Ökologischer landbau in baden-württemberg · diese broschüre gibt einblicke in und informationen...
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Ökologischer Landbau in Baden-Württemberg
HERAUSGEBER
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz
Baden-Württemberg
Kernerplatz 10
70182 Stuttgart
Tel. (0711) 126 - 0
eMail: [email protected]
www.mlr.baden-wuerttemberg.de
KONZEPTION, TEXT UND REDAKTION
Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft
und der ländlichen Räume,
Oberbettringer Straße 162,
73525 Schwäbisch Gmünd
Tel. (0 7171) 917 - 100
eMail: [email protected]
www.lel-bw.de
DRUCKNUMMER
MLR 4-2012-23
DRUCK
e.kurz + co druck und medientechnik gmbh
Kernerstraße 5
70182 Stuttgart
LAYOUT/UMSETZUNG
kallenbach.grafikdesign
Sperberweg 7
73529 Schwäbisch Gmünd
Gedruckt auf Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Impressum
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die stetig wachsenden Umsatzzahlen im Naturkosthandel und im Lebensmitteleinzelhandel machen
deutlich: Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich ökologisch erzeugte
Produkte. Sie wollen Lebensmittel ohne Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und legen Wert
darauf, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden. Auch der Wunsch, einen Beitrag zum Schutz der
Umwelt und des Klimas zu leisten, spielt bei der Kaufentscheidung eine wichtige Rolle.
Eine aktuelle Verbraucherbefragung in Baden-Württemberg hat ergeben, dass schon heute 67 Pro-
zent der Bürgerinnen und Bürger regelmäßig auf Bio-Produkte zurückgreifen. 80 Prozent sagen,
dass sie Qualitätsprodukten aus heimischer Erzeugung den Vorzug geben. Die Kombination von
„bio“ und „regional“ kommt offensichtlich bei den Verbrauchern an. Hier liegt zugleich eine große
Marktchance für unsere Landwirtschaft.
Die baden-württembergische Agrarpolitik legt daher ein besonderes Augenmerk auf den Bioland-
bau. Die bestehende Förderung werden wir noch weiter ausbauen. Im ökologischen Landbau
geht es nicht nur um Landwirtschaft im engeren Sinn. Hier spiegelt sich auch der weit verbreitete
Wunsch nach einem nachhaltigen Lebensstil wider: Gesunde Ernährung, Bewahrung der Schöp-
fung, Schaffung lebendiger ländlicher Räume - der Biolandbau setzt als Gesamtsystem Maßstäbe.
Diese Broschüre gibt Einblicke in und Informationen über den Ökolandbau in Baden-Württem-
berg. Und sie stellt einige ökologisch wirtschaftende Betriebe in ihrer landschaftlichen Umgebung
und mit ihrem individuellen Betriebskonzept vor.
Mein Dank gilt an dieser Stelle allen ökologisch wirtschaftenden Landwirten im Land und allen
Verbraucherinnen und Verbrauchern, die deren Produkte nachfragen. Sie leisten damit einen wich-
tigen Beitrag zum Erhalt unserer Umwelt und für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Baden-
Württemberg.
Alexander Bonde
Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg
Vorwort
2 3
1. Warum Bio-Produkte kaufen? 03
2. Was ökologischen Landbau ausmacht 04
3. Entwicklung des ökologischen Landbaus 07
4. Rechtlicher Rahmen 13
5. Kennzeichnung von Bio-Produkten 14
6. Kontrolle im ökologischen Landbau 16
7. Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg 18
8. ÖKO-SOMMER: Bio-Unternehmen zeigen Engagement 21
9. Blick in die Praxis – Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung anhand von Beispielen 23
9.1 Gemüse 23
9.2 Milch 25
9.3 Getreide 28
9.4 Rindfleisch 30
9.5 Obst 32
9.6 Schweinefleisch 35
9.7 Wein 38
9.8 Soja 41
9.9 Zierpflanzen 43
10. Einkaufsmöglichkeiten für Bio-Produkte 46
1. Warum Bio-Produkte kaufen?Inhalt
Die Gründe dafür liegen in der besonderen
Art und Weise der Erzeugung und Verar-
beitung. Um das Hauptziel, die Produktion
gesunder und hochwertiger Lebensmittel im
Einklang mit der Natur, zu erreichen,
• wirdderBodenschonendbearbeitetund
es wird auf den Einsatz schnell wirkender
Mineraldünger verzichtet.
• werdenzurnatürlichenStickstoffdüngung
auf etwa einem Drittel der Äcker keine
Marktfrüchte angebaut.
• wird beim Pflanzenschutz nicht auf che-
misch-synthetische Pflanzenschutzmittel
zurückgegriffen.
• werdenwenigerTiere pro Flächeneinheit
gehalten.
• werdendieTiereartgerechtgehaltenund
fastausschließlichmitökologischemFutter
versorgt.
• wird ein vermehrterArbeitsaufwand, vor
allem im Pflanzenschutz, in Kauf genom-
men.
• wird sowohl im Pflanzenbau als auch in
der Tierhaltung auf Höchsterträge bzw.
-leistungen verzichtet.
• wirdbeiderWeiterverarbeitungderRoh-
stoffe auf den Einsatz vieler Hilfs- und
Zusatzstoffe verzichtet und auf natürliche
Zutaten gesetzt.
• wird bei der Lebensmittelherstellung auf
ionisierende Strahlen und auf Verwendung
von gentechnisch veränderten Organis-
men (GVO) verzichtet.
• wirdeinerhöhterAufwandfürdieVerar-
beitung hingenommen und auf dieTren-
nung von ökologischen und konventionel-
len Waren geachtet.
Ökologischer Landbau bedeutet jedoch
nicht nur die Produktion von hochwertigen
Lebensmitteln. Ökologischer Landbau ist
mehr: Durch die besonderen Bewirtschaf-
tungsmaßnahmen wird aktiv Umwelt- und
Ressourcenschutz betrieben. Der Verzicht auf
chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und
Düngemittel spart Energie ein. Erzeuger, Ver-
arbeiterundHändler,dieaufregionalerEbene
zusammenarbeiten, gehen noch einen Schritt
weiter: Durch ihre Handelspartnerschaft wer-
denweiteTransportwegevermiedenundwird
dieEntwicklungländlicherRäumegefördert.
Durch das gesellschaftliche Engagement vieler
Bio-UnternehmeninFormvonHoffesten,der
Unterstützung sozialer und Bildungseinrich-
tungen oder gemeinnütziger Vereine, wird ein
vielfältiges Unterhaltungs- und Bildungsan-
gebot geschaffen, das Unternehmen und Ver-
brauchern gleichermaßen zugute kommt.
Mit dem Kauf von Bio-Produkten können Sie
sich und der Umwelt Gutes tun. Sie tragen
gleichzeitig zur Existenzsicherung landwirt-
schaftlicher Betriebe bei und honorieren die
Arbeit von Menschen und Natur.
4 5
2. Was ökologischen Landbau ausmacht
EINZELZIELE DER ÖKOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT
BODENFRUCHTBARKEITUND PFLANZLICHE ERZEUGUNG
STOFFKREISLAUF IM ÖKOLOGISCH WIRTSCHAFTENDEN BETRIEB
Im ökologischen Landbau werden Lebens-
mittel in besonderem Einklang mit der Natur
erzeugt. Der landwirtschaftliche Betrieb wird
als Element des Kreislaufs zwischen Boden,
Pflanze,TierundMenschbetrachtet.Wichtig
DerBodenundseineFruchtbarkeithabenfür
den ökologischen Landbau große Bedeutung:
Auf ihm baut die gesamte landwirtschaftliche
Produktion auf. Daher ist es wichtigstes Ziel,
die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu
mehren.
Die Bodenbearbeitung dient vor allem der
Saatbettbereitung, der Anregung des Boden-
lebens und der mechanischen Reduzierung
vonBeikräutern.
Durch eine abwechslungsreiche Fruchtfolge
werdenBeikräuter,KrankheitenundSchäd-
linge kontrolliert. Die angebauten Legumino-
sen binden wertvollen Luftstickstoff in den
Wurzeln.
Die Düngung erfolgt hauptsächlich über
Wirtschaftsdünger (z.B. Stallmist, Gülle),
Gründüngung oder Kompost. Der Stickstoff
aus den Wurzelresten der Leguminosen stellt
einewichtigeNährstoffquellefürFolgekultu-
ren dar. Der Einsatz langsam wirkender mine-
ralischer Dünger ist zwar erlaubt, steht aber an
nachgeordneter Stelle. Chemisch-synthetische
Mineraldünger dürfen nicht verwendet wer-
den. Ziel der Düngung ist es, den Humusauf-
bau und das Bodenleben zu fördern. Negative
UmweltauswirkungendurchFreisetzungvon
klimaschädlichen Gasen oder durch Auswa-
schungvonNährstoffenwerdensoweitwie
möglich reduziert.
• möglichstgeschlossenerStoffkreislauf
• keineVerwendungvonchemisch-
synthetischen Mineraldüngern und Pflan-
zenschutzmitteln
• VerbesserungderBodenfruchtbarkeit
• VerwendungbewährterSortenim
PflanzenbauundRasseninderTier-
haltung
sind dabei die Erhaltung eines möglichst ge-
schlossenen Stoffkreislaufs im Betrieb und
eine an den jeweiligen Standort angepasste
Landbewirtschaftung.
Die Kulturen und Sorten werden so ge-
wählt,dasssiedenStandortverhältnissenan-
gepasst,konkurrenzstarkgegenüberBeikräu-
ternundweniganfälligfürSchadorganismen
sind.AuchdieQualitätseigenschaftenspielen
eine wichtige Rolle. Verwendet wird ökologi-
sches Saat- und Pflanzgut. Nur in Ausnahme-
fällen,wennesinBio-Qualitätnichtverfügbar
ist, darf auf konventionelles Saat- oder Pflanz-
gut zurückgegriffen werden.
Der Pflanzenschutz erfolgt nach dem Vor-
sorgeprinzip durch anbautechnische Maßnah-
menwieBodenbearbeitungundFruchtfolge,
durch die Wahl widerstandsfähiger Sorten
unddieFörderungvonNützlingen.ZurEin-
dämmungvonKrankheitenundSchädlingen
werdenPflanzenstärkungsmittel(z.B.pflanz-
liche Öle oder Gesteinsmehl) und einige we-
nige zugelassene Pflanzenschutzmittel (z. B.
Kupfer gegen Pilzkrankheiten oder Chrysan-
themenextrakt gegenSchädlinge) eingesetzt.
Der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzen-
schutzmittel ist nicht erlaubt.
• andieBetriebsflächeangepassterViehbe-
satz,artgerechteTierhaltung,Vermeidung
importierterFuttermittel
• AusschlussvonGentechnikundGVO
• SchonungnatürlicherRessourcenund
Vermeidung von Umweltbelastungen
• NutzungundStärkungnatürlicherRegel-
mechanismen
vielseitige Fruchtfolgevorbeugender PflanzenschutzErhalt der Bodenfruchtbarkeit
flächengebundene Tierhaltungartgerechte Haltung
und Fütterung
Verkauf pflanzlicher Produkte
Zukauf von Betriebsmitteln Verkauf tierischer Produkte
betriebseigene Futtermittel
Wirtschaftsdünger
weitestgehendgeschlossener
Betriebskreislauf
Zukauf von Betriebsmitteln
6 7
ARTGERECHTE TIERHALTUNG, FÜTTERUNG UND BEHANDLUNG IM KRANKHEITSFALL
Die Tierhaltung ist eng mit dem Pflanzen-
bau verknüpft: Der überwiegende Teil des
Futters wird auf dem eigenen Betrieb oder
einem Kooperationsbetrieb erzeugt. Werden
Futtermittelzugekauft,müssendieseausdem
Öko-Anbau stammen. Der Zukauf konven-
tioneller Futtermittel ist derzeit nur in Aus-
nahmefällen und in geringem Umfang für
Nicht-Pflanzenfresser (Schweine, Geflügel)
erlaubt, wenn zur artgerechten Versorgung
undGesunderhaltungderTierekeinökologi-
schesFutterbeschafftwerdenkann.
Wichtig sind auch tiergerechte Haltungsbe-
dingungen. So sind zum Beispiel für Rinder
eingestreute (Liege-)Flächen, ausreichende
Bewegungsmöglichkeiten und Auslauf vor-
geschrieben.EsgiltdasVerbotderflächenun-
abhängigenTierhaltung.EsgibtObergrenzen
für die maximalen Tierzahlen pro Flächen-
einheit.
Da die Tiere nicht vorbeugend mit allopa-
thischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika
behandelt werden dürfen, sind Hygienemaß-
nahmen, die Wahl geeigneter Rassen sowie
artgerechteHaltung und Fütterungwichtige
Mittel zur Krankheitsvorsorge. Die Anwen-
dung von homöopathischen oder pflanz-
lichen Mitteln wird bevorzugt. Chemisch-
synthetische allopathische Mittel werden nur
dann eingesetzt,wenn einTier nicht anders
vor Schmerzen oder Leiden bewahrt werden
kann. Erfolgt eine Behandlung, muss eine
doppelt so lange Wartezeit wie gesetzlich vor-
geschrieben, mindestens jedoch 48 Stunden,
eingehalten werden. Erst danach dürfen die
Erzeugnisse als Bio-Lebensmittel vermarktet
werden.
Bei der Produktion von pflanzlichen und tie-
rischen Erzeugnissen steht nicht die Maximie-
rung der Leistung im Vordergrund, sondern
eine an die natürlichen Gegebenheiten ange-
passte Produktion.
3. Entwicklung des ökologischen Landbaus
DerökologischeLandbaualsFormderLand-
bewirtschaftung geht auf zwei Landbewirt-
schaftungssysteme zurück, die in der Zeit
zwischen den beiden Weltkriegen entwickelt
wurden:Dennaturwissenschaftlichgeprägten
„Natürlichen Landbau“, der seine Wurzeln in
der Lebensreformbewegung der Weimarer
Republik hat und den „biologisch-dynami-
schen Landbau“, der auf Überlegungen des
Anthroposophen Rudolf Steiner zur Land-
wirtschaft basiert. Die Entwicklung des öko-
logischen Landbaus ist als Reaktion auf die
Krise der Landwirtschaft in den 20er Jahren
und Probleme wie zum Beispiel die Abnahme
von Bodenfruchtbarkeit und Nahrungsmittel-
qualitätanzusehen.
Die Ideen des ökologischen Landbaus wur-
den von baden-württembergischen Landwir-
ten in den 20er und 30er Jahren aufgegriffen
und erste Betriebe stellten auf die biologisch-
dynamische Wirtschaftsweise um. Einige der
ältesten Demeter-Betriebe der Welt liegen
in Baden-Württemberg. Nach dem zweiten
Weltkrieg kam der Impuls zum bundesweiten
Neuanfang der biodynamischen Wirtschafts-
weise aus Stuttgart.
Im Jahr 1949 wurde in Kirchberg/Jagst die
Bauernschule Hohenlohe gegründet. Bereits
wenige Jahre nach der Gründung wurde dort
der Lehrbetrieb auf ökologischen Landbau
ausgerichtet. Die Bauernschule war über
viele Jahre hinweg eine der wenigen Ausbil-
dungsstätten für ökologischen Landbau in
Deutschland.
