereien und Ueber- tretungen zu ina,%en.

0. 11. Gegenwlrtige Verordnung sol1 durch das Regierungs- blatt bekannt geniacht und mit dem Tage des Erscheinens in Wirksamkei t gesetzt werden.

8. 12. Das Winisteriuin des Innern ist mit der Bekanntma- chung und dem Vollzuge gegenwiirtiger Verordnung beauftragt.

Athen, den 29. blarz 1835. Im Namen des KiinigR die Regentschaft.

Der Minister des Innern J. K o l a t t i s .

Kiinigl. Griech. Verordnung, den Verkauf der ,Gifte betreffend. ---

Otto von G. G. Kiinig von Griechenland. Urn so vie1 wie mijglich dem Schaden vorzubeugen, d e r den

Menschen aus dem unbeschrankten Verkauf der Gifte zugehen kann, verordnen Wir nach Vorschlag Unsers Ministeriums des Inne rn Folgendes :

0. 1. Blofs den ordentlich vereideten Apothekern und Arz- neimaarenhandlern ist von nun an d w Verkauf der Gifte er- !aubt. Die Kleinhindler und iibrigenKr'a'mer diirfen n o r die in den Gewerben dienenden Gifte verkaufen, und dieses n u r nach voraus e a n ene r Yriifung durch einen Apotheker, und nachdem dazu d?e %r?aubnirs des Gouverneurs und die Vereidigung statt gefunden hat.

Wer iinmer sonst, entweder selbst oder durch einen Andern Gifte verkauft, w i rd nach A r t . 661. des Strafgevetzbuchs bestraft, und selbst die, welche die Erlaubnifs dazu haben, wenn sie beiin Verkauf die vorgeschriebcne Art des Verkaufs iibertreten, wer- den riach Art. 533. bestraft.

0. 2. Als Gifte werden folgende Stoffe betrachtet : Gifle erster Klasse.

I ) Arsenige S'iure, Arsenikoxyd, Arsenicurn album, Mausgift. 2) Rother Schwefelarsenik , Arsenicum rubrum, Sandarach,

Realgar. 3) Gelber Schwefelarsenik, Arsenicum flavum, duripigment. 4) Arseniksuboxyd, Arsenicurn nigrum, Fliegentod. 6 ) Arseniksaures Kali oder Natron, Potassn vel Soda arsenicosa. 6 ) Doppelchlor - Quecksilber, Murias osydi hydrargyri, Queck-

7 ) Salpetersaures Quecksilber, Nitrus hydrargyri. 8) Cblor - Antimon, Murias oxyduli s l i b i i , Butyrum Anlimonii. 9) Essigsaures Blei, Saccharum Saturni.

silbersublimat.

10) Rleesaure, Acidum ozalicum. 11) Blausaure, Acidum boruasicum vei hydrocyanicum.

Ver eiwzeitung . 263

12) Phosphor. 13) Canthariden und Cantharidentinctur. i4j nlorphin, Strychnin , Einefin und die iibrigen Pflanaen-

15) Crotonol, Oleurn Crolonie. Alkaloide.

Gifle zweiler Klaste. 1) Quecksilberoxyd, Praecipitarum ru6rum. 2) Chlorquecksilber- Ammoniak, Praecipilalum album. 3) Jodquecksilber, Hydrnrgyrum Jodatum. 4) Cyanquecksilbw, Borussius Hydrorgyri. 5) Einfach - Chlorquecksilber , Muria8 ozyduli hydrargyri,

6 ) Chlorgold, Murias Ozydi Am'. 7) Chlorgold-Soda, Murias Aur i el Sodae. 8) Salpetersaures Silberoxyd, Lapis infernalis, Hollenstein. 9) Weinsteinsaures Kali, Antimon, Tarlrae pOta88ae el Slibii,

Brechweinstein, Tartaruo emelicus.

Calomel.

