natur+umwelt 3 2014
DESCRIPTION
Wald: grüner Bereich? Ein kritischer Zustandsbericht aus den bayerischen Wäldern.TRANSCRIPT
Natur+Umweltwww.bund-naturschutz.deHeft 3-2014 96. Jahr 3. Quartal
Wald
M I T G L I E D E R W E R B E N M I T G L I E D E R
www.bund-naturschutz.dewww.bund-naturschutz.de FacebookFacebook
Wussten Sie, dass Bayerns Wälder ursprünglich hauptsächlich Buchen-wälder waren? Von diesen riesigen uralten Wäldern ist heute nicht mehr viel übrig. Zu intensiv hat der Mensch sie genutzt und durch Nadelforste ersetzt. Fatal für die vielen Tier- und Pfl anzenarten, deren Lebensraum die alten Buchenwälder sind. Das wollen wir ändern!
Helfen Sie uns bei unserem Einsatz für naturnahe Wälder und sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Natur-schutz an! Jedes Mitglied mehr hilft!
Eine Beitrittskarte fi nden Sie im Heft. Vielen Dank für Ihr Engagement!
JAN
DA+R
OSC
HER
, Die
Wer
beBo
tsch
afte
r
Fot
o: fo
tolia
.de,
BN
-Arc
hiv
DER WALD BRAUCHT UNSERE HILFE!
GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DIE NATUR UND HELFEN SIE DEM WALD!
BN N+U 3 2014 U2_d.indd 1 16.07.2014 16:55:49
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 3
Natur + Umwelt 3-2014
Trauer um Helmut SteiningerMit dem Landesschatzmeister und früheren Landesgeschäftsführer Helmut Steininger hat der BN einen großen Naturschützer und wunderbaren Menschen verloren. Seite 7
Inhalt BUND Naturschutz Bayern
4/5 Aufbruch in die nächsten 100 Jahre Delegiertenversammlung 2014 in Würzburg
6 Leserbriefe
7 Nachruf Helmut Steininger
8 Ratgeber
9 Reiseseite
10 Raus in die Natur Den Steigerwald entdecken
11 Stiller Förderer Klaus Fenzl im Interview
12 Titelthema
22 Begleiter des Menschen Der Schwarze Holunder im Pflanzenporträt
23 Fotoseite
24/25 Naturschutz Die Schachblume
26/27 Ökospot
28 Neue Bücher
29 Aktuell Welche Folgen hat die 10HRegelung?
30 Bayern gegen TTIP und mehr Regionales
38 Umweltbildung
39 Service
Inhalt BUND
B1 Editorial und Inhalt
B2/B3 Magazin Kurznachrichten
B4/B5 Kommentar EEGNovelle
B6 Titelthema Lebendige Wälder
B18 Aktion Vorsicht vor Glyphosat
B20 Biosphärenreservat Berchtesgadener Land
B22 Zur Zeit Atommüll Kommission
B23 Zur Zeit Neustart für Neuland
B24 Aktiv
B26 Internationales
B28/B29 Junge Seite 30 Jahre BUNDJugend
B30 Persönlich Katharina Ebinger
Liebe
Lese
r Es ist noch keine dreieinhalb Jahre her, dass in Fuku shima eine Reaktorkatastrophe ungekannten Aus maßes einen ganzen Landstrich unbewohnbar gemacht hat. Dennoch: die Auswirkungen dieser Havarie spielen in der Politik keine Rolle mehr, wohl aber, ob ein privater Haushalt im Jahr einen zwei- stelligen Betrag für Strom mehr bezahlen muss.
Unglücke scheinen uns nur zu interessieren, wenn sie präsent sind. Die Energiewirtschaft tut ein Übriges, um mit Pseudodebatten die Gefährlichkeit der AKWs herunterzuspielen. Oder wie lässt sich sonst erklären, dass die Bayerische Staatsregierung sich traut, durch ein übertriebenes Abstandsgesetz die Windenergie in Bayern komplett auszubremsen?Ihr Peter Rottner, BN-Landesgeschäftsführer
AusverkaufWir wollen keinen Ausverkauf unserer Umwelt und Verbraucherschutzstandards. Der BN macht sich stark gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP. Seite 30
Grüner Bereich?Unser Schwerpunktthema: ein kritischer Zustandsbericht aus den bayerischen Wäldernab Seite 12
4 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
die natürlichen Lebensgrundlagen Europas zu bewahren. Das heißt konkret: Das Europäische Parlament soll den Atomausstieg und den Klimaschutz im Rahmen einer
Kurz vor der Wahl eines neuen Europaparlaments bekannten
sich die rund 200 Delegierten klar zu Europa und forderten die Abgeordneten des EUParlaments auf,
Delegiertenversammlung in Würzburg
Mit Rückenwind in die ZukunftIm 101. Jahr seines Bestehens richtet der BUND Naturschutz den Blick nach vorne. Auf der Delegiertenversammlung im unterfränkischen Würzburg standen Zukunftsthemen ganz oben auf der Agenda.
EhrungenIm Rahmen der DV wurden mit der Naturschutzme-daille ausgezeich-net: BR-Redakteur Hartmut Stumpf, die Stadträtin und langjährige Vorsit-zende der BN-Kreisgruppe Würz-burg, Karin Mietha-ner-Vent, sowie der verdiente Natur-schützer und lang-jährige Vorsitzende der Kreisgruppe Bad Kissingen, Ulf Zeidler.
ZustimmungDie Delegiertenver-sammlung 2014 war geprägt von Einig-keit in allen Grund-satzfragen.
Beiträge von Mitgliedern und Förderern6614000 Euro
Gesamteinnahmen(inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme)
11,5 Mio. Euro
Erbschaften1121000 Euro
Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1401000 Euro
Sonstige Einnahmen108000 Euro
Arten- und Biotopschutz1876000 Euro
Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke721000 Euro
Natur- und Umweltschutz738000 Euro
Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1811000 Euro
Bildungsarbeit554000 Euro
Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«753000 Euro
Information der Bevölkerung, Öffentlich-keitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung2409000 Euro
Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz750000 Euro
Unterstützung der Jugendarbeit255000 Euro
Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen309000 Euro
Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1196000 Euro
Investitionen, Baumaßnahmen210000 Euro
Gesamtausgaben11,5 Mio. Euro
Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen320000 Euro
Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte1976000 Euro
Beiträge von Mitgliedern und Förderern6614000 Euro
Gesamteinnahmen(inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme)
11,5 Mio. Euro
Erbschaften1121000 Euro
Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1401000 Euro
Sonstige Einnahmen108000 Euro
Arten- und Biotopschutz1876000 Euro
Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke721000 Euro
Natur- und Umweltschutz738000 Euro
Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1811000 Euro
Bildungsarbeit554000 Euro
Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«753000 Euro
Information der Bevölkerung, Öffentlich-keitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung2409000 Euro
Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz750000 Euro
Unterstützung der Jugendarbeit255000 Euro
Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen309000 Euro
Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1196000 Euro
Investitionen, Baumaßnahmen210000 Euro
Gesamtausgaben11,5 Mio. Euro
Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen320000 Euro
Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte1976000 Euro
ambitionierten Energie und Verkehrswende voranbringen. Europa soll endlich wieder Vorreiter im Klimaschutz werden. Zudem soll die Agrarpolitik der EU eine bäuerliche, ökologische Landwirtschaft fördern statt Agrarindustrie. Eine weitere zentrale Forderung: Das europäische Naturerbe und das Grüne Band Europa müssen bewahrt und geschützt werden! Ganz oben auf der Tagesordnung des BNParlaments
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 5
stand zudem das geplante Freihandelsabkommen zwischen EU und USA (TTIP). Die Vertreter des BUND Naturschutz sprachen sich einstimmig für einen Stopp der Verhandlungen aus.
Um Zukunftsthemen ging es auch in den Diskussionen: So wurde das Für und Wider einer Beteiligung des BUND an der EndlagerSuchkommission abgewogen. Nach einer bewegenden Rede der JBNVertreterin Alina Fuchs sprachen die Delegierten auch über die künftige Rolle der Jugend im Verband.
Der BN kann mit soliden Finanzen in das zweite Jahrhundert seiner Geschichte aufbrechen. Der Haushalt wurde einstimmig verabschiedet. (lf)
Am 17. Juli ist unser Landesschatzmeister und langjähriger
Landesgeschäftsführer Helmut Steininger, nur wenige Tage nach seinem 75. Geburtstag, seiner schweren Krankheit erlegen. Sein Tod löste Bestürzung, Trauer und Schmerz aus bei allen Naturschützern, die das Glück hatten, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen. Der BUND Naturschutz verlor mit Helmut Steininger nicht nur eine seiner prägenden Persönlichkeiten, sondern auch einen bundesweit anerkannten Umweltschützer mit Herz und Verstand.
Helmut Steininger hatte 34 Jahre lang, von 1969 bis 2003, das Amt des Landesgeschäftsführers inne. Die Arbeit, die er in diesen Jahrzehnten für den Verband geleistet hat, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ohne jede Übertreibung können wir sagen, dass Helmut Steininger den BN zu dem gemacht hat, was er heute ist: ein schlagkräftiger, basisdemokratischer und flächendeckend in ganz Bayern vertretener Verband. Mit seinem Organisationstalent und seinem herausragenden Einsatz schuf er aus kleinsten Anfängen die Grundlage für den BUND Naturschutz von heute. Unter seiner Geschäftsführung erlangte der BN seine große Bedeutung und seinen dezentralen Aufbau mit Orts und Kreisgruppen in ganz Bayern. In dieser bewegten Zeit war Helmut Steininger eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Verband, nicht zuletzt, weil er es verstand, die Herzen der Menschen zu erreichen.
Helmut Steininger war Naturschützer mit Leib und Seele. Er begnügte sich nicht mit Verbandsverwaltung, sondern war maßgeblich an vielen großen Erfolgen des BN beteiligt, zum Beispiel an der Wiedereinbürgerung des Bibers in Bayern oder an der Gründung der beiden bayerischen Nationalparke. Auch der Schutz seiner Heimat vor gigantomanischen Straßenbauprojekten lag ihm am Herzen.
Der Bauernsohn aus dem Rottal hat es nie verlernt, die Sprache der sogenannten kleinen Leute zu sprechen. Dadurch hat er dem Naturschutz Zugang zu breiten Bevölke
rungsschichten vermittelt. Gerade diese herzliche Art machte Helmut Steininger so beliebt. Vielen Kreis und Ortsgruppen stand er bei ihren Problemen mit Rat und Tat zur Seite. Legendär wurden seine Erzählkunst und seine mitreißenden Reden. Die zahlreichen Einträge in das virtuelle Kondolenzbuch auf unserer Homepage beweisen, dass viele BNAktive »ihren Helmut« noch in lebendiger und bester Erinnerung haben – von den altgedienten Ehrenamtlichen und KG und OGVorsitzenden bis zur jungen Generation von der JBN.
Am 25. Juli haben zahlreiche ehren und hauptamtliche BNWeggefährten an der bewegenden Trauerfeier in Passau teilgenommen und Helmut Steininger auf seinem letzten Weg begleitet. Hubert Weiger für den Vorstand, Max Walleitner für den Beirat, Karl Haberzettl für die Kreisgruppe Passau und Martin Gebrande, Geschäftsführer des bayerischen Medienrates, würdigten das Wirken des früheren BNGeschäftsführers. Sie erinnerten an das große Vermächtnis, das er der Natur und uns allen hinterlassen hat.
Helmut Steininger war ein Vorbild und ein Freund. Sein Tod ist ein großer, schmerzlicher Verlust für den Verband, aber auch für uns ganz persönlich. Der BUND Naturschutz wird Helmut Steiningers herzliche Art und seine Tatkraft sehr vermissen und ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Ein großer Verlust
Liebe
Mitg
liede
r
Foto
: Rog
gent
hin
Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN
Foto
s: To
ni M
ader
ProtestMit einem Tauziehen »Bürger gegen Konzernmacht« demonstrierten die Delegierten gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP.
6 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
FassungslosZum Artikel »Rabiater Kahlschlag« in N+U 2/2014 erreichte uns diese Zuschrift:»Von allen Schluchten im Münchner Umland ist die unter Naturschutz stehende Pähler Schlucht die
urtümlichste. Der Wald bleibt am Bach sich selbst überlassen. Er ist ein artenreicher Schluchtwald mit Esche, Ulme, Ahorn und Linde, während der Wald der Hänge aus der üblichen Baumgesellschaft aus Buche, Fichte und
Tanne besteht. Efeu umwuchert die Stämme und der Bach windet sich zwischen Felsen und umgestürzten Bäumen hindurch …« so zu lesen in einem Naturwanderführer für das Münchner Alpenvorland. Und genau so war’s – einfach wunderschön! Vor wenigen Wochen haben wir die Pähler Schlucht wieder einmal besucht und waren fassungslos mit diesem Kahlschlag konfrontiert. Umso mehr sind wir froh, dass Sie bzw. die Kreisgruppe Weilheim
Schongau sich diesem Waldfrevel »unter dem Deckmantel der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft auf Kosten der Natur« in Ihrem Beitrag gewidmet und Anzeige erstattet haben. Auf den zum Teil völlig abgerutschten Wegen und neben den deutlichen Spuren von Erosionen haben wir uns gar nicht mehr sicher gefühlt.
Als jahrzehntelange Mitglieder des BUND Naturschutz möchten wir uns bei den Verantwortlichen bedanken, dass Sie die Courage haben, solche Skandale aufzudecken, zur Anzeige zu bringen und damit hoffentlich immer wieder auch schlimmeres zu verhindern. Da bekommen Ihre Spendenaufrufe einen ganz neuen Wert und sind für uns Anlass, ordentlich in die Tasche zu greifen.Hermann Hochleitner und Veronika Wild, München
Umdenken notwendigDiese Rückmeldung erreichte uns zum Thema »BN lehnt Stromauto-bahn ab« (N+U 2/2014)Über das Heft ganz im Zeichen des Grünen Bandes habe ich mich sehr gefreut. Schwierig ist auch ein an
Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, [email protected] können gekürzt werden.
deres Thema: Einerseits propagieren wir die dezentrale Stromversorgung und feiern entsprechend die (hoffentlich mögliche) Verhinderung der BraunkohleStromautobahnen (Seite 27 + B17f), andererseits feiern wir genauso (?) die Verhinderung von Windparks (Seite B16). Natürlich sind wir nicht nur Verhinderer – das Heft zeigt viele positive Vorschläge, die auch allgemein anerkannt wurden – aber in der Energiepolitik sollten wir doch noch mal genauer nachdenken. Selbst die besten Windräder schaffen »nur« etwa 5 MW (Leistung), ein olles Atomkraftwerk (Isar 2) 1400 MW. Wir müssen also jede Menge Windmühlen aufstellen, um den AStrom und die genauso schlimme Braunkohle abzulösen. Und wenn wir die Mühlen ins Wasser stellen, brauchen wir Stromautobahnen! Wir können es drehen oder wenden, wie wir wollen: Umdenken und genaues Rechnen sind notwendig. Ansonsten sind wir lange beim BN und freuen uns über die Hefte und die Veranstaltungen.Hartmut Heßler, Sauerlach
Foto
: KG
Wei
lhei
m-S
chon
gau
Die Freude über die Rettung der frei fließenden Donau, aber
auch das schreckliche Hochwasser von 2013 waren zentrale Themen beim diesjährigen Donaufest in Niederalteich. Zum ersten Mal war bei dem Fest ein bayerischer Staatsminister zu Gast: Marcel Huber. Der
SymbolfigurFür sein Engagement für eine frei fließende Donau erhielt der Altabt des Benediktiner-klosters Niederalteich, Emmanuel Jungclaus-sen, die Bayerische Naturschutzmedaille aus den Händen von Umweltminister Dr. Marcel Huber (rechts), hier mit dem Niederalteicher Altbürgermeister Hans Thalhammer.
Donaufest: Blick nach vornUmweltminister versicherte, dass alles getan werde, damit sich eine Hochwasserkatastrophe wie im letzten Jahr nicht wiederholen könne. Außerdem dankte Huber den Menschen aus der Region für ihren Einsatz, der zu der »Generationenentscheidung« für den frei fließenden
Fluss und gegen eine Staustufenkanalisierung geführt habe. Der BNVorsitzende Hubert Weiger lobte die Staatsregierung für ihre Entscheidung für den sanften Donauausbau, forderte aber feste Zusagen hierfür, die über die Regierungszeit von Ministerpräsident Horst Seehofer hinausgingen. Dem Altabt Emmanuel Jungclaussen, der sich stets für den Schutz der frei fließenden Donau engagiert hatte, verlieh Huber die bayerische Naturschutzmedaille und würdigte ihn als »einen der couragiertesten und wirkmächtigsten Anwälte der Schöpfung«.
Foto
: Hei
nric
h In
kofe
rer
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 7
A ls Helmut Steininger am 1. April 1969 seinen Dienst beim BUND Naturschutz antrat, hatte die
Hauptgeschäftsstelle zwei Mitarbeiter und war in einem Münchner Hinterzimmer untergebracht. Der Verband zählte ganze sechs Kreisgruppen und 12 000 Mitglieder. Mangels eigener Finanzen war er abhängig von den Zuwendungen des bayerischen Innenministeriums. Helmut Steininger wollte das ändern: Ihm schwebte eine in ganz Bayern verwurzelte, unabhängige und schlagkräftige Umweltorganisation vor. Gemeinsam mit dem langjährigen BNVorsitzenden Hubert Weinzierl und mit mir als damaligem Beauftragten für Nordbayern baute er in mühevoller Motivationsarbeit Kreisgruppe um Kreisgruppe auf. Er schaffte Strukturen, wo es vorher keine gab und etablierte den Verband in ganz Bayern. Als er 34 Jahre später schließlich die Staffel an den heutigen Geschäftsführer Peter Rottner übergab, hatte der BN 165 000 Mitglieder und war mit 77 Kreis und 700 Ortsgruppen finanziell unabhängig und in jedem bayerischen Landkreis sowie in jeder dritten Kommune in Bayern vertreten.
Gewaltige LebensleistungHinter diesen Zahlen steckt eine gewaltige Lebensleistung. Natürlich haben auch viele andere Menschen im BN zu diesem Erfolg beige tragen, aber Helmut Steininger war eine der führenden Persönlichkeiten beim Aufbau des Verbandes. Er ermöglichte mit seiner Vision und Tatkraft, dass aus dem einstmals eher angepassten BN eine der größten und progressivsten Naturschutzorganisationen Mitteleuropas wurde.
Der waschechte Niederbayer hat bei seiner Arbeit immer das Herz sprechen lassen. Er wusste, dass der verbandliche Naturschutz das Volk erreichen muss. Dem »Rottaler Bauernbub« – wie er sich selbst gerne bezeichnete – kam dabei zugute, dass er die Sprache des Volkes sprach. Mit seinen unvergessenen »Kampfansprachen« hat er unzählige Menschen motiviert sich einzumischen und sich für ihre Heimat einzusetzen.
Dabei war es Helmut Steininger immer ein Anliegen, sich nicht im KleinKlein zu verlieren, sondern den Kampf gegen die großen Strukturen aufzunehmen,
sei es gegen die Fernwasserversorgung, gegen Autobahnen wie die Isentalautobahn oder die B 15 neu, gegen Atomkraftwerke oder den Großflughafen im Erdinger Moos. Dieser Mut, sich auch gegen Mehrheiten zu wehren, hat Helmut Steininger enorm viel Respekt und Anerkennung eingebracht. Und er ist schließlich auch zu einem zentralen Merkmal des Gesamtverbandes geworden. Im Widerstand gegen derlei Großprojekte ist der BN selbst groß geworden und hat Naturschutz zu einem zentralen politischen Thema gemacht. Helmut Steininger verdient deshalb zu Recht die Auszeichnung, ein Großer des Naturschutzes zu sein.
