Ökonomie des klimaschutzes chancen für kommunen ... · carsten kuhn und jan schwarz übernahmen...

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1 Ökonomie des Klimaschutzes – Chancen für Kommunen Regionalverband FrankfurtRheinMain In seinem Grußwort brachte der Erste Beigeordnete, Herr Kötter, einerseits seine Zurückhaltung und andererseits seine Neugier zum Thema zum Ausdruck. Dass der Blick auf das Geld beziehungsweise die Finanzanlagen den Klimaschutz um eine Perspek- tive erweitern können, unterstrich er als eine interes- sante und wichtige Erkenntnis. Darüber hinaus stellte Herr Kötter fest, dass der gezielte, nachhaltige Einsatz des Geldes ein machtvolles Instrument ist. Mitorganisator Michael Voll erläuterte den Kontext der Veranstaltung, die im Rahmen des Energiekonzepts FrankfurtRheinMain stattfand. Gleichzeitig bot sich dem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) über die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) gefördertem Projekt Klimafreundlich investieren die Möglichkeit das Wissen rund um das Divestment und nachhaltige Re- Investment weiter zu verbreiten und eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Regionalverband durchzuführen. Als Projektleiter des Förderprojekts begrüßte Till Sterzel die Teilnehmenden der Veranstaltung und führte über die internationalen Klimaschutzbemühungen mit ihren Klimaschutzzielen und der seit Jah- ren wachsenden Divestmentbewegung in das Thema ein. In einer Kurzabfrage dokumentierten Carsten Kuhn und Jan Schwarz vom Klima-Bündnis die Erwar- tungen und Interessen der Teilnehmenden. Beispielhaft kam die Frage auf, warum Divestment noch nicht flächendeckend stattfindet. Die Nennungen wurden dann im interaktiven Workshop-Teil am Nachmittag integriert, bearbeitet und Fragen beantwortet. Till Sterzel stellte das Projekt vor und betonte die Relevanz und die Dringlichkeit umfassendem Klima- schutz und den Zusammenhang mit den (meist städtischen) Finanzen. Angela McClellan vom Forum Nachhaltige Geldanlagen ging auf nachhaltiges Re-Investment ein, warum gerade jetzt ein guter Zeit- Mittwoch, 27.03.2019 10:00 Willkommen bei Tee und Kaffee, Anmeldung 10:30 Begrüßung Rouven Kötter, Erster Beigeordneter, Regionalverband FrankfurtRheinMain Michael Voll, Referent der Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit, Regionalverband FrankfurtRheinMain Till Sterzel, adelphi 10:45 Kurzabfrage: Interesse der Teilnehmenden Carsten Kuhn und Jan Schwarz, Klima-Bündnis 11:00 „Klimafreundlich investieren“ – ein bundesweites Projekt Till Sterzel, adelphi und Angela McClellan, FNG

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Ökonomie des Klimaschutzes – Chancen für Kommunen

Regionalverband FrankfurtRheinMain

In seinem Grußwort brachte der Erste Beigeordnete, Herr Kötter, einerseits seine Zurückhaltung und

andererseits seine Neugier zum Thema zum Ausdruck. Dass der Blick auf das Geld beziehungsweise

die Finanzanlagen den Klimaschutz um eine Perspek-

tive erweitern können, unterstrich er als eine interes-

sante und wichtige Erkenntnis. Darüber hinaus stellte

Herr Kötter fest, dass der gezielte, nachhaltige Einsatz

des Geldes ein machtvolles Instrument ist.

Mitorganisator Michael Voll erläuterte den Kontext der

Veranstaltung, die im Rahmen des Energiekonzepts

FrankfurtRheinMain stattfand. Gleichzeitig bot sich

dem vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz

und nukleare Sicherheit (BMU) über die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) gefördertem Projekt

Klimafreundlich investieren die Möglichkeit das Wissen rund um das Divestment und nachhaltige Re-

Investment weiter zu verbreiten und eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Regionalverband

durchzuführen.

Als Projektleiter des Förderprojekts begrüßte Till Sterzel die Teilnehmenden der Veranstaltung und

führte über die internationalen Klimaschutzbemühungen mit ihren Klimaschutzzielen und der seit Jah-

ren wachsenden Divestmentbewegung in das Thema ein.

