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Mehr Bio in der Betriebsgastronomie Erfolgsbeispiele zeigen den Weg

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Mehr Bio in derBetriebsgastronomieErfolgsbeispiele zeigen den Weg

Liebe Leserin,lieber Leser,

immer mehr Verantwortliche in deutschen Großküchen setzen aufBio-Produkte. Damit entsprechen sie nicht nur dem Kundenwunschnach gesunder, zeitgemäßer Ernährung. Der Einsatz ökologischerzeugter Lebensmittel bietet weitere Vorteile, die vor allem fürEntscheidungsträger außerhalb der Küche wichtig sind. Vorstände,Stadtschulämter oder Klinikleitungen diskutieren die Verwendung von Bio-Produkten auch unter Aspekten des Umweltmanagementsund der kontinuierlichen Verbesserung der betrieblichen Umwelt-leistungen.

Doch wie kann ein Konzept zum Einsatz von Bio-Produkten erfolg-reich umgesetzt werden? Woher kommen die Produkte? Sind dieProdukte kontinuierlich verfügbar? Ist die Qualität die gleiche wiebei der konventionellen Ware? Welcher Betrieb hat bereits Erfah-rungen auf diesem Gebiet? Auf diese Fragen bekamen Interessiertebislang kaum befriedigende Antworten. Häufig fehlt es an Informa-tionen über das Angebot sowie über geeignete Lieferanten und Un-terstützungsmöglichkeiten.

Hier setzt unser Projekt „Klasse für die Masse – Mehr Bio in derGroßküche“ ein. Die Broschüre richtet sich an Verpflegungsverant-wortliche innerhalb und außerhalb der Küche. Sie zeigt anhand vonBeispielen, wie Kolleginnen und Kollegen unter ähnlichen Rahmen-bedingungen arbeiten und erfolgreich Bio-Produkte einsetzen. Tippsfür die praktische Umsetzung gibt es in der Broschüre ebenfalls.

Insgesamt wurden fünf „Erfolgsbroschüren“ entwickelt. Vorgestelltwerden Schulen und Kindertagesstätten, Kliniken und Krankenhäu-ser, Betriebskantinen und Caterer, Restaurants und Hotels sowie dieCampusgastronomie.

Vorwort

HerausgeberGeschäftsstelle Bundesprogramm Ökologischer Landbauin der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)Ferdinand-Lassalle-Straße 1-5, 53175 Bonn,gefördert vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL)[email protected]

Konzeption, Text und FotosÖkologischer Großküchen ServiceRainer Roehl, Anja Erhart & Dr. Carola Strassner GbRGalvanistraße 2860486 Frankfurt am [email protected]

Gestaltung, Redaktion und RealisationKonzept fünfGerhard-Becker-Straße 21-2363075 [email protected]

DruckSchmidt&more Drucktechnik GmbHHaagweg 4465462 Ginsheim-Gustavsburg

Frankfurt am Main, November 2002

Ich hoffe, dass die Berichte Ihrer Kolleginnen und Kollegen Sie moti-vieren, Ihr Angebot durch Speisen aus Bio-Produkten zu erweitern.Damit fördern Sie das Image Ihres Betriebes und tragen zum Umwelt-schutz bei. Gute Gründe für eine Entscheidung zugunsten von Lebens-mitteln aus ökologischem Landbau.

Ihre

Renate KünastBundesministerin fürVerbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft

Impressum

Hoffmann GmbHQualitätswerkzeuge

Das soziale Engagement zahlt sich offensichtlich aus, dies zeigt derKrankenstand von weniger als zwei Prozent bei Fa. Hoffmann.

