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Was haben Franz Becken- bauer, Tho- mas Gott- schalk und Lance Armst- rong gemein- sam? Sie gal- ten als Licht- gestalten in ihrem jeweiligen Metier und zum Teil gelten sie noch immer als solche. Franz Beckenbauer – die Licht- gestalt des deutschen Fußballs. Tho- mas Gottschalk – die Lichtgestalt des deutschen Showbusiness; freilich: dieses Bild hat doch einige Risse bekommen. Und schließlich Lance Armstrong – die Lichtgestalt des in- ternationalen Radsports; er ist inzwi- schen allerdings von der Lichtgestalt zum „Doping-Finsterling“ mutiert! LITURGIE 23./24. Februar 2013 / Nr. 8 Man sieht: Mit menschlichen Lichtgestalten ist das so eine Sache; das Licht kann sehr schnell sehr matt werden. Wer andere Menschen zu sehr erhöht, ins Licht stellt, ja gerade- zu verklärt, wird fast zwangsläufig enttäuscht. Und das gilt genauso für Prominente wie für „Menschen wie Du und Ich“. Bei uns Menschen gibt es eben fast immer beides: Licht und Schatten. Und so bewahren realisti- sche Erwartungshaltungen an ande- re auch vor großen Enttäuschungen. Umgekehrt hat man in unserer Mediengesellschaft manchmal den Eindruck, dass bestimmte Men- schen ganz bewusst „hochgejubelt“ werden, um sich dann an deren Fall ganz besonders genüsslich zu ergöt- zen. Und gleichzeitig dürfen wir uns als Christen bewusst machen: Es gibt nicht nur Licht und Schatten, es gibt auch wahrhaft heiligmäßige Menschen und vor allem gibt es den einen Heiligen schlechthin, die wah- re Lichtgestalt: Jesus Christus! Im Evangelium von der Verklä- rung Jesu kommt dies wunderbar zum Ausdruck – auch der Unter- schied zwischen Jesus und anderen großen Glaubensgestalten (wie etwa Mose), die bei aller Größe doch auch immer wieder an ihre menschlichen Grenzen kommen. Papst Benedikt XVI. formuliert es in seinem Jesus-Buch folgender- maßen: „Die Verklärung ist ein Ge- betsereignis; es wird sichtbar, was im Reden Jesu mit dem Vater geschieht: die innerste Durchdringung seines Seins mit Gott, die reines Licht wird. In seinem Einssein mit dem Vater ist Jesus selbst Licht vom Licht. Was er zuinnerst ist (…) – das wird in die- sem Augenblick auch sinnlich wahr- nehmbar: Jesu Sein im Licht Gottes, sein eigenes Lichtsein als Sohn. Hier werden Bezug und Unter- schied zur Gestalt des Mose sichtbar: ‚Während Mose vom Berg herab- stieg, wusste er nicht, dass die Haut seines Gesichts Licht ausstrahlte, weil er mit dem Herrn geredet hat- te‘ (Ex 34,29-35). Durch das Reden mit Gott strahlt Gottes Licht auf ihn und macht ihn selber strahlend. Aber es ist sozusagen ein von außen auf ihn zukommender Strahl, der ihn nun selber leuchten lässt. Jesus aber stahlt von innen her, er emp- fängt nicht nur Licht, er ist selbst Licht vom Licht.“ Jesus ist also die wahre Lichtge- stalt; von Ihm werden wir nie ent- täuscht! Zweiter Fastensonntag Lesejahr C Erste Lesung Gen 15,5-12.17-18 In jenen Tagen führte der Herr Abram hinaus und sprach: Sieh zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an. Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa heraus- geführt hat, um dir dieses Land zu Eigen zu geben. Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu Eigen bekomme? Der Herr antwortete ihm: Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijähri- ge Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine Haus- taube! Abram brachte ihm alle diese Tiere, zerteilte sie und legte je eine Hälfte der andern gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stie- ßen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fiel auf Abram ein tiefer Schlaf; große, unheimliche Angst überfiel ihn. Die Sonne war untergegangen, und es war dunkel geworden. Auf ein- mal waren ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hin- durch. An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich die- ses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat. Zweite Lesung Phil 3,17 - 4, 1 Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt. Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche leben als Fein- de des Kreuzes Christi. Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ih- rer Schande; Irdisches haben sie im Sinn. Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherr- lichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann. Darum, meine geliebten Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder. Evangelium Lk 9,28b-36 In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elíja; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber wa- ren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlen- dem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meis- ter, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elí- ja. Er wusste aber nicht, was er sagte. Lichtgestalt Zum Evangelium – von Dekan Thomas Rauch Frohe Botschaft Gedanken zum Sonntag Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Je- sus wieder allein. Die Jünger schwie- gen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon. In Nowosibirsk, drittgrößte Stadt Russlands mit fast 1,5 Millionen Einwohnern, wurde 1998 eine ka- tholische Kathedrale „zur Verklärung Christi“ geweiht. Auf dem Altarbild wird das wundersame Geschehen, dessen Zeugen Petrus, Johannes und Jakobus waren, wiedergegeben. Foto: KNA

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Page 1: Lichtgestalt - Katholische SonntagsZeitung · Da stie-ßen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fi el auf Abram ein tiefer Schlaf;

Was haben Franz Becken-bauer, Tho-m a s G o t t -s c h a l k u n d Lance Armst-rong gemein-sam? Sie gal-ten als Licht-

gestalten in ihrem jeweiligen Metier und zum Teil gelten sie noch immer als solche.

