moderne implantatprothetische lösungen - icc muenchen · vation der teilweise noch vorhandenen...

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Es gibt heute eine Anzahl von Materialweiter- entwicklungen, deren veränderte Eigenschaften neue prothetische Versorgungsmöglichkeiten er- schließen. Hierbei handelt es sich vornehmlich um moderne, stabile Kunststoffe sowie keramische Werkstoffe. Auch, wenn die ein oder andere Ent- wicklung vielleicht interessant ist, überzeugen diese Materialien in der abnehmbaren (implantat- gestützten) Prothetik selten. Vor allem in der Ge- rüstherstellung fehlt oftmals hierfür (noch) die medizinische Indikation. Die Autoren zeigen, wie man Lösungen für komplexe Fälle schafft mit be- währten Materialien, einem implantatprotheti- schen Konzept in einem modernen Herstellungs- verfahren. Indizes: Gold, Implantatprothetik, Komposit, Kü- vettentechnik, NEM, individuelle Titanabutments Einleitung Herausnehmbarer Zahnersatz ist in seinem Erfolg und dessen Beständigkeit weniger vorhersagbar als festsit- zender, trotzdem sind wir immer wieder gezwungen die Herausforderung anzunehmen. Implantate können zwar die Retention von Zahnersatz verbessern, schwierig bleibt jedoch die Entscheidung hinsichtlich der optimalen Retentionsart. Der Vorteil, den man auf- grund einer Pfeilervermehrung durch Implantate er- zielt, kann sich schnell zum Nachteil entwickeln, wenn die natürlichen Zähne nicht mehr in das prothetische Konzept passen und zum Beispiel aus Platzgründen nicht mehr ausreichend unter der Überkonstruktion verborgen werden können. Das ist in unseren Augen besonders bitter, da wir uns natürlich nicht einbilden, dass unsere Implantate besser sind als natürliche Zähne; bestenfalls sind sie maximal fast so gut. Trotzdem haben wir uns nicht nur einmal aus prothe- Moderne implantatprothetische Lösungen Einfach wie komplex, vielleicht traditionell – aber vor allem erfolgreich tischen Gründen von dem ein oder anderen Zahn trennen müssen. Die Erfahrung lehrt uns, dass es keine retentive Ideallösung gibt, sondern eine individuell an- gepasste Lösung erfordert – entsprechend der Situa- tion und der Erwartungshaltung des Patienten. Rück- blickend betrachtet erkennen wir dabei einen Trend hin zu Stegvarianten. Gerade bei dieser Versor- gungsart können moderne CAD/CAM-Lösungen an- gewandt werden. Dabei geht es nicht immer nur um den Einsatz von Zirkonoxid, sondern auch um Werk- stoffe wie NEM, Gold oder Titan. Für Zirkonoxid sehen wir bei der herausnehmbaren Prothetik keinen Vorteil. Ästhetische Kompromisse ak- zeptieren wir nur in Ausnahmefällen. Gerade deshalb kommunizieren wir unseren Patienten deutlich, dass eine herausnehmbare Lösung ebenso gut aussehen kann wie eine festsitzende beziehungsweise eine be- dingt herausnehmbare Variante. Patientenfall: Ausgangssituation Der 78-jährige Patient stellte sich bei uns mit multiplen Problemen vor: Schlecht sitzende Oberkiefer-Teleskoparbeit auf natürlichen Pfeilern mit schlechter Retention Häufig auftretende Frakturen der Überkonstruk- tion Ästhetisch unbefriedigendes Ergebnis Funktionelle Probleme im Bereich der statischen und dynamischen Okklusion Mundbrennen trotz angeblich biologisch opti- maler Materialwahl, Zirkonoxid-Primärteile und metallfreie Suprakonstruktion in moderner Kom- posittechnik mit einem Gerüst aus Thermoplast Nach der Befundung des Patienten konnten wir die meisten Probleme zwar nachvollziehen, hatten aber 380 | teamwork J CONT DENT EDUC 5/2013 IM FOKUS Interaktive Lerneinheit mit zwei Fortbildungs- punkten nach den Richtlinien der BZÄK- DGZMK unter www.dental-online- community.de Ein Beitrag von Dr. Peter Randelzhofer, Dr. Claudio Cacaci und Uwe Gehringer, alle München