Basierend auf den Ideen des natürlichen und
des biologisch-dynamischen Landbaus wurde
in den 50er und 60er Jahren der organisch-
biologischeLandbaualsweitereFormderBe-
wirtschaftung entwickelt.
Mit der Gründung des Landesverbandes
Demeter Baden-Württemberg 1960 und des
Vereins bio-gemüse e.V. (heute: Bioland) 1971
inderNähevonStuttgart,wurdenwichtige
Impulse für die weitere Entwicklung und
Ausdehnung des ökologischen Landbaus in
Baden-Württemberg gegeben.
8 9
BIO-ANBAUVERBÄNDE IN BADEN-WÜRTTEMBERG
DACHORGANISATIONEN IM ÖKOLOGISCHEN LANDBAU
NebendenVerbändenDemetere.V.undBio-
land e.V. sind heute in Baden-Württemberg
eineReiheweitererAnbauverbände,dieinden
80er und 90er Jahren gegründet wurden, aktiv.
Bioland e.V., gegründet
1971, ist mit derzeit 1.202
Landwirten, die 48.663
Hektar (ha) bewirtschaf-
ten, der landesweit bedeu-
tendste Bio-Verband in Baden-Württemberg.
Die Grundlage für die Bewirtschaftung bilden
die Prinzipien der organisch-biologischen
Wirtschaftsweise nach Hans und Maria Müller
und Hans Peter Rusch. Der Verband versteht
sich als eine Wertegemeinschaft engagierter
Menschen mit der Vision einer nachhaltigen
Wirtschaftsweise zum Wohle des Lebensrau-
mes und kommender Generationen. Dazu ge-
hören auch Partner aus Verarbeitung, Handel
und Gastronomie, die hochwertige Lebens-
mittel herstellen und vermarkten.
Demeter e.V.istderältes-
te Anbauverband. Er geht
auf Impulse des Anthro-
posophen Rudolf Steiner in den 20er Jahren
zurück. Bei der biologisch-dynamischen Wirt-
schaftsweise wird der Betrieb als lebendiger
Organismus betrachtet, der von kosmischen
Kräften beeinflusstwird. ZurUnterstützung
derdynamischenKräftewerdenspeziellePrä-
parate eingesetzt. Zur Demeter-Gemeinschaft
in Baden-Württemberg gehören 500 Erzeuger,
die 19.000 ha bewirtschaften, mehr als 75 Ver-
arbeiter und 20 Gartengruppen mit 500 Mit-
gliedern.DerVerbandistweltweittätig.
Naturland – Verband
für ökologischen Land-
bau e.V. wurde im Jahr
1982 gegründet und för-
dert seitdem weltweit den
ökologischen Landbau. In
Baden-Württemberg bewirtschaften derzeit
144 Betriebe eine Fläche von 5.907 ha. Mit
der Entwicklung von Richtlinien zur ökolo-
gischen Aquakultur und zur ökologischen
Waldnutzung leistete Naturland Pionierarbeit.
Seit 2010 bietet Naturland für seine nationalen
und internationalen Mitglieder zudem eine
Fair-Zertifizierung an. Durch das Angebot
www.bio-mit-gesicht.de können Verbraucher
die Herkunft einer Vielzahl von Naturland-
Produkten von der Ladentheke bis zum Hof
zurückverfolgen.
ECOVIN e.V., gegründet
1985, ist mittlerweile der
größte Zusammenschluss
ökologischer Weingüter in
Deutschland. ECOVIN ist
der einzige, ausschließlich auf ökologischen
Weinbau spezialisierte Anbauverband. In Ba-
den-Württemberg bewirtschaften die derzeit
93Mitgliedsbetriebeüber362haRebflächein
den Anbaugebieten Baden und Württemberg
nach den ECOVIN-Richtlinien.
Ecoland e.V. wurde im
Jahr 1997 von Hohenloher
Bio-Bauern gegründet.
Ziel war und ist es, einen
ökologischen Anbauverband zu schaffen, der
UmdieAktivitätenundInteressenderAkteu-
re im ökologischen Landbau zu bündeln und
zu vertreten, haben sich Dachorganisationen
gegründet.
Die Arbeitsgemeinschaft Ökologischer
Landbau e.V. (AÖL) wurde im Jahr 1999 als
Dachorganisation der in Baden-Württemberg
ansässigen Anbauverbände gegründet. Mit-
gliedsverbändesinddieLandesverbändevon
Bioland und Demeter, die Regionalverbän-
de Baden und Württemberg von ECOVIN
sowie Naturland und Ecoland. Die AÖL ist
AnsprechpartnerfürdasLandbeiFragenzum
ökologischen Landbau und gibt zwischen den
Verbänden abgestimmte Stellungnahmenge-
genüber dem Land ab.
Der deutsche Spitzenverband landwirtschaft-
licher Erzeuger, Verarbeiter und Händler
ökologischer Lebensmittel ist der Bund Öko-
logische Lebensmittelwirtschaft e.V.
(BÖLW). Er wurde im Juni 2002 gegründet.
Der BÖLW bündelt und vertritt die Interessen
der ökologischen Lebensmittelwirtschaft und
setzt sich dafür ein, dass für die Weiterentwick-
lung der ökologischen Lebensmittelwirtschaft
förderliche Rahmenbedingungen geschaffen
und ihre ökologischen, ökonomischen und
sozialen Leistungen in Politik und Gesellschaft
angemessen wahrgenommen werden.
Internationale Dachorganisation ist die In-
ternational Federation of Organic Agri-
culture Movements (IFOAM), gegründet
im Jahr 1972. Die Mitglieder sind Bio-An-
bauverbände, Lebensmittelunternehmen und
Forschungseinrichtungen.DieIFOAMkoor-
diniert die Interessensgruppen, repräsentiert
den ökologischen Landbau, fördert den Wis-
sensaustausch und wirkt an der Entwicklung
internationaler Standards mit.
den naturgemäßen Landbau im Sinne des
Natur- und Umweltschutzes, des Erhalts der
KulturlandschaftundderStärkungdes länd-
lichen Raumes fördert. Derzeit bewirtschaften
35 Landwirte rund 1.865 ha. Im Vordergrund
stehen der Praxisbezug, der Dialog mit den
Bauern und die Offenheit für wissenschaft-
liche Erkenntnisse.
10 11
BERATUNGSDIENSTE FÜR ÖKOLOGISCHEN LANDBAU IN BADEN-WÜRTTEMBERG
Die beiden Beratungsdienste (BD) Bera-
tungsdienst Ökologischer Landbau Ulm
e.V. und Beratungsdienst Ökologischer
Landbau Schwäbisch Hall e.V. wurden vor
mehr als 20 Jahren gegründet. Seither sind sie
Ansprechpartner für landwirtschaftliche und
gartenbauliche Betriebe. Bio-Betriebe kön-
nensichmitihrenFragenzuBetriebsführung,
Agrarförderung, Kontrollen, Betriebsumstel-
lungsowiezuTierhaltungundPflanzenbauan
dieBeratungskräftewenden.DerGroßteilder
Mitglieder bei den beiden BD sind Demeter-
Betriebe. Darüber hinaus werden aber auch
BetriebeandererVerbändesowieBio-Betrie-
be, die ausschließlich nach den Vorgaben der
EU-Öko-Verordnung wirtschaften, betreut.
Von den BD werden Betriebsbesichtigungen,
Feldrundgänge, Seminare und Fachvorträge
organisiert. Darüber fördern sie mit Regio-
nalgruppen-Treffen den fachlichen Informa-
tionsaustausch zwischen Bio-Betrieben und
Beratungskräften.AktuelleInformationener-
halten die Bio-Betriebe über Rundschreiben
und Newsletter. Die beiden Berater des BD
inSchwäbischHallunterstützenderzeitetwa
100 Betriebe im Umkreis von ca. 100 km um
SchwäbischHallherum.DiesechsBeratungs-
kräftedesBDinUlmbetreuenungefähr250
Bio-Betriebe südlich der Linie Stuttgart-Karls-
ruhe. Die Schwerpunkte der Mitgliedsbetrie-
be liegen in den Bereichen Milchviehhaltung,
Getreide-undFeldgemüsebau.
Die beiden Beratungskräfte vom Bera-
tungsdienst Ökologischer Gemüse-
bau e.V. (BÖG) mit Sitz in Ludwigsburg
betreuen derzeit mehr als 100 Betriebe. Die
meisten Mitglieder im BD sind spezialisierte
Gemüsebaubetriebe mit einer Vielzahl von
gärtnerischen Kulturen. Aber auch Land-
wirte mit einzelnen gärtnerischen Kulturen
(z.B. FeldgemüsewieMöhren) nehmen die
Beratung des BÖG in Anspruch. Die Grund-
beratung beinhaltet neben der telefonischen
Beratung auch Betriebsbesuche, Newsletter,
Rundbriefe,dieBereitstellungvielfältigerBe-
ratungsunterlagen sowie das Angebot von
Exkursionen, Gruppentreffen und Semina-
ren. Neben dieser Grundberatung haben die
Mitgliedsbetriebe auch die Möglichkeit zu-
sätzlichintensiveBeratungindenBereichen
Anbau (z.B. Kulturführung, Düngung) und
Betriebsentwicklung (z.B. Betriebstechnik,
Investitionsplanung) zu erhalten.
Der Beratungsdienst Ökologischer Obst-
bau e.V.(BÖO)mitSitzinWeinsbergberät
seit mehr als 20 Jahren Bio-Betriebe bei der
Obstproduktion und der Weiterentwicklung
von ökologischen Anbauverfahren. Die fünf
Beratungskräfte unterstützen knapp 140 Be-
triebe in Nord-Württemberg, Baden und am
Bodensee. In Einzel- und Gruppenberatung
sowie bei Exkursionen und durch Rundschrei-
ben werden Informationen zur Produktions-
technik, zur Marktlage und zu Forschungs-
ergebnissen weitergegeben. Darüber hinaus
engagiert sich der BÖO bei der Durchführung
von Praxisversuchen und arbeitet regional
und überregional mit Beratungseinrichtungen
und Versuchsanstellern zusammen.
Die drei Beratungskräfte vom Beratungs-
dienst Ökologischer Weinbau e.V.
(BÖW) betreuen über 170 Weinbaubetriebe
in ganz Baden-Württemberg und über die
Landesgrenzen hinaus. Das Tätigkeitsfeld
umfasst nicht nur die Umstellungsberatung
und Unterstützung der Winzer bei produk-
tionstechnischen Fragen. Auch Fragen zur
Kellerwirtschaft, das heißt zum Weinausbau,
könnenmitdenBeratungskräftenbesprochen
werden. Zum biologisch-dynamischen und
zum organisch-biologischen Weinbau sowie
zur Keller- und Betriebswirtschaft werden ge-
sonderteEinführungs-undFortbildungssemi-
nareveranstaltet.FüralleMitgliedergibtesdas
Angebot der Einzel- und Gruppenberatung.
Über regelmäßige Rundschreibenwird über
Aktuelles, vor allem in den Bereichen Pflan-
zenpflege, Bodenbearbeitung, Begrünung
und Kellerwirtschaft, informiert. Exkursionen
ins In- und Ausland runden das Beratungsan-
gebot ab.
12 13
AKTUELLE ENTWICKLUNG DES ÖKOLOGISCHENLANDBAUS IN BADEN-WÜRTTEMBERG
Die Zahl der Erzeugerbetriebe und die öko-
logisch bewirtschaftete Fläche entwickeln
sich stetig nach oben. Im Jahr 2011 wurden in
Baden-Württemberg 112.567 ha landwirtschaft-
liche Fläche von 6.509 Bio-Betrieben bewirt-
schaftet.DasentsprichteinemFlächenzuwachs
von 5.152 ha und einem Betriebszuwachs von
138 Betrieben gegenüber 2010.
Vor allem traditionelle Streuobstwiesen sind
auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt.
Im Jahr 2011 waren von den gemeldeten Bio-
Betrieben 53 Prozent (%) reine Streuobst-
betriebe.
Der Schwerpunkt des ökologischen Landbaus
in Baden-Württemberg liegt im Süden des
Landes in den Regionen Hochrhein-Bodensee
und Bodensee-Oberschwaben. Dort macht
dieökologischeFlächeeinenAnteilzwischen
11 % und 18 % der landwirtschaftlich genutz-
tenGesamtflächeaus.Grünland-und(Streu-)
Obstbetriebesindbesondershäufigvertreten.
Zum ökologischen Grundgedanken gehört
neben der biologischen Erzeugung auch eine
möglichst regionale Verarbeitung und Ver-
marktung der Produkte. Die Anzahl der Bio-
Betriebe mit Hofverarbeitung lag im Jahr 2011
bei 728.
Bio-Produkte haben in den vergangenen Jah-
ren Einzug in fast alle Lebensmittelgeschäfte
gehalten und so verwundert es nicht, dass die
Zahl der baden-württembergischen Händler
für Bio-Ware von 52 im Jahr 2005 auf 327 im
Jahr 2011 stark angestiegen ist.
Anzahl der
Bio-Betriebe und
der ökologisch
bewirtschafteten
Fläche in Baden-
Württemberg
4. Rechtlicher Rahmen
Seit seiner Entstehung hat sich der ökologi-
sche Landbau stetig weiterentwickelt. Jeder
Anbauverband erarbeitete eigene Richtlinien,
die sich teils deutlich voneinander unterschei-
den. Der Ruf nach einheitlichen Standards
als verbindliche Grundlage für den gesamten
ökologischen Landbau wurde lauter.
Dieser Forderung wurde 1991 mit der Ver-
abschiedung der Verordnung (EWG) Nr.
2092/91 nachgekommen. Sie galt zuerst nur
für pflanzliche Erzeugnisse und wurde im
Jahr 2000 um Regelungen zu tierischen Er-
zeugnissen erweitert. In dieser Verordnung
wurden auch die Begriffe ‚biologisch’/’bio’
bzw. ‚ökologisch’/’öko’ gesetzlich geschützt.
Sie dürfen seither nur als Bezeichnung für
Die EU-Öko-Verordnung gilt verbindlich
für alle EU-Mitgliedsstaaten. Aus Drittlän-
dern importierte Bio-Ware muss die Anfor-
derungen der Verordnung ebenfalls erfüllen.
Die Verordnung erstreckt sich auf folgende
Bereiche:
• Kennzeichnung und Kontrolle von un-
verarbeiteten oder lebenden Öko-Agrar-
erzeugnissen (einschließlich Aquakultur),
Lebens- und Futtermitteln, pflanzlichem
Vermehrungsmaterial, Saatgut und Hefen,
• ErzeugungpflanzlicherundtierischerPro-
dukte sowie
• Verarbeitung, Handel und Drittland-
importe.
Die EU-Öko-Verordnung gilt für alle Betrie-
be und Unternehmen, die in der EU ökolo-
gische Agrarerzeugnisse, Futtermittel und
Lebensmittel erzeugen, aufbereiten, lagern,
ausDrittländernimportierenoderinVerkehr
bringen.
Waren verwendet werden, die mindestens die
Vorgaben der EU-Öko-Verordnung erfüllen.
Diese Verordnung wurde im Jahr 2009 von
der Neufassung der EU-Öko-Verordnung
(Verordnung (EG) Nr. 834/ 2007 samt Durch-
führungsvorschriften) abgelöst.
