modul grundlagen der finanzierung - mba studium · 2020. 9. 28. · grundlagen der finanzierung dr....
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Modul Grundlagen der Finanzierung Unternehmensfinanzierung
Dr. Markus Gramann |Bank- und Immobilienmanagement| [email protected]
Themenüberblick Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
2
D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Im folgenden Kapitel lernen Sie:
Grundsätzliche Fragen, die man sich zur Unternehmensfinanzierung
stellen sollte
Die Bedeutung des Leverage-Effektes
Wichtige Begriffsabgrenzungen: Investition versus Finanzierung
Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapital
3
Lernziele Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
Themenüberblick Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
4
D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Grundlagen der Finanzierung
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Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
• Sind die Unternehmens- und Finanzierungsstrategie aufeinander abgestimmt? Wurde eine Finanzierungsstrategie definiert?
• Wurde zur Erreichung der Unternehmensziele ausreichend Eigenkapital eingeplant?
• Besteht die Möglichkeit Refinanzierungskosten durch interne Ressourcengeneration (Reduktion von Aktiva) oder durch Erhöhung zinsloser Passiva zu reduzieren?
• 3 Fragen zur Schuldenstruktur:
– Wird ein „optimaler“ Leverage erreicht?
– Werden Zinskosten minimiert?
– Werden alle erforderlichen Investments
fristenkongruent finanziert?
Grundlagen der Finanzierung
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Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
• Welche Finanzrisiken sind relevant und wie wird mit diesem umgegangen (z.B.
Fremdwährungsrisiken)?
• Inwieweit können Finanzrisiken die operativen Ergebnisse bedrohen?
• Welches sind die optimalen Instrumente der Kapitalbeschaffung?
• Welche Informations- und Kontrollsysteme sind erforderlich?
• Welche Bankenpolitik wird verfolgt?
– Wie wird das Finanzmarketing gestaltet?
– Wie erfolgt die Finanzkommunikation?
Grundlagen der Finanzierung
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Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Eigen- und/oder Fremdkapital….? Was versteht man unter Leverage-Effekt?
Als Leverage wird die Hebelwirkung der Finanzierungskosten
des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalverzinsung verstanden.
Durch Einsatz von Fremdkapital kann die Eigenkapitalrendite
einer Investition gesteigert werden.
Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn ein Anleger Fremdkapital zu günstigeren
Konditionen aufnehmen kann als die Investition an Gesamtkapitalrentabilität erzielt.
Grundlagen der Finanzierung
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Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Leverage-Effekt und Risiko?
Die Folge eines erhöhten Verschuldungsgrades ist ein Anstieg des Risikos.
Bei ansteigender Verschuldung („leverage“) können auch geringe Änderungen
der Fremdkapitalzinsen oder der geplanten Gesamtrentabilität eines Projektes
starke Schwankungen bei der Eigenkapitalrentabilität generieren.
Falls die Gesamtkapitalrendite kleiner wäre als der Zinssatz für Fremdkapital,
wäre es sinnvoller die Investition zu unterlassen und das Eigenkapital zu
Fremdkapitalzins anzulegen (z.B. durch Kauf eines Wertpapiers).
Eigen- und/oder
Fremdkapital….?
Grundlagen der Finanzierung
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Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Beispiel für Leverage-Effekt?
Das Unternehmen Max Mustermann kann bei einem Projekt auf das
eingesetzte Kapital eine Rendite von 20% erzielen.
Das gesamte eingesetzte Kapital beträgt EUR 100.000 und wurde
Jeweils zur Hälfte durch Eigenkapital und Fremdkapital (d.h. zu je EUR 50.000) finanziert.
Der Gewinn vor Zinsen beläuft sich daher auf EUR 20.000. Der Fremdkapitalzinssatz,
den das Unternehmen dem Fremdkapitalgeber zahlen muss, beträgt bei einem
Zinssatz von 5% EUR 2.500.
Den Gewinn in Höhe von EUR 17.500 (Differenz zwischen EUR 20.000 und EUR 2.500)
erhält das Unternehmen.
Die Eigenkapitalrendite beläuft sich daher auf 35% (EUR 17.500/EUR 50.000).
Der Leverage-Effekt ist die Differenz aus Rendite und Zinsaufwand bezogen
auf das eingesetzte Eigenkapital.
Grundlagen der Finanzierung
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Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Was versteht
man unter „Leverage-
Effekt“?
Beispiel für Leverage-Effekt (Fortsetzung):
Die Firma Max Mustermann beabsichtigt nun EUR 25.000 ihres Kapitals aus dem
Unternehmen zu entnehmen und dafür
a) einen weiteren Kredit zu einem Zinssatz in Höhe von 8% aufzunehmen.
b) die Projektrentabilität wird aufgrund einer neuen Wettbewerbersituation mit 7% neu geplant.
Wie verändert sich die Eigenkapitalrentabilität?
Ausganglage a) mit Kreditaufnahme b) mit Kreditaufnahme und Änderung Projektrentabilität
Gesamtkapital EUR 100.000 EUR 100.000 EUR 100.000
Eigenkapital EUR 50.000 EUR 25.000 EUR 25.000
Fremdkapital EUR 50.000 EUR 75.000 EUR 75.000
Gewinn vor Zinsen EUR 20.000 EUR 20.000 EUR 7.000
Zinsen auf Fremdkapital EUR 2.500 EUR 6.000 EUR 6.000
Eigenkapitalrentabilität 35% 56% 4%
Grundlagen der Finanzierung
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Wichtige Begriffsabgrenzungen – Die Investition
Investition: Darunter versteht man im allgemeinen die Kapitalverwendung. Man unterscheidet: • Sachinvestition: geht direkt in den Leistungsprozess ein (z.B. Kauf einer Maschine) • Finanzinvestition: beziehen sich auf Forderungsrechte (z.B. Kundenforderungen) oder Beteiligungsrechte (z.B. Aktien) • Immaterielle Investitionen: beziehen sich z.B. auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (Auswirkung auf Firmenwert) • Nettoinvestitionen: Erstmalige Anschaffung von Investitionsgüter im Rahmen der Gründungs- und Erweiterungsinvestition • Reinvestition: Bezieht sich auf Ersatzinvestitionen (z.B. Anschaffung einer neuen Maschine aufgrund Verschleiß) • Bruttoinvestition: Darunter versteht man die Summe aus Netto- und Reinvestition
Grundlagen der Finanzierung
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Wichtige Begriffsabgrenzungen – Die Finanzierung
Finanzierung: Darunter versteht man im allgemeinen die Kapitalbeschaffung. Man unterscheidet:
• Neufinanzierungen: Finanzierung von neuen Gütern und Rechten.
