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Juli 2014
„Das autistische Kind gibt es nicht.
Jedes autistische Kind ist anders.
Jedes autistische Kind ist eine neue
Herausforderung für die Lehrkraft.“
(zitiert nach: Schuster, 2011)
Leitfaden Autismus
BFZ Albert-Schweitzer-Schule
AG ‚Autismus-Spektrum-Störungen‘
Schule mit Förderschwerpunkt Lernen – Sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum
Passauer Straße 48 Tel: 06134 5669712 Email: [email protected] 55246 Mainz-Kostheim Fax: 06134 5669717 www.albert-schweitzer-schule-wiesbaden.de
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ................................................................................................... 2
2 Nachteilsausgleich / Rechtliche Grundlagen ............................................... 2
2.1 Rechtsquellen: ................................................................................................................ 3
2.2 Wie sieht ein Nachteilsausgleich für einen Autisten konkret aus? ................................ 3
3 Diagnostik .................................................................................................. 5
4 Beratung .................................................................................................... 6
4.1 Elternberatung ................................................................................................................ 6
4.2 Lehrerberatung ............................................................................................................... 6
5 Förderbereiche ........................................................................................... 6
5.1 Arbeitsverhalten ............................................................................................................. 6
5.1.1 Gestaltung des Klassenraums/Sitzordnung ........................................................... 6
5.2 Psychische und soziale Bedürfnisse ................................................................................ 7
5.2.1 Eindeutigkeit .......................................................................................................... 7
5.2.2 Ungeteilter Kontakt ............................................................................................... 7
5.2.3 Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit .................................................................... 7
5.2.4 Schutz .................................................................................................................... 8
5.3 Kommunikation ............................................................................................................... 8
5.3.1 Tipps ...................................................................................................................... 8
5.3.2 Auffälligkeiten in der Kommunikation ................................................................... 9
5.4 Motorik ......................................................................................................................... 10
5.5 Wahrnehmung .............................................................................................................. 10
5.5.1 Auffälligkeiten beim Hören .................................................................................. 11
5.5.2 Auffälligkeiten beim Sehen .................................................................................. 11
5.5.3 Auffälligkeiten beim Riechen, Schmecken und Tasten ........................................ 12
6 Adressliste „Autismus“ ............................................................................. 13
7 Internetverweise ...................................................................................... 16
8 Literaturliste ............................................................................................. 17
Schule mit Förderschwerpunkt Lernen – Sonderpädagogisches Beratungs- und Förderzentrum
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1 Einleitung
Im Rahmen der Inklusion werden immer mehr Kinder mit einer Autismus - Spektrum -
Störung in der allgemeinen Schule beschult. Das Fachteam „Inklusive Beschulung“ der
Albert-Schweitzer-Schule hat daher einen Leitfaden zum Thema „Autismus“ erstellt, der
sowohl Lehrkräfte des Beratungs- und Förderzentrums, als auch Regelschullehrkräfte in
diesem Bereich unterstützen kann.
Autismus beschreibt eine besondere Form des Verhältnisses von Menschen zur
Wirklichkeit. Zu den autistischen Syndromen bzw. zu den Autismus - Spektrum - Störungen
werden das Asperger Syndrom, der Frühkindliche Autismus (Kanner Syndrom) und
atypische Autismusformen. oder tiefgreifende, nicht-spezifizierte Entwicklungsstörungen
gezählt. Bei den autistischen Syndromen liegen Beeinträchtigungen der Kommunikation
und der sozialen Interaktion vor. Die Kinder weisen in unterschiedlichem Maße ein
stereotypes, repetitives Verhalten auf und/ oder haben bestimmte Sonderinteressen.
Menschen mit autistischen Syndromen benötigen meist über längere Zeit und oft sogar das
gesamte Leben Unterstützung und Betreuung.
2 Nachteilsausgleich / Rechtliche Grundlagen
In der Anwendung des Nachteilsausgleichs bei Schüler/innen mit Autismus-Spektrum-
Störungen wird die Beeinträchtigung im Sinne einer Behinderung verstanden und
entsprechend umgesetzt.
Gesetzliche Grundlagen sind
Art.3 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetztes: „Niemand darf wegen seiner Behinderung
benachteiligt werden“
Eine allgemeine Regelung zum Nachteilsausgleich enthält der §126 SGB IX, (1) „Die
Vorschriften über Hilfen für behinderte Menschen zum Ausgleich
behinderungsbedingter Nachteile oder Mehraufwendungen (Nachteilsausgleich)
werden so gestaltet, dass sie unabhängig von der Ursache der Behinderung der Art
oder Schwere der Behinderung Rechnung tragen.
