life, death, and nitric oxide. von anthony butler und rosslyn nicholson

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Analytische Biochemie Von Ulla Wollenber- ger , Reinhard Ren- neberg, Frank F. Bier und Frieder W. Scheller . Wiley- VCH, Weinheim 2003. 224 S., Bro- schur, 47.90 E.— ISBN 3-527-30166-6 Der Titel des Buches ist, dies sei vorweg bemerkt, auf den ersten Blick irrefɒh- rend, wie die Autoren im Vorwort selbst einrȨumen, da der Begriff „Bio- analytik“ sehr weit gefasst ist und fɒr viel mehr steht, als das hier vorliegende Buch beschreibt. Im Untertitel wird dann aber konkret benannt, was das Buch wirklich bietet, nȨmlich „eine praktische Einfɒhrung in das Messen mit Biomolekɒlen“. Genau dies ist das Buch in der Tat und als solches findet es seinen Platz zwischen vielen anderen Bɒchern mit Ȩhnlichem Titel. Im ersten Teil, der mehr als die HȨlfte der gut 200 Seiten einnimmt, werden die Grundlagen und Methoden unter hohem Praxisbezug prȨgnant be- schrieben. Nach einer Darstellung der Prinzipien der biomolekularen Erken- nung in verschiedenen Anwendungsbe- reichen folgen ein recht umfassendes Kapitel ɒber analytische Methoden mit Enzymen (man beachte: es geht in erster Linie um das Messen mit, nicht von Biomolekɒlen!) und eines ɒber die Rolle von AntikɆrpern. In Kapitel 4 wird die Analytik von NucleinsȨuren diskutiert, es folgen Immobilisierungs- techniken (Kapitel 5) und deren Imple- mentierung in komplette Methoden in Kapitel 6, das den ersten Teil des Buches beschließt. Nach einer knappen, dem Anliegen des Buches aber hinreichend angemes- senen Literatursammlung, kommt der Praktikumsteil, in dem anhand von neun detailliert beschriebenen Versu- chen Anwendungen der im ersten Teil beschriebenen Grundlagen aufgezeigt werden. Die Versuchsanordnungen ver- langen eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Biomolekɒlen, aber das Buch ist sicher auch nicht zum Selbststu- dium gedacht, sondern fɒr ein betreutes Praktikum, das nach diesen Versuchs- vorschlȨgen gestaltet werden kann hierfɒr ist das Buch vorzɒglich geeignet. Die Auswahl der Versuche ist inter- essant und gelungen und umfasst: die Bestimmung von Glucose und StȨrke in Lebensmittelproben, die Messung von l-Malat in einer Lebensmittelprobe mithilfe von gekoppelten Enzymreak- tionen, die Messung von Peroxidase aus Meerrettich, die Messung von Inhi- bitoren der Acetylcholinesterase, die Detektion von Superoxidradikalen mit Cytochrom C, Experimente zur Nucle- insȨureanalytik, einen kompetitiven Im- munassay fɒr die Messung von 2,4-Di- chlorphenoxyessigsȨure, einen Nach- weis von IgG mit Sandwich-ELISA und eine Messung der Wechselwirkung von IgG und Protein A mithilfe eines Biosensors. Diese AufzȨhlung der Expe- rimente macht das Ziel der Autoren deutlich, nȨmlich die in der Bioanalytik wichtigsten Techniken mit lehrreichen Versuchen zu kombinieren und Studen- ten Sicherheit im Umgang mit der La- bortechnik und den Prinzipien der Bio- analytik zu geben. Dies ist, so scheint mir, den Autoren sehr gut gelungen. Fɒr die Ausarbeitung von Versuchen fɒr ein Praktikum der Biochemie, der Molekularbiologie, der molekularen Ȕkologie und auch der Biophysik sind hervorragende Anregungen und wert- volle praktische Hinweise gegeben. Den Autoren ist ihre große Erfahrung anzumerken, allerdings sollten beim Anwender, wie schon erwȨhnt, chemi- sche Grundkenntnisse und erste experi- mentelle Erfahrungen vorhanden sein. Wenn Kritik anzubringen wȨre, dann gilt diese der etwas inhomogenen Darstellung. Man hat den Eindruck, allein ɒber die sehr unterschiedlichen Schreibstile den Ƞbergang von einem Autor zum anderen zu erkennen. Teils ist die Darstellung sehr knapp gehalten, mit einfachen SȨtzen wie aus einem La- borbuch ɒbernommen, teils ist sie sehr detailliert. Auch hȨtten einige der Ab- bildungen im Praktikumsteil etwas mehr Sorgfalt vertragen. Diese EinwȨn- de schmȨlern den Wert des Buches aber nicht im Geringsten. Es ist ein Buch, ge- schrieben von Praktikern fɒr Praktiker in der Lehre, z.B. Betreuer eines bioche- mischen Praktikums. Es ist zu hoffen, dass es eine angemessene Verbreitung findet, denn es macht sich in hervorra- gender Weise um das zugrunde liegende Thema – die Bioanalytik mit Biomole- kɒlen – verdient. Studenten vieler Fach- richtungen in den Life Sciences kɆnnten davon profitieren, und so sollte es in keinem Bɒcherschrank von Praktikums- betreuern in der Biologie, Biochemie und Ȕkologie fehlen. Michael W. Linscheid Institut fɒr Chemie Humboldt-UniversitȨt zu Berlin Life, Death, and Nitric Oxide Von Anthony Butler und Rosslyn Nichol- son. Royal Society of Chemistry, Cam- bridge 2003. 154 S., Broschur, 21.95 £.—ISBN 0-85404-686-0 Die Entdeckung, dass das freie Radikal Stickstoffmonoxid (NO) in praktisch allen lebenden Organismen, vom Pilz bis zum Menschen, als biologischer Sig- nalɒbertrȨger fungiert, ist eines der fas- zinierendsten Kapitel in der biomedizi- nischen Forschung des 20. Jahrhunderts. Beim Menschen ist NO an so unter- schiedlichen biologischen Prozessen wie der Regulierung des Blutdrucks, der BlutplȨttchenaggregation, der sy- naptischen PlastizitȨt im Gehirn, der Angewandte Chemie Bücher 5841 Angew. Chem. 2004, 116, 5841 – 5844 www.angewandte.de # 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

