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MYTHOLOGIE
Mythologie – was ist das?
Die Mythologie ist eine poetische Art, unsere Welt zu erklären. Sie versucht, mit
phantastischen Geschichten Antworten auf die grundlegenden Fragen der Menschen zu
geben.
Diese Geschichten haben die Zeit überdauert. Die Mythologie, die in Griechenland ihren
Ursprung hatte, wurde von den Römern übernommen, die dann einigen Göttern neue Namen
gaben: So wurde z.B. aus dem griechischen Zeus der lateinische Jupiter.
Das Leben der Götter auf dem Olymp
Auf dem Gipfel des Olymp, dem höchsten Gebirgsmassiv Griechenlands, erfreuen sich zwölf
Götter ihres Lebens.
Sie ernähren sich von Ambrosia und trinken Nektar. Das macht sie unsterblich. Ein Heer
von Bediensteten kümmert sich um ihr Wohlergehen. Zu ihrer Unterhaltung tanzen die
Grazien und singen die Musen zum schönen Klang von Apollos Leier.
Wenn die Götter sich zu den Menschen begeben wollen, besteigen sie ihre von Pferden oder
Delfinen gezogenen Kutschen. Sie nehmen dann die Gestalt eines Menschen oder eines
Tieres an. Die Menschen bringen ihnen Tiere, um ihre Gunst zu erhalten.
Manche Götter lieben einige Sterbliche so sehr, daß sie sie nach ihrem Tod in
Sternenkonstellationen, wie z.B. Orion, verwandeln. Andere werden zu Blumen wie Narziss
und Hyazinthe.
Andere Gottheiten
Zahlreiche Gottheiten wohnen auf der Erde.
Unter ihnen die Nymphen, die in Gestalt schöner junger Frauen auftreten; sie sind die
Göttinnen der Natur. Sie bewohnen die Wälder, die Gebirge, die Flüsse und die Quellen.
Die Nymphen der Flussgewässer sind die Najaden.
Die Sirenen – Lebewesen mit dem Kopf einer Frau und dem Körper eines Fisches oder
Vogels verzaubern die Seeleute mit ihrem Gesang, bevor sie sie mit sich auf den Grund
des Meeres nehmen. Die Meere sind auch von Nymphen, Ozeaniden und Nereiden bewohnt.
Ob gut oder böse, diese Gottheiten sind Teil des menschlichen Lebens.
Wissenswertes
Zu Ehren Jupiters und Herkules‘ fanden vor 2700 Jahren in Olympia die ersten Olympischen
Spiele statt.
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Die Athleten jeder griechischen Stadt maßen sich fünf Tage lang im Lauf, im Zweikampf, im
Speerwerfen, im Weitsprung und im Wagenrennen. Die Sieger erhielten einen Kranz aus
Olivenzweigen und wurden bei ihrer Rückkehr in die Heimatstadt mit einem großen
Festessen gefeiert.
(Apollo; Echo und Narziss; die Grazien; die Musen; Jupiter; Herkules)
Achilles
Held, Sohn eines sterblichen und einer Göttin
Achilles, Sohn König Peleus‘ und der Göttin Thetis, wurde als Baby in den Styx, den Fluß
der Unterwelt, getaucht. Seine Mutter wollte ihn auf diese Weise unverwundbar machen. Da
sie ihn aber am Fuß festhielt, wurde die Ferse nicht vom Wasser umspült.
Achilles lebte ein kurzes, aber aufgrund seiner Teilnahme an Trojanischen Krieg
ruhmreiches Leben. Als Helena, die Frau von Menelaos, dem König von Sparta, von dem
Trojaner Paris entführt wurde, erhob sich ganz Griechenland, um die Ehre des Königs
wiederherzustellen. Eine Flotte mit 1686 Schiffen machte sich auf, um Troja (in der heutigen
Türkei) zu zerstören.
Patroklos, Odysseus und viele andere Helden begleiteten Achilles. Achilles ist ein Experte in
der Handhabung von Waffen und jagt dem Feind in seiner von Vulcanus geschmiedeten
Rüstung großen Schrecken ein.
Eigenschaften: stolz, mutig, jähzornig, Held der -Ilias- von Homer
Weitere Legende
Neun Jahre lang belagern die Griechen die Stadt Troja. Achilles ist mutig, aber überheblich.
Eines Tages verlässt er nach einem Streit mit Agamemnon die griechische Armee. Sein
Freund Patroklos legt die Rüstung von Achilles an, um die Trojaner, die im Vormarsch sind,
einzuschüchtern. Dabei wird er von Hektor, Paris‘ Bruder, getötet.
Außer sich vor Kummer und Wut tötet Achilles Hektor, bindet den Leichnam an seinen
Wagen und zieht ihn um die ganze Stadtmauer.
Achilles wurde vorhergesagt, dass er seinen größten Feind nicht länger als drei Tage
überleben würde. Am dritten Tag stirbt Achilles, von einem Pfeil in die Ferse getroffen, den
Paris abgeschossen hatte.
Troja wird zerstört, aber auch Odysseus Flotte wird vernichtet. Nach vielen Abenteuern, die
Homer in der Odyssee beschreibt, kehrt Odysseus in die Heimat zurück.
Redewendungen
Die –Achillesferse- bezeichnet den verwundbaren Punkt von einem Menschen.
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(Pluto; Odysseus; Venus; Vulcanus)
Apollo
Gott des Lichtes, der Dichtung und der Musik
Apollo ist der Zwillingsbruder der Diana und steht für die Jugend, das Wissen, die
Schönheit und die Vollendung. Auf dem Olymp ist er äußerst beliebt.
Er fiel jedoch auch in Ungnade. Sein Sohn Aeskulap, Gott der Heilkunst, hat die Gabe,
Kranke zu heilen und Tote zum Leben zu erwecken. Jupiter ist neidisch auf Aeskulap und
tötet ihn. Um sich zu rächen, tötet Apollo die Zyklopen und wird daraufhin von Jupiter auf
die Erde verbannt.
Seine Verbannung ist jedoch nicht von Dauer. Jupiter beauftragt ihn, die Welt zu erhellen.
Durch das Licht, das er ausstrahlt, verleiht Apollo den Göttern die Gabe, die Zukunft zu
sehen. Er gründet in Delphi eine heilige Stätte, in der eine Priesterin mit Namen Pythia die
Zukunft vorhersagt. Stellt ihr ein Sterblicher eine Frage, verfällt Pythia in Trance und
übermittelt Apollo Antworten in Form von Rätseln, die Priester interpretieren.
Eigenschaften: wild, fröhlich, auch eifersüchtig
Attribute: die Leier, der Lorbeerkranz, der Bogen und der Schwan
Weitere Legende
Daphne ist eine Nymphe, die gern allein in den Wäldern lebt. Eines Tages sieht Apollo
Daphne und versucht, sich ihr zu nähern. Aber die Nymphe flieht.
Daphne ist zwar flink wie ein Wiesel, aber Apollo hat sie bald eingeholt. Erschöpft fleht
Daphne die Mutter Erde an, ihr zu helfen. Als Apollo sie umarmen will, umfassen seine Arme
den rauhen Stamm eines Baumes, seine Haare verfangen sich in den Blättern eines
Lorbeerbaums. Die junge Frau verliert für immer ihre menschliche Gestalt.
Mit gebrochenem Herzen schwört Apollo, sie auf ewig zärtlich zu lieben: Aus dem Lorbeer
flicht er als Zeichen seiner Liebe einen Kranz.
Redewendungen
Da Kassandra Apollo ihre Gunst versagt hatte, war sie dazu verdammt, ihre Prophezeiungen
nie erfüllt zu sehen. -Kassandrarufe- sind Warnungen, die Unheil verheißen.
Ein -Apollo- ist ein sehr schöner Mann.
(Diana; Jupiter)
Bacchus-Dionysos
Gott der Rebe und des Weines
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Bacchus ist der Sohn des Jupiter und der Semele und wurde zwei Mal geboren. Das erste
Mal, als es seiner schwangeren Mutter gelang, Jupiter in all seinem Glanz zu sehen. Jupiter
zeigte sich ihr inmitten von Blitz und Donner und Semele wurde zu Asche. Jupiter aber holte
das Kind aus dem Bauch der Mutter und bewahrte es in seinem Oberschenkel auf, damit es
zum richtigen Zeitpunkt geboren werden konnte.
Aufgezogen von den Nymphen des Waldes, entdeckt Bacchus das Geheimnis der Weinrebe
und geht in die ganze Welt, um dort dessen Anbau zu lehren.
Er nimmt die Bacchantinnen – weintrunkene Frauen – in sein Gefolge auf.
Auf einer Reise lernt Bacchus Ariane kennen, die von Theseus verlassen worden war, und
heiratet sie.
Eigenschaften: fröhlich, ein Lebemann, unerbittlicher Gegner
Attribute: die Traube, dir Rose und der Efeu
Weitere Legende
Auf einer seiner Reisen wird Bacchus von König Midas so herzlich empfangen, dass er ihm
einen Wunsch erfüllen möchte. Midas wünscht, dass alles, was er berührt, sich in Gold
verwandeln möge.