10) Schwefelantimonoxyd, Vilrum Antimonid, Spiefsglancglas. 11) Unteressigsaures Blei, Bleiextract, Ezlracfum Salurni. 12: Essigsaures Kupferoxyd, Acefas Cupri. 13) Schwefelsaures Kupferoxyd, Vi fr io lum Cupri. 14) Doppel-Chlorkupfer, Murias Cupri ozydi. 15) Schwefelsaures Kupfer - Ammoniak, Cuprum arnmoniucale. 16) Schwefelsaurer Rupfer- Alaun, Lapie dauinue. 17) Schwefelsaures Zinkoxyd, Vitriolum album. 18) Salpetrigsauree Bisinuthoxyd, Magislerium Biernuthi. 19) Doppel -Chloreinn, Murias S fanni ozydi. 20) Schwefelsaure, Oleurn uilrioli. 21) Salpetersaure, Aqua fortis. 22) Salzsaure, Acidum hydrochloricum. 23) Phosphorsiure. 24) Oxygenirte SalesPure, Chlor. 25) Aetzendes Kali, Pofassa caurlica. 26) Aeteendes Natrum, Soda caustica. 27) Aetzendes Ammonium, Ammonia pura liquida. 28) Gereinigtes kohlenskiuerliches Kali, Sal Titrfari puruw. 29) Gereinigtes kohlensluerliches Natrum. 30) Gereinigtes kohlensluerliches Ammonium, Alcali volulilio-

31) KohlensPuerlicher Baryt. 31) Chlorbarytum, Murias Bmytae. 33) Chlorcalcium, Murias Calcan'ae. 34) Oxygenirt Balzraures Kali. 35) Schwefelkali, Hepar Sulpdwie. 36) Schwefelsoda, Hepar SulfuUtir minnale. 37) Schwefel - Ammonium, Sulfirelum Ammonii. 38) Jod und Jodtinctur. 39) Jodschwefel. 40) Jodkali, Kali hydrojodicum. 41) Cyan-Eisenkali, Boruseiaa Poiaosae ct Ozyduli F e r ~ i . 42) Kirschlorbeerwasser, Aqua Laurocerasi. 43) Bittermandelwasser, Aqua Amygdalarum amerarum. 44) Opium und Opiumtinctur, Laudunum.

8imum.

Vereinszeitung.

Euphorbienbarz. Elaterium. Scammonium. Kriihenauge, Nux uomica. Ignatzbohne, Faba Zgnatii. Kokelskb'rner, Semen Coccttli indici. Sabadillsamen. Semen &aphis agriae. Tollkirsche, Belladonna. Bilsenkraut, Hyoscyamus. Wasserschierling, Cicuta vbrosa. Gefleckter Schierling, Conium maculatutn. Stechapfel, Datura Stramonium. Rother Fingerhut, Digitalis purpurea. Sturmhut, Aconitum. Sevenkraut, Herba Sabinae. Mutterhorn, Secale cornulum. Weifse Niefswurz, Veralrum album. Schwane Niefsw urz, Hellebotus niger. Coloquinten, Colocynihides.

Und die Praparate von allen diesen. 8.3. Die Apotheker oder ArzneiwaarenKindler, so wie die

gepriiften' und vereideten Kriimer, miissen, wenn sie Gifte ver- kaufen, die folgenden Verordnungen beobachten x

a ) Alle diese erwiihnten Gifte miissen in eignen Abtheilun- gen des Ladens, und in besondern Schriinken und Gefifsen wohl getrennt und gpschlossen verwahrt werden. Aufserdem werden die Gifte der ersten Klasse in einem eignen Schranke verwahrt, der mittelst eines ei nen Schlosses eschlossen ist.

b ) Den Schliissef zu diesem Scfranke fiihrt der Apotheker oder Kaufinann selbst, oder dessen erster Gehiilfe.

c ) Jede Giftsorte habe eine eigne deutliche Aufschrift auf dein Gefifse oder der Lade.

d ) Fur die Gifte miissen sich im Laden eigne Gerithe, als Waage, Mijrser, Schalen u. s. w. oorfinden. Vorziiglich miissen die eur Bereitung der Arsenik- und Quecksilbcr ifte bestimmten mit dieren Giften in deinselben Schranke versklossen werden.

e ) Die Gifte miissen auf einem besondern Tische der Officin gewo en werden.