Auf Länderebene die Verordnung zur Gestaltung des Schulverhältnisses, die
entsprechende Ausführungsbestimmungen regelt.
Grundsätzlich gilt:
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Der Nachteilsausgleich dient der Kompensation der durch die Behinderung
entstandenen Nachteile.
Er beinhaltet keine Bevorzugung des jeweiligen Schülers.
Differenzierte organisatorische und methodische Angebote dienen dazu, die
Behinderung angemessen zu berücksichtigen.
Die fachlichen Anforderungen dürfen nicht geringer bemessen werden und müssen
sich am jeweiligen Bildungsgang orientieren.
Die Gewährung des Nachteilsausgleichs ist nicht gekoppelt an einen
festgeschriebenen Anspruch auf sonderpädagogische Förderung, eine Autismus-
Spektrum-Störung Diagnose ist ausreichend.
Der Nachteilsausgleich wird von den Eltern beantragt.
Über Art und Umfang eines zu gewährenden Nachteilsausgleichs entscheidet die
Schulleiterin nach Anhörung der Klassenkonferenz. Art und Umfang des
Nachteilsausgleichs werden im individuellen Förderplan festgehalten.
Bei lernzieldifferentem Unterricht werden die Schüler/innen nach den entsprechenden
Lehrplänen für Lernhilfe oder für geistige Entwicklung gefördert.
2.1 Rechtsquellen:
Behindertengleichstellungsgesetz 27.04.2002
Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz 14.08.2006
Achtes Buch Sozialgesetzbuch Kinder und Jugendhilfe Art. 1 26.06.1990
HschG 14.06.2005 zuletzt geändert am 18.12.2012
Verordnung über die Sonderpädagogische Förderung von Schülerinnen und Schülern
mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen (VOSB) vom 15.05.2012, geänd. durch VO
vom 19.03.2013 (ABl. 05/13, S. 222)
Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.06.2000 Empfehlungen zur Erziehung
und Unterricht für Kinder und Jugendlichen mit autistischem Verhalten.
2.2 Wie sieht ein Nachteilsausgleich für einen Autisten konkret aus?
Zeitliche, inhaltliche und räumliche Struktur in Prüfungssituationen kann individuell
angepasst werden; z.B. Verringerung von inhaltlich gleichen Aufgaben, Bereitstellung
eines separaten Raumes, Auszeiten während der Prüfung.
Spezielle Arbeitsmittel; z.B. Einmaleins Tabelle, Computer, individualisierte
Arbeitsblätter
Einzel- statt Gruppenarbeit und Verzicht auf mündliche Vorträge des Schülers.
Reizarmer Arbeitsplatz; z.B. Einzeltisch
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Strukturierung/ Ritualisierung des Schultages; z.B. Piktogramme und Tagesplan in
Arbeitsphasen, individuelle Pausengestaltung (Rückzugsmöglichkeiten), klar
gekennzeichnete Arbeitsmaterialien
Aufgabenstellungen immer visualisieren und einzelne vorgeben anstatt im Block.
Verzicht auf Mitschrift von Tafeltexten ( Aushändigen als Kopie)
Sachbezogene Inhalte bei Aufgabenstellungen anstatt Interpretation von
zwischenmenschlicher Interaktion und kreativer Aufgabenstellung.
Im Sport Schwerpunkt auf Individualsportarten legen. Bei Notwendigkeit teilweise oder
vollständige Befreiung.
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3 Diagnostik
Folgende Verhaltensweisen können, wenn sie verstärkt auftreten, für den Verdacht einer
Störung aus der Autismus–Spektrum-Störung sprechen:
Wenn Verdacht auf eine Autismus-Spektrum-Störung besteht, sollten folgende diagnostische
Schritte eingeleitet werden:
Verdacht wird mit Eltern besprochen, welche dann einen Facharzt (Neurologen oder
Kinder- und Jugendpsychiatrie) kontaktieren (s. Adressliste)
Facharzt diagnostiziert ggf. Autismus-Spektrum-Störung
Eltern informieren die Regelschule über die Ergebnisse der Diagnostik
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Auf Grundlage der Diagnostik können sowohl schulische als auch außerschulische
Hilfemaßnahmen (Förderplan, Nachteilsausgleich, VM, ggf. förderdiagnostische
Stellungnahme, Therapie, Beratung) individuell eingeleitet werden.
