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Ästhetik der Ökologie – Grafikdesign für ökologische Themen.TRANSCRIPT
Grafikdesign für ökologische Themen.
Für meine Eltern war der Weg in die Ökobewegung eine Ablehnungsreaktion auf den sinnentleerten Kapitalis mus. Sich auf's Land zurückziehen, dort Obst und Ge müse selber anbauen, Bienenvölker halten, das alles sollte der naturharmonische Gegenentwurf zur Leistungsgesellschaft sein.1 Die Ablehnung der vorherrschenden Konsum ästhetik spiegelte sich auch in der Gestaltung der Produkte wieder. Sie sollten sich abheben von perfekter Massenproduk tion und unperfekt, spontan, authentisch, erdig und in der Tonalität apell artig sein.
Heute kommen bei vielen (jungen) Leuten wieder ähnliche ökologische Gedanken auf, nur dass sie anders umgesetzt werden. In den Städten wird »Urban Farming« und »Urban Beekeeping« betrieben. Der Absatz an Biolebensmitteln steigt drastisch.2 Die visuelle Kommunikation dieser ökologischen Themen ist oftmals puristischelegant, »state of the art«, überraschend, fröhlich und frisch, kurz: sie ist hip und angesagt.
veronika teichmann, fh potsdam, master design.
bei prof. matthias beyrow & dipl.-des. manja hellpap.
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veronikateichmann.de
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1einleitung
Das Bewusstsein für ökologisches Leben und Konsumieren ist in den letzten Jahren gestiegen3 und zum gesellschaftlichen Mainstream geworden. Warum?
schuld Jeder Mensch fühlt sich durch sein ganz alltägliches Handeln, d.h. auch Konsumieren, schon mitschuldig an sozialen Missständen und der Ausbeutung der Natur. Sich durch den Konsum scheinbar um weltverträglicher Produkte »reinzukaufen« stellt eine Versuchung dar.
zugehörigkeit Damit verbunden ist der Wunsch, eingebettet zu sein in die uns umgebende Natur, Teil eines großen Ganzen zu sein. Gerade in Großstädten wie Berlin ist der Wunsch nach Natürlichkeit hoch, hervorgerufen durch ein Zuviel an Urbanität.
körper Die Entkörperung des Menschen durch die Technisierung ruft als Gegenentwicklung eine Fokussierung auf den Körper in der Lebensmittelbeschaffung hervor. Der Mensch spürt sich weniger, ist weniger bei sich, je mehr technische Geräte er nutzt. Umso wichtiger erscheint es uns zu wissen, was wir dem Körper zuführen, uns bewusst zu ernähren.
verortung Als Folge der Globalisierung werden regionale Produkte beliebter. Niemand scheint heute mehr die weltumspannenden Produktionszusammenhänge überschauen zu können. Da ist es ein besseres Gefühl, zu Produkten zu greifen, deren Herkuft man noch relativ genau bestimmen und deren Produktionsweise man einschätzen kann.
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stand Juni 2013
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2MOtiVAtiOn
Die beschriebenen gesellschaftlichen Prozesse schlagen sich in den sichtbaren Oberflächen der Objekte, d.h. auch der Verpackungsgestaltung und den Erscheinungsbildern der Unternehmen, nieder. In welcher Form Ökologie heute ästhetischglaubhaft in Erscheinung tritt, möchte ich in meiner Masterthesis untersuchen.
Kommunikationsdesigner begleiten Wertewandelsprozesse, indem sie die visuelle Kommunikation entwickeln.
»Es gibt immernoch zu viele Produkte, die so "ökig" daher kommen wie zu Mutters Zeiten. Wir brauchen mehr Produkte, die einfach schön und modern sind und Spaß machen. Die Nachfrage nach solchen neuen Ver bindungen von Design und Ökologie ist enorm groß.« cl audia l anger in »design ecology«4
Um mich als Kommunikationsdesignerin in der Gesellschaft zu positionieren und meine Handlungsmöglichkeiten in den Feldern Corporate/Editorial/Verpackungsdesign auszuloten, möchte ich auf theoretischem und praktischem Wege dieses Forschungsfeld »Ästhetik der Ökologie« bearbeiten.