In einer Kurzabfrage dokumentierten Carsten Kuhn und Jan Schwarz vom Klima-Bündnis die Erwar-

tungen und Interessen der Teilnehmenden. Beispielhaft kam die Frage auf, warum Divestment noch

nicht flächendeckend stattfindet. Die Nennungen wurden dann im interaktiven Workshop-Teil am

Nachmittag integriert, bearbeitet und Fragen beantwortet.

Till Sterzel stellte das Projekt vor und betonte die Relevanz und die Dringlichkeit umfassendem Klima-

schutz und den Zusammenhang mit den (meist städtischen) Finanzen. Angela McClellan vom Forum

Nachhaltige Geldanlagen ging auf nachhaltiges Re-Investment ein, warum gerade jetzt ein guter Zeit-

Mittwoch, 27.03.2019

10:00 Willkommen bei Tee und Kaffee, Anmeldung

10:30

Begrüßung

Rouven Kötter, Erster Beigeordneter, Regionalverband FrankfurtRheinMain

Michael Voll, Referent der Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit, Regionalverband

FrankfurtRheinMain

Till Sterzel, adelphi

10:45 Kurzabfrage: Interesse der Teilnehmenden

Carsten Kuhn und Jan Schwarz, Klima-Bündnis

11:00 „Klimafreundlich investieren“ – ein bundesweites Projekt

Till Sterzel, adelphi und Angela McClellan, FNG

Ökonomie des Klimaschutzes – Veranstaltungsdokumentation

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punkt ist und welche Strategien zur Verfügung stehen, die nicht nur eine wirtschaftliche Rendite son-

dern auch ethischen und gesellschaftlichen Mehrwert bringen.

Link zur Präsentation: https://bit.ly/2KFGFF5

Projekthinweis: Eine kostenfreie Beratung und Begleitung Ihrer Kommune im Divestment- und Re-

Investment-Prozesses ist im Rahmen des Projektes noch möglich: [email protected]

Dr. Maxilimian Horster erläuterte unterschiedliche Kapitalmarkt-

strategien und verschiedene Betrachtungsperspektiven, die zu

diesen Strategien führen können. Anhand der beiden Pole Wir-

kung und Risikominimierung stellte er dar, dass für Anleger ge-

samtgesellschaftliche (klimafreundliche Wirtschaft) oder individu-

elle (Portfoliobetrachtung) Anlagemöglichkeiten in Betracht kom-

men. Wobei das Divestment bei der individuellen und Re-

Investments eher bei einer gesamtgesellschaftlichen Wirkung

ansetzen. Darüber hinaus ist „Voting“ für Hrn. Horster ein wichti-

ges Instrument, um Einfluss auf Unternehmen zu nehmen.

Link zur Präsentation: https://bit.ly/2U8W3sX

Die beiden Vertreter*innen des Hessischen Ministeriums der

Finanzen, Frau Hilpert und Herr Labermeier, begannen ihren

Vortrag mit einer großen Herausforderung: Die tatsächliche De-

ckung der Pensionslast des Landes über die Versorgungsrückla-

ge liegt bei aktuell knapp vier Prozent. Ein Sondervermögen soll

über eine nachhaltige Aktienanlage eine Deckung von 10 Prozent

bis 2030 erreichen. Die nachhaltige Anlage basiert auf der hessi-

schen Nachhaltigkeitsstrategie und soll durch den weitgehenden

Ausschluss „fossiler Unternehmen“ schrittweise dekarbonisiert

werden.

11:30 Kommunale Kapitalmarktstrategien in Zeiten des Klimawandels

Dr. Maximilian Horster, ISS-climate

12:00

Nachhaltiges Investment am Beispiel der Versorgungsrücklage des Landes Hessen

Dr. Alexander Labermeier, Hessisches Ministerium der Finanzen

Dorothee Hilpert, Hessisches Ministerium der Finanzen

12:30 Mittagspause, inkl. Mini-Messe: Projekt-Fallstudien

„Wenn die fossilen Energie-

träger nicht im größten Um-

fang im Boden bleiben,

dann können wir das zwei

Grad Limit nicht einhalten!“

„Kohlenstoffintensive Industrien

werden massive

Wertberichtigungen erleben. Die

Risiken der Kohlenstoffblase sind

nicht eingepreist.“

Ökonomie des Klimaschutzes – Veranstaltungsdokumentation

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Hessen ist in diesen Bestrebungen nicht allein: seit März 2017 erarbeiten drei weitere Bundesländer

mit Hessen zusammen länderübergreifende Nachhaltigkeitsstandards für die Aktienanlage für die

