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Entrepreneurship und Unternehmensethik im Kontext der Betriebspädagogik Mag. Andreas Zrim 9010953 1 Fraktionales Geldsystem und multiple Giralgeldschöpfung Langfassung

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Entrepreneurship und Unternehmensethik im Kontext der Betriebspädagogik Mag. Andreas Zrim 9010953

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Fraktionales Geldsystem und multiple Giralgeldschöpfung

Langfassung

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Entrepreneurship und Unternehmensethik im Kontext der Betriebspädagogik Mag. Andreas Zrim 9010953

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Was jedermann für ausgemacht hält, verdient oft am meisten untersucht zu werden. Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799)

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Vorbemerkungen:

Mein Bezug zum Thema

Vor etwa zwei Jahren hat mich eine Arbeitskollegin mit dem im Internet verfügbaren Film „Geld als Schuld1“ (engl. „Money as Debt2“) konfrontiert. Die dargestellten Inhalte haben mich insofern irritiert, als ich einerseits während meines gesamten Studiums der Betriebswirtschaftslehre nichts davon gehört oder gelesen habe, und ich andererseits von der Annahme ausgegangen bin, dass Banken bei Krediten Gelder verleihen, die aus den Einlagen der Sparer stammen. Im Sinne von Sir Karl Poppers Falsifikationsprinzip3 bin ich daran gegangen die Aussagen des besagten Films zu falsifizieren, da nicht sein kann was nicht sein darf. Da ich zum damaligen Zeitpunkt nicht studiert habe begann ich, aus praktischen Gründen, meine Suche im Internet. Wie dies viele WissenschafterInnen heimlich tun begann ich diese Suche bei Wikipedia und stieß dabei auf Begrifflichkeiten wie die Banking-Theorie4 und die Currency-Theorie5. Auch wenn Wikipedia nicht den wissenschaftlichen Standards entspricht (obwohl sich die meisten WissenschafterInnen oft hier einen ersten Überblick über ein Thema verschaffen), wurden die Aussagen des genannten Films bestätigt. Weiters bin ich auf kleine Filmchen (z. B. „Der Goldschmied Fabian6“, „Wie funktionier Geld?7“) gestoßen, die zwar die Aussagen ebenfalls bestätigten und auch einigen Unterhaltungswert besitzen, jedoch keine wissenschaftliche Quelle darstellen. Auch größere Dokumentationen wie „The Secret of Oz8“ (beschreibt die Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Banking-Theorie und jener der Currency-Theorie in der Geschichte der USA und Geldgeschichte allgemein – wobei ich als historischer Laie das dargestellte Geschichtsbild nicht beurteilen kann) bestätigen die Aussagen über das Geldsystem. Die vierteilige Vortragsserie9 des, mittlerweile emeritierten, Berliner Volkswirts Prof. Dr. Bernd Senf10 hat mir die Problematik des Geldsystems erstmals auch aus dem Munde eines Fachwissenschaftlers aufgezeigt. Prof. Senf hat zur Thematik einige Bücher veröffentlicht, stellt aber auch Aufsätze11 online zur Verfügung. Der Deutsche Soziologe Prof. Dr. Josef Huber12 befasst sich ebenfalls mit der Geldreform13. Diese beiden Professoren unterstützen auch die Initiative der „Monetative14“. Durch ein Interview15 im „Der Standard“ vom 13. Oktober 2010 wurde ich auf Univ. Prof. Dr. Franz Hörmann16 von der WU-Wien (Institut für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen) aufmerksam. In seinem, gemeinsam mit Dr. Otmar Pregetter geschriebenen, Buch „Das Ende des Geldes17“ beschreibt er die Problematik des Geldsystems und denkt Alternativen dazu an. Da sich dieses Werk an ein breites Publikum richtet ist es, im Gegensatz zu Lehr- oder Fachbüchern, in einer einfach verständlichen Sprache geschrieben. 1 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=7P5pbx7Ufyk 2 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=Dc3sKwwAaCU 3 Vgl. http://www.scienceblogs.de/arte-fakten/2009/05/karl-popper-und-das-problem-der-falsifikation.php 4 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Banking-Theorie 5 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Currency-Theorie 6 Vgl. http://video.google.com/videoplay?docid=8862164735311239449 7 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=9BrLrwbkQWQ 8 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=RKMpjrw2Sm0 9 Vgl. http://www.dailymotion.com/video/x75y6c_prof-bernd-senf-tiefere-ursachen-de_news 10 Vgl. http://www.berndsenf.de/ 11 Vgl. http://www.berndsenf.de/pdf/Bankgeheimnis%20Geldschoepfung%204.pdf 12 Vgl. http://www.soziologie.uni-halle.de/huber/ 13 Vgl. http://www.soziologie.uni-halle.de/huber/docs/geldordnung-i-finanzkrise-u-geldordnung-mai-09.pdf 14 Vgl. http://www.monetative.de/ 15 Vgl. http://derstandard.at/1285200656759/derStandardat-Interview-Banken-erfinden-Geld-aus-Luft 16 Vgl. http://www.wu.ac.at/taxmanagement/Institut/Mitarbeiter/Hoermann/new2006/index.html 17 Das Ende des Geldes, Wegweiser in eine ökosoziale Gesellschaft, Etsdorf am Kamp 2011, 2011, ISBN: 978-3-902533-33-3

