metaphysik und erkenntnismethode bei descartes...

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Descartes, Paraphrase Seite 1 von 5 Metaphysik und Erkenntnismethode bei Descartes - Vorstellungen an sich können nicht falsch sein. Auch die Vorstellungen von Chimären (Lebewesen, die es nicht gibt) sind an sich nicht falsch - Falsch sind also nicht die Vorstellungen, sondern die Urteile, die daraus abgeleitet werden. - Der Irrtum liegt dabei darin, dass geurteilt wird a) dass den Vorstellungen etwas in der Außenwelt entspricht, b) dass die Gegenstände der Außenwelt unseren Vorstellungen ähnlich sind. Einen solchen Fehlschluss nennt man transzendentalen Schein. - Grundsätzlich lässt sich aber unterscheiden, dass ich manche meiner Vorstellungen willkürlich hervorrufen kann, andere nicht. - Wahrnehmungen müssten also solche Vorstellungen sein, auf die ich keinen Einfluss habe. - Auch dann wäre aber nicht auszuschließen, dass diese zwar aus einer von mir verschiedenen Quelle stammen, aber nicht von Gegenständen der Außenwelt erzeugt werden (z.B. von einem Betrügergott). - Außerdem gibt es ja auch die Triebe, die ich zwar auch nicht willkürlich beeinflussen kann, die aber trotzdem von mir produziert werden.

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Descartes, Paraphrase Seite 1 von 5

Metaphysik und Erkenntnismethode bei Descartes

- Vorstellungen an sich können nicht falsch sein. Auch die

Vorstellungen von Chimären (Lebewesen, die es nicht gibt) sind an

sich nicht falsch

- Falsch sind also nicht die Vorstellungen, sondern die Urteile, die

daraus abgeleitet werden.

- Der Irrtum liegt dabei darin, dass geurteilt wird

a) dass den Vorstellungen etwas in der Außenwelt entspricht,

b) dass die Gegenstände der Außenwelt unseren Vorstellungen

ähnlich sind.

Einen solchen Fehlschluss nennt man transzendentalen Schein.

- Grundsätzlich lässt sich aber unterscheiden, dass ich manche

meiner Vorstellungen willkürlich hervorrufen kann, andere nicht.

- Wahrnehmungen müssten also solche Vorstellungen sein, auf die

ich keinen Einfluss habe.

- Auch dann wäre aber nicht auszuschließen, dass diese zwar aus

einer von mir verschiedenen Quelle stammen, aber nicht von

Gegenständen der Außenwelt erzeugt werden (z.B. von einem

Betrügergott).

- Außerdem gibt es ja auch die Triebe, die ich zwar auch nicht

willkürlich beeinflussen kann, die aber trotzdem von mir produziert

werden.

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Descartes, Paraphrase Seite 2 von 5

- Und auch wenn die Vorstellungen von Gegenständen erzeugt

werden, müssten diese meinen Vorstellungen nicht ähnlich sein.

- Bsp: Ich habe eine sinnliche Vorstellung von der Sonne und eine,

die aus den Berechnungen der Astronomie folgt, beide können nicht

gleichzeitig wahr sein.

Beweis der Existenz der Außenwelt

- Menschen haben die Vorstellung, dass es eine Außenwelt gibt.

- Wäre diese Auffassung grundsätzlich falsch, hätten die Menschen

von Gott grundsätzlich falsche Ideen erhalten.

- Dies schließt der Begriff von Gott aber aus, Gott kann kein

Betrügergott sein.

- Außerdem müssen die Dinge in der Welt von Gott geschaffen sein,

denn sie können sich nicht selbst schaffen. Denn etwas

Unvollkommenes kann nichts schaffen, das vollkommener ist als es

selbst.

- Es muss also nur das Dasein Gottes bewiesen werden, dann ist

auch das Dasein der Außenwelt bewiesen und die Tatsache, dass

Gott Urheber sowohl der angeborenen Ideen als auch der

Außenwelt ist.

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Descartes, Paraphrase Seite 3 von 5

Ursprung der Ideen

Nach Descartes gibt es drei Arten von Ideen

Ideen, die durch Sinneswahrnehmung von außen erworben werden (ideae adventitiae)

Ideen, die das Subjekt selber bildet (ideae a me ipso factae)

und Ideen, die dem Subjekt angeboren sind (ideae innatae)

Wichtig für Descartes sind alleine die angeborenen Ideen. Nur sie

können als Erkenntnisgrundlage dienen, weil nur diese alleine

deutlich erkennbar sind. Ein Beispiel das Descartes hierzu gerne

anführt, ist die Idee Gottes als das vollkommenste Wesen. Dieses

Wesen kann sich der Mensch weder selber ausgedacht haben; noch

kann die Idee aus der Sinnenwahrnehmung stammen. Dennoch

tragen alle Mensch eine solche Vorstellung, eine solche Idee in sich;

auch wenn sie sich nicht immer zu 100 Prozent decken. Die

Grundidee aber ist die gleiche.

Die angeborenen Ideen sind nach Descartes

klar und deutlich unmittelbar evident und Basis für die Erkenntnisgewissheit

Sie sind apriorisch.

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Neben anderen angeborenen Ideen gelten diese als die wichtigsten:

die Idee der unendlichen Substanz (Gott) die Idee der endlichen und denkenden Substanz (der

menschliche Geist) und die Idee der endlichen und ausgedehnten Substanz

(Materie)

Diese können nach Descartes auf keinen Fall auf aus der Erfahrung

gewonnen, oder ausgedacht werden.

Von der Substanz gelten die schon in der ersten Meditation

entwickelten Kategorien (Ausdehnung, Quantität, Qualität),

desweiteren die Kategorien, die sich auf Verhältnisse der

Substanzen untereinander beziehen (Substanz-Akzidenz, Kausalität,

Berührung, Wechselwirkung).

Auf diese Weise lässt sich ausgehend von den algebraischen und

geometrischen Gesetzen Axiome entwickeln, mit deren Hilfe sich

die Menge der Substanzen systematisch ordnen lassen.

Die Erneuerung der Philosophie nach dem Vorbild der Mathematik

Von seinem dualistischen Menschenbild ausgehend kommt

Descartes zu dem Schluss, dass den Vorstellungen als solchen nicht

zu trauen ist, lediglich dem jederzeit beweisbaren „Ich“, also dem

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Descartes, Paraphrase Seite 5 von 5

Denken, kann Gewissheit unterstellt werden. Daraus folgen die

entsprechenden Denkregeln.

1.) Niemals etwas als wahr anerkennen, was nicht evident ist

(woran nicht gezweifelt werden kann).

2.) Jedes Problem in möglichst viele kleine Teile unterteilen

(Vorbild Mathematik)

3.) Mit den einfachen Dingen (Axiomen, Prinzipien) beginnen und

erst daraus die zusammengesetzten entwickeln (analytisch,

analytische Urteile a priori). Dabei die richtige Ordnung

einhalten (methodice digerere).

4.) Vollständigkeit der Ordnung anstreben.