Ein wichtiger FreundÜber diese gemeinsame Naturschutzarbeit hinaus ist er vielen im Verband ein wichtiger Freund und Ratgeber gewesen, eine motivierende, geradlinige, mutige und überzeugende Persönlichkeit, auf die man sich immer verlassen konnte. Einer, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte. Wir alle sind für diese Jahre von Herzen dankbar. Es war ein Glück für uns, uns jahrzehntelang Seite an Seite mit Helmut Steininger für die Natur einsetzen zu können. Für mich persönlich war er der Freund fürs Leben – umso schmerzlicher sein Tod. Hubert Weiger
LebensleistungWeit über 40 Jahre hat sich Helmut Steininger mit gan-zer Kraft für den BN engagiert, ob bei Demos (links) oder Delegierten-versammlungen (rechts).
34 Jahre lang hat Helmut Steininger als Geschäftsführer den BUND Naturschutz zu seiner heutigen Größe und Stärke aufgebaut. Am 11. Juli hatte er seinen 75. Geburtstag. Es sollte ein Festtag für ihn werden, einer, an dem sich der BN bei ihm für sein Lebenswerk bedankt. Doch es kam anders. Helmut Steiningers Gesundheitszustand verschlechterte sich rapide und am 17. Juli verstarb er nach schwerer Krankheit.
Trauer um Helmut Steininger
Ein ganz Großer des Naturschutzes
8 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
E rdöl deckt über ein Drittel des globalen Energieverbrauchs und ist damit unser wichtigster Energieträ
ger. Mit Erdöl verbinden wir in erster Linie Kraftstoffe und Wärmeenergie. Doch in unserer Produktwelt ist Erdöl heute allgegenwärtig. Was können wir tun, um die in vieler Hinsicht problematische Ressource nicht unnötig zu verbrauchen?
Riskante FörderungNach Erdöl wird fast überall auf der Erde gebohrt: im Nahen Osten, im Regenwald des Amazonas, in den Tiefen der Meere oder im deutschen Wattenmeer. Dabei gehen Ölkonzerne und Staaten immer größere Risiken ein. Nicht selten wird Erdöl in sensiblen Ökosystemen mit großer Artenvielfalt gefördert.
Die ökologischen und sozialen Probleme sind vielerorts gravierend: Im Amazonas Ecuadors werden einzigartige Urwälder zerstört und Indigene vertrieben. Der Abbau von Teersand in Kanada vergiftet das Grundwasser mit Schwermetallen und krebserregenden Kohlenwasserstoffen. In Nigeria verseuchen undichte Pipelines Mangroven und Trinkwasser.
Worin steckt überall Erdöl?Der Verkehrssektor schluckt am meisten Erdöl: Benzin, Diesel und Kerosin bewegen uns an Land, auf dem Wasser und in der Luft. Außerdem basieren etwa 90 Prozent der deutschen Chemieprodukte auf Erdöl oder Erdgas. Die Petrochemie stellt Kunst und Farbstoffe her, Waschmittel und vieles mehr. Inhaltsstoffe wie Polyester, Polystyrol, Polycarbonat oder Polyvinylchlorid sind Derivate des Erdöls. Sie finden sich in allen Plastikprodukten, in der Kleidung und in Schuhen; desgleichen in vielen Freizeitartikeln, in Möbeln und Fußböden, CDs und elektrischen Geräten, in Dämm und Baumaterialien sowie vielen Kosmetika. Nicht zuletzt sind die Hersteller von Arzneimitteln heute stark auf Erdölderivate angewiesen.
Ideen für den ÖlwechselWie treiben Sie Ihren »Ölwechsel« im Alltag voran? Das meiste Erdöl sparen Sie, wenn Sie Ihre Wege mit den Öffentlichen oder dem Rad zurücklegen. Beim Kauf von Kleidung greifen Sie am besten zu Baumwolle, Hanf oder Leinen (in Bioqualität). Und vermeiden Sie Verpackungen und Plastiktüten, wo immer es geht!
Ansonsten gilt wieder einmal: Weniger (Konsum und Energieverbrauch) ist mehr (Lebensqualität und Umweltschutz). Wer Elektrogeräte repariert und länger nutzt, muss weniger neu kaufen und schont viele Ressourcen. Und: Teilen ist das neue Besitzen! Autos und Lastenfahrräder können genauso gemeinsam genutzt werden wie Werkzeug, Waschmaschinen, Drucker oder Scanner. Auch Secondhand, Tauschbörsen und Leihportale helfen uns, Dinge nicht immer neu kaufen zu müssen.
Acht praktische Tipps, um Erdöl zu vermeiden Fahren Sie Rad: Verzichten Sie möglichst aufs Auto. Naherholung: Urlaubsziele müssen nicht immer in
der Ferne liegen. Jutebeutel und Co: Führen Sie eigene Taschen, Fla
schen, Brotboxen oder Kaffeebecher mit sich. Packen Sie aus: Kaufen Sie Lebensmittel besser un
verpackt und frisch im Bioladen oder auf dem Markt. Carsharing, Mitfahrgelegenheit, Waschsalon: Nutzen
Sie Dinge gemeinsam, statt sie zu besitzen. Wertschöpfung: Reparieren und richten Sie Elektro
geräte, Kleider etc. Tauschen oder verschenken Sie, was Sie selbst nicht verwenden.
Es hat sich ausgebrannt: Dateien, Musik und Fotos können online statt auf CDs und DVDs gespeichert werden.
Kräuterkur: Greifen Sie soweit möglich auf pflanzlich (statt petrochemisch) basierte Medikamente zurück.
Janna Aljets
G U T L E B E N G U T L E B E N
Illus
trat
ion:
Fra
uke
Wei
nhol
z
Die AutorinJanna Aljets leitet bei der BUNDju-gend ein neues Projekt über nach-haltigen Konsum und Gemeingüter.
Die Broschüre »Ölwechsel!« gibt es unter: www.bund-jugend.de/shop
Erdöl vermeiden
Aufruf zum ÖlwechselNicht nur AutofahrerInnen brauchen das schwarze Gold. Auch zahllose All-tagsprodukte enthalten Erdöl. Wie lässt sich unser Verbrauch reduzieren? Die wichtigsten Tipps hat die BUNDjugend in einer Broschüre zusammengetragen.
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 9
Zikaden sägen ihr monotones Lied. Über uns wölben sich die Kronen des Pinienwaldes. Nadelboden fe
dert unter unseren Schritten. Die Luft riecht würzig. Wir treten aus dem Schatten hinaus, direkt auf den Strand. Wie schön es ist, barfuß über den Sand zu laufen. Links und rechts zieht sich das Meer als blauer Bogen die dunkelgrüne Küste entlang. Lärmendes Treiben gibt es hier nicht, denn der Strand im Parco dell’ Uccellina ist nur durch einen längeren Fußmarsch zu erreichen.
Das fast 10 000 Hektar große Naturschutzgebiet des Parks gehört zur Alta Maremma, dem abgeschiedensten Teil der Toskana südlich von Grosseto. Einen halben Tag lang sind wir durch Maccia und Pinienhaine gewandert. Letztere wurden vor fast 200 Jahren von Menschenhand gepflanzt, um die sumpfige Maremma zu entwässern und von der Malaria zu befreien. Am Nachmittag kurven wir hinauf nach Cosa, eine Ruinenstadt aus der Römerzeit. Wir schlendern über das alte Forum und entlang der Stadtmauer. Unter uns glitzert die Lagune um die Halbinsel Monte Argentario. Dort liegt auch unser Wohnort Orbetello. Im Hinterland hingegen hebt und senkt sich ein grünes Hügelmeer. Auf seinen felsigen Wellenspitzen thronen mittelalterliche Städtchen.
Toskana kommt von TusciNicht die Römer haben der Toskana ihren Namen geschenkt, sondern die Etrusker, die Tusci. Die haben nur wenige, dafür beeindruckende Zeugnisse hinterlassen. In der Ausgrabungsstätte Tarquinia – seit 2004 UNESCO Weltkulturerbe – stehen wir vor den Fresken der Grabkammern. Erstaunlich, wie leuchtend farbig die Flötenspieler und Tänzerinnen, Bankett und Jagdszenen noch sind! Später, auf unserem Weg nach Sorano, treten wir immer wieder hinaus auf offene Flur, wandern
durch sonnige Olivenhaine und Weinberge. Auch die zeitgenössische Künstlerin Niki de Saint Phalle hat sich in dieser Landschaft verewigt. In ihrem Giardino dei Tarocchi schuf sie eine Skulpturenwelt aus der Welt der Tarotkarten. Zwischen schattenspendenden Bäumen glitzern Riesenwesen, die mit bunten Keramiksteinen, Spiegelchen und Glas besetzt sind.
Tags darauf bringt uns die Fähre auf die Insel Giglio, und wir besuchen Giglio Castello. Wären da nicht Stromleitungen und Satellitenschüsseln, glaubten wir uns ins Mittelalter versetzt, zwischen den eng stehenden Häusern, umgürtet von einer intakte Wehrmauer mit Wachtürmen. Kaffeeduft lockt uns in eine Bar. Dann steigen wir zu Fuß zum Strand ab, für einen Sprung ins Wasser. Auf der Rückfahrt sehen wir von Deck aus zu, wie die Sonne orangerot ins Meer sinkt.
Die »sterbende Stadt« Eindrucksvoll ist der Gang über die 250 Meter lange, auf hohen Betonpfeilern ruhende Fußgängerbrücke, die nach Civita di Bagnoregio führt – eine Handvoll Häuser rund um eine kleine Piazza und einer Kirche. Die einst blühende und nun »sterbende Stadt« – viele Bewohner sind weggezogen – krallt sich auf einem Tuffzahn fest. Von hier oben blicken wir auf eine unwirkliche Landschaft aus weißen Kalkabbrüchen. »Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für uns«, erklärt uns der Besitzer der Bruschetteria Antico Frantoio.
Auf dieser Reise entdecken wir, wie Mensch und Natur diese Region geformt haben. Die Tage sind dicht gefüllt, aber immer wieder halten wir inne, atmen auf einer Piazza oder an einem Brunnen die südliche Stimmung. Und natürlich machen wir an schönen Plätzen Picknick mit frischem Brot und Käse, mit Schinken und Obst und einem Schlückchen Wein. Lucia Vogel
R E I S E NR E I S E N
Infos zu Reisepreis und Anmeldung unter BUND-Reisen, ReiseCenter, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg, Tel. 09 11-5 88 88-20, Fax 09 11-5 88 88 22, www.bund-reisen.deReisetermin 3. bis 12. 10. 2014Die Durchführung der Reise ist garantiert.
Foto
s: G
erd
Eise
nste
in
Strandschönheit Am Meeresufer im Parco dell’Uccellina gibt es keinen Badezirkus, dafür jede Menge Platz.
Auf Bergeshöh’nDas hübsche Civita di Bagnoregio ist nur zu Fuß über eine Brücke er-reichbar, die alte Straße ist abge-rutscht.
Kulturwandern in der herbstlichen Alta Maremma
Meer und PinienwälderBei Wanderungen auf steile Hügel und in tiefen Hohlwegen, durch Olivenhaine und Weinberge lernen die Reisenden die reiche Natur und Kultur der Toskana kennen.
10 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Im Prinzip ist der Schlangenweg ein idealer Ganzjahresweg – außer, es hat länger geregnet; dann versinkt
man stellenweise knöcheltief im Morast. Dafür bietet er im Frühjahr den frischen, leuchtendgrünen Buchenaustrieb, dazu Maiglöckchen, Bärlauch und Waldmeister, im Sommer spendet ein dichtes Laubdach Schatten; im Herbst leuchtet und raschelt das Buchenlaub; im Winter ist es ein ruhiger, beinahe meditativer Weg durch die abstrakten Strukturen des hochstämmigen Buchenwalds.
Direkt am Wanderparkplatz geht halblinks entlang einer eingezäunten Weide ein Steig den Hang hinauf: der Einstieg in den Schlangenweg. Wer diesen Einstieg gefunden hat, hat das größte Orientierungsproblem des Tages gelöst und kann sich voll dem Weg widmen, der uns »alternativlos« erst in kräftiger, dann immer sanfterer Steigung quer den Hang hinaufführt.
Dabei macht er seinem Namen alle Ehre: Ständig geht es mal hinein in einen Dobel, eine von jahrtausen
delanger Erosion ausgespülten Einkerbung in den Hang, mal wieder hinaus. Dobel reiht sich an Dobel – erst auf diesem Weg wird einem bewusst, wie zerklüftet unterhalb des dichten Laubdachs die Hangflanken des Steigerwalds sind. Immer wieder liegen umgestürzte Bäume quer über den Weg, in die nur schmale Durchgänge eingesägt wurden. Doch diese Lücken reichen nicht nur Wanderern, sondern leider auch den Mountainbikern, die den Weg stellenweise übel zerfurcht haben.
Irgendwann erreichen wir eine kleine Lichtung, von der man nach links zu einer Umrundung von Zell am Ebersberg aufbrechen könnte, aber wir folgen geradeaus weiter den verschlungenen Linien des Schlangenwegs. Bevor wir genug haben von den vielen Ein und Ausbuchtungen, trifft unser Weg auf eine Forststraße, der wir nach rechts talwärts folgen. Sie führt uns hinunter in den Böhlgrund, ein liebliches und abwechslungsreiches Bachtal, in das sich die Böhl noch ein paar Meter tiefer in den weichen Boden eingegraben hat als das Niveau der Talsohle.
Wer im Frühsommer unterwegs ist, kann sich auf dem Rückweg daran erfreuen, dass die meisten Wiesen hier spät gemäht werden und deshalb voller Wiesenblumen sind, wie sie die Älteren noch aus ihrer Kindheit kennen. Samt zugehöriger Insekten: Viele Kleinhummeln und sogar ein »Widderchen« haben wir dort gesehen. Kurz bevor wir Zell wieder erreichen, entdecken wir links am Steilhang auch noch einige alte Streuobstwiesen.Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner
Ausgangspunkt: Zell am Ebersberg (bei Knetzgau/Haßfurt). Kurz vor Ortsende rechts in die Böhlstraße. Kleiner Wanderparkplatz am Ortsrand.
Länge/Gehzeit: ca. 10 km/3 Stunden
Höhenunterschied: ca. 400 Meter
Wegcharakter: Waldwege, die stellenweise morastig sein können; befestigte Forststraßen (nicht geteert)
Einkehr: Entlang des Weges keine
Wanderkarte: Nicht erforderlich (Hintergrundinforma-tionen und Karte: BN-Steigerwald-Naturwanderführer, Tour Nr. 8)
Unterm BlätterdachDurch viele Einkerbungen windet sich der Schlangenweg die Hänge hinauf und hinunter.
Foto
: Win
frie
d Be
rner
Mehr SteigerwaldDer Naturwanderführer »Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald« bietet neben dieser noch weitere Wan- derungen durch die herr lichen Buchen-wälder. Erhältlich für 5 Euro bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-9 99 57 20.
Gerettete Landschaften entdecken
Guter erster Eindruck vom SteigerwaldNicht wegen irgendwelcher Schlangen heißt der Schlangenweg so, sondern weil er sich in vielen Schlangenlinien die tief ein gekerbten Hänge des Steigerwalds hinaufschlängelt. Dabei vermittelt er einen ebenso charakteristischen wie abwechs-lungsreichen ersten Eindruck vom nördlichen Steigerwald.
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 11
Herr Fenzl, sind Sie schon lange umweltbewegt?Ich habe nie Kröten geschleppt, aber ich war immer »grün«. 1980/81 war ich bereits als Atomkraftgegner aktiv und beim BN bin ich schon sehr lange Mitglied. Und auch sonst habe ich eben immer versucht, so umweltschonend wie möglich zu leben und das auch in der eigenen Familie, im eigenen Umfeld, zu forcieren. Bei den Grünen bin ich jetzt seit vier oder fünf Jahren aktiv.
Was macht den BN für Sie unterstützenswert?Der BN ist einfach eine der glaubwürdigsten Organisationen im Umweltbereich, das sehe ich an der Art, wie der Verband kommuniziert, was er erreicht und wie er es erreicht. In der Politik kann man schon auch etwas bewegen, aber der BN ist als nicht politische Organisation unabhängiger. Er kann ganz andere Forderungen stellen als die Politik, weil diese sich immer an irgendwelche Rahmenbedingungen halten muss.
Und natürlich ist es wichtig, dass man die Persönlichkeiten vor Ort kennt. Menschen, die glaubwürdig rüberkommen. Ich habe Christian Hierneis, den Vorsitzenden der BNKreisgruppe München, auf einer Versammlung der Grünen kennengelernt. Er ist sehr authentisch und steht hundertprozentig für das, was er macht.
Haben Sie schon einmal einen ganz konkreten Erfolg Ihres Engagements gesehen?Na ja, ob das direkt an meinem Geld lag – aber immerhin hat der BN letztes Jahr drei Bürgerentscheide gewonnen. Daran sind natürlich viele, viele Menschen beteiligt, die auch bezahlt werden müssen. Man kauft sich ja mit den Spenden nicht von der Verantwortung frei, aber man leistet einen Beitrag, um anderen Leuten zu helfen, etwas zu bewegen.
Gibt es Umweltthemen, die Ihnen besonders wichtig sind?Ich bin selbst im Bereich Trinkwasserversorgung tätig und das Thema Wasser ist mir ein Anliegen. Deshalb
habe ich für die Elbe oder die Donau gespendet. Wichtig ist mir auch das Thema Ernährung: Ich habe mit ein paar Mitstreitern einen Arbeitskreis Ernährung in München gegründet und bin bei der Regionalinitiative »Unser Land« tätig.
Hat sich ihr Umweltengagement auch auf Ihr Leben ausgewirkt?Ich bin früher gerne geflogen, das muss ich ganz ehrlich zugeben. Aber seit ich mich mehr mit der Umwelt befasse, habe ich das sehr eingeschränkt. Ich fliege fast nicht mehr. Wenn ich mit meinen Kindern in Urlaub gefahren bin, dann waren wir in Deutschland unterwegs. Ich habe ihnen die Natur in Deutschland gezeigt
Foto
: BN
Engagement verbindetKlaus Fenzl und Christian Hierneis (v. li.) bei einer Bergtour im Zug-spitzgebiet.
Spender im Interview
»Wissen, was unsere Lebensgrundlagen sind«
Wenn der BN Erfolge feiert, ist das nie nur sein eigenes Verdienst. Unentbehrlich sind die vielen »stillen« Förderer des Verbandes. Klaus Fenzl ist so einer. Bayer aus ganzem Herzen, heimat- und naturverbunden und deshalb immer schon umweltbewegt. Von seinem großen finanziellen Engagement für den Naturschutz macht der Münchner nicht viel Aufhebens. Aber er weiß genau, was ihm wichtig ist.
und unsere Heimat Bayern. Wir waren an der Donau und an der Ruhrquelle. Ich möchte, dass sie wissen, wo wir herkommen. Natürlich ist es auch schön und gut zu wissen, dass Gaudí in Barcelona schöne Bauwerke geschaffen hat. Aber ich muss zuerst einmal wissen, wo die Mangfall entspringt. Das ist mir wichtig.
