neuheiten wenn sich die kunden aus versehen · stéphanie marin hat etwas von dieser leichtigkeit...

1
Tages-Anzeiger – Montag, 30. November 2009 33 Kultur & Gesellschaft Wenn sich die Kunden aus Versehen auf einen Nuggi setzen So wohnen Wohnprofis: Bei der Zürcher Architektin Vera Gloor fliessen Arbeit und Wohnen ineinander. Zum kreativen Miteinander am Zürichberg gehören der Ehemann, vier Kinder, Hunde und Katzen. braunen Wandbespannungen und dunklen Vorhänge verschwanden, jede Zimmerdecke erhielt eine andere Farbe, das Holzwerk wurde in verschie- denen Farbtönen gestrichen und die Wandbespannungen durch einen mo- dern gemusterten Stoff ersetzt. Ansons- ten frischte sie vieles nur auf. So finden sich in den Badezimmern in den beiden oberen Geschossen, wo jedes Kind und das Elternpaar ein Zimmer bewohnen, noch die alten Waschbecken und Arma- turen aus den Dreissigerjahren. Die Zeiten, als das Büro das Erdge- schoss belegte, sind unterdessen aber vorbei. Vor fünf Jahren erweiterte Vera Gloor die Villa um einen modernen An- bau und zügelte die Büroarbeitsplätze dorthin und in den Keller. Geblieben ist die enge Beziehung zu ihren Mitarbei- tern: «Jeder Auftrag ist ein Gemein- schaftswerk, das im Team entsteht.» Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiter immer noch gemeinsam mit der Familie am Mittagstisch sitzen, wenn sie Lust dazu haben. Eine Nähe von Arbeits- und Familienleben, die Vera Gloor nach wie vor schätzt. «Ich bin mir aber bewusst, dass ich dadurch extrem privilegiert bin», sagt sie. Bei jedem Projekt dazulernen Beruflich engagiert sich die Architektin vor allem in den Kreisen 4 und 5, wo sie auch eine kleine Filiale gegründet hat. Im Auftrag von Kunden sucht sie dort nach passenden Häusern, entwickelt in enger Zusammenarbeit mit der Bau- herrschaft und ihrem Büroteam Umnut- zungskonzepte und betreut deren Um- setzung bis hin zur Verwaltung. «So bin ich nahe an den Menschen, die in den Häusern wohnen», sagt Vera Gloor. Im Vordergrund steht für sie bei diesen Umnutzungsprojekten das Quartier: «Ich möchte die dortigen Qualitäten er- halten und suche deshalb nach sinnvol- len Konzepten, die auch die Bedürf- nisse der Leute respektieren.» Dazu ge- hört etwa, dass die Wohnungen nicht einfach oberflächlich und luxuriös re- noviert werden: «Die Strukturen müs- sen so gemacht sein, dass sie über Jahr- zehnte Bestand haben.» Deshalb ist es das Ziel von Vera Gloor, für die künftigen Bewohner, die sie ja beim Projektstart oft noch nicht kennt, ein Wohnumfeld zu schaffen, das mög- lichst viele anspricht und ihnen Entfal- tungsmöglichkeiten bietet. Eine Art Su- che nach dem perfekten Wohnungs- grundriss, dem sie mit jedem Haus etwas näher kommt. «Ich lerne bei jedem Pro- jekt wieder dazu», sagt Vera Gloor. Ein Haus, das vieles mitmacht Ein Beweis dafür, dass die richtige Struktur flexibel auf die unterschied- lichsten Bedürfnisse reagieren kann, ist für Gloor das eigene Haus: 1914 als Som- merhaus für eine Familie aus der Stadt gebaut, wurde es in den Zwanzigerjah- ren zum Ganzjahreswohnsitz für eine weitere Familie und bietet seit 1998 Raum für die Familie Gloor samt Archi- tekturbüro – und das alles, ohne dass grössere Eingriffe in die bestehende Grundrissstruktur nötig waren. Und selbst für das Hobby der Architektin und ihres Mannes bietet das Grund- stück Platz, obwohl die ersten Besitzer 1914 sicher noch nicht daran gedacht hatten: Unterhalb des grossen Gartens, der heute mit Baumhütte, Piratenschiff