Die Qualität der Lebensmittel und der Gesundheitswert sind die Maxi-me der Küchenleitung. Der Anteil der Convenience-Produkte liegt beimax. 15 Prozent. Die Gerichte werden mit frischen Zutaten der Sai-son und der Region zubereitet. Ernst Stoiber, der seit 1997 die Kücheleitet, ist von dem Konzept überzeugt:„Am Ende ist vor allem der Geschmack entscheidend, aber gerade des-wegen setzen wir sehr viele Kräuter und ganz wenig Salz ein. So etwas wie Geschmackverstärker, Farbstoffe, Natrium-Glutamat undSoftdrinks kann man in unserer Küche nicht finden.“

Täglich wird ein Menü, bestehend aus Suppe, Hauptgang und Dessert,angeboten. „Unser Wochenplan ist abwechslungsreich gestaltet:Nudel-, Fisch-, Fleisch- und vegetarische Gerichte werden rotierendangeboten. Zusätzlich steht den Mitarbeitern ein üppiges Salatbuffetmit verschiedenen Dressings sowie kalt gepressten Ölen zur Verfü-gung.“

Die Bio-Produkte bezieht die Küche sowohl von Bauern aus der Regionals auch von Großhändlern. „Anfangs hatten wir Probleme mit denGroßhändlern, denn diese waren, was Qualität und Liefermenge be-traf, teilweise unzuverlässig. Das hat sich mit der Zeit verbessert.Jetzt bekommen wir problemlos großküchengerechte Produkte. DieZusammenarbeit mit den Lieferanten aus der Region wurde im Laufeder Zeit ebenfalls optimiert. Wir werden von Landwirten beliefert,die nur für uns produzieren. Wir verstehen die Landwirte als regionalePartner, zahlen ihnen einen angemessenen Preis und garantiereneine bestimmte Abnahmemenge.“

Das Unternehmen möchte mit dem Einsatz von Bio-Produkten keineWerbung machen. So wird auf dem Speisenplan nicht explizit auf dieVerwendung von Bio-Lebensmitteln hingewiesen. „Bei uns fließen dieBio-Produkte reibungslos in den normalen Verarbeitungsprozess ein.“

Aus seiner langjährigen Erfahrung hat Ernst Stoiber einige Empfeh-lungen, die er an seine Kollegen weitergeben möchte: „Wenn Bio-Lebensmittel eingesetzt werden sollen, ist es Vorraussetzung, dassdas gesamte Küchenpersonal und speziell die Küchenleitung von Bioüberzeugt sind. Es ist immer gut, mit Produkten zu beginnen, dieleicht in den Speisenplan integriert werden können, wie beispielsweisePastagerichte. Diese sind beliebt, gut verfügbar und sie verursachenkeine hohen Mehrkosten. Ein langsamer Start in die Bio-Schiene hateher Aussicht auf Erfolg als ein zu schneller und unüberlegterAnsatz. Was die Lieferanten angeht, empfehle ich kleinere Anbieter – bevor-zugt aus der Region. Die Kommunikation mit den Landwirten ist ein-facher als mit den Großhändlern und macht mehr Spaß!“

Trotz einiger umliegender Restaurants entscheiden sich täglich fastalle Mitarbeiter für das Essen in der firmeneigenen Kantine.

Hoffmann GmbH QualitätswerkzeugeHaberlandstraße 5581241 München

Unternehmen: Hoffmann GmbH QualitätswerkzeugeQualitätswerkzeuge, München

Leitung: Ernst StoiberMittagessen: 300 MittagessenKüchenteam: 9 Vollzeitkräfte, 1 TeilzeitkraftBio-Status: seit 30 Jahren wird Bio eingesetzt,

der Wareneinsatz beträgt rund 90 %Bio-Lieferanten: 15 Bio-Lieferanten meist aus der Region,

davon 1 Großhändler, ansonsten Erzeuger

Die Betriebskantine der Firma Hoffmann GmbH Qualitätswerkzeuge verpflegt in Eigenregie täglich bis zu 300 Personen. Das UnternehmenHoffmann verwendet seit 1971 biologische Lebensmittel in der Küche.Der Einsatz von Bio-Lebensmitteln war eine klare Unternehmensent-scheidung, der Impuls ging vom Firmengründer aus. Sein Anliegenwar es nicht, das Image des Unternehmens zu stärken, sondern sei-nen Mitarbeitern eine gute Ernährung zu bieten, damit diese gesundund motiviert bleiben. Sein Interesse galt neben dem Wohl seinerMitarbeiter auch dem der regional ansässigen Landwirte.