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Page 1: Life, Death, and Nitric Oxide. Von Anthony Butler und Rosslyn Nicholson

Analytische Biochemie

Von Ulla Wollenber-ger, Reinhard Ren-neberg, Frank F. Bierund Frieder W.Scheller. Wiley-VCH, Weinheim2003. 224 S., Bro-schur, 47.90 E.—ISBN 3-527-30166-6

Der Titel des Buches ist, dies sei vorwegbemerkt, auf den ersten Blick irref�h-rend, wie die Autoren im Vorwortselbst einr�umen, da der Begriff „Bio-analytik“ sehr weit gefasst ist und f�rviel mehr steht, als das hier vorliegendeBuch beschreibt. Im Untertitel wirddann aber konkret benannt, was dasBuch wirklich bietet, n�mlich „einepraktische Einf�hrung in das Messenmit Biomolek�len“. Genau dies ist dasBuch in der Tat und als solches findetes seinen Platz zwischen vielen anderenB�chern mit �hnlichem Titel.

Im ersten Teil, der mehr als dieH�lfte der gut 200 Seiten einnimmt,werden die Grundlagen und Methodenunter hohem Praxisbezug pr�gnant be-schrieben. Nach einer Darstellung derPrinzipien der biomolekularen Erken-nung in verschiedenen Anwendungsbe-reichen folgen ein recht umfassendesKapitel �ber analytische Methoden mitEnzymen (man beachte: es geht inerster Linie um das Messen mit, nichtvon Biomolek�len!) und eines �berdie Rolle von Antik7rpern. In Kapitel 4wird die Analytik von Nucleins�urendiskutiert, es folgen Immobilisierungs-techniken (Kapitel 5) und deren Imple-mentierung in komplette Methoden in

Kapitel 6, das den ersten Teil desBuches beschließt.