So geschieht es und Midas hat viel Freude – bis er sich zu Tisch begibt. Das Fleisch, die
Früchte und der Wein, alles wird zu Gold. Selbst das Wasser wird zu Gold.
Entsetzt von der Vorstellung, an Hunger und Durst zu sterben, fleht Midas Basshus an, ihm zu
erretten. Der Gott sagt ihm, er möge sich in dem Fluss Paktolos waschen. Midas gehorcht
und seither ist der Fluss bedeckt von Goldpailletten.
Redewendungen
Im Deutschen gibt es das alte Sprichwort -Wenn Bacchus das Feuer schürt, sitzt Venus am
Ofen.-
Ein -Bachanal- bezeichnet ein wüstes Trinkgelage. Der Begriff -dionysisch- stammt aus der
Romantik und betont das Irrationale, Rauschhafte. Der Gegensatz davon ist -apollininisch-.
(Jupiter; Theseus)
Ceres-Demeter
Göttin der Landwirtschaft und der Ernte
Ceres wacht in der Natur über alles, was wächst und blüht.
Sie ist von liebender und großzügiger Natur. Ihre Liebe zur Erde ist genauso groß wie die
Liebe zu ihrer Tochter. Aus einer Verbindung mit ihrem Bruder Jupiter hat Ceres eine
Tochter , Proserpina, die zunächst Unheil über die Erde bringt.
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Pluto, der Gott der Unterwelt, trifft eines Tages auf das junge Mädchen, das gerade Narzissen
pflückt, und ist entzückt. Er entführt sie, um sie zu seiner Frau zu machen.
Ceres erfährt von der Sonnengöttin, dass Pluto ihre Tochter entführt hat und ist außer sich vor
Kummer. Jupiter erhört ihre Hilferufe jedoch nicht.
Daraufhin verlässt Ceres den Olymp, und verwandelt sich in eine alte Frau. Auf seinen
Irrfahrten wird sie von Odysseus aufgenommen und die Amme seines jüngsten Sohnes,
Triptolemos.
Da sie aber immer noch zutiefst verzweifelt ist, wacht sie nicht mehr über die Ernte. Das
Getreide keimt nicht mehr, auf der Erde herrscht eine Hungersnot.
Eigenschaften: liebevoll, großzügig, aber auch nachtragend
Attribute: Getreideähre, manchmal rechts eine Sichel
Weitere Legende
Jupiter hat die Pflicht, für recht und Ordnung zu sorgen. Er befiehlt Pluto, Persephone wieder
zu ihrer Mutter auf die Erde zu lassen.
Aber Pluto wendet eine List an: Er gibt seiner Frau Granatapfelkerne. Diese bewirken, dass
sich die Herzen derjenigen, die gemeinsam davon essen, ewig treu bleiben.
Deshalb ist Persephone drei Viertel des Jahres bei ihrer Mutter auf der Erde. Die Freude der
Mutter ist so groß, daß die Natur wieder erblüht und die Felder Früchte tragen. Die letzten
drei Monate des Jahres muss Persephone zurück zu Pluto in die Unterwelt. Ceres trauert; es
ist Winter!
Wissenswertes
Um den Menschen für ihre Gastfreundschaft zu danken, schenkt Ceres Triptolemos eine Ähre
und einen Wagen mit Flügeln. So kann er die Kunst der Feldbestellung verbreiten.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Jupiter; Pluto)
Cupido-Eros
Gott und Liebesbote
Cupido ist ein junger, schelmischer Gott, der Leben und Freude auf die Erde bringt.
Sein Charme und sein starker Einfluss erreichen die Herzen der Menschen und der Götter.
Durch Cupido lernen die Menschen die Freuden der Freundschaft und die Zärtlichkeit der
Liebe, allerdings auch ihre Schmerzen, kennen.
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Er unterstützt seine Mutter Venus. Auf ihren Wunsch schießt er Pfeile mit Goldspitzen ab,
um Herzen zu entflammen. Soll das Feuer der Liebe erlöschen, schießt er Pfeile mit
Bleispitzen ab.
Immer und immer wieder macht es ihm Spaß, Liebe zu erwecken und gleichzeitig die
Menschen zum Weinen zu bringen.
Eines Tage verletzt sich Cupido selbst an einem seiner Pfeile und verfällt dem Charme der
schönen Psyche.
Eigenschaften: verspielt, ausgelassen, naiv
Attribute: Flügel, manchmal mit Pfeil und Bogen
Weitere Legende
Psyche ist die schönste von drei Königstöchtern. Neidisch auf deren Schönheit beauftragt
Venus ihren Sohn Cupido, Psyche einen Pfeil zu schicken, damit sie sich in den schlimmsten
aller Männer verliebe.
Als Cupido Psyche sieht, ist er so verzückt, dass er seinen Auftrag nicht ausführen kann. Er
bringt sie in einen Palast, wo er sie jeden Abend besucht. Er verhüllt jedoch sein Gesicht und
bittet Psyche, dies zu respektieren. Eines Nachts jedoch nimmt Psyche eine Lampe, um ihren
schlafenden Geliebten zu sehen. Sie entdeckt, dass er ein charmanter Prinz ist, aber Cupido
wacht auf und entschwindet sofort.
Die Liebe von Psyche zu Cupido erwies sich als so beständig, dass er ihr verzieh. Venus war
von der Stärke dieser Liebe gerührt und erreichte bei Jupiter, dass die beiden Liebenden
gemeinsam auf dem Olymp leben durften.
Redewendungen
Das Wort -Erotik- leitet sich von Eros, dem Gott der Liebenden ab. Die -Psyche- bezeichnet
heute die Seele eines Menschen.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Venus)
Dädalus und Ikarus
Sterbliche
Dädalus ist Architekt und ein erfindungsreicher Künstler. Er stellt die unterschiedlichsten
Werkzeuge her: Äxte, Rechenschieber, das Bleilot. Er bringt seinem Neffen Talos alles bei,
was er über Architektur, Tischler- oder Maurer- arbeiten wissen muss. Aber bald gerät er in
den Schatten des wachsenden Ruhmes dieses jungen Mannes, der den Kompass und die Säge
erfunden hat. Er ließ sich dabei vom Kiefer einer toten Schlange inspirieren.
Dädalus tötet Talos und flieht mit seinem Sohn Ikarus an den Hof von König Minos auf
Kreta. Auf dessen Befehl konstruiert Dädalus das Labyrinth, ein merkwürdiges Gefängnis
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mit Gängen, aus dem man nicht wieder herausfindet. Wer auch immer es versucht: Er findet
den Ausgang niemals wieder. Entweder er verhungert oder wird von dem dort lebenden
Minotaurus (halb Mensch, halb Stier) verschlungen.
Als Theseus das Monster besiegt und sich rettet, wird Minos schnell klar, daß Dädalus ihm
geholfen haben muß. Er schickt ihn deshalb zusammen mit seinem Sohn Ikarus in das
Labyrinth.
Eigenschaften: Dädalus ist gerissen, klug und eifersüchtig; Ikarus ist ein unbekümmerter
Abenteurer
Weitere Legende
Dädalus versucht, aus dem Gefängnis zu fliehen.
Nachdem er den Flug der Vögel beobachtet hat, sammelt er Federn und baut Flügel. Er
befestigt sie mit Wachs auf seinen und Ikarus‘ Schultern. Er empfiehlt seinem Sohn, sich
nicht zu sehr in den Himmel zu erheben, weil die Hitze der Sonne das Wachs schmelzen
könnte.
Trunken vor Freude und berauscht von der unendlichen Weite, vergisst Ikarus die Ratschläge
seines Vaters. Er nähert sich der Sonne, das Wachs schmilzt, die Federn lösen sich und
Ikarus stürzt in die Fluten.
Wissenswertes
Als Dädalus auf Sizilien eintraf, gelang es ihm nie, die Szene des tragischen Unfalls von
Ikarus in Gold einzugravieren. Der Meißel entglitt immer wieder seinen Fingern.
Redewendungen
Nach dem misslungenen Flug des Ikarus wird ein tollkühnes missglückendes Wagnis auch als
-Ikarusflug- bezeichnet.
(Theseus)
Diana-Artemis
Göttin der Jagd und des Mondes
Einen Tag nach ihrer eigenen Geburt half Diana ihrer Mutter Latona, (griechisch: Leto) ihren
Zwillingsbruder Apollo zur Welt zu bringen.
Die Schmerzen diesen Geburt, die Diana miterlebte, veranlassten sie, immer Jungfrau zu
bleiben.
Seit diesem Tag widmet sie sich der Jagd und durchstreift mit Pfeil und Bogen bewaffnet die
Wälder. Sie ist mit einer kurzen Tunika bekleidet und wird von Nymphen begleitet. Wenn sie
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von der Jagd müde ist, trifft sie sich mit ihrem Bruder Apollo. So wie Apollo der Gott der
Sonne ist, die dem Tag das Licht schenkt, ist Diana die Königin der Nacht.