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Page 1: Moderne implantatprothetische Lösungen - ICC Muenchen · vation der teilweise noch vorhandenen Sekundär-karies, Abformung der Zahnpräparationen mit Doppelfadentechnik und der Implantate

Es gibt heute eine Anzahl von Materialweiter-entwicklungen, deren veränderte Eigenschaftenneue prothetische Versorgungsmöglichkeiten er-schließen. Hierbei handelt es sich vornehmlich ummoderne, stabile Kunststoffe sowie keramischeWerkstoffe. Auch, wenn die ein oder andere Ent-wicklung vielleicht interessant ist, überzeugendiese Materialien in der abnehmbaren (implantat-gestützten) Prothetik selten. Vor allem in der Ge-rüstherstellung fehlt oftmals hierfür (noch) diemedizinische Indikation. Die Autoren zeigen, wieman Lösungen für komplexe Fälle schafft mit be-währten Materialien, einem implantatprotheti-schen Konzept in einem modernen Herstellungs-verfahren.

Indizes: Gold, Implantatprothetik, Komposit, Kü-vettentechnik, NEM, individuelle Titanabutments

EinleitungHerausnehmbarer Zahnersatz ist in seinem Erfolg unddessen Beständigkeit weniger vorhersagbar als festsit-zender, trotzdem sind wir immer wieder gezwungendie Herausforderung anzunehmen. Implantate könnenzwar die Retention von Zahnersatz verbessern,schwierig bleibt jedoch die Entscheidung hinsichtlichder optimalen Retentionsart. Der Vorteil, den man auf-grund einer Pfeilervermehrung durch Implantate er-zielt, kann sich schnell zum Nachteil entwickeln, wenndie natürlichen Zähne nicht mehr in das prothetischeKonzept passen und zum Beispiel aus Platzgründennicht mehr ausreichend unter der Überkonstruktionverborgen werden können. Das ist in unseren Augenbesonders bitter, da wir uns natürlich nicht einbilden,dass unsere Implantate besser sind als natürlicheZähne; bestenfalls sind sie maximal fast so gut.Trotzdem haben wir uns nicht nur einmal aus prothe-

Moderne implantatprothetischeLösungen

Einfach wie komplex, vielleicht traditionell –aber vor allem erfolgreich

tischen Gründen von dem ein oder anderen Zahntrennen müssen. Die Erfahrung lehrt uns, dass es keineretentive Ideallösung gibt, sondern eine individuell an-gepasste Lösung erfordert – entsprechend der Situa-tion und der Erwartungshaltung des Patienten. Rück-blickend betrachtet erkennen wir dabei einen Trendhin zu Stegvarianten. Gerade bei dieser Versor-gungsart können moderne CAD/CAM-Lösungen an-gewandt werden. Dabei geht es nicht immer nur umden Einsatz von Zirkonoxid, sondern auch um Werk-stoffe wie NEM, Gold oder Titan.

Für Zirkonoxid sehen wir bei der herausnehmbarenProthetik keinen Vorteil. Ästhetische Kompromisse ak-zeptieren wir nur in Ausnahmefällen. Gerade deshalbkommunizieren wir unseren Patienten deutlich, dasseine herausnehmbare Lösung ebenso gut aussehenkann wie eine festsitzende beziehungsweise eine be-dingt herausnehmbare Variante.

