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Mode als Wegwerfware 1
MODE ALS
WEGWERFWARE
Repräsentative Greenpeace-Umfrage zu Kaufverhalten, Tragedauer und Entsorgung von Kleidung in Österreich
Billig und viel kaufen, kurz oder nie tragen, schnell wegwerfen – so gehen wir im Fast-
Fashion-Zeitalter oft mit Mode um. Angekurbelt wird dieses Verhalten von Textil-Giganten
wie H&M oder Zara, die im Wochen-Rhythmus neue Billigkollektionen in die Läden brin-
gen. Kleidung wird dabei immer mehr zur Wegwerfware. Doch diese billige Kleidung hat
ihren Preis: In den überwiegend in Asien gelegenen Produktionsländern ist die rasant
wachsende Textilindustrie der größten Wasserverbraucher und Wasserverschmutzer ge-
worden. Rund 8.000 Liter Wasser1 verbraucht die Produktion eines einzigen Paares
Jeans. 3.500 krebserregende, hormonell wirksame oder anderweitig giftige Chemikalien
setzt die Textilindustrie ein2, um Rohmaterialien zu bunt bedruckter Kleidung zu verarbei-
ten. Viele dieser Chemikalien findet man nicht nur im Umfeld der Fabriken, sondern in-
zwischen rund um den Globus – in der Küstenluft von Südafrika, der Leber von Eisbären3
und in der Muttermilch von Frauen4. Greenpeace kämpft seit 2011 mit seiner Detox-Kam-
pagne (https://detox.greenpeace.at) für eine saubere Textilindustrie. Doch das alleine
reicht nicht aus, wenn wir unsere Umwelt und Gesundheit vor diesen Gefahren schützen
wollen. Wir müssen auch unseren Kleiderkonsum verändern. Die Masse unseres Kleider-
verbrauchs ist zum Problem geworden.
Mit der hier vorliegenden repräsentativen Umfrage hat Greenpeace in die Kleider-
schränke geschaut und die österreichischen KonsumentInnen zwischen 14 und 69 Jahren
nach ihrem Umgang mit Kleidung befragt. Wir wollten wissen: Wie viele Kleidungsstücke
hängen in Österreichs Schränken? Wie lange werden sie getragen? Warum wird Kleidung
aussortiert? Werden Kleidungsstücke und Schuhe noch repariert? Wie sehr werden Al-
ternativen wie Kleidertausch oder Second-Hand-Läden genutzt?
Die Online-Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Marketagent im April 2019
im Auftrag von Greenpeace durchgeführt. Es wurden 1.500 Personen im Alter von 14 bis
69 Jahren befragt.
1 https://www.global2000.at/dein-wahrer-wasserverbrauch-4000-liter-t%C3%A4glich 2https://echa.europa.eu/documents/10162/22979590/230217_substitution_webinar_greenpeace_de-tox_en.pdf/fa71a525-12df-6978-dadf-2e3ed392d746 3 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959652619301799?via%3Dihub 4 ebd.
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72 Millionen ungetragene Kleidungsstücke
Im Durchschnitt besitzt eine 14- bis 69-jährige Person in Österreich 85 Kleidungsstücke.
Dabei sind Unterwäsche und Socken nicht mit einberechnet. Das entspricht insgesamt
etwa 547 Millionen Kleidungsstücken in dieser Altersgruppe in ganz Österreich. Den größ-
ten Teil davon machen kurz- sowie langärmelige Oberteile aus.
Auf Basis der Umfragedaten haben die ExpertInnen von Greenpeace eine Hochrechnung
für ganz Österreich durchgeführt: Nach Angaben aller Befragten wird von den 14 bis 69-
Jährigen etwa jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr selten getragen (rund
13 Prozent). Insgesamt entspricht das mindestens 72 Millionen Kleidungsstücken (oder
11 Teilen pro Person), die vollkommen oder nahezu ungenutzt nur für den Schrank pro-
duziert wurden.