Franz Beckenbauer – die Licht-gestalt des deutschen Fußballs. Tho-mas Gottschalk – die Lichtgestalt des deutschen Showbusiness; freilich: dieses Bild hat doch einige Risse bekommen. Und schließlich Lance Armstrong – die Lichtgestalt des in-ternationalen Radsports; er ist inzwi-schen allerdings von der Lichtgestalt zum „Doping-Finsterling“ mutiert!

L I T U r g I e 23./24. Februar 2013 / Nr. 8

Man sieht: Mit menschlichen Lichtgestalten ist das so eine Sache; das Licht kann sehr schnell sehr matt werden. Wer andere Menschen zu sehr erhöht, ins Licht stellt, ja gerade-zu verklärt, wird fast zwangsläufig enttäuscht. Und das gilt genauso für Prominente wie für „Menschen wie Du und Ich“. Bei uns Menschen gibt es eben fast immer beides: Licht und Schatten. Und so bewahren realisti-sche Erwartungshaltungen an ande-re auch vor großen Enttäuschungen.

Umgekehrt hat man in unserer Mediengesellschaft manchmal den Eindruck, dass bestimmte Men-schen ganz bewusst „hochgejubelt“ werden, um sich dann an deren Fall ganz besonders genüsslich zu ergöt-zen.

Und gleichzeitig dürfen wir uns als Christen bewusst machen: Es

gibt nicht nur Licht und Schatten, es gibt auch wahrhaft heiligmäßige Menschen und vor allem gibt es den einen Heiligen schlechthin, die wah-re Lichtgestalt: Jesus Christus!

Im Evangelium von der Verklä-rung Jesu kommt dies wunderbar zum Ausdruck – auch der Unter-schied zwischen Jesus und anderen großen Glaubensgestalten (wie etwa Mose), die bei aller Größe doch auch immer wieder an ihre menschlichen Grenzen kommen.

Papst Benedikt XVI. formuliert es in seinem Jesus-Buch folgender-maßen: „Die Verklärung ist ein Ge-betsereignis; es wird sichtbar, was im Reden Jesu mit dem Vater geschieht: die innerste Durchdringung seines Seins mit Gott, die reines Licht wird. In seinem Einssein mit dem Vater ist Jesus selbst Licht vom Licht. Was er

zuinnerst ist (…) – das wird in die-sem Augenblick auch sinnlich wahr-nehmbar: Jesu Sein im Licht Gottes, sein eigenes Lichtsein als Sohn.

Hier werden Bezug und Unter-schied zur Gestalt des Mose sichtbar: ‚Während Mose vom Berg herab-stieg, wusste er nicht, dass die Haut seines Gesichts Licht ausstrahlte, weil er mit dem Herrn geredet hat-te‘ (Ex 34,29-35). Durch das Reden mit Gott strahlt Gottes Licht auf ihn und macht ihn selber strahlend. Aber es ist sozusagen ein von außen auf ihn zukommender Strahl, der ihn nun selber leuchten lässt. Jesus aber stahlt von innen her, er emp-fängt nicht nur Licht, er ist selbst Licht vom Licht.“

Jesus ist also die wahre Lichtge-stalt; von Ihm werden wir nie ent-täuscht!

zweiter Fastensonntag Lesejahr C

erste LesungGen 15,5-12.17-18

In jenen Tagen führte der Herr Abram hinaus und sprach: Sieh zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.Er sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa heraus-geführt hat, um dir dieses Land zu Eigen zu geben.Da sagte Abram: Herr, mein Herr, woran soll ich erkennen, dass ich es zu Eigen bekomme?Der Herr antwortete ihm: Hol mir ein dreijähriges Rind, eine dreijähri-ge Ziege, einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine Haus-taube! Abram brachte ihm alle diese Tiere, zerteilte sie und legte je eine Hälfte der andern gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht. Da stie-ßen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fi el auf Abram ein tiefer Schlaf; große, unheimliche Angst überfi el ihn.Die Sonne war untergegangen, und es war dunkel geworden. Auf ein-

mal waren ein rauchender Ofen und eine lodernde Fackel da; sie fuhren zwischen jenen Fleischstücken hin-durch. An diesem Tag schloss der Herr mit Abram folgenden Bund: Deinen Nachkommen gebe ich die-ses Land vom Grenzbach Ägyptens bis zum großen Strom, dem Eufrat.

zweite LesungPhil 3,17 - 4, 1

Ahmt auch ihr mich nach, Brüder, und achtet auf jene, die nach dem Vorbild leben, das ihr an uns habt.Denn viele – von denen ich oft zu euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche leben als Fein-de des Kreuzes Christi.Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ih-rer Schande; Irdisches haben sie im Sinn.Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird in die Gestalt seines verherr-lichten Leibes, in der Kraft, mit der er sich alles unterwerfen kann.Darum, meine geliebten Brüder,

nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Ehrenkranz, steht fest in der Gemeinschaft mit dem Herrn, liebe Brüder.

evangeliumLk 9,28b-36

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes, und sein Gewand wurde leuchtend weiß.Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elíja; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.Petrus und seine Begleiter aber wa-ren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlen-dem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen.Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meis-ter, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elí-ja. Er wusste aber nicht, was er sagte.