und Eisenbahn ein Spielparadies für die Kinder ist, stehen fünf Oldtimer aus den Siebzigerjahren in einer neu gebauten Garage. Von Reto Westermann Von aussen sieht das Haus am Zürich- berg riesig aus – eine klassische Villa mit grossem Garten und Aussicht über die Stadt. Ein Spaziergänger würde vermu- ten, dass darin ein wohlhabendes, kin- derloses Doppelverdienerpaar wohnt. Doch der Eindruck täuscht: Das Haus ist im Innern überraschend schmal, nur wenige Schritte von der Eingangstür entfernt steht man bereits an den nach Süden gerichteten Fenstern des Wohn- und Bürobereichs im Erdgeschoss. Bewohnt werden die Räume von der Architektin Vera Gloor, ihrem Mann Christof, vier Kindern zwischen 9 und 14 Jahren, zwei Hunden und wechsel- weise drei bis fünf Katzen. Dass hier eine Grossfamilie lebt, ist schon im Erd- geschoss unübersehbar: Neben der Ein- gangstür stapeln sich Schuhe und Ja- cken, am Sofa (Ernst Ambühler, 1959) im Wohnbereich lehnt eine elektrische Gitarre, und am riesigen Esstisch stehen die Designerstühle von Castelli ein- trächtig neben Tripp-Trapp-Kinder- stühlen. Auf den Regalen und Fenster- brettern liegen Kinderbücher, Mal- sachen, Schulhefte und Stofftiere. Angestellte mit am Tisch Der riesige ovale Tisch mit der schwarz gefärbten Vollkernplatte und dem mit Kuhfell überzogenen Fuss ist eine Ei- genkreation der Architektin. Vera Gloors beste Freundin, die öfters zu Be- such ist, hat fünf Kinder – also brauchte es einen Tisch, an dem neun Kinder und vier Erwachsene Platz finden. «Und so etwas gibt es im Handel schlicht nicht», sagt sie. Überhaupt ist der Tisch im Ess- zimmer gleich neben der Küche das zentrale Element im gloorschen Gross- haushalt: Als Vera Gloor 1998 mit ihrem Mann und zwei Kindern einzog, erhielt ihr junges Architekturbüro plötzlich mehrere Aufträge. Schnell mussten Mit- arbeiter angestellt und Platz geschaffen werden. Und so mutierte das Erdge- schoss der Villa zu einem Mix zwischen Wohnzimmer, Essbereich, Büro, Spiel- und Sitzungszimmer. Die Sitzungen fan- den am Esstisch statt, wo die Mitarbei- ter zusammen mit der Familie auch zu Mittag assen. «Manch ein Kunde ist bei einer Besprechung zuerst mal auf einen Nuggi gesessen», erinnert sich Vera Gloor. Dass sie und ihre Familie einst am Zü- richberg wohnen würden, hätte sich die Architektin nicht träumen lassen. Sie hatten zusammen mit befreundeten Fa- milien ein zentral gelegenes Mehrfamili- enhaus gesucht, aber nicht gefunden. In der gleichen Zeit stiessen sie auf das In- serat für die Villa an der Krönlein- strasse. Die Besitzerin fand Gefallen an der jungen Familie und war bereit, das Haus zu einem zahlbaren Preis zu ver- kaufen. Eine unvorhersehbare Wen- dung, die zum Leben der Architektin passt: «Ich lasse alles auf mich zukom- men und plane nicht weit in die Zu- kunft.» Nach dem Einzug in die Villa reno- vierte Vera Gloor die Räume sanft. Die «Ich bin mir bewusst, dass ich extrem privilegiert bin», sagt Vera Gloor. Foto: Rita Palanikumar (13 Photo) Neuheiten Für den Garten: Neue Villa für Meise und Spatz Bisher verköstig- ten sich Meisen, Amseln und Spat- zen mehrheitlich in unspektakulä- ren Häuschen. Doch jetzt legen Designer Hand an die herkömmliche Versorgungssta- tion. Ein besonders luxuriöses Vogel- haus im handgefertigten Fachwerkstil kommt von der Firma Garpa. Eine Va- riante ist reetgedeckt wie alte Häuser an der Nordseeküste, die andere ist mit kleinen Schindeln versehen. Die Boden- platte lässt sich wie