4 Beratung
4.1 Elternberatung
Empfehlung der Kontaktaufnahme zu Team Autismus.
Beantragung von Integrationshelfer beim Amt für Soziales anraten
4.2 Lehrerberatung
Bei Notwendigkeit Kontaktaufnahme mit Brückenschule oder Landesfachberater
Autismus (Hellen Keller Schule Rüsselsheim)
gegebenenfalls BFZ-Antrag für Brückenschule stellen.
5 Förderbereiche
5.1 Arbeitsverhalten
5.1.1 Gestaltung des Klassenraums/Sitzordnung
Klare, gleich bleibende Strukturen
Ein Kind mit Autismus Spektrum Störung fühlt sich leicht von einem Sitznachbarn
bedrängt → oft ist es leichter, alleine zu sitzen
Ein hoher Geräuschpegel ist für ein autistisches Kind oft noch störender als für ein
Regelschulkind.
Menschen mit Autismus brauchen Ordnung und Struktur in allen schulischen Angeboten
Rituale (fester Stundenplan, visualisiert an der Wand – immer gleiche Art des
Stundenanfangs )
Strukturierung des Raumes: klare Abgrenzung der Bereiche
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Strukturierung der Zeit: Zeit sichtbar machen mit Eieruhr, Time-Timer
Verwendung von Plänen
durchgängige Farben für die verschiedenen Fächer (z.B. Deutsch = rot)
eine Aufgabe nach der anderen stellen
Gestaltung von Arbeitsblättern: Klare Hinweise sollen das hervorheben, was für den
Schüler wichtig ist, keine störende Hintergründe, kein Zuviel an Informationen
Die Aufmerksamkeit kann oft nur auf eine Sache gerichtet werden (z.B. nicht
gleichzeitig malen und Musik hören)
Menschen mit Autismus denken eher in Bildern als in Worten → neben verbalen
Instruktionen zusätzliche visuelle Hilfen geben
Visualisierungen
Einsatz von Anschauungsmaterialien
Menschen mit Autismus haben oft eine verlängerte Reaktionszeit
5.2 Psychische und soziale Bedürfnisse
5.2.1 Eindeutigkeit
Besonders in der Sprache, in den Anweisungen, in den Signalen und in den
Kontaktangeboten
Keine Ironie oder Sarkasmus in der Sprache gebrauchen, keine bildhafte Sprache
verwenden
Klare, eindeutige Regeln aufstellen
5.2.2 Ungeteilter Kontakt
Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben ein starkes Bedürfnis nach
einem ungeteilten und eindeutigen Kontakt zu einer Person
Provokationen sind häufig Ausdruck des Bedürfnisses nach einem eindeutigen
Kontakt!!! Verhalten durch direkte Reaktion, z.B. Zurechtweisung nicht verstärken,
sondern eine Alternative anbieten, z.B. „In 10 Minuten…“
5.2.3 Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit
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Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung haben eine große Angst und
Unsicherheit vor nicht vorhersehbaren Situationen
Sie haben ein großes Bedürfnis nach Verlässlichkeit, Regelmäßigkeit, Routine und
Ritualen; Veränderungen müssen im Voraus angekündigt und abgesprochen werden
Durch eine gegebene Sicherheit macht der Autist positive Erfahrungen und kann damit
auch Ängste abbauen
Verlässlichkeit und Transparenz gelten als oberstes Gebot und sind die Basis dafür, dass
die Person soziale Kompetenzen entwickeln kann
Es besteht der Wunsch in der Gemeinschaft dazuzugehören
Bestehende Probleme z.B. in einer Klassengemeinschaft müssen gemeinsam
angenommen werden und angegangen bzw. bearbeitet werden;
Eine wertschätzende, nicht beschuldigende, erklärende, verstehende Grundeinstellung
ist dabei von allen Beteiligten Personen notwendig
Dem sozialen Umfeld muss deutlich gemacht werden, dass Anderssein auch wertvoll
sein kann
5.2.4 Schutz
Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung können reale Gefahren schlecht
einschätzen
Visuelle und auditive Reize können sie schlecht filtern; hier muss schützend eingewirkt
werden
Besonders im sozialen Kontext besteht die Gefahr, dass diese Personen das Opfer von
Spott, Provokationen, Hänseleien bis hin zu Mobbing, werden; dies muss aufgedeckt
und vermieden werden; hier muss man konstruktive Formen in der
Schülergemeinschaft etablieren
Es kann dazu kommen, dass diese Personen leicht das Opfer von Manipulation und
Erpressung werden
Sie sind besonders beeinträchtigt in der Wahrnehmung von sozialen Zusammenhängen
und ihnen fehlt oft das Verständnis von sozialen Zusammenhängen; deshalb müssen
soziale Regeln immer wieder thematisiert und visualisiert werden (z.B. Regeln im
Unterricht und in den Pausen)
5.3 Kommunikation
5.3.1 Tipps
Einfache, direkte Sprache ohne metaphorische Redewendungen
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Kurze, klare Anweisungen in angemessenem Sprachtempo
Immer vergewissern, ob Gesagtes auch wirklich verstanden wurde
Fähigkeiten sind sehr ungleich entwickelt
Dort ansetzen, worauf die Aufmerksamkeit bereits gerichtet ist: Die Spezialthemen
zum Ausgangspunkt der Förderung machen.