3fOrschungsstAnd
Der Bereich »Grafikdesign und Ökologie« ist disziplinär bisher wenig erforscht und besprochen worden. Im Gegensatz zu dem Themenfeld »Kunst und Ökologie« findet der Diskurs noch kaum auf wissenschaftlicher Ebene statt. Die Schnittstelle zur Kunst wird bereits untersucht, wie die diesjährige Ringvorlesung »Ökologie und die Künste« 5 an der Freien Universität Berlin beweisen könnte.
Publikationen wie »Design Ecology« 4 sind eher als populärwissenschaftlich zu betrachten. Auch sind seit dem Erscheinen des ShowcaseBuches über neogrüne Markenstrategien von PageRedakteurin Jutta Nachtwey und Designerin Judith Mair mittlerweile fast fünf Jahre vergangen.
Das Hamburger Trend Büro schreibt bereits 1996 im »Trendbuch« 6 über den kommende Ökolizismus als eine neue Form des Glaubens.
Allerdings ist die Designwelt durchaus auf den Nachhaltigkeitstrend aufmerksam geworden. Für die letztjährige »TYPO Berlin« 7, der internationalen Designkonferenz für Typografie, Grafikdesign, Kultur und Gesellschaftsphänomene war »Sustain« das ausgelobte Überthema.
Die bisherigen Lösungsvorschläge gehen jedoch eher in die Richtung der nachhaltigen Produktionsweise und fragen weniger nach neuen ästhetischen Ausdrucksformen für Ökologie.
Auf der Tagung »Ethik und Moral im Kommunikationsdesign« 8, die im Oktober 2012 an der FH Würzburg stattfand, ging es stark um die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen von »grünem Design«.
Logischerweise viel integrierter, da einfacher »dingfest« zu machen, ist der Bereich Ökologie im Produktdesign. Unter dem Begriff »EcoDesign« werden viele neue Produktvorschläge gemacht, die sich verstärkt an Nachhaltigkeitsaspekten orientieren.
4frAgestellungen
Was macht gutes Grafikdesign für ökologische Themen aus?
Die übergreifende Forschungsfrage beinhaltet folgende Unterfragen und Disziplinen:
s oziol o gie
Was sind die Gründe für das erstarkte ökologische Bewusstsein in der Gesellschaft? Welche sozialen Gruppen sind involviert? Wie bereits in der Einleitung erwähnt gibt es diverse Theorien zu den Ursachen des wieder erstarkten Umweltbewusstseins in der Gesellschaft. Diese gilt es, in der Arbeit zusammenfassend vorzustellen.
gesellschaf t Welchen Beitrag leistet Grafikdesign allgemein in der Gesellschaft, was ist seine Funktion? Kann anhand von Grafikdesign ein ökologischer Wertewandelsprozess sichtbar werden? Ähnlich wie der Kunst wohnt auch dem Grafikdesign ein gesellschaftsreflektierender Aspekt inne, denn in die Gestaltung der Oberflächen fließt immer auch ein Teil des vorherrschenden Zeitgeistes ein. Mit einer gezielten Analyse »grünen« Grafikdesigns müsste demnach die Veränderung der Menschen in ihrer Einstellung zur Umwelt abbildbar werden.
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schnit tstelle mensch & ökologie
Mit welchen Zeichen wird Ökologie vermittelt? Wie kann man Mensch & Ökologie durch Grafikdesign zusammenbringen? An der Schnittstelle von Mensch und Umwelt wird mit Zeichen gearbeitet, die die ökologischen Inhalte vermitteln sollen. Die Frage danach, wie der Mensch mit der Umwelt umgeht, wie er sie wahrnimmt und in seine Lebensrealität integriert, wird immer bedeutender vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen wie dem Klimawandel und dem Verlust an Biodiversität.
visualisierung von haltung
Wie wird mit Grafikdesign, insb. mit Corporate Design, die Haltung zu einem bestimmten Thema kommuni-ziert? Durch die Gestaltung der grafischen Elemente wird immer auch die Haltung des Senders zu einem Thema mittransportiert. In diesem Falle, die Haltung zur Natur. Die grafischen Mittel der Ökounternehmen sollen daraufhin analysiert werden.