eine Schublade he- rausziehen, was Nachschub und Haus- putz erleichtert. Die Zierde des Giebels sind zwei gekreuzte Pferdeköpfe. (uh) www.garpa.ch Zum Wärmen: Schal kommt auf Bestellung Früher liess Oma auf Bitten und Betteln die Stricknadeln klappern – heute tun es Schwei- zer Hobbystrickerin- nen auf Bestellung per Mausklick. Die beiden Jungunternehmerin- nen Katharina Zimmer- mann und Ursula Schaumlechner grün- deten kurzerhand die Greenbug GmbH, eine Ladenlücke im Netz, die sie nun mit schönen, handgestrick- ten Wollschals stopfen. 63 Modelle ha- ben die beiden im Angebot – mit klin- genden Namen wie «Foxy Walking in the Forest», «Emma Loves Cake» oder «Froufrou at the Casino». Jetzt, vor Weihnachten, gibts spezielle Schals mit Glanz und Glitter für die Festtage. (uh) www.greenbug.ch Stimmungslicht: Kerzenhalter für guten Zweck Das Jungunternehmen Fidea Design, das seine Produkte von der Be- hindertenwerkstätte Züriwerk produzieren lässt, lanciert diesen Winter den Kerzenstän- der MonoLux2. Bereits der erste magnetische Halter war ein Erfolg, was die Firma ermutigt hat, die Kollek- tion zu erweitern. Wem das Teil aus Edelstahl zu puristisch ist, hängt ein- fach Weihnachtskugeln oder andere De- korationen an den Kerzenhalter, mit- hilfe eines kleinen Hakens können sie leicht befestigt werden und sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Alle Produkte von Fidea werden von der sozialen Stiftung Züriwerk verarbeitet und verpackt. Die Stiftung fördert Men- schen mit Behinderung. 2008 wurde Fidea von der Luzernerin Franziska Bründler gegründet. (uh) www.fideadesign.com Aus kalt wird warm: Steine zum Kuscheln Dinge, denen man ihren Zweck nicht auf Anhieb ansieht, haben einen beson- deren Reiz. Wenn sie zudem mehr als nur eine Funktion erfüllen, dann kommt noch ein spielerisches Element dazu, das den Alltag ein bisschen leich- ter macht. Die französische Designerin Stéphanie Marin hat etwas von dieser Leichtigkeit und Heiterkeit in ihre Li- ving Stones gesteckt. Vielleicht, weil sie an der französischen Riviera aufge- wachsen ist. Ihre «Steinkissen» sind aus Wollfilz – die kleinsten sind so gross wie ein Blatt Papier, die grössten fast so gross wie ein Bett. Im Kinderzimmer sind sie Sparringpartner, im Wohnzim- mer wirken sie fast asiatisch. Der Bezug ist aus 100 Prozent Schurwolle, das Füll- material aus einer antiallergischen Polysilikonfaser. Die Stones gibts in acht verschiedenen Farben. (uh) www.smarin.net www.dolcevita-shop.com Vera Gloor Architektin Vera Gloor (46) wuchs als Tochter einer Schwedin und eines Norddeutschen in Zolli- kerberg auf. Sie absolvierte die Matura und jobbte danach als Sekretärin und Mitarbei- terin am Theater Spektakel. Vom Theater- virus angesteckt, ging sie nach Göteborg und studierte dort Theaterproduktion. Doch ihr Interesse galt auch der Architektur, des- halb hängte sie noch ein Architekturstudium an der ETH an. Ende der Neunzigerjahre machte sie sich als Architektin selbstständig. Bekannt wurde Gloor vor allem mit dem Kauf und der Renovation vernachlässigter Liegenschaften im Kreis 4 und 5 sowie dem Neubau eines Wohnhauses an der Zürcher Neufrankengasse mit direktem Blick auf die Gleisanlagen. Vera Gloor ist mit dem Tierarzt Christof Gloor verheiratet und Mutter von vier Kindern. www.veragloor.ch Wenn Vera Gloor in den Kreisen 4 und 5 Häuser umbaut, stehen für sie nicht oberflächliche Luxusrenovationen im Vordergrund, sondern die Bedürfnisse der Quar- tierbewohner.

