leseprobe aus studienbrief 2 (thema: biochemie) · und den gaumenfortsätzen (ventral) umgeben. die...

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1 Leseprobe aus Studienbrief 2 (Thema: Biochemie) 6. Bau- und Inhaltsstoffe der Zelle 6.1 Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind organische, energiereiche Stoffe. Sie besitzen zwei funktionelle Gruppen: die Hydroxyl- und die Carbonylgruppe. Aufgaben: - Brennstoff - Energiespeicher - Stützsubstanz Klassifizierung: - Monosaccharide (C 6 H 12 O 6 ) Monosaccharide sind Verbindungen, die ein Kohlenstoffgerüst von 3 bis 7 C-Atome enthalten. Je nach Anzahl der C-Atome heißen sie dann z.B. Pentosen (5 C-Atome). - Glukose (Traubenzucker) Abbildung 1: Glukose Sie kommt in Früchten, Honig und Blutzucker vor. - Fruktose (Fruchtzucker) Sie ist Bestandteil der Saccharose und wird als Süßstoff benutzt. Weiterhin kommt sie in Früchten, Honig und Pollenkörnern vor. - Galaktose Sie kommt in der Milch vor und ist im Stoff- und Energiewechsel erst nach einem Umbau in Glukose verwertbar. - Disaccharide (C 12 H 22 O 11 ) Sie entstehen durch die Zusammenlagerung von 2 Monosaccharidmolekülen unter Wasserabspaltung. Es sind glykosidische Verbindungen (z.B. Saccharose). Abbildung 2: Saccharose H 2 COH | C O H | H | H | C C | OH H | HO | | OH C C | | H OH H 2 COH | C O H | H OH H | H | | | C C C C | OH H O | | HO | | H HO CH 2 OH C C | | | C C H OH | O H

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Page 1: Leseprobe aus Studienbrief 2 (Thema: Biochemie) · und den Gaumenfortsätzen (ventral) umgeben. Die Nasenhöhle (Cavum nasi) wird zur Schädelhöhle hin von der Siebplatte des Siebbeins

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Leseprobe aus Studienbrief 2 (Thema: Biochemie) 6. Bau- und Inhaltsstoffe der Zelle 6.1 Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind organische, energiereiche Stoffe. Sie besitzen zwei funktionelle Gruppen: die Hydroxyl- und die Carbonylgruppe. Aufgaben:

- Brennstoff - Energiespeicher - Stützsubstanz

Klassifizierung:

- Monosaccharide (C6H12O6) Monosaccharide sind Verbindungen, die ein Kohlenstoffgerüst von 3 bis 7 C-Atome enthalten. Je nach Anzahl der C-Atome heißen sie dann z.B. Pentosen (5 C-Atome). - Glukose (Traubenzucker) Abbildung 1: Glukose

Sie kommt in Früchten, Honig und Blutzucker vor. - Fruktose (Fruchtzucker)

Sie ist Bestandteil der Saccharose und wird als Süßstoff benutzt. Weiterhin kommt sie in Früchten, Honig und Pollenkörnern vor. - Galaktose Sie kommt in der Milch vor und ist im Stoff- und Energiewechsel erst nach einem Umbau in Glukose verwertbar. - Disaccharide (C12H22O11)

Sie entstehen durch die Zusammenlagerung von 2 Monosaccharidmolekülen unter Wasserabspaltung. Es sind glykosidische Verbindungen (z.B. Saccharose).

Abbildung 2: Saccharose

H2COH | C O H | H | H | C C | OH H | HO | | OH C C | | H OH

H2COH | C O H | H OH H | H | | | C C C C | OH H O | | HO | | H HO CH2OH C C | | | C C H OH | O H

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Leseprobe aus Studienbrief 3 (Thema: Systematische Anatomie und Physiologie – Histologie)

Systematische Anatomie und Physiologie – Histologie Alle Organismen sind durch eine bestimmte Hierarchie von Organisationsebenen gekennzeichnet. Die niedrigste Organisationsstufe ist die Zelle. Danach folgen Gewebe, Organe und Organsysteme. Gewebe: Verband aus spezialisierten Zellen mit gleicher Struktur und Funktion. Sie entstehen aus den drei Keimblättern Ektoderm, Mesoderm und Entoderm. Organ: Struktur des Körpers, die aus verschiedenen Geweben zusammengesetzt wird. Sie erfüllt eine bestimmte Funktion. Organsysteme: Mehrere Organe dienen einer gemeinsamen Aufgabe (z.B. bilden Magen, Darm u.a. das Verdauungssystem). Es gibt vier große Gruppen von Gewebetypen, die bei Tieren vorkommen:

- Epithel- und Drüsengewebe - Binde- und Stützgewebe - Nervengewebe - Muskelgewebe

1. Epithel- und Drüsengewebe 1.1 Epithelgewebe Das Epithelgewebe bedeckt die gesamte Körperoberfläche und kleidet alle Hohlräume und Hohlorgane aus. Es kann von allen drei Keimblättern gebildet werden. Das Epithel der Blutgefäße wird Endothel genannt. Aufbau: Abbildung 3: Aufbau der Epithelzelle

Cilie

Mikrovilli Zentriol

Peroxisomen

Golgi-Apparat

ER

Zellkern Mitochondrium Basallamina

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- flächenhafte angeordnete Zellen, die einer Basallamina aufsitzen - eng aneinander gelagerte Zellen, zwischen denen sich kaum Interzellularsubstanz

befindet - enthält keine Blutgefäße - unterliegen rascher Abnutzung (deswegen sind in Epithelien teilungsfähige

Stammzellen vorhanden, die die abgestorbenen Zellen ersetzen) Funktion:

- Barrierewirkung: Schutz vor Verletzungen, eindringenden Mikroorganismen und dem Verlust von Körperflüssigkeiten

- geregelte Stoffaufnahme und –abgabe (z.B. Drüsen, Darmepithel) - Reizaufnahme (z.B. Sinnesepithel)

Klassifizierung:

- Einteilung nach Zellschichten - einschichtige Epithelien (bestehen aus einer Zellschicht) - mehrschichtige Epithelien (bestehen aus zwei oder mehr Zellschichten) - mehrreihige Epithelien (scheinbar geschichtet)

Abbildung 4: Schema der Epithelien (Zellschichten)

- Einteilung nach Zellform - Plattenepithelien (bestehen aus stark abgeflachten Zellen) - kubische Epithelien - prismatische Epithelien - Übergangsepithelien

Abbildung 5: Schema der Epithelien (Zellformen)

Plattenepithel

kubisches Epithel prismatisches Epithel

einschichtig mehrschichtig mehrreihig

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Leseprobe aus Studienbrief 5 (Thema: Systematische Anatomie und Physiologie – Atmungsapparat) Die Atmung umfasst:

- äußere Atmung Aufnahme von Sauerstoff (O2) und Abgabe von Kohlenstoffdioxid (CO2) über die Haut, in den Kiemen, Tracheen und Lunge

- innere Atmung Transport von O2 bzw. CO2 im Blut und ihr Verbrauch bzw. ihre Bildung in den Zellen.

