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BVMW Unternehmerumfrage: Mittelstand optimistisch S. 8 Nachhaltig zum Arbeitsplatz S. 34 Innovationskraft stärken S. 38 Themenschwerpunkt: Mielstand und Innovaonen 1/2018 | Februar / März 2018 | 4,90 Euro Mit neuen Ideen in die Zukunft

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  • BVMW Unternehmerumfrage: Mittelstand optimistischS. 8

    Nachhaltig zum ArbeitsplatzS. 34

    Innovationskraft stärkenS. 38

    Themenschwerpunkt: Mittelstand und Innovationen

    1/2018 | Februar / März 2018 | 4,90 Euro

    Mit neuen Ideen in die

    Zukunft

  • JAHRESEMPFANGSAVE THE DATE

    Seien Sie Gast beim größten Jahresempfang in der Bundeshauptstadt. Treffen Sie Spitzenpoli-tiker, Diplomaten und Entscheider aus Wirtschaft und Gesellschaft.

    Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.jahresempfang.bvmw.de

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    BVMW – Bundesverband mittelständische Wirt-schaft, Unternehmerverband Deutschlands e. V. Potsdamer Straße 7 | Potsdamer Platz 10785 Berlin • Tel.: 030 533206-0 • www.bvmw.de

    Wir danken unseren Partnern:

    BERLIN12. MÄRZ 2018

  • 1|18 DER Mittelstand. |

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    Editorial

    Mario Ohoven

    Präsident Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) und Europäischer Mittelstandsdachverband European Entrepreneurs(CEA-PME), Herausgeber „DER Mittelstand.“

    Der Wirtschaftsstandort Deutschland

    steht zum Jahresbeginn im europäi-

    schen, aber auch im internationalen

    Vergleich hervorragend da: mit

    einem neuen Beschäftigungsrekord von fast

    45 Millionen Erwerbstätigen, mit Rekordexpor-

    ten von knapp 1,3 Billionen Euro und Rekordsteu-

    ereinnahmen von über 730 Milliarden Euro. Die

    (mittelständischen) Unternehmen brummen wie

    selten zuvor. Alles bestens, könnte man meinen.

    Die eindrucksvollen Wirtschaftsdaten sind

    jedoch nur die eine, glänzende Seite der Medail-

    le. Wir sollten von uns von diesem Glanz nicht

    blenden lassen. Denn weitgehend unbemerkt

    von Politik und Medien hat sich in Europa eine

    gigantische Schuldenblase aufgebläht, die jeder-

    zeit platzen kann. Seit der Einführung des Euro

    und insbesondere während der Eurokrise haben

    die Südländer riesige Target-Salden aufgetürmt.

    Dabei handelt es sich im Wesentlichen um

    Forderungen der Bundesbank gegenüber der

    Europäischen Zentralbank.

    Mit einem Gesamtvolumen von über 900 Mil-

    liarden Euro erreichen sie nahezu den Umfang

    von drei Bundeshaushalten. Bald könnte es eine

    Billion sein. Das Problem daran ist, die Verbind-

    lichkeiten der nationalen Notenbanken unterein-

    ander bestehen buchstäblich nur auf dem Papier.

    Drei düstere Szenarien sind denkbar. Ginge die

    europäische Währungsunion auseinander, bliebe

    Deutschland im Zweifel auf seinen Forderungen sit-

    zen. Für die südeuropäischen Krisenländer wäre es

    dann alle Male attraktiver, ihre Notenbanken pleite-

    gehen zu lassen. Brächen nationale Geschäftsban-

    ken zusammen, ein weiterer Worst Case, könnten

    die jeweiligen Notenbanken ihren Verpflichtungen

    gegenüber dem Euro kaum nachkommen.

    Die dritte Variante wäre der Ausstieg einzelner

    Länder aus der Gemeinschaftswährung Euro. Die

    Aussteiger könnten praktisch mit einem Feder-

    strich ihre Verbindlichkeiten durch Abwertung

    ihrer neuen Währung reduzieren. Für den Verlust

    müssten die restlichen Euroländer aufkommen.

    Man ahnt es schon: Deutschland wäre in jedem

    Fall der Gelackmeierte.

    Und was tut Brüssel? Anstatt einen konsequen-

    ten Sparkurs in Euroland einzufordern, will man

    offenbar neuen Schulden der Südländer Tür

    und Tor öffnen. Mit einem rechnerischen Trick:

    Bisher muss jedes Land sein eigenes Defizit gemäß

    den Maastricht-Regeln unter drei Prozent der

    Wirtschaftsleistung halten. Künftig soll die Drei-

    Prozent-Grenze für die Eurozone als Einheit

    gelten. Damit könnten die Euroländer ihre Neu-

    verschuldung fast verdreifachen. Deutschland

    dagegen würde für seine Haushaltsdisziplin auch

    noch bestraft. Die EU-Kommission bestreitet die

    Existenz von derlei Plänen. Doch die Heftigkeit

    ihres Dementis stimmt Beobachter in Brüssel und

    Berlin nachdenklich.

    Deutschland hat sich 2017 trotz aller Krisen

    um uns herum als Hort der Stabilität erwiesen.

    Diese Stabilität, die wir ganz wesentlich dem

    Mittelstand verdanken, gilt es auch in diesem Jahr

    zu verteidigen. Hier ist eine neue Bundesregie-

    rung gefordert. Wir werden sie mit dem nötigen

    Nachdruck daran erinnern.

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    Trügerischer Glanz

    Mario Ohoven

    JAHRESEMPFANGSAVE THE DATE

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    BERLIN12. MÄRZ 2018

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    Editorial

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    Inhalt

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    Politik

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    Politik

    26 Verbände, eine Stimme: im Appell des Mittelstands an die Kanzlerin fordert

    die Mittelstandsallianz des BVMW eine Trendwende in der Politik. Zehn Punkte

    sind dabei zentral: von einer steuerlichen Forschungsförderung über einen

    flächendeckenden Netzausbau bis hin zur Stärkung der EU. Unterzeichnet haben

    den Appell die 26 Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden der Partnerverbände.

    Offener Brief an die Bundeskanzlerin

    Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,als zentrales Sprachrohr für den deutschen Mit-

    telstand wenden wir uns, 26 Mittelstandsverbän-

    de, die wir uns zur Mittelstandsallianz zusammen-

    geschlossen haben, persönlich an Sie. 560.000

    Mitglieder mit 11 Millionen Beschäftigten sind

    in großer Sorge um die Zukunft Deutschlands.

    Unser Land kann sich keine Hängepartie bei der

    Regierung leisten – weder national noch interna-

    tional.

    Die neue Bundesregierung muss eine Bürgerre-

    gierung sein, die die Mitte der Gesellschaft und

    den Mittelstand als das Rückgrat der deutschen

    Wirtschaft ins Zentrum ihres Handelns stellt.Wir müssen als Mittelstandsallianz feststellen,

    dass die vergangenen Jahre der Großen Koalition

    den Mittelstand nicht entlastet haben, sondern

    die Belastungen gerade durch deutlich zugenom-

    mene Bürokratie gestiegen sind. Dieser Zustand

    ist für uns unhaltbar.

    Wir fordern deshalb eine Trendwende! Der Mittelstand ist der Motor der deutschen

    Wirtschaft – von seiner Wettbewerbsfähigkeit

    hängen der Wohlstand in Deutschland, der Arbeits-

    und Ausbildungsmarkt und letztlich die Innova-

    tionsfähigkeit unseres Landes ab.Wir wenden uns als Mittelstandsallianz direkt

    an Sie, Frau Bundeskanzlerin. Die folgenden 10

    Punkte sind für die Mittelstandsallianz unver-

    zichtbarer Bestandteil eines künftigen Koalitions-

    vertrages.

    1. InnovationDer Mittelstand braucht dringend eine steuerli-

    che Forschungsförderung unter Beibehaltung der

    Projektförderung, um weiter Hidden Champions

    hervorbringen zu können!2. Digitalisierung

    Der Netzausbau muss dringend energisch und fl ä-

    chendeckend vorangetrieben werden! Der Mittel-

    stand wird abgehängt, wenn er jetzt die Chancen

    und Potentiale nicht nutzen kann.3. Bildung

    Deutschlands wichtigster Rohstoff muss besser

    genutzt werden. Dazu gehört es, Unternehmer-

    tum und Digitalkompetenzen zu stärken. Nur eine

    hohe Bildungsqualität sichert die für unser Land

    existentielle Deckung des Fachkräftebedarfs und

    stärkt das Unternehmertum in Deutschland. Das

    geht nur mit vielfach höheren Investitionen im Bil-

    dungsbereich!

    4. SteuernWir fordern die ersatzlose Streichung des Solida-

    ritätszuschlags. Es muss dringend eine Entlastung

    und Vereinfachung des Steuersystems stattfi nden.5. Finanzierung

    Wagniskapital muss gestärkt werden in Form

    eines Venture-Capital-Gesetzes. Außerdem

    können ein Innovationsfonds und die Stärkung

    von Crowdsourcing und Factoring zu einer bes-

    seren Finanzierung im Mittelstand führen.6. WettbewerbBürokratie muss dringend abgebaut werden.

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    Politik

    Offener Brief an die Bundeskanzlerin

    POLITIK

    Bundeswirtschaftssenat: Im Dialog mit Spitzenunternehmern

    BWS

    Innovativer Mittelstand

    SCHWERPUNKT

    IN DIESER AUSGABE

    POLITIK

    6 Deutschland-News

    8 BVMW Unternehmer umfrage:

    Mittelstand optimistisch

    10 Offener Brief

    an die Bundeskanzlerin

    12 Mittelstandspräsident im Dialog

    14 Religion am Arbeitsplatz

    16 Europa-News

    18 Mittelstandsallianz

    trifft EU-Spitze in Brüssel

    20 Estlands EU-Ratspräsident-

    schaft – für eine digitale Zukunft

    22 Brexit: Brüssel und London

    kommen sich näher

    23 Investieren in Indien

    SCHWERPUNKT

    25 Innovativer Mittelstand

    26 Der Vormarsch der Roboter

    28 Mittelstand:DerErfinder–

    Innovativ, nachhaltig, vernetzt

    32 Tiefenentspannung mit System

    34 Nachhaltig zum Arbeitsplatz

    36 Fahrerloser Busverkehr:

    Erfolgreich getestet

    38 Innovationskraft stärken

    40 Expertenkreis Innovation

    41 Autonomes Fahren –

    rechtliche Folgen

    42 Wie die Cloud zum

    Kunden kommt

    43 Digitalisierungsförderung

    für KMU

    44 Aus Fehlern wird man klug

    46 Spaghetti an die Wand werfen

    BUNDESWIRT-SCHAFTSSENAT

    52 Klaus Rainer Kirchhoff

    „Verändere dich selbst, dann

    kannst du die Welt verändern.“

    56 Zeki Kursun

    Der Marco Polo

    des Textil recyclings

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    Inhalt

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    Inhalt

    Ist Ihr Logo noch zeitgemäß?Tipps für ein erfolgreiches Redesign

    SERVICE

    „Lesen ist ein magischer Vorgang“

    KULTUR

    get messmerized

    BVMW

    Tagesaktuelle Neuigkeiten aus dem Mittelstand finden Sie auf unserer Verbandswebseite www.bvmw.de

    SERVICE

    60 News

    62 Ist Ihr Logo noch zeitgemäß?

    Tipps für ein erfolgreiches

    Redesign

    64 Durch Nachfragen

    Mehrwert schaffen

    65 Geschäftsmodell im Fokus

    66 Aufgepasst beim

    Cyber-Security-Recht

    67 Ist der Mittelstand bereit

    für die digitale Welt?