&er obige Verordnungen iibertritt, wird nach Art. 560. des Strafgesetebuchs bestraft.

f ) Die Gifte sollen iminer nur vom Apotheker oder Kauf- mann selbst oder deseen ersten Gehiilfen verbraucht werden, und nicht von Lehrlingen oder Andern. Die Uebertreter dieser Ver- ordnung fallen in die ron Art. 566. beetimmte Strafe.

g) Jeder Apotheker und Kaufmann mufs ein eignes Bnch halten, urn die verkauften Gifte nach folgender Norm eineu- tragen.

Zeit des Verkaufs, Art, Menge, Gebrauch des Giftes, Namen, Stand und Aufenthaltsort des Kaufers.

h ) Ohne eigenhiindige Namensunterschrift des Kdufers in das Buch darf kein Gift weder der ersten noch der zweiteri Klasse abgegeben werden.

i ) Aurserdem diirfen die Gifte der ersten Klasse nur an den

Vereinszeilung. 265

Voreeiger eines polizeilichen Scheins abgegeben werden, worin die Art, Men e und Gebrauch des Giftes nebst dern Namen, Stand und Aufenth3tsort des Kaufers angezeigt ist. Dieser Schein wird nach dem Verkauf ins Buch gelegt.

R ) Der Verk'iufer hat das Recht und die Pflirht, auch Gifte von der zweiten Klasse ohne Polizeischein an unbekannte nder verdichtige Menschen nicht abzugeben, oder sobald e r schad- liche Anwendung des Giftes fiirchtet.

l) An Kinder, Lehrlinge, Diener und Wahnsinnige diirfen nie Gifte verabreicht werden, auch wenn sie einen Pollzeischein vorweisen. Insbesondere darf kein Gift abgegeben werden, SO- bald Verdacht da ist, dafs es zu etwas Anderm gebraucht wird, als was der Polizeischein aussagt.

rn) Gifto zuin arztlichen Gebrauch diirfen nur von Apothe- kern und nur gegen Vorweis eines von einem anerkannten Arzte unterschriebenen Receptes ab egeben werden. Aber auch dann, wenn die Art, Menge und Gsrauchsar t des Giftes den Verdacht einer Verwechslung, Betrugs oder bSser Absicht giebt, darf und mufs der Apotheker sogleich den Arrt selbst oder durch einen Dritten fragen.

Wenn das Gift auf arztliche Verordnung abgegeben wird, so ist die,Eintragung ins Buch und der Polizeischein uberflussip

W e r die unter g, h, i, R, 1 und m egebenenverordnungen ubertritt, f i l l t in die von A r t . 560. des itrefgesetzbuchs festge- setzte Strafe, wenn nicht noch andere vorsatzliche Handlungen die Strafe vergr6fsern.

n) Die abgegebenen giftigen Substanzen miissen wobl ver- wahrt und darauf *Gift# und der Name des Giftes geschrieben werden.

Ausgenommen hiervon sind die auf arztliche Anordnung ab- ge ebenen Gifte; doch darf auch diese der Apotheker nicht ab- geten, ohne genau die Gebrauchsart darauf zu hezeichnen.

Insbesondere mufs der weifse Arsenik, wenn er gegen Rlihse und Ungeziefer egeben wird, mit Kohlenpulver vermischt wcr- den, dainit durc% die Aebnlichkeit seiner Farbe mit vielen an- deren meifsen Subrtanzen kein verderblicher Irrthum erfolge.

0) Auch andere heftig wirkende und schadliche Stoffe, wel- cbe oben unter den Giften nicht aufgcfiihrt sind, z. R. die Blei- glatte, das yennig, das Rleiwrifs, Gummigutt, Berlinerblau, der spanische Pfeffer, der Turpit , die Samen von Coccognidium, die Raute, der Salpeter, Salmiek, Borax U.S. w., 80 wie viele arsenik- oder kupferhaltende Farben, wie das Scheel'sche, Schwe- dische, Schweinfurther und Wienergrun, welche Arsenik ent- halten, und das Berg- und Braumchweigergrun, welche Kupfer enthalten, mussen eu den Giften erechnet und diirfen nur an bekannte, unverdichtige, verstlnii e und als rechtlich aner- kannt,e Personen, welche sie r u unsc%adlichen Zwecken anwen- den wollen, abgegeben werden. Vorziiglich ist Vorsicht anzu- wenden bei solchen Leuten, RrelchP aus Unwissenheit oder ab- sichtlich solche Gifte hei der Bereitung von Efs- odcr andern Waaren, z. B. Wein, Essig, Bier, Mehl, Zuckerwerk, Spiel- sachen u. s . w. zum Schaden Anderer anwenden konnen.