Kleidung mit kurzem Ablaufdatum Oberteile und Hosen sowie insbesondere Schuhe werden nur noch kurze Zeit genutzt. Spätestens nach drei Jahren wird gut die Hälfte dieser Kleidungsstücke ausgemustert, etwa jeder Zehnte trennt sich innerhalb von nur einem Jahr von neuen Schuhen. Frauen behalten über alle Kategorien hinweg die meisten ihrer Kleidungsstücke mehr als drei Jahre lang und somit länger als Männer. Das könnte damit zusammenhängen, dass Frauen im Schnitt mehr Teile im Kleiderschrank haben, auf die sie zurückgreifen kön-nen, und die einzelnen Stücke deshalb langsamer kaputt gehen. Jacken, Mäntel und Kleider überleben hingegen sowohl bei Frauen als auch bei Männern meist mehr als drei Jahre, bevor sie ausrangiert werden. Fast die Hälfte der Befragten (rund 45 Pro-zent) hat in den letzten sechs Monaten Kleidung weggeworfen.
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Beweggründe für das Aussortieren: Entspricht nicht mehr dem Geschmack
Die am häufigsten angegebenen Gründe, warum Kleidung ausrangiert wird, sind Ver-
schleiß (rund 80 Prozent) oder dass die Kleidung nicht mehr passt (rund 61 Prozent). In
der Umfrage sieht man auch die immer schneller wechselnden Trends gut abgebildet:
Rund die Hälfte aller Befragten (rund 49 Prozent) trennt sich von Kleidung, weil die Klei-
dungsstücke nicht mehr gefallen, rund 27 Prozent, weil sie nicht mehr der Mode oder dem
eigenen Stil entsprechen. Etwa genauso viele Personen (rund 28 Prozent) erklären, sie
müssen im Kleiderschrank Platz schaffen.
Wie Österreich mit aussortierter Kleidung umgeht Müll- oder Kleidersammelbox
Die aussortierte Kleidung wird in den meisten Fällen weggeworfen (rund 45 Prozent der
Befragten haben Kleidung in den letzten sechs Monaten weggeworfen) oder anonym ge-
spendet (also beispielsweise. in eine Kleidersammelbox geworfen – rund 42 Prozent der
Befragten haben das in den vergangenen sechs Monaten gemacht). Alternativen, wie
Kleidung weiter zu geben, weiter zu verkaufen oder zu tauschen, werden bislang noch
kaum praktiziert: Rund 81 Prozent der Befragten haben noch nie Kleidung getauscht,
etwa 71 Prozent noch nie welche selbst hergestellt. Kleidung zu verleihen haben zwei
Drittel (66 Prozent) noch nie ausprobiert. Immerhin mehr als 70 Prozent geben Kleidung
im Bekanntenkreis weiter, ein Drittel (rund 34 Prozent) hat bereits mindestens einmal ge-
brauchte Kleidung gekauft. Und Kleidertausch könnte in Zukunft gebräuchlicher werden:
Bereits mehr als ein Drittel der befragten Teenager (von 14–19 Jahren) haben bereits
einmal Kleidung getauscht. In der höchsten Altersgruppe der Befragung (60–69 Jahre)
haben hingegen erst rund 7 Prozent Tauscherfahrung gesammelt.
Frauen flicken mehr als Männer: Unterschiede im Umgang mit Kleidung
Drei von fünf Männern (rund 59 Prozent) haben noch nie ein kaputtes Kleidungsstück
selbst repariert. Frauen flicken deutlich öfter: Drei von fünf befragten Frauen (rund 63
Prozent) gaben an, zumindest ein Kleidungsstück bereits wieder gerichtet zu haben.
Rund 36 Prozent gaben zudem an, Kleidung in den letzten sechs Monaten repariert zu
haben. Sieben von zehn befragten Männern (etwa 73 Prozent) haben zudem noch nie
Second-Hand-Kleidung gekauft. Bei Frauen liegt die Zahl etwas geringer, hier sind es
sechs von zehn (rund 59 Prozent). Nur dem Kleidertausch stehen beide Geschlechter
gleichermaßen skeptisch gegenüber. Rund 79 Prozent der Frauen sowie 83 Prozent der
Männer haben nach eigenen Angaben noch nie Kleidung getauscht.
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Einstellung zu Kleidung
Shoppen macht Spaß – Garantien für Kleidung gewünscht
Zwei Drittel der Befragten (rund 66 Prozent) legen großen Wert darauf, gut auszusehen.