    68 Wenn die IT in Rente geht

    69 Steuern auf den Punkt

    Betriebliche Altersvorsorge

    geht auch anders

    70 Finanzkolumne „Über Ihr Geld“

    Erst informieren, dann investieren

    72 Gesund gewinnt

    74 Buchtipps

    76 BVMW-Veranstaltungskalender

    BVMW

    78 News

    80 Senkrecht nach oben

    82 get messmerized*

    84 „Wir bewegen uns gegen

    den Strom“

    86 Die Mittelstandsallianz wächst:

    zwei neue Partnerverbände

    88 Deutscher Mittelstandsball

    90 Richtungsweisend für

    den Mittelstand

    92 Der Mittelstand liest vor

    93 BVMW begrüßt

    Partner der Reserve

    KULTUR

    94 Moderne Glücksritter

    96 „Lesen ist ein magischer

    Vorgang“

    98 Richard Löwenherz in Speyer

    85 Impressum

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    Inhalt

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    Politik

    Zentrales Innovations programm Mittelstand (ZIM) wird optimiertDas Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) unterstützt innovative KMU ab 2018 auch in internationalen ZIM-Netzwerken. Im Rahmen des Programms fördert das BMWi seit mehreren Jahren Kooperationen, in denen Mittelständler in Zusammen-arbeit mit Forschungseinrichtungen und weiteren Partnern innovative Technologien entwickeln, die sich erfolgreich auf dem Markt durchsetzen können. Um KMU stär-ker bei der Internationalisierung voranzubringen, hat das BMWi eine Neufassung der Förderrichtlinie für das ZIM veröffentlicht. Der zweijährige Modellversuch zur Internationalisierung der ZIM-Netzwerkförderung startete am 1. Januar 2018. Zu-sätzlich zur Anerkennung von ausländischen KMU als Netzwerkpartner werden unter anderem die zeitliche und finanzielle Mehrbelastung einer internationalen Zusammenarbeit berücksichtigt. Der deutsche Finanzierungsanteil am Netzwerk-management begünstigt dabei ausschließlich die deutschen Partner. Der Beitrag des Netzwerkmanagements wird aus eigenen (Förder-) Mitteln finanziert.https://www.zim-bmwi.de/download/programminformationen

    E-Mobilität neues Förderprogramm für KMU

    Der Mittelstand blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück: branchenübergreifend profitierten kleine und mittelständische

    Unternehmen von der guten Wirtschaftslage, die seit dem Frühjahr 2016 dauerhaft im Aufwärtstrend ist. Nach offiziellen

    Angaben hat das Bruttoinlandsprodukt 2017 um 2,2 Prozent zugelegt.

    Auch auf 2018 können KMU zuversichtlich blicken, denn der Aufschwung soll anhalten. Die Unternehmerumfrage des BVMW

    zum Jahreswechsel ergab, dass 41 Prozent der Mitglieder für 2018 mit einem höheren Umsatz als im Vorjahr rechnen (gut die Hälfte

    erwartet gleich hohe Umsätze wie 2017,

    siehe Seite 8). Der Aufschwung könnte

    aber auch bald ein jähes Ende haben: Laut

    Finanzierungsmonitor 2018 rechnen 25

    Prozent der mittelständischen Unterneh-

    men mit einer Überhitzung der Konjunktur.

    Ein schwer einschätzbarer Risikofaktor ist

    zudem die unsichere welt politische Lage,

    nicht zuletzt in Hinblick auf den Brexit.

    Im vergangenen Jahr wurden 29.436 Plug-in-Hybride (+114,2 Prozent) und 25.056

    Elektro-Pkw (+119,6 Prozent) neu zugelassen. Die E-Mobilität nimmt damit Fahrt auf

    – allerdings von einem niedrigen Ausgangsniveau. Gründe für die Entwicklung waren

    unter anderem der Dieselskandal, neue Fahrzeug modelle sowie ein zunehmender

    Ausbau der Ladeinfrastruktur. Auf Grund der steigenden Anzahl an Neuzulassungen

    von SUVs stiegen jedoch die durchschnittlichen CO2-Emissionen von 127,4 g/km auf

    127,9g/km. Das neue Förderprogramm „Forschung und Entwicklung im Bereich der

    Elektromobilität“ unterstützt insbesondere KMU bei Feldversuchen sowie Projekten

    in den Bereichen Verbesserung der Ladeinfrastruktur, Recycling sowie Stärkung der

    Wertschöpfungsketten in der Produktion.

    Mit einem Anteil von 36,1 Prozent am

    Stromverbrauch stieg die Stromerzeu-

    gung aus Erneuerbaren Energien auf

    einen neuen Rekordwert. Am traditionell

    verbrauchsschwachen 1. Januar 2018

    konnte sich Deutschland sogar zum ers-

    ten Mal zu 100 Prozent mit Strom aus

    Erneuerbaren Energien versorgen.

    Gleichzeitig fielen die Kosten des Ausbaus

    von Wind und Photovoltaik aufgrund

    des neuen Ausschreibungssystems deut-

    lich. Die Energiewende tritt damit in eine

    neue Phase. Allerdings müssen die ande-

    ren Sektoren, wie Wärme und Verkehr,

    einen größeren Beitrag für die Energie-

    wende leisten. Neben einer Reform des

    Abgaben-, Umlagen- und Steuersystems

    auf Strom ist ein stärkerer Fokus auf den

    Ausbau der Verteilnetze notwendig.

    Wirtschaft wächst – Risiken nehmen zu

    Deutschland-News

    Gemischte Bilanz für die Energiewende

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    Politik

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    Politik

    Die Bundesregierung will im kommenden Jahr rund 790 Millionen Euro aus dem

    ERP-Sondervermögen für den Mittelstand bereitstellen. Dies geht aus dem von der

    Regierung eingebrachten Gesetzentwurf über die Feststellung des ERP-Wirtschafts-

    plans für das Jahr 2018 hervor. Das Geld soll besonders mittelständischen Unterneh-

    men der gewerblichen Wirtschaft und der freien Berufe zugutekommen. Mobilisiert

    werden könnten dadurch zinsgünstige Darlehen und Beteiligungskapital mit einem

    Volumen von etwa 6,75 Milliarden Euro, so der Gesetzentwurf.

    Erwerbstätigkeit an Sonn- oder Feiertagen steigt

    In bestimmten Branchen wird ständig oder regelmäßig an Sonn- oder Feiertagen ge-

    arbeitet: Im Jahr 2016 betraf dies 15 Prozent der Erwerbstätigen. Wie das Statisti-

    sche Bundesamt zum Jahresende 2017 mitteilt, stieg der Anteil in den vergangenen

    Jahren kontinuierlich an: 1996 hatte er noch bei 11 Prozent gelegen. Dabei waren

    Frauen und Männer gleichermaßen sonn- oder feiertags beruflich aktiv. 22 Prozent

    aller Selbstständigen arbeiteten 2016 ständig oder regelmäßig zu diesen unüblichen

    Zeiten. Bei den abhängig Beschäftigten betrug der Anteil 14 Prozent. Betroffen wa-

    ren dabei vor allem Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Gastgewerbe, in Alten-

    und Pflegeheimen sowie im Wach- und Sicherheitsdienst. Hier arbeiteten rund die

    Hälfte der Beschäftigten ständig oder regelmäßig an Sonn- oder Feiertagen.

    790 Millionen Euro für den Mittelstand

    Der BVMW.Die Stimme des Mittelstands.

    Erfolgreich vernetzen und Chancen- geber für den Mittelstand.

    Der BVMW bündelt die Kräfte des unterneh merischen Mittelstands und kämpft für bessere Rahmenbedingungen. National und internatio nal ver-tritt er erfolgreich die Interessen der kleinen und mittleren Un-ternehmen gegenüber der Poli-tik – branchenübergreifend und parteipolitisch unabhängig.

    Der BVMW• repräsentiert mit seiner

    Mittelstandsallianz mehr als 560.000 Unternehmen aller Branchen, die über elf Millionen Mit arbeiter beschäftigen

    • ist mit rund 300 Geschäfts stellen bundesweit vertreten

    • hat mit den Repräsentanten vor Ort mehr als 800.000 Unternehmerkontakte jährlich

    • bietet über 2.000 Veranstaltungen im Jahr

    • ist führendes Mitglied in der europäischen Dachvereini-gung nationaler Mittelstands-verbände.

    Schnelles Internet mit langer Leitung

    Deutschlands Unternehmen sind beim

    schnellen Internet europaweit nur

    Durchschnitt. Die Zeit wird knapp,

    um den Anschluss bei der Digitali-

    sierung der Wirtschaft nicht voll-

    ends zu verlieren. Die Konsequenz

    dessen wäre verheerend, der Ab-

    stieg in die wirtschaftliche Bedeu-

    tungslosigkeit programmiert. Denn

    wer heute und in Zukunft wirtschaftlich

    erfolgreich sein will, kann auf Breitban-

    danschluss für den schnellen Daten-

    transfer nicht verzichten. Die Realität

    sieht ernüchternd aus. Größtenteils er-

    folgt die Datenübertragung immer noch

    relativ langsam. Nur 42 Prozent aller

    Unternehmen mit mindestens zehn Be-

    schäftigten verfügten laut amtlicher Sta-

    tistik im Jahr 2017 über einen schnellen

    Internetanschluss mit einer Datenüber-

    tragungsrate von mindestens 30 Mega-

    bit pro Sekunde. Unser Nachbar Däne-

    mark kommt auf beachtliche 73 Prozent.

    Im EU-Vergleich liegt Deutschland wei-

    terhin nur knapp über dem Durchschnitt.

    Zwar ist der Anteil der deutschen Unter-

    nehmen mit schnellem Internet 2017

    gegenüber 2016 um vier Prozentpunk-

    te gestiegen, im EU-Durchschnitt stieg

    er jedoch um die Hälfte stärker. Damit

    verfehlt die Bundesregierung ganz klar

    das Ziel, zum digitalen Wachstumsland

    Nummer 1 in Europa zu werden. Schon

    heute ist absehbar, dass künftig Über-

    tragungsraten von 30 Megabit pro Se-

    kunde für viele Unternehmen zu wenig

    sein werden. Um das zu ändern, müssen

    die Unternehmen ihre Macht als Nach-

    frager einsetzen und schnelles Internet

    aktiv einfordern. Und zum anderen müs-

    sen Politik und Unternehmen den Breit-

    bandausbau endlich in angemessenem

    Tempo in Angriff nehmen.

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    Politik

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    Politik

    „Der Mittelstand startet insgesamt mit kräftigem

    Optimismus in das neue Jahr“, dies erklärte Mittel-

    standspräsident Mario Ohoven bei der Vorstellung

    einer aktuellen, repräsentativen Unternehmerum-

    frage „zwischen den Jahren“ bei der Bundespresse-

    konferenz in Berlin. Bei einer Neuwahl favorisiert

    der Mittelstand mit 70 Prozent eine schwarz-gelbe

    Bundesregierung unter einem Bundeskanzler

    Friedrich Merz – mit einer stärkeren Einbindung

    von Jens Spahn. Drei Viertel der Mittelständler se-

    hen Angela Merkel als geschwächt an, bei Martin

    Schulz sind es sogar 94 Prozent.