LichtgestaltZum Evangelium – von Dekan Thomas Rauch

Frohe Botschaft

gedanken zum Sonntag

Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst.Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.Als aber die Stimme erklang, war Je-sus wieder allein. Die Jünger schwie-gen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.

In Nowosibirsk, drittgrößte Stadt Russlands mit fast 1,5 Millionen

Einwohnern, wurde 1998 eine ka-tholische Kathedrale „zur Verklärung

Christi“ geweiht. Auf dem Altarbild wird das wundersame Geschehen, dessen Zeugen Petrus, Johannes und Jakobus

waren, wiedergegeben. Foto: KNA

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Page 2: Lichtgestalt - Katholische SonntagsZeitung · Da stie-ßen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fi el auf Abram ein tiefer Schlaf;

23./24. Februar 2013 / Nr. 8 L I T U r g I e

Sonntag – 24. Februar,zweiter FastensonntagMesse vom 2. Fastensonntag, Cr, eig Prf, feierlicher Schlusssegen (violett); 1. Les: Gen 15,5-12.17-18, APs: Ps 27,1.7-8.9.13-14 (R: 1a), 2. Les: Phil 3,17-4,1 (oder 3,20-4,1), Ev: Lk 9,28b-36

Montag – 25. Februar,Hl. Walburga (Foto: KnA), äbtissin von Heidenheim in FrankenMesse vom Tag, Tages-

gebet vom Tag oder von der hl. Walburga (violett); Les: Dan 9,4b-10, Ev: Lk 6,36-38

Dienstag – 26. Februar

Schriftlesungen und liturgische Hinweise für die kommende WochePsalterium: 2. Woche

Woche der Kirche

Messe vom Tag (violett); Les: Jes 1,10.16-20, Ev: Mt 23,1-12

Mittwoch – 27. FebruarMesse vom Tag (violett); Les: Jer 18,18-20, Ev: Mt 20,17-28

Donnerstag – 28. Februar,Priesterdonnerstag – monatl. gebetstag um geistliche Berufe – Fürbitten Messe vom Tag (violett); Les: Jer 17,5-10, Ev: Lk 16,19-31

Freitag – 1. März,Herz-Jesu-FreitagMesse vom Tag (violett); Les: Gen 37,3-4.12-13a.17b-28, Ev: Mt 21,33-43.45-46

Samstag – 2. März,Herz-Mariä-SamstagMesse vom Tag (violett); Les: Mi 7,14-15.18-20, Ev: Lk 15,1-3.11-32

glaube im Alltag

von Max Kronawitter

B is zum Bersten voll war der Regensburger Dom, als der neue Bischof Rudolf Vo-

derholzer geweiht wurde. Auch ich wollte dabei sein, hatte dafür aber einen weitaus gemütlicheren und vor allem wärmeren Platz gefunden: auf dem Sofa, vor dem Fernsehge-rät. Der Respekt, den meine Fami-lie der ehrwürdigen Feier zollte, zeigte sich schon darin, dass ich an diesem Samstagvormittag von der Haushaltsarbeit gänzlich verschont wurde.

Als meine kleine Tochter kurz ins Wohnzimmer kam und einen Blick auf den Fernseher warf, fi ng sie an zu lächeln. „Der hat aber ein schönes Häuschen auf dem Kopf!“ meinte sie und verschwand wieder. Auf dem Bildschirm war der neue Bischof zu sehen, der vor Kardinal Marx kniete. Über seinem Haupt das ausgebreitete Evangeliar. Das erschien der Fünfj ährigen off en-sichtlich wie eine Art Hut in Form eines Häuschens.

getreue VerkündigungDas Bild ist in der Tat ungewöhnlich. Auch Handaufl egung und Salbung gehören nicht zu den alltäglichen Ele-menten der Liturgie. Doch sind sie ver-trauter als das eigentümliche Zeichen, die Heilige Schrift über dem Kopfdes Weihekandidaten aufzuschlagen. Der Ritus soll zum Ausdruck brin-gen, dass die getreue Verkündigung des Evangeliums fortan zu den wich-tigsten Aufgaben des Bischofs zählt.