Allianz VersicherungsAG, München

Die Unternehmensleitung unterstützt die Küche, Lebensmittel besterQualität einzusetzen. Der Leiter der Kasino- und Kantinenbetriebe,Karl Neumeier, hat freie Wahl bei der Integration von biologischerzeugte Lebensmitteln. „Dabei“, so Neumeier, „ist es sehr hilfreich,dass die Unternehmensleitung die Regiekosten übernimmt und derKüchenbereich nur für die Wareneinsatzkosten aufkommen muss.“

Dass in den sechs Kasinos der Allianz Hauptverwaltung, für die KarlNeumeier verantwortlich ist, Bio-Produkte eingesetzt werden, istauch der Nachfrage der Gäste zu verdanken. Dies zeigt ein Auszugaus dem Umwelt Report der Allianz. „Die Bedürfnisse der Kantinen-besucher haben sich in den letzten Jahren verändert. Das ökologi-sche Bewusstsein ist gestiegen, und es werden immer mehr Gemüseaus kontrolliert ökologischem Anbau, Fleisch von Bio-Bauern undProdukte aus der Region gewünscht.“

Die ersten Versuche Bio-Produkte einzusetzen begannen bereits vorsechs Jahren. Die Einführung scheiterte zunächst an dem Abrechnungs-system, das auf Pauschalzahlung basierte. Vor drei Jahren wurde aufFree Flow umgestellt. „Dieses System ermöglichte uns eine flexible-re Kalkulation“, so Neumeier, „und damit wurde der Einsatz von Bio-Produkten erleichtert.“ Neben dem ökologischen Anbau ist die Regio-nalität von Bedeutung, da die Herkunft der Ware nachvollziehbar ist.„Rund zehn Prozent der Lebensmittel, die wir heute zubereiten, stam-men aus ökologischem Anbau.“

Es werden sowohl konventionelle Komponenten als auch Komponentenaus ökologischer Erzeugung angeboten. Der Gast kann unter denKomponenten auswählen und entscheidet, ob er den höheren Preisfür „Bio“ zahlen möchte.

„Wir arbeiten hauptsächlich mit konventionellen Großlieferanten zu-sammen, die auch ökologische Ware liefern können. Hier erhaltenwir nahezu alle Produkte in den Vorverarbeitungsgraden, wie wir siebei konventioneller Ware kennen. Außerdem sind die Bio-Produktepreiswerter als im Naturkostgroßhandel und es ist kein Lieferanten-wechsel erforderlich. Im Bereich der Frisch- und Fleischwaren werdenwir just-in-time beliefert. Dies ist auch bei Bio-Produkten möglich.Natürlich kommt es dabei auf die Mengen an. Die Verfügbarkeit istbei ökologisch erzeugten Lebensmitteln zum Teil eingeschränkt“, be-richtet Karl Neumeier.

Der Kantinenbesucher sollte wissen, warum Bio-Gerichte teurer sind.Zusammen mit dem Bund Naturschutz Bayern e.V. wurden aus die-sem Grund mehrere Aktionen zur Information der Tischgäste in derKantine durchgeführt. An Info-Ständen konnte der interessierte Gastdie Vorteile des ökologischen Landbaus kennen lernen und sich überKennzeichnung und Kontrolle von Bio-Produkten informieren.

Zur Erhöhung der Akzeptanz von Bio-Produkten müssen auch die Mit-arbeiter über ein Grundwissen verfügen. „Kenntnisse über den ökolo-gischen Landbau wurden unseren Mitarbeitern durch Besuche auf Bio-Höfen vermittelt“, meint Karl Neumeier. „Bio darf bei den Mitarbei-tern nicht als Trend, sondern als Unternehmensphilosophie verstan-den werden. Das wird nur erreicht, wenn die Verantwortlichen –Wirtschafts- und Küchenleiter – von ihrem Tun überzeugt sind unddiese Überzeugung glaubwürdig an die Mitarbeiter und Gäste weiter-geben können.“

Allianz Versicherungs AGHauptverwaltung, Kasino- und KüchenbetriebeKöniginstraße 2880802 München

Unternehmen: Allianz, MünchenLeitung: Karl NeumeierMittagessen: ca. 3000 Essen an 5 Standorten

(ca. 1800 in der Hauptküche Schwabing)Küchenteam: 34 Vollzeitkräfte, 11 Teilzeitkräfte

für alle StandorteBio-Status: 10 % Anteil Bio am Wareneinsatz,

Rindfleisch, Geflügel und Molkerei-produkte sind überwiegend in Bio-Qualität, täglich gibt es Bio-Salat und 1-2 Mal in der Woche Fleisch