1. Atmungsorgane der Säugetiere (Lunge) Zu den Atmungsorganen der Säugetiere gehören die luftleitenden Organe (Nase, Atmungsrachen, Kehlkopf, Luftröhre) und die gasaustauschenden Organe (Lunge mit Bronchien und Alveolen). 1.1 Nase (Nasus) Funktionen:

- Anwärmen und Befeuchten der Atemluft - Reinigung der Atemluft

Aufbau: Die Nase der Säugetiere wird von den Nasenbeinen (dorsal), den Oberkieferbeinen (lateral) und den Gaumenfortsätzen (ventral) umgeben. Die Nasenhöhle (Cavum nasi) wird zur Schädelhöhle hin von der Siebplatte des Siebbeins verschlossen. Durch ihre Öffnungen kann der Riechnerv (Bulbus olfactorius) in die Riechschleimhaut eintreten. Kaudal geht die Nasenhöhle in den Atmungsrachen über. Durch die Nasenscheidewand (Septum nasi), die aus hyalinem Knorpel besteht, wird die Nase in eine rechte und eine linke Nasenhöhle unterteilt. Die Nasenlöcher (Nares) bilden den Eingang zu den Nasenhöhlen. Bei den unterschiedlichen Tierarten treten auch unterschiedliche Nasenspitzen auf:

- Carnivoren (Fleischfresser) und kleine Ruminaten (Wiederkäuer)

Um die Nasenlöcher herum befindet sich ein haarloser Nasenspiegel (Planum nasi). Die Lippenrinne (Philtrum) geht in die Nase über.

- Rind (Flotzmaul) Die Nasenspitze besteht aus einer großen, haarlosen Fläche. Ihre Haut enthält viele Drüsen zur Anfeuchtung.

- Pferd Die Nüstern der Pferde sind fein behaart. Um die Nasenlöcher herum besitzen sie besonders lange Sinushaare als Tasthaare. Im seitlichen Winkel des Nasenloches befindet sich die Flügelfalte. Sie begrenzt das falsche Nasenloch, das in die blindsackförmige Nasentrompete führt.

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Das Innere der Nasenhöhlen wird durch Siebbein- bzw. Nasenmuscheln (dorsale, mittlere, ventrale ~) mehrfach gegliedert. Dadurch werden eine Oberflächenvergrößerung und eine Verbesserung der Riechleistung erreicht. Durch die Nasenmuscheln werden die Nasenhöhlen in vier Gänge unterteilt:

- Riechgang (dorsaler Nasengang, Meatus nasi dorsalis) Er liegt zwischen dem Nasenhöhlendach und der dorsalen Nasenmuschel. Der Riechgang führt in das Siebbeinlabyrinth im Nasenhintergrund, das von der Riechschleimhaut bedeckt ist.

- Sinusgang (mittlerer Nasengang, Meatus nasi medius) Er liegt zwischen der dorsalen und ventralen Nasenmuschel.

- Atmungsgang (ventraler Nasengang, Meatus nasi ventralis) Er liegt zwischen der ventralen Nasenmuschel und dem Nasenhöhlenboden. Der Atmungsgang ist weiträumig und leitet die Atmungsluft in den Atmungsrachen.

- gemeinsamer Nasengang (Meatus nasi communis) Er liegt zwischen Nasenscheidewand und den Nasenmuscheln.

Abbildung 6: Nase und Atmungsrachen

1 mittlere Nasenmuschel (Concha nasalis media) 2 dorsale Nasenmuschel (Concha nasalis dorsalis) 3 ventrale Nasenmuschel (Concha nasalis ventralis) 4 Riechgang (Meatus nasi dorsalis) 5 Sinusgang (Meatus nasi medius) 6 Atmungsgang (Meatus nasi ventralis) 7 Nasenscheidewand (Septum nasi) 8 Atmungsrachen (Pars nasalis pharyngis) 9 Luftröhre (Trachea) 10 Speiseröhre (Ösophagus)

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Die Nasenhöhle ist mit Atmungsschleimhaut bestehend aus mehrreihigen Flimmerepithelien, Becherzellen und Schleimdrüsen ausgekleidet. Ausnahme bildet nur die Riechgegend (Regio olfactoria). 1.2 Atmungsrachen (Pars nasalis pharyngis) Der Rachen (Pharynx) besteht aus:

- dorsal: Atmungsrachen (Pars nasalis pharyngis) - ventral: Schlingrachen (Pars oralis pharyngis)

Diese beiden Teile sind durch das Gaumensegel und das Ostium intrapharyngeum getrennt. In den Seitenwänden des Atmungsrachens ist jeweils eine Öffnung gelegen. Sie bildet den Eingang der Eustachi’schen Röhre oder Ohrtrompete (Tuba auditiva). Diese stellt eine Verbindung des Atmungsrachens mit dem Mittelohr dar und ermöglicht so einen Druckausgleich im Mittelohr. Bei den Equiden (z.B. Esel, Pferd) ist die Ohrtrompete zum Luftsack erweitert. Abbildung 7: Atmungsrachen

1.3 Kehlkopf (Larynx) Der Kehlkopf (Larynx) ist ein Hohlorgan, das durch den Kehldeckel (Epiglottis) verschlossen werden kann. Er ragt durch das Ostium intrapharyngeum in den Atmungsrachen hinein. Seine Innenseiten sind mit Schleimhaut ausgekleidet und von Plattenepithelien bzw. Flimmerepithelien überzogen. Der Kehlkopf wird von 5 Knorpeln gestützt, die durch Bänder und Muskeln miteinander verbunden und somit beweglich sind:

- Ringknorpel (Cartilago cricoidea) Er umschließt den Kehlkopf.

- Schildknorpel (Cartilago thyreoidea) Er bedeckt den Kehlkopf ventral.

Atmungsrachen Öffnung der Ohrtrompete Gaumensegel

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- Kehldeckel- oder Schließknorpel (Cartilago epiglottica) Er kann den Kehlkopf von der oralen Seite her verschließen.

- 2 Stell- oder Gießkannenknorpel (Cartilagines arytaenoideae) An ihnen setzen die Stimmbänder an. Sie sind für ihre Bewegung zuständig.

Bei Schweinen, Hunden und Pferden ist das Kehlkopflumen vor den Stimmbändern zu seitlichen Kehlkopftaschen ausgebildet. Abbildung 8: Kehlkopf eines Pferdes (Horizontalschnitt)

Dadurch, dass der Kehldeckel die Luftröhre beim Schlucken verschließt, wird das Aspirieren von Flüssigkeiten oder Futterteilen verhindert. Dieses kann zu schweren Entzündungen (Aspirationspneumonie) führen. Da Pferde in diesem Bereich nur durch die Nase atmen können, weil sich die Gaumensegel nicht anheben lassen, muss ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) durchgeführt werden. 1.4 Luftröhre (Trachea) Die Luftröhre (Trachea) schließt sich dem Kehlkopf an und leitet die Luft weiter. Sie wird aus starren hufeisenförmigen Knorpelspangen gebildet. Diese sind zur Wirbelsäule hin offen. Ihre Auskleidung besteht aus einer muskulären Innenschicht und Abbildung 9: Luftröhre (Querschnitt) Flimmerepithelien, die von Schleimhaut überzogen sind. Die einzelnen Knorpelspangen werden mittels Bänder (Ligamenta anularia tracheae) zusammengehalten. In ihrer Umgebung ist die Luftröhre durch lockeres Bindegewebe (Adventitia) verankert. Die Luftröhre liegt am Hals in der Medianen unter der Halswirbelsäule. Sie tritt in die Thoraxhöhle durch den Brustkorbeingang. Über dem Herzen teilt sie sich in die beiden Stammbronchien. Auf der ventralen Seite ist die Luftröhre von den langen Zungenbeinmuskeln bedeckt. Die Bronchien bestehen aus Knorpelringen und glatter Muskulatur. Je kleiner sie werden, umso weniger Knorpelringe enthalten sie, bis sie nur noch aus glatter Muskulatur bestehen. Die kleinen Bronchiolen verzweigen sich dann in die Alveolen.