Die Regelungen der EU-Öko-Verordnung
sind als Mindeststandards für die ökologische
Produktion zu betrachten. In den Richtlinien
derAnbauverbändesindAnforderungenfest-
gelegt,diezumTeilerheblichüberdiederEU-
Öko-Verordnung hinaus gehen (z.B. Auflagen
für die Verwendung von Betriebsmitteln, kei-
ne Umstellung von einzelnen Betriebszwei-
gen). Betriebe, die nach Verbandsrichtlinien
produzieren, erfüllen höhere Anforderungen.
FÜR WEN GILT DIE EU-ÖKO-VERORDNUNG UND WAS REGELT SIE?
14 15
5. Kennzeichnung von Bio-Produkten
Im Handel wird eine Vielzahl von Produk-
ten mit Bezeichnungen wie „unbehandelt“,
„naturnah“ oder „aus kontrolliertem Anbau“
beworben. Bei diesen Produkten handelt es
sich jedoch nicht um Bio-Ware. Nur Produk-
Mit dem 2001 eingeführ-
ten Bio-Siegel dürfen
verbandsunabhängig
alle importierten und
heimischen Produkte
sowie rohe und verarbeitete Waren tierischer
und pflanzlicher Herkunft gekennzeichnet
werden. Voraussetzung ist die Einhaltung der
EU-Öko-Verordnung.
Für Bio-Produk-
te, die aus Baden-
W ü r t t e m b e r g
stammen gibt es
ein spezielles Zei-
chen: Das Bio-Zeichen Baden-Württemberg.
Es wurde im Jahr 2002 eingeführt und wird
mittlerweile von mehr als 75 Erzeugern und
Verarbeitern zur Kennzeichnung ihrer Ware
genutzt.
Unternehmen, die einem Anbauverband
angeschlossen sind, dürfen ihre Produkte
zusätzlich mit dem jeweiligen Verbandslogo
kennzeichnen. Damit heben sich Bio-Produk-
te, die nach besonderen Anbauregeln erzeugt
wurden, von der reinen EU-Bio-Ware ab. Der
Lebensmittelhandel hat außerdem Bio-Eigen-
markenetabliert.ZudiesenEigenmarkenzäh-
len beispielsweise Alnatura, Naturkind, Rewe
Bio, Bioness, GUTBIO, Natürlich Bio und
Edeka Bio.
te, die mit dem EU-Logo, mit dem Bio-Siegel
und gegebenenfalls mit einem Verbandslogo
gekennzeichnet sind, wurden nach den Stan-
dards der ökologischen Produktion herge-
stellt.
Voraussetzungen für die Kennzeichnung mit
dem Bio-Zeichen Baden-Württemberg sind:
• TierewieRinder,SchweineoderLämmer
werdenspätestensabdersechstenLebens-
woche in Baden-Württemberg gehalten,
Geflügel ab der zweiten.
• Pflanzliche Produktewerden zu 100% in
der Region erzeugt.
Bei verarbeiteten Produkten wie zum Beispiel
KäseoderBrotmüssen 100%derHauptzu-
tat aus der Region stammen. Sind Rohstoffe
(z.B. Milch oder Getreide) aus regionaler Er-
zeugungnichterhältlich,dürfenmaximalzehn
Prozent der Hauptzutat aus anderen Regionen
zugekauft werden.
Die Einhaltung der Vorgaben für das Bio-
ZeichenwirdimRahmenderregulärenÖko-
Kontrollen überprüft.
Das EU-Gemein-
schaftslogo steht
europaweit für eine
einheitliche und ver-
bandsunabhängige
Kennzeichnung von Bio-Produkten. Es gilt
seit Juli 2010 verbindlich zur Kennzeichnung
aller verpackten Bio-Produkte. Als ‚bio’ oder
‚öko’ darf Ware bezeichnet werden, deren
Bio-Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs
mindestens 95 Gewichtsprozente ausmachen.
ZusätzlichzumLogomüssenindessenunmit-
telbarerNäheauchdieHerkunftderZutaten
und die für die Kontrolle des letzten Erzeugers
bzw. Verarbeiters zuständige Kontrollstelle
angegeben werden.
Folgende Herkunftsbezeichnungen sind zu-
lässig:
• „EU-Herkunft“
• „Nicht-EU-Herkunft“
• „EU-/Nicht-EU-Herkunft“
Stammen mindestens 98 Gewichtsprozente
der Bio-Zutaten aus einem Land, kann alter-
nativ der Landesname angegeben werden.
Die Angabe der Kontrollstelle erfolgt EU-weit
nach dem Schema AB-CDE-999:
• ABstehtfürdasLand,indemdieKontrol-
lestattfindet(z.B.DEfürDeutschland),
• CDEstehtfürdieBezeichnungfürökolo-
gische Produktion (z.B. ÖKO in Deutsch-
land) und
• 999gibtdieReferenznummerderzuständi-
gen Kontrollstelle an, die in Deutschland
von der Bundesanstalt für Landwirtschaft
undErnährung(BLE)vergebenwird.
Neben dem EU-Bio-Logo ist die Kennzeich-
nung mit dem bekannten staatlichen deut-
schen Bio-Siegel erlaubt.
EU-GEMEINSCHAFTSLOGO UND BIO-SIEGEL
LOGOS DER DEUTSCHEN ANBAUVERBÄNDE UND HANDELSMARKEN
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.organic-farming.eu, www.bio-siegel.de,
www.gemeinschaftsmarketing-bw.de
16 17
6. Kontrolle im ökologischen Landbau
Umzugewährleisten,dassauch‚bio’drinist,
wo ‚bio’ draufsteht, wurde ein strenges und
lückenloses Kontrollsystem aufgebaut. Es
überwacht alle Schritte von der Erzeugung
bis zum Verkauf. Kontrolliert werden alle im
Bio-Sektor tätigenUnternehmenaußerdem
Einzelhandel.
Die Kontrollen werden in Deutschland von
staatlich anerkannten, privaten Kontrollstel-
len durchgeführt. In Baden-Württemberg sind
derzeit22Kontrollstellenzugelassen.Fünfvon
ihnenhabenihrenGeschäftssitzimLand.Die
Kontrollstellen werden von der BLE zugelas-
senundvondenzuständigenKontrollbehör-
den der einzelnen Bundesländer überwacht.
In Baden-Württemberg ist das Regierungs-
präsidium in Karlsruhe als Kontrollbehörde
fürdieÜberwachungzuständig.
Die Unternehmen werden mindestens einmal
jährlich, in der Regel nach Voranmeldung
kontrolliert.Zusätzlichwerdenstichproben-
artig und insbesondere bei Verdachtsfällen
unangemeldete Zusatzkontrollen durchge-
führt. Kontrolliert werden Produktions- und
Verarbeitungsstätten, Lagerräume sowie die
Buchführung und der Warenfluss. Werden
alleVorgabeneingehalten,erhältderBetrieb
die entsprechende Bescheinigung, die ihm er-
möglicht, seine Erzeugnisse mit dem Hinweis
auf biologische bzw. ökologische Produkti-
on zu vermarkten. Verstöße gegen die Vor-
schriften führen zu Korrekturmaßnahmen
im Unternehmen und erforderlichenfalls zur
Information der belieferten Kunden sowie
möglicherweise zu Sanktionen wie zum Bei-
spiel Bußgeldern.
Betriebe, die nicht nur nach den Mindeststan-
dards der EU-Öko-Verordnung produzieren,
sondern einem Verband angeschlossen sind,
werden zusätzlich nach den jeweiligen Ver-
bandsrichtlinien kontrolliert. Diese Betriebe,
aber auch diejenigen, die das Bio-Zeichen
Baden-Württemberg nutzen, unterziehen sich
einer Doppelkontrolle.
DasKontrollsystemgewährleistetbereitsein
hohes Maß an Sicherheit für den Verbrau-
cher. Um Bio-Lebensmittel noch sicherer zu
machen, ist das Land Baden-Württemberg
einen Schritt weiter gegangen.
Seit dem Jahr 2002 führt das Land Baden-
Württemberg im Rahmen der Lebensmittel-
überwachung ein spezielles und europaweit
einzigartiges Überwachungsprogramm für
Bio-Lebensmittel durch: Das Ökomonito-
ring-Programm. Es wird gemeinschaftlich
von den vier Chemischen undVeterinärun-
tersuchungsämtern(CVUA)inBaden-Würt-
temberg durchgeführt.
Um Verbrauchertäuschungen besser zu er-
kennen und das Vertrauen in ökologisch
erzeugte Lebensmittel zu stärken, werden
Bio-Lebensmittel systematisch auf Verunrei-
nigungen,Rückstände,Bestrahlungunddas
Vorhandensein gentechnisch veränderter
Pflanzen hin untersucht. Weiterhin werden
einheimische und importierte Bio-Waren so-
wie biologisch und konventionell erzeugte
Produkte miteinander verglichen.
Im Jahr 2011 reichte das Spektrum der Unter-
suchungen von der Prüfung aufGVO-Frei-
heit von Mais, Leinsamen und Soja über
Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in
Obst, Gemüse und Wein bis hin zu Fura-
nen in Cerealien und Dioxinen in Eiern und
Lachs. Untersuchungen von Lebensmitteln
auf Mykotoxine und organische Kontami-
nanten fanden ebenfalls statt. Die Ergebnisse
sprechen für sich: Bio überzeugt.
Zehn Jahre Ökomonitoring zeigen, dass die
Bio-Branche in der Summe sehr gut arbeitet
und auf diewenigenMissstände schnell re-
agiert hat.
EINZIGARTIG IN EUROPA:DAS ÖKOMONITORING-PROGRAMMBADEN-WÜRTTEMBERG
KONTROLLSYSTEM ZUREU-ÖKO-VERORDNUNG
Bundesanstalt fürLandwirtschaft und
Ernährung (BLE)
Zulassung
Kontrollstellen
Erzeuger, Hersteller, Verarbeiter,Lagerhalter, Vermarkter, Importeure
Kontrollbehördender Länder
Überwachung
Kontrolle
WEITERE INFORMATIONEN:
Auf der Internetseite des Ökomonitoring-
Programms (www.oekomonitoring.cvuas.de)
sind alle Untersuchungsergebnisse seit Beginn
des Programms zusammengestellt.
18 19
7. Unterstützung durch das Land Baden-WürttembergUm den ökologischen Landbau und die Ver-
marktung von Öko-Erzeugnissen zu fördern
und zu entwickeln, ist das Land Baden-Würt-
Um Fachinformationen bereitzustellen und
Forschungsfragen zu beantworten sind an
sieben landwirtschaftlichen Landesanstalten
Arbeitsstellen im Bereich des ökologischen
Landbaus eingerichtet worden. An den
Landes anstalten werden Beratungsunterlagen
Zur Förderung des ökologischen Landbaus
wird inBaden-WürttembergpraxisnaheFor-
schungsarbeit geleistet. Die Ergebnisse der
Untersuchungen und Versuche können direkt
vonBeratungskräftenundPraktikerngenutzt
werden.IndieForschungsarbeiteingebunden
sind nicht nur die landwirtschaftlichen Landes-
anstalten, sondern auch Beratungsdienste und
temberg mit einer Vielzahl von Maßnahmen
unterstützendtätig.
erstellt und es werden Bildungsmaßnahmen
fürArbeitskräfteinderVerwaltungoderDrit-
te organisiert. Vorrangig werden die Unteren
Landwirtschaftsbehörden bei ihrer Tätigkeit
unterstützt.JedeLandesanstalthatTätigkeits-
schwerpunkte (s. Kasten).
AnbauverbändesowiedieinBaden-Württem-
berg ansässigen Hochschulen (Universität
Hohenheim und Hochschule für Wirtschaft
und Umwelt Nürtingen-Geislingen). Es be-
stehtstetigerAustauschüberdenForschungs-
bedarf, die Umsetzung der Forschungsvor-
haben und die Ergebnisse.
FürdasLandBaden-Württembergsindanden
Unteren Landwirtschaftsbehörden 15 überge-
bietliche staatliche Beratungskräfte für
die Unterstützung von Bio-Unternehmen zu-
ständig.SiebegleitenBetriebebeiderUmstel-
lungundberatenbeiFragenzumökologischen
Landbau.EsgibtSpezialberatungskräftefürdie
FachbereichePflanzenbauundTierhaltungso-
wie Obst-, Gemüse- und Weinbau.
Neben den staatlichen Beratungskräften
sind fünf Öko-Beratungsdienste in Baden-
Württemberg tätig (siehe Kapitel 3.). Auch
die privaten Anbauverbände sind in der
Beratung aktiv. Sie sind in erster Linie An-
sprechpartner für die Verbandsmitglieder, un-
terstützen jedoch auch Unternehmen, die auf
ökologischen Landbau nach Verbandsrichtli-
nien umstellen möchten.
Nicht nur die individuelle Betreuung der Un-
ternehmenistAufgabeallerBeratungskräfte.
Auch die Herausgabe von Infobriefen an die
MitgliederistTeilderTätigkeit.Derfachliche
Austausch wird zum Beispiel über die Orga-
nisation von Arbeitsgruppen oder Fachvor-
trägengefördert.
Die Beratungsdienste und Anbauverbände
werden für ihre Leistungen in den Bereichen
Betriebsentwicklung, -betreuung und Bera-
tungfinanziellunterstützt.
DEN ÖKOLOGISCHEN LANDBAU FÖRDERN HEISST IN BADEN-WÜRTTEMBERG ...
... DIE BERATUNG DER BIO-UNTERNEHMEN UNTERSTÜTZEN
... UMFANGREICHES INFORMATIONSMATERIAL FÜR UNTERNEHMEN,
BERATUNGSKRÄFTE UND VERBRAUCHER BEREITSTELLEN
... UMFANGREICHE UND PRAXISNAHE FORSCHUNGSARBEIT LEISTEN
LANDWIRTSCHAFTLICHES TECHNOLOGIE-ZENTRUM AUGUSTENBERG (LTZ)
• Literaturarbeit,ÜberarbeitungvonRegelnund gesetzlichen Vorgaben
• DurchführungvonFeldversuchen,Organi-sationvonFeldbegehungen,ErstellungvonVersuchsberichten
STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT FÜR WEIN- UND OBSTBAU (LVWO)
• VersuchstätigkeitimObst-undWeinbau,besonders bei Züchtung und Sortenprüfung sowie der Durchführung anbautechnischer Maßnahmen, Erstellung von Versuchsbe-richten
BILDUNGS- UND WISSENSZENTRUM BOXBERG – SCHWEINEHALTUNG UND SCHWEINEZUCHT (LSZ)
• PrüfungvontiergerechtenHaltungsverfah-ren der Schweinehaltung
STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT FÜR DEN GARTENBAU (LVG)
• UntersuchungenzurProduktionvon Gemüse,KräuternundZierpflanzen
• DurchführungvonSortenprüfungenbeiGemüse, Erstellung von Versuchsberichten
LANDWIRTSCHAFTLICHES ZENTRUM FÜR GRÜNLANDWIRTSCHAFT, MILCHWIRTSCHAFT, WILD UND FISCHEREI BADEN-WÜRTTEMBERG (LAZBW)
• Informationsaufbereitungund-weitergabefür ökologische Grünlandwirtschaft und Rinderhaltung
• DurchführungvonVersucheninder ökologischen Grünlandwirtschaft und Rinderhaltung in Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben
STAATLICHES WEINBAUINSTITUT (WBI)
• ErarbeitungvonVerfahreninden Bereichen Bodenpflege, Düngung und Pflanzenschutz
• DurchführungvonPraxisversuchen, Erstellung von Versuchsberichten
LANDESANSTALT FÜR ENTWICKLUNG DER LANDWIRTSCHAFT UND DER LÄNDLICHEN RÄUME (LEL)
• RedaktionelleBetreuungvonPrint- und elektronischen Medien (u.a. Online-Info dienst, Zeitschrift Landinfo), Herausgabe von Marktinformationen
• EntwicklungundPflegevonEDV-Fach-anwendungen
TÄTIGKEITSSCHWERPUNKTE DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN LANDESANSTALTEN
20 21
Zu folgenden Bereichen werden derzeit
Fragestellungenbearbeitet:
• Bodennutzung,Ackerbau,Grünland(z.B.