ch a ncen & p er sp ek t i v en
Wie werden die Menschen in Zukunft mit der Natur umgehen – schlägt der Trend wieder zurück oder läuft die Entwicklung in die eingeschlagene Richtung immer schneller weiter? Wie wird Ökologie in Zukunft durch Design dargestellt? Die Arbeit soll auch dazu beitragen, herauszufinden, welche neuen Wege beschritten werden können, um Ökologie glaubhaft zu kommunizieren.
5eingrenzung des theMenfelds
Das Thema »Greenwashing« möchte ich in meiner Arbeit bewusst außen vor lassen. Nicht nur, dass ich mein Thema eingrenzen möchte, es geht mir auch eher darum, die positiv beeinflussenden Seiten von Grafikdesign auszuloten. – Optimistisch ausgedrückt: die Möglichkeiten, mit Grafikdesign die Welt zu verbessern. Es geht mir nicht darum, die manipulativen, verschleiernden Aspekte der Branche hervorzuheben.
Beim Greenwashing steht hinter der grafischen Gestaltung eben nicht die Berufung auf Werte, sondern die grafische Sprache wird genutzt, um die Erwartungen der Konsumenten an eine ökologische Einstellung zu erfüllen. Die des Greenwashing bezichtigten Unternehmen folgen dem Ökotrend, ohne hinter der neuen grafischen Oberfläche etwas im Verhalten zu ändern.
6MethOden
1. LITERATURSTUDIUM. Aneignung von Fachwissen zu den unter Punkt 3 (Fragestellungen) genannten Aspekten rund um Ökologie, Ökologischen Konsum und gesellschaftlichen Wertewandel.
2. FOTOSAMMLUNG von Beispielen »grünen Grafikdesigns«. Die Sammlung soll dazu dienen, sich einen Überblick über die grafische Gestaltung von ökologischen Inhalten in den verschiedenen Designdisziplinen zu verschaffen. Die Sammlung wird im Buch als Showcase des IstZustandes erscheinen.
3. SEMIOTISCHE ANALYSE des Erscheinungsbildes des Ökosupermarktes BIO COMPANY. Die Methode dient dazu, exemplarisch bis ins kleinste Detail die visuellen Zeichen zu überprüfen, mit denen Ökologie transportiert wird.
4. INTERVIEWS mit Grafikdesignern, die für ökologische Themen arbeiten. Durch die Befragung kann ein umfassenderes, aktuelles Bild der Haltung von Grafikdesignern zum Thema Ökologie & Grafikdesign entstehen.
5. FELDVERSUCH. Im Relaunch des Erscheinungsbildes der »Märkischen Kiste« werden die Aspekte der theoretischen Betrachtung überprüft und hinterfragt.
7gestAltungsVOrhAben
1. BUCH. Der Theorieteil meiner Arbeit soll für sich stehen und als Kompendium des derzeitigen Standes zum Grafikdesign für ökologische Themen dienen. Darin zusammengefasst sind die Ergebnisse des Literaturstudiums, die Abbildung des IstZustandes der ÖkoDesigns, sowie das Fazit.
2. CORPORATE DESIGN RELAUNCH. Um selbst Erfahrungen an der Schnittstelle Gra fikdesign & Ökologie sammeln zu können, möchte ich gemeinsam mit dem Praxispartner »Märkische Kiste« einen neuen Lösungsvorschlag für die Kommunikation ökologischer Belange machen. Das Unternehmen beliefert Berliner Kunden seit 16 Jahren mit ökologischen Lebensmitteln aus der Region Mark Brandenburg. In ihrem Erscheinungsbild spiegelt sich noch der Geist der 1. Ökowelle aus den 1990ern. Ausgehend von dem stattgefundenen
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Wertewandelsprozess soll das Corporate Design der Märkischen Kiste in die heutige Ästhetik der Ökologie übertragen werden.