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Auch beim Stöbern in Zeitungsberichten (z. B. „Die Zeit18“) oder in Wirtschaftsmagazinen wird man fündig. Ein interessanter Artikel mit dem Titel „Die schwarze Messe der Geldschöpfung19“ ist in der Wirtschaftswoche am 07.10.2010 erschienen. Da Wikipedia Artikel, sogenannte Aufklärungsfilmchen, Dokumentationen, Medienberichte oder die Aussagen einiger weniger Wissenschaftler – auch wenn die Inhalte schlüssig scheinen (auch schlüssiger als so einiges, was ich an der Uni in VWL gelernt habe) – für eine Verifikation sicher nicht ausreichend sind, habe ich weiter recherchiert. Wichtig für mich war, was Notenbanken zur Thematik zu sagen haben. Die Deutsche Zentralbank (Bundesbank) beschreibt in der Publikation „Geld und Geldpolitik20“ die Giralgeldschöpfung durch Geschäftsbanken aus dem Nichts mittels Bilanz verlängernder Buchungssätze gleich wie Prof. Franz Hörmann. Auch die (private21) Amerikanische Notenbank FED (Federal Reserve Bank of Chicago) beschreibt in „Modern Money Mechanics22“ die Giralgeldschöpfung durch Geschäftsbanken. Da es auch Aufgabe der Wirtschaftswissenschaften ist die Praxis zu beschreiben sind die Aussagen von Praktikern von Interesse. Spannend sind dabei die Ausführungen von Herrn Dirk Müller (bekannt als Mr. DAX) zum Geldsystem23 in den Medien. Auch wenn Wikipedia nicht als wissenschaftliche Quelle anerkannt ist, habe ich mich dazu entschieden graphische Darstellungen z. B. von Banknoten von eben dort zu entnehmen, da die Überprüfung anhand echter Banknoten (z. B. Dollar) leicht durchführbar und die graphische Auflösung höher als die Beispiele vom „Bureau of Engraphing and Printing24“ ist. Die Darstellung der 20 Kronen Banknote auf der Seite der Osterreichischen Nationalbank ist mit jener auf Wikipedia absolut identisch. Interessant ist auch der Rechtsstreit, datierend aus dem Jahr 1968, aus den USA zum Thema (First National Bank of Montgomery vs. Jerome Daly25) mit interessantem Ausgang. Die in meinem Referat und in der vorliegenden Arbeit getätigten Aussagen spiegeln meinen derzeitigen Wissensstand auf der Basis wissenschaftlicher, nicht wissenschaftlicher Quellen und mir vorliegender empirischer Daten dar. Auch wenn ich es nicht für sehr wahrscheinlich halte, könnte ich doch schon morgen auf Belege stoßen, die all dies falsifizieren. Nach meinem Verständnis von Wissenschaft geht es darum zu versuchen sich ergebnisoffen der Wahrheit anzunähern. Als Konstruktivist gehe ich davon aus, dass „die Wahrheit“ als solche aber nicht endgültig greifbar ist. Ausdrücklich möchte ich feststellen, dass das Ziel der vorliegenden Arbeit eine reine, neutrale Systembeschreibung bzw. ein kurzer Ausblick auf mögliche Alternativen ist. Keinesfalls soll irgendeine individuelle Schuld Individuen oder Organisationen zugeschrieben werden. In der vorliegenden Arbeit werden keine Mainstream Positionen vertreten. Der Mainstream der Wissenschaft arbeitet der Politik und den Zentralbanken zu. Aufgrund der Medienberichte habe ich nicht den Eindruck, dass man die ökonomische Situation derzeit noch im Griff hat. Was mich sehr reizen würde, wäre die Thematik im Rahmen einer Dissertation zu behandeln.

18 Vgl. http://www.zeit.de/2010/26/Geldschoepfung-Kredit 19 Vgl. http://www.wiwo.de/finanzen/geld-die-schwarze-messe-der-geldschoepfung/5232704.html 20 Vgl. http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_gesamt.pdf S 67ff 21 Vgl. http://www.newyorkfed.org/aboutthefed/faq.html 22 Vgl. http://www.rayservers.com/images/ModernMoneyMechanics.pdf 23 Vgl. http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/443668_beckmann/8599096_europa-am-abgrund-wie-sicher-ist-unser-geld-?buchstabe=B 24 Vgl. http://www.moneyfactory.gov/small20denom.html 25 Vgl. http://www.lawlibrary.state.mn.us/CreditRiver/1968-12-09judgmentanddecree.pdf

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Geld: Definition & Funktionen

„Das in einer Gesellschaft anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel, das unterschiedliche Geldformen annehmen kann. Als Geld bezeichnet man üblicherweise die Verbindlichkeit einer Bank gegenüber einer Nichtbank, z. B. Bargeld oder eine Einlage26“ Als Funktionen des Geldes wird folgendes angegeben:

Rechenmittelfunktion

Wertaufbewahrungsfunktion

Tauschmittelfunktion Gesetzliches Zahlungsmittel

Gesetzliche Zahlungsmittel in der Eurozone sind das Euromünzgeld und die Euro Banknoten. „Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel27“. Münzen hingegen sind ein beschränktes gesetzliches Zahlungsmittel. „Mit Ausnahme der ausgebenden Behörde und der Personen, die in den nationalen Rechtsvorschriften des ausgebenden Mitgliedstaats speziell benannt werden, ist niemand verpflichtet, mehr als fünfzig Münzen bei einer einzelnen Zahlung anzunehmen28“.

