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KULTURLEBEN | bühne AKADEMIETHEATER. WAS ALLES PASSIERT, WENN EINE FAMILIE EINEN FLÜCHTLING AUFNIMMT, WAR SCHON ALS FILM ERFOLGREICH. DAVID WURAWA SPIELT DEN ASYLANTEN JETZT IM THEATER. Bei den Hartmanns WILLKOMMEN BEI DEN HARTMANNS – das Familienstück (ab 12 Jahren) nach dem Film von Simon Verhoevens wurde von Angelika Hager für das Theater eingerichtet – hat am 19. November Premiere. Regie führt Peter Wittenberg, es spielen u. a. Sven Dolinski, Alina Fritsch, Sabine Haupt, Alexandra Henkel, Markus Hering, Simon Jensen, Dietmar König, Petra Morzé und David Wurawa, burgtheater.at diefotografin.at D avid Wurawa wer- den die meisten eher als Film- schauspieler kennen, denn jährlich wirkt er seit seiner Schauspielausbildung in den USA und England in zahl- reichen Streifen mit. Dass er seit 2001 in Wien lebt, ist der Liebe geschuldet – wäh- rend er im Vienna‘s English Theater spielte, lernte er sei- ne zukünftige Frau kennen, mit der er inzwischen zwei Kinder hat. Zu seiner unmit- telbaren Heimat ist der 5. Bezirk geworden. „Als ich nach Wien kam, konnte ich nur vier Dinge auf Deutsch: Dankeschön, Guten Abend, Guten Morgen und Flug- zeug.“ Letzteres war und ist im Leben von David Wura- wa noch immer wichtig, denn er hat schon an fast al- len Orten der Welt gedreht und ist ständig unterwegs. LEIDENSCHAFT THEATER. Auch wenn er vom Film lebt, ist Theater seine große Leiden- schaft. Wurawa: „Ein Stück pro Jahr geht sich meistens aus.“ Zu sehen war er etwa schon im Schauspielhaus, im Theater der Jugend oder bei den Wiener Fest- wochen. Vor allem die Vielfältigkeit des Theaters hat es ihm angetan. Im Akademietheater wird er jetzt den Nigerianer Diallo spielen, der vor Boko Haram nach Wien ge- flüchtet ist. Angelika Hager („Polly Adler“) hat nämlich den deutschen Film „Willkommen bei den Hartmanns“ von Simon Ver- hoevens eingemeindet. KOMÖDIE ZUM NACHDENKEN. Die Hartmanns sind eine gut- bürgerliche Familie mit hohem Konfliktpotential, denn alle Mitglieder haben ein ungelöstes Problem am Hals. Und Diallo – von der gelangweilten Mutter ins Haus gebracht – macht es anfangs auch nicht einfa- cher. Am Ende ist er aller- dings nicht das Problem, sondern Teil der Lösung: „Ich sehe Diallo nicht als das typische Opfer, sondern als jemanden, der versucht, ein neues Leben zu beginnen. Und, was auch sehr wichtig ist: Er ist nicht perfekt – wir wollen kein Klischee auf die Bühne bringen.“ Schließlich hat David Wurawa auch schon selbst Drehbücher geschrieben und entwi- ckelt – etwas, das er in Zukunft noch weiter kultivieren will. Akademietheater David Wurawa, in Zimbabwe geboren, spielte in den USA, England und Australien und lebt jetzt in Wien. „DIALLO IST KEIN TYPI- SCHES OPFER – WIR WOLLTEN KEIN KLISCHEE AUF DER BÜHNE.“ vormagazin 11|17 vormagazin.at 30

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Page 1: kulturlEBEN | bühne · kulturlEBEN | bühne akadEmiE thEatEr. Was allEs passiErt, WENN EiNE FamiliE EiNEN FlüchtliNg auFNimmt, War schoN als Film ErFolgrEich. david WuraWa spiElt

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akadEmiEthEatEr. Was allEs passiErt, WENN EiNE FamiliE EiNEN FlüchtliNg auFNimmt, War schoN als Film ErFolgrEich. david WuraWa spiElt dEN asylaNtEN jEtzt im thEatEr.

Bei den Hartmanns

willkommen bei den hartmanns – das Familienstück (ab 12 Jahren) nach dem Film von Simon Verhoevens wurde von Angelika Hager für das Theater eingerichtet – hat am 19. November Premiere. Regie führt Peter Wittenberg, es spielen u. a. Sven Dolinski, Alina Fritsch, Sabine Haupt, Alexandra Henkel, Markus Hering, Simon Jensen, Dietmar König, Petra Morzé und David Wurawa, burgtheater.at d

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David Wurawa wer­den die meisten eher als Film­

schauspieler kennen, denn jährlich wirkt er seit seiner Schauspielausbildung in den USA und England in zahl­reichen Streifen mit. Dass er seit 2001 in Wien lebt, ist der Liebe geschuldet – wäh­rend er im Vienna‘s English Theater spielte, lernte er sei­ne zukünftige Frau kennen, mit der er inzwischen zwei Kinder hat. Zu seiner unmit­telbaren Heimat ist der 5. Bezirk geworden. „Als ich nach Wien kam, konnte ich nur vier Dinge auf Deutsch: Dankeschön, Guten Abend, Guten Morgen und Flug­zeug.“ Letzteres war und ist im Leben von David Wura­wa noch immer wichtig, denn er hat schon an fast al­len Orten der Welt gedreht und ist ständig unterwegs.

leidenschaft theater. Auch wenn er vom Film lebt, ist Theater seine große Leiden­schaft. Wurawa: „Ein Stück pro Jahr geht sich meistens aus.“ Zu sehen war er etwa schon im Schauspielhaus, im Theater der Jugend oder bei den Wiener Fest­wochen. Vor allem die Vielfältigkeit des Theaters hat es ihm angetan.

Im Akademietheater wird er jetzt den Nigerianer Diallo spielen, der vor Boko Haram nach Wien ge­flüchtet ist. Angelika Hager („Polly Adler“) hat nämlich den deutschen

Film „Willkommen bei den Hartmanns“ von Simon Ver­hoevens eingemeindet.

komödie zum nachdenken. Die Hartmanns sind eine gut­bürgerliche Familie mit hohem Konfliktpotential, denn alle Mitglieder haben ein ungelöstes Problem am Hals. Und Diallo – von der gelangweilten Mutter ins Haus gebracht – macht es anfangs auch nicht einfa­cher. Am Ende ist er aller­dings nicht das Problem, sondern Teil der Lösung: „Ich sehe Diallo nicht als das typische Opfer, sondern als jemanden, der versucht, ein neues Leben zu beginnen. Und, was auch sehr wichtig ist: Er ist nicht perfekt – wir wollen kein Klischee auf die

Bühne bringen.“ Schließlich hat David Wurawa auch schon selbst Drehbücher geschrieben und entwi­ckelt – etwas, das er in Zukunft noch weiter kultivieren will.

Akademietheater

David Wurawa, in Zimbabwe geboren, spielte in den USA, England und Australien und lebt jetzt in Wien.

„Diallo ist kein typi-sches opfer – wir wollten kein klischee auf Der bühne.“

vormagazin 11|17 vormagazin.at30