Nach einer knappen, dem Anliegendes Buches aber hinreichend angemes-senen Literatursammlung, kommt derPraktikumsteil, in dem anhand vonneun detailliert beschriebenen Versu-chen Anwendungen der im ersten Teilbeschriebenen Grundlagen aufgezeigtwerden. Die Versuchsanordnungen ver-langen eine gewisse Erfahrung imUmgang mit Biomolek�len, aber dasBuch ist sicher auch nicht zum Selbststu-dium gedacht, sondern f�r ein betreutesPraktikum, das nach diesen Versuchs-vorschl�gen gestaltet werden kann –hierf�r ist das Buch vorz�glich geeignet.

Die Auswahl der Versuche ist inter-essant und gelungen und umfasst: dieBestimmung von Glucose und St�rkein Lebensmittelproben, die Messungvon l-Malat in einer Lebensmittelprobemithilfe von gekoppelten Enzymreak-tionen, die Messung von Peroxidaseaus Meerrettich, die Messung von Inhi-bitoren der Acetylcholinesterase, dieDetektion von Superoxidradikalen mitCytochrom C, Experimente zur Nucle-ins�ureanalytik, einen kompetitiven Im-munassay f�r die Messung von 2,4-Di-chlorphenoxyessigs�ure, einen Nach-weis von IgG mit Sandwich-ELISAund eine Messung der Wechselwirkungvon IgG und Protein A mithilfe einesBiosensors. Diese Aufz�hlung der Expe-rimente macht das Ziel der Autorendeutlich, n�mlich die in der Bioanalytikwichtigsten Techniken mit lehrreichenVersuchen zu kombinieren und Studen-ten Sicherheit im Umgang mit der La-bortechnik und den Prinzipien der Bio-analytik zu geben. Dies ist, so scheintmir, den Autoren sehr gut gelungen.F�r die Ausarbeitung von Versuchenf�r ein Praktikum der Biochemie, derMolekularbiologie, der molekularenAkologie und auch der Biophysik sindhervorragende Anregungen und wert-volle praktische Hinweise gegeben.Den Autoren ist ihre große Erfahrunganzumerken, allerdings sollten beimAnwender, wie schon erw�hnt, chemi-sche Grundkenntnisse und erste experi-mentelle Erfahrungen vorhanden sein.

Wenn Kritik anzubringen w�re,dann gilt diese der etwas inhomogenenDarstellung. Man hat den Eindruck,allein �ber die sehr unterschiedlichenSchreibstile den Bbergang von einem

Autor zum anderen zu erkennen. Teilsist die Darstellung sehr knapp gehalten,mit einfachen S�tzen wie aus einem La-borbuch �bernommen, teils ist sie sehrdetailliert. Auch h�tten einige der Ab-bildungen im Praktikumsteil etwasmehr Sorgfalt vertragen. Diese Einw�n-de schm�lern den Wert des Buches abernicht im Geringsten. Es ist ein Buch, ge-schrieben von Praktikern f�r Praktikerin der Lehre, z.B. Betreuer eines bioche-mischen Praktikums. Es ist zu hoffen,dass es eine angemessene Verbreitungfindet, denn es macht sich in hervorra-gender Weise um das zugrunde liegendeThema – die Bioanalytik mit Biomole-k�len – verdient. Studenten vieler Fach-richtungen in den Life Sciences k7nntendavon profitieren, und so sollte es inkeinem B�cherschrank von Praktikums-betreuern in der Biologie, Biochemieund Akologie fehlen.