Fraktionales Geldsystem früher

Warengeld wie Goldmünzen wird in Gablers Wirtschaftslexikon folgendermaßen definiert:

„Zahlungsmittel in einer Währungsordnung, in der Waren Geldfunktion ausüben. Das können im Prinzip beliebige, lagerfähige Güter sein. Historisch waren verschiedene Edelmetalle, v.a. Gold beim Warengeld vorherrschend29“. Folgende Ausführungen basieren auf die vierteilige Vortragsreihe von Prof. Dr. Bernd Senf unter dem Titel „Tiefere Ursachen der Weltfinanzkrise30“. Die vier Graphiken wurden von mir auf Basis des Tafelbildes von Prof. Bernd Senf erstellt. Ein Händler im Mittelalter hat eine stattliche Summe an Goldmünzen erwirtschaftet. Goldmünzen sind, zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärte Münzen deren Metallwert dem aufgeprägten Nennwert entsprechen31. Es stellt sich die Frage der sicheren Aufbewahrung. So gibt er die Münzen an einen Goldschmied zur sicheren Aufbewahrung. Da Goldschmiede, wie schon die Berufsbezeichnung aussagt, mit wertvollen Metallen arbeiten und die daher für diese Materialien über entsprechende Aufbewahrungsmöglichkeiten verfügen. Der Goldschmied stellt dem Händler einen Lagerschein als Quittung aus (vgl. mit dem Vorgang bei der Garderobe im Theater, wobei Mäntel im Gegensatz zu Münzen nicht genormt, und daher nicht austauschbar sind).

26 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1597/geld-v6.html 27 Bundesbankgesetz,§ 14, Absatz 1, Satz 2 28 VERORDNUNG (EG) Nr. 974/98 DES RATES vom 3. Mai 1998 über die Einführung des Euro, Artikel 11 29 http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/warengeld.html 30 Vgl. Teil 1: http://www.dailymotion.com/video/x75y6c_prof-bernd-senf-tiefere-ursachen-de_news, Teil 2: http://www.dailymotion.com/video/x7izu3_tiefere-ursachen-der-weltfinanzkris_news#rel-page-1, Teil 3: http://www.dailymotion.com/video/x7ospj_prof-bernd-senf-weltfinanzkrise-3-n_news#rel-page-2, Teil 4: http://www.dailymotion.com/video/x8bq4x_prof-bernd-senf-krise-4-borsenfiebe_tech#rel-page-3 31 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/kurantmuenzen.html

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Viele Händler in der Region schützen nun so ihr Geld. In der Praxis wird bei Geschäften in der Region gleich mit den Lagerscheinen gezahlt (als Synonym für diese Lagerscheine könnte man auch den Begriff Banknoten32 verwenden). Dies ist insofern einsichtig, als sich sowohl der Händler A einen Weg erspart (einlösen des Lagerscheines gegen die Goldmünzen) als auch der Händler B (einlagern der Goldmünzen gegen den Lagerschein). Nur mehr im Fernhandel wird mit den Münzen selbst bezahlt, da der Goldschmied und seine Lagerscheine im Ausland ja nicht bekannt sind.

Hier hat man es mit Papiergeld mit voller Golddeckung33 zu tun. Die Goldschmiede machen folgende Entdeckung: Max. 1/3 der deponierten Goldmünzen wird je abgehoben (regional wird ja mit den Lagerscheinen gezahlt).

Aufgrund dieser Entdeckung liegt folgender Gedanke nahe: Zwei weitere Lagerscheine werden auf Basis des eingelagerten Goldes durch Kredit in Umlauf gebracht (Tilgung, Zins und Sicherheit) und steigern so den Ertrag des Goldschmieds/der Bank. Da sich die Menge des eingelagerten Goldes sich ja nicht verändert hat, beträgt die Deckung eines Lagerscheines nur noch 1/3.

Die beiden zusätzlich in Umlauf gebrachten Banknoten, deren Deckung durch Warengeld ja eigentlich fehlt könnte man auch als Fiat Money34 bezeichnen. Dieses Konstrukt (nur ein Teil der Banknoten ist durch Gold gedeckt) bezeichnet man als Goldkernwährung35. Der Duden gibt für die Herkunft des Terminus Fraktion das Französische Fraction mit der Bedeutung Bruchteil bzw. Teil36 an. Für den Begriff fraktionell gibt der Duden folgende Bezeichnungen an: a. eine Fraktion betreffend, b. eine Fraktion bildend37

32 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1059/banknote-v8.html 33 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S.46 34 Vgl. http://www.finanz-lexikon.de/fiat%20money_731.html 35 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S.47ff 36 Vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/Fraktion 37 Vgl. http://www.duden.de/rechtschreibung/fraktionell

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Goldkernwährung

Edelmetall gedeckte Währungen erkennt man u. a. daran, dass eine Eintauschbarkeit gegen Gold bzw. Silber auf den Banknoten (vgl. Beispiele) selbst beschrieben ist. Im Folgenden werden Beispiele für solche Banknoten gezeigt. Österreich Ungarn

Quelle: Österreichische Nationalbank38 „Die Oesterreichisch-Ungarische Bank zahlt gegen diese Banknote bei ihren Hauptanstalten in Wien und Budapest sofort auf Verlangen zwanzig Kronen in gesetzlichen Metallgelde“ Deutsches Kaiserreich:

Quelle: Wikipedia39

38 Vgl. http://www.oenb.at/de/popup/mo_20-kronen_1913__deutsche_seite_138024_page.jsp 39 Vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Banknote11.jpg&filetimestamp=20061004152141

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Auch bei dieser Banknote aus dem Jahr 1910 ist die Eintauschbarkeit bei der Zentralbank angeführt: „Ein Tausend Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse in Berlin ohne Legitimationsprüfung dem Einlieferer dieser Banknote.“ USA

Hier ein Beispiel für eine in Goldmünzen eintauschbare US-Banknote

Quelle: Desert Marketview40 Sie trägt die Aufschrift: „Payable to the bearer on demand in gold coin“, also kann der Inhaber, wenn er dies wünscht die Banknote in Goldmünzen eintauschen. Kleinere Banknoten der USA waren in Silber eintauschbar