Assoziativ stellt sich bei der unge-wöhnlichen Szene zunächst jedoch

eine andere Bedeutung ein. Ähnli-che Bilder sieht man manchmal auf Straßen. Dann, wenn plötzlich hef-tiger Regen einsetzt und sich Passan-ten durch Zeitungen oder Bücher, die sie eben noch gelesen haben, gegen die Nässe zu schützen versu-chen. Aber wovor könnte das „Buch der Bücher“ schützen?

Vielleicht vor dem Gefühl, da ist keiner, dem ich wichtig bin. Viel-leicht vor der Erfahrung, nur dann etwas wert zu sein, wenn man Leis-tung bringt. Vielleicht vor der Angst, der Tod könnte alle Beziehung unter Menschen zerstören. Vor der Hoff -nungslosigkeit. Vielleicht vor der Furcht, wir wären schicksalhaften Mächten ausgeliefert, die mit uns ein böses Spiel spielen. Vielleicht vor der Hybris, alles wäre machbar. Vielleicht vor dem Irrglauben, Gott würde uns nur lieben, wenn wir in seinem Sinne funktionieren.

Es ist einiges, das dem erspart bleibt, der sich im Evangelium be-heimatet weiß. 1000 Gründe, das eigene Leben unter den Schutz-schirm der frohmachenden Bot-schaft zu rücken. Dass diese Er-fahrung möglichst viele Menschen machen können, gehört fortan zu den großen Aufgaben des neuge-weihten Bischofs. Im Gegensatz zu Mitra und Stab, ist das Symbol des schützenden Evangeliums nicht nur ihm zugedacht. Das Dach unter das er an diesem kalten Vormittag im Dom eingetaucht ist, hat Platz für alle Menschen, die ihm anvertraut worden sind.

Gebet der WocheWer dankt, denkt über sich hinaus,

lebt über sich hinaus.Aber oft vergessen wir das Danken,weil wir das Leben als Geschenk,

die Kinder als Geschenk,die Freude als Geschenk,die Liebe als Geschenk,die Eltern als Geschenk,

die Arbeit als Geschenk nicht sehen.

Alles ist eingeebnetim Bewusstsein größter Selbstverständlichkeit

und vielleicht auch der Selbstleistung:Man hat nichts zu verdanken.

� eresia Hauser

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Der Betreff ende merkt es selbst lange nicht, bis er schließlich mas siv und schmerz lich er-fahren muss: „Ich höre nicht mehr gut.“

Wie es um das Gehör tatsächlich bestellt ist, kann durch eine Prüfung des Hör-vorgangs (Audiometrie) medizinisch festgestellt werden. Der Hörvogang ist hochkompliziert und hängt auch mit einem Teil des „Innenohrs“ zu-sammen, dem „Gleichgewichtsor-gan“. Das Ohr bzw. das Hören hat also schon medizinisch etwas mit Gleichgewicht zu tun und damit sind wir beim heutigen Tagesevan-gelium, am Weltgebetstag für geistli-

L I T U R G I E 20./21. April 2013 / Nr. 16

che Berufe. Richtiges Hören führt zum (Nach-) Folgen und das Folgen führt zum ewigen Leben in Gottes Hand.

Bei den sinkenden Zahlen von Priester- und Ordensberufen wird sehr schnell deutlich, dass wir in einer Zeit religiöser Schwerhörig-keit leben. Hören, das nicht zum (Ge-) Horchen führt, bedeutet eine Störung des „Gleichgewichts-organs“, damit verbunden ist eine schwere „Störung der Koordinati-on von Bewegungsabläufen“. Die Lärmverschmutzung unserer Zeit schränkt Hörfähigkeit ein und för-dert Schwerhörigkeit.

Gerne wird davon gesprochen, man sei „religiös unmusikalisch“ um den Unglauben zu verharmlosen. Es gibt keine religiöse Unmusikalität. Es gibt die zeitgeistbedingte Einschrän-

kung der Hörfähigkeit mit schwer-wiegenden Störungen des Gleich-gewichtsorgans. Deshalb sollten wir unsere Fähigkeit zu Hören öfter prü-fen lassen. Das Sakrament der Beich-te ist religiöse „Audiometrie“, ohne sie merken wir gar nicht, wie unser Gehör immer schwächer wird. Reli-giöse Unmusikalität erweist sich so sehr schnell als Innenohrschädigung mit Gleichgewichtsstörungen. Hören muss wieder gelernt werden und nicht im Zeitgeistgedröhn hemmungsloser Kritik weg-gelärmt werden.

Nur wer auf die Stimme des Hir-ten hört und ihr gehorcht, kann in der Hoffnung auf die Ewigkeit in der Hand Gottes die schweren religiösen Koordinationsstörungen des Alltags aushalten und sogar bewältigen. Die religiöse Schwerhörigkeit wird oft genug auch noch durch eine un-

verständliche Verkündigung geför-dert. Pastorales Genuschel, dazu die Misstöne und Dissonanzen bei fast schrankenloser Ausweitung des Be-griffs „geistlicher Beruf“ führen zur geistlichen Schwerhörigkeit, in der alle Unterscheidungen von besonde-rem und allgemeinen Priestertum in theologischer Lärmverschmutzung übertönt werden.