• Umfinanzierung: Bereitstellung von Kapital für finanzierungseigene Zwecke
• Prolongation: Verlängerung einer bestehenden Kreditvereinbarung
• Transformation: Umwandlung der Kapitalform (z.B. kurzfristiger Kontokorrentkredit,
der zur Vorfinanzierung einer Investition beansprucht wurde wird in einen
Abstattungskredit umgewandelt)
Grundlagen der Finanzierung
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Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapital
Eigenkapital Fremdkapital
Rechtsverhältnis • Beteiligungsverhältnis • Schuldverhältnis
Haftung • Abhängig von Rechtsform, mindestens in Höhe der Einlage, eventuell auch mit seinem Privatvermögen
• Keine Haftung aus der unternehmerischen Tätigkeit
Vermögen • Anteil am Unternehmenswert, soweit der Liquidationserlös die Verbindlichkeiten des Unternehmens übersteigen
• Anspruch auf Rückzahlung und Verzinsung des eingesetzten Kapitals
Entgelt • Anteilig am Gewinn bzw. Verlust beteiligt • Hat in der Regel einen Zinsanspruch
Mitbestimmung • Grundsätzliche Mitbestimmungsrechte; Begrenzungen möglich
• In der Regel keine Mitbestimmungsrechte
Verfügbarkeit • Zeitlich unbegrenzt verfügbar; teilweise kündbar
• Zeitlich begrenzt verfügbar
Umfang • Ist durch das Leistungsvermögen der Kapitalgeber begrenzt.
• Abhängig von vertretbaren Risiken und verfügbarer Sicherheiten unbegrenzt verfügbar
Fokus • Erhalt des Unternehmens • Erhalt des eingesetzten Kapitals
Themenüberblick Dr. Markus Gramann Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele und Ermittlung des Kapitalbedarfs
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
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D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Im folgenden Kapitel lernen Sie:
Überblick über finanzwirtschaftliche Ziele
Die Bedeutung der betrieblichen Liquidität
Ermittlung des Kapitalbedarfs im Zusammenhang mit
Leistungs- und Zahlungsströmen
Der Liquiditätsprozess im betrieblichen Alltag
Modul Immobilienfinanzierung 15
Lernziele Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 16
Finanzwirtschaftliche Ziele
Fokus:
Wertorientierte Unternehmens-
führung
Unabhängigkeit
und
Flexibilität
Rentabilität
Liquidität
Sicherheit
Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit
Zeitnaher Finanzierungsspielraum zur Nutzung unternehmerischer Chancen.
Kostenminimale Finanzierung Erhaltung des Investierten Kapitals
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 17
Sicherstellung ausreichender Liquidität
Zur Erhaltung des finanziellen Gleichgewichtes ist eine gute geplante Liquiditätspolitik erforderlich. Die (drohende) Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens führt häufig zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.
§ 66 Insolvenzordnung:
(1) Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens setzt voraus, dass der Schuldner zahlungsunfähig ist.
(2) Zahlungsunfähigkeit ist insbesondere anzunehmen, wenn der Schuldner seine Zahlungen
einstellt.
(3) Zahlungsunfähigkeit setzt nicht voraus, dass Gläubiger andrängen. Der Umstand, dass der
Schuldner Forderungen einzelner Gläubiger ganz oder teilweise befriedigt hat oder noch
befriedigen kann, begründet für sich allein nicht die Annahme, dass er zahlungsfähig ist.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 18
Leistungs- und Zahlungsströme
Man unterscheidet: • Einzahlungen und Auszahlungen: Einzahlungen führen zu einem Zufluss von Geldmitteln (z.B. Erhöhung des Kassenbestandes), Auszahlungen zu einem Abgang von Geldmitteln (z.B. bei Tilgung eines Kredites). Dabei kommt es immer zu einer Veränderung der Bestandsgröße „Bestand an liquiden Mitteln“ (= Bargeld und Sichtguthaben).
• Einnahmen und Ausgaben: Durch das Begründen einer Forderung (z.B. aus dem Verkauf einer Ware) entstehen Einnahmen, durch das Eingehen von Verbindlichkeiten entstehen Ausgaben (z.B. Kauf von Waren). Dies führt immer zu einer Veränderung der Bestandsgröße „Geldvermögen“ (= Kassenbestand + Forderungen – Verbindlichkeiten).
• Ertrag und Aufwand: Erfassen erfolgswirksame betriebliche Vorgänge im Rahmen der Finanzbuchhaltung und führen immer zu einer Veränderung der Bestandsgröße „Gesamtvermögen“ (= Geld- und Sachvermögen).
Grundlagen der Finanzierung
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Zeitverlauf
Kapitalbedarf: Leistungs- und Zahlungsbereiche
Beschaffung und Investition
Lagerhaltung Leistungs-erstellung
(Produktion) Lagerhaltung
Leistungs-verwertung
(Absatz)
Ziel des LEISTUNGSBEREICHS: Erzielung eines Gewinnes/Gewinnmaximierung
Ziel des ZAHLUNGSBEREICHS: Sicherstellung der Liquidität
Finanzierungsbedarf während der gesamten Wertschöpfungskette
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 20
Kapitalbedarf
Definition: Unter Kapitalbedarf versteht man die Erfordernisse von geldwertmäßigen Sach- und Finanzmitteln die zur Erfüllung betrieblicher Ziele notwendig sind.
Formen des Kapitalbedarfs:
• Beschaffung von Produktionsfaktoren (z.B. für Anlage- und Umlaufvermögen,
Personal, Maschinen, etc.)
• Laufende Bedienung von Fremd- und Eigenkapital (z.B. Zinszahlungen,
Gewinnausschüttungen)
• Laufende Rückführung von Fremd- und Eigenkapital (z.B. Kredittilgung)
• Zahlung von Steuern
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 21
Ermittlung des Kapitalbedarfs
Zur Ermittlung des „idealen“ Kapitalbedarfs ist unter anderem die Planung der Kapitalbindungszeiträume erforderlich. Zu den Phasen der Kapitalbindungszeiträumen zählen z.B.:
• Materialeinkauf
• Lagerung Fertigungsmaterial
• Lieferantenziel
• Produktionszeit
• Lagerdauer Fertigprodukt
• Zeitraum für Produktverkauf
• Zahlungsziel Kunde
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 22
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH Im Rahmen einer betrieblichen Erweiterung geht die Firma Max Sole GmbH von nachstehenden Angaben (1.-3.) aus:
1. ) Bruttokapitalbedarf Anlagevermögen
• Anschaffung eines Grundstückes: EUR 300.000
• Errichtung einer Produktionshalle: EUR 400.000
• Anschaffung Maschinen und Werkzeuge: EUR 200.000
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 23
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
2.) Bruttokapitalbedarf Umlaufvermögen Durchschnittliche Bindungsdauer:
• Durchschnittliche Lagerdauer für Fertigungsmaterialien: 12 Tage
• Durchschnittliche Produktionsdauer für eine Maschine: 18 Tage
• Durchschnittliche Lagerdauer der Maschinen im Werk: 15 Tage
• Zahlungsziel, das die Lieferanten gewähren: 20 Tage
• Zahlungsziel, das den Kunden gewährt wird: 30 Tage
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 24
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
3.) Weiters stehen folgende Informationen zur Verfügung: • Täglich anfallende Fertigungslöhne: EUR 2.000 • Fertigungsgemeinkosten: EUR 2.500 • Tägliche Kosten für Fertigungsmaterial: EUR 5.000 • Materialgemeinkosten (z.B. Beschaffungskosten): EUR 2.000 • Kosten Verwaltung und Vertrieb: EUR 60.000
Wie hoch ist der Gesamtkapitalbedarf?