    Rund 32 Prozent der Mittelständler bevorzu-

    gen eine Minderheitsregierung, rund 21 Prozent

    wollen Neuwahlen, knapp 18 Prozent einen er-

    neuten Versuch zur Bildung einer Jamaika-Koa-

    lition. Für eine Wiederauflage der GroKo plädie-

    ren knapp 30 Prozent. Als möglicher Nachfolger

    von Dr. Angela Merkel führt Friedrich Merz das

    Ranking mit 35,7 Prozent mit weitem Abstand

    an, gefolgt von Jens Spahn mit 16,1 Prozent. Bei

    der Sonntagsfrage käme die Union bei den Un-

    ternehmern auf 38,0 Prozent, die FDP würde mit

    32,1 Prozent zweitstärkste Kraft. Die SPD blie-

    be mit 6,9 Prozent noch hinter den Grünen (7,7)

    und der AfD (7,0). Als vorrangige Aufgaben einer

    neuen Bundesregierung nannten die Unterneh-

    mer den Abbau bürokratischer Hemmnisse, eine

    Bildungsoffensive und den beschleunigten Aus-

    bau des Breitbandnetzes.

    Trotz weltweiter Krisen erwarten fast 79 Pro-

    zent (2016: 62) der Mittelständler für 2018

    einen anhaltenden Aufschwung in Deutsch-

    land. „Der Mittelstand in Deutschland leidet vor

    allem unter dem anhaltenden Fachkräftemangel“,

    warnte Ohoven. Laut Umfrage haben wie im

    Vorjahr über 89 Prozent Schwierigkeiten, offene

    Positionen zu besetzen. Vier von zehn Betrieben

    mussten aus Personalnot in den vergangenen

    zwei Jahren sogar schon Aufträge ablehnen.

    BVMW Unternehmer-umfrage: Mittel-stand optimistischDer Mittelstand startet zuversichtlich in das neue Jahr und will neue Jobs schaffen. Die Mehrheit lehnt eine Wiederauflage der Großen Koalition ab – und wünscht sich Friedrich Merz als Nachfolger von Angela Merkel.

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    Mittelstandspräsident Mario Ohoven und Chefvolkswirt Dr. H.-J. Völz (v. li.) bei der Vorstellung der traditionellen BVMW Jahresendumfrage in Berlin.

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    Politik

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    Politik

    Mario Ohoven im Interview mit dem Südwestrundfunk.

    Wie wird sich Ihre Geschäftslage in den kommenden 12 Monaten entwickeln?

    Welche gesamtwirtschaftliche Ent-wicklung erwarten Sie in den kom-menden 12 Monaten in Deutschland?

    günstiger 41,4 %

    gleich 51,2 %

    ungünstiger 7,4 %

    Aufschwung (Expansion) 47,2 %

    Hochkonjunktur (Boom) 31,6 %

    Abschwung (Rezession) 20,9 %

    Tiefphase (Depression) 0,3 %

    Welche Partei würden Sie wählen, wenn es jetzt zu Neuwahlen käme?

    CDU / CSU 38 %

    SPD 6,9 %

    AfD 7 %

    FDP 32,1 %

    Linke 3,3 %

    Grüne 7,7 %

    andere Partei 2,3 %

    nicht wählen 2,7 %

    Der BVMW Umfrage zufolge schätzen wie

    im Vorjahr 95 Prozent der Klein- und Mittel-

    betriebe ihre momentane Geschäftslage als

    befriedigend oder besser ein, 73 Prozent (2016:

    66) sogar als gut und besser. Gut 41 Prozent

    (2016: 39) erwarten noch höhere Umsätze in

    den kommenden zwölf Monaten. 45 Prozent

    der Unternehmer (2016: 47) planen in 2018

    ebenso hohe Investitionen wie im letzten Jahr,

    40 Prozent (2016: 35) wollen 2018 sogar mehr

    investieren.

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    Politik

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    Politik

    26 Verbände, eine Stimme: im Appell des Mittelstands an die Kanzlerin fordert die Mittelstandsallianz des BVMW eine Trendwende in der Politik. Zehn Punkte sind dabei zentral: von einer steuerlichen Forschungsförderung über einen flächendeckenden Netzausbau bis hin zur Stärkung der EU. Unterzeichnet haben den Appell die 26 Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden der Partnerverbände.

    Offener Brief an die Bundeskanzlerin

    Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

    als zentrales Sprachrohr für den deutschen Mittel-

    stand wenden wir uns, 26 Mittelstandsverbände,

    die wir uns zur Mittelstandsallianz zusammen-

    geschlossen haben, persönlich an Sie. 560.000

    Mitglieder mit 11 Millionen Beschäftigten sind

    in großer Sorge um die Zukunft Deutschlands.

    Unser Land kann sich keine Hängepartie bei der

    Regierung leisten – weder national noch inter-

    national.

    Die neue Bundesregierung muss eine Bürger-

    regierung sein, die die Mitte der Gesellschaft und

    den Mittelstand als das Rückgrat der deutschen

    Wirtschaft ins Zentrum ihres Handelns stellt.

    Wir müssen als Mittelstandsallianz feststellen,

    dass die vergangenen Jahre der Großen Koalition

    den Mittelstand nicht entlastet haben, sondern

    die Belastungen gerade durch deutlich zugenom-

    mene Bürokratie gestiegen sind. Dieser Zustand

    ist für uns unhaltbar.

    Wir fordern deshalb eine Trendwende!

    Der Mittelstand ist der Motor der deutschen

    Wirtschaft – von seiner Wettbewerbsfähigkeit

    hängen der Wohlstand in Deutschland, der Arbeits-

    und Ausbildungsmarkt und letztlich die Inno-

    vationsfähigkeit unseres Landes ab.

    Wir wenden uns als Mittelstandsallianz direkt

    an Sie, Frau Bundeskanzlerin. Die folgenden 10

    Punkte sind für die Mittelstandsallianz unver-

    zichtbarer Bestandteil eines künftigen Koalitions-

    vertrages.

    1. Innovation

    Der Mittelstand braucht dringend eine steuer-

    liche Forschungsförderung unter Beibehal-

    tung der Projektförderung, um weiter Hidden

    Champions hervorbringen zu können!

    2. Digitalisierung

    Der Netzausbau muss dringend energisch und

    flächendeckend vorangetrieben werden! Der

    Mittelstand wird abgehängt, wenn er jetzt die

    Chancen und Potentiale nicht nutzen kann.

    3. Bildung

    Deutschlands wichtigster Rohstoff muss bes-

    ser genutzt werden. Dazu gehört es, Unter-

    nehmertum und Digitalkompetenzen zu stär-

    ken. Nur eine hohe Bildungsqualität sichert

    die für unser Land existentielle Deckung des

    Fachkräfte bedarfs und stärkt das Unterneh-

    mertum in Deutschland. Das geht nur mit viel-

    fach höheren Investitionen im Bildungsbereich!

    4. Steuern

    Wir fordern die ersatzlose Streichung des Solida-

    ritätszuschlags. Es muss dringend eine Entlastung

    und Vereinfachung des Steuersystems stattfinden.

    5. Finanzierung

    Wagniskapital muss gestärkt werden in Form

    eines Venture-Capital-Gesetzes. Außerdem

    können ein Innovationsfonds und die Stärkung

    von Crowdsourcing und Factoring zu einer bes-

    seren Finanzierung im Mittelstand führen.

    6. Wettbewerb

    Bürokratie muss dringend abgebaut werden. Foto

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    Politik

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    Politik

    Es ist auch Aufgabe der Politik, eine Gründungs-

    kultur und Selbstständigkeit zu fördern! Die

    Selbstständigen von heute sind der Mittelstand

    von morgen!

    7. Arbeitsmarkt

    Dem Fachkräftemangel muss mit mehr Flexi-

    bilität auf dem Arbeitsmarkt begegnet werden!

    8. Energie und Rohstoffwende

    Der Mittelstand bekennt sich zum Pariser Klima-

    abkommen. Die Erneuerbaren Energien müssen

    weiter nach den Leitlinien „so dezentral wie

    möglich, so zentral wie nötig“ ausgebaut werden.

    9. Gesundheit

    Prävention muss gefördert und die bestmög-

    liche Versorgung Kranker muss sichergestellt

    werden.

    10. Europa

    Die EU muss gestärkt und das Prinzip der Subsi-

    diarität dabei gewahrt werden.

    Der Mittelstand sieht die Politik in der Pflicht, so

    schnell wie möglich eine Regierung zu bilden. Un-

    sere Unternehmen brauchen Planungssicherheit!

    Mit ausgezeichneter Hochachtung,

    Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V.

    BVBCVe r a n t w o r t l i c h s t e u e r n

    Mario Ohoven Präsident

    Dr. Peter Heinrich Vorstandsvorsitzender

    Dr. Marei Strack Vorstandsvorsitzende

    Christel Fries Präsidentin

    André Lindemann Präsident

    Prof. Dr. Wolfgang Biegert Vorsitzender

    Mi

    AGP BundesverbandMitarbeiterbeteiligung

    Dr. Bertram Dressel Präsident

    Matthias Wahl Präsident

    Simon Schach Vorstandsvorsitzender

    Dr. Oliver Grün Präsident

    Prof. Dr. Gerald Lembke Präsident

    Dr. Heinrich Beyer Geschäftsführer

    Bernhard Reiling Präsident

    Michael Müller Präsident

    Dr. Michael Gebert Vorstandsvorsitzender

    Dr. Axel Endriss Präsident

    Jörn Huber Vorstandsvorsitzender

    Florian Seikel Hauptgeschäftsführer

    Boje Dohrn Präsident

    Manfred Kindler Präsident

    Dr. Heiner Flocke Vorstand

    Olaf H. Tonner Präsident

    Jürgen Böhm Vorsitzender

    Dr. Ralf Bauer Vorstandsvorsitzender

    Norbert Westfal Präsident

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    Politik

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    Politik

    13.12. Gespräch mit H.E. Scheich Saoud bin Abdulrahman Al Than, Botschafter von Katar in Berlin

    14.12. Besuch des sudanesischen Botschafters, S.E. Badreldin M. Abdalla, in der BVMW Bundeszentrale

    22.12. Veranstaltung „Curry meets Christmas” in der Bundeszentrale des BVMW mit hochrangigen Vertretern

    aus Diplomatie, Politik und Medien

    28.12. Bundespressekonferenz in Berlin: Vorstellung der BVMW-Unternehmerumfrage

    09.01. Runder Tisch EU-Afrika in der Bundeszentrale des BVMW

    10.01. Empfang in der Russischen Botschaft in Berlin

    13.01. Deutscher Mittelstandsball in Berlin mit hochrangigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur

    … und viele weitere Termine im In- und Ausland

    Als gefragter Keynote-Speaker, mit der Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen und in Gesprächen mit hochkarätigen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft öffnet Mario Ohoven Türen für den unternehmerischen Mittelstand. Hier eine kleine Auswahl hochrangiger Treffen:

    Mittelstandspräsident im Dialog

    Mehr Mittelstand im BundestagMittelstandspräsident Mario Ohoven traf sich in der BVMW-Bundeszentrale mit

    Michael Theurer, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, zum

    vertraulichen Gespräch. Dabei unterstrich Ohoven die Bedeutung des unternehme-

    rischen Mittelstands für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Beide vereinbarten, in

    Zu kunft regelmäßige Treffen zu Themen der Mittelstandspolitik abzuhalten.

