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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung und Individualisierung als Grundlage für Ansätze der Erwachsenenbildung
Manfred Zentner Donau-Universität Krems, Department für Migration und Globalisierung Pädagogische Hochschule Niederösterreich PEYR – Pool of European Youth Researchers
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Intro – die Schlagzeilen
• Junge Erwachsene – Jugendlich und gleichzeitig erwachsen? • Das Setting: Werte – Vernetzung – Migration • Vom Individuum in den Institutionen • Ästhetik des Seins: Investing and Empowerment • Schöne neue Medienwelt • Bildung vs. Arbeit – who is in charge? • Selbstdarstellung im jugendkulturellen Umfeld • Schlussfolgerung für Erwachsenenbildung
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Wer will schon erwachsen sein?
• Jugendkult heißt keineswegs, dass es Jugendliche heute leichter hätten als früher.
• Erwachsen-Werden heißt: 8 Eigene Persönlichkeit bilden 8 Ausbildung abschließen und in den
Arbeitsmarkt eintreten. 8 Haushalt der Eltern (Familie) verlassen und
eine eigenen bilden 8 Partnerschaft resp. sexuelle Identität 8 Autonomie
• Die Jugendphase beginnt früher und endet später.
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Gesellschaftlicher Wandel
• Verschwinden der unumstößlichen Wahrheiten: Welterklärungsmythen (Politik, Religion, etc) werden durch Diskurs ersetzt.
• Richtungsoffenheit: Grundidee der Moderne war der Fortschritt und die damit verbundene Verbesserung, jetzt ist Skepsis angesagt
• Risikogesellschaft: eine Reihe nicht beeinflussbarer Gefahren bedrohen alle Menschen - Klimakatastrophe
• Neugewichtung von Arbeit und Freizeit: Identitätsfindung in der Leistungsgesellschaft
• Globalisierung und Netzwerke: neue Formen der Verbundenheit
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Globalisierung und die transkulturelle Realität
• alltägliches Leben und Handeln in Netzwerken • “Ortlosigkeit” von Gemeinschaft, Arbeit und Kapital • Wahrnehmung des transkulturellen Anderen im eigenen
Leben • ökonomische Konzentration unabhängig von Staaten • transnationale Kultur- und Medienindustrie
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Migration 2.0
• Migration hieß bisher: dauerhafte Veränderung des Lebensmittelpunktes, oft mit einer Grenzüberschreitung verbunden, und mit einem Wechsel des sozialen und kulturellen Bezugssystems.
• Neu ist: transnationaler, transkultureller Austausch, der durch das Nicht-Abbrechen der Beziehungen zur Herkunftskultur (im Herkunfts- und im Aufnahmeland), durch Pendeln, durch Mobilität unterstützt wird.
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Institutionen werden in Frage gestellt
• Nicht alle gleich behandeln, sondern individuelle Bedürfnisse und Rahmenbedingungen sollen berücksichtigt werden.
• Selbstverwirklichung und Individualität scheinen in den Institutionen nicht möglich und durch sie beschränkt.
• Angst vor dem Verlust von freien Entscheidungs-möglichkeiten in den Institutionen.
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Das Individuum wird zentraler Bezugspunkt
• Die einzelnen Individuen stellen sich in den im Mittelpunkt, freigesetzt aus den traditionellen Gruppen.
• Die einzelnen gewinnen neue Freiheiten, aber traditionelle Sicherheiten gehen verloren.
• Individualität als Pflicht: Erfinde dich täglich neu - ohne Modell oder Vorbild
• Neue Gemeinschaftsformen entstehen, die aber nicht durch strikte Bindungen, sondern durch gemeinsame Interessen, charakterisiert sind.
• à Ästhetisierung des Lebens und Inszenierung von Zugehörigkeit.
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Lebensstile als Gruppenkennzeichen
• Übergang vom Massenkonsum zur individuellen, identitätsverstärkenden Aneignung ästhetisch aufgeladener Markenartikel.
• Lebensstile zeigen sich 8 Expressives Verhalten:
Freizeitaktivitäten, Konsum 8 Interaktives Verhalten: Geselligkeit,
Heiratsverhalten, 8 Kognitives Verhalten: Wahrnehmung 8 Evaluatives Verhalten: Wertorientierung
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Wichtiger als die Dinge selbst ist die Art und Weise wie sie arrangiert sind. Die Form kommt vor dem Inhalt.
„Die spezifisch ästhetische Lust bezieht sich beispielsweise auf das Arrangement von Speisen – statt auf deren Substanz, oder den Vollzug der Liebe statt der Triebbefriedigung, oder auf die Form der Rede – anstelle dessen Inhalt.“ (Wolfgang Welsch, Grenzgänge der Ästhetik)
Objekte werden mit „magischen Kräften“ ausgestatten: Fetischbildung
Ästhetisierung der Gesellschaft
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Selbstvermarktung in der Konsumgesellschaft
• Konsum als Kultivierung des Lebens, Leben als Inszenierung der Schönheit.
