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LEON SCHULZ

Sabbatical auf See EIN E FAMILIE SETZT DIE SEGEL

DELIUS KLASING VErL A G

Sabbatical auf See_Umbruch_.indd 3 29.11.11 13:06

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Inhalt

1 IndemwireinenZentimeterverlieren,abereinenMeilenstein gewinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Mut zur Kommunikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 IndemwirunseraltesLebenwegpacken. . . . . . . . . . . . . . . . 19 Eine Fahrtenyacht wählen und ausrüsten. . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Indemwirendlichloslassenundvielgewinnen . . . . . . . . . . 25 Segelkenntnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 IndemwirdenSpurenderWikingerfolgen. . . . . . . . . . . . . . 30 Hafenmanöver. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 IndemwirSkandinavienhinterunslassen. . . . . . . . . . . . . . 38 Der Dreitagestörn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416 IndemwirUrlaubvomMeermachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Das Dingi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497 IndemwirinEinklangmitderNaturkommen. . . . . . . . . . . 50 Segeln im Nebel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 578 IndemwirindieWikingerzeitzurückversetztwerden . . . . . 58 Ankern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 649 IndemwirdiedunkleKraftgenießenlernen . . . . . . . . . . . . . 66 Ersatzteile und Werkzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7310 IndemwirzuechtenHochseeseglernwerden............ 75 Biskaya-Taktiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8111 IndemwirdieerstenFahrtenseglerkennenlernen . . . . . . . . 83 Gäste an Bord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9012 IndemBernardounsdiewichtigsteLektionerteilt . . . . . . . . 92 Die Bordschule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10113 IndemwirunserBestestun,umvordemSegelnzuwarnen 105 Versicherungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11614 IndemwirdenKursändern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 Seekrankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12515 IndemdieKinderunszudenWolkengipfelnführen. . . . . . . 127 Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139


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16 IndemwireineSchlachtverlieren,aberdieLiebezumeinfachenLebengewinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141

Atlantic Rally for Cruisers – ARC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15017 IndemwirunsereletztenVorbereitungentreffen . . . . . . . . . 152 Proviantieren für den Atlantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16318 IndemwireinenOzeanüberqueren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Fischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19319 IndemwirüberHochsundTiefsreflektieren . . . . . . . . . . . . 195 Passatwindsegeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20320 IndemwirdemParadiessehrnahekommen. . . . . . . . . . . . . 207 Diesel und Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21421 IndemwirimHierundJetztnichtandieZukunftdenken

wollen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Abfall. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22722 IndemwireinkleinesStückchenFrankreichbesuchenund

einGefühlfürdasalteEnglandbekommen. . . . . . . . . . . . . . 228 Kochen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23723 IndemwirvondergängigenRouteinderKaribikabweichen 239 Sicherheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24724 IndemwirAbschiednehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Routen aus der Karibik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25525 IndemwirwiedurchdasAllgleitendeinemerkwürdigeInsel

erreichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Strom an Bord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26526 IndemHerbunszujederZeitsicherleitet. . . . . . . . . . . . . . . 267 Bürokratie und einklarieren. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27827 IndemwirdieAzorenverlassenundeinVersprechen

abgeben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 Wetter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28428 IndemwirdenhartenWeggehen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Die Bordtoilette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29629 IndemwirunsereAnfangserwartungenüberprüfen . . . . . . . 297 Extra-Crew . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30330 IndemdasfrühereLebenwiederzumVorscheinkommt . . . 305

Technisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320


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In dem wir endlich loslassen und viel gewinnen