    Zusammenarbeit mit Wachstumsmotor Indien Um die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen deutschen und indischen Mit-

    telständlern ging es bei dem Treffen von Mario Ohoven mit I. E. Mukta Dutta Tomar,

    Indiens Botschafterin in Deutschland, und Chaudhary Birender Singh, Indiens Minister

    für Stahl. Indien mit 1,3 Milliarden Menschen gehört zu den weltweit dynamischsten

    Wirtschaftsregionen. Rund 1.800 deutsche Mittelständler sind dort bereits präsent.

    Mario Ohoven mit Michael Theurer, stellver-tretender Vorsitzender der FDP-Bundestags-fraktion …

    … mit I. E. Mukta Dutta Tomar, Indiens Botschafterin in Deutschland, und Chaudhary Birender Singh, Indiens Minister für Stahl …

    Deutsch-slowakische PartnerschaftDer Botschafter der Slowakei in Deutschland, S. E. Dr. Peter Lizák, und Mario

    Ohoven haben bei einem Treffen in der slowakischen Botschaft eine verstärkte

    Zusammenarbeit vereinbart. Dadurch sollen der slowakische und europäi-

    sche Mittelstand gestärkt, und die Kooperation des deutschen Mittelstandes

    mit den dynamisch wachsenden Visegrád-Staaten intensiviert werden.

    Geschäftspotenzial in RumänienIn der Bundeszentrale des BVMW konnte Mario Ohoven den rumänischen

    Botschafter S. E. Emil Hurezeanu begrüßen. Der BVMW pflegt bereits seit

    längerer Zeit einen intensiven Kontakt mit Rumänien. Der Balkanstaat ver-

    zeichnet ein starkes Wirtschaftswachstum und bietet auch für den deutschen

    Mittelstand attraktive Geschäftspotenziale.

    … mit S. E. Dr. Peter Lizák, Botschafter der Slowakei in Deutschland …

    … und mit dem rumänischen Botschafter, S. E. Emil Hurezeanu.

    Ausriss aus Mario Ohovens Terminkalender

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    Politik

  • 25. Mai 2018: Neue EU-Datenschutz vorschri� en fi nden Anwendung.

    SCHÜTZEN SIE PERSONEN BEZOGENE DATEN, UM IHR UNTERNEHMEN ZU SCHÜTZEN

    Stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen

    bereit ist.europa.eu/dataprotection

    #GDPR #DSGVO

    Data protection - DE - Der Mittelstand - 210_297_3 - V02.indd 1 19/01/18 14:43

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    Politik

    Im Bereich des öffentlichen Dienstes und bei

    kirchlichen Arbeitgebern ist das Thema des Kopf-

    tuchverbots besonders umstritten. Nicht nur als

    Folge der Flüchtlingswelle wird das Tragen von

    Kopftüchern am Arbeitsplatz auch für den pri-

    vatwirtschaftlichen Sektor eine immer größere

    Bedeutung bekommen, denn es werden erste

    obergerichtliche Entscheidungen getroffen.

    Zu Beginn des Jahres 2017 hat sich der Europä-

    ische Gerichtshof der Frage angenommen,

    inwiefern ein Unternehmer seinen Mitarbeitern

    ein neutrales Auftreten gebieten und eine Aus-

    übung der jeweiligen Religion am Arbeitsplatz

    verbie ten darf. Die Entscheidung hat durchaus

    Relevanz für zukünftige Urteile deutscher Gerich-

    te, denn die Rechtsprechung des Europäischen

    Gerichtshofs stellt regelmäßig die Weichen für

    die Rechtsprechung aller EU-Staaten.

    Der bisherige deutsche Sonderweg des „Primats

    der Religionsfreiheit“ wird mit dem Urteil des

    Ob Kopftuch, Kippa oder Kruzifix: Mitarbeiter mit Kundenkontakt prägen das Erscheinungsbild eines Unternehmens. Ein europäisches Gerichtsurteil setzt nun Maßstäbe zu Fragen politischer und religiöser Neutralität am Arbeitsplatz.

    Religion am Arbeitsplatz

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    Politik

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    Politik

    Neele GörnigDiplomjuristin

    [email protected]

    „ Die Richter entschieden, dass Arbeitgeber das Tragen von Kopftüchern und andere religiöse und politische Zeichen am Arbeitsplatz unter gewissen Voraussetzungen verbieten dürfen.

    „ In den nächsten Jahren sind gerichtliche Auseinandersetzungen über die konkrete Umsetzung der Religionsausübung vorhersehbar.

    Europäischen Gerichtshofs korrigiert. Die Rich-

    ter entschieden, dass Arbeitgeber das Tragen von

    Kopftüchern und andere religiöse und politische

    Zeichen am Arbeitsplatz unter gewissen Voraus-

    setzungen verbieten dürfen. Zu diesen Voraus-

    setzungen zählt insbesondere eine für alle Mit-

    arbeiter geltende Neutralitätsregel, die für den

    konkreten Geschäftsbetrieb objektiv erforderlich

    sein muss. Die Neutralitätsregel ist eine allgemeine

    innerbetriebliche Regel zur politischen oder religi-

    ösen Neutralität. Sie darf sich nicht ausschließlich

    gegen das Tragen von Kopftüchern, Kruzifixen

    oder einer Kippa richten, sondern muss die Aus-

    übung aller Religionen betreffen.

    Für die Neutralitätsregel gilt grundsätzlich,

    dass ein „neutrales Erscheinungsbild“ Ziel des

    Unternehmens ist. Sie wird in Absprache mit den

    Arbeitnehmervertretern festgeschrieben, muss

    für sämtliche religiöse Zeichen gelten (Kippa, Kopf-

    tuch, Kruzifix) und bedarf einer hinreichenden Be-

    gründung.

    Die allgemeine Neutralitätspflicht darf vom

    Arbeitgeber nicht pauschal auf alle Arbeitnehmer

    angewendet werden, sondern nur auf solche, die

    Kundenkontakt haben und daher die Neutralität

    des Unternehmens repräsentieren. Für Arbeit-

    nehmer, die der Neutralitätspflicht nicht nachkom-

    men wollen, sind Einsatzmöglich kei ten zu prüfen,

    welche dem Kundenkontakt fern liegen.

    Bewusste Entscheidung für oder gegen eine NeutralitätsregelEinige Unternehmen setzen bewusst öffentlich

    ein Zeichen gegen eine solche Neutralitätsregel.

    Solche Unternehmen werden bei Muslimen als

    Arbeitgeber immer attraktiver und könnten sich

    bald mit neuen Problemkonstellationen konfron-

    tiert sehen.

    Die Entscheidung gegen die Einführung einer

    Neutralitätsregel bedeutet nämlich nicht nur die

    Ausrichtung pro „Toleranz“, sondern auch die

    Anerkennung der am Arbeitsplatz stattfindenden

    Religionsausübung in ihrer Mannigfaltigkeit.

    Herausforderungen ergeben sich bei der Ein-

    führung hinreichender Neutralität im Sinne des

    Urteils. Zu den Konfliktfeldern zählen neben

    dem Tragen des Kopftuchs auch die unbezahlte

    Freistellung des Arbeitnehmers wegen des Mo-

    scheebesuchs am Freitagmittag; außerdem zwei

    bis drei Gebetspausen während der Arbeitszeit

    sowie die Verweigerung des Transports von

    Alkohol aus religiösen Gründen.

    In den nächsten Jahren sind gerichtliche Ausein-

    andersetzungen über die konkrete Umsetzung der

    Religionsausübung vorhersehbar. So wird über die

    Einführung von Geschlechtertrennung am Arbeits-

    platz, Ganzkörperverschleierung und getrennte

    Essenszubereitung in Kantinen – kein Vermengen

    von Schweinefleisch – zu entscheiden sein.

    Unternehmen müssen entscheiden, wie sie

    sich aufstellen wollen. Schematische Lösungen

    verbieten sich. Mit der bewussten Ausrichtung der

    Repräsentation, der Sorge um die Kundenakzep-

    tanz und die Mitarbeiterzufriedenheit dreht der

    Unternehmer an einer weiteren Stellschraube des

    Unternehmenserfolgs. Gra

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    Politik

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    Politik

    Europa-News

    Kredite für den KlimaschutzAuf der Klimakonferenz in Paris vor zwei Jahren hat sich die Europäi-

    sche Investitionsbank verpflichtet, mindestens 25 Prozent ihrer Finan-

    zierungen dem Klimaschutz zu widmen. In den Entwicklungsländern

    will die Bank sogar einen Anteil von 35 Prozent erreichen. Von 2015

    bis 2020 werden somit rund 100 Milliarden Euro für Klimaprojekte

    bereitgestellt. „Das ist unser beachtlicher Beitrag, das ehrgeizige

    Abkommen der UN-Klimakonferenz umzusetzen“, sagte Werner Hoyer,

    Chef der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg. Klimaschutz

    hat für ihn eine strategische Bedeutung. Deshalb müsse man sich davon

    verabschieden, eine Entwicklungspolitik auf Basis von Einmalsubven-

    tionen zu betreiben. „Stattdessen müssen wir öffentliche Ressourcen als

    Anreiz und Katalysator einsetzen, um privates Kapital in konkrete

    Projekte zu lotsen.“

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    EU-Haushalt verdoppeln?Derzeit arbeitet EU-Haushaltskommissar Günther

    Oettinger an einem neuen mittelfristigen Finanz-

    plan für die Zeit ab 2020. Er soll im Mai vorgelegt

    werden. Besonders weitgehende Ratschläge erhält

    Oettinger vom Präsidenten des Europaparlaments

    Antonio Tajani, der eine Verdoppelung des Haus-

    halts auf 280 Milliarden Euro vorschlägt. Seine

    Begründung: die EU benötige so viel Geld für

    Mehrinvestitionen in den Breitbandausbau, für

    besseren Schutz der Außengrenzen oder die

    Versorgung von Flüchtlingen. Solche Überlegun-

    gen stoßen in Berlin auf strikte Ablehnung. „Eine

    Verdoppelung des EU-Haushalts wäre völlig un-

    angemessen“, sagte Unions-Fraktionsvize Ralph

    Brinkhaus, MdB. Statt immer mehr zu fordern,

    müssten erst die bestehenden Effizienzpotenziale

    im EU-Haushalt mobilisiert werden. Eine eigene

    EU-Steuerquelle sei überhaupt kein Thema. Für

    SPD und Grüne geht der Vorstoß dagegen in die

    richtige Richtung.

    www.ec.europa.eu/budget/index_de.cfm

    Die europäische Wirtschaft ist 2017 mit 2,3 Prozent stärker gewachsen

    als erwartet. Auch der Euroraum hat mit einem Zuwachs von 2,2 Prozent

    kräftig zugelegt. Für die drei größten Volkswirtschaften in der Euro zone –

    Deutschland, Frankreich und Italien – erhöhte die Kommission ihre Wachs-

    tumsprognosen. „Die EU-Wirtschaft entwickelt sich insgesamt gut, es

    bestehen aber erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedsstaaten“,

    betonte EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis. So gibt es

    immer noch eine sehr hohe Arbeitslosigkeit in Griechenland, Spanien, Italien

    und Zypern. Die Quote für den Euroraum lag 2017 bei 9,1 Prozent. Länder

    mit einem besonders starken Wachstum sind Malta, Slowenien und die

    baltischen Staaten. Zu den wirtschaftlichen Risiken innerhalb der EU wird

    vor allem der Ausgang der Brexit-Verhandlungen gezählt.

    www.europa.eu/rapid/press-release_IP-17-4362_de.htm

    Stärkeres Wachstum in der EU

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    Politik

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    Politik

    Am Ende setzte die EU 17 von ursprünglich 92 Ländern auf

    ihre schwarze Liste der Steueroasen. EU-Länder wie Irland,

    Luxemburg, Malta oder die britischen Inseln sucht man auf

    der Liste vergeblich. Die Schweiz, die 2016 noch auf der

    schwarzen Liste stand, landete nun zusammen mit 74 anderen

    Staaten auf der grauen Liste. Das sind Staaten, die aus EU-

    Sicht unter Beobachtung stehen, weil sie die erforderlichen

    Maßnahmen zwar versprochen, aber noch nicht umgesetzt

    haben. Sanktionen gegen die Länder auf der schwarzen Liste

    sind nicht geplant. Peter Altmaier, geschäftsführender deut-

    scher Finanzminister, hält die Prangerwirkung vorerst für aus-

    reichend.

    https://ec.europa.eu/commission/index_de > Steueroasen

    70 Jahre italienischer Mittelstandsverband

    Anlässlich des 70. Geburtstages des italienischen Mittel-

    standsverbandes CONFAPI hat der deutsche und europä-

    ische Mittelstandspräsident Mario Ohoven in Rom eine

    flammende Rede für den Mittelstand als Rückgrat der

    Wirtschaft in Italien und Deutschland gehalten. Ohoven

    kritisierte, von starkem Beifall begleitet, die überbordende

    Bürokratie und sprach sich für ein starkes Auftreten gegen-

    über der Politik in Rom, Berlin und Brüssel aus.