Heilmittel GebetPriester- und Ordensberufungen

sind die eigentlich geistlichen Beru-fungen, um die wir beten sollen, das bedeutet gegen die Schwerhörigkeit dieser Zeit an-zubeten! Im Gebet lernen wir das Hören auf die Stim-me des Hirten, durch das Gebet be-siegen wir die geistliche Schwerhö-rigkeit.

Vierter Sonntag der Osterzeit Lesejahr C

Erste LesungApg 13,14.43b-52

In jenen Tagen wanderten Paulus und Bárnabas von Perge weiter und kamen nach Antióchia in Pisídien. Dort gingen sie am Sabbat in die Synagoge und setzten sich.Es schlossen sich viele Juden und fromme Proselyten Paulus und Bárnabas an. Diese redeten mit ih-nen und ermahnten sie, der Gnade Gottes treu zu bleiben.Am folgenden Sabbat versammel-te sich fast die ganze Stadt, um das Wort des Herrn zu hören. Als die Juden die Scharen sahen, wurden sie eifersüchtig, widersprachen den Worten des Paulus und stießen Läs-terungen aus.Paulus und Bárnabas aber erklärten freimütig: Euch musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt und euch des ewigen Lebens unwürdig zeigt, wenden wir uns jetzt an die Heiden. Denn so hat uns der Herr aufgetra-gen: Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein.Als die Heiden das hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und alle wurden gläubig, die

für das ewige Leben bestimmt wa-ren. Das Wort des Herrn aber ver-breitete sich in der ganzen Gegend.Die Juden jedoch hetzten die vor-nehmen gottesfürchtigen Frauen und die Ersten der Stadt auf, veran-lassten eine Verfolgung gegen Paulus und Bárnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet.Diese aber schüttelten gegen sie den Staub von ihren Füßen und zogen nach Ikónien. Und die Jünger waren voll Freude und erfüllt vom Heili-gen Geist.

Zweite LesungO� b 7,9.14b-17

Ich, Johannes, sah: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Th ron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen.Und einer der Ältesten sagte zu mir: Das sind die, die aus der großen Be-drängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht.Deshalb stehen sie vor dem Th ron Gottes und dienen ihm bei Tag und

Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Th ron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden, und weder Son-nenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten.Denn das Lamm in der Mitte vor dem Th ron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.

EvangeliumJoh 10,27-30

In jener Zeit sprach Jesus: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie wer-den niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand ent-reißen.Mein Vater, der sie mir gab, ist grö-ßer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen.Ich und der Vater sind eins.

Tag und Nacht wacht der gute Hirteüber die Schafe. Foto: KNA

Unmusikalisch oder schwerhörig?Zum Evangelium – von Apostolischem Protonotar Wilhelm Imkamp (Maria Ves perbild)

Frohe Botschaft

Gedanken zum Sonntag

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20./21. April 2013 / Nr. 16 L I T U R G I E

Sonntag – 21. April,Vierter Sonntag der OsterzeitMesse vom Sonntag, Gl, Cr, Oster-Prf, feierlicher Schlussseg., Entlas-sungsruf (weiß); 1. Les: Apg 13,14.43b-52, APs: Ps 100,1-3.4.5, 2. Les: Offb 7,9.14b-17, Ev: Joh 10,27-30

Montag – 22. AprilMesse vom Tag (weiß); Les: Apg 11,1-18, Ev: Joh 10,1-10

Dienstag – 23. April,hl. Adalbert, Bischof von Prag, Glaubensbote, Märtyrer,hl. Georg, Märtyrer in KappadozienMesse vom Tag (weiß); Les: Apg 11,19-26, Ev: Joh 10,22-30; Messe vom hl. Adalbert (rot); L und Ev vom Tag oder aus den AuswL; Messe vom hl. Georg (rot); L u. Ev v. T. o. a. AuswL

Mittwoch – 24. April,hl. Fidelis von Sigmaringen,

Schriftlesungen und liturgische Hinweise für die kommende WochePsalterium: 4. Woche

Woche der Kirche

Ordenspriester, MärtyrerMesse vom Tag (weiß); Les: Apg 12,24-13,5, Ev: Joh 12,44-50; Messe vom hl. Fidelis (rot); L und Ev vom Tag oder aus den AuswL, zB.: Les: Offb 3,7b-8.11-12, Ev: Joh 10,11-16

Donnerstag – 25. April,hl. Markus, EvangelistMesse vom F, Gl, Prf Ap II, feierli-cher Schlusssegen (rot); Les: 1 Petr 5,5b-14, Ev: Mk 16,15-20

Freitag – 26. April Messe vom Tag (weiß); Les: Apg 13,26-33, Ev: Joh 14,1-6

Samstag – 27. April,hl. Petrus Kanisius, Ordenspriester, KirchenlehrerMesse vom hl. Petrus Kanisius (weiß); Les: Apg 13,44-52, Ev: Joh 14,7-14 oder aus den AuswL, zB.: Les: 1 Kor 2,1-10a, Ev: Mt 5,13-19