W e r diese Verordnungen ubertritt, wird nach Art . 561. der 6trafgesetzbuchs bestraft,

266 Vereinszeitung.

5.4. Zur Vollziehun ge enw'a'rtigcr Verordnung inussen d i e Gouverneurs diejenigen kauheute , welche Gifte verkaufen wol- len, i n ihrer Gegenwart von einem Apotheker iiber die Kennt- nifs der Gifte, womit sie handeln, iiber i h r e Nalnen und schrid- l ichen Reschaffenheiten priifen lassen. Nach der Priifung nimmt de r Gouvernrur dem Kaufmann den Eid de r Verpflichtung ab.

5.6. Auch die Aerzte mussen auf ihren Reisen iiber den Vollzug dieser Verordnungen wachen, indem sie die Apotheken und Laden untersuchm und die Uebertretungen bei de r Polizei anzeigen. Diese aber hat sogleich jede Uebertretun beim Frie- densrlchter anzuzeigen, damit de r Uebertreter nach f e n Gesetzen gestraft werde.

8. 6. Gegenw'a'rtige Verordnung sol1 durch das Re ierungs- blatt bekannt gemacht und vom Tage der Bekann tmasung an in vol lzup gesetzt werden.

8.7. bas Ministerium des Innern ist mit de r Bekanntmachung und dem Vollzuge gegenwxrtiger Verordnung beauftragt.

Athen, den 2. April 1835. I m Namen des Kiinigs die Regentechafl.

K o l e t t is .

Aerztliche Ersparnisse. - -_

Allen Aerzten, die Kranke auf offentliche Kosten behandeln: Rlilitair-, Krankenhaus-, Armen- Aerzten wi rd es z u r Pflicht gemacht, sich bei Arzneiverordnungen der grofsten Sparsamkeit ZU befleifsigen; nicht etwa deshalb, wei l dem Geiste jener Gffent- l ichen Anstalten, Geiz odpr Armuth zu Grunde Iage, oder ga r de r W e r t h jener armen oder Militair-Kranken zu ger ing ge- schi tz t wiirde, als dafs man theure Arzneien zu ih re r Wieder- herstellung gebrauchen wolle, - nrin, blofs deshalb, wei l die Erfahrung gelehrt und bewiesen hat, dafs einfache, mohlfeile Arzneien in den meisten Fallen vollkommen genugen, dafs theuere Arzneien eben so schlecht schmecken, selbst wenn der verord- nende Arzt die Conditorkunst nebenhei gelernt hat, dak, sage ich, die theuren Arzneien meist Verschwendung sind. W e n n nun Gffentliche Anstalten die Sparsamkeit strerlge fordern, so mufs es W u n d e r nehmen, dafs Burger und Landmann h'a'ufig ih re Stimmen erheben, wenn de r Arzt i n inanchen Fallen Hausmittel oder wohlfeile Arzneien verordnet. W a s kann man in de r Apo- theke f u r 10 oder ga r 5 Sgr. Guter haben? ist die allgrmeine Redensart; ich habe m i r den Arzt nicht kommen lassen, d a b e r m i r Hausmittel verordne, die konnen wir ohne ihn nehmen; ich will eine Rlixtur hahen. Selbst die wohlfeilere Pulverform is t i h m verhafst. Als Geschmack verbesaerndes, versufsendes Mittel w i l l er keinen Lakrizensaft, e r nennt dann dieMedicin: Tropf- wasser, und statt fur 6 Pf. Lakrizensaft zuzusetzen mufs d i e Arznei m i t 2 - 3 Sgr. Syrup ve r sub t werden.