Bei den 14- bis 19-Jährigen sind Style und Trend mit Abstand die ausschlaggebendsten
Kaufkriterien (63 Prozent), Rund die Hälfte gibt an, beim Einkaufen Spaß zu haben (rund
45 Prozent) und hält Siegel zur Erkennung von nachhaltig, umweltverträglich und fair her-
gestellter Kleidung für sehr hilfreich (rund 51 Prozent). Greenpeace empfiehlt dabei Gü-
tesiegel wie etwa GOTS (Global Organic Textile Standard) sowie Ökotex made in Green.
Aus der Sicht der Umweltschutzorganisation ist hingegen das Siegel Oeko-Tex 100 / Tex-
tiles Vertrauen nicht empfehlenswert. Dabei handelt es sich rein um ein Verbraucher-
schutzsiegel. Die Herstellungsbedingungen werden dabei nicht untersucht.
Allerdings sind Gütezeichen nur bei jeder/jedem dritten Befragten (rund 31 Prozent) ein
Kaufkriterium. Gut die Hälfte (rund 47 Prozent) stimmt der Aussage zu, dass Kleidung vor
allem preiswert sein muss (Frauen: 51 Prozent, Männer: 43 Prozent). Etwa gleich viele
der KonsumentInnen (rund 44 Prozent) wünschen sich hingegen Garantien, ähnlich wie
bei elektrischen Geräten, auch für Kleidung. Und rund 40 Prozent sehen die Unternehmen
in der Verantwortung, Kleidung zurückzunehmen.
Beim Einkauf ist die Übermacht der global agierenden Fast-Fashion-Hersteller klar er-
sichtlich: Mehr als die Hälfte aller Befragten (rund 58 Prozent) kauft ihre Kleidung in den
Filialen von H&M, Zara und Co. Die tatsächliche Zahl liegt sogar noch höher, denn unter
den rund 8 Prozent derjenigen, die „Woanders“ angaben, erklärten sehr viele davon auf
Nachfrage, dass sie bei (ebenfalls international agierenden und produzierenden) Ketten
wie NKD und KIK einkaufen.
Auffällig: Der Online-Konsum von Kleidung hat bereits einen Anteil von etwa 26 Prozent
– ein Viertel aller ÖsterreicherInnen kauft Kleidung also bereits hauptsächlich über das
Internet. In der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen sind es sogar rund 38 Prozent, und auch
ein Fünftel der 60 bis 69-Jährigen bestellt Kleidung hauptsächlich online. Für die Umwelt
ist das eine negative Entwicklung: Verpackungen sind nur ein Teil des Problems rund um
das Verschicken von Paketdiensten, die anderen Bereiche sind der CO2-Verbrauch beim
Transport sowie der hohe Prozentsatz an Retouren (die in den meisten Fällen entsorgt,
und nicht an andere KundInnen nochmals verschickt werden).
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Konsumverhalten in den Bundesländern
Auch in den Bundesländern lassen sich Unterschiede beim Konsumverhalten feststellen.
So besitzen die burgenländischen und niederösterreichischen Befragten mit durchschnitt-
lich 104 sowie 94 die meisten Kleidungsstücke. Befragte aus Vorarlberg und Salzburg
haben hingegen mit 74 sowie 68 Stück die wenigsten Teile. Auf Basis der Umfragedaten
haben die ExpertInnen von Greenpeace eine Hochrechnung für die Bundesländer vorge-
nommen.
Wien
Nach Angaben der Befragten besitzen die WienerInnen im Alter von 14 bis 69 Jahren
etwa 89 Kleidungsstücke, damit liegen sie etwas über dem Bundesdurchschnitt. Bundes-
weit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr selten getragen, was rund
13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bundesland Wien sind das insgesamt min-
destens 17 Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für Wiener Kleider-
schränke produziert wurden.
Gut zwei Drittel der Befragten in Wien (rund 68 Prozent) legen darauf Wert gut auszuse-
hen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie verschlissen sind (was
rund 77 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen (rund 67 Prozent). Auch
wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund 48 Prozent), werden Klei-
dungsstücke aussortiert. Nahezu die Hälfte (rund 46 Prozent) gibt an, in den letzten sechs
Monaten Kleidung weggeworfen zu haben. Fast ebenso viele (44 Prozent) haben Teile
aus ihrem Kleiderschrank an Unbekannte verschenkt. An Bekannte hat rund ein Drittel
der Befragten Kleidungsstücke weitergegeben. Nur wenige nutzen jedoch Alternativen
wie Kleidertausch (rund 20 Prozent). Die eigene Kleidung repariert haben hingegen be-
reits 44 Prozent der Befragten (24 Prozent sogar in den letzten sechs Monaten). Einge-
kauft wird vor allem (rund 60 Prozent) bei internationalen Herstellern wie etwa Zara, doch
bereits fast ein Drittel (etwa 27 Prozent) gibt an, online nach neuer Kleidung zu suchen.