Patientenfall: AusgangssituationDer 78-jährige Patient stellte sich bei uns mit multiplenProblemen vor:• Schlecht sitzende Oberkiefer-Teleskoparbeit auf

natürlichen Pfeilern mit schlechter Retention• Häufig auftretende Frakturen der Überkonstruk-

tion• Ästhetisch unbefriedigendes Ergebnis• Funktionelle Probleme im Bereich der statischen

und dynamischen Okklusion• Mundbrennen trotz angeblich biologisch opti-

maler Materialwahl, Zirkonoxid-Primärteile undmetallfreie Suprakonstruktion in moderner Kom-posittechnik mit einem Gerüst aus Thermoplast

Nach der Befundung des Patienten konnten wir diemeisten Probleme zwar nachvollziehen, hatten aber

380 | teamwork J CONT DENT EDUC 5/2013

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Interaktive Lerneinheit

mit zwei Fortbildungs-

punkten nach den

Richtlinien der BZÄK-

DGZMK unter

www.dental-online-

community.de

Ein Beitrag von Dr. Peter Randelzhofer, Dr. Claudio Cacaci und Uwe Gehringer, alle München

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implantatprothetische

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adhoc keine erfolgversprechende Lösung parat (Abb. 1bis 4). Deshalb entschlossen wir uns, den Fall unsererüblichen prothetischen Planung im Team zu unter-ziehen und im Anschluss die möglichen Varianten mitdem Patienten zu diskutieren. Der Unterkiefer wurdeauf ausdrücklichen Wunsch des Patienten nicht in diePlanung einbezogen, da das Budget des Patientennach mehreren kostspieligen Behandlungen knapp be-messen war.

PlanungDie herausnehmbare Kompositbrücke im Unterkiefer,verankert auf sehr vielen Parallelteleskopen, war bezüg-lich der Zahnaufstellung als akzeptabel einzustufen.Auch aus parodontaler Sicht war gegen die Versorgungnichts einzuwenden, deshalb konnte sie problemlos alsLangzeitprovisorium eingesetzt werden. Die etwas hän-gende Speekurve im ersten und dritten Quadranten solltespäter mit adhäsiven Table-Tops ausgeglichen werden.Fairerweise muss noch erwähnt werden, dass der Patientmit der Arbeit im Unterkiefer vollkommen zufrieden war.

Die LösungUnser Therapieansatz beruhte darauf, eine bessere Ab-stützung (Pfeilerverteilung) mithilfe von Implantatenzu gewährleisten, da sich im zweiten Quadranten distal

von Zahn 21 kein weiterer mehr befand. Der ortsstän-dige Knochen wurde hier – im Zuge einer vom vor herigen Behandler so genannten Entzündungssanie-rung – angefrischt und teilweise entfernt. Dieser Maß-nahme fiel auch der ein oder andere Zahn zum Opfer.Alle restlichen Zähne im Oberkiefer wurden als erhal-tungswürdig eingestuft und sollten in die zukünftigeRestauration integriert werden. Zudem sollten im erstenQuadranten mindestens zwei und im zweiten Qua-dranten drei Implantate gesetzt werden. Dann galt es,über die Implantate eine möglichst großflächige, starreVerankerung zu kreieren, die auch ohne natürlichePfeiler ganz individuell funktioniert. Die chirurgischenMaßnahmen sollten dem Patienten gegenüber alters-entsprechend möglichst minimalinvasiv durchgeführtwerden. Auf einen externen Sinuslift wurde dement-sprechend verzichtet, auch, wenn eine distale Abstüt-zung wünschenswert gewesen wäre.

Normalerweise bevorzugen wir Stegverbindungen fürherausnehmbare Versorgungen. Es ist uns jedoch be-wusst, dass gerade bei implantatgestützten Rekonstruk-tionen jeder Kiefer und jeder Patient eine individuelle Lö-sung erfordert. In diesem Fall haben wir uns dazu ent-schieden, die verbliebenen Zähne zu erhalten und sie viaDoppelkronentechnik mit den Implantaten zu verbinden.