Das Kielwasser

AneinemregnerischenJunitagwaresendlichsoweit.Unzäh-lige Male hatte ich mir genau den Moment vorgestellt: wiees sein würde, unsere Traumreise anzutreten. Alles hatte ich

mir so einfach zurechtgeträumt: Wir würden unternehmungslustigausunseremHeimathafenYstadinSüdschwedenherausinRichtungHorizont,FreiheitundAbenteuersegeln.DieSonnesolltevoneinemklarblauen Himmel scheinen. Glückliche Gesichter voller Erwartungsolltenmichumgeben.Natürlichwardannallesganzanders!SchwereRegenwolkenhingentiefüberdemWasser,undeinnasserNieselregenfegte durch die Luft. Es war kalt. Kaum jemand war unterwegs, undsofühltenwirunsrechtallein.DochvomWetterabgesehen,empfan-den wir die Einsamkeit in diesem für uns so bedeutungsvollen undemotionalenMomentalsdurchauspassend.Eigentlichhattenwiresunsgarnichtandersgewünscht.WirhattenbewusstniemandemdenTagunseresAuslaufensverraten,nichteinmalunsselbst.DerGrunddafürwarsimpel:WirkanntendenAbfahrtsterminnicht!Wirwolltenablegen,sobaldwirdafürbereitwaren,unskeinenZwangantunoderirgendeinenDruckspürennurwegeneinesamgrünenTischfestgeleg-tenDatums.

ObwohlwirmanchmaldenEindruckgewonnenhatten,mitunserenVorbereitungen nie fertig zu werden und immerfort gestresst waren,kamderTagzum»Leinen los«ebendoch.Zufälligerweisefieleraufdennassen,kalten,grauensowieverregneten13.Juni–obwohlrich-tigeSeeleuteniemalsaneinem13.einesMonatsdenHafenverlassen.Wir waren so erschöpft, wir vergaßen sogar unseren Aberglauben.Keine große Abschiedsparty an Land, kein lokaler Zeitungsreporter,


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keinegroßartigeBekanntmachungüberdenAufbruchder»heldenhaf-ten Familie, die die Weltmeere bezwingt«, was sowieso in der Regelsofort als Weltumsegelung missverstanden wird. Abgesehen von derEntscheidung, überhaupt so ein Segeljahr durchzuführen, ist genaudieserMomentdesAblegens,wennmanFamilieundFreundezurück-lassenmuss,derabsoluthärtesteMomentdesganzenProjektes.

IchhattevorunsererAbreisegegenüberallenBekannten,Freundenund Verwandten inklusive meiner eigenen Familie behauptet, dassdie heutige Welt um etliches kleiner geworden sei und dass gegen-seitigeBesuchekeinProblemdarstellenwürden.BilligeFlüge,Satel-litentelefone, Skype und E-Mails könnten uns alle zusammenhalten.Verzweifelthatteichversucht,besondersdenVerwandteneinzureden,dass unser Törn im Grunde nichts anderes sei als ein gewöhnlicher,nuretwasverlängerterSegelurlaub.Offensichtlichklangichdabeinurwenigüberzeugend;sieglaubtengenausowenigdranwie ichselbst.Unsere Familie, alte Bekannte und neu gewonnene Freunde bliebennunalleanLand–fastkamesunssovor,alsobwirsieinsKielwassergeworfenhätten.BaldverbliebennurnochWellen,dieunsereErinne-rungenüberspülten.IchhieltmeineTränenzurückundstarrteverbis-senindenWind,wobeidieVermutungnahelag,dasswirwohlnochöfter einen solchen Abschiedsschmerz spüren würden: Ich fürchteteschonjetztalldieseAbschiedevonSegelfreunden,diewirunterwegsgewinnenwürden,unddiezumSeglerlebengehörenwiedasMeer,dieWellenundderWind.