Michael W. LinscheidInstitut f%r ChemieHumboldt-Universit)t zu Berlin

Life, Death, and Nitric Oxide

Von Anthony Butlerund Rosslyn Nichol-son. Royal Societyof Chemistry, Cam-bridge 2003. 154 S.,Broschur,21.95 £.—ISBN0-85404-686-0

Die Entdeckung, dass das freie RadikalStickstoffmonoxid (NO) in praktischallen lebenden Organismen, vom Pilzbis zum Menschen, als biologischer Sig-nal�bertr�ger fungiert, ist eines der fas-zinierendsten Kapitel in der biomedizi-nischen Forschung des 20. Jahrhunderts.Beim Menschen ist NO an so unter-schiedlichen biologischen Prozessenwie der Regulierung des Blutdrucks,der Blutpl�ttchenaggregation, der sy-naptischen Plastizit�t im Gehirn, der

AngewandteChemieB�cher

5841Angew. Chem. 2004, 116, 5841 – 5844 www.angewandte.de 1 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

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Immunabwehr und der Peniserektionbeteiligt.

Bis April 2004 waren bei Medlinemehr als 60000 Publikationen �ber NOregistriert, darunter ca. 7000 Bbersichts-artikel. Anthony Butler und Rosslyn Ni-cholson haben nun den Versuch gewagt,nahezu alle wichtigen Bereiche derChemie und Biologie von NO in einemd�nnen Taschenbuch abzudecken. Imersten Kapitel beschreiben sie die bahn-brechende Entdeckung durch die No-belpreistr�ger Robert Furchgott undLouis Ignarro sowie durch SalvadorMoncada, der bei der Preisverleihungnicht ber�cksichtigt wurde, dass NO alsendothelabh�ngiger relaxierender Fak-tor wirkt. Offensichtlich missf�llt denAutoren die Entscheidung des Nobel-Komitees, Ferid Murad, der NO als Ak-tivator der l7slichen Guanylatcyclaseidentifizierte, als dritten Preistr�ger be-nannt zu haben. Eine Beurteilungdieser Kontroverse, die so komplex ist,dass ein eigenes Buch dar�ber geschrie-ben werden k7nnte, h�tte allerdings we-sentlich mehr Hintergrundinformatio-nen erfordert. Die folgenden vier Kapi-tel besch�ftigen sich mit der thrombozy-tenaggregationshemmenden Wirkungvon NO, den NO-Synthasen, S-Nitroso-thiolen und dem WirkmechanismusNO-freisetzender Therapeutika, die beiAngina pectoris und anderen kardiovas-kul�ren Krankheiten eingesetzt werden.

Unvermittelt wechseln die Autorendann zu Themen, die mit der Biologievon NO nichts mehr zu tun haben: derSynthese von NO im Labor und denMe-chanismen der Smogbildung, einer rela-tiv technischen Beschreibungen der che-mischen Eigenschaften von NO, Reak-tionen mit Bbergangsmetallen und derFunktion von Katalysatoren zur Redu-zierung von CO und NO in Motorabga-sen (Kapitel 7–10).

In den n�chsten f�nf Kapitelnwerden dann wieder biologischeThemen aufgegriffen, wobei spezielleAspekte der S�uger-Physiologie, beidenen NO eine Rolle spielt, im Mittel-punkt stehen. Behandelt werden hierImmunabwehr, Tumorwachstum, Re-sorption in Knochen, Hautsch�digungdurch UV-Strahlung und Neurotrans-mission. Die wohl bekannteste Wirkungvon NO als Neurotransmitter im Corpuscavernosum wird im 16. Kapitel er7r-tert. Hier erl�utern die Autoren die mo-