Kehldeckel (Epiglottis)

Schildknorpel (Cartilago thyreoidea) Kehlkopftasche Stimmband

Ringknorpel

glatte Muskulatur Schleimhaut

Knorpelspange

Adventitia

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1.5 Lunge (Pulmo) Die Lunge besteht aus zwei Lungenflügeln: auch als rechte und linke Lunge bezeichnet. Diese Lungenflügel unterteilen sich wiederum in einzelne Lappen (Ausnahme: Lunge des Pferdes ist kaum gelappt). Sie liegen in den Pleurahöhlen und sind von einer Serosa, dem Lungenfell (Pleura pulmonalis), überzogen. Nur durch die Lungenwurzel sind sie mit dem Mittelfell verbunden. An dieser Stelle treten die Hauptbronchien und die Blutgefäße in die Lungen ein. Bei der Lunge unterscheidet man folgende Flächen:

- Rippenfläche (Facies costalis) - Zwerchfellfläche (Facies diaphragmatica) - Mittelfellfläche (Facies media)

Zur kranialen Seite hin befindet sich die Lungenspitze (Apex pulmonis). Bei den Rändern unterscheidet man in:

- den stumpfen Dorsalrand (Margo obtusus) - den scharfen Ventral- und Basalrand (Margo acutus)

Im Prinzip kann man die Lungenflügel in verschiedene Lappen unterteilen:

- Spitzenlappen - Mittel- oder Herzlappen (fehlt beim Pferd) - Zwerchfellappen - Anhangslappen

Abbildung 10: Lappen der Lungenflügel

1 Spitzenlappen 2 Mittel- oder Herzlappen 3 Zwerchfellappen 4 Anhangslappen

Dorsal des Herzens teilt sich die Luftröhre (Trachea) in zwei Hauptbronchien (Bifurcatio tracheae) auf. Je eine davon tritt in einen Lungenflügel ein. Dort verzweigen sie sich immer weiter bis sich die Lungenalveolen anschließen. Diese sind eng von einem Kapillarnetz umsponnen, um den Gasaustausch zu ermöglichen. Die Alveolengänge enden in Alveolensäckchen und sind von Pneumozyten ausgekleidet. Diese Zellen produzieren sogenannte Surfactant substances, die eine antiatelektatische (verhindern das Kollabieren des Alveolarraumes) und antiödematöse (verhindert die Bildung von Ödemen) Wirkung haben. Bei Bedarf wirken sie ebenfalls bei der Abwehr mit, indem einige Alveolarzellen als Alveolarmakrophagen aus dem Zellverband auswandern.

Luftröhre

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2. Atmungsorgane der meisten Wassertiere (Kiemen) Kiemen sind Ausfaltungen der Körperoberfläche, die sich auf den Gasaustausch spezialisiert haben. Abbildung 11: Kiemenaufbau Aufbau: Jeder Kiemenbogen besteht aus zwei Reihen von Kiemenfilamenten. Diese wiederum tragen zahlreiche Kiemenlamellen (flache Plättchen). Die Kiemenlamellen enthalten ein Kapillarnetz. Abbildung 12: Kiemenfilament

3. Atmungsorgane der Insekten (Tracheen) Insekten besitzen Abbildung 13: Tracheensystem als

Atmungsorgane Tracheen. Tracheen sind Luftröhren, die sich im ganzen Insektenkörper zu feinsten Verästelungen (Tracheolen) verzweigen. Die Tracheolen erreichen nahezu jede einzelne Zelle. Die Endigungen der terminalen Tracheolen sind mit einem feuchten Epithel ausgekleidet. In der Nähe von Organen, die sehr viel Sauerstoff benötigen, erweitern sich die Tracheen zu Luftsäcken.

Blutgefäße Kiemenbogen

Kiemenfilamente

H2O

H2O

Kapillaren

Kiemenlamelle Blutgefäße

Zelle

Tracheole Luftsack

Trachee Stigma (Öffnung) Körperwand

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Leseprobe aus Studienbrief 12 (Thema: Vergleichende Anatomie und Physiologie – Kleinsäuger I) 1. Meerschweinchen 1.1 Taxonomie Ordnung Nagetiere (Rodentia) Unterordnung Stachelschweinverwandte (Hystricognatha) Familie Meerschweinchenartige (Caviidae) Art Wildmeerschweinchen (Cavia aperea) Unterart Hausmeerschweinchen (Cavia aperea porcellus)

Das Hausmeerschweinchen stammt von wildlebenden Formen (Cavia aperea cutleri) der Anden Südamerikas (Chile, Peru, Bolivien) ab. Dort leben sie in Höhen bis zu 4200 m auf ständig mit Gras bedeckten Flächen, so dass sie ihren Bedarf an Vitamin C decken können. Ihre Domestikation begann bereits 3000 v. Chr. Lebensweise: Meerschweinchen sind hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv, jedoch weisen sie auch am Tag aktive Phasen auf. Sie leben in kleinen Gruppen (4 bis 20 Tiere) innerhalb eines festen Reviers. Als Unterschlupf dienen flache Erdbauten oder Mulden unter dichtem Pflanzenwuchs. Nach einer relativ langen Tragzeit werden die Jungtiere voll entwickelt geboren (behaart, Augen offen, Zähne ausgebildet). 1.2 Anatomie und Physiologie 1.2.1 Hautsystem Haut und Haarkleid: Die Haut des Meerschweinchens ist im Vergleich zu anderen Nagern sehr derb und faltenlos. Ihre Hornschicht (Hautoberfläche) ist besonders stark ausgeprägt. Meerschweinchen besitzen bis auf wenige Stellen ein dichtes Fell. Spärlich behaarte Regionen sind:

- Ohren (hinter Ohrgrund oft kahler Fleck) - Innenseite der Oberschenkel - Anogenitalbereich - Bereich um die Zitzen - Fußsohlen, Zehen

Schweißdrüsen: Sie beschränken sich ausschließlich auf die Haut der Ballen. Talgdrüsen: Besonders viele Talgdrüsen liegen in der Haut der Ohren und der Skrotaltaschen (wenige in der Ballenhaut).

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Kaudaldrüse (Glandula caudalis): Die Kaudaldrüse liegt im Kreuzbeinbereich ca. 1 cm dorsal des Afters und besteht aus Talg- und Haarfollikeln. Sie ist als leicht gewölbte, ovale Region pigmentierter Haut sichtbar. Oft wird sie von verklebten Haaren bedeckt. Die Kaudaldrüse produziert talgige Duftstoffe. Bei geschlechtsreifen Böcken ist sie meist stärker ausgeprägt als bei Weibchen. Perinealdrüsen (Glandulae perineales): Die Perinealdrüsen liegen im Bereich zwischen der Anal- und Genitalöffnung und sind beim Bock besonders deutlich ausgeprägt. Sie sezernieren ein weißlich-graues Sekret, das Duftstoffe enthält. Ihre Ausführgänge münden in die unpaare Perinealtasche (Bursa perinealis), die das fetthaltige Sekret sammelt. Präputialdrüsen (Glandulae preputiales): Sie sind so spärlich ausgebildet, dass sie auch als normale Talgdrüsen angesprochen werden können. 1.2.2 Sinnesorgane Geruchssinn: Meerschweinchen weisen einen außerordentlich gut entwickelten Geruchssinn auf, der eine große Rolle in ihrem Sozialverhalten spielt. Er ermöglicht es ihnen Geruchsstoffe wahrzunehmen, die der Mensch nur in einer 1000fach höheren Konzentration aufnehmen kann. Gesichtssinn: Die Augen des Meerschweinchens liegen weit seitlich am Kopf, so dass sie ein großes Gesichtsfeld besitzen. Sie können alle Farben gut unterscheiden. Gehörsinn: Meerschweinchen weisen einen langen äußeren Gehörgang auf. Sie besitzen einen gut entwickelten Gehörsinn mit einem Hörbereich von 16 bis 33.000 Hz. Tastsinn: Meerschweinchen besitzen Vibrissen (Tasthaare), mit denen sie ihre Umgebung tastend wahrnehmen können. 1.2.3 Bewegungsapparat Kopf: Meerschweinchen weisen einen dorsal abgeflachten Schädel auf. Sie besitzen einen kräftig ausgebildeten Unterkiefer und ein weites Diastema (= Raum zwischen den Zähnen). Für die gute Kaumuskulatur sind breite Ansatzflächen am Unterkiefer ausgeprägt. Das Kiefergelenk ist als Schlittengelenk mit einer rinnenförmigen Gelenkgrube ausgebildet (sagittale Kaubewegungen für Zahnabschliff möglich). Meerschweinchen besitzen keine Nasennebenhöhlen. Wirbelsäule: Meerschweinchen besitzen 36 bis 38 Wirbel, wobei die letzten Schwanzwirbel nur rudimentär ausgebildet sind. Die letzten vier bis fünf Rippen enden frei (Fleischrippen, Costae fluctuantes), so dass eine ausgeprägte Brustatmung möglich ist.