    Keine Sanktionen für EU-Steueroasen

    Mit Argwohn beobachtet die EU-Kommission eine umstrit-

    tene Praxis, mit der Nicht-EU-Bürger in einigen Mitglieds-

    staaten wie Bulgarien, Malta, Portugal und Ungarn eine Auf-

    enthaltsgenehmigung erwerben können. Wer etwa in Zypern

    mindestens 300.000 Euro in Immobilien investiert, darf die

    ganze Familie inklusive Schwiegereltern mitbringen. Für eine

    Investition von 2,5 Millionen Euro gibt es sogar die zyprio-

    tische Staatsangehörigkeit. Damit kann die Familie in allen

    EU-Staaten dauerhaft leben. Griechenland lockt mit niedrigen

    Immobilienpreisen ausländische Käufer, denen es letztlich nur

    um die Aufenthaltsgenehmigung geht. Für 2017 wurde auf

    diesem Weg ein Finanzvolumen von 450 Millionen Euro er-

    zielt, sagen Marktkenner. In den letzten vier Jahren hat Grie-

    chenland 4.200 „goldene Visa“ ausgestellt, die meisten davon

    gingen an chinesische Käufer.

    www.halkidikitravel.com/de/ golden-visum-in-griechenland

    China lockt OsteuropäerRund drei Milliarden Euro will China in den nächsten Jahren

    in Osteuropa und auf dem Balkan investieren. Die asiatische

    Großmacht lockt Osteuropäer mit Krediten für den Ausbau

    ihrer Infrastruktur: Ein Netz aus Straßen, Eisenbahnen, Flug-

    und Seehäfen sowie Pipelines soll entstehen. Das Engagement

    ist mehrdeutig. Denn China belebt nicht nur die Wirtschaft in

    Osteuropa, es hat vor allem geopolitische Ziele. Die EU droht

    dort massiv an Einfluss zu verlieren, wenn China sich als at-

    traktiver Partner etabliert. Das Problem einer West-Ost-Spal-

    tung deutet sich längst an: Die vier Visegrád-Staaten Ungarn,

    Polen, Tschechien und die Slowakei verweigern schon jetzt in

    vielen Bereichen die EU-Solidarität. China könnte gemeinsam

    mit Russland diese Spaltung vertiefen. Um dem Einfluss Chinas

    entgegenzuwirken, strebt die EU schärfere Prüfungen bei

    Übernahmen von Firmen durch ausländische Investoren an.

    Doch wenn die Kontrolle weiterhin bei den einzelnen EU-Staa-

    ten liegt, dürfte es schwierig werden, technologische Marktfüh-

    rer in Europa vor fremden Übernahmen zu schützen.

    www.china-investiert.de

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    Das „goldene Visum“, ein einträgliches Geschäftsmodell

    Mario Ohoven mit EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani und CONFAPI-Präsident Prof. Dr. Maurizio Casasco (v. li.).

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    Politik

    http://www.halkidikitravel.com/de/golden-visum-in-griechenland

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    Politik

    Mittelstandsallianz trifft EU-Spitze in BrüsselMit einer hochkarätig besetzten Delegation der Mittelstandsallianz reiste Mittelstandspräsident Mario Ohoven nach Brüssel. Im Herzen der europäischen Hauptstadt fanden Treffen mit politischen Entscheidungsträgern auf höchster Ebene statt. Gesprächspartner waren u. a. der Präsident des Europäischen Parlaments Antonio Tajani, EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans und der EU-Kommissar für Migration und Inneres, Dimitris Avramopoulos.

    Frans Timmermans empfing die Partnerverbände

    im Belaymont-Gebäude. In seinem Eingangssta-

    tement wies Mario Ohoven darauf hin, dass die

    gesamte europäische Wirtschaft vom gemeinsa-

    men Binnenmarkt profitiere und auch deshalb die

    Einigkeit Europas weiter gestärkt werden müsse.

    Der Brexit dürfe kein Präzedenzfall werden. „Un-

    sere Unternehmen brauchen Planungssicherheit,

    um zu investieren.“

    Dr. Marei Strack von der Dachgesellschaft Deut-

    sches Interim Management sagte: „Selbstständig-

    keit muss wieder gestärkt werden.“ Eine stärkere

    Regulierung sei Gift für die Wirtschaft. Timmer-

    mans stimmte diesen Punkten nachdrücklich zu:

    Er sehe es als seine Aufgabe, stärkere Regulierung

    für Unternehmen zu verhindern. Rhett-Chris-

    tian Grammatik vom Verband Deutscher Aus-

    kunfts- und Verzeichnismedien und Florian Seikel

    vom Händlerbund sprachen gemeinsam die ePri-

    vacy-Verordnung an. Diese nehme in der jetzigen

    Ausgestaltung vielen Mittelständlern ohne eige-

    nen Internetauftritt die einzige Werbemöglichkeit.

    Michael Müller vom Deutschen Taxi- und Mietwa-

    genverband sprach die negativen Auswirkungen

    von Fahrverboten auf die Branche an. Frans Tim-

    mermans bot eine enge Zusammenarbeit mit dem

    deutschen Mittelstand beim Impact Assessment

    an. Es sei wichtig für sein Haus, die Auswirkungen

    auf den Mittelstand direkt von den betroffenen

    Unternehmen aufzunehmen. Die Mittelstandsalli-

    anz bilde dafür die perfekte Plattform.

    Im Anschluss wurde die Delegation vom Kom-

    missar für Migration und Inneres, Dimitris Avra-

    mopoulos empfangen. In einem vertrauensvollen

    Austausch mit den Partnern der Mittelstandsal-

    lianz sprach er über eines der momentan wich-

    tigsten Themen: die Zukunft der EU vor dem

    Hintergrund von Flüchtlingskrise, Migration und

    Sicherheit.

    Das nächste Highlight war ein Empfang im Euro-

    päischen Parlament durch dessen Präsidenten

    Antonio Tajani. Er betonte seine Wertschätzung

    für den deutschen Mittelstand und sagte sei-

    ne Unterstützung für die Afrika-Initiativen des

    BVMW zu. Den krönenden Abschluss fand der

    Besuch im historischen Ballsaal Rubinstein des

    Hotel Metropole anlässlich einer Dinner Debatte

    mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments

    und Mittelstandspräsident Mario Ohoven. Nad-

    ja Hirsch (FDP) sagte: „Die Digitalisierung bietet

    viele Möglichkeiten. Hier gilt es, die Rahmen-

    bedingungen so zu gestalten, dass europäische

    Unternehmen im Wettbewerb mit Google, Face-

    book & Co. mithalten können.“ Prof. Dr. Joachim

    Starbatty, MdEP, fand deutliche Worte für die

    Währungsunion. Den Regierungen stünde das

    Instrument der Auf- und Abwertung der eige-

    nen Währung nicht mehr zur Verfügung – dies

    müsse dann durch arbeitsmarktpolitische und

    steuerliche Instrumente ausgeglichen werden.

    Deshalb ließen sich auch Transfers zwischen den

    Euro-Staaten nicht vermeiden.

    Vertreter der Partnerverbände mit EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani (Mitte).

    Marilyn Repp BVMW Projektreferentin Fo

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    Politik

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    1|18 DER Mittelstand.

    Die demografische Entwicklung führt in

    Deutschland zu einer Überalterung der

    Bevölkerung. In den kommenden zehn

    Jahren werden jährlich mehr als eine

    Million Arbeitnehmer altersbedingt aus

    dem Berufsleben ausscheiden. Da die

    Berufseinsteiger diese Abgänge nicht

    kompensieren können, fehlen jährlich

    Fachkräfte für rund 250.000 freige-

    wordene Stellen. Für Arbeitgeber stellen

    sich insbesondere zwei Fragen:

    Erstens zur Verknappung der Ressource

    Arbeitskraft. Unternehmen brauchen

    einen konstanten Personalbestand,

    um langfristig erfolgreich zu sein. Der

    Fachkräftemangel wird sich über die

    nächsten Jahre aber akzentuieren. Um

    freigewordene Stellen wieder beset-

    zen zu können, müssen Arbeitgeber

    ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt

    steigern. Wie können sie dies erreichen?

    Zweitens zu den gesundheitlichen

    Folgen für die Belegschaft. Vakanzen

    führen zu einer Verlagerung der Arbeits-

    last auf andere Mitarbeiter. Druck, Über-

    stunden und gesundheitliche Beschwer-

    den haben immer öfter krankheitsbe-

    dingte Absenzen zur Folge. Wie lassen

    sich erkrankte Mitarbeiter rasch und

    nachhaltig in den Arbeitsprozess zurück-

    führen?

    Interne Maßnahmen steigern Attraktivität nach außenUnternehmen müssen sich im Wettbe-

    werb um Talente stärker positionie-

    ren, und zwar über Alleinstellungs-

    merkmale. Unbestritten erhöht eine

    arbeitgeberfinanzierte Einkommens-

    sicherung, welche die finanziellen

    Folgen einer Invalidität oder eines

    Todesfalls absichert, die Attraktivi-

    tät eines Arbeitgebers markant. Sie

    zeigt, dass er seine soziale Verantwor-

    tung wahrnimmt und sich zu seiner

    Belegschaft bekennt.

    2015 war in Deutschland jeder Arbeit-

    nehmer im Schnitt 10 Tage krank.

    Der Krankenstand belief sich auf 4 %

    (Quelle: Arbeitsvolumenrechnung, IAB).

    Dem Arbeitgeber entstehen dadurch

    direkte Kosten durch die Lohnfort-

    zahlung und indirekte Kosten wegen

    Überstundenentschädigungen oder

    sinkender Produktivität. Ziffer 167 des

    SGB IX verpflichtet zwar den Arbeitge-

    ber, Wiedereingliederungs-Maßnahmen

    zu treffen, doch fehlt oft das nötige

    Know-how. Mit professioneller Hilfe kön-

    nen aber zum Beispiel auch Burn-out-

    Patienten häufig erfolgreich reinte-

    griert werden. Ein professioneller Care

    Manager löst somit gleich mehrere

    Probleme: Der Arbeitnehmer findet

    zurück in den (Berufs-)Alltag, der Kran-

    kenstand entschärft sich und die Ab-

    senzkosten werden nachhaltig gesenkt.