ZwölfMonatespäterhattesichmeineVorahnungnichtnuralsrichtigerwiesen,sondernmachtesichmiteinemfastunausstehlichenSchmerzbemerkbar.BeimAblegenimHeimathafenhatteichmirnichteinmalansatzweisevorstellenkönnen,wiehartunsamEndederAbschiedvondenYachtiestreffensollte.DievielenLeute,diewirwährendunseresSegeljahreskennenlernten,dieFreunde,diewirgewannen,dieTage,die wir teilen durften, die Abenteuer, die wir gemeinsam bestehenmussten:AlldieswurdeimLaufederZeitunverzichtbar.BegegnungundAbschied,NäheundDistanzinmenschlichenBeziehungensindwieWellenbewegungen.DerAbschiedsschmerzistderPreisfürgute


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Freundschaft,diespätereWiederbegegnungderLohn.ErstwennsichdieseInteraktionharmonisch,fastwieeinTanzvollziehtundGleich-klang daraus resultiert, verstehen wir die Basis wahrer Freundschaftund sind imstande, jeden Abschied als einen Neubeginn einer viel-leichtlebenslangenFreundschaftzusehen.

Zum Glück vernahm ich an jenem 13. Juni tief in meinem HerzeneineganzleiseStimme,diemirdieverheißungsvollenLockungenfüreinenneugierigenWandererzuflüsterteundmichaufforderte,dieWeltzuentdecken,neueErfahrungenzusammeln–undinsbesondereneueFreunde zu gewinnen. Hätte ich diese zarten Einflüsterungen nichtvernommen,hätteichvielleichtnichtdieKraftgehabtabzulegen.UmMitternachtfieldiehelleSommernachtlangsamübersKattegat.Eswarkühl,undichfühltemicheinwenigeinsambeimeinerNachtwache,währendalleanderenanBordfestschliefen.

»DerSommerkommtdochetwasspätindiesenBreitengraden,fallserüberhauptkommt«,sinnierteichlaut.

Waresverrückt,unsereTourinRichtungNordenzubeginnen?Esschienschonetwasparadox,dassreginaaufnördlichemKurslängsderdänischenKüstewar,obwohlwir jaeigentlichgeplanthatten, indenwarmenSüdenzusegeln!IchblickteinunserKielwasser,dassichmitderewigenDünungdesMeeresvermischte.Wielangewürdensichunsere Freunde und Kollegen noch an uns erinnern, und in welcherForm?Ichbefürchtete,unsereLebensspurenwürdenschonbald–wiedieSpurhinterdemHeckvonreginaimSeegang–alsunbedeutenduntergehen. Also richtete ich meinen Blick nach vorn, kontrollierteunserenKursundnahmeinigeKorrekturenamAutopilotenvor.UnsernächsterHafen:Unbekannt!

»IchmussdieseEntscheidungerstnochmalüberschlafen«,hatteKarolinagesagt,alssiesichnachihrerWacheindieKojezurückzogund mich mit dem Boot und meinen Fragen zum nächstmöglichenAnlaufhafenalleinließ.VielleichtsolltenwirnachAalborgimNordenDänemarkssegelnundKarolinasOnkelbesuchen,derdortlebt?OdernachSkagenandernördlichstenSpitzeDänemarks,denndortlagenFreundemit ihremBoot,die,genauwiewir,gerade ihrenJahrestörn


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begonnenhatten?OderwarumnichtzumeinerMutterabdrehen,diezurzeit in Lysekil an der Westküste Schwedens Urlaub machte? Viel-leichtnochbesser,dengutenWindausnutzenunddirektvonhiernachNorwegendurchsegeln?Mirwurdeplötzlichbewusst,dasswirFamilieundFreundenichtnurzurückließen,sondernauchvorunshatten.EswurdeZeit,endlichkonsequentnachvornezublicken.

Segelkenntnisse

Sollten Sie den Plan verfolgen, einen Ozean zu überqueren, obwohl Sie bisher noch nie gesegelt sind, haben Sie noch einiges vor sich. Dennoch gibt es eine durch-aus stattliche Anzahl von Seglern, die dieses Ziel in relativ kurzer Zeit verwirklicht haben. Wir trafen viele Segler auf dem Weg in den Pazifik mit wenig Segelerfah-rung.