Bio-Lieferanten: insgesamt ca. 50 Lieferanten und 5-7 Bio-Lieferanten, 1 Erzeuger, überwiegend konventionelle Großhändler mit Bio-Sortiment

Preisgestaltung: der durchschnittliche Verkaufspreis für ein Mittagessen beträgt 3,19 Euro inkl. Getränk

Das Unternehmen Allianz nennt das ökologische Wirtschaften alsMaxime und führt unter anderem zur Begründung an, dass Versiche-rungen wirtschaftlich leiden, wenn es zu Umweltschäden kommt.Seit 1996 wurde ein Umweltmanagementsystem (UMS) analog zurEG Umwelt-Audit-Verordnung (EMAS) und DIN ISO 14001 implemen-tiert. Dazu müssen jährlich Maßnahmen formuliert werden, wie um-weltrelevante Bereiche des Betriebs verbessert werden können.Klassische Bereiche sind die Verringerung des Stromverbrauchs, desWasserverbrauchs oder des Abfallaufkommens. Auch für den Kantinen-bereich können Umweltmaßnahmen getroffen werden, denn der Ein-satz von biologisch erzeugten Lebensmitteln trägt zur Verbesserungder Betriebsökologie bei.

Rathauskasino der Landeshauptstadt, Hannover

„Dies entsprach im vollen Maße auch meinen Wünschen, da ich durchmeine vorherige Tätigkeit im Studentenwerk Hannover bereits Erfah-rungen in diesem Bereich hatte“, berichtet der Kasinoleiter NorbertClaßen.

Zunächst wurde zweimal ein komplettes Bio-Gericht angeboten. Demvorausgegangen war eine Fragebogenaktion unter den Gästen, obeinerseits Bio-Gerichte gewünscht wurden und andererseits die Gästeauch bereit waren, den höheren Preis dafür zu bezahlen. Beideswurde von der Mehrzahl der Gäste befürwortet und hat sich auch inder Praxis bestätigt. Inzwischen stehen viermal in der Woche Bio-Gerichte auf dem Speisenplan. Zum Angebot zählen Fleisch-, Fisch-und vegetarische Gerichte. Die Gerichte bestehen nicht zu 100 Pro-zent aus biologischen Zutaten, da keine Bio-Gewürze eingesetzt wer-den. Deshalb deklariert Claßen die Gerichte mit „vorwiegend Öko“.„Bei den Gewürzen aus ökologischem Anbau ist der Preis doppelt sohoch und die benötigen Mengen zu klein für die angebotenen Gebinde-größen. Die Lieferanten haben wir mit Unterstützung des Umwelt-amtes Hannover gefunden. Anfangs war es schwierig, die benötigtenMengen zu bekommen. Das galt besonders für Frischware und Fleisch-produkte. Die Gebindeformen sind mittlerweile absolut großküchen-gerecht.“

„Wir werden von einem Naturkostgroßhändler aus dem nahe gele-genen Uelzen beliefert und haben auch direkten Kontakt zu Bio-Landwirten und Verarbeitern, wie die Hermannsdorfer Landwerk-stätten, die uns mit Fleisch beliefern. Manchmal werden wir vonunseren konventionellen Lieferanten mit Bio-Ware beliefert. Das ist allerdings nicht unsere bevorzugte Belieferungsform, da unserVertrauen zu den reinen Bio-Lieferanten größer ist“, sagt NorbertClaßen.

Unternehmen: Rathauskasino der Landeshauptstadt Hannover Leitung: Norbert ClaßenMittagessen: 800-1000 Essen täglichKüchenteam: 4 Köche, 8 AzubisBio-Status: 4 x wöchentlich ein komplettes Bio-GerichtBio-Lieferanten: 2 spezialisierte NaturkostgroßhändlerPreisgestaltung: der durchschnittliche Verkaufspreis

für ein Mittagessen beträgt zwischen 3,50 und 4,00 Euro

Seit 1999 können die Gäste des Rathauskasinos viermal wöchent-lich ein Gericht mit Rohstoffen aus biologischer Erzeugung wählen.Ein Umbau und die Umstrukturierung der Küche waren Anlass, mitdem Einsatz von Bio-Produkten zu beginnen. Der Umweltdezernentder Stadt Hannover gab im Wesentlichen den Impuls dazu.