Zum Remeisr, wie vie1 man in einzelnen Frillen sparen kann, sollen hier einige Reispiele angefiihrt werden. I n manchen Rrank- heiten ist eine einfache Aiiflisung von Glauber - oder Rittersalz, von Salpeter, von Salniiak npthwendig Die Unze (2 Loth) Glauber- salz kostet 1 Sgr.; die Unze Bittersalz I Sgr. 4 Pf.; die Drachme

Vereinszeitung. 267

({ Loth) Salpeter, ungefdhr 4 Pf. ; 2 Drachm. Salmiak 9 Pf. Alle diese Mittel whinecken Puterst scblecht, man ma sie in noch so theuren W'assern aufgelost, Init noch so feinen syrupen ver- siifst geben. Man nehme sie mit Haferschleim, seize ineinet- we en Zucker hinzu rind man spart, man spart sehr viel, denn Hat% wachst genug hier zu Land und an Grutze hats auch keinen Mangel*). Gewohnlich verordnet man nun in den Fallen, wo jene angefuhrten Mittel gegebenwerden, eine Abkochung von i r end ei- nem schleimigen Mittel, z. B. zwei Drachm. Altlieewcrzef; diese kostet mit dein Abkochen 1 Sgr. 9 Pf.; die Auflosung des betreffenden Salzes in dieser Abkochiinm 8 Pf. ; dasversufsuiigsmittel wollen wir nur zu 1Sgr.berechnen; 8,s rune Glas mit Kork, Bindfaden und

6 8gr. 4 Pf.; und dies ist noch eine der wohlfeilsten Arzneien. Das Glaubersalz hat dieselbe Wirkun wie Bittersalz, was schon urn 4 Pf. theurer ist, hat dieselbe &irkung wie das angenehm schmeckende phosphorsaure Natrum, was die Unze 8 Sgr. kostet. Eine so vornehme Annei bedarf auch eines weil'sen Glases, wo- durch das Ganee noch urn 2 Sgr. 6 Pf. erhi5ht wird, folglich kostet die Auflosung von phosphorsaurem Natrum in jmer Althee- Abkochun 15 Sgr. 10 Pf.; wahrend man fur I Sgr. Glaubersalz in Hafers&leim gelost, eben ldieselbe ahfuhrende Wirkung zu erzielen sucht, wie fur diew 15 Sgr. 10 Pf., die man leicht uin 10 Sgr. erhohen kann, wenn man noch einigen medicinischen Senf hinzufugt. - W i e oft rcicht der Arzt bei Schwitzmitteln init wenigem Fliederthee und einem Loffel Essi aus! und, in Wahrheit, ist der Arzt selbst Patient, so gebraiicit or derartige Hausinittel eher a h seine ellenlangen Recepte, die e r Anderen zu verordnen pflegt, und die leicht 10- 12 Sgr. kosten, wahrend 2 Loth Fliederthee blors einen Groschen kosten und Essig in jeder Kiiche zu finden ist. Es wird in den meisten iieberhaften Krankheiten, abgesehen von den Hausmitteln, wohl, und nur mit weni en Ausnahmen, nicht schwer fallen, jede Verordnung unter 10 8roschen zu brin en; und wenn bei langwierigen Krank-

von der andern Seite zu bedenken, dafs hier die Verordnungen seltner gemacht werden, und Tropfen und Pillen, die hier haufig i n Anwendung kommen, meist auch fur lanowe Zeit ausrrichen. 1st Jemand reich und will die Pillen versifbert oder vergoldet schlucken, Auge, Nase und Zunge init schiiner Farbe, angeneh- mem Geruch und SiirsemGeschmack ergotzen - gut - so ma er die Verschonerungskunst bezahlen - trot2 allem dein m u d men bedenken, dafs dem Kranken ineist alles schlecht schmeckt, und wenn auch, dafs die Apotheke keine Zuckerbickerei ist.