Wenn Sie sich einen großen Erfolg des BN wünschen könnten: Was wäre das?Ich wünsche mir, dass die Menschen, und vor allem die Jugendlichen, wieder feststellen, was wirklich wichtig ist. Es ist zum Beispiel nicht wichtig, dass Vodafone jedes Jahr ein neues Handy schickt oder ob es einen Möbel oder Baumarkt in der Nähe gibt. Wichtig ist, eine Gärtnerei oder einen Bauern in der Nähe zu haben, der Kartoffeln anbaut. Wichtig ist zu wissen, was unsere Lebensgrundlagen sind.Das Interview führte Heidi Tiefenthaler
»Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum.« So beginnt eines der bekann-testen deutschen Volkslieder. Heute ist der Brunnen einer effizienten Wasserversorgung gewichen, das Tor einer vier-spurigen Hauptverkehrsader, und wo einst die Linde blühte, wird gerade das dritte Ge - werbegebiet erschlossen. Bäume scheinen irgendwie nicht mehr in unsere Zeit zu passen: Sie wachsen langsam, werden aber irgendwann doch zu groß, werfen im Herbst Laub und im Frühling klebrige Pollen ab, und bei Sturm sind abbrechende Äste ein Sicherheitsrisiko. Um den Wert eines Waldes zu bemes-sen, spricht man nicht von Bäumen, sondern von Fest-metern Holz. Ist das alles, was von der Beziehung der Deut-schen zu ihren Wäldern übrig-geblieben ist – dass Bäume entweder als Dreckschleudern oder als Rohstofflieferant ge-sehen werden? Wir möchten eine Bestands-aufnahme machen, wie es um die Wälder in Bayern steht, vom Spessart in Franken bis zum Bergwald in den Alpen. Wie stehen die Chancen auf einen Nationalpark Stei-gerwald? Warum ist der Schutz von Waldwildnis so wichtig? Und warum ist der Bergwald in Gefahr? Wir nehmen die Auswirkungen der Forstreform unter die Lupe und zeigen auf, warum in letzter Zeit auffällig oft Bäume an Straßen über Kilo-meter hinweg »abrasiert« werden. Ab Seite B6 blicken die Kollegen vom BUND auf die Situation der Wälder in ganz Deutschland. (lf)
Kreisgruppe Traunstein: Auffors-tungsaktion am Geigelstein, 1995
Kreisgruppen Roth und Nürnberg: Aktion »Todesanzeigen« für gefällte Bäume, 2013
Kreisgruppe München: Aktion zum Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald« am Marienplatz, 2004
Foto
s: K
G T
raun
stei
n, D
r. Fr
ank
Krön
ke,
Ort
sgru
ppe
Wen
dels
tein
Wal
dFo
to: T
hom
as S
teph
an
14 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Naturschutz in Deutschland und ein wichtiges Signal Bayerns zur Umsetzung der nationalen und internationalen Vorgaben im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie.
Nach langem Stillstand ist jetzt wieder Bewegung in das Thema gekommen.
Noch unter dem mittlerweile in Ruhestand gegangenen Landrat Günther Denzler (CSU) hat der Kreistag des Landkreises Bamberg im April den Geschützen Landschaftsbestandteil »Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst« ausgewiesen. In dem mit rund 775 Hektar größten nutzungsfreien Waldschutzgebiet Bayerns außerhalb der beiden Nationalparke soll die Holznutzung dauerhaft eingestellt werden, damit sich Naturwälder entwickeln können.
Obwohl die Nationalparkgegner massiv Stimmung gegen das geplante Waldschutzgebiet machten, gab es nur sechs private Einwendungen, die im Rahmen der Anhörung von den rund 5000 Einwohnern der drei betroffenen Gemeinden vorgebracht wurden. Proteste kamen vor allem aus den nicht betroffenen Landkreisen Haßberge und Schweinfurt, aus dem Forstministerium und von Staatssekretär Gerhard Eck.
Foto
: Tho
mas
Ste
phan
Buchenwald-Schätze bewahren
Hoffnung auf Nationalpark Steigerwald wächstUrige Buchenwälder, einmalig in Deutschland: Der Steigerwald ist prädestiniert, als erster fränkischer Nationalpark ausgewiesen zu werden. Der BUND Naturschutz setzt sich seit Jahren dafür ein. Die Staatsregierung und der Nationalparkgegnerverein haben in den ver-gangenen sieben Jahren einen Nationalpark verhindert und sich dabei immer auf die große Ablehnung in der Region berufen – zu Unrecht, wie aktuelle Entwicklungen zeigen.
Auf über 11 000 Hektar befinden sich im nördlichen Steigerwald zwischen Ebrach, Gerolzhofen und
Eltmann auf großen Bereichen die Laubwälder überwiegend in einem ökologisch hochwertigen Zustand. Dies bestätigt ein Gutachten des Bundesamtes für Naturschutz. Außerdem sind die Wälder ausschließlich im Staatsbesitz und weitgehend nicht zerschnitten. Ein Nationalpark wäre eine großartige Chance für den
Foto
s: T
hom
as S
teph
an, W
olfg
ang
Will
ner,
Tusc
hl N
atur
foto
arch
iv, K
iene
r, W
infr
ied
Bern
er
Igelstachelbart
Feuersalamander
Mittelspecht
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 15
im Mai in Auftrag gegeben haben. Danach befürwortet eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent der Bewohner in der Region Steigerwald einen Nationalpark. Zwei Drittel der Befragten sind zudem der Meinung, dass der Nationalpark Steigerwald Tiere, Pflanzen und alte Bäume besser schützt als ein Forst. Die Naturschutzverbände forderten Ministerpräsident Horst Seehofer daher in einer gemeinsamen Erklärung auf, dem Mehrheitswillen der Bevölkerung zu entsprechen, so wie er es mehrfach angekündigt hat. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass es in der Steigerwaldregion doppelt so viele Menschen gibt, die den Nationalpark begrüßen (61 Prozent), als Menschen, die ihm noch kritisch gegenüberstehen (30 Prozent).
Die Umfrage zeigt auch, dass noch ein Gefälle zwischen der Akzeptanz eines Nationalparks in den kreisfreien Städten Bamberg und Schweinfurt einerseits und den Landkreisen Bamberg, Haßberge und Schweinfurt andererseits besteht. In den Städten gibt es eine sehr deutliche Zustimmung von 77 Prozent, in den Landkreiskommunen eine Zustimmung von rund 38 Prozent. Klar wird durch die Befragung auch, dass in den ländlichen Gemeinden eine deutlich höhere Zustimmung zu erreichen ist, wenn auch in einem Nationalpark die Brennholzversorgung der örtlichen Bevölkerung gesichert wird: Über ein Drittel der Nationalparkkritiker würde unter dieser Voraussetzung einem Nationalpark eher zustimmen. Der BN ist überzeugt, dass dann auch in den ländlichen Gemeinden eine Mehrheit einen Nationalpark begrüßen würde, so wie dies in anderen deutschen Nationalparkregionen ebenfalls der Fall ist.
Bürgerverein gegründetDie Staatsregierung ist nun aufgerufen, endlich eine neutrale Untersuchung über die Auswirkungen eines Nationalparks auf die Region in die Wege zu leiten. Als zweiter Schritt muss ein Prozess mit Bürgerbeteiligung in Gang gesetzt werden. Die Bürger verdienen eine umfassende Information, wie dies in anderen Bundesländern unter ähnlichen Umständen längst geschehen ist. An runden Tischen muss mit den Betroffenen gemeinsam über Fakten diskutiert werden.
Der BUND Naturschutz ist sehr erfreut, dass sich Ende Juni 2014 nun ein Bürgerverein gegründet hat, in dem sich Nationalparkbefürworter aus dem Steigerwald zusammengeschlossen haben. Damit wird den Anwohnern in der Steigerwaldregion eine Stimme gegeben, die in dem Nationalpark eine Chance für die Region sehen. Die Umfrageergebnisse können den vielen Nationalparkbefürwortern vor Ort Mut machen, sich dem Bürgerverein »Nationalpark Nordsteigerwald« anzuschließen und für eine offene und faire Diskussion einzutreten.
Der BN sieht in den positiven Entwicklungen einen Erfolg seiner anhaltenden intensiven Aufklärungs arbeit für einen Nationalpark Steigerwald. Herzlichen Dank an alle Unterstützer! Wir engagieren uns weiter! Ralf Straußberger
Umfrage zeigt ZustimmungUnmittelbar nach der Kommunalwahl versuchte die bayerische Staatsregierung, obwohl sie von den Schutzgebietsplänen wusste, den neu gewählten Bamberger Landrat dazu zu zwingen, das Schutzgebiet außer Vollzug zu setzen. Der BUND Naturschutz kritisiert massiv, dass die Regierung hier ein Waldschutzgebiet mit einem Federstrich außer Vollzug setzen will, obwohl sie überhaupt nicht an dem Verfahren beteiligt ist. Nur um die Holznutzung weiterhin zu sichern, teilten Forst und Umweltministerium in einer kurzen Pressemitteilung mit, dass das erst vor wenigen Wochen in Kraft getretene Waldschutzgebiet außer Vollzug gesetzt werden soll. Staatliches Handeln führt sich ad absurdum, wenn die Staatsregierung unter Umgehung sämtlicher Verfahrensvorgaben Umweltschutzbestimmungen einfach »per ordre de mufti« abschaffen kann. Dies ist eines Rechtsstaates nicht würdig. Der BN hat angekündigt, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und gegen dieses rechtswidrige Vorgehen zu klagen. Mittlerweile hat das Landratsamt Bamberg eingeräumt, dass die ministeriell verkündete »AußerVollzugSetzung« rechtlich gar nicht möglich ist. Auch wenn sich die CSU und die Freien Wähler im Landtag für die Holznutzung und gegen das Schutzgebiet ausgesprochen haben, ist die Durchführung der Verordnung alleinige Sache des Landkreises Bamberg, der sie auch erlassen hat. Diese Wende hat die Rechtsposition des BN klar bestätigt.
Eine weitere Wende brachten die – für viele sicher überraschenden – Ergebnisse einer repräsentativen TNS EmnidUmfrage, die der BN und der WWF Deutschland
Gra
fik:
BN
Wertvolles ErbeGroße, ursprüngliche Buchenwälder wie den Steigerwald gibt es kaum mehr. Höchste Zeit, ihn unter Schutz zu stellen.
FlächenvergleichDie graue Fläche zeigt den Naturpark Steigerwald, grün ist das Vorschlagsgebiet für einen Nationalpark Steigerwald und orange das Schutzgebiet »Hoher Buchener Wald«.
Der AutorRalf Straußberger ist der Waldrefe-rent des BN und Geschäftsführer des Freundeskrei-ses Nationalpark Steigerwald.
Foto
: Mad
er
Infos zum Bürgerverein unter www.verein- nationalpark- nordsteigerwald.de
Feuersalamander
Großer Schilllerfalter
Waldmeister
16 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Pilz und Pflanzenarten oder gar die wenigen verbliebenen Urwaldreliktarten noch vorkommen. Von den 18 bayerischen Wuchsgebieten stechen dabei besonders der Spessart und die Rhön hervor, weil es hier mit Abstand die meisten und ältesten Laubwälder gibt. Aber: Es sind traurige Spitzenplätze, die das ganze Dilemma des Waldschutzes in Bayern und Deutschland aufzeigen. Nur 6,7 Prozent der Wälder im Spessart und nur 4,2 Prozent der Wälder in der Rhön bestehen aus über 160jährigen Laubwäldern. Das heißt: Es gibt in Bayern nur noch winzige Reste naturnaher, älterer Laubwälder, auf die sich die Schutzbemühungen des Naturschutzes konzentrieren, um die letzten verbliebenen Reste für die Nachwelt zu sichern.
Diese Ziele finden auch immer mehr gesellschaftliche Unterstützung, so von der Bundesregierung und von Kommunen vor Ort, die erkennen, dass sie von der industriellen Forstwirtschaft à la Bayerische Staatsforsten (BaySF) nicht profitieren. So wurden auf großen Druck der Kommunen in der Rhön fast 4000 Hektar Wald dauerhaft einer natürlichen Entwicklung überlassen, weil nur so das Biosphärenreservat Rhön gerettet werden konnte.
Im Spessart zeigen die langjährigen Schutzbemühungen des BN und anderer Organisationen bislang nur kleine Erfolge. Der BN hatte sich seit Jahren dafür eingesetzt, neue Naturwaldreservate auszuweisen und bestehende deutlich zu erweitern – bislang ohne Erfolg. Der BN hat vor allem durch die hervorragenden Recherchen von Michael Kunkel, Vorsitzender der BNOrtsgruppe Heigenbrücken, immer wieder Defizite in der Waldwirtschaft und beim Waldschutz aufzeigen können. Diese Schäden wurden Jahr für Jahr als Einzelfälle abgetan. Erst nach massiven Protesten hatte die BaySFZentrale mitgeteilt, dass die ältesten Laubwälder vorläufig nicht mehr eingeschlagen werden – nur befristet zwar, aber immerhin ein erster Erfolg. Der BN hat mittlerweile ein Konzept »Schützen und Nutzen im Spessart« entwickelt. Neben dem Holznutzen soll damit der dauerhafte Schutz einer Naturwaldentwicklung auf mehreren 1000 Hektar verankert werden, damit in den ältesten Laubwaldkomplexen Deutschlands hochbedrohte Arten dauerhaft überleben können. Dies ist ein Auftrag für uns im BUND Naturschutz und sollte es auch für die Forstwirtschaft sein: dem Artensterben in den bayerischen Wäldern durch mehr Naturwälder zu begegnen. Spessart und Rhön sind dafür hervorragend geeignet. Sebastian Schönauer
Foto
: Mic
hael
Kun
kel
Der AutorSebastian Schön-auer ist stellver-tretender Vorsit-zender des BUND Naturschutz.
Foto
: Tho
mas
Ste
phan
SeltenheitswertAlte, ursprüngliche Laubwälder wie hier im Spessart gibt es kaum noch. Zumindest die kleinen Reste sollten deshalb unter Schutz gestellt werden.
Laubwaldschätze Bayerns
Die letzten ihrer Art
Bayern hat eine große Verantwor- tung, Laubmischwälder zu erhalten und zu schützen. Allerdings gibt es nur noch ganz wenige Gebiete, in denen unser Waldnaturerbe über-
haupt noch geschützt werden kann: In vielen Regionen wurden die
ursprünglichen Laubwälder von natur-fernen Forsten abgelöst.
Steinpilz Nur in den Wuchsgebieten Spessart, Rhön, Fränkische Platte und RheinMainEbene liegt der Laub
baumanteil bei über 50 Prozent, bayernweit bei weniger als einem Drittel. Noch problematischer wird es, wenn man sich auf die Suche nach alten Laubwäldern macht, die es besonders zu schützen gilt. Hier bestehen die größten Chancen, dass hochbedrohte Tier,
Vielblütige Weißwurz
Wildkatze
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 17
Diese äußerst bedenkliche Situation wirft ein Schlaglicht auf die gesamte Waldwirtschaft im staatlichen Gebirgswald. Ein Beispiel: der Forstbetrieb Oberammergau der Bayerischen Staatsforsten. Dort beträgt die Rotwilddichte ca. 6,5 Stück je 100 Hektar Wald. Nach anerkannten wildbiologischen Erkenntnissen verträgt der Bergwald aber höchstens einen Rotwildbestand von 1,0 bis 1,5 Stück je 100 Hektar Wald. Die Konsequenz der überhöhten Rotwildbestände ist, dass sich die Tanne nicht ansatzweise im notwendigen Umfang verjüngen lässt. In Anbetracht des Klimawandels wäre ein gesicherter Tannenanteil in der Verjüngung von mindestens 30 Prozent nötig.
Der Vernichtung preisgegebenVöllig unverständlich mutet es an, dass 2011 auf Antrag der Bayerischen Staatsregierung durch eine Änderung des Bundeswaldgesetzes rund 7000 Hektar lichter Gebirgswald zu landwirtschaftlichen Weideflächen umgewidmet wurden. Diese Waldbestände haben den Bestandsschutz des Bayerischen Waldgesetzes verloren und sind dadurch langfristig der Waldvernichtung preisgegeben. Gesichtspunkte wie Wasser, Erosions und Lawinenschutz blieben unberücksichtigt. Triebfeder für dieses Vorgehen war die LobbyPolitik der Bayerischen Staatsregierung zugunsten der Almwirtschaft. Nach dem Wegfall des Schutzes durch das Waldgesetz wurden auf Privatalmen bereits »ehemalige« Bergwälder gerodet.
Die Hochwasserkatastrophe 2013 an der Donau und am Inn unterstreicht wieder einmal die Bedeutung des Gebirgswaldes als Wasserspeicher. Alle Umweltverbände Bayerns müssen daher als Anwälte für den Wald von der bayerischen Staatsregierung wirksame Initiativen zum Schutz des Gebirgswaldes fordern. Die seit der Forstreform 2005 eingetretene forstpolitische Lethargie darf nicht weiterhin zu Lasten der Umwelt gehen. Hans Kornprobst
Der bayerische Gebirgswald zeigt besorgniserregende Zerfallserscheinungen. Zu diesem Ergebnis
kamen die Experten bei der Erstellung des bayerischen Alpenplans. Dieser ist seit 1976 Teil des Bayerischen Landesentwicklungsprogramms, das rund 43 Prozent der bayerischen Alpen vor jeglicher Erschließung bewahrt. Es gibt immer weniger Bergwald mit gemischten Baumarten, dafür immer mehr Fichte. Und es fehlt an Jungwuchs, was zur Folge hat, dass die Waldbestände immer lichter werden.
Die Bedeutung des Bergwaldes und besonders die der Schutzwälder wurde durch das Bayerische Waldgesetz von 1975 und den »Bergwaldbeschluss« des Landtags von 1984 manifestiert. Die 1984 ins Leben gerufene Schutzwaldsanierung ist nicht erfolglos geblieben. Längst haben die SchutzwaldsanierungsSektionen die biologischen und technischen Kenntnisse und Fähigkeiten, um in Auflösung befindliche Schutzwälder zu stabilisieren. Bis die Schutzwälder jedoch endgültig ihre volle Schutzfunktion erfüllen können, dauert es häufig viele Jahrzehnte. Rückschläge gehören dabei zur Regel. Beispiele für gelungene Sanierungsprojekte sind die »Weiswand« im Gemeindebereich Bad Reichenhall, »Hagnberg« in der Gemeinde Schliersee und »Wank« im Gemeindebereich GarmischPartenkirchen. Allerdings stößt die Schutzwaldsanierung überall dort an Grenzen, wo durch überhöhte Schalenwildbestände (Rot, Gams und Rehwild) die gepflanzten oder natürlich ankommenden Waldpflanzen abgefressen (verbissen) werden. So kommt es, dass zahlreiche Sanierungsprojekte stagnieren oder gar nicht erst in Angriff genommen werden, weil der Wildbestand nicht im Ansatz reguliert ist.
Foto
: Han
s Ko
rnpr
obst
Der AutorHans Kornprobst, Forstdirektor i. R., ist der Sprecher des BN-Arbeits-kreises Wald.
GelungenEin Positivbeispiel: die Schutzwaldsanierung Hagnberg oberhalb der Spitzingstraße, Gemeinde Schliersee
Besorgniserregende Zerfallserscheinungen:
Der Gebirgswald braucht mächtige AnwälteHeimat für viele selten gewordene Arten, Schutz vor Wasser- und Bodenerosion und vor Lawinen – Bayerns Gebirgswälder erfüllen wichtige Funktionen. Doch die Zukunft des Bergwaldes sieht ganz und gar nicht rosig aus.
Sperlingskauz
Rothirsch
18 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Die Politik unternimmt zu wenig, um den Temperaturanstieg zu begrenzen. So erscheint statt der Er
wärmung um 2 Grad auch ein Anstieg um 3 bis 4 Grad Celsius möglich. Um zu sehen, wohin das führt, ist es hilfreich, in Gebiete Europas zu blicken, in denen heute bereits solche Temperaturen herrschen, zum Beispiel in die Wälder in der Oberrheinebene. Ein Anstieg um 4 Grad würde unsere Wälder sogar in den mediterranen Klimaraum katapultieren. Die Wälder in diesen Regionen sind völlig anders zusammengesetzt. Da diese Veränderungen aber binnen einer Baumgeneration stattfinden werden, bleibt den Baumarten keine Zeit, sich anzupassen. So werden die einstigen »Brotbäume« der deutschen Forstwirtschaft, zuerst die Fichte und dann auch Kiefer, wohl aus unseren Wäldern verschwinden. Verschärft werden können diese Prozesse durch Arten, die an die Klimaerwärmung angepasst sind oder davon profitieren. So wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Rückgang der Fichten und Kiefern von einem massiven Befall durch Käferarten, vor allem Borken und Prachtkäfern sowie Schmetterlingsraupen, begleitet und forciert werden. Dies lässt sich aus den forstlichen Katastrophen der vergangenen Jahrhunderte nach Trocken und Hitzeperioden gut ableiten.
Aber auch die Laubbäume werden vor große Herausforderungen gestellt. Ein glücklicher Umstand ist es, dass die von Natur aus verbreitetste Baumart Bayerns, die Buche, auch im Falle einer moderaten Klimaerwärmung künftig in weiten Teilen Bayerns wachsen kann. Es gibt bisher auch kein flächiges Absterben in Buchenwäldern durch einen Befall von Borkenkäfern und Schmetterlingsraupen. Etwas anders sieht es bei der Eiche aus, die schon heute in den wärmsten Gebieten Bayerns weiter verbreitet ist. Hier gab es in der Vergangenheit immer wieder Massenvermehrungen von Schmetterlingsraupen wie dem Schwammspinner,
Frostspanner und neuerdings dem Eichenprozessionsspinner. Dies wurde von der Forstseite immer wieder mit großflächigen Gifteinsätzen bekämpft, die der BN stets kritisiert hat. Der Temperaturanstieg dürfte diese Situation noch verschärfen, weshalb es zwingend ist, dass die langjährigen BNForderungen erfüllt werden: Umbau der Eichenreinbestände zu Laubmischwäldern, großflächige Naturverjüngung anstatt Pflanzung hinter Zaun.
Großflächiges Waldsterben möglichHinzu kommen aus fernen Ländern eingeschleppte »Schädlinge« als Folge der Globalisierung. Aktuell ist hier der asiatische Laubholzbock zu nennen, dessen Larven in Verpackungsholz aus Asien eingeschleppt werden. Örtlich kann es zum Befall von Laubbäumen durch den Käfer kommen, der fast alle heimischen Laubbäume zum Absterben bringen kann. Dies war zum Beispiel in Neukirchen a. Inn (Landkreis Passau) oder in Feldkirchen (Landkreis München) der Fall. Als wichtigstes Ziel verbleibt eine Ausbreitung des Käfers zu verhindern. Dazu müssen die befallenen Bäume gefällt und verbrannt bzw. gehäckselt werden.
Von entscheidender Bedeutung ist es, zum einen die Wälder fit zu machen für die Zukunft (zum Beispiel durch Waldumbau) und zum anderen die Klimaerwärmung auf 2 Grad zu begrenzen. Ansonsten droht ein großflächiges Waldsterben, das selbst die Schadensflächen zu Zeiten der Waldsterbensdebatten in der 1980erJahren in den Schatten stellen wird, mit ökonomischen und ökologischen Folgewirkungen in einem ungeahnten Ausmaß. Ralf Straußberger
Foto
: Rob
ert
Schm
itt
Wälder fit machen für die ZukunftIm bis dato größten Waldumbauprojekt in Bayerns Privat-wäldern wurden über 200 000 Buchen in Kiefern- und Fichtenwälder gepflanzt; im Bild eine BN-Pressefahrt in den »Zukunftswald Rohr«.
Sind unsere Wälder fit für die Zukunft?
Waldschutz in Zeiten
des KlimawandelsDie zwei viel diskutierten Megatrends
Klimawandel und Globalisierung bringen neue Gefahren für Natur und Mensch und werden die bayerischen Waldlandschaften deutlich verändern. Schon die Begrenzung
des Temperaturanstiegs auf + 2 Grad Celsius bis 2100 würde in den Wäldern samt
ihren Tier-, Pilz- und Pflanzenarten zu deutlichen Veränderungen führen.
Rotmilan
Lindenschwärmer
Der AutorRalf Straußberger ist Waldreferent des BN und selbst Waldbesitzer und Jäger.
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 19
Die Fällungen finden ohne große Ankündigung statt, manchmal im größeren Stil, manchmal einzel
baumweise. Besorgte Rückmeldungen hierüber aus den BNGruppen haben sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Schuld am großen Sägen ist mutmaßlich die Richtlinie für passiven Schutz an Straßen (RPS) und die Empfehlungen zum Schutz vor Unfällen mit Aufprall auf Bäume (ESAB). Die Regelungen empfehlen seit 2011 einen Abstand von mindestens 7,5 Metern zwischen Baum und Straßenrand. Wird dieser unterschritten, sollen zum Schutz der Autofahrer Leitplanken angebracht werden – die die Kommunen viel Geld kosten. Viele Straßenbauämter greifen da offenbar lieber zur Säge. Gleichzeitig wird es deshalb auch schwieriger, neue Bäume an Straßen zu pflanzen.
Auf eine schriftliche Anfrage des Landtagsabgeordneten Markus Ganserer (Grüne) teilte der bayerische Landtag im Juni mit, dass seit Januar 2010 an 234 unfallauffälligen Straßenbereichen (Autobahnen, Bundes und Staatsstraßen) auf einer Länge von 46 Kilometern straßennahe Bäume entfernt wurden. Bis Ende 2015 sollen auf neun Kilometern Länge entlang von Bundes und Staatsstraßen weitere Bäume entfernt werden.
Auch unter Politikern regt sich inzwischen Unbehagen über das rabiate Vorgehen: Der bayerische Bundestagsabgeordnete Josef Göppel (CSU) forderte Anfang Februar in einem Schreiben an Verkehrsminister Alexander Dobrindt: »Leitplanken statt Abholzung«. Nach Meinung Göppels, der 28 Jahre als Förster tätig war, geht die pauschale Durchsetzung der Richtlinie weit über das erforderliche Maß hinaus. Die BNKreisgruppe Ansbach wollte ebenfalls nicht mehr tatenlos zusehen und forderte Anfang 2014 in einem Positionspapier, nur noch an tatsächlich erkennbaren Gefahrenstellen Bäume zu entfernen. Inzwischen gibt es Gespräche mit dem Bauamt vor Ort und die Fällungen wurden fürs Erste eingestellt. Die BNAktiven äußern sich zuversichtlich, was eine Einigung für die Zukunft angeht.
Indes bemüht sich der BUND, das große Fällen auf politischem Wege zu stoppen, denn das Phänomen tritt laut BUNDExperte Christian Hönig bundesweit auf. Dem sei nur durch Abschaffung der fraglichen Richtlinie beizukommen.
Wieviel Ordnung muss sein?Ein kleinerer, wenngleich symptomatischer Vorfall ereignete sich kürzlich im beschaulichen Schönhofen im Landkreis Regensburg. Dort mussten drei gesunde 30 bis 40jährige Linden im Ortskern weichen, weil sie nach Meinung des Nachbarn zu viel Schmutz verursachten. Ein Einspruch der BNKreisgruppe und der Grünen war abgelehnt worden. Auch eine Umsiedlung, die Baumfreunde organisieren und finanzieren wollten, lehnte der Marktrat ab. Schließlich habe es im Beschluss »Fällen« und nicht »Entfernen« geheißen. Dort, wo die Linden zum Dorfmittelpunkt und kühlen Rastplatz heranwachsen sollten, wird nun der ordnungsliebende Nachbar Buchsbäumchen pflanzen.
Ein Ausnahmefall? »Dieses verstärkte Fällen in den Gemeinden oder die Lockerung von Baumschutzverordnungen können wir in ganz Deutschland beobachten«, berichtet Christian Hönig. Weil Gemeinden ihre Baumschutzverordnung selbst festlegten, stünden diese im direkten Verhältnis zur Leistungsfähigkeit der Naturschutzämter. »Wenn diese kaputtgespart und deshalb nicht in der Lage sind, eine harte Baumschutzverordnung zu kontrollieren, kann ich Gemeinden halbwegs verstehen, die auf strenge Regelungen verzichten.« Heidi Tiefenthaler
Foto
: Hor
st S
chun
k
Das große SägenEine neue Verord-nung sorgt dafür, dass in ganz Deutschland zahl-lose Bäume an Straßen (wie hier im Landkreis Co-burg) gefällt wer-den.
Rabiate Baumfällaktionen häufen sich
Der Baum – ein Ärgernis?Dort, wo gestern eine Buche oder Eiche stand, finden sich heute nur noch Säge späne: Immer öfter stehen bayerische Baumfreunde vor dieser Situation. Weil eine bundesweite Richtlinie viele Straßenbäume zum potenziellen Verkehrshindernis erklärt, fallen immer mehr Straßen- und Alleebäume.
Springfrosch
Frühlingsknotenblumen
Schuppiger Porling
20 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Im Jahr 2004 initiierte der BUND Naturschutz das Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald«. Obwohl es mit
9,3 Prozent Eintragungen knapp an der 10ProzentHürde scheiterte und es somit nicht zum Volksentscheid kam, kann dieses Volksbegehren als großer Erfolg bezeichnet werden, denn es hat in weiten Kreisen der Bevölkerung zu einem neuen Waldbewusstsein geführt und politisch einiges auf den Weg gebracht. So wurden die allgemeinen Ziele des Waldgesetzes verbessert, wie die Aufnahme des Grundsatzes »Wald vor Wild«.
Auch auf der umweltpolitischen und gesellschaftlichen Ebene konnte einiges erreicht werden. Die öffentliche Aufmerksamkeit für den Wald und seine Schutz und Erholungsfunktionen wurden massiv verstärkt. Zum ersten Mal fand eine intensive gesellschaftliche Debatte statt über die Art und Weise der Waldbewirtschaftung. Das übereilte Reformtempo der Staatsregierung war gebremst worden und Anhörungen wurden durchgeführt.
Massive BodenschädenAber trotz dieser Erfolge konnte nicht verhindert werden, dass die bayerische Staatsforstverwaltung aufgespalten wurde: in die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) zur Bewirtschaftung des Staatswaldes und in die Bayerische Forstverwaltung zur Wahrnehmung der hoheitlichen Aufgaben und Privatwaldberatung. Zehn Jahre nach dem Volksbegehren ist es nun an der Zeit, eine kritische Bilanz zu ziehen: Welche der damaligen Befürchtungen sind eingetreten?
Eine der wesentlichen Befürchtungen war, dass im Staatswald der Ökonomie der Vorrang vor den Gemeinwohlfunktionen eingeräumt wird. Dies ist so eingetreten, obwohl nach dem Waldgesetz für den Staatswald eine besondere Gemeinwohlverpflichtung besteht.Strebten die BaySF anfangs noch eine »Schwarze Null« an, setzt Vorstandsvorsitzender Rudolf Freidhager inzwischen ganz klar auf Gewinnmaximierung. Die Auswirkungen sind im Staatswald deutlich sichtbar: Schon jetzt wird mehr Holz eingeschlagen und werden mehr alte Bäume gefällt, als aus Sicht der Nachhaltigkeit und der Artenvielfalt zu verantworten ist. Immer wieder kommt es zu massiven Bodenschäden durch die immer stärker mechanisierte Holzernte. Holzeinschläge in der Brutzeit sind heute eher die Regel denn die Ausnahme. Waldrodungen werden toleriert, weil am Abbau von Bodenschätzen kräftig verdient wird. Eine Vielzahl von Windkraftanlagen, in geschlossene Waldflächen gebaut, soll den Gewinn noch weiter steigern. Aus Einsparungsgründen wurde das Personal in der Fläche reduziert und Aufgaben zu zentralen Stellen verlagert. Heute haben die Revierförster fast doppelt so viel Fläche wie vor der Forstreform zu betreuen. Diese perso
Foto
: Hor
st S
chun
k
Foto
: Mic
hael
Kun
kel
Zwei GenerationenHier wird der Wald fit gemacht für die
Zukunft: Unter dem Fichtenbestand wachsen junge Buchen nach.
Nachhaltigkeit?Wenn maximaler Gewinn aus dem Staatsforst gepresst werden soll wie hier im Spessart, bleibt die Natur oft auf der Strecke.
Zehn Jahre bayerische Forstreform
Im Staatswald regiert das Geld
Das vom BN initiierte Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald« scheiterte 2004 knapp. Die Forst reform konnte nicht verhindert werden. Was ist seitdem passiert? Neben einigen Lichtblicken leider nicht viel Gutes. Der Staats-forst soll vor allem viel Gewinn abwerfen. Dementsprechend werden, wenn es darauf ankommt, Naturschutz und Gemeinwohl hin-tenangestellt. Statt Förstern und Waldarbei-tern bestimmen zunehmend schwere Maschi-nen das Bild. Zeit für eine kritische Bilanz.
Fliegenpilz
Bechsteinfledermaus
Aronstab
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 21
Anzahl der Revierförster in der BaySF muss deshalb deutlich erhöht werden. Die Alleinverantwortung und die Waldarbeiter für ihr Revier müssen ihnen zurückgegeben werden. In der Forstverwaltung müssen 100 zusätzliche Försterstellen geschaffen werden.
Die sogenannte Forstreform hat nicht nur die Verwaltung reformiert, sondern den Umgang mit den Staatswäldern grundlegend geändert. Statt Bürgerbeteiligung herrscht Intransparenz, statt Gemeinwohlerfüllung wird mit der Gewinnmaximierung der Ausbeutung der Staatswälder Tür und Tor geöffnet! Dieser »Kahlschlag« bedarf dringend einer Korrektur.Hubert Weiger
nelle Ausdünnung ist eine Hauptursache für die Fehlentwicklungen im Staatswald. Hinzu kommt die sogenannte »Funktionalisierung« der Förster: Die Zuständigkeiten wurden aufgespalten, so dass die waldbaulichen Maßnahmen (das Auszeichnen der zu entnehmenden Bäume) und die anschließende Holzernte von unterschiedlichen Personen durchgeführt werden. Damit ist die Erfüllung der Gemeinwohlfunktionen aus Personal und Zeitmangel sowie vermischten Zuständigkeiten gefährdet.
Keine TransparenzDie Staatsregierung wollte mit der Forstreform die von ihr kritisierte Eigenkontrolle des Forstes abschaffen, hat aber ein noch wesentlich schlechteres Modell errichtet. Heute kann niemand mehr die BaySF ausreichend kontrollieren, außer die BaySF selbst. Und deren Prüfungsergebnisse werden dann als Betriebsgeheimnis tituliert. Die versprochene Transparenz ist ins Gegenteil verkehrt worden, getreu dem FreidhagerMotto: Wir geben nur das heraus, was wir herausgeben müssen. Als Beispiel hierfür kann die langjährige Verweigerung der Herausgabe von Naturschutzkonzepten der Forstbetriebe gelten. Selbst jetzt, wo sie durch großen öffentlichen Druck herausgegeben werden sollen, plant die BaySF, dass selbst Interessierte nur eine zensierte Version erhalten. Außerdem halten sich die BaySF nicht an die eigenen Vorgaben dieser an sich guten Konzepte, wie verschiedene Beispiele zeigen. In der Forstverwaltung wurde ebenfalls am falschen Ende gespart. Angesichts des überfälligen Waldumbaus von großflächigen Nadelholzforsten in Mischwälder im Kommunal und Privatwald gibt es viel zu wenig Förster für die Beratung der Waldbesitzer.
Nötig ist eine Korrektur der Forstreform. Der BUND Naturschutz fordert: �Durch eine Waldgesetzänderung muss der Vorrang
für das Gemeinwohl im öffentlichen Wald festgelegt werden.
�Die BaySF müssen als einer der größten Waldbesitzer Mitteleuropas auch im Naturschutz Vorreiter werden und dazu die Fläche der nutzungsfreien Waldschutzgebiete verdreifachen.
�Bei der Planung und der Kontrolle der Staatswaldbewirtschaftung muss die Stellung der Forstverwaltung und des Landtags deutlich gestärkt werden. Dadurch soll die Eigenkontrolle der BaySF beendet werden und moderate, nachhaltige Nutzungsmengen sichergestellt werden.
�Außerdem müssen mehr Transparenz beim Zugang zu Daten für Verbände hergestellt und eine ausreichende Bürgerbeteiligung bei der Forstplanung sichergestellt werden.
�Der Staatswald soll nach den hochwertigen Standards von Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert werden.
�Gute Konzepte helfen wenig, wenn nicht genug Fachpersonal da ist, um sie im Wald umzusetzen. Die
Termine rund um den Wald�Grenzübergreifendes SchwammerlsuchenDie tschechischen Naturschützer laden ihre Freunde aus Bayern ein zum gemeinsamen Schwammerl-suchen. Am 11., 12. und 13. September treffen sich Inter-essierte jeweils um 7 Uhr am Zentrum Ökologische Bildung »Dripatka« in der Rumpalova-Straße 999 in Prachatice und fahren von dort selbstständig in den umliegenden Böhmerwald zum Schwammerlsuchen. Jeweils ab 14 werden die Funde gemeinsam im Alten Rathaus von Prachatice identifiziert. Weitere Informationen: Liselotte Horsch (KG Landshut), [email protected]
�Pilzexkursion im AllgäuMit Pilzexperte Johannes Waibel lernt man, was ein Pilz ist, welche Rolle er im Ökosystem spielt und wie man ihn nutzen und schützen kann. Dabei werden wichtige Pilzarten besprochen. 13. 9. 2014, 14 – 17 Uhr, Treffpunkt: Wanderparkplatz Untermaiselstein, Anmeldung bis Vortag, 12 Uhr, beim AlpSeeHaus, [email protected], Tel. 0 83 23- 9 98 87 17
�Waldwirtschaft im MittelalterDie Idee der nachhaltigen Forstwirtschaft ist 300 Jahre alt? Keineswegs! Schon im Mittelalter gab es An- sätze dazu. Der Grund dafür waren Kriege. Zur Zeit Kaiser Karls IV. (1314 – 1347) wurden dafür so viele Waf-fen benötigt, dass die Holzkohleproduktion für die Schmieden viele bayerische Wälder zu zerstören droh-te. Ein interessanter Aspekt der bayerischen Landes-ausstellung »Wir sind Kaiser«.Zu sehen noch bis 2. November in Regensburg, Infos und Öffnungszeiten unter www.hdbg.de/ludwig-der-bayer
�BR-Radiotag für KinderBR Klassik bringt am 18. Oktober einen Radiotag für Kinder zum Thema »Im Wald«. Es gibt Geschichten, Sagen, Märchen und Musik, Rätselstunden, Spiele und mehr. Bis 22. September läuft ein Gedichtwettbewerb für Kinder bis 14 Jahre zum gleichen Thema – die besten Gedichte werden gesendet.Samstag, 18. Oktober von 8 bis 20 Uhr auf BR Klassik, Infos unter www.br.de
Der AutorHuber Weiger ist Landesvorsitzender des BUND Natur-schutz und promo-vierter Forstwirt.
Foto
: Pud
erLuchs
Ringelnatter
Blauflügel-Prachtlibelle
22 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Den Menschen begleitet der Holunder – sein Name steht vielleicht mit Frau Holle in Verbindung – seit
alter Zeit. Jeder Bauernhof hatte seinen Hollerstrauch. Im Volksglauben verkörperte »Herr (Frau) Holler« einen wohlgesinnten Geist, der vor Bösem schützt, freigebig mit Wohltaten ist und an dessen Wohnstätte man nicht Hand anlegen durfte, sollte nicht Unheil über Haus und Hof kommen.
Noch heute schätzt man den Holunder als Heil und Nahrungspflanze. Der Blütentee dient als schweißtreibendes Mittel zur Abwehr von beginnenden grippalen Infekten und zur Vorbeugung. »Hollerkücheln«, die in Teig ausgebackenen Blütendolden, einst Kultspeise zu Johanni, sind ebenso beliebt wie mit den Blüten aromatisierte Speisen und Getränke. Zu Saft, Gelee, Mus oder Desserts (siehe Kasten) verarbeitet man die reifen Früchte. Achtung! Keine unreifen oder rohen Früchte verzehren, da sie Beschwerden hervorrufen können.
Mit den Blättern und Zweigen vertrieb man Schadinsekten, mit dem Mark der Zweige wurden empfindliche Instrumente und Uhren gereinigt. Die Kinder bastelten aus den Zweigen Blasrohre oder Wasserspritzen, aus dem Mark »Hollermännchen«. Das Holz verarbei
tete man etwa zu Stricknadeln und Schuhnägeln. Mit dem Beerensaft wurden Wein oder Textilien gefärbt.
Der Schwarze Holunder hat sich von seinen ursprünglichen Standorten, insbesondere im Auwald, auf vom Menschen geschaffene, nährstoffreiche Biotope ausgebreitet, etwa auf Brachflächen, an Böschungen oder Gehölzsäumen im Siedlungsbereich. Menschen haben den Strauch gepflanzt – an Ställe und Scheunen, an die Gartenecke oder in den Hausgarten. Das robuste Holzgewächs fordert Platz, kann aber problemlos zurückgeschnitten werden. Moderne Gartengestaltung verzichtet häufig auf solche anspruchslosen, nutzbaren und ökologisch wertvollen Holzgewächse zugunsten exotischer Sträucher oder gehölzfreier Gärten. Der BUND Naturschutz wirbt seit Jahrzehnten für eine naturnahe Gartengestaltung und pflege, eine Aufgabe, die angesichts schwindender Lebensräume vieler Arten und mancher lebensfeindlicher Gartenmoden heute wieder besonders dringlich erscheint.
Foto
: pri
vat
Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.
Buchtipp: Alte Nutzpflanzen wieder entdeckt – Traditionelles Wissen für den AlltagIn ihrem neuen Buch beschreibt unsere Autorin Dr. Gertrud Scherf die 60 wich-tigsten heimischen Nutzpflanzen.
Sie erklärt vielfältige Verwendungsmöglichkeiten: zum Färben, Putzen, Schreiben, Spinnen oder in der Schädlingsabwehr.BLV-Verlag, 19,99 Euro, erhältlich im Buchhandel und bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23 - 99 95 70 oder per Mail an: [email protected]
Holunderbeer-CremeFür 2 – 3 Personen
6 Fruchtdolden des Schwarzen Holunders, 2 Äpfel,30 Zwetschgen, 1 Stückchen Zimtstange, 1 TL Vanille-Puddingpulver, Zucker oder Honig
Fruchtdolden waschen, vollreife Früchte mit einer Gabel abstreifen, verlesen. In einem Topf mit Wasser bedeckt zum Kochen bringen.
Etwa 15 Minuten zugedeckt kochen lassen, durch ein Sieb streichen.
Äpfel waschen, vierteln, schälen, Kernhaus entfernen, in Stücke schneiden.
Zwetschgen waschen, entsteinen, in Stücke schneiden.
Holundermus, Äpfel, Zwetschgen in einen Topf schütten, Zimtstange zugeben, etwa 10 Minuten zugedeckt kochen lassen. Zimtstange entfernen.
Puddingpulver mit wenig Wasser verrühren, unter Rühren der Fruchtmasse zugeben, diese aufkochen lassen.
Holunderbeer-Creme nach Belieben süßen.
Die Creme schmeckt warm oder kalt. Dazu passen Hirse- oder Reisbrei; mit Quark oder Joghurt entsteht ein feines Dessert.
Gere
ttet
e
Porträt
Der Schwarze HolunderZu Herbstbeginn färben sich die kleinen, kugeligen
Steinfrüchte des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) dunkel. Die schwarzviolett glänzenden »Beeren«
des überhängenden Fruchtstandes locken Vögel und Säugetiere wie den Baummarder zur Verbreitung an.
Bereits im Frühsommer hatte der Strauch auf sich aufmerksam gemacht: Dicht an dicht drängten sich
kleine weiße Blüten und luden mit ihrem Duft Insekten ein.
Foto
s: F
otol
ia/c
ut, F
otol
ia/E
xQui
sine
Foto
: Jör
g Sc
hmie
del
Tag für Tag verschwindet mehr Natur unter Asphalt und Beton, wird wegge-baggert und -gepflügt. Seit seiner Grün-dung setzt sich der BUND für natürliche Vielfalt ein. So auch auf der Insel Rügen: An der Neuendorfer Wiek bewahrte der BUND das malerische Hügelland vor einem drohenden Kiesabbau. Bunte Magerrasen und stille Meeresufer bleiben nun auf Dauer erhalten.
Gere
ttet
eLa
ndsc
haft
en
24 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Freude und Enttäuschung lagen nah beieinander als Peter Ille,
Geschäftsführer der BNKreisgruppe Bayreuth, 2009 rund um seine Heimatstadt unterwegs war, um Schachblumen zu erfassen. Manche, vor Jahren dokumentierte Vorkommen waren inzwischen erloschen und kein einziges Exemplar mehr auffindbar. An anderen Standorten trafen er und seine Frau, die Biologin Kerstin LöblichIlle, auf
Hunderte der prächtigen Blüten. Eine Förderung des Bayerischen Naturschutzfonds hatte das Projekt ermöglicht und der BN die bezahlte Arbeitszeit zur Verfügung gestellt. Doch all das, macht Ille deutlich, wäre ohne das besonnene Handeln vieler Landwirte nicht möglich – oder vielmehr gar nicht mehr nötig gewesen. Sie hätten, trotz finanzieller Einbußen, über mindestens zwei Generationen hinweg ihr Grünland so schonend bewirtschaftet, dass die Schachblume dort überleben konnte. Und auch die Stadtväter und mütter haben ihr Quäntchen beigetragen: Die Genehmigung für ein Industriegebiet, das wichtige Bestände zerstört hätte, hat die Stadt mit großem finanziellen Aufwand rückgängig gemacht.
Liebling der GärtnerAls »Geophyt« wächst die Schachblume aus einer Zwiebel, in der sie im Vorjahr reichlich Nährstoffe gespeichert hat. Das sichert ihr den entscheidenden Vorsprung vor der Konkurrenz. Im April oder Mai, bevor das Gras in die Höhe schießen kann, erblüht die lichthungrige Lilie und legt ihre Samen und den
Nährstoffspeicher für das nächste Jahr an.
In Deutschland ist das schöne Gewächs vor allem in den Elbauen bei Hamburg und im hessischbayerischen Sinntal im Spessart zu finden. Die Bestände in Bayreuth sind nach jenen im Sinntal die wichtigsten in Bayern. 2005 konnte der BN mithilfe von großzügigen Spenden dort vier zusammenhängende Flur
Die gewöhnliche Schachblume (Fritillaria meleagris)Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)Ordnung: Lilienartige (Liliales)Familie: Liliengewächse (Liliaceae)Lebensraum: feuchte, nährstoff-arme Wiesen und FlusstälerVerbreitung: Asien und Europa, dort vor allem im SüdostenSchutzstatus: in wild wachsenden Beständen durch die Bundes-artenschutzverordnung besonders geschützt Gefährdung: in Bayern und Deutschland stark gefährdetAndere Bezeichnungen: Schach-brettblume, Kiebitzei, Marmorlilie, Kuckuckstulpe, Kuhglocke
Purpurrot, manchmal auch grün-weiß gefleckt mit großen, becherförmigen Blüten, gehört die Schachblume wohl zu den prächtigsten Blumen auf Bayerns Frühlingswiesen. Das Beispiel Bayreuth zeigt, wie viele Akteure zusammenhelfen müssen, um so eine botanische Kostbarkeit zu schützen.
DieSchöne der
Auen
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 25
stücke im Unteren Rotmaintal in seinen Besitz bringen und so wichtige Vorkommen sichern.
In Bayreuth ist die Schachblume seit 160 Jahren bekannt. Ob sie in der oberfränkischen Stadt immer schon heimisch war oder Menschen nachgeholfen haben, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie in Asien. Ausgebreitet hat sich die Lilie einerseits durch Verwilderung. Gartenliebhaber schätzen sie seit Jahrhunderten wegen ihrer auffälligen Blüte. Andererseits spielen die Fluss auen, ein bevorzugter Lebensraum der Schachblume, eine große Rolle bei ihrer Ausbreitung. Die mit Luftkammern versehenen Früchte der Pflanze verteilt das sommerliche Hochwasser über weite Entfernungen.
Lebensraum in GefahrLeider wird nicht an allen Wuchsorten der Schachblume so umsichtig gehandelt wie in Bayreuth. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts sind viele Bestände verschwunden. Laut einer Studie aus den Niederlanden ist das europaweite Vorkommen zwischen 1950 und1994 um 97 Prozent ge
N+U: Herr Ille, Ihr Abschlussbericht zum Schachblumen-Projekt ist ähnlich umfang- und detailreich wie eine D iplomarbeit. Haben Sie sich Naturschutz-arbeit früher so vorgestellt?Peter Ille: Gewünscht, ja. Ich hätte im Rahmen meiner Arbeit gerne öfter Zeit für solche Sachen.
Das heißt, Sie empfinden das nicht als Fleißarbeit?Wenn man so eine Erfassung machen möchte, muss einem klar sein, dass man eben auch viel schriftliche Arbeit erledigen muss.
Was hat Ihnen an dem Projekt besonders viel Freude gemacht?Die Schachblume ist ja ein wunderschönes Mitgeschöpf. Das hat dann schon was, wenn man draußen unterwegs ist und die blühenden Bestände kartieren darf.
Gibt es schon einen konkreten Erfolg aus dem Projekt?Besonders schön ist, dass das größte Vorkommen in Bayreuth bald als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen und so noch besser geschützt sein wird. Und für die Landwirte, die es überhaupt erst ermöglicht haben, dass die Schachblume im Bayreuther Raum noch zu finden ist, ist es eine kleine
Anerkennung, dass diese Arbeit gemacht wurde.
Von wem wünschen Sie sich mehr Einsatz für diese Pflanze?Das A und O ist, dass dort, wo sie vorkommt die erste Mahd relativ spät erfolgt. Da sind die Landwirte und die Naturschutzbehörden gefragt. Die späte Mahd kann zum Beispiel im Rahmen des Vertragsnaturschutzes unterstützt werden. Artenschutz ist halt nicht zum Nulltarif zu haben.
Wie sehen Sie die Zukunft der Schachblume in Bayreuth?Wenn es gelingt, die Bewirtschaftung so weiterzuführen wie bislang, sehe ich insgesamt keine Probleme. Auch nicht, was den Klimawandel angeht. Die Schachblume kommt ursprünglich in Südosteuropa vor und da ist es ja noch um einiges wärmer als hier.
Für alle, die jetzt neugierig sind: Wo kann man Schachblumenwiesen bewundern?Die Stadt Bayreuth hat die Schachblume mit Erfolg im Röhrenseepark gepflanzt und auch unterhalb vom Festspielhaus gibt es Vorkommen, die man trockenen Fußes und ohne die Pflanzen zu schädigen, besichtigen kann.
»Ein wunderschönes Mitgeschöpf«Peter Ille ist Naturschützer durch und durch. 2009 hat er im Raum Bayreuth die Bestände der Schachblume kartiert und ein Schutzkonzept erstellt. Die ersten Erfolge seiner Arbeit stellen sich bereits ein.
Foto
: Wol
fgan
g W
illne
r
SeltenheitIn Bayern kommt die Schachblume nur an zwei Orten vor: rund um Bayreuth und im Sinntal.
Foto
: Nor
dbay
eris
cher
Kur
ier/
Rena
te S
tief
l
schrumpft. Ein wichtiger Grund dafür ist der seltener werdende Lebensraum der Schachblume: Sie liebt feuchte und nährstoffarme Wiesen, oft in Flusstälern gelegen. Werden diese plötzlich gedüngt, entwässert, aufgeforstet oder zu früh gemäht, ist es mit der Blütenpracht schnell vorbei. Ebenso, wenn die Flüsse reguliert oder eingedeicht werden und so die regelmäßigen Überschwemmungen ausbleiben.
Manchmal sind es aber auch »Naturliebhaber«, die der schönen
Blume zusetzen. Ein Mitarbeiter der Höheren Naturschutzbehörde in Bayreuth bewachte über viele Jahre hinweg in seiner Freizeit die erblühten Bestände, um sie vor »Naturliebhabern« und ihren mitgebrachten Schaufeln zu schützen. Mit viel Geduld und noch mehr Gesprächen konnte er nach und nach alle von ihrem Vorhaben abbringen. Wieder so einer, ohne den die Schachblume wohl an vielen Orten nicht mehr blühen würde. Heidi Tiefenthaler
26 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
»Jubiläums-Arche« übergebenZum 100jährigen Bestehen hatte der bekannte Zeichner
und Karikaturist Horst Haitzinger (im Bild rechts) dem BUND Naturschutz ein schönes Geschenk gemacht: eine Zeichnung mit einer »JubiläumsArche«, die 2013 zugunsten der Naturschutzarbeit des BN online versteigert wurde. Ein Spender, der nicht namentlich genannt werden möchte, erwarb das Kunstwerk für 2100 Euro. Im Mai nahm der BNVorsitzende Hubert Weiger (links) die »Arche« stellvertretend aus den Händen von Horst Haitzinger (rechts) entgegen. »Das Motiv der Arche Noah begleitet mich schon sehr lange«, erzählte der Künstler, der schon mit zahlreichen Zeichnungen und Karikaturen auf Umweltschutzthemen aufmerksam gemacht hat. Hubert Weiger bedankte sich im Namen des ganzen Verbandes für das schöne Jubiläumsgeschenk.
Europa: Vorrang für Schutz der Lebensgrundlagen!Europa hat gewählt und zumindest ein Thema kam ver
stärkt in die politische und öffentliche Diskussion: das Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU. Sowohl der der alte und neue Parlamentspräsident Martin Schulz als auch der neue Kommissionspräsident JeanClaude Juncker äußerten sich angesichts des öffentlichen Widerstands kritischer als zuvor zu TTIP. Auch für Bayern haben die Beschlüsse im Europäischen Parlament entscheidende Bedeutung: sei es bei Energiewende, Atomausstieg und Klimaschutz, der Sicherung einer gentechnikfreien und umweltverträglichen Landwirtschaft oder der Frage, wie sich die Natur und Lebensqualität im Freistaat insgesamt verbessern lässt. Daher muss der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen wieder an erster Stelle der Europapolitik stehen und gegenüber kurzsichtiger Wachstumsorientierung und Freihandelsinteressen zu Lasten von Mensch und Natur verteidigt werden. Der BUND Naturschutz wird dafür vor allem bei den dreizehn EUAbgeordneten aus Bayern intensiv werben und ihr Abstimmungsverhalten beobachten und veröffentlichen.
Foto
: KG
Pas
sau
Naturschutzmedaille für Eva PongratzIm Mai wurde Eva Pongratz mit der Bayerischen Naturschutzmedaille ausge
zeichnet (Bild). Landesvorsitzender Hubert Weiger hob in seiner Laudatio insbesondere ihre Leistungen beim Aufbau eines Netzwerks der Großschutzgebiete in Europa und ihren Einsatz zur Verwirklichung der Wildnisidee in Nationalparken hervor. Die gebürtige Zwieselerin begann 1986 als Geschäftsführerin der Föderation EUROPARC und baute in Grafenau, zunächst im »EinFrauBetrieb«, die Geschäftsstelle dieser europäischen Dachorganisation für Natur und Nationalparke auf, die sie bis 2008 mit großem Engagement und sehr erfolgreich leitete. Daneben übernahm sie bereits 1989 die Redaktionsleitung des Magazins »Nationalpark« und seit 2002 auch der Zeitschrift »Schöner Bayerischer Wald«, die sie zu einem vorbildlichen Modell zur Förderung der regionalen Identität entwickelte. In ihrer Dankesrede betonte Eva Pongratz, dass sich mit dem Preis eine neue Energiequelle erschlossen habe, aus der sie Kraft für ihre Arbeit schöpfen könne.
Klage gegen S-Bahn durchs KnoblauchslandM itte Juni 2014 legte der BUND Naturschutz
beim Bundesverwaltungsgericht die Klageschrift gegen den geplanten Bau einer SBahnStrecke durch das westliche Knoblauchsland vor. Das EisenbahnBundesamt hatte den Bau des »SBahnVerschwenks« auf Grundlage einer völlig veralteten Planung aus den 90erJahren genehmigt. Auch die Stadt Fürth kämpft seit Jahren gegen die SBahnStrecke, da die geplante Trasse unsinnig ist. Gemeinsam wollen Stadt und BN erreichen, dass die SBahn entlang der bestehenden Bahnstrecke zwischen Fürth und Erlangen gebaut wird, wo man weit mehr Menschen an die SBahn anbinden könnte. So ließe sich viel landwirtschaftliche Nutzfläche und ein Teil des Knoblauchslandes retten. Das Gebiet gilt als der Garten der Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen und konnte trotz der Nähe zu den Städten seinen ländlichdörflichen Charakter bewahren.
Foto
: Lui
se F
rank
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 27
Starkes Zeichen gegen FrackingIn der Oberpfalz hat sich starker Widerstand gegen die
Gasgewinnung durch Fracking formiert. Anfang Juli übergab das Bündnis »Abgefrackt – Weidener Becken gegen Fracking« dem bayerischen Landtag eine Petition mit 54 000 Unterschriften gegen Fracking. Ende Juni waren zudem rund 100 Bürger in Weiden auf die Straße gegangen, um gegen die umweltschädliche Fördertechnik zu protestieren. Organisiert hatte die Demo Sonja Schuhmacher, BNOrtsgruppenvorsitzende und Sprecherin des Bündnisses. Die besorgten Bürger befürchten vor allem eine Verseuchung des Grundwassers, da beim Fracking mit Chemikalien versetztes Wasser in den Boden gepresst wird, um das Gestein aufzusprengen. Durch die Gesteinsöffnungen kann dann auch Gas emporsteigen. Das bayerische Wirtschaftsministerium hatte einem Unternehmen eine Erkundungslizenz für das 2600 Quadratkilometer große Gebiet des Weidener Beckens zwischen Bayreuth und Amberg erteilt.
Kröten sammeln einmal andersSich für Natur und Umwelt engagieren und Gutes bewirken – das
wollen die vielen Tausend Ehrenamtlichen, die alljährlich bei der BNSammelwoche für Bayerns Natur Spenden sammeln. Dieses Jahr lief die Sammlung Mitte Mai. Der Einsatz der Helfer und die Großzügigkeit der vielen Spender sind von unschätzbarem Wert, denn die »Kröten« werden dringend gebraucht. Mit ihrer Hilfe hat der BUND Naturschutz Erfolgsgeschichten wie die Rückkehr des Bibers und der Wildkatze geschrieben. Besonders viel Spaß macht das Sammeln den Schülern der 5. und 6. Klassen, wie zum Beispiel im Gymnasium Donauwörth. Seit vielen Jahren ist die Schule mit ihrem Einsatz für die gute Sache eine der erfolgreichsten in Bayern, neben der Realschule in Waldkraiburg, dem ErnstMachGymnasium und dem Gymnasium Oberhaching im Landkreis München. Der BN bedankte sich bei den Schülern mit Ausflügen zu seinen Umweltbildungszentren. Im Juli erlebten so die Sammler des Donauwörther Gymnasiums einen spannenden Tag im Alpseehaus in Immenstadt.
Ja zur Energiewende, nein zur StromtrasseVon Oberfranken bis Schwaben protestierten am
letzten JuniSonntag Tausende Menschen gegen die geplante Gleichstromtrasse SüdOst quer durch Bayern. Rund 50 Bürgerinitiativen organisierten Aktio
Foto
: Tom
Kon
opka
Foto
: Ger
ald
Schm
id
nen entlang des möglichen Trassenverlaufs zwischen Bad Lobenstein in Thüringen und Meitingen im Landkreis Augsburg. Dazu zählten Kundgebungen, eine ökumenische Wallfahrt und BulldogDemos. In der Oberpfalz strickten Trassengegner einen über 100 Meter langen Schal, mit der Botschaft, die Betreiberfirma der Stromtrasse, Amprion, müsse sich warm anziehen. Bei der Veranstaltung in Altdorf im Nürnberger Land kritisierte der BNVorsitzende Hubert Weiger, dass die Pläne für die Trasse aus dem Jahr 2010 längst überholt seien. Für eine echte dezentrale Energiewende brauche es eine neue Leitungskonzeption. Bereits im Mai hatten in Nürnberg rund 3000 Bürger friedlich und lautstark gezeigt, was sie von der Stromtrasse halten: nichts. Dabei bezeichnete der stellvertretende BNVorsitzende Sebastian Schönauer die Demonstranten als »Mutbürger«, die sich zu Recht gegen die Kohlestromtrasse zur Wehr setzten. Er forderte von der Bundesregierung ein »KohlestromAusstiegsgesetz«.
Foto
: And
reas
Güt
hler
Mobilität neu denkenDass wir unseren Autofetischismus nicht ewig weiter so betreiben kön
nen wie heute, ist mittlerweile vielen klar. Aber was dann? Wie organisiert man Mobilität, wenn sich nicht mehr jeder einfach ins Auto setzt und drauflosfährt? Dieses Heft aus der Reihe »Politische Ökologie« bietet zu dieser Frage spannende Denkansätze. Bekanntes wie Carsharing und der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch ganz Neues. Warum nicht die Ampeln auf Dauergrün für Fußgänger schalten? Grün für Autos gäbe es dann nur noch per Anforderungsschleife. Nicht zuletzt geht es um psychologische Aspekte des Mobilitätswandels. »Postfossile Mobilität« ist eine gute Anregung zum weiteren Nachdenken über dieses zentrale Zukunftsthema.Oekom e.V. (Hrsg.): Postfossile Mobi-lität (Reihe »Politische Ökologie«, Nr. 137), oekom Verlag, 17,95 Euro
Schwabens großer FlussKaum ein anderer Fluss in Süddeutschland wurde so brutal verbaut wie der Lech. Trotzdem ist er für die Autoren von »Lechliebe« die Hauptschlagader ihrer Heimat. Regionalbücher gibt es heute wie Sand am Meer – oder sollte man sagen,
wie Kiesel am Lech. Dieses hier sticht wohltuend heraus aus der Masse. Zum einen wegen der herausragenden Qualität der Bilder. Der Schönheit dieser Landschaften kann man sich nicht verschließen. Zum anderen haben die Texte ihren ganz eigenen Charme:
Da gibt es Kindheitserinnerungen und lyrische Texte, die den Lech in seinem Lauf begleiten, die Landschaften, Kiesbänke und Wasserstrudel beschreiben. Auch wer hier nicht zu Hause ist, kann mit diesem Buch seine Liebe zu Schwabens großem Fluss entdecken.Hans Schütz, Eberhard Pfeuffer: Lechliebe, mit 131 Fotos, Bauer Verlag, 18 Euro
Denkanstöße»Allerhand! « sagt man in Bayern, wenn man sich über etwas aufregt oder einem etwas
ganz Besonderes auffällt. Besonderes, Skurriles und echte Aufreger hat Sepp Rehrl hier zusammengetragen. Der frühere Leiter der Landvolkshochschule Niederalteich greift politische Fragen und Zustände auf, begibt sich auch auf das Terrain der Religion und Alltagsphilosophie und spart nicht mit heiteren Kommentaren zum täglichen Leben. Mit viel Esprit formuliert, öffnet er mit diesen kleinen Textjuwelen neue Blickwinkel, lädt zum Nachdenken und Schmunzeln ein – mal auf Hochdeutsch, mal auf Bairisch. Ein Buch zum Immerwiederlesen. Und jedesmal möchte man nicken und sagen: »Ja, genau!«Sepp Rehrl: Allerhand, mit Zeich-nungen von Fritz Maier, morgenroth media, Bestellung: Tel. 0 89- 61 30 48 11 oder bestellungen@ morgenroth-media.de, 12,50 Euro
Jetzt kostenlos registrieren unter:
www.epost.de Jetzt kostenlos registrieren unter:
www.epost.de
„Ich gehe zum Briefkasten, ohne von der Couch aufzustehen.“
Bequem und sicher im Netz – der .
Mit dem E-POSTBRIEF profi tieren Sie im Internet von den zuverlässigen Leistungen der Deutschen Post. Denn jetzt können Sie Ihre Briefpost sicher, schnell und bequem auch online erledigen.* Dank unseres POSTIDENT-Verfahrens sind Sie persönlich identifi ziert und versenden und empfangen E-POSTBRIEFE sicher im Internet. Der Empfang ist für Sie dabei völlig kostenlos. Und besitzt der Empfänger noch keine E-POSTBRIEF Adresse, drucken wir Ihre Mitteilung aus und stellen sie wie gewohnt auf dem Postweg zu. Die Zukunft hat begonnen, registrieren Sie sich jetzt unter www.epost.de
* Nur für Sendungen innerhalb von Deutschland an für den E-POSTBRIEF registrierte Empfänger (bis 20 MB). Zustellung an nicht registrierte Empfänger durch Ausdruck und Briefzustellung (bis max. 96 Seiten, je nach Umfang aufpreispfl ichtig). Registrierung erst ab 18 Jahren. Gesetzl. oder vertragl. Regelungen können Nutzbarkeit ausschlie-ßen (z. B. bei Schriftformerfordernissen). Registrierungs- und Nutzungsvoraussetzung: Handy mit Nummer eines dt. Mobilfunkbetreibers. Weitere Informationen zur Nutzung und zu Preisen des E-POSTBRIEFS unter www.epost.de
DP_naturUmwelt160813_epost_convenienceErV4.indd 1 11.06.13 15:36
Anzeige
politische ökologie
Juni
201
4_32
. Jah
rgan
g_IS
SN 0
933-
5722
_B 8
400
F
Postfossile MobilitätZukunftstauglich
und vernetzt unterwegs
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 29
chen und die Stromversorgung bis zum Jahr 2040 auf 100 Prozent Erneuerbare Energien umzustellen. Dies ist dringend nötig, um die Klimakatastrophe durch die fossile Energienutzung abzuwenden und die lebensgefährlichen Atomkraftwerke in Deutschland endlich abzuschalten.
Als demokratisches Trostpflaster wurde im dem von Ministerpräsident Horst Seehofer durchgedrückten Gesetzentwurf vorgesehen, dass die Gemeinden durch neue eigene Bebauungspläne von der 10HRegel abweichen können. Dies bedeutet aber ein aufwändiges Verfahren mit einer durchschnittlichen Dauer von zwei Jahren und mehr und kann schon 2 Kilometer vor den eigenen Gemeindegrenzen enden, weil der Abstand auch zu den Wohngebieten der Nachbargemeinden einzuhalten ist. Außerdem können bei dieser rechtlichen Konstruktion über das Instrument des Bürgerentscheides Windkraftanlagen verhindert werden.
Eine Initiative für einen bestimmten Windkraftstandort per Bürgerentscheid ist aber nicht möglich, weil damit Bebauungspläne nicht rechtskräftig beschlossen werden können. Der BUND Naturschutz fordert den Landtag auf, dieses Gesetz nicht zu beschließen, sondern wie bisher über eine ordentliche Raumplanung geeignete Windkraftstandorte zu finden, wie dies in fast allen bayerischen Regionalplänen bereits der Fall ist. Peter Rottner
Der Bayerische Landtag berät derzeit über ein Gesetz, mit dem für neue Genehmigungsanträge von
Windkraftanlagen obligatorisch ein Abstand von zehn Mal die Höhe des Windrades zum nächsten Wohngebiet eingehalten werden muss (die sogenannte 10HRegel). Da aus Effizienzgründen die Windräder in Bayern etwa 200 Meter hoch sein sollten, bedeutet dies in der Realität einen Abstand eines Windrades von 2 Kilometern zum nächsten Wohngebiet. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob man von dem Wohngebiet aus das Windrad sieht oder nicht. Diese Abstandsregel soll selbst für Gebiete gelten, in denen in der Regionalplanung Vorbehalts oder Vorrangflächen für Windkraftnutzung festgelegt worden waren. Bisher gab es in Deutschland keine Vorschrift, die einen Abstand von 2 Kilometern zu einer Industrie oder Infrastrukturanlage gefordert hätte.
Regionalplanung MakulaturDie unter großem Aufwand erstellte Regionalplanung ist damit weitgehend Makulatur, weil die 10HRegel im dicht besiedelten Bayern kaum einzuhalten ist. Im Ergebnis können dann nur noch wenige neue Windkraftanlagen auf unter einem halben Prozent der Landesfläche gebaut werden, nämlich nur noch in großen Waldgebieten und auf schützenswerten Naturflächen. Dies lehnt der BN zum Schutz von Natur und Landschaft entschieden ab.
Mit dem neuen Gesetz würde die Energiewende komplett verfehlt, weil mehr Windkraftanlagen nötig sind, um die Energieziele in Bayern für 2020 zu errei
Foto
: Hei
nz W
rane
schi
tz Rechtzeitig fertigDie Bürgerwind-anlage Reuthwind in Mausdorf im Landkreis Neu-stadt/Aisch war fertig geplant, bevor »10H« durch die bayerische Politik geisterte. Andere Planungen kamen durch die angekündigte Gesetzesänderung zum Erliegen.
Der AutorPeter Rottner ist der Landesge-schäftsführer des BUND Naturschutz und Verwaltungs-jurist.
Zurück ins Kohle- und Atomzeitalter?
Energiewende – Rolle rückwärts in BayernDie Bayerische Staats-
regierung will ein Gesetz mit einer neuen Regelung
für den Abstand von Windkraftanlagen zu
Wohnhäusern beschlie-ßen. Der Ausbau der
Windenergie in Bayern würde damit zum Erliegen
kommen.
30 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Die gute Nachricht vorweg: Der breite Bürgerwiderstand gegen
ein Freihandelsabkommen für Konzerne zeigt Wirkung. Gerade durch die vielen Veranstaltungen und Demonstrationen des BUND Naturschutz unterstützt durch ein breites Netzwerk, das von den Imkern über engagierte Milchbauern und Entwicklungsinitiativen bis zu einzelnen Gewerkschaften wie der bayerischen IG Metall reicht, sind die Befürworter einer transatlantischen Handels und Investitionspartnerschaft – kurz TTIP – in die Defensive geraten. Die Geheimverhandlungen zwischen der EUKommission und der amerikanischen Regierung stoßen auf massive Kritik. Befürworter wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und die bayerische Staatsregierung – in einer Allianz mit den Chefs großer Konzerne wie Mon
santo, Bayer und Co – versprechen sich mehr Wirtschaftswachstum und Gewinne. Nicht erst die NSASpionageAffäre, sondern auch die berechtigte Sorge vor dem drohenden Abbau von Umwelt und Verbraucherschutzstandards, einem neuen Einfallstor für genmanipulierte Lebensmittel sowie der Konkurrenz durch eine mit Hormoneinsatz hochgerüstete USLandwirtschaft haben die Protestaktionen vervielfacht. Hunderttausende haben sich inzwischen dem von der BNDelegiertenversammlung in Würzburg geforderten Stopp der Verhandlungen zu TTIP angeschlossen. Eine europäische Bürgerinitiative ist in Planung. Auch das ebenfalls seit Jahren geheim verhandelte »CETA«Abkommen zwischen der EU und Kanada und die Verhandlungsrunde »TiSA« für die Liberalisierung und Privatisierung von Dienstleistungen dürfen sich der öffentlichen Diskussion und einer transparenten, demokratischen Kontrolle nicht länger entziehen.
CSU und SPD auf Bundesebene wie im bayerischen Landtag wollen allerdings immer noch den »Erfolg des TTIPAbkommens« nicht gefährden und fordern als »rote Linien« die Einhaltung der »hohen europäischen Verbraucherschutzstandards«, ohne sich der fundierten Kritik an der Intransparenz und
Demokratiefeindlichkeit des gesamten Verfahrens zu stellen. Nur die Freien Wähler und die Grünen haben sich der Protestbewegung angeschlossen, die bayerische SPDLandesgruppe im Bundestag hat sich zumindest für ein Aussetzen der Verhandlungen bis zum November ausgesprochen.
Doch auch der Widerstand in den USA ist groß bei Umweltverbänden wie Friends of the Earth und dem Sierra Club sowie Teilen der Gewerkschaften. Ebenso wächst die Kritik an TTIP in der Demokratischen Partei. Dies konnte der BNLandesbeauftragte Richard Mergner bei vielen Gesprächen im Frühjahr in Washington D.C. im Rahmen einer Delegationsreise mit der zuständigen Staatsministerin für Europaangelegenheiten, Beate Merk, feststellen. Der BUND Naturschutz wird diese echte transatlantische Partnerschaft zum Schutz von Umwelt und Verbraucherstandards weiter ausbauen. Richard Mergner
Der AutorRichard Mergner ist der Landesbe-auftragte des BN.
Foto
: Ton
i Mad
er
Informationen zu TTIP:www.bund-naturschutz.de/ttip
Foto
: Ric
hard
Mer
gner
Bürger in SorgeBei vielen Demos im ganzen Land haben besorgte Bürger den Stopp der TTIP-Verhandlungen gefordert.
Freihandelsabkommen massiv in der Kritik
Bayern gegen TTIPDas Chlorhühnchen wurde zum
Symbol eines Freihandels-abkommens, das viele besorgte
Bürger auf beiden Seiten des Atlantiks ablehnen. Doch es
geht nicht nur um Hühner. Es geht um den Ausverkauf
unserer Umwelt- und Verbrau-cherschutzstandards – und
letztlich unserer Demokratie.
Foto
: Dor
is S
chne
ider
Informations-besuch in Washington(vo. li.) Staatsminis-terin Dr. Beate Merk, Trade Re-presentative Ilana Solomon und BN-Landesbe-auftragter Richard Mergner
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 31
I m April hatte das Landratsamt Miesbach das seit 2011 laufende
Verfahren abgeschlossen, genehmigt und den sofortigen Vollzug der Baumaßnahmen angeordnet. Daraufhin hatten BN und DAV Mitte Mai, unterstützt von fünf weiteren NaturschutzOrganisationen, beim Verwaltungsgericht München Klage eingereicht und zugleich mit einem Eilantrag versucht, die Bauarbeiten zu stoppen. Anfang Juni entschieden die Richter dagegen. In ihrer Begründung stuften sie das öffentliche Interesse am Pistenbetrieb und die damit verbundenen Arbeitsplätze höher ein als die Belange des Natur und Landschaftsschutzes.
Daraufhin legten BN und DAV Beschwerde gegen diese Entscheidung beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein. Sie befürchten, dass bei Fortgang der Aushub und Erdarbeiten bis zum Beginn der Hauptverhandlung im Herbst vollendete Tatsachen geschaffen werden und ein Rückbau unmöglich wird. Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs stand bei Redaktionsschluss im Juli noch aus.
Am Sudelfeld soll ein gigantisches Speicherbecken für 250 Schneekanonen entstehen. Nach Ansicht der Naturschutzverbände wird mit dem Projekt eine rote Linie überschritten, übertrifft es in seiner Dimension doch alle bishe rigen Beschneiungsanlagen und ist mit dem gesetzlichen Biotopschutz und
der Landschaftsschutzverordnung nicht zu vereinbaren. Der BNVorsitzende Hubert Weiger bezeichnete das Vorhaben am Sudelfeld als »Höhepunkt einer zerstörerischen Aufrüstungsspirale« im Wettrüsten der bayerischen Skigebiete. Die Fokussierung auf den Skipistentourismus ist angesichts des Klima
wandels kurzsichtig und behindert die Entwicklung nachhaltiger Tourismuskonzepte mit zukunftssicheren Arbeitsplätzen.Kurt Schmid (as)
Artenvielfalt: Von 1. bis 13. Juli fanden zum zweiten Mal die »Traunsteiner Wochen der Biodiversität« statt, diesmal zum Thema »Leben am und im Wasser«. Wie bei der Premiere 2012 zeichnen die Stadt und die BNKreisgruppe Traunstein als Veranstalter. Neben einer Ausstellung im Rathaus wurden Exkursionen ins Moor, an Traun und Donau, ein Seminar zur Wasserrahmenrichtlinie der EU und ein Kulturprogramm mit Filmen, Konzert und Lesung geboten. Einer der Höhepunkte des Programms war der »GEOTag der Artenvielfalt«, an dem über 100 interessante Arten gefunden wurden.
Freie Fahrt fürs Rad: Dem Radverkehr gehört in Städten die Zukunft. Wie Radler jedoch wirklich vorankommen, hat die Kreisgruppe München des BN im Juni in einer GPSgestützten Untersuchung an vier Teststrecken ermittelt. Das
Fazit: Nicht die eigene Geschwindigkeit, sondern die Zahl der Ampeln auf der Strecke und der ungenügende Ausbau der Radverbindungen bestimmen in München die Fortbewegung per Pedal. Daraus leitet die Kreisgruppe zehn
Forderungen ab, an erster Stelle eine »Grüne Welle für Radler«. Details gibt es unter: www.bnmuenchen.de/index.php?id=1343&L=0
Storchenhilfe: Seit 2003 kümmern sich Mitglieder der Kreisgruppe NeuburgSchrobenhausen des BN um den Schutz der Weißstörche im Landkreis. Anlässlich des zehnjährigen Engagements brachte die Kreisgruppe im März mit dem »Storchenbericht« eine ansprechende Broschüre heraus, die Lebensumstände und Gefährdung des Weißstorchs erläutert. Elf der zwölf im Landkreis bestehenden Storchennester hat der BN erneuert bzw. neu angelegt. 2013 waren bis auf eines alle Nester belegt, der Storchenbestand hat sich deutlich erholt. Weitere Information: www.neuburgschrobenhausen.bundnaturschutz.de
NAT
URN
OTI
ZEN
AU
S O
BERB
AYER
N
Foto
s: D
oeri
ng
Gigantische FehlplanungAm Sudelfeld (Foto oben: vor Beginn der Bauarbeiten) sollen rund 250 neue Beschnei-ungsanlagen ent-stehen, die über insgesamt 17 Kilo-meter neue Leitun-gen im Erdreich aus einem Spei-cher becken für 155 000 Kubikme-ter Wasser gespeist werden.
Foto
: Hän
sel
Kreisgruppe Miesbach
Zerstörerisches Wettrüsten am SudelfeldDer Kampf gegen den Ausbau der künstlichen Beschneiung im Skigebiet Sudelfeld geht in die nächste Runde: Nachdem das Verwaltungsgericht München Anfang Juni den Eilantrag des BUND Naturschutz und des Deutschen Alpenvereins (DAV) auf Baustopp abgelehnt hatte, haben die Verbände nun Beschwer-de gegen die Entscheidung eingelegt.
32 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Der BN hatte bereits im Dezember 2012 Klage wegen Verstoßes
gegen europäisches Artenschutzrecht eingereicht, nachdem das Landratsamt Dillingen per Allgemeinverfügung 15 Gewässerabschnitte im Landkreis zu biberfreien Zonen erklärt hatte. Dort hätten die sonst streng geschützten Tiere einfach abgeschossen werden dürfen. Diese Pauschalausweisung von Tötungszonen war 2012 durch das Bayerische Umweltministerium er
möglicht worden, und Dillingen hatte als einer der ersten Landkreise davon Gebrauch gemacht.
Ende April hatte das Verwaltungsgericht per Eilverfahren den Biberabschuss in acht der 15 Zonen für unzulässig erklärt und festgestellt, dass eine Tötung immer nur Ultima Ratio sein dürfe. Wo Präventivmaßnahmen wie beispielsweise die Anlage von Uferrandstreifen möglich seien, müssten zuerst diese umgesetzt werden, so das Gericht.
Daraufhin zog der Landkreis seine Pauschalverfügung wie vom BN gefordert zurück und einigte sich per Vergleich mit dem Verband.
»Letztendlich konnte der BN erreichen, dass im Landkreis Dillingen statt 15 pauschaler Tötungszonen ein Abschuss der Biber nur i n vier Gebieten erlaubt ist, und auch dies nur in begründeten Einzelfällen«, resümiert Dieter Leippert, Vorsitzender der BNKreisgruppe. Damit ist Dillingen der erste baye rische Landkreis, in dem der BN die geplante Pauschalausweisung von Tötungsgebieten für Biber verhindern konnte.
Die neue Regelung dürfte Signalwirkung für das Bibermanagement in ganz Bayern haben. Der Biber kann nun an vielen Stellen Feuchtbiotope auch für andere Tier und Pflanzenarten schaffen, wo ihm vorher der Abschuss gedroht hätte. Thomas Frey (as)
Erhalten: Obwohl Bad Grönenbach bereits über drei Supermärkte im Ort verfügt, wollte die EdekaGruppe auf der »Grünen Wiese« einen neuen Supermarkt bauen. Engagierte Bürger initiierten mit Unterstützung von BNAktiven einen Bürgerentscheid. Am 25. Mai votierten 62 Prozent der Grönenbacher für den Erhalt der Freiflächen – ein schöner Erfolg für den Naturschutz und den leben digen Ortskern der Unterallgäuer Fremdenverkehrsgemeinde.
Abgewiesen: Das Verwaltungsgericht Augsburg hat Ende April die Klage des BN gegen ein Hochwas
serrückhaltebecken im Schwarzachtal zurückgewiesen. Damit ist der Erhalt des als Naturdenkmal geschützten Hangquellmoores bei Waldberg in Gefahr. Die BNOrtsgruppe Gessertshausen pflegte das überregional wertvolle Biotop seit fast 30 Jahren, nun droht es durch das geplante Rückhaltebecken zerstört zu werden. Mit der Klage wollten die Naturschützer erreichen, dass der Hochwasserzweckverband ein alternatives, naturverträglicheres Hochwasserschutzkonzept für Waldberg prüft, welches der BN bei einem Fachbüro in Auftrag gegeben hatte. Der BUND Naturschutz hat sich dafür entschieden, gegen dieses natur
zerstörende Urteil Berufung zu beantragen.
Appelliert: Fabrikhallen, Straßen und Häuser verschlingen Ähren, Sträucher und Bäume, Hasen und Vögel suchen in rasanter Flucht das Weite – so verarbeitete der Künstler und Biobauer Stefan Kreppold (siehe Foto) den Flächenfraß in Bayern. Kreppolds Metallplastik wurde am 30. März im R ahmen des Landeskongresses Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) an der B 300 bei Aichach aufgestellt, in der Nähe des interkommunalen Gewerbegebiets Gallenbach. »Beton kann man nicht essen!« und »Macht
euch vom Acker!« forderten die JBNVertreter auf ihren Transparenten und mahnten einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Ressource Boden an. Kreppold, zugleich stellvertretender Vorsitzender der BNKreisgruppe AichachFriedberg, appellierte wie auch BNLandesbeauftragter Richard Mergner und Reinhard Herb vom Bayerischen Bauernverband an die Politik, den Ausbau des Gewerbegebiets und der B 300 zu stoppen.
NAT
URN
OTI
ZEN
AU
S SC
HW
ABE
N
WeitschwimmenBiber sind wichtige Verbündete im Kampf um den Erhalt der Biodiver-sität: Keine zweite Tierart schafft anderen Tieren und Pflanzen soviel Lebensraum.
Foto
: Hor
st S
chw
emm
er
Foto
: KG
Aic
hach
Kreisgruppe Dillingen
Sieg für den BiberIm Streit um »biberfreie Zonen« im Landkreis Dillingen hat endlich die Vernunft gesiegt: Vor dem Verwaltungsgericht Augsburg erzielte der BUND Naturschutz im April einen Vergleich mit dem Landkreis. Dies hat Signalwirkung für ganz Bayern. Ein pauschaler Abschuss des Bibers wird in Zukunft erschwert.
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 33
Unter Beteiligung der BNKreisgruppe Cham hat sich vor Ort
ein Aktionsbündnis gegen den gravierenden Eingriff in Naturhaushalt und Landschaftsbild gegründet (siehe N+U 2/2014). Innerhalb kürzester Zeit konnte es 6700 Protestunterschriften sammeln, die Anfang Juli dem Regierungspräsidenten Axel Bartelt übergeben wurden. Ende Mai waren bereits 5500 Unterschriften an Generalvikar Michael Fuchs gegangen. Würde das Bistum
Regensburg eine in seinem Besitz befindliche Fläche am Osser nicht verpachten, hätte das unsinnige und naturzerstörerische Großprojekt keine Chance. Der BN und viele Naturfreunde in der Region sehen deshalb das Bistum in besonderer Verantwortung zur Bewahrung der Schöpfung.
Mittlerweile hat auch die Regierung der Oberpfalz in aller Deutlichkeit auf die zu befürchtenden Auswirkungen auf Natur und Land
schaft in einem besonders sensiblen Bereich hingewiesen. Die Behörde hat zudem die Notwendigkeit eines umfassenden Raumordnungsverfahrens betont und den Investor Vispiron aufgefordert, noch vor Einleitung von Genehmigungsschritten die Öffentlichkeit umfassend über dieses Projekt zu informieren.
Würden die verpflichtenden Vorgaben des Artikels 141 der Bayerischen Verfassung zum Natur und Heimatschutz ernst genommen, müsste nach Auffassung des BN dieses Projekt schnellstens gestoppt werden. Mit Nachdruck hat Hubert Weiger deshalb Mitte Mai den geballten Widerstand des BN angekündigt.
Durch das Pumspeicherwerk würden viele seltene Arten am Osser ihren Lebensraum verlieren. Gefährdet wären auch Quellen und Bäche und damit die Trinkwasserversorgung für den Lamer Winkel. Noch völlig unkalkulierbar sind die Auswirkungen der großen Sprengungen, des Gesteinabtransports, des Baus neuer Straßen und notwendiger Druckleitungen.Helmut Schultheiß (ht)
Gewonnen? Ende Mai hat die Ortsgruppe Nittendorf den Bürgerentscheid gegen einen geplanten Supermarkt gewonnen. Dieser sollte in einem artenreichen Biotop gebaut werden. Trotzdem kommt in Nittendorf keine Freude auf: Das Biotop ist durch äußerst zweifelhafte und voreilige »Ausgleichsmaßnahmen« des Investors bereits fast zerstört worden.
Keine Erweiterung: Zusammen mit zahlreichen Bürgern kämpft die Ortsgruppe Parsberg/Lupburg gegen die Erweiterung des Baugebietes »Auf der Breiten«. Die elf geplanten Parzellen sind von Heckenbiotopen umgeben und
grenzen an ein Landschaftsschutzgebiet und FFHFlächen an. Ein Großteil des bestehenden Baugebietes wurde bereits im Landschaftsschutzgebiet gebaut – mit weitreichenden Schäden für das Landschaftsbild.
Ehrung: Peter Zach (Foto) von der Kreisgruppe Cham wurde Mitte Mai von Hubert Weiger mit der bayerischen Naturschutzmedaille ausgezeichnet. Schon seit Jahrzehnten kümmert er sich mit großem Einsatz um die Regentalaue. Dort hat er während der Flurbereinigungsverfahren wertvolle Feuchtwiesen vor der Entwässerung gerettet und bei den beteilig
ten Landwirten viel Überzeugungsarbeit geleistet. Seine um f assenden Bestandskartierungen waren mitentscheidend für die Unterschutzstellung des Rötelseeweihergebietes, des größten Naturschutzgebietes der Oberpfalz.
Orchideenschutz: Die Gemarkung Lichtenegg ist für ihren reichen Orchideenbestand bekannt. Vor allem die Frauenschuhblüte lockt Interessierte an. Leider werden beim Fotografieren die Blumen oft zertreten und das für Orchideen lebensnotwendige Pilzgeflecht im Boden geschädigt. Im Frühjahr haben Markus Ganserer vom Fränkischen Albverein und Horst Schwemmer (BN) mit Baumstämmen eine unübersehbare Wegeabgrenzung geschaffen. So soll eine Totalsperrung des beliebten OrchideenWanderweges vermieden werden.
NAT
URN
OTI
ZEN
AU
S D
ER O
BERP
FALZ
Foto
: Bay
eris
ches
Lan
desa
mt
für U
mw
elt
Foto
: Win
ters
tett
er
Noch unverbautBis jetzt dürfen sich die Wanderer noch über den ungetrübt schönen Ausblick vom Ossergipfel freuen.
Kreisgruppe Cham
Kein Pumpspeicherwerk am Osser!Der Osser ist einer der noch unverbauten Berge des Bayerischen Waldes. Er gehört zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns und ist zugleich ein bedeutendes Schutzgebiet für zahlreiche, auch bedrohte Arten. Dessen ungeachtet soll jetzt auf seinem Gipfel ein Pump speicherkraftwerk errichtet werden.
34 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Steinabbau hat im Altmühltal Tradition, deshalb muss sich der
BUND Naturschutz dort immer wieder mit Erweiterungen von Steinbrüchen befassen. In der Vergangenheit ließen sich die Brüche und Halden oft in Naturschutzkonzepte integrieren. Inzwischen beschleunigt sich der Abbau allerdings derart, dass die Verwüstungen ähnliche Ausmaße wie im Braunkohletagebau annehmen.
Die geltenden Regionalpläne zum Abbau von Bodenschätzen sichern der Steinindustrie enorme Expansionsmöglichkeiten zu. Wenn diese nicht korrigiert werden, wird der Trend zur Rohstoffplünderwirt
schaft nicht mehr aufzuhalten sein. Inzwischen hat der BN die Öffentlichkeit mobilisiert. Anhand von topografischen Karten und Luftbildern belegten der Verband und das »Aktionsbündnis für maßvollen Steinabbau« die neue Gangart der Steinindustrie.
Unter dem Eindruck der seit zehn Monaten andauernden öffentlichen Auseinandersetzung hat der neue Landrat Gerhard Wägemann nun in Aussicht gestellt, bei der Regionalplanung auf einen Interessenausgleich zwischen Steinindustrie und Naturschutz hinzuwirken. Denn der Widerspruch zwischen den Zielen dieses Industriezweiges
und jenen des sanften Tourismus, des Klima und Grundwasserschutzes, einer nachhaltigen Wirtschaftsweise und der Naherholung lässt sich nicht mehr leugnen.
Der BUND Naturschutz wird für Interessierte weiterhin Führungen zu bedrohten Naturdenkmälern wie dem Dachsbaufelsen, dem Hermannstein oder dem Ziegelschlag anbieten, um die Ortskenntnis und damit eine echte Güterabwägung zu fördern. Richard Schmidt (ht)
Biotoppflege heute: Das älteste Grundstück des BUND Naturschutz befindet sich im Landkreis Neustadt/AischBad Windsheim. Der erste Vorsitzende der damaligen Bezirksgruppe Uffenheim hat es 1926 zum Schutz der dort wachsenden Weinbergstulpe (Tulipa sylvestris) (siehe Foto) erworben. Die Fläche veranschaulicht heute die veränderten Sichtweisen bei der Biotoppflege. Während in den 1950er und 1960erJahren intensive Pflege mit verschiedenen kleinräumigen Aufwertungen wie einer Trockenmauer und Gehölzpflanzungen erfolgte, entschied der BN jetzt, die Fläche von 0,16 Hektar hauptsächlich freizuhalten. 2012
wurde das Grundstück entbuscht und wird jetzt beweidet.
Nah dran: Seit etwa zehn Jahren betreibt der BN in Dinkelsbühl die »Storchenkamera«. Sie ermöglicht faszinierende Beobachtungen am und im Nest ohne die Tiere zu stören. Die Idee hat inzwischen viele Nachahmer gefunden, doch der BN Dinkelsbühl verfügt über ein unschlagbares Alleinstellungmerkmal: Der fränkische Storchenexperte schlechthin, Thomas Ziegler aus Feuchtwangen, kommentiert im »StorchenTagebuch« fundiert und amüsant das Geschehen und liefert wertvolle Hintergrundinformationen rund um den Storch.Storchenkamera und Tagebuch unter www.bn-ansbach.de/storch-cam/storch.htm
Lohnender Kauf: Auf einer Heidefläche des BN bei NürnbergKornburg ist offenbar die Wiederansiedlung der Heidelerche gelungen. Sie ist einer der seltensten und anspruchsvollsten Vögel der Sandlebensräume. Bei einer Ortsbegehung wurde dort im vergangenen Mai ein fast flügges Küken entdeckt. Über 10 Jahre kontinuierlicher Pflege haben sich offenbar gelohnt. Die Kreisgruppe NürnbergStadt bittet nun unter dem Motto »13 für 1 m²« um Spenden für den Kauf weiterer zwei Hektar Magerrasenfläche. Die Heidefläche geht auf Grundstücks ankäufe des BN und eine Schenkung im Zuge des Projektes SandAchse Franken zurück.
NAT
URN
OTI
ZEN
AU
S M
ITTE
LFRA
NKE
N
Foto
: Kre
isgr
uppe
Foto
: Täu
fer
SpendenkontoSpenden für die Heidefläche erbeten unter Sparkasse Nürnberg, IBAN: DE75 7605 0101 0001 0085 51, BIC: SSKNDE77, Stich-wort: Flächenkauf
Garzweiler 3? Inzwischen erinnern manche Ecken des Altmühltals, wie diese hier bei Dietfurt, an die Tagebauflächen im Rheinland.
Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen
Altmühltal: Naturpark oder
Steinbruch?Die Regionalplanung im Altmühltal sagt
der Steinindustrie beste Expansionsmög-lichkeiten zu. Weil der Widerstand gegen
die Landschaftsverwüstung zunimmt, hat der neue Landrat nun zugestimmt, auf
einen Interessenausgleich hinzuwirken.
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 35
D ie Ausstellung im Rahmen der Deggendorfer »Donaugarten
schau« zeigt die wichtigsten Lebensräume und erläutert die ökologischen Zusammenhänge, die zum außergewöhnlichen Reichtum des »Bayerischen Amazonas« führen. Thematisiert wird auch die Geschichte der Planungen zum Donauausbau und das Vorhaben, die Region als Welterbe von der
UNESCO anerkennen zu lassen. Fotografen wie Josef Baumgartner und Christian Sedlmeier stellten kostenlos Bildmaterial für die Tafeln zur Verfügung, es gab Fördermittel des Bayerischen Umweltfonds aus Erträgen der »GlücksSpirale« und örtliche Firmen halfen mit Baustoffen und Maschinenstunden. Möglich wurde der Bau jedoch erst durch einige hundert Stunden
ehrenamtlicher Eigenleistung der BNAktiven.
»Das war schon ein ordentlicher Kraftakt«, so Georg Kestel, Vorsitzender der Kreisgruppe, der als Landschaftsarchitekt auch die Planung entwickelt hatte. Die Stützen des Pavillons bestehen aus lebenden Silberweidenstämmen. Davor laden Bänke aus Bayerwaldgranit zum Verweilen ein.
Der BNPavillon ist auch Startpunkt für die Aktionen der Kreisgruppe mit der »Schatzkiste Donau« und mit dem Umweltbildungsschiff Takatuka. Zusätzlich bieten die Aktiven Besuchern und anderen Kreis und Ortsgruppen des BN ökologisch orientierte Exkursionen innerhalb und außerhalb des Gartenschaugeländes an.
Seit kurzem gibt es eine mobile VerleihVersion der DonauAusstellung, eine Begleitbroschüre ist in Arbeit. Die Gartenschau läuft noch bis 5. Oktober (www.donaugartenschau.de). Aktuelle Informationen zur BNAusstellung und dem Rahmenprogramm sind unter www.bndeggendorf.de erhältlich.Kurt Schmid (as)
Feiern für die Wildnis: Mit einem Rockkonzert und einer großen Party setzten rund 500 Menschen am 7. Juni ein eindrucksvolles Zeichen für mehr Wildnis im tschechischen Nationalpark Šumava. Die Veranstaltung im 60Seelendorf Nahorany bei Vimperk im Böhmerwald war in Kooperation zwischen tschechischen und bayerischen Naturschützern zustande gekommen. Auf bayerischer Seite engagierte sich die BNKreisgruppe Passau um ihren Vorsitzenden Karl Haberzettl für das Fest, das ganz im Zeichen des Aufbruchs stand: Nach Jahren der machtlosen Kritik gibt es nun, mit einer neuen Führung im tschechischen
Umweltministerium und an der Spitze des Nationalparks, wieder Hoffnung auf mehr Naturschutz im Nationalpark Šumava, der zusammen mit dem Nationalpark Bayerischer Wald die größte zusammenhängende geschützte Waldfläche Zentraleuropas bildet. »Die Vision eines gemeinsamen Urwalds mit Elch, Luchs, Auerhuhn und attraktiven Angeboten für den Ökotourismus rückt wieder näher«, erklärten Jaromír Bláha, langjähriger Leiter der Waldkampagne des tschechischen Verbands Hnutí Duha, und Karl Haberzettl.
Brennender Widerstand: Rund 5000 Menschen aus 35 Gemeinden setzten ein flammendes Zeichen gegen den geplanten autobahnartigen Ausbau der »B 15 neu« zwischen Landshut und Rosenheim. In den Abendstunden des 10. Mai entzündeten sie gut 200 Mahnfeuer entlang der projektierten Trasse durch die Landkreise Landshut, Mühldorf, Ebersberg und Rosenheim. Die lodernden Flammen des Widerstands waren ein Mahnruf an die Bayerische Staatsregierung und die Bundesregierung, das unnötige
und überdimensionierte Vorhaben südlich der A 92 aufzugeben. Am Mahnfeuer in Wurmsham/Seifriedwörth im Landkreis Landshut beteiligten sich auch Mitglieder der BNKreisgruppe Landshut mit Transparenten. N
ATU
RNO
TIZE
N A
US
NIE
DER
BAYE
RN
Foto
: Kes
tel
Foto
: Ger
bl
Lebender PavillonSitzbänke aus Gra-nit und Holz um-grenzen symbo-lisch das Einzugs-gebiet der Donau, der Fluss wurde mit einem Band aus Donaukies und blau blühendem Lein markiert. Regen- und Schat-tendächer werden von auetypischen Silberweiden ge-stützt, die bereits wieder austreiben.
Kreisgruppe Deggendorf
»Lebendige Donau« auf der GartenschauPünktlich zur Eröffnung der Landesgartenschau am 25. April stand auch der Pavillon der Kreisgruppe Deggendorf des BUND Naturschutz. Am Standort nahe der Bogenbachmündung stellen acht Infotafeln den Besuchern die frei fließende, niederbayerische Donau vor.
36 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Wie Mitte Mai bekannt wurde, sehen die Planungen ein
über 100 Hektar großes, von Erschließungsstraßen durchzogenes Gewerbeareal im Bereich der ehemaligen Munitionsfabrik »Muna« und des Schießplatzes vor. »Diese Planung bedeutet einen immensen Flächenverlust, isoliert das vorhandene Naturschutzgebiet Muna und zerstört wertvolle Lebensräume«, kritisierte Heinz Jung, Vorsitzender der Kreisgruppe Bamberg. »Die ausgewiesenen Gewerbeflächen fressen sich auch in bisher nicht militärisch genutzte Bereiche des Hauptsmoorwaldes hinein. Deshalb werden wir mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, dagegen kämpfen.« Der Plan gehe weit über den aktuellen Bedarf an Gewerbeflächen hinaus und berücksichtige weder die demografische Entwicklung noch die Belange einer ökologischen und sozialen Stadtentwicklung.
Die Konversionsflächen sind ökologisch äußerst wertvoll. Viele
seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier, Pilz und Pflanzenarten sind dort zu Hause, wie etwa der Dünensandlaufkäfer, der PurpurAmpferspanner oder der Pfeilginster, von dem in ganz Franken kein weiteres Vorkommen bekannt ist. Der BN bekräftigt deshalb seine Forderungen bezüglich des Konversionsprozesses in Bamberg: Wald muss Wald bleiben und versiegelte Flächen im Bereich Hauptsmoorwald und »Muna« müssen zurück
gebaut und entsiegelt werden. Für eine ökologisch und sozial verträgliche Stadtentwicklung stehen ebenfalls genug Flächen zur Verfügung. Der Flugplatz Breitenau muss unter Naturschutz gestellt werden, um ihn vor weiteren Eingriffen dauerhaft zu schützen.Christine Hertrich (ht)
Exkursion: Im Rahmen der BayernTourNatur konnte die BNKreisgruppe Coburg Ende Mai über 30 Teilnehmer zu einer dreistündigen Exkursion in die Muggenbacher Tongruben begrüßen (Foto). Der BN hat das 26 Hektar große Natur
schutzgebiet im Jahr 2000 erworben und pflegt es seither größtenteils in ehrenamtlicher Handarbeit. Teils hochgefährdete Hautflüglerarten wie die Mohn, Sand und Blutbiene finden dort eine Heimat. Außerdem beherbergt es das größte Gelbbauchunkenvorkommen Oberfrankens. Bestaunen konnten die Besucher auch gefährdete Pflanzenarten wie den Echten Flachbärlapp oder das seltene Kleine und das gefährdete Rundblättrige Wintergrün.
Gewerbegebiet: Ende Mai verdeutlichte die Vorstandschaft der BNKreisgruppe Kulmbach bei einem Pressegespräch, dass sie den ge
planten Möbelmarkt des österreichischen Konzerns XXXLutz an der Autobahn bei Himmelkron ablehnt. Das Vorhaben widerspreche allen Zielen des Landesentwicklungsplanes. Der Flächenverbrauch von über zehn Hektar, die Verkehrszunahme und die Gefahr des Ausblutens vieler Ortskerne seien Grund genug, das Vorhaben zu bekämpfen. Das zuständige Heimatministerium prüft derzeit auf Antrag der Gemeinde ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren. Der BNLandesvorsitzende Hubert Weiger appellierte deshalb Anfang Juli an Minister Markus Söder, das Vorhaben nicht zuzulassen.
Flächenfraß: Zusammen mit mehreren Landwirten hat der BN im April Klage gegen den geplanten Bau der Umfahrung von Leimitz und Haidt bei Hof eingelegt. Die Kreisgruppe Hof protestiert seit Jahren gegen die flächenfressende Planung und hat zusammen mit dem örtlichen Bauernverband Alternativen vorgeschlagen (siehe N+U 4/2012). »Unsere Variante ist kürzer, verbraucht weniger Fläche und ist auch kostengünstiger«, so Lars Kummetz, stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Hof.
NAT
URN
OTI
ZEN
AU
S O
BERF
RAN
KEN
Foto
: Kre
isgr
uppe
Foto
: Kre
isgr
uppe
Wegtreten?Noch fühlen sich auf dem ausgedienten Militärgelände in Bamberg seltene Tier-arten wie der Dünensandlaufkäfer wohl.
Kreisgruppe Bamberg
Bauen für den Leerstand?Im September 2014 werden in Bamberg durch den Abzug der US-Armee große Flächen frei. Der BN hat bereits 2013 Vorschläge entwickelt, wie diese für Stadt und Natur sinnvoll genutzt werden könnten (s. N+U 3/2013). Doch der Stadtrat setzt auf ein neues Gewerbegebiet.
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 37
Anfang des Jahres hat der Bayerische Bauernverband (BBV)
eine landesweite Offensive zum Ausbau eines sogenannten Kernwegenetzes gestartet. Das Pilotprojekt dazu läuft im südlichen Landkreis Würzburg. Dort haben sich 14 Gemeinden zur »Allianz Fränkischer Süden« zusammengeschlossen. Obwohl diese laut Analyse der Flächen agentur BBV Landsiedlung bereits über ein dichtes, in weiten Abschnitten auch befestigtes Netz an landwirtschaftlichen Wegen verfügen, sollen dort für über 25 Millionen Euro 127 Kilometer Feldwege mit einer durchgängigen Fahrbahnbreite von dreieinhalb Metern – das entspricht der Breite von Bundesstraßen – sowie mit zahlreichen befestigten Ausweichstellen versehen werden. Für die »Highways« der Landwirtshaft würden fast 40 Hektar Boden versiegelt. Die damit verbundenen Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild
werden in dem über 70seitigen Konzept der BBV Landsiedlung mit keinem Wort erwähnt. Ebenso fehlen Aussagen zur gesetzlich verpflichtenden Eingriffsminimierung und zum naturschutzrechtlichen Ausgleich. Die Genehmigung der Eingriffe soll über sogenannte vereinfachte Flurbereinigungsverfahren erfolgen und damit ohne Anhörung der Naturschutzverbände.
Der BN hat sich deshalb mit einem Protestbrief an den zuständigen Referenten im bayerischen Landwirtschaftsministerium gewandt und eine verstärkte Beachtung der naturschutzrechtlichen
Vorgaben ebenso wie eine Abstimmung mit den Naturschutzbehörden, den Tourismusvereinigungen sowie mit den Naturschutz und Landschaftspflegeverbänden gefordert. Der Verlust wertvoller Saumstrukturen und naturnaher Vernetzungselemente (z. B. Grünwege) wird sich nach Ansicht des Verbandes äußerst negativ auf die ohnehin stark bedrohten Tier und Pflanzenarten der offenen Feldflur auswirken. Einer weiteren Entwertung unserer Kulturlandschaft als Lebens und Erholungsraum wird der BN nicht tatenlos zusehen!Helmut Schultheiß (ht)
Neuwahlen: Mit Dagmar Förster und Sabine Burtscher haben die Mitglieder der KG Aschaffenburg Mitte März eine neue Führungsspitze gewählt. Als Schriftführer stellte sich Hartmut HaasHieronymus zur Verfügung, während die anderen Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern einhellig bestätigt wurden.
Immenses Engagement: Klaus Isberner (Foto), Bildungsreferent der KG Würzburg, ist seit stattlichen 25 Jahren beim BN aktiv. Er war nicht nur Wegbereiter einer modernen Umweltbildung im Verband, durch sein Fachwissen und sein immenses Engagement wurde
das Ökohaus Würzburg zu einem Bildungszentrum mit überregionaler Ausstrahlung. Wo sonst gibt es ein 40seitiges Programm mit fast 200 Veranstaltungen, deren thematische Vielfalt alle Altersgruppen erreicht?
Ehrungen und Neuwahlen: Am 23. Mai wählte die BNKreisgruppe RhönGrabfeld Susanne Richter auf den neben Helmut Bär frei gewordenen Platz in die Doppelspitze der Vorstandschaft. Auch AnneRose Denzel, Helga Werner und KarlHeinz Claaßen stellten sich mit ihrer langen Erfahrung für dieses Gremium zur Verfügung. Außerdem erhielten bei der Jahreshauptversammlung drei besonders aktive Mitglieder die Goldene Nadel: Franziska Burmester, Hubert Kornbrust und Jürgen Warnke.
Erfolgreiche Mitgliederwerbung: Gezielte Werbung hat der KG Miltenberg mit 2387 Mitgliedern schon Ende 2013 einen Rekord beschert. Um den »Neuen« in zwangloser Atmosphäre den persönlichen Kontakt zur Vorstandschaft, aber auch ein Kennenlernen untereinander zu ermöglichen, wurden sie Ende Mai auf den Biobauernhof der Familie Frey eingeladen. Die Resonanz war ausgesprochen positiv. Zudem erklärten sich gleich mehrere Neumitglieder bereit, den BN bei künftigen Aktionen zu unterstützen. Ein voller Erfolg also, der auch anderen Kreisgruppen Mut machen sollte! N
ATU
RNO
TIZE
N A
US
UN
TERF
RAN
KEN
Foto
: Sch
ulth
eiß
Foto
: Kre
isgr
uppe
BauwahnLandwirtschaftli-che Grünwege sind wertvolle Biotop- und Vernetzungs-elemente. Wegen der immer größe-ren Fahrzeuge sollen sie nun zu breiten Straßen ausgebaut werden.Fo
to: N
owic
k/ag
rar-
pres
s
Kreisgruppe Würzburg
Keine »Highways« in der FeldflurWeil viele Landwirte mit immer schwererem Gerät unterwegs sind, sollen die Wirtschaftswege bayernweit massiv ausgebaut werden. Als Flurbereinigung tituliert, könnte dies genehmigt werden, ohne den Naturschutz zu beteiligen. Dagegen wehrt sich der BN.
38 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-14]
Herbstarbeiten im Forst
Naturnaher Waldbau
W ie sich eine naturnahe Waldbewirtschaftung in die Tat umsetzen lässt, können interessierte
Waldbesitzer in einem Wald im Allgäu besichtigen und erfahren. Das Naturerlebniszentrum Allgäu setzt die waldbauliche Weiterbildung mit Forstingenieur Ger
hard Rohrmoser mit zwei weiteren Angeboten fort. Wenn der Wald nach der sommerlichen Vegetationszeit zur Ruhe kommt, stehen forstliche Arbeiten an, die das entstandene »Waldkapital« sichern und langfristig erhalten sollen. Herbstzeit ist Pflanzzeit – auch im Wald. Was ist zu tun, damit der Wald gut über den Winter kommt? Wie lässt sich Schalenwildverbiss minimieren und was pflanzt man zur Stabilisierung des Bestandes? Die Fort
bildungstage finden in einem naturnah bewirtschafteten Bergmischwaldbetrieb statt. Im Revier werden Maßnahmen zum Aufbau und zur Pflege eines naturnahen Waldbestandes anschaulich erklärt und gemeinsam praktisch geübt.
Das Angebot richtet sich an Waldbesitzer und Waldfreunde, die naturnahes Wirtschaften im Wald kennenlernen und umsetzen wollen. Außer Informationen und praktischen Hinweisen erhalten alle Teilnehmer WeißtannenWildlinge oder einen Bund Tannenschmuckreisig. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.�Teil 1: Sa. 18. Oktober, 10 – 16 Uhr; Wie bekomme ich meinen Wald winterfest? Praktische Tipps und Tricks �Teil 2: Sa. 25. Oktober, 10 – 15 Uhr; Was ist mein Wald wert und wie wird er noch wertvoller? Anmeldung bis 15. bzw. 22. Oktober�Kontakt: BUND Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu (NEZ), Tel. 0 83 23-9 98 87 60, [email protected]
Erfolgreiche Projektwoche
Faszination der Moore Den Anstoß für eine erfolgreiche Projektwoche zum
Thema Moor gab die Wanderausstellung der Gebietsallianz Allgäuer Moore. Was die Grundschüler aus Oberreute auf die Beine stellten, hat allerdings die Initiatoren ebenso begeistert wie Isolde Miller von der Kreisgruppe Lindau. Nach Exkursionen in die moorige Umgebung war klar, dass es mit dem Baden in einem Moor nicht weit her ist, mit der Artenvielfalt dagegen sehr wohl.
So entstanden in der Projektwoche unter Anleitung des Lehrerkollegiums und der Gebietsbetreuerin Maria LoboWiest fantasievolle Moorbewohner aus Keramik und beeindruckende Moorbilder aus Moosen, Zweigen, Gräsern und Blättern. Unvergessliche Eindrücke hinterließen beim Schulfest die Theaterbeiträge aller Jahrgangsstufen, die sich ebenfalls mit dem Thema Moor beschäftigten. Da trat Moorbert ebenso auf wie ein ganzes Kollegium musikalischer Moortiere und pflanzen.
»Sehr positiv überrascht hat uns das große Engagement und Interesse aller Beteiligten«, berichtet Isolde Miller von der gelungenen Projektwoche – »ein vorbildliches Beispiel, ein Thema fächerübergreifend aufzubereiten und nachhaltig zu behandeln!« Die Moorwoche kann zur Nachahmung nur empfohlen werden. �Kontakt: Gebietsbetreuung Allgäuer Moore, BN-Kreisgruppe Lindau; Tel. 0 83 82-88 75 64, [email protected]
Das große Krabbeln Kaum liegt ein Stückchen Essen am Boden, schon sind sie da – die Ameisen. Meist tau-chen sie in großer Zahl auf und manchmal sind sie für uns Menschen ungebetene Besu-cher. Doch sie werden auch die Polizei des Waldes genannt. Wieso das? Und wie kommt es, dass sie so gut organisiert
sind? Antworten darauf be-kommen Kinder ab sechs Jah-ren beim Ameisennachmittag im Ökohaus Würzburg. �Termin: 12. September 2014, Anmeldung bis 10. 9. erforder-lich; Kontakt: BUND Natur-schutz – Ökohaus Würzburg, Luitpoldstr. 7a, 97082 Würz-burg, Tel. 09 31-4 39 72, [email protected], www.wuerz-burg.bund-naturschutz.de
Alles, was Recht istEin neues Gewerbegebiet soll kommen, die Ortsumgehung wird neu geplant, eine Kies-grube soll erschlossen werden? Welche Möglichkeiten Sie als
Kreisgruppe haben, sich an diesen und anderen Planungen zu beteiligen und worauf Sie aus Naturschutzsicht achten sollten, stellen Peter Rottner und Christine Margraf beim Fortbildungstag für Aktive am 17. Oktober in Nürnberg vor. �Informationen: www.bund-naturschutz.de/umweltbildung; Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41-2 97 20 42
Ausstellung »ArtenVielfalt«Die Biodiversität rund um den Ammersee haben 14 Künstler aus Europa fast ein Jahr lang erkundet und Ideen gesam-melt. Entstanden sind daraus
Installationen, die ab dem 20. September auf dem Gelände des Jugend- und Naturschutz-zentrums Wartaweil zu be-staunen sind. Das Gelände ist frei zugänglich, die Kunstwer-ke können jederzeit bei einem Streifzug »erlaufen« werden. Ergänzt wird der Dialog zwi-schen Kunst und Naturschutz durch Lesungen und Angebote für Kinder. �Informationen: www.bund-naturschutz.de/wartaweil; Kontakt: Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, 82211 Herrsching, Tel. 0 81 52- 96 77 08, wartaweil@bund- naturschutz.de
NAT
UR
& R
ECH
T
Foto
: Tho
mas
Ste
phan
Foto
: KG
Lin
dau
Foto
: Fot
olia
/Ant
rey
[3-14] Natur + Umwelt BN-Magazin 39
IMPR
ESSU
M
Ihre Ansprechpartnerbeim BNMitgliederservice(allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung)Tel. 09 412 97 2065mitglied@bundnaturschutz.de
SpendenbescheinigungenTel. 09 412 97 2066spendenservice@bundnaturschutz.de
Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitRedaktion Natur+UmweltReferentin: Luise FrankTel. 09 412 97 2022natur+umwelt@bundnaturschutz.de
Beratung zu Spenden, Anlassspenden und VermächtnissenClaudia Ciecior BordonaroTel. 09 412 97 2034Claudia.Ciecior@bundnaturschutz.de
Haus- und StraßensammlungEhrenamtlich aktiv werdenChristine Stefan IberlTel. 09 412 97 2011Christine.Stefan@bundnaturschutz.de
BN-BildungswerkReferentin: Ulli SacherLeyTel. 09 412 97 2042ulrike.sacherley@bundnaturschutz.de
BN-StiftungChristian HierneisTel. 09 412 97 2035Christian.Hierneis@bundnaturschutz.de
BN-Studienreisen, Tel. 09 11- 5 88 88 20, www.bund-reisen.deWatt und Meer erleben
Der Nationalpark »SchleswigHolsteinisches Wattenmeer« ist Teil eines weltweit einzig artigen Naturgebietes, das von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Weite Wattflächen, Sandbänke,
Priele, Salzwiesen, Dünen und Strände charakterisieren die einmalige Landschaft. Eine seltene Vielfalt von Tieren und Pflanzen hat sich an die wechselvollen Bedingungen angepasst. Zum Zeitpunkt der Reise ist der Vogelzug in vollem Gange und die Teilnehmer haben die Gelegenheit, dieses Naturschauspiel mitzuerleben. Deutschland, 20. – 27. September 2014
Wandern am Grünen Band im Nationalpark Harz Am »Grünen Band«, dem Biotopverbund am ehemaligen Eisernen Vorhang, entwickelten sich einzigartige Busch und Waldparadiese, Sümpfe und Moore zu einem Biotop von mehr als 1393 Kilometer Länge. Ob Fischotter, Luchs, Wildkatze, Seeadler, Eisvogel oder Schwarzstorch: Sie alle kann man am Grünen Band noch finden. Neben dem reinen Naturerlebnis bietet diese Reise ein Eintauchen in Harzer Kultur und deutsche Grenzgeschichten. Deutschland, 29. September – 4. Oktober 2014
Vorschau: WinterreisenRund um den Schweizer Nationalpark Auf Schneeschuhen entdecken die Teilnehmer die wilde Einsamkeit des Unterengadins im Winter. Sie suchen nach Tierspuren und beobachten Wildtiere aus sicherer Distanz in ihrem Winterquartier. Sie genießen die Ruhe und die wilde Natur der im Winter einsamen Täler. Dann geht es ins Val Müstair. Die Winterlandschaft in diesem Biosphärenreservat an der Grenze zum Schweizerischen Nationalpark zeichnet sich durch eine unverwechselbare Schönheit aus, die man im Pulverschnee entdecken kann. Schweiz, 3. – 10. Januar 2015
Winterwandern in Südtirol Das Ultental ist ein noch ursprünglich gebliebenes Tal mit vielen alten Höfen, unberührter Natur und einer fantastischen Bergwelt. Das Tal liegt auf 1200 bis 1500 m Höhe und ist umgeben von hoch aufragenden Bergen. Auf Schneeschuh und Winterwanderungen erkunden die Teilnehmer das Tal, die Hochebenen und die Berge. Sie unternehmen eine Wanderung bei Mondschein sowie eine Gipfeltour und sind mit einem Förster im Nationalpark unterwegs. Italien, 14. – 21. März 2015
Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.deRedaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer)Titelgestaltung: Gorbach GmbH Titelfoto: Thomas StephanRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitäts-druckerei Gießen
Verlag und Anzeigen: BN Service GmbH, Eckert- str. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected] naturschutz.de
Druckauflage 2-2014: 123.152Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag ent halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807
BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE
Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unver-langt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling - papier gedruckt.
Foto
: Ada
m S
chna
bler
Foto
: Son
ja H
eidt
man
n
Wert, durch einen Nationalpark geschützt zu werden:
Mit Ihrer Hilfe wollen wir bei Anwohnern und Politi-kern für die Nationalpark-Idee werben. Wir wollen ...
alte Buchen erfassen und vor dem Fällen schützen
Gutachten erstellen lassen, um Lokal- und Landespolitiker von der Idee zu überzeugen!
Anwohner und heimische Wirtschaft detailliert informieren und für die Nationalparkplänegewinnen!
UNSER ZIEL: DER STEIGERWALD
SOLL NATIONALPARK WERDEN!
BAYERNSEINMALIGESWALDNATURERBESICHERN!
BUND Naturschutz in Bayern e.V. Landesgeschäftsstelle Dr.-Johann-Maier-Str. 4 93049 Regensburg [email protected]
Helfen Sie mit Ihrer
Spende, dass der Steigerwald
zum Nationalpark wird und
dieses einmalige Juwel mit
seinen Wäldern, Tieren und
Pflanzen geschützt wird!
Spendenkonto: BUND Naturschutz
IBAN: DE69 7002 0500 9300 0016 30
BIC: BFSWDE33MUE
�
�
�
www.bund-naturschutz.de
Heimat für seltene und fastausgestorbene Tiere
Tausende Altbuchen, öko-logisch besonders wertvoll!
Refugium für seltene Pilzeund Pflanzen
BN AnzeigeOK:Layout 1 17.02.14 12:42 Seite 1