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Nationalsozialistisc he Diktatur Universität Leipzig, Historisches Seminar Wintersemester 2013/14 Dozent: Dr. Udo Grashoff

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Nationalsozialistische D iktatur. Universität Leipzig, Historisches Seminar Wintersemester 2013/14 Dozent: Dr. Udo Grashoff. Nationalsozialistische Diktatur. 10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung? Literatur: - PowerPoint PPT Presentation

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Nationalsozialistische Diktatur

Universität Leipzig, Historisches SeminarWintersemester 2013/14Dozent: Dr. Udo Grashoff

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Nationalsozialistische Diktatur

10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Literatur:

Christopher Browning, Die Entfesselung der „Endlösung“. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939-1942, München/Berlin 2003.

Ulrich von Hehl, Nationalsozialistische Herrschaft, München 2001, S. 66-77.

Christian Gerlach, Krieg, Ernährung, Völkermord. Deutsche Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg, Hamburg 1998.

Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Berlin 1982 (engl. EA 1961).

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Bartabschneiden, Deportation, Massenerschießungen, Gaskammern. Wie konnte es dazu kommen?

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Gab es einen Führerbefehl?

- Hitler fanatischer Antisemit

vgl. „Mein Kampf“: man hätte einer Million Deutschen das Leben retten können, hätte man nur rechtzeitig zwölf- bis fünfzehntausend Juden „unter Giftgas gehalten“

- aber direkter, schriftlicher, eindeutiger Befehl zur Vernichtung der europäischen Juden konnte bis heute nicht aufgefunden werden

- anders bei „Euthanasie“-Mordaktion

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Vollmacht zur Tötung unheilbarer Geisteskranker an Dr. Brandt und Chef der Kanzlei des Führers der NSDAP Reichsleiter Bouhler

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Annahme 1: es gab keinen Führerbefehl

- das heißt nicht dass Hitler bis Oktober 1943 von Massenmord nichts wusste

- auffällig ist aber, wie viele Akteure Judenverfolgung vorantrieben

- Judenverfolgung nicht kontinuierlich, sondern sprunghaft

- weder Judenboykott 1933 noch Nürnberger Gesetze noch Reichskristallnacht erfolgten, weil Hitler Druck machte

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Nationalsozialistische Diktatur

10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Annahme 1: es gab keinen Führerbefehl (Martin Broszat, Hans Mommsen)

“Endlösung“ aus verschiedenen Einzelinitiativen heraus entwickelt

- Mitwirkung relativ breiter Gruppen

- unklare Befehlsgebung

- zugleich ideologische Fanatisierung

- Improvisation, Eigendynamik, schubweise Eskalierung

= permanenter Ausnahmezustand

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Situationsabhängigkeit des Entschlusses zur Endlösung

Schnelles Vorrücken der Wehrmacht, Kommissarbefehl vom 6.6.1941, Pogrom in Kaunas Juni 1941, Ghetto in Grodno im November 1941.

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

a) „‘Ausweg‘ aus Sackgasse, in die man sich selbst manövriert hatte“ (Martin Broszat, 1977):

- Judenvernichtung im Kontext des gesamten Umsiedlungsprogramms betrachten (Polen, Reichsdeutsche, Juden)

- zunächst Zusagen an Gauleiter und Generalgouvernement, deren Gebiete „judenrein“ zu machen Ghettos, Hunger, Zwangsarbeit

- im Zuge einer sich verschlechternden Kriegslage entscheidet sich NS-Führung für Sanktionierung der Vernichtung

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

b) Kriegsgeschehen und -wende entscheidend:

- Vernichtungskrieg nicht nur gegen Juden, sondern auch gegen Bolschewismus

- Hitler durch Kriegsverlauf beeinflusst: schon im August 1941 zeichnet sich Scheitern des Blitzkriegs ab

- im Dezember keine Aussicht mehr auf schnellen Sieg im Osten, keine Chance mehr für Frieden mit England, Kriegserklärung an USA

Hat Hitler sich in dieser Situation definitiv für „Endlösung“ entschieden?

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einige Quellen, die Existenz eines Führerbefehls nahelegen:

- Himmlers Masseur Felix Kersten: nach Frankreichfeldzug soll Hitler gegenüber Himmler klargestellt haben, dass Endlösung auf Eliminierung hinauslaufe

- Aussage Adolf Eichmanns 1957: Heydrich hätte ihm mitgeteilt, „daß der Führer die physische Vernichtung der Juden befohlen hat“

- Tagebuch Goebbels, 13.12.1941: „Bezüglich der Judenfrage ist der Führer entschlossen, reinen Tisch zu machen. Er hat den Juden prophezeit, daß, wenn sie noch einmal einen Weltkrieg herbeiführen würden, sie dabei ihre Vernichtung erleben würden. Das ist keine Phrase gewesen. Der Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muß die notwendige Folge sein.“

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einige Quellen, die Existenz eines Führerbefehls nahelegen:

- Aussage Otto Ohlendorfs (Befehlshaber Einsatzgruppe D) im Nürnberger Prozess, dass Judenmord auf Befehl Hitlers beruhte

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Annahme 2: es gab einen Führerbefehl

Befehl könnte mündlich erteilt worden sein

Abteilungsleiter im Ostministerium Dr. Otto Bräutigam antwortet am 18.12.1941 auf Anfrage, ob bei Judenerschießungen Arbeitskräfte zu schonen seien: „In der Judenfrage dürfte inzwischen durch mündliche Besprechungen Klarheit geschaffen sein.“

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Wann wurde Entschluss zur physischen Judenvernichtung gefasst?

- Eberhard Jäckel: nach Frankreichfeldzug, zu dieser Zeit erste Massen-Vergasungen (Euthanasie)

- allerdings Schwerpunkt des RSHA ab Sommer 1940 auf Deportationen: Madagaskar-Plan (der erst 1942 obsolet wurde)

- im Mai 1940 lehnt Himmler in Denkschrift die Ausrottung der „Fremdvölkischen“ ab: „bolschewistische Methoden“/“ungermanisch“

- bis Frühsommer 1941 kein Dokument der SS, das auf Planung der physischen Vernichtung des europäischen Judentums verweist

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- bis zum Überfall auf die Sowjetunion gab es nur „eine vage Vision eines in die Zukunft verlegten Genozids“ (Christopher Browning, 2003)

- Andreas Hillgruber: Entschlussfassung während des Überfalls auf die Sowjetunion bezogen auf die dort lebenden Juden

- praktischer „Durchbruch“ infolge der Massenerschießungen sowjetischer Juden durch Einsatzgruppen ?

- Christopher Browning sieht hier qualitativen Sprung in der NS-Judenpolitik: lange vor der militärischen Sackgasse Ende 1941

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- Richtlinien zum Fall Barbarossa vom 13. März 1941: SS soll im Operationsgebiet des Heeres „selbständig und in eigener Verantwortung“ Sonderaufgaben „im Auftrage des Führers“ erfüllen

- Sonderaufgaben nicht schriftlich spezifiziert

- 17. Juni 1941: Chefs der Einsatzgruppen bei Chef des RSHA Heydrich

- Massenerschießungen durch SS-Einsatzgruppen; bis Ende 1941 insgesamt ca. 800.000 Opfer auf sowjetischem Territorium (erst Männer im wehrfähigen Alter, dann Frauen und Kinder, dann ganze Gemeinden)

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- auf polnischem Gebiet sind zu dieser Zeit noch 75-90 Prozent der Juden am Leben

- diese sollen in besetzte sowjetische Gebiete deportiert und dort langsamer Vernichtung ausgesetzt werden (z.B. Pripjetsümpfe)

- Ende Juli 1941: Göring erklärt, „dass die Juden in den von Deutschland beherrschten Gebieten nichts mehr zu suchen hätten“ Heydrich soll eine „Gesamtlösung“ erarbeiten

- Heydrich und Göring schlagen Hitler vor, mit Deportationen zu beginnen

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- Mitte 1941: Situation in den überfüllten Ghettos katastrophal

- 16. Juli 1941: Telegramm des SD-Chefs im Warthegau Höppner an Eichmann: Es bestehe im kommenden Winter die Gefahr, „dass die Juden nicht mehr sämtlich ernährt werden können. Es ist daher ernsthaft zu erwägen, ob es nicht die humanste Lösung ist, die Juden, soweit sie nicht arbeitseinsatzfähig sind, durch irgendein schnellwirkendes Mittel zu erledigen. Auf jeden Fall wäre dies angenehmer, als sie verhungern zu lassen.“

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- August 1941: erstmals Tötung von KZ-Häftlingen in Auschwitz durch Zyklon B

- 26. August 1941: Kalendereintrag Himmlers belegt Heydrichs Absicht zur Vernichtung von Millionen Juden durch Gas (nachdem die Kapazitäten durch Abbruch Euthanasie-Programm zur Verfügung stünden)

- aber zunächst geht es lediglich um Deportationen von je 25.000 Juden nach Osten Lodz, Riga und Minsk

- im August lehnt Hitler diese Deportationen ab, will Endlösung erst nach Kriegsende

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- Meinungsumschwung Hitlers zwischen 14. und 18. September 1941

18. September 1941: Himmler an den Gauleiter des Warthelandes Greiser:

- Hitler hat Deportation europäischer Juden nach Osten beschlossen

- zunächst alle Juden aus Reichsgebiet nach Lodz, von dort aus weiter nach Osten

europäische Dimension

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

mögliche Gründe für diesen Meinungsumschwung:

- britische Bombardierung Hamburgs; Gauleiter will, dass Judenwohnungen frei werden

- bevorstehende Umsiedlung von 400.000 Wolgadeutschen

- Scheitern Blitzkrieg und bevorstehender Kriegseintritt der USA

- Drängen des RSHA

- Besatzungsverwaltung in Frankreich will inhaftierte Juden loswerden

Hauptanlass für Hitler: Vergeltung für Roosevelts Anordnung vom 11. September, auf dt. und ital. Kriegsschiffe ohne Warnung zu schießen

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- 23. Oktober 1941: Geheimverfügung, die Auswanderung von Juden verbietet

- Vorrücken der Wehrmacht zu langsam, um baldige Massendeportationen in eroberte Gebiete durchführen zu können

- viele der nach Minsk und Riga deportierten Juden werden sofort erschossen

Proteste lokaler Amtsträger bei Heydrich, weil Juden aus Mischehen und Ordensträger des Ersten Weltkriegs eigentlich nicht deportiert werden durften

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Der Vernichtungsbeschluss

November 1941: Planung für Wannseekonferenz, die am 20.1.1942 stattfindet

- detaillierte Abstimmung des Plans, 11 Mio europäische Juden zu ermorden

- definitiver Entschluss zur Vernichtungsaktion wahrscheinlich während der Vorbereitung der Konferenz

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Rede Hitlers vor 50 Reichs- und Gauleitern am 12. Dezember 1941 in seiner Wohnung in der alten Reichskanzlei

Christian Gerlach: hier gibt Hitler Grundsatzentscheidung bekannt, „alle Juden Europas zu vernichten“

Grundsatzentscheidung Hitlers ließ aber praktische Durchführung, organisatorische Verantwortung und Tempo offen

- erste Vergasungen in Chelmno bei Lodz ab Dezember 1941

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Wannseekonferenz am 20.1.1942

- Zahl der Juden bestimmt: 11 Millionen

- differenzierte Behandlung festgelegt

- Zuständigkeit geklärt

- „Endlösung“ formuliert

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Unter entsprechender Leitung sollen nun im Zuge der Endlösung die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.

Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist.

Aus: Protokoll der Wannseekonferenz, 20.1.1942

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Ausweitung und beschleunigtes Tempo der Judenvernichtung 1942:

- Einfluss Nahrungsknappheit: Ernährungsminister Backe macht wegen Versorgungsproblemen mehrfach Druck und setzt sich im Juli 1942 bei Hitler und Himmler durch

- Anordnung Himmlers, 19. Juli 1942: bis Ende des Jahres keine Juden mehr im Generalgouvernement

- bis November 1942 über 2 Mio Menschen in Vernichtungslagern ermordet

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Chelmno

Belzec

Sobibór

Treblinka

Majdanek

Auschwitz

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„Die wohl verfehlteste Metapher für die Vernichtungslager ist die der ‚Todesfabrik‘. [...] Weder in Auschwitz noch in Belzec, Sobibór, Treblinka funktionierte eine ‚saubere‘, anonyme Vernichtungsmaschine, vor und in den Gaskammern spielten sich infernalische Szenen ab. Das Umbringen der Menschen, das Lüften der Gaskammern, das Verbrennen der Leichen, das Sortieren der Habseligkeiten dauerte mehrere Stunden.“

(Michael Wildt, Geschichte des Nationalsozialismus, Göttingen 2008, S. 175f.)

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Holocaust als europäisches Geschehen

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Deportationen von Juden aus den besetzten Gebieten Europas

- Frankreich: 75.000 Deportierte, Kooperation der Polizei

- in Niederlanden: 107.000 von 140.000, in Belgien 25.000; hier können zahlreiche Juden untertauchen

- starke Solidarität in Dänemark und Norwegen

- Kroatien: mörderische Arbeitsteilung von Ustascha und SS

- Slowakei: Juden ausgeliefert, Rumänien und Bulgarien nicht

- griechische, ungarische Juden unter Okkupation deportiert

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Gesamtzahl der ermordeten Juden: 5,2 bis 6 Mio, davon 1,5 Mio Kinder

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Singularität der Judenvernichtung:

- Vollständigkeit und Systematisierung des Massenmordes

- weltweite Dimension

- Priorität gegenüber anderen Verfolgungsmaßnahmen

- mörderischer pseudowissenschaftlicher Rassismus

- Zivilisationsbruch in einem alten Kulturvolk

Entsprach der Einzigartigkeit der Holocaust-Verbrechen eine Einzigartigkeit der Täter?

= nächstes Thema: NS-Täterforschung

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

Was wussten die Deutschen?

- „Das Weltjudentum [...] erleidet nun einen allmählichen Vernichtungsprozeß, den es uns zugedacht hatte.“

Josef Goebbels in „Das Reich“ (Nov. 1941), in vielen Zeitungen nachgedruckt

- Deportationen öffentlich

- Berichte über Massenerschießungen an Ostfront

„Es ist zwar richtig, daß nur eine Handvoll Deutscher alles über die Endlösung wußte, aber nur sehr wenige wußten gar nichts.“

(Walter Laqueur, Was niemand wissen wollte, Frankfurt/M. 1981, S. 26)

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Wie konnte es dazu kommen?

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10. Der Mord an den europäischen Juden - Plan oder Entwicklung?

- An dem generellen rassistisch begründeten Vernichtungswillen der Nationalsozialisten besteht kein Zweifel.

- Judenhass allein erklärt den konkreten historischen Ablauf des Massenmordes an den Juden nicht.

- Situative Faktoren wie Kriegsverlauf und Ernährungslage führten zur Realisierung latenter Gewaltabsichten.

- Die Morde folgten keinem vorgefassten Plan des NS-Führung. Wesentliche Impulse kamen von lokalen Akteuren; die NS-Führung koordinierte, systematisierte und intensivierte die Vernichtungsaktionen.

- Kein „eliminatorischer Antisemitismus“, aber Verachtung, Nutznie-ßerschaft und Ignoranz waren typisch für die deutsche Bevölkerung.