Mogen dicie wenigen Beispiele dem Laien zum Beweise ge- nii en, d a h die theurea Arzneien nicht den innern W e r t h der- selfen bestimmen, und moge e r dem Arzte beistimmen, der sich bestrebt. durch die Verordnung wohlfeilerer Arzneien dem Er- krankten die Gesundheit wieder zu schenken und so dem Wieder-

S imatur 2 Sgr., marht mit bT em Glaubersalz ron 1 Sgr. zusammen

heiten diese Summe oft u B erstiegen werden inufs, SO ist dabei

*) Dafur sei denn der Himmel gedankt, besonders in diesem Jahre, wo Hafer undGriitze an manchen Orten so schlecht geriethen, und bei der austrocknenden Diirre der sterile Boden hanfig nur Flochbafer erzeugte. B r.

268 Vereinszeitung.

genesenen die Ian en, betriibenden Qualen und Sorgen zu er- sparen sucht, wie f i e Kosten der iiberstandenen Krankheit gedeckt werden eollen*). Dr. B a r t h .

3) Vireine. Der pharmaceutische Unterstutzungsverein in

Bohmen. Im Einklange m i t SO vielfaltigen, i n neuerer Zeit i m In-

und Auslande ins Leben getretenen, philantropischen und wohl- t h l t i gen Kinrichtungen haben auch die bohmischen Apotheker einen Unterstiitzungsverein f ir wiirdige, erwerbsunfihig dene und mittellose Pharmaceuten consti tuirt . Die betrek::;:; S ta tu ten wurden vom k. k. bohm. Landesgubernium, init Bezie- h u n g auf die, init hohem Hofkanzlei-Decrete vom 29. Mai v. J. 2.17031 herabgelangte Allerhochste Entschliefsung vom 25. M a i

*) Der vorstehende Aufsatz ist uns von einem entferntenFreunde aus dem Kreisblatte zu Meschede mitmetheilt worden. (No. 25. April 1842.) Als eine Charakterk t fk fur 80 manche Hand- lungsweisen, d ie an dem Horizonte unserer Zeit alsEphemeren oder Meteore voriiberblitzen, ist demselben h i e r ein Platz eingeraumt worden. W o h i n soll ein derartiges Treiben des Arztes fiihren, i s t solches einem Berufe anpeinessen, d e : ~ so wichtige Intwesseu d e r rnenschliclren Gesellschaft anvertrauet sind. Will der Hr. Dr. B a r t h auf solche W e i s e seinen Herren Collegen lehren, wie sie i h re Heilmittel ver- ordnen sollen; sollten diese n ich t wissen, was die Riick- sichten ihres Heilgeschaftes un te r allen Umstiinden init s ich fiihren; oder soll deni Publicum die Arzneimittellehrc bei- gebracht werden, und dieses die Arznei sich selbst machen ? was mufs de r wahrhaft gebildete Arzt zu solch einem Treiben sageii! Wi i rde es nicht ganz dasselbe sein, wenn de r Apo- t heke r einem Kranken ra then wollte: Ei seid kein Narr, warum wol l t Jh r zu einem Arzte gehen, dein rniibt Ihr W e g e und Aecepte theuer bezahlen, d e r ha t Vie1 aqfwenden rniissen, ehe e r zumDoctor wurde ; geh t riach dem Quack- salber Tiiffel, dem hat seine Wissenschaft nichts gekostet, d e r ha t alles von seiner Grorsmutter geerbt, de r kann init d re i Mitteln auslioinmen, womit er allcs kur i ren kann, der braucht nicht einmal Papier, Dinte und Feder, e r lafst sicli nu r 1 Sgr. 6 Pf. bezahlen und die Arznei bekomint I h r noch in den Kauf. Ellenlange Rrcepte kommen heutiges Tages nicht in die Apotheken, sollen sie d e r Linge nach bestimmt werden, so kann man sie recht g u t nach Zollen ausdriicken. Receptc die 10 bis J2 Sgr. kosten, kommen s d t e n niehr vor: i n den meisten Apotheken ist de r Durch- schnittspreis der Recepte eher un ter als uber 6 Sgr . Dem Saohverstandigen ist dieses genug, um daraus das Verhaltnifs de r ausubenden Pharmacie zur Medicin richtig zu wiirdigen, und damit den Aufsatz des Hrn. Dr. B a r t h . B r.