lekularen Mechanismen der gesteiger-ten penilen Erektionsf�higkeit durchSildenafil (Viagra). In den folgendenKapiteln �ber Inhibitoren der NO-Bio-synthese werden insbesondere die mut-maßlichen Wirkungen von N,N-Dime-thyl-l-arginin (l-ADMA) als endoge-nem Inhibitor, der die NO-Bildung beikardiovaskul�ren Krankheiten beein-tr�chtigen kann, und eines hydrolysie-renden, l-ADMA desaktivierendenEnzyms er7rtert. Die Kapitel 18 und 19besch�ftigen sich mit dem Auftretenvon NO bei der bakteriellen Denitrifi-kation und der NO-Bildung in Wirbello-sen wie Pfeilschwanzkrebsen und Gl�h-w�rmchen. Das abschließende Kapitelenth�lt einen Ausblick auf das For-schungsgebiet NO. Ferner enth�lt dasBuch ein Glossar und ein Sachwortver-zeichnis, beide sind jedoch wenig um-fangreich.

Ein Problem dieses Buches ist, dassdie Autoren versucht haben, alles was�ber NO bekannt ist, in einen f�r jeder-mann verst�ndlichen Text zu fassen. Da-durch sind viele Themen, besonders diebiomedizinischen, die vielfach nochkontrovers diskutiert werden, zu verein-fachend dargestellt. Wie konnten dieAutoren versuchen, so unterschiedlicheThemen wie katalytische Reaktoren,MO-Theorie, Immunabwehr und Apo-ptose auf nur 150 Seiten unterzubrin-gen? Besser w�re es gewesen, sich aufdie Darstellung einiger weniger, aberwissenschaftlich fundierter Sachverhaltevon generellem Interesse zu beschr�n-ken und die kontrovers diskutiertenThemen auszusparen. Zweifellos ist dieBeschreibung von katalytischen Reak-toren, der NO-Synthese im Labor undder Smogbildung fehl am Platze ineinem Buch, das, wie schon der Titel an-deutet, Leser ansprechen soll, die sich�ber die physiologischen Wirkungenvon NO informieren wollen.

Noch schwerer wiegt der Umstand,dass den Autoren auf den Gebieten Phy-siologie und Zellbiologie offensichtlichdie notwendige Kompetenz fehlt.Daraus resultieren zahlreiche gravieren-de Fehler, die den Nutzen dieses Buchsf�r Studierende undDozenten erheblicheinschr�nken. Obwohl einer der Auto-ren, Anthony Butler, sich mit derChemie von NO und insbesondere mitden chemischen Eigenschaften von S-Nitrosothiolen aktiv besch�ftigt hat, ist

die Darstellung der entsprechendenThemen verworren und unvollst�ndig.Die chemischen Reaktionen von NOwerden, verteilt �ber drei oder vier Ka-pitel, zusammen mit anderen Aspektenbeschrieben, und kaum einmal wirdeine Geschwindigkeitskonstante ange-geben, nach der man die biologische Re-levanz einer Reaktion einsch�tzenk7nnte. Bei der Beschreibung der Bio-chemie von S-Nitrosothiolen ignorierendie Autoren potenzielle enzymatischeReaktionwege in der Biosynthese undim Metabolismus dieser Verbindungen.Die Ausf�hrungen zur l7slichen Guany-latcyclase sind besonders d�rftig. So gibtes keine Evidenz f�r die Behauptungen,dass NO das katalytische Zentrum desEnzyms f�r den Zugang des SubstratsGTP 7ffnet, dass CuI-Ionen f�r die kata-lytische Aktivit�t erforderlich sind –CuI-Ionen hemmen (!) die l7sliche Gu-anylatcyclase – oder dass das Enzymbeim septischen Schock hochreguliertwird. Leider geben die Autoren auchkaum Literatur an, anhand derer ihreBehauptungen �berpr�ft werden k7nn-ten. Ihre Aussage, dass die Wirkungs-weise von Glycerintrinitrat (Nitrogly-cerin) in den 1980er Jahren unbekanntwar, ist falsch (siehe die Arbeiten vonF. Murad, L. Ignarro und anderen inden sp�ten 1970er Jahren). Außerdemist es keineswegs „certain“, dass dasArzneimittel enzymatisch zu NO umge-wandelt wird, wie die Autoren behaup-ten. In sorgf�ltigen Untersuchungenkonnte nach der Applikation von Gly-cerintrinitrat keine NO-Bildung in Blut-gef�ßen nachgewiesen werden. Fernerist das Wissen der Autoren nichtgerade auf dem neusten Stand, wennsie feststellen, dass f�r die Aktivierungvon Glycerintrinitrat in vivo die Xan-thinoxidase verantwortlich ist. Warumwerden keine Alternativen und vorallem die interessante Publikation vonStamler et al. aus dem Jahr 2002 er-w�hnt, in der die mitochondriale Alde-hyddehydrogenase als Schl�sselenzymdieser Reaktion beschrieben wird?