Quelle: Wikipedia41

40 Vgl. http://www.desertmarketview.net/InGoldWeTrust.aspx 41 Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/File:US_$5_1923_Silver_Certificate.jpg

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Fraktionales Geldsystem heute

Am 15. August 1971 gab US-Präsident Nixon42 die endgültige Aufhebung der Dollarkonvertibilität zum Gold bekannt43. Dies markiert die endgültige Abkehr von goldgedeckten Währungen. Bei der Geldmenge unterscheidet man M1, M2, und M344. Nachfolgende Abbildung zeigt die Größenrelationen. Besonders interessant ist der Anteil des Bargeldes. Sichteinlagen45 sind täglich fällige Gelder. Vergleicht man die Größenordnung der Sichteinlagen mit dem vorhandenen Bargeld wird klar, dass die tägliche Fälligkeit keinesfalls einhaltbar ist, sollten alle Kundinnen ihre Guthaben auf den Girokonten bar abheben wollen (Bankrun46). Wollte man dann noch die Spareinlagen zusätzlich in Bargeld transferieren wäre dies natürlich ebenfalls unmöglich. Auch hier findet der Begriff fraktionales bzw. fraktionelles Geldsystem seine Berechtigung.

Quelle: Bundesbank47

42 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=iRzr1QU6K1o 43 Vgl. http://zeitenwende.ch/finanzgeschichte/der-zusammenbruch-des-bretton-woods-systems-1973/-1-1/ 44 Vgl. http://ebookbrowse.com/geld2-gesamt-2007-pdf-d94057582 S.42ff 45 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/317/sichteinlagen-v7.html 46 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S. 169 47 Vgl. http://ebookbrowse.com/geld2-gesamt-2007-pdf-d94057582 S. 44

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Euro Banknote

Von einer Eintauschbarkeit gegen Gold oder Silber ist nicht die Rede. Interessant ist die Kennzeichnung des Copyrights48 auf den Euro Banknoten. Offensichtlich sind diese Geldscheine auch durch das Urheberrecht vor Fälschungen geschützt.

Quelle: Bundesbank49 USA

Diese Banknote trägt folgende Aufschrift: „This note is legal tender for all debts, public and private”, es handelt sich also um ein legales Tilgungsmittel für öffentliche und private Schulden.

Quelle: Wikipedia50

48 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1276/copyright-v5.html 49 Vgl. http://www.bundesbank.de/bargeld/bargeld_banknoten_20euro.php 50 Vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:US20-front.jpg&filetimestamp=20110409161558

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Auf der Rückseite findet sich mit der Aufschrift „In god we trust“ ein religiöser Bezug aber ebenfalls kein Hinweis auf eine Konvertibilität in Gold.

Quelle: Wikipedia51 Nachstehende Abbildung stellt die umgekehrte Pyramide der globalen Liquidität52 (bzw. Mengenverhältnisse) dar.

Quelle: UniCredit Magazine53 Die 9% des globalen BIP bezeichnen hier die M354. Stellt man sich vor, dass Liquidität aus dem oberen Bereich der Pyramide in der Realwirtschaft in Umlauf kommt, ist von einer hohen Inflation auszugehen.

System der Geldschöpfung

Eine verbale Beschreibung der Giralgeldschöpfung findet man unter anderem auch in Wirtschaftslexika55. Auch Gablers Wirtschaftslexikon bestätigt die Giralgeldschöpfung durch Geschäftsbanken56. Im folgenden Beispiel wird die Multiple Giralgeldschöpfung auf der Basis eines Mindestreservesatzes57 von 10 Prozent beschrieben. Bei 10 Prozent werden aus der ursprünglichen Einlage von 1.000 Geldeinheiten theoretisch maximal 10.000 Geldeinheiten. Der Mindestreservesatz aber auch Barabhebungen begrenzt die Möglichkeit zur Giralgeldschöpfung. Der tatsächliche Mindestreservesatz im Euroraum wird per 18.01.2012 von zwei Prozent auf

51 Vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:US20-back.jpg&filetimestamp=20071113112703 52 Vgl. Das Ende des Geldes, Franz Hörmann/Otmar Pregetter, 2011, S. 71 53 Vgl. http://uninews.unicredit.it/en/articles/page.php?id=7942&modality=accessible 54 Vgl. Das Ende des Geldes, Franz Hörmann/Otmar Pregetter, 2011, S. 71 55 Vgl. http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/geldschoepfung/geldschoepfung.htm 56 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/1597/geld-v6.html 57 Vgl. http://www.bundesbank.de/gm/gm_mindestreserven.php

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einen Prozent herabgesetzt58 (also können aus 1.000 Geldeinheiten theoretisch bis zu 100.000 Geldeinheiten werden).

Quelle: Dr. Klaus Zerbs59 Prof. Senf beschreibt ebenfalls wie durch Giralgeldschöpfung aus einem Sockel von Giralgeld ein Vielfaches an Giralgeld aufgebaut werden kann60.

58 Vgl. ebenda 59 Vgl. http://homepage.univie.ac.at/christian.sitte/PAkrems/zerbs/volkswirtschaft_I/beispiele/inf_b01.html 60 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S.167ff

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Geldschöpfung im Einzelnen61

Abbildung: Selbst erstellt in Anlehnung an die Darstellung der Bundesbank62 bzw. Prof.

Hörmann63 Beachte: Das Geld für die Zinsen wird nicht mit erzeugt. Folgerung: Der Bank tatsächlich zurückgezahlt müssen Kreditbetrag € 100.000,-- + Zinsen (z. B. für 25 Jahre) € 100.000,-- In Summe € 200.000,-- Tilgungszahlungen verringern die Forderung der Bank an den Kreditnehmer und verkürzen die Bilanz der Bank wieder. Beispielsweise hat mein Arbeitgeber mein Gehalt überwiesen, womit ich meine Tilgungszahlung leisten kann. Der Buchungssatz für die Tilgungszahlung lautet.