    Fazit: Arbeitgeber können dem sich zu-

    spitzenden Fachkräftemangel aktiv

    entgegentreten und sich im Wettbe-

    werb um neue Talente besser positio-

    nieren. elipsLife bietet dabei wertvolle

    Unterstützung: Als Expertin im Reinte-

    grationsmanagement, als Anbieterin

    von kollektiven Versicherungslösungen

    und als kompetente Ansprechpartnerin

    rund um mitarbeiterbezogene Heraus-

    forderungen.

    Mitarbeiterbindung – die Herausforderung für den MittelstandVon Björn Kirsch, Senior Broker Consultant bei elipsLife Germany

    elipsLife, eine Tochter von Swiss Re, agiert als Biometrie-Versicherer für institutionelle Kunden in ausgewählten euro-

    päischen Märkten. elipsLife bietet massgeschneiderte Versicherungslösungen für Arbeitgeber. Zum Beispiel die Betriebliche

    Einkommenssicherung: Die Einkommen der Mitarbeiter werden kollektiv gegen die finanziellen Folgen von Berufsunfähigkeit

    oder Tod abgesichert. www.elipslife.com

    Die Überalterung der Bevölkerung in Deutschland zeitigt für Unternehmen zwei gravierende Folgen: Ein sich zuspitzender Fachkräftemangel und häufigere krankheitsbedingte Absenzen am Arbeitsplatz. Doch Arbeitgeber können sich über geeignete Maßnahmen wappnen.

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    1|18 DER Mittelstand.

    AdvertorialAdvertorial

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    Politik

    Während der sechsmonatigen EU-Ratspräsi-

    dentschaft galt es für Estland, verschiedene

    Schwerpunktthemen anzugehen. Dazu zählte

    die Sicherstellung einer offenen und innovati-

    ven Wirtschaft, mit einem Geschäftsumfeld,

    das Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

    fördert

    ein sicheres und geschütztes Europa, das

    gemeinsam und außenpolitisch die Sicherheit

    seiner Einwohner gewährleistet und Wohl-

    stand, Frieden und Stabilität erhöht

    ein digitales Europa mit freiem Datenverkehr,

    das mit dem technologischen Fortschritt

    Schritt hält

    ein integratives und nachhaltiges Europa,

    mit Chancengleichheit zur Förderung der

    Beschäftigung.

    Gerade beim themenübergreifenden Schwer-

    punkt der Digitalisierung gab es zahlreiche Fort-

    schritte, etwa beim Ausbau der Telekommunika-

    tions-Infrastruktur, dem digitalen Binnenmarkt,

    der Cybersicherheit oder der Bildung. Allen

    Beteiligten ist klar geworden, dass die Zukunft

    digital ist. Estland hat während des Vorsitzes

    Anstrengungen unternommen, um allen Europäern

    die Vorteile der Digitalisierung näherzubringen –

    sei es im Hinblick auf das Sparen von Zeit, Geld und

    anderen wertvollen Ressourcen oder im Hinblick

    auf digitale Lösungen, die das Leben der Menschen

    einfacher machen. Unter der Ratspräsidentschaft

    Estlands wurden auch die Arbeitsprozesse inner-

    halb der EU weiter digitalisiert. So wurde erstmals

    ein EU-Rechtsakt digital unterzeichnet.

    Auf dem ersten digitalen Gipfeltreffen, das in Tal-

    linn stattfand, wurden die Veränderungen infolge

    der technologischen Entwicklung besprochen. Zu

    Estlands großer Zufriedenheit kam man zu der

    Überzeugung, dass die technologische Entwick-

    lung eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der eu-

    ropäischen Konkurrenzfähigkeit einnimmt. Jetzt

    kann sich die EU in gesetzgeberischen Diskussio-

    nen darauf konzentrieren, wie diese Änderungen

    zum Vorteil aller genutzt werden können.

    Neben dem wichtigen Bereich der Digitalisie-

    rung ist insbesondere für kleine und mittlere Un-

    ternehmen die Entscheidung, den Europäischen

    Fonds für strategische Investitionen (EFSI) zu

    Estlands EU- Ratspräsidentschaft – für eine digitale Zukunft

    Vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2017 hatte Estland die EU-Ratspräsidentschaft inne. Durch ergebnisorientierte Arbeit gelang es dem baltischen Staat, Bewegung in die Digitalisierungsdebatte auf europäischer Ebene zu bringen.

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    Politik

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    vergrößern, von Bedeutung. Zudem wurde eine

    durchsichtigere Steuerpolitik und die Einführung

    einer Mehrwertsteuer für Online-Handel wäh-

    rend des EU-Ratsvorsitzes Estlands beschlos-

    sen. Auch die sozialen Rechte wurden in dieser

    Zeit weiterentwickelt, denn das Wirtschafts-

    wachstum, das wir heute in Europa genießen,

    muss alle Bürger erreichen.

    Insgesamt war Estland bestrebt, den Nutzen für

    die Bürger zu erhöhen und die positiven Seiten

    der EU deutlicher hervorzuheben.

    Der BVMW pflegt seit längerer Zeit intensi-

    ve politische und wirtschaftliche Kontakte zu

    Estland. Insbesondere vor dem Hintergrund

    der Vorreiter-Rolle Estlands im Bereich der Di-

    gitalisierung plant der BVMW, sein Netzwerk

    der Auslandsbüros mit einer Repräsentanz

    in Estlands Hauptstadt Tallinn zu ergänzen.

    Hierdurch soll vor allem die Kooperation mit

    dem estnischen Mittelstandsverband EVEA

    weiter ausgebaut und individuelle Beratung

    und Betreuung vor Ort angeboten werden.

    Gemeinsam mit dem BVMW Magdeburg sind

    bereits Unternehmerreisen nach Estland geplant:

    13. bis 15. März 2018 Delegationsreise

    Thema Immobilienbranche

    20. bis 22. Mai 2018 Delegationsreise

    Thema E-government, Unternehmens-

    gründungen

    18. bis 21. September2018 Delegations reise

    Thema Automobilzulieferung

    Kontakt:

    Peter [email protected]

    [email protected]/estland/

    S. E. Dr. Mart LaanemäeBotschafter der Republik Estland

    Bauen. Visionen erschaffen.

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    Politik

    „Mit Blick auf Details der Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland besteht die Hoffnung weiter, dass das gesamte Vereinigte Königreich einfach im Binnenmarkt und in der Zollunion bleibt.

    Dr. Hans-Jürgen Völz BVMW Chefvolkswirt

    Brexit: Brüssel und London kommen sich näher

    Theresa May

    und Jean-Claude

    Juncker haben sich

    nach sechsmonatigen Ver-

    handlungen auf ein 15 Seiten

    umfassendes Brexit-Papier ge-

    einigt. Dennoch gilt weiter-

    hin: Sollte es am Ende kein

    Abkommen über die Über-

    gangsphase und keines über

    die langfristigen Handels-

    beziehungen geben, wird

    Großbritannien auch die Kosten

    der Trennung von der EU nicht be-

    gleichen. Diese liegen nach Berech-

    nungen der Briten bei 45 Milliarden

    Euro, nach Schätzungen der EU bei über

    60 Milliarden Euro. Zugeständnisse Groß-

    britanniens hat es beim Geld, bei der Rolle des

    Europäischen Gerichtshofs und bei der irischen

    Grenzfrage gegeben. Als nächstes will die Regie-

    rung May eine etwa zweijährige Übergangszeit

    mit dem Status Quo verabreden, danach einen

    Warenaustausch weitgehend ohne Zollschran-

    ken und nicht-tarifäre Handelshemmnisse.

    Dies käme einem Freihandelsabkommen nach

    CETA-Vorbild nahe, wobei London zudem Wert

    auf den Zugang zum europäischen Markt für Fi-

    nanzdienstleistungen legt. Mit Blick auf Details

    der Grenzfrage zwischen Irland und Nordirland

    besteht die Hoffnung weiter, dass das gesamte

    Vereinigte Königreich einfach im Binnenmarkt

    und in der Zollunion bleibt.

    Die rund drei Millionen EU-Bürger im Vereinigten

    Königreich sollen ihre Rechte weitgehend behal-

    ten. Allerdings wird die Zuständigkeit des Europä-

    ischen Gerichtshofs ab einem bestimmten Stich-

    tag eingeschränkt. In Sachen Finanzen sichert

    London zu, sämtliche Verpflichtungen, die sich

    aus seiner EU-Mitgliedschaft ergeben, zu erfül-

    len. Ein konkreter Betrag für die sogenannte Bre-

    xit-Rechnung steht zwar noch nicht fest, aber die

    Summe dürfte der EU-Forderung nahekommen.

    Auch für den heikelsten Knackpunkt Nordirland

    wurde schließlich eine Lösung gefunden: Grenz-

    kontrollen zwischen dem EU-Mitglied Irland und

    Nordirland sollen vermieden werden, indem die

    britische Provinz einen Sonder-

    status bekommt. Die Bedingun-

    gen dürften vor allem in Groß-

    britannien für einige Debatten

    sorgen, denn die Briten müss-

    ten sich auch nach ihrem Aus-

    tritt Ende März 2019 weiter an

    EU-Regeln halten und Geld nach

    Brüssel überweisen. Nach einer

    Studie des EU-Parlaments wür-

    den der EU nach dem Austritt Großbritanniens

    10,2 Milliarden Euro fehlen. Ohne Kürzungen des

    EU-Haushaltes würden die deutschen Zahlungen

    um rund 3,8 Milliarden Euro jährlich steigen.

    Die Europäische Union und Großbritannien haben in den zentralen Fragen Finanzen, Bürgerrechte und Grenze zwischen Irland und Nordirland entscheidende Fort-schritte erzielt. Der Beginn der Verhandlungen über die zukünftigen Handelsbeziehungen nach Austritt aus der EU erscheint damit in greifbarer Nähe, die Gefahr des Platzens der Gespräche gebannt.

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    Politik

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    Politik

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    Manoj BarveBVMW Auslandsbüro Indienwww.bvmw.de/ indien/kontakt

    Ende 2017 veröffentlichte die Weltbank ihren

    jährlichen „Ease of Doing Business Report“.

    Unterstützt durch 43.000 Fachleute, darunter

    einige Nobelpreisträger, wurden 190 Länder

    anhand von zehn einheitlichen Kriterien mitei-

    nander verglichen. Dabei geht es insbesondere

    darum, wie einfach oder schwierig es für Unter-

    nehmen ist, in einem bestimmten Land tätig zu

    werden. Die Umfrage deckt von der Gründung

    an den gesamten Lebenszyklus eines Unterneh-

    mens ab.

    Indiens riesiger Markt, die Vision, der nächste

    wichtige Produktionsstandort zu werden, die jun-

    ge Bevölkerung, die dynamische Demokratie und

    die Stellung als führender Anbieter von Informa-

    tionstechnologie bieten die besten Voraussetzun-

    gen für das Land.