Niederösterreich
Nach Angaben der Befragten besitzen die NiederösterreicherInnen im Schnitt 94 Klei-
dungsstücke pro Person. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder
nur sehr selten getragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bun-
desland Niederösterreich sind das mindestens 15 Millionen Kleidungsstücke, die nahezu
ungenützt nur für niederösterreichische Kleiderschränke produziert wurden.
Gut zwei Drittel der Befragten in Niederösterreich (rund 61 Prozent) legen darauf Wert
gut auszusehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie verschlissen
sind (was rund 80 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen (rund 63 Pro-
zent). Auch wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund 51 Prozent),
werden Kleidungsstücke aussortiert. Nahezu die Hälfte (rund 47 Prozent) gibt an, in den
letzten sechs Monaten Kleidung weggeworfen zu haben. Vier von fünf befragten Nieder-
österreicherInnen (rund 83 Prozent) haben noch nie Kleider getauscht. Auch Second-
Hand-Mode wird eher von wenigen KonsumentInnen gekauft. Von den Befragten haben
bislang nur ein Drittel (rund 36 Prozent) mindestens einmal gebrauchte Kleidung gekauft.
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Burgenland
Nach Angaben der Befragten besitzen die BurgenländerInnen im Durchschnitt 104 Klei-
dungsstücke pro Person. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder
nur sehr selten getragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Burgen-
land sind das mindestens drei Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für
burgenländische Kleiderschränke produziert wurden.
Etwas mehr als die Hälfte der befragten BurgenländerInnen (57 Prozent) legen Wert da-
rauf, gut auszusehen. Das ist etwas weniger als der Bundesdurchschnitt. Deshalb werden
die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie verschlissen sind (was rund 79 Prozent der
Befragten angeben) oder nicht mehr passen (rund 57 Prozent). Auch wenn die Teile nicht
mehr dem Geschmack entsprechen (rund 36 Prozent), werden Kleidungsstücke aussor-
tiert. Das tun rund ein Drittel der befragten Burgenländerinnen. Im Bundesdurchschnitt
passiert das hingegen bereits deutlich öfter. Hier sortiert jede/r Zweite (rund 49 Prozent)
Kleidung aus, wenn diese nicht mehr gefällt. Etwas mehr als ein Drittel der befragten
BurgenländerInnen (rund 38 Prozent) gibt an, in den letzten sechs Monaten Kleidung
weggeworfen zu haben. 96 Prozent haben noch nie Kleider getauscht. Im letzten Halbjahr
haben 13 Prozent der Befragten gebrauchte Kleidung gekauft.
Oberösterreich
Nach Angaben der Befragten besitzen die OberösterreicherInnen im Durchschnitt 78 Klei-
dungsstücke. Damit liegen sie im Vergleich etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 85
Teilen. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr selten ge-
tragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bundesland Oberöster-
reich sind das mindestens 11 Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für
oberösterreichische Kleiderschränke produziert wurden.
Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten in Oberösterreich (rund 70 Prozent) legen da-
rauf Wert gut auszusehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie
verschlissen sind (was rund 84 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen
(rund 64 Prozent). Auch wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund
51 Prozent), werden Kleidungsstücke aussortiert. Zwei von fünf befragten Oberösterrei-
cherInnen (rund 42 Prozent) geben an, in den letzten sechs Monaten Kleidung wegge-
worfen zu haben. Vier von fünf Befragten (rund 79 Prozent) haben noch nie Kleider ge-
tauscht. Auch Second-Hand-Mode wird wie im Bundesdurchschnitt eher von wenigen
KonsumentInnen gekauft. Von den Befragten haben bislang nur ein Drittel (rund 37 Pro-
zent) mindestens einmal gebrauchte Kleidung gekauft. Rund 28 Prozent der Befragten
OberösterreicherInnen haben während der letzten sechs Monate ihre Kleidung selbst re-
pariert.