Girokonto Kunde an Kreditforderung64 Analog zur Physik, wo sich Materie- und Antimaterieteilchen gegenseitig annihilieren, heben sich hier Geld und Schuld gegenseitig auf und sind somit beide verschwunden. Damit ich auch die Zinsen bezahlen kann, müssen sich nach mir andere noch höher verschulden, da mit diesen neuen Krediten das Geld für die Zinsen für die alten Kredite überhaupt erst in den Umlauf kommt. Bei den Zinserträgen (in der Regel am Ende jedes Quartals) bucht die Bank:

Kreditforderung an Zinsertrag Dies ist keine Bestandsbuchung sondern erfolgswirksam – es wird dabei weder Geld erzeugt noch vernichtet. Einzelne Wirtschaftssubjekte (natürliche Personen, Unternehmen, Staaten) können sich hier natürlich entschulden (wenn sie es schaffen ein entsprechendes Einkommen zu erwirtschaften).

61 Vgl. GELD UND GELDPOLITIK, Deutsche Bundesbank Eurosystem, Stand: Herbst 2010, S. 67ff, http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_gesamt.pdf 62 Vgl. http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:US20-back.jpg&filetimestamp=20071113112703 S. 69 63 Vgl, Das Ende des Geldes, Franz Hörmann/Otmar Pregetter, 2011, S. 135f 64 Also der umgekehrte Buchungssatz wie zuvor

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Langfristwirkung Theorie und empirisch

Bei der Geldschöpfung durch die Kreditvergabe wird immer nur die Grundschuld erzeugt (im obigen Beispiel € 100.000,--). Das Geld für die Zinsen kommt aber immer erst durch noch später abgeschlossene Kredite in Existenz. Prof. Senf ist daher der Ansicht, dass in Summe die Geldvermögen und die Schulden exponentiell wachsen müssen (auch wenn einzelne Wirtschaftssubjekte natürlich ihre Schulden tilgen können). Zwei Szenarien sind theoretisch denkbar:

Alle Wirtschaftssubjekte (Privatpersonen, Unternehmen, Staaten) beschließen gleichzeitig keine neuen Schulden mehr zu machen („niemand lebt mehr über seine/ihre Verhältnisse“). Dies führt dazu, dass kein weiteres Geld mehr geschöpft wird. Die Zinsen für die bestehenden Kredite werden aber jedes Quartal weiterhin fällig – das Geld dafür wird aber nicht mehr geschöpft (kommt also nicht in Existenz) – daher ist es fraglich wie diese Zinsen weiterhin bezahlt werden sollen. Es ist anzunehmen, dass das gesamte System dadurch kollabiert.

Die Geldmenge und die Schulden wachsen entsprechend einer Exponentialfunktion weiter (vgl. nächste Abbildung).

Quelle: Wissensmanufaktur65 (vgl. bzgl. theoretischer Herleitung auch die

Vorträge von Prof. Bernd Senf) Obige Abbildung zeigt folgendes: Die schwarze Kurve bezeichnet das exponentielle Wachstum der Geldmenge über die Zeit. Die rot punktierte Linie das spiegelbildliche Wachstum der Schulden. Die durchgezogene rote Linie stellt das Wachstum der gesamten Schulden (Grundschuld plus Zinsschuld dar). Würde man zu einem bestimmten Zeitpunkt alles vorhandene Geld dazu verwenden die Schulden zu tilgen, würde die Zinsschuld übrig bleiben. Es ist ersichtlich, dass Geld also keinen positiven Wert darstellt (aus diesem Grund hat sich eine Organisation in England, welche sich mit der Reform des Geldsystems befasst den Namen „Positive Money66“ gegeben. Wie lange ist es theoretisch denkbar eine derartige Entwicklung fort zu führen? Meine Antwort dazu lautet: Solange die in der Realwirtschaft erzielbaren Einkommen ausreichen die Zinsen zu bezahlen bzw. solange die SchuldnerInnen Kredite zur Zinszahlung bekommen.

65 Vgl. http://www.steuerboykott.org/ 66 Vgl. http://www.positivemoney.org.uk/

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Finden sich empirische Daten, welche für die Richtigkeit der oben gemachten Aussagen sprechen?

Folgende Darstellung zeigt die Entwicklung der Geldvermögen und der Schulden in Deutschland im Zeitraum von 1950 bis 2010:

Quelle: http://www.geldsyndrom.de/GeldvermoegenSchuldenStatistik.htm

Die Entwicklung der US-Staatsverschuldung von 1940 bis 2010 stellt sich folgendermaßen dar:

Quelle: http://www.brillig.com/debt_clock/faq.html

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Spannend ist, dass unterschiedlichste Quellen für verschiedene Staaten stets ein ähnliches Bild ergeben. Gibt man den Suchbegriff „Staatsverschuldung“ in die Google Bildersuche ein, erhält man stets Graphiken mit einem exponentiellen Verlauf. Ist eine Google Recherche auch kein Vorgehen, welches wissenschaftlichen Prinzipien entspricht, so erhält man dennoch ein interessantes Indiz zur exponentiellen Entwicklung der Verschuldung.