Grundlagen der Finanzierung
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Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
C) Weiters stehen folgende Informationen zur Verfügung: • Täglich anfallende Fertigungslöhne: EUR 2.000 • Fertigungsgemeinkosten: EUR 2.500 • Tägliche Kosten für Fertigungsmaterial: EUR 5.000 • Materialgemeinkosten (z.B. Beschaffungskosten): EUR 2.000 • Kosten Verwaltung und Vertrieb: EUR 60.000
Wie hoch ist der Gesamtkapitalbedarf?
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 26
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
Lösung: Ermittlung des Gesamtkapitalbedarfs:
1. Ermittlung des Kapitalbedarfes für das Anlagevermögen
2. Ermittlung des Kapitalbedarfes für das Umlaufvermögen
• Kapitalbedarf für Fertigungsmaterial
• Kapitalbedarf für Materialgemeinkosten
• Kapitalbedarf für Fertigungslöhne
• Kapitalbedarf für Fertigungsgemeinkosten
• Kosten für Verwaltung und Vertrieb
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 27
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
Lösung: A) Bruttokapitalbedarf Anlagevermögen
• Anschaffung eines Grundstückes: EUR 300.000
• Errichtung einer Produktionshalle: EUR 400.000
• Anschaffung Maschinen und Werkzeuge: EUR 200.000
= Kapitalbedarf für das Anlagevermögen: EUR 900.000
B) Umlaufvermögen - Fertigungsmaterial: Berechnung der Kapitalbindungsdauer
+ Durchschnittliche Lagerdauer des Fertigungsmaterials 12 Tage + Durchschnittliche Produktionsdauer für eine Maschine 18 Tage + Durchschnittliche Lagerdauer der Maschine im Werk 15 Tage + Durchschnittliches Zahlungsziel der Kunden 30 Tage - Durchschnittliches Zahlungsziel der Lieferanten 20 Tage = Kapitalbindungsdauer 55 Tage Kapitalbedarf für Fertigungsmaterial: EUR 5.000 x 55 Tage = EUR 275.000 (tägliche Kosten x Bindungsdauer)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 28
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
Lösung:
D) Umlaufvermögen – Fertigungslöhne: Berechnung der Kapitalbindungsdauer
+ Durchschnittliche Produktionsdauer für eine Maschine 18 Tage + Durchschnittliche Lagerdauer der Maschine im Werk 15 Tage + Durchschnittliches Zahlungsziel der Kunden 30 Tage = Kapitalbindungsdauer 63 Tage Kapitalbedarf für Fertigungslöhne: EUR 2.000 x 63 Tage = EUR 126.000
C) Umlaufvermögen – Materialgemeinkosten: Berechnung der Kapitalbindungsdauer
+ Durchschnittliche Lagerdauer des Fertigungsmaterials 12 Tage + Durchschnittliche Produktionsdauer für eine Maschine 18 Tage + Durchschnittliche Lagerdauer der Maschine im Werk 15 Tage + Durchschnittliches Zahlungsziel der Kunden 30 Tage = Kapitalbindungsdauer 75 Tage Kapitalbedarf für Materialgemeinkosten: EUR 2.000 x 75 Tage = EUR 150.000
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 29
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
Lösung:
D) Umlaufvermögen - Zusammenfassung Fertigungsmaterial EUR 275.000 + Materialgemeinkosten EUR 150.000 + Fertigungslöhne EUR 126.000 + Fertigungsgemeinkosten EUR 157.500 = ausgabewirksame Herstellungskosten EUR 708.500 + Kosten für Verwaltung und Vertrieb EUR 60.000 Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen EUR 768.500
E) Umlaufvermögen – Fertigungsgemeinkosten: Berechnung der Kapitalbindungsdauer
+ Durchschnittliche Produktionsdauer für eine Maschine 18 Tage + Durchschnittliche Lagerdauer der Maschine im Werk 15 Tage + Durchschnittliches Zahlungsziel der Kunden 30 Tage = Kapitalbindungsdauer 63 Tage Kapitalbedarf für Fertigungsgemeinkosten: EUR 2.500 x 63 Tage = EUR 157.500
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 30
Fallbeispiel: Ermittlung des Kapitalbedarfs
Beispiel: Max Sole Produkt GmbH
Lösung: Ermittlung des Gesamtkapitalbedarfs: Kapitalbedarf für das Anlagevermögen EUR 900.000 + Kapitalbedarf für das Umlaufvermögen EUR 768.500 = Gesamtkapitalbedarf EUR 1.668.500
FAZIT: Zur Umsetzung des geplanten Vorhabens ist ein Gesamtkapitalbedarf in Höhe von EUR 1.668.500 erforderlich. Achtung: • Der Gesamtkapitalbedarf schwankt in Abhängigkeit von den getroffenen Prämissen bzw. Planparameter (= statische Betrachtung) und ist mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden • Die Festlegung des kurz-, mittel-, bzw. langfristigen Kapitalbedarfs hängt von den jeweiligen Bindungsfristen ab.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 31
Der Liquiditätsprozess - Zusammenfassung
Zeitverlauf und Liquiditätsprozess zwischen Auszahlung und Einzahlung
Themenüberblick Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
32
D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Im folgenden Kapitel lernen Sie:
Überblick über finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Die Bedeutung der Analyse von Finanzkennzahlen
Grundlagen der Cashflow-Rechnung
Mögliche Auswirkungen einer mangelhaften
Eigenkapitalausstattung
33
Lernziele Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 34
Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Liquiditätskennzahlen
Horizontale und vertikale Strukturkennzahlen
Rentabilitätskennzahlen
Umschlagskennzahlen
Verschuldungskennzahlen
Liquiditätskennzahlen messen und bewerten die „flüssigen Mittel“ (Liquidität) und sind ein objektiver Maßstab zur Ermittlung der Zahlungsfähigkeit.
Horizontale Finanzkennzahlen setzen die Aktiv- und Passivseite einer Bilanz in Beziehung. Vertikale Finanzkennzahlen beziehen sich ausschließlich auf eine Bilanzseite. Sie treffen eine Aussage über die Art und Zusammensetzung des Vermögens oder Kapitals.
Rentabilitätskennzahlen geben Auskunft über den finanziellen Erfolg/die Ertragskraft eines Unternehmens.
Umschlagskennzahlen geben an, wie oft sich in welchem Zeitraum einzelne Vermögenspositionen und Schulden erneuern. Eine hohe Umschlagshäufigkeit der Vorräte bedeutet geringe Lagerbestände und somit eine kürzere Kapitalbindung. Eine kurze Umschlagsdauer der Forderungen zeigt z.B. dass das Unternehmen kurzfristige Zahlungsziele vergibt, über ein gutes Mahnwesen verfügt oder Zahlungsfähige Kunden hat.