Im Kapitel �ber NO-Synthasen wirdbehauptet, die Rolle des Pterin-Cofak-tors Tetrahydrobiopterin sei unklar,obwohl mehrere Arbeitsgruppen 2000und 2001 �ber dessen katalytische Akti-vit�t als Einelektronendonor f�r die re-duktive Aktivierung des FeII-O2-Kom-plexes berichtet haben. Diese Funktion

B�cher

5842 1 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim www.angewandte.de Angew. Chem. 2004, 116, 5841 – 5844

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eines Pterins war bisher noch nie in bio-logischen Prozessen beobachtet wordenund ist vermutlich die notwendige Folgeeiner effizienten Kopplung der redukti-ven Sauerstoffaktivierung mit der NO-Synthese, um die Bildung von Superoxidzu vermeiden, das NO in einer diffusi-onskontrollierten Reaktion desaktiviert.Es ist erstaunlich, dass die Autorendiesen faszinierenden Aspekt der NO-Biosynthese entweder ignoriert habenoder nicht kannten. Bez�glich der Dar-stellungen von Kristallstrukturen vonProteinen stellt sich die Frage, welchenNutzen niedrig aufgel7ste Abbildungenin Schwarz-Weiß haben, wenn nicht zu-mindest deren Quellen angegebenwerden, die den Zugriff auf hochwertigeBilder �ber das Internet erm7glichenw�rden.

Aus Platzgr�nden k7nnen hier nichtalle der zahlreichen Fehler in diesemBuch angesprochen werden. Das Glos-sar umfasst 64 Eintr�ge, von denenmanche trivial, z.B. „Aorta: A majorblood vessel from the heart“, andere,z.B. die Aussage, dass Calmodulin Cal-ciumionen enth�lt, inkorrekt sind. Immangelhaften Sachwortverzeichnisfehlen die unter B einzuordnendenW7rter vollst�ndig, und die unter H auf-gelisteten reichen nur bis „Hibbs“. Zubem�ngeln sind ferner die Abbil-dung 2.1, in der NO die Adh�sion derBlutpl�ttchen f7rdert, die Formel 15.4,die Adrenalin statt Noradrenalin zeigt,die Feststellung, dass NO die Bindungvon Glutamat an dessen Rezeptor inhi-biert (Seite 120) und die fehlende Infor-mation �ber die Rolle der endothelialenNO-Synthase bei der Peniserektion.Beispielsweise l�sst sich dadurch dieerektile Dysfunktion bei Diabetes-Pati-enten als Folge einer endothelialen Dys-funktion erkl�ren. Am Ende jedes Kapi-tels wird unter „Further Readings“ aufeinige willk�rlich ausgew�hlte Arbeitenund ein oder zwei veraltete Bbersichts-artikel verwiesen.

Es stellt sich die Frage, wer diesesBuch lesen k7nnte? Einer Leserschaftohne wissenschaftliche Ausbildung istes nicht zu empfehlen, denn es ist ei-gentlich ein Fachbuch. Andererseits istdas Buch wegen seines eher konzeptlo-sen Aufbaus, der bedeutenden L�ckenbei der Vermittlung des aktuellen Wis-sens und der v7llig unzureichenden Bi-bliographie Studierenden und Dozen-

ten, die nicht mit dem Gebiet vertrautsind, ebenfalls nicht zu empfehlen. Diefaszinierende Biochemie von Stickstoff-monoxid h�tte es verdient, professionel-ler dargestellt zu werden.