Auswirkungen auf Einzelne

Prof. Senf beschreibt in seinen Arbeiten einen, im verzinsten Geldsystem innewohnenden, Umverteilungsmechanismus. Da in den Preisen kalkulatorisch Zinsen enthalten sind, bezahlt man solche wann immer man für eine Ware oder Dienstleistung bezahlt67 (auch wenn man selbst keine Schulden hat). Laut Prof. Senf gibt es keine offiziellen Angaben über die Zinsanteile in den Produktpreisen. Er bezieht sich in seinem Buch auf Schätzungen von Helmut Creuz68. Diese Schätzungen reichen von 12% (für Müllabfuhrgebühren) bis zu 77% für Mieten69. Derartige Überlegungen scheinen aus folgenden Gründen schlüssig:

Üblicherweise sind Unternehmen auch mit Fremdkapital finanziert. Auch wenn für Lieferverbindlichkeiten oft keine Zinsen anfallen (z. B. bei Gewährung eines zweiwöchigen Zahlungsziels), sind für Bankkredite und Bankdarlehen natürlich Zinsen zu entrichten.

Gleiches gilt für die Lieferanten des Unternehmens entlang der Supply Chain. Somit werden Unternehmen in den Einstandspreisen enthaltene Zinsen durch Lieferanten bereits verrechnet.

Für gewöhnlich erwarten die Eigenkapital GeberInnen ebenfalls eine entsprechende Verzinsung des eingesetzten Kapitals (Aktionäre beispielsweise eine Dividende)

In den in den Preisen einkalkulierten Löhnen sind partiell ebenfalls Zinsen enthalten, wenn Mitarbeiterinnen Teile ihres Lohnes dazu verwenden Zinsen für Privatkredite zu decken.

Die in den Preisen enthaltenen Verbrauchsteuern (z. B. USt) enthalten ebenfalls eine Zinslast, da der Staat Teile seiner Steuererträge dazu verwendet um Zinsen für die Staatsverschuldung zu tragen. Gleiches gilt aber auch für Lohn-, Einkommens- oder Körperschaftssteuer. Mit Abgaben an die Gemeinde werden u. a. deren Zinslasten für deren Verbindlichkeiten finanziert.

Für Sozialversicherungsbeiträge gelten ähnliche Überlegungen (bezüglich der Verbindlichkeiten der Sozialversicherungsträger).

Um den Umverteilungsmechanismus deutlicher herauszuarbeiten wird im Folgenden die Situation anhand von drei fiktiven Personen dargestellt. Herr Normalo,

hat keine Schulden, verdient € 1.800,-- monatlich (14 mal per anno, davon spart er jeweils € 100,--) und hat ein Sparbuch zu 2% mit € 10.000,-- Einlage – Nettozinsertrag € 150,-- per anno

Ist er ein Gewinner des Systems? Nahezu jedes Unternehmen arbeitet mit Fremdkapital wofür Zinsen zu zahlen sind. Diese sind in Preisen einkalkuliert (angenommen 30% aller Preise). Herr Normalo verkonsumiert jährlich € 23.800,-- mal 30% = € 7.140,-- minus € 150,-- ergibt einen Verlust von € 6.990, --

67 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S.95ff 68 Vgl. http://www.helmut-creutz.de/ 69 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S.97

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Frau Wohlstand,

hat keine Schulden, verdient netto € 70.000,-- jährlich, davon verkonsumiert sie € 50.000,--. Der Wert ihrer Assets beträgt € 500.000,--, diese erbringen eine Nettorendite von 3%. – Nettozinsertrag € 15.000,-- per anno

Ist sie eine Gewinnerin? Rechnet man damit, dass sich in allen Preisen 30% an Zinsen verbergen, er gibt sich für Frau Wohlstand eine Zinsbelastung von € 15.000,-- (= € 50.000,-- mal 30%). In Summe ergibt sich für sie somit eine schwarze 0. Herr Superreich,

hat keine Schulden, verdient netto € 1.000.000,-- jährlich, davon verkonsumiert er € 250.000,--. Der Wert seiner Assets beträgt € 100.000.000,--, diese erbringen eine Nettorendite von 3%. – Nettozinsertrag € 3.000.000,-- per anno

Gewinnt er?

Rechnet man damit, dass sich in allen Preisen 30% an Zinsen verbergen, ergibt sich für Herrn Superreich eine Zinsbelastung von 75.000,-- (= € 250.000,-- mal 30%). In Summe ergibt sich ein Gewinn von € 2.925.000, --. Aus dem Gesagten kann man schlussfolgern, dass all jene, deren Geldvermögen unter einer gewissen Summe liegt (die genaue Höhe dieser Summe hängt vom Konsumverhalten und realisierten Anlagerenditen ab) diejenigen finanziert, deren Geldvermögen eben darüber liegt70.

Sind 30% Zinsen in den Preisen realistisch?

Um einen eigenen Eindruck zu bekommen – und nicht nur von den Schätzungen anderer abhängig zu sein – habe ich versucht dazu eine Rechnung anzustellen. Dies ist nur eine grobe Überschlagsrechnung (aus Datenmangel), die beiden Stellen hinter dem Komma gilt es also nicht über zu bewerten. Summe Zinserträge aller Banken in der BRD im Jahr 200871: € 432.700.000.000,-- Private Konsumausgaben in der BRD im Jahr 200872: € 1.413.220.000.000,-- 432.700.000.000,--/1.413.220.000.000,--x100 = 30,62%

70 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S.98ff 71 Vgl. http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/mba/2009/200909mba_ertragslage.pdf S 38 72 Vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/SharedContent/Oeffentlich/B3/Publikation/Jahrbuch/StatistischesJahrbuch,property=file.pdf S 619

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Reale Verteilung der Vermögen

Postuliert man einen derartigen Umverteilungsmechanismus, sollte es dafür empirische Belege geben. Deutschland

Quelle: Deutsches Institut der Wirtschaft73 Österreich

Quelle: Arbeiterkammer74

73 Vgl. http://www.ag-gwo.de/Plakate/pdf/Vermoegensverteilung.pdf 74 Vgl. http://www.arbeiterkammer.com/bilder/d155/B_2011_Vermoegenssteuer_NEU.pdf

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Spannend ist es auch die Entwicklung der Ungleichverteilung des Geldvermögens im Zeitablauf zu betrachten. Zielführend ist es dabei als Ausgangspunkt eine Währungsreform zu verwenden. Bei der Währungsreform in der BRD im Jahr 1948 startete man mit einem Kopfbetrag von DM 60,--75 (Umtausch RM in DM im Verhältnis 1:1). Abgesehen von Ausnahmen für Unternehmen (DM 60,-- pro ArbeitnehmerIn76) kann man somit von einer relativen Gleichverteilung der Geldvermögen in der Bevölkerung ausgehen.