Gibt Auskunft über die Finanzierungsstruktur eines Unternehmens.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 35
Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Liquiditätskennzahlen
Horizontale und vertikale Strukturkennzahlen
Rentabilitätskennzahlen
Umschlagskennzahlen
Verschuldungskennzahlen
• Cash Ratio (Liquiditätsgrad 1) • Quick Ratio (Liquiditätsgrad 2) • Current Ratio (Liquiditätsgrad 3)
• Eigenkapitalquote • Fremdkapitalquote • Anlagendeckungsgrad
• Umsatzrendite (Return on Sales, ROS) • Gesamtkapitalrendite (Return on Investment, ROI) • Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE)
• Verschuldungsgrad (Gearing ratio) • Schuldentilgungsfähigkeit • Verschuldungsfähigkeit
• Kapitalumschlagshäufigkeit • Lagerumschlagshäufigkeit
Beispiele
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 36
Finanzwirtschaftliche Kennzahlen - Beispiele
• Cash Ratio (Liquiditätsgrad 1) = (Flüssige Mittel/kurzfristiges Fremdkapital) * 100%
• Quick Ratio (Liquiditätsgrad 2) = ((Flüssige Mittel + Forderungen)/(kurzfristiges Fremdkapital)) * 100%
• Current Ratio (Liquiditätsgrad 3) = (Umlaufvermögen/kurzfristiges Fremdkapital) * 100%
• Eigenkapitalquote = (Eigenkapital/Gesamtkapital) * 100%
• Fremdkapitalquote = (Fremdkapital/Gesamtkapital) * 100%
• Anlagendeckungsgrad = (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital/Anlagevermögen) * 100%
• Umsatzrendite (Return on Sales, ROS) = (Gewinn vor Zinsen)/Verkaufsumsatz * 100%
• Gesamtkapitalrendite (Return on Investment, ROI) = (Gewinn vor Zinsen)/Gesamtkapital * 100%
• Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) = (Reingewinn/Eigenkapital) * 100%
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 37
Finanzwirtschaftliche Kennzahlen - Beispiele
• Cash Ratio (Liquiditätsgrad 1) = (Flüssige Mittel/kurzfristiges Fremdkapital) * 100%
• Quick Ratio (Liquiditätsgrad 2) = ((Flüssige Mittel + Forderungen)/(kurzfristiges Fremdkapital)) * 100%
• Current Ratio (Liquiditätsgrad 3) = (Umlaufvermögen/kurzfristiges Fremdkapital) * 100%
• Eigenkapitalquote = (Eigenkapital/Gesamtkapital) * 100%
• Fremdkapitalquote = (Fremdkapital/Gesamtkapital) * 100%
• Anlagendeckungsgrad = (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital/Anlagevermögen) * 100%
• Umsatzrendite (Return on Sales, ROS) = (Gewinn vor Zinsen)/Verkaufsumsatz * 100%
• Gesamtkapitalrendite (Return on Investment, ROI) = (Gewinn vor Zinsen)/Gesamtkapital * 100%
• Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) = (Reingewinn/Eigenkapital) * 100%
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 38
Exkurs: Finanzwirtschaftliche Kennzahlen - Beispiele
• Verschuldungsgrad (Gearing ratio) = (Fremdkapital/Eigenkapital) * 100%
• Schuldentilgungsfähigkeit = (Verbindlichkeiten/Cashflow) * 100%
• Verschuldungsfähigkeit = EBIT/Zinsen
• Kapitalumschlagshäufigkeit = Verkaufsumsatz/Gesamtkapital
• Lagerumschlagshäufigkeit = Einstandswert der verkauften Waren/durchschnittl. Lagerbestand
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 39
Wozu dient die Analyse von Finanzkennzahlen?
• Branchenvergleich:
Das untersuchte Unternehmen kann mit ähnlich strukturierten Unternehmen verglichen werden und eventuelle stark auftretende Abweichungen können näher analysiert werden (z.B. 40% Personalaufwand im eigenen Unternehmen versus 25% Personalaufwand im Branchenschnitt)
• Zeitvergleiche:
Aufzeigen von Trendentwicklungen über mehrere Zeiträume, interne Vergleichsmöglichkeiten, z.B. Entwicklung der Eigenkapitalquote im Zeitverlauf 2013-2015
• Soll-Ist-Vergleiche:
Abgleich der intern getroffenen Vorgabe- und Planparameter mit tatsächlich erreichten Ergebnissen
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 40
Welchen Zweck erfüllt die Cashflow-Rechnung?
Zusammen mit den Informationen, die der Jahresabschluss liefert, soll eine
Cashflow Rechnung eine bessere Beurteilung des Unternehmens über
– die Fähigkeit, Zahlungsüberschüsse zu erwirtschaften,
– die Fähigkeit, die Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und das
Eigenkapital zu bedienen,
– die Auswirkungen von lnvestitions- und Finanzierungsvorgängen auf
die Finanzlage sowie
– die Gründe für die Divergenz zwischen Jahresergebnis und
Netto-Geldfluß aus laufender Geschäftstätigkeit
sicherstellen.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 41
Die Cash-flow-Rechnung (= Geldflussrechnung)
Jahresüberschuss +/- Abschreibungen/Zuschreibungen +/- Zuführungen/Auflösungen von Rückstellungen -/+ nicht betriebl. Erträge/Aufwendungen, insb. Buchgewinne aus dem Verkauf von Anlagen -/+ außerordentliche Erträge/Aufwendungen -/+ Erhöhung/Verminderung des Umlaufvermögens +/- Erhöhung/Verminderung des kurzfristigen betriebsbedingten Fremdkapitals
= OPERATIVER Cash Flow +/- Verkauf/Erwerb von Sachanlagen und immat. Anlagen +/- Verkauf/Erwerb von Beteiligungen/Finanzanlagen +/- Verkauf/Erwerb von kurzfristigen Finanzanlagen
= CASH FLOW aus Investitionstätigkeit +/- Kapitalerhöhung/-rückzahlungen/Dividendenausschüttungen +/- Aufnahme/Rückzahlung von Anleihen und Bankkrediten
= CASH FLOW aus Finanzierungstätigkeit
TOTAL Cash Flow (= Summe Cashflows aus operativer, Investitions- und Finanzierungstätigkeit): +/- Wechselkursbedingte Veränderungen der liquiden Mittel + Liquide Mittel am Jahresbeginn
= Liquide Mittel am Jahresende
Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit
Cashflow aus Außenfinanzierung
Cashflow aus Investitions- und Desinvestitionsprozessen
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 42
Mögliche Auswirkungen mangelhafter Eigenkapitalausstattung
1. Unternehmen mit geringer
Eigenkapitalaus-stattung
2. Überbrückung Finanzierungs-bedarf durch Fremdkapital
3. Atypische Verschlechterung
der Bilanz
4. Verschlechterung des Ratings
5. Erhöhung der
Finanzierungs-kosten und damit der
Stückkosten
6. Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit
Beispiel Szenario 1
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 43
Mögliche Auswirkungen mangelhafter Eigenkapitalausstattung
1. Unternehmen mit geringer
Eigenkapitalaus-stattung
2. Interne Finanzierung
größerer Investitionen oft
nicht möglich
3. Aufnahme zusätzlicher Fremdmittel erforderlich
4. Mit jeder neuen Verschuldung steigt
Komplexität der Kreditverträge
5. Anzahl potentieller Kreditgeber
sinkt
6. Das extern (noch) verfügbare Kapital
verteuert sich weiter
Beispiel Szenario 2
Themenüberblick Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
44
D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Im folgenden Kapitel lernen Sie:
Überblick über unterschiedliche Finanzierungsformen
Möglichkeiten der Innenfinanzierung
Zuordnung der Finanzierungsformen in der Bilanz
Bedeutung von Kapitalkosten
Modul Immobilienfinanzierung 45
Lernziele Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 46
Finanzierungsformen
Fin
anzi
eru
ngs
form
en
Außenfinanzierung
Einlagenfinanzierung
(Beteiligungs-finanzierung)
Fremdfinanzierung (Kreditfinanzierung)
Innenfinanzierung
Finanzierung aus Abschreibungen
Finanzierung aus Rückstellungen
Selbstfinanzierung (offen/still),
Finanzierung aus Gewinnen
Finanzierung aus Vermögens-umschichtung/Kapitalfreisetzung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 47
Die Innenfinanzierung
Innenfinanzierung
Finanzierung aus Abschreibungen
Finanzierung aus Rückstellungen
z.B. Pensionsrückstellungen, Rückstellungen aus
Garantieansprüchen
Selbstfinanzierung (offen/still),
Finanzierung aus Gewinnen
Finanzierung aus Vermögensumschichtung/
Kapitalfreisetzung
z.B. Verbesserung der Überwachung und Verkürzung
von Zahlungszielen, Veräußerung nicht betrieblich genutzter
Grundstücke
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 48
Die Innenfinanzierung - Selbstfinanzierung
Fragen zur Selbstfinanzierung: • Was versteht man unter Selbstfinanzierung?