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Abb. 1 Die Ausgangs-

situation: Lachen-der Patient im

Portrait, leicht zuerkennen die

Unstimmigkeitenin der Okklusi-

ons- und in derSpee-Kurve, derZahnachsen und

der Mittellinie

Abb. 4 Intraorale Okklusal-Ansicht: der Patient klagte überMundbrennen

Abb. 3 Basalansicht mit einigen Verschleißspuren

Abb. 2 Frontalansicht der vom Patienten getragenen OberkieferProthese

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Voraussetzung für Implantatkonusarbeiten ist eineausreichende Bauhöhe von mindestens 7 mm pro Pri-märteil. Unser Patient lag aufgrund der fortgeschrit-tenen Kieferkammresorption noch innerhalb des ange-sprochenen Limits, deshalb haben wir uns für die Ko-nuskronenvariante entschieden. Trotz der schwierigenVerbindung von Zähnen und Implantaten erschiendiese Lösung sinnvoll. Im Hinblick auf die Materialwahlvertrauten wir CAD/CAM-gestützt hergestellten, indi-viduellen Titanabutments und Titan-Primärkappen.Die Sekundärkonstruktion sollte auf hochgoldhaltigen,intraoral passiv verklebten Sekundärteilen in einemgusstechnisch hergestellten NEM-Gerüst basieren.„Stabil, grazil und beständig“ – das sind die Parameter,denen wir bei solchen prothetischen Versorgungenvertrauen. Da uns der Patient sein Vertrauen schenkteund das Ziel klar definiert war (optimierte Ästhetik),konnten wir mit der Umsetzung einer CAD/CAM-ge-fertigten herausnehmbaren Brückenversorgung mit-hilfe individueller Küvettentechnik beginnen.

Arbeitsprotokoll • Frontzahnaufstellung mit Phonetik- und Ästhetik-

anprobe• Backwardplanning für eine prothetisch orientierte

Implantatpositionierung; Implantate erweisensich, abgesehen von einem Einsatz in der Kiefer-orthopädie, als gute Lösung für eine Vielzahl pro-thetischer Probleme

• Präprothetische Vorbehandlung Phase I: Mundhy-giene und konservierende Maßnahmen

• Implantatchirurgie in lokaler Anästhesie in Position14, 12, 21, 23, 25; mit augmentativen Maß-nahmen für ein optimiertes Knochenlager. Zur An-wendung kamen autologer Knochen aus der Um-gebung und Bio-Oss sowie Kollagenmembranen.Die Einheilzeit wurde mit vier Monaten festgesetzt.Der Durchmesser betrug bei allen Implantaten 3,8 mm

(Camlog Screw-Line Promote Plus) bei einer Längevon 11 mm. Der Durchmesser 3,8 mm liefert einegute Implantatstabilität bei möglichst viel umge-bendem Knochengewebe. Dickere Implantate be-deuten gleichzeitig auch dickere Bauteile im Be-reich der Suprakonstruktion. Allerdings sind dickereBauteile nachteilig, da sie nur schwer unter der Se-kundärkonstruktion versteckt werden können

• Freilegung mit Weichgewebsoptimierung unterZuhilfenahme von Rolllappen und Vestibulum-plastiken für eine stabile und sichere Einbettungder Implantatabutments in die umgebende kera-tinisierte Gingiva. Dieser Punkt ist uns besonderswichtig, da wir davon überzeugt sind, dass sichder Langzeiterfolg von Implantaten vor allemdurch das periimplantäre Gewebe und dessenQualität definieren lässt

• Entfernen der alten Zirkonoxid-Primärteile; Exka-vation der teilweise noch vorhandenen Sekundär-karies, Abformung der Zahnpräparationen mitDoppelfadentechnik und der Implantate. ErsteBissregistrierung und Anfertigung von direktenProvisorien der beschliffenen Zahnstümpfe 15,13, 11 (Abb. 5 und 6). Anprobe der aus Titan ge-fertigten Primärteile in CAD/CAM-Technik, unterBerücksichtigung der Implantatachsen; Fixations-abformung der Primärteile und der Implantate(Abb. 7 bis 13). Die Implantate sind schließlichZahnstumpf und Primärteil in einem. Die Anferti-gung der Abutments darf selbstverständlich erstnach der Set-up Anprobe erfolgen. Wie solltesonst der Zahntechniker auch nur annäherndwissen, wo die Abutments genau hin gehören?