Upload: others

Post on 06-Sep-2019

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Tages-Anzeiger – Montag, 30. November 2009 33

Kultur & Gesellschaft

Wenn sich die Kunden aus Versehenauf einen Nuggi setzenSo wohnen Wohnprofis: Bei der Zürcher Architektin Vera Gloor fliessen Arbeit und Wohnen ineinander.

Zum kreativen Miteinander am Zürichberg gehören der Ehemann, vier Kinder, Hunde und Katzen.

braunen Wandbespannungen unddunklen Vorhänge verschwanden, jedeZimmerdecke erhielt eine andereFarbe, das Holzwerk wurde in verschie-denen Farbtönen gestrichen und dieWandbespannungen durch einen mo-dern gemusterten Stoff ersetzt. Ansons-ten frischte sie vieles nur auf. So findensich in den Badezimmern in den beidenoberen Geschossen, wo jedes Kind unddas Elternpaar ein Zimmer bewohnen,noch die alten Waschbecken und Arma-turen aus den Dreissigerjahren.

Die Zeiten, als das Büro das Erdge-schoss belegte, sind unterdessen abervorbei. Vor fünf Jahren erweiterte VeraGloor die Villa um einen modernen An-bau und zügelte die Büroarbeitsplätzedorthin und in den Keller. Geblieben istdie enge Beziehung zu ihren Mitarbei-tern: «Jeder Auftrag ist ein Gemein-schaftswerk, das im Team entsteht.»Dazu gehört auch, dass die Mitarbeiterimmer noch gemeinsam mit der Familieam Mittagstisch sitzen, wenn sie Lustdazu haben. Eine Nähe von Arbeits- undFamilienleben, die Vera Gloor nach wievor schätzt. «Ich bin mir aber bewusst,dass ich dadurch extrem privilegiertbin», sagt sie.

Bei jedem Projekt dazulernenBeruflich engagiert sich die Architektinvor allem in den Kreisen 4 und 5, wo sieauch eine kleine Filiale gegründet hat.Im Auftrag von Kunden sucht sie dortnach passenden Häusern, entwickelt inenger Zusammenarbeit mit der Bau-

herrschaft und ihrem Büroteam Umnut-zungskonzepte und betreut deren Um-setzung bis hin zur Verwaltung. «So binich nahe an den Menschen, die in denHäusern wohnen», sagt Vera Gloor. ImVordergrund steht für sie bei diesenUmnutzungsprojekten das Quartier:«Ich möchte die dortigen Qualitäten er-halten und suche deshalb nach sinnvol-len Konzepten, die auch die Bedürf-nisse der Leute respektieren.» Dazu ge-hört etwa, dass die Wohnungen nicht

einfach oberflächlich und luxuriös re-noviert werden: «Die Strukturen müs-sen so gemacht sein, dass sie über Jahr-zehnte Bestand haben.»

Deshalb ist es das Ziel von Vera Gloor,für die künftigen Bewohner, die sie jabeim Projektstart oft noch nicht kennt,ein Wohnumfeld zu schaffen, das mög-lichst viele anspricht und ihnen Entfal-tungsmöglichkeiten bietet. Eine Art Su-che nach dem perfekten Wohnungs-grundriss, dem sie mit jedem Haus etwasnäher kommt. «Ich lerne bei jedem Pro-jekt wieder dazu», sagt Vera Gloor.

Ein Haus, das vieles mitmachtEin Beweis dafür, dass die richtigeStruktur flexibel auf die unterschied-lichsten Bedürfnisse reagieren kann, istfür Gloor das eigene Haus: 1914 als Som-merhaus für eine Familie aus der Stadtgebaut, wurde es in den Zwanzigerjah-ren zum Ganzjahreswohnsitz für eineweitere Familie und bietet seit 1998Raum für die Familie Gloor samt Archi-tekturbüro – und das alles, ohne dassgrössere Eingriffe in die bestehendeGrundrissstruktur nötig waren. Undselbst für das Hobby der Architektinund ihres Mannes bietet das Grund-stück Platz, obwohl die ersten Besitzer1914 sicher noch nicht daran gedachthatten: Unterhalb des grossen Gartens,der heute mit Baumhütte, Piratenschiffund Eisenbahn ein Spielparadies für dieKinder ist, stehen fünf Oldtimer aus denSiebzigerjahren in einer neu gebautenGarage.