Halswirbel 7 Brustwirbel 12 Lendenwirbel 6 Kreuzbeinwirbel 4 Schwanzwirbel 7

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Extremitäten: Die Gliedmaßen weisen rudimentäre, ca. 1 cm lange Schlüsselbeine auf, die in die Muskulatur des Schultergürtels eingelagert sind. Speiche (Radius) und Elle (Ulna) bzw. Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) sind nicht gegeneinander beweglich. Meerschweinchen weisen eine plantigrade Fußung auf, bilden jedoch eine Übergangsform vom Sohlengänger zum Zehengänger, was ihnen schnelle Bewegungen aus einer kauernden Stellung heraus ermöglicht. Meerschweinchen besitzen an den Vordergliedmaßen vier Zehen (2. bis 5. Zehe). An den Hintergliedmaßen weisen sie nur drei Zehen (2. bis 4. Zehe) auf.

Abbildung 1: 1 Vorderzehenknochen (Ossa digitorum manus) 2 Vordermittelfußknochen (Ossa metacarpalia) 3 Vorderfußwurzelknochen (Ossa carpi) 4 Elle (Ulna) 5 Speiche (Radius) 6 Oberarmknochen (Humerus) 7 Schlüsselbein (Clavicula) 8 Unterkiefer (Mandibula) 9 Oberkiefer (Maxilla) 10 Schulterblatt (Scapula) 11 Rippen (Costae) 12 Wirbelsäule (Columna vertebralis) 12a Halswirbel (Vertebrae cervicales) 12b Brustwirbel (Vertebrae thoracicae) 12c Lendenwirbel (Vertebrae lumbales) 12d Kreuzbeinwirbel (Vertebrae sacrales) 12e Schwanzwirbel (Vertebrae caudales) 13 Becken (Pelvis) 14 Oberschenkelknochen (Os femoris) 15 Kniescheibe (Patella) 16 Wadenbein (Fibula) 17 Schienbein (Tibia) 18 Hinterfußwurzelknochen (Ossa tarsi) 19 Hintermittelfußknochen (Ossa metatarsalia) 20 Hinterzehenknochen (Ossa digitorium pedis)

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Leseprobe aus Studienbrief 16 (Thema: Vergleichende Anatomie und Physiologie – Pferd) 2.4 Herz und Blutkreislauf Das Gewicht des sehr großen Herzens kann 0,6 bis 1 % des Körpergewichts betragen. Es steht senkrecht im Brustraum. Pro Herzschlag können 0,7 bis 1 Liter Blut aus den beiden Herzkammern ausgestoßen werden! 2.5 Atmungsapparat Die voluminöse Lunge des Pferdes ist wenig gelappt. Links ist sie in zwei Lappen (Lobus cranialis, L. caudalis) geteilt. Der rechte Lungenflügel besitzt drei Lappen (Lobus cranialis, L. caudalis, L. accessorius). Das interlobuläre Bindegewebe der Lunge ist relativ schwach ausgeprägt. 2.6 Verdauungsapparat Mundhöhle: Die Oberlippe ist komplett mit behaarter Haut bedeckt. Die Lippen sind sehr gut beweglich und dienen als Tast- und Greiforgan (z.B. bei der Nahrungsaufnahme). Die Zunge wird durch eine Bindegewebsplatte (Septum linguae) in zwei symmetrische Hälften unterteilt. Diese geht in den Zungenrückenknorpel (Cartilago dorsi linguae) über, der Knorpel- und Fettzellen enthält. Abbildung 15: Speicheldrüsen der Mundhöhle (Pferd)

Gebiss: Kurz nach der Geburt sind beim Fohlen nur die Milchzahnvorläufer der vorderen Backenzähne (p2, p3, p4) vorhanden (selten auch schon die der Schneidezähne i1). Erst mit ca. 5 bis 9 Monaten sind alle Milchzähne vollständig durchgebrochen. Da ihr Schmelz keinen

Glandulae buccales dorsales

Glandula parotis Glandula mandibularis

Glandula sublingualis polystomatica Glandulae buccales ventrales

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Zementüberzug besitzt, weisen sie eine weißere Farbe als die Zähne des bleibenden Gebisses auf. Insgesamt weist das Milchgebiss 28 Zähne auf. Zahnformel des Milchgebisses: Das bleibende Gebiss ist erst mit 9 Monaten bis 4½ Jahren vollständig entwickelt:

Zahn Durchbruch (Zahnwechsel) I1 2 ½ Jahre I2 3 ½ Jahre I3 4 ½ Jahre C 4 ½ Jahre (Hengste) P1 rudimentär P2 2 ½ Jahre P3 2 ½ Jahre P4 3 ½ Jahre M1 9 Monate M2 2 Jahre M3 4 Jahre

Die Eckzähne werden sowohl bei Stuten als auch bei Hengsten angelegt, nur dass sie bei den Stuten rudimentär entwickelt bleiben und häufig gar nicht durchbrechen. Der P1 kann fehlen oder wird lediglich als stummelförmiges Zähnchen („Wolfszahn“) ausgeprägt. Das bleibende Gebiss umfasst demnach 36 bis 44 Zähne. Zahnformel des Dauergebisses: Abbildung 16: Dauergebiss (Pferd)

3i 1c 3p 3i 1c 3p

3I 1C 3(4)P 3M 3I 1C 3(4)P 3M

Oberkiefer:

Schneidzähne

Eckzahn

P1

vordere Backenzähne

hintere Backenzähne

Unterkiefer: hintere Backenzähne

vordere Backenzähne Eckzahn

Schneidezähne

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Leseprobe aus Studienbrief 18 (Thema: Vergleichende Anatomie und Physiologie – Vögel) 2.2 Sinnesorgane Geruchssinn: Der Geruchssinn ist gut entwickelt. Die Nase (Organum olfactus) besteht aus der Riechschleimhaut (Regio olfactoria), dem Riechnerv (Nervus olfactorius) und dem Riechhirn (Telencephalon). Gesichtssinn: Vögel besitzen relativ große Augäpfel, die im Gegensatz zu den Augäpfeln der Säugetiere fest in der Augenhöhle fixiert sind. Je nach Lebensweise und Ökologie ist das Sehvermögen anders entwickelt:

- Tauben und Hühnervögel beispielsweise besitzen seitlich angeordnete Augen, so dass sie einen Rundumblick von fast 360° haben.