• Was versteht man unter Gewinnthesaurierung? • Was ist der Unterschied zwischen offener und stiller Selbstfinanzierung?
Die Finanzierung aus zurückbehaltenen Gewinnen.
Bei Erzielung von Gewinnen wird kein Gewinn ausgeschüttet. Dieser wird im Unternehmen einbehalten.
Eine offene Selbstfinanzierung bedeutet, dass der Gewinn in der Bilanz offengelegt wird. Die stille Selbstfinanzierung erfolgt über die Bildung von stillen Reserven.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 49
Die Innenfinanzierung
Die offene Selbstfinanzierung
Die Möglichkeiten zur offenen Selbstfinanzierung werden aus dem
Jahresabschluss ersichtlich. Dabei wird nicht der gesamte Gewinn ausgeschüttet,
sondern eine Gewinnrücklage gebildet.
Die Fragen zur Ausschüttungs- und Dividendenpolitik werden häufig
von „Value-Management-Gedanken“ getragen und unter des Blickwinkels
des „Residualprinzips“ entschieden.
Unter Residuum wird im Zusammenhang mit Überlegungen zur Ausschüttungen
jener Rest verstanden, der nach Durchführung rentabler Investitionen
zur Verfügung steht.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 50
Die Innenfinanzierung – offene Selbstfinanzierung
Ein Beispiel für die Anwendung des Residualprinzips
Max und Herbert Mustermann freuen sich über einen Gewinn von EUR 200.000 und stehen vor der Entscheidung ob und wieviel davon ausgeschüttet werden soll. Ihre Renditeerwartung für eingesetztes Kapital beläuft sich auf mindestens 10%. Im Moment besteht die Möglichkeit eine Investition in Höhe von EUR 150.000 mit einer prognostizierten Rendite von 12% zu tätigen, der restliche Gewinn kann zu einem Zinssatz in Höhe von 6% angelegt werden.
Unter Berücksichtigung des Residualprinzips werden Max und Herbert Mustermann EUR 150.000 thesaurieren (d.h. den Gewinn im Unternehmen behalten) und die Investition vornehmen, da die Rendite (12%) größer ist als die geforderte Kapitalrentabilität (= 10%). Der restliche Betrag in Höhe von EUR 50.000 wird ausgeschüttet, da die geforderte Rendite nicht erzielbar ist.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 51
Die Innenfinanzierung – Finanzierung aus Kapitalfreisetzung
Rationalisierung
Freisetzung bisher gebundenen Kapitals durch
Verringerung des Kapitaleinsatzes bei gleichem Produktions-/Umsatzvolumen
Beispiele:
Verbesserung der Materialdisposition,
Verminderung der Lagerdauer von Fertigprodukten
Vermögensumschichtung
Überführung von Vermögenswerten in
Liquidität (z.B. Verkauf Grundstück)
Beispiel:
Wertpapierverkauf,
Factoring (= Absatzfinanzierung durch
vorzeitigen Verkauf von Forderungen)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 52
Überblick: Bilanz gemäß § 224 UGB
AKTIVA PASSIVA
A. Anlagevermögen A. Eigenkapital
I. Immaterielle Vermögensgegenstände (z.B. Lizenzen, Firmenwert)
II. Sachanlagen (z.B. Grundstücke) III. Finanzanlagen (z.B. Wertpapiere des
Anlagevermögens)
I. Nennkapital II. Kapitalrücklagen III. Gewinnrücklagen IV. Bilanzgewinn/-Verlust
B. Umlaufvermögen B. Rückstellungen
I. Vorräte II. Forderungen und sonstige
Vermögensgegenstände III. Wertpapiere IV. Kassenbestand
I. Rückstellungen für Abfertigungen II. Rückstellungen für Pensionen III. Steuerrückstellungen IV. Sonstige Rückstellungen
C. Rechnungsabgrenzungsposten C. Verbindlichkeiten (z.B. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen)
D. Rechnungsabgrenzungsposten
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 53
Zuordnung der Finanzierungsformen in der Bilanz
AKTIVA PASSIVA
A. Anlagevermögen A. Eigenkapital
I. Immaterielle Vermögensgegenstände (z.B. Lizenzen, Firmenwert)
II. Sachanlagen (z.B. Grundstücke) III. Finanzanlagen (z.B.
Wertpapiere des Anlagevermögens)
I. Nennkapital II. Kapitalrücklagen III. Gewinnrücklagen IV. Bilanzgewinn/-Verlust
B. Umlaufvermögen B. Rückstellungen
I. Vorräte II. Forderungen und sonstige
Vermögensgegenstände III. Wertpapiere IV. Kassenbestand
I. Rückstellungen für Abfertigungen II. Rückstellungen für Pensionen III. Steuerrückstellungen IV. Sonstige Rückstellungen
C. Rechnungsabgrenzungsposten C. Verbindlichkeiten (z.B. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen)
D. Rechnungsabgrenzungsposten
Innenfinanzierung Außenfinanzierung
Kapitalverwendung = Investition
Kapitalherkunft = Finanzierung
Eigenkapital-/ Beteiligungs- finanzierung
Mezzanine Finanzierung
Fremd-finanzierung/ Kredit-finanzierung
Selbstfinanzierung durch Gewinnthesaurierung
Finanzierung durch Vermögens- umschichtung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 54
Die Kapitalkosten - WACC
Wird im Rahmen der Unternehmensbewertung (Discounted-Cash-Flow-Verfahren) angesetzt, um die Mindestrendite für Investitionsprojekte zu bestimmen Der Kapitalkostensatz berücksichtigt die Kapitalstruktur und die Verzinsungs- erwartungen der Kapitalgeber Der durchschnittliche Kapitalkostensatz wird zur Ermittlung des Unternehmensgesamtwertes herangezogen.