öffentliche Hand

Link zur Präsentation: https://bit.ly/2IpMPGo

Während der Mittagspause stand das Projektteam bei einer Mini-Messe zu den bisher erstellten Fall-

studien der vier Divestment-Vorreiterstädte Münster, Leipzig, Bremen und Stuttgart Rede und Antwort.

Herr Voit erläuterte anhand seiner Präsentation den Hinter-

grund, den Divestmentprozess und die nachhaltige Geldanlage

des Sondervermögens „Versorgungsrücklage des Landes Ber-

lin“.

Eine Portfolioanalyse ergab, dass die Versorgungsrücklage

zum 31. August 2015 (indirekt) mit rund 10 Mio. € in Unterneh-

men des fossilen Sektors investiert war. Auf Empfehlung der

Enquete-Kommission vom 4. November 2015 sollten diese

Geldanlagen innerhalb von fünf Jahren divestiert werden. Das

Land Berlin hat sich dafür entschieden, für die eigenen Geldan-

lagen einen eigenen Aktienindex entwickeln zu lassen, anhand

dessen investiert wird. Zuerst wurden dafür Unternehmen aus

dem Anlageuniversum ausgeschlossen und in einem zweiten

Schritt ein ESG-Rating mit Best-in-Class Ansatz angewandt.

Im Ergebnis weisen die Geldanlagen dieses Index bislang eine höhere Rendite auf, bei geringerer

Volatilität, vergleichbar höherer Nachhaltigkeitsperformance und einer geringeren Treibhausgasinten-

sität der Unternehmen (diese konnte um 57% im Vergleich zum EuroStoxx50 reduziert werden).

Link zur Präsentation: https://bit.ly/2U7MVVB

13:30 Nachhaltige Geldanlagen der Stadt Berlin

Mirko Voit, Senatsverwaltung für Finanzen Berlin

14:15

Workshops

Divestmentprozess erarbeiten - Möglichkeiten des Re-Investments - Potenzielle Projektteil-

nehmer identifizieren

Projektkonsortium und Regionalverband

15:30 Kaffeepause & Austausch

Ankommen der Gäste des zweiten Teils

Ökonomie des Klimaschutzes – Veranstaltungsdokumentation

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In einem World Café konnten sich die Teilnehmenden an insgesamt drei Thementischen intensiver

zum Divestmentprozess, den Möglichkeiten des Re-Investments sowie dem Potenzial kommunaler

Investitionsmöglichkeiten austauschen und die Diskussionen vertiefen. Erwartungen und Interessen

aus der Abfrage am Vormittag flochten die Tischgastgeber in die Impulse und Gespräche ein.

Der prototypische Ablauf,

der im Workshop ange-

wandt wurde, basiert auf

den vier Fallstudien, die das

Projektteam erarbeitet hat

und welche Sie hier finden:

https://kommunales-

divestment.de/fallstudien.

Dieser Ablauf wurde im

Workshop besprochen und

ist schematisch ergänzt.

Ökonomie des Klimaschutzes – Veranstaltungsdokumentation

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Michael Voll begrüßte die zum zweiten Teil der Veranstaltung neu hinzugekommenen Gäste und

setzte die Veranstaltung in den Kontext des Energiekonzepts FrankfurtRheinMain sowie zum NKI-

Projekt der Klimafreundlich investieren.

Carsten Kuhn und Jan Schwarz übernahmen die Kurzvorstellung der Tagungsergebnisse zum

Divestmentprozess (allg. auf vorhergegangener Seite) und dem nachhaltigen Re-Investment. Die

WorkshopleiterInnen fassten die Ergebnisse zusammen, daran anschließend hielt Herr Voit von der

Senatsverwaltung Berlin einen Kurzimpuls zu den Geldanlagen des Sondervermögens des Landes

Berlin.