Salzburg
Nach Angaben der Befragten besitzen die SalzburgerInnen 68 Kleidungsstücke pro Per-
son. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr selten getra-
gen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bundesland Salzburg sind
das mindestens 4 Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für Salzburger
Kleiderschränke produziert wurden.
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Etwas weniger als zwei Drittel der Befragten in Salzburg (rund 59 Prozent) legen darauf
Wert gut auszusehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie ver-
schlissen sind (was rund 84 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen
(rund 60 Prozent). Auch wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund
34 Prozent), werden Kleidungsstücke aussortiert. Im Vergleich tun dies in Salzburg weni-
ger KonsumentInnen als im Bundesdurchschnitt (rund 49 Prozent). Zwei von fünf Befrag-
ten (rund 40 Prozent) geben an, in den letzten sechs Monaten Kleidung weggeworfen zu
haben. Rund 73 Prozent haben noch nie Kleider getauscht. Auch Second-Hand-Mode
wird wie im Bundesdurchschnitt eher von wenigen Personen gekauft. Von den Befragten
haben bislang nur ein Drittel (rund 34 Prozent) mindestens einmal gebrauchte Kleidung
gekauft.
Steiermark
Nach Angaben der Befragten besitzen die SteirerInnen im Durchschnitt 85 Kleidungsstü-
cke pro Person. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr
selten getragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für die Steiermark sind
das mindestens 10 Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für steirische
Kleiderschränke produziert wurden.
Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten in der Steiermark (rund 68 Prozent) legen da-
rauf Wert gut auszusehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie
verschlissen sind (was rund 80 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen
(rund 61 Prozent). Auch wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund
53 Prozent), werden Kleidungsstücke aussortiert. Zwei von fünf Befragten (rund 43 Pro-
zent) geben an, in den letzten sechs Monaten Kleidung weggeworfen zu haben. Vier von
fünf der befragten SteirerInnen (rund 83 Prozent) haben noch nie Kleider getauscht. Mit
29 Prozent wird Second-Hand-Mode in der Steiermark von weniger KonsumentInnen ge-
kauft als im Bundesdurchschnitt. Dafür haben 15 Prozent der Befragten im letzten halben
Jahr Kleidung verliehen und ebenso viele Kleidung selbst repariert.
Kärnten
Nach Angaben der Befragten besitzen die KärntnerInnen im Durchschnitt 86 Kleidungs-
stücke pro Person. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr
selten getragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bundesland
Kärnten sind das mindestens 5 Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für
Kärntner Kleiderschränke produziert wurden.
Fast zwei Drittel der Befragten in Kärnten (rund 65 Prozent) legen darauf Wert gut aus-
zusehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie verschlissen sind
(was rund 73 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen (rund 57 Prozent).
Auch wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund 53 Prozent), werden
Kleidungsstücke aussortiert. Mehr als die Hälfte der Befragten (rund 53 Prozent) geben
an, in den letzten sechs Monaten Kleidung weggeworfen zu haben. Rund 26 Prozent der
Befragten haben bereits Kleider getauscht. Damit liegen die KärntnerInnen etwas über
dem Bundesdurchschnitt. Mit 26 Prozent wird hingegen Second-Hand-Mode im Vergleich
von weniger KonsumentInnen gekauft als im restlichen Bundesgebiet. Mehr als zwei Drit-
tel (rund 71 Prozent) geben zudem an, bei internationalen Herstellern einzukaufen.
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Tirol
Nach Angaben der Befragten besitzen die TirolerInnen im Schnitt 76 Kleidungsstücke pro
Person. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder nur sehr selten
getragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bundesland Tirol sind
das mindestens sechs Millionen Kleidungsstücke, die nahezu ungenützt nur für Tiroler
Kleiderschränke produziert wurden.
Etwas mehr als zwei Drittel der Befragten in Tirol (rund 67 Prozent) legen darauf Wert gut
auszusehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie verschlissen sind
(was rund 78 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen (rund 50 Prozent).
Auch wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund 51 Prozent), werden
Kleidungsstücke aussortiert. Mehr als die Hälfte der Befragten (rund 52 Prozent) geben
an, in den letzten sechs Monaten Kleidung weggeworfen zu haben. Vier von fünf Befrag-
ten (81 Prozent) haben noch nie Kleider getauscht. Im Gegensatz dazu hat jedoch ein
Viertel der Befragten angegeben, im letzten halben Jahr selbst Kleidung repariert zu ha-
ben.