„Vom Ablauf her gab es überhaupt keine Schwierigkeiten. Wir habensehr gut ausgebildete Köche, die fast alle aus der gehobenen Gastro-nomie kommen und sehr gut mit Frischware und Bio-Produkten umge-hen können. Unser Angebot an Bio-Gerichten richtet sich stark nachdem Angebot der Lieferanten. Dadurch, dass die Bio-Gerichte überFront-Cooking ausgegeben werden und nicht fest im Speisenplan ste-hen, können wir sehr flexibel auf das jeweilige Angebot reagierenund bei Sonderangeboten zugreifen. Dadurch können auch die Mehr-kosten für Bio-Produkte relativiert werden.“

Das Interesse und die Akzeptanz von Bio-Lebensmitteln steigen beiden Gästen weiterhin an. Der Anteil der verkauften Bio-Gerichte machtmittlerweile ca. 15 Prozent aus.

„Auf jeden Fall schmackhafte und phantasievolle Gerichte kochen“,ist ein Tipp für Kollegen. Geschmacklich dürfen die Bio-Gerichte aufkeinen Fall den konventionellen nachstehen. Unerlässlich ist es auch,dass das Küchenteam und insbesondere die Küchenleitung eine posi-tive Einstellung gegenüber dem ökologischen Landbau und den Pro-dukten hat.

Amt für zentrale Dienste der Landeshauptstadt Hannover, RathauskasinoTrammstraße 230159 Hannover

HannoverRückversicherungs-AG

Unternehmen: Betriebsrestaurant der Hannover Rückversicherungs-AG, Hannover

Leitung: Uwe AlbersKüchenteam: 4 Vollzeitkräfte, 7 TeilzeitkräfteMittagessen: 380 MittagessenBio-Status: 1x pro Woche 1 komplettes Bio-Menü,

Salzkartoffeln, Gemüse, Rind- und Kalbfleisch generell 100 % Bio

Bio-Lieferanten: 4 Großhändler, 1 ErzeugerPreisgestaltung: der durchschnittliche Verkaufspreis für

ein Mittagessen beträgt 2,75 Euro

Den Anstoß, in dem Betriebsrestaurant der Hannover Rückversiche-rungs-AG Bio-Menüs anzubieten, gab 2001 das UmweltzentrumHannover – zudem bestand Nachfrage von Seiten der Tischgäste.Daraufhin wurde eine Projektgruppe gebildet, die sich mit der Frage„Wie können wir Bio anbieten?“ beschäftigt hat. Zu den Mitgliederngehören neben den Küchenmitarbeitern auch Versicherungsmitarbei-ter, der Betriebsarzt und der Betriebsrat. Schrittweise wurde zunächsteinmal pro Woche ein komplettes Bio-Menü, bestehend aus Hauptge-richt, Dessert, Salat bzw. Gemüse und einem Getränk, angeboten.Anfang 2002 wurden die Salzkartoffeln zu 100 % auf Bio umgestellt.Seit kurzem wird auch das Gemüse zu 100 % vom Bio-Erzeuger oderGroßhändler bezogen. Rind- und Kalbfleisch werden seit ca. 2 Monatenkomplett aus biologischer Landwirtschaft angeboten. Mittlerweile be-trägt der Anteil der biologisch erzeugten Produkte 20-25 Prozent anden gesamten Wareneinsatzkosten.

Bei den Tischgästen findet das Bio-Menü großen Anklang. Besondersdie küchenfremden Mitglieder des zuvor erwähnten Projektes bewirk-ten durch ihre Werbung und Fürsprache eine sehr positive Resonanzder Gäste. Zwischen 25 und 30 Prozent beträgt der Anteil der Gäste,die am „Biotag“ ein Bio-Gericht wählen, obwohl das Bio-Gericht1,20 – 1,50 Euro teurer ist als die konventionell angebotenen Spei-sen. Der Wareneinsatz wird zu 100 Prozent an den Gast weitergege-ben.