16:00 Begrüßung

Michael Voll, Regionalverband FrankfurtRheinMain

16:10 Präsentation der Tagungsergebnisse (Teil1)

Carsten Kuhn und Jan Schwarz, Klima-Bündnis

16:30 Kurzimpuls: Nachhaltige Geldanlagen der Stadt Berlin

Mirko Voit, Senatsverwaltung für Finanzen Berlin

16:50

Klimafreundlich investieren – Podiums- und Plenumsdiskussion

Dr. Maximilian Horster, ISS-climate

Mirko Voit, Senatsverwaltung für Finanzen Berlin

Angela McClellan, Forum Nachhaltige Geldanlagen

Till Sterzel, adelphi

Ökonomie des Klimaschutzes – Veranstaltungsdokumentation

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Das anschließende Podiumsgespräch entwickelte

sich zu einer sehr guten Zusammenfassung der Er-

kenntnisse des Tages. Neben der Machbarkeit von

Divestment für Kommunen, kam erneut die Risikom-

inimierung und Renditeträchtigkeit nachhaltiger

Geldanlagen zur Sprache. Insgesamt gibt es zum

Themenkomplex Divestment und nachhaltigen Geld-

anlagen zu wenige Informationen. Daher gab es

auch großes Interesse an den kommunalen Beispie-

len aus den Fallstudien, die aufzeigen, wie Divest-

ment in Vorreiterstädten gelungen ist.

Für das Impact Investment wurde die Stimmrechts-

ausübung als eine gute Möglichkeit gesehen, Unter-

nehmen zu einem Nachhaltigkeitskurs zu bewegen. Der konstruktive Dialog mit Unternehmen über

deren Geschäftsmodelle und fehlende Nachhaltigkeit sollte häufiger stattfinden. Generell braucht es

für nachhaltige Investments entsprechend geschulte Berater, die es nach Einschätzung der Podi-

umsteilnehmenden aktuell nicht in ausreichender Zahl gibt.

Für Kommunen und andere Stellen der öffentlichen Hand wird Geld für

Rücklagen häufig nur bilanziell als Rückstellung vorgehalten und steht

deshalb für ein reales, nachhaltiges Re-Investment nicht zur Verfügung.

Darüber hinaus sind lang- und längerfristige Investments in lokale und re-

gionale Projekte und Initiativen einerseits aufgrund ihrer geringen Zahl und

hauptsächlich aus Liquiditätsgesichtspunkten aktuell keine Option für

Kommunen.

Für finanzschwache Kommunen könnten Zusammenschlüsse – ein Poolen von Ressourcen – bei

den Geldanlagen ein möglicher Zugang zum nachhaltigen Investment sein. Gleichzeitig wurden hier

Herausforderungen bei den notwendigen Absprachen und Einigungen identifiziert.

Till Sterzel und Jan Schwarz beenden den offiziellen Teil der Veranstaltung mit einem Dank an die

Teilnehmenden sowie die Beteiligten vom Regionalverband FrankfurtRheinMain und mit weiteren

Projekthinweisen:

Das Projekt bietet viele Formate, um sich weiter mit Divestment und Re-Investment zu beschäf-

tigen:

Teilnahme als Projektstadt: Das Projektteam kann noch drei Städte zur dialogischen Unterstüt-

zung, Beratung und Begleitung des Divestment und Re-Investment Prozess vor Ort unterstützen.

Für mehr Informationen schreiben Sie uns unter [email protected];

Nächste Workshops: Es soll mindestens ein weiterer Workshop für interessierte Städte stattfin-

den, voraussichtlich in Süddeutschland.

Die Zwischenkonferenz zum Projekt: findet am 3. September 2019 in Frankfurt am Main statt

Website: Viele weitere Materialien wie die Fallstudien, ein Tutorial und ein Storytelling Video fin-

den sie auf unser Projekt-Website: https://kommunales-divestment.de

Die Projekt Klimafreundlich investieren. Kommunales Divestment und Re-Investment wird von

adelphi, Klima-Bündnis und dem FNG durchgeführt und vom Bundesminsterium für Umwelt,

Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der NKI gefördert.

17:30 Austausch und Vernetzung in lockerer Atmosphäre

18:00 Ende der Veranstaltung