Wenn sie Angst hat, ihre Reinheit zu verlieren, kann sie sehr grausam sein. Der junge Jäger
Aktäon überrascht sie eines Tages, als sie nackt in einem Bach badet. Diana verwandelt
Aktäon auf der Stelle in einen Hirsch, der von seiner eigenen Meute getötet wird.
Eigenschaften: distanziert, naturliebend, sportlich, jähzornig
Attribute: Bogen und Köcher auf der Schulter, die Hirschkuh, die Mondsichel
Weitere Legende
Wie alle Zwillinge sind sich Diana und Apollo sehr nahe. Gemeinsam töten sie die Kinder
von Nioba, einer Frau, die meint, es mit ihren 14 Kindern im Leben schlechter angetroffen zu
haben als ihre eigene Mutter.
Obwohl Diana immer jungfräulich geblieben ist, war sie sehr angetan vom Charme des
jungen Jägers Orion. Aber Apollo nahm ihr diese Zuneigung übel. Er sorgte dafür, dass
Diana Orion mit einem Pfeil aus großer Entfernung tötet. Als Diana ihren Irrtum bemerkte,
bewirkte sie bei Jupiter, daß Orion in ein Sternbild verwandelt wird.
Wissenswertes
Der Artemistempel (Dianatempel) in Ephesus (in der heutigen Türkei) ist eines der sieben
Weltwunder. Er war 126 Meter lang, 65 Meter breit und hatte 127 Säulen, die fast 20 Meter
hoch waren. Er wurde 356 v. Chr. zerstört.
(Apollo; Jupiter)
Echo und Narziss
Echo: Nymphe des Waldes und der Quellen
Narciss: Sohn des Fluss
Gottes Kephissos und der Nymphe Liriope
Als Narziss geboren wurde, befragte seine Mutter den Seher Tiresias, ob ihr Sohn lange leben
würde. Seine Antwort war seltsam: -Ja, wenn er sich nicht selbst kennt.-
Narziss wächst zu einem schönen, doch eitlen jungen Mann heran. Eines Tages entdeckt er
eine Quelle. Er beugt sich vor, um seinen Durst zu stillen und ist überrascht von dem Gesicht,
das das unbewegte Wasser ihm zeigt. Er verliebt sich leidenschaftlich in sich selbst, und
betrachtet sich selbst ohne Unterlass im Wasser.
Später finden ihn die Nymphen tot auf. Am Rande der Quelle jedoch ist eine gelbe Blume,
die Narzisse, gewachsen. Sie wird für immer die Erinnerung an den jungen Mann wach
halten, der sich in sich selbst verliebt hatte.
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Echos Eigenschaften: leidenschaftlich, geschwätzig, eingebildet
Narziss‘ Eigenschaften: eitel, egozentrisch
Weitere Legende
Echo ist eine ebenso hübsche wie geschwätzige Nymphe. Sie redet auf die Göttin Juno ein,
damit deren Mann Jupiter Sterblichen den Hof machen kann. Juno lässt sich aber nicht
täuschen und bestraft sie. -Du wirst immer das letzte Wort haben,-sagt sie zu ihr,-aber du
wirst nie das erste Wort sagen können.-
Als Echo nun dazu verdammt ist, nur die letzten Wörter wiederholen zu können, trifft sie
Narziss und verliebt sich in ihn. Aber wie wollte sie ihm ihre Liebe gestehen? Sie, die bisher
so geschwätzig war, konnte nur noch stammeln. Und Narziss behandelt sie mit Verachtung.
Untröstlich flieht Echo in einsame Schluchten und stirbt schließlich. Ihre Knochen
verwandeln sich in Felsen. Übrig bleibt nur Echos Stimme, die immer das letzte Wort, das sie
hört, wiederholt.
Redewendungen
Man sagt von einem Menschen, dass er -narzisstisch- sei, wenn er hauptsächlich an sich denkt
und sich selbst bewundert.
(Juno; Jupiter)
Die Grazien-Die Chariten
Die drei Göttinnen der Schönheit und der Dankbarkeit
Eigenschaften: charmant, vergnügt, anmutig
Attribute: der Apfel, die Myrte, die Rose
Die drei Grazien – Töchter des Jupiter – sind Jungfrauen von strahlender Schönheit.
Sie verbringen ihre Zeit mit Venus, der Göttin der Liebe. Sie helfen ihr, sich anzukleiden und
lesen ihr jeden Wunsch von den Lippen ab.
Sie tanzen mit den Musen, ihren Halbschwestern, und unterhalten die Götter des Olymp,
indem sie die Leier von Apollo begleiten, die die Herzen erfreut.
Jeder Frühjahr kehren die Grazien auf die Erde zurück und beobachten gemeinsam mit
ihren Freundinnen, den Nymphen, das Erwachen der Natur.
Zu den Festlichkeiten gerufen, erweckt Thalia (der Wohlstand) die Blumen und Blätter zu
neuem Leben, Aglaia (die Pracht) sorgt für Licht, während Euphrosyne (die Freude) das
Glück über die Welt bring.
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Die Musen
Die neun Göttinnen der Künste und der Wissenschaft
Die Musen sind die Dienerinnen Apollos, des Gottes der Poesie und der Musik.
Auf dem Gipfel des Parnass‘ singen die Musen Loblieder auf die Götter. Sie kennen die
Vergangenheit und sehen in die Zukunft, weil sie Töchter des Jupiter und der Mnemosyne,
der Göttin des Gedächtnisses, sind.
Sie halten sich gerne bei den Menschen auf, die sie inspirieren.
Bei den Künsten und der Wissenschaft hat jede Muse ihr eigenes Gebiet. Klio ist die Muse
der Geschichte, Euterpe die der Lyrik, Thalia die Muse der Komödie, Melpomene die der
Tragödie, Terpsichore die Muse des Tanzes, Erato die der Liebesdichtung, Polyhymnia die
Muse der Hymnendichtung, Urania die der Sternkunde und schließlich Kalliope die Muse der
erzählenden Dichtung, die mit Apollo den Chor der Musen dirigiert.
Redewendungen
Aus dem Namen Mnemosyne entstand das Wort -Mnemotecknik-. Diese Technik soll das
Auswendiglernen erleichtern und liefert -Eselbrücken-
(Apollo; Jupiter)
Herkules-Herakles
Held, der auf der Schwelle zum Tode Unsterblichkeit erlangte
Herkules, Sohn des Jupiter und der Alkmene, muss von Geburt an die Fallen umgehen, die
Juno ihm stellt. Eines Tages ruft sie bei Herkules einen Anfall von Wahnsinn hervor,
woraufhin er seine Frau und seine Kinder tötet.
Um diese Verbrechen zu sühnen, muss sich Herkules zwölf Aufgaben stellen. Er soll den
Löwen von Nemea besiegen, die Hydra von Lerna töten, den erymanthischen Keiler fangen,
die keryneische Hirschkuh erbeuten, die Ställe des Augias säubern, sich der Stuten des
Diomedes bemächtigen, die stymphalischen Vögel töten, den Stier von Kreta zähmen, den
Gürtel der Amazonenkönigin stehlen, die Herde von Geryon entführen, die goldenen Äpfel
der Hesperiden mitbringen und Zerberus, den Hüter der Hölle gefangen nehmen. Herkules
besteht alle Prüfungen!
Eigenschaften: warmherzig, großzügig, aufbrausend
Attribute: die Keule, das Löwenfell
Weitere Legende
Herkules bestand viele Abenteuer, sein Ende aber war tragisch.
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Der Zentaur Nessos, ein grausames Wesen – halb Mensch, halb Pferd – überreicht Herkules
neuer Ehefrau Deanira ein Zaubermittel von seinem Zentaurblut. Sie soll es an dem Tag
einsetzen, an dem Herkules sich eine andere Frau wählt.
Als es soweit ist, bestreicht Deanira eine Tunika mit dem Blut des Zentaur. Als Herkules
Kleidungsstück anzieht, entzündet sich der Stoff und verbrennt seine Haut.
Herkules will sich dass Leben nehmen und steigt auf einen eigenhändig erbauten
Scheiterhaufen. Der Donner rollt und ein Blitz geht nieder. Ein funkelnder Wagen erhebt
Herkules zum Olymp, wo er zwischen den Göttern Platz nimmt.
Redewendungen
Als Symbol für körperliche Kraft ging dieser Halbgott in die Umgangssprache ein. Ein -
Herkules- ist ein Mensch mit großer Kraft.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Juno)
Jason
Sterblicher, der zum Helden wird; Anführer der Argonauten
Mit 21 Jahren will Jason den Thron zurückerobern, den sein Onkel Pelias ihm geraubt hatte.
Dafür braucht er aus dem Königreich der Kolchiden das Zaubervlies (Fell) eines Widders,
das an einen Baum genagelt ist und von einem Drachen bewacht wird.
Mit Hilfe der Minerva und des Architekten Argos baut Jason das Schiff -Argo-. 50 Helden
beteiligen sich an dem Unternehmen; man nennt sie die Argonauten.
Nach vielen Abenteuern erreicht Jason die Kolchiden und trifft Medea, eine schöne Zauberin.