- Bei Eulen hingegen sitzen beide Augen nebeneinander an der Vorderseite des Kopfes, so dass durch die starke Überlappung der Sichtfelder ein gutes räumliches Sehvermögen gewährleistet wird. Die geringe Ausdehnung des Sehfeldes wird durch die starke Beweglichkeit der Halswirbelsäule ausgeglichen (Kopfdrehung bis 270°).

- Vögel, die unter Wasser auf Nahrungssuche gehen, besitzen besonders weiche Augenlinsen. Diese können durch Muskelkraft verformt werden, so dass ihr Brechungsvermögen an das Wasser angepasst wird.

Das Bewegungssehen wird bei vielen Vogelarten durch das Wippen mit dem Kopf optimiert. Die Rückwärtsbewegung dient dazu, den Kopf relativ zur Umgebung in Ruhe zu halten, damit das Bild auf der Netzhaut ebenfalls ruht. So können bewegte Objekte besser wahrgenommen werden. Abbildung 17: Auge

1 Hornhaut (Cornea) 2 vordere Augenkammer 3 Regenbogenhaut (Iris) 4 Ziliarkörper (Corpus ciliare) 5 Linse (Lens) 6 Skleralring 7 weiße Augenhaut (Sklera) 8 Glaskörper (Corpus vitreum) 9 Aderhaut (Choroidea) 10 Netzhaut (Retina) 11 Kamm (Pecten) 12 Sehnerv (Nervus opticus)

1

2

3 4 5

6 7

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9

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11

12

Reg

io

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Gehörsinn: Vögel weisen einen gut entwickelten Gehörsinn auf (sehr tiefe Töne [unter 40 Hz] können jedoch kaum oder gar nicht wahrgenommen werden). Sie besitzen keine Ohrmuscheln, sondern kleine Federn, die die äußere Gehöröffnung umsäumen. Zur Ortung der Geräuschquelle müssen Vögel daher intensive Bewegungen des gesamten Kopfes vollführen. Im Mittelohr ist nur ein Gehörknöchelchen (Columella) ausgebildet, das dem Steigbügel der Säuger entspricht. Hammer und Amboss sind als Os quadratum und Os articulare entwickelt. Die Schnecke (Papilla basilaris) ist relativ kurz und nur leicht gewunden. Neben einem Gleichgewichtsorgan im Ohr befindet sich ein weiteres im Becken. Abbildung 18: Gehörorgan (Organum cochleare)

2.10 Blut Im Gegensatz zu den Säugetieren besitzen Erythrozyten und Thrombozyten Zellkerne. Weiterhin ist eine zusätzliche Form von Granulozyten bei Vögeln anzutreffen. Erythrozyten 2,6 bis 4,5 Mio./ mm3

20000 bis 23.000 Mio./ mm3 1,5 bis 1,7 % ca. 2 % 25 bis 27 % 59 bis 62 %

Leukozyten: - basophile Granulozyten - eosinophile Granulozyten - pseudoeosinophile Granulozyten - Lymphozyten - Monozyten ca. 10 % Thrombozyten 10.000 bis 130.000 Mio./ mm3 Hämatokritwert 40 bis 58 %

Canalis semicircularis anterior

Canalis semicircularis posterior

Canalis semicircularis lateralis

Vorhoffenster (Fenestra vestibularis) Schneckenfenster (Fenestra cochlearis)

Gehörknöchelchen (Columella) Schnecke (Cochlea)

Knorpelfortsatz (Cartilago extracolumellaris)

Trommelfell (Membrana tympani) Falte (Plica cavernosa)

äußerer Gehörgang (Meatus acusticus externus)

Bogen

gänge

(Can

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icirculares)

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2.11 Lage der O

rgane A

bb

ildu

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rgane d

er Tau

be (laterale A

nsich

t)

1 Luftröhre (Trachea) 2 Speiseröhre (Ösophagus) 3 Lunge (Pulmo) mit Luftsäcken 4 Bauchspeicheldrüse (Pankreas) 5 Niere (Ren) 6 Kropf (Ingluvies) 7 Herz (Cor) 8 Magen (Ventriculus, Gaster) 9 Dünndarm (Intestinum tenue) 10 Leber (Hepar) 11 Gallenblase (Vesica fellea) 12 Dickdarm (Intestinum crassum)

1 2 3 4 5

6 7 8 9 10 11 12

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Leseprobe aus Studienbrief 20 (Thema: Pathologie – Krankheitslehre)

1. Allgemeine Krankheitslehre Pathologie bezeichnet die Lehre von den krankhaften Vorgängen in einem Organismus. Sie erforscht:

- die Ursachen der Krankheit (Ätiologie) - die Entstehung und Entwicklung der Krankheit (Pathogenese)

Dabei werden einzelne Phänomene (Symptome), Symptomverbände (Syndrome) und Missbildungen betrachtet. Gesundheit: Gesundheit ist ein Zustand körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens. Krankheit: Krankheit ist eine Störung dieses Wohlbefindens. 1.1 Krankheitsbedingungen 1.1.1 Innere Krankheitsursachen Körperverfassung (Konstitution): Die Körperverfassung sollte nicht mit Kondition (= kurzfristig verbesserte oder verschlechterte Leistungsfähigkeit eines Organismus) verwechselt werden. Unter der Konstitution versteht man alle ererbten und erworbenen (rassebedingten) Eigenschaften, aus denen auch Veranlagungen (Dispositionen) entstehen können. Krankheitsanfälligkeit (Disposition): Unter der Disposition wird die Empfänglichkeit für Krankheiten verstanden (Gegensatz zur Resistenz). Sie wird durch Art, Rasse, Alter, Geschlecht, Haltung usw. bestimmt. Resistenz: Die Resistenz ist eine angeborene Eigenschaft, die Tiere für bestimmte Krankheiten unempfänglich macht. 1.1.2 Äußere Krankheitsursachen Abiotische Krankheitsursachen: Man unterscheidet folgende unbelebte Krankheitsursachen: Nahrungs- und Wasseraufnahme, Mangel bzw. Überschuss an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, mechanische Ursachen, Hitze bzw. Kälte, Strahlung, Gifte u.v.m. Biotische Krankheitsursachen: Zu den belebten Verursachern von Krankheiten zählen Viren, Bakterien, Parasiten und Pilze.

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1.3 Entzündung (Inflammatio) Die Bezeichnungen von Entzündungen tragen immer die Endung „itis“. Ausnahmen sind:

- Rachenentzündung (Angina) - Lungenentzündung (Pneumonie) - Klauenentzündung (Panaritium)

Eine Entzündung ist eine Abwehrreaktion des Gewebes, die durch die Einwirkung eines schädigenden Reizes entstanden ist. Ihre Aufgabe besteht darin, den schädigenden Reiz zu vermindern bzw. zu beseitigen. 1.3.1 Ablauf der Entzündung Bei einer Entzündung kommt es:

- zu einer gesteigerten Durchblutung - zum Austritt von Blutplasma und Entzündungszellen (phagozytierende Fresszellen)

Dies löst die folgenden Leitsymptome aus:

- Rubor (Rötung) → als Folge der Hyperämie (Mehrdurchblutung) - Calor (Wärme, Hitze) → als Folge gesteigerter Stoffwechselvorgänge im

Entzündungsgebiet (Fieber) - Dolor (Schmerz) → als Folge erhöhter Gewebsspannung (Ansammlung wässriger

Flüssigkeit [Ödem], Druck auf Nervenenden) - Tumor (Schwellung) → als Folge des Flüssigkeitsaustritts aus Gefäßen (Ödem) - Functio laesa (Schonhaltung) → gestörte Funktion

1.3.4 Entzündungsformen Die Einteilung akuter Entzündungen erfolgt anhand des Exsudats (= Charakter der auftretenden Flüssigkeit): Entzündungsform

Exsudat

Beispiel

fibrinöse Entzündung Fibrin fibrinöse Perikarditis (Herzbeutelentzündung)

seröse Entzündung Serum Katarrh (Entzündung der oberen Atemwege)

purulente Entzündung Eiter Abszess, Empyem, Phlegmone

hämorrhagische Entzündung Blut Cystitis (Harnblasenentzündung)

gangräneszierende Entzündung jauchige Flüssigkeit Gasbrand (Kolliquationsnekrose)

Abszess: Ein Abszess ist eine Eiteransammlung in einem neu entstandenen Hohlraum durch Gewebseinschmelzung.