Wenn Sie bald los wollen, wenden Sie sich am besten an eine der vielen Segel-schulen im In- und Ausland, beispielsweise die Royal Yachting Association (RYA), die in vielen Ländern vertreten ist und international hohes Ansehen genießt. Vertei-len Sie Ihre Teilnahme an den Kursen auf mehrere Wochen oder sogar Länder, so gewinnen Sie an zusätzlicher Lernerfahrung: übers Wetter und über die Segelreviere bis hin zu sehr unterschiedlichen Tipps durch Ihre Lehrer und Skipper.

Um an praktischer Erfahrung zu gewinnen – auch ohne eigenes Schiff –, können Sie sich auch als Crewmitglied in Ihrem lokalen Segelklub bewerben. Oft gibt es am Anfang und am Ende der Saison Gelegenheit, eine Yacht von einem Liegeplatz zum nächsten zu überführen. Interessierte bzw. kompetente Crew-mitglieder sind da häufig sehr willkommen. Ebenso könnten Sie auch als Crew an Klub-Regatten teilnehmen. Auch Blauwasserseminare, oft im Kontext von Boots-messen angeboten, sind immer interessant. Fortgeschrittene können von Offshore Sail Training Expeditions profitieren, die in sehr interessanten Revieren der Welt angeboten werden. Spätestens in dem Sommer, bevor Sie lossegeln wollen, ist es ratsam, einige längere Törns zu unternehmen (Nachtsegeln inbegriffen), um Schiff sowie Crew zu testen und vorzubereiten. Auch Manöver wie beispielsweise Sturm-taktik, beidrehen oder Mann-über-Bord-Simulation unter Segeln und bei etwas stärkerem Wind und Wellengang sind wertvolle Übungen.


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Sollten Sie schon einige Jahre Erfahrung in ihrem Revier gesammelt haben, können Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auch unterwegs weiter ausbauen. Man muss nicht perfekt sein, um auf große Fahrt zu gehen; vieles kommt auto-matisch durch die praktischen Anforderungen. Doch bleiben Sie ehrlich und kons-truktiv-selbstkritisch, und nehmen Sie stets Rücksicht auf Ihre Crew. Ein Team ist immer nur so gut wie sein schwächstes Mitglied. Zudem unterliegen wir Segler Begrenzungen durch Naturgewalten und Material, denen geschickt Rechnung getragen werden muss, um keine ernsthaften Schwierigkeiten zu provozieren.

Ein weiteres wichtiges Wissensgebiet, das Sie nicht unterschätzen sollten, ist die Technik. Wie neu Ihre Ausrüstung auch sein mag, die meisten Teile werden irgend-wann kaputtgehen, und sei es auch nur der Impeller. Auch werden Sie mit Sicher-heit die grundlegenden Wartungsarbeiten selbst durchführen müssen. Vor dem Törn sollten Sie daher die wichtigsten Teile Ihres Motors kennenlernen und gut mit einem Multimeter umgehen können. Bücher und Kurse gibt es dazu in Hülle und Fülle. Zum Glück darf man mit Recht behaupten, dass Probleme während einer so großen Reise zwar auftreten werden, doch in der überwiegenden Anzahl der Fälle gut zu bewältigen sind. Zudem ist auch Fortuna den Seglern meist freundlich zugeneigt. Dennoch ist es kein Fehler, vor dem Ablegen einige Worst-case-Szenarien gedanklich durchzuspielen und eine Art Plan zurechtzuzimmern, wenn ein, zwei oder drei Systeme gleichzeitig ausfallen – obwohl das Eintreffen dieser Szenarien statistisch gesehen höchst unwahrscheinlich ist. Auch die Möglichkeit eines Strom-ausfalls sollten sie gedanklich durchspielen.