Neben dem Spezialthema ist eine intrinsische Motivation für Unterrichtsinhalte oft
schwierig
Auch ungewohnte Motivationshilfen einsetzen
Kinder mit Autismus lernen nicht durch Nachahmung
Planung und Ausführung von Handlungsabläufen ist erschwert
Komplexere Anforderungen können nicht koordiniert werden
Erkundet weniger von sich aus und probiert weniger Neues
Kinder mit Autismus Spektrum Störung sind in der Regel Individualisten und keine
Teamarbeiter
Freizeitgestaltung (Pausen) und selbständige Beschäftigung als Unterrichtsfach
Begleitung in den Pausen (Eingliederungshelfer, Mitschüler als Paten)
Beschäftigung in den Pausen muss geplant werden
5.3.2 Auffälligkeiten in der Kommunikation
Verspätung oder vollständige Störung der gesprochenen Sprache
Defizitäre/ nicht altersgemäße Sprache (Satzbau, Grammatik, Wortschatz, Internation)
Echolalie, Neologismen
Zu schnelles, zu lautes Sprechen, ablehnende Gefühle, Ausdruck, Mimik von anderen
werden nicht wahrgenommen
Fehlende Reaktion auf Aufforderungen
Eventuell fühlt sich das Kind nicht angesprochen (einzeln ansprechen, Anweisung
wiederholen)
Verständnisprobleme, eventuell versteht Erwachsenensprache nicht (Sprachniveau
senken, Schlüsselbegriffe verwenden, kurze Sätze, langsam sprechen)
Vermeidungsstrategien, geringere Anstrengungsbereitschaft (motivieren, direkt
ansprechen, Konsequenz)
Erwachsenensprache verstehen
Gefahr sprachgewandte Autisten zu überschätzen, da großer Wortschatz – Achtung:
keine Metaphern, abstrakte Begriffe oder sarkastische/ scherzhafter Sprachgebrauch
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Können widersprüchliche Sprache- Gestik selten verstehen, wahrnehmen (konkrete
Anweisungen sind nötig)
Fehlende oder übertriebene Einsatz von Gestik
Nehmen Gesichtsausdruck, Körpersprache nicht wahr (das autistische Kind muss
nonverbale Kommunikation gezielt extra lernen)
Wiederholte Fragen und Erwartung der „einen richtigen“ Antwort (unterschiedliche
Ursachen- visuelle Orientierung geben, für Entspannung sorgen, langsames anbahnen
von Gesten statt verbalen Antworten)
Zwanghafte Gesprächsthemen
Zwanghaftes sprechen über ein einziges Thema (Festlegung von Dauer und Häufigkeit
der „ festen Gesprächszeiten“, als Belohnung einsetzen / Belohnung, wenn Thema nicht
aufgegriffen wird)
Das Bestehen auf Regeln
Oft zwanghaftes Bestehen auf Regeln, Regeländerungen können extreme Ängste
auslösen (ausführlich und genau erklären, wann Einhaltung und wann flexibler Umgang
mit Regeln anzuwenden ist)
Phobien
Oft starre Verknüpfungen auf einer Erfahrung basierend werden auf andere ähnliche
Situationen übertragen, erzeugen Ängste und fördern ständiges Vermeidungsverhalten
(Ängste erklären lassen, gemeinsames Ziel vereinbaren, kleine Schritte,
Desensibilisierung, Autist bestimmt Tempo der Interaktion)
5.4 Motorik
Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen reagieren häufig sensibel auf Berührungen.