WA
CC
Fremdkapitalanteil
x
Fremdkapitalkosten
Eigenkapitalanteil
x
Erwartete Eigenkapitalverzinsung
WACC = Weighted Average Cost of Capital („gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 55
Die Kapitalkosten – Weighted Average Cost of Capital
WACC = Weighted Average Cost of Capital („gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz)
Beispiel: Die Max Mustermann GmbH hat folgende Kapitalstruktur: • Eigenkapital: EUR 3.000.000 • Fremdkapital: EUR 2.000.000 Die Eigenkapitalkosten belaufen sich auf 12%, der Fremdkapitalgeber fordert eine durchschnittliche Verzinsung in Höhe von 6%.
WACC = FK/GK x FK-Kosten + EK/GK x EK-Kosten
WACC = 2.000.000/5.000.000 x 6% + 3.000.000/5.000.000 x 12% = 9,60%
Ergebnis: Die Gesamtkapitalkosten der Firma Max Mustermann GmbH belaufen sich auf 9,60%.
Themenüberblick Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
56
D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Im folgenden Kapitel lernen Sie:
Finanzplanung als integraler Bestandteil der
Unternehmensplanung
Formen der Finanzplanung
Die Entwicklung einer Finanzierungsstrategie
Financial Covenants
Modul Immobilienfinanzierung 57
Lernziele Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 58
Die Finanzplanung als integraler Bestandteil der Unternehmensplanung
Unternehmensplanung als Basis für die Finanzplanung
Teilpläne • Umsatzplan • Personalplan • Materialplan • Investitionsplan
Finanz- und Rechnungswesen • Bilanz/GuV-Rechnung • Geldflussdaten • Betriebs-
wirtschaftliche Auswertungen/ Analysen/
Saldenlisten
Cash Management Liquiditätsplanung
Operative Liquiditäts- und Finanzplanung
Strategische Finanzplanung
Feinjustierung der Ein- und Auszahlungen (währungsbezogen)
Monats-, quartals- und jahresgenaue Ermittlung von:
Mehrjährige Ermittlung von
Liquiditäts- • Vorausschau • Kontrolle • Planung
• Liquidität • Erfolg • Kapital • Bilanz
• Liquidität • Erfolg • Kapital • Bilanz
kurzfristig Kurz-/mittelfristig langfristig
Finanzmanagement
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 59
Formen der Finanzplanung
Formen der Finanzplanung
kurzfristig
Cash-Management 0-30 Tage
mittelfristig
Rollierende Liquiditätsplanung 1-12
Monate
Kapitalbedarfsplanung
1-5 Jahre
langfristig
Strategische Finanzplanung > 5 Jahre
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 60
Gliederung der Finanzplanung:
• Kurzfristige Finanzplanung:
Darunter versteht man eine Planung auf Wochenbasis mit Ziel die
tägliche Zahlungsbereitschaft sicherzustellen.
• Mittelfristige Finanzplanung:
„Klassische“ Finanzplanungslogik. Die Orientierung erfolgt monatlich
oder quartalsweise. Dadurch sollten erwartete Zahlungsverpflichtungen optimiert
werden und eine Grundlage für finanzielle Unterdeckungen oder Überliquiditäten
geschaffen werden.
• Langfristige Finanzplanung:
Hierbei handelt es sich um halbjährliche oder jährlicher Planungen mit einem Zeithorizont von bis zu maximal 5 Jahren. Die Jahresabschlussplanung und die Planung der zukünftigen Jahre stehen dabei in einem engen Zusammenhang. Es erfolgt eine Verflechtung der unterschiedlichen Cashflow-Rechnungen (operativer CF, CF aus Investitionstätigkeit, CF aus Finanzierungstätigkeit)
Die betriebliche Finanzplanung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 61
Die betriebliche Finanzplanung
Beispiel: Mittelfristiger Finanzplan der Max Mustermann GmbH (in Tausend Euro)
Jänner Februar März …... Dezember
I. Zahlungsmittelbestand am Monatsanfang bzw. Fehlbetrag
100 60 -110
II. Einzahlungen Umsatzbereich Mieteinnahmen Finanzbereich (z.B. Kreditaufnahme) ……….. SUMME
250 20 100 370
300 20 320
…. …. ….
III. Auszahlungen Materialauszahlungen Personalauszahlungen Steuerauszahlung (ESt, Ust, etc.) Investition Fahrzeuge Kredittilgung Zinsaufwand …………. SUMME
150 50 50 80 70 10 410
250 50 20 0 100 10 430
IV. Überschuss bzw. Fehlbetrag (I + II + III) 60 -110
V. Kontokorrentlinie (mit Bank vereinbart) 100 100
VI. Freie Kontokorrentlinie (IV+I-V, max. V) 100 50
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 62
Die betriebliche Finanzplanung
Beispiel: Langfristiger Finanzplan der Max Mustermann GmbH (in Tausend Euro)
Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4
I. Zahlungsmittelbstand am Jahresanfang (Überschuss oder Fehlbetrag)
II. Operative Einzahlungen
III. Operative Auszahlungen
IV. Investition(en)
V. Finanzierungsaktivitäten Kreditaufnahme Kredittilgung Kapitalerhöhung …….. Summe
VI. Überschuss bzw. Fehlbetrag
VII. Kontokorrentlinie
VIII. Freie Kontokorrentlinie
Verdichtung der mittelfristigen Finanzplanung (Jahresplanung) auf eine Mehrjahresplanung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 63
Die Entwicklung einer Finanzierungsstrategie
• Ausgangslage: GuV-, Bilanz- und Liquiditätsplanung • Sensitivitäts- und Risikoanalyse
• GuV-Optimierung • Asset-Management • Working Capital-Management
• Vertragsbedingungen, Tilgungsplan • Sicherheiten und ihre Rangfolge
*) z.B. durch Kostensenkung **) z.B. durch Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Anlagevermögen ***) Working Capital = Umlaufvermögen-kurzfristige Verbindlichkeiten
• Höhe und Volatilität Netto-Cash Flow • Benchmarking Wettbewerber • Rating- und Kapitalkostenziele
• Bewertung der Vor- und Nachteile der Finanzierungsoptionen • Definition Anforderungsprofil an Finanzpartner
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 64
Working Capital ist die Differenz zwischen kurzfristig in Geld wandelbare Vermögensgegenstände (z.B. Rohstoffe, kurzfristige Veranlagungen) und kurzfristigen Schulden (z.B. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen).
Unter „kurzfristig“ versteht man einen Zeithorizont von bis zu einem Jahr.