Von Reto Westermann

Von aussen sieht das Haus am Zürich-berg riesig aus – eine klassische Villa mitgrossem Garten und Aussicht über dieStadt. Ein Spaziergänger würde vermu-ten, dass darin ein wohlhabendes, kin-derloses Doppelverdienerpaar wohnt.Doch der Eindruck täuscht: Das Haus istim Innern überraschend schmal, nurwenige Schritte von der Eingangstürentfernt steht man bereits an den nachSüden gerichteten Fenstern des Wohn-und Bürobereichs im Erdgeschoss.

Bewohnt werden die Räume von derArchitektin Vera Gloor, ihrem MannChristof, vier Kindern zwischen 9 und14 Jahren, zwei Hunden und wechsel-weise drei bis fünf Katzen. Dass hiereine Grossfamilie lebt, ist schon im Erd-geschoss unübersehbar: Neben der Ein-gangstür stapeln sich Schuhe und Ja-cken, am Sofa (Ernst Ambühler, 1959)im Wohnbereich lehnt eine elektrischeGitarre, und am riesigen Esstisch stehendie Designerstühle von Castelli ein-trächtig neben Tripp-Trapp-Kinder-stühlen. Auf den Regalen und Fenster-brettern liegen Kinderbücher, Mal-sachen, Schulhefte und Stofftiere.

Angestellte mit am TischDer riesige ovale Tisch mit der schwarzgefärbten Vollkernplatte und dem mitKuhfell überzogenen Fuss ist eine Ei-genkreation der Architektin. VeraGloors beste Freundin, die öfters zu Be-such ist, hat fünf Kinder – also brauchtees einen Tisch, an dem neun Kinder undvier Erwachsene Platz finden. «Und soetwas gibt es im Handel schlicht nicht»,sagt sie. Überhaupt ist der Tisch im Ess-zimmer gleich neben der Küche daszentrale Element im gloorschen Gross-haushalt: Als Vera Gloor 1998 mit ihremMann und zwei Kindern einzog, erhieltihr junges Architekturbüro plötzlichmehrere Aufträge. Schnell mussten Mit-arbeiter angestellt und Platz geschaffenwerden. Und so mutierte das Erdge-schoss der Villa zu einem Mix zwischenWohnzimmer, Essbereich, Büro, Spiel-und Sitzungszimmer. Die Sitzungen fan-den am Esstisch statt, wo die Mitarbei-ter zusammen mit der Familie auch zuMittag assen. «Manch ein Kunde ist beieiner Besprechung zuerst mal auf einenNuggi gesessen», erinnert sich VeraGloor.

Dass sie und ihre Familie einst am Zü-richberg wohnen würden, hätte sich dieArchitektin nicht träumen lassen. Siehatten zusammen mit befreundeten Fa-milien ein zentral gelegenes Mehrfamili-enhaus gesucht, aber nicht gefunden. Inder gleichen Zeit stiessen sie auf das In-serat für die Villa an der Krönlein-strasse. Die Besitzerin fand Gefallen ander jungen Familie und war bereit, dasHaus zu einem zahlbaren Preis zu ver-kaufen. Eine unvorhersehbare Wen-dung, die zum Leben der Architektinpasst: «Ich lasse alles auf mich zukom-men und plane nicht weit in die Zu-kunft.»

Nach dem Einzug in die Villa reno-vierte Vera Gloor die Räume sanft. Die

«Ich bin mir bewusst, dass ich extrem privilegiert bin», sagt Vera Gloor. Foto: Rita Palanikumar (13 Photo)

Neuheiten

Für den Garten:Neue Villa für Meise und Spatz

Bisher verköstig-ten sich Meisen,Amseln und Spat-zen mehrheitlichin unspektakulä-ren Häuschen.Doch jetzt legenDesigner Hand andie herkömmlicheVersorgungssta-tion. Ein besonders luxuriöses Vogel-haus im handgefertigten Fachwerkstilkommt von der Firma Garpa. Eine Va-riante ist reetgedeckt wie alte Häuser ander Nordseeküste, die andere ist mitkleinen Schindeln versehen. Die Boden-platte lässt sich wie eine Schublade he-rausziehen, was Nachschub und Haus-putz erleichtert. Die Zierde des Giebelssind zwei gekreuzte Pferdeköpfe. (uh)www.garpa.ch