Verbesserung von Verfahren der Boden-
bearbeitung)
• Obst-, Weinbau (z.B. Minimierung des
Kupferaufwandes beim Pflanzenschutz)
• Sozioökonomie, Agrarpolitik, Markt
(z.B. Verbesserung des Bio-Angebotes in
der Außer-Haus-Verpflegung)
• Gemüse-,Kräuter-,Zierpflanzenbau(z.B.
Anbaueignung von Sorten)
• Tierhaltung,-fütterung,-zucht(z.B.Redu-
zierung des Kraftfuttereinsatzes)
Mit dem Marktentlastungs- und Kultur-
landschaftsausgleich (MEKA) unterstützt
das Land Baden-Württemberg Landwirte, die
einen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft
und zur umweltgerechten Landbewirtschaf-
tung leisten. Die Teilnahme am Programm
ist freiwillig. Im Programmteil ‚Ökologischer
Landbau‘ werden die Bio-Betriebe im Land
gefördert. 2011 haben 2.577 Bio-Betriebe teil-
genommen. Die grün-rote Landesregierung
hat diese von der Vorgängerregierung ge-
DerüberwiegendeTeilderBio-WareimHan-
delträgtdasBio-Siegelbzw.dasEU-Bio-Logo.
Um für Bio-Produkte Unbedenklichkeit und
richtige Kennzeichnung zu gewährleisten,
wurde das Ökomonitoring-Programm ins Le-
ben gerufen (siehe Kapitel 6.).
ZurFörderungderheimischenBio-Unterneh-
men unterstützt das Land die Nutzung und
stoppte Schlüsselförderung für Betriebe nach
2011 wieder geöffnet. Jeder Bio-Betrieb wird
über MEKA mit durchschnittlich 7.400 Euro
jährlich gefördert.DieBio-Betriebe erhalten
rund 20% der gesamten MEKA-Mittel.
Neben der Erzeugung von Bio-Produkten
wird auch deren Verarbeitung und Ver-
marktung gefördert. Beispielsweise wird die
Gründung von (Erzeuger-)Zusammenschlüs-
sen unterstützt.
Bekanntmachung des Bio-Zeichens Baden-
Württemberg (siehe Kapitel 5).
Die große Bandbreite an Maßnahmen zur Un-
terstützung des ökologischen Landbaus zeigt,
dass die Interessen von Lebensmittelherstellern
und Verbrauchern gleichermaßen berücksich-
tigt werden. Auf diese Weise können alle vom
ökologischenLandbauprofitieren.
... DIE UNTERNEHMEN BEI PRODUKTION UND VERMARKTUNG UNTERSTÜTZEN
... VERBRAUCHERVERTRAUEN UND VERBRAUCHERSCHUTZ AUF HOHEM NIVEAU HALTEN
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
oekolandbau-bw.info
8. ÖKO-SOMMER: Bio-Unternehmen zeigen EngagementDerÖKO-SOMMERfindetinBaden-Würt-
temberg seit 1997 statt. Bio-Betriebe, Verarbei-
ter und Kooperationspartner in ganz Baden-
Württemberg öffnen ihre Hoftore. Besucher
sind eingeladen, die Erzeugung und Verarbei-
tung von Lebensmitteln hautnah zu erleben.
Von Mai bis Oktober bietet ein abwechs-
lungsreiches Programm Informationen und
Unterhaltung.EinTeilderBetriebeengagiert
sich bereits seit vielen Jahren beim ÖKO-
SOMMER. So auch die drei hier beispielhaft
vorgestellten Betriebe.
Organisiert wird der ÖKO-SOMMER, der
imJahr2012zum15.Malstattfindet,vonden
Verbänden Bioland, Demeter, Ecoland, Eco-
vin und Naturland.
DIE AKTUELLEN VERANSTALTUNGEN SIND IM INTERNET ABRUFBAR UNTER:
www.oeko-sommer.de
Betrieb:seit1995Bioland-Betrieb;100haWeide-undAckerfläche,Streuobst-wiesenundeineGärtnerei;HaltungvonMutterkühenund-schweinen,Gän-sen, Hühnern und Bienen; Vermarktung der Erzeugnisse über den Hofladen, den Wochenmarkt, die Rebio- Handelsgesellschaft und eine Biomühle
Engagement: Der Paulinenhof gehört zur diakonischen Einrichtung Paulinenpflege Winnen-den e.V.. Die Besonderheit des Hofes: Hier leben und arbeiten 30 erwachsene geistig behinderte und/oder gehörlose Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung eine abwechslungsreiche Arbeit benötigen. Sie stehen im Mittelpunkt. Angeleitet und betreut werden sie von einem Landwirt-schaftsmeister, Bufdis und Praktikanten, die alle speziell geschult sind.
ÖKO-SOMMER 2012:Am30.SeptemberöffnetderPaulinenhofseineTorezum15.Malzumgroßen Hoffest. Es wird mit einem Gottesdienst der besonderen Art eröffnet. Danach folgt ein buntes Aktionsprogramm für Jung undAlt. FürKinder bieten Spielstraße, Theater undStreichelzoovielAbwechslung.ImFestzeltsorgendieintegrativeRhythmusgruppen„Elefantis“und„Laiensclub“füreinebesondereAtmosphäre.AlleBesucherhabenGelegenheit,sichdenBetrieb anzuschauen und Einblicke in die Arbeit von und mit behinderten Menschen zu erhal-ten. Der Paulinenhof zeigt stellvertretend für viele Betriebe, wie vom Bewirtschaftungssystem „Ökolandbau“NaturundMenschgleichermaßenprofitieren.
Mehr Informationen unter: www.phof.paulinenpflege.de
PAULINENHOF IN WINNENDEN-HERTMANNSWEILER
22 23
9. Blick in die Praxis – Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung anhand von BeispielenFastjederkenntBio-ProdukteausdemHan-
del, egal ob vom Wochenmarkt, aus dem
Naturkosthandel oder dem Discounter. Aber
wer weiß schon, wie die verschiedenen Pro-
dukte erzeugt und verarbeitet werden?
Gemüse ist eine der bedeutendsten Produkt-
kategorienbeiBio-Waren.MöhrenundTo-
maten sind die meistgekauften Gemüsearten,
aber auch Zwiebeln, Paprika und Gurken
sind sehr beliebt. In Baden-Württemberg
liegt der Schwerpunkt beim Anbau von Ge-
In dieser Broschüre zeigen unterschied-
liche Bio-Landwirte und -Unternehmer auf
beispielhafte Weise, was es heißt, Bio-Pro-
dukte zu erzeugen, zu verarbeiten und zu
vermarkten.
müse im Bodenseegebiet, in der Oberrhein-
region und im Raum Stuttgart und Mittlerer
Neckar. Die Direktvermarktung spielt im
Gemüsebau eine wichtige Rolle. Daneben
hat aber auch die Vermarktung über Groß-
händlerBedeutung.
9.1 Gemüse
Vor nunmehr 15 Jahren schlossen sich vier
GärtnerzusammenundgründetendieDeme-
ter-GärtnereiPiluweri.IhrgemeinsamesZiel:
Auf umweltschonende Weise bekömmliches
Gemüse produzieren, das den Ansprüchen
der Verbraucher gerecht wird.
Die Gärtnerei ist vielseitig aufgestellt: Auf
dem Betrieb in Müllheim-Hügelheim werden
mehr als 70 verschiedene Gemüsearten für
den Verkauf angebaut. Daneben werden auch
Jungpflanzen für Berufskollegen und Hobby-
gärtnerproduziert.Darüberhinausengagiert
sichdieGärtnerei seit1996 inderZüchtung
und Vermehrung von Gemüsesorten. Ver-
mehrt wird unter anderem Saatgut von Möh-
ren, Lauch, Roter Bete, Mangold, Paprika,
GurkenundTomaten.
PILUWERI – VIELSEITIGER GARTENBAUBETRIEB MIT INNOVATIVEN IDEEN
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Demeter (seit 1995) Flächen: 35haFreiland,0,6haFolientunnel,0,3haGewächshaus Arbeitskräfte: 4Betriebsleiter,23Festangestellte,3Auszubildende,Saisonarbeitskräfte
Betrieb: seit 1992 Demeter- Betrieb; 30 ha Weide- und Ackerfläche, 14 ha Wald und Streuobstwiesen; Haltung von Rindern,Schweinen,Gänsen,HühnernundBienen;VermarktungderErzeugnisseunteranderemüberden Hofladen und Abo-Kisten
Engagement:DieHofgemeinschaftverstehtihrenHofalsBegegnungsstätte,umKindernundErwachsenen Einblicke in die Erzeugung von Lebensmitteln zu geben. Dazu werden unter dem Motto „AbenteuerHofbauernhof“ Erlebnistage auf demHof und imWald veranstaltet. FürSchulklassenwerdenUnterrichtseinheitenangeboten.DieHofgemeinschaftlädtzuverschiede-nen Aktionen wie Ernteaktionen ein.
ÖKO-SOMMER 2012: Der Hofbauernhof nahm in diesem Jahr zum fünften Mal am Öko-Sommer teil.DasKulturweltenFestival,dasam letzten Juniwochenendestattfand, locktemitseinem außergewöhnlichen Angebot zahlreiche Besucher an. Der Hof entwickelte sich zu einem TreffpunktfürFilm-,Kultur-undNaturbegeisterte:Freiluftkino,GesprächemitFilmemachern,Auftritte vonMusikgruppen,Kreativ-Workshops,Konzerte und Familientheater standen aufdem Programm. Das Wochenende stand ganz im Zeichen des gemeinsamen Erlebens.
Mehr Informationen unter: www.hof-bauern-hof.de
Betrieb: seit 1989 Bioland- Betrieb; 35 ha für den Anbau von Erdbeeren, Gemüse und Kartoffeln; Haltung von Hühnern, Ziegen, Kaninchen undWachteln;VermarktungüberAbo-Kisten,WochenmärkteunddenNaturkostfachhandel;AusbildungvonGärtnerinnenundGärtnerninderFachrichtungGemüsebau
Engagement: Der Betrieb engagiert sich vor allem im Bildungsbereich: Kindergartengruppen, Schulklassen und angehende Erzieherinnen lernen im Rahmen von Erlebnistagen und Kursen, was Ökolandbau bedeutet und wie Lebensmittel erzeugt werden. Der Hof arbeitet mit der VolkshochschuleundFamilienbildungsstättenzusammen.
ÖKO-SOMMER 2012:DasFestaufdemHofEngelhardtfandimJunistatt.ZahlreicheBesuchererlebteneinenabwechslungsreichenTagundnutztendasbreiteUnterhaltungs-undInforma-tionsangebot:ObFeld-undHofführungen,naturkundlicheSpaziergänge,Verkostungenodermusikalische Darbietungen – für jeden war etwas dabei. Die besondere Aktion in diesem Jahr: BesucherkonntenihregesammeltenKronkorkenabgeben.DiesewurdenbeimWertstoffhänd-ler eingetauscht und der Erlös für einen guten Zweck gespendet.
Mehr Informationen unter: www.hof-engelhardt.de
HOF ENGELHARDT IN UNTERMÜNKHEIM
HOFGEMEINSCHAFT HOFBAUERNHOF IN LOSSBURG
24 25
Die Aufbereitung und der Verkauf erfolgen
über die Bingenheimer Saatgut AG.
Die Züchtung von neuen Sorten bei Möhren,
Lauch, Paprika, Salat und Tomaten erfolgt in
Zusammenarbeit mit Kultursaat e.V. Die Ko-
operation mit dem Verein ist wichtig, da die Zu-
lassung neuer Sorten aufwendig und teuer ist.
Wichtige Zuchtziele für ökologisches Gemüse
sind neben Verarbeitungsmerkmalen und Er-
trag auch Optik, Gesundheit und Geschmack.
Die Düngung der Kulturen erfolgt über zuge-
kauften Mist, den Einsatz pflanzlicher Dünger
wie Ackerbohnenschrot und durch das Ein-
arbeiten von Gründüngungsbeständen. Die
Stärkung der Pflanzen mit biodynamischen
Präparaten,dieFörderungvonNützlingenals
Gegenspieler von Schädlingen und der Ein-
satz von Vliesen und Schutznetzen tragen zur
Gesunderhaltung der Kulturen bei.
Durch den Bau sogenannter Wandertunnel
ausFoliekannderGemüsebauaufwechseln-
denFlächenerfolgen.SokönnenFruchtfolge-
probleme vermieden werden.
VermarktetwirddasGemüseetwazurHälfte
über Wochenmärkte, den Hof-Verkauf und
die Abo-Kisten der Piluweri bringt’s OHG.
Ein Viertel wird an die Gastronomie und
Großküchen,anGärtnerei-undAbo-Kisten-
Betriebe und an den Lebensmitteleinzelhandel
geliefert. Der Rest wird über den Naturkost-
großhandel vermarktet.
Die Anzucht von Lauch-Jungpflanzen im
Freiland braucht eine feinkrümelige Boden-
struktur,diederFrost imgepflügtenBoden
bereitet.ImFebruaroderMärzwirdeigenes
Lauchsaatgut ausgesät und das biodynami-
sche Hornmistpräparat ausgebracht. Zum
Schutz vor der Witterung und zur rascheren
Keimung werden die Beete mit Vlies abge-
deckt. Bevor der Lauchkeimling erscheint,
Hornmistpräparat erneut ausgebracht. Um
Beikräuter zu beseitigen werden die Pflan-
zen mehrmals gehackt. Damit sich der ge-
wünschte weiße Schaft ausbildet, wird Erde
umdiePflanzenangehäufelt.ImAugustwird
einweiteresbiodynamischesPräparatausge-
bracht: Der Hornkiesel. Zur Bekämpfung
der Lauchmotte wird Bacillus thuringiensis
Piluweri bietet eine stille Teilhaberschaft an.
Eine Vielzahl von Bürgern und Bürgerinnen
hat bereits in den Betrieb investiert. Sie möch-
ten ihr Geld verantwortungsvoll investieren,
regionale Wirtschaftstrukturen unterstützen
sowie soziale und ökologische Impulse set-
zen. Piluweri ist damit auch ein Stück weit
der Betrieb eines jeden Investors. Die Zinsen
werden bereits gekeimte Beikräuter abge-
flammt. Sind die Reihen sichtbar, wird der
Lauch maschinell und von Hand gehackt.