Es gibt unterschiedliche Working-Capital-Strategien, wie z.B.:
• Geringe Bindung von liquiden Mitteln in Vorräten und in unfertigen bzw. fertigen Gegenständen („Lagerbestandsoptimierung“)
• Engmaschige Beobachtung der Forderungen
• Erhöhung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen („Verbesserung der Zahlungsbedingungen)
Achtung: zu aggressives Working-Capital-Management kann auch zu
höherem Risiko führen (Insolvenzrisiko)
Working-Capital-Management
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 65
Der Finanzierungsstatus
Grundsatz: Der Finanzierungsstatus beinhaltet die vollständige Transparenz über die gegenwärtigen Verbindlichkeiten bei allen Gläubigern
Analysefelder Vorgehensweise
Kreditübersicht Analyse und Zusammenfassung aller aktuellen Kreditverträge nach festgelegten Kriterien und Bewertung
Eigen- und Fremdkapitalgeber Analyse von Eigenkapital, Finanzierungen, Kundenkredite, Förderkrediten und außerbilanziellen Finanzierungen (z.B. Leasing)
Tilgungsplanung Erstellung Tilgungsplanung zur Einbindung in Liquiditätsplanung
Sicherheitenstruktur Darstellung aller Sicherheiten und Zuordnung zu jeweiligen Verbindlichkeiten. Analyse der Aktiva auf noch verwertbare Assets bzw. sonstige Besicherungsmöglichkeiten (z.B. Bürgschaften)
Bedienbarkeit Darstellung der Fähigkeit, alle Verbindlichkeiten vertragsgerecht bei aktuellem oder auch fiktiv höherem Zinssatz zu bedienen.
Bilanzstrukturanalyse Analyse der Passiva auf Fristigkeiten und Darstellung der Finanzierung der Aktiva (z.B. wurde das Betriebsgebäude fristenkonform, d.h. langfristig finanziert?)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 66
Überblick Finanzierungsinstrumente
Eigenkapital
Hybrides Kapital, Mezzaninkapital (= Mischform zwischen
Eigen- und Fremdkapital)
Fremdkapital
• Seed Capital (bereitgestelltes Eigenkapital, z.B. für Gründungsphase
durch Beteiligungsgesellschaft oder vermögende Privatpersonen („business angels“) • Venture Capital (außerbörsliches Beteiligungskapital, z.B. Private Equity) • Initial Public Offering (Börsegang)
• Genussschein (Anlageform zwischen Aktie und Anleihe)
• Stille Beteiligung
• Nachrangdarlehen
• Kredite/strukturierte Kredite
• Anleihen/Kapitalmarktprodukte
• Off-Balance Sheet-Finanzierung (z.B. Leasing)
Beispiele:
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 67
Das Geschäftsmodell von Beteiligungsfonds
Pensionsfonds
Stiftungen
Versicherungen
Banken
Vermögende Familien
Veranlagen Geld in Beteiligungsfonds
Beteiligungsfonds Investieren in
Unternehmen
Konzernteile
Unternehmens- gründungen
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 68
Unterschiedliche Phasen einer Risikokapitalbeteiligung
Frühe Phase Expansionsphase
Übergang zum
etablierten
Unternehmen
Wann?
Wozu?
Unternehmens- risiko
Seed Start-up Growth stage Bridge stage Exit
Vor Gründung Bei oder kurz nach Gründung
Bei erstem/zweiten Wachstumsschub, Börsengang noch nicht bevorstehend
6-12 Monate vor Börsengang
5-8 Jahre nach Gründung (in der Regel)
Forschung bzw. Weiter-entwicklung des Geschäfts-konzeptes
Gründung des Unternehmens und Aufbau der Organisation
Zur Finanzierung des Wachstums
Zur Überbrückung des Finanzbedarfs bis Börsengang
Rückgewinnung des investierten Venture Capitals
Am Höchsten
Sehr hoch
Hoch
Hoch
Hoch
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 69
Fallbeispiel: Investitionskriterien eines Private Equity Investors
Quelle: http://www.auctus.com/de/unsere-investmentstrategien.html, 24.11.2015
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 70
Ablauf einer Beteiligungsfinanzierung (Beispiel)
1.
• ERSTKONTAKT/GROBANALYSE:
• Business Plan
• Management-Präsentation
• Firmenbesichtigung
2.
• VORPRÜFUNG/STRUKTURIERUNG:
• Analyse Unternehmen, Markt, Wettbewerb
• Entwicklung grobe Finanzierungs- und Transaktionsstruktur
• Indikative Unternehmensbewertung
3.
• DETAILPRÜFUNG/VERTRÄGE:
• Due Diligence (financial, legal, tax)
• Festlegung Struktur
• Erstellung und Verhandlung Verträge (Beteiligungs-, Gesellschaftsvertrag, weitere Verträge)
4.
• BETEILIGUNGSMANAGEMENT:
• Implementierung Controllinginstrumente (regelmäßiges Reporting)
• Mitsprache bei strategischen Entscheidungen
• Unterstützung in betriebswirtschaftlichen Belangen
• Übernahme Beirats-/Aufsichtsratsfunktion
5. • EXIT:
• Abschichtung oder Anteilsverkauf
Phase der Grundsatzentscheidung
(„Go/No Go“)
Erstellung Letter of Intent (= Absichtserklärung)
Unterfertigung Verträge
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 71
Beteiligungsfinanzierung
Beispiele für Beteiligungsfinanzierung: • Unternehmensnachfolge: Übernahme des Unternehmens durch externen Nachfolger („Management Buy In“) • Unternehmensnachfolge: Übernahme des Anteils durch bestehende Gesellschafter („Owner Buy Out“) • Expansionsfinanzierung: Unternehmen plant eine Expansion (z.B. ins Ausland) • Investitionsfinanzierung: Unternehmen plant die Errichtung eines neuen und erweiterten Firmenstandortes • Mitarbeiterbeteiligungsmodell: Umsetzung eines Partnermodells zur langfristigen Bindung bestehender/neuer Mitarbeiter
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 72
Erscheinungsformen von Covenants
Financial Covenants sind z.B. zusätzliche Vertragsklauseln oder Nebenabreden in Kreditverträgen mit Unternehmen. Mit Vereinbarungen über Covenants werden den Kreditnehmern bzw. Schuldnern bestimmte Verpflichtungen auferlegt. Abhängig von der jeweiligen Verpflichtung wird folgendermaßen differenziert:
Erscheinungsformen von
Covenants
General Covenants Information Covenants
Financial Covenants
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 73
Erscheinungsformen von Covenants
Covenant Beispiel
General Covenants Allgemeine Bestimmungen, z.B. Zustimmungspflicht des Kreditgebers, wenn das Unternehmen wesentliche Vermögensteile verkaufen möchte
Information Covenants Verpflichtung zur regelmäßigen Information, z.B. in Form von Quartalsberichten
Financial Covenants Verpflichtung zur Einhaltung festgelegter finanzieller Anforderungen, z.B. Messung der maximalen Verschuldung an der Leverage Ratio Kreditnehmer kann verpflichtet werden, regelmäßig an den Kreditgeber zu berichten (z.B. Finanzkennzahlen)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 74
Financial Covenants – Konsequenzen der Nichteinhaltung
Was passiert, wenn der Kreditnehmer die Covenants nicht einhält?