Vorarlberg
Nach Angaben der Befragten besitzen die VorarlbergerInnen im Durchschnitt 74 Klei-
dungsstücke pro Person. Bundesweit wird jedes achte Kleidungsstück nie, fast nie oder
nur sehr selten getragen, was rund 13 Prozent entspricht. Hochgerechnet für das Bun-
desland Vorarlberg sind das mindestens drei Millionen Kleidungsstücke, die nahezu un-
genützt nur für Vorarlberger Kleiderschränke produziert wurden.
Zwei Drittel der Befragten in Vorarlberg (rund 67 Prozent) legen darauf Wert gut auszu-
sehen. Deshalb werden die Kleider nicht nur aussortiert, wenn sie verschlissen sind (was
rund 77 Prozent der Befragten angeben) oder nicht mehr passen (rund 47 Prozent). Auch
wenn die Teile nicht mehr dem Geschmack entsprechen (rund 41 Prozent), werden Klei-
dungsstücke aussortiert. Ein Drittel der Befragten (rund 34 Prozent) gibt an, in den letzten
sechs Monaten Kleidung weggeworfen zu haben. Im Vergleich ist dieses Ergebnis gerin-
ger als im Bundesdurchschnitt. Nur wenige nutzen jedoch Alternativen wie Kleidertausch
(86 Prozent haben noch nie Kleidung getauscht) oder das Verleihen von Kleidung (nur
rund 20 Prozent haben mindestens schon einmal Kleidung verliehen).
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Fazit
Kurzlebigkeit und Trends bestimmen den Umgang mit Kleidung
Mode hat für KonsumentInnen in Österreich einen hohen Stellenwert, denn gutes Ausse-
hen bedeutet den meisten Menschen viel. Daher werden Kleider nicht nur aussortiert,
wenn sie abgenutzt sind oder nicht mehr passen, sondern auch, wenn sie einfach nicht
mehr gefallen. Knapp jedes achte Teil hängt fast ungenutzt im Kleiderschrank. Alternati-
ven wie Kleidertausch, Second-Hand-Ware oder Reparaturen nutzen hingegen nur sehr
wenige der Befragten. Trotzdem würden die Verbraucher nachhaltiges Handeln der Tex-
tilfirmen begrüßen. Jede(r) Zweite empfindet Siegel als sehr hilfreich, und fast genauso
viele wünschen sich Garantien auf Kleidung. Diese Forderungen sollten Unternehmen
und Politik ernst nehmen, um die Wünsche der KonsumentInnen zu erfüllen. Garantien
auf Kleidung und ein verpflichtendes Rücknahme- und Recyclingsystem auf Unterneh-
mensseite wären große Fortschritte im Kampf gegen die Wegwerfkultur. Gleichzeitig müs-
sen den KonsumentInnen Alternativen wie das Tauschen von Kleidung oder der Kauf von
Second-Hand-Kleidung bewusster gemacht werden.
Greenpeace fordert
Von den Textilfirmen: Konzerne sollten sauber produzieren, Sozialstandards einhalten
und auf umweltfreundliche Rohstoffe setzen. Zudem sollten sie den KonsumentInnen
langlebige Kleidung anbieten, inklusive Garantien etwa auf Verschleißteile wie Reißver-
schlüsse. Gefragt ist mehr Qualität statt Quantität. Darüber hinaus sollte recyclingfähiges
Design in Zukunft verpflichtend sein.
Von den Politik: Gesetzlich verpflichtende Sozial- und Umweltstandards für Textilpro-
dukte.
Den KonsumentInnen empfiehlt Greenpeace vor dem Kauf nochmal zu überlegen, ob
es das neue T-Shirt wirklich braucht. Denn die Produktion von Kleidung verbraucht viel
Wasser. Zum Färben, Drucken und Waschen von Textilien werden Hunderte gefährliche
Chemikalien eingesetzt. Deshalb ist es Zeit, diesem Wegwerf-Trend ein Ende zu setzen.
Kleidung sollte wieder geschätzt, gepflegt und repariert werden.