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Eiter: Eiter ist eine entzündliche Körperflüssigkeit, die sich aus folgenden Bestandteilen zusammensetzt:

- Eiterkörperchen (zerfallene neutrophile Granulozyten) - Reste ehemaligen Gewebes - Blutserum

Empyem: Ein Empyem ist eine Eiteransammlung in einer vorgeformten, meist natürlich gebildeten Körperhöhle oder einem Hohlorgan (z.B. Nasennebenhöhlen). Phlegmone: Die Phlegmone ist eine flächenhafte, eitrige Infektion der Weichteile (z.B. Unterhaut). Die Einteilung chronischen Entzündungen erfolgt nach der vorherrschenden Zell- bzw. Gewebeart: Entzündungsform

Zellen bzw. Gewebe

Beispiel

granulierende Entzündung

Bindegewebe schlecht heilende Wunden

granulomatöse Entzündung knötchenartige Zellansammlungen

Pilzinfektionen, Fremdkörper

lymphoplasma-zelluläre Entzündung

Lymphozyten, Plasmazellen

Virusinfektion

1.4 Immunschwächen Immundefekte und –schwächen: Angeborene Immundefekte sind relativ selten. Häufiger kommt es zu Störungen (z.B. durch Unterernährung, chronische Darmerkrankungen) des Immunsystems im Laufe des Lebens. Einige Viren sind in der Lage, das Immunsystem dauerhaft so zu schwächen, dass schon einfachste Infektionen zu schweren Krankheiten und sogar zum Tod führen können. Autoimmunkrankheiten: Bei dieser Art der Erkrankungen bildet das Immunsystem fälschlicherweise Antikörper gegen körpereigene Substanzen. Allergien: Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeit des Immunsystems. Der Organismus hatte schon einmal Kontakt mit dem Antigen und bildete Antikörper. Beim zweiten Kontakt mit dem Antigen kommt es nun nicht zur Immunität, sondern zu einer überschießenden Reaktion. Symptome sind: Hautreaktionen, Tränenfluss, Husten, Schnupfen und Durchfall.

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Leseprobe aus Studienbrief 22 (Thema: Therapiverfahren von A bis Z, Teil I) 1. Akupressur und Akupunktur 1.1 Akupressur Das Wort „Akupressur“ (lat. „acus“ = Nadel, „premere“ = drücken) ist eine Heilmethode, die der traditionellen chinesischen (TCM) und japanischen Medizin entstammt. In Japan wird sie Shiatsu (jap. „shi“ = Finger, „atsu“ = Druck) genannt, was so viel wie „Fingerdruck“ bedeutet. Die Akupressur ist eine Behandlungstherapie, bei der bestimmte Körperstellen (Akupunkturpunkte) durch Fingerdruck stimuliert werden. Da die Akupunkturpunkte mit bestimmten inneren Organen und Körperfunktionen in Verbindung stehen, kann so die Gesundheit positiv beeinflusst werden. 1.3 Akupunktur Die Akupunktur (lat. „acus“ = Nadel, „punctura“ = Stechen) ist ein Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Die Behandlung umfasst zwei Hauptanwendungen:

- Einstechen der Nadel in die Akupunkturpunkte - Erwärmen der Akupunkturpunkte (Moxibustion)

Grundvorstellung der Therapie ist die Existenz von 361 Akupunkturpunkten, die auf den Meridianen angeordnet sind. Durch das Einstechen der Nadel wird der Strom der Lebensenergie („Qi“) beeinflusst. Ohrakupunktur (Aurikulotherapie): Die Aurikulotherapie ist eine Form der Akupunktur, die sich ausschließlich auf das Ohr bezieht. Auch hier befinden sich bestimmte Akupunkturpunkte, die in der klassischen chinesischen Akupunktur gar nicht oder nur selten behandelt werden. 1.4 Lebensenergie („Qi“) Die Lebenskraft der Organismen („Qi“) wird aus folgenden Quellen gespeist:

- Erbenergie (Urenergie) Die Erbenergie bezeichnet die konstitutionelle Veranlagung und kann nicht ersetzt oder zugeführt werden. Ihr Versiegen bedeutet den Tod.

- Atmungsenergie („kosmisch“ gewonnene Energie) Sie wird sowohl durch die Atmung von Sauerstoff als auch durch die Aufnahme feinstofflicher Energien gewonnen.

- Nahrungsenergie („irdisch“ gewonnene Energie) Sie kann nur durch die Umwandlung von Nahrungssubstanzen in Energie gewonnen werden.

- Abwehrenergie Die Abwehrenergie resultiert aus der Atmungs- und Nahrungsenergie. Sie bezeichnet

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die Widerstandskraft gegenüber Krankheiten.

- intersexuelle Energie Sie entsteht durch den Spannungszustand, der durch das Zusammentreffen von zwei unterschiedlichen Geschlechtern entsteht.

Das Qi ist polar und besitzt Yin- und Yang-Anteile, die in den Meridianen zirkulieren. 1.5 Meridiane Unter Meridianen versteht man Energiebahnen, in denen die Lebensenergie (Qi) fließt. Sie verbinden die Akupunkturpunkte miteinander. Störungen des Qi-Flusses verursachen Krankheiten. Akupunkturmeridiane ordnen die Meridiane bestimmten Organen zu. Es wird angenommen, dass in denjenigen Meridianen das Qi fließt, das den einzelnen Organen zugeordnet werden kann. Demnach unterscheidet man:

- 12 Hauptmeridiane - 8 Extrameridiane - mehrere Extrapunkte

Die Meridiane liegen mit Ausnahme des Konzeptionsgefäßes (Ren mai) und des Lenkergefäßes (Du mai) jeweils spiegelverkehrt auf beiden Körperseiten. Meridianuhr: Innerhalb von 24 Stunden durchflutet das Qi sämtliche Meridiane und somit den ganzen Körper. Dabei wird jeder Meridian maximal zwei Stunden durchflutet, wobei in diesem Zeitraum Fehlfunktionen am deutlichsten hervortreten. 1.6 Yin und Yang Yin und Yang sind Begriffe für die polaren Kräfte bzw. Grundprinzipien des Universums, die fließend ineinander übergehen. Dort, wo es Leben gibt, wirken diese beiden Kräfte zusammen und halten sich normalerweise im Gleichgewicht (= Gesundheit). Geraten Yin und Yang ins Ungleichgewicht (= Krankheit), können sie mit Berührungen angeregt werden, ihre Ladungen wieder zu normalisieren. Das heißt, wenn das Yin überwiegt (= Leben erstarrt), wird sich der leere Punkt wieder mit Energie füllen. Dominiert das Yang (= Leben verzehrt sich), wird sich der Punkt der angestauten Energie entledigen. Yin und Yang sind unterschiedlich geprägt:

Yin Yang weiblich männlich kalt heiß innen außen unten oben rückwärts vorwärts abwärts aufwärts Kontraktion Expansion Absinken Aufsteigen Wasser Feuer

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dunkel hell Mond Sonne Nacht Tag Materie Energie Herbst Frühling Winter Sommer Stillstand Bewegung passiv aktiv Wirklichkeit Ideal Welt Geist