Dennoch hält Albers es für sehr wichtig, die Gäste auf die höherenPreise vorzubereiten. Die Tischgäste und Mitarbeiter einbinden, Inter-essierte aus dem Haus suchen und gemeinsam planen, das ist fürAlbers neben zuverlässigen Lieferanten der Schlüssel zum Erfolg.Sehr hilfreich ist es seiner Meinung nach außerdem, Lieferanten zuwählen, die teilvorgefertigte Produkte liefern können.

In naher Zukunft wird im Betriebsrestaurant der Hannover-Rückver-sicherung eine Selbstbedienungs-Gemüsebar eingerichtet, an der es ver-schiedene Gemüsesorten, Kartoffeln und Soßen geben wird – alles100 Prozent Bio. Außerdem soll bis Mitte nächsten Jahres der kom-plette fleischlose Bereich auf Bio umgestellt werden.

Hannover Rückversicherungs-AGKarl-Wiechert-Allee 5030625 Hannover

Die Kontakte zu den Lieferanten entstanden durch das Umweltzen-trum, durch den Austausch mit Kollegen, aber auch durch Fachzeit-schriften. Wichtig sind für Uwe Albers der saisonale und regionaleBezug. Für ihn ist klar, dass der Einsatz von Bio einen Mehraufwandbeim Bestellwesen und dem Warenhandling bedeutet. Die Bestell-rhythmen sind länger. Verschiedene Produkte, wie Fleisch oder Frisch-produkte, können nicht von einem auf den anderen Tag bestellt wer-den. Einerseits sind die Mengen nicht in der Weise verfügbar, wie esim konventionellen Handel der Fall ist. Andererseits ist die Lagerzeitfür Bio-Frischprodukte kürzer. Die getrennte Lagerung von konventio-nellen und Bio-Produkten stellt zudem einen Mehraufwand da. Albershat zuverlässige Verarbeiter gefunden, die teilweise auch die Vorfer-tigung der Produkte übernehmen. Probleme mit seinem Küchenper-sonal gab es nicht. Die Mitarbeiter in den Prozess integrieren, lautetAlbers Devise.

Da nur einmal wöchentlich ein komplettes Bio-Menü angeboten undkurzfristig geliefert wird, gibt es auch mit der gesonderten Lagerungder Bio-Produkte keine Probleme. Insgesamt verlief die Integrationvon Bio in den Küchenablauf laut Albers weitgehend reibungslos underfolgreich.

• Werterhaltende Verarbeitung der Erzeugnisse, indem auf bestimmte Verfahren (z.B. Bestrahlung, Gentechnik) und auf bestimmte Zusatz-stoffe (z.B. Geschmacksverstärker, künstliche Farbstoffe) vollständig verzichtet wird.

Ökologischer Landbau• ist besonders umweltfreundlich• schützt Trinkwasser, Boden und Klima• schützt seltene Pflanzen und Tiere• vermeidet Rückstände von chemisch-synthetischen

Pflanzenschutzmitteln• vermindert den Energieverbrauch und

schont Rohstoffreserven• ist klar geregelt durch Erzeugungs- und

Verarbeitungsrichtlinien• unterliegt staatlich überwachten Kontrollen• schafft und erhält Arbeitsplätze in der Landwirtschaft

Der ökologische Landbau beachtet natürliche Zusammenhänge undschafft stabile Agrarökosysteme. Durch eine vielfältige Produktion mitweitgehend geschlossenen Stoffkreisläufen ist eine natürliche Regene-ration gewährleistet. Aus Respekt vor dem Leben gehört zum ökologi-schen Landbau außerdem immer eine artgerechte Tierhaltung. Ziel istes, dauerhaft qualitativ hochwertige und gesunde Lebensmittel mög-lichst umweltschonend zu erzeugen. Kennzeichnend für den ökologi-schen Landbau sind:

• Vorbeugender Pflanzenschutz durch geeignete Sortenwahl, Erhalt der Bodengesundheit, vielseitige Fruchtfolgen, Förderung von Nützlingen. Auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel wird vollständig verzichtet.