Darüber hinaus vermittelt ein Seenotrettungskurs ein solides Gefühl der Sicher-heit, denn man lernt dort, mit Notsignalen, Rettungsinseln, Lecks oder Feuer an Bord umzugehen und hat im Notfall alles schon einmal bewältigt. Zusätzlich sollten auch die Crewmitglieder einen Erste-Hilfe-Kurs belegt haben. Unter der Vielzahl angebotener Kurse findet man spezielle Medizin-an-Bord-Kurse, und Ihr Hausarzt wird sicher ebenfalls gerne bereit sein, die wahrscheinlichsten Probleme durchzusprechen sowie eine gut sortierte Schiffsapotheke zusammenzustellen.


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In dem wir den Spuren der Wikinger folgen

Auf eigenem Pfad

P lötzlich stand sie da, genau neben unserem Boot. Wir hattengeradeinFarsund,Norwegen,nach29Stundenund177Seemei-len von Nibe in Dänemark kommend, angelegt. Sie trug ein

knallorangefarbigesT-Shirt,aufdem»ListaGuide«mitgroßenBuch-stabenzulesenwar, lächelteunsfreundlichzu,hießunsinFarsundwillkommenundsprachvonderinteressanten,vonSchönheitgepräg-ten Umgebung. Alles recht und gut, aber wir waren todmüde nachunseremlangenTörnvonDänemarkundkaumnochaufnahmefähig.

AmTagzuvorwarenwirvomKattegatkommendindendänischenLimfjord gesegelt, hatten Aalborg steuerbords liegen gelassen undwarendurchdengewundenennatürlichenKanalmotort,dervonOstnachWestganzJütlandinDänemarkdurchquert.DieserFjordistnichtsonderlichtief,undichgestehe:NichtwenigeralsdreimalsindwiraufGrundgelaufen.DasersteMalhabenwiresnichteinmalbemerkt.ErstdieLogge,unserGeschwindigkeitsmesser,hatteunsdaraufaufmerk-samgemacht,dasswirplötzlichnurnocheineneinzigenKnotenFahrtmachten, obwohl die Maschine normal weiterlief. Anscheinend wares kein Kinderspiel, im Kanal auf direktem Weg von einer Boje zurnächstenzusteuern,undwirhattendieKurveeinkleinwenigzuenggekratzt, als wir abseits der Fahrrinne eine eigene einsame Furchepflügten.ZumGlückwaresnurnotwendig,denKursetwasnachBack-bordzuändern,undschonwarenwirwiederdraußenimTiefen:mitvollerFahrtvoraus.

WährendderzweitenGrundberührunglagichinmeinerKojeundmerkte auch dieses Mal nichts, was damit zu tun hatte, dass ich tiefentspanntschlief.Leiderwurdeichabruptgestört,alsJonathannach


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untenstürzteundlautverkündete:»Papa,wirsitzenschonwiederfest!«DiesesMalhattenwirunstatsächlich indemweichenGrundfestge-fahren und große Mühe, um rückwärts rausstoßen zu können. DerBugstrahlerkamzueinemunerwartetenEinsatz,offensichtlichkonnteerunsnichtnurbeiengenHafenmanövernnützlichsein. IndemwirmitdemquerzurFahrtrichtungstehendenPropellerdenBugabwech-selndnachSteuerbordundBackborddrückten,konntewirdenKielperSchaukelbewegung frei bekommen. Bald waren wir wieder flott undsetztenunsereInlandfahrtzumNibe-Yachthafenfort,derungefähraufhalberStreckequerdurchJütlandliegt.

Natürlich ist die Frage berechtigt, warum wir nichts aus unserenFehlern lerntenundsogarnocheindrittesMalaufsetzten.DochdaswarnichtwirklichunserFehler,denndieSeekartegabfürdieMarinastolzefünfMeterTiefean,wasleidernichtmitderWirklichkeitüber-einstimmte.DeraltbekannteTricklöstediesmaldasProblem,einfachetwasmehrGasgeben.SokonntenwirzwarindieBoxeinparken,eshandeltesichabereherumeinenParkplatzalseineMarina:FestaufGrundstehendwurdenwirdieserNachtleidernichtsanftindenSchlafgeschaukelt.