Ihr Vater, der König dieser Gegend, verspricht, Jason das Goldene Vlies zu geben, wenn er
zwei Prüfungen besteht: Er soll ein Feld mit zwei wilden Stieren bearbeiten und dort die
Zähne des Drache einsäen. Mit einem Zaubertrank und den Ratschlägen von Medea besteht
Jason die Prüfungen und bekommt das Goldene Vlies.
Eigenschaften: redegewandt, Beschützer der Frauen, mutig
Weitere Legende
Nachdem er in sein Land zurückgekehrt ist, heiratet Jason Medea. Sie haben zwei Kinder.
Da Medea jedoch eine Fremde ist, werden ihre Söhne niemals regieren können. Jason verstößt
Medea und heiratet griechische Prinzessin.
Außer sich vor Wut schickt Medea ihrer Rivalin ein mit Gift getränktes Kleid, das ihren
Körper verbrennt. Die Prinzessin stirbt unter schrecklichen Qualen. Dann tötet Medea ihre
eigenen Kinder und flieht in einem von zwei geflügelten Drachen gezogenen Wagen.
Jasons Leben nimmt ein trauriges Ende: Er wird von einem Masten der -Argo- zermalmt.
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Wissenswertes
Der Widder mit dem Goldenen Vlies (Fell) entstand durch die Verbindung von Neptun und
einer Prinzessin. Auf Befehl von Jupiter hob der Widder zwei Kinder in die Lüfte, die von
ihrer Stiefmutter getötet werden sollten. Das Vlies als Opfer für Jupiter sorgt für Wohlstand.
(Herkules; Juno; Minerva; Orpheus)
Juno-Hera
Göttin der Weiblichkeit und der Ehe
Juno ist Jupiters Schwester und wird auf seltsame Weise seine Frau. An einem Wintertag
setzt sich ein durchgefrorener Kuckuck auf Junos Schulter. Sie hat Mitleid mit ihm und wärmt
ihn an ihrer Brust. Plötzlich verwandelt sich der Vogel in Jupiter. Er möchte sie holen, damit
sie an seiner rechten Seite den Olymp mitregiert.
Sie kommt seiner Bitte nach, aber das Ehepaar streitet sich sehr häufig wegen Jupiters
zahlreicher Liebschaften mit Sterblichen und Nymphen. Juno ist sehr eifersüchtig und rächt
sich sowohl an Jupiters Geliebten als auch an seinen unehelichen Kindern.
Ihre Wutausbrücke rufen große Tragödien hervor. So provoziert Juno die Vernichtung
Trojas, um sich an Paris zu rächen, der die schönste aller Göttinnen bestimmen sollte und
nicht sie, sondern Venus gewählt hatte. Aber sie unterstützt auch Helden wie Jason, deren
Kühnheit ihr gefällt.
Eigenschaften: stark, waghalsig, eifersüchtig
Attribute: das Zepter und das Diadem, der Pfau, der Granatapfel (Treue), die Kuh
(Fruchtbarkeit)
Weitere Legende
Jupiter verliebt sich in ein schönes junges Mädchen namens Io, verwandelt sie in eine Färse
(weibliches Rind) und vereinigt sich mit ihr. Aus Rache setzt Juno bei Jupiter durch, dass sie
die Hüterin des Tieres wird und beauftragt den Hirten Argus, über Io zu wachen. Mit seinen
100 Augen kann er Tag und Nacht aufpassen, indem er seine Augen abwechselnd schließt.
Um Io zu befreien, wendet sich Jupiter an Merkur. Merkur erscheint als einfacher Hirte und
spielt auf der Hirtenflöte. Nach und nach schließt Argus seine 100 Augen. Merkur trennt ihm
mit einem Schwertstoß den Kopf ab, und Io ist frei.
Wissenswertes
Um über den schmerzlichen Verlust von Argus hinwegzukommen, schmückt Juno die Federn
des Pfaus mit seinen 100 Augen.
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Redewendungen
-Mit Argusaugen betrachten- heißt: jemanden genau beobachten.
(Jason; Jupiter; Merkur; Venus)
Jupiter-Zeus
Gott des Universums
Auf dem Gipfel des Olymp ist Jupiter das Haupt der Götterversammlung. Niemand stellt
seine Autorität in Frage. Um die Welt zu regieren, spielt er seine Macht aus, und alle beugen
sich seinen Wünschen.
Er regiert über Himmel und Erde. Alle Naturgewalten sind ihm unterstellt. Er ist ein weiser
und gerechter Gott, aber sein Zorn ist fürchterlich. Er bedient sich des Blitzes, um für
Ordnung zu sorgen.
Obwohl er mit der Göttin Juno verheiratet ist, hat er viele Frauen und zahllose Kinder mit
ruhmreichem Schicksal. Für seine Eroberungen nimmt er die Gestalt eines Schwanes, eines
Stieres oder eines Vogels an, weil keine Frau ihn in vollem Glanz sehen kann, ohne zu
sterben. Er verwandelt sich sogar in einen Goldregen, um Danae, die Mutter von Perseus, zu
treffen.
Eigenschaften: allwissend, weise, gerecht, sinnlich, jähzornig
Attribute: das Zepter, der Blitz, der Adler
Weitere Legende
Um zu verhindern, dass Jupiter bei seiner Geburt von seinem Vater verschlungen wird, lässt
ihn seine Mutter auf Kreta von Nymphen aufziehen.
Jupiter wird mit der Milch der Ziege Amalthea ernährt; versehentlich bricht er ihn ein Horn
ab.
Jupiters Kummer darüber ist so groß, dass seine Spielkameradin, die Nymphe Adrastea, die
Wunde der Ziege heilt, um ihn zu trösten. Jupiter zeigt ihr seine Dankbarkeit: -Weil du so gut
gewesen bist, sollst du dieses Horn haben. Es wird dir Wohlstand bringen, alle Schätze der
Natur, Blumen, Früchte, Diamanten und Edelsteine.-
Wissenswertes
Die Statue des Zeus war eines der sieben Weltwunder. Sie stand fast 800 Jahre in Olympia.
Sie war 12 Meter hoch und stellte Zeus auf einem Thron aus Holz, verkleidet mit Gold und
Elfenbein dar. Sie wurde zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. zerstört.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Juno; Perseus)
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Mars-Ares
Gott des Krieges
Mars ist der Sohn von Jupiter und Juno. Er ist ein grausamer Gott, der sich gern auf
Schlachtfeldern aufhält. Er verfügt über außergewöhnliche Kräfte, ist voller Hass und sorgt
in seinem Umfeld für Entsetzen und Schrecken. Er geht aber nicht aus allen Schlachten als
Sieger hervor; im Trojanischen Krieg wurde er von einem Sterblichen verletzt.
Seine blinde Brutalität steht der kriegerischen Weisheit von Minerva gegenüber, die für
einen dauerhaften Frieden kämpft.
Mit seinem heißen Temperament verführt er Venus. Cupido ist ihr gemeinsamer Sohn.
Vulcanus jedoch , der Ehemann von Venus, will die Liebenden bestrafen. Er stellt ein Netz
aus Bronze her, das von einem in Gewebe versteckten Faden bewegt wird, und bringt das
Ganze über dem Bett der Liebenden an. Flüche und Wutschreie lassen bald alle anderen
Götter herbeieilen. Gefangen in dem Netz, das auf sie gefallen war, werden die Liebenden -in
flagranti- erwischt und rufen allgemeine Heiterkeit hervor.
Eigenschaften: leidenschaftlich, brutal, sehr grausam
Attribute: Verteidigungswaffen (Helm, Brustpanzer, Schild), Angriffswaffe (Lanze)
Weitere Legende
Wie die Menschen, so kämpfen auch die Götter bei verschiedenen Gelegenheiten miteinander.
So greift Mars im Krieg Troja Minerva an. Er triff mit seiner Lanze das Brustschild der
Göttin, findet sich aber gleich darauf – von einem riesigen Stein an der Kehle getroffen – auf
der Erde wieder.
Ein anderes Mal tötet er aus Grausamkeit den Sohn von Neptun, weil dieser sich seiner
Tochter gegenüber respektlos verhalten hatte. Neptun verlangt daraufhin, dass der Mörder
sein Verbrechen von den Göttern des Olymp verantwortet.
Die Götter versammeln sich am Hang eines Berges von Athen , der Areshügel genannt wird.
Mars verteidigt seinen Fall so brillant, dass er freigesprochen wird.
Redewendungen
Der Monat März ist dem Kriegsgott Mars geweiht und leitet sich von Mars ab. Das Verb -
ausmerzen- bedeutete ursprünglich -Aussondern von Schafen im Frühjahr-.
(Cupido; Juno; Jupiter; Minerva; Neptun; Venus; Vulcanus)
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Merkur-Hermes
Gott der Schäfer, der Reisenden, der Diebe und der Händler
Merkur ist ein Sohn von Jupiter und Maia, einer der Plejaden und Tochter des Titanen Atlas.
Am Tag seiner Geburt geht er in die Berge. Als er seine Schildkröte trifft, packt er sie, löst sie
aus ihrem Panzer, spannt ein Rindsleder mit Schilfrohr um den Panzer und befestigt daran
sieben Saiten auf einem Steg: So entstand die Leier. Dann stiehlt er die Herde seines Bruders
Apollo. Als Entschuldigung schenkt er ihm seine Leier.
Merkur wird Jupiters Lieblingsbote, weil er so hilfsbereit ist. Merkur trägt einen großen
geflügelten Hut mit breiter Krempe und geflügelte Sandalen. So erfüllt er seine Aufträge.
Da er leicht und schnell wie der Wind ist, fängt er den letzten Atemzug der Lebenden ein und
führt sie in Plutos Reich.
Eigenschaften: freundlich, hilfsbereit, intelligent, fröhlich, ein angenehmer Begleiter
Attribute: Aesculapstab, Helm, geflügelte Sandalen
Weitere Legende
Von allen Söhnen Merkurs ist Pan der bekannteste. Er kommt mit den Hufen und dem
Schwanz einer Ziege zur Welt.
Das Leben auf dem Olymp gefällt ihm nicht. Er zieht es vor, sich mit den Nymphen auf der
Erde zu tummeln. Er ist fasziniert von der Nymphe Syrinx. Aber sie steht im Dienst der
keuschen Göttin Diana und will sich von Pan, der ihr Angst macht, nicht fangen lassen.
Um Pan zu entkommen, stürzt sie sich in einen Fluss. Im gleichen Moment wächst
Schilfrohr empor, aus dem die Angstschreie der Nymphe ertönen. Pan schneidet einige
Stengel des Schilfrohrs ab, schneidet sie in ungleiche Stücke und bindet sie zusammen: die
Panflöte.
Redewendungen
Der Ausdruck -panische Angst- leitet sich von dem Gott Pan her, der Mensch und Tier Angst
einflößte.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Apollo; Diana; Jupiter; Pluto)
Minerva-Athene
Göttin der Weisheit und des Krieges
Minerva erblickt auf seltsame Axt das Licht der Welt. Nachdem ihr Vater Jupiter ihre Mutter
verschlungen hat, bekommt er schreckliche Kopfschmerzen. Er befiehlt Vulcanus, ihm mit
einer Axt den Schädel zu öffnen. Und so entspringt Minerva, mit einer Rüstung bekleidet
und mit einem Kopfschild geschützt Jupiters Schädel.
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Diese kluge und schöne Kriegsgöttin kämpft für die Gerechtigkeit. Sie behauptet sich
gegenüber Neptun, der den Athenern seine Überlegenheit beweisen will, indem er ein Pferd,
das Kriegsgefährt des Menschen, aus dem Boden springen läßt, Minerva jedoch pflanzt einen
Olivenbaum, der bald Früchte trägt, als Symbols des Friedens.
Eigenschaften: klug, ausgeglichen, aber unerbittlich im Kampf
Attribute: die Schleiereule, der Olivenbaum, der Helm, die Rüstung (Brustschild und Lanze)
Weitere Legende
Minerva ist sehr geschickt im Handarbeiten, besonders Weben und Sticken kann sie gut.
Arachne, eine Bäuerin, spinnt und webt wunderschönes Leinen. Ihre Kunden reisen von
weither an, um bei ihr Stoffe zu bestellen. Arachne hält sich für unerreichbar und fordert
Minerva, deren Schülerin sie einst war, heraus.
Arachne und Minerva beginnen ihre Arbeit an den Webstühlen. Die Nymphen schweigen, da
beide Werke gleich schön sind.
Die Göttin ist verärgert, weil sie ihren Sieg gefährdet sieht, und sagt zu ihrer Rivalin: -Von
jetzt an wirst du nur noch lächerliches Leinen weben, das so dünn ist, dass ein Lufthauch es
zerreißen kann.- Und so wurde Arachne in eine Spinne verwandelt, die für immer an ihrem
Spinnfaden hängt.
Wissenswertes
Die Stadt Athen verdankt ihren Namen der Göttin Athene (Minerva), sie ist die Schutzgöttin
des Parthenon-Tempels, der ihr geweiht ist.
(Jupiter; Neptun; Vulcanus)
Neptun-Poseidon
Gott des Meeres, der Seen und Flüsse
Neptun wird wegen der Erdbeben, die man ihm zuschreibt -der Erschütterer des Erdbodens-
genannt. Er hat blaue Haare und einen blauen Bart und teilt sein Reich mit einer Frau, der
Nymphe Amphitria. Aus ihrer Verbindung entsteht Triton, ein Kind mit dem Oberkörper
eines Menschen und dem Schwanz eines Fisches.
Neptun trägt einem Panzer aus Gold, ist mit seinem Dreizack bewaffnet und segelt gern mit
seinem Pferdewagen über die Meere. Seine Wutanfälle rufen schreckliche Stürme hervor.
Streit- und rachsüchtig quält er Odysseus, der seinen Sohn, den Zyklopen Polyphem,
erblinden ließ, Neptun war auch derjenige, der den Stier von Kreta, den Herkules besiegen
muss, wahnsinnig machte.
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Eigenschaften: stark, ehrgeizig, jähzornig, aber auch mild
Attribute: der Dreizack, das Pferd
Weitere Legende
Um die Fluten zu beherrschen, lässt sich Neptun von Äolus, dem Gott der Winde, helfen.
Auf Neptuns Anweisungen hin befreit Äolus, der gutmütige Gehilfe, nach und nach die
turbulenten Winde, die er unter Felsen oder in Schläuchen eingeschlossen hatte.
Jeder Wind, ob er aus dem Norden oder dem Süden kommt, hat seinen eigenen Weg und eine
ganz genaue Aufgabe. Es gibt Boreas, den eiskalten Wind aus den Bergen, Notus, den Wind
aus dem Süden, der, verbrannt von der Sonne Afrikas, unter dem Himmel bläst, sowie den
von den Menschen bevorzugten Zephyr, diese leichte, zarte Brise, die Frische und Regen
bringt.
Redewendungen
Die -Äolsharfe- ist nach dem Gott Äolus benannt. Dem Wind ausgesetzt, klingen von ihren
Seiten Töne in verschiedenen Oktavhöhen.
(Minerva; Herkules; Odysseus)
Orpheus
Sterblicher, Dichter und Musiker
Orpheus wächst bei den Musen und den Grazien auf. Durch seine Mutter Kalliope ist er mit
der Dichtkunst vertraut. Er ist ein außergewöhnlicher Künstler. Wenn er auf der Leier, die
Apollo ihm gescheckt hatte, spielt, setzen sich ihm Raubtiere und alle anderen Tiere der Erde
zu Füßen, und die Bäume hören auf zu rauschen.
Die Nymphe Euridike erliegt seinem Charme. Sie stirbt jedocht in der Hochzeitsnacht an
einem Schlangenbiss. Orpheus steigt in die Unterwelt hinab. Die Klage seiner Leier ist so
herzzerreißend, daß sich die Schatten um ihn versammeln.
Zerberus schweigt, Pluto ist gerührt und sagt: -Euridike wird dir zurückgegeben. Du darfst sie
jedoch nicht anschauen, bis ihr die Unterwelt verlassen habt. Sonst wird sie für immer
verschwinden.- Auf dem Weg zurück in die Welt wird Orpheus jedoch schwach. Er dreht sich
nach ihr um und Euridike verschwindet für immer!
Eigenschaften: charmant, talentiert, geheimnisvoll
Attribut: die Leier
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Weitere Legende
Die Musik und der Gesang von Orpheus haben mehr Feinde besiegt als die Lanzen der
Krieger.
Er bricht mit Jason und den Argonauten auf, um das Goldene Vlies zu suchen. Er bezaubert
mit seinem Charme die Sirenen, die das Schiff -Argo- durch die Riffe fahren lassen.
Sein Tod ist tragisch. Bacchantinnen, die dem Gott des Weines zugetan sind, sind
eifersüchtig, weil Orpheus Euridike die Treue hält. Sie zerstückeln ihn und verstreuen seine
Körperteile in alle Richtungen.
Nach dem Tod trifft Orpheus Euridike wieder. Er ist einer der wenigen Sterblichen, die im
Elysium (Ort der tugendhaften Seelen in der Unterwelt) bleiben dürfen.
Wissenswertes
Verärgert darüber, dass sie sich von Orpheus‘ Gesängen bezirzen ließen, stürzten sich die
Sirenen ins Meer und verwandelten sich in Felsen.
Redewendungen
-Dem Gesang der Sirenen lauschen- heißt, sich von trügerischen Erscheinungen täuschen zu
lassen.
(Apollo; Bacchus; die Grazien, die Musen; Jason; Pluto)
Ödipus
Sterblicher
Ödipus ist der Sohn des Laios, König von Theben, und der Königin Iacoste. Ein Orakel
besagt, dass Laios von seinem Sohn getötet wird, der dann seine eigene Mutter heiratet.
Iacoste erwartet ein Kind. Laios bestimmt, dem Kind gleich nach seiner Geburt die Füße
zu durchbohren, sie mit Riemen zusammenzubinden und das Baby in den Bergen
auszusetzen. Es wird von Hirten gefunden, die es -Ödipus- (der mit den geschwollenen
Füßen) nennen, weil die Riemen seine Knöchel anschwellen ließen.
Ödipus wächst ohne Wissen um seine Herkunft heran. Als Erwachsener bricht er nach Theben
auf. Unterwegs tötet er einen Mann, der ihn beleidigt hatte. Er weiß nicht, dass dieser Mann
sein Vater war. Dann befreit er die Stadt von dem Monster Sphinx. Ödipus wird als Held
gefeiert und heiratet Iocaste. So erfüllt sich die Weissagung, ohne dass Ödipus etwas davon
ahnt.
Eigenschaften: wissbegierig, wahrheitsliebend und gerecht
Weitere Legende
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Ödipus regiert über Theben. Aber bald bricht in der Stadt eine Pestepidemie aus. Ödipus
befragt das Orakel von Delphi, das ihm sagt, die Pest würde verschwinden, sobald der Mörder
von Laios bestraft sei.
Ödipus versucht alles, um den Mörder zu finden. Jedoch vergeblich. Die Pest weitet sich aus.
Er fragt Tiresias, einen alten, blinden Seher, um Rat. Auf die Frage -Wer ist der Mörder von
Laios?- antwortet Tresias: -Du, Ödipus. Du allein. Und deine Frau Iocaste ist deine eigene
Mutter!- Als Iocaste davon erfährt, erhängt sie sich. Ödipus sticht sie die Augen aus, verlässt
die Stadt und irrt umher.
Wissenswertes
Um der Sphinx zu entgehen, musste Ödipus folgendes Rätsel lösen: -Welches Lebewesen
geht morgens auf vier Beinen und abends auf drei Beinen?- Er antwortete: -Der Mensch.-
Redewendungen
Ödipus hat seinen Namen dem Ödipuskomplex- gegeben, der die starke Bindung bezeichnet,
die eine Zeitlang zwischen dem Kind und dem andersgeschlechtlichen Elternteil besteht.
Pandora
Sterbliche
Symbol der Frau
Auf Befehl Jupiters nehmen alle Götter am Wettbewerb zur Entstehung der ersten Frau,
Pandora, teil.
Vulcanus, Gott der Schmiede, nimmt zuerst Lehm und Wasser, um der Statue die Form und
die Schönheit einer Göttin zu geben. Dann haucht er ihr mit einem Funken das Leben ein,
während die anderen Götter sie mit allen guten Eigenschaften versorgen (griechisch bedeutet
Pandora -alle Gaben-).
Venus gibt ihr die Schönheit, Apollo verleiht ihr eine wunderbare Stimme; dir anderen geben
ihr Charme, Intelligenz und Mut.
Venus gibt ihr die Schönheit, Apollo verleiht ihr eine wunderbare Stimme; die anderen geben
ihr Charme, Intelligenz und Mut.
Sogar Jupiter macht ihr Geschenk. Er gibt ihr einen mit einem schweren Deckel
verschlossenen, irdenen Krug und gibt ihr den Rat, ihn nicht zu öffnen. Dann schickt er sie
auf die Erde.
Bald heiratet Pandora den Titanen Epimetheus, dessen Bruder Prometheus den ersten Mann
geschaffen hat.
Eigenschaften: intelligent, charmant, geistreich, neugierig
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Attribut: ein Gefäß
Weitere Legende
Trotz aller guten Eigenschaften hat Pandora einen Negativen Charakterzug: die Neugierde.
Statt sich mit den vielen Gaben, die sie erhalten hat, zufrieden zu geben und dem Rat Jupiters
zu folgen, kann sie der Versuchung nicht widerstehen. Sie öffnet das Gefäß.
Alle über dieser Welt entweichen und verbreiten sich sofort. Neid, Zorn, Krankheit,
Grausamkeit, Trauer, Armut…
Entsetzt beeilt sich Pandora, das Gefäß wieder zu verschließen. Zum Glück blieb die
Hoffnung in dem Gefäß. Sie macht es den Menschen möglich, all‘ diese Übel zu ertragen.
Redewendungen
Man benutzt den Ausdruck -Die Büchse der Pandora- um etwas zu beschreiben, das zwar
schön aussieht, dessen Schein aber trügt oder das Mängel aufweist.
(Apollo; Jupiter; Prometheus; Venus; Vulcanus)
Die Parzen-Die Moiren
Gottheiten des Schicksals
Diese drei Gottheiten sind Töchter des Jupiter und der weisen Themis.
Ihr Vater vertraut ihnen die Sorge um die Zukunft an. In ihrem bronzenen Palast gravieren sie
die menschlichen Schicksale in die Mauern und legen für die Menschen bei ihrer Geburt
alles Glück und Leid fest.
Sie bestimmen über das Leben der Sterblichen. Sie spinnen weiße Wolle mit einem
Goldfaden durchwirkt für die glücklichen Tage und schwarze Wolle für die unglücklichen
Tage.
Nona (griechisch: Klotho) hält das Spinnrad, Decima (Lachesis) dreht die Spule und spult das
Schicksal ab, Morta (Atropos) schneidet den Faden ab und bestimmt so den Zeitpunkt des
Todes. Sie haben kein Mitleid und ändern niemals ihre Meinung.
Die Furien-Die Erinnyen
Gottheiten der Rache
Die Furien Tisiphone, Megäre und Alekto sind drei grausame Frauen, die aus dem Blut von
Uranus entstanden sind.
Mit ihren fürchterlichen Grimassen, ihrem aus Schlangen gewirkten Haar und ihren
schwarzen Kleidern versetzen sie jeden in Angst. Mit Peitsche und Fackel bewaffnet,
verfolgen sie die Verbrecher, schreien nach Rache und beleidigen sie.
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Megäre hält sich im Allgemeinen in der Nähe des Eingangs zum Tartarus, in der Unterwelt
auf. Wenn Plutos Gericht das Urteil gesprochen hat, schlägt und quält sie den Verurteilten
mit grausamer Freude und bittet, wenn nötig, ihre Schwestern um Hilfe. Die Verurteilten
haben dann keine ruhige Minute mehr.
Redewendungen
Die Furien sind in die Alltagssprache eingezogen: Die berühmteste von ihnen, Megäre,
bezeichnet eine böse, streitsüchtige Frau.
(Jupiter; Pluto)
Perseus
Held gewordener Halbgott
Perseus ist der Sohn von Jupiter und Prinzessin Danaei. Er lechzt nach Ruhm.
Eines Tages erhält er den Auftrag, den Kopf eine Gorgone zu bringen. Die Gorgonen sind
schreckliche Kreaturen, die jeden, der sie ansieht, augenblicklich zu Stein verwandeln.
Aber die Götter lieben die Tapferen. Und so gibt Minerva Perseus ihr Schild, Pluto seinen
Helm, der unsichtbar macht, und Merkur seine geflügelten Sandalen und ein goldenes Messer.
So ausgerüstet, dringt Perseus zu Medusa vor, der einzigen sterblichen Gorgonin. Er geht
rückwärts und nutzt das reflektierende Licht seines Schildes. Geschickt trennt er den Kopf
der Medusa ab und steckt ihn in seinen Beutel.
Aus dem Blut der Medusa entsteigt ein geflügeltes Pferd namens Pegasus. Perseus besteigt
das Pferd und erhebt sich in die Lüfte.
Eigenschaften: furchtlos, mutig und klug
Weitere Legende
Medusa ist die Tochter Neptuns und eine schöne junge frau. Da sie es gewagt hatte, ihr Haar
mit dem von Minerva zu vergleichen, wurde sie in ein Ungeheuer verwandelt und zu einer der
drei Gorgonen.
Ihr Haar bestand seither aus zischenden Schlangen und ihr Blick verwandelte jeden, der
ihr begegnete, zu Stein. Der Kopf der Medusa behielt lange seine versteinernde Wirkung und
Perseus benutzte ihn mehrere Male, um Feinde zu besiegen.
Am Tage seiner Hochzeit mit Andromeda ermordet ein Rivale, der sich auch in sie verliebt
hatte, alle Gäste. Der unbewaffnete Perseus zieht den Kopf der Medusa aus seinem Beutel
und so erstarrt der junge Mann auf der Stelle zu Stein.
Perseus kehrt in sein Land zurück und schenkt Minerva den Kopf. Die Göttin schmückt ihr
Schild damit, um ihre Feinde zu erschrecken und sie in die Flucht zu schlagen.
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Redewendungen
Quallen werden auch -Medusen-genannt.
(Minerva; Jupiter)
Pluto-Hades
Gott der Unterwelt
Pluto hatte seinem Bruder Jupiter geholfen, die Welt zu erobern und erhält zum Ausgleich
die Unterwelt. Eifersüchtig wacht er über die Toten.
Sein Königreich, der Tartarus, liegt im Innern der Erde. Man gelangt dorthin über
unterirdische Gänge, in die niemals ein Lichtstrahl fällt. Niemand möchte in dieser finsteren
Welt leben. Und so entführt Pluto Proserpina, die Tochter von Jupiter und Ceres, und macht
sie zu seiner Gemahlin.
Der Abgrund ist sehr tief. In ihm verläuft ein Fluss namens Styx. Um ihn zu überqueren,
muss man Charon, den Fährmann, bezahlen: Nur die beerdigten Toten mit einer Münze im
Mund dürfen den Fluss überqueren, die anderen irren ewig umher. Für den, der den Fluss
überquert hat, gibt es kein Zurück. Die Toten werden gerichtet und müssen, je nachdem, ob
sie ihr Leben gut oder schlecht geführt haben, an verschiedene Orte.
Der Eingang der Hölle wird von Zerberus, einem Hund mit drei Köpfen, bewacht. Er
verschlingt alle, die versuchen zu fliehen, und hindert die Lebenden daran, in die Unterwelt
einzudringen.
Eigenschaften: finster, düster
Attribute: der Heim (der unsichtbar macht), das Zepter (das das Gericht darstellt)
Weitere Legende
Nach dem Tod gibt es drei Wege:
Der erste Weg führt auf einen Hügel mit Asphodelos (Liliengewächsen). Dort bleiben
derjenigen, die weder ein Verbrechen begangen noch eine Heldentrat vollbracht haben.
Die zweite Weg führt nach Elysium. Dies ist ein Ort des Vergnügens für Helden und
tugendhafte Menschen. Auf Festen fließt der Wein in Strömen. Die Helden erzählen sich
ihre ruhmreichen Taten und jeder geht seinen Vergnügungen nach.
Der dritte Weg endet im Tartarus, dem Ort der Folter für die Unglücklichen, die sich
schuldig gemacht haben. Ihre Bestrafung dauert ewig an. In den Krümmungen des Styx
gefangen, büßen sie wie Tantalus oder Sysiphus für ihre Missetaten.
23
Redewendungen
Einen strengen Wächter nennt man -Zerberus-, wie den Wächter der Unterwelt.
(Ceres, Jupiter, Tantalus)
Prometheus
Titan, Begründer der Menschheit
Jupiter beauftragt Prometheus, Sohn des Titanen Japetos, den Menschen zu erschaffen. Aus
Lehm und Wasser formt Prometheus eine Statue, Minerva haucht ihr Leben ein.
Die Menschen, die weder Feuer noch Landwirtschaft kennen, frieren und hungern.
Prometheus ist von großer Herzensgüte und hat Mitleid mit ihnen.
Er tötet ein Rind, zerteilt es und bildet zwei Haufen: einen mit Knochen, die von einer dicken
Fettschicht bedeckt sind, und einen mit Fleisch, das von Haut bedeckt ist. Er bittet Jupiter,
sich seinen Teil zu nehmen, bevor er den anderen den Menschen gibt. Jupiter wählt den
ansprechenderen Teil, nämlich den, der mit Fett bedeckt ist. Und so erhielten die Menschen,
dank der List von Prometheus, den besseren Teil.
Prometheus gibt den Menschen auch das Feuer. So können sie ihre Lebensmittel kochen,
heizen, Licht machen und Waffen herstellen. Prometheus begibt sich in die Werkstatt von
Vulcanus und stiehlt den Zyklopen einen Funken aus der Schmiede.
Eigenschaften: intelligent, ausdauernd, vorausschauend
Weitere Legende
Prometheus hat Jupiter betrogen und für die Menschen das Feuer gestohlen. Dadurch hat er
den Groll des Herrschers vom Olymp auf sich gezogen wird bestraft.
Jupiter befiehlt Vulcanus, Prometheus auf den Gipfeln des Kaukasus-Gebirges anzuketten.
Jeden Tag verschlingt ein Adler seine Leber, die über Nacht nachwächst. Diese Bestrafung
sollte ewig andauern, doch der Zorn Jupiters verraucht: Er erlaubt Herkules, den Adler zu
töten, um dem Titanen die Freiheit wieder zu geben.
Prometheus versöhnt sich mit Jupiter und wird dank eines Zentaur (einer Kreatur halb
Mensch, halb Pferd) unsterblich. Der Zentaur Chiron, der eine unheilbare Wunde hatte,
übertrug sein Recht auf Unsterblichkeit an Prometheus, um an seiner Stelle zu sterben.
Wissenswertes
Es wird erzählt, dass Jupiter Prometheus befohlen habe, einen Ring aus Metall zu tragen, der
ihn an die Folterqualen erinnern soll. So setzte sich das Tragen eines Ringes bei den
Sterblichen durch.
24
Redewendungen
Ein -Titan- ist ein Riese. Eine titanische Arbeit ist ein Werk, das außerordentliche Kraft und
Energie erfordert.
(Herkules; Jupiter; Vulcanus)
Tantalus
Sterblicher
Tantalus ist ein reicher und mächtiger Prinz. Er ist überhäuft mit Gütern und Ehre und hat
eine Tochter namens Nioba, die selbst Mutter von 14 schönen Kindern ist.
Tantalus unterhält freundschaftliche Beziehungen zu den Göttern, und Jupiter lädt ihn hin
und wieder zu Feiern auf den Olymp ein.
Tantalus gibt sich jedoch nicht zufrieden mit dem, was ihm das Leben bietet und missbraucht
die Ehre, die ihm zuteil wird. So stiehlt er vom Tisch der Götter den Nektar und die
Ambrosia, also die Speise, die ausschließlich den Göttern vorbehalten ist, um sie unsterblich
zu machen.
Jupiter, dem nichts entgeht, entdeckt den Dieb, entscheidet sich jedoch, seine Rache vorläufig
zu verschieben.
Kurz darauf macht sich Tantalus eines hoch schlimmeren Verbrechens schuldig: Bei seinem
Festessen lässt er die Körperteile eines seiner Söhne auftragen.
Eigenschaften: gerissen, grausam, überheblich. Er symbolisiert die Gier des Menschen, die
niemals befriedigt werden kann.
Weitere Legende
Tantalus lädt die Götter zu einem großen fest ein. Alle erscheinen und begeben sich zu
Tisch.
Als ihnen ein würziges Ragout serviert wird, läßt Tantalus sie raten, um welche Speise es
sich handelt. Jupiter untersucht den Teller misstrauisch und schreit dann voll Wut: -
Unglücklicher! Wie kannst Du es wagen, uns deinen Sohn Pelop vorzusetzen?- Alle Götter
erheben sich daraufhin voller Empörung.
Jupiter stürzt Tantalus in die Hölle, wo er bestraft wird: Von Hunger und Durst gequält,
sinkt er von köstlichen Früchten umgeben bis zum Hals ins Wasser. Wenn er trinken möchte,
zieht das Wasser sich zurück; wenn er nach einer Frucht greifen möchte, verschwindet diese.
Dies ist sein Ende.
Redewendungen
25
Die -Tantalusqualen- bezeichnen eine Situation, in der ein Mensch dem Objekt seiner
Begierde nahe ist, es jedoch nicht erreichen kann.
(Jupiter; Pluto)
Theseus
Sterblicher, wird zum Helden von Athen
Neben zahlreichen Heldentaten macht Theseus‘ Kampf gegen den Minotaurus ihn zum
legendären Helden der Stadt Athen.
Theseus, Sohn des Königs Ägeus, möchte Athen von dem Tribut befreien, das die Stadt an
den mächtigen König Minos von Troja zahlen muss: Minos fordert alle neun Jahre sieben
junge Männer und Frauen.
Ein schreckliches Schicksal erwartet sie: Sie werden dem Minotaurus – ein Ungeheuer halb
Stier, halb Mensch -, der in dem von Dädalus erbauten Labyrinth eingeschlossen ist, zum Fraß
vorgeworfen.
Theseus nimmt den Platz einer der Geiseln ein und fährt mit den anderen 13 Opfern nach
Kreta. Dort verführt er Ariadne, die Tochter von Minos, und erhält ihre Unterstützung.
Ariadne zeichnet einen Plan des Labyrinths und gibt Theseus eine Fadenrolle, die er im
Labyrinth abspulen kann. Theseus kommt in dir Höhle des schlafenden Minotaurus. Er
erschlägt ihn mit einem mächtigen Keulenschlag und findet mühelos den Ausgang.
Eigenschaften: mutig, schlau, waghalsig
Weitere Legende
Als Theseus Athen verlässt, vereinbart er mit seinem Vater, König Ägeus, dass das Schiff
bei einem Sieg ein weißes Segel setzt, aber ein schwarzes Segel, wenn der Minotaurus ihn
getötet hat.
Nach seinem Sieg über den Minotaurus entführt Theseus Ariadne und segelt in sein Land
zurück. Unglücklicherweise setzt er statt des weißen ein schwarzes Segel.
Voll Sehnsucht erwartet König Ägeus die Rückkehr seines Sohnes. In der Ferne sieht er das
schwarze Segel und gerät außer sich vor Verzweiflung. Er stürzt sich von einem hohen Felsen
ins Meer, das seither seinen Namen trägt (Ägäis).
Theseus wird König und regiert über Athen. Er führt Krieg gegen die Amazonen, Frauen, die
sich die rechte Brust entfernen, um besser mit Pfeil und Bogen zu schießen. Er entführt
Antiope, ihre Königin; sie zeugen einen Sohn, Hippolytus.
Redewendungen
Nach Theseus‘ Helferin benannt, hilft uns ein -Ariadnefaden- in einer verworrenen Situation.
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(Dädalus)
Ulysses-Odysseus
Held, König der griechischen Insel Ithaka
Odysseus hat während des Trojanischen Krieges besondere Berühmtheit erlangt. Dank seiner
Hilfe gewannen die Griechen nach neunjährigem Kampf den Krieg.
Odysseus hat die Idee, ein riesiges Pferd aus Holz zu bauen, in dem sich die Krieger
verstecken, während die griechische Flotte ihren Abzug vorgibt.
Ein Komplize von Odysseus erklärt den Trojanern, dass dieses Pferd eine Opfergabe für
Minerva sei. Es sei so riesig, damit man es nicht an einen anderen Ort bringen könne. Die
Trojaner holen das Pferd in die Stadt.
In der kommenden Nacht kehrt die Flotte zurück, während die Krieger das Pferd verlassen
und die Tore der Stadt für die griechische Armee öffnen. Die Trojaner werden
niedergemetzelt.
Das Abenteuer ist jedoch noch nicht zu Ende, weil Odysseus, der einst Neptun beleidigt hatte,
20 Jahre über die Meere irren muß, bevor er zu seiner Insel Ithaka zurückkehren kann.
Eigenschaften: listig, mutig und waghalsig, Held der -Odyssee- von Homer
Weitere Legende
Als Odysseus unerkannt in Ithaka ankommt, erfährt er, dass seine Frau Penelope ihm trotz
des Werbens vieler Freier treu geblieben ist. Penelope hatte versprochen, wieder zu heiraten,
sobald sie ihren Teppich fertiggestellt hat. 20 Jahre zögert sie diesen Zeitpunkt hinaus, indem
sie die Stickereien, die sie tagsüber macht, nachts wieder auftrennt. Ihre List wird jedoch
entdeckt und sie muss sich entscheiden.
Dank Minervas Rat veranstaltet Odysseus mit Hilfe seines Sohnes Telemach einen
Wettkampf: Der künftige König von Ithaka und Gatte von Penelope soll sein, wer den
Boden von Odysseus spannen kann. Ein Freier nach dem anderen scheitert. Als Bettler
verkleidet, bittet Odysseus um eine Chance. Unter dem Spott der anderen spannt er den
Bogen und tötet alle Freier.
Redewendungen
Wenn man eine anstrengende, mühevolle Reise oder Fahrt mit Umwegen macht, spricht man
von einer -Odyssee-. Dieses Wort erinnert an die Irrfahrten des Odysseus.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Minerva; Neptun)
Venus-Aphrodite
Göttin der Liebe
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Geboren in den Schaumkronen der Fluten in einer Muschel aus Perlmutt, die von einem
leichten Wind, Zephyr, getrieben wird, ist Venus so schön, dass sie alle bezaubert.
Die Götter lieben sie. Sie heiratet aber den Hässlichsten, Vulcanus, zu dem sie nach zwei
Liebesabenteuern zurückkehrt. Diese Göttin der Liebe, die über das Glück der Eheluete bei
Juno und Minerva. Sie verliebt sich in Adonis, einen Sterblichen und hat einen Sohn, Cupido,
mit Mars.
Venus erfüllt aber auch die Wünsche der Menschen. Bewegt von der Leidenschaft, die der
Bildhauer Pygmalion einer seiner Statuen namens Galatea entgegenbringt, haucht Venus
dieser Statue Leben ein. Als Galatea ein Wesen aus Fleisch und Blut wird, erwidert sie die
Liebe von Pygmalion.
Eigenschaften: verführerisch, großzügig, eigensinnig, manchmal unloyal
Attribute: die Taube
Weitere Legende
Bei einem Götterfest wirft die Göttin der Zwietracht, Eris, einen goldenen Apfel mit der
Aufschritt -der schönsten Göttin- unter die Gäste. Der Schäfer Paris, Sohn des trojanischen
Königs Priamus, wird beauftragt, die Gewinnerin zu ermitteln.
Juno, Venus und Minerva machen sich den Titel streitig. Juno verspricht Paris, ihm die
Herrschaft über Asien zu gewähren. Minerva bietet ihm militärische Ehren. Venus jedoch
verspricht ihm die Liebe der schönsten Frau.
Paris überreicht Venus den goldenen Apfel. Zum Dank hilft Venus dem Trojaner, Helena,
die Gattin des griechischen Königs Menelaos, zu entführen. Das war Ursache für den
neunjährigen Krieg um Troja.
Redewendungen
Ein -Zankapfel- ist ein Grund für Auseinandersetzungen.
Wissenswertes
In der griechischen Mythologie haben Hermes und Aphrodite einen Sohn namens
Hermaphrodit, den die Götter in ein Wesen halb Mann, halb Frau verwandeln.
(Cupido; Juno; Mars; Minerva; Odysseus; Vulcanus)
Vesta-Hestia
Göttin des Herdfeuers
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Vesta ist die ältere Schwester von Jupiter und Juno und hat bei den Göttern des Olymp einen
Ehrenplatz. Ihr Recht als Ältere wurde niemals angezweifelt. Sie hütete das Feuer des
Olymp.
In ihrem Leben gibt es keine Abenteuer. Um Jungfrau zu bleiben und allein leben zu können,
weist sie die Hand von Apollo und Neptun zurück.
Jupiter verspricht, ihr in jedem Wohnhaus einen Thron zu geben. So wacht Vesta über die
heimischen Herde. Sie sorgt dafür, dass die Flammen in den Häusern Licht und Wärme
ausstrahlen.
Vesta wacht auch über die Stadt, die einen Altar und ein Feuer hat. Das Feuer, das nie erlischt,
brennt ihr zu Ehren und ist ein Symbol für die gute Verständigung unter den Bürgern der
Stadt.
Eigenschaften: taktvoll, klug, friedfertig
Attribut: das Feuer
Weitere Legende
Äneas ist der Sohn von Venus und Anchises, des Prinzen von Troja. Er ist der Held in Vergils
-Äneide-. In einem Traum vertraut ihm ein Schatten das immerwährende Feuer der Vesta
an und die Aufgabe, das Geschlecht von Troja zu erhalten.
Nach dem Niedergang Trojas verlässt Äneas die Stadt. Er gelangt schließlich nach Italien, wo
er Lavinia, die Tochter des Königs von Latium heiratet. Einigen Berichten zufolge gründet
Äneas die Stadt Lavinium, das spätere Rom.
Wissenswertes
Die Vestalinnen sind junge Frauen aus den besten römischen Familien. Sie vertrauen sich der
Göttin Vesta an, verzichten auf eine Heirat und wachen darüber, dass das Heilige Feuer nicht
erlischt.
Redewendungen
Ein -Vestalinnengesicht- bezeichnet ein Gesicht mit dem Ausdruck der Keuschheit. Das
Adjektiv -vestalisch- wird im übertragenen Sinne gebraucht; es bedeutet -keusch-.
(Das Leben der Götter auf dem Olymp; Juno; Jupiter)
Vulcanus-Hephaistos
Gott des Feuers und der Schmiede
Vulcanus ist ein Sohn von Jupiter und Juno und so hässlich, dass die Götter bei seinem
Anblick Tränen lachen. Juno ist darüber so erzürnt, dass sie ihr eigenes Kind vom Olymp
wirft. Nach diesem Sturz hinkt Vulcanus für immer.
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Sehr bald entwickelt er außerordentliche Fähigkeiten beim Bearbeiten von Metall. Er stellt
Schmuck her, das goldene Zepter des Jupiters, die Pfeile Apollos und Dianas sowie die
Rüstung Apollos.
Um sich an seiner Mutter zu rächen, die ihn verleugnet, stellt er für sie einen goldenen
Thron mit einer geheimen Vorrichtung her. Nachdem sich Juno auf diesen Thron gesetzt hat,
kann sie nicht wieder aufstehen, weil unsichtbare Fesseln sie festhalten. Nur wenn er seinen
Status bei den Göttern wiedererlangt, stimmt er ihrer Befreiung zu. Jupiter gibt ihm die
schöne Venus zur Frau.
Eigenschaften: handwerklich, begabt, schroff, friedliebend
Attribute: der Hammer, der Amboss
Weitere Legende
Die Zyklopen, diese schrecklichen Riesen im Dienste des Vulcanus, haben ihre Schmieden in
den Tiefen der Ätna, einem Vulkan auf Sizilien, eingerichtet.
Im Krachen der Hämmer, die den Amboss schlagen, sorgen riesige Luftbalge für die Glut. Die
Zyklopen stellen dort den Blitz her.
Der Blitz, der Jupiter allein gehört, setzt sich aus einer Mischung von drei Teilen Hagel, drei
Teilen Regen, drei Teilen Feuer und drei Teilen Wind zusammen.
Pegasus, das geflügelte Pferd, bringt den Blitz in einem Schilfrohr zum obersten Gott des
Olymp, wenn Jupiter ihn als Instrument seiner Wut benötigt. Er bestraft damit die
Menschen.
Wissenswertes
Das Wort -Vulkan- kommt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf den Gott des Feuers
Vulcanus.
(Achilles; Apollo; Diana; Juno; Jupiter; Venus)