• Definitve Bissnahme mit der auf der Fixationsab-formung basierenden – dem so genannten Meis-termodell – hergestellten Registrat

• Anprobe der gesamten Zahnaufstellung mit Zen-trikkontrolle

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Abb. 5 Freilegung der Implantate mit Weichgewebsmanage-ment zur Verbesserung der keratinisierten Gingiva

Abb. 6 Okklusalansicht mit präparierten Zahnstümpfen und ge-sundem Weichgewebe um die Implantatpfeiler

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Abb. 7 Vorbereitung zur Fixations-/Über-

abformung: Die Abformpfostenund die pfeilerzahngetragenen

Titan-Primärteleskope werden mitKunststoffstegen zur intraoralen

Verblockung vorbereitet

Abb. 10 Die für das Copy-

CAD-Verfahrenvorbereitete

Wachsmodella-tion der Primärte-

leskope auf denPfeilerzähnen

Abb. 9 Das Meistermodellmit den aufradier-ten Emergenzpro-

filen: Auf eineabnehmbare Gin-

givamaske wirdbewusst verzichtet,da eine Radierungin Gips wesentlich

genauer ist

Abb. 13 Die individuellen Dedicam

Titan-Abutments passen präzise

Abb. 12a und b Dedicam Abutment

im Copy-CAD-Verfahren

Abb. 11 Eingescannte Situation derWachsmodellation für das

Copy-CAD-Verfahren

Abb. 8 Nach der Verblockung der Kunst-stoffstege erfolgt die Überabfor-

mung mit individuellem Löffel.Damit gelingt eine präzise passive

Abformung der Pfeilerzähne und der Implantate

12b11

109

87

12a

13

Vorbereitung zur Fixations-/Über-abformung: Die Abformpfostenund die pfeilerzahngetragenen

Titan-Primärteleskope werden mitKunststoffstegen zur intraoralen

Verblockung vorbereitet

Abb. 8 Nach der Verblockung der Kunst-

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• Verklebung der Implantat-Sekundärteile (Gold-kappe und Gerüst) mit einem Befestigungszementauf Kompomerbasis (AGC Cem Wieland Dental) imMund des Patienten (Abb. 14 und 15). Die Kappenauf den natürlichen Zähnen waren bereits vorherauf dem Modell in das Gerüst positioniert worden(Abb. 16 bis 18). Die Eigenbeweglichkeit der natür-lichen Zähne erfordert hier keine absolute Passivie-rung durch eine intraorale Verklebung. Letzte Äs-thetik- und Funktionsanprobe vor der Herstellungder definitiven Versorgung. Die Kunststoffzähne be-finden sich in der rein einfarbigen Dentinausfüh-rung direkt aus der Küvette (Universal Metallkü-vette, anaxdent) (Abb. 19 bis 25)

• Eingliederung der fertigen Arbeit; die Abutmentssind zweimal mit 25 Ncm festgesetzt worden; dasImplantat wurde gereinigt und es kam CHX-Gel auf

das Verbindungsteil des Abutments. Die okklusaleÖffnung wurde mit Cavit und Komposit ver-schlossen. Die Verblendung erfolgte leicht indivi-dualisiert mit SR Nexco Komposit (Ivoclar Vivadent).Der Kunststoff gibt sowohl die weiße als auch dierote Ästhetik sehr gut wieder. Der Patient kam mitder Versorgung sehr gut zurecht. Die Okklusion imUnterkiefer wurde mit geklebten Kompositauf-bauten erhöht und bezüglich einer harmonischenSpeekurve angepasst (Abb. 26 bis 34)