Dann kommt das Vlies erneut auf die Bee-
te. Diesmal jedoch zum Schutz vor tierischen
Schädlingen.WennderLauchfingerdick ist
werden die jungen Lauchpflanzen von Hand
‚geerntet‘.Diekräftigstenvonihnenwerden
dann maschinell ausgepflanzt. Dabei wird das
eingesetzt. Bis zum Beginn der Ernte im No-
vember wird der Lauch erneut mit Kultur-
schutznetzen abgedeckt.
werdenentweder inFormvonGeldoder in
Naturalien, also Gemüse, ausbezahlt. Von den
Einlagen kann Piluweri Investitionen, zum
BeispielinneueGebäudetätigenunddenBe-
trieb weiterentwickeln.
GEMÜSEPRODUKTION AM BEISPIEL WINTER-LAUCH
INVESTITION BEIM ERZEUGER DES VERTRAUENS
Wichtigste Milchproduzenten in Baden-Würt-
temberg sind die Kühe. Daneben werden
auch Schafe und Ziegen zur Milcherzeugung
gehalten. Die Milchviehhaltung konzentriert
sich vor allem auf den südlichen Schwarzwald,
die Bodenseeregion, Oberschwaben und die
Region Heilbronn-Franken. Die Produkt-
palette an Bio-Milchprodukten entspricht
der, wie sie auch bei konventionell erzeugten
Milchproduktenzufindenist.Soistfürjeden
Geschmack etwas dabei.
9.2 Milch
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.piluweri.de
Informationen zu den bio-dynamischen
PräparatenerhaltenSieunter:www.demeter.de
26 27
Der Rösslerhof, gelegen in Schlier, ist der
erste im Landkreis Ravensburg, der nach den
Regeln des ökologischen Landbaus bewirt-
schaftet wurde. Ziel der Umstellung auf öko-
logische Wirtschaftsweise war die Schonung
der Umwelt und die langfristige Erhaltung des
Betriebes „aus sich selbst heraus“. In diesem
Sinne bewirtschaftet auch Familie Gülden-
berg den Betrieb, den sie 2009 vom Kloster
Weingarten kaufte. Zum Rösslerhof gehören
neben dem landwirtschaftlichen Betrieb auch
eine Imkerei, ein Gartenbaubetrieb und ein
Hofladen, die jeweils von Pächtern bewirt-
schaftet werden.
Die hohe Milchqualität hat ihren Ursprung
in den kräuterreichenWeiden auf denen die
Kühe von April bis Oktober grasen. Jede
Kuh gibt im Jahr etwa 5.800 kg Milch. Zu den
Melkzeiten und über Nacht sind sie im Stall. In
der kalten Jahreszeit verbringen die Kühe den
ganzenTag imStall, denndieWeidenbieten
dannnichtgenügendFutterunddieGrasnarbe
würdedurchdieTrittederTieregeschädigt.Im
Stall können sich die Kühe frei bewegen und
ihr Sozialverhalten ausleben. Zum Liegen steht
jeder Kuh eine Box zur Verfügung. Gefüttert
wird im Winter überwiegend mit Heu, Mais-
silage und Ackerbohnenschrot. Grassilage wird
nicht verfüttert, denn sie hat negativen Einfluss
aufdieHerstellungdesEmmentaler-Käses.Auf
dem Rösslerhof werden nur Futtermittel aus
der Region zugekauft. Auf den Kauf von Bio-
Fertigfuttermischungenwirdverzichtet.
MILCHERZEUGUNG AUF DEM RÖSSLERHOF
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Bioland (seit 1981) Flächen: 130ha,dav.90haGrünlandund40haAckerland Ackerkulturen: Kleegras, Mais, Weizen, Hanf/Ackerbohnen, Dinkel Tiere: 80Milchkühemitweibl.NachzuchtundeinigenMastbullen Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar,1Festangestellterund1Auszubildender
Die Milchkühe gehören zur Rasse Braun-
vieh. Bei der Zucht der Kühe stehen Lang-
lebigkeit und Gesundheit im Vordergrund.
Durch das Zusammenspiel von Haltung,
Die auf dem Rösslerhof erzeugte Milch wird
an die Martin Bauhofer Käserei GmbH im
nahe gelegenen Kofeld geliefert. Dort wer-
den täglich 8.000 kg Bio-Milch verarbeitet.
DainderKäsereiauchkonventionelleMilch
verarbeitet wird, wird besonders streng auf
eine Trennung von Bio- und konventionel-
ler Milch geachtet. Die Bio-Milch wird in ei-
nem separaten Milchwagen abgeholt, in der
Käserei in einemeigenenTankgelagertund
morgens als erste in den sauberen Anlagen
verarbeitet.
Zuerst wird die Rohmilch in einer Zentrifu-
ge gereinigt und dann unter Zugabe von Lab
undBakterienkulturenschonenderwärmt.Ist
die Milch geronnen, kann sie geschnitten wer-
den.Der so entstandeneKäsebruchwird in
FormenabgefülltunddieMolkeausgepresst.
Die noch weichen Käselaibe kommen drei
bis vierTage in ein Salzbad.Damit dieBio-
Käselaibeimmereindeutigzuerkennensind,
werden sie mit einem Stempel versehen.
FütterungundZuchtsinddieKüheaufdem
Rösslerhof nur sehr selten krank. Falls ein
Tiererkrankt,wirdesvorzugsweisehomöo-
pathisch behandelt.
Anschließend reift der Käse etwa achtWo-
cheninderGärkammer.DabeiwirdMilchzu-
ckerabgebautundKohlensäuregasfreigesetzt,
dassichinBlasensammelt.IstderGärprozess
abgeschlossen, kommen die Laibe in das Rei-
felager. Dort werden sie regelmäßig gewen-
detundabgewaschen.WährendderReifung
bildet sich eine Naturrinde aus, die durch das
Eintrocknen der obersten Schicht des Kä-
selaibes entsteht. Grundlage für einen erfolg-
reichen Reifeprozess, die volle Entfaltung des
Geschmacks sowie die Ausbildung der typi-
schen goldgelben Rinde ist die Verwendung
hochwertiger Milch von gesunden Kühen.
Um einen 80 kg schweren Emmentaler-Laib
herzustellen werden 800 bis 1.000 kg Milch
benötigt. Die bei der Käseherstellung anfal-
lende Molke wird zu Molkepulver, der Rahm
zu Butter verarbeitet. Bevor der Rösslerhof-
Emmentaler verkauft wird, wird ihm eine Pro-
beentnommenumdieQualitätfestzustellen.
VermarktetwirdderKäsevorallemüberdie
ÖkologischenMolkereienAllgäu.
WIE AUS MILCH BIO-ALLGÄUER-EMMENTALER ENTSTEHT
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.roesslerhof.de
und www.bauhofer.net
28 29
Im ökologischen Landbau wird auf etwa der
HälftederAckerflächenGetreideangebaut.Der
Anteil an Getreide ist damit geringer als im kon-
ventionellenLandbau.Grundistderverstärkte
AnbauvonFutterpflanzenbzw.Leguminosen.
Beim Anbau von Bio-Getreide ist die Wahl
der geeigneten Sorte wichtig. Die verbrei-
teten Hochertragssorten sind in der Regel
ungeeignet für den ökologischen Anbau.
Bio-Landwirte benötigen Sorten, die an die
Anbaubedingungen auf dem Betrieb ange-
passt sind. Die Züchtung wird maßgeblich
durch biologisch-dynamische Züchterverei-
nigungen vorangetrieben. Wichtige Zucht-
ziele sind Pflanzengesundheit, Fähigkeit zur
Beikrautunterdrückung, Nährstoffeffizienz,
Ertragsstabilität,QualitätderInhaltsstoffeund
Geschmack. Die Züchtungsarbeit im ökologi-
schen Landbau leistet einen Beitrag zum Er-
haltdergenetischenVielfalt.FamilieSchmidt
bezieht über die Organisch Biologische Erzeu-
Getreide wird als Lebensmittel und als Vieh-
futter angebaut. Wichtige Getreidearten sind
Weizen, Dinkel und Roggen, aber auch Ein-
korn und Emmer. Die größte Bedeutung beim
Anbau haben derzeit Weizen und Roggen.
gergemeinschaft Hohenlohe (OBEG) aus-
schließlich biologisch-dynamisches Saatgut für
Weizen,Dinkel,TriticaleundHafer.Der auf
dem Betrieb angebaute Roggen wird seit mehr
als zehn Jahren immer wieder nachgebaut und
hat sich nun zu einer eigenen Sorte entwickelt,
die perfekt an den Standort angepasst ist.
9.3 Getreide
Der im Landkreis SchwäbischHall gelegene
ErlenhofderFamilieSchmidtwird seitMitte
der 80er Jahre nach den Regeln des biologisch-
dynamischen Landbaus bewirtschaftet. Der
Aussiedlerbetrieb wurde umgestellt, weil Fa-
milie Schmidt nicht mehr vom Einsatz che-
misch-synthetischer Pflanzenschutzmittel und
Mineraldünger abhängig sein wollte. Familie
Schmidt hat sich für den Demeter-Verband ent-
schieden. Der anthroposophische Hintergrund
derWirtschaftsweiseunddasausgeprägteso-
ziale Netzwerk der Demeter-Bewegung waren
wichtige Aspekte bei der Wahl des Verbandes.
Seit der Umstellung ist der Betrieb langsam,
aber stetig erweitert worden. Heute führen
VaterWalter,SohnMatthiasunddessenFrau
Heike gemeinsam den Betrieb. Die Milchvieh-
haltung ist der Haupterwerbszweig. Ergänzt
wird das Einkommen durch die Vermarktung
von Rindfleisch und Getreide.
ANBAU VON GETREIDE AUF DEM ERLENHOF
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Demeter (seit 1985) Flächen: 120ha,dav.80haGrünlandund40haAcker Ackerkulturen:Kleegras,Weizen/Dinkel,Triticale/Roggen,Hafer/Dinkel Tiere: 80MilchkühemitNachzucht,20Mastfärsen Arbeitskräfte: 2Familienarbeitskräfte,1Festangestellter
BESONDERE ANBAUBEDINGUNGEN ERFORDERN ANGEPASSTE SORTEN
Einen Teil des Getreides verkauft Familie
SchmidtaneineBäckereiinSchwäbischHall.
Der überwiegende Teil geht an das Unter-
nehmen ErdmannHAUSER, einem Verarbei-
tungsbetrieb für Demeter-Getreide in Erd-
mannhausen bei Marbach a. N.
ErdmannHAUSER verarbeitet Dinkel, Wei-
zen, Hafer, Gerste, Buchweizen und Einkorn
von Betrieben aus der Region. Bekannt ist das
Unternehmen vor allem durch seine Dauer-
backwarenunddie„TAU“-Produkte.
Der Kontakt zwischen Unternehmen und
Erzeugern ist intensiv und über die Jahre ist
gegenseitiges Vertrauen entstanden. Viele Ab-
sprachen werden nur mündlich getroffen. „Je-
derhältseinWortundkeinLandwirtwürde
schlechteQualitätliefern.“DavonistMatthias
SchmidtnachlangjährigerHandelsbeziehung
überzeugt. Intensiv zusammengearbeitet wird
auchmit unabhängigenbiologischenGetrei-
dezüchternumfürAnbauundErnährungge-
eignete Getreidesorten zu entwickeln und zu
erhalten.
WAS GESCHIEHT NACH DER ERNTE MIT DEM GETREIDE?
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.demonstrationsbetriebe.de und
www.erdmannhauser.de
30 31
Viele Bio-Betriebe haben einen hohen Anteil
an Grünland. Dort bietet sich häufig die
FlächennutzungdurchMutterkühealswenig
arbeitsintensive Form der Tierhaltung an.
Wiederkäuer, zu denen neben den Rindern
auch Schafe und Ziegen gehören, sind nicht
nur ideale Verwerter des Grasaufwuchses. Sie
leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Offen-
haltung der Landschaft und zum Erhalt der
Artenvielfalt auf Grünlandflächen. Beweidet
werden in der Regel Steillagen, Landschafts-
und Naturschutzflächen. Mutterkuhbetriebe
sind in ganz Baden-Württemberg anzutreffen,
der Schwerpunkt liegt jedoch in der Region
Hohenlohe-Franken.
9.4 Rindfleisch
Klaus Süpple begann im Jahr 1992 mit der
Mutterkuhhaltung. Er vermarktete seine Rin-
derüberdieBäuerlicheErzeugergemeinschaft
Schwäbisch Hall (BESH). 1998 trat er dem
Regionalverband der dort ansässigen Bio-
Bauern, dem Ecoland-Verband bei, der gleich-
sam die Bio-Sparte der BESH darstellt.
Der Schritt zur Bio-Produktion lag für Klaus
Süpple nahe: Extensive Mutterkuhhaltung,
die hohe Verbraucherakzeptanz von Bio-Pro-
dukten und eine gesicherte Vermarktung der
Erzeugnisse über die BESH waren Gründe,
dem Verband beizutreten. Der Rinderbestand
wurde seitdem stetig aufgestockt, so dass heu-
tefast500TiereaufdreiBetriebsstättengehal-
ten werden.
VondenGrünlandflächenwerden 65ha als
Wiese zur Erzeugung von Winterfutter und 88
haalsWeidegenutzt.Über60%derFlächen
liegen in Landschafts- und Naturschutz-
gebieten.BeweidetwerdenStreuobstflächen,
aber auch Steillagen wie zum Beispiel ehe-
malige Weinberge.
FLEISCHPRODUKTION UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN HOHENLOHE
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Ecoland (seit 1998) Flächen: 178ha,dav.25haAckerlandu.153haGrünland Ackerkulturen: Kleegras, Getreide Tiere: 150Mutterkühe,234Mastrinder,90Kälber,6Deckbullen Arbeitskräfte: BetriebsleiterehepaarundFamilienangehörige
Vor einigen Jahren hat Klaus Süpple damit
begonnen, in seine Mutterkuhherde, die über-
wiegendausTierenderRassenFleckviehund
Limousin bestand, die Rasse Limpurger ein-
zukreuzen. Sie ist eine alte, regionaltypische
RassezurProduktionvonMilchundFleisch.
SelektiertwerdendieTierevorallemnachih-
rem Charakter und Umgang mit Artgenossen
und Menschen, denn Unruhe und Stress soll
es bei den Mutterkühen nicht geben.
Die robusten Rinder zeichnen sich durch eine
gute Milchleistung, Leichtkalbigkeit und gute
Fleischqualität aus. Zugekauft werden nur
Zuchtbullen von regionalen Zuchtbetrieben.
Weibliche Tiere werden aus dem eigenen
Bestandergänzt.
Die 150 Kühe werden in Anpassung an die
zur Verfügung stehenden Weiden in Gruppen
zwischen zehn und 25 Tieren gehalten. Die
TiereeinerGruppebleibennachMöglichkeit
immerzusammenumRangkämpfeundStress
zu vermeiden. Die Bullen wechseln nach Be-
darf zwischen den Kuhgruppen. Alle Tiere
werdentäglichkontrolliert.
Im Sommerhalbjahr kommen die Rinder auf
dieWeide,wosiesichvonGräsernundKräu-
ternernähren.DieTierebleibenimHerbstso
lange auf den Weiden, wie diese nicht durch
Tritt geschädigt werden. Im Winterhalbjahr
werden die Rinder in Laufställen gehalten.
TäglichwirdmitStroheingestreut,damitdie
Tiere sauber und trocken liegen. Die Win-
terfütterung der Kühe erfolgt mit Grassilage,
HeuundStroh.DieKälbererhaltendaneben
dieMilchihrerMütterundeineBio-Fertigfut-
termischung. Im Alter von sechs bis acht Mo-
natenwerdendieKälberabgesetzt.
Damit sich auf den Weiden keine Gailstellen
bilden oder sich unerwünschte Kräuter zu
stark vermehren, werden die Flächen min-
destens einmal im Jahr gemulcht. Die Weiden
werden direkt durch die Ausscheidungen der
Rinder gedüngt. Auf die Acker- und Winter-
futterflächenhingegenwirdderStallmistaus-
gebracht um dort den Nährstoffkreislauf zu
schließen.
LIMPURGER RINDER: NUTZUNG EINER ALTEN REGIONALTYPISCHEN RASSE
32 33
VERMARKTET WERDEN DIE RINDER ÜBER QUALITÄTSFLEISCH-PROGRAMME
Die Rinder werden mit knapp 24 Monaten
geschlachtet. Dazu werden sie zum nahe
gelegenen Erzeugerschlachthof Schwäbisch
Hall gebracht. Ein ruhiger Umgang mit den
TierenbeimVerladen,kurzeTransportwege
sowie eine schnelle, fachgerechte Schlach-
tungsindselbstverständlich.
Die Limpurger Rinder von Klaus Süpple
haben ein fein marmoriertes, dunkles und
schmackhaftes Fleisch. Die Qualität von
Schlachtkörper und Fleisch kommt nicht
von ungefähr:DieWahl derRasse, die ex-
tensive Haltung auf kräuterreichenWeiden
undderstressarmeUmgangmitdenTieren
haben wesentlichen Einfluss. Das Zusam-
menspiel aller Faktoren muss stimmen um
diegewünschteQualitätzuerzielen.
Eine Direktvermarktung der Rinder erfolgt
nicht.StattdessenwerdendieTierebzw.de-
renFleischfastausschließlichüberdieBESH
vermarktet. Als regionaltypisches Erzeugnis
wird einTeil desRindfleisches über die Er-
zeugergemeinschaft Hohenlohe als ‚Bœuf de
Hohenlohe‘ verkauft. Darüber hinaus geht
das Fleisch an das ,DuDarfst‘-Altkuhpro-
grammundandasEDEKA-Qualitätsfleisch-
programm ‚Junges Weiderind aus Mutter-
kuhhaltung‘. FürVolksfestewerden jährlich
etwa zehn Ochsen verkauft.
Die Teilnahme an den unterschiedlichen
Programmen erfordert mehr als die Einhal-
tung der EU-Öko-Verordnung und der Ver-
bandsrichtlinien.Zusätzlichwerdenauchdie
Bedingungen zur Teilnahme am EDEKA-
Weiderind-Programm sowie zum Erwerb des
QS-Prüfzeichens und des Qualitätszeichens
Baden-Württemberg (QZBW) erfüllt.
Der ökologische Obstbau hat in Baden-
Württemberg große Bedeutung: Mehr als
dieHälfte der Bio-Betriebe sind Streuobst-
betriebe. Auf den Streuobstflächen, die das
Landschaftsbild prägen, stehenmeist hoch-
stämmige Obstbäume. Die Früchte werden
überwiegend zu Säften und Spirituosen
verarbeitet. Daneben werden auf Plantagen
niedrigstämmigeObstbäumekultiviert, de-
renFrüchtealsTafelobstvermarktetwerden.
DieseFormdesObstbausfindethauptsäch-
lich in der Bodenseeregion, der Rheinebene
und der Region Mittlerer Neckar statt. Wich-
tigste Bedeutung im ökologischen Obstbau
hat das Kernobst (z.B. Äpfel, Birnen). Es
wird aber auch Steinobst (z.B. Kirschen,
Pflaumen) und Beerenobst (z.B. Stachel-
beeren, Erdbeeren) angebaut.
9.5 Obst
Der von Bioland und ECOVIN zertifizierte
Betrieb von Jürgen Winkler liegt in der Obst-
und Weinbauregion Mittlerer Neckar in Bra-
ckenheim, Landkreis Heilbronn. Er wird seit
seiner Gründung 1998 ökologisch bewirtschaf-
tet. Die Produktion begann auf wenigen Hek-
tar gepachteter Rebfläche und wurde stetig
ausgeweitet. Mittlerweile nimmt der Obstbau
etwa zwei Drittel der gesamten Produktions-
flächeein. ImmildenWeinbauklimawerden
nicht nur klassische Obstarten wie Äpfel,
Birnen, Zwetschgen oder Kirschen angebaut,
sondern auch außergewöhnliche und exoti-
scheFrüchtewiebeispielsweiseTafeltrauben,
Melonen, Kiwis und Kakis. Das Obst wird
über Abo-Kisten direkt an die Kunden in der
Region vermarktet. Das Motto des Betriebs-
leiters lautet: So viel verschiedenes Obst wie
möglich selbst produzieren, um den Kunden
SpezialitätenausderRegionanzubieten.Der
Aspekt der regionalen Vermarktung ist jedoch
nureinTeildesGanzen.Wichtigwarundist
in erster Linie der verantwortungsvolle und
-bewusste Umgang mit der Natur.
VIELFALT AUF DEM BETRIEB WINO-BIOLANDBAU
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Bioland und ECOVIN (seit 1998) Flächen: 24haNutzfläche,dav.7,8haRebfläche,15,7haObstfläche,0,5haGrünbrache Kulturen: ca. 20 verschiedene Obstarten und Wein Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar,2Festangestellte,2Saisonarbeitskräfte,2Auszubildende, 1FÖJler,Ferienjobber
Der Anbau von Äpfeln spielt auf dem Betrieb
eine wichtige Rolle. Jürgen Winkler pflanzt
gerne neue und wenig bekannte Sorten an
(z.B. Resi oder Santana). Aber auch bekannte
ApfelsortenwieTopazundElstarsindbeiihm
zufinden.Bio-Baumschulensindderzeitnoch
rar, und dennoch wird fast ausschließlich Bio-
Pflanzgut bezogen.
BEISPIEL TAFELÄPFEL
34 35
Die jungenApfelbäumewerden auf Flächen
gepflanzt, die zuvor ein bis zwei Jahre mit
Kleegras bewachsen waren. Es düngt den
Boden und unterdrückt Beikräuter.Da che-
mischeMittelzurBeikrautbekämpfungnicht
eingesetzt werden, muss in den Baumreihen
mehrmals jährlichmaschinellundvonHand
gehackt werden. Das erfordert einen hohen
Zeitaufwand. Gedüngt wird mit Legumino-
sen und Kompost. Die gleichmäßige Was-
serzufuhr wird durch eine Tropfberegnung
sichergestellt.
WerObstanbaut,beschäftigtsichimmerauch
mit seinen wichtigsten Mitarbeitern, den be-
stäubenden Insekten. Um die Bestäubung
seiner Kulturen zu sichern, arbeitet Jürgen
Winkler eng mit Imkern zusammen. Zur
Förderung von Wildbienen wurden eigens
‚Wildbienenhotels‘ gebaut. Hummelvölker
kommen vor allem bei derBestäubung von
FrühblühernzumEinsatz.
Beim ökologischen Obstanbau ist vor allem
die Qualität des Pflanzgutes in Bezug auf
Gesundheit undWiderstandsfähigkeit gegen
Krankheiten von entscheidender Bedeutung.
BedeutsametierischeSchädlingeimökologi-
schen Apfelanbau sind der Apfelwickler und
der Kleine Fruchtwickler. Ihre Ausbreitung
wird durch den Einsatz von Pheromonfallen
und granulosevirushaltigen Präparaten ein-
gedämmt. Gegen Apfelschorf, der auf dem
Betrieb bedeutsamsten Pilzkrankheit im
Apfelanbau, werden schwefel- und kupferhal-
tigePräparateeingesetzt.NachderEU-Öko-
Verordnung ist die Ausbringung von maximal
6 kg Kupfer pro Hektar und Jahr erlaubt.
Der Bioland-Verband hat diese Menge auf
maximal3kgeingeschränkt. JürgenWinkler
ist bestrebt, den Kupfereinsatz so gering wie
möglich zu halten. Doch ganz darauf verzich-
ten kann er nicht, denn bis heute gibt es keine
wirksamen Alternativen.
Da vor allem in den Randreihen zu konven-
tionell bewirtschafteten Parzellen die Gefahr
der Verunreinigung mit im ökologischen
Landbau nicht zugelassenen Pflanzenschutz-
mitteln besteht, hat Jürgen Winkler mit den
BesitzerndieserFlächenvereinbart,dassdie
Grenzreihen der Parzellen von ihm mit be-
handelt werden. Zusätzlich wird das Obst
ausdiesenReihenmindestenseinmaljährlich
auf Schadstoffe hin untersucht.
Die Schweinehaltung spielt nach wie vor eine
untergeordnete Rolle im ökologischen Land-
bau, denn das Schwein gilt als Nahrungskon-
kurrent zum Menschen. Doch die Nachfrage
Obst und Wein werden von der betriebseige-
nen Handelsgesellschaft WINO-Biolandbau
in Abo-Kisten direkt an die Kunden geliefert.
Äpfel werden fast das ganze Jahr über ange-
boten, das übrige Obstangebot ist saisonal ge-
prägt.DurchdieZusammenarbeitmiteinem
Gemüsebaubetrieb, einerBäckerei,Metzgerei
undKäsereisowieeinemBio-Händlerausder
Region ist das Angebot für die individuelle Zu-
sammenstellungderAbo-Kistenvielfältig.Ge-
nach ökologisch erzeugtem Schweinefleisch
wächst.Die größten Betriebe liegen in den
Regionen Heilbronn-Franken, Ostwürttem-
berg und Donau-Iller.
liefert wird in den Landkreisen Heilbronn und
Mosbach. Der Kraftstoffverbrauch durch die
Auslieferung der Abo-Kisten wird durch eine
strikteTourenplanungsogeringwiemöglich
gehalten.
9.6 Schweinefleisch
Den Einsatz von chemisch-synthetischen
Pflanzenschutz- und Düngemitteln reduzie-
ren, umweltschonend produzieren und die
Tiere so artgerechtwiemöglichhalten:Das
waren für Hans Holland und seinen Vater
Gründe,denFamilienbetriebHofgutHolland
im Jahr 1989 umzustellen. Die wichtigsten Be-
triebszweige sind heute Mastschweinehaltung,
Ackerbau und Biogaserzeugung.
SCHWEINEHALTUNG AUF DEM HOFGUT HOLLAND IN OCHSENHAUSEN
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Naturland (seit 1989) Flächen: 175ha,dav.27haGrünland,128haAcker,Wald Ackerkulturen: Kleegras, Weizen, Roggen, Erbsen, Dinkel Tiere: 450Mastschweine,70Puten,3Mutterkühe Arbeitskräfte: Betriebsleiter,2Festangestellte,1Auszubildender
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.wino-biolandbau.de
LIEFERUNG FREI HAUS – KUNDEN SCHÄTZEN QUALITÄT UND FRISCHE
36 37
Die Mastschweine sind in hellen Außen-
klimaställen mit reichlich Auslauf unterge-
bracht. Als Schutz vor Sonneneinstrahlung,
Nässe und Kälte dienen ihnen ein über-
dachter Stallbereich und Liegekisten. Die
Schweine werden in Gruppen gehalten und
stammen von zwei Naturlandbetrieben im
nahen Umkreis. Eingestreut wird mit Stroh.
So bleiben die Schweine nicht nur sauber
und können warm und trocken liegen, son-
dern haben außerdem die Möglichkeit, ihren
Spiel- und Wühltrieb auszuleben.
Gefüttert werden die Schweine mit einer
Mischung aus Getreide, Ackerbohnen oder
Haltung,Fütterung,TransportundSchlach-
tung der Schweine beeinflussen maßgeblich
dieQualitätdesFleisches.Vondieserwiede-
rumhängtderHerstellungserfolgallerwei-
teren Produkte ab. In der Metzgerei Bühler
wurde die Erfahrung gemacht, dass bei der
Produktion der Wurstwaren auf fast alle Zu-
satzstoffe verzichtet werden kann, wenn ex-
akt gearbeitet wird. Da die Metzgerei Bühler
bei der Herstellung einiger Produkte mit
demKaltbrätverfahren arbeitet,wirdCitrat
für die Produktion von Lyoner, Schinken-
wurst usw. benötigt. Bei der Salamiproduk-
tion kann auf das Citrat verzichtet werden.
Erbsen und Kartoffeleiweiß. Das Futter
stammt zu 75 % aus dem eigenen Betrieb, der
Rest von Bio-Betrieben aus der Umgebung.
Eine Ausnahme bildet das Kartoffeleiweiß,
das aus konventioneller Erzeugung stammt.
Derzeit ist es noch erlaubt, diese hochwer-
tige Futterkomponente zu verwenden. So-
bald dies nicht mehr der Fall ist, soll Bio-
Sojaschrot eingesetzt werden. Der Haken:
Bio-Sojaschrot aus heimischer Produktion
ist kaum verfügbar und muss importiert wer-
den.NebenderFuttermischungerhaltendie
Schweine Mineralfutter und Grassilage.
Der anfallende Schweinemist wird in die Bio-
gasanlage gefahren, die im Betrieb eine wichti-
geFunktionerfüllt:ÜbersiewerdendasKlee-
gras und der Mist verwertet. Darin enthaltene
Nährstoffe werden über die Biogasgülle in
den Betriebskreislauf zurückgebracht.
Auf Kundenwunsch werden auch einige
Sorten mit Pökelsalz hergestellt, das vor
allem wegen seiner keimhemmenden Wir-
kung aus lebensmittelhygienischen Gründen
eingesetzt wird. Pökelsalz ist in den Verar-
beitungsrichtlinien des Naturland-Verbandes
erlaubt. In der Metzgerei Bühler wird nur
das absolut notwendige Maß an Verarbei-
tungshilfsstoffen verwendet.
Durch das hochwertige Futter sowie viel
Bewegung und Beschäftigung der Tiere an
frischer Luft wird wohlschmeckendes, fein
marmoriertesFleischerzeugt.SinddieSchwei-
ne schlachtreif, werden sie zum Schlachthof
nachKempten/Allgäutransportiert.
BeimVerladen, beimTransport und bei der
Schlachtung wird darauf geachtet, dass die
Im ökologischen Landbau können alle an
der Wertschöpfung teilhaben. Das zeigt das
„VonHier“-ProgrammderFenebergLebens-
mittel GmbH mit Sitz in Kempten/Allgäu,
an dem auch Hans Holland beteiligt ist. Alle
Lebensmittel in diesem Regional-Programm
Tiere nur wenig Stress ausgesetzt werden.
Nach der Schlachtung werden die Schweine-
hälften in derMetzgereiBühler in Steinhau-
sena.d.RottumzuFleisch-undWurstwaren
verarbeitet.DasFrischfleischwirdzerlegt,als
Selbstbedienungs(SB)-Ware in Schutzatmo-
sphäreverpacktundandieFenebergLebens-
mittel GmbH geliefert. Die Herstellung von
Wurstistaufwändiger(sieheKasten).
werden im Umkreis von 100 Kilometern um
Kempten herum erzeugt. Hans Holland hat
einenVertragmitderFenebergLebensmittel
GmbH geschlossen, der auf langfristige Zu-
sammenarbeit ausgelegt ist.