Quelle: Harald Wozniewski77 Die Graphik zeigt die Verteilung der Geldvermögen in Deutschland (links: ärmstes Prozent der Geldvermögen, rechts: reichstes Prozent). Von vorne nach hinten ist der Zeitablauf (beginnend mit der Währungsreform 1948 bis heute) dargestellt. Die Frage ist wie lange eine Gesellschaft dies aushält?

75 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/4363/waehrungsreform-v11.html 76 Vgl. ebenda 77 Vgl. http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/geldfluss.htm

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Schlussfolgerungen

Das bestehende Geldsystem ist nicht nachhaltig, da es alle paar Jahrzehnte kollabiert (Dirk Müller spricht vom „Reset“ der alle paar Jahrzehnte kommen muss, bei dem Vermögen von oben nach unten umverteilt werden7879)

Es enthält einen integrierten Umverteilungsmechanismus von Arm bzw. Fleißig zu Reich

Es ermöglicht Geschäftsbanken die Giralgeldschöpfung

Giralgeld = Quasigeld d. h. kein gesetzliches Zahlungsmittel80

Diese haben Seniorage (Geldschöpfungs) Gewinn

Tendenz zum prozyklischen Verhalten. Bei guter Konjunktur werden Kredite großzügig vergeben, da man annimmt, dass diese nicht notleidend werden. Bei schlechter Konjunktur ist die Kreditvergabe der Geschäftsbanken entsprechend restriktiv

Hier noch ein Gedankenspiel zum Thema Zinseszinssystem – bekannt auch als Josefspfennig81 Nehmen wir an, dass der heilige Josef im Jahre 0 für Jesus ein Sparbuch mit einem Cent zu 5% (bei einer Bindung von 2000 Jahren wäre das denkbar) bei der Sparkasse in Judäa veranlagt. Im Jahr 2000 marschiert Jesus zur Sparkasse um sich die Zinsen nachzutragen und sich das Geld auszahlen zu lassen. Die Sparkasse erklärt sofort die Insolvenz. Warum? Sie müsste einen Geldbetrag auszahlen, welcher wertmäßig mehreren Milliarden Weltkugeln aus purem Gold entspricht82.

Formel für die Zinseszins Berechnung83: Kt=K0x(1+i)t Bei einfacher Verzinsung (es wird nur jeweils die Basis von einem Cent verzinst) ergibt sich nach 2000 Jahren nur ein Guthaben von einem Euro und einem Cent.

78 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=zYOhppNP5qU 79 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=EXiRIID3JF0 80 Vgl. oben 81 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=-D4utjY7E4o 82 Vgl, Das Ende des Geldes, Franz Hörmann/Otmar Pregetter, 2011, S. 73f 83 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/3637/zinseszinsen-v8.html

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Alternative:

Ältere Ansätze - Currency Theory

Z. B. Vollgeldsystem 1. Schöpfung von Geld (Bargeld und unbare Geldguthaben – werden gesetzliche

Zahlungsmittel) nur durch die Zentralbank84 2. Geld schuldenfrei (ohne Zins und Tilgung) durch öffentliche Ausgaben in

Umlauf bringen 3. Die Giralgeldschöpfung durch die Banken unterbinden

Vgl. Prof. Dr. Joseph Huber85 Schwund- bzw. Freigeldsystem:

Der Grundgedanke des Freigeldes ist es, das Horten von Geld86 zu verhindern um zu gewährleisten, dass das Geld in Umlauf bleibt. Dies soll ein Schrumpfen des BIP und somit Arbeitslosigkeit verhindern. Damit das Geld den Waren nicht überlegen87 ist (vgl. Wertbeständigkeit verderblicher Lebensmittel mit jener von Gold oder Geld88) soll es quasi rosten. Bewerkstelligt soll dies mit einer Umlaufgebühr (Analog etwa zu Parkgebühren in Innenstädten) werden. Prof. Senf zieht dazu auch einen Vergleich zu den „Brakteaten“ im Mittelalter89. Das Wunder von Wörgl – Silvio Gesell90

Basierend auf den Arbeiten von Silvio Gesell91 wollte der damalige Bürgermeister von Wörgl Michael Unterguggenberger auf regionaler Ebene die hohe Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Armut bekämpfen. Für sein Experiment hat er es geschafft, die Mehrheit im Gemeinderat zu bekommen. Es wurden sogenannte Arbeitswertscheine (gedeckt durch einige tausend Schillinge) in Umlauf gebracht. Damit diese Scheine ihre Gültigkeit behalten, musste monatlich eine Wertmarke aufgeklebt werden. So wurde das Konzept des Schwundgeldes (Geld welches rostet) realisiert. Horten sollte verhindert und eine hohe Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gewährleistet werden. In Umlauf wurden die Arbeitswertscheine so gebracht, indem die Gemeinde damit öffentliche Bauprojekte finanzierte. Dies hatte zum Ergebnis, dass die Arbeitslosigkeit in Wörgl sich innerhalb kürzester Zeit signifikant verringerte. Das Experiment erregte sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene großes Interesse. Als weitere österreichische Gemeinden dieses System ebenfalls implementieren wollten, wurde das Wörgler Experiment von der Nationalbank untersagt.

84 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S. 168f 85 Vgl. http://www.soziologie.uni-halle.de/huber/publikationen.html#a11 86 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S. 38f 87 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S. 41 88 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S. 40 89 Vgl. Der Nebel um das Geld, Bernd Senf, 2009, S. 33f 90 Vgl. http://www.vivomondo.com/de/rathaus/woergl/wissenswertes/geschichte/michael_unterguggenberger_biographie/das_experiment_von_woergl/der_arbeitswertschein 91 Vgl. http://userpage.fu-berlin.de/roehrigw/gesell/nwo/

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Damit dieser Arbeitswertschein über den Betrag von einen Schilling seine Gültigkeit behielt, musste pro Monat eine Wertmarke („Notabgabe“) von einem Groschen geklebt werden. Somit ergibt sich eine jährliche Entwertung (Schwund) in der Höhe von 12%.

Quelle: Unterguggenberger Institut Wörgl92 Bei den Ansätzen zu Vollgeld (100% Money) und Freigeld handelt es sich im Wesentlichen um Konzepte aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Abschließend werden neuere Ansätze noch kurz angemerkt.

92 Vgl. http://www.unterguggenberger.org/page.php?id=54

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Neuere Ansätze Prof. Dr. Franz Hörmann93

Bezüglich der beiden ökonomischen Fragestellungen des Produzierens und des Konsumierens sieht Hörmann die wesentliche Problematik darin begründet, dass beides in einem Geldkreislauf miteinander verknüpft ist. Geld stellt für ihn eine Verteilungsregel innerhalb der Gesellschaft dar. Im bestehenden Geldsystem sieht er keine Möglichkeit für eine echte Demokratie. Die Entscheidung über das Geldsystem ist für ihn eindeutig eine politische Entscheidung. In den bestehenden Systemen sieht er eher eine Plutokratie. Folgende Aussage macht er zur Demokratie: „Demokratie beginnt mit einem demokratischen Geldsystem“. Eine weitere Problemstellung sieht er in der Rechtspersönlichkeit von Kapitalgesellschaften und Konzernen94. Zeitgeist Bewegung95, Venus Project96 – Resource Based Economy

Die grundlegende ökonomische Frage, die von der Zeitgeistbewegung gestellt wird ist folgende: „Wie können mit den vorhandenen Ressourcen die Bedürfnisse der Menschen nachhaltig befriedigt werden?“. Es kann durchaus von einer gesellschaftlichen Utopie entsprochen werden – soll hier doch Geld auf der Müllhalde der Geschichte entsorgt werden. Das grundlegende Konzept (die Utopie) wird im Film „Zeitgeist: Moving Forward97“ (deutschsprachige Synchronisation98) vorgestellt.

93 Vgl. http://www.wu.ac.at/taxmanagement/Institut/Mitarbeiter/Hoermann/new2006/index.html 94 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=dADLUguroSs 95 Vgl. http://thezeitgeistmovement.com/ 96 Vgl. http://www.thevenusproject.com/ 97 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=4Z9WVZddH9w 98 Vgl. http://www.youtube.com/watch?v=AQNktvqGkkQ

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Literatur zum Vollgeldsystem99

Gocht, Rolf 1975: Kritische Betrachtungen zur nationalen und internationalen Geldordnung, Berlin: Duncker & Humblot. Fischer, Irving 2007 (zuerst 1935): 100% Geld, Kiel: verlag für sozialökonomie. Huber, Joseph und Robertson, James 2008: Geldschöpfung in öffentlicher Hand. Wege zu einer gerechten Geldordnung im Informationszeitalter, Kiel: Gauke Verlag. Engl. Original 2000: Creating New Money. A monetary reform for the information age, London: The New Economics Foundation. – Japanische Ausgabe 2002. Huber Huber Joseph 2004: Reform der Geldschöpfung. Wiederherstellung des staatlichen Geldregals durch Vollgeld, zeitschrift für sozialökonomie, 41. Jg, 142. Folge, Sep 2004, 13–21. Ders. 1998: Vollgeld Beschäftigung Grundsicherung und weniger Staatsquote durch eine modernisierte Geldordnung, Berlin: Duncker & Humblot.

Infomaterial

Links http://www.monetative.de/ http://www.wu.ac.at/taxmanagement/Institut/Mitarbeiter/Hoermann/new2006/index.html http://www.soziologie.uni-halle.de/huber/publikationen.html http://www.wissensmanufaktur.net/ http://www.berndsenf.de/ http://www.positivemoney.org.uk/ Vorträge http://www.dailymotion.com/video/x75y6c_prof-bernd-senf-tiefere-ursachen-de_news http://www.dailymotion.com/video/x7izu3_tiefere-ursachen-der-weltfinanzkris_news#rel-page-1 http://www.dailymotion.com/video/x7ospj_prof-bernd-senf-weltfinanzkrise-3-n_news#rel-page-2 http://www.dailymotion.com/video/x8bq4x_prof-bernd-senf-krise-4-borsenfiebe_tech#rel-page-3 http://www.dailymotion.com/video/x9anq8_geldschopfung-in-offentliche-hand-p_news http://www.ustream.tv/recorded/18392517 Sonstiges http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/443668_beckmann/8599096_europa-am-abgrund-wie-sicher-ist-unser-geld-?buchstabe=B

99 Vgl. http://www.soziologie.uni-halle.de/huber/docs/geldordnung-ii-reform-der-geldschoepfung-durch-vollgeld-mai-09.pdf