    Und doch hatte Indien bislang immer wieder

    Schwierigkeiten, sein Potenzial freizusetzen. Die

    wichtigsten Gründe dafür waren Bürokratie, ein

    veraltetes Rechtssystem, Apathie der politischen

    Entscheidungsträger und Korruption. Mit der Re-

    gierungsübernahme von Narendra Modi 2014 hat

    sich die Situation drastisch geändert. Seitdem hat

    sich Indien in der Gesamtwertung von Rang 142

    auf Rang 100 verbessert. Dies ist eine enorme

    Leistung für eine so vielfältige Demokratie. Den-

    noch hat das Land noch einen weiten Weg vor

    sich, um in der Gruppe der fortschrittlichsten und

    liberalsten Staaten einen festen Platz einzuneh-

    men. Doch die Entschlossenheit, die Vision und

    die Maßnahmen vor Ort machen viele Fehler der

    Vergangenheit wett.

    Vor allem in den Bereichen Energieversorgung

    (Platz 29 von 190), Zugang zu Finanzierung

    (Platz 29) und Schutz von Minderheitsinvestoren

    (Platz 4) schneidet Indien weit überdurchschnitt-

    lich ab, jeweils deutlich besser als China, und

    teilweise auch besser als Deutschland. Starken

    Aufholbedarf hat das Land vor allem bei den Bau-

    genehmigungen (Platz 181) und der Durchset-

    zung von Verträgen (Platz 164).

    Zu bemerken ist allerdings, dass sich die von der

    Umfrage erfassten Daten auf den Zeitraum vor

    dem 1. Juni 2017 beziehen, und daher die Aus-

    wirkungen der beiden größten Reformen Indi-

    ens, die Demonetarisierung und die einheitliche

    Unternehmenssteuer, noch nicht vom Index

    reflektiert werden. Die Aussicht, dass die bei-

    den Reformen die Stellung Indiens noch einmal

    verbessern werden, und sich die Politik immer

    mehr vom Populismus entfernt, lassen hoffen,

    dass Indien endlich seinen verdienten Platz auf

    der Weltbühne einnimmt. Daher ist jetzt der

    richtige Zeitpunkt für den Eintritt auf den indi-

    schen Markt.

    Investieren in IndienDer südasiatische Koloss ist momentan die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Allein 2017 ist Indien in einem Business-ranking der Weltbank um 30 Ränge vorgerückt. Nie waren die Bedingungen für Investitionen günstiger als jetzt.

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    https://www.bvmw.de/indien/kontakt/

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    Schwerpunkt

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    Schwerpunkt

    Innovativer Mittelstand

    Deutschland verdankt seine Wettbewerbsstärke dem

    Mittelstand, denn es sind vor allem die kleinen

    und mittleren Unternehmen, die sich durch hohe

    Innovationskraft auszeichnen. Von der Innovativ kraft

    der Mittelständler zeugen nicht nur ihre

    Produkte, sondern auch alte und neue Geschäfts-

    modelle. Lesen Sie in unserem Themenschwerpunkt,

    mit welchen Methoden Sie sich Innovationen

    systematisch nähern können, über spezielle

    Förderung für KMU, erfahren Sie von Mitglied s -

    unternehmen, wie es gelingt, Produkte auf den Markt

    zu bringen und dort zu etablieren, und lassen Sie sich

    von Erfindern und Tüftlern inspirieren.

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    Schwerpunkt

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    Schwerpunkt

    Schon heute kommen mehr als 300 Industrieroboter auf 10.000 Beschäftigte in Deutschland – und es werden immer mehr. Sie nehmen Menschen nicht nur Schwerstarbeit ab, sondern automatisieren auch filigrane Feinarbeit. Dabei sind ihre Einsatzmöglichkeiten so gut wie unbegrenzt, wie Beispiele von Mitgliedsunternehmen zeigen.

    Der Vormarsch der RoboterAngst vor – oder Freude auf?

    Diese Erfindung war ein technischer Meilenstein

    in der Mechanisierung von Ziegelwerken: Firmen-

    gründer Carl Keller konstruierte im Jahr 1894

    den ersten Absetzwagen für Ziegeleien, einen

    Transportwagen mit beweglichen Tragarmen, mit

    dem Ziegel ohne Menschenkraft be- und entladen

    werden konnten. Vorher mussten die Formlinge

    nach dem Schneiden von Hand abgenommen, in

    Schubkarren transportiert, aufgeschichtet und in

    die Trocknergestelle gelegt werden. Dann spezi-

    alisierte sich Keller auf die Konstruktion und den

    Bau von künstlichen und Freilufttrocknereien, die

    nur in Verbindung mit seinen Absetzwagen funk-

    tionierten. Sein Transport- und Trocknersystem

    war so erfolgreich, dass er die Produktion in sei-

    ner Ziegelei von 1895 bis 1901 von einer Million

    auf fünf Millionen Ziegel steigern konnte.

    Heute zählt die Keller HCW mit Stammsitz im

    nordrhein-westfälischen Ibbenbüren-Laggenbeck

    zu den weltweit führenden Maschinen- und Anla-

    genbauern vor allem für die grobkeramische und

    Baustoffindustrie. Das Unternehmen plant und

    baut Maschinen, Anlagen und komplette Werke

    zur Herstellung von Ziegeln, Klinkern und Dach-

    ziegeln aller Art, konstruiert aber auch techni-

    sche Lösungen für Unternehmen aus der Farben-,

    Süßigkeiten- oder Tierfutterindustrie und nimmt

    sie in Betrieb. „Wir arbeiten individuell auf die

    Anforderungen unserer Kunden zugeschnittene

    vollautomatisierte vier- oder sechsachsige In-

    dustrieroboter-Applikationen aus“, sagt Firmen-

    sprecherin Antje Lopez, „wobei Roboter renom-

    mierter internationaler Markenhersteller zum

    Einsatz kommen.“

    „Schneller, präziser und effektiver als jeder Mensch“ Industrieroboter, also universell einsetzbare und

    mit Greifern oder Werkzeugen ausgerüstete Foto

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    FL4-Roboter in der Fertigung.

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    Schwerpunkt

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    Schwerpunkt

    mehrachsige Bewegungsautomaten, wurden

    erstmals 1961 bei General Motors eingesetzt, seit

    den 70er Jahren dann auch in der deutschen Au-

    tomobilindustrie, vor allem für Schweißarbeiten.

    „Diese Roboter können vielfältige Fertigungsar-

    beiten ausführen und sind dabei schneller, präzi-

    ser und effektiver als jeder Mensch“, weiß Antje

    Lopez. In den Anlagen der keramischen Industrie

    betreffe dies vor allem das Be- und Entladen der

    Tunneltrockner- und -ofenwagen. „Um eine kon-

    stante Anlagenleistung sicherzustellen, ist der

    Einsatz von Robotern in moderneren Ziegelwer-

    ken bereits seit über 20 Jahren technischer Stan-

    dard.“ Vermehrt würden Roboter auch immer

    filigranere Anwendungen übernehmen, die hohe

    Präzision erfordern.

    Die Automatisierung durch Roboter wird sich

    nach einer Studie des McKinsey Global Institu-

    tes bis 2030 auf die deutsche Arbeitswelt gra-

    vierend auswirken. Mit 24 Prozent könnten fast

    ein Viertel aller Arbeitsstunden wegfallen, bis zu

    zwölf Millionen Beschäftigte müssten in andere

    oder neue Jobs wechseln. Allerdings, so die Ex-

    perten der Unternehmensberatung, werde auch

    das Arbeitskräftepotenzial wegen des demogra-

    fischen Wandels um voraussichtlich drei Millio-

    nen sinken. Dieser Strukturwandel ist schon weit

    fortgeschritten. Mit einem Einsatz von über 300

    Industrierobotern auf 10.000 Beschäftigte liegt

    Deutschland weltweit auf Rang 4, vor Südkorea,

    Singapur und Japan.

    Linear- und Knickarm-Roboter in AutomationszellenZur deutschen Robotik- und Automationsbran-

    che, die 2017 im In- und Ausland einen Umsatz von

    13,7 Milliarden Euro erzielte, gehört auch die EKF

    Automation im sächsischen Freital bei Dresden.

    Gegründet 1991 von ehemaligen Maschinenbau-

    studenten der Dresdner Technischen Universität,

    entwickelt und fertigt das Unternehmen meist im

    Kundenauftrag komplett automatisch arbeitende

    Anlagen. „Wir automatisieren den Werkstück-

    fluss in Fertigungslinien, stellen Montageanlagen

    her, integrieren Mess- und Prüflösungen und bau-

    en spezielle Prüfautomaten sowie Sondermaschi-

    nen für Spezialanwendungen“, sagt Dr. Ellen Jahn,

    Leiterin Projektierung und Vertrieb.

    Seine erste Roboterzelle mit einem 6-Achs-In-

    dustrieroboter konstruierte und baute EKF 2005.

    „Wenn wir Roboter selbst produzieren, sind das in

    der Regel Linearroboter – also solche, die aus der

    Kombination mehrerer Linearachsen bestehen“,

    erklärt Projektierungschefin Jahn. „Knick- oder

    Gelenkarm-Robotern beziehen wir von speziali-

    sierten Herstellern, statten sie mit den gewünsch-

    ten Werkzeugen oder Greifern aus und binden sie

    in unsere Automationszellen ein.“

    Wo Roboter Material prüfen und Qualität sichernAuf die Expertise von EKF hat auch schon die He-

    gewald & Peschke Mess- und Prüftechnik GmbH

    gesetzt. Der sächsische Mittelständler in Nossen

    konstruiert und produziert seit 1990 hochwerti-

    ge Maschinen zur Prüfung von Werkstoffen, Bau-

    teilen oder Fertigprodukten, vor allem für die Me-

    tall- und Stahl- oder die Automobilbranche, für

    Holz-, Möbel- oder Luft- und Raumfahrtindustrie,

    aber auch für die Medizintechnik und Mikroelek-

    tronikindustrie. Rund 30 Prozent seiner Produkte

    exportiert das Unternehmen in die ganze Welt.

    „Unsere Prüfmaschinen, darunter auf Industrie-

    robotern basierende vollautomatisierte Material-

    prüfzentren, kommen sowohl bei der Produktion

    zur Qualitätskontrolle als auch in Forschung und

    Entwicklung zur Anwendung“, sagt Geschäftsfüh-

    rer Dr. Jan Hegewald.

    Vollautomatisierte Materialprüfzentren mit In-

    dustrierobotern werden überwiegend produkti-

    onsbegleitend eingesetzt, vor allem in der Stahl-

    industrie, wo teilweise hunderte Stichproben

    geprüft werden müssten. „Weil der Mensch in

    solchen Prüfverfahren die größte Fehlerquelle

    wäre, übernehmen Roboter seine Arbeit, denn

    sie legen die Proben immer identisch ein und

    vermeiden damit Fehler.“ Neben der roboter-

    gestützten Probenzuführung bietet Hegewald

    & Peschke auch eine automatisierte Probener-

    kennung, Probenvermessung und Auswertung

    der Prüfergebnisse an. „Mit unserem LabMaster

    haben wir eine Basissoftware entwickelt, die

    kundenspezifisch programmierbar ist“, sagt He-

    gewald, „damit können wir beinahe jede Anfor-

    derung realisieren.“

    Obwohl es bei der Materialprüfung nicht zwin-

    gend erforderlich ist, Roboter zu verwenden, wird

    ihr Anteil auch hier stark steigen. „Weil Qualitäts-

    sicherung einfach einen enorm hohen Stellenwert

    hat, weil die Stückzahlen der Proben, die geprüft

    werden müssen, schon jetzt sehr hoch sind und

    künftig weiter zunehmen“, so Hegewald.