DAMIT HOCHWERTIGE PRODUKTE ENTSTEHEN, MUSS DIE HALTUNG VON ANFANG AN STIMMEN
ZUSAMMENARBEIT AUF REGIONALER EBENE ÜBERZEUGT
Die Verarbeitung zu Wurstwaren stellt hohe Anforderungen an das Können der Mitarbeiter in der Metzgerei Bühler. Sie erfolgt mit nur minimalem Einsatz von Verarbeitungshilfsstoffen und ist daher einsehrnatürlicherProzess.AlleVerarbeitungsschrittewerdenandenReifezustanddesFleischesangepasstundnichtumgekehrt.DasFleischfürdieWurstwirdzuerstzerkleinertundmitweiterenZutaten (z.B. Gewürzen) versehen, die allesamt aus ökologischer Produktion stammen bzw. die rechtlichenVorgabenerfüllen.DasfertigeBrätwirdzumSchluss inDärmegefülltunddannge-kochtodergeräuchert.
Beispiel Wurstherstellung
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.hofgut-holland.de, www.bio-buehler.de
und www.feneberg.de
38 39
Weine aus ökologischem Anbau spielen in
Baden-Württembergeinenichtzuunterschät-
zende Rolle, obwohl nur etwa 3 % der gesam-
tenRebfläche imLandnachdenRichtlinien
des ökologischen Weinbaus bewirtschaftet
werden. Ursache der hohen Akzeptanz von
Weinen aus ökologischen Anbau ist neben
der ökologischen Wirtschaftsweise das hohe
Qualitätsniveau.DieSchwerpunktedesöko-
ErhältengenKontaktsowohlzuseinenFer-
kelerzeugern als auch zur Metzgerei Bühler
undderFenebergLebensmittelGmbH.Alle
Beteiligten in der Produktionskette treffen
sichregelmäßigzuBesprechungen.Dortwird
unter anderem auch der Preis ausgehandelt,
den Hans Holland für seine Schweine be-
kommt. Er richtet sich immer nach den Kos-
ten für die Produktion. Das schafft Vertrauen
undPlanungssicherheit.Nebendenregulären
Kontrollen wird das Hofgut Holland von der
logischen Weinbaus liegen um die Haupt-
absatzgebiete im Raum Freiburg, Stuttgart,
Heilbronn und dem Rhein-Neckar-Raum. Ein
weiteres bedeutsames Anbaugebiet liegt rund
um den Bodensee. Die ökologisch wirtschaf-
tenden Betriebe leisten einen wichtigen Bei-
trag zur Weiterentwicklung der nachhaltigen
Bewirtschaftung von Weinbergen.
Feneberg Lebensmittel GmbH kontrolliert,
die insbesonderedieBereicheRückstände in
Futtermitteln und Futtermittelherkunft über-
wacht. Auch Metzger Horst Bühler besucht
denBetriebregelmäßigundbegutachtetHal-
tungsbedingungen,FütterungundHygiene.
SoerhaltendieKundenerstklassigeQualität
auskonsequentökologischerErzeugungund
regionalen Verarbeitungs- und Handelsstruk-
turen zu einem angemessenen Preis.
9.7 Wein
SPITZENWEINE AUS ÖKOLOGISCHEM ANBAUVOM WEINGUT STADT LAHR
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: EU-Bio-Betrieb;FördermitgliedbeiECOVIN Flächen: 16ha,dav.13,5haRebfläche,Rest:Hecken Rebsorten: 73 % Sorten der Burgunderfamilie, 33 % Rotweinsorten Arbeitskräfte: 3Familienangehörige,8Saisonarbeitskräfte,2Auszubildende
Im Jahr 1979 bekam die Winzerfamilie Wöhr-
le die Gelegenheit, das Weingut Stadt Lahr in
der gleichnamigen Stadt mitsamt seinen Reb-
flächenzumeigenenWinzerbetriebhinzuzu
pachtenunddasWeingutzukaufen.FürBe-
triebsleiter Hans Wöhrle war es von Anfang
anZiel,einQualitätsweingutmitumweltver-
träglicherWeinbergbewirtschaftungaufgesi-
cherter wirtschaftlicher Grundlage aufzubau-
en. Ein erster Schritt in diese Richtung war die
Mitarbeit im Arbeitskreis „Integrierter bzw.
umweltschonender Weinbau“ in den 80er
Jahren. Mit der Umstellung auf ökologischen
Weinbau 1989 trat der Betrieb dem ECOVIN-
Verband bei.
Der Schritt zum ökologischen Weinbau war
nicht groß, da die Bewirtschaftung der Wein-
berge bereits mehrheitlich den Verbandsricht-
linien entsprach. Unterstützt wurde Hans
Wöhrle bei diesem Schritt vor allem von
seinem Sohn Markus, der in den elterlichen
Betrieb einsteigen wollte. Wichtiges Motiv für
die Umstellung war neben der fachlichen Her-
ausforderung die Gesunderhaltung von Natur
und Umwelt. Dazu gehört für Hans Wöhrle
auch der Mensch.
Im Jahr 2004 wurde das Weingut in den
VerbandDeutscherPrädikatsweingüter e.V.
berufen. Nach der Berufung trat das Wein-
gut Stadt Lahr als ordentliches Mitglied aus
dem ECOVIN-Verband aus und ist seitdem
Fördermitglied.DieVerbandsrichtlinienwer-
den jedoch nach wie vor eingehalten, denn
dieEU-VorgabengehenFamilieWöhrlenicht
weit genug.
Ein wichtiger Aspekt beim Weinbau ist die
Wahl geeigneter Rebsorten. Sie müssen zu
Boden und Klima passen. Daher greifen
Wöhrles vor allem auf traditionell in Baden
angebaute und bewährte Rebsorten zurück.
Das Pflanzgut wird, so weit möglich, in Bio-
Qualität bezogen. Die Weinreben wachsen
auf kleinstrukturierten Terrassen an den
warmen Südlagen des Lahrer Schutterlinden-
bergs. Der Platz zwischen den Rebreihen wird
intensivbegrünt.SowirddieSonnenwärme
eingefangen, Erosion und Austrocknung
werden gemindert und für Bodenlebewesen
und Weinreben wird Nahrung bereitgestellt.
Zudem wird ein Lebensraum für Insekten ge-
OPTIMAL FÜR DEN WEINBAU: DAS MILDE KLIMA IN DER ORTENAU
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.weingut-stadt-lahr.de
40 41
schaffen. Alle zwei bis drei Jahre werden die
Grünstreifen umgebrochen und die bunte
MischungausTief-undFlachwurzlernsowie
Leguminosenwird neu eingesät. Inzwischen
habensichaufdenFlächenstabileNützlings-
populationen etabliert.
Ein wichtiger tierischer Schädling im Wein-
bauistderTraubenwickler.Erwirddurchdie
Verwirr-Methode mit Duftstoffen von den
Weinbergen ferngehalten. Bei Bedarf wird
das Bakterium Bacillus thuringiensis als na-
türlicher Gegenspieler ausgebracht. Neben
Schadinsekten können Pilzkrankheiten, vor
allem Mehltau, zum Problem werden. Damit
derBefallmitFalschemMehltauaufniedrigem
Niveau bleibt, werden auf dem Weingut Stadt
Lahr verschiedene Pflanzenschutzmaßnahmen
kombiniert: Zum einen wird Kupfer einge-
setzt, allerdings deutlich weniger als die von
ECOVIN erlaubten 3 kg pro Hektar und Jahr.
Zum anderen erfolgt eine Behandlung mit
Gesteinsmehl. Beide Maßnahmen schützen
das Pflanzengewebe vor dem Eindringen des
Pilzes. Durch das gezielte Entfernen von Laub
kanndieLuftbesserzirkulieren,dieBlätterund
Traubentrocknenschnellerab.DerPilzfindet
so keine optimalen Lebensbedingungen mehr
vor. Der Echte Mehltau wird mit elementarem
Schwefel, mit Gesteinsmehl und Natriumhyd-
rogencarbonat(Backpulver)bekämpft.
DamitdieRebenausreichendmitNährstoffen
versorgt werden, wird neben der Gründün-
gung verrottetes Pflanzenmaterial und kom-
postierter Trester ausgebracht. Bei Bedarf
kommen Horngries zur Stickstoffversorgung
sowieKalisalzundMagnesiumzurQualitäts-
erhaltung zum Einsatz.
Um eine guteWeinqualität zu erzielen, wird
dieAnzahlderTraubenproRebe inaufwän-
diger Handarbeit gezielt reduziert. So können
dieverbleibendenTraubenvollausreifenund
zu Spitzenweinen verarbeitet werden. Auf dem
Weingut bestimmen nicht Krankheiten und
SchädlingedenErtrag,sonderndieWinzer.
AufdemWeingutStadtLahrwerdensämtliche
Trauben zuWein verarbeitet.Voraussetzung
für gute Weine sind zum einen ausgereifte
Traubenundzumanderendieausschließliche
VerwendunggesunderTrauben.DieTrauben
werden so schonend wie möglich verarbeitet.
AUS TRAUBEN WIRD WEIN
NachderLeseimHerbstwerdendieTrauben
gekeltert und gären dann unter der Zugabe
vonHefenzwischen12und14Tagen.Erstzu
Beginn des neuen Jahres wird der Wein von
denHefengetrenntumanschließendbisMärz
oder April zu reifen. Dann erfolgt die Abfül-
lunginFlaschen.BeiderWeinherstellungist
die Verwendung von geringen Mengen an
Schwefel unverzichtbar, denn er schützt den
Wein nicht nur vor Oxidation, sondern auch
vor Verderbnis erregenden Mikroorganismen.
Im Frühsommerwerden dieWeißweine, im
Herbst die Rotweine des Vorjahres in den
Verkauf genommen. Der Wein geht fast zur
HälfteanPrivatkunden,derRestanFirmen-
kunden,dieGastronomieunddenFachhan-
del. Seit Anfang des Jahres 2012 gibt es EU-
weit einheitliche Regelungen sowohl für den
Anbau derTrauben, als auch für dieKeller-
wirtschaft. Ab der Ernte 2012 dürfen Weine,
die nach diesen Vorgaben erzeugt wurden,
offiziell als „Bio-Wein“ bezeichnet und mit
dem EU-Bio-Logo beziehungsweise dem Bio-
Siegel gekennzeichnet werden. Bis dahin ist
die Kennzeichnung des Weines mit dem Bio-
Siegel zwar erlaubt, allerdings muss der Zusatz
„WeinausTraubenausökologischemAnbau“
aufderFlascheaufgebrachtwerden.
Sojabohnen sind ebenso wie Linsen oder
Erbsen Hülsenfrüchte. Während die Linse
eine traditionelle Ackerfrucht ist, hat die So-
jabohne erst vor kurzem Einzug in die baden-
württembergische Landwirtschaft gehalten.
Der Bedarf an heimischer Soja ist groß, doch
der Produktionsumfang nimmt nur lang-
sam zu. Soja liebtWärme und ausreichend
Feuchtigkeitundgedeihtderzeitnahezuaus-
schließlich im Oberrheintal. Die Sojabohnen
werden fast vollständig zurNahrungsmittel-
produktion verwendet, sind aber auch als hei-
misch erzeugtes Viehfutter von Interesse.
9.8 Soja
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Bioland (seit 1988) Flächen: 150haAckerland Rebsorten: Klee,Weizen,Soja,Kartoffeln,Roggen/Dinkel,Feldgemüse Arbeitskräfte: 2Betriebsleiter,4Festangestellte
DIE DACHSWANGER MÜHLE: SOJA AUS HEIMISCHEM ANBAU
42 43
Die Dachswanger Mühle liegt in Umkirch
beiFreiburg i.Br., ist seit1978 imBesitzder
Familie Schneider undwurde 1988vonLeb-
recht Schneider auf ökologischen Landbau
umgestellt. Ihm widerstrebten der intensi-
ve, konventionelle Landbau und das Bestre-
ben nach möglichst billiger Produktion von
Lebensmitteln. Hinzu kamen gesundheitliche
Problemen durch den Einsatz konventioneller
Pflanzenschutzmittel. Lag der Betriebsschwer-
punkt bis Ende der 90er Jahre auf dem Anbau
von Kartoffeln und Getreide, so hat sich dies
in den letzten Jahren gewandelt: Es begann
1997mit einer Anfrage der Firma Life Food
GmbHmitSitzinFreiburgi.Br.,obInteresse
am Anbau von Soja bestehe. Heute liegt die
Produktion bei 20 ha.
Bis Ende der 90er Jahr bezog die Life Food
GmbHdieSojazumgrößtenTeilausAmerika.
Da es aber zunehmend schwieriger wurde,
GVO-freie Soja zu bekommen, suchte sie neue
Erzeuger. Das milde Klima im Oberrheintal
ist für den Sojaanbau gut geeignet. Bis heute
konnten 35 Landwirte aus der Region für den
Anbau gewonnen werden.
Derzeit liefernBio-LandwirteausFrankreich,
Deutschland, Österreich, Italien und aus Über-
seeandieLifeFoodGmbH.DiegesamteSoja
wirdzunächstzurAufbereitungundLagerung
zur Dachswanger Mühle geliefert. Die Soja-
bohnen werden bei der Annahme beprobt
undnebenParameternwieFeuchtigkeit,Be-
satzmitFremdkörpernundProteingehaltauch
aufgentechnischeVeränderungenuntersucht.
Die Kosten für Dokumentation, Kontrollen
undAnalysensindhoch,aberunumgänglich.
DieLifeFoodGmbHsetztsichmitvielEnga-
gementfürGVO-FreiheitderSojaein.
Auf der Dachswanger Mühle wird Soja zeitlich
nach Getreide angebaut. Grundvoraussetzung
für den erfolgreichen Anbau ist ein möglichst
beikrautfreier Acker. Nach der Getreideernte
wirddasFeldbearbeitetundeineGründün-
gung aus Senf und Phacelia (Bienenweide)
eingesät.SiewirdimNovemberumgebrochen
und flach in den Boden eingearbeitet. Im April
werden die Sojabohnen in den vorher geegg-
ten Boden gesät. Das Saatgutwird von der
LifeFoodGmbHbereit gestelltund stammt
überwiegend aus eigener Bio-Vermehrung in
Deutschland. Soja benötigt zur Bindung von
Luftstickstoff und für das Pflanzenwachstum
bestimmte Knöllchenbakterien, die in der Re-
gel nicht im Boden vorhanden sind. Deshalb
SOJAANBAU – KEIN LEICHTES UNTERFANGEN
Oftmals wird der ökologische Landbau auf
die Produktion von Nahrungsmitteln redu-
ziert. Dies ist jedoch nicht korrekt. Zum öko-
logischen Landbau gehört auch der Anbau
von Zierpflanzen, zu denen Schnittblumen,
muss das Saatgut mit den Bakterien geimpft
werden. Nach der Aussaat wird das Sojafeld
mehrmals gestriegelt und gehackt um den
Beikrautdruck gering zu halten. Bei Bedarf
wirddasFeldbewässert,damitsichdieHülsen
voll ausbilden können.
Geerntet werden die Sojabohnen Mitte bis
Ende September mit einem Feuchtigkeits-
gehalt von etwa 15 %. Dann sind die Bohnen
elastisch und brechen beim Drusch nicht aus-
StaudenundGehölzezählen.InersterLinie
dienen Zierpflanzen dazu, die Menschen
durch ihr Erscheinungsbild zu erfreuen. Der
Anbau von Bio-Zierpflanzen wird bisher nur
in kleinem Umfang betrieben.
einander. Erst bei der Einlagerung in die Silos
werden sie getrocknet. Da die Hülsen meist
nahüberdemBodenhängen, könnenbeim
Drusch Steine zwischen die Sojabohnen ge-
langen. Diese müssen anschließend heraus ge-
reinigt werden. Die Reinheit und der Protein-
gehalt der Sojabohnen sind die wichtigsten
Qualitätsmerkmale. Nur wenn sie stimmen,
kann ausder SojahochwertigerTofuherge-
stellt werden.