• „Die Aufgabe des Konsumenten und das Hauptmotiv, das sie dazu bringt, unablässig dem Konsum zu frönen, ist folglich die Aufgabe, sich aus der grauen und langweiligen Unsichtbarkeit und Nichtigkeit empor zu stemmen […].“
• „Konsum ist eine Investition in alles, was für den „sozialen Wert“ und das Selbstwertgefühl des Individuums von Bedeutung ist.“
• Konsum wird zur Selbstverwirklichung und Selbstvermarktung!
Bauman, Zygmunt: Leben als Konsum, Hamburg 2009
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Auf(ge)wachsenen in der neuen Mediengesellschaft
• Ominpräsenz der Information • User-created content • Konvergenz der Medien • Smartphones machen neue
Mediennutzung möglich • „Virtualität“ als
Hauptbestandteil der Realität • Netzwerkgesellschaft führt zu
parallelen Machtstrukturen, Kontroll- und Befreiungsmechanismen.
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Vermischung von privatem und öffentlichem Ich
• Spiel mit der Identität on- und offline. • Berufliche Nutzung der „Virtualität“. • Zusammenführen von Privatem und
Öffentlichkeit. • Verschiedene Facetten der
Persönlichkeit werden dargestellt und sind immer gleichzeitig vorhanden .
age: 43 gender: Female about me: here to vote not single ....thank you I appreciate all your votes
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„Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung.“ (Dieter Hildebrandt)
Neubewertung der Bildung
• Markt der Bildungsinstitutionen: Bildung findet auch woanders statt.
• Bildung ist ziel- und auf den Nutzen gerichtet – und dieser Nutzen heißt: Beschäftigungsfähigkeit.
• Bildungsdilemma: Ohne gute Ausbildung hat man keine Chance auf einen Job, mit ihr aber keine Garantie!
• Bildungskarrieren werden in immer jüngeren Jahren geplant.
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Bildung und Arbeitsmarkt – Übergänge?
• Übergänge sind nicht mehr einmalige Ereignisse – das kann recht kompliziert werden: 8 Von der Schule in den Beruf und auch
wieder gleich in die weiterführende Ausbildung
8 Übersiedlung in andere Berufsfelder, in andere Städte/Länder,
8 neue Arbeitswelten, neue Familienwelten?
8 Leben und arbeiten im www?
• Mobilität ist ein Eliteprojekt – Flexibilität das Muss für alle?
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Selbstdarstellung und Identitätsfindung in Jugendkulturen
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Trendsetter Early adopter
Early majority Late majority
Latecomer
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Der Weg der kulturellen Innovation
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Erwachsenenbildung – wie geht es weiter?
• Alternative zu formalem Bildungssystem? • Selbstdarstellung ermöglichen und fördern! • Image der Kunden/innen überträgt sich auf Image der Anbieter und
umgekehrt. 8 Zielgruppenmarketing und Steuerung
• Zielgruppe „junge Erwachsene“: mobil, flexibel, wenig Zeitbudget, vernetzt, ständig online
• Investition in den Marktwert: Sprachen – MINT – Selbstdarstellung
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Literaturhinweise
• Bauman, Zygmunt: Flüchtige Moderne, Frankfurt/Main 2003 • Bauman, Zygmunt: Leben als Konsum, Hamburg 2009 • Bourdieu, Pierre: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt/
Main 1986 • Großegger, B. / Heinzlmaier, B.: Die neuen Vorbilder der Jugend, Wien 2007. • Großegger / Heinzlmaier: Jugendkulturguide. Wien 2002 (vergriffen, download möglich auf
www.jugendkultur.at) • Hitzler, R. / Bucher, T. / Niederbacher, A.: Leben in Szenen. Formen jugendlicher
Vergemeinschaftung heute. Wiesbaden 2005, 2., aktualisierte Auflage • Einwanger, Jürgen (Hrsg.): Mut zum Risiko, München 2007 • Lauenberg Frank: Jugendszenen und Authentizität, Zürich – Berlin 2008 • Müller, Hans-Peter: Sozialstruktur und Lebensstile. Der neuere theoretische Diskurs über
soziale Ungleichheit, Frankfurt/Main 1990 • Zentner, Manfred: Jugendliche zwischen Individualisierung und Gemeinschaft. In Erziehung
und Unterricht, 9-10/2011, 824-832. Internet • www.jugendkultur.at • Dortmund (Hitzler): www.jugendszenen.com • Archiv der Jugendkulturen, (Klaus Farin): www.jugendkulturen.de • Jugendministerium: www.bmwfj.gv.at (Bereich Jugend)
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Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter der Globalisierung Zukunftsforum 2014, Bozen, 02.Juli 2014
Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit! Lebenswelten junger Erwachsener im Zeitalter von Globalisierung und Individualisierung
Manfred Zentner
[email protected] Donau-Universität Krems, Department Migration und Globalisierung Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30 3500 Krems www.donau-uni.ac.at/mig