Einzelne zeigen sogar Flucht- oder Angstreaktionen. Die Bedeutung von Körperkontakt
können sie nur schwer verstehen.
Tipps zum Umgang mit Körperkontakt:
Ankündigung von Berührungen, z.B bei Hilfestellungen im Sportunterricht.
Reaktionsmöglichkeiten mit allen näheren Kontaktpersonen besprechen
Rollenspiele mit betroffenem Kind, um angemessene Reaktionen zu üben
5.5 Wahrnehmung
In einem Buch von Frau Häußler heißt es: „Obwohl es keine Autismus spezifische
Wahrnehmungsstörung gibt, treten Besonderheiten in der sinnlichen Wahrnehmung häufig
in Zusammenhang mit Autismus auf.“ (zitiert nach: A. Häußler; 2008, S. 28)
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5.5.1 Auffälligkeiten beim Hören
Überempfindlichkeit des Gehörs, somit sind sie stärker den akustischen Reizen
ausgesetzt
Geräusche und Töne werden als unangenehm laut oder sogar schmerzhaft
wahrgenommen
Umweltgeräusche die für andere nicht mehr wahrgenommen werden, werden von
ihnen gehört
Körpereigene Geräusche z.B. Blutkreislauf und Herzschlag werden viel intensiver
wahrgenommen
5.5.1.1 Reaktionen
Abschalten der Wahrnehmung, somit Verhalten sie sich als ob sie taub wären
Beeinträchtigtes Richtungshörens
Kann Geräuschquellen nicht lokalisieren sowohl deren Richtung also auch die
Entfernung, Probleme beim Verhalten im Straßenverkehr
Beeinträchtigte Filterfunktion von Geräuschen
Schwierigkeiten Gespräche und Unterrichtsinhalten zu folgen
Verzehrung der Wahrnehmung
Die Botschaft von gesprochenen Worten kommt verzerrt oder nicht an
5.5.1.2 Längere Verarbeitungszeit
Gesprochene Inhalte brauchen meistens eine längere Zeit um verstanden und
umgesetzt zu werden
Zeitversetzte Reaktion
5.5.2 Auffälligkeiten beim Sehen
Faszination von bestimmten visuellen Reizen (Lichtreflexe, sich drehende Gegenstände,
Glitzer usw.)
Überempfindlichkeit in Bezug auf helles Licht und grelle Farben
Vermeidung vom Blickkontakt
Bewegung von Gegenständen kann nicht verfolgt werden
Kein langes Verweilen und Beobachten von Gegenständen
Schwierigkeiten mit der räumlichen Wahrnehmung
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Können nur schwer eine Entfernung abschätzen, dies hat Auswirkungen auf den
Straßenverkehr
5.5.3 Auffälligkeiten beim Riechen, Schmecken und Tasten
„Viele Personen mit Autismus bevorzugen die Nahsinne und zeigen ein ungewöhnlich
starkes Interesse daran Gegenstände oder Körperteile von sich selbst oder anderen
Personen zu betasten, an ihnen zu schnuppern oder sie zu belecken.“ (zitiert nach: A.