NaheunseremNachthafenNibewohntenKarolinasOnkelBjörnundseinedänischeFrauAnnette,undsieludenunsamnächstenNachmittaginihrenmalerischenGartenein.Ersahwunderschön,unberührt,fastursprünglich aus und verbreitete diese typisch dänische Atmosphäredes Laisser-faire. Also lobte ich den »verwilderten Garten« mit seiner»ungeformten Schönheit« und meinte damit, dass die Pflanzen ohneZwang und ohne menschliches Arrangement ihre uneingeschränkteFreiheitbeiBjörnundAnnettegenießendürfen.Björnerwidertejedochso höflich er gerade noch konnte, dass Gartenpflege und Gartenge-staltung das sehr ernst zu nehmende Hobby von Annette seien, diewöchentlichvieleStundeninvestierte.Ichgaboffenzu,dassichnichtvieldavonverstand,konnteaber–wiesooft–wiedereinmalmeinenMundnichthalten.SozogichauchnochdieganzundgarunpassendeParallelezwischendiesemGartenundderweiblichenSchönheit,indemich mich zu dem Vergleich verstieg, dass Make-up sicher zu einem


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gewissenGradseineBerechtigunghabe,umnaiveMännerindenGlau-benzuversetzen,allesseinatürlich.DieslöstesofortbohrendeFragenvonKarolinaaus,wasichdennbittegenaudamitmeinte.InhöchsterNotbegriffichgeradenoch,dassmichnureinThemenwechselrettenkonnte,undzumGlückkamBjörnmirumgehendzuHilfe.GeschicktlenkteerdieAufmerksamkeitaufdiegeschichtlicheBedeutungdieserGegendundfingan,ausderWikingerzeitzuerzählen.UnweitseieinealteSiedlunggefundenworden,diemanerstkürzlichausgegrabenhätte,man könne dort sogar die Kopie eines Wikingerhauses besichtigen.

»Das ist jaspannend!«, rief Jessica,dennsiehattegeradevondenWikingern in der Schule gehört. »Woher wusste man denn, wo mannachderSiedlungsuchenmusste?«

»Siehst du den Hügel?«, Björn zeigte auf eine Erhebung. »Vondort oben sahen die Archäologen, dass das Saatgut unterschiedlicheMusterimBodenbildete.AneinigenStellenwuchsesbesser,anande-ren schlechter. Daraus schlossen sie, dass eine unter der OberflächeliegendeBebauungverantwortlichseinkönnte.Wollt ihresbesichti-gen?«

Kurz darauf saßen wir alle in seinem Wagen und holperten überdieschmaleStraßezurWikingersiedlung.JessicaundJonathanwarenganzaufgeregt,dennplötzlichwurdeGeschichtelebendig.

Björn, der vom Enthusiasmus unserer Kinder angesteckt wurde,fuhrfort:»NichtweitvonhierhabendieWikingerunterdemberühm-tenHaraldBlauzahnaucheineriesigeFestunggebaut. InDänemarkgibtesvierdieserArt;alleheißenTrelleborgs.«

»Trelleborg?«,riefJessica,»AberdasistdochderNamedieserStadtinSüdschweden!Ichwardaschonoft,denndortlaufendieNachtfäh-rennachTravemündeaus,nichtwahr?StanddenndortauchsoeineWikingersiedlung?«

»Schonmöglich.DerTrelleborgbeiunsnenntsichAggersborg.MitBlickaufdenLimfjordistesdergrößtevonallenmiteinemDurchmes-servonnichtwenigerals240Metern.Wolltihrdenauchsehen?«

Na klar wollten wir das! Und so fuhr uns Björn Richtung WestenzumAggersborgunderklärte,dassdieArchäologennichtganzsicher


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Technisches Das BootHallberg-Rassy40 Baunummer6Konstrukteur GermánFrersRumpflänge 12,40mWasserlinie 11,04mBreite 3,82mTiefgang 1,99mVerdrängung 10000kgBleikiel,Gewicht 4100kgSegelflächemitKreuzfock 80,8m2