DiskussionPatientenzufriedenheitWir waren uns am Anfang der Behandlung nicht zu 100Prozent sicher, dass wir den Fall erfolgreich lösenkönnen. Vor allem die Problematik mit dem Mund-brennen und die Angst des Patienten vor Allergien undUnverträglichkeiten aufgrund der verwendeten Werk-stoffe haben unsere Zweifel geschürt. Dementsprechendvorsichtig und zurückhaltend waren wir bei der durchuns hervorgerufenen Erwartungshaltung. Letztendlichkonnten wir dem Patienten vor allem dadurch Sicherheitgeben, dass wir ihm genau zugehört haben, ohne gleicheine standardisierte Lösung zu präsentieren. Zudem hatihn das strukturierte und aufwendige, präzise Vorgehenüberzeugt, das nach Empfinden des Patienten wesent-lich zeitaufwendiger war als beim vorigen Behandler.Sich für eine Behandlung lange Zeit zu nehmen, musszwar kein Qualitätsmerkmal an sich sein, wirkt sich je-doch bei komplexen Fällen vorteilhaft aus.

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Abb. 14 Das NEM-Gerüstwird mittels Mo-dellgusstechnikklassisch herge-stellt. WichtigeErfolgsfaktorensind dabei dieHöckerunterstüt-zung und einemechanische Retention

Abb. 15 Erfahrungsgemäßweisen Galvano-teleskope einenstarken Retenti-onsverlust auf,darum kamenklassische Gold-guss-Sekundär -teleskope zumEinsatz

Abb. 18 Die gestrahlten Konuskappen wer-den mit der Silani-sierungsflüssigkeitkonditioniert und im Anschluss unterrelativer Trockenhal-tung passiv verklebt

Abb. 17 Implantatabutmentsmit aufgesetztenKonuskappen unddie Pfeilerzähne mitden Primärteilen

Abb. 16 Basalansicht derBrücken-Prothesemit Sekundärge-rüst, vorbereitetzum passiven intraoralen Einkle-ben der Konus-kappen an denImplantatabut-ments

14

16 17

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15

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Abb. 19 anaxdent-

Küvette für dieVerblendtechnikmit lichthärten-dem Komposit-

material

Abb. 20a Wax-up für die Küvette

Abb. 20b Die reine Dentin-

masse nach derersten Pressung:

Die Abzugskanälewerden verschlif-fen, die rosa An-

teile mit Wachsergänzt ...

Abb. 21 ... und einprobiert

Abb. 25 Das Ergebnis

vor dem Aufbringen der Gingivamassen

Abb. 23 ... und der redu-

zierte Dentin -körper mit

transparenten undopaken Effektmas-

sen sowie Stainsindividualisiert

Abb. 24 Damit die Arbeit

unterfütterbarbleibt, ist es not-wendig, die Basis

aus PMMA zu gestalten

Abb. 22 Mithilfe von

Silikonvorwällenwird das Dentin

um die Menge derSchmelzmasse

reduziert ...

2120b

22

24

25

23

19 20a

Verblendtechnikmit lichthärten-dem Komposit-

material

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Materialwahl Auf die Materialfrage sind wir nur am Rande einge-gangen und haben uns dazu entschieden, für solcheArbeiten bewährte, stabile Materialien zu verwenden.Eine Lösung aus Titan, Gold und Nichtedelmetall er-schien uns als die beste Variante, um positive biologi-

sche Werkstoffeigenschaften bei herausnehmbarenImplantatsuprastrukturen mit einer grazilen und lang-lebigen Konstruktion zu verbinden. Metall ist in sol-chen Indikationen unschlagbar, denn mit keinem an-deren Material kann platzsparender und dünner gear-

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Abb. 27 und 28Die finale Arbeit:Die Individualisie-rung der Gingiviaund der Front-zähne wirkt sehrnatürlich

Abb. 26 Zähne und Im-plantate mit defi-nitiv eingesetztenPrimärteilen und Implantatabut-ments

Abb. 30Basalansicht derfertigen Arbeit:traditionell, stabilaber dennochgrazil und vorallem ästhetischund funktionell.Das schafft guteVorraussetzungenfür einen langeandauernden Erfolg

Abb. 29Okklusale Ansichtmit leicht indivi-dualisierten Kau flächen desZahnmodellsHans von H.-J. Lotz