Zum Wärmen:Schal kommt auf Bestellung

Früher liess Oma aufBitten und Betteln dieStricknadeln klappern– heute tun es Schwei-zer Hobbystrickerin-nen auf Bestellung perMausklick. Die beidenJungunternehmerin-nen Katharina Zimmer-mann und UrsulaSchaumlechner grün-deten kurzerhand dieGreenbug GmbH, eineLadenlücke im Netz,die sie nun mit schönen, handgestrick-ten Wollschals stopfen. 63 Modelle ha-ben die beiden im Angebot – mit klin-genden Namen wie «Foxy Walking inthe Forest», «Emma Loves Cake» oder«Froufrou at the Casino». Jetzt, vorWeihnachten, gibts spezielle Schals mitGlanz und Glitter für die Festtage. (uh)www.greenbug.ch

Stimmungslicht:Kerzenhalter für guten Zweck

Das JungunternehmenFidea Design, das seineProdukte von der Be-hindertenwerkstätteZüriwerk produzierenlässt, lanciert diesenWinter den Kerzenstän-der MonoLux2. Bereitsder erste magnetischeHalter war ein Erfolg,was die Firma ermutigt hat, die Kollek-tion zu erweitern. Wem das Teil ausEdelstahl zu puristisch ist, hängt ein-fach Weihnachtskugeln oder andere De-korationen an den Kerzenhalter, mit-hilfe eines kleinen Hakens können sieleicht befestigt werden und sorgen füreine stimmungsvolle Atmosphäre. AlleProdukte von Fidea werden von dersozialen Stiftung Züriwerk verarbeitetund verpackt. Die Stiftung fördert Men-schen mit Behinderung. 2008 wurdeFidea von der Luzernerin FranziskaBründler gegründet. (uh)www.fideadesign.com

Aus kalt wird warm:Steine zum Kuscheln

Dinge, denen man ihren Zweck nichtauf Anhieb ansieht, haben einen beson-deren Reiz. Wenn sie zudem mehr alsnur eine Funktion erfüllen, dannkommt noch ein spielerisches Elementdazu, das den Alltag ein bisschen leich-ter macht. Die französische DesignerinStéphanie Marin hat etwas von dieserLeichtigkeit und Heiterkeit in ihre Li-ving Stones gesteckt. Vielleicht, weil siean der französischen Riviera aufge-wachsen ist. Ihre «Steinkissen» sind ausWollfilz – die kleinsten sind so gross wieein Blatt Papier, die grössten fast sogross wie ein Bett. Im Kinderzimmersind sie Sparringpartner, im Wohnzim-mer wirken sie fast asiatisch. Der Bezugist aus 100 Prozent Schurwolle, das Füll-material aus einer antiallergischenPolysilikonfaser. Die Stones gibts inacht verschiedenen Farben. (uh)www.smarin.netwww.dolcevita-shop.com

Vera Gloor

Architektin

Vera Gloor (46) wuchs als Tochter einerSchwedin und eines Norddeutschen in Zolli-kerberg auf. Sie absolvierte die Matura undjobbte danach als Sekretärin und Mitarbei-terin am Theater Spektakel. Vom Theater-virus angesteckt, ging sie nach Göteborgund studierte dort Theaterproduktion. Dochihr Interesse galt auch der Architektur, des-halb hängte sie noch ein Architekturstudiuman der ETH an. Ende der Neunzigerjahremachte sie sich als Architektin selbstständig.Bekannt wurde Gloor vor allem mit demKauf und der Renovation vernachlässigterLiegenschaften im Kreis 4 und 5 sowie demNeubau eines Wohnhauses an der ZürcherNeufrankengasse mit direktem Blick auf dieGleisanlagen. Vera Gloor ist mit dem TierarztChristof Gloor verheiratet und Mutter vonvier Kindern.

www.veragloor.ch

Wenn Vera Gloor in denKreisen 4 und 5 Häuserumbaut, stehen für sienicht oberflächlicheLuxusrenovationen imVordergrund, sonderndie Bedürfnisse der Quar-tierbewohner.