SegelflächemitRollgenua 93,5m2

LYSHandicapca. 1,24MasthöheüberWasserinkl.Antennen 19,8M

Rigg und Segel Mast Seldén19/20,2-Saling-RiggmitKutterstagundBackstagen www.seldenmast.comMaststufen 2klappbareStufenanderMastspitze www.seldenmast.comReffsystem RollgroßundRollfock,Furlex www.seldenmast.comFalle 2Großfalle,2Genuafalle,1Gennakerfall,1KutterstagfallKickstange RodkickmitGasfeder www.seldenmast.comMasttrimmung ManuellerAchterstagstrecker www.seldenmast.comWinschen Genua:50CESTelektrisch(2),Groß:30CST(2),Mast(2) www.lewmar.comGroßsegel ElvströmRollgroßEMS4V,41,9m2,vertikaleLatten, Gitterspectra380oz www.elvstromsails.comGenua ElvströmGitterspectra51,6m2,380oz www.elvstromsails.comFock Elvström,Standard,38,9m2 www.elvstromsails.comKutterstagsegel Elvström,ca.17m2,mitHaken www.elvstromsails.comGennaker Elvström125m2 www.elvstromsails.comAnkersegel Sydsegel,umBugbeimAnkernimWindzuhalten www.sydsegel.se


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Danksagung

UnzähligeGeschichtenhieltenunsereTräumeaufrecht,biswires wagten, unsere Leinen zu kappen. Nun wollen wir unsereInspirationen weitergeben. Unsere Gefühle und Gedanken

habenwirnochunterwegsniedergeschrieben,sodasssiegenaudementsprechen,waswirzumjeweiligenZeitpunktfühltenunddachten.DiedeutscheVersiondiesesBuchesentstandaufMalta,womeineÜber-setzungderenglischenOriginalfassung»TheMissingCentimetre«mitvielEinfühlungsvermögenvonDipl.-PsychologinGabyTheilesprach-lichverfeinertundaufdenPunktgebrachtwurde.

Mit meiner Frau Karolina und unseren Kindern Jessica und Jona-thanhatteichdasGlück,eineMannschaftanmeinerSeitezuhaben,diebereitwar,alleRisikenmitmireinzugehenundgemeinsamanderVerwirklichung unserer Träume zu arbeiten. Ich werde ihnen dafürfürimmerdankbarsein.WirhattenzudemdasGlück,UnterstützungvonvielenFreundenzuerhalten–selbstvonjenen,dienichtganzver-stehenkonnten,warumwireinJahrlangsegelnwolltenoderwaswirgenauplanten.Dafür,dasssieihreZweifelimGroßenundGanzenfürsichbehieltenundunsstattdessenenthusiastischundbedingungslosunterstützten,möchte ichmichebenfallsherzlichstbedanken.Es istmireinpersönlichesAnliegen,diesesBuchMonikaundStephanÖrnzu widmen – Karolinas Eltern, meinen Schwiegereltern, ohne derenUnterstützung unser Segeljahr nicht möglich gewesen wäre und dieleidervielzufrühvondieserErdegehenmussten.

MeinersterRatanmeineLeserist,IhreneigenenTraummitIhremPartner und/oder einer Crew zu teilen. Man benötigt aber auch eingutes Boot, um solche Ziele zu erreichen. Wir hatten unserereginavon der Hallberg-Rassy-Werft. Sie hat uns zweimal sicher über denAtlantikgebrachtundstandunswährendFlautenundStürmensowieunvergesslichenNächtenvorAnkertreuundzuverlässigzurSeite.Wirsindstolzunddankbar,wennwirunserSchiffbetrachten;glückerfüllt,wennwiranunserSegeljahrdenken,undhoffnungsvoll,wennwirindieZukunftschauen. Leon Schulz


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