Zu jedem Yin-Organ gehört ein komplementäres Yang-Organ. Sie ergänzen sich gegenseitig und bilden zusammen ein Funktionspaar (z.B. Niere [passiver Filtrationsprozess] und Blase [aktiver Ausscheidungsprozess]). 1.6.1 Yin Prinzip: Erde extremstes Yin: leerer, dunkler, kalter, unendlicher Raum zu viel Yin: Energiemangel, Müdigkeit, Erkältung, chronische Krankheiten, dumpfe und nicht gut zu lokalisierende Schmerzen, Wundgefühl 1.6.2 Yang Prinzip: Himmel extremstes Yang: volle, helle, heißstrahlende, determinierte Sonne zu viel Yang: Stau, Entzündung, Fieber, Hypererregbarkeit, stechende und brennende Schmerzen 1.7 System der 5 Wandlungsphasen Nach dieser Lehre ist sowohl die belebte als auch die unbelebte Natur aus 5 Elementen zusammengesetzt:

- Erde - Feuer - Wasser - Holz - Metall

Unter diesen 5 Elementen versteht man ordnende Kräfte, die im ganzen Universum wirken. Sie stehen als Symbole für Lebensvorgänge, Naturabläufe und Wandlungen, die nach ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten ablaufen. Diese Gesetzmäßigkeiten werden durch den Zyklus der Wandlungen beschrieben. Er erklärt die Interaktionen zwischen den 5 Elementen und deren Entstehung bzw. Zerstörung. Der Zyklus der Wandlungen besteht aus zwei Zyklen:

- Zyklus der Erzeugung > Feuer erzeugt Asche und somit Erde > in der Erde befinden sich Wasser und Metalle

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> Wasser und Metall lassen Bäume wachsen und somit Holz > Holz nährt Feuer

- Zyklus der Zerstörung (Kontrollzyklus) > Feuer zerstört Metall (Schmelzung) > Metall zerstört Holz (Bäume mit Axt gefällt) > Holz zerstört Erde (Wurzeln verdrängen Erde) > Erde zerstört Wasser (zuschütten von Wasserflächen) > Wasser zerstört Feuer (Löschen)

Zyklus der Zerstörung

Zyklus der Erzeugung

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Leseprobe aus Studienbrief 24 (Thema: Tierpsychologie und Verhaltensbiologie) 1. Allgemeines 1.2 Individuelle Verhaltensmuster Grundauffassung:

- Jede Tierart hat ihre eigenen Verhaltensmuster und jedes Tier reagiert individuell. - Abweichungen von der Norm werden als behandlungsbedürftig eingestuft.

Dabei müssen „Verhaltensstörungen“ auf somatischer Basis (Erkrankungen) und rein psychisch induzierte Abweichungen vom Normalverhalten getrennt betrachtet werden. Mit einer geeigneten Therapie, die die Gesundheit wiederherstellt, werden auch die durch die Krankheit entstandenen Verhaltensmuster verschwinden. Um das Verhalten zu beeinflussen, haben sich folgende Therapieverfahren etabliert:

- Gegenkonditionierung - medikamentelle Therapie (Anwendung von Sedativa, Psychopharmaka, Hormonen) - invasive Therapie (Sterilisation, Kastration, Neurochirurgie) - ganzheitliche Therapie (Akupunktur, Homöopathie, TCM, Bach-Blüten-Therapie,

Neuraltherapie, Phytotherapie usw.) Viele sog. Verhaltensstörungen sind keine Verhaltensstörungen, sondern Verhaltensprobleme zwischen Tierhalter und Tier. 1.3 Lernen 1.3.1 Lerndisposition Angeborene Lerndisposition: Diese Form der Lerndisposition wird von der jeweiligen Rasse und ihrem ursprünglichen Verwendungszweck bestimmt. U.a. ist sie begrenzt durch die Entwicklungsstufe des Gehirns, die Ausprägung der Sinnesorgane und die Besonderheiten des Bewegungsapparates. Die angeborene Lerndisposition ist auch individuell nicht mehr veränderbar. Erworbene Lerndisposition: Sie ist stark abhängig von den umgebenden Bedingungen während der Entwicklung des Tieres. Aktuelle Lerndisposition: Die aktuelle Lerndisposition ergibt sich aus dem aktuellen Gesundheitszustand des Tieres und seiner Motivation. 1.3.2 Lernvorgänge Lernen bedeutet, dass sich Verhaltensweisen während bestimmter Reizsituationen verändern und dass diese Verhaltensänderungen auf frühere Berührungen mit ähnlichen oder gleichen Reizsituationen zurückgehen.

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Habituation (Gewöhnung): Wiederholt auftretende Reize, die weder positive noch negative Folgen nach sich ziehen, führen zur Gewöhnung. Das heißt, im Laufe der Zeit wird das Tier nicht mehr darauf reagieren. Dieser Umstand wird in der Verhaltenstherapie (Desensibilisierung) genutzt. Klassische Konditionierung: Hier wird eine schon vorhandene natürliche Reaktion mit einem neuen Auslöser verknüpft (z.B. Versuchsanordnung Pawlow’s). Die klassische Konditionierung wird oft in der Hundeerziehung angewandt. Operante Konditionierung: Eine schon vorhandene Reaktion wird durch positive und negative Bestätigung in eine neue Reaktion oder „Nichtreaktion“ umgewandelt. Auch diese Form des Lernens trifft man häufig in der Hundeausbildung. Erwünschte Reaktionen werden belohnt (z.B. Lob, Zuwendung) und unerwünschte Verhaltensweisen werden bestraft (z.B. Entzug von Aufmerksamkeit). 4. Spezifisches Verhalten des Pferdes 4.1 Ohrensignale Normalerweise sind die Pferdeohren ständig in Bewegung, um jedes Geräusch aus der Umgebung und damit eventuelle Gefahren rechtzeitig wahrnehmen zu können. Die Ohren dienen jedoch nicht nur dazu, Laute wahrzunehmen, sondern sind ebenfalls Ausdrucksmittel für die jeweilige Stimmung des Pferdes. Es gibt viele verschiedene Ohrstellungen:

- entspannt aufgerichtete Ohren, die nach vorn und zur Seite zeigen: Diese Ohrstellung stellt die neutrale Grundstellung der Pferdeohren dar.

- gespitzte Ohren: Wird ein beunruhigendes oder interessantes Geräusch wahrgenommen, so werden der gesamte Kopf und die Ohren in dessen Richtung gedreht.

- gespannt aufgerichtete Ohren, die zucken: Das Pferd hat große Angst und ist kurz davor, in blinder Panik zu fliehen.

- „Flügel-Ohren“: Hängen die Ohren entspannt seitwärts mit den Öffnungen zum Boden, so haben wir es mit einem entspannten, dösenden, müden und teilnahmslosen Pferd zu tun.

- flach angelegte Ohren: Diese Ohrstellung signalisiert Dominanz und Aggressivität. Ursprünglich war dies eine Schutzposition, um bei Kämpfen die Ohren vor Bissen des Gegners zu schützen.

4.2 Gesichtsausdruck Die Gesichtsmimik ist nicht so stark ausgeprägt wie beim Menschen, dennoch lassen sich aus ihr Rückschlüsse auf die Stimmung des Pferdes ziehen. Es gibt folgende Gesichtsausdrücke:

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- Augen Bei einem entspannten Pferd sind die Augen halb geöffnet. Empfindet das Pferd große Panik oder ist wachsam, so werden die Augen weit aufgerissen. Bei Schmerzen oder Müdigkeit sind sie i.d.R. geschlossen.