27

28

3029

26

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Abb. 31 Detailansicht der Seitenzähne in Küvettentechnik

Abb. 34a und bDie Gegenüber-stellung der Vor-

her-Nacher-Situation zeigt

deutlich die Veränderung.Diese spiegelt

sich nicht nur am Lächeln, sondern

auch in denstrahlenden

Augen des Patienten

wieder

Abb. 32 und 33Die eingesetzte

Prothese in Funktion: Das Lachen

wirkt natürlich. Die Zähne undGingivaanteile

fügen sich harmonisch in

das orale Umfeld ein

33

34b34a

31

32

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beitet werden. Zudem sind Metallgerüste sehr stabil.In puncto Zahnfunktion und Ästhetik waren wir uns sicher, dass Komposit der richtig Werkstoff ist. Die ver-wendete Küvettentechnik schlägt jede von uns nochso konzentriert angefertigte (Voll-)Zirkonoxid-Variantein jeder Beziehung. Einen weiteren Vorteil sehen wir inder geringeren Härte des Materials und, dass dadurchdie okklusalen Kräfte weniger hart auf die Implantateund deren umliegenden Gewebe einwirken.

Ästhetik/Reparaturfähigkeit Für die Arbeit in Praxis und Labor ist es besonderswichtig, sich das Aussehen und Design der finalen Res-tauration über die Planung und das Set-up zu erar-beiten. Somit kann in jeder Phase mit den natürlichenZahnformen gearbeitet werden. Funktionelle und äs-thetische Probleme sowie Chipping und andere Be-schädigungen an der Verblendung können so in vielenFällen frühzeitig behoben werden. Die Arbeit wirddazu lediglich in die Silikonküvette gestellt und derlichthärtende Kunststoff als Reparatur oder kompletteNeuverblendung eingesetzt. Hierfür zahlt es sich aus,

das Meistermodell und ein Modell der fertigen Versor-gung aufzubewahren, das auch nach längerer Zeitwieder eingebettet werden kann. Gerade bei kom-plexen und umfangreichen Arbeiten schätzen wir dieMöglichkeit, schnell und unkompliziert Reparaturendurchführen zu können. Dazu wird das Komposit innur zwei Lagen in die Küvette eingebracht und lichtge-härtet. Lage Eins: Dentinkern, eingebracht und an-schließend reduziert. Lage Zwei: Farbe und Schmelz-masse. Auf die ästhetisch positiven Eigenschaften vonKompositen muss an dieser Stelle nicht weiter einge-gangen werden. Die im Vergleich zu Keramik kürzereHaltbarkeit und der verblassende Glanz von Kompositkann durch eine regelmäßige professionelle Reinigungund Politur ausgeglichen werden. Nach einigen Jahrenist selbst eine Neuverblendung ohne Probleme relativeinfach durchzuführen. Mithilfe der Küvettentechnikkann alles konserviert und sehr effizient wieder umge-setzt werden. Einen weiteren Vorteil dieser Techniksehen wir darin, dass jeder Prothesenzahn individuellhergestellt werden kann. Komposit-Restaurationenfertigen wir nur noch in dieser Technik an.

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Über die AutorenDr. Peter Randelzhofer absolvierte sein Studium der Zahnmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Im Jahr 1996 promovierte er. 1997 bis 2001 folgte die universitäreAusbildung in Prothetik und Implantologie als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Albert-Lud-wigs-Universität (Freiburg). 2001 nahm er die Stelle als Oberarzt am Academic Center Oral Im-plantology Amstelveen/Niederlande an. Es folgten die Zertifizierung Implantologe, NVOI (Nie-derländische Vereinigung Orale Implantologie) und die Praxistätigkeit im Zentrum für Implan-tologie und Parodontologie in Amstelveen. 2009 gründete er mit Dr. Claudio Cacaci das Kom-petenzzentrum für Implantologie und Parodontologie in München. Dr. Randelzhofer istRessortleiter für den Bereich Implantologie im Journal teamwork.

Uwe Gehringer stammt aus Bad Aussee/Österreich. 1994 begann er in Graz seine Ausbildungzum Zahntechniker die er 1999 abschloss. Von da an arbeitete er in mehreren Dentallaborenin Wien – unter anderem im Labor Christian Smaha. 2003 trat er eine Stelle bei Peter Biekertin Stuttgart/Deutschland an. Als ihm 2004 offeriert wird, in Graz ein Labor aufzubauen undzu leiten, zieht er wieder nach Österreich. Vier Jahre lang oblag ihm die Leitung. 2007 belegteUwe Gehringer den ersten Platz beim Internationalen Wettbewerb um das Goldene Paralle-lometer. Zusätzlich bekam er den Ästhetikpreis von Creation Willi Geller verliehen. Seit 2007war er an diversen Publikationen in Internationalen Fachzeitschriften beteiligt. Im Juni 2008zog es ihn nach München, um dort das Dentallabor Funktion und Ästhetik von Dr. Jan Hajtóaufzubauen und zu leiten. Seit Mai 2011 ist er selbstständig und arbeitet mit einem Mitarbeiterin München. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen im Bereich komplexe herausnehmbare undfestsitzende Rekonstruktion (zahn- und implantatgestützt), anspruchsvolle Versorgungen imästhetischen und funktionellen Bereich sowie Veneers.

ProduktlisteImplantate Screw-Line Promote Plus CamlogKnochenersatzmaterial Bio-Oss Geistlich BiomaterialsProthesenzahn Anaxzahn Hans anaxdentTitanabutments Dedicam CamlogKüvette Universal Metallküvette anaxdentKomposit SR Nexco Paste Ivoclar Vivadent

das Meistermodell und ein Modell der fertigen Versor-gung aufzubewahren, das auch nach längerer Zeitwieder eingebettet werden kann. Gerade bei kom-plexen und umfangreichen Arbeiten schätzen wir dieMöglichkeit, schnell und unkompliziert Reparaturendurchführen zu können. Dazu wird das Komposit innur zwei Lagen in die Küvette eingebracht und lichtge-

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FazitDer Patient war mit der Ausführung der Retention unddem so genannten Handling der Arbeit sehr zufrieden.Das Emergenzprofil der Abutments wurde auf Gingiva-niveau in Zahnform in das Gipsmodell gefräst. Eine Gin-givamaske ist hierbei nur hinderlich, deshalb arbeitenwir immer auf reinen Gipsmodellen. Die Abutments er-halten so einen möglichst natürlichen, zahnähnlichenDurchmesser. Das verbessert die Biologie sowie denUmfang der Abutments und somit auch die Retention,die analog der Oberfläche der 0 bis 2 Grad CAD/CAM-gefertigten Aufbauten (Dedicam, Camlog) zunimmt.

Wir sind der Meinung, dass heute nur noch individuellgefertigte Abutments aus Titan oder Keramik einge-setzt werden sollten. Das problematische und Monateandauernde Mundbrennen hatte aufgehört, nachdemdie ursprünglichen Primärkappen abgenommen unddie persistierende Sekundärkaries entfernt wordenwar. Letztendlich wissen wir zwar nicht definitiv,warum das Brennen aufgehört hat, freuen uns jedochüber die Tatsache an sich.

In der Zahnheilkunde führen immer mehrere Wegezum Ziel. Wir beschreiten unseren Weg konsequent,jedoch immer individuell auf die Bedürfnisse und Probleme des Patienten abgestimmt. Damit könnenwir unseren Patienten langlebige und bezahlbare Lösungen anbieten.

Literatur beim Verfasseroder im Internet unterwww.teamwork-media.dein der linken Navigations leiste unter „Literaturverzeichnis“.

KorrespondenzadressenDr. Peter RandelzhoferImplantat Competence Centrum MünchenWeinstraße 480333 MünchenFon +49 89 [email protected]

Uwe Gehringer Made by Uwe Gehringer DentallaborFrauenstraße 1180469 München Fon +49 89 [email protected]