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Die Ergebnisse im Detail
Geschätzte Anzahl an Kleidungsstücken
Zunächst baten wir die Befragten, die Anzahl ihrer Kleidungsstücke im Kleiderschrank zu
schätzen. Hierzu ist anzumerken, dass solche Schätzungen von den Betroffenen oft zu
niedrig angesetzt werden. Doch auch diese anzunehmenden Mindestwerte sind bereits
aussagekräftig:
Es ist zwar wenig überraschend aber doch auffallend: Frauen besitzen mehr Kleidung
als Männer, bei Schuhen sogar um das Doppelte mehr.
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Ausschlaggebende Aspekte beim Kleiderkauf
Die ausschlaggebenden Aspekte beim Kleiderkauf sind eindeutig Qualität und Preis, doch
auch Langlebigkeit und Reparierbarkeit ist Österreichs KonsumentInnen fast genauso
wichtig wie Style und Trend.
Auffällig:
● Bei den 14- bis 19-Jährigen sind Style und Trend mit Abstand die ausschlagge-
bendsten Kaufkriterien (63 Prozent), während man mit zunehmendem Alter immer
stärker auf das Material und die Verarbeitung achtet (85 Prozent der 60- bis 69-
Jährigen ist das Material bzw. die Stoffart am wichtigsten oder sehr wichtig).
● Der Preis ist für Frauen (81 Prozent bei 1 oder 2 auf fünfstufiger Skalierung) sig-
nifikant wichtiger als für Männer (69 Prozent).
● Je älter Herr und Frau Österreicher sind, desto ausgeprägter wird für sie die Re-
levanz von Gütezeichen. Während nur 22 Prozent der 20- bis 29-Jährigen darauf
achten, sind es in der Altersgruppe 60–69 fast doppelt so viele (41 Prozent).
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Am häufigsten genutzte Bezugsquellen von Kleidung
Beim Einkauf ist die Übermacht der global agierenden Fast-Fashion-Hersteller klar er-
sichtlich: Mehr als die Hälfte aller Befragten (rund 58 Prozent) kauft ihre Kleidung in den
Filialen von H&M, Zara und Co. Die tatsächliche Zahl liegt sogar noch höher, denn unter
den rund 8 Prozent derjenigen, die „Woanders“ angaben, erklärten sehr viele davon auf
Nachfrage, dass sie bei (ebenfalls international agierenden und produzierenden) Ketten
wie NKD und KIK einkaufen.
Auffällig: Der Online-Konsum von Kleidung hat bereits einen Anteil von etwa 26 Prozent
– ein Viertel aller ÖsterreicherInnen kauft Kleidung also bereits hauptsächlich über das
Internet. In der Gruppe der 20- bis 29-Jährigen sind es sogar rund 38 Prozent, und auch
ein Fünftel der 60 bis 69-Jährigen bestellt Kleidung hauptsächlich online.
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Nutzungsdauer von Kleidung
Während frühere Generationen vor allem auf Langlebigkeit und Qualität ihrer Kleidung
geachtet haben, ist die Nutzungsdauer von Kleidung drastisch gesunken. Das zeigen
auch die neuen Daten aus Österreich. Besonders bei Schuhen und Röcken sowie Klei-
dern wird dies ersichtlich.
● Rund 37 Prozent aller befragten Frauen tragen ihre Röcke und Kleider durch-
schnittlich selten (weniger als 1 Mal alle drei Monate) oder sogar fast nie, bevor
sie sie aussortieren.
● 13 Prozent aller gekauften Schuhe werden aussortiert, obwohl sie selten bis nie
getragen wurden.
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Dauer bis zum Aussortieren
Im Großen und Ganzen lässt sich feststellen: Etwa Hälfte unserer Kleidung sortieren wir
aus, bevor sie drei Jahre alt ist. Wieder ist besonders bei Schuhen eine Veränderung in
der Wertehaltung zu früher feststellbar – gerade da wurde lange Jahre auf Reparierbarkeit
und Qualität geachtet. Inzwischen schaffen es fast 60 Prozent aller Schuhe nicht mehr
ins vierte Jahr. Die Gründe dazu sind vielfältig:
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Gründe für das Aussortieren von Kleidung #
Fast vier Fünftel der Befragten gaben an, dass sie Kleidung dann aussortieren, wenn sie
kaputt oder verschlissen ist, über 60 Prozent sortieren aus, wenn sie nicht mehr passt.