Häußler; 2008, S. 29)
5.5.3.1 Überempfindlichkeiten in Bezug auf bestimmte Reize
Vermeidungsverhalten
Aufnahme von bestimmten Nahrungsmitteln
5.5.3.2 Unterempfindlichkeiten in Bezug auf bestimmte Reize
Gesundheitsschädliches Verhalten z.B. Seife, Farbe usw. essen
Geringe Schmerz- und Temperaturempfindlichkeit
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6 Adressliste „Autismus“
BERATUNG
Brückenschule – Überregionales BFZ und Schule mit dem Förderschwerpunkt kranke SuS
(Fach-BFZ für Autismus-Spektrum)
Karl-Arnold-Straße 14
65199 Wiesbaden
Telefon: 0611/317696
Fax: 0611/315993
Außenstelle Dr. Horst-Schmidt-Kliniken
Telefon: 0611/432527
Fax: 0611/433635
www.brückenschule-wiesbaden.de
Landesfachberater/innen für Unterricht und Erziehung von Schülerinnen und Schülern mit
Autismus - Region West (Groß-Gerau, Main-Taunus-Kreis, Wiesbaden, Rheingau-Taunus-
Kreis, Frankfurt)
Herr FöR Jörg Dammann
Helen-Keller-Schule
Elsa-Brandström-Allee 11
65428 Rüsselsheim
Telefon: 06142/ 301 930
E-Mail: [email protected]
Team Autismus
Therapie- und Beratungsstelle:
Josefsstrasse 54-56
55118 Mainz
Telefon: 06131-61 79 566
Fax: 06131- 61 79 562
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Fortbildung und Institutionsberatung:
Josefsstr. 54-56
55118 Mainz
Tel. +49 (0)6131 - 61 79 568
Fax +49 (0)6131 - 62 79 341
ABA
Knospe-ABA GmbH
Lange Reege 5
31693 Hespe
Tel: + 49 (0 57 21) 93 83 49
Fax: + 49 (0 57 21) 93 83 59
Mail: [email protected]
Regionalverband des Vereins autismus-Deutschland e.V.in Hessen
autismus Rhein-Main e. V.
Alt-Rödelheim 13
60489 Frankfurt
Tel. (069) 789 - 46 61
E-Mail: [email protected]
www.autismus-rhein-main.de
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DIAGNOSTIK
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der J. W. Goethe-
Universität Frankfurt/Main
Prof. Dr. med. Poustka (Direktor)
Deutschordenstraße 50
60590 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 6301-5408
www.kgu.de/zpsy/kinderpsychiatrie
Kinderneurologisches Zentrum Mainz ( KINZ)
Hartmühlenweg 2-4
55122 Mainz
Tel: 06131 – 3780
Fax: 06131 – 378222
Vitos Ambulanz
Eberleinstraße 48
65195 Wiesbaden
Tel: 0611 – 185240 Mo-Fr 8.30Uhr – 17.00Uhr
Fax 0611 – 1852429
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7 Internetverweise
Vereine
www.autismus.de
www.autismus-therapieinstitut-langen.de
www.autismus-mfr.de
www.autismus-rhein-main.de
www.m-aut.de
www.lebenshilfe-hessen.de
Asperger
www.aspies.de
www.aspiana.de
www.asperger-online.de
www.aspergia.de
www.aspie.net
www.aspieforum.de/forum
www.asperger-eltern.de
TEACCH
www.teacch.com
www.autea.de
Unterstützte Kommunikation
www.isaac-online.de
www.fc-netz.de
ABA
www.knospe-aba.com
Autismusforschung
www.kgu.de/zpsy/kinderpsychiatrie
www.autismus.uni-koblenz.de
www.iwm-koblenz.de
www.uni-koblenz.de/~didaktik
www.uni-magdeburg.de
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8 Literaturliste
Einstiegshilfen für den Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit Autismus, HKM 2009
Schuster, Nicole: Schüler mit Autismus-Spektrum-Störungen, Kohlhammer Verlag 2011
Häußler, Fritzsche, Tuckermann: Praxis Teacch: Informelle Förderdiagnostik, Borgmann Media
2013
Tuckermann, Häußler, Lausmann: Praxis Teacch: Herausforderung Regelschule, Borgmann
Media 2012
Häußler, A: Der TEACCH Ansatz zur Förderung von Menschen mit Autismus, Borgmann Media
2008
Schopler, Reichler, Bashford, Lansing, Marcus: PEP-R Band 1 Entwicklungs- und
Verhaltensprofil, Verlag modernes lernen 2000
Jorgensen: Asperger: Syndrom zwischen Autismus und Normalität, Beltz Verlag 2010
Autismus Deutschland e.V., Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus:
Schulbegleitung für Schülerinnen und Schüler mit Asperger-Syndrom
Autismus Deutschland e.V., Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus:
Asperger-Syndrom – Strategien und Tipps für den Unterricht. Eine Handreichung für Lehrer,
12. unv. Auflage, 09/2012
Autismus Mittelfranken e.V.: Asperger-Autisten verstehen lernen. Eine Handreichung (nicht
nur) für Pädagoginnen und Pädagogen… mit praxiserprobten Lösungsansätzen, 12.
überarbeitete Auflage, 2010