    Almut Friederike KasparJournalistin

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    Schwerpunkt

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    Schwerpunkt

    Wir sind als kleines und hochinnovatives Ingeni-

    eurbüro aus Merseburg (Sachsen-Anhalt) in den

    Bereichen Mess- und Automatisierungstechnik

    sowie Smart Metering (elektronischer Strom-

    zähler) tätig. Mit unserem Produkt „Testsystem

    für Intelligente Messsysteme“ sind wir Dreh- und

    Angelpunkt bei der Einführung elektronischer

    Stromzähler.

    Smart Meter erobern zurzeit die Haushalte und

    Keller in Deutschland, denn das Gesetz zur Digita-

    lisierung der Energiewende schreibt ab sofort die

    schrittweise Einführung von Smart Meter bis 2032

    vor. Je nach Verbrauch und weiteren, teils netz-

    dienlichen Aspekten werden moderne Messein-

    richtungen (elektronische Zähler) und intelligente

    Messsysteme (elektronische Zähler mit Smart Me-

    ter Gateway zur Datenkommunikation) eingebaut.

    Die neue Technik revolutioniert das vormals eher

    angestaubte Geschäft der Energieversorger.

    Intelligente Messsysteme bilden in Zukunft das

    Rückgrat der zunehmend dezentralen Energie-

    versorgung und des Energienetzes der Zukunft.

    Neben den eher klassischen Anforderungen an die

    metrologische Genauigkeit der Zähler werden sehr

    hohe Anforderungen an die Konformität, Integrität,

    Authentizität und Vertraulichkeit der Datenüber-

    tragung gestellt, weil hier in der Regel das Internet

    mit all seinen Gefahren als Datennetz beteiligt ist.

    Wir haben mit unseren Prüfprodukten für Smart

    Metering innerhalb von nur zwei Jahren nahezu

    den kompletten Markt der Hersteller und Zerti-

    fizierer erschlossen.

    Für unsere technologischen und wirtschaftlichen

    Erfolge wurden wir 2017 mit drei renommierten

    Preisen gewürdigt.

    Oliver Punk (re.) und Prof. Uwe Heuert

    Geschäftsführer exceeding solutions

    BVMW-Mitglieder

    www.exceeding- solutions.de Fo

    tos:

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    Ein gesundes Raumklima beginnt mit dem richti-

    gen Anstrich der eigenen vier Wände. Wir erstel-

    len mit erlesenen Rohstoffen und mit ausgefeilter

    Verfahrenstechnik hoch-qualitative Naturfarben

    und Öle für Handwerk und Industrie. Die GNa-

    ture AG ist erst seit 2015 auf dem Markt und

    gehört bereits heute zu den führenden Premi-

    umanbietern. Vor allem im Ausland sind wir mit

    unseren hochwertigen Holz- und Wandfarben

    für Innen- und Außenanstrich und einer Serie

    von speziellen Pflegeprodukten für Holzoberflä-

    chen erfolgreich. Unsere Produkte sind in jeder

    Hinsicht spektakulär, und mit der weltbekannten

    Biopin-Gruppe haben wir einen starken Partner

    im Boot.

    Mein Geheimnis für unseren Erfolg jedoch ist

    das Netzwerken. Bereits vor meiner Selbststän-

    digkeit fing ich an, mich in meinem Berufsver-

    band zu engagieren, 2016 kam die Ernennung

    zum Delegierten für die Summits der G20 Young

    Entrepreneurs Alliance, dem Weltverband jun-

    exceeding solutions – elektronische Stromzähler revolutionieren den Strommarkt

    Mittelstand: Der Erfinder –innovativ, nachhaltig, vernetztAn neuen Ideen mangelte es den Unternehmern noch nie. Die überwiegende Mehrzahl der Patente, die hierzulande angemeldet werden, stammt aus dem Mittelstand. Wir stellen Ihnen auf den nächsten Seiten best-practice-Beispiele von Mitgliedsunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen vor.

    GNature – erfolgreich durch internationales Netzwerken

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    Schwerpunkt

    http://www.exceeding-solutions.de

  • 1|18 DER Mittelstand. |

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    Schwerpunkt

    Tobias GötzVorstand GNature AGMitglied Junger Mittelstand im BVMW

    www.gnature.de

    Yassine HönesGeschäftsführer Perkeo-Werk GmbH & Co. KGBVMW-Mitglied

    www.perkeo-werk.de

    ger Unternehmer, hinzu. Ich besuche zudem

    alle Kongresse der „Confederation of Young

    Entrepreneurs in Europe“ und verpasse keine

    relevante Fachmesse.

    In all diesen Netzwerken war ich sehr schnell be-

    kannt. Das grüne Hemd, mit dem ich überall her-

    umlaufe, ist Teil meines Konzepts. Aber auch ein

    YouTube-Video, in dem ich meine eigene Farbe

    trinke, gehört dazu. Spätestens nach diesem Clip

    gibt es keine Nachfragen mehr, ob wir in unseren

    Produkten wirklich auf die branchen-typischen

    Zusätze verzichten.

    Auf meinen Reisen lernte ich zahlreiche junge Un-

    ternehmerinnen und Unternehmer kennen, die

    Milliarden-Dollar-Unternehmen leiten und / oder

    die Verantwortung für mehrere tausend Mitar-

    beiter tragen. Ich habe Familien-Nachfolger ge-

    troffen und bemerkenswerte Gründer. Alle diese

    Menschen helfen mir heute auf die eine oder an-

    dere Art. So habe ich es geschafft, in Russland un-

    ter den Marktführern zu sein und meine Produkte

    in China erfolgreich zu platzieren. Seit neuestem

    verkaufen wir unsere Produkte in Neuseeland,

    zudem werden wir demnächst auch in der ara-

    bischen Welt mit einer großen Wohnanlage in

    Dubai und einem Krankenhaus in Riad erste

    wichtige Referenzprojekte realisieren.

    Unser Unternehmen wird in diesem Jahr 99 Jahre

    alt und ist seit den sechziger Jahren Marktführer.

    Und wir tun viel dafür, dass es dabei bleibt. Un-

    ser Portfolio umfasst Propan-Weichlötanlagen,

    Hartlötmontage-Geräte, Gaslötlampen, Auf-

    schweiß-Brenner, Heißluftrandschweiß-Automa-

    ten und den Titan-Bullfire Starkbrenner und noch

    mehr. Über die letzten 14 Jahre hinweg wurden so

    zweistellige Zuwachsraten erzielt.

    Die Produkte werden vor allem für Handwerker,

    also für die professionelle Nutzung hergestellt,

    deshalb werden sie auch immer nach höchsten

    handwerklichen Qualitätskriterien gefertigt. Bei

    einem technischen Gerät, das mit Gas und Feuer

    arbeitet, ist hundertprozentige Dichtigkeit von es-

    sentieller Bedeutung, insbesondere bei den Hoch-

    leistungsgeräten mit Temperaturen in der Flamme

    von 3200 Grad. Wir sind der einzige Hersteller,

    bei dem alle Gas-führenden Teile von uns selbst

    per Hand zusammengelötet oder zusammenge-

    schweißt werden. Die Ventile sind aus Edelstahl,

    die Dichtungen aus Teflon und die Qualitätskon-

    trolle ist hundertprozentig. Das heißt, dass jedes

    einzelne Teil geprüft wird, bevor es zum Kunden

    geht. So haben wir so gut wie keine Reklamationen.

    Ich machte hier im Unternehmen eine Ausbildung

    als Industriekaufmann, kenne den Betrieb also seit

    meiner Jugend. Mir fiel damals auf, dass die Firma

    zwar gute Produkte herstellt, aber Probleme im

    Management hat. Eines Tages überraschte mich

    der Senior mit der Frage, ob ich ab morgen das

    Unternehmen leiten wolle. Für mich als damals

    23-jährigen war es die Chance des Lebens. Ich

    habe zugesagt und sofort Änderungen eingeleitet.

    Zum ersten Mal befragten wir Kunden und erfuh-

    ren die Gründe für die unstabile Situation: starre

    Preispolitik und lange Lieferzeiten von bis zu sechs

    Monaten.

    Heute arbeiten wir mit 20 Angestellten, zwei

    Werkzeugmachermeistern und zehn Außen-

    dienstlern. Wir können mit Stolz behaupten, dass

    überall dort, wo Dächer verschweißt und abge-

    dichtet werden müssen, wo große Flächen auf

    Baustellen mit heißer Flamme getrocknet werden,

    Perkeo fast immer im Einsatz ist: Europa, Amerika

    und selbst Australien. Wir arbeiten immer daran,

    dass unsere Produkte noch besser werden. So ha-

    ben wir beispielsweise mit einem Spezial-Herstel-

    ler gemeinsam das beliebte Weichlöt-Flussmittel

    „Unigel“ entwickelt.

    Zudem ist für uns die praktische Handhabung

    oberstes Gebot. Für Monteure, die an Hauswän-

    den außenliegende Kühlanlagen erstellen müssen,

    entwickelten wir Schweißbrenner und Lötkolben

    als tragbare Rucksackgeräte, so dass sie beim

    Klettern die Hände frei haben.

    Perkeo – fast hundert Jahre Innovation

    >>1|18 DER Mittelstand. |

    29

    Schwerpunkt

  • 1|18 DER Mittelstand. |

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    Schwerpunkt

    Upcycling der Verpackung aus dem Gelben Sack

    Neu: Ökoeffektivität

    Bisher:Ökoeffi zienz

    Unsere innovative Recyclat-Initiative zeigt auf,

    wie Kreislaufwirtschaft in einem mittelstän-

    dischen Unternehmen erfolgreich umgesetzt

    werden kann, denn die Recyclat-Initiative von

    Werner & Mertz setzt sich seit 2012 für ein ef-

    fektives Kunststoffrecycling ein. Die Koopera-

    tion von starken Partnern aus verschiedenen

    Branchen bündelte erstmals ihr Know-how zu-

    gunsten einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft,

    um den Herstellungsprozess von Verpackungen

    aus Altplastik entlang der Wertschöpfungs-

    kette möglich und dazu noch wirtschaftlich zu

    machen.

    Wir verfolgen ein echtes Kreislaufprinzip mit

    dem Ziel, kein Rohöl für die Produktion von Plas-

    tikverpackungen zu verbrauchen und stattdes-

    sen einen Wertstoff aus der bisher weitgehend

    ungenutzten Quelle Gelber Sack so hochwertig

    aufzubereiten, dass er als Basis für sogar lebens-

    mitteltaugliche Verpackungen dient. Inzwischen

    hat unser Unternehmen gemeinsam mit seinen

    Partnern mehr als 122 Millionen PET-Verpa-

    ckungen aus 100 Prozent Altplastik mit einem

    Anteil von 20 Prozent Recyclat aus dem Gelben

    Sack auf den Markt gebracht. Wir können nicht

    nur PET-, sondern inzwischen auch HDPE-Kunst-

    stoffe ohne Qualitätsverlust wiederverwerten

    – einer der meistgenutzten Kunststoffe welt-

    weit. Mit der Verwendung von HDPE Verpackun-

    gen, die zu 100 Prozent aus der haushaltsnahen

    Sammlung Gelber Sack stammen, ist es gelungen,

    den Materialkreislauf für einen weiteren Kunst-

    stoff zu schließen.

    Weiterer Schwerpunkt ist der Nutzen der

    Kreislaufwirtschaft für die Ökosysteme – al-

    len voran für die Vermeidung von Plastik

    in den Weltmeeren. Auch Mikropla