Doch rund die Hälfte aller Befragten (49 Prozent) sortiert aus, weil die – wohl noch kom-
plett funktionale – Kleidung nicht mehr gefällt. Hier ist der Unterschied zwischen Frauen
und Männern sehr auffällig: Während „nur“ 41 Prozent der Männer hin und wieder Klei-
dung aussortieren, die ihnen nicht mehr gefällt, sind es 56 Prozent der Frauen. Dieser
Geschlechterunterschied zieht sich durch alle Antwortmöglichkeiten, die begründen, wa-
rum funktionale, nicht-kaputte Kleidungsstücke aussortiert werden: „Aus der Mode ge-
kommen / entspricht nicht meinem Stil“ geben 31 Prozent aller Frauen, aber nur 23 Pro-
zent aller Männer an. Mehr Platz im Kleiderschrank schaffen wollen 32 Prozent aller
Frauen, aber nur 23 Prozent der Männer.
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Tätigkeiten, die man mit der eigenen Kleidung gemacht hat
Während der überwiegende Großteil bei der Entsorgung der eigenen Kleidung entweder
auf den Mülleimer (rund 84 Prozent) oder auf Spendencontainer (rund 81 Prozent) setzt,
hat immerhin über die Hälfte aller Befragten ihre Kleidung entweder schon einmal selbst
repariert (rund 52 Prozent) oder reparieren lassen (rund 45 Prozent). Fast 39 Prozent aller
Befragten haben Kleidung schon einmal weiterverkauft, ein Drittel hat Kleidung mindes-
tens einmal schon gebraucht gekauft. Spannend ist auch, dass ebenso ein Drittel Klei-
dung schon einmal verliehen hat (hier ist wieder ein Gegensatz zwischen Frauen und
Männern zu sehen, der auf den unterschiedlichen Zugang zu Mode und Kleidung zwi-
schen den Geschlechtern hinweist: Etwa ein Viertel (rund 26 Prozent) der Männer, aber
etwa 42 Prozent der Frauen haben schon mal Kleidung verliehen).
Fast 20 Prozent der Bevölkerung haben schon einmal Kleidung getauscht. Im Umkehr-
schluss heißt dies jedoch, dass mehr als 80 Prozent noch nie getauscht haben. Allerdings
ist hier sehr deutlich ein Generationenunterschied zu sehen: Bereits mehr als ein Drittel
der befragten Teenager (von 14 bis 19 Jahren) hat bereits einmal Kleidung getauscht. In
der höchsten Altersgruppe der Befragung (60 bis 69 Jahre) haben erst etwa 7 Prozent
Tauscherfahrung gesammelt.
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Aussagen zur Kleidung
Im Fokus für die Befragten steht wenig überraschend das Aussehen: Rund 66 Prozent
stimmen der Aussage „Ich lege Wert darauf, gut auszusehen“ zu. Ein Hoffnungsschimmer
jedoch: 31 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es in Zukunft nicht mehr cool
sein wird, viel Kleidung zu besitzen, alle Altersgruppen schätzen das ähnlich ein.
In vielen Bereichen gibt es bereits Garantien auf Produkte, die über die gesetzliche Ge-
währleistung hinausgehen. Rund 44 Prozent der Befragten wünschen sich dieses auch
für Kleidung.
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Bei der Frage nach den Gütezeichen kommt klar heraus: Fairtrade ist das bekannteste
Gütezeichen mit einem gestützten Bekanntheitsgrad von 85 Prozent. Das lässt sich wahr-
scheinlich damit erklären, dass Fairtrade nicht nur bei Textilien, sondern auch im Lebens-
mittelbereich ein bekanntes Gütezeichen ist und somit Menschen bei ihren Alltagskäufen
häufig begegnet.
Auch sehr hoch ist der gestützte Bekanntheitsgrad von „Ökotex 100 – Textiles Vertrauen“.
Dieses Gütezeichen ist ebenso sehr weit verbreitet, wird von Greenpeace allerdings kriti-
siert. Es umfasst lediglich eine Aussage über den Schadstoffgehalt des fertigen Produkts,
sagt aber nichts über die Produktionsverhältnisse entlang der gesamten Herstellungs-
und Lieferkette aus.
Sämtliche weiteren abgefragten Siegel haben signifikant weniger Bekanntheit und Ver-
breitung.