Bei Verschlechterung der vereinbarten Kennzahlen im Zeitverlauf kann sich der
Kreditgeber vorbehalten, die Kreditbedingungen an die geänderte Risikosituation
anzupassen, wie z.B.:
• Erhöhung des Risikoaufschlages beim Zinssatz
• Einforderung zusätzlicher Sicherheiten
• Verpflichtung zur Erhöhung des Eigenkapitals
• Auszahlungssperre
• Im Extremfall – Kündigung des Kreditvertrages
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 75
Financial Covenants – Beispiel
Quelle: http://www.rolandberger.com/media/pdf/rb_press/RB_Bedeutung_und_Management_von_Financial_Covenants_20080429.pdf, 23.11.2015)
Themenüberblick Dr. Markus Gramann
Modul Grundlagen der Finanzierung
A
B
Grundsätzliche Fragen zur Unternehmensfinanzierung
Finanzwirtschaftliche Ziele
D
C Finanzwirtschaftliche Kennzahlen
Finanzierungsformen: Außen- und Innenfinanzierung
76
D Betriebliche Finanzierungsstrategie & Finanzplanung
E Verfahren der Investitionsrechnung
Im folgenden Kapitel lernen Sie:
Die Verfahren der Investitionsrechnung im Überblick
Die Merkmale statischer Verfahren
Die Merkmale dynamischer Verfahren
Die statischen und dynamischen Verfahren im Überblick
Beispiel einer Rentabilitätsrechnung
77
Lernziele Dr. Markus Gramann
Grundlagen der Finanzierung
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 78
Rentabilitätsrechnung
• ist z.B. relevant bei Anschaffung einer neuen Maschine oder einer gewerblichen Liegenschaft bzw. eines gewerblich genützten Objektes
• zur Berechnung von Renditen eignen sich Methoden aus der betriebswirtschaftlichen Investitionsrechnung (Unterscheidung zw. statischen u. dynamischen Verfahren);
• Ziel ist Vergleichbarkeit einer Immobilie als Kapitalanlage u. einer alternativen Kapitalveranlagung herzustellen.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 79
Verfahren der Investitionsrechnung
Verfahren
der
Investitionsrechnung
Statische Verfahren:
Bezieht sich nur auf eine Periode
Keine Berücksichtigung von
Zinseszinsen
Dynamische Verfahren:
Bezieht sich auf mehrere
Perioden
Einbezug der Zeitpunkte der
Ein-und Auszahlung
Gewinnvergleichsrechnung
Rentabilitätsrechnung
Amortisationsrechnung
Kostenvergleichsrechnung
Annuitätenmethode
Interne Zinsfußmethode
Kapitalwertmethode
Unterschied zwischen
statischem und dynamischen Verfahren?
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 80
Statische Verfahren der Investitionsrechnung
• Gewinnvergleichsrechnung: Bestimmung der Investitionsmöglichkeit mit maximalem Gewinn
• Kostenvergleichsrechnung: Bestimmung der kostenminimalsten Investition
• Rentabilitätsvergleichsrechnung: Vergleich der Investitionsmöglichkeiten anhand geforderter Mindestverzinsung u. Bestimmung der Investition mit maximaler Rentabilität
• Amortisationsrechnung: Bestimmung des Zeitraumes, in dem das eingesetzte Kapital durch Erlöse rückgeführt wird; es wird auf jene Investition abgezielt, welche die schnellste Kapitalfreisetzung sicherstellt
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 81
Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung
• zeichnen sich durch ihre Zahlenreihen, die aus Ein- und Auszahlungen bestehen, aus
• basieren auf verschiedenen Prämissen wie z. B. vollkommener Kapitalmarkt, wiederkehrende Veranlagung der Rückflüsse; Prämissen werden stets ergänzt
• kritische Beurteilung dieser Verfahren
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 82
Prämissen der dynamischen Investitionsverfahren
Rendite einer Immobilienveranlagung hängt von vielen Faktoren ab, dazu zählen Festlegung von Prämissen wie z.B.:
• zukünftigen Wertzuwachses
• steuerliche Rahmenbedingungen
• Höhe u. Entwicklung der durchschnittlichen Ausschüttungen
• Fremdkapitalkosten u.
• Berücksichtigung der Risiken
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 83
Beispiel: Risiken bei Immobilieninvestments
Festlegung der „richtigen“ Prämissen:
• Einschätzung der zukünftigen Wertentwicklung des Mietzinses
• Haftung bei Wohnungseigentumsanlagen
• „Qualität“ der Mieter und damit verbundenes Ausfallswagnis
• steuerliche und rechtliche Risiken
• Kosten der Finanzierung (z.B. Zinssatzänderung bei variabler Verzinsung)
• laufende Instandhaltungskosten
• Verwertbarkeit der Immobilie (= Fungibilität)
• zukünftige Entwicklung des Immobilienmarktes (z.B. Risiko des Preisverfalls)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 84
Fallbeispiel Rentabilitätsrechnung
Von einem Immobilienmakler wird in guter Lage eine 2-Zimmer-Anlegerwohnung zu
einem Preis von EUR 225.000 angeboten. Die Immobilie besteht aus zwei separaten
Zimmern und einer kleinen Wohnküche und eignet sich daher auch für die Vermietung
an Studenten. Die Nutzfläche beläuft sich auf 60 m² und wurde 1956 erbaut. Der
ortsübliche Mietzins beläuft sich auf EUR 8,50/m². Die Wohnung ist bezugsfertig und
es sind keine Adaptierungsarbeiten zu leisten. Für den Erwerb werden ausschließlich
Eigenmittel verwendet.
Mit welcher Anfangsbruttorendite kann gerechnet werden?
Wie verändert sich die Anfangsbruttorendite (= Bruttorendite 1), wenn der Kaufpreis
mit EUR 175.0000 (Fall B) bzw. EUR 250.000 (Fall C) festgelegt wird?
Wie verändert sich die Anfangsbruttorendite (= Bruttorendite 2), wenn bei allen drei
Fällen der Mietzins auf EUR 10,00/m² Nutzfläche erhöht wird?
Wie verändert sich die Anfangsbruttorendite (= Bruttorendite 3), wenn bei allen drei
Fällen der Mietzins mit EUR 5,50/m2 beschränkt ist?
Mit welcher Bruttorendite
kann der Anleger
rechnen ….?
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 85
Berechnung von Anfangsbruttorenditen (Anlegerwohnung)
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 86
Erläuterung zu Beispiel Anfangsbruttorenditen
• Bsp. A: Hier wird Bruttorendite von 2,47% p. a. ausgewiesen; Wert
ergibt sich aus Division von jährlichem Bruttomietzins (€ 6.120)
durch die gesamten Anschaffungskosten (€ 247.325).
• Von Bruttoergebnissen ist (je nach Einkommenssituation) die
Einkommenssteuer zu ermitteln u. Rücklage für zukünftige
Instandhaltungsarbeiten zu bilden, auch Mietausfälle sind bei der
Renditeermittlung zu berücksichtigen.
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 87
Annahmen für Rentabilitätsrechnung
Unterstellt man beim ersten Beispiel
• Abschreibung von 1,50% p.a. (vom Gebäudewert von € 125.000),
• eine 50%ige Einkommenssteuerbelastung u.
• 15%igen Abzug für Instandhaltungsreserven u. etwaige Mietausfälle
ergibt sich nachfolgendes Ergebnis (siehe nächste Folie)
Was ist bei der Renditeberechnung
noch zu berücksichtigen…?
Grundlagen der Finanzierung
Dr. Markus Gramann 88
Beispiel für Berechnung von Renditen nach Steuern
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Bilderverzeichnis (Stand: 29.04.2015) http://pixabay.com/de/service/terms/#download_terms
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Rechtliche Hinweise Dr. Markus Gramann Modul Grundlagen der Finanzierung
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