• Bedarfsgerechte Düngung mit stickstoffsammelnden Pflanzen (z.B. Klee und Luzerne) und organischen Düngern wie Mist und Kompost. Die Zahl der gehaltenen Tiere pro Fläche ist begrenzt, damit eine Überdüngung verhindert wird.

• Tiergerechte Haltung und Transporte, die unnötiges Leid für die Tiere vermeiden. Die Käfighaltung von Hühnern ist im ökologischen Landbau schon immer verboten.

• Fütterung der Tiere mit betriebseigenem Futter. Die Verfütterung von Tierkörpermehlen und die Beimischung von Leistungsförderern oder Antibiotika ist im ökologischem Landbau für alle Tierarten verboten.

Ökologischer Landbau –bodenständig und zukunftsweisend

Pro agoraGesellschaft für nachhaltige Stadtkultur e.V.Ulrike HohmuthStorkower Straße 5510409 BerlinTel.: (030) 425 7731Fax: (030) 425 7731proagora@aol.comwww.stadtentwicklung.berlin.dewww.proagora.de

Umweltzentrum Hannover e.V.„Tafelfreuden“Eberhard Röhrig-van der Meer und Ute MehlhornHausmannstraße 9-1030159 HannoverTel.: (0511) 164 03 26Fax: (0511) 164 03 91tafelfreuden@umweltzentrum-hannover.dewww.umweltzentrum-hannover.de

Weitere Organisationen und Ansprechpartner, z.B. Bio-Lieferantenund Verbände des ökologischen Landbaus, finden Sie im Internet im Öko-Landbau Portal www.oekolandbau.de.

Wer sich für mehr Bio in seiner Großküche entscheidet, kann denkostenlosen Leitfaden „Klasse für die Masse – Mehr Bio in derGroßküche“ anfordern bei: [email protected] oder über die

Service-Hotline 0180 509 0180* Mo - Fr 8 - 11 Uhr

*0,12 Euro pro Minute

Ökologischer Großküchen Service (ÖGS)Rainer Roehl, Anja Erhart & Dr. Carola Strassner GbRGalvanistraße 2860486 FrankfurtTel.: (069) 977819-0Fax: (069) [email protected]

Ökolöwe Umweltbund Leipzig e.V.Projekt ÖkovermarktungUrte GrauwinkelBernhard-Göring-Straße 15204277 LeipzigTel.: (0341) 306 5185Fax: (0341) 306 5179oekovermarktung@oekoloewe.dewww.essen-mit-stil.dewww.oekoloewe.de

Ökomarkt e.V.Marion Rosomm-Grolms und Prof. Dr. Dieter BegerKurfürstenstraße 1022041 HamburgTel.: (040) 428 594 016Fax: (040) 657 200 [email protected]

Folgende Organisationen unterstützen und beraten beim Einsatz öko-logisch erzeugter Lebensmittel in Großküchen und Gastronomie inverschiedenen Regionen Deutschlands:

Bodensee StiftungPatrick TrötschlerParadiesstraße 1378462 KonstanzTel.: (07531) 9098-0Fax: (07531) [email protected]@bodensee-stiftung.orgwww.bodensee-stiftung.org

Brot für die Welt: Kampagne „Mahlzeit“Mahlzeit-ServiceFranziska Krisch c/o FAKTGänsheidestraße 4370184 StuttgartTel.: (0711) 210 95 25Fax: (0711) 210 95 55mahlzeit@fakt-consult.dewww.projekt-mahlzeit.dewww.aufgeschmeckt.de

Bund Naturschutz in Bayern e.V.Projektstelle Ökologische LandwirtschaftElisabeth PetersPettenkoferstraße 10A80336 MünchenTel.: (089) 5156 7650Fax: (089) 5156 [email protected]

Ecoregion Forschungs- und Beratungsgesellschaft mbHAndreas Brandt und Uwe KellerGut Wulksfelde22889 Tangstedt/HamburgTel.: (040) 607 2867Fax: (040) 607 [email protected]

Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. (FÖL)Michael WimmerRungestraße 1910179 BerlinTel.: (030) 2472 9022Fax: (030) 2758 [email protected]

Modellprojekt Konstanz GmbHMichael Baldenhofer und Sascha DamaschunWinterspürer Straße 2578333 StockachTel.: (07771) 922 156Fax: (07771) 922 [email protected]

Adressen