Ich halte es für wichtig, mit einem Unternehmen im Gespräch zu sein, für das Ökologie ein zentrales Kommunikationsthema ist. Grafikdesign ist nicht losgelöst von den alläglichen Problemen und Anforderungen in einem Betrieb. Es sollen realitische Lösungen auf eine relevante Frage gefunden werden. 3. DOKUMENTATION des praktischen Teils der Masterthesis. In Format, Layout und Typografie an die Gestaltung des Buches angelehnt, soll der Prozess des Corporate Design Relaunches der »Märkischen Kiste« dokumentiert werden.
8zielsetzung
Ziel meiner anzufertigenden Masterarbeit ist es, mich tiefgründig mit dem Themenbereich Ökologie & Grafikdesign zu beschäftigen, um anschließend eine Reflexion über Design und seinen Stellenwert in der Gesellschaft anstellen zu können.
Ich halte diese Reflexion der eigenen Arbeit insgesamt für einen wichtigen Bestandteil der Ausbildung zum Grafikdesigner, insbesondere im Rahmen des Masterstudiums als abschließendes Studium.
Das angeeignete Wissen darüber, wie der Themenbereich Ökologie in der Designwelt behandelt wird, macht mich zur Expertin auf diesem Gebiet.
Auf die Frage »Wie kann man Ökologie und die Menschen durch Grafikdesign zusammenbringen?« möchte ich eine Antwort finden, indem ich anhand des Praxisprojektes einen Lösungsvorschlag mache.
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9Quellen
1
Ökologiebewegunghttp://de.wikipedia.org/wiki/Neue_soziale_Bewegungen#.C3.96kologiebewegung.2C_AntiAtomkraftBewegung
und
Hippiehttps://de.wikipedia.org/wiki/Flowerpower
und
Selbstgefällige Ökopionieretaz.de, 12. April 2012http://www.taz.de/!91321/
2
»Im Grunde kauft fast jeder Haushalt mindestens ein BioProdukt im Jahr«
Bio bleibt beliebt Süddeutsche.de, 9. Februar 2013.http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/geschaeftmitbiolebensmittelnbiobleibtbeliebt1.1595655
3
»Etwas mehr als ein Drittel der Bürgerinnen und Bür ger nennt spontan Aspekte des Umwelt und Klimaschutzes bei der offenen Frage zum wich tig sten Problem der Gegenwart. Gegenüber der letz ten Umfrage von 2010 ist das ein Anstieg um 15 Pro zent. Damit rücken die Umweltprobleme vom dritten auf den zweiten Platz unter den wichtigsten Proble men in Deutschland.«
Umweltbewusstsein in Deutsch-land 2012 – Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungs-umfrageBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und Umweltbundesamt
4
Design ecology! Neo-grüne MarkenstrategienJutta Nachtwey, Judith Mair Hermann Schmidt Mainz, 2008.
5
Ökologie und die Künste Ringvorlesung.Freie Universität Berlin, Sommersemester 2013.
6
Trendbuch 1 – Der erste große deutsche Trendreport Matthias HorxEcon, 1996.
7
TYPO Berlin 2012 »Sustain« Internationale Designkonferenz für Typografie, Grafikdesign, Kultur und GesellschaftsphänomeneOnlineDokumentation auf: http://typotalks.com/de/?p=8602&preview=true
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Do25.Okt –14.30bis19.30 UhrGertrud NolteGerhard SchweppenhäuserJens MüllerWolfgang UllrichRainer Erlinger
Fr 26.Okt –10.30 bis15UhrChristian BauerRuedi BaurThomas Friedrich
Abschlußdiskussion
in
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25
Öffentliche Tagung –
Eintritt frei
Fakultät Gestaltung, FHWS
Forschungsteam
Kommunikationsdesign &
Ethik
w w w . gestaltung.fhws.de/aktivitaeten
Sanderheinrichsleitenweg 20
Hörsaal H.1.5
konz
epti
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grap
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kommunikation
g e s t a l t u n g
Anmeldung und Kontakt:[email protected]
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Ethik und Moral im Kommunika tionsdesignTagung.FH Würzburg, 2012.(noch nicht dokumentiert)
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