Glaube im Alltag

von Altabt Odilo Lechner OSB

F ünfzig Tage lang feiert die Kir-che Ostern. Aber hat uns nicht längst wieder der graue Alltag

erfasst? Fühlen wir noch etwas von dem Neuen, von dem Paulus spricht: „Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden“ (2 Korinther 5,17). Vielleicht könnenwir doch auch immer wieder in unse-rem Alltag entdecken, dass der Geist des Auferstandenen in uns wohnt und dass er uns die ganze Schöpfung neu sehen lässt. Denn „die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Off enbarwerden der Söhne Got-tes“ (Römer 8,19). Wir dürfen alles mit neuen Augen sehen, in allem et-was vom Geist Gottes entdecken.

Das Dunkel des Todesist überwunden

Martin Gutl, der allzu früh verstor-bene steirische Priesterdichter, hat ein mich sehr bewegendes Gedicht geschrieben: „Die Wiesenpredigt.“ Er lässt sich von einer kleinen Feld-blume am Rande des Weges anre-den. Er solle sich nicht vom Gewicht seiner eigenen Gedanken erdrücken lassen. Sie erzählt ihre Abenteuer mit Schmetterlingen und Ameisen, mit Stürmen und Sonnenstrahlen und dass sie auch geschaff en ist, dass er sie anblickt: „Ich blühe für dich“ (...) „Schau her! Ich breite meine Geheimnisse aus. Sich sammeln und strahlen.“

In der Auferste-hung Jesu ist der Tod überwunden, alle Widrig-keit und alle Sinnlosigkeit der Welt. Der Herr sagt: „Seht, ich mache alles neu“ (Off enbarung 21,5). So darf ich mich von der kleinen Feld-blume ansprechen lassen und von vielem anderen, was mir in die-ser Welt begegnet: an Gestein und Pfl anzen, an Tieren und Menschen.

Sie alle tragen in sich einenGruß des Schöpfers auch an mich. Durch den Auferstandenen wird all das lebendig. Er hat ja selber immer wieder den Blick auf die Vögel des Himmels und die Lilien des Feldes, auf das Weizenkorn und die Ernte gerichtet. Er begegnet uns als das Lamm, das den Tod für das Leben der Welt auf sich nahm. Es öff netdie Buchrolle, die Sinn und Voll-endung aller Geschichte in sich birgt.

Sich sammelnauf die Mitte hin

Auf das Lamm soll ich schauen und so mich sammeln auf die Mitte der Geschichte und die Mitte meines Lebens hin. Das wird mir helfen, dass auch mein Leben immer wieder aufblüht und in das Dunkel mei-ner Ängste und Betrübnisse und in das Dunkel der Welt hineinstrahlen kann, wie die Feldblume am Rand des Weges. Odilo Lechner

Gebet der WocheDas ist die irdische Tragödie:

Wir sind nicht und werden geboren,wir werden geboren und sind nicht mehr.Wir gleichen dem Traum, der verfl iegt,

dem vorbeifl atternden Vogel,dem Schiff , das auf dem Meer keine Spur hinterlässt,

dem Staub, dem Rauch, dem Morgentau,der Blume, die blüht und verwelkt.

Alles habe ich gesehen, alles Menschlichezog an meinem Geist vorüber:

Reichtum, Lust, Macht, unsicherer Ruhm, Weisheit.Alles ist Eitelkeit. In der Liebe Gottes aber

hat die Unruhe ihr Ende.Der einzige Gewinn, den du vom irdischen Leben haben kannst,ist der, dass du durch die Unruhe der sichtbaren, unsteten Dinge

hinfi ndest zum Ewigen und in sich Ruhenden.

Gregor von Nazianz

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per

Page 5: Lichtgestalt - Katholische SonntagsZeitung · Da stie-ßen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fi el auf Abram ein tiefer Schlaf;

Als Papst Pius XI. 1925 das C h r i s t k ö -nigsfest ein-führte, hatte die Mensch-heit gerade den Ersten W e l t k r i e g

hinter sich. Drei Monarchien la-gen in Trümmern: Berlin, Wien, Sankt-Petersburg. Faschismus und Bolschewismus tobten, 1923 zün-deln Faschisten in Spanien. Im glei-chen Jahr zettelt Adolf Hitler einen Putschversuch in München an, zur gleichen Zeit wütet die Inflation. Viele Christen fragen sich: Wo ist Gott? Wenn es ihn gibt, warum greift er nicht ein?

Auch unsere Zeit hat große Pro-bleme. Die Eurokrise verursacht in

L I T U R G I E 23./24. November 2013 / Nr. 47

einigen Ländern große Not. Arbeit-nehmer bangen um ihren Arbeits-platz. Islamisten bringen die ganze Welt durcheinander. Naturkatastro-phen lösen in aller Welt immer grö-ßere Schäden aus.

Können wir in dieser Situation die Botschaft des Christkönigsfestes neu hören? Als Jesus in Jerusalem einzog, riefen seine Anhänger: „Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn“ (Lk 19,38). Doch in der Passion ist von diesem Königtum nicht mehr viel übrig. Zwar verweist Lukas auf die Tafel, die am Kreuz angebracht war: „Das ist der König der Juden.“

Der Evangelist versteht Jesus als den weisen, wahren und gerechten König, bezeugt ihn als den wahrhaft Guten Hirten, der sein Leben einge-setzt hat für alle Menschen. „Dieser

Mensch war wirklich ein Gerech-ter“, bekennt der Hauptmann nach Jesu Tod am Kreuz. Die Soldaten hingegen verspotten Jesus. Ebenso verhöhnt auch der Verbrecher zur Linken Jesus.

Doch der andere bittet ihn: „Jesus, denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“ Er schaut als Einziger durch die äu-ßere Hülle der Ohnmacht auf die innere Gestalt und erkennt Jesus als Retter. Und er hört das rettende Wort: „Amen, ich sage dir. Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Der bittende Schächer bekommt so Anteil am Königtum Jesu, denn für ihn ist Jesus der einzige Hoff-nungsträger. Jesus lebt bis zum letz-ten Atemzug, was sein Name sagt: Jahwe – Gott rettet. In seiner Todes-

not hält er an seinem Vater fest, den er glaubwürdig in seinem Leben be-zeugt hat. Er wird von ihm gerettet – nicht aus dem Tod, sondern durch den Tod hindurch ins ewige Leben hinein. Das ist die frohe Botschaft des Christkönigsfestes.

Sie weist auf den König in uns hin, der gerade in den Turbulenzen unseres Lebens aufscheint, dann nämlich, wenn unser Lebensentwurf scheitert. Da hören wir: Der Tod ist nicht Ende, nicht Untergang, son-dern Neubeginn. Der Vater hat Je-sus erhöht zum Kyrios, zum Herrn der Schöpfung. Wo immer mir der Boden unter den Füßen schwindet, darf ich hoffen: Auch ich bin von dem gehalten, der größer ist als alle Macht dieser Welt. Darum singen wir: Christus Sieger – Christus Kö-nig – Christus Herr in Ewigkeit.

Christkönigssonntag Lesejahr C

Erste Lesung2 Sam 5,1-3

In jenen Tagen kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten: Wir sind doch dein Fleisch und Bein. Schon früher, als noch Saul unser König war, bist du es ge-wesen, der Israel in den Kampf und wieder nach Hause geführt hat. Der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein, du sollst Israels Fürst werden.Alle Ältesten Israels kamen zum Kö-nig nach Hebron; der König David schloss mit ihnen in Hebron einen Vertrag vor dem Herrn, und sie salb-ten David zum König von Israel.

Zweite LesungKol 1,12-20

Brüder und Schwestern!Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind.Er hat uns der Macht der Finster-nis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden. Er ist das

Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöp-fung. Denn in ihm wurde alles er-schaff en im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Th rone und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaff en.Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand.Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ur-sprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang.Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.

EvangeliumLk 23,35-43

In jener Zeit verlachten die führen-den Männer des Volkes ihn und sag-ten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist.Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der

König der Juden bist, dann hilf dir selbst!Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden.Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroff en. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Giovanni Pisano (1245/50 bis etwa 1314) schuf in einer zu seiner Zeit

großartigen Dynamik diese szenische Darstellung für die Kanzel der Andreas-

Basilika in Pistoia/Ialien. Zu sehen ist auch einer der beiden Schächer, deren

Verhalten Jesus gegenüber so unter-schiedlich war. Dem, der ihn anerkennt,

offenbart sich Gott in all seiner Größe. Foto: akg-images/Orsi Battaglini

Größer als alle Macht der Erde Zum Evangelium – von Geistlicher Rat Otto Lutz

Frohe Botschaft

Gedanken zum Sonntag

Page 6: Lichtgestalt - Katholische SonntagsZeitung · Da stie-ßen Raubvögel auf die Fleischstücke herab, doch Abram verscheuchte sie. Bei Sonnenuntergang fi el auf Abram ein tiefer Schlaf;

23./24. November 2013 / Nr. 47 L I T U R G I E

Sonntag – 24. November,Christkönigssonntag,34. = letzter Sonntag im Jahres-kreisMesse vom H, Gl, Cr, eig Prf, feier-licher Schlusssegen (weiß); 1. Les: 2 Sam 5,1-3, APs: Ps 122,1-3.4-5, 2. Les: Kol 1,12-20, Ev: Lk 23,35-43

Montag – 25. November,hl. Katharina von Alexandrien, Jungfrau, MärtyrinMesse vom Tag (grün); Les: Dan 1,1-6.8-20, Ev: Lk 21,1-4; Messe von der hl. Katharina (rot); L und Ev vom Tag oder aus den AuswL, zB: Les: Röm 5,1-5, Ev: Lk 9,23-26

Dienstag – 26. November,hl. Konrad und hl. Gebhard, Bischö-fe von KonstanzMesse vom Tag (grün); Les: Dan 2,31-45, Ev: Lk 21,5-11; Messe von den

Schriftlesungen und liturgische Hinweise für die kommende WochePsalterium: 2. Woche

Woche der Kirche

hll. Konrad und Gebhard (weiß); L und Ev vom Tag oder aus den AuswL, zB: Les: Sir 44,1-2.3b-4.7.10.14-15, Ev: Lk 10,1-9

Mittwoch – 27. NovemberMesse vom Tag (grün); Les: Dan 5,1-6.13-14.16-17.23-28, Ev: Lk 21,12-19

Donnerstag – 28. November Messe vom Tag (grün); Les: Dan 6,12-28, Ev: Lk 21,20-28

Freitag – 29. November Messe vom Tag (grün); Les: Dan 7,2-14, Ev: Lk 21,29-33

Samstag – 30. November,hl. Andreas, ApostelMesse vom F, Gl, Prf Ap, feierlicher Schlusssegen (rot); Les: Röm 10,9-18, Ev: Mt 4,18-22

Glaube im Alltag

von Max Kronawitter, Theologe

Totengräber sind ein lustiges Volk. Bei ihrem diesjährigen Jahrestreff en im oberbayeri-

schen Habach herrschte ausgelas-sene Stimmung. An die 70 Lei-chenfrauen und Totengräber aus Bayern und Österreich waren an-gereist, um bei einem Gottesdienst der Verstorbenen zu gedenken und anschließend ausgiebig zu feiern. Bei Blasmusik, Schweinsbraten und Bier erzählten die Frauen und Männer von ihren Erfahrungen und gaben so manche Anekdote zum Besten.

Einer berichtete von einem Grab, das er kürzlich gleich zweimal aus-schaufeln musste. Die Nachkom-men konnten sich nicht einigen, ob der Verstorbene beerdigt oder ein-geäschert werden sollte. Erst wurde ein Grab bestellt und vorbereitet, dann ein Platz in der Urnenwand. Nachdem das Grab wieder zuge-schaufelt war, entschieden sie sich doch gegen die Feuerbestattung. Der Totengräber musste erneut zur Schaufel greifen.

Kein Wunder, dass Geschichten wie diese zu allgemeiner Heiterkeit beitragen. Verschrobene, seltsame Gesellen, wie der „Boandlkramer“ im „Brandner Kasper“, sind die To-tengräber also keineswegs. In ihren Gemeinden sind sie hoch angese-hen. Der Tod hat also keineswegs auf sie abgefärbt. Dem „Kersch-geist“ freilich ist der ein oder andere von ihnen – das wäre durchaus eine Parallele zu Kurt Wilhelms Büh-nenstück – nicht abgeneigt. Da der Tod auch vor der Kälte des Winters nicht Halt macht, kann ein Schluck

aus dem F l a c h -mann die Ausübung des Berufes schon mal erleichtern.

Woran mag es liegen, dass jene, die so oft mit dem Tod konfrontiert sind, so lebensfroh sind? Vielleicht ist es gerade die stete Begegnung mit dem Sterben, die sie so zufrie-den macht. Wer so oft mit eigenen Händen spürt, was der Satz „Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück“ bedeutet, der gerät nicht in Gefahr, den Tod zu verdrängen. Memento mori, gedenke des Todes heißt eine alte Lebensweisheit. Wer sich täglich vor Augen führt, dass alles von einer Minute zur anderen vorbei sein kann, der schätzt die wunderbaren Augenblicke anders als jener, den die Angst umtreibt, für ihn könnte bald die letzte Stun-de schlagen.

Bei ihrem Gottesdienst brachten die Totengräber Standessymbole zum Altar: eine Schaufel, ein Grab-kreuz, eine Schalung zur Gruben-befestigung. Auch eine Leiter, mit der man nach getaner Arbeit aus dem Grab steigt, war darunter. Für mich war das ein schönes und zugleich ungewöhnliches Bild für den Glauben, den sie in der Kirche zum Ausdruck brachten: Das Grab ist nicht das Ende. Es gibt einen, der die Gräber öff net. Einer, der ins Reich der Toten hinabgestiegen ist, um sie zu sich heimzuholen. Die Leiter im Grab wird zum Zeichen dieser Bewegung nach oben. Von der dunklen Erde ragt sie hinauf in den Himmel.

Gebet der WocheAllmächtiger Gott und Vater,

ohne dessen Willenweder ein Haar vom Haupt, noch ein Blatt vom Baume,

noch ein Vogel aus der Luft fällt – weder dem Geist der Gedanke, der Zunge das Wort,

noch der Hand die Handlung gelingt – Du hast mich auf mir unbekannten Wegen geführt!

Führe mich auch fortan auf dem Pfad der Gnade, ob sehend oder blind!

Denn Dir ist es leichter, mich dorthin zu führen, wohin Du willst, als es mir wird, das zu verlassen,

wohin mein Begehren mich zieht.

Niels Stensen