- Maulschnappen Dabei werden die Lippen zurückgezogen und die Zähne entblößt. Die Kiefer werden auf und zu gemacht, wobei manchmal die Zähne aufeinander stoßen. Deswegen bezeichnet man diese Verhaltensweise auch als Zähneklappern. Schon junge Fohlen beherrschen diese Gestik, um Unterwürfigkeit auszudrücken.

- Biss-Drohung Bei einer drohenden Gebärde, die dem Maulschnappen ähnlich ist, werden die Kiefer fest aufeinander gepresst und die Zähne entblößt. Das Pferd kündigt seinen Angriff an.

- Zusammenpressen der Lippen Friedfertige oder schläfrige Pferde lassen oft die Unterlippe schlaff herunterhängen. Ist das Pferd jedoch aggressiv gestimmt oder hat Angst bzw. Schmerzen, so werden die Lippen fest aufeinander gedrückt.

- Flehmen Pferde, v.a. Hengste bei einem Stutenduft, die einen interessanten Geruch wahrgenommen haben, flehmen. Dabei wird die Oberlippe nach oben gezogen und Zähne bzw. Zahnfleisch entblößt. Dadurch wird die Fläche vergrößert, mit der der Duft aufgenommen werden kann.

- Nüsternsignale Bei nach oben gezogenen Nüstern empfindet das Pferd Ekel oder Abscheu. Es ist dem menschlichen Naserümpfen sehr ähnlich. Aufgeblähte Nüstern signalisieren Erregtheit.

4.3 Sprache des Pferdehalses Mit der Bewegung von Kopf und Hals kann das Pferd verschiedene Stimmungen vermitteln:

- Schütteln, Zurückwerfen und Rucken des Kopfes: Unabhängig vom Vorhandensein insektizider Plagegeister, drückt das Kopfschütteln, Zurückwerfen und Auf- und Abrucken des Kopfes Verärgerung aus.

- Kopfwackeln Dabei dreht das Pferd den unteren Teil des Kopfes leicht hin und her, ohne jedoch die obere Kopfpartie zu bewegen. Das bedeutet: „Es kann losgehen.“

- Kopfschlängeln Das Hin- und Herschwenken mit dem Kopf, bei dem Kopf und Hals eine Linie bilden, ist eine ritualisierte Biss-Drohung. Dieses Verhalten verwendet meist ein Hengst, um seine Stuten zusammenzutreiben.

- Halsdrehen Bei diesem Signal bewegt sich der Hals des Pferdes von einer Seite zur anderen. Es

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drückt so viel aus wie: „Ich will weg von hier.“

- Stupsen mit dem Kopf Während das Stoßen mit dem Kopf eine aggressive Geste ist, die das Beißen ersetzt, ist das Stupsen mit der Nase eine sanfte Aufforderung, endlich loszulegen, oder eine Art und Weise, Unwohlsein auszudrücken.

- krankhafte Halsbewegungen Dazu zählen z.B. das Halswiegen und das Kopfkreisen. Diese Verhaltensweisen deuten auf eine reizarme, langweilige Umgebung des Pferdes hin. Es benötigt dringend mehr Abwechslung und Beschäftigung!

4.4 Ausdruck der Beine Bodenscharren: Ursprünglich diente das Scharren mit den Hufen auf dem Boden der Futtersuche und der Prüfung der Bodenbeschaffenheit. Es kann jedoch auch Frustration und Ungeduld zum Ausdruck bringen. Beinheben: Das Heben des Vorderbeines leitet sich von der frontalen Attacke der Hengste ab. Es ist eine Drohgebärde, die der geballten Menschenhand gleicht. Wird ein Hinterbein angehoben, so wird die Geste des Hinterteilpräsentierens (s.u.) verstärkt. Beinpochen und –stampfen: Das Pochen wird mit dem Hinterhuf und das Stampfen mit dem Vorderhuf erzeugt. Beide Geräusche dienen als Warnsignal und drücken Protest aus. 4.6 Signale des gesamten Körpers Die Körperhaltung eines Pferdes drückt dessen inneren Gemütszustand aus. Je angespannter der Körper ist und je höher der Kopf und Schweif getragen wird, desto erregter ist ein Pferd. Umgekehrt ist ein Pferd umso unterwürfiger oder teilnahmsloser, je weniger Spannung der Körper aufweist und desto gesenkter Kopf und Schweif getragen werden. Einige typische Körpersignale sind:

- Körpersperre Bei dieser Geste blockiert ein dominantes Pferd einem anderen den Weg, indem es sich quer vor das vermeintlich rangniedere Tier stellt. Tritt der Rangniedere den Rückzug an, hat er die Vorrangstellung des dominanten Pferdes akzeptiert.

- Rempeln mit der Schulter Ein verschärfter Ausdruck der Dominanz ist der Schulterrempler. Der Herausforderer provoziert einen unmittelbaren Körperkontakt, um den Gegner einzuschüchtern.

- Präsentieren des Hinterteils Das Umdrehen und Zeigen der Hinterhand ist eine abwehrende Verhaltensweise, die eine schwache Drohung beinhaltet. Das defensive Pferd bringt sich in Position, um auszuschlagen, sollte das bedrohende Pferd die Distanz weiter verringern. Normalerweise reagieren Pferde sehr schnell auf dieses Gebaren und gehen einer Konfrontation aus dem Weg.

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4.7 Lautgebung Schnauben: Das Schnauben ist ein reiner Nasenlaut. Er entsteht, wenn das Pferd bei geschlossenem Maul kräftig durch die Nase ausatmet. Durch die Vibration der Nüstern wird dem Laut ein Tremolo verliehen. Das Schnauben dient dazu, den Nasentrakt zu reinigen und andere Pferde auf eine drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Es drückt hochgradige Erregung und die Bereitschaft zur Flucht aus. Blasen: Es ist ein Schnauben ohne Tremolo, das eine abgeschwächte Bedeutung hat. Das Pferd drückt damit so viel aus wie: „Was gibt’s? Ich fühl mich wohl.“ Röhren: Bei einem ernsthaften Kampf oder bei sehr starker Erregung röhren Pferde. Es ist ein Schreien in sehr hoher Tonlage, das bei domestizierten Pferden kaum zu hören ist. Schrill-Laut: Dieser Laut ist ein defensives Signal und bedeutet: „Stopp, sonst werde ich mich wehren.“ Meistens werden die Schrill-Laute bei der Paarung verwendet, wenn sich die Stute einen zu aufdringlichen Hengst vom Leibe halten will. Wiehern: Es gibt ein ganzes Repertoire an unterschiedlichen Wieher-Lauten:

- Begrüßungs-Wiehern Dieses Wiehern ist ein tiefer, tremolierender Kehllaut, der bedeutet: „Hallo, schön dich zu sehen.“

- Ortungs-Wiehern Das Ortungs-Wiehern ist ein kräftiger und ausgedehnter Laut, der bis auf einen Kilometer hörbar ist. Es ist kein Alarmsignal, sondern dient zur Standortverständigung von Herdenmitgliedern. Jedes Pferd besitzt ein individuelles, charakteristisches Wiehern, das von den anderen Pferden erkannt und auf das normalerweise geantwortet wird, um auch auf Distanz Kontakt zu halten.

- Mutter-Wiehern Es ist ein sehr sanftes, leises Wiehern und dient dazu, das Fohlen heran zu rufen.

- Werbungs-Wiehern Das Werbungs-Wiehern eines Hengstes ist dem Begrüßungs-Wiehern sehr ähnlich, nur dass es länger, tiefer und in mehr Einzeltöne unterbrochen ist. Meist bewegt der Hengst dabei den Kopf kräftig hin und her.