Bernd MayerInstitut f%r Pharmakologie undToxikologieUniversit)t Graz (;sterreich)

DOI: 10.1002/ange.200385141

The Chemistry of Nanomaterials

Herausgegebenvon C. N. R. Rao,Achim M#ller undAnthony K. Cheet-ham. Wiley-VCH,Weinheim 2004.741 S., geb.,299.00 E.—ISBN3-527-30686-2

Die Chemie der Nanomaterialien alseine zentrale Disziplin in den Nanowis-senschaften und der Nanotechnologiehat sich in den vergangenen 15–20Jahren zu einem eigenst�ndigen Ar-beitsgebiet entwickelt. Hier fließenviele traditionelle Str7me der chemi-schen Forschung zusammen, und g�nz-lich neue Fragestellungen ergeben sichdurch Ann�herung an Nachbardiszipli-nen, wie die Biologie, die Physik oderdie Medizin. Es besteht kein Zweifeldaran, dass dieses Arbeitsgebiet zu den-jenigen T�tigkeitsfeldern in der Chemiez�hlt, die weltweit an allen f�hrendenForschungsinstitutionen mit gr7ßtemEngagement bearbeitet werden. Inso-fern war es l�ngst an der Zeit, dass sichein Buch wie das vorliegende, das sichin erster Linie an fortgeschrittene Stu-denten und an wissenschaftliche Mitar-beiter richtet, mit den vielf�ltigen As-pekten dieses Themas befasst.

The Chemistry of Nanomaterialssteigt mit einer knappen Einf�hrung indas Gebiet der Nanomaterialien ein.Nach einemBberblick �ber die relevan-ten Materialien, �ber Gr7ßenquantisie-rungseffekte und andere gr7ßenbeding-

te Eigenschaften wird zu nanotechnolo-gischen Anwendungen �bergeleitet, indenen die Chemie durch Syntheseme-thoden oder durch kontrollierte Organi-sation und Adressierung von zentralerBedeutung ist. Es schließen sich 20 ab-geschlossene, zum Teil �berlappendeKapitel an, die sich den verschiedenenSynthesekonzepten und der Organisati-on von Nanopartikeln, -r7hren und-dr�hten sowie nanostrukturierten Poly-meren und nanopor7sen Feststoffenwidmen. Ein Bberblick �ber die vielf�l-tigen Eigenschaften dieser Materialienerstreckt sich von der Analyse der elek-tronischen Struktur bis hin zu katalyti-schen, elektrochemischen oder biosen-sorischen Anwendungen.

Dieses umfassende Themenspek-trum bringt jedoch fast zwangsl�ufigmit sich, dass die einzelnen Themennicht in voller Breite behandelt werdenk7nnen. Dies ist zun�chst sicher zumVorteil f�r den nichtspezialisiertenLeser, der sich mithilfe eines sehr gutangelegten Inhaltsverzeichnisses undRegisters in diesem kompakten Werkgut zurechtfinden d�rfte. Der st�rkerfachkundige Leser wird feststellen,dass sich die einzelnen Kapitel in ihrerfachlichen Tiefe zum Teil deutlich unter-scheiden. Das Werk l�sst außerdem dieBeschreibung von Dendrimeren und an-deren großen funktionalen (Bio)Mole-k�len vermissen, die in jedem Fall zurGruppe der Nanomaterialien zu z�hlensind. Alles in allem ist das Buch zur Be-gleitung von Vorlesungen in den Studi-eng�ngen Chemie und Materialwissen-schaften bestens geeignet.

Ulrich SimonInstitut f%r Anorganische ChemieTechnische Hochschule Aachen

AngewandteChemie

5843Angew. Chem. 2004, 116, 5841 – 5844 www.angewandte.de 1 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim