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BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE BWL 1. Unternehmen und Umwelt 1.1 Wirtschaft und ihre Elemente Die (knappen) Wirtschaftsgüter können in ver- schiedene Kategorien aufgeteilt werden: Ferner unterscheidet man auch zwischen In- putgüter / Outputgüter und Halbfabrikate / Fer- tigfabrikate sowie Realgüter und Nominalgüter. Produktionsfaktoren sind Potenzial-, Repe- tierfaktoren, menschliche Arbeitsleistung sowie Information und Wissen. 1.2 Unternehmen als Gegenstand der BWL Unternehmen sind offene, dynamische, komp- lexe, autonome, marktgerichtete, produktive soziale Systeme. Jedes Unternehmen wird von seiner Umwelt ständig beeinflusst; diese Anspruchsgruppen werden stakeholder genannt. Grob werden vier Umweltsphären unterschieden, welche in fol- gender Abbildung veranschaulicht werden: 2. Typologie der Unternehmung 2.1 Technisch-ökonomische Struktur Vor allem Industrieunternehmungen können nach ihrer technisch-ökonomischen Struktur charakterisiert werden: Nach vorherrschendem Produktionsfaktor: - Personalintensive Unternehmen - Anlageintensive Unternehmen - Materialintensive Unternehmen - Energieintensive Unternehmen Nach Anzahl der zu fertigenden Produkte: - Einzelfertigung - Mehrfachfertigung Nach der Anordnung der Maschinen: - Werkstattprinzip - Fliessprinzip 2.2 Rechtsformen Bei Personenvereinigungen spricht man von Gesellschaften. Folgende Arten sind dabei möglich: Mitglieder Grundkapital Haftung Kollektivgesellschaft Zwei oder mehrere natürliche Personen Eigenkapital jederzeit veränderlich; festge- legt durch Vertrag oder dispositiv (d.h. gleiche Anteile aller Gesellschafter) Primär: Gesellschaft mit ihrem Vermögen Sekundär: Alle Gesell- schafter (persönlich, unbeschränkt, solidarisch) Kommanditgesellschaft Mindestens ein unbe- schränkt haftender Ge- sellschafter (Komple- mentär). Mindestens ein bis zur Kommanditsum- me haftender Gesell- schafter (Kommanditär) Wie Kollektivgesell- schaft (die Komman- ditsumme ( = Haf- tungsbetrag des Kom- manditärs) ist im Han- delsregister einzutra- gen Primär: Gesellschaft mit ihrem Vermögen Sekundär: Komplementäre wie Kollektivgesellschaf- ter, Kommanditäre bis zur Kommanditsumme Aktiengesellschaft (AG) Bei der Gründung: mind. drei Personen oder Handelsgesell- schaften. Danach: weniger wenn keine Einsprüche von Aktionären oder Gläubigern Festes Aktienkapital, aufgeteilt auf Aktien (Anteile). Mindest- kapital: 100’000 Fr (mind. 50'000 einbe- zahlt oder 20% des MK). Änderung des Aktienkapitals über Statutenänderung möglich. Es haftet nur das Gesell- schaftsvermögen; die AG verliert ihr Eigenkapital. Kommanditaktiengesellschaft Falls nicht anders vor- gesehen: Gleiche Be- stimmungen wie AG Falls nicht anders vorgesehen: Gleiche Bestimmungen wie AG Ein oder mehrere Mitglie- der haften wie Kollektiv- gesellschafter (unbe- schränkt und solidarisch) Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Bei der Gründung: mind. zwei Personen oder Handelsgesell- schaften. Danach: weniger, kann aber bei Begehren durch Richter aufgelöst wer- den Festes Stammkapital, das sich aus Stamm- anteilen der Gesell- schafter zusammen- setzt. Zulässiges Kapital: 20'000 bis 2'000'000 Fr. Stammanteile: mind. 1'000 Fr., max. 2'000'000 Fr. Gesellschafter haften wie Kollektivgesellschafter, allerdings nur bis zur Höhe des Stammkapitals (d.h. ggf. über Stammeinlage hinaus). Statuten können Nachschusspflicht zur Deckung der Verluste vorsehen. Genossenschaft Bei der Gründung: mind. sieben Personen oder Handelsgesell- schaften. Danach: nicht geschlos- sene Mitgliederzahl. Grundkapital nur, wenn in den Statuten vorgesehen. Jeder Genossenschafter hat einen Anteilschein zu übernehmen. Nur das Genossenschafts- vermögen. Die Statuten können persönliche Haf- tung (beschränkt oder unbeschränkt) oder Nach- schusspflicht vorsehen.

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Page 1: Nach der Anordnung der Maschinen: Die (knappen ...n.ethz.ch/~dehrbar/download/Zusammenfassung BWL und SE - Daniel... · Unternehmen und Umwelt ... Vertikale Kooperationen = nachfolgende

BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE BWL

1. Unternehmen und Umwelt 1.1 Wirtschaft und ihre Elemente Die (knappen) Wirtschaftsgüter können in ver-schiedene Kategorien aufgeteilt werden: Ferner unterscheidet man auch zwischen In-putgüter / Outputgüter und Halbfabrikate / Fer-tigfabrikate sowie Realgüter und Nominalgüter. Produktionsfaktoren sind Potenzial-, Repe-tierfaktoren, menschliche Arbeitsleistung sowie Information und Wissen. 1.2 Unternehmen als Gegenstand der BWL Unternehmen sind offene, dynamische, komp-lexe, autonome, marktgerichtete, produktive soziale Systeme. Jedes Unternehmen wird von seiner Umwelt ständig beeinflusst; diese Anspruchsgruppen werden stakeholder genannt. Grob werden vier Umweltsphären unterschieden, welche in fol-gender Abbildung veranschaulicht werden: 2. Typologie der Unternehmung 2.1 Technisch-ökonomische Struktur Vor allem Industrieunternehmungen können nach ihrer technisch-ökonomischen Struktur charakterisiert werden: ■ Nach vorherrschendem Produktionsfaktor: - Personalintensive Unternehmen - Anlageintensive Unternehmen - Materialintensive Unternehmen - Energieintensive Unternehmen ■ Nach Anzahl der zu fertigenden Produkte:

- Einzelfertigung - Mehrfachfertigung

■ Nach der Anordnung der Maschinen: - Werkstattprinzip - Fliessprinzip 2.2 Rechtsformen Bei Personenvereinigungen spricht man von Gesellschaften. Folgende Arten sind dabei möglich:

Mitglieder Grundkapital Haftung

Kollektivgesellschaft Zwei oder mehrere natürliche Personen

Eigenkapital jederzeit veränderlich; festge-legt durch Vertrag oder dispositiv (d.h. gleiche Anteile aller Gesellschafter)

Primär: Gesellschaft mit ihrem Vermögen Sekundär: Alle Gesell-schafter (persönlich, unbeschränkt, solidarisch)

Kommanditgesellschaft

Mindestens ein unbe-schränkt haftender Ge-sellschafter (Komple-mentär). Mindestens ein bis zur Kommanditsum-me haftender Gesell-schafter (Kommanditär)

Wie Kollektivgesell-schaft (die Komman-ditsumme ( = Haf-tungsbetrag des Kom-manditärs) ist im Han-delsregister einzutra-gen

Primär: Gesellschaft mit ihrem Vermögen Sekundär: Komplementäre wie Kollektivgesellschaf-ter, Kommanditäre bis zur Kommanditsumme

Aktiengesellschaft (AG)

Bei der Gründung: mind. drei Personen oder Handelsgesell-schaften. Danach: weniger wenn keine Einsprüche von Aktionären oder Gläubigern

Festes Aktienkapital, aufgeteilt auf Aktien (Anteile). Mindest-kapital: 100’000 Fr (mind. 50'000 einbe-zahlt oder 20% des MK). Änderung des Aktienkapitals über Statutenänderung möglich.

Es haftet nur das Gesell-schaftsvermögen; die AG verliert ihr Eigenkapital.

Kommanditaktiengesellschaft

Falls nicht anders vor-gesehen: Gleiche Be-stimmungen wie AG

Falls nicht anders vorgesehen: Gleiche Bestimmungen wie AG

Ein oder mehrere Mitglie-der haften wie Kollektiv-gesellschafter (unbe-schränkt und solidarisch)

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Bei der Gründung: mind. zwei Personen oder Handelsgesell-schaften. Danach: weniger, kann aber bei Begehren durch Richter aufgelöst wer-den

Festes Stammkapital, das sich aus Stamm-anteilen der Gesell-schafter zusammen-setzt. Zulässiges Kapital: 20'000 bis 2'000'000 Fr. Stammanteile: mind. 1'000 Fr., max. 2'000'000 Fr.

Gesellschafter haften wie Kollektivgesellschafter, allerdings nur bis zur Höhe des Stammkapitals (d.h. ggf. über Stammeinlage hinaus). Statuten können Nachschusspflicht zur Deckung der Verluste vorsehen.

Genossenschaft

Bei der Gründung: mind. sieben Personen oder Handelsgesell-schaften. Danach: nicht geschlos-sene Mitgliederzahl.

Grundkapital nur, wenn in den Statuten vorgesehen. Jeder Genossenschafter hat einen Anteilschein zu übernehmen.

Nur das Genossenschafts-vermögen. Die Statuten können persönliche Haf-tung (beschränkt oder unbeschränkt) oder Nach-schusspflicht vorsehen.

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2.3 Unternehmenskooperationen 2.3.1 Merkmale der Unternehmenskooperation Bezüglich der Produktionsstufen werden drei Arten unterschieden: ■ Horizontale Kooperationen = gleiche Produk-

tionsstufen ■ Vertikale Kooperationen = nachfolgende Pro-

duktionsstufen ■ Diagonale Kooperation = verschiedene Bran-

chen Die Kooperation kann entweder dauerhaft oder nur vorübergehend sein. Der Kooperationsgrad wird wiederum unterteilt: ■ Vertragliche Grundlage ■ Beteiligungserwerb ■ Käufliche Übernahme von Aktiven und Pas-

siven ■ Fusion (Kombination oder Annexion) 2.3.2 Formen der Unternehmenskooperation Nachfolgende Tabelle fasst die sieben mög-lichen Formen zusammen: Eine Partizipation tritt gegen aussen nicht in Erscheinung. Die Beteiligten schliessen dabei lediglich Geschäfte auf ihren Namen, aber auf gemeinsame Rechung ab. Bei einem Konsortium besteht eine vertragliche Basis, damit ein genau abgegrenzter Ge-schäftsfall abgewickelt werden kann. Meist geht es darum, Grossprojekte zu realisieren (Baukonsortien). Kartelle sind abgesprochene Kooperationen, die den Wettbewerb beschränken. Eine Glie-derung der Kartelle sieht folgendermassen aus: ■ Horizontale Kartelle - Preiskartelle („hartes Kartell“) - Konditionenkartelle - Gebietskartelle („hartes Kartell“) - Mengenkartelle („hartes Kartell“) - Submissionskartelle (Offertabsprachen) ■ vertikale Kartelle:

- Preisbindung der zweiten Hand (der Pro-duzent schreibt dem Händler den Endpreis vor)

- Exklusive Lieferverträge - Koppelverträge (Beim Bezug eines Gutes

muss gleichzeitig ein anderes bezogen werden)

Bei der Interessengemeinschaft schliessen sich Unternehmen auf meist horizontaler Ebe-ne zusammen, um in einem konkreten Bereich bis anhin getrennt wahrgenommene Aufgaben auf vertraglicher Basis gemeinsam zu er-ledigen und so die Effizienz zu steigern. Joint Ventures sind körperschaftähnliche Gebil-de, die mit dem Stammunternehmen verbun-den sind. Unternehmen aus verschiedenen Ländern schliessen beispielsweise Joint Ventu-res ab. Strategische Allianzen sind Partnerschaften, welche die Handlungsfreiheit der Beteiligten stark einschränken. Konzerne sind Zusammenfassungen von Un-ternehmungen unter einheitliche Führung. Man unterscheidet: ■ Reine Holdinggesellschaft: Management-

Holding und Finanz-Holding als Unterformen ■ Gemischte Holdinggesellschaft 3. Unternehmensziele 3.1 Zielinhalt Es gibt zwei Arten von Zielen für die Unternehmung: ■ Sachziele: Bezug auf das konkrete Handeln ■ Formalziele: übergeordnete Ziele 3.2 Ökonomische Prinzipien Es werden drei ökonomische Prinzipien ange-wendet: ■ Maximumsprinzip (Input gegeben) ■ Minimumsprinzip (Output gegeben) ■ Optimumsprinzip „Effizienz“ verfolgt dabei die Frage „Werden die Dinge richtig gemacht?“, „Effektivität“ hingegen „Werden die richtigen Dinge gemacht?“.

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FINANZBUCHHALTUNG 1. Begriff und Zweck der Buchhaltung In der Buchhaltung werden Informationen über die finanziellen Auswirkungen von Geschäfts-fällen systematisch gesammelt, geordnet und für die Geschäftsleitung und Öffentlichkeit auf-bereitet. Die Buchhaltung verfolgt folgende Zwecke: ■ Ausweis von Gewinn und Verlust ■ Beweismittel bei Streitigkeiten ■ Übersicht über Forderungs- und Schuldver-

hältnisse ■ Kalkulationsgrundlage für Preisgestaltung ■ Grundlage zur Berechnung der Steuern Zur Führung der Buchhaltung gelten folgende Grundsätze: ■ Grundsatz der Wahrheit ■ Grundsatz der Klarheit ■ Grundsatz der Kontinuität 2. Die Bilanz Die Bilanz ist die Gegenüberstellung der Aktiven und Passiven an einem bestimmten Tag, dem sog. Bilanzstichtag. Das Total aller Aktiven entspricht dem Total aller Passiven. Diese Summe wird Bilanzsumme genannt. 2.1 Die Aktiven Das Geschäftsvermögen einer Unternehmung heisst Aktiven. Dazu gehören: ■ Kasse ■ Post ■ Bank ■ Wertschriften ■ Debitoren (Guthaben bei Kunden) ■ Warenbestand ■ Rohmaterialbestand ■ Fabrikatebestand ■ Fahrzeuge ■ Mobilien ■ Maschinen (und Anlagen) ■ Immobilien ■ Beteiligungen Die Aktiven werden gemäss Liquiditätsprinzip resp. Flüssigkeitsprinzip in zwei Gruppen un-terteilt: ■ Umlaufvermögen: Vermögensteile, welche

innerhalb Jahresfrist wieder in Geld rückver-wandelt werden können.

■ Anlagevermögen: während längerer Zeit ge-bundene, nutzbare Vermögensteile

2.2 Die Passiven Die Schulden einer Unternehmung werden als Passiven bezeichnet. Dazu gehören:

■ Kreditoren (Schulden an Lieferanten) ■ Kontokorrentkredit (Kontokorrentschulden) ■ Hypotheken (Grundpfandschulden) ■ Eigenkapital In der Praxis werden die Passiven nach dem Fälligkeitsprinzip in zwei Gruppen geordnet: ■ Fremdkapital: von Dritten erhaltene Mittel,

weiter unterteilt in: - Kurzfristiges Fremdkapital: innert kurzer

Zeit (30 Tage, höchstens 1 Jahr) zu be-gleichen

- Langfristiges Fremdkapital: über längere Zeit (> 1 Jahr) zur Verfügung gestellt (z.B. Hypotheken, Darlehen)

■ Eigenkapital: Vom Eigentümer überlassene Mittel. Dazu zählen auch erwirtschaftete Gewinne, welche zum Weiterwirtschaften zur Verfügung stehen.

2.3 Die Bilanzkonten Jeder Geschäftsfall verändert die Bilanz. Um die Bilanz nicht jedes Mal neu erstellen zu müssen, werden die Bilanzposten in Bilanz-konten (auch Bestandeskonten) aufgelöst. Es gibt Aktiv- und Passivkonten. Zunahmen wer-den bei Aktivkonten im Soll aufgeführt, beim Passivkonto im Haben; Abnahmen werden im Aktivkonto im Haben aufgeführt etc. 2.4 Der Buchungssatz Bei jedem Geschäftsfall wird ein Konto im Haben und eines im Soll berührt. Zuerst wird jenes Konto genannt, welches im Soll berührt wird (Sollbuchung), danach jenes, welches im Haben berührt wird (Habenbuchung). Zwischen die Konten wird das Wörtchen „an“ gesetzt. ■ Bsp.: Büroeinrichtung wird auf Kredit ge-

kauft: Mobilien an Kreditoren 3. Die Erfolgsrechnung Die Bilanz gibt keine Auskunft über die Geschäftstätigkeit. Deshalb führt die Unterneh-mung eine zusätzliche zeitraumbezogene Rechnung, die Erfolgsrechnung. Sie lässt die Ursachen erkennen, die zu Gewinn- resp. Verlustzahlen geführt haben. In der Erfolgs-rechnung werden auf der linken Seite die

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Salden der Aufwandkonten (Aufwandseite), auf der rechten Seite die Salden der Ertragskonten (Ertragsseite) aufgeführt. Das Total der Auf-wände ist gleich dem Total der Erträge; diese Summe heisst Umsatz. 3.1 Aufwand und Ertrag ■ Ertrag = Wertzuwachs einer Rechnungspe-

riode. Bewertet in Geldeinheiten nach den für die Unternehmung massgebenden Ge-sichtspunkten.

■ Aufwand = Wertverbrauch einer Rechnungs-periode (z.B. Güter- und Leistungsabgänge). Bewertet in Geldeinheiten, welche für die Realisierung des entsprechenden Ertrages verbraucht wurden.

■ Erfolg = Nettoergebnis der Unternehmens- tätigkeit = Erträge – Aufwände = Reingewinn/-verlust Der Gewinn wird also als Differenz von Ertrag und Aufwand und nicht als Differenz von Ein-nahmen und Ausgaben bestimmt! Einnahmen und Ausgaben können nämlich entstehen, ohne den Gewinn zu beeinflussen. 3.2 Aufwandkonten Folgende Aufwandkonten kommen häufig vor: ■ Löhne und Gehälter ■ Sozialleistungen (z.B. AHV) ■ Zinsaufwand ■ Rohmaterialeinkauf ■ Wareneinkauf ■ Verwaltungsaufwand ■ Mietaufwand ■ Immobilienaufwand ■ Abschreibungen ■ Debitorenverluste 3.3 Ertragskonten Wichtige Ertragskonten sind die folgenden: ■ Fabrikateverkauf ■ Warenverkauf ■ Zinsertrag ■ Honorarertrag (Verkauf v. Dienstleistungen) ■ Immobilienertrag (bei Vermietung) 3.4 Die Erfolgskonten Ähnlich den Bilanzkonten führt man syste-matisch Erfolgskonten, wobei zwischen Auf-wand- und Ertragskonten unterschieden wird. Im Unterschied zu Bilanzkonten weisen Er-folgskonten keine Anfangsbestände auf! Er-folgskonten sind also wie folgendermassen aufgebaut:

3.5 Zusammenhang Bilanz und Erfolgsrechnung Ertrags- und Aufwandpositionen wirken sich stets auf das Eigenkapital aus. 4. Die doppelte Buchhaltung In der doppelten Buchhaltung wird jeder Ge-schäftsfall zweimal verbucht, d.h. er verändert stets zwei verschiedene Konten (wovon eines im Soll und das andere im Haben). Dadurch ergeben sich vier Verbuchungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Erfolgswirkungen: ■ <Bilanzkonto> an <Bilanzkonto>: ohne Ein-

fluss auf den Erfolg, also erfolgsneutral. ■ <Bilanzkonto> an <Erfolgskonto>: vergrös-

sert den Gewinn / vermindert den Verlust, also positiv erfolgswirksam

■ <Erfolgskonto> an <Bilanzkonto>: vermindert den Gewinn / vergrössert den Verlust, also negativ erfolgswirksam

■ <Erfolgskonto> an <Erfolgskonto>: ohne Ein-fluss auf den Erfolg, also erfolgsneutral

5. Die Vorbereitung des Jahresabschlusses 5.1 Abschreibungen Der Wert der Vermögensposten verändert sich während eines Jahres infolge Abnutzung und Alterung. Diese Wertverminderung wird in der Buchhaltung mit dem Aufwandkonto „Abschrei-bungen“ berücksichtigt. Jede Abschreibung ist erfolgswirksam. Der Abschreibungsbetrag kann auf zwei Arten ermittelt werden: ■ Lineare Abschreibung: jedes Jahr wird ein

fester, gleich bleibender Prozentsatz des An-schaffungswertes abgeschrieben.

■ Degressive Abschreibung: jedes Jahr wird ein fester, gleich bleibender Prozentsatz des Buchwertes (welcher besser mit dem Ver-kehrswert übereinstimmt) abgeschrieben. Die Abschreibungsbeträge vermindern sich somit jährlich, was besser dem effektiven Wertverlust entspricht.

Unabhängig, wie abgeschrieben wird, kann die Wertverminderung in der Buchhaltung darge-stellt werden: ■ Direkte Abschreibung: Die Wertverminde-

rung wird direkt vom betreffenden Sachwert-konto (Aktivkonto) abgebucht. Der Bu-chungssatz lautet: „Abschreibungen an <Ak-

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tivkonto>“. Der Buchwert entspricht dem Sal-do des Aktivkontos.

■ Indirekte Abschreibung: Die Wertverminde-

rung wird in einem Minus-Aktivkonto „Wert-berichtigung“ gesammelt. Der Buchungssatz lautet: „Abschreibungen an Wertberichti-gungskonto“. Der Buchwert entspricht der Differenz zwischen dem Aktivkonto und dem Wertberichtigungskonto. Die Idee ist, dass in der Bilanz immer der Anschaffungswert des Vermögenspostens stehen bleibt und davon klar sichtbar die Wertverminderung abge-zogen (darum „Minus-Aktivkonto“) wird.

5.2 Debitorenverluste und Delkredere Debitorenverluste sind Ausfälle von Forderun-gen, z.B. infolge Zahlungsschwierigkeiten von Kunden. Die buchhalterische Behandlung er-folgt auf zwei Arten, je nachdem ob der Verlust endgültig oder mutmasslich ist: ■ Endgültige Verluste (z.B. wegen Konkurs):

direkte Abschreibung: Debitorenverluste an Debitoren.

■ Mutmassliche Verluste (z.B. wegen zu er-wartendem Konkurs): indirekte Abschrei-bung: Debitorenverluste an Delkredere Das Konto Delkredere (auch: Wertberichti-gung Debitoren) ist das Wertberichtigungs-konto für die voraussichtlichen Zahlungs-ausfälle. Es ist ein Minus-Aktivkonto wie das Wertberichtigungskonto bei der indirekten Abschreibung und hat dieselben Buchungs-regeln wie ein Passivkonto.

5.3 Transitorische Aktiven und Passiven In der Praxis kommt es oft vor, dass Beträge verbucht werden, die erst die nächste Rech-nungsperiode betreffen oder Beträge fehlen, die noch das Ergebnis der laufenden Periode betreffen. Mittels transitorischen Buchungen können Aufwände und Erträge mittels transito-rischen Buchungen an die Periode angepasst werden. Bei Wiedereröffnung der Erfolgsrech-nung müssen diese transitorischen Aktiven oder Passiven wieder aufgelöst werden. Tran-sitorische Buchungen sind immer erfolgs-wirksam. 5.4 Bewertung Beim Abschluss der Buchhaltung stellt sich die Frage, zu welchem Wert die Aktiven und Pas-siven in die Bilanz einzusetzen sind. Der wich-tigste Grundsatz der Praxis ist die sog. Bilanz-vorsicht: Prinzipiell wird ein Unternehmen ver-suchen, Aktiven und Erträge zu tief anzusetzen und Schulden und Aufwendungen zu hoch dar-zustellen um eher ärmer als zu reich zu wirken. Als Resultat darauf gibt das OR Bewertungs-vorschriften vor: ■ Höchstbewertungsvorschriften: Die Aktiven

dürfen höchstens gemäss den im OR vorgegebenen Richtlinien bilanziert werden.

■ Mindestbewertungsvorschriften: Analog zu den HBV gelten bei Schulden sinngemäss Mindestbewertungvorschriften. Bei Aktien-gesellschaften sind die Vorschriften stren-ger, da die Aktionäre nicht persönlich haften und das Risiko für Gläubiger somit grösser ist.

■ Realisationsprinzip: Gewinne dürfen erst dann ausgewiesen werden, wenn sie durch den Verkauf des Aktivums tatsächlich realisiert worden sind.

Überbewertung bedeutet, dass der bilanzierte Wert höher ist als der wirkliche. Überbewertung ist gesetzlich verboten, weil Dritte getäuscht werden indem die Vermögens- und Ertragslage zu günstig dargestellt wird. Hohe Gewinne bergen die Gefahr hoher Gewinnausschüttung und eine zu hohe Dividendenausschüttung würde die Vermögenslage, insbes. Die Liquidität, stark verschlechtern. Unterbewertung bedeutet, dass der bilanzierte Wert tiefer liegt als der effektive. Dies ist in gewissen Schranken erlaubt. Der Gläubiger weiss so, dass die Vermögenslage mindestens so gut ist wie dargestellt. Die Vermögenslage verbessert sich durch die Einbehaltung eines Gewinnteils (Selbstfinanzierung). Der Wert der Aktien steigert sich, da insider eine bessere Vermögenslage vermuten als dargestellt.

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5.5 Stille Reserven In der Praxis werden zwei Abschlussrechnun-gen geführt. In der externen Bilanz (für Dritte) werden die Aktiven unterbewertet und die Passiven (Schulden) überbewertet. Das Eigen-kapital erscheint so kleiner. Die Differenz zum effektiven Eigenkapital nennt man stille Re-serven. In der internen Bilanz werden sie unter diesem Namen im Eigenkapital aufgeführt. Durch die stillen Reserven wird der ausgewie-sene Gewinn verkleinert – dieses Geld steht als zusätzliche Mittel zur Verfügung und die Unabhängigkeit gegenüber Kreditgebern wird gefördert. Stille Reserven ermöglichen eine gleichmässige Dividendenauszahlung, indem stille Reserven in schlechten Zeiten aufgelöst werden. Stille Reserven sind also verstecktes Eigenkapital und bilden ein Polster für schlechte Zeiten. 6. Der Jahresabschluss 6.1 Abschluss bei der Einzelunternehmung Eine Einzelunternehmung weist folgende Merk-male auf: ■ Der Inhaber bringt das Eigenkapital auf. ■ Der Inhaber führt das Geschäft und ist in sei-

ner Entscheidungsfreiheit uneingeschränkt. ■ Der Inhaber haftet mit seinem Geschäfts-

und Privatvermögen und hat deshalb An-spruch auf den gesamten Gewinn.

Der Inhaber führt dabei zwei Konten: Im Privatkonto (Anfangsbestand 0) werden laufen-de Gutschriften und Bezüge des Inhabers fest-gehalten, das Eigenkapitalkonto hält das der Unternehmung langfristig zur Verfügung ge-stellte Kapital fest. Der Saldo des Privatkontos wird bei Jahresabschluss immer auf das Eigen-kapitalkonto gebucht, womit das Privatkonto also nicht in der Bilanz erscheint. 6.2 Abschluss bei der Aktiengesellschaft Die Aktiengesellschaft verfügt über folgende Besonderheiten: ■ Die Aktiengesellschaft ist eine juristische

Person. ■ Die AG ist für die Aufbringung grosser

Kapitalien geeignet, der einzelne Aktionär ist weniger wichtig.

■ Die Haftung ist auf das Gesellschaftsvermö-gen beschränkt.

■ Der Abschluss der AG unterscheidet sich von demjenigen der Einzelunternehmung:

■ Es bestehen genaue Vorschriften über die Gewinnverteilung.

■ Auch wenn die Gewinnverteilung Sache der Generalversammlung ist, müssen (nach OR) Reserven gebildet werden:

- 5% vom Jahresgewinn (bis 20% des Aktienkapitals erreicht sind)

- 10% von Superdividenden und Tantiemen. Dividenden bis zu 5% des Aktienkapitals heis-sen Grunddividenden, darüber hinausgehende Dividenden werden Superdividenden genannt (bei 9% Dividenden sind 4% Superdividenden). Tantiemen sind Gewinnanteile für den Verwal-tungsrat und gehören wie Dividenden zum kurzfristigen Fremdkapital. Nicht alle frei verfügbaren Mittel müssen verteilt werden; vielmehr kann ein Teil als Gewinnvortrag verwendet werden. 6.3 Financial Leverage Im Verhältnis zum eingesetzten Eigenkapital (EK) widerspiegelt der Reingewinn in Form der Eigenkapitalrendite rE die relative Performance der eigenen Mittel. Fixkostenelemente begrün-den stets sog. Hebelwirkungen (Leverage-Effekte), indem sie mögliche Umsatzschwan-kungen in ihrer Wirkung verstärken. Im Zusam-menhang mit festen Zinslasten spricht man daher vom Financial Leverage. Die Eigenkapi-talrentabilität berechnet sich aus folgender Formel:

rG: Gesamtkapitalrentabilität zFK: Fremdkapitalzinssatz

FK: Fremdkapital EK: Eigenkapital

7. Die Mittelflussrechnung 7.1 Grundlagen Genau wie die Erfolgsrechnung ist auch die Mittelflussrechnung zeitraumbezogen. Die Mit-telflussrechnung interessiert sich aber nicht für Vorgänge, die sich auf den Erfolg auswirken, sondern für solche, welche die Liquidität be-einflussen. Sie gibt dadurch Aufschluss über die Liquiditätsentwicklung, die Investitionsvor-gänge und die Finanzierungsmassnahmen. Sie listet die Herkunft und Verwendung der Mittel auf. 7.2 Geldfluss- und Kapitalflussrechnungen Die meistverwendeten Fondsarten sind der Geldmittelfonds (Kassa, Postcheck, Bank) und der Fonds Nettoumlaufvermögen NUV (Um-laufvermögen – kurzfristiges Fremdkapital). Die Veränderung des Bestandes an Geldmitteln ist Gegenstand der Geldflussrechnung, die Ver-änderung des Nettoumlaufvermögens NUV ist Gegenstand der Kapitalflussrechnung.

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Einnahmen sind Geldmittelfondserhöhungen, d.h. Geldeingänge. Dafür gibt’s drei Ursachen: ■ Innenfinanzierung ■ Aussenfinanzierung ■ Desinvestierung Ausgaben sind Geldmittelfondsabnahmen, d.h. Geldausgänge. Die drei Ursachen sind hier: ■ Innenfinanzierung ■ Definanzierung ■ Investierung 8. Die Jahresabschlussanalyse 8.1 Grundlagen Die Aussagekraft der Bilanz und der Erfolgs-rechnung kann mittels ausgewählter Kennzah-len wesentlich verbessert werden. Vorausset-zung ist eine „bereinigte Bilanz“, d.h. bekannte stille Reserven sind aufzulösen und Wert-berichtigungen bei den entsprechenden Konten zu verbuchen. Mit der Analyse werden die zwei Hauptzielbereiche des finanzwirtschaftlichen Konzepts betrachtet: ■ Rentabilität = Verhältnis zwischen Gewinn

und eingesetztem Kapital ■ Sicherheit: - Liquidität = Zahlungsfähigkeit

- Bonität = Kreditwürdigkeit und –fähigkeit. Sie steigt mit höherem Eigenfinanzie-rungsgrad und sinkt mit ansteigender Ver-schuldung

- Unabhängigkeit: je höher das Eigenkapital, desto grösser ist die finanzielle Flexibilität und Unabhängigkeit.

8.2 Bilanzbezogene Analyse Es existieren vier Bilanzkennzahlen-Gruppen: 1 Kapitalstruktur (Passiven) 2 Vermögensstruktur (Aktiven) 3 Statische Liquidität (Zahlungsbereitschaft) 4 Deckungsverhältnisse 8.2.1 Kapitalstruktur (Passiven) „Vergleich von Fremd- und Eigenkapital auf der Passivseite“

Gewinnreserven ist dabei die Summe der Reserven und des Gewinnvortrags. Der vermehrte Einsatz von Fremdkapital kann evt. die Rentabilität des Eigenkapitals steigern, ohne sich negativ auf die Sicherheit auszu-wirken. Sichere Finanzierung wird durch Erarbeiten von Eigenkapital erreicht, d.h. durch Selbst-finanzierung. Viel Eigenkapital erhöht die Un-abhängigkeit des Unternehmens und wirkt sich positiv auf die Liquidität aus. Ein hoher Selbstfinanzierungsgrad kann mit überdurchschnittlich hohen Gewinnen, aber auch mit einem zu kleinen Grundkapital er-reicht werden. Hohe Selbstfinanzierung schliesst Verschuldung also nicht aus! 8.2.2 Vermögensstruktur (Aktiven) „Vergleich von Umlauf- und Anlagevermögen auf der Aktivseite“ Unternehmen mit hohem Anteil an Anlagever-mögen sind eher immobil, Investitionen haben einen langfristigen Einfluss. Eine weitere Folge sind hohe Fixkosten. Ältere Unternehmen haben eine viel geringere Anlageintensität gegenüber gleichartigen jün-geren Unternehmen. Das Mieten von Ge-schäftsräumlichkeiten führt ebenfalls zu tiefe-ren Anlageintensitäten. Die Anlageintensität steigt bei Aktivierung geleaster Anlagen. Als anlageintensiv gelten Fabrikationsbetriebe, aber auch gewisse Dienstleistungsbetriebe wie Hotels oder Transportunternehmen. 8.2.3 Statische Liquidität „Vergleich von Umlaufvermögen und Fremd-kapital“

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Flüssige Mittel umfassen Kassa, Bank und Post und ggf. Aktien u.ä. Der Liquiditätsgrad 1 ist nicht sehr aussage-kräftig, da Vergleichswerte fehlen; 20 bis 30% werden häufig bereits als genügend erachtet. Als Mindestnorm für den Liquiditätsgrad 2 gilt das Verhältnis 1:1. Beim Liquiditätsgrad 3 wird als Mindestnorm ein 2:1-Verhältnis gefordert. Sicherung der Liquidität ist existenziell: „Liqui-dität kostet Geld, Illiquidität die Existenz.“ 8.2.4 Deckungsverhältnisse „Vergleich von Eigenkapital und Anlagevermö-gen“ Der Anlagedeckungsgrad B sollte deutlich grösser als 100% sein; dies folgt aus der „Goldenen Bilanzregel“. Die „Goldene Bilanzregel“ verlangt, dass lang-fristig investiertes Vermögen (Anlagervermö-gen) auch langfristig finanziert wird, also mit EK oder allenfalls mit langfristigem FK. Gra-fisch sollte eine Bilanz also folgendermassen aussehen:

8.3 Dynamische Liquiditätsanalyse – Cash Flow

Bei den nachfolgenden Analysen ist es am sinnvollsten, sich auf den Fonds flüssige Mittel zu beziehen. Der Cash Flow ist die aus dem Umsatz erzielte Liquidität. Er vermittelt Infor-mationen über die Fähigkeit der Unternehmung ■ Investitionen aus dem Umsatz zu finanzieren ■ Schulden zurückzuzahlen ■ Gewinne auszuschütten Der Cash Flow macht also Aussagen über die: ■ Liquidität: er misst den Liquiditätszufluss ■ Ertragskraft: bei zunehmendem Cash Flow

steigt auch das mittelfristige Ertragspotential der Unternehmung.

Der Cash Flow kann auf zwei Arten gemäss den folgenden Schemata berechnet werden: 8.4 Finanzierungslücke Massnahmen sind in verschiedenen Bereichen möglich: Umsatzbereich (Absatzmenge ver-grössern, Preiserhöhung etc.), Gewinnaus-schüttung (Dividendensenkung), Investitions-bereich (Investitionen verschieben, Leasing, Desinvestitionen etc.), Finanzbereich (Beteili-gungskapital erhöhen, Schuldenprolongation etc.) oder Saldo (Liquidität senken).

FINANZIERUNG 1. Einleitung 1.1 Finanzierungsbegriffe Der Begriff „Finanzierung“ wird verschieden-artig verwendet: ■ Objektfinanzierung: Bereitstellen von finan-

ziellen Mitteln zur Anschaffung bestimmter Objekte, z.B. Maschinen, Gebäude.

■ Unternehmungsfinanzierung: Versorgung der ganzen Unternehmung mit finanziellen Mit-

teln zur Aufrechterhaltung des betrieblichen Umsatzprozesses → „eigentliche Finanz.“

■ Finanzwirtschaft: Alle mit der Kapitalbeschaf-fung, -verwaltung, -einsatz und -rückzahlung verbundenen Massnahmen.

1.2 Wirkung der Finanzierung In der Bilanz erhöht sich auf der Aktivseite das Umlaufvermögen und auf der Passivseite das Kapital – somit erhöht sich also auch die Bi-

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lanzsumme. Ausserdem verbessert sich die Li-quidität und die Dispositionsfreiheit (Hand-lungsfreiheit). Die Rentabilität nimmt aber ab. 2. Kapitalbedarf Das zeitliche Auseinanderklaffen zwischen Ein-nahmen und Ausgaben begründet den Kapital-bedarf. Der Kapitalbedarf muss zu jedem Zeit-punkt kleiner oder gleich der Summe der zur Verfügung stehenden Eigen- und Fremdkapi-talien sein; ansonsten ist die Unternehmung illiquid (= zahlungsunfähig). 2.1 Kapitalbedarf des Umlaufvermögens 2.2 Kapitalbedarf des Anlagevermögens Der Kapitalbedarf des Anlagevermögens hängt von der „Investitionsstrategie“ ab, d.h. wann Anlagevermögen (z.B. Immobilien) erworben werden sollen. 3. Finanzierungsformen Eine Systematisierung wird vorgenommen nach: ■ Häufigkeit des Finanzierungsvorganges: - Laufende Mittelbeschaffung - Besondere Finanzierungsanlässe ■ Mittelherkunft: - Aussenfinanzierung - Innenfinanzierung 3.1 Innenfinanzierung Innenfinanzierung beinhaltet folgende Punkte: ■ Selbstfinanzierung = „Gewinnrückbehalt“:

kann offen in der Bilanz ausgewiesen oder durch Bildung stiller Reserven erreicht wer-den. Vorteilhaft ist der Gewinnrückbehalt bei angespanntem Kapitalmarkt (hohe Kapital-zinsen) und bei hoher Inflation. Zudem wird Liquiditätsschonung (keine feste Zinsver-pflichtungen) und ggf. Steuerersparnis (resp. –verschiebung) betrieben. Bei Gesellschaf-ten werden die Beteiligungsverhältnisse nicht verändert.

■ Finanzierung aus Abschreibungsgegenwer-ten: Der Preis eines Produktes beinhaltet auch einen Teil, der für die Finanzierung neuer Maschinen bestimmt ist. Beim Produk-teverkauf steht dieses Geld bereits vorüber-gehend zur Verfügung, wenn die Ersatz-investition später erfolgt.

■ Finanzierung aus Rückstellungen: Rückstel-lungen sind Gelder, die zur Deckung von Ga-rantieleistungen, Risiken, Steuern etc. der Unternehmung bis zum effektiven Fälligkeits-termin als Fremdkapital zur Verfügung ste-hen.

■ Eigenfinanzierung / Fremdfinanzierung: - Eigenfinanzierung: Beteiligungs- und

Selbstfinanzierung - Fremdfinanzierung: Verschieben von

Zahlungsverpflichtungen resp. Umwand-lung der diesen in Rentenschuld

3.2 Aussenfinanzierung ■ Beteiligungsfinanzierung: die Eigentümer

stellen ihre finanziellen Mittel als Beteili-gungskapital zur Verfügung.

■ Vermögensliquidation (auch „Desinvestie-rung“): Verkauf von Vermögensteilen oder Verminderung der Vorräte

■ Kreditaufnahme, Kreditfinanzierung: Aufnah-me von Darlehen oder Krediten (= externe Fremdkapitalbeschaffung)

4. Arten der Fremdkapitalbeschaffung 4.1 Kurzfristige Fremdkapitalien Kurzfristige Fremdkapitalien müssen innert Jahresfrist erfüllt werden. ■ Kundenanzahlungen: An-, Vorauszahlungen

und Kautionen zur gegenseitigen Absiche-rung des Geschäftes (sichere Abnahme!)

■ Lieferantenkredit: Lieferant gewährt be-stimmte Zahlungsfrist

■ Bankkredite: nur gegen Sicherheiten ge-währt. Meist gedeckte Kontokorrentkredite oder Blanko-Kredite (ohne Sicherheit bei hervorragender Bonität)

4.2 Mittelfristige Fremdkapitalien Mittelfristiges Fremdkapital wird für 13 bis 48 Monate überlassen, die Kündigungsfrist beträgt 3 bis 6 Monate. ■ Darlehen: von Banken, Lieferanten, Mitarbei-

tern, Privaten. Sie haben häufig eine feste Laufzeit oder müssen nach sechs Wochen nach Kündigung rückbezahlt werden.

■ Kassenobligationen: typisches Finanzie-rungsmittel der Banken. Haben eine feste Laufzeit von 3 bis 8 Jahren; die Konditionen hängen vom Zinsniveau und der Laufzeit ab.

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4.3 Langfristige Fremdkapitalien Langfristige Fremdkapitalien stehen über vier Jahre zur Verfügung; die Kündigungsfrist beträgt ca. 6 Monate. ■ Hypothekardarlehen: Pfandrecht an einem

Grundstück zur Sicherung einer Forderung. (Festhypotheken: 1 bis 5 Jahre, variable Hypotheken: kündbar auf 3 oder 6 Monate).

■ Obligationenanleihe: eine in Wertpapierform gekleidete Schuldverpflichtung mit einer Geldleistung zum Inhalt. Die Höhe des Zinssatzes hängt von der Bonität des Schuldners, der Laufzeit der Obligation und den Kapitalmarktverhältnissen ab.

5. Finanzierungsersatz 5.1 Leasing Unter Leasing versteht man die Überlassung zum Gebrauch, resp. die Nutzung einer be-weglichen oder unbeweglichen Sache unter Übertragung des Besitzes auf eine bestimmte oder unbestimmte Zeit gegen ein periodisch zu

entrichtendes fixes Entgelt. Je nach Situation sind noch zusätzliche Leistungen damit ver-bunden (z.B. Service, Unterhalt). Leasing wird gewählt, wenn mangels genügen-der Sicherheiten die Kreditfinanzierung nicht mehr gewährt wird. Zudem erleichtert es die Kostenplanung, auch der Vertrag ist in der Re-gel leichter abzuschliessen als die Aufnahme eines Kredites. Leasingverträge dauern bei Mobilien in der Regel 3 bis 6 Jahre, bei Immobilien 10 bis 30 Jahre. Man unterscheidet zudem zwischen di-rektem Leasing (Herstellerleasing) und indirek-tem Leasing (über eine Leasinggesellschaft. 5.2 Betriebliche Massnahmen Finanzierungsersatz kann durch verschiedens-te betriebliche Massnahmen erreicht werden: ■ Ertragsverbesserungen ■ Rationalisierungen ■ Verschiebung von Anschaffungen und In-

vestitionen

ALLGEMEINE SYSTEME, PROBLEMLÖSUNG 1. Allgemeine Systeme 1.1 Allgemeine Definitionen Unter einem System wird eine Gesamtheit von Elementen verstanden, die miteinander durch Beziehungen verbunden sind. Das abstrakte Anordnungsmuster der Elemen-te, welches durch die Beziehungen gebildet wird, bildet die Struktur des Systems. Um die Wirklichkeit gedanklich erfassen zu können, konstruieren wir Modelle. Damit wird die Komplexität eines Objekts auf ein über-blickbares Mass reduziert, indem gewisse un-wichtige Aspekte weggelassen werden („Inte-ressenfilter“); Modelle sind also abstrakt. Die Darstellung eines Objekts als System besteht darin: ■ eine Systemgrenze zu ziehen, welche das

System vom Umsystem trennt, ■ durch Abstraktion Teilsysteme und Elemente

zu definieren, ■ deren Funktion und gegenseitige Beziehung

erkennen und ■ Elemente im Umsystem mit wichtigen Bezie-

hungen zu erfassen. Systeme gelten als komplex, wenn sehr viele wichtige Beziehungen zwischen den Elemen-ten bestehen. Systeme können auch hierar-chisch mit Subsystemen (Stufe B) und Über-systemen (System A) modelliert werden; ein-

zelne Elemente werden selber als Systeme aufgefasst. Es gibt drei Arten von Systeme: natürliche, technische und soziale Systeme. 1.2 Die sieben Bausteine ganzheitlichen Denkens. Die sieben Bausteine des ganzheitlichen Den-kens sind: 1. Das Ganze und seine Teile: Systeme sind

dynamische Ganzheiten, die Eigenschaften sind nicht nur die Summe aller Teile!

2. Vernetztheit: die Teile sind durch zirkuläre Beziehungen zu Netzwerken verbunden, es existieren Regelkreise und Rückkoppelun-gen.

3. System und Umwelt: Systeme sind offen und stehen in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt, sie sind nie vollständig autonom.

4. Komplexität: Komplexität ist die Fähigkeit, in kurzen Zeiträumen eine Vielzahl von ver-schiedenen Zuständen annehmen zu kön-nen. Ökologische und soziale Systeme sind komplexe, technische Systeme nur kompli-zierte Systeme (= mit voraussagbarem Ver-halten).

5. Ordnung: entsteht durch Regeln. Ganzheiten weisen ein erkennbares Muster auf.

6. Lenkung: Man unterscheidet zwei Arten: Regelung und Steuerung. Bei der Regelung

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müssen die Ursache einer Abweichung nicht bekannt sein („Symptombekämpfung“), Re-gelung erfolgt durch Rückkoppelung. Steue-rung setzt Kenntnis der Störungsursache voraus. Der Eingriff erfolgt dadurch wesent-lich gezielter. Steuerung kann nicht automa-tisch erfolgen.

7. Entwicklung: Systeme entwickeln und verän-dern und verbessern sich.

3. Problemlösung 3.1 Probleme Eine Problemsituation besteht darin, dass zwischen der Wirklichkeit (Ist) und Wunsch (Soll) eine Diskrepanz herrscht, welche erfasst und beseitigt werden soll. 3.2 Definitionen Eine Methode zeigt den Weg zur Lösung eines bestimmten Problemtyps auf. Methoden wer-den als Heurismus, Technik oder Algorithmus bezeichnet, je nachdem, wie genau man über ihr Wirken Bescheid weiss. Eine Methodik umfasst Methoden und/oder an-dere Methodiken. Sie ist eine umfassendere und offenere Vorgehensweise als eine Me-thode allein. 3.3 Der ganzheitliche Problemlösungs- prozess Bei komplexen Managementsaufgaben kommt der „St. Galler-Ansatz“ des Problemlösungs-prozesses zum Einsatz: 3.3.1 Bestimmen der Ziele, Modellierung Ziele sind genau zu überdenken, die Pro-blemsituation muss erfasst und modelliert wer-den. Man unterscheidet Zielgrössen (▲, zu er-reichende Ziele), Handlungsfaktoren (●, Fakto-ren, die beeinflusst werden können) und Ein-flussfaktoren (■, können nicht beeinflusst wer-den). Wichtig ist auch, eine Systemgrenze zu ziehen.

3.3.2 Analysieren der Wirkungsverläufe Die Art der Einflussnahme muss ermittelt wer-den. Aufgrund der Definition der Systemele-mente kann im Netzwerk eingezeichnet wer-den, ob ein Element auf ein anderes verstärkend (+) oder schwächend (-) wirkt. Regelkreise sind Motoren (+), falls alle Wir-kungsbeziehungen gleichgerichtet sind oder eine gerade Anzahl negativer Wirkungen vor-herrscht. Andernfalls heissen die Regelkreise Stabilisatoren. Elemente werden mit Hilfe des Papiercompu-ters von Vester charakterisiert: ■ Aktive Elemente: haben grossen Einfluss,

werden aber kaum beeinflusst ■ Reaktive Elemente: haben wenig Einfluss,

werden aber stark beeinflusst. ■ Kritische Elemente: haben grossen Einfluss,

werden aber auch stark beeinflusst. ■ Träge Elemente: haben wenig Einfluss und

werden kaum beeinflusst. 3.3.3 Veränderungsmöglichkeiten Es sollen ein Grundszenario und Alternativsze-narien erstellt werden, welche die Veränderun-gen des nicht gelenkten Systems beschreiben. Dazu ist es sinnvoll, Handlungsfaktoren, Indi-katoren, Einflussfaktoren und Umweltschlüssel-grössen zu betrachten. 3.3.4 Planen von Strategien und Massnahmen Die Sensitivität der Strategien auf die Umwelt-grössen kann mittels einer Umwelt-Einfluss-Matrix ermittelt werden. Bei der Umsetzung ei-ner Strategie gelten sieben Regeln: 1. Lenkungseingriffe der Komplexität des Prob-

lems anpassen 2. die unterschiedlichen Rollen der Elemente

berücksichtigen 3. unkontrollierbare Entwicklungen mit Stabili-

satoren (Rückkoppelung) vermeiden 4. Eigendynamik für Synergieeffekte ausnützen 5. harmonisches Gleichgewicht zwischen Be-

wahrung und Wandel anstreben 6. die Autonomie kleiner Einheiten fördern 7. die Lernfähigkeit des Systems immer er-

höhen 3.3.5 Häufige Strategiefehler Häufig führen folgende Denkfehler zum Schei-tern der Problemlösung: ■ Ungenügende Problematisierung ■ Unrealistisches Modellieren und Interpretie-

ren der Problemsituation ■ Reduktives Planen und Entscheiden ■ Unzweckmässiges in Gang setzen und Ver-

wirklichen

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WIRTSCHAFTLICHKEITSRECHNUNG UND NUTZEN/KOSTEN-UNTERSUCHUNGEN

1. Einführung Unter einer Investition versteht man den ziel- und wirkungsorientierten Einsatz von Wissen, Zeit, Ressourcen und Geld im Hinblick auf die bestmögliche Lösung eines Problems bzw. auf die Erreichung eines Ziels. Für die Lösung eines Problems resp. die Er-reichung eines Ziels bieten sich oft mehrere Al-ternativen an. Investitionsrechnungen und Nut-zen/Kosten-Untersuchungen (NKU) haben zum Ziel, Fragestellungen nach der absoluten oder relativen Vorteilhaftigkeit einer Investition zu beantworten. Orientiert sich die Bewertung ausschliesslich an monetären Kriterien (ein-dimensionales Zielsystem), so werden meis-tens die Methoden der Wirtschaftlichkeits-rechnung angewendet. Ist das Zielsystem mehrdimensional (monetäre und nichtmonetäre Kriterien), so kommen die Nutzen/Kosten-Un-tersuchungen zum Einsatz. 2. Wirtschaftlichkeitsrechnung 2.1 Einleitung Die Wirtschaftlichkeitsrechnung dient als Ent-scheidungshilfe bei Investitionsentscheiden. Sie ist eine zukunftsgerichtete, auf zusätzliche Nettogeldflüsse basierende Rechnung, d.h. es wird lediglich die Rentabilität des zusätzlichen Kapitaleinsatzes ermittelt. Die Beurteilung einer Investition soll unabhängig von der Art ihrer Finanzierung erfolgen. Als laufende Einnahmen und Ausgaben be-zeichnet man diejenigen Einnahmen und Aus-gaben, die als Folge der Investition anfallen. 2.2 Die Nutzungsdauer einer Investition Die Wirtschaftlichkeit hängt stark von der Nut-zungsdauer ab. Diese kann nicht länger sein als die technische Lebensdauer der einzelnen Bau- und Anlageteile, doch sie muss in jedem Einzelfall festgelegt werden. 2.3 Der kalkulatorische Zinssatz (Kapitalkostensatz) i Für Wirtschaftlichkeitsrechnungen muss ein kalkulatorischer Zinssatz i festgelegt werden.

Er drückt die vom Investor geforderte Min-destverzinsung des durch die Investition zu-sätzlich gebundenen Kapitals aus. Stellvertre-tend steht er für die Finanzierungskosten des Eigen- und Fremdkapitalbedarfs und drückt auch das Risikopotential des untersuchten In-vestitionsprojektes aus. Bei der dynamischen Wirtschaftlichkeitsrechnung wird er als Diskon-tierungsfaktor benötigt. Der kalkulatorische Zinssatz kann mit Hilfe der folgenden Leitwerte bestimmt werden: ■ Werden die finanziellen Mittel auf dem Ka-

pitalmarkt aufgenommen, so dient als Basis der Kapitalmarktzins für langfristiges Fremd-kapital.

■ Bei vorwiegender Finanzierung durch Eigen-kapital orientiert man sich an der Eigenka-pitalrendite der investierenden Unterneh-mung.

■ Bei gemischter Finanzierung kann ein ge-wichteter Mischzinssatz verwendet werden.

Zu diesen Leitwerten wird in der Regel ein Risikozuschlag von 1 bis 3% addiert. 2.4 Statische Wirtschaftlichkeitsrechnung Statische Verfahren machen Sinn, wenn rasch eine überschlägige Rechnung durchgeführt werden soll oder für die Nutzungsdauer keine differenzierten Daten vorliegen resp. der Beschaffungsaufwand zu gross wäre. Statische Verfahren werden bei geringerem Investitions-volumen eingesetzt. 2.4.1 Amortisationsrechnung Dieses Verfahren dient der Ermittlung der Kapi-talwiedergewinnungszeit ta, d.h. des Zeitraums, in dem das eingesetzte Kapital zurückgewon-nen wird. Es macht also keine Aussagen über die Wirtschaftlichkeit der Investition. Bei jährlich konstanten Rückflüssen gilt die Formel: Sind die Rückflüsse nicht konstant, kann folgendes Schema angewendet werden:

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2.4.2 Kostenvergleichsrechnung Die Kostenvergleichsrechnung dient in erster Linie zur Beurteilung kleinerer Erweiterungs-, Rationalisierungs- oder Ersatzinvestitionen. Ziel sind möglichst tiefe durchschnittliche Jah-reskosten ØK, welche gemäss der folgenden Formel ermittelt werden: 2.4.3 Gewinnvergleichsrechnung Die Gewinnvergleichsrechnung ist eine Erwei-terung der Kostenvergleichsrechnung, indem neben den durchschnittlichen jährlichen Auf-wendungen ØK auch die durchschnittlichen jährlichen Erträge ØE berücksichtigt werden. Als Formel gilt also: 2.4.4 Rentabilitätsrechnung Bei der Rentabilitätsrechnung wird der zeitliche Durchschnittsgewinn (Reingewinn) einer Inves-tition zum durchschnittlich gebundenen Kapital (Ø Kapitaleinsatz) ins Verhältnis gesetzt. ■ Erweiterungsinvestitionen sind vorteilhaft,

wenn ihre Rentabilität r nicht kleiner ist als die geforderte Mindestrentabilität.

■ Rationalisierungs- oder Ersatzinvestitionen

sind vorteilhaft, wenn die Rentabilität r über der geforderten Mindestverzinsung liegt.

2.5 Dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnung Alle dynamischen Verfahren arbeiten mit den effektiven Geldströmen. Einnahmen und Aus-gaben werden je nach zeitlichem Anfall ge-wichtet.

2.5.1 Kapitalwertmethode Der Kapitalwert KW0 einer Investition wird de-finiert als die Summe aller auf den Bezugs-zeitpunkt „0“ mit dem Kalkulationszinssatz i dis-kontierten Netto-Geldströme, welche als Folge einer Investition (zusätzlich) entstehen. Der KW0 ist somit der Barwert der Einnahmen minus den Barwert der Ausgaben. Einzelin-vestitionen gelten als vorteilhaft, wenn der KW0 positiv ist, also ein Vermögenszuwachs anfällt.

Die Methode bewertet das Zukunftsrisiko, indem Projekte mit hohen Einnahmen zu Be-ginn favorisiert werden. Zwei Projekte können nur bei gleichem Kapitaleinsatz verglichen wer-den, da sich der KW0 nicht auf den Kapital-einsatz bezieht. Der KW0 macht keine Aus-sagen über die Rentabilität. Die Abschätzung der zukünftigen Einnahmen resp. Ausgaben ist oft schwierig und fehlerbehaftet. Der Kapitalwert wird folgendermassen ermittelt: 2.5.2 Methode des internen Zinssatzes Die Methode des internen Zinssatzes basiert auf der Kapitalwertmethode. Dabei wird die dynamische Rendite r bestimmt, welche höher sein muss als i, damit sich eine Investition lohnt. Es müssen zwei Berechnungsmethoden unter-schieden werden, wobei bei jeder der KW0 gleich 0 gesetzt wird: ■ Ln sei 0, die jährlichen Einnahmenüber-

schüsse seien stets gleich hoch. r kann nun mithilfe folgender Bestimmungsgleichung er-mittelt werden:

■ Ln sei ungleich 0, die jährlichen Einnahmen-

überschüsse seien variabel. r muss nun iterativ wie folgt bestimmt werden:

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Wenn sich zwei Projekte u.a. in der Höhe des Kapitaleinsatzes unterscheiden, kann die Be-trachtung dieser Differenz wichtig sein. Mit die-ser Methode kann auch ermittelt werden, ob eine geforderte Mindestverzinsung erwirtschaf-tet wird. 2.5.3 Annuitätenmethode Die Annuitätenmethode ist wiederum eine Ab-wandlung der Kapitalwertmethode. Mit der An-nuitätenmethode wird aber der durch-schnittliche jährliche Überschuss einer Inves-tition ermittelt. Ist die Annuität grösser als Null, so lohnt sich eine Investition. Verschiedene Alternativen sind nur unter Annahme gleicher Investitionsdauern bezüglich der Annuitäten zu vergleichen! Die Annuität gehorcht der einfachen Formel: 2.5.4 Sensitivitätsanalyse Die Sensitivitätsanalyse verfolgt zwei Frage-stellungen: ■ Wie reagiert der Wert der Outputgrösse,

wenn sich einer oder mehrere Werte der In-putgrössen ändern?

■ Wie weit darf sich der Wert einer oder meh-rerer Inputvariablen ändern, bis die Output-grösse einen bestimmten Wert unter- resp. überschreitet?

Dieses Verfahren dient damit der Risikobe-urteilung eines Investitionsvorhabens; Schlüs-selfaktoren und Risiken können erkannt wer-den und die Erfolgswahrscheinlichkeit abge-schätzt werden. Wichtig ist, immer die Summe aller Risiken zu betrachten!

2.5.5 Einfluss der Inflation Grundsätzlich muss bei längerfristigen Investi-tionen (z.B. Immobilien) die Teuerung immer berücksichtigt werden. Bei moderater Inflation und kürzeren Nutzungsdauern darf die Inflation vernachlässigt werden. Die Teuerung kann näherungsweise oder exakt berücksichtigt werden: ■ Näherungsweise: Der nominelle Kapitalkos-

tensatz inominal ist die Summe des ursprüng-lich gewählten Kapitalkostensatzes ireal und der Inflationsrate f:

inominal = ireal + f

■ Exakt: Als Beziehung zwischen dem

ursprünglich gewählten Kapitalkostensatz ireal und dem nominellen Kapitalkostensatz inominal und der Inflationsrate f gilt:

(1 + inominal) = (1 + ireal) · (1 + f)

Für eine Zahlung QT zum Zeitpunkt T wird der Barwert zum Zeitpunkt „0“ folgender-massen ermittelt:

2.6 Wirtschaftlich optimale Nutzungsdauer Die effektive Nutzungsdauer kann in der Regel frei gewählt werden. Erfolgt die Wahl nach öko-nomischen Gesichtspunkten, so spricht man von der wirtschaftlichen Nutzungsdauer. Dem-gegenüber steht die technische Nutzungs-dauer. Die wirtschaftlich optimale Nutzungsdauer ist die Investitionsdauer, die den Kapitalwert maxi-miert. 2.6.1 Einmalige Investitionsprojekte Die wirtschaftlich optimale Nutzungsdauer bei einmaligen Investitionsprojekten wird wie folgt bestimmt: 2.6.2 Mehrmalige Reinvestitionen Hier muss zwischen einmaliger und mehrmali-gen Reinvestitionen unterschieden werden: ■ Bei einmaliger Reinvestition gelten folgende

Gleichungen zur Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer:

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■ Bei unbeschränkter Folge identischer Rein-

vestitionen gilt, dass alle optimalen Nut-zungsdauern gleich gross sind. Folgende Formeln müssen verwendet werden:

3. Nutzen/Kosten-Untersuchungen 3.1 Einleitung Bei Nutzen/Kosten-Untersuchungen (kurz NKU) werden auch nichtmonetäre Kriterien be-rücksichtigt. Die Anwendung von NKU ist vor-rangig auf grosse Investitionen beschränkt, welche nicht nur einzel-, sondern auch gesamt-wirtschaftliche Nutzen- und Kostenwirkungen haben. Im Vordergrund stehen also immer Ent-scheidsituationen von grosser Tragweite (z.B. Immobilien). 3.2 Vorgehen In der Praxis hat sich ein Vorgehen gemäss 12 Schritten bewährt, welches für alle Arten von NKU gleich bleibt. Die einzelnen Schritte sind: ■ Vorbereitung: 1. Problemdefinition 2. Zielsystem 3. Rahmenbedingungen 4. Wahl der Alternativen ■ Durchführung: 5. Erfassen von Nutzen und Kosten 6. Messen der Zielerreichung der Teilziele

7. Bewerten der Zielerreichungsgrade der Teilziele

8. Gewichten der Teilziele 9. Ermitteln der „besten“ Alternative 10. Sensitivitäts- und Risikoanalyse

11. Diskussion nicht messbarer Nutzen und Kosten (nicht näher erläutert)

12. Gesamtbeurteilung (nicht näher erläutert) 3.2.1 Problemdefinition Die Problemdefinition gibt Auskunft über den Gegenstand, den Zweck, die Ziele und das Umfeld der Untersuchung. Die Ergebnisse sind Antworten auf die W-Fragen was?, wozu?, wer?, wann?, wie? und wo? 3.2.2 Zielsystem Auf oberster Ebene werden vier bauwerks- und bauprozessbezogene Ziele erfasst: ■ Bauwerksbezogene Ziele: Funktionale Ziele,

Finanzielle Ziele, Zeitbezogene Ziele, Gesell-schaftliche Ziele

■ Bauprozessbezogene Ziele: Struktur (Auf-bauorganisation), Prozesse (Ablauforganisa-tion), Ressourcen (Personal), Instrumente (Hilfsmittel)

Diese Ziele werden weiter unterteilt, bis sie auf einer operabeln, d.h. eindeutig bewertbaren Hierarchiestufe stehen. Zwischen den Zielen können unterschiedlich Beziehungen bestehen: Zielharmonie, Zielkonkurrenz, Zielunabhängig-keit, Zielkonflikt. 3.2.3 Rahmenbedingungen Die technischen, finanziellen, gesetzlichen, ökologischen, politischen u.a. Rahmenbedin-gungen müssen erfasst werden. Sie definieren den Lösungsraum. 3.2.4 Wahl der Alternativen Die Alternativen sollen verschiedene Lösungen sein und sich gegenseitig ausschliessen. Sie müssen definierbar, zielverträglich und reali-sierbar sein. 3.2.5 Erfassen von Kosten und Nutzen Für jede Alternative müssen sämtliche Kosten und Nutzen erfasst werden. Auch intangible Effekte, die nur schwer messbar sind, müssen berücksichtigt werden. 3.2.6 Messen der Zielerreichung der Teilziele Bei der „Messung“ der Zielerreichung spielen folgende Aspekte eine wesentliche Rolle: ■ Messskala: - Kardinalskala (Zahlenstrahl, Einheiten) - Ordinalskala (Rangfolge, Rangierung)

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- Nominalskala (qualitative Beschreibung: erfüllt – nicht erfüllt,…) ■ Messmethode und Genauigkeit ■ Zeitlicher Aspekt der Zielerreichung 3.2.7 Bewerten der Zielerreichungsgrade Schwierigkeiten ergeben sich natürlich vor al-lem bei der Bewertung nicht monetär messba-rer Kriterien. Diese Kriterien werden in Nutzen-punkte (von 1 bis 10) transformiert (bei „Kar-dinalmessungen“ mit Funktionen, sonst mit ab-soluten Werten). 3.2.8 Gewichtung der Teilziele Die Aufgabe der Gewichtung stellt sich nur bei der Nutzwertanalyse (NWA) und der Kosten-Wirksamkeitsanalyse (KWA): ■ Nutzwertanalyse: auch die monetär bewerte-

ten Kosten und Nutzen müssen mit einem Gewichtungsfaktor versehen werden; hier-durch wird deren Wertschätzung in den Gesamtnutzen miteinbezogen

■ Kosten-Wirksamkeitsanalyse: nur die nicht-monetär bewertbaren Teilziele werden ge-wichtet, da nur diese in die Gesamt-wirksamkeit einbezogen werden.

Die Gewichtung kann auf verschiedene Arten vorgenommen werden: ■ Intervallskalierung: Ein Punktetotal von 100

(oder 1000) Punkten wird auf jeder Hierar-chieebene auf die Zielkriterien verteilt. Auf jeder Ebene wird die Gewichtung der Ziele verglichen, nicht plausible Gewichtungen auf einer höheren Ebene werden so erkannt.

■ Verhältnisskalierung: Die Zielkriterien einer Hierarchieebene sind gemäss ihrer relativen Bedeutung in eine Reihenfolge zu bringen (Z1 > Z2 > Z3 > Z4). Das erste Teilziel erhält nun Gewicht 1.0, die anderen Gewichtungen hängen nun relativ davon ab (1.0 > 0.8 > 0.3 > 0.1). Nun überlegt man sich, ob das erste Teilziel bedeutender, gleichbedeutend oder weniger bedeutend sein soll als die Summe aller anderen nachfolgenden Ziele und über-prüft die Gleichung (1.0 <? 0.8 + 0.3 + 0.1);

ist die Bedingung erfüllt, so geht man zum nächsten Teilziel und verfährt analog. Ab-schliessend werden die Gewichte auf 100 normiert (einzelnes Gewicht durch die Sum-me aller Gewichte teilen und mit 100 multipli-zieren).

■ Methode des paarweisen Vergleichs: In einer Matrix wird jedes Kriterium einzeln mit den übrigen verglichen und als bedeutender (2), gleich bedeutend (1) oder weniger bedeu-tend (0) eingestuft und mit dem Wert verse-hen. Durch die Bildung der Spaltensumme ergibt sich das relative Gewicht, das wiede-rum normiert werden kann.

3.2.9 Ermitteln der besten Alternative Das konkrete Vorgehen hängt von der Analy-semethode ab. 3.2.10 Sensitivitätsanalyse Für Ziele mit einer hohen Gewichtung empfiehlt sich eine Sensitivitätsanalyse zwecks Risiko- und Qualitätsmanagement. 3.3 Kosten/Nutzen-Analyse (KNA) Die KNA ist die älteste Methode und bewertet alles – auch Nutzen – monetär. Da Nutzen (z.B. Verringerung der Luftverschmutzung) häufig nur schlecht monetär messbar sind, wird diese Methode nur noch selten verwendet. 3.4 Nutzwertanalyse (NWA) Die NWA eignet sich vor allem für gesamt-wirtschaftliche oder gesellschaftsrelevante Auf-gabenstellung hoher Bedeutung und Komple-xität. Dabei werden alle Zielkriterien – auch monetäre – in Nutzenpunkte transformiert (d.h. vorher auch gewichtet), weswegen diese Ana-lyse nur die relative Vorteilhaftigkeit, nicht aber die Wirtschaftlichkeit aufzeigt. 3.5 Kosten/Wirksamkeitsanalyse (KWA) Die KWA ist eine Kombination zwischen KNA und NWA: Die monetären werden in Geld-werten belassen (x-Achse) und die nichtmone-tären Grössen als gewichtete Nutzenwerte ver-wendet (y-Achse), wodurch der Zielraum zwei-dimensional wird. Durch paarweisen Vergleich (wenn zwei Alternativen ähnliche x-Werte und unterschiedliche y-Werte haben oder umge-kehrt) wird die Auswahl verkleinert. Danach wird mit Quotientenvergleich (Nutzwert / finanzielle Zielgrösse ≈ Effizienzmass) ent-schieden. Die KWA eignet sich vor allem für einzelwirtschaftliche Problemstellungen, wo fi-nanzielle Auswirkungen eine gewisse Bedeu-tung haben.