9.9 Zierpflanzen
• EinweichenderSojabohneninWasserundQuellenübermehrereStunden• VermahlenderBohnenundAufkochenimDampfdrucktopf• AbsiebenderSchalen-/Faserstoffe(VerwendungalsFutter) übrig bleibt „Sojamilch“ • ZugabevonGerinnungsmitteln(Calciumsulfat/Magnesiumchlorid) Ausflocken
der „Sojamilch“ Entstehung von Rohtofu • PressenvonRohtofuzufestenBlöcken,ZuschnittunddannAbkühlungimWasserbad• VerkaufalsTofuNaturoderWeiterverarbeitungzuTofu-Spezialitäten
Tofu – Herstellung in Stichworten
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.dachswangermuehle.de
und www.taifun-tofu.de
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JürgenHoch-ReinhardistInhabereinerGärt-
nerei in Fischingen, Landkreis Lörrach. Der
ökologische Anbau von Gemüse und Zier-
pflanzen ist für ihn Motivation und Heraus-
forderung zugleich: Motivation, weil er sich
aktiv für die Umwelt einsetzen kann. Her-
ausforderung, weil Düngung, Pflanzenschutz,
Einsatz von Substraten und Pflanzenanzucht
ständigseineAufmerksamkeitfordern.Jürgen
Hoch-Reinhard entschloss sich auch aus öko-
nomischen Überlegungen heraus zum ökolo-
gischen Gartenbau. In seinen Augen war dies
die einzige Möglichkeit, dem Wettbewerbs-
druck, der im Gartenbau herrscht, ein Stück
weitzuentkommenunddenFamilienbetrieb
weiter zu führen.
Ob ökologisch oder konventionell erzeugt:
Optisch unterscheiden sich die Zierpflanzen
kaum. Der Unterschied liegt im gefühlten
Mehrwert, den eine umweltfreundliche Pro-
duktion mit sich bringt.
Bei der Zierpflanzenproduktion spielt das
TopfsubstrateinewichtigeRolle.Ausproduk-
tionstechnischenGründenistreinerTorfideal.
Aus ökologischen Gründen wird versucht, so-
weit wie möglich darauf zu verzichten. Jürgen
Hoch-Reinhard verwendet Substrat, bei dem
einTeildesTorfesdurchKompostundHolz-
fasern ersetzt wurde. Die Verwendung chemi-
scher Wuchshemmstoffe ist im ökologischen
Landbau tabu. Daher werden alternative Me-
thoden genutzt, um den Pflanzenwuchs zu
steuern: Die Wahl kompakt wachsender Sor-
ten und angepasste Kulturführung durch zum
Beispiel den Einsatz niedriger Temperaturen
undgrößerePflanzenabstände.
DIE GÄRTNEREI HOCH-REINHARD NUTZT EINE MARKTNISCHE
DER BETRIEB IM ÜBERBLICK:
Verband: Bioland (seit 1987) Flächen: 30haFreiland;je0,7haGewächshausu.Folientunnel, dav.Zierpflanzenbau:0,5haFreilandu.500m2überdachteFläche Arbeitskräfte: Betriebsleiter,33Festangestellte,5Auszubildende, bis10Saisonarbeitskräfte
EineSpezialitätderGärtnereiHoch-Reinhard
sindTulpen.Damit dieTulpen im Frühjahr
rechtzeitig zum Verkauf fertig sind, werden
die Zwiebeln im Spätherbst in Kisten mit
Bio-Pflanzsubstratgesetzt,gewässertundmit
Sand abgedeckt. Die Zwiebeln werden bei ein
bis neun Grad Celsius überwintert. Nur so
kann sich nachher eine Blüte entwickeln. Die
bewurzelten Zwiebeln werden ab Januar wö-
chentlich in Partien imGewächshaus aufge-
stellt und gegossen. Hier wachsen sie, bilden
Blütenausundwerdennach20bis25Tagen
geschnitten.
Derzeit stammt fast die Hälfte der Tulpen-
zwiebeln von einem Bio-Vermehrer, mit dem
dieGärtnereiseit langemzusammenarbeitet.
DasSorten-undFarbspektrumbeiBio-Zwie-
beln ist aber noch begrenzt, weshalb teils auf
konventionelles Pflanzgut zurückgegriffen
werden muss.
Um Pflanzenkrankheiten, insbesondere Pilz-
befall, zu vermeiden und die Schädlings-
population auf geringem Niveau zu halten,
wird für ein konstantes und an die Bedürf-
nisse der Pflanzen angepasstes Klima im Ge-
wächshaus gesorgt. Neben verschiedenen
Nützlingen kommen nur die von Bioland zu-
gelassenen Behandlungsmittel zum Einsatz.
Verkauftwerdenjährlichetwa200.000Tulpen
und weitere Zierpflanzen wie Hyazinthen,
NarzissenundBellisimFrühjahr,Cosmeaund
Ringelblumen im Sommer oder Astern im
Herbst. Vermarktet wird im Umkreis von 50
KilometernüberWochenmärkte,anGärtner-
kollegen, den Bio-Großhandel und verschie-
dene Küchen. Seit Anfang 2011 kooperiert der
BetriebmiteinemRestaurant.FürdieKunden
derGärtnerei sind Frische undQualität,Re-
gionalitätundRessourcenschonungwichtige
Aspekte beim Kauf der Zierpflanzen.
TULPEN AUS AMSTERDAM? – NEIN, AUS DER REGION!
WEITERE INFORMATIONEN UNTER:
www.hoch-reinhard.de
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Bio-Ware gibt es nicht mehr nur in den klas-
sischen Einkaufsstätten wie Reformhäusern
oderbeimBauernvorOrt.AuchSupermärkte
und Discounter führen seit Jahren Bio- Ware.
Bei Discountern werden die Bio-Produkte
Bio-Bäckereienund-konditoreienbieteneine
vielfältigeAuswahlvonherzhaftenBrotenbis
hin zu Kuchen. Dabei finden nicht nur die
klassischen Getreidearten wie Weizen, Dinkel
und Roggen, sondern auch Emmer oder Ein-
kornVerwendung.BackwareninBio-Qualität
bieten neben Naturkostläden oder Reform-
häusernebensogrößereBäckereiketten.
Füralle,dienichtnurwissenwollen,wodie
Lebensmittel herkommen, sondern sich deren
Produktion mit eigenen Augen anschauen
möchten, lohnt sich ein Einkauf in einem Hof-
laden. Hier wird, neben den betriebs eigenen
Erzeugnissen, oftmals auch zugekaufte Ware
angeboten, die das hofeigene Angebot er-
Wer es exotisch mag und auf Bio nicht ver-
zichten möchte, kann das Angebot der Welt-
lädennutzen.NebenKunsthandwerkbieten
WeltlädeneinebreiteAuswahlanexotischen
LebensmittelnwiebeispielsweiseKaffee,Tee
oder Gewürzen. Diese Produkte werden zu-
Auf den Internetseiten der Anbauverbände
(siehe ‚Adressen und Links‘) sind die ver-
bandsgebundenen Direktvermarkter, Metzge-
reien undBäckereien gelistet.Daneben sind
Naturkostfachgeschäfte und Reformhäuser
sind Vollsortimenter, in denen neben Lebens-
mitteln auchProdukte des täglichenBedarfs
angeboten werden. Der Kundenkontakt
nimmt hier eine besondere Stellung ein und
Auf Märkten findet man in der Regel Bio-
Bauern aus der Region. Das Spektrum an
Erzeugnissen ist meist breit gefächert: Die
Produktpalette reicht von Obst, Gemüse,
Kartoffeln und Getreideprodukten bis hin zu
Mit der Abo-Kiste kann ein komfortables
Serviceangebot genutzt werden, bei dem die
Bio-Vielfalt vom Bauern direkt bis vor die
eigene Haustüre geliefert wird. Entweder als
in der Regel ‚anonym’ unter einer eigenen
Hausmarke verkauft. Wer jedoch keine ‚ano-
nyme’ Bio-Ware kaufen möchte und Wert auf
Beratung legt, für den gibt es lohnende Ein-
kaufsalternativen.
Handwerklich verarbeitete Bio-Fleisch- und
-Wurstwaren erfreuen sich zunehmender Be-
liebtheit. Die Tiere stammen meist aus der
Region, wurden nur über kurze Strecken
transportiert und fachgerecht geschlachtet.
DasFleischwirdschonendverarbeitetundes
werden nur Zutaten verwendet, die den An-
forderungen der Bio-Vorgaben genügen.
gänzt.DerKundekann so aus einerbreiten
Produktpalette wählen. Dem Erzeuger bei
seiner Arbeit über die Schultern zu schauen
und einen Einblick in den Betrieb zu erhal-
ten, ist nicht nur für Kinder, sondern auch für
Erwachsene ein spannendes Erlebnis.
nehmend in Bio-Qualität angeboten. Den
Produzenten soll durch den Verkauf der „Bio
& Fair-Produkte“ die Möglichkeit gegeben
werden, ein menschenwürdiges Leben zu füh-
ren und ihre Lebensgrundlagen zu sichern.
ebenso die Adressen von Naturkostläden,
Erzeugergemeinschaften, Lieferservices und
Restaurants hinterlegt.
es wird großer Wert auf umfassende Bera-
tung gelegt. Derzeit stammen etwa 70 % der
Lebensmittel inReformhäusern ausökologi-
schem Landbau.
Fleisch,FleischwarenoderMolkereierzeugnis-
sen. Auch Honig, Marmeladen, Speiseöle oder
Gewürzewerdenangeboten.WerFragenzur
Erzeugung hat, kann sich direkt an den Erzeu-
ger und seine Mitarbeiter wenden.
Pauschalkiste oder nach eigenem Wunsch
zusammengestellt. Ob Obst, Gemüse, Kar-
toffeln oder ein Vollsortiment angeboten wer-
den,hängtvomErzeugerab.
10. Einkaufsmöglichkeiten für Bio-Produkte
BÄCKEREIEN UND METZGEREIEN: HANDWERKLICHE VERARBEITUNG GARANTIERT
HOFLÄDEN: ERLEBNISEINKAUF VOR ORT
WELTLÄDEN: FÜR ALLE, DIE ES EXOTISCH MÖGEN
ADRESSEN
NATURKOSTFACHGESCHÄFTE UND REFORMHÄUSER: VOLLSORTIMENT UND BESTE BERATUNG
MÄRKTE: BUNTES TREIBEN UND VIEL AUSWAHL
ABO-KISTEN: FRISCH VOM ERZEUGER DIREKT IN DAS EIGENE HEIM
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Adressen und Links
Demeter Baden-Württemberg
Hauptstr. 82 | 70771 Leinfelden-Echterdingen Tel.: 0711/90 25 40 e-Mail [email protected] www.demeter-bw.de
Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Schelztorstr. 49 | 73728 Esslingen Tel.: 0711/5 50 93 90 e-Mail [email protected] www.bioland-bw.de
ECOVIN Regionalverband Baden e.V.
Poststraße 17 | 79384 Heitersheim Tel.: 0 76 34/55 28 18 e-Mail [email protected] www.ecovin.de
ECOVIN Regionalverband Württemberg e.V.
Kirchstr. 61/3 | 71404 Korb Tel.: 0 7151/3 26 07 e-Mail [email protected] www.ecovin.de
LINKS IM INTERNET
• InfodienstLandwirtschaft-Ernährung-LändlicherRaummitFachinformationen zum Ökolandbau unter www.oekolandbau-bw.info• Ökolandbau-Portalunterwww.oekolandbau.de• Öko-Sommerunterwww.oeko-sommer.de/oeko-sommer.php
INFORMATIONEN ZU AUS- UND WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN IM ÖKOLOGISCHEN LANDBAU UND DER ÖKOLOGISCHEN ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT
• InfodienstLandwirtschaft-Ernährung-LändlicherRaummitFachinformationen zum Ökolandbau unter www.oekolandbau-bw.info Zuständigkeiten & Ansprechpartner• Ökolandbau-Portalunterwww.oekolandbau.de Jugendliche Future
Naturland Baden-Württemberg e.V.
Schillerstr. 41 | 89077 Ulm Tel.: 0731/153 27 30 e-Mail [email protected] www.naturland.de
Ecoland – Verband für Ökologische Land- und Ernährungswirtschaft e.V.
Haller Str. 20 | 74549 Wolpertshausen Tel.: 0 79 04/9 79 70 e-Mail [email protected] www.ecoland-verband.de
Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL e.V.)
Schelztorstr. 49 | 73728 Esslingen Tel.: 0711/55 09 39-55 www.oekolandbau-bawue.de
Quellenverzeichnis
BILDNACHWEISReihenfolge von links oben nach rechts unten.Bioland e.V.: S.8-1; BMELV/BLE: S.13-1; Bühler GmbH: S.37; Dachswanger Mühle GbR: S.41; Demeter e.V.: S.8-3; Ecoland e.V.: S.9-1; ECOVIN e.V.: S.8-4; Erdmann-HAUSER Getreideprodukte GmbH: S.29; Erlenhof GbR: S.28-2; Europäische Union: S.12; Gärtnerei Hoch-Reinhard: S.44-2, S.45-1,-2,-3; Gärtnerei Piluweri GbR: S.23; Hofbauernhof: S. 22-1; Hof Engelhardt: S. 22-2; K. Süpple: S.30, S.31; Kwasibanane Reinhardt Jacoby: S.25; Land Baden-Württemberg: S.13-2; LEL/ K. Cypzirsch: S.24, S.34, S.35-1, S.44-1; LSZ/R. Wied-mann: S.35-2, S.36; LTZ/G. Schwittek: S.28-1, S.43-1; LTZ/J. Maier: S. 43-2; MLR: Titelseite -7, S.1; Naturland e.V.: S.8-2; Ökolandbau.de, BLE/Bonn, T. Stephan: Titelseite -1,-2,-3,-5, S.4-1,-2,-3,-5,-6,-7, S.5, S.6-1,-2, S.10-1,-2, S.17-2; Ökolandbau.de, BLE/Bonn, D. Menzler: Titelseite -4,-6, S.4-4,-8, S.7, S.11-1,-2, S.17-1; Paulinen-pflege Winnenden e.V.: S.21-1,-2; Rösslerhof GbR: S.26-1,-2, S.27; Weingut Stadt Lahr: S.38, S.39, S.40; WINO-Biolandbau: S.33-1,-2
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• StatistischesLandesamtBaden-Württemberg(2012): Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010
• Verordnung(EG)Nr.834/2007DESRATES vom 28. Juni 2007
• Verordnung(EG)Nr.899/2008 DER KOMMISSION vom 5. September 2008
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lichkeitsarbeit der Landesregierung Baden-
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gig davon, wann, auf welchem Weg und in
welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger
zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen
Bezug zu einer bevorstehenden Wahl nicht in
einer Weise verwendet werden, die als Partei-
nahme der Landesregierung zu Gunsten